Maj Sjöwall & Per Wahlöö – Der Polizistenmörder (Martin Beck ermittelt 09)

Frauenmord im Wallander-Land

Eine Frau ist verschwunden. Zum Kreis der Verdächtigen zählt auch Folke Bengtsson, ein entlassener Sexualstraftäter. Die Polizei gräbt sein Grundstück komplett um, doch zur Enttäuschung der versammelten Reporter wird die dort vermutete Leiche nicht gefunden. Hat der Mann sie woanders verscharrt? Doch während Martin Beck immer mehr Zweifel an Bengtssons Schuld kommen, jagt die Presse schon einer neuen Sensation hinterher: Nach einer Schießerei zwischen Streifenpolizisten und zwei jugendlichen Dieben kann einer der beiden entkommen. Und nun fahnden Presse und Polizei im ganzen Land nach dem Polizistenmörder.

Dies ist der neunte Band der weltberühmten Serie um den schwedischen Kommissar Martin Beck. (Verlagsinfo)

Die Autoren

Maj Sjöwall und Per Wahlöö begründeten das heute so erfolgreiche Genre des Schwedenkrimis, als sie in den sechziger und siebziger Jahren ihren Kommissar Martin Beck in sozialen Problemzonen und in der hohen Politik ermitteln ließen. Alle diese Romane wurden erfolgreich verfilmt.

Per Wahlöö

Per Wahlöö, 1926 in Schweden geboren, machte nach dem Studium der Geschichte als Journalist Karriere. Seit 1946 arbeitete er als Polizeireporter. In den Fünfzigerjahren ging er nach Spanien, wurde 1956 vom Franco-Regime ausgewiesen und ließ sich nach längeren reisen, die ihn um die halbe Welt führten, in Schweden nieder und begann Bücher zu schreiben. Zusammen mit seiner Frau, Maj Sjöwall, schrieb er einen Zyklus von zehn Kriminalromanen, die zu Welterfolgen wurden. Er ist 1975 gestorben.

Maj Sjöwall

Maj Sjöwall, 1935 in Schweden geboren, gestorben 2005, studierte Journalistik und Grafik-Design. Sie und ihr späterer Ehemann Wahlöö lernten sich kennen, als sie gemeinsam für dieselben Magazine arbeiteten. Sie heirateten 1962 und arbeiteten an ihren Kriminalromanen, nachdem sie ihre beiden Kinder zu Bett gebracht hatten. Nach dem Tod ihres Mannes schrieb sie selbst keine Kriminalromane mehr, übersetzte jedoch Kriminalliteratur ins Schwedische.

Alle Kriminalromane sind in Taschenbuchformat im Rowohlt Verlag erhältlich. Wahlöö hat noch eine ganze Reihe weiterer Romane geschrieben, die zwischen Krimi und Thriller angesiedelt sind, so etwa „Mord im 31. Stock“ und „Libertad“.

Die Kommissar-Beck-Reihe

1965–1975 Roman om ett brott (dt. „Roman über ein Verbrechen“)

• Roseanna (1965, dt. „Die Tote im Götakanal“)
• Mannen som gick upp i rök (1966, dt. „Der Mann, der sich in Luft auflöste“)
• Mannen på balkongen (1967, dt. „Der Mann auf dem Balkon“)
• Den skrattande polisen (1968, dt. „Endstation für neun“ (BRD) und „Der lachende Polizist“ (DDR))
• Brandbilen som försvann (1969, dt. „Alarm in Sköldgatan“ bzw. „Alarm in der Sköldgatan“ (DDR))
• Polis, polis, potatismos! (1970, dt. „Und die Großen lässt man laufen“)
• Den vedervärdige mannen från Säffle (1971, dt. „Das Ekel aus Säffle“)
• Det slutna rummet (1972, dt. „Verschlossen und verriegelt“ (BRD) und „Der verschlossene Raum“ (DDR))
• Polismördaren (1974, dt. „Der Polizistenmörder“)
• Terroristerna (1975, dt. „Die Terroristen“)

Handlung

Kommissar Martin Beck, Leiter der Mordkommission der Rikspolis in Stockholm, bekommt im November 1973 die Aufgabe übertragen, das Schicksal einer verschwundene Frau im fernen Schonen aufzuklären. Dabei stößt er allerdings auf einige verdächtige Gestalten, die er aus alten Fällen von 1964 und 1965 kennt: Hier lebt der Journalist Gunnarsson (aus „Der Mann der sich in Luft auflöste“), der sich jetzt Boman nennt, und wichtiger noch: Folke Bengtsson, der Frauenmörder aus „Die Tote im Götakanal“, der möglicherweise, vielleicht aber auch nicht eine amerikanische Touristin namens Roseanna McGraw getötet hat. jedenfalls wurde er trotz des eklatanten Mangels an Beweisen von einem Richter zu neun Jahren Haft verurteilt. Nun lebt er hier in Anderlöv nahe Trelleborg, in einem Häuschen zwischen Wäldern, Feldern und Küste.

Keine 200 Meter von ihm entfernt lebte die vermisste Frau Sigbrit Mård, die geschiedene Frau des ehemaligen Handelskapitäns Bertil Mård. Zunächst sucht Beck mithilfe des humorvollen, aber ledigen Dorfpolizisten Herrgott Nöjd nur Kontakte, aber ein Abstecher nach Malmö zu Kommissar Mansson – ebenfalls ein alter Bekannter – bringt nur wenig.

Hyänen

Doch das Auftauchen eines derart ranghohen Polizisten ruft sofort die Sensationspresse auf den Plan, und deren Schnüffeln und Belagerung wird gleich nach dem ersten Kontakt mit Kapitän Bertil Mård zu einem Problem. Zusammengeschusterte Mordtheorien versetzen die lokale Dorfbevölkerung in Aufruhr. Mädchenfotos von Sigbrit, als sie mal mit der Fähre nach Saßnitz auf Rügen gefahren war, tauchen auf Titelseiten auf.

Die Frage, ob Sigbrit das nächste Opfer des verurteilten Frauenmörders Folke Bengtsson geworden ist, treibt nicht nur die Reporter um, sondern auch Martin Beck. Sobald er seinen fähigsten Kollegen, Lennart Kollberg, begrüßt hat, der mit dem Auto über die Dörfer gefahren ist, macht er sich auf den Weg, um Bengtsson zu vernehmen. Nöjd gelingt es mit einem Trick, die Pressemeute von Bengtssons Haus fernzuhalten. Bengtsson verhält sich genau wie damals und lässt sich nicht festnageln – zu viele „Ich weiß nicht“. Nur, dass er Frauen nicht mag. Das reicht Becks Vorgesetzten bereits, um den Mann festnehmen zu lassen. Das Umgraben von Bengtssons Grundstück bringt nichts.

Funde

Erst am Sonntag, den 11. November, wird die Leiche von einer Grippe Wanderer und Pilzsammler im Untergrund einer Nadelholzschonung gefunden. Nach knapp vier Wochen ist Sigbrits Leiche nicht mehr gut erhalten, aber immer noch halb bekleidet. Inzwischen haben Beck und Kollberg ihr Haus durchsucht. Erst in einem Versteck stößt Beck auf einen Taschenkalender und zwei Liebesbriefe. Im Kalender ist der Absender der Briefe mit einem K eingetragen, immer donnerstags. Er nennt sich Kaj, aber er bezeichnet Sigbrit mit dem Männernamen „Sigge“, was Kollberg absonderlich findet. Die geschiedene Kapitänsfrau hatte einen Liebhaber, von dem im Dorf niemand was wusste. Bemerkenswert, findet Nöjd.

Eine Schießerei

Becks Ermittlung ist an einem toten Punkt angelangt, als sich am frühen Sonntagmorgen auf einer Landstraße bei Ljunghusen ein folgenschwerer Zwischenfall ereignet. Drei Polizisten bewachen im Morgennebel eine abgelegene Landstraße, als der gesuchte Ami-Schlitten direkt vor ihrer Nase aufkreuzt. Der Wagen wird gesucht, weil in Ljunghusen eingebrochen und der entsprechende Verbrechens-Code an sie durchgegeben worden ist. Der junge Hector ist so alarmiert und motiviert, dass er gleiche seine Dienstpistole zieht, sobald er den anderen Wagen angehalten hat.

Sein Kollege Elofsson folgt ihm unbewaffnet, der dritte Polizist, Borglund, versucht, auf dem Rücksitz das Bewusstsein zu erlangen. Fünf Minuten später liegen die drei Polizisten auf dem Boden und schweben in Lebensgefahr. Der Schütze liegt sterbend auf der Straße, und sein junger Komplize wendet den Wagen zur Flucht Richtung Malmö.

Das „taktische Kommando“

Becks und Kollbergs Vorgesetzter Malm vergattert sie zu „vorbildlicher Arbeit“, während sich die Sensationspresse, die Beck geplagt hat, geradezu hysterisch überschlägt und nach einem „Polizistenmörder“ suchen lässt bzw. lauthals dessen Ergreifung fordert. Malm kommandiert Kollberg nach Malmö ab, um Kommissar Mansson bei der Bildung einer Taskforce zu unterstützen. Leider erbringt die Suche des „taktischen Kommandos“ – „seit wann haben wir denn sowas“? – nichts, weil weder das Fabrikat noch die Nummer und die Farbe des Fluchtwagens stimmen. Der wird per Zufall von einem Bauern gefunden: Der Tank ist leer. Bestimmt hat der Flüchtige einen anderen Wagen geklaut.

Kollberg macht sich auf den Weg, den vagen Hinweisen von Hector und Elofsson zu folgen, die im Krankenhaus auf der Intensivstation liegen. Borglund ist das Opfer einer hinterhältigen Wespe geworden, deren Bau er beim Deckungsuchen im Straßengraben zerstörte. Aber das darf natürlich keiner wissen, schon gar nicht die Presse, und deshalb wird offiziell nach einem „Polizistenmörder“ gefahndet.

Als der flüchtige Dieb in Stockholm bei der netten Maggan Unterschlupf findet, ahnt er nicht, dass deren Freund ein landesweit gesuchter Verbrecher ist, der rund um die Uhr beschattet wird. Zumindest in der Theorie, denn Lindberg erkennt einen Polizisten schon aus 100 Metern Entfernung. Zusammen mit dem Flüchtigen will „Lipman“ ein dickes Ding drehen…

Mein Eindruck

Gunvald Larsson – der coolste Hund in ganz Schweden! Pardon, Kriminalinspektor Gunvald Larsson. Er riskiert nicht nur Sig Malm von der Rikspolis gegenüber eine dicke Lippe, sondern macht sich selbst auf eigene Faust auf Verbrecherjagd. Gunvald, später gespielt von Mikael Persbrandt, ist quasi der Clint Eastwood der Reichspolizei. Er zeigt Schwellköpfen wie Stig Malm, wo der Hammer hängt. Nach getaner Arbeit – Hechtsprung durch ein geschlossenes Fenster inklusive – überlässt er den Show-Freaks die kümmerlichen Überreste.

Sicher, er ist eine Art deus ex machina, aber immer noch um Lichtjahre sympathischer als Beck oder Kollberg, von den anderen Nieten in Stockholm ganz zu schweigen. Per Wahlöö hat die entsprechenden Kapitel geschrieben, denke ich, denn Wahlöös intensive Abneigung gegen die sozialistische Regierung, die von den schwedischen Oligarchen gesteuert wurde, ist in mehreren Passagen in deutlichen Worten ausgedrückt.

Doch nicht den gemeinen Verkehrspolizisten oder Kripo-Kommissar hat er auf dem Kieker, sondern die Führungsetage, die alle naslang neue Regularien erlässt. Polizisten sollen unbewaffnet Streife gehen? Was für ein Schwachsinn – da lachen sich doch Kriminelle wie Lindberg ins Fäustchen. Lindberg entdeckt auch gleich, dass in den Uniformen von Verkehrspolizisten, die ihn beschatten sollen, echte Kommissare stecken, denn die sind aus den Medien stadtbekannt – und außerdem viel zu alt und zu dick für diesen Job.

Spannungsverlauf

Soweit also das alte Lied, das in fast allen Beck-Romanen angestimmt wird. Die Spannung in diesem vorletzten band der Reihe beschreibt ein V: Es geht zunächst steil bergab damit, dann passiert ein unwahrscheinlicher Zufall nach dem anderen, und schließlich bringen die Kommissare ihre Arbeit zu einem mehr oder weniger befriedigenden Abschluss. Mehr oder weniger: Kollberg hat genug von diesem Scheißspiel und drückt seine Meinung in seinem „Entlassungsgesuch“ beredsam und ausführlich aus. Er will zu seiner lieben Gun und den beiden Sprösslingen.

Auch Martin Beck hat die Nase voll und will heim zu seiner Geliebten Rhea Nielsen. Er ist die ganze Zeit in einer Sackgasse nach der anderen gelandet. Erst als die Cops von Trelleborg die ganze Stadt auf den Kopf stellen, um die passende Haustür zu einem bei Sigbrit Mård gefundenen Schlüssel zu finden, fällt ein Puzzleteil nach dem anderen an seinen Platz. Und mit Kollbergs und Manssons Hilfe überwindet er sogar die Arbeit der Idioten aus der Zentrale der Rikspolis und feiert einen Erfolg. Dabei spielt ein achtlos weggeworfenes Stück Putzwolle eine überraschend wichtige Rolle… Ich hätte ja noch am ehesten auf einen Matrosen oder ähnliches von einer Fähre gewettet, der eine Verbindung zu Deutschland hat. Aber so international sollte der Fall dann wohl doch nicht sein.

Wiedersehen macht Freude

Kurz vorm Ende des Dekalogs erfreuen die beiden Autoren ihre Martin-Beck-Fans mit den Gastauftritten altgedienter „Helden“ aus früheren Bänden. Folke Bengtsson aus „Die Tote im Götakanal“ darf mal wieder mauern, und auch Gunnarsson aus „Der Mann der sich in Luft auflöste“ hat ein Cameo: als bester Freund der Kripo von Anderslöv. Auch Band 8 („Verschlossen und verriegelt“) wird kurz erwähnt, denn Stig Malm lässt keine Gelegenheit aus, Martin Beck deswegen am Zeug zu flicken. Kurz gesagt: Es lohnt sich, die Vorgängerbände ab dem ersten Fall gut zu kennen und sich die Namen wieder in Erinnerung zu rufen.

Wie schon in Band eins angeklungen, haben die beiden AutorInnen sehr viel für die südschwedische Landschaft übrig. So wie dort der Götakanal die Hauptstadt mit der südschwedischen Kreishauptstadt Malmö verbindet, so dehnt sich südlich dieser gedachten Linie – die alle südschwedischen Seen verbindet – das wunderschöne Schonen aus, das die Schweden – das wird mit keiner Silbe erwähnt – im 14. Jahrhundert mithilfe der Hanse von den Dänen „geerbt“ hatten.

Doch die Landschaft aus grünen Weiden und weißen Kirchen, das klassische Wallander-Land zwischen Ystad und Malmö, ist bedroht: durch bockhässliche Flughäfen (dahinter steckt Korruption; und Wahlöö sagt es klipp und klar) und neue Autobahnen. Am Schluss fährt Martin Beck durch eine Nebellandschaft, die das moralische Zwielicht, in dem sich Schweden befindet, widerspiegelt. Er ist froh, nach Hause zu kommen.

Die Übersetzung

Dies ist die alte Übersetzung aus dem Jahr 1976, die ich hier beurteile. An ihr ist so einiges auszusetzen. Kein Wunder, dass es seit 2000 eine (hoffentlich) verbesserte Übersetzung gibt.

S. 84: „Nur das[s] du das weißt.“ Das zweite S fehlt.

S. 155: „…und die Ärzte hätten keine [größere] Chance gehabt als eine Flasche 7-up [= Limonade] in der Hölle…“ Hier fehlt eindeutig ein Wort.

S. 157: „Kollberg, der Sensualist war.“ Unter dieser Charakterbezeichnung versteht der Leser kaum noch etwas, denn es ist eine Eins-zu-eins-Übersetzung aus dem Englischen. Dort bedeutet „sensual“ so etwas wie „sinnlich, sinnenfreudig“. Aus der Wikipedia: “ Der Sensualismus ist aus Sicht der akademischen Philosophie eine besonders in England im 17. Jahrhundert einflussreiche Geistesströmung der Aufklärung. Davon ausgehend ist er aber auch eine in Frankreich heimische philosophische Richtung, die Erfahrung auf individuelle Sinneseindrücke (d. h. aus neurophysiologischen Reizen) bzw. Wahrnehmungen bezieht. Der Sensualismus ist damit die ursprüngliche Art und Weise der gründlichen Reflexion über den Menschen in seinem Verhältnis zu seiner physischen Umwelt.“

S. 199: „Er verstand auch, dass seine Reaktion naiv war und dass seine Bindung sowohl an Krister und viele andere[,] als[o] nun auch an Limpan[,] dadurch bedingt war.“ Hier fehlen einige hilfreiche zeichen, aber auch das O am Ende des Wörtchens „als“.

S. 234: „Rhe[d]a Nielsen“. Sie heißt Rhea, wie die griechische Göttin. Rhea, Schwester und Gemahlin des Chronos, ist die Mutter des Zeus, den sie geschickt vor ihrem kinderfressenden Gemahl zu verbergen weiß. Dieser Mythos ist für die vorliegende Erzählung relevant, denn es um junge Schweden, die gerne etwas Sinnvolles tun würden, aber von ihrer allzu fürsorglichen Regierung (= Kronos) darin nicht nur gehindert, sondern auch für jeden derartigen Versuch abgestraft werden. Die Sensationspresse spielt in diesem Rahmen den Part der Eumeniden (der „Wohlmeinenden“), die aber nichts als Rache und Vernichtung wollen. Die Römer hatten einen eindeutigen Namen für die drei Eumeniden: Furien.

Unterm Strich

Es ist nicht gerade leichte Kost, die uns die beiden Erfolgsautoren des Beck-Dekalogs hier vorsetzen, und ich musste in der Mitte – so um Seite 140 – eine pause einlegen. Der Grund ist einfach der, dass Becks Suche nach dem Mörder von Sigbrit Mård, die ein Doppelleben führte, in eine Sackgasse geraten ist. Es gibt Indizien wie den Schlüssel und die Putzwolle, aber sie wollen nicht in das Puzzle passen.

Immerhin hat er eine sehr schöne Zeit auf dem Lande: Es gibt sehr witzige Kollegen wie Herrgott Njöd, originale wie den alten Käptn Bertil Mard – und Gelegenheit zur Fasanenjagd mit anschließendem Schmaus. Die Szene mutet nachgerade bukolisch (vgl. Vergils „Bucolica“) an, wären da nicht der lästige Mordfall, die ekligen Typen von der Rikspolis und die noch lästigeren Journalisten, die nach Heisenbergs Unschärfeprinzip als Beobachter das zu Beobachtende beeinflussen.

Und weil das so ist, ist nicht nur die Presse völlig auf dem Holzweg, was den sogenannten „Polizistenmörder“ – er ist ein Phantom – anbelangt, sondern auch die Rikspolis hat keinen blassen Schimmer: Sie gibt falsche Angaben zum Fluchtfahrzeug des Diebes heraus. Das Ergebnis ist, wie zu erwarten, höchst suboptimal. Solide Arbeit wird mit entsprechender Motivation, mit Fleiß und Grips unten an der Basis des Polizeiapparats verrichtet. Die Resultate lassen Beck – und den Leser – hoffen.

Warum musste Sigbrit Mård sterben? Sie wollte zuviel, wollte mehr als die Hure eines Bürgers sein. Warum soll Ronnie Kaspersson in den Knast? Er will zuviel – mehr jedenfalls als ein Befehlsempfänger und betrogener Bürger. Das sind zwei Seiten einer Medaille: die Opfer eines Systems, das ihnen keine Chance lässt. Ihre Sünde: Sie wollten mehr vom Leben.

Ein Sonderapplaus ist indes für Gunvald Larsson fällig: Unser Mann vor Ort, der selbst durch brennende Reifen springen würde. Einfach der coolste Hund in Svenska-Land.

Taschenbuch: 234 Seiten,
O-Titel: Polismördaren, 1974;
Aus dem Schwedischen von Eckehard Schulz;
ISBN-13: 978-3499244490

www.rowohlt.de

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