Michael Bishop – Nur die Zeit zum Feind. Zeitreise-Roman

Die schöne Helena aus der Steinzeit

Auf einer Zeitreise in die Zeit der Frühmenschen vor einer Million Jahren verliebt sich John Monegal, der Reisende, in eine Frau, die von ihrem Stamm wie einst die schöne Helena verehrt wird. Er hat von ihr sein ganzes Leben lang geträumt. Warum? Und was hat das Experiment der US-amerikanischen Wissenschaftler damit zu tun?

Für diesen wunderbar stimmungsvollen, romantischen und humorvollen Zeitreise-Roman wurde Michael Bishop 1983 mit dem NEBULA Award ausgezeichnet, einem der beiden wichtigsten Preise im SF-Genre.

Der Autor

Michael Lawson Bishop (* 12. November 1945 in Lincoln, Nebraska) ist ein US-amerikanischer Autor, der in erster Linie Science-Fiction-Literatur schreibt. Er besitzt einen Master-Abschluss in Englisch der University of Georgia und unterrichtete an verschiedenen Schulen und Universitäten. (Quelle: Wikipedia)

Bishop veröffentlichte 1970 seine erste Kurzgeschichte „Piñon Fall“, sein erster Roman („A Funeral for the Eyes of Fire“) folgte 1975. Zahlreiche Erzählungen und Romane Bishops wurden für diverse Science-Fiction-Preise nominiert. Ausgezeichnet wurde er viermal mit dem Locus Award und zweimal mit dem Nebula Award, 1981 für die Erzählung „The Quickening“ und 1982 für den Roman „Nur die Zeit zum Feind (No Enemy But Time). In diesem Roman, der als sein bekanntestes Werk gilt, geht es um die Zeitreise zur Wiege der Menschheit ins pleistozäne Afrika. Der Roman besticht durch seine Charakterzeichnungen und komplexen Aufbau und verzichtet auf einen technischen Erklärungsversuch der Zeitreise. (Quelle: Wikipedia)

Der in den Südstaaten der USA lebende Autor hat sich als Gegner von rassischen Vorurteilen profiliert, nicht nur in diesem Roman, sondern auch in „Brüchige Siege“ (1994). In „Brüchige Siege“ setzt er Mary Shelleys „Frankenstein“-Roman (1818) in einer recht unwahrscheinlichen Umgebung fort: im Georgia des Jahres 1943. In dem Roman „Die Einhorn-Berge“ nahm er sich des Themas AIDS an.

Handlung

John Monegal, der Sohn einer stummen spanischen Prostituierten und eines farbigen Amerikaners, kommt in einem Elendsviertel von Sevilla zur Welt. Schon als Kind ist er gezwungen, sich in sich selbst, in Traumwelten zurückzuziehen. Doch seine Träume unterscheiden sich von denen anderer Menschen: Sie sind konsistent und bilden ein zusammenhängendes Muster. Diese Besonderheit erkennt er erst viel später.

Als Findelkind war er den Amerikanern auf der nahen Luftwaffenbasis ausgehändigt worden und kam in die USA. Er wächst in Florida und Kansas auf. Als John älter wird, beginnt er seine Träume aufzuzeichnen: Sie sind Berichte aus dem Innern Afrikas – doch nicht des heutigen, sondern es sind Szenen aus dem Pleistozän, eine Million Jahre vor unserer Zeitrechnung, wie er anhand der Tierformen feststellen kann. Doch wie sind diese Bilder in seinen Kopf gelangt? Sind es Erinnerungen eines Zeitreisenden, der die Epoche besuchen wird? Sie besucht hat? Sind es seine zukünftigen Erinnerungen?

Es gelingt John, Forscher für sein Problem zu interessieren. Er weiß nicht, daß ein Geheimprojekt der Regierung in dieser Richtung existiert, und daß ihr größtes Interesse Menschen wie ihm gilt, die solche Träume haben. Das Experiment mit John gelingt – aber nicht so, wie sich die Wissenschaftler das vorgestellt haben.

John verliebt sich in eine frühzeitliche Frau, die er Helena nennt. Er hat mit ihr ein Kind, das er in unsere Zeit bringt. Damit fangen Johns Probleme erst so richtig an…

Mein Eindruck

Bemerkenswerte Charakterzeichnung, stilistische Brillanz, ein soziologisch-psychologisches Thema zeichnen dieses preisgekrönte Buch aus. Leider geht die Handlung ein wenig zu schleppend voran. Die Lektüre ist also eher nichts für Action-Fans, mehr etwas für anthropologisch orientierte Leute, die an menschlichen Schicksalen Anteil nehmen können. Mich hat der Roman jedenfalls nachhaltig beeindruckt, und die „Invasion“ aus der Steinzeit sorgt für eine köstliche Komödie.

Der SF-Autor Thomas M. Disch schreibt:

„Bishop is determined to write about human goodness without resorting to the mock heroics of formula adventure stories. There are no villains in the book, even among the habilines. The central and absorbing drama of the book is the hero’s growing love for the habiline, Helen. Looming behind this love story is a larger theme, the formation across the entire span of history of the Family of Man, a phrase that becomes, as the novel ripens to its conclusion, no mere liberal piety but a fully realized dramatic affirmation.“

(Wikipedia)

Hinweis

Wieder aufgegriffen hat Bishop dieses Thema der Frühmenschen in „Das Herz eines Helden“ („Ancient of Days“), wo eine Amerikanerin sich in einen homo habilis verliebt, einen Urmenschen, und damit beim rassistischen Ku-Klux-Klan in Atlanta aneckt.

Mehr Infos und Inhaltsangaben zu Bishops anthropologischen Werken findet man in der englischen Wikipedia unter https://en.wikipedia.org/wiki/Michael_Bishop_(author)#Anthropological_novels.

Taschenbuch: 415 Seiten
Originaltitel: No enemy but time, 1982
Aus dem Englischen von Biggy Winter.
ISBN-13: 9783453310551

www.heyne.de

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