Morrison, Grant / Quitely, Frank – All Star Superman 1

Mit der neuen Serie „All Star Superman“ hat sich Grant Morrison einen lange gehegten Traum erfüllt. Schon seit langer Zeit spielt der Autor solcher Comics wie „Doom Patrol“, „JLA“, „Arkham Asylum“ und „New X-Men“ mit der Idee einer eigenen Superman-Adaption, doch erst jetzt hat er seine Pläne in die Tat umgesetzt. Dieser Tage erscheint nun der erste Teil einer auf 12 Hefte ausgelegten Serie um den beliebten Superhelden, gleichzeitig aber auch eines der düstersten Kapitel in seiner Laufbahn als Retter der Menschheit.

_Story_

Bei der Rettung der Crew einer Weltraum-Sonde, die sich in unmittelbarer Nähe zur Sonne aufhielt, hat Superman eine riesige Menge Sternenstrahlung abbekommen, die seine Superkräfte noch einmal um ein Dreifaches vermehrt hat. Auch seine Intelligenz wurde durch das Übermaß der Strahlung enorm gesteigert. Allerdings hatte die Sache auch eine Kehrseite: Die Zellen des Helden konnten die gewaltige Strahlung nicht verarbeiten und sterben langsam ab. Damit ist Lex Luthor, der Superman in diese Falle gelockt hat, das gelungen, was ihm in unzähligen zuvor getätigten Versuchen nicht gelang: den Tod Supermans einzuleiten.

Vor seinem unvermeidbaren Ableben setzt sich Superman alias Clark noch einmal sehr intensiv mit seiner Kollegin Lois in Verbindung und offenbart ihr nach langen Jahren der Zusammenarbeit sein wahres Ich. Doch die Reporterin will ihm nicht Glauben schenken und glaubt bei ihrer Reise in die Festung der Einsamkeit sogar, dass sie einer Manipulation auf den Leim gegangen ist – bis sie dann tatsächlich hinter die wundersame, aber auch grausame Wahrheit blickt …

_Meine Meinung:_

Derzeit scheint der Tod verschiedener Superhelden im DC-Universum ein sehr beliebtes Thema zu sein, besonders stark durch die gerade begonnene „Infinite Crisis“ begleitet. Allerdings funktioniert diese Serie losgelöst vom gewaltigen Crossover der berühmten Comic-Schmiede. Grant Morrison hat hier eine gänzlich eigenständige, im Großen und Ganzen auch recht simple Story geschmiedet, die sich ausschließlich dem Schicksal von Superman widmet. Der immerstarke Superheld sieht sich erstmals ernsthaft mit dem Tod konfrontiert und legt nur noch auf zwei Dinge einen gehörigen Wert: Erstens muss ein adäquater Nachfolger gefunden werden, und zweitens soll die von ihm seit Jahren geliebte Lois endlich das Geheimnis seiner Identität in Erfahrung bringen.

Die Geschichte ist ganz ansprechend in Szene gesetzt worden, jedoch fehlt es dem Comic bisweilen ein wenig an Atmosphäre. Grundsätzlich ist die Handlung recht traurig, wird aber meines Erachtens besonders in den Dialogen zwischen Lois und Superman nicht immer genau so dargestellt. Zudem fehlt es der Story speziell in der zweiten Hälfte an fortschrittlichen Ideen. Die seltsame Kammer, die Lois auf Supermans Geheiß nicht betreten darf, ist der einzige echte Spannungsfaktor, wird aber anschließend ziemlich albern aufgelöst. Lediglich der Cliffhanger, der zum nächsten Band überleitet, lässt einiges erwarten und bietet auch eine echte Überraschung auf.

Davon abgesehen ist der Comic ganz ordentlich und in seiner Simplizität auch konsequent weiterentwickelt worden. Im Textepilog wird auch noch mal klar betont, dass der Autor nicht beabsichtigt hat, eine allzu komplexe Handlung zu kreieren, sondern stattdessen immer hautnah am Geschehen um Clark und Lois bleiben wollte. Diesbezüglich kann man Morrison auch ein Kompliment machen, denn das Verhältnis der beiden wird stringent bis zum Ende durchgearbeitet und bekommt durch die ständigen Zweifel von Seiten Lois’ stets neue Würze. Schade nur, dass der Mangel an Spannung dadurch nicht vollständig kompensiert werden kann, denn dieser ist – neben den ebenfalls sehr simplen Illustrationen von Frank Quitely – das einzige Kriterium, das in „All Star Superman“ nicht ganz befriedigend erfüllt wird. Ansonsten jedoch ist der Auftakt dieser neuen Reihe recht ordentlich geworden und sollte gerade für Fans der eher emotionalen Heldengeschichten ziemlich interessant sein.

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