Mary Gentle – Der Aufstieg Karthagos. (Die Legende von Ash 2)

Das Eugenik-Programm der Westgoten

Der Historiker Pierce Ratcliff entdeckt im Jahr 2000 verschollene Dokumente, die ihn erkennen lassen, dass die Geschichte Europas im 15. Jahrhundert nicht so verlaufen ist, wie es die Lehrmeinung vertritt. Fasziniert liest er die Lebensgeschichte der jungen Frau Ash, die als Waise in einem der zahlreichen Söldnerhaufen des Spätmittelalters heranwächst.

Mit vierzehn gründet sie ihre eigene Kompanie, welche sich unter dem Banner des Azurblauen Löwen rasch Ruhm auf den in ganz Europa verstreuten Schlachtfeldern erwirbt. Schließlich werden Ash und ihre Männer in Ereignisse verstrickt, die ihr Schicksal nachhaltig verändern. Europa sieht sich einer unheimlichen Bedrohung aus dem Morgenland gegenüber, einer Armee, in der sich steinerne Riesen bewegen und die die Sonne verlöschen lässt …

Teil 2:

„Nur mit knapper Not ist Ash in „Der blaue Löwe“ dem riesigen Heer entkommen, das sich wie ein Wasserfall von Süden her über das europäische Festland ergießt. Vor Dijon tritt sie mit ihrer Söldnertruppe in die Dienste des Grafen von Oxford. Doch auch er kann nicht verhindern, dass der Herzog von Burgund sie zur Rechenschaft ziehen möchte: Noch vor wenigen Wochen hatte Ash auf der Gegenseite gegen ihn gekämpft und ihm eine empfindliche Niederlage beigebracht.

Unterdessen rückt die Armee unter der Führung jener Frau, die Ash zum Verwechseln ähnlich sieht, unaufhaltsam näher. Als es schließlich zur Schlacht kommt, wird Ashs schlimmster Albtraum Wirklichkeit: Vor ihren Augen werden ihre besten Männer niedergemacht, sie selbst schwer verletzt nach Karthago in Nordafrika verschleppt. Als Sklavin gedemütigt, regt sich jedoch ihr unbändiger Überlebenswille. Während sie versucht, hinter das Geheimnis der Maschine zu kommen, die in ihren Gedanken spricht, schmiedet sie unablässig Fluchtpläne.“ (Amazon.de)

Die Autorin

Mary (Rosalyn) Gentle wurde in England im Jahr 1956 geboren. Die Autorin hat einen ungewöhnlichen und vielseitigen Werdegang aufzuweisen; die 1956 in Sussex geborene Mary Gentle arbeite unter anderem in Kinos, für Essen-auf-Rädern und begann erst 1981 mit ihren Studien (kombinierter Bachelor-Studiengang Politik/Englisch/Geographie) – zweifellos gekrönt mit ihren Master-Abschlüssen in Kriegsgeschichte und Geschichte des 17. Jahrhunderts im Jahr 1995. Gentles Lebensgefährte ist passenderweise Lehrer mittelalterlicher Schwertkampftechniken.

Ihr erster Roman, geschrieben im Alter von fünfzehn Jahren, war ein durchschnittliches Jugendabenteuer mit dem Titel „A Hawk in Silver“ (1977, überarbeitet 1985). Bekannt wurde sie mit der Science Fiction-Duologie „Goldenes Hexenvolk“ (1983) und „Altes Licht“ (1987), in der eine Forscherin die Welt Orthe erkundet und auf die verborgene Superwaffe einer uralten, verschwundenen Alien-Rasse stößt.

Wesentlich interessanter sind ihre Fantasy-Romane aus dem White-Crow-Zyklus, in dem eine durch die Zeiten reisende Abenteurerin in alternative Versionen unserer Welt reist: „Rats and Gargoyles“ (1990), „The Architecture of Desire“ (1991) und die Haupterzählung in der Sammlung „Left to his own devices“ (1994), plus zwei der Erzählungen in der Sammlung „Scholars and soldiers“ (1989): „Beggars in Satin“ und „The Knot Garden“.

„Die letzte Schlacht der Orks“ (Grunts!, 1992, dt. bei Heyne) ist eine Parodie auf alle Fantasy-Epen, in denen die finale Schlacht zur Rettung der Welt ausgefochten wird, nur dass diesmal die Helden auf der falschen Seite stehen: die Orks. Vor ihrem Megaroman „Ash“ (1999) veröffentlichte sie drei Sammlung von Erzählungen, die auf einer Shared World namens „The Weerde“ spielen. Diese Spielwiese durften auch andere Autoren benutzen.

Die Legende von Ash

Band 1: „Der blaue Löwe“
Band 2: „Der Aufstieg Karthagos“
Band 3: „Der steinerne Golem“
Band 4: „Der Untergang Burgunds“

Vorgeschichte

Im Spätmittelalter, das hier die Kulisse abgibt, bestanden andere Königreiche als heute: das Heilige Römische Reich Deutscher Nation hatte einen Kaiser, Frankreich hatte in Ludwig XI einen intriganten „Spinnenkönig“, und im Herzogtum Burgund, das sich von Brügge bis nach Savoyen erstreckte, herrschte der höchste damals bekannte Stand der Kultiviertheit, von der stärksten und bestausgebildetsten Armee mal ganz abgesehen. Viele Feinde gab es stets im Inneren – die Engländer führten einen Bürgerkrieg (die Rosenkriege) -, doch an äußeren Feinden gab es im Grunde nur einen: die Türken, die 1453 Konstantinopel, das heutige Istanbul, erobert hatten. Ihr Ansturm führte sie zweimal bis vor die Tore von Wien.

Der Aufhänger für Ashs alternative Weltgeschichte ist die Frage: Wie kam es dazu, dass dieses großmächtige Herzogtum Burgund mit dem Tode Herzog Karls im Jahr 1477 vollständig von der Landkarte verschwand? Könnte es sein, dass noch andere Mächte gewirkt haben, als die aus anerkannten Dokumenten bekannten?

Handlung

Ashs Kompanie hat sich 1476 unter ihrem Auftraggeber, dem Earl of Oxford, nach Dijon retten können, die prachtvolle Hauptstadt des Herzogtums Burgund. Doch statt mit offenen Armen als Verstärkung der burgundischen Truppen aufgenommen zu werden, sieht sich Ash einer neuen Bedrohung entgegen: Eine Gesandtschaft der feindlichen Westgoten erhebt Anspruch auf Ash selbst – als Besitz. Begleitet von Ashs eigenem Gatten Fernando de Guiz (aus Bayern), sagen diese Männer, Ashs sei eine Züchtung des Westgotenherrschers Leofric und obendrein die Zwillingsschwester der Faris, des weiblichen Generals der Westgoten. Ash kann froh sein, wenn der Herzog sie nicht ihren „rechtmäßigen Besitzern“ als Sklavin ausliefert.

Die Westgoten haben rund 12.000 Mann bei Auxonne versammelt, doch die Armee des Herzogs ist wesentlich größer: 20.000 Mann. Es besteht berechtigte Hoffnung, die Invasion aus Nordafrika abzuwehren, die Europas Lande mit Dunkelheit überziehen. Fällt Burgund, wird sich die Dunkelheit über ganz Europa ausbreiten.

Als es schließlich zur Schlacht kommt, wird Ashs schlimmster Albtraum Wirklichkeit: Vor ihren Augen werden ihre besten Männer niedergemacht, denn den fliegenden Felsbrocken, die die Golems schleudern, und ihren Flammenwerfern mit Griechischem Feuer haben sie nichts entgegenzusetzen. Gerade als sich Ash mit dem Herzog berät, überrennt ein wilder Vorstoß der Westgoten ihre Truppe, sie selbst wird bewusstlos geschlagen und verschleppt.

Schwer verletzt erwacht sie in einer Festung am Rande der Stadt Karthago in Nordafrika. Sie befindet sich im „Haus“ des Westgoten-Emirs Leofric, der Sklavinnen wie Ash und die Faris wie seine Ratten züchtet. Er interessiert sich nur für das, was sie ihm an Wissen zu bieten hat. Erst indem sie ihm beweist, dass sie mit dem Steingolem kommunizieren kann, der als Taktik-Computer fungiert und Generäle berät, schenkt ihr der Emir Gehör. Doch sein Gegner, der Emir Gelimer, erklärt Ash zur Dämonin, die getötet werden müsse. Ashs Leben hängt an einem seidenen Faden.

Da stirbt der Kalif, Theoderich, und die Adligen müssen zwischen Gelimer und Leofric wählen. Während dieser Periode der Unsicherheit freundet sich Ash mit den Sklaven im Hause Leofric an und erfährt, wo sich der Steingolem (der Taktikcomputer) befindet und wie das Gebäude aufgebaut ist. Auch ihren seit Dijon vermissten Geistlichen Godfrey Maximilian sieht sie wieder: Er wollte es den Westgoten zeigen, ist aber bislang gescheitert. Wenigstens gelingt es ihm, den Willen der beiden Emire so zu besänftigen, dass sie Ash am Leben lassen – bis zum krönungstag des neuen Kalifen.

Der Krönungstag, im Palast des Kalifen wird Gelimer gesalbt und gepriesen, alle müssen das Knie beugen. Das ist für Ash kein problem. Doch dann entbrennt eine Debatte um Ashs Existenz, die ausgerechnet Leofric verteidigt. Als sich die Waage zu Ungunsten Ashs neigt, betet sie ganz intensiv – und vernimmt auf einmal die STIMMEN. Dies ist nicht der Steingolem, sondern jene, die ihn erschaffen haben und ihm befehlen, Burgund zu vernichten.

Genau in diesem Moment beginnt der Boden der Palasthallen sich zu heben, und das Dach beginnt zu zerbrechen. Der Boden öffnet sich und verschlingt Männer, während ein Brüllen die Luft erfüllt. Ein Erdbeben – oder mehr?

Mein Eindruck

Jetzt geht’s so richtig ans Eingemachte. Die Heldin ist den Feinden in die Hände gefallen, die ihrerseits nach ihrem Leben trachten. Sie ist nicht nur entbehrlich, weil es ja ihre Zwillingsschwester gibt, sondern auch noch eine Ungläubige, eine Dämonin und eine Missgeburt, die Stimmen hört. In den Händen der Schergen des Emirs Leofric, eines experimentierfreudigen Eugenikers, verliert die schwangere Ash (ratet mal, wer der Vater ist) um ein Haar nicht nur ihren Fötus, sondern auch ihr Leben. Blutverlust, Austrocknung, Hunger, Dreck – all das, was Ash das Leben gerade schwer macht, kümmert den Genetiker Leofric nicht. Sie ist wie eine seiner Zierratten, die er nach Farbe und Fell züchtet. Nun, dank der Sklaven im Hause Leofric hat Ash noch eine hauchdünne Chance.

Entdeckungen

In diesem 2. Band des ASH-Zyklus macht die Heldin mehrere bahnbrechende Entdeckungen. Dass sie eine Stimme hört, die ihr nützliche taktische Anweisungen erteilt, weiß sie ja (auch Jeanne d’Arc aus Domremy hörte Stimmen, aber die schrieb sie wohlweislich Gott zu). Diese Stimme ist der Taktikcomputer im Keller des Hauses Leofric, und Ash nennt ihn den Steingolem. Alle Golems wurden bekanntlich von Rabbi Löw in Prag erschaffen und programmiert. Aber es muss inzwischen etwas Entscheidendes passiert sein: Die Wilden Maschinen in den Pyramiden nahe Karthagos haben sich die Golems untertan gemacht und verfolgen nun ein Hauptziel: die Vernichtung Burgunds. Warum Burgund für sie so wichtig ist, muss Ash noch ermitteln. Doch woher kommt das Bewusstsein der Wilden Maschinen? Es bleibt also spannend.

Eine Frau in tausend Rollen

Ash sieht sich in mehrere Rollen versetzt, und diese sollten jeden weiblichen Leser sehr interessieren. Ash war und ist die Ehefrau von Fernando del Guiz aus Bayern – höchst widerwillig, wie sie zugeben muss. Ihre Schwangerschaft versetzt sie unvermittelt in die Rolle einer verletzlichen Mutter. Zugleich wird sie als Sklavin behandelt, die der Besitz Leofrics ist, und als bloßes Zuchtmaterial.

Kein Wunder also, dass sie nach Höherem strebt. Als Hauptmann ihrer Kompanie ist sie „der Boss“ über 500 Mann. Sie ist gottfroh, als der Azurblaue Löwe in den Ruinen des erdbebengeschüttelten Karthago auftaucht und sie rausholt. Kurz zuvor hat sie die Erfahrung gemacht, von einem Mann Gottes geliebt zu werden. Godfrey Maximilian, ihr Berater in geistlichen und recht irdischen Dingen, hat ihr in Dijon seine Liebe gestanden – nur um sofort zu kneifen und unterzutauchen. Ihre Freude, ihn in Karthago wiederzusehen, wärt leider nur kurz… Dass sie auch Floria, die Ärztin, liebt, führt zu erheblichen Verwicklungen, als gewisse Waliser und Flamen das spitzkriegen. Sie finden lesbische Liebe widernatürlich und dämonisch. Na, so was aber auch.

Ash ist am meisten sie selbst, wenn sie zusammen mit ihren Soldaten fluchen und kämpfen kann. Das Wort „Scheiße“ wird geradezu inflationär benutzt. Ash ist unter solchem Pöbel aufgewachsen – siehe den Band 1. Dieses Söldnervolk ist zwar zahlreich, doch der Leser braucht sich nur eine Handvoll wiederkehrender Namen zu merken. Besonderes Augenmerk sollte man allerdings auf den Earl von Oxford richten, der zusammen mit Ash auf der Ebene der Politik agiert. Er will ebenfalls unbedingt den Steingolem zerstören – doch der Widerstand ist zu groß.

Alternativgeschichte

Ist das alles wahr und glaubhaft? Diese Geschehnisse werden in einer fragmentarischen Biografie geschildet, die ein gewisser Fraxinus aufgeschrieben hat. Pierce Ratcliff will diese Quelle nicht nur mit einem britischen Verlag publizieren, sondern à la Schliemann damit nach dem versunkenen Karthago forschen, wie Ash es vor 500 Jahren erlebt haben könnte. Er macht eine sensationelle Entdeckung: einen Steingolem, der in rund tausend Metern Tiefe Meilen vor Tunesiens Küste liegt. Seine Lektorin Anna Longman kann kaum glauben, was er ihr da alles mailt. Doch zusammen mit Isobel, einer Archäologin, dringt Pierce in unerforschte Tiefen vor.

Die Autorin legt mit dieser Meta-Ebene den Finger in die Wunde der Geschichtswissenschaft: Wie können wir SICHER sein, dass das, was wir zu wissen glauben, auch wirklich so stattfand und sich so verhielt? Bekanntlich wird die Geschichte von den Siegern geschrieben. Ketzer wie Echnaton werden aus dem kollektiven Gedächtnis getilgt, ja, ihre bloße Erwähnung mit Strafe belegt. Alles, was wir haben, sind Zeugnisse, die mehr oder weniger gut verbürgt sein müssen, um sie vom Gestrüpp der Legenden und Gerüchte zu unterscheiden.

Die Übersetzung

Der deutsche Leser kann froh sein, dass dieser voluminöse Roman in vier Teile von jeweils 550 bis 700 Seiten aufgeteilt wurde. Auf diese Weise kann er nämlich jeden Band in halbwegs vertretbarer Zeit bewältigen. Die Schrift ist groß, so dass die Augen nicht ermüden. Und mancher Band enthält sogar eine Landkarte. In Fußnoten werden unbekannte Dinge erläutert, v.a. Waffen, sowie Geschichtsdaten belegt.

Die E-Mails sind in jeweils eigenen Abschnitten zusammengefasst und in einer anderen, serifenlosen, modernen Schrifttype gedruckt. Sie heben sich so auf den ersten Blick von der „Fiktion“ ab, obwohl sie ja selbst Teil der Fiktion der Autorin sind – eine Metaebene, die so manchen Anlass zum Schmunzeln, aber auch Neuigkeiten bereithält. So etwa stößt der Herausgeber von Ashs Lebensgeschichte in Karthago auf einen begrabenen Golem-Roboter …

Fehler und Zweifelsfälle

S. 11: „Werden mir mal frei bekommen?“ Statt „mir“ sollte es „wir“ heißen.

S. 28: „Nun denn, haben hier wir einen Beweis?“ Die Satzstellung ist verbesserungsfähig.

S. 97: „Ash lauschte […] und überhörte einen großen Mann…“ Diese Eins-zu-eins-Übersetzung von „to overhear“ stimmt nicht mit der DEUTSCHEN Bedeutung von „überhören“ überein. Vielmehr bedeutet der Satz, dass Ash zufällig am Rande einen großen Mann hören könnte.

S. 357: „Ash[s] Stute trottete über einen Fetzen hinweg…“ Das Genitiv-S fehlt.

S. 396: „Niemand, der mich angeheuert hatte, WUSSTE, ob ihn [nun] verraten würde oder nicht.“ Statt „nun“ sollte es passender „ihn“ heißen.

S. 416: „ältere Männer in neun Zoll langen Houppelandes“. Der unbekannte Begriff wird nicht erklärt.

S. 452: „mit einem Gewicht von 14 Steinen auf ihren Schultern.“ Es sind keine wörtlichen Steine gemeint, sondern die altertümliche englische Maßeinheit „stone“. Erneut eine irreführende Eins-zu-eins-Übernahme aus der Vorlage.

S. 519: Dito hier: „Das Haus reicht bis in den lebenden Fels hinab.“ Ich habe noch keine Fels gesehen, der lebte. Im Deutschen sagt man: „der anstehende Fels“.

S. 521: „während Ihr gefangen ward“. Der Übersetzer kann „ward“ (3. Person Singular Imperfekt) nicht von „wart“ (2. Person Plural Imperfekt) von „sein“ unterscheiden. Es muss „wart“ heißen.

S. 555: „Raus“, befahl Ash, „auf die Aquädukte!“ Plausibler wäre „rauf“ statt „raus“.

S. 570: „Ihr ward es.“ Siehe meine Anmerkung zu S. 521.

Unterm Strich

Ein abenteuerliches Mittelalter, das man so nie bei Umberto Eco oder Dan Brown finden wird! Ash ist eine Feldherrin in männlicher Rüstung, die sich ihrer Haut zu wehren weiß (merke: eine Rüstung dient auch als Waffe) und sich die Treue ihrer Offiziere und Söldner versichern kann. Ihr „Arzt“ Floria(n) wird zu ihrer lesbischen Geliebten, und die fremde Feldherrin aus Nordafrika zu ihrer geklonten Schwester. Als wäre dies nicht genug, machen Kampfmaschinen und telepathische Taktikcomputer Südeuropa unsicher.

Wer weiß, was noch alles an Zumutungen folgt, fragt die Lektorin Anna Longman verunsichert ihren Autor Prof. Pierce Ratcliff, der ihr ein Werk namens „Ash: Die verlorene Geschichte von Burgund“ auftischt. Sind seine Quellen wirklich zuverlässig, ist nur eine ihrer vielen Fragen, die uns aus der Seele sprechen. Auf dieser Metaebene entspinnt sich der häufig ironische Diskurs über die Art und Weise, wie überlieferte Geschichte zustande kommt. „Historische Wahrheit“ entwickelt sich zu einem Begriff, der zunehmend hohler und fragwürdiger wird, je unsicherer und seltsamer die Quellen, die Ratcliff präsentiert, dem Leser erscheinen. Dass er auf den Spuren Schliemann wandelt, der Troja fand, indem er die „Ilias“ wörtlich nahm, ist zwar löblich, aber zweifelhaft. Umso verblüffender sein Fund eines versunkenen Taktikcomputers des Mittelalters!

Das Rätsel um Ash und Burgund zu lüften, erfordert indes zwei weitere Bände. Diese dürften noch für etliche erotische und militärische Abenteuer sorgen. Ich jedenfalls fand schon den Auftaktband sehr interessant und unterhaltsam, wohingegen dieser zweite Band voller Dramatik steckt. Insbesondere die zahlreichen Rollen, in die die Autorin ihre Heldin versetzt, dürfte für jede Leserin von Interesse sein.

Die emotionale Anteilnahme an Ashs Wechselfällen des Schicksals ist garantiert. Doch wir bangen mit ihr, denn sie hat nicht mal mehr ein Jahr zu leben – und ebenso Karl der Kühne, mit dem Burgund untergehen wird. Warum aber wollen die Wilden Maschinen unbedingt Burgunds Untergang? Diese Ermittlung läuft noch.

Wegen zahlreicher Fehler in der Übersetzung gibt es Punktabzug.

Hardcover: 588 Seiten
Originaltitel: A Secret History – The Book of Ash Part 2, 1999
Aus dem Englischen von Rainer Schumacher.
ISBN-13: 9783404283408

www.luebbe.de

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