Mark Brandis – Astronautensonne (Weltraumpartisanen Band 24)

Zur Story

Eigentlich ging es Commander Mark Brandis nichts an. Das ganze Trara um den Saturnmond Titan war für ihn persönlich bislang ziemlich uninteressant. Klar, die Aktivisten der „Weltwacht“ haben ja irgendwie recht, dass man der Natur nicht ungestraft ins Handwerk pfuschen soll, doch immerhin drei unabhängige Studien führender Astrophysiker haben dem ausführenden Mega-Konzern grünes Licht gegeben den Titan in eine künstliche Mini-Sonne zu verwandeln. Die vom erhöhten Rohstoffhunger der Menschheit getriebene Expansion in Richtung Rand des Sonnensystems macht das Projekt „Astronautensonne“ in dessen Augen lukrativ. Damit lassen sich diese astralen Territorien leichter besiedeln und terraformen. Die Umweltschutzorganisation läuft Sturm und spätestens, als die ‚Henri Dunant‘ ein marodes von Grünschnäbeln geführtes Weltwacht-Schiff aus Raumnot rettet und die streitbare Anführerin nach Las Lunas ins Hospital verbringt, steckt Brandis bzw. die UGzRR mitten drin. Doch selbst als sein Freund und Starreporter Martin Seebeck auf mysteriöse Art verschwindet, wird er noch nicht stutzig. Sein böses Erwachen kommt spät, aber es kommt: Es wird im ganz großen Stil manipuliert, dass sich die Ringe des Saturn biegen.

Eindrücke

Nach dem thematischen Totaldesaster des Vorgängerbandes (er)freut(e) sich die Leserschaft Anno 1983 daran, dass sich der unter dem Pseudonym „Mark Brandis“ (meist) in der Ich-Form schreibende, Autor Nikolai von Michalewsky, wieder in für ihn ungefährlicheres Weltraumfahrwasser bewegte. Kenner wissen es: NvM hatte es in seinen Büchern nicht so sehr mit der Physik und manchmal haperte es zusätzlich auch mal mit Logik, Pace und Stil. Bei der „Astronautensonne“ besteht aber schon mal Grund zur teilweisen Entwarnung, denn so hanebüchen wie noch beim „Vargo-Faktor“, wird’s für den gesamten Rest der verbliebenden paar Bände nicht mehr zugehen. Klar, auch hier wird das technische Verständnis des heute sicher wesentlich gebildeteren Publikums, in Punkto physikalischer Machbar- wie genereller Sinnhaftigkeit einen Mond in eine kosmische Fackel zu verwandeln, erneut strapaziert, doch mit etwas gutem Willen lässt sich das kleine Manko glatt überlesen. Dieser Imperfekt ist eben halt typisch „Mark Brandis“ und er macht auch einen Gutteil des Charmes der deutschen Kult-SciFi-Serie aus.

Im Grunde genommen ist das Setup nicht wirklich neu und köchelt zum x-ten Male die sattsam bekannte Leier vom hehren Raumnotrettungsdienst vor sich hin, der so viel – absichtliche – Ähnlichkeit mit der tatsächlich existierenden DGzRS (Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger) hat, der NvM Zeit seines Lebens stets eng verbunden war. Daran ist als Aufhänger per se überhaupt nichts verkehrt und auch das Aufgreifen von Menschenrechts- wie Umweltthemen sind klassische Betätigungsfelder von Mark Brandis und den Seinen – in diesem Fall kann man „Weltwacht“ schon beinahe 1:1 durch das Wort „Greenpeace“ ersetzen, mit dem Unterschied, dass die waghalsig-verklärten Ökopaxe bei NvM nicht nur grün gesinnt, sondern selbiges auch hinter den Ohren sind. Von den Aktivisten beim realen Vorbild kann man das beileibe nicht (mehr) behaupten – die planen ihre Kampagnen sehr genau und relativ „fail safe“ durch. Die Erfüllung dieses Einsatzes obliegt – logo – natürlich Brandis & Co. und das selbsthustend auch in allerletzter Sekunde allerdings leider nicht 100% nachvollziehbar. Aber OK. Message received.

Fazit

Nach dem Vargo-Fiasko segelt(e) NvM mit der „Astronautensonne“ wieder in logisch wie physikalisch nachvollziehbareren Regionen des Sonnensystems. Schön und gut. Einen Mond in eine Miniatursonne zu verwandeln erscheint, insbesondere aus physikalischer Sicht, ziemlich witzlos, doch als Grundstock für eine flotte SciFi-Story reicht’s allemal. Die kann dann aber trotz aller moralisch einwandfrei präsentierter Botschaft und Plädoyer für den achtsamen Umgang mit Mutter Natur nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Geschichte aus dem üblichen NvM-Drama-und-Phrasendresch-Baukasten zusammengesetzt ist, dessen Elemente überdies schon in den Achtzigerjahren nie ganz plausibel waren. Unterm Strich bleibt eine immerhin solide Abenteuergeschichte im typischen Brandis-Stil, die dem strahlenden Rezensentendaumen eine waagerechte Flugbahn verleiht.

178 Seiten, Taschenbuch
Nikolai von Michalewsky alias Mark Brandis
Ersterscheinung: 1983, Herder
Reprint: 2012 Wurdack-Verlag, Nittendorf
ISBN: 9783938065822

www.wurdack-verlag.de

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