_Meist harmlos: Gothic Rock auf Mystiktrip_
Nach der Rückkehr in seine Heimatstadt – er war fünf Jahre im Ausland – wird der junge Kulturwissenschaftler Christian Wagner in mysteriöse Todesfälle verwickelt. Als ihn eine unsichtbare Macht ins Schattenreich entführt, enthüllen sich ihm die Nachtseiten der menschlichen Natur. Hinter den Masken bürgerlicher Wohlanständigkeit treibt ein skrupelloses Netzwerk ein größenwahnsinniges Spiel.
Der Äygptologe Prof. Jan Erik Walberg, der Christian anrief und treffen wollte, ist unauffindbar: Wurde er entführt? Oder hat er sich absetzen müssen, weil seine Forschungen an Mumien alle moralischen Grenzen überschritten haben? Ein grausiger Fund, den Christian Wagner in Walbergs Labor macht, lässt Schreckliches erahnen.
In einem unterirdischen Archiv entdeckt Wagner eine alte Inventarliste über die Öffnung eines Pharaonengrabs, signiert mit dem Zeichen der Nephilim, dem Auge des Horus. Wagner erkennt, dass die Vergangenheit die Gegenwart auf grausame Weise einholen wird. Oder ist er selbst Akteur in einem Spiel, welches das Leben nur simuliert? Eine Sternenkarte könnte ihm den Weg weisen.
Die Karte zeigt eine Planeten- und Mondkonstellation, die nur an einem bestimmten Tag stattfindet und auf eine Kultstätte verweist, die er finden muss – auf einer Nordseeeinsel. Dort findet ein ungeheuerliches Ritual statt, vorgenommen von seinem Mentor Dr. Bruno Schwab. Doch plötzlich tritt eine feindliche Gruppe auf. Ist die finale Auseinandersetzung der Nephilim mit den Titanen gekommen?
_Die Autoren_
Als Autoren zeichnen Astrid Meirose und Volker Pruß verantwortlich. Mehr über die Serie findet man unter http://www.schattenreich.net.
Folge 1: Die Nephilim
Folge 2: Finstere Fluten
Folge 3: Spur in die Tiefe
Folge 4: Nachthauch
_Die Inszenierung_
|Die Rollen und ihre Sprecher:|
Christian Wagner: Alexander Scheer (Schauspieler)
Alexa Voss: Anne Moll (Schauspielerin)
Dr. Bruno Schwab: Volker Brandt (dt. Stimme von Michael Douglas)
Adrian Bloch: Norman Matt (Cillian Murphy, Jonathan Rhys-Meyers)
Geheimnisvolle Frau: Daniela Hoffmann (dt. Stimme von Julia Roberts)
Hagerer, bleichgesichtiger Typ: Dero („Oomph!“)
Tina Müller: Anna Thalbach (Schauspielerin)
Darius Menke: Gerrit Schmidt-Voß (Leonardo DiCaprio)
„Sterngucker“: Oliver Rohrbeck (Ben Stiller, Michael Rapaport)
sowie Markus Krane und Gerald Schaale (Andy Hallett – „Lorne“ in der Serie „Angel“).
Anna Thalbach steht seit ihrem sechsten Lebensjahr vor der Kamera, dabei war der Weg zur Schauspielerei nicht so gerade, wie man es bei der Tochter von Katharina Thalbach annehmen könnte. Sie beginnt nach dem Abschluss der Mittleren Reife zunächst eine Hospitanz als Kostümbildnerin am Schillertheater. Doch der Hang zum Schauspiel überwiegt, und bald schon feierte sie selbst große Bühnenerfolge, so auch an der Seite ihrer Mutter in „Mutter Courage“.
Dero wurde am 16. April 1970 in Wolfsburg geboren. In der Band |Oomph!|, die 1989 gegründet wurde, ist er der Mann für den Gesang, die Texte, Drums, und Kompositionen. Der Weg zur Musik sah laut eigener Aussage für Dero so aus: „Auf diversen Familienfeiern in den 70ern wurde ich ‚gezwungen‘, mit meinem Vater (Gitarrist, Sänger) alle nur erdenklichen Elvis-Songs in grauenhaftem Englisch rauf und runter zu schmettern.“
|Die Musik:|
Secret Discovery: „Follow Me“ / „Away“
Qntal: „Lingua Mendax“
In Extremo: „Kein Sturm hält uns auf“
Kutna Hora: „Our Lady of Sedlec“
Stillste Stund: „Darksomely“
Lacuna Coil: „Fragments of Faith“
Supreme Court: „(Yell) … It Out!“
Birthday Massacre: „Video Kid“
Das Berliner Filmorchester und Kammerchor
Regisseur Simon Bertling und Tonmeister Christian Hagitte von |STIL| sorgten für die gute Produktion, die Musik und die Sounds; ihnen half Cornelia Schilling. Die Produzenten sind Marc Sieper von |Lübbe Audio| sowie Oliver Ihrens von |Radar Media|, Bochum. Das interessante Booklet-Design stammt von Kai Hoffmann.
_Vorgeschichte_
Nach der Rückkehr in seine Heimatstadt – er war fünf Jahre im Ausland – wird der junge Kulturwissenschaftler Christian Wagner in mysteriöse Todesfälle verwickelt. Christian ist einer von neun Spezialschülern, den „Titanen“. So nannten sich vor 15 Jahren die Mitglieder einer Gruppe von jungen Hochbegabten, die von der Scholl-Stiftung gefördert und von ihrem Lehrmeister Dr. Volker Brandt ausgebildet wurden. Die Titanen, so Bruno, waren in der antiken Sage die Kinder von Göttern und Menschenfrauen. Die Nephilim hingegen waren die Kinder von Dämonen, die sich mit Menschenfrauen paarten: negative Titanen. Treibt hier jemand ein fieses Spiel mit den letzten Titanen?
Auf der rechten Ferse jeder Leiche findet er das gleiche Tattoo, das er selbst auch trägt: das ägyptische Ankh-Symbol, ein Henkelkreuz, das „Leben“ bedeutet. Es ist kombiniert mit dem „Auge des Horus“, das, wenn geöffnet, einen Schutzzauber darstellt. [Beide Symbole sind auf der CD selbst aufgedruckt.] Ist dieses Horus-Augen-Tattoo jedoch pupillenlos, also blind, dann handelt es sich um einen Nephilim, ein früheres, aber abtrünnig gewordenes Mitglied der „Titanen“.
Da Christian ein Waisenkind ist, das von der Industriellenfamilie Scholl aufgezogen wurde, bildet Brandt seinen Vaterersatz. Bei den Scholls lernte er Sibylle Scholl als seine Schwester kennen und machte sie zu seiner ersten Geliebten. Andrian Bloch, den er nun in seiner Heimatstadt wiedertrifft, war ebenfalls einer der „Titanen“. Die Familie Bloch ist mit den Scholls seit jeher befreundet.
Seit seiner Rückkehr sind bereits zwei der „Titanen“ umgekommen. Beide Leichen weisen eine Tätowierung an der rechten Ferse auf: das blinde Auge des ägyptischen Sonnengottes Horus, das Zeichen der Nephilim, eines Geheimordens. In den Rollenspielen der „Titanen“ war Christian stets der Gott Osiris, Sibylle die Göttin Isis und Adrian der eifersüchtige Gott Seth, der Osiris tötete. Doch wer war Horus, der Sohn des Osiris? Adrian treibt sich immer noch in der Stadt herum, als neuer Besitzer der Villa Scholl, dem Sitz der Titanen.
Dieser ägyptisch-mythologische Hintergrund könnte etwas mit dem Schicksal des Ägyptologen Prof. Jan Erik Walberg zu tun haben, der Christian anrief und treffen wollte, aber unauffindbar ist: Wurde er entführt? Als Christian mit der Journalistin Tina Müller zu Walbergs Labor fährt, findet er dort zwar eine Botschaft, wird jedoch auch mit dem Tod bedroht: durch eine Flutwelle aus dem nahen Stausee. Hat ihn jemand im Visier? Christian fühlt sich zunehmend verfolgt.
_Handlung_
|PROLOG|. „Ich bin alles, was gewesen ist, was noch ist und was sein wird. Und meinen Schleier hat noch kein Sterblicher gelüftet.“ Was meint die gute Frau wohl, wer sie ist? Vielleicht Isis alias Sibylle Scholl. Der Schleier würde dazu passen.
Bei der Exkursion in die Unterwelt der Scholl-Villa ist Christian in den Besitz einer Sternenkarte gelangt, die er von dem Astronomen Darius Menke analysieren lässt. Menke ist ebenfalls einer der „Nephilim“, so dass ihn dies keinen Pfennig kostet. Menke meint, das Himmelsbild auf der Karte zeige zwei Planeten und den Mond in einer Konstellation, die nur in naher Zukunft stattfinden könne. Und das Wasserzeichen, das ins Kartenpapier eingeprägt ist, zeigt einen Leuchtturm. Ergo muss sich der Punkt, wo sich die Planetenkonjunktion beobachten lässt, an einem Ort mit genau diesem Leuchtturm befinden. Und da alle Leuchttürme der Welt eine individuelle Farbgebung besitzen, ist der Turm schnell identifiziert.
Die Insel, zu der Christian nun fährt, ist nicht nur der frühere „Spielplatz der „Titanen“, sondern scheint auch ein begehrtes Ausflugsziel zu sein. Trotz des aufkommenden Sturms, der Christian einen heftigen Anfall von Seekrankheit beschert, haben sich eine Menge junge Besucher eines Gothic-Rockfestivals mit dem gleichen Schiff, der „Medusa“, auf die Überfahrt begeben. In seinem Halbdelirium meint Christian, seine Jugendfreundin Billie neben einem Mann zu sehen, den er kennt. Sie scheint wie eine Medusa auszusehen.
Er erwacht in einem Rettungsboot im Hafen. Der Sturm ist vorübergezogen, ihm geht es jetzt ein wenig besser. Nachdem er sich in Bruno Schwabs Haus ein wenig frisch machen konnte, schlagen zwei finstere gestalten Christian zusammen und packen ihn in den Kofferraum ihres Autos. Doch am Hafen befreit ihn die allgegenwärtige Tina Müller und verduftet mit unserem Pechvogel. Sie begeben sich mit der Sternkarte zum Leuchtturm, der – welch Glückes Geschick! – zugleich eine Sternwarte beherbergt, die ein Freund von Darius Menke leitet.
Das Ergebnis der neuerlichen Untersuchung: Christian bleiben nur noch vier bis acht Stunden, bis die Himmelskonstellation eintritt. Aber wo ist sie am besten zu beobachten? Auf einer Kultstätte. Nur gibt es auf der Insel hunderte davon. Und Christian braucht genau drei von ihnen, zwei für die Planeten und eine für den Mond. Er macht sich mit Tina getrennt auf die Suche nach diesen Orten.
Gerade als er dachte, er wäre sie los, tritt schon wieder die Kripotante Alexa Voss auf – zumindest auf seinem Handy – und zwei freundliche Polizisten erweisen sich als so anhänglich, dass sie ihn gleich zur Vernehmung mitnehmen. Zum Glück kann er ihnen entkommen und Alexa treffen, aber das geht nur auf dem Rockfestival. Sie verklickert ihm, was er schon sein ganzes Leben „wissen wollte“: Jemand hat die Leiche, die angeblich Jens Walberg sein sollte, aus dem Institut für Rechtsmedizin geklaut.
Na, toll! Doch die Polizisten sind immer noch hinter ihm her, und auf seiner weiteren Flucht gerät Christian auf ein Areal, wo er Tina wiedersieht: eine Kultstätte, auf der gerade ein ziemlich abgefahrenes Ritual abläuft. Auf einem Turm steht ein Thron, auf dem ein Junge sitzt. Und auf diesen Turm klettert nun … Bruno Schwab! Christian traut seinen Augen nicht. Was hat sein Lehrmeister mit dem Jungen vor?
_Mein Eindruck_
Dass ab und zu Rockkonzerte draußen in der Pampa, auf dem flachen Land stattfinden, hat sich inzwischen herumgesprochen, nicht zuletzt durch eine Reihe von Dokumentarfilmen. Insofern verwunderte es mich nicht, dass auf der Insel ein entsprechendes Gothic-Rock-Festival stattfindet. Dass auch der Hersteller dieser CD ein handfestes Interesse daran hat, so viel Musik wie möglich in die Handlung zu packen, erörtere ich im nächsten Abschnitt meiner Rezension. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit dröhnt Gothic Rock aus dem Radio, sogar aus dem der Polizei!
Die Handlung hängt sich an den Mystik-Kult an, den Dan Brown mit [„Sakrileg“ 1897 so erfolgreich – über 35 Mio. verkaufte Bücher sprechen eine deutliche Sprache – ausgeschlachtet hat (den Kult selbst gibt es schon über hundert Jahre). Mit einer Sternenkarte eine Kultstätte zu finden, ist zwar nicht einfach, aber wer den entsprechenden Antrieb hat, wie Wagner, der geht durch Dick und Dünn, um zum Ort des mystischen Geschehens zu gelangen. Um was zu finden?, fragt sich der rationale Laie. Antwort: Wieder mal die üblichen Verdächtigen, nämlich Dr. Bruno Schwab und seine Mischpoke von Mystikjüngern.
Die Mystik ist, weil sie so en vogue ist, von den ollen Ägyptern ausgeliehen. Folglich ist die Handlung ebenso wie das Design des Hörbuchs mit Symbolen der ägyptischen Mythologie überlagert, seien es nun Horusaugen oder Ankh-Henkelkreuze. Hauptsache, es mutet irgendwie mystisch an. Dieses mittelalterliche Welt-Bild postuliert wie schon Madame Blavatsky die Interaktion von göttlichen Mächten und menschlichen Aktivitäten, jedoch in völlig ernster Weise. Wie gut würde an dieser Stelle eine Prise Pratchett’schen Humors wie in [„Pyramiden“ 2615 tun! Der würde mit dem ganzen Hokuspokus aufräumen.
Das wichtigste Prinzip einer Serienhandlung lautet: Gib niemals genügend Antworten preis! Der Leser bzw. Hörer muss immer weiter nach mehr hungern. Nach dem Prinzip der Appetithäppchen folgt das zweite Konzept: Es sollten die immer gleichen Figuren des Personals auftreten. Deshalb darf sich der Laie nicht wundern, wenn die Kripotante Alexa Voss weit außerhalb ihres Zuständigkeitsbereichs auftritt, doch der Fachmann wundert sich gewiss. Und was die Journalistin Tina Müller auf der Insel verloren hat, wissen nur die Götter von der Autorenfraktion, denn Tinas Aufgabe ist es, Christian a) zu informieren und/oder b) zu retten und c) zu küssen. Nicht unbedingt in dieser Reihenfolge.
Gemäß Prinzip 1 darf sich der Hörer darauf verlassen, dass er bzw. die Hauptfigur am Schluss der Episode keineswegs alle Antworten bekommen hat, sondern im Gegenteil noch etliche Frage offen sind. Ein guter Grund, sich die nächste Episode zu besorgen.
|Die Inszenierung|
Die Geräuschkulisse des Hörspiels ist nicht allzu realistisch. Man hört nicht jede Tasse klappern, nicht jedes Auto vorbeirauschen. Vielmehr stehen die Kommunikationsmittel im Vordergrund: Handys, Telefone, Türklingeln, fehlen nur noch Türklopfer und Megafone. An der Waterkant schreien natürlich die unvermeidlichen Möwen, und der Wind wehrt hörbar.
Alexander Scheers raue Raucherstimme passt zum Möchtegerndetektiv à la Philip Marlowe, der nur per Zufall zum Kulturwissenschaftler geworden zu sein scheint. Sein Gegenteil, ein Ausbund an Disziplin und Pflichtbewusstsein, bildet die Rolle der Alexa Voss, gesprochen von Anne Moll (zuvor Sandra Speichert). Sie tritt in dieser Episode gleichberechtigt neben der kindlich-eifrigen Tina Müller auf, gesprochen von Anna Thalbach, auf.
|Die Musik|
Spätestens nach einer halben Stunde des Anhörens verhärtet sich im Zuhörer der Verdacht, dass die ganze Handlung eigentlich nur ein Vorwand ist. Nämlich der Vorwand, um möglichst viel deutsche Neo-Gothic-Musik abspielen zu können. Die oben aufgeführte Interpretenliste ist nur die Spitze des Eisbergs dessen, was den Zuhörer erwartet. Es verwundert nicht, dass in die Produktion des Hörspiels Firmen wie |Radar Media|, |STIL| (für die professionelle Soundproduktion) und ein Musikmagazin namens |Sonic Seducer| eingebunden sind.
Letzteres hat sich mit einem Aufkleber auf der Hülle verewigt. |Radar Media| ist im Booklet mit einer ganzen Seite Werbung vertreten: „Schattenreich Vol. 4: Die Kult-Kompilation als 2CD [sic!] und DVD u.a. mit Rammstein, Oomph!, Nightwish […] und unveröffentlichten Schattenreich TV-Sessions [!!] und anderen Specials“. |Radar| hat das Copyright und die Markenreich für „Schattenreich“ inne, folglich war die Firma auch an der Produktion beteiligt. Und da es in ihrem Interesse liegt, die Bands wie |Rammstein|, |Oomph!| usw. zu vermarkten, packte sie natürlich so viel Musik wie möglich auf die Silberscheibe. Jedes Mal eine Disko-Session in die Handlung einzubauen – egal wie -, war daher obligatorisch, und das merkt man auch in Episode 4.
Diese Dinge sollte man wissen, wenn man die Musikeinlagen des Hörspiels bewertet. Plötzlich wird aus der Handlung nicht das Hauptgericht, sondern lediglich die Beilage. Deshalb dröhnt unvermittelt der Leadsong „Follow me“ durch die Boxen, nachdem bereits ein Donnerschlag den Zuhörer aus seiner Bürgerruhe aufgescheucht hat. Es gibt anschließend kaum eine ruhige Minute, in der keine Musik erklingt. Hier hat |Radar Media| ganze Arbeit geleistet. Immerhin ist es nicht mehr ganz so schlimm wie auf den ersten beiden CDs, denn jetzt wird der Hauptfigur mehr musiklose Zeit zum Nachdenken gegönnt.
|Webseite|
Hinweis: Auf http://www.schattenreich.net findet man das Tagebuch einer Figur, um die es immer wieder im Hörspiel geht. Ich tippe als Autorin auf Sibylle Scholl, die angeblich beim Brand ihrer Klinik umgekommene Billie, Christians Geliebte. Das Tagebuch bietet zusätzliche Hintergrundinformationen.
_Unterm Strich_
Die Reihe „Schattenreich“ wendet sich an die gleiche Zielgruppe wie die Musik-CDs, die DVDs und die TV-Produktionen (von denen ich bislang nichts gesehen habe): Gothic-Rock-Freunde, für die Musik nicht nur Unterhaltung, sondern eine Lebenshaltung und eine modische Aussage darstellt. Anstelle von Vampiren und anderem blutigem Gesocks treten aber in „Schattenreich“ nur jede Menge mystisch gestimmte Typen auf, die sich irgendwie zwielichtig aufführen. Ford Prefect würde sagen: „Weitgehend harmlos“.
Die Handlung von „Schattenreich 4“ ist, wie gesagt, so dünn, dass sie auf einen Post-it-Zettel passt. Darüber nachzugrübeln, ist der Mühe nicht wert. Der Plot enthält Elemente einer Serienhandlung, die Anleihen bei „Sakrileg“ und „Offenbarung 23“ sind. Die Story wartet aber mit genügend Rätseln auf, dass der Zuhörer bei der Stange bleibt.
Ansonsten ist zu konstatieren, dass dieser Plot als Vorwand für jede Menge Musik-Marketing dient (Sex fällt diesmal flach). Daran trägt der Produzent |Radar Media| die Verantwortung. Und wenn die Handlung nicht in die Gänge kommt, dann liegt es an willkürlich eingebauten Szenen wie der auf dem Gothic-Rock-Festival, die nur dem musikalischen Antörnen des Publikums dient, aber ansonsten keinen geistigen Nährwert besitzt.
Wie bei allem, was das Studio |STIL| produziert, ist das Produkt hinsichtlich Sound und Optik vom Feinsten. Immerhin erreichen das Studio und der |Lübbe|-Verlag eine neue Zielgruppe, die mit „Offenbarung 23“ nur unzureichend befriedigt wird: die Gothic-Rockfans, die auf Bands wie |Rammstein|, |Oomph!| und |IAMX| stehen. Diesbezüglich kann „Offenbarung 23“ glatt einpacken. Wer die Songs runterladen will, findet auf schattenreich.net den Link dorthin.
|65 Minuten auf 1 CD|
http://www.schattenreich.net/
http://www.luebbe-audio.de
http://www.stil.name/
http://www.sonic-seducer.de/
http://www.radar-net.de/