Michael McCollum – Die Lebenssonde

Revival der Space Opera

Mit diesem action- und spannungsgeladenen Abenteuer in einer fernen Galaxis präsentiert sich Michael McCollum als neuer Starautor im populären Feld der Space Opera. (Verlagsinfo) McCollum hat bei Heyne mit gleich drei Romanen debütiert: „Die Lebenssonde“ (1996), „Antares erlischt“ (1996) und „Die Wolken des Saturn“ (1995) (Heyne HSF 06/5381-5383).

Der Autor

Der 1946 in Phoenix, Arizona, geborene Autor Michael McCollum ist Raumfahrtingenieur und hat an vielen amerikanischen Raumfahrzeugtypen mitgearbeitet. Das merkt man seinen Romanen auch an: Ein solides wissenschaftliches Fundament, weitgehend realistische Technologien und eine spannende Story zeichnen die Antares-Trilogie aus. Literarisch kann McCollum leider nicht auftrumpfen, er begeistert eher mit den zuvor genannten Stärken. Er spielt eher in einer Liga mit John Ringo und David Weber.

Die Lebenssonde (Life Probe) (dt. 1996)

In „Die Lebenssonde“ schicken Angehörige einer fremden Intelligenz, der „Schöpfer“, auf der Suche nach dem Wissen um den Überlichtantrieb (FTL) Tausende von Sonden in die Galaxis aus. Eine davon stößt auf unser Sonnensystem im Jahre 2065 und beginnt, die dominierende „intelligente Lebensform“ zu studieren, ja sogar ein geistiges Alter Ego nach dem Vorbild der Menschen zu konstruieren. Auf der Erde herrscht unter der Regierung der UNO ein zerbrechlicher Friede, streng überwacht von den UNO-Truppen, auch im Sonnensystem. Nur die Panafrikanische Union schmiedet Umsturzpläne…

Nach einer Weile entdecken Raumfahrer wie Wissenschaftler gleichermaßen interessante Aspekte an dem rasch in das System eindringenden Flugkörper – ein spannende Phase im Roman. Es kommt zur Annäherung und zu Verhandlungen. Die Sonde will instandgesetzt werden, um zu einer Zivilisation mit Überlichtantrieb, die sie entdeckt hat, weiterfliegen zu können.

Im Gegenzug erhält die Erde das Wissen der „Schöpfer“, z.B. über den effizienten Umgang mit Schwarzen Löchern. Die Panafrikaner befürchten jedoch durch die Verwertung dieses Wissens eine Stärkung der „Kolonialmächte“ des Nordens und sabotieren die Verhandlungen.

Als das Komplott auffliegt, zerstören sie die Sonde mit eigenen, verbotenen Singularitäten. Nur das Alter ego der Sonde „überlebt“ und mit ihr das Wissen der Schöpfer. Happy end, auch einer Liebesgeschichte: Der Held und die Heldin fliegen mit einem neuen Generationenraumschiff zu jenem Stern, wo die Sonde die andere Zivilisation entdeckt hatte.

Mein Eindruck

Der Roman hat alles, was ein guter Star-Trek-Roman auch hat, aber noch ein wenig mehr: McCollum nimmt die diffizilen politisch-kulturellen Unterschiede auf der Erde ernst und macht sie zu einem treibenden Element bei der Herbeiführung der Krise.

Unterm Strich

McCollums Romane stellen quasi wissenschaftliche Experimente an: Der Autor beobachtet und erzählt die Auswirkungen, die eine unvorhergesehene äußere Einwirkung auf ein gesellschaftlich-kulturelles System haben kann, das sich in einem dynamischen Gleichgewicht befindet. Sobald der „Eindringling“ auftritt, nähert sich der innere Zustand des betroffenen Systems also einer Krise, in der sich entscheidet, ob es sich negativ (Zerstörung) oder positiv (natürliches Wachstum) weiterentwickelt. Von daher stellen McCollums Romane eine interessante Lektüre für jeden (natur-) wissenschaftlich Interessierten dar, kurzum: klassische Science Fiction.

McCollum gehorcht allen Spielregeln und Klischees der US-Science Fiction, doch tut er wenigstens nicht so, als sei Politik ein Kleine-Jungen-Spiel und als hätte der Gegner – und seien es Aliens – kein Recht auf Leben und Würde. Hinzukommt sein exzellentes Verständnis moderner Physik, erzählerisch ausgeschmückt und verständlich und spannend vermittelt – kurzum eine lohnenswerte Lektüre für Fans von Action und Hard-SF.

Taschenbuch: 396 Seiten
Originaltitel: Life Probe, 1983
Aus dem Englischen von Walter Brumm.
ISBN-13: 9783453094420

www.heyne.de

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