TKKG – Erpresser fahren Achterbahn (Folge 156)

Ein schweres Erbe

Im März dieses Jahres hatten die eingefleischten TKKG-Fans harte Zeiten durchzustehen. Erfinder und Ideengeber Rolf Kalmuczak alias Stefan Wolf erlag im Alter von 68 Jahren den Folgen einer langwierigen Krankheit und hinterließ damit das vielleicht größte Fundament der deutschen Hörspiel-Geschichte. Sowohl für den Verlag als auch für Stammregisseurin Heikedine Körting stand indes fest, dass damit nicht das Ende der populären Detektiv-Reihe besiegelt ist. Auf ausdrücklichen Wunsch des Verstorbenen wird es auch künftig neue Geschichten aus der Welt von TKKG geben, wenngleich die grundlegenden Themen stets im Rahmen des Wolf’schen Ideebereichs konstituiert bleiben.

André Minninger ist nun der erste Nachfolger des großen Autors und beerbt die Legende mit einem Hörspiel, welches noch auf Motiven Wolfs beruht. Mit seinem Tod wird sein Lebenswerk also noch nicht mit sofortiger Wirkung von der Bildfläche verschwinden. Ganz im Gegenteil: Die Inspiration reicht, so beweist das vielversprechende „Erpresser in der Achterbahn“, scheinbar noch für weitere Highlights mit Tim, Karl Gabi und Klößchen.

_Besetzung_

Erzähler – Wolfgang Kraven
Tim – Sascha Draeger
Karl – Niki Nowotny
Klößchen – Manou Lubowski
Gaby – Veronika Neugebauer
Stefan Rüter – Gosta Liptow
Herr Rüter – Wolf Frass
Rita Möller – Traudel Sperber
Gunnar Steppke – Lutz Richter
Felix – Rasmus Borowski
Frau Klamm – Elga Schütz
Volker – Nico König
Ansage Breakdancer – Robert Missler
Angestellter – Patrick Bacj
Polizist – Lutz Mackensy
Ettel – André Minninger
Kommissar Glockner – Edgar Bessen

_Story_

Weil seine Eltern derzeit einige Fahrgeschäfte auf dem ortsansässigen Rummelplatz betreiben und sein Privatlehrer erkrankt ist, nimmt der selbstbewusste Stefan Rüter für zwei Wochen am Unterricht der staatlichen Schule teil. Der junge Mann berichtet begeistert von den Karussells und lädt Tim, Karl, Klößchen und Gaby alsbald zu einigen Probefahrten auf den Achterbahnen und dem Breakdancer seines Vaters ein. Vor Ort kommt es dabei zu einem verheerenden Zwischenfall; auf einem Fahrgeschäft explodiert eine Bombe und hinterlässt genau dort, wo Gaby und Tim just zwei Minuten zuvor noch gesessen hatten, nur noch Asche und Verwüstung.

TKKG nehmen sich der Sache an und müssen ihren neuen Freund sogar mit Nachdruck aus dem Gefängnis befreien, da seine Fingerabdrücke am Tatort aufgetaucht waren. Mit aller Macht suchen sie den wahren Schuldigen und erfahren dabei, dass Herr Rüter, Stefans Vater, bereits seit geraumer Zeit von einer intriganten Erpresserbande bedroht wird. Die Zeit eilt, denn ein weiterer Drohbrief verheißt für das kunterbunte Treiben auf dem Rummel nichts Gutes …

_Persönlicher Eindruck_

Anlässlich der neuesten, nunmehr bereits 156. Episode um die vier Hobby-Detektive ist zunächst einmal Aufatmen angesagt; „Erpresser in der Achterbahn“ ist ein würdiger Nachfolger zu den letzten, teils etwas schwächelnden Folgen und sowohl inhaltlich als auch sprachlich (ein großer Kritikpunkt der letzten Teile) weitestgehend souverän. Tim und seine Gefährten stellen sich einem tatsächlich spannenden Fall, der auch den Zuhörer zwischenzeitlich grübeln lässt, wer denn nun tatsächlich hinter dem gewaltigen Delikt steckt bzw. welche Figur auf Rüters Rummelplatz Dreck am Stecken hat. Offensichtlich gibt es einen größeren Verdächtigenkreis, angeführt von Stefans Stiefmutter Rita Möller über den spielsüchtigen Gunnar Steppke, der sein gesamtes Hab und Gut an Herrn Rüter verkaufen musste, bis hin zu einigen suspekten Gestalten in den einzelnen Buden des Jahrmarkts, deren verschrobene Kommentare sich nicht näher deuten lassen. Selbst die beiden unsympathischen Schulkameraden Felix und Volker lassen sich dieser Gruppe hinzufügen, testen sie doch gerade alle verbotenen Laster des Heranwachsens aus und profilieren sich damit vor ihren pflichtbewussten Mitschülern. Insofern also eine typische TKKG-Geschichte mit rasantem Aufbau, hohem Tempo und actionreichem Finale.

Woran es indes mangelt, ist die Motivation bei manchem Sprecher. Die Ansager des Rummelplatzes sind nun wirklich einschläfernd und würden in der Realität sicherlich niemanden in ihre Fahrgeschäfte locken. Zwar unterlegt dies die etwas bedrückte Atmosphäre der Geschichte, es ist aber dennoch unpässlich, weil es der Authentizität der Story deutlich widerspricht. Auch das plötzliche Ende verblüfft ein wenig, jedoch überschlagen sich in den Schlusssequenzen die Ereignisse und nehmen dem Plot ein Stück weit seine bis dahin hervorragende Struktur. Die Sprache hingegen ist diesmal ganz in Ordnung, auch wenn die euphorischen Floskeln eher einem anderen Jahrzehnt zuzuordnen sind. Allerdings hat man dergleichen bei TKKG auch schon kritischer anmerken müssen.

Unterm Strich bleibt somit ein gelungener Einstieg für Minninger, der sich die Gelegenheit auch nicht nehmen lässt, selber für ein kurzes Gastspiel einige Sprecherparts beizusteuern. „Erpresser fahren Achterbahn“ gehört definitiv zu den besseren TKKG-Hörspielen der vergangenen Monate und kann Fans des modernen Teils der Serie ohne nennenswerte Einschränkungen empfohlen werden.

Spieldauer: ca. 51 Min.
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