Mary Gentle – Der steinerne Golem (Die Legende von Ash 3)


Unter Belagerung: Dijon gegen die Westgoten

Der Historiker Pierce Ratcliff entdeckt im Jahr 2000 verschollene Dokumente, die ihn erkennen lassen, dass die Geschichte Europas im 15. Jahrhundert nicht so verlaufen ist, wie es die Lehrmeinung vertritt. Fasziniert liest er die Lebensgeschichte der jungen Frau Ash, die als Waise in einem der zahlreichen Söldnerhaufen des Spätmittelalters heranwächst.

Teil 1: „Der blaue Löwe“

Mit vierzehn gründet sie ihre eigene Kompanie, welche sich unter dem Banner des Azurblauen Löwen rasch Ruhm auf den in ganz Europa verstreuten Schlachtfeldern erwirbt. Schließlich werden Ash und ihre Männer in Ereignisse verstrickt, die ihr Schicksal nachhaltig verändern. Europa sieht sich einer unheimlichen Bedrohung aus dem Morgenland gegenüber, einer Armee, in der sich steinerne Riesen bewegen und die die Sonne verlöschen lässt …

Teil 2: „Der Aufstieg Karthagos“

„Vor Dijon tritt Ash mit ihrer Söldnertruppe in die Dienste des Grafen von Oxford. Doch auch er kann nicht verhindern, dass der Herzog von Burgund sie zur Rechenschaft ziehen möchte. Unterdessen rückt die Armee unter der Führung jener Frau, die Ash zum Verwechseln ähnlich sieht, unaufhaltsam näher. Als es schließlich zur Schlacht kommt, wird Ashs schlimmster Albtraum Wirklichkeit: Vor ihren Augen werden ihre besten Männer niedergemacht, sie selbst schwer verletzt nach Karthago in Nordafrika verschleppt. Als Sklavin gedemütigt, regt sich jedoch ihr unbändiger Überlebenswille. Während sie versucht, hinter das Geheimnis der Maschine zu kommen, die in ihren Gedanken spricht, schmiedet sie unablässig Fluchtpläne.“ (Amazon.de, gekürzt)

Teil 3: „Der steinerne Golem“

Ashs Kompanie hat sie aus Karthago befreit und sie nach Dijon gebracht. Die Hauptstadt von Burgund wird von den Westgoten belagert. Deren Generalin ist Ashs Schwester. Sie muss die Faris davon überzeugen, dass der titelgebende Taktikcomputer von den Wilden Maschinen fremdgesteuert ist. Während Ash mit der Faris spricht, stirbt der Herzog von Burgund. Die Zeit steht still, die Dunkelheit senkt sich herab.

Doch da verlangt die burgundische Tradition, dass der neue Herrscher auf einer Hirschjagd ermittelt wird. „Hirschjagd?“, fragt Ash. Spinnen die Burgunder? Das Land ist leer und geplündert! Aber sie wird eines Besseren belehrt…

Die Autorin

Mary (Rosalyn) Gentle wurde in England im Jahr 1956 geboren. Die Autorin hat einen ungewöhnlichen und vielseitigen Werdegang aufzuweisen; die 1956 in Sussex geborene Mary Gentle arbeite unter anderem in Kinos, für Essen-auf-Rädern und begann erst 1981 mit ihren Studien (kombinierter Bachelor-Studiengang Politik/Englisch/Geographie) – zweifellos gekrönt mit ihren Master-Abschlüssen in Kriegsgeschichte und Geschichte des 17. Jahrhunderts im Jahr 1995. Gentles Lebensgefährte ist passenderweise Lehrer mittelalterlicher Schwertkampftechniken.

Ihr erster Roman, geschrieben im Alter von fünfzehn Jahren, war ein durchschnittliches Jugendabenteuer mit dem Titel „A Hawk in Silver“ (1977, überarbeitet 1985). Bekannt wurde sie mit der Science-Fiction-Dilogie „Goldenes Hexenvolk“ (1983) und „Altes Licht“ (1987), in der eine Forscherin die Welt Orthe erkundet und auf die verborgene Superwaffe einer uralten, verschwundenen Alien-Rasse stößt.

Wesentlich interessanter sind ihre Fantasy-Romane aus dem White-Crow-Zyklus, in dem eine durch die Zeiten reisende Abenteurerin in alternative Versionen unserer Welt reist: „Rats and Gargoyles“ (1990), „The Architecture of Desire“ (1991) und die Haupterzählung in der Sammlung „Left to his own devices“ (1994), plus zwei der Erzählungen in der Sammlung „Scholars and Soldiers“ (1989): „Beggars in Satin“ und „The Knot Garden“.

„Die letzte Schlacht der Orks“ (Grunts!, 1992, dt. bei Heyne) ist eine Parodie auf alle Fantasy-Epen, in denen die finale Schlacht zur Rettung der Welt ausgefochten wird, nur dass diesmal die Helden auf der falschen Seite stehen: die Orks. Vor ihrem Megaroman „Ash“ (1999) veröffentlichte sie drei Sammlung von Erzählungen, die auf einer Shared World namens „The Weerde“ spielen. Diese Spielwiese durften auch andere Autoren benutzen.

Die Legende von Ash

Band 1: „Der blaue Löwe“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=303
Band 2: „Der Aufstieg Karthagos“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=333
Band 3: „Der steinerne Golem“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=377
Band 4: „Der Untergang Burgunds“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=420

Vorgeschichte

Im Spätmittelalter, das hier die Kulisse abgibt, bestanden andere Königreiche als heute: das Heilige Römische Reich Deutscher Nation hatte einen Kaiser, Frankreich hatte in Ludwig XI einen intriganten „Spinnenkönig“, und im Herzogtum Burgund, das sich von Brügge bis nach Savoyen erstreckte, herrschte der höchste damals bekannte Stand der Kultiviertheit, von der stärksten und bestausgebildetsten Armee mal ganz abgesehen. Viele Feinde gab es stets im Inneren – die Engländer führten einen Bürgerkrieg (die Rosenkriege) -, doch an äußeren Feinden gab es im Grunde nur einen: die Türken, die 1453 Konstantinopel, das heutige Istanbul, erobert hatten. Ihr Ansturm führte sie zweimal bis vor die Tore von Wien.

Der Aufhänger für Ashs alternative Weltgeschichte ist die Frage: Wie kam es dazu, dass dieses großmächtige Herzogtum Burgund mit dem Tode Herzog Karls im Jahr 1477 vollständig von der Landkarte verschwand? Könnte es sein, dass noch andere Mächte gewirkt haben, als die aus anerkannten Dokumenten bekannten?

Handlung

Ashs Kompanie ist dem nordafrikanischen Karthago entkommen, doch auch in Südeuropa herrscht tiefste Nacht, eine Folge der westgotischen Invasion. Infolgedessen ist es bitterkalt, es gibt kein Getreide zu ernten und das Wild der Wälder ist schon längst über alle Berge: Im Lande Burgund herrscht eine Hungersnot.

Als wäre das nicht schon Hindernis genug, sieht sich Ashs Kompanie, die unbemerkt das Rhone-Tal entlang nach Norden gezogen ist, der Invasionsarmee der Westgoten gegenüber: Diese belagert die burgundische Hauptstadt Dijon, in der allerlei Truppen und Bürger eingesperrt sind, darunter wohl auch ein Teil von Ashs eigener Kompanie, der Robert Anselm untersteht. In taktischen Fragen könnte Ash theoretisch per Telepathie den Steingolem in Karthago befragen, doch dies würde dem Golem, seinem Besitzer Leofric und letzten Endes dessen Generalin Faris ihren Standort verraten. Und das wäre höchst kontraproduktiv, verlöre Ash doch das Moment der Überraschung.

Vor Dijon

Deshalb fragt Ash ihre Offiziere und Floria, ihre Ärztin, wieso und wozu die Westgoten diesen Krieg überhaupt gegen Burgund führen statt gegen das Osmanische Reich oder andere Völker. Sie gibt zu bedenken, dass die Westgoten und ihre Generalin Faris nicht etwa selbständig handeln, sondern im Auftrag der Wilden Maschinen, Dämonen, die in den leuchtenden Pyramiden nahe Karthagos Bewusstsein erlangt hätten.

Die Wilden Maschinen haben durch Emir Leofric ein Eugenikprogramm gestartet, das zum Ziel hat, die Fähigkeiten des längst verstorbenen Propheten Gundobad weiterzuvererben. Das sei bei der Faris gelungen, bei ihr selbst, Ash, jedoch nicht. Es ist die Fähigkeit, „dunkle Wunder“ zu wirken. Das Ziel: die Vernichtung der Menschheit. Aber warum dann dieser gewaltige militärische Aufwand? Und was könne Ashs Kompanie dagegen unternehmen?

Da Dijon der einzige Ort ist, über dem überhaupt noch die Sonne in all ihrer goldenen Glorie aufgeht, liegt Ashs Befehl nahe, den Belagerungsring zu durchbrechen und in die Stadt einzudringen, um sich mit dem Rest ihrer Kompanie wiederzuvereinigen. Was wie die verrückteste Idee seit Cäsars Angriff auf Gallien (der fünf Jahre dauerte) klingt, ergibt für die meisten dennoch einen Sinn: Das Land ringsum ist ausgeplündert und ausgehungert. Binnen 24 Stunden werden die Westgoten die kleine Streitmacht entdecken und niedermachen. Also, los geht’s!

Dialog mit dem Herzog

Dijon sieht aus wie ausgebombt, doch noch lebt Herzog Karl der Kühne. Er ist zwar verwundet, doch im gespräch mit Ash erweist er sich als ein klarer Kopf, der noch Pläne fassen kann. Was Ash ihm über Karthagos Wilde Maschinen erzählt, klingt zwar phantastisch, aber eines wird ihm: Wenn diese Bewusstseine nur über den Steingolem mit der feindlichen Generalin sprechen können, dann muss er zerstört werden – am besten von Ash selbst. Der Söldnerführerin wird klar, dass es Karl selbst ist, der mithilfe seiner Fülle der GNADE die Dunkelheit aufhält, mit der die Wilden Maschinen die Welt der Menschen überziehen. Jetzt wird ihr klar, welche Rolle Burgund spielt: Es ist ein Hindernis – und muss aus dem Weg geräumt werden. Doch was, wenn der Herzog stirbt? Weiß die Faris überhaupt von dieser Lage?

Dialog mit dem Feind

Um der Faris auf den Zahn zu fühlen, bittet Ash um eine Unterredung. Die Parlamentärsfahne schwenkend betritt sie das Lager des Feindes. Das sieht übel zugerichtet aus, denn drei Monate Belagerung, während Hunger und Kälte ihren Tribut fordern, haben die Krieger gezeichnet. Ohne ihre selbstfahrenden Maschinen wäre ihre Lage aussichtslos. Die Faris ist Ashs Zwillingsschwester und trägt die gleichen silbernen Haare, sie trägt die von Ash gestohlene Rüstung und lässt sie sich auch noch Ashs bestes Schwert aushändigen.

Dennoch keimt Hoffnung in Ash auf, denn ihre Schwester hat erstmals Zweifel an den Befehlen des Taktikcomputers von Karthago, des Steingolems. Sie hat beschlossen, nicht mehr auf ihn zu hören. Im Gegenzug hat Ash in ihrem Kopf einen unerwarteten Verbündeten entdeckt: Die Seele des verstorbenen Priesters Godfrey Maximilian ist in den Steingolem eingedrungen und kann Ash brühwarm die neuesten Informationen weiterleiten. Als Ash der Faris auch noch von den Wilden Maschinen berichtet und deren Plan erklärt, die gesamte Menschheit auszurotten, wird die Generalin sichtlich nervös: Es gibt keinen Ausweg mehr, keinen Ort, an den sie mit ihren Legionen entfliehen könnte, sie sitzt mit Ash und Burgund in einem Boot. Sie gewährt einen Waffenstillstand von 24 Stunden.

In der Not das Rettende

24 Stunden sind zeit genug, um die Hirschjagd zu veranstalten, die in Dijon ausgerufen wird, als der Tod des Herzogs bekannt wird – das „dunkle Wunder“, das die Faris bewirken sollte. Tatsächlich kann Ash bereits die stärksten Sonnen jenseits der Welt leuchten sehen, als die Dunkelheit den Tag auffrisst. Höchste Zeit für ein gutes Wunder! Die Hirschjagd ist in Ashs Augen eine ausgezeichnete Gelegenheit, um der Faris einen tödlichen Besuch abzustatten, doch es kommt anders: Ein weißer Hirsch mit einer goldenen Krone auf dem Kopf taucht vor ihren Augen auf – seine Verfolgung ist unvermeidlich…

Mein Eindruck

Die Beschreibungen der Autorin versetzen den Leser stets mitten hinein in die jeweilige Szene: Das ausgebombte Dijon bietet einen grausigen Anblick wie Dresden nach dem 13. Februar 1945. Davor nehmen sich die prächtig gekleideten Edelleute von Burgund aus wie bunte Pfauen, die in der Hölle Weihnachten feiern wollen. Eine Rüstung kommt Ash dafür wesentlich passender vor. Sie ist denn auch die einzige von Rang, die einen Plan hat und zum Herzog gerufen wird. Dessen Priester haben keine Ahnung vom Krieg, und seine Ärzte noch weniger Ahnung vom Heilen. Es erscheint folgerichtig, dass die kompetente Ash diejenige sein soll, die mit dem Feind redet.

Der Feind hat automatische Wurfmaschinen, die mit Griechischem Feuer (antikes Napalm) Häuser in Brand setzen, während steinerne Golems Felsen auf die Löffel anderer Wurfmaschinen legen. Die Frage, die sich Ash schon längst nicht mehr stellt, lautet: Wie kann es sein, dass die Westgoten aus Karthago dermaßen fortschrittliche Waffen entwickelt haben, während das restliche Europa noch auf Rüstungen, Armbrüste und Arkebusen baut? Auf den Mauern Dijons steht anno 1476/77 keine einzige Kanone, die den Golems Feuer unterm Hintern machen könnte.

Die Herausgeber

Die E-Mails der beiden Herausgeber Pierce Ratcliffe, der Herausgeber von Ashs Lebensgeschichte, und Anna Longman, die Lektorin, sind in jeweils eigenen Abschnitten zusammengefasst und in einer anderen, serifenlosen, modernen Schrifttype gedruckt. Sie heben sich so auf den ersten Blick von der „Fiktion“ ab, obwohl sie ja selbst Teil der Fiktion der Autorin sind – eine Metaebene, die so manchen Anlass zum Schmunzeln, aber auch Neuigkeiten bereithält. So etwa stößt Ratcliffe in Band 2 vor Karthagos Küste auf einen begrabenen Golem-Roboter.

Auch Anna Longman ist völlig aus dem Häuschen, denn sie hat die Fortsetzung des bislang aus dem Lateinischen übersetzten Fraxinus-Fragment entdeckt. Und zwar nicht in einer obskuren Bibliothek, sondern in einem englischen Landsitz. Dessen Verfasser ist verschollen, wird aber von Anna aufgespürt: ein alter Herr, der im Blitzkrieg 1940 den Verstand verlor und seitdem an Demenz leidet. Stante pede mailt Anna ihrem Übersetzer Ratcliffe das Manuskript – und siehe da: Bis auf eine kleine Lücke schließt es direkt an die in Band 2 veröffentlichten Teile von Ashs Biografie an. Nur dass von einer sehr seltsamen Hirschjagd die Rede ist, macht Anna etwas besorgt…

Kardinalfrage

Den beiden Literaturheroen stellt sich indes wie uns die Frage: Woher kommt dieses so fremde Mittelalter? Wir dachten, wir kennten das Mittelalter seit Barbara Tuchmans epochalem Buch „Der ferne Spiegel“ und Umberto Ecos Roman „Der Name der Rose“. Doch nun tauchen in Ashs Biografie moderne Waffensysteme und diverse phantastische Elemente wie etwa Telepathie (der beiden Zwillinge) und Telekinese (die Dunkelheit) auf. Die Herausgeber haben damit ihre liebe Not. Aber alles wird im vierten Band erklärt werden, das bin ich (fast) ganz sicher!

Die Übersetzung

Der deutsche Leser kann froh sein, dass dieser voluminöse Roman in vier Teile von jeweils 550 bis 700 Seiten aufgeteilt wurde. Auf diese Weise kann er nämlich jeden Band in halbwegs vertretbarer Zeit bewältigen. Die Schrift ist groß, so dass die Augen nicht ermüden.

Fehler und Zweifelsfälle

S. 70: „Einer der Mulis, die man ein Stück ent[z]fernt…“ Das Z ist überflüssig, und Mulis sind meines Wissens neutralen Geschlechts: „Eines der Mulis“ müsste es heißen.

S. 104: „Ansonsten werde[n] ich…“ Das ist überflüssig.

S. 116: „Ihr[e] Mund verzerrte sich.“ Das E ist zuviel.

S. 119: „Wie Angelotti sie aus seinen ruhigem byzantinischen Gesicht anblickte…“ Zwei Kasusfehler in einem Halbsatz! Korrekt wäre: “ Wie Angelotti sie aus seineM ruhigeN byzantinischen Gesicht anblickte…“

S. 132: „Rosbif“: Abfällig-neckender Kosename für Engländer (nach „Roastbeef). Wird mehrfach verwendet, aber nie erklärt.

S. 192: „die Tatsach[t]e“: Das T ist zuviel.

S. 264: „überhören“ im Sinne von „mithören“.

S. 302: „Buckler“: Eins-zu-eins-Übersetzung aus dem Englischen. „buckler“ bezeichnen einen kleinen Rundschild.

S. 323: „der wir eine Träne geformte leib“. Statt „wir“ sollte es „wie“ heißen.

S. 355: „Stimmu[n]g“: Das N fehlt.

S. 384: „Nur das[s], was ich sagen muss…“ Das S ist zuviel.

S. 465: „[d]sodass“: Das D ist zuviel.

Unterm Strich

Ein abenteuerliches Mittelalter, das man so nie bei Umberto Eco oder Dan Brown finden wird! Ash ist eine Feldherrin in männlicher Rüstung, die sich ihrer Haut zu wehren weiß (merke: eine Rüstung dient auch als Waffe) und sich die Treue ihrer Offiziere versichern kann. Ihr transvestitischer „Arzt“ Floria[n] wird zu ihrer lesbischen Geliebten, und die fremde Feldherrin aus Nordafrika zu ihrer geklonten Schwester. Als wäre dies nicht genug, machen Kampfmaschinen und telepathische Taktikcomputer Südeuropa unsicher.

Wer weiß, was noch alles an Zumutungen folgt, fragt die Lektorin Anna Longman verunsichert ihren Autor und Übersetzer Prof. Pierce Ratcliff, der ihr ein Werk namens „Ash: Die verlorene Geschichte von Burgund“ auftischt. Sind seine Quellen wirklich zuverlässig, ist nur eine ihrer vielen Fragen, die uns aus der Seele sprechen. Auf dieser Metaebene entspinnt sich der häufig ironische Diskurs über die Art und Weise, wie überlieferte Geschichte zustande kommt. „Historische Wahrheit“ entwickelt sich zu einem Begriff, der zunehmend hohler und fragwürdiger wird, je unsicherer und seltsamer die Quellen, die Ratcliff präsentiert, dem Leser erscheinen. Und als Anna selbst ein Ash-Fragment entdeckt, ist sie entsprechend aus dem Häuschen. Sie träumt schon von einer TV-Doku-Serie.

Das Rätsel um Ash und Burgund zu lüften, erfordert indes einen weiteren Band. Schließlich muss noch das größte Rätsel überhaupt gelöst werden: Wie kann sich Ashs Mittelalter derart stark von der uns überlieferten Geschichte unterscheiden? Ist dies ebenfalls das Werk der Wilden Maschinen oder nur (weitere) eine Fiktion der Historiografen? Außerdem würde ich zu gerne erfahren, wie es Burgund unter dem Nachfolger Karls des Kühnen ergeht: „Der Herzog ist tot, lang lebe der, pardon, DIE Herzogin!“

Für die zahlreichen Textfehler gibt es Punktabzug.

Hardcover: 507 Seiten
Originaltitel: A Secret History – The Book of Ash Part 3, 1999.
aus dem Englischen von Rainer Schumacher.
ISBN-13: 9783404283439

www.luebbe.de

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