Nevis, Ben (Autor) / Minniger, André – Die drei ??? – Skateboardfieber (Folge 152) (Hörspiel)

Während die Buchserie im |KOSMOS|-Verlag die 160er-Marke längst hinter sich gelassen hat, bemüht man sich bei |EUROPA| den in den Jahren angewachsenen Abstand permanent zu verringern. Dabei drängt sich der Vergleich von Hase und Igel irgendwie manchmal schon auf. Wie dem auch sei: Die literarische Version von „Skateboardfieber“ aus der Hand von Ben Nevis, dem ???-Autor mit dem geheimnisvollen Künstlernamen, stammt aus dem Jahre 2010 und musste immerhin geschlagene zwei Jahre auf seine Vertonung warten. Im Februar 2012 hatte der 152. Fall des berühmten Detektiv-Trios aus Rocky Beach nun auch sein Hörspiel-Roll-Out.

_Zur Story_

Es war nicht Peters Tag. Eigentlich wollte er an der Küste nur ein paar Fotos einer seltenen Möwenart schießen und sich danach gemütlich mit Kumpel Jeffrey im Hafencafé treffen. Doch Jeffrey sagt nicht nur ab, während des Telefonats mit ihm wird dem derart abgelenkten Peter auch noch seine Digicam gemopst. Vor lauter Frust geht der zweite Detektiv darauf hin am Strand joggen, um sich den Frust aus der Seele zu wetzen. Allerdings wird ihm auch dieses Unternehmen von unangenehmen Gesellen vergällt, die ihm dort auflauern und sogar das Feuer auf ihn eröffnen. Nur mit Mühe kann er sich in sein Auto retten und den Typen einstweilen die Rücklichter zeigen. Seine Flucht zum Polizeipräsidium von Rocky Beach erweist sich jedoch als keine gute Idee – kaum den Parkplatz erreicht, wird bei seinem Anblick schon wieder eine Waffe gezogen. Nur mit einer List erreicht er schließlich die vermeintliche Sicherheit bei Justus und Bob in der Zentrale. Diese ist aber trügerisch, denn schon am nächsten Morgen hat der Geheimdienst die Zentrale durchwühlt und Peter verhaftet.

_Eindrücke_

Noch stärker als beim Buch ist hier zu bemerken, dass der offenbar auf Marketing gedrillte Titel der Geschichte, im Prinzip nichts bzw. nur minimal mit dem Inhalt zu tun hat. Ein Skateboard-Event in Rocky Beach bildet zwar die Kulisse für Peters (überdies ziemlich haarsträubend konstruierte) Flucht aus den Krallen der Vollblut-Klischee-Geheimdienstagenten und den Showdown, doch so wirklich fiebrig ist die Sache mit den Rollbrettern nun wahrlich nicht geraten. Zu bemängeln gäbe es auch eine ordentliche Portion Realitätsferne insbesondere was Peters Verhör angeht, bei dem die Agenten erst die alte „Guter Bulle/Böser Bulle“-Masche abziehen, um dann kumpelhaft leutselig fast alle ihre Geheimnisse vor ihm auszubreiten – wohlgemerkt einem Siebzehnjährigen, den sie zudem dringend des Landesverrats verdächtigen (!). Nun gut, irgendwie muss man die Geschichte ja spannend gestalten, zu dick sollte man aber bitte nicht auftragen, sonst fühlt sich auch die offenbar angepeilte, jugendliche Zielgruppe veralbert.

Das Hörspiel ist aber storytechnisch und von der Erzählgeschwindigkeit her nicht zuletzt wegen einiger Kürzungen etwas im Vorteil, da weitere Böcke des Buches nicht übernommen wurden. So entfallen eine ganze Reihe Nebenkriegsschauplätze entweder ganz oder die betreffenden Stellen wurden zurechtgestutzt. Insgesamt ist das Hörspiel mit knapp einer Stunde Laufzeit überhaupt erstaunlich kurz geraten, funktioniert aber generell immer noch recht reibungslos, wiewohl Kenner der Vorlage einige zusätzliche wie hilfreiche Informationen zur Verfügung haben. Unter anderem hat „Rubbish“ George einen weitaus größeren Anteil an der Geschichte und auch Ex-Agent Bert Young („Silberne Spinne“) wird ausführlicher dargestellt. Hier wirkt das alles zuweilen ziemlich Hoppla hopp und sein Verhalten ist dadurch schwerer nachvollziehbar. Schön in diesem Zusammenhang übrigens mal wieder Horst „Commander Perkins“ Stark in einer Rolle zu hören. Sprecherisch sicher eins der Highlights, was man nicht von allen (Neben-)Figuren sagen kann.

_Die Produktion_

Buch und Effekte: André Minninger
Redaktion und Geräusche: Wanda Osten
Regie und Produktion: Heikedine Körting
Musik: Hagitte & Bertling (STIL), Morgenstern, George, Conrad

_Sprecher und Figuren_

Oliver Rohrbeck (Justus Jonas), Jens Wawrczeck (Peter Shaw), Andreas Fröhlich (Bob Andrews), Thomas Fritsch (Erzähler), Holger Mahlich (Inspector Cotta), Horst Stark (Bert Young), Gabriele Libbach (Mrs. Johnson), Sascha Rotermund (Chapman), Reent Reins (Tony), Wolfgang Rositzka (Blake), Henry König (Mr. Andrews), Utz Richter („Rubbish“ George), Rasmus Borowski (1. Mann), Jo Kappl (2. Mann), Marcus Schönhoff (Verkäufer), Rainer Schmitt (Sunny), Jannik Schürmann (TV-Sprecher), Francesco (Anton Sprick), Heikedine Körting (Papagei „Blacky“)

_Fazit_

Wieder ein solide produziertes Hörspiel, dem die vergleichsweise drastischen Kürzungen gegenüber der Vorlage überraschenderweise kaum etwas anhaben konnten – allein das Setup an sich ist doch ein bisschen arg weit hergeholt und zumindest was die Geheimdienstgeschichte angeht nicht wirklich realistisch dargestellt, geschweige denn schlüssig. Dafür kann das Hörspiel allerdings nichts, das ist im Buch identisch. Dennoch ist der schwungvolle, Peter-lastige Fall einer der etwas Besseren der Serie. Vielleicht auch gerade weil Oberschlaumeier Justus diesmal nicht so übermächtig im Fokus steht, wie es sonst üblicherweise Usus ist.

|Audio-CD mit einer Laufzeit von ca. 56 Minuten
Erzählt von Ben Nevis nach Figuren von Robert Arthur
EUROPA / Sony Music Entertainment, Februar 2012
EAN: 886979232228|
[www.natuerlichvoneuropa.de]http://www.natuerlichvoneuropa.de

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