Meyer, Kai / Schlüter, Jörg – Klabauterkrieg, Der (Wellenläufer-Hörspiel)

_Fürs Heimkino: Piratenabenteuer par excellence_

Dies ist die abenteuerliche Vorgeschichte zur |Wellenläufer|-Trilogie.

Die Karibik zur Zeit der Piraten (17. Jahrhundert). Seit dem Tod seiner Mutter, einer gefürchteten Piratin, fristet der junge Walker ein trostloses in den Scherbengruben der Arena von Antigua. Angekettet in den Katakomben muss er verwundete Arenakämpfer pflegen, ohne je das Sonnenlicht zu sehen. Doch eines Tages taucht ein geheimnisvoller Fremder auf und kauft Walker frei – der Junge soll ihn zum versteckten Schatz seiner Mutter führen. Aber was verbirgt sich wirklich hinter der rätselhaften Klabauterkrone? Walker und seine Mannschaft verwegener Piraten begeben sich auf eine mörderische Odyssee. (abgewandelte Verlagsinfo)

Geeignet ab 14 Jahren. Dringende Empfehlung: Auf der Heimkinoanlage abspielen!

_Der Autor_

Kai Meyer, Jahrgang 1969, studierte Film, Philosophie und Germanistik und arbeitete als Redakteur. Er schrieb schon in jungen Jahren und lieferte u. a. ein paar Jerry-Cotton-Abenteuer. Sein erster großer Erfolg war „Die Geisterseher“, eine historische „Akte X“. Seit 1996 ist er freier Schriftsteller und Drehbuchautor. Bisher sind rund 40 Romane von ihm erschienen. Selbst Kritiker waren von seinem historischen Mystery-Thriller „Die Alchimistin“ begeistert, später folgten „Die fließende Königin“ und „Göttin der Wüste“. Bei |Loewe| erschien mit den „Wellenläufern“ ein Jugend-Fantasyzyklus. „Frostfeuer“ aus dem Jahr 2005 ist eigenständiger Jugendroman. Das Buch wurde mit dem internationalen Buchpreis |CORINE| ausgezeichnet.

Weitere Titel von Kai Meyer auf |Buchwurm.info|:

[Interview mit Kai Meyer]http://www.buchwurm.info/artikel/anzeigen.php?id=11
[„Die Wellenläufer“ 3247 (Hörbuch)
[„Die Muschelmagier“ 3252 (Hörbuch)
[„Die Wasserweber“ 3273 (Hörbuch)
[„Der Brennende Schatten“ 4506 (Hörspiel)
[„Die Vatikan-Verschwörung“ 3908 (Hörspiel)
[„Frostfeuer“ 2111 (Hörbuch)
[„Der Stein der Weisen“ 5052 (Die Alchimistin, Hörspiel-Folge 1)
[„Das Erbe des Gilgamesch“ 5155 (Die Alchimistin, Hörspiel-Folge 2)
[„Die Katakomben von Wien“ 5220 (Die Alchimistin, Hörspiel-Folge 3)
[„Das Kloster im Kaukasus“ 5263 (Die Alchimistin, Hörspiel-Folge 4)
[„Die Unsterbliche“ 5379 (Die Alchimistin, Hörspiel-Folge 5)
[„Die Schwarze Isis“ 5406 (Die Alchimistin, Hörspiel-Folge 6)
[„Der Schatz der Templer“ 5427 (Die Alchimistin, Hörspiel-Folge 7)
[„Die Alchimistin“ 73
[„Das Haus des Daedalus“ 373
[„Der Schattenesser“ 2187
[„Die Fließende Königin“ 409
[„Das Buch von Eden“ 890 (Hörbuch)
[„Das Buch von Eden“ 3145
[„Der Rattenzauber“ 894
[„Faustus“ 3405
[„Seide und Schwert“ 3558 (Das Wolkenvolk 1, Hörbuch)
[„Lanze und Licht“ 4549 (Das Wolkenvolk 2, Hörbuch)
[„Drache und Diamant“ 4574 (Das Wolkenvolk 3, Hörspiel)

_Die Inszenierung:_

|Die Sprecher und ihre Rollen:|

Junger Walker: Florian Seigerschmidt
Erwachsener Walker: Samuel Weiss
Buenaventure: Christian Redl
Greyshade: Claus-Dieter Claußnitzer
Salamanca: Udo Schenk
Manolo, Matrose: Juan Carlos Lopez
Schrumpfkopf: Martin Bros
Scarab, Piratenkaiser: Hendrik Stickan
Tränennixe: Johanna Marx
Kindra, Walkers Mutter: Eva Spott
Geisterhändler: Horst Mendroch
u.v.a.

Der WDR produzierte dieses Hörspiel im Jahr 2007, zwei Jahre nach „Der brennende Schatten“, das ich auch klasse finde. Für die Musik und Komposition zeichnet wieder Rainer Quade verantwortlich, als Toningenieure arbeitete Markus Haßler, Regie führte wieder Jörg Schlüter. Dramaturgie und Redaktion gehen auch diesmal auf das Konto von Ulla Illerhaus.

|Lübbe Audio| wird 2009 die komplette WELLENLÄUFER-Trilogie als Hörspiel veröffentlichen.

_Handlung_

|PROLOG.|

Eine Piratenkneipe auf den Bahamas. Captain Walker ist völlig abgebrannt, hat aber Spielschulden bei den Seeräubern. Er hat sogar sein Schiff an sie verloren. Das Eintreten des hünenhaften Pitbull-Mannes verhindert, dass die Piraten handgreiflich werden. Er rät Walker dringend zu verschwinden, bevor die Schiffe der feindlichen Spanier den Hafen angreifen. Doch die Piraten bestehen auf Bezahlung. Einer fordert eine Geschichte. Damit kann Walker natürlich dienen: Es ist seine eigene, und sie ist dennoch kaum zu glauben.

|Haupthandlung|

Es war vor 20 Jahren, als Walker noch ein sechzehnjähriger Junge war. Sechs Jahre zuvor war seine Mutter, die gefürchtete Piratin Kindra, bei der Eroberung ihres Schiffes |Carfax| durch die Briten gestorben. Nun schuftet Walker in den Scherbengruben der Arena von Antigua und pflegt die von scharfkantigen Untergrund verletzten Arbeiter sowie die Kämpfer, die aus der Arena zurückkommen. Falls sie dann noch leben.

Walkers „Besitzer“ ist Greyshade, ein zwielichtiger Typ, der mal Gouverneur war, aber von den Briten davongejagt wurde. Greyshade besitzt auch die Urne mit der Asche von Kindra und droht, sie fallen zu lassen. Obwohl das Andenken seiner Mutter Walker kostbar ist, lässt er sich nicht nötigen. Als ein hünenhafter Kerl mit dem Gesicht eines Pitbulls in seine Katakombe gesperrt wird, schließt Walker Freundschaft mit ihm. Buenaventura, der Pitbull-Mann und ehemaliger Steuermann, erweist sich als hervorragender Arenakämpfer und wird Greyshades Champion. Sogar den Kämpfer des Piratenkaisers Scarab macht Buenaventura fertig.

Während er noch den Jubel des Publikums über den Sieg hört, tritt wieder ein Mann in die Katakombe. Der spanische Geck nennt sich Arturo Salamanca und ist Besitzer der |Carfax|, Kindras Schiff. Er bietet Walker an, ihn freizukaufen, wenn er ihm das Versteck von Kindras Schatz verrät. Denn die Piratin habe das Versteck mit vielen Hindernissen geschützt, die nur ihr Sohn überwinden könne. Walker stellt zwei Bedingungen: Er will Greyshades Urne und dass Buenaventura mitkommt. Gebongt. Doch die Verhandlungen mit Greyshade schlagen fehl, und Salamanca muss den Jungen und seinen Freund samt Urne rauben. Im Verlauf der Fechtkämpfe wird Greyshade schwer verletzt, so dass die Flucht gelingt. Die |Carfax| sticht in See.

|Das Abenteuer beginnt|

Captain Salamanca hat seinen eigenen Steuermann, so dass Buenaventura und Walker erstmal nur Gäste an Bord sind. Der Kapitän besitzt einen Schrumpfkopf, der sprechen kann und offenbar Kindra gekannt hat. Er hat eine Botschaft, die nur für Walker bestimmt ist. „Geh zur Insel Sanata Daria, suche die dreiäugige Madonna. Sieh, was sie sieht.“ Das keifende und kreischende Lästermaul wird gesperrt, so dass die folgende Beratung in Ruhe stattfinden kann.

Die Insel Santa Daria liegt mitten in dem Seegebiet, in dem der Krieg zweier Klabauterstämme stattfindet. Doch der Schatz Kindras, die Klabauterkrone, würde Salamanca die Herrschaft über die Tiefen Stämme verleihen und damit über die gesamte Karibik. Er könnte seine Dienste an den Meistbietenden verkaufen und ein Vermögen anhäufen. Zwar vererbte Kindra die Krone an Walker, doch der hat sie für seine Freiheit an Salamanca abgetreten.

Während Walker und Buenaventura noch grübeln, ob die Suche nach der Krone nur ein weiterer Trick seiner Mutter sein könnte, taucht am Horizont ein unbekanntes Schiff auf. Nach einer Weile ist klar, dass sich keine Menschenseele an Bord befindet. Die Kratz- und Beißspuren belegen, dass es ein Opfer der Klabauter wurde. Tatsächlich sind überall diese unheimlichen Wesen mit den scharfen Reißzähnen zu sehen. Diese Gewässer machen der Mannschaft erstmals klar, dass sie von diesem Abenteuer vielleicht nicht zurückkehren könnten. Sie beginnen an Meuterei gegen Salamanca zu denken.

Als sie das Randgebirge der felsigen Insel Daria erklommen haben, finden Salamanca und Walker den Spalt, der in die Tiefe führt, wo sich der Altar der dreiäugigen Madonna befindet. Doch davor gähnt ein Abgrund, über den nur eine überschwemmte Brücke führt – mitten durch klabauterverseuchtes Wasser. Die Felsen beben wegen des ringsum tobenden Klabauterkrieges. Denn die Insel ist lediglich die Spitze ihrer Festung und droht mit deren Fall zu versinken. Die Zeit wird knapp!

Mit einem Sprung hechtet Walker todesmutig ins Wasser, um die Madonna zu holen …

_Mein Eindruck_

Walker zieht also nicht in den Krieg, wie der Titel „Der Klabauterkrieg“ nahelegt, sondern begibt sich auf eine Schatzsuche. Dieses Motiv ist ja in Abenteuerromanen, die unter Piraten spielen, seit Stevensons Klassiker „Die Schatzinsel“ wohlbekannt. Aber Walker hat nicht damit gerechnet, dass die Spur zu ihm selbst zurückführt!

Auf der Insel der Klabauterkrone erwarten ihn einige Überraschungen (die klangtechnisch fantastisch umgesetzt wurden, siehe unten). Zu ihnen zählt die so genannte Tränennixe, von der die Piraten der „Carfax“ zu berichten wissen, dass sie weint, um das Salz in den Ozean zu bringen. Na ja, wer’s glaubt, wird selig. Doch die Tränennixe gibt es wirklich, findet Walker heraus, und der Kratersee, auf dessen Insel sie lebt, ist extrem salzhaltig – wegen seiner Verbindung zum Meer. Walker staunt selbst nicht schlecht (und wir mit ihm), dass er in der Lage ist, über dieses salzhaltige Wasser zu laufen wie weiland ein gewisser Jehoschua aus Nazareth.

Dass Walker gewisse Eigenschaften eines Erlösers hat, findet er schnell heraus, als ihm die Nixe klarmacht, auf welche Weise er sie befreien kann. Und dass er dafür selbst ein Geheimnis offenbart bekommt, nämlich durch wessen Hand seine Mutter sterben musste. Ob das noch gut geht, wenn der egozentrische „spanische Pfau“ Salamanca auftaucht? Wird Walker den Rückweg durch die Klabauter schaffen? Das soll hier nicht verraten werden.

Dass dies ein Prequel zur „Wellenläufer“-Trilogie ist, erkennt der kundige Leser daran, dass ein Hüne namens Buenaventura, ein Schiff namens |Carfax| und nicht zuletzt ein Kapitän namens Walker vorkommen – und dies weiterhin im Verlauf der Trilogie tun werden.

_Die Inszenierung_

Um es gleich vorneweg zu sagen: Am besten gefiel mit der kreischende und knurrende Schrumpfkopf, gesprochen von Martin Bros: Er ist herrlich respektlos und seine nörgelnde und warnende Stimme (die Funktion des Chores im antiken Theater) ist selbst dann noch zu hören, wenn er in einem Behälter steckt, etwa einem Sack oder in einer Truhe. Er ist es auch, der den Abspann aufsagen darf. Auch die tiefe Stimme von Buenaventura hat mir gut gefallen.

|Der Sound|

Zuerst dachte ich, mit meiner HiFi-Anlage stimme etwas nicht: denn die Tonspuren dieses Hörspiels überlagerten und störten sich gegenseitig. Dann legte ich die CD in den DVD-Player meiner Heimkinoanlage – ein Unterschied wie Tag und Nacht! Endlich erklang der volle Surroundsound dieser Aufnahme. Alle Tonspuren waren entzerrt und fein säuberlich auf alle Lautsprecherkanäle verteilt. So konnte ich den Sound endlich auf allen Lautsprechern genießen. Insbesondere der Subwoofer stellte sich als wichtig heraus, um etliche sehr tiefe Bässe wiederzugeben.

Ergo: Hier waren echte Klang-Profis am Werk, und das sollte man natürlich von einer Produktion des Westdeutschen Rundfunks auch erwarten können. Dort werden bekanntlich hervorragende Hörspiele produziert.

|Geräusche|

Die Performance wird nicht so sehr von den Sprechern geprägt, die zwar alle kompetent sind, aber nicht irgendwie auffallen, sondern vielmehr durch die Geräusche. Man stelle sich bitte einen normalen Kinofantasyfilm vor, inklusive aller Geräusche und Soundeffekte, und bekommt dann ungefähr eine Vorstellung davon, wie aufregend es in diesem Hörspiel zugeht. Dies ist wahrhaftig Kino für die Ohren.

Vom kleinsten Klirren einer Tasse bis hin zu den dröhnenden Explosionen der Seeschlacht ist die ganze dreidimensionale Klangpalette abgedeckt. Im Finale mit seinen zahlreichen Donnerschlägen ist dies recht dramatisch mit anzuhören, denn der Zuhörer sitzt ja mittendrin. Natürlich lösen diese „lauten Momente“ auch wieder leisere Szenen ab, die dann vor allem durch entsprechende Geräusche gekennzeichnet sind, wie man das beispielsweise in einem Dschungel oder einer Ruine erwarten darf.

|Musik|

Von Musik ist erstaunlich wenig zu hören, was wohl an den dominierenden Geräuschen liegen mag. Außer am Anfang und am Schluss hält sich Musik sehr zurück. Der flotte Ausklang wird von einem Streichorchester und Trompeten bestritten, alles in allem eine Kombination, die zur Dynamik des Abenteuers passt.

_Unterm Strich_

Das Hörspiel, das der WDR produzierte, bietet für Kai-Meyer-Fans eine akustisch sehr gelungene Zugabe zum bekannten Zyklus „Die Wellenläufer“. Das Hörspiel konnte mich mit Action (Seeschlacht, Degenduelle), Dramatik und ungewöhnlichen Einfällen gut unterhalten, so dass ich mich zuweilen wie in einem Kinfofilm fühlte. Für jugendliche Zuhörer ab etwa elf bis zwölf Jahren ist dieses Abenteuer jedenfalls hervorragend geeignet – und für Freunde von Jack Sparrow sowieso!

Allerdings frage ich mich, ob der hohe Preis von rund 17 Euro wirklich gerechtfertigt ist. Nun, man erhält dafür immerhin auch ein Booklet mit einem persönlichen Text von Kai Meyer geliefert sowie einem schönen Grafikdesign (das sich auch auf dem Steckkarton wiederfindet).

Fazit: ein Volltreffer.

|100 Minuten auf 2 CDs
ISBN-13: 978-3-7857-3788-0|
http://www.kai-meyer.com
http://www.luebbe-audio.de
http://www.wellenreiter.la