Michael Robotham – Fürchte die Schatten: Cyrus Haven 2

Inhalt

Evie Cormacs Leben ist eine Lüge. Seit man sie aus den Fängen eines angeblichen Entführers rettete, verbirgt sie verzweifelt ihre wahre Identität und Geschichte. Denn wer immer die Wahrheit ahnte, musste sterben.
Einer ist dennoch entschlossen, ihr zu helfen: Cyrus Haven, Psychologe, polizeilicher Berater und Evies engster Freund. Als er bei Ermittlungen zum Mord an einem Detective auf Hinweise zu ihrer Vergangenheit stößt, will er endlich Licht ins Dunkel bringen. Was er nicht ahnt ist, dass ausgerechnet er damit Evies Todfeinden einen entscheidenden Hinweis liefert. Und die Jagd auf sie beginnt von neuem … (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

„Fürchte die Schatten“ ist Band 2 der Cyrus Haven Reihe, aber man kann dieser Fortsetzung völlig problemlos folgen, ohne den ersten Band, „Schweige still“, zu kennen.

Evie ist äußerst mysteriös: sie verrät niemandem ihren tatsächlichen Namen, genau so wenig wie ihr Alter, oder was ihr als Kind zugestoßen ist. Sie hat gute Gründe dafür, aber der Polizeipsychologe Cyrus nimmt ihre Warnungen nicht ernst, zudem ist er überzeugt davon, dass Evie ihr Trauma aufarbeiten muss, um ein einigermaßen geordnetes Leben führen zu können…

Evies Kassandrarufe bleiben natürlich ungehört: Sein Helfersyndrom sowie die Überschätzung von offiziellen Sicherheitsmaßnahmen drängen Cyrus auf die Suche nach Antworten. Ohne es zu merken, stößt er dabei einen tödlichen Dominoeffekt an, und als er erkennt, dass es Widersacher gibt, gegen die auch die Polizei machtlos ist, bleibt nur noch Schadensbegrenzung…

Evie ist faszinierend widersprüchlich: extrem selbstbewusst und selbstkritisch zugleich. Sie lebt seit ihrer Befreiung in einem Heim für schwer erziehbare Jugendliche und wartet sehnsüchtig darauf für volljährige erklärt zu werden, um endlich wirklich frei zu sein.

Ihre Gabe, jede noch so banale Lüge zu erkennen, macht es ihr schwer anderen zu vertrauen, denn alle schwindeln andauernd: das wird schon, das habe ich nicht so gemeint, ich hatte keine Wahl – notorischen Unwahrheiten dieser Art nimmt sie ihren Mitmenschen übel und konfrontiert sie dann mit ihrer unverhohlenen Wut, Verachtung oder Verwunderung. Sie ist zwar abgebrüht, aber auch kindlich naiv – ihre scharfsinnige Unverblümtheit reicht von entwaffnend bis entlarvend!

Aufgrund der Ich-Perspektive wirkt Evies Innenleben ungemein anschaulich sowie intensiv. In ihren Gedanken legt sie regelmäßig einen beklemmenden Seelenstriptease hin, und die Leser*innen erfahren allmählich was sie als Kind ertragen musste, weshalb sie ist wie sie ist und wer sie ist.

Bei den Kapiteln aus Cyrus´ Sicht geht es hauptsächlich um seine Ermittlungstätigkeiten, die jedoch auch sein Privatleben gehörig aufmischen. Seine Kindheit war ebenfalls höchst traumatisch und wirft lange Schatten, sodass es interessant ist zu erkennen, wie er selbst immer noch versucht, sich einem unbelasteten Dasein anzunähern.

Fazit:

„Fürchte die Schatten“ ist atmosphärisch dicht, fesselnd sowie erschütternd. Die mitunter verstreuten philosophischen Betrachtungen und idyllischen Aspekte, bilden einen gelungenen Kontrast zur düsteren Grundstimmung. Michael Robotham sorgt durch dramaturgische Finesse für anhaltende Spannung, die es schwer macht, das Buch aus der Hand zu legen.

Der Autor

Michael Robotham wurde 1960 in New South Wales, Australien, geboren. Er war lange als Journalist tätig, bevor er sich ganz der Schriftstellerei widmete. Mit seinen Romanen stürmt er regelmäßig die Bestsellerlisten und wurde bereits mit mehreren Preisen geehrt, unter anderem mit dem renommierten Gold Dagger. Michael Robotham lebt mit seiner Frau und seinen drei Töchtern in Sydney. (Verlagsinfo)

E-Book: 480 Seiten
Originaltitel: When She Was Good
Aus dem Englischen von Kristian Lutze
ISBN-13: 978-3-442-31506-2

www.randomhouse.de

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