Lyman Frank Baum – Der Zauberer von Oz

Over the Rainbow: Flott inszeniertes Hörspiel nach dem Film

Ein Wirbelsturm hat die kleine Dorothy und ihren Hund Toto weit von zu Hause fortgeweht. Nun machen sie sich auf den Weg zum Zauberer von Oz, damit er ihnen hilft, wieder nach Kansas zu kommen. Die Vogelscheuche, der Blechmann und der ängstliche Löwe werden zu ihren Gefährten, denn auch sie erhoffen sich vom Zauberer, was sie sich jeweils am meisten wünschen: Verstand, ein Herz und Mut. (Verlagsinfo)

Zu empfehlen ab 6 Jahren.

Der Autor

Lyman Frank Baum wurde 1856 in Chittenango/New York geboren. Er arbeitete als Journalist, am Theater und versuchte sich auf verschiedenen Gebieten selbständig zu machen – u. a. gründete er eine Zeitung –, allerdings ohne Erfolg. Sein 1900 erschienenes drittes Kinderbuch „Der Zauberer von Oz“ machte ihn dagegen über Nacht berühmt. Es kam bereits zwei Jahre später als Musical heraus und wurde 1939 mit Judy Garland in der Hauptrolle erfolgreich verfilmt. L. Frank Baum ließ dem ersten Band mehrere Fortsetzungen folgen und gilt als der Erfinder des amerikanischen Märchens. Er starb 1919 in Hollywood. (Oetinger-Verlag)

Die Sprecher/Die Inszenierung

Die Sprecher und ihre Rollen:

Christian Wolff_ Erzähler
Julia Stoepel: Dorothy
Jens Wawrczeck: Vogelscheuche
Wilfried Herbst: Blechmann
Uli Krohm: Löwe
Kai Taschner: Zauberer
Ingrid van Bergen: Westhexe
Monika John: Nordhexe
Anja Kruse: Glinda
Matthias Keller: Diener
Doris Gallart: Tante Em
Reinhard Glemnitz: Onkel Henry
Patrick Wolff: Affe
Daniela Reidies/Dirk Petrick/Marc Gruppe: Munchkins
Torriani Malente als Toto, der Hund

Marc Gruppe schrieb wie stets das Buch und gemeinsam mit Stephan Bosenius setzte er es um. Die Aufnahme fand bei Titania-Medien-Studio, Fluxx Tonstudio und in den Planet Earth Studios statt. Die detailreiche Illustration stammt von Firuz Askin.

Handlung

In Kansas schreibt man das Jahr 1899, und Dorothy lebt nicht bei ihren Eltern, sondern auf der Farm von Onkel Henry und Tante Em. Sie beschwert sich, dass hier alles grau sei, wo doch alles in Farben getaucht sein könnte. Da platzt Onkel Henry in die Küche und fordert alle auf, sofort in den Schutzkeller zu eilen, den ein Sturm sei im Anzug. Doch bevor sich auch Dorothy in Sicherheit bringen kann, muss sie erst ihren geliebten Hund Toto suchen. Als der Tornado zuschlägt, hebt er sie zusammen mit dem Haus in die Höhe. Erst nach einer Weile setzt er das Haus hart wieder ab – an einem sehr seltsamen Ort.

Die Ankunft

„Dies ist nicht Kansas, Toto“, ahnt Dorothy, denn ringsum ist die Landschaft voller bunter Blumen und grüner Bäume. Eine alte Dame in einem strahlend weißen Gewand und einem ebensolchen Spitzhut auf dem Kopf begrüßt das Mädchen. Sie stellt sich als Hexe des Nordens vor und bezeichnet die drei blauen Männer neben ihr als „Munchkins“. Auch sie tragen Spitzhüte, scheinen aber Angst vor dem Neuankömmling zu haben.

Die Nordhexe bedankt sich bei Dorothy für das Töten der bösen Osthexe, die die Munchkins unterdrückt habe – ihr Haus habe die Hexe erschlagen. Dorothys Portest, das sei nur ein Unfall gewesen, verhallt ungehört. Sie dachte bisher, alle Hexen seien böse, doch die Nordhexe klärt sie auf: Sie und die Südhexe, Glinda, seien die Guten, doch die Osthexe und die Hexe des Westens seien abgrundtief böse bzw. es gewesen. Die Westhexe haben sogar den Zauberer Oz verjagt, der jetzt in der Smaragdstadt residiert.

Als sich die tote Osthexe verwandelt, gibt die Nordhexe Dorothy deren rubinrote Schuhe – ohne ihr zu sagen, dass die Schuhe eine magische Eigenschaft haben. Dorothy will zurück nach Hause, doch rings um die vier Bezirke erstreckt sich nur Wüste, die sie nicht überqueren kann. Die Nordhexe befragt ihren Hut, der sich in einer Tafel verwandelt, auf der steht: „Dorothy soll in die Smaragdstadt zu Oz gehen.“ Die liegt genau in der Mitte des Reiches. Doch den Weg dorthin zu Fuß zu bewältigen, sei gefährlich. Als Schutz küsst die Nordhexe das Mädchen auf die Sirn. Oz werde ihr helfen können. Sprachs und verschwand.

Die Gefährten

Auf dem gelben Steinweg, dem sie folgen soll, trifft Dorothy, begleitet von ihrem Hund, eine Vogelscheuche. Der Strohmann möchte losgebunden werden. Da er nur Stroh im Kopf hat, wünscht er sich am sehnlichsten Verstand. Den könnte ihm vielleicht der Zauberer geben, meint Dorothy. Als nächstes treffen sie einen Holzfäller, der nach mehreren Operationen nur noch aus Blech besteht. Nachdem sie ihn ordentlich geölt haben, bekennt er, dass er sich am sehnlichsten ein Herz wünscht, denn nicht Verstand, sondern nur Liebe mache glücklich. Auch ihm hilft vielleicht der Zauberer Oz.

Als nächstes gelangen sie in einen Wald. Dort brüllt ein Löwe sie gar fürchterlich an und erschreckt den armen Toto. Deswegen schimpft Dorothy mit dem Löwen: „Du bist ein Feigling!“ Da beginnt der Löwe plötzlich zu weinen und zuzugeben, er sei tatsächlich ein Feigling. Was er sich am sehnlichsten, ist Courage. Die könne ihm vielleicht der Zauberer geben, meint Dorothy.

Der Zauberer

Der Törhüter der Smaragdstadt, die sie endlich erreichen, nötigt sie, grüne Brillen aufzusetzen, bevor sie die Stadt betreten: als Schutz vor dem Glanz der Smaragde, sagt er. Deshalb ist alles, was sie sehen, in tiefes Grün getaucht. Als sie zum Palast gelangen, werden sie zunächst abgewiesen, aber die Berufung auf die Nordhexe ändert alles. Seltsam, dass keiner weiß, wie der Zauberer aussieht und dass jeder Besucher nur einzeln vorgelassen wird.

Dorothy erblickt einen riesigen Kopf, der sie dröhnend nach ihren Hexenschuhen und dem Hexenkuss fragt. Sie nennt ihr Begehr: Sie will zurück nach Kansas. Warum er das für sie tun solle? Weil er stark und mächtig sei. Er aber tue etwas nie ohne eine Gegenleistung, behauptet er und verlangt, sie solle die böse Westhexe töten. Dorothy protestiert, sie sei doch keine Mörderin und der Tod der Nordhexe sei nur ein Unfall gewesen.

Die Vogelscheuche erblickt eine nette Dame, die er um Verstand bittet; der Blechmann bittet eine große Bestie um Verstand, und der Löwe bittet einen Feuerball um Courage. Die Gegenforderung lautet immer gleich: Sie sollen die Westhexe töten und einen Beweis für deren Tod liefern. Dann werde Oz sehen, was er für sie tun könne.

Die Westhexe

Die fünf Gefährten – man sollte den Hund mitzählen – sehen keinen anderen Ausweg als zu tun, was der Zauberer von ihnen verlangt hat. Nachdem sie am Tor ihre grünen Brillen zurückgegeben haben, wagen sie sich hinaus in die Wildnis des umkämpften Reiches. Die Auskunft des Torhüters ist nicht gerade beruhigend: Sobald sie sich dem Westreich nähern, werde die Westhexe sie schon entdecken. Das würden dann schon mitkriegen.

Die Westhexe ist abgrundtief böse und will überhaupt keine Besucher in ihrem Bezirk. Sie setzt sich ihren magischen Goldhelm auf und ruft die geflügelten Affen herbei. Sie schulden ihr noch einen letzten Gefallen. Sie sollen die fünf Eindringlinge schnappen und ihr besonders die roten Schuhe bringen, die das Mädchen ihrer Schwester, der Osthexe, gestohlen habe. Und den Löwen will sie zu ihrem Pferdchen machen.

Schon bald versetzt ein seltsames Flügelrauschen die Gefährten in Angst und Schrecken …

Mein Eindruck

Obwohl Oz irgendwo in US-Amerika liegt, so weist es doch alle Eigenschaften eines „Polders“ auf: Es ist unzugänglich, will man es per Land erreichen; es unterscheidet sich in vielerlei Hinsicht von der uns bekannten Außenwelt; und es verfügt über Magie. Das erste Problem, das Dorothy zu bewältigen hat, ist der Weg dorthin: ein Tornado. Dort ist sie allerdings eine Ausländerin, buchstäblich ein „Alien“. Folglich ist es ihr dringendstes Anliegen, Freundschaft und Unterstützung zu finden.

Bei diesem Unterfangen lernt Dorothy in einem langen Lernprozess nicht nur drei wichtige Gefährten kennen und lieben, sondern auch die unterschiedlichen Eigenschaften des Landes, das nach Oz benannt ist, dem Zauberer. (In Wahrheit herrscht aber Prinzessin Ozma, nur dass sie hier im ersten Buch keine Erwähnung findet.)

Das Land ist in die vier Himmelsrichtungen eingeteilt und farbkodiert, so dass man sich die Viertel leicht merken kann:

1) Purpurn ist das nördliche, bewaldete Land der Gillikins;
2) das östliche, mittelalterliche Munchkinland ist blau;
3) das westliche, windumtoste Land der Winkies ist gelb;
4) das südliche Land der exzentrischen Quadlinge ist rot.

Es gibt noch weitere Enklaven, so etwa das völlig weiße Porzellandland, das Dorothy und ihre Gefährten auf Zehenspitzen durchqueren – zumindest im Buch und in vollständigen Lesefassungen. Es gibt viele weitere Zonen wie etwa Alte Wälder und natürlich in der Mitte von allen Bezirken die Smaragdstadt. Im Roman „Wicked“ von McGuire (Klett-Cotta 2008) findet man eine detaillierte Landkarte.

Warum ausgerechnet Norden und Süden „gut“ sein sollen, Westen und Osten aber „böse“, ist wohl der Phantasie des Autors zu schulden. Daraus folgt aber nicht nur eine moralische Aufteilung des Landes (= des Herzens, Bewusstseins, der Identität), sondern auch ein ständiger Kampf um die Vorherrschaft über Oz. Dass Dorothys harte Landung eine der vier Herrscherinnen tötet, bringt das ganze Gleichgewicht durcheinander. Der kindliche Beobachter der Gesamtsituation stellt sich sofort die spannende Frage: Wer wird obsiegen – Gut oder Böse?

Hier kommen die fünf Gefährten ins Spiel sowie der Zauberer. Das Ziel der drei Gefährten, die Toto und Dorothy begleiten, ist die Vollendung des eigenen Charakters. Obwohl sie die gewünschte Eigenschaft längst aufweisen, verlangt es sie nach a) Herz, b) Verstand und c) Courage. Auf ihren Abenteuern wird dem jungen Leser mehr als deutlich, dass die drei Gefährten diese Desiderata mehr als genug bereits besitzen, sie wollen es nur nicht wahrhaben.

Statt auf sich selbst zu vertrauen, wenden sie sich erneut an den Zauberer. Dieser ist eine Metapher für die Regierung, die alles richten und einrenken soll. Leider stellt sich Oz als ein „guter Mensch, aber schlechter Zauberer“ heraus. Wie sich zeigt, verfällt er jedoch auf Mittel und Wege, wie er die drei vermeintlichen Defizite – Herz, Verstand, Courage – dennoch herbeizaubern kann: Der Glaube erledigt den Rest. So glaubt beispielsweise der Löwe, durch den Tapferkeitsorden sei nun belegt, dass er mutig sei, wie es sich für den König der Tiere gebührt. Dass auch das nur eine weitere Illusion ist, erkennt nur der Leser.

Die Botschaft dieses ersten amerikanischen Märchens von allgemeiner Verbreitung ist also sehr amerikanisch, denn sie beruht auf dem Frontier-Mythos: Nur wenn du genügend auf dich selbst vertraust, wirst du die nötigen Eigenschaften – Herz, Verstand, Mut – in dir selbst angelegt finden und sie verwirklichen können. Dann wirst du die Frontier (Grenzland in jeder Dimension) erobern, behalten und verteidigen können. Dieses Dogma, vielfach begründet und ausgebaut – gilt bis heute. Es ist der American Dream. Eine der Grundvoraussetzungen für dessen Verwirklichung ist natürlich Freiheit.

Kein Wunder also, dass der Autor Oz später mit utopischem Gedankengut (Idealen) verknüpft hat, um den Traum in bekanntere Bahnen zu lenken. Und kein Wunder, dass eine ganze Reihe von AutorInnen begannen, mittlerweile über 40 Romane im Lande Oz anzusiedeln.

Dass die Briten davon nicht erbaut waren, zeigt sich in ihrer Kritik an Oz, zu besichtigen in dem John-Boorman-Film „Zardoz“ aus dem Jahr 1974. „Zardoz“ ist selbst eine Kontraktion aus den Bruchstücken „-zard“ und „Oz“: Der American Dream ist in eine totalitäre Tyrannei erstarrt. Sean Connery, der den Helden verkörpert, hat eine Reihe von Erlebnissen und Prüfungen zu durchlaufen, bis er es mit „Zardoz“ aufnehmen kann, um die Tyrannei zu beenden.

Die Sprecher/Die Inszenierung

Die Sprecher

Julia Stoepel spricht die Hauptrolle, also Dorothy. Sie tut dies mit einer solch kindlichen Naivität, dass man ihr die Unschuld vom Lande wirklich abnimmt. Und das macht auch klar, dass dieses Hörspiel nichts mehr für Jugendliche ist, sondern etwas für Kinder ab sechs Jahren. Nicht jünger, denn immerhin werden hier einige Hexen abgemurkst. (Und im Buch geht es noch brutaler zu.)

Ihre drei Gefährten sind die Vogelscheuche, gesprochen von Veteran Jens Wawrczeck, einem der drei Fragezeichen; den Blechmann spricht Wilfried Herbst, und den ängstlichen Löwen stellt Uli Krohm dar. Die Vogelscheuche, die Verstand sucht, klingt zuweilen absichtlich unterbelichtet. Der Blechmann jammert, er wünsche sich ein Herz, und das muss er natürlich wirklich anrührend sagen. Dass der Löwe ängstlich ist, nehmen wir ihm auch nicht ohne weiteres ab. Denn er zuweilen brüllt er doch stilecht und rollengerecht.

Der wichtigste Gefährte für Dorothy ist hingegen Toto, der Hund. Dieser ist ständig zu hören, egal ob es dem Hörer gefällt oder nicht. Torriani Malente ist der Star für diese Rolle, ein trainierter Profi. Er kläfft und bellt nicht, also nervt er auch nicht. Vielmehr versteht er sich auf eine Vielzahl anderer Artikulationen, als da wären Wimmern, Winseln, Klagen, Jaulen und dergleichen.

Das ist ja alles schön gut, aber wir brauchen auch ein paar Schurken im Stück, denn sie sorgen für Spannung, Aufregung, Action. Die wichtigste Schurkin ist die Westhexe, wunderbar gehässig gesprochen von Ingrid van Bergen, und wenn sie ihren magischen Goldhelm aufsetzt, wissen wir, dass gleich eine Schandtat nach der anderen fällig ist: einen Löwen zum Pferd machen – und einen Affen zum Adler, beispielsweise. Die Affen kreischen denn auch sehr äffisch.

Der Zauberer ist ja eigentlich die Titelfigur, aber so wichtig ist er gar nicht, ganz besonders nicht nach seinem Coming-out als kleines Männchen. Vorher sorgt er aber für mächtigen Budenzauber, als mächtiger Magier, als grausamer Drache und dergleichen. Da fährt die Tonregie ordentlich Hall und Bässe auf, damit die Bude wackelt.

Geräusche

Typische Geräusche charakterisieren jede Figur. So raschelt der Strohmann, da knackt die Ölkanne des Blechkumpels und seine Scharniere quietschen, dass sich einem die Zehennägel aufrollen. Auch die Türen im Palast des Zauberer knarren und knarzen schön vernehmlich, manchmal schlagen sie auch zu.

Sehr schön gestaltet ist auch der Tornado, der unsere Heldin und Toto über die Wüste nach Oz trägt. Der Sturmwind braust, alles klirrt , rauscht und klappert, bis schließlich die harte Landung mit einem mordsmäßigen Donnern und Krachen folgt, gefolgt von Totos vielsagendem Winseln – und einem idyllischen Vogelgezwitscher …

Musik

In einem Hörspiel, das sich an derart junge Zuhörer wendet, ist die richtige Musik von größter Bedeutung. Denn eine entsprechende Musik könnte die kleinen Lauscher auch gleich wieder in die Flucht schlagen, etwa „Also sprach Zarathustra“ von Richard Strauss oder Wagners „Walkürenritt“. Deshalb ist es sehr wichtig, dass eine idyllische und beruhigende Musikuntermalung die kleinen Hörer in Sicherheit wiegt – selbst wenn die Dialoge von Aufregung zeugen.

Ab und zu wird die Musik auch mal flotter, besonders um Anspannung zu signalisieren. Aber Drama ist eher nicht angesagt, denn es ist nicht Aufgabe der Musik, Hörer in einen Weinkrampf zu versetzen. Selten spielt die Musik auch mal eine Hauptrolle, etwa für ein Intermezzo – das gibt es nur in Lesungen, wo entsprechend viel zeit zur Verfügung steht. Stattdessen hat die Hintergrundmusik die Aufgabe, die Emotionen des Hörers zu steuern.

Musik, Geräusche und Stimmen wurde so fein aufeinander abgestimmt, dass sie zu einer Einheit verschmelzen. Dabei stehen die Dialoge natürlich immer im Vordergrund, damit der Hörer jede Silbe genau hören kann. An keiner Stelle wird der Dialog irgendwie verdeckt.

Das Booklet

… enthält im Innenteil lediglich Werbung für das Programm von Titania Medien, insbesondere für die Hörspielserie „Anne“ (auf Green Gables usw.). Auf der letzten Seite finden sich die Informationen, die ich oben aufgeführt habe, also über die Sprecher und die Macher. Die Titelillustration von Firuz Askin beruht auf der eingangs erwähnten Verfilmung von 1939: Dorothy trägt rote Schuhe statt der silbernen, die sie im Buch anhat.

Unterm Strich

Diese Hörspielfassung ist ganz auf Geschwindigkeit und straffe Haupthandlung getrimmt. All die Schnörkel, die sich das Buch und eine vollständige Lesung erlauben können, wurden hier weggeschnipselt. Das ist ein Vor- wie auch ein Nachteil. Diese Fassung ist entsprechend preisgünstig, weil sie auf nur eine CD passt: gerade mal sieben Euronen.

Das geht zu Lasten der Vollständigkeit, hat aber den Vorteil, dass man die komplette Handlung der Verfilmung von 1939 (s. o.) erhält. Sogar Details wie die Farbe von Dorothys Schuhe wurden der Filmfassung angepasst – siehe Cover. Im Buch sind Dorothys Schuhe silbern – sie gehörten ja einer Hexe.

Diese Fassung folgt nicht der inzwischen angestaubt wirkenden Übersetzung von Sybil Gräfin Schönfeldt aus dem Jahr 1964. Wer hier übersetzt hat, wird aber nicht angegeben. Die Sprache wirkt modern und frisch, ohne auf die Ebene der Umgangssprache herabzusinken.

Die Handlung läuft relativ schnell ab, aber es sind alle Höhepunkte enthalten. Es wird auch in dieser Fassung deutlich, dass der Kampf mit der Westhexe keineswegs das Finale darstellt, sondern nur einen Wendepunkt: die endgültige Prüfung für die Gefährten. Nun ist ihr Anspruch auf Erfüllung ihrer vier Wünsche etabliert, und der Zauberer muss auf sie hören. Die finale „Wunscherfüllung“ ist der eigentliche Höhepunkt der Handlung, bevor Dorothy wieder nach Hause zurückgekehrt.

Wer die ungekürzte Lesung oder das Buch bevorzugt, wird sicherlich fündig werden. Und diese Versionen lohnen die Mühe auch mit vielen weiteren Abenteuern, die die Gefährten zu bestehen und – gute wie schlechte – Bekanntschaften, die sie zu machen haben. Besonders in Erinnerung geblieben sind mir das Porzellanland und das Land der Winkies, die sich sehr um die Gefährten verdient machen.

Außerdem liefern die „Vollversionen“ alle nötigen Vorgeschichten, die im Hörspiel geschnitten wurden. Der Eindruck ist der einer viel runderen und plausibleren Welt namens Oz. Kein Wunder, dass es mindestens 39 Mal zu einer Rückkehr dorthin kam.

Das Hörspiel

Die professionelle Inszenierung, die filmreife Musik und bekannte Stimmen von Synchronsprechern und Theaterschauspielern einsetzt, bietet dem Hörer ein akustisches Kinoerlebnis, das man sich mehrmals anhören sollte, um auch die Feinheiten mitzubekommen.

Doch das Hörspiel lässt sich in erster Linie sehr jungen Zuhörern ab sechs Jahren empfehlen. Es ist leicht verständlich, wirkungsvoll inszeniert, und die Stimmen der Hollywoodstars vermitteln das richtige Kino-Feeling. Für Sammler ist die aufwendig produzierte SPECIAL-Reihe, deren Titel stets rechtzeitig zu Weihnachten erscheinen, inzwischen ein Leckerbissen.

Der Autor vergibt: (5/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (2 Stimmen, Durchschnitt: 4,00 von 5)

Audio-CD: 80 Min. Spieldauer
Originaltitel: The Wonderful Wizard of Oz (1900)

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