George R. R. Martin – Die Herren von Winterfell (Das Lied von Eis und Feuer 1)

Das Lied von Eis und Feuer (überarbeitete Neuauflage):

01 „Die Herren von Winterfell“
02 „Das Erbe von Winterfell“
03 „Der Thron der Sieben Königreiche“
04 „Die Saat des goldenen Löwen“
05 „Sturm der Schwerter“
06 „Die Königin der Drachen“
07 „Zeit der Krähen“
08 „Die dunkle Königin“
09 „Der Sohn des Greifen“
10 „Ein Tanz mit Drachen“

Im Original:

01 „A Game of Thrones“
02 „A Clash of Kings“
03 „A Storm of Swords“
04 „A Feast for Crows“
05 „A Dance with Dragons“
06 „The Winds of Winter“
07 „A Dream of Spring“

Die Handlung:

Eddard Stark, der Herr von Winterfell, wird an den Hof seines Königs gerufen, um diesem als Berater und Vertrauter zur Seite zu stehen. Doch Intriganten, Meuchler und skrupellose Adlige scharen sich um den Thron, deren Einflüsterungen der schwache König nichts entgegenzusetzen hat. Während Eddard sich von mächtigen Feinden umringt sieht, steht sein Sohn, der zukünftige Herrscher des Nordens, einer uralten finsteren Macht gegenüber. Die Zukunft des Reiches hängt von den Herren von Winterfell ab! (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Pünktlich zum Winter, legt Blanvalet „Die Herren von Winterfell“ neu auf. Und nicht nur das, jeder der acht in Deutschland erschienen Teile vom „Das Lied von Eis und Feuer“ erscheint jetzt nach und nach in einer überarbeiteten Neuausgabe. 13 Jahre nach der deutschen Erstveröffentlichung ist das ok. Und da diese Reihe trotz ihres „Alters“ selbst in Internetauktionshäusern schwer oder nur sehr teuer zu haben ist, kann sich der geneigte Fan in spe ab jetzt alle paar Wochen einen druckfrischen „neuen“ Teil ins Regal stellen.

Dass diese Serie zu den beliebtesten Fantasy-Romanen gehört wird jedem schnell klar, der einmal den Einstieg in die Welt von George R. R. Martin geschafft hat. Diesen macht der Autor dem Leser aber nicht leicht. Jedes der Kapitel trägt als Titel den Vornamen eines Charakters aus dem Buch. Dies kann anfangs leicht verwirrend sein, denn es gibt eine Menge Charaktere. Tatsächlich sind es so viele, dass am Ende des Buchs auf über 20 Seiten die verschiedenen Häuser mit den jeweiligen Familienmitgliedern vorgestellt werden. Bis sich der Leser also die ersten Zusammenhänge merken kann, wird er öfter mal hin- und herblättern müssen.

Einige Charaktere haben am Anfang direkt miteinander zu tun, einige treffen sich erstmal überhaupt nicht. Gesprochen wird aber immer mal wieder über die anderen, sodass der Leser schon weiß, dass da irgendwann mal was passiert ist und/oder wieder passieren wird.

Die Welt, die Martin sich ausgedacht hat, ist groß und so kann in einem ersten Roman nur auf einen Teil davon eingegangen werden, wenn man ein Epos erzählen will, das auch vorankommen und nicht ständig nur Neues vorstellen will. Vorgestellt wird in diesem Teil der Serie hauptsächlich Eddard Stark, der vom König mehr oder weniger gegen seinen Willen zur Rechten Hand ernannt seinen Dienst in der Hauptstadt antreten soll, und seine Familie. Sozusagen auf der anderen Seite steht die Familie der Lennisters, reich und machtbesessen und dem Leser sofort unsympathisch.

Martin bedient sich keiner blumigen Sprache, sondern schildert Vorgänge, die so „dreckig“ sind, wie man sich das Mittelalter vorstellt. Da wird gesoffen, gehurt, geflucht, gebrandschatzt und es fließt jede Menge Blut. Und die Lennisters schrecken nicht einmal davor zurück, den kleinen Sohn von Eddard Stark umbringen zu wollen, nur weil er ein Geheimnis mitbekommen hat. Die Königin hat nämlich ihre Kinder nicht von ihrem Gemahl empfangen, sondern von ihrem Bruder. Der hätte jetzt eigentlich auch die Rechte Hand des Königs werden sollen, wenns nach ihnen ginge … stattdessen wurde aber Eddard Stark ernannt.

Das klingt nach viel Diplomatie und wenig Action, aber das stimmt zum Glück nicht. Auch wenn in diesem Teil nur die Weichen gestellt werden, die auf mehr Gemetzel im nächsten Teil hindeuten, ist das Kopfkino, das der Leser mit diesem Roman erlebt, unglaublich intensiv. Die Intrigen, die Hintergrundgeschichten und die Charaktere sind einfach zu interessant, als dass sie schnell langweilen würden.

Es wird für neue Fans schwer werden, die Wochen zu warten, bis der nächste Teil erscheint. Damit aber haben sie es immer noch leichter als die Fans der ersten Stunde, die teilweise Jahre auf den nächsten Band warten mussten. Die Erscheinungsdaten der Folgebände im Klappentext weichen allerdings von denen auf der Homepage des Verlags um teilweise einen Monat ab. Ich habe hier die Daten von der Homepage übernommen.

Geteiltes Buch ist halbes Buch

Der Verlag streitet gar nicht ab, die original Bücher geteilt zu haben und das mit der Neuausgabe auch gar nicht verändern zu wollen, im Gegenteil sind die Bücher ja nochmals durch eine großzügigere Aufteilung künstlich verlängert worden, um damit Mehreinnahmen zu erzielen.

Das ist ja nicht grundsätzlich verwerflich, kosten doch die Lizenzen für so ein bekanntes und beliebtes Werk eine Menge mehr als die Romane von eher unbekannten Autoren. Außerdem verlängert die Übersetzung vom Englischen ins Deutsche das Manuskript allein schon um ein Drittel, was auch zu Problemen führen könnte, will man die Seiten nicht komplett bedrucken oder einen Zeichensatz verwenden, den nur Brillenträger noch erkennen können.

Sicher gibt es dennoch Sonderausgaben der „Eis und Feuer“-Bücher, die den kompletten Text der geteilten Bücher enthalten, das sind dann aber auch ordentliche Ziegel, die nur angenehm im Regal anzusehen sind und schnell mal für eine Bänderdehnung im Handgelenk sorgen können, wenn man tatsächlich versucht sie zu lesen.

Die vollständig überarbeite Neuausgabe

Die Bezeichnung allein klingt schon nach „spezialgelagerter Sonderfall“. Was ist also neu, außer dem Cover, das durch seine schlichte Gestaltung edler wirkt als die Vorgängerversion?

Das merkt der Leser recht schnell (so er denn die alten Ausgaben kennt), wenn er die kartonierten Klappen öffnet, die die neu gezeichneten Kartenteile von Westeros freigeben. Hier wurde konsequent alles übersetzt, was es zu übersetzen gab. Früher hatte man sich noch Teile rausgepickt, die dann eingedeutscht wurden, hier heißt es jetzt „Weißwasserhafen“ statt „White Harbor“ und so weiter.

Auch gibts die aktuelle Rechtschreibung zu sehen, also „dass“ statt „daß“ und „Nächster“ statt „nächster“. Bei den Kapitelanfängen hat der Verlag mehr Platz gelassen, was das Buch im Endeffekt um 33 (unnötige) Seiten länger macht.

Der Anhang wurde auch überarbeitet und durch eine Versetzung der Spiegelstriche übersichtlicher gemacht. Statt direkt mit einer Aufzählung der wichtigsten Häuser zu beginnen, gibts erstmal eine Kurzbeschreibung von Westeros und den wichtigsten Stämmen. Dann folgt die Vorstellung der Häuser in alphabetischer Reihenfolge. Dies ist eine sehr leserfreundliche Veränderung zum Vorgänger, denn grad der Neueinsteiger wird ziemlich oft im Anhang blättern (müssen), bei der Fülle an Charakteren und Häusern, die in diesem Roman zu finden sind.

Und auch bei den Namen sowohl der Häuser als auch der Charaktere wurde die Eindeutschung weiter fortgeführt. Aus „Haus Greyjoy“ wurde „Haus Graufreud“, aus „Ser Arys Oekheart“ wurde „Ser Arys Eichenherz“ und Daenerys Targaryen heißt jetzt „Daenerys Sturmtochter“ und nicht mehr „Daenerys Stormborn“. Das kann man sicher alles gut nachvollziehen, warum aber das „Haus Lannister“ jetzt „Haus Lennister“ heißt, das erschließt sich mir nicht.

Die TV-Serie:

Im April 2011 startete die zehnteilige TV-Version des ersten Bandes „A Game of Thrones“ so erfolgreich im US-Fernsehen, dass sie direkt für eine weitere Staffel verlängert wurde. Sie orientiert sich stark am Buch (oder den ersten beiden Büchern, wenn man in Deutschland wohnt) und braucht sich weder bei Nacktheit noch bei Gewaltdarstellungen einzuschränken, da die Serie im Pay-TV läuft. Gerade das kommt bei den Fans der Serie sehr gut an.

In Deutschland wird der Sender TNT die zehn Folgen der ersten Staffel ab November 2011 zeigen … Winter is coming to Germany.

Die Dreharbeiten zur zweiten Staffel beginnen Ende Juli 2011.

Der Autor

George R. R. Martin, 1948 in Bayonne/New Jersey geboren, veröffentlichte seine ersten Kurzgeschichten im Jahr 1971 und gelangte damit in der Sciencefiction-Szene zu frühem Ruhm. Gleich mehrfach wurde ihm der renommierte Hugo Award verliehen. Danach arbeitete er in der Produktion von Fernsehserien, etwa als Dramaturg der TV-Serie „Twilight Zone“, ehe er 1996 mit einem Sensationserfolg auf die Bühne der Fantasy-Literatur zurückkehrte: Sein mehrteiliges Epos „Das Lied von Eis und Feuer“ wird einhellig als Meisterwerk gepriesen. George R. R. Martin lebt in Santa Fe, New Mexico. (Verlagsinfo)

Mein Fazit:

Der Einstieg in die Serie ist nicht leicht, weil es wirklich sehr viele Charaktere kennenzulernen gilt. Aber, wer das überstanden hat und in die Geschichte eintaucht, erlebt den Anfang einer zurecht extrem beliebten Fantasy-Serie, die den Leser fasziniert, verzaubert und durch eine Fülle von interessanten Charakteren und spannenden und oftmals überraschenden Handlungsfäden absolut begeistert.

Taschenbuch: 576 Seiten
Originaltitel: A Game of Thrones (Seite 1 – 359)
Aus dem Amerikanischen von Jörn Ingwersen
ISBN: 978-3-442-26774-3
www.randomhouse.de/blanvalet

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