Marzi, Christoph – Malfuria – Die Hüterin der Nebelsteine

Mit [„Malfuria“ 3398 hat Christoph Marzi vor ein paar Monaten den ersten Teil einer neuen, vielversprechenden Trilogie geschaffen. Eine Fantasygeschichte, die sich für Jugendliche wie auch für Erwachsene angenehm liest und von den Abenteuern der Catalina Soleado berichtet.

Catalina lebt in Barcelona in einer Zeit voller Wunder und hat eine besondere Fähigkeit: Mit einem einzigen Federstreich kann die junge Kartenmacherin die Welt verändern. Darum kamen die Schatten nach Barcelona und suchten das Mädchen. Doch Catalina ist den Schatten entwischt. Ihren neu gewonnen Gefährten, den Lichterjungen Jordi, hat sie dabei leider aus den Augen verloren, doch kurz bevor die Schatten sie zu packen bekommen konnten, gelang Catalina die Flucht nach Malfuria.

Malfuria ist kein spezifischer Ort, sondern ein Sturm aus wirbelnden Rabenfedern, deren Form und Erscheinungsbild sich stetig verändern. In Malfuria trifft Catalina die Zigeunerhexe Makris de los Santos und die große Hexe Agata la Gataza. Mit Makris schließt Catalina schon bald Freundschaft, und gemeinsam machen sich die drei auf die Suche nach Catalinas Großmutter Nuria Niebla, eine verschollene mächtige Hexe, die im Kampf gegen die Schatten helfen soll …

Währenddessen irrt Jordi durch die zunehmend von der Dunkelheit verschluckten Gassen Barcelonas. Er hat seine Erinnerung verloren, weiß weder, wer er ist, noch kann er sich an Catalina erinnern. Er trifft zufällig auf einen Mann namens Kopernikus, dem die Schatten eigenartigerweise nichts anhaben können. Gemeinsam mit dem Mann flieht Jordi in Richtung Hafen und trifft im Leuchtturm auf einen verloren geglaubten Teil seines alten Lebens: seinen Vater, der ihnen bei der weiteren Flucht vor den alles verschlingenden Schatten hilft …

„Die Hüterin der Nebelsteine“ knüpft nahtlos an die Geschehnisse des ersten Bandes an, was insofern sehr gut ist, als dieser sehr abrupt endete. Man kann also direkt weiterlesen, was auch durchaus ratsam ist, da Marzi nicht viel Zeit auf Wiederholungen und Zusammenfassungen verschwendet. Man sollte also schon noch halbwegs frisch im Gedächtnis haben, was im ersten Teil passiert ist, damit man nicht den roten Faden verliert.

Jordi und Catalina gehen nun getrennter Wege. Der Plot gabelt sich in zwei unterschiedliche Erzählstränge, wird zum Ende hin aber wieder zusammengefügt, wenn sich die Wege der unterschiedlichen Protagonisten erneut kreuzen. Catalina flieht mit den beiden Hexen und Malfuria aus Barcelona und macht sich auf die Suche nach ihrer Großmutter. Sie werden von den Schatten verfolgt und begegnen einigen eigenartigen feindlichen Kreaturen, z. B. magischen Buchstabenwesen und unheimlichen Mosaikschlangen.

Malfuria und damit dem gesammelten Wissen der Hexenheit droht Gefahr. Agata la Gataza weiß um diesen Umstand, und darum müssen die drei Frauen Catalinas Großmutter finden, die nach dem von Catalinas Mutter begangenen Verrat von entscheidender Bedeutung wäre.

Insgesamt betrachtet passiert in diesem Handlungsstrang eigentlich eher wenig. Catalina ist in Malfuria sicher vor den feindlichen Häschern, wenngleich sie über den Verlust von Jordi sehr unglücklich ist. Und so läuft Jordi Catalina in diesem Band ein bisschen den Rang ab; seine Geschichte ist wesentlich spannender. Seine Flucht mit Kopernikus führt ihn zunächst auf den Leuchtturm seines Vater und dann hoch hinaus in die Lüfte.

Auch Kopernikus als sein rätselhafter Begleiter ist als Figur interessant. Er ist immun gegen die Macht der Schatten, was allerdings nicht bedeutet, dass die beiden vor den dunklen Mächten sicher wären. So verläuft dieser Handlungsstrang recht spannend und unterhaltsam, während die Erzählung um die eigentliche Hauptfigur Catalina gemächlich vor sich hinplätschert.

Konnte der erste Band noch durch seine schön skizzierte Welt und seine fantastischen Einfälle überzeugen, so liefert Marzi im zweiten Teil leider nicht viel Neues. Der Funke mag nicht so recht überspringen, und es schleicht sich das Gefühl ein, „Die Hüterin der Nebelsteine“ könnte ein etwas unausgegorener Schnellschuss sein. Fand ich bislang noch alle Marzi-Romane sehr gelungen, so kam mit diesem Band zum ersten Mal eine gewisse Langeweile auf.

Der Plot ist nicht so temporeich, Marzis Einfälle wirken blasser und farbloser als sonst und nicht zuletzt ist es auch die Hauptfigur Catalina, die einen faden Beigeschmack hinterlässt. Sie tappst irgendwie leidenschaftslos durch den Plot, tut nicht viel, aber wenn, wird sie nur durch ihre Intuition gesteuert und macht – ohne dass viel erklärt würde, warum – direkt alles richtig. Wäre als Gegengewicht nicht noch der Plot um Jordis Erlebnisse mit Kopernikus, so wäre „Die Hüterin der Nebelsteine“ eher als Schlafmittel denn als unterhaltsame Lektüre geeignet.

So schafft man es dann leider auch nicht so recht, in die Geschichte einzutauchen und mitzufiebern. Marzi reicht mit dem zweiten Band der „Malfuria“-Reihe bei weitem nicht an die Qualitäten des ersten Bandes heran, und das drückt leider ziemlich die Motivation, die Geschichte weiterzuverfolgen. Man schlägt das Buch am Ende ziemlich unbeeindruckt zu und staunt höchstens über das viele verschenkte Potenzial in Anbetracht der Vorzüge des ersten Teils.

Bleibt also unterm Strich ein schwacher Eindruck zurück. „Malfuria – Die Hüterin der Nebelsteine“ setzt leider nicht konsequent fort, was Marzi in „Malfuria“ angefangen hat. Die Geschichte plätschert teilweise spannungsarm und unmotiviert vor sich hin. Die Figuren (insbesondere Protagonistin Catalina) wirken teilweise blass und aufgesetzt. An Ideen liefert Marzi nicht viel Neues und man fiebert kaum mit. Der Erzählstrang um die Erlebnisse von Jordi kann zwar noch einiges wettmachen, dennoch ist „Malfuria – Die Hüterin der Nebelsteine“ allenfalls als mittelmäßig zu bezeichnen. Schade, denn eigentlich wissen wir mittlerweile ja, dass Christoph Marzi es wesentlich besser kann, aber hier wird er den Erwartungen einfach nicht gerecht. Hoffen wir, dass das nur ein Ausrutscher war und die nächsten Bücher wieder fesselnder und leidenschaftlicher ausfallen.

http://www.malfuria.de/
http://www.christophmarzi.de/
http://www.arena-verlag.de

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