Mary Doria Russell – Sperling (Sperling-Dilogie 1)

Eine Sternenmission mit grausamem Ende

Als im Jahre 2019 Signale intelligenten Lebens auf der Erde empfangen werden, ist der junge Jesuitenpater Emilio Sandoz einer der ersten, der die fremdartigen, wunderschönen Gesänge der Außerirdischen zu hören bekommt – und er ist auch unter den ersten, die bald darauf den „anderen Kindern Gottes“ von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen. Denn während sich die UNO über die Kosten einer Expedition nicht einig wird, bereiten jesuitische Wissenschaftler in aller Stille und mit dem Segen des Papstes die Reise zum Planeten Rakhat vor. Wie so oft in ihrer jahrhundertelangen Geschichte brechen die Jesuiten auf, um den Ruhm Gottes zu mehren. Doch diese Mission führt sie an die Grenzen ihres Glaubens.

Die Mission mündet in eine Katastrophe und nur Sandoz kehrt auf die Erde zurück, innerlich gebrochen und tief erschüttert in seinem Glauben. Nun, einige Jahre später, plant der Vatikan eine neue Reise zu den Sternen, uns als er sich weigert mitzukommen, wird er kurzerhand entführt. Neue Abenteuer erwarten ihn auf Rakhat – und schließlich führt ihn die Rückkehr zum Ort seiner traumatischen Erlebnisse zu einem neuen Verständnis Gottes. (Verlagsinfo)

Die Autorin

Mary Doria Russell wuchs im Chicagoer Vorort Elmhurst als Tochter einer Marinekrankenschwester und eines Drillsergeant der Marines auf. Sie studierte an der University of Illinois und der Northeastern University und promovierte 1983 an der University of Michigan in Anthropologie. Danach erhielt sie ein Forschungsstipendium an der Case Western Reserve University, das sie wegen Stellenkürzungen vorzeitig abbrechen musste. Sie arbeitete einige Jahre als technische Redakteurin für Gebrauchsanweisungen. Als die Aufträge ausblieben, machte sie sich mit 45 Jahren an ihren ersten Roman The Sparrow (dt. „Sperling“).

Der Roman wurde ein großer Erfolg. Er wurde in zwölf Sprachen übersetzt und erhielt zahlreiche Preise, darunter den Kurd-Laßwitz-Preis. Auch die Fortsetzung „Children of God“ („Gottes Kinder“) wurde ein Bestseller. Seither hat sie vier historische Romane veröffentlicht, die bislang nicht ins Deutsche übersetzt wurden: „A Thread of Grace“ (2005) und „Dreamers of the Day“ (2008) beschäftigen sich mit Ereignissen aus der Geschichte des 20. Jahrhunderts, die inhaltlich zusammenhängenden Romane „Doc“ (2011) und „Epitaph“ (2016) erzählen die Geschichte von Doc Holliday und Wyatt Earp. (Quelle: Wikipedia.de)

Auszeichnungen

1997: James Tiptree Jr Memorial Award für The Sparrow
1998: Arthur C. Clarke Award für The Sparrow
1998: John W. Campbell Award
1998: British SF Association Award für The Sparrow
2001: Gaylactic Spectrum Award für The Sparrow/Children of God
2001: Kurd Lasswitz Preis für Sperling

Handlung

Der Roman besteht aus den Protokollen der Gespräche, die höchste Vertreter des Jesuitenordens mit Pater Emilio Sanchez S.J. führen, nachdem ihn eine Expedition wieder zur Erde zurückgebracht hat. Doch in welchem Zustand! Ihm wurde die Haut von den Finger abgezogen, und sein Geist ist ebenso zerrüttet wie seine Seele.

Erst nach langer Rekonvaleszenz gelingt es Emilio Sanchez von seinem Martyrium auf dem fremden Stern zu berichten, doch nie ohne schwärzeste Bitterkeit, die an Wahnsinn grenzt. Denn seine Schuld ist eine ganz besondere… Sein Bericht wird unterbrochen und ergänzt durch direkte Wiedergabe der Ereignisse durch die Erzählerin.

Pater Emilios Geschichte

Als im Jahre 2019 Signale intelligenten Lebens auf der Erde empfangen werden, ist der junge Sanchez einer der ersten, der die wunderschönen, fremdartigen Gesänge der Aliens zu hören bekommt. Er ist auch unter den ersten, die bald darauf den „anderen Kindern Gottes“ von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen. Denn während die UN sich noch stritten, führten Jesuiten mit päpstlicher Erlaubnis die Expedition zum Planeten Rakhat durch – im Innern eines entsprechend ausgebauten Asteroiden. Wie so oft hat Sanchez vor, den Ruhm Gottes mit seinen Kollegen zu mehren, indem er den Aliens das Wort Gottes nahebringt. Doch die Reise führt ihn über die Grenzen seines festen Glaubens hinaus.

Auf der fremden Welt landen er und seine mittlerweile liebgewonnenen Schicksalsgenossen und -genossinnen irgendwo im Hinterland, fast schon im Dschungel. Bald geht es weiter zur einer Siedlung von friedfertigen Aliens, die als Bauern leben. Man richtet sich in den Höhlen ein, gibt sein Wissen weiter und hilft, den Wohlstand zu mehren. Doch nichtsahnend tragen die Menschen zum Verhängnis und Untergang ihrer Alien-Schützlinge bei.

Denn diese, so stellt sich heraus, sind nichts weiter als Vieh und Leibeigene für die Aliens in der mehrere Tagesreisen entfernt lebenden Herrscherkaste. Der plötzliche Wohlstand der Bauern bedroht diesen Status, eine Strafexepedition macht fast allen Bauern den Garaus. Auch von Emilios Gefährten müssen viele sterben.

In der Stadt der Fürsten erlebt Emilio weiteres Grauen, schließlich landet er als Opfer der perversen Gelüste eines Lokalfürsten in einem Serail für außergewöhnliche Wesen. Die zweite Menschenexpedition findet ihn in einem sehr missverständlichen Zustand vor, bereits dem Wahnsinn nahe. Er ist der einzige Überlebende der Jesuitenexpedition. Was hat ihn gerettet?

Mein Eindruck

Erstkontakt kann von grausamster Ironie sein, wenn die Signale der fremden Welt falsch gelesen werden, weil das eigene Bezugssystem keine andere Interpretation als die falsche zulässt. Die Geschichte, die Mary Doria Russell voll gebildeter Einfühlsamkeit erzählt, ist die Geschichte von Missionaren, die an ihrem eigenen Glauben scheitern, scheitern müssen, denn sonst könnten sie das Wort Gottes nicht verbreiten. Dies ist sicherlich erschütternd zu lesen, doch wer nichts für Religion und hehre Ziele übrighat, wird damit wenig anzufangen wissen.

Die Geschichte ist sicherlich hervorragend konstruiert – der Leser bleibt der Stange. Doch leider kann es die Autorin nicht vermeiden, über manche Themen ins Dozieren zu kommen. Die Jesuiten geraten zuweilen in lange Monologe, die mich nur ermüdet haben, wenn nicht sogar abstießen. Immerhin passiert dies nur selten. Der Rest ist relativ spannend zu lesen.

Taschenbuch: 652 Seiten
O-Titel: The Sparrow, 1996
Aus dem US-Englischen übertragen von Gisela Stege.
ISBN-13: 9783453161801

www.heyne.de

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