Nancy Kress – Fremdes Licht. SF-Roman

Vielversprechendes Science-Fiction-Debüt

Die Ged, eine hochentwickelte humanoide Rasse, führen einen zermürbenden Abwehrkampf gegen die Menschheit. Sie sind eine friedliebende Spezies, aber die Erdbewohner machen es ihnen schwer, zu einem konstruktiven Dialog zu finden. Die Ged können vor allem nicht begreifen, was es mit der beängstigenden Aggressivität dieser Menschenwesen auf sich hat, die ihnen keine Ruhe lässt und sie immer wieder zu Gewalttaten treibt – sich selbst und anderen gegenüber. Um gegen seinen Feind eine Chance zu haben, muss man ihn verstehen und seine Motive begreifen. Deshalb wählen die Ged den Planeten Qom aus, eine alte Erdkolonie, auf dem die Menschen seit Jahrzehnten untereinander erbittert Krieg führen, und starten ein Experiment. (Verlagsinfo)

Die Autorin

Die 1948 geborene Amerikanerin Nancy Kress gehört zur ersten Garde der wichtigen Science-Fiction-Autoren. Nachdem sie zunächst (ab 1981) mit drei ungewöhnlich konstruierten Fantasyromanen debütiert hatte, errang sie 1988 mit dem Science-Fiction-Roman „Fremdes Licht“ erste Auszeichnungen. Darin erforschen Aliens die Aggressivität der menschlichen Spezies anhand der Auseinandersetzungen zwischen zwei Menschengruppen in einer Versuchsanordnung.

In „Schädelrose“ erforschte sie die Konsequenzen einer AIDS-ähnlichen Krankheit, die Erinnerungen dezimiert. Ein neuartiges Experiment soll Abhilfe schaffen, allerdings um einen hohen Preis. Ihr bestes Werk bislang ist jedoch die Trilogie „Bettler in Spanien“, „Bettler und Sucher“ und „Bettlers Ritt“. Darin treten genetisch veränderte junge Menschen, die fortan keinen Schlaf benötigen, gegen den Rest der Menschheit an. Die Autorin erörtert die ethische Verpflichtung, die solch eine genetisch bedingte Überlegenheit mit sich bringt, eingebettet in eine spannende Handlung.

Die Romane „In grellem Licht“, „Verico Target“ und dessen Fortsetzung „Moskito“ stellen ebenfalls das gesellschaftskritische Engagement der Autorin unter Beweis. Obwohl diese Romane als kriminalistische Thriller aufgebaut sind, hebt Kress damit doch erfolgreich warnend die Hand und sagt uns: „Geht hier besser nicht entlang.“ In dieser Haltung, diesem Anliegen trifft sie sich mit einem der besten britischen Science-Fiction-Autoren, John Brunner. Dessen Öko-Horrorvision „Schafe blicken auf“ vermag auch heute noch, 30 Jahre nach der Veröffentlichung, heftig zu berühren.

Werke

Bettler-Trilogie

(Beggars in Spain. 1991)
Bettler in Spanien. 1997 ISBN 3-453-12655-6 (Beggars in Spain. 1993), erweiterte Romanfassung
Bettler und Sucher. 1997 ISBN 3-453-12656-4 (Beggars and Choosers. 1994)
Bettlers Ritt. 1999 ISBN 3-453-14005-2 (Beggars Ride. 1997)

Probability-Trilogie

Sternspringer 2005 ISBN 3-86552-008-1 (Probability Moon. 2000)
(Probability Sun. 2001)
(Probability Space. 2002)

Kreuzfeuer

Kontakt. 2005 ISBN 3-404-24345-5 (Crossfire. 2003)
Feuerprobe. 2006 ISBN 3-404-24353-6 (Crucible. 2004)

„Yesterday’s Kin“-Trilogie
Tomorrow’s Kin, Tor, 2017
If Tomorrow Comes, Tor, 2018

außerdem:

1981: Prince of the Morning Bells (dt. Der Weg zum Herz der Welt, 1982 ISBN 3-442-23815-3)
1984: The Golden Grove (dt. Der goldene Hain, 1985 ISBN 3-442-23872-2)
1985: The White Pipes (dt. Schalmeienklänge, 1985 ISBN 3-442-23864-1)
1985: The Price of Oranges
1987: An Alien Light (dt. Fremdes Licht, 1995 ISBN 3-453-08576-0)
1989: Brainrose (dt. Schädelrose, 1994 ISBN 3-453-07771-7)
1993: The Aliens of Earth (Kurzgeschichtensammlung)
1996: Oaths and Miracles (dt. Verico Target, 1998 ISBN 3-453-13326-9)
1998: Maximum Light (dt. In grellem Licht, 2000 ISBN 3-453-16187-4)
1998: Stinger (dt. Mosquito, 2001 ISBN 3-453-19658-9)
1998: Beakers Dozen (Kurzgeschichtensammlung)
1998: Dynamic Characters
1999: Yanked
2003: Nothing Human
2008: Dogs (dt. Hundewahn, 2012 ISBN 978-3-936922-20-2)
2008: Nano Comes to Clifford Falls and Other Stories (Kurzgeschichtensammlung)
2009: Steal Across the Sky
2020: Sea Change

(Quelle: Wikipedia)

Handlung

Die Ged, eine hochentwickelte humanoide Alien-Rasse, führen einen zermürbenden Abwehrkampf gegen die Menschheit. Sie sind eine friedliebende Spezies, die auf Assimilation potentieller Konkurrenten setzt, aber die Erdbewohner machen es ihnen schwer, zu einem konstruktiven Dialog zu finden. Die Ged können vor allem nicht begreifen, was es mit der beängstigenden Aggressivität dieser Menschenwesen auf sich hat, die ihnen keine Ruhe lässt und sie immer wieder zu Gewalttaten antreibt, sich selbst und anderen gegenüber.

Um gegen seinen Feind eine Chance zu haben, muss man ihn verstehen und seine Motive begreifen. Deshalb wählen die Ged den Planeten Qom aus, eine alte Erdkolonie, auf dem die Menschen seit Jahrzehnten untereinander erbittert Krieg führen, und starten ein sozialpsychologisches Experiment. Dies besteht aus einer riesigen technologischen „Fliegenfalle“, einer Stadt, und die zwei Menschengruppen aufgeteilt in Krieger und Kaufleute führen Krieg darum. Im Laufe dessen erkennen die Objekte des Experiments, dass sich Zugehörigkeiten ändern können; sie machen einen schmerzhaften Selbsterkennungsprozess durch. Die Ged lernen die territorial begründete Aggressivität der Menschen zu fürchten.

Mein Eindruck

Was zunächst in recht beschaulichem Tempo beginnt, dehnt sich zu einem zunehmend eindrucksvollen Panorama aus: eine Reise ins Herz der Finsternis, die in den dunklen Winkeln des menschlichen Bewusstseins wohnt. Mit geradezu chirurgischer Bestimmtheit und Präzision legt die Autorin unbewusste Verhaltensweisen und die allgemeine Triebhaftigkeit als Antriebsfedern menschlichen Handelns bloß. Dabei ist Kress weder trocken dozierend noch tiefenpsychologisch analysierend. Sie erzählt ihre Geschichte zugleich mitreißend und einfühlsam.

Gelungene Charaktere, überzeugende Darstellung der in sich logischen Lebens- und Denkweisen des Aliens und deren Umsetzung in eine spannende Handlung da gibt es so manches Aha-Erlebnis weisen Nancy Kress bereits in ihrem Science Fiction-Erstling als eine vielversprechende Autorin von Rang aus. Dieses Versprechen hat sie mit Romanen wie „Verico Target“ und dem Bettler-Zyklus vollauf eingelöst.

Hardcover: 572 Seiten
Originaltitel: An alien light, 1988
Aus dem Englischen von A. u. H.P. Linckens.
ISBN-13: 9783453085763

www.heyne.de

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