_Taschentuchalarm: Rabenväter und Shotgun Weddings_
Kanada Ende des 19. Jahrhunderts. (Fortsetzung von „Anne in Kingsport“)
Die Lage im Hause Sinclair spitzt sich immer mehr zu. Anne rät ihren Lieblingsschülern daraufhin zu einem gewagten Schritt – wohl wissend, dass dies sicherlich Ärger verursachen wird. Aber auch an anderer Stelle sorgt Anne für Wirbel. Der kleinen Elizabeth im Nachbarhaus stehen einige aufregende Stunden bevor …
Pünktlich zum 100-jährigen Jubiläum gibt es die Abenteuer des sympathischen Waisenmädchens Anne Shirley als Hörspiel-Serie, geeignet für die ganze Familie, gesprochen von den deutschen Stimmen vieler Hollywood-Stars.
_Die Autorin_
Lucy Maud Montgomery (1874-1942) war eine kanadische Schriftstellerin, die besonders ihre Jugendbücher um Anne Shirley bekannt wurde: „Anne of Green Gables“ und sechs Fortsetzungen.
Das Manuskript wurde zunächst von mehreren Verlagen abgelehnt, bevor es Montgomery gelang, es zu platzieren. 1908 war sie bereits 34 Jahre alt. Das Buch wurde zu einem Theaterstück verarbeitet, mehrmals verfilmt und in mehr als 40 Sprachen übersetzt.
Die 1. Staffel: Anne auf Green Gables
Folge 1: [Die Ankunft 4827
Folge 2: [Verwandte Seelen 4852
Folge 3: [Jede Menge Missgeschicke 4911
Folge 4: Ein Abschied und ein Anfang
Die 2. Staffel: Anne auf Avonlea
Folge 5: [Die neue Lehrerin 5783
Folge 6: [Ein rabenschwarzer Tag und seine Folgen 5806
Folge 7: [Eine weitere verwandte Seele 5832
Folge 8: Das letzte Jahr als Dorfschullehrerin
Die 3. Staffel: Anne in Kingsport (Frühjahr 2009)
Folge 9: Auf dem Redmond College
Folge 10: Erste Erfolge als Schriftstellerin
Folge 11: Die jungen Damen aus Pattys Haus
Folge 12: Viele glückliche Paare
Die 4. Staffel: Anne in Windy Poplars (Herbst 2009)
Folge 13: [Die neue Rektorin 6084
Folge 14: [Ein harter Brocken 6085
Folge 15: [Das zweite Jahr in Summerside 6110
Folge 16: Abschied von Summerside
Die 5. Staffel: „Anne in Four Winds“ (Frühjahr 2010)
Folge 17: Ein neues Zuhause
Folge 18: In guten wie in schlechten Zeietn
Folge 19: Verwirrung der Gefühle
Folge 20: Ein neuer Anfang
_Die Sprecher/Die Inszenierung_
Erzähler: Lutz Mackensy (Synchronstimmer von: Rowan Atkinson, Christopher Lloyd, Al Pacino)
Anne Shirley: Marie Bierstedt (Synchronstimme von: Kirsten Dunst, Kate Beckinsale)
Und viele andere.
Regie führten Stephan Bosenius und Marc Gruppe, der auch das „Drehbuch“ schrieb. Die Illustration stammt von Firuz Askin. Hier ist einzige Kritik angebracht: Das Mädchen auf dem Titelbild, das Elizabeth darstellen soll, sieht meiner Auffasung nach viel zu alt aus, fast schon erwachsen. Und doch vergingen in Summerside nur zwei Jahre. Oder waren es doch drei? Wie die Zeit vergeht!
_Handlung_
Als Anne Anfang des neuen Jahres wieder nach Windy Poplars zurückkehrt, erzählt sie, dass Katherine Brooke mit dem kleinen Hündchen, dass sie ihr geschenkt habe, in ein neues Domizil ziehen werde, das gar nicht weit entfernt liege. Die Bewohnerinnen von Windy Poplars sagen ihr sofort, sie soll Katherine einladen, und diese verspricht auch zu kommen.
Im Nachbarhaus „Evergreens“ stehen die Dinge immer noch schlimm, denn Mrs. Campbell hat ihrer Urenkelin Elizabeth das Vorsingen verboten, worüber das Mädchen sehr traurig ist. Doch Anne weiß von Rebecca, dass Mrs Campbell eine erbitterte Feindin des Pringle-Clans ist. Sie braucht nur zu erwähnen, dass eines der Pringle-Mädchen sowieso besser als Elizabeth singen würde, als Mrs. Campbell auch schon ihre Erlaubnis erteilt. Elizabeth ist selig. Aber wer ist bloß dieser Rabenvater, der seine Tochter so im Stich lässt?
Die Sommerferien verbringt Anne ein letztes Mal zusammen mit Katherine Brooks. Die Bekehrte will nicht mehr als Lehrerin arbeiten, sondern hat sich für einen Kurs als Fremdsprachensekretärin am Redmond College eingeschrieben, denn sie sehnt sich nach den Orten im Orient, die zu bereisen sie sich schon immer gewünscht hat. Aber auch Elizabeth darf diesmal mit und findet in Davy und Dora zwei wunderbare Spielkameraden. Gilbert Blythe hilft beim Eisenbahnbau im Westen, um Geld für sein Medizinstudium zu verdienen.
|Shotgun Wedding|
Louis Allen, der angehende Fotograf, und Sophie Sinclair, die talentierte Schauspielerin, wollen eigentlich heiraten, aber Sophie hat schreckliche Angst, dass ihr Vater diese Verbindung ablehnt, weil er zu sehr auf die Familienehre bedacht ist. Anne soll sich nicht einmischen, hat aber nur einen Rat parat: In diesem Fall können Louis und Sophie nur durchbrennen und auf eigene Faust heiraten! Dann müsse sich Sophie nicht zwischen Louis und ihrem Vater entscheiden.
Alles ist für die heimliche Trauung im Haus der Armstrongs vorbereitet, wo Louis jetzt wohnt, und der Pfarrer wartet schon, doch wo ist die Braut? Verzweifelt fährt Louis durch den strömenden Regen zu Anne, um sie um Hilfe zu bitten. Es gibt nur eines zu tun: Sie muss Sophie umstimmen, denn die hat bestimmt die Hosen voll …
|Ein Rabenvater kehrt zurück|
Nach dem glücklichen Ende dieser Affäre begibt sich Anne im Sommer auf die versprochene Bootstour mit Elizabeth. Zusammen rudern sie zur Insel Flying Cloud, wo sich Elizabeths „Traumland“ befindet. Vor Monaten hat Anne dem Vater des Mädchens einen ermahnenden Brief geschrieben, aber bis zum heutigen Tage keine Antwort erhalten, was sie ziemlich frustriert. Elizabeth fürchtet, dass dies ihr Ende sein werde, was die Tanten in Windy Poplars mal wieder zum Schluchzen bringt, als sie davon hören.
Doch der Maitag auf der Insel ist wunderschön, und Anne hat einen Auftrag zu erledigen: Sie soll Mrs. Thompson, die hier wohnt, einen Brief bringen. Doch die Frau befindet sich am anderen Ende der Insel beim Pflücken wilder Erdbeeren. Während Anne losgeht, bleibt Elizabeth an der Landestelle. Da tritt ein Mann auf, der seinen Namen nicht nennt, aber so freundlich ist, dass er Elizabeth ein Eis mit Erdbeermarmelade spendiert. Aber als Anne zurückkommt, verschwindet er wieder. Wer mag er gewesen sein? Zusammen erkunden Anne und Elizabeth die Insel, finden ihn aber nicht, bevor sie heimkehren müssen.
Doch auf dem Heimweg gehen einem Kutscher die Pferde durch. Die stoßen Elizabeth so heftig um, dass sie in Ohnmacht fällt. Erst im Krankenhaus erwacht sie wieder. Zwei Erwachsene sprechen über sie. Der eine ist unverkennbar Anne, doch der Mann … der Mann, der ihr das Eis spendierte, gibt sich endlich als ihr Vater zu erkennen …
_Mein Eindruck_
Das gemeinsame Thema der beiden Episoden, die durch drei Folgen vorbereitet wurden und endlich ihren Abschluss finden, sind Väter. Man kann also sagen, dass das Fehlen der Väter ein Generalthema dieser Staffel ist. Auch Louis Allen und Teddy Armstrong sind vom Schicksal ihrer Väter betroffen, und Anne hat ihren eigenen nie kennengelernt. Matthew Cuthbert wurde ihr Ersatzvater, und seiner Liebe verdankt sie ihre positive Einstellung den Männern und dem Leben gegenüber.
Die Männer am Ende des 19. Jahrhundert sind rein rechtlich immer noch die unumschränkten Herrscher, doch im praktischen Alltag werden sie zunehmend von Frauen bestimmt, die auf mehr Rechte pochen. Das illustriert bereits Annes eigene selbstbestimmte Lebensweise. In dieser vierten Folge nimmt sie nun den Kampf mit zwei ganz verschiedenartigen Bastionen der Vaterschaft auf: Mr. Sinclair ist zu selbstherrlich und Mr. Grayson ist völlig abwesend. Welcher von den beiden ist schlimmer?
|Zwei Arten Väter|
Nun, beiden kann auf die Sprünge geholfen werden, wie sich zeigt. Das Gespräch mit dem patriarchalischen Mr. Sinclair verläuft ganz anders, als Anne befürchtet hat, denn am Ende ist der Patriarch sogar froh, dass sie ihm die ganze Arbeit abgenommen hat, Sophie zu verheiraten. Typisch Kerl! Andere die Arbeit machen lassen, um nur nicht das eigene Ansehen in der Sippe zu ramponieren! Anne weiß nicht zu wüten oder lachen soll. Als Diplomatin tut sie weder das eine noch das andere, sondern ist froh, ihren Lieben in Windy Poplars die frohe Botschaft überbringen zu können, dass das „Shotgun Wedding“ mit der „Runaway Bride“ Sophie ein gutes Ende gefunden hat.
|Rabenvater?|
Anne hat Mr. Grayson, den Vater ihres Schützlings Elizabeth, eigentlich in Paris vermutet, also schrieb sie einen geharnischten Brief an seine Firmenzentrale – ohne jedoch je eine Antwort zu erhalten. Nun taucht Mr Grayson unerwartet auf der Insel Flying Cloud und in Summerside auf. Wie Mr Sinclair ist auch er gottfroh, dass ihm Anne die Arbeit abgenommen und sich um seine Tochter gekümmert hat. Typisch Mann! Er hat nur die jämmerliche Entschuldigung vorzubringen, dass sein Boss etwas gegen Elizabeth gehabt hätte. Was nichts Gutes von diesem Boss erwarten lässt, oder? Wenigstens will sich Grayson fortan um die Tochter kümmern – reichlich spät, nachdem sie um Haaresbreite dem Tod von der Schippe gesprungen ist.
Wie man sieht, weiß die Autorin nicht allzu viel Gutes über das Verhalten von Vätern zu erzählen. Deshalb kommt den Frauen die Aufgabe zu, sich um die Ordnung solcher chaotischen Angelegenheiten zu kümmern, um wenigstens so den Fortbestand der menschlichen Rasse zu gewährleisten, vom Glück und Wohlergehen ihrer jüngsten und schwächsten Mitglieder ganz zu schweigen.
|Abschiede|
So viele Abschiede, so viele Tränen! Am besten ein dickes, großes Taschentuch bereithalten, um den Wasserfall aufzufangen!
_Die Sprecher/Die Inszenierung_
Die Hauptrolle der Anne Shirley wird von Marie Bierstedt, der deutschen Stimme von Kirsten Dunst und vielen anderen jungen Schauspielerinnen, mit Enthusiasmus und Einfühlungsvermögen gesprochen. Obwohl Bierstedt wesentlich älter ist als die zwanzigjährige Heldin, klingt ihre Stimme doch ziemlich jugendlich. Manchmal darf sie aber auch ein wenig langsamer und überlegter sprechen, besonders mit „verwandten Seelen“.
Unter den weiteren weiblichen Sprecherinnen ragen die der Marilla Cuthbert (Dagmar von Kurmin) und der Rachel Lynde (Regina Lemnitz) heraus, die Anne regelmäßig im Sommer und zu Weihnachten besucht. Regina Lemnitz ist die Inkarnation der Plaudertasche und der wandelnden Gerüchteküche. Außerdem scheint ihre Rachel Lynde Vorsitzende des Dorfverschönerungsvereins zu sein und hat entsprechend viele Sorgen um die Ohren. Und sie ist natürlich die beste Freundin von Marilla Cuthbert, die die Witwe in ihr Haus aufgenommen hat.
|Geräusche|
Die Geräusche im Hintergrund sorgen für die Illusion einer zeitgenössischen Kulisse für das Jahr 1882, doch sind sie so sparsam und gezielt eingesetzt, dass sie einerseits den Dialog nicht beeinträchtigen, andererseits den Hörer nicht durch ein Übermaß verwirren. Deshalb erklingen Geräusche in der Regel stets nacheinander. Um die Epoche zu verdeutlichen, ist kein einziges Auto zu hören, sondern nur diverse Kutschen und Karren.
|Musik|
Die Musik ist ebenfalls ziemlich romantisch, voller Streichinstrumente, Harfen und Pianos. Das Klavier wird meist für melancholische Passagen eingesetzt, und diese sind ebenso wichtig wie die heiteren. Der kontrastreiche Wechsel zwischen Heiterkeit, Drama, Rührung und Melancholie sorgt für die emotionale Faszination beim Zuhörer. Die Musik steuert die Emotionen und untermalt die wichtigsten Szenen, kommt aber nicht ständig im Hintergrund vor. Besonders fiel mir die Variation von Heiterkeit und Rührung, von Verträumtheit und Aufbruchstimmung auf.
Als Intro erklingt die Erkennungsmelodie der Serie: In einem flotten Upbeat-Tempo lassen Streicher, Holzbläser und ein Glockenspiel Romantik, Heiterkeit und Humor anklingen. Alle diese Elemente sind wichtige Faktoren für den Erfolg des Buches gewesen. Warum sollten sie also ausgerechnet im Hörspiel fehlen?
_Unterm Strich_
Das Generalthema der Väter hat die ganze Staffel durchzogen und findet nun in zwei Varianten seinen Abschluss. Anne setzt sich jeweils konstruktiv mit den Vätern auseinander. Nachdem die vorhergehende Staffel das Thema der jugendlichen Liebe bis zur Verlobung durchexerziert hat, verweist diese Staffel nun bereits auf das kommende Generalthema voraus: Annes Ehe mit ihrem bisherigen Verlobten Gilbert Blythe. Ob er sich wohl als optimaler Vater ihrer Kinder erweisen wird? Nach dieser Staffel würden wir nicht unbedingt eine Million Euro auf ihn setzen, selbst wenn er als herzensguter Kerl erscheint. Mit anderen Worten: Für Anne Shirley bleibt es spannend, und es gibt wie immer jede Menge zu tun, was die Menschen brauchen.
|Das Hörspiel|
Man merkt dem Hörspiel die Mühe und Liebe an, die darauf verwendet wurden. Besonderes Vergnügen hat mir die akustische Umsetzung des Buches bereitet. Hörbaren Spaß haben die Sprecher an ihren Rollen, und insbesondere die Hauptfigur ist von Marie Bierstedt ausgezeichnet gestaltet. Sie schluchzt, lacht, schmollt, flüstert und quasselt, das man sich wundern muss, woher diese Vielseitigkeit stammt. In den „Spider-Man“-Filmen ist Kirsten Dunst nie so vielseitig. Bierstedts Anne muss sich nicht nur durch Höhen und Tiefen des Herzens lavieren, sondern auch noch weiterentwickeln.
|1 CD mit 54 Minuten Spielzeit
ISBN-13: 978-3785741412|
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