Michael Lewis – The Big Short. Inside the Doomsday Machine

Finanzkrise 2008: Ein Blick aus dem Innern des Monsters

Wie konnte es 2008 zu der globalen Finanzkrise kommen? Die ersten Anzeichen, dass sich etwas ganz Übles zusammenbraute wurden von Experten bereits drei (!) Jahre zuvor wahrgenommen – und finanziell ausgenutzt. Sie wetteten gegen („shorteten“) den Markt der Subprime- Hypothekenpapiere mit Kreditausfallversicherungen. Obwohl fast jeder an der Wall Street sie für verrückt erklärte, wurden sie am Ende der Krise die großen Gewinner.

Doch sie konnten sich ihres Erfolgs nicht erfreuen. Hunderttausende Hausbesitzer saßen auf der Straße, sechs Millionen Arbeitslose allein in den USA mussten in Zelten hausen, Hypothekenhändler gingen stempeln, das Bankhaus Lehman Brothers war zusammengebrochen, die US-Regierung musste fast eine Billion Dollar an Steuergeldern in die Hand nehmen, um die wichtigsten Wall-Street-Firmen zu retten („too big to fail“). Und die Investoren hassten die Rechthaber. Wie konnte es dazu kommen?

Dieses Buch bildete die Grundlage für den ausgezeichneten Film „The Big Short“ von 2016, in dem Brad Pitt, Steve Carell und Christian Bale auftreten.

Der Autor

Der US-amerikanische Autor Michael Lewis war in den achtziger Jahren selbst Angestellter bei Salomon Brothers, einer Wall Street Firma. Aus seiner kritischen Erfahrung und Sicht hat er außer „The Big Short“ (2010/2011) folgende Bestseller geschrieben:

Bücher
• Wall Street Poker. 1989, ISBN 3-430-15985-7 (amerikanisches Englisch: Liar’s Poker.).
• Pacific Rift (1991)
• Geldrausch. 1991, ISBN 3-430-15986-5 (Originaltitel: The Money Culture.).
• Trail Fever: Spin Doctors, Rented Strangers, Thumb Wrestlers, Toe Suckers, Grizzly Bears, and Other Creatures on the Road to the White House (1997)
• Losers: The Road to Everyplace but the White House (1998)
• The New New Thing. A Silicon Valley Story (2000)
o dt.: Alle Macht dem Neuen. ISBN 3-430-15988-1.
• Next: The Future Just Happened (2001)
• Moneyball: The Art Of Winning An Unfair Game. W. W. Norton, New York City, USA 2003, ISBN 0-393-05765-8.
• Coach: Lessons on the Game of Life (2005)
• The Blind Side: Evolution Of A Game (2006)
• Panic. The Story Of Modern Financial insanity (2008)
• Home Game: An Accidental Guide To Fatherhood (2009)
• The Big Short. Wie eine Handvoll Trader die Welt verzockte. Campus, Frankfurt am Main 2010, ISBN 978-3-593-39357-5 (amerikanisches Englisch: The Big Short. Inside The Doomsday Machine.).[4]
• Boomerang. Europas harte Landung. Campus Verlag, Frankfurt am Main/New York City 2011, ISBN 978-3-593-39471-8 (Originaltitel: Boomerang: Travels in the New Third World. W.W. Norton & Co., New York 2011, ISBN 978-0-393-08181-7.).
• Flash Boys. A Wall Street Revolt. W. W. Norton, 2014, ISBN 978-0-393-24466-3.[5]
o deutsch: Flash Boys – Revolte an der Wall Street. Campus Verlag, Frankfurt am Main 2014, ISBN 978-3-593-50123-9.
• The Undoing Project: A Friendship that Changed Our Minds., 2016. ISBN 978-0-393-25459-4. (Quelle: Wikipedia.de)

Inhalt

Wie im Vorspann dieses Berichts kurz skizziert, geht es um den Immobilienmarkt der USA, der 2088 zusammenbrach und in der Folge die gesamte Finanzwirtschaft des Planeten mit sich riss. Tausende von Milliarden Dollar, Euro, Pfund und Rubel lösten sich binnen weniger Tage in Luft auf. Der Grund für die relativ kleine Ursache – der Häusermarkt – und die maximale Ursache ist die Art und Weise, wie Banken und andere Finanzinstitute wie der Versicherungskonzern AIG sowie die Rating-Agenturen als Transmissionsriemen dienten, um aus wertlosen Hypotheken gigantische Werte zu zaubern. Es ist ein magischer Trick, der selbst paranoideste Gemüter an ihrem Verstand zweifeln lässt.

So besaß allein AIG Financial Products 50 Milliarden Dollar an nominellen Werten in Kreditausfallversicherungen für faule Hypotheken, bezahlte aber nur Millionen an Gebühren dafür. Als die Kredite entgegen allen Erwartungen platzten und die Kreditausfallversicherungen zur Zahlung fällig wurden, explodierte eine Zeitbombe – woher über Nacht 50 Milliarden bzw. dessen vielfachen Gegenwert nehmen?

Doch es gab ein paar „paranoide“ Leute von einwandfreier Zurechnungsfähigkeit, die genau dieses Risko erkannten – und die Chance, die darin lag. Während alle anderen Firmen in die Kreditausfallversicherungen (CDS: credit default swaps) investierte, um sie lukrativ zu verkloppen, wetteten sie gegen diesen Markt, um dann im Ernstfall den großen Reibach zu machen. Niemand glaubte ihnen.

Deshalb macht es sich der Autor zur Aufgabe, diese ungewöhnlichen Menschen eingehend zu skizzieren. Aufgrund welcher Eigenschaften konnten sie erstens sehen, was sonst niemand sah (oder sehen wollte) und warum zweifelten sie dabei nicht an ihrem eigenen Verstand, sondern gingen auch noch eine Wette ein? (Diese Galerie von besonderen Menschen stellt die Hauptfiguren des oben erwähnten Films.)

1) Dr. Mike Burry ist der Selfmade-Direktor eines Investment-Fonds in Kalifornien, der antizyklisch und anti-trendig investiert. Er kauft – nach akribischer Analyse – unterbewertete Firmen bzw. deren Firmenanteile zum Minimalpreis und verdient überdurchschnittlich, wenn die Firmen zum Höchstpreis verkauft werden. Burry hat nur ein Auge und ein Glasauge, ist ein wenig autistischer Asperger, aber seine Analysen sind astrein. Er ist der wohl einzige Mensch auf dem Planeten, der jemals (außer den Rechtsanwälten) das Kleingedruckte in Hypothekenverträgen gelesen hat, die schon in ihrem Design den Nutzer über den Tisch ziehen.

2) Steve Eisman ist ein waschechter Wall Street Typ, aber mit einem Charakterfehler: Er ist extrem misstrauisch, umso mehr als er erleben musste, wie eine Nachtschwester sein erstgeborenes Kind aus Unachtsamkeit tötete. Er arbeitet bei FrontPoint, einer Firma innerhalb des Konzerns Morgan Stanley. Zusammen mit seinem Analysten Vince Daniel, der im New Yorker Stadtteil Queens ebenfalls als Kämpfer aufgewachsen war, untersucht er den Hypothekenmarkt und stößt erst auf das nahende Armageddon, zweitens auf die Goldmine, die ihn und alle seine Investoren reichmachen wird. beide sind durch Mike Burrys Käufe von 1 Milliarde Dollar an CDS auf die Sache aufmerksam geworden.

3) Greg Lippmann besucht Eismann und will ihn für seine eigene Wette gegen den Subprime-Immobilienmarkt gewinnen. Allein schon dieser Besuch macht Steve und Vince misstrauisch: Warum sollte ein Makler, der für die Deutsche Bank Geschäfte macht, ein Ding aufziehen, das den Interessen seines Arbeitgebers diametral entgegengesetzt ist? Die Deutsche Bank kauft ja CDS und wettet Lippmann wettet dagegen. Denn die Gewinnchancen in diesem Kasino sind gigantisch: mindestens 20 zu eins.

4) Also gehen Steve und Vince, paranoid wie sie nun mal sind, hinaus in die freie Wildbahn, um herauszufinden, was eigentlich Sache ist. Sie haben angenommen, dass diese Subprime-Hypothekenmarkt eine kleine Hinterwäldlergeschichte sei, aber als sie in Orlando und Las Vegas auf „Hausmessen“ der Branche aufkreuzen und Insider treffen, erleben sie das Gegenteil: Alljährlich fließen nicht weniger als 500 Milliarden Dollar in den Immobilienmarkt – und jeder Haifisch will von diesem Walfisch ein Stück abbeißen. Es gibt jede Menge Haie unterschiedlichster Couleur. Die allerseltsamsten Fische im Teich sind jedoch die festangestellten Mitarbeiter der Rating-Agenturen, etwa bei Moody’s und Standard & Poor’s. Eine solche Agentin sagt ihnen unter der Hand, dass sie gerne Hypothekenverkäufer und -händler wie New Century herunterstufen würden, es aber nicht darf. „Ich gebe meinen Vorgesetzten eine Liste mit 100 Firmen, und sie geben mir eine Liste mit 25 Firmen, die ich herunterstufen darf.“

5) Steve und Vince finden schrittweise heraus, wie die Finanzinstitute des Anleihen- und Kreditmarktes, allen voran Goldman Sachs, die Ratingagenturen aufs Kreuz legen. Und dass die Ratingagenturen von diesen Bankhäusern bezahlt werden, um aus maximal faulen (BBB minus) Hypothekenbündeln (CDOs: Collateralized Debt Obligations – grob übersetzt etwa forderungsgestützte Schuldverschreibungspakete bzw. Wertpapiere) maximal gut bewertete Hypothekenbündel (AAA+) zu zaubern. So wird aus Blei Gold gemacht. Erfinder dieses Zaubertricks ist Goldman Sachs. Sogleich findet der Trick massenhaft Nachahmer, die sich ebenfalls eine goldene Nase verdienen wollen. Als Steve Eisman dies erkennt, wird er erst bleich, dann wütend. (Alle wichtigen Details zu CDOs bietet der Wikipedia-Artikel https://de.wikipedia.org/wiki/Collateralized_Debt_Obligation)

6) Die Junior-Investoren Charlie Ledley und James Mai aus Kalifornien haben die gleiche Goldmine wie Eisman, Lippmann und Burry entdeckt; sie haben Lippmanns Analyse und Wettplan in die Finger bekommen. Zusammen mit dem Vollprofi Ben Hockett gelingt es ihnen, in Manhattan in das Spiel der großen Investmentbanker einzusteigen. Nach einer eingehenden Analyse fragen sie sich allerdings: Sind wir verrückt oder spielen alle anderen ein krummes Ding?

7) Also folgen sie einer Einladung nach Las Vegas, wo sich im Venetian Hotel 7000 Angehörige der Subprime-Hypotheken-Branche treffen. Auch Steve Eisman und seine zwei Partner Danny und Vince sind hier, weil sie einer Einladung Lippmanns gefolgt sind. Steve hat einen Aha-Moment, als er mit dem Subprime-Makler Wing Chau redet. Der sagt: „Ohne euch Jungs von der gegenwette wäre ich arbeitslos! Denn ihr sorgt für Nachfrage und Liquidität, damit meine Kunden mehr Subprime-CDOs kaufen.“ Steve ist ziemlich niedergeschmettert. Wie verrückt kann die Welt denn NOCH werden?

8) Das ist Ende Januar 2007, vier Jahre nach Mike Burrys Entdeckung, welche Zeitbombe tickt. Am nächsten Tag meldet New Century, der größte Hypothekenproduzent, Konkurs an. Der Grund: Zum ersten Mal seit 70 Jahren steigen die Immobilienpreise nicht mehr. Doch es dauert noch etwas, bis sie fallen. Die Investmentbanken unternehmen nämlich alles, um das Schlimmste zu verhindern. Erst Ende Juni, fünf Monate später, erkennen selbst die Risikomanager (nicht jedoch die Vorstandsvorsitzenden), was auf sie zukommt. Aber natürlich verkaufen sie liebend gerne immer noch schrottige CDOs an nichtsahnende Deutsche und Banken wie die UBS. Schon bald wird jemand dringend Kreditausfallversicherungen benötigen – mehr als es gibt…

Mein Eindruck

Doch keiner der Recken in diesem Drama wird glücklich werden. Sie sitzen nämlich mit den Branchenriesen alle in einem Boot. Als die Krise bereits die Lehman Brothers Bank und das Investmenthaus Bear Stearns hinweggespült hat, müssen sich unsere Hellseher fragen, ob überhaupt noch ein Haus übrigbleiben wird, das ihnen den gigantischen Gegenwert ihrer CDS bezahlen kann. Schließlich geht es jetzt um mehrere Milliarden, nicht bloß poplige Milliönchen.

Doch die US-Regierung hat eingesehen, dass die Entscheidung, Lehman Brothers NICHT zu retten, ein Fehler gewesen ist. Die weltweiten Märkte wackeln, aber auch Wall Street. Auf einmal scheinen Henry Paulson, einst selbst Investmentbanker, und sein Nachfolger Timothy Geithner, kalte Füße zu bekommen. Paulson bequatscht den Kongress, um 700 Milliarden an Steuergeldern zu gewähren. Er bekommt sie und verteilt sie nach Gutdünken. Es ist nicht genug. Wer immer am lautesten jammert, bekommt noch ein Zuckerle mehr.

Dieses Nachspiel zur Finanzkrise wird in die Begegnung des Autors mit seinem ehemaligen Boss bei Salomon Brothers eingeflochten. Er trifft John Gutfreund in einem Luxusrestaurant, kann sich aber des Essens kaum erfreuen. Sein Buch „Liar’s Poker“ hat nämlich Gutfreund diskreditiert und ihn seinen Posten gekostet. Eigentlich müsste Gutfreund ihm an die Gurgel gehen. Doch auch sie sitzen im gleichen Boot.

Man sieht also: Die Erzählungen in diesem Doku-Fiction-Roman bestehen vor allem aus Begegnungen. Viele davon sind angespannt, manche lehrreich, viele grotesk und manche tragisch. (In der Verfilmung findet man viel davon wieder.) Das macht die Lektüre so spannend und berührend.

Der Autor stellt wesentliche Fragen: A) Wie konnte die Finanzkrise, die aus dem Zusammenbruch des Subprime-Market resultierte, solche Dimensionen annehmen? Waren Ignoranz, Dummheit oder kriminelle Boshaftigkeit schuld? B) Hätte eine der Voraussehenden sie verhindern können, indem andere Leute auf sie gehört hätten? C) Hat sie ihr Erfolg als Gegenwetter glücklich gemacht?

Letztere Frage erhält die interessanteste Antwort. Keiner wurde glücklich, am wenigsten Mike Burry. Er musste erkennen, dass er selbst, wie sein kleiner Sohn, am Asperger-Syndrom leidet. Er ist unfähig dazu, sich in die Situation seiner Investoren zu versetzen und mit ihnen zu fühlen. Er zeigt ihnen am Schluss, dass er recht gehabt hat – und sie hassen ihn dafür. Er beschließt, seinen Hedge-Fond aufzulösen.

Aus Steve Eisman wird überraschend das Gegenteil: ein mitfühlender, nachsichtiger Mensch. Er hat alles gesehen: den Verrat, den Missbrauch, die Idiotie und Ahnungslosigkeit, schließlich den Beinahe-Herzinfarkt seines Partners Danny, der am 18.9.2008 beinahe in der Klinik gelandet wäre. Die Nachrichten des Tages waren so schrecklich, dass sie seinem Blutdruck überhaupt nicht gut bekamen. Jetzt, nach ein oder zwei Stunden der Kontemplation, ist Steve sogar bereit, zu einer Party der Nachbarn mitzukommen. Seine Frau kann ihr Glück kaum fassen. Es ist, als wäre Steve durch die Hölle gegangen und zu den Lebenden zurückgekehrt.

Hinweis

Die Lektüre des Original-Buches stellt den deutschsprachigen Leser vor große Herausforderungen. Das liegt nicht so sehr am umgangssprachigen US-Englisch des Autors, als vielmehr an den Fachausdrücken. Der Autor bemüht sich redlich und permanent, alle Ausdrücke für Finanz-Laien verständlich zu erklären. Das rechne ich ihm hoch an. Viele Fußnoten rufen auch kleine Details nochmals in Erinnerung. Ein Glossar fehlt dennoch, wird aber teilweise durch ein detailliertes Stichwortverzeichnis ausgeglichen. Man braucht also nur „CDO“ nachzuschauen – schon bekommt man sämtliche Einträge zu diesem zentralen Begriff.

Die deutsche Ausgabe erschien 2010 unter dem Titel „The Big Short. Wie eine Handvoll Trader die Welt verzockte.“ beim Campus Verlag, Frankfurt am Main, mit der ISBN 978-3-593-39357-5.

Unterm Strich

Ich habe die Verfilmung aus dem Jahr 2015/16 gesehen und war sehr beeindruckt. Hier wurde erstmals das Innenleben und die Vorgeschichte der größten Finanzkrise der Welt seit 1929 verständlich und anrührend geschildert und erklärt. Ich musste danach unbedingt die literarische Vorlage lesen – siehe oben. Gekauft habe ich das Buch vermutlich in San Francisco gekauft oder auf irgendeinem der Flughäfen, die zwischen Stuttgart und San Francisco liegen, also wohl Atlanta.

Ich habe die Lektüre keine Sekunde bereut, sondern wurde vielmehr in die verzweigte Geschichte (die ich oben nur dürftig skizzieren konnte) hineingesogen.

Sehr gut fand ich, dass der Autor zwar als Insider alle möglichen Details kennt, sie aber beim Leser nicht voraussetzt. Das ist gute journalistische Arbeit. Ich konnte die Vorgänge also problemlos verstehen, auch wenn die Finten und Intrigen nie geradlinig verlaufen. Es ist ein Theater der Absurditäten, doch seine Triebfeder ist stets die Gier. Die Gier wird belohnt und von allen Seiten befeuert.

Wer jetzt an Gordon Gekko in „Wall Street“ denkt, liegt goldrichtig. In den achtziger Jahren begann das Fiasko und 2007 folgte der Zusammenbruch. Dazwischen lagen mehrere Crashs, so etwa 1987, die man längst vergessen hat. Aber die Begegnung mit John Gutfreund führt den Autor zurück in eine Zeit, in der es das alles noch nicht gab – vor dem Jahr 1981, als John Gutfreund Salomon Brothers übernahm und die altehrwürdige Firma in eine Aktiengesellschaft umwandelte. Fortan wurde sie zur Black Box – und zur Gelddruckmaschine.

Das zeigt, dass Katastrophen wie die von 2008 usw. alle menschengemacht sind. Ganz egal, was die Regierungen an Ausreden erfinden – letzten Endes zählen Menschen, ihre Taten, ihre Lügen und Entscheidungen. Wer hätte geglaubt, dass die Rating-Agenturen nicht die Cops, sondern nur manipulierte Hampelmänner der Wall-Street-Konzerne sind? Ihr Motiv: Gier, genau wie bei allen anderen auch.

Was die unheilvollen CDOs angeht, so wird gemunkelt, dass sie seit kurzem wieder neu erfunden worden sind. Unter anderem Namen, versteht sich. Es soll ja kein ahnungsloser Anleger abgeschreckt werden. Anleger wie jene „stupid Germans from Düsseldorf“, die mit geradezu komischer Regelmäßigkeit in der Erzählung auftauchen, so als spielten sie den Harlekin in einer Commedia dell’arte. Als deutscher Leser weiß man nicht, ob man lachen oder weinen soll.

Kurzum: Dieses Buch ist sowohl ein Sachbuch, als auch die Schilderung eines großen Dramas, dessen Bühne zunächst kleine Flecken der Landkarte zu umfassen scheint (Manhattan, Berkeley, Silicon Valley), dann die USA erfasst, schließlich den Rest der Welt. Jeder kann aus dieser Eskalation seine eigenen Lehren ziehen. Die Welt ist ein Dorf geworden, wo jeder jeden kennt bzw. kennen sollte – alles ist mit allem verknüpft.

Hinweis

Am besten liest man nach diesem Buch die Reportage „Unter Bankern“ von Luykendijk, das 2015 bei Klett-Cotta veröffentlicht wurde. Dann wird einem noch vieles mehr klar. Vielleicht ist es sogar besser, zuerst den Luykendijk zu lesen, denn dann versteht man, wie eine Investment-Bank überhaupt aufgebaut ist und funktioniert. Zudem präsentiert der niederländische Reporter die europäische Sicht der Finanzkrise.

Taschenbuch: 316 Seiten
Sprache: Englisch
ISBN-13: 9780393353150

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