Nibelungen-Festspiele Worms 1

LIEBE, HASS UND EIFERSUCHT

Siegfrieds Frauen

Waren anfangs in der Bevölkerung die Festspiele wegen der hohen Kosten umstritten, identifiziert sich mittlerweile im fünften Jahr der Veranstaltung die Mehrheit der Wormser mit dem jährlichen Großereignis. Man ist erfreut, dass der Kultur in Worms endlich der Stellenwert wieder zuerkannt wird, der ihr aus der Geschichte her schon lange gebührt. In den meisten Städten stagniert die Kultur, Worms dagegen investiert gegen den Mainstream. Diesen Umstand hatte auch schon der große Konzertveranstalter Fritz Rau bei seiner Lesung im Programm des diesjährigen Wormser Jazzfestivals thematisiert, die Stadt Worms als Ausnahmeveranstalter gelobt und erklärt, dass er solches Engagement und finanzielle Unterstützung für Kultur kaum zuvor kennen gelernt habe.

„Von helden lobebaeren und großer arebeit“

Nach Karin Beiers Inszenierung von Friedrich Hebbels Nibelungen der letzten beiden Jahre war für 2006 wie auch für 2007 wieder Moritz Rinke verantwortlich, der auch schon das Stück für die Aufführungen von 2002 und 2003 schrieb. Allerdings war es keine Wiederholung, sondern Wedels Überarbeitung hat das Werk im Grunde auf zwei Teile angelegt. Die ersten Kritiker vermuteten dahinter Strategie, denn wer den ersten Teil gut fand, will auch den zweiten sehen. Im Grunde typisch für Wedels Fernseharbeiten. Der erste Teil (ein dreistündiges Spektakel um Liebe, Verrat und starke Weibsleute) „Siegfrieds Frauen“ wurde in diesem Jahr der Öffentlichkeit vorgestellt. Wo Karin Beier im letzten Jahr auf die starken Hebbel-Dialoge setzen konnte, lässt Wedel die Macht der Bilder sprechen und nutzt zudem die Fläche vor dem Wormser Dom vollständig aus. Dabei schwirren bis zu fünfzig Personen gleichzeitig herum und auch die imposanten Bäume sind mit in das eigentliche Spielgeschehen einbezogen. Sehr positiv ist, dass Wedel die Kritik an der damaligen Rinke-Inszenierung sehr ernst nahm und die als störend empfundenen Gags auf ein Mindestmaß zurückgefahren hat, was bewirkt, dass das Stück insgesamt ernsthafter und weniger slapstickhaft daherkommt. Das wird besonders bei Siegfried deutlich. Dieser feierte 2006 sein Comeback als ernst zu nehmender tragischer Held. Ansonsten orientiert sich das Stück weitgehend an den Aufführungen von 2002 und 2003. Immer wieder wird auch dezent die Stadt Worms in die Handlung mit eingebaut. König Gunther trinkt Flörsheim-Dalsheimer Wein, Andre Eisermann macht köstliche stadttypische Scherze auf „wormserisch“ oder Hagen und Isolde wollen für ein „Date“ im „Wäldsche“ (dem Wormser Naherholungsgebiet) verschwinden. Mehr zum Inhaltlichen des Stückes auch weiter unten unter „Besetzung“ und dort unter „Moritz Rinke“.

Gespielt wurde wie in den ersten Jahren wieder auf der Südseite des Doms (die letzten beiden Jahre gab es die Festspiele auf der Nordseite). Mit 2450 Plätzen standen somit für die gesamte Dauer 13550 Sitze mehr als in den Vorjahren zur Verfügung. Anders gerechnet, gab es 2005 19000 Plätze und in diesem Jahr 32000 Plätze. Oder statt 1450 2450 pro Abend.

Schon der Vorverkauf übertraf das Vergleichsjahr 2005. Recht bald waren die Premiere wie auch alle Wochenendaufführungen inklusive der Freitage ausverkauft. Neu war auch der mögliche Besuch der Generalprobe – was in den Vorjahren nicht möglich war – zu sehr günstigem Preis (5 Euro), die einem wohltätigen Zweck zufließen: der Kinderklinik des Stadtkrankenhauses. Alle 1000 Lose waren Gewinne, wenn auch nur 750 Aufführungskarten. Die anderen 250 Karten waren 100 Karten für Führungen hinter der Kulisse, 100 Familienkarten fürs Nibelungenmuseum sowie 50 Einkaufsgutscheine der WZ. Hinter dieser Aktion standen die Wormser Zeitung, die Nibelungenfestspiel GmbH und der Wormser Oberbürgermeister Michael Kissel. Initiator der Aktion war Kissel, weil er wollte, dass diejenigen, die nie reguläre Karten kaufen, sich dennoch mal ein Bild von den Festspielen machen können. Eine sinnvolle PR-Aktion, um die Akzeptanz in der Stadt noch mehr zu steigern. Diese Karten wurden öffentlich verlost und waren innerhalb von nicht ganz einer halben Stunde ausverkauft. Schon eine Stunde zuvor waren die meisten gekommen. Allerdings gab es auch keine 2450 Plätze, sondern das Publikum blieb auf 750 beschränkt. So reichten die tausend Lose auch nicht für alle, die Lose wollten. Ausgeteilt wurden die Gewinnerkarten direkt durch OB Kissel und Pressesprecherin der Festspiele, Simone Schofer. Eine Generalprobe ist ein besonderes Ereignis. Gespielt wird wie in den kommenden zwei Wochen auch, aber Regisseur Wedel sitzt in den Zuschauerrängen und beobachtet mit seinem Assistenten noch einmal sehr genau. Es kann sein, dass er auch unterbricht und Anweisungen gibt. Es ist auch die letzte Gelegenheit, etwas vor der Premiere noch mal zu ändern. Und Dieter Wedel hat nach dieser Aufführung auch eine kleine Szene noch einmal umgestellt, da sie ihm bei der Generalprobe zu schleppend vorkam. Normalerweise kann man für eine Generalprobe keine Karten erwerben.

Überhaupt zeigte man sich dieses Jahr sozial und spendabel. Zwar vergibt die Stadt schon immer Freikarten an sozial tätige Verbände als Dankeschön für die geleistete Arbeit. Dieses Jahr wurden nun erstmals in einer Sonderaktion auch bundesweit Freikarten für junge Menschen zwischen 14 und 25 Jahren, die ehrenamtlich in den Bereichen Kultur, Soziales, Politik und Sport aktiv sind, zur Verfügung gestellt, um sie an die Nibelungensage heranzuführen. Auch die Inhaber von Jugendleitercards waren herzlich eingeladen. Diese Idee gab es bereits seit langem, aber bisher reichte das Platzangebot dafür nicht aus. Gruppen, die mehr als zehn Personen umfassten, konnten von zwei Begleitern betreut werden. Deren Tickets waren ebenfalls kostenlos. Günstige Übernachtungsmöglichkeiten bot die Jugendherberge Worms. Natürlich war das Kontingent dennoch begrenzt. Ob das Angebot im nächsten Jahr wieder besteht, entzieht sich meinen Informationen. Es lohnt sich vielleicht ein Blick ins Internet, wo das Anmeldeformular in diesem Jahr zu finden war unter http://www.worms.de in der Rubrik Tourismus. Oder einfach mal beim Kinder- und Jugendbüro der Stadt Worms nachfragen.

Die Prominenz läuft in Worms zum Empfang über den „roten Teppich“ und die Bürger schauen dabei neben dem Presseaufgebot zu. Bewundernswert, wie da ausgeharrt wurde, um diese zu sehen, und bei Sonnenschein wäre es sicherlich noch mehr Publikum geworden. Ich bin allerdings auch irgendwann – bevor es richtig losging – frierend und bibbernd durch den Regen wieder nach Hause gelaufen. Zu den Prominenten der diesjährigen Premiere (die dieses Jahr noch zahlreicher waren als im letzten Jahr, insgesamt fast 2100 geladene Gäste – 1470 plus 250 Medienvertreter plus den 300 Personen die über den roten Teppich liefen und eigenen Empfang erhielten, aber auch 450 Normalzahlende) gehörten Götz und Jenny Elvers-Elbertzhagen, Jessica Stockmann, Mariella Ahrens, Christian Quadflieg, Anuschka Renzi, Dagmar Berghoff, Claus Kleber (heute journal, ZDF), Wilhelm Wieben (Ex-Tagesschau-Sprecher), Konstantin Wecker, Mariella Ahrens, Roberto Cavollo, Ute Henriette Ohoven, Joachim Król, Manfred Zapatka, Karin Beier, Felicitas Woll, Inez Björg David, Janin Reinhardt, Bettina Zimmermann, Uwe Bohm, Ilja Richter, Michael Greis, Wolfgang Holzhäuser, Patrick Graf von Faber-Castell, Joy Grit Winkler, Margit Conrad, Klaus Bresser (ehemaliger Chef-Redakteur ZDF) und viele ungenannte. Innenminister Wolfgang Schäuble – für den im Vorfeld besondere Sicherheits-Maßnahmen vorbereitet werden mussten (mehr unten unter „Sonstiges“) – hatte aufgrund der vereitelten Terroranschläge tags zuvor in London kurzfristig absagen müssen. Die meisten Prominenten reihen die Nibelungenstadt inzwischen in die Riege der großen Festspielstädte ein. Vorgefahren sind die Prominenten in edlen Karossen einer Stuttgarter Nobelfirma. Allerdings kam Kurt Lauer, Fraktionsführer von Bündnis 90/Die Grünen im Stadtrat, zwar auch mit Chaffeur, aber in einer abgasfreien Rikscha, wofür es von den Zaungästen einen Extra-Applaus gab. Enthusiastisch wurde ansonsten nur bei Dieter Wedel und seinen Begleitdamen geklatscht. Zum Essen der Prominenten spielte die Drei-Mann-Kapelle „Farfareilo“ aus Köln. Kameramann Markus Wolfsiffer vom „Montagsmagazin“ im Offenen Kanal Worms war mitten im Pulk der Medienvertreter, die die Stars und Prominente filmten, die zur Premiere gekommen waren und dies wurde auch im lokalen Fernsehen ausgestrahlt. Genauso wie auch Ausschnitte der Aufführung, die der ehemalige ZDF-Kameramann Wilfried Saur für den Offenen Kanal vorbereitet hatte.

Ein Beweis der „Nibelungen-Treue“ zeigte ein Fax, das bei der Festspiel GmbH einging: „Wir wünschen allen Nibelungen eine tolle Zeit 2006“, unterzeichnet mit Königskrone und „Familie Król“. Fast alle Mitglieder des Ensembles vom letzten Jahr kündigten zur Premiere oder zu einer Vorführung danach zahlreich ihr Kommen an. Wibke Puls reiste von München an, Maria Schrader hat gerade ihr erstes Filmprojekt als Regisseurin beendet und kam aus Israel, Karin Beier und Michael Wittenborn stoppten kurz in Worms auf der Durchreise. Regisseurin Karin Beier ist in der Spielzeit 2007 Schauspielchefin am Kölner Schauspielhaus. Auch konnte sie von der Festspielleitung gleich noch ganz andere Glückwünsche für sich und ihren Mann Michael Wittenborn (der in ihrer Nibelungeninszenierung den Markgrafen Rüdiger von Bechelarn spielte) entgegennehmen. Sie hat eine Tochter zur Welt gebracht. Auch Joachim Nimtz, der in den ersten beiden Jahren den Burgwächter spielte, war gekommen. Und ebenso Manfred Zapatka, der zurzeit für eine ZDF-Serie als Kriminalkommissar vor der Kamera steht, die ab Oktober ausgestrahlt werden wird. Und natürlich die Königsfamilie von Joachim Król („Król“ bedeutet „König“ auf Polnisch). Diese „Nibelungentreue“ fand schon während der gesamten Proben statt. Joachim Król rief öfter an, um sich nach deren Verlauf zu erkundigen. Auch Maria Schrader rief öfter an und sprach dabei auch mit den neuen Ensemblemitgliedern.

Für die Premierengäste steht auch ein spezieller Styling-Service zur Verfügung. Top-Stylist und Prominentenfrisör Jens Dagné frischt den Gästen kostenfrei das Make-up auf und macht auch das Haarstyling wieder perfekt. Jens Dagné ist Preisträger zahlreicher Wettbewerbe. Wenn dagegen etwas mit dem edlen Gala-Outfit passieren sollte, steht Schneidermeisterin Gerlinde Schidrich mit Nadel und Faden bereit.
Im Vordergrund steht dergleichen leider immer: Was tragen die Promis an teurer Mode? Das war zur Premiere angesichts der überraschend eingebrochenen Kälte nach der wochenlangen Hitze etwas bitter. Obwohl bereits Tage zuvor klar war, welches Wetter zu erwarten ist, hatten dies nicht alle in ihrem Outfit beachtet. Bei der Premiere goss es leider nach der Pause – in der es in dem herrlichen Park-Ambiente Sekt, Wein und Bier gab – in Strömen; trotzdem hielten Schauspieler und Zuschauer bis zum Schluss tapfer durch. Es stand durchaus auf der Kippe, dass abgebrochen hätte werden müssen. Trotz des Regens ist die Premiere mit stehenden Ovationen und minutenlangem Applaus des Publikums über die Bühne gegangen. Die Amazonen Brünhild und Isolde froren klatschnass und nur leicht bekleidet. Umgekehrt kam vom Ensemble der Beifall an das Publikum, das trotz der widrigen Umständen auch nicht aufgegeben hatte. Die Promis sind fast allesamt bis in den Morgen im nassen Heylshof geblieben. Von Trübsal zeigte man keine Spur. Giselher (Christian Nickel) schnappte sich im Stil von „dancing in the rain“ eine Tanzpartnerin auf dem klatschnassen Rasen um halb drei Uhr nachts, und andere Paare schlossen sich ihnen an. Nur Autor Moritz Rinke und Intendant Dieter Wedel waren aufgrund des Wetters etwas gedrückt und keineswegs euphorisch. Natürlich wäre es bei sommerlichem Wetter viel besser gewesen, aber immerhin musste nicht abgebrochen werden. Die Technik hat gehalten, ohne dass bei strömenden Regen die Mikrophone aufgaben. Es gab nur einen kleinen Kurzschluss, weshalb eine Filmeinspielung erst etwas später losging. Keiner der Schauspieler ist auf der rutschig-nassen Bühne ausgerutscht, es gab keine Verletzungen. Nicht zuletzt sorgte der Dauerregen für ein Gemeinschaftsgefühl, das dem Publikum auch in Erinnerung bleiben dürfte.

Eine Aufführung gilt als vollständig, wenn bis zur Pause nicht abgebrochen wurde. Ob es regnen würde, konnte man nie vorher sagen. Nur bei Abbruch in der ersten Halbzeit wird für die Besucher Ersatz angeboten und dann an den sonst eigentlich spielfreien Montagen die Vorstellung nachgeholt. Kleine Regenpausen in der ersten Halbzeit, wo eventuell kurzzeitig abgebrochen würde, waren eingeplant, so dass sich die Aufführungszeit entsprechend verlängert hätte. Nur bei ganz starkem Regen kommt es zum vollständigen Abbruch. Nur eine Aufführung musste – obwohl es durchweg schlechtes Wetter während der Festspiele gab und jeden Tag regnete – kurz vor 0.30 Uhr abgebrochen werden. Es goss wieder in Strömen, aber es drohte auch die Gefahr einschlagender Blitze. Alle Schauspieler ernteten trotz aufkommender Hektik auch hier freundlichen Applaus, bevor das Unwetter völlig hereinbrach. Ich besuchte regenfrei die Vorstellung direkt nach der Premiere, aber es war ziemlich kalt und eingehüllt in Decken gerade so zu ertragen. Großen Respekt verdienen deswegen die Schauspieler, die teilweise kaum bekleidet und barfuß diese Festspielzeit durchstanden. Trotz des diesjährigen wirklich miserablen Wetters für Freilichtaufführungen hatten die Aufführungen eine Auslastung von 87 %. Die Spielstätte vorm Dom ist für eine Theateraufführung auch grandios, die Schauspieler sind allesamt hervorragend. Das Zuschauer- und Medieninteresse geht zudem jährlich nach oben.

Das Stammlokal des Nibelungenensembles ist das kleine Ristorante „La Carbonara“ im Adenauerring. Auch im fünften Festspieljahr gehört es schon zur Tradition, dass die Nibelungen nach den Proben oder Aufführungen dort einkehren. Hier hat man sich gemeinsam in diesem Jahr auch das WM-Spiel „Deutschland gegen Italien“ angesehen. Auch in der Festspielzeit war dort dieses Jahr Mario Adorf zu Gast, der seinerzeit die Nibelungenfestspiele mit aus der Taufe hob. Später war er zusammen mit dem Initiatorenteam Bettina Musall und Hans Werner Kilz im Zorn geschieden, weil das Trio mit der Berufung von Dieter Wedel als Intendant nicht einverstanden war. Da er aufgrund dieser Entwicklung keine guten Erinnerungen an die Nibelungenfestspiele hat, interessiert er sich auch nicht mehr sonderlich dafür.

Wie auch im letzten Jahr besuchten alle Schauspieler die Wäscherei der Wormser Lebenshilfe – eine Behinderteneinrichtung –, in welcher seit nunmehr drei Jahren täglich deren Wäsche gewaschen, getrocknet und gebügelt wird. Die schwierigste Reinigung ist nicht, wie man meinen könnte, das blutige Hemd von Siegfried, sondern es sind die Kostüme der Ordensschwestern. Während der Festspiele wird mehr gearbeitet als sonst, die Arbeitszeit beginnt früher und schließt auch die Wochenenden mit ein. Diese Behinderten sind mittlerweile große Fans der Nibelungen, sammelten teilweise schon vor den Festspielen Merchandising-Utensilien und gehen auch zu den Aufführungen. Der Besuch der Darsteller bei ihnen ist deswegen eine besonders nette Geste und darüber hinaus eine direkte menschliche Begegnung, die sich länger einprägt als irgendwelche städtischen Sehenswürdigkeiten. Im Gegenzug bekommen jährlich die Behinderten – „das Team der königlichen Burgunder-Wäscherei“ – auch eine Backstage-Führung geboten. Dabei beeindruckt sie vor allem die „Waffenkammer“ (ein entsprechendes Zelt und Container), über und über mit Theaterwaffen gefüllt. Mancher kam sogar in den Genuss, eine der Rüstungen anziehen zu dürfen. Die Kostüme sind wiederum in anderen Containern verstaut. Die meisten Kostüme sind doppelt bis dreifach vorhanden. Der Weg, den die Schauspieler zur Bühne zurücklegen müssen, erwies sich für die Behinderten als schwierig. Rollstühle z. B. mussten zusammengeklappt werden. Ein Rollstuhlfahrer durfte zur Entschädigung eine Fahrt mit der Hubbühne nach oben mitmachen. Die Zusammenarbeit der Festspiele mit der Lebenswerkstatt wird in den nächsten Jahren fortgeführt.

Und nachdem alles vorbei war, bekundeten wie jedes Mal alle Schauspieler, dass sie durchaus auch mit Abschiedsschmerz von Worms fortgehen.

Presseecho

2002 gaben sahen noch viele Kritiker die Aufführung vorm Wormser Dom als Eintagsfliege und attestierten kaum Überlebenschancen. Die Geschichte hat ihnen mittlerweile das Gegenteil bewiesen. Die Berichterstattung in der Boulevard-Presse zu den Festspielen war wie jedes Jahr überaus groß. Schon zur Fotoprobe vor der Premiere gab es Riesenandrang: acht Fernsehteams von ARD und ZDF bis RTL und ca. 60 Fotografen aus dem gesamten Bundesgebiet nutzten die Gelegenheit, Szenen und Bilder aufzunehmen. Während der eigentlichen Aufführungen besteht ja auch für die Medien Fotografier- und Drehverbot. Aber auch in den Wochen zuvor zur Probezeit kamen die Journalisten von überall, ob München, Hamburg oder Berlin, um bei den Proben dabei zu sein und Interviews zu machen. Vorberichte erschienen in Magazinen wie der „Gala“, in der „Bunten“, in der „Frau im Spiegel“ oder als Programmtipp im „Focus“. SAT.1 hatte in seiner „Kulturzeit“ auf die Festspiele hingewiesen, 3sat begleitete mit der Sendung „Foyer“ die Proben. Im Theaterkanal wurde Jasmin Tabatabai in der Sendung „Abgeschminkt“ portraitiert. Auch die Nachrichtenagenturen brachten bundesweit mehrere Meldungen zum Verlauf der Proben. Zeitgleich zur Wormser Premiere fand die Premiere der „Dreigroschenoper“ unter der Regie von Karl Maria Brandauer im Berliner Admiralspalast statt. „Frau im Spiegel“ schrieb dazu mit fettem Titel: „Wedel siegt, Brandauer floppt in Berlin“. Damit war der „Promi-Besucher“-Faktor gemeint, denn im Gegensatz zur Berliner Premiere kamen zur Nibelungen-Inszenierung rund 2500 Premieregäste, die in Regencapes und dicke Decken gehüllt die grandiose Schauspielerriege frenetisch feierten. Diese Promistars sind der Regenbogenpresse wichtiger als die Nibelungenschauspieler selbst – abgesehen von Fotos von Dieter Wedel im Arm mit Sonja Kirchberger und Jasmin Tabatai. Die „Bunte“ titelte „Nasse Premiere – Jubel für Wedel und Crew“, die „Revue“ „Nibelungen-Festspiele – Jessica Stockmann glücklich als Single“ und verwechselte inhaltlich das Ganze mit dem „Ring der Nibelungen“, „Gala“ brachte eine Doppelseite und war angetan, natürlich auch die „BILD“ sogar in mehrfachen Ausgaben (wenn auch wie in früherer Berichterstattung wegen des Sex). Der Tagesspiegel war voll des Lobes über das neue Stück. Nicht immer sind die Kritiken natürlich gut, strenge Theater-Puristen haben ihre Schwierigkeiten mit der modernen Inszenierung. Die „Süddeutsche Zeitung“ fand, es gehe Wedel vor allem darum, das Stück „aufzusexen“. Dabei sollte man allerdings auch wissen, dass der dortige Chefredakteur Hans Werner Kilz einer der damaligen Festspiel-Initiatoren war und im Streit geschieden ist. Die Kritik der „Süddeutschen“ war dadurch auch am schärfsten: „Der Abend wirkt, als müsste Woody Allen im Mainzer Karneval eine Büttenrede halten“. Szenen wie die Vergewaltigungen sind allerdings inhaltlich notwendig, weil sie die Verkommenheit am Burgunderhof und die latente Gewaltbereitschaft aufzeigen sollen. Der „Mannheimer Morgen“ wiederholte einfach nur die Kritik an der damaligen Inszenierung, aber fügte auch ein Lob für die Verbesserungen der neuen Version hinzu. Und die „Rheinpfalz“ vermochte auch wenig mit dem Stück anzufangen. „Die Welt“ und „Frankfurter Rundschau“ druckten lediglich die Agenturmeldungen ab. In der „FAZ“ stand nach der Premiere gar nichts. Die meisten begrüßen es allerdings, dass dem klassischen Stück, dessen Verlauf und Ausgang fast jeder in Deutschland kennt, neues Leben eingehaucht wird. Für die Liebhaber klassischen Theaters war die Hebbel-Fassung von Karin Beier besser, für die Liebhaber von Event-Theater dagegen natürlich Wedels Version der Rinke-Fassung. All dies gehört dazu, wenn Festspiele erfolgreich bleiben sollen. Und berichtet wurde im Grunde überall: Ob „Kieler Nachrichten“, „Reutlinger General-Anzeiger“ oder „Leipziger Volkszeitung“. Die meisten mittelständischen Zeitungen bedienten sich der von dpa oder ddp-Agenturjournalisten positiv geschriebenen Berichte. Die Internetsuchmaschine „yahoo“ zählt 70 Tageszeitungen auf, die freundlich über die Festspiele berichteten. Erfreulicher sind natürlich seriösere Berichte wie in „Leute heute“ (ZDF), „Brisant“ (ARD) oder „Exclusiv“ (RTL). Im Mittagsmagazin des ZDF berichtete Dieter Wedel live im Mainzer Studio über seine neue Inszenierung und zeigte auch Ausschnitte aus seinen Filmsequenzen, die er in Worms und Umgebung gedreht hat. Ein ZDF-Team hatte zuvor dafür auch die Dreharbeiten in Worms begleitet, und auch davon wurden Szenen ausgestrahlt. Einen längeren Bericht strahlte auch der SWR in seiner Sendung „Landesart“ aus, mit Interviews mit Moritz Rinke, Jasmin Tabatabai und anderen Stars sowie Eindrücken vom Statistenlager, Interviews mit Komparsen und Vorstellung der Rüstungen und Kostüme. Jasmin Tabatabai hatte auch einen eigenen Auftritt im ZDF in der Sendung „Volle Kanne“, wo sie über ihre Arbeit in Worms sprach. Im SWR4 kam der Hörfunkbeitrag in der „Radiogalerie“, wo sich Korrespondent Ralf Krause in der Wormser Innenstadt bei der Bevölkerung umhörte, um die Stimmung vor den Festspielen einzufangen. Ebenfalls im Hörfunkprogramm: ein Beitrag mit Jasmin Tabatabai (siehe unter Besetzung weiter unten). Und in der Radiosendung SWR1 „Leute“ war bei Katja Heijnen bei Sonja Kirchberger zu Gast. Während mittlerweile die Bayreuther Festspiele als staatlich subventionierte Reichenfestspiele in Verruf geraten sind, erklimmen die Nibelungenfestspiele in Worms ungeahnte Höhen in der Gunst des Publikums wie auch der Kritiker. Denn in Worms können sich auch „Otto Normalverbraucher“ eine Eintrittskarte leisten. Das Wirtschaftsmagazin „Capital“ bewertete in seiner diesjährigen Auswahl der „Top Ten“ der wichtigsten Festspiele in Europa das Wormser Kulturereignis mit Platz 1! In der Wertung sind bekannte Veranstaltungen aufgeführt, wie das Festival d`Avignon in Frankreich oder das Classic Open Air in Berlin. Eine wichtige Auszeichnung, übertitelt mit „Jenseits von Bayreuth“. Auch der SPIEGEL schrieb in Ausgabe 27/2006: „Nicht nur in Bayreuth, auch in Worms gibt es die Nibelungen – unter der Leitung von Dieter Wedel“. Aber nicht nur auf Platz 1 im „Capital“, sondern inzwischen auch in allen anderen Magazinen rangiert das hochrangige Wormser Theater unter den „Top Five“ aller deutschsprachigen Festspielstädte.

Das Publikum reagiert im Grunde genauso wie die Medienkritiker. Die einen sind enttäuscht und fanden die Erstversion viel besser, die anderen finden die neue Inszenierung bisher am besten (auch besser als die Hebbel-Aufführung von Karin Beier).

Besetzung

Von einigen wenigen Ausnahmen abgesehen, wurde im fünften Jahr eine komplett neue Ensemble-Besetzung eingeführt.

Moritz Rinke hat das Stück neu geschrieben. Die erste Fassung von 2002 erstreckte sich über dreieinhalb Stunden, so dass nicht viel Zeit blieb, um das ganze Epos darzustellen. In der Hebbel-Version (nicht der von Karin Beier, sondern der originalen) dauert das Stück fast neun Stunden. Durch die Verlängerung konnte Rinke sehr viel vertiefen und hat bei den Frauen damit begonnen. Er erzählt mehr über Brünhild, die im eigentlichen Nibelungenlied irgendwann einfach verschwindet. Der Beginn des Stückes spielt in ihrer eigenen Welt in Island. Nach Burgund begleitet wird sie von ihrer Amme, Freundin und Beraterin Isolde, die frei dazuerfunden wurde und im Originaltext gar nicht vorkommt. Sie steht zudem in einer besonderen Beziehung zu Hagen, dessen Herz sie gewinnt und der bei Rinke ein „Anwalt des Rechts“ und keineswegs ein grimmiger Meuchelmörder ist und sich auch verlieben darf. Mit dieser Neuschöpfung steht er durchaus in einer Tradition, in der sich das Nibelungenlied immer wieder auch verändert. Gerade die Zudichtungen und Neuinterpretationen der bisherigen Schöpfer des Stoffes haben diese Tradition im Grunde so reich gemacht. Als Beispiel dazu dient vor allem Richard Wagners Inszenierung vom „Ring der Nibelungen“, der viele Elemente aus der Edda in den Stoff hineinbrachte. Auch das Verhältnis von Siegfried zu Brünhild und Kriemhild hat mehr Raum bekommen. Schon in der ersten Rinke-Version liebt Kriemhild zwar Siegfried, ist aber genauso auch von ihm enttäuscht. Ein neuer interessanter Aspekt ist, dass Kriemhild offen zugibt, den langweiligen Siegfried irgendwie loswerden zu wollen („ich habe zehn Jahre Hirschragout gegessen“) und dieser, immer öfter zur Flasche greifend, macht Brünhild überraschende Liebesgeständnisse. Diese männermordende Königin hatte ihm ja als Einzigem schon in Island angeboten, ihn ohne Kampf als Mann zu nehmen, was Siegfried ablehnte. Gernot, einer der Brüder König Gunthers, trägt auch neue überraschende Züge in seinem Charakter. Rinke ist mit seinen modernen Inszenierungen immer auch politisch. Die Gewalt im Stoff bekam in diesem Jahr eine besondere Aktualität durch den Libanonkrieg. Kriemhilds und Giselhers politische Ambitionen sind vertieft. Von Anfang an ist bei Rilke die Figur Kriemhilds ja auch schon an Ulrike Meinhof angelehnt, wobei sie sich im Stück natürlich nicht zur Revolutionärin in Meinhof’schem Sinne entwickelt. Überhaupt bleibt das Nibelungendrama aktuell, was den Kampf der Kulturen angeht und während die Gefahr des globalen Kriegsausbruchs täglich wächst. Nicht erst im zweiten Teil mit dem Untergang am Hunnenhof zeigt Rinke dies auf, sondern schon im ersten Teil, wo die christliche Welt der Burgunder auf die der heidnischen nordischen Königin Brünhilde prallt. Durch das Gefolge Brünhilds, die isländischen Edelfrauen, die mit ihrem heidnischen Götterkult einen krassen, fremden Gegenpol zur höfischen Welt in Worms darstellen, wird ein hochaktuelles Migrationsproblem thematisiert. Auch ist in den Dialogen zwischen Boten und Burgwächter viel Politik enthalten, besonders, was Soziales und Reformfähigkeit des Landes angeht. Dieter Wedel hat massiv in die Vorlage Rinkes eingegriffen, die als Buch nächstes Jahr zusammen mit dem 1. Teil erscheinen wird. Szenen wurden umgestellt, verschachtelt und einige gestrichen, wie beispielsweise, dass Siegfried in der besagten Nacht Kriemhild nicht nur mit Brunhild betrügt, sondern auch noch mit Isolde schläft. Eigentlich ein interessanter Zug, wo zur dreifachen Göttin oder den drei Nornen Analogien hätten hergestellt werden können. Andererseits hat Wedel der Figur der Brünhild noch mehr Tiefe gegeben, als diese in Rinkes Vorlage gehabt hatte. Was das Publikum letztlich sah, war nicht Rinkes Stück. Allerdings ist das eine Normalität im Theaterbetrieb. Der Streit zwischen Drehbuchautor und Regisseur gehört einfach dazu. Aber mit Wedel streitet sich Rinke am liebsten, da dieser psychologisch denkt, was es derzeit sonst im Theaterbetrieb nicht gäbe. Zum Zeitpunkt der diesjährigen Festspiele hatte Moritz Rinke den zweiten Teil „Die letzten Tage von Burgund“ fast fertig. Dieser wird mit dem zehnten Hochzeitstag von Gunter und Brunhild am Wormser Hof beginnen, die genervt, enttäuscht und verbittert sind. Zu solch einem Jubiläumsanlass werden natürlich die alten Streitigkeiten wieder ausgekramt. Zwei Drittel dieses Teiles sind vollkommen neu. Es gibt mehr Raum für Figuren wie Dietrich von Bern, König Etzel oder Rüdiger von Bechelarn. Siegfrieds Tod wird es noch einmal geben, denn die Handlung setzt noch einmal weiter vorne an. Kriemhild und Siegfried besuchen nämlich erstmal erneut ihre Verwandtschaft. Zwei Drittel des zweiten Teils handeln davon, wie es kommt, dass Siegfried getötet wird. Denn der Untergang wird schnell erzählt werden. Spannender ist die Verdichtung zwischen den bekannten Personen; das Darsteller-Tableau bleibt auch das gleiche. Für Moritz Rinke sind die Wormser Festspiele etwas ganz Großes, mehr Zuschauer habe auch Shakespeare in seinem Globe Theatre nicht gehabt. Irgendwann sollen beide Teile auch in einer langen Nibelungennacht nacheinander aufgeführt werden. Moritz Rinke wurde 1967 in Worpswede geboren, studierte Angewandte Theaterwissenschaft in Gießen und arbeitete als Redakteur beim Berliner „Tagesspiegel“.

Dieter Wedel ist Intendant und führt auch Regie. Wie Moritz Rinke könnte er eigentlich nach der Premiere gehen, denn seine Arbeit ist dann im Grunde getan. Aber als Intendant blieb er die gesamte Festspielzeit (siehe auch weiter unten unter „Sonstiges“).

Joern Hinkel ist Regie-Assistent, aber spielt sogar bei der Brautwerbung einen finnischen Gesandten und nochmals einen bayrischen Brautwerber. Hinkel ist eigentlich studierter Opern-Regisseur. Aber er wollte schon immer auch Filme drehen. In München hatte er die Verleihung des bayrischen Fernsehpreises inszenieren dürfen und kam dadurch in Kontakt zu Starregisseur Wedel. Er kam deswegen zum Casting für die „Affaire Semmeling“ und Wedel hielt ihn für den Kameramann. Hinkel hat sich das Missverständnis nicht anmerken lassen und einfach gedreht und Wedel fand, er sei ein interessanter Kameramann. Zwar hat sich natürlich das Missverständnis aufgeklärt, aber seitdem arbeiten sie zusammen. Als Wedel 2002 nach einem Assistenten für die Nibelungenfestspiele Ausschau hielt, war von ihm aber noch gar nicht die Rede. Doch die vorgesehene Kollegin wurde krank. Seitdem wurde er zur „lebenden Telefonverbindung“ von Wedel. Seit Oktober 2005 lebt Hinkel in einer Vier-Zimmer-Altbauwohnung mit seiner spanischen Frau Monica, die er genauso zufällig kennen lernte. Nach den stressigen Festspielen 2002 begab er sich auf den Jacobs-Pilgerweg und begegnete ihr. Sie sprach kein Englisch, kein Deutsch und er kein Spanisch. Mit Wörterbuch wurde kommuniziert, aber es hat „gefunkt“. Mittlerweile klappt es spanisch-deutsch querbeet. Sie haben inzwischen einen eineinhalbjährigen Sohn Romeo, den man immer von dem Papa durch Worms geschoben begutachten kann. Nach den diesjährigen Festspielen will er einen eigenen Dokumentarfilm drehen über einen Mann, einen Außenseiter, der von Berlin nach München reitet.

Jasmin Tabatabai spielt die Kriemhild und damit viele Schattierungen: Revolutionärin am Burgunderhof in Worms, eitle Königstochter, liebende Frau und Antreiberin Siegfrieds. Sie musste sich als Kriemhild gegen ihre Vorgängerin Maria Schrader behaupten und wird vor allem erst 2007, wenn sich ihre Figur langsam aber stetig bis zum Wahnsinn steigert, zeigen können, ob die Glanzleistung von Schrader getoppt werden kann. Ihr letzter Bühnenauftritt liegt schon 13 Jahre zurück. Aber es war ihr ein Herzenswunsch, wieder Theater spielen zu können. Die Menge der 2400 Leute war kein Problem, sie hat schon vor mehr Menschen gespielt, als sie in der Kieler Ostseehalle mit ihrer Band als Vorgruppe für Nena vor 10000 Leuten einheizte. Zwar hatte sie noch nie so hart arbeiten müssen wie bei den Proben in Worms, aber sie ist begeistert von allem und natürlich auch ihrer Rolle. „Das ist eine faszinierende, gebrochene Person. Kriemhild träumt von der Weltrevolution, will am erstarrten Burgunderhof eine neue Staatsform einführen und strebt nach Macht wie alle Männer. Gleichzeitig wird sie verschachert, reagiert sie, als Brünhild Siegfried einen Lehnsherrn nennt, wie eine echte Königstochter“ (im Interview mit Roland Keth von der Wormser Zeitung). Sie wurde am 8. Juni 1967 in Teheran geboren und ist in Persien aufgewachsen. Schon in ihrer Schulzeit an der Deutschen Schule in Teheran übte sie sich in Schauspielkunst. Noch vor der Machtübernahme von Revolutionsführer Khomeini kam sie nach Deutschland. Ihr Abitur machte sie 1986 im bayrischen Planegg. Danach studierte sie an der Hochschule für Musik und Kunst in Stuttgart. Ihre Karriere als Filmschauspielerin begann 1991 mit dem Kinofilm „Kinder der Landstraße“. Den ersten kommerziellen Erfolg – und auch den Durchbruch in ihrer Karriere – hatte sie 1997 in „Bandits“. Mehr dazu weiter unten auch unter „Rahmenprogramm“ und dort unter „Theaterbegegnungen“, wo sie einen Soloauftritt mit Gitarre hatte. In weiteren Filmen überzeugte sie mit „Late Show“ von Helmut Dietls oder als laszive Sängerin Billie in Xavier Kollers Tucholsky-Adaption „Gripsholm“. 2002 kam ihre Tochter Angelina Sherri Rose zur Welt, die sie auch in Worms dabeihat. 2005 wurde sie für ihre Rolle in dem Kinofilm „Fremde Haut“ – sie spielt eine junge Iranerin, die aus ihrem Heimatland fliehen muss, weil sie der Homosexualität bezichtigt wird und ihr nun die Todesstrafe droht – als beste Hauptdarstellerin für den deutschen Filmpreis 2006 nominiert. Jasmin Tabatabai erwies sich als richtig sympathische Person, was sich auch daran zeigte, dass sie sich einmal im Vorfeld mitten in den Proben zurücklehnte und über den Mond schwärmte, der sich am Himmel zeigte. Auch das SWR1 „Leute live“-Radio widmete ihr während der Festspiele eine Livesendung, zu der bei freiem Eintritt auch Publikum ins Wormser Andreasstift zugelassen war.

Sonja Kirchberger spielt Brünhilds Vertraute Isolde und überzeugte in ihrer Präsenz fast mehr als Annika Pages als Brünhild. Die Rolle der Isolde sagte ihr von Anfang an sehr zu („Sie ist der Punk, den ich immer spielen wollte“) und zudem war es vorteilhaft, eine „leere“ Rolle etablieren zu können, die noch nicht durch Vorbilder geprägt ist. Und: „Als Dieter Wedel mich fragte, bin ich im Dreieck gesprungen und habe zugesagt, ohne eine Sekunde zu zögern“. Vor den 2400 Leuten hatte auch sie keine Bedenken zu spielen, sie hatte schon mal im Berliner Dom gespielt, was zwar nicht der Größenordnung entspricht, aber dem Gefühl eines ehrfurchterbietenden Gotteshauses. Sie findet, dass in Worms sehr lebendiges Theater gespielt wird. Geboren wurde sie 1964 in Wien, nahm zehn Jahre Unterricht im klassischen Ballett und gehörte bis 1978 zum Ballett der Wiener Oper. Sie lernte den Beruf der Zahnarztassistentin und arbeitete nebenbei als Model. Bekannt wurde sie 1988 durch den Film „Venusfalle“ von Robert van Ackeren sowie u. a. auch durch Arbeiten mit Dieter Wedel. Andere sehr erfolgreiche Filme sind „Der König von St. Pauli“ (Dieter Wedel 1998, sie spielt dort die Rolle der verzweifelten Lajana) oder „Seven Servants“ (an der Seite von Anthony Quinn). Sie spielte die unterschiedlichsten Charaktere – von der warmherzigen fürsorglichen Mutter in „Die Liebende“ (von Matthias Tiefenbacher) bis hin zur eiskalten Geschäftsfrau in „Der Runner“ (von Michael Rowitz). In der Trilogie der Kommissarin Anna Göllner hatte sie die Hauptrolle. Sie stand für viele weitere nationale und internationale Produktionen vor der Kamera und feierte Theatererfolge in Stücken wie „Der Weibsteufel“, „Jedermann“ (dreimal spielte sie die Buhlschaft) oder „Effie Briest“ und „Madame Melville“. In Worms ist sie mit ihrem Sohn.

Annika Pages spielt Brünhild. Auch sie musste sich zwangsläufig an der früheren Brünhild Wiebke Puls messen lassen, aber auch sie konnte überzeugen. Vor Wiebke Puls spielte schon Judith Rosmair in Worms die Brünhild. Sie hatte auch nicht gezögert, als das Angebot von Sabine Schroth kam, die schon viele Ensembles im Auftrag Wedels zusammengestellt hat. „Wenn Dieter Wedel einem diese Rolle anbietet, sagt man nicht nein. Ich habe gar nicht überlegt“. Der eigentliche Held im neuen Nibelungenstück ist für sie auch Brünhild, denn diese sei die einzige Anständige unter allen, die nichts aus Berechnung macht wie alle anderen, die sich bis zum Schluss nicht korrumpieren lässt, nicht bestechlich ist und ihrem Herzen Ausdruck geben will. Pages spielte in diversen Kino- und Fernsehfilmen, unter anderem auch in „Die Affaire Semmeling“ von Dieter Wedel, in der sie an der Seite Robert Atzorns dessen Freundin Doris Berg spielt, oder in „Peter Strohm“, „Die Verbrechen des Professor Capellari“, „Mann sucht Frau“ und „Unser Opa ist der Beste“. Geboren wurde sie 1968, besuchte die Staatliche Hochschule für Musik in Hannover, absolvierte danach eine Gesangsausbildung in Hamburg und München sowie eine Tanzausbildung an der Royal Academy of Dancing in Hamburg und London, hatte Engagement am Ernst-Deutsch-Theater in Hamburg, am Staatstheater Stuttgart, Schauspielhaus Zürich sowie am Deutschen Theater Berlin. Nach einer zehnjährigen Schauspielzeit an den Kammerspielen in München wechselte sie an das Bayrische Staatstheater, wo sie bis 2004 engagiert war. Am Deutschen Theater Berlin war sie in Kleists „Prinz Friedrich von Homburg“ zu sehen. 1994 bis 2004 spielte sie erst an den Kammerspielen München, dann am Bayrischen Staatsschauspiel. In Worms hatte auch sie ein eigenes Haus gemietet, wo sie mit ihren beiden Kindern lebte sowie ihrer Mutter, die während der Proben und Aufführungen die Kinder betreute. Für die Rolle der starken Brünhild trainierte sie täglich ihre Muskeln an Geräten im Studio Black & White, das die Festspiele dadurch sponsert, dass es die Trainingseinheiten spendiert.

Robert Dölle spielt Siegfried und trägt wie sein Vorgänger Götz Schubert eine Glatze. Dies irritiert vor allem das ältere Publikum, weil deren Heldenprägung die eines blonden Siegfrieds noch ist. Moritz Rinke hat auf die Auswahl und das Aussehen der Schauspieler keinen Einfluss, aber gerade diese Andersartigkeit gefällt ihm – wie er öfter erwähnte – besonders gut, denn er möchte die Klischees von den Helden verändern. Robert Dölle hat dem Publikum als Nachfolger von Götz Schubert sehr gut gefallen und wurde akzeptiert. Ähnlich wie Kriemhild ist auch Siegfried in der aktuellen Wedel-Inszenierung eine vielschichtige Figur: der strahlende Held, der degenerierte Recke und der liebende Mann. Er genoss seine Rolle und auch die vielen Komplimente der Aufführungsbesucher sehr und hatte noch nie zuvor vor 2400 Zuschauern gespielt. In einer der Filmszenen auf Großleinwand sah man ihn sogar komplett nackt badend im Drachenblut. Nach der nackten Brunhild unter Karin Beier im letzten Jahr ist es also diesmal ein nackter Siegfried, der die Frauen begeistert an der Stelle, wo sonst die Männer begeistert sind. Robert Dölle wurde 1971 in Frankfurt am Main geboren. Sein Schauspielstudium absolvierte er an der Otto-Falckenberg-Schule in München. Er studierte Amerikanistik an der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität in Frankfurt. Von 1996 bis 1999 war er Ensemblemitglied an den Münchner Kammerspielen, danach arbeitete er am Schauspielhaus Frankfurt von 1999 bis 2001 und spielte dort in „Don Carlos“ von Friedrich Schiller und „Das Missverständnis“ von Albert Camus, ehe er 2001 wieder zu den Münchner Kammerspielen zurückkehrte. 2001 trat er aber auch noch bei den Salzburger Festspielen als Rosse in Calixto Bieitos Inszenierung von „Macbeth“ auf. „Rosenstraße“ von Margarethe von Trotta, „Polizeiruf 110“ und Dieter Wedels neuer ZDF-Einteiler „Mein alter Freund Fritz“ sind Filme, in denen er mitspielt.

Wolfgang Pregler spielt Hagen und ist als einziger Schauspieler bereits im fünften Jahr bei den Nibelungen. 2002 und 2003 spielte er den König Gunther, 2004 und 2005 Dietrich von Bern. Seine neue Rolle als Hagen – er spielt sie, als sei er schon immer Hagen gewesen – war mit die beste Leistung von allen Mitwirkenden (ohne dabei die anderen schmälern zu wollen). 1956 wurde er in Höntrop geboren und erhielt seine Ausbildung an der Hochschule der Künste in Berlin. Engagements an den Münchner Kammerspielen, am Schillertheater in Berlin und am Deutschen Schauspielhaus Hamburg, wo er u. a. unter der Regie von Jossi Wieler, Leander Haussmann und Karin Beier spielte. Genauso auch Fernsehproduktionen wie „Die Affaire Semmerling“ von Dieter Wedel (2001) und dem internationalen Kinofilm „Rosenstraße“ mit Maria Schrader (2003). Auch im neuen Fernsehfilm von Dieter Wedel „Mein alter Freund Fritz“ spielt er mit. Zurzeit ist er an den Münchner Kammerspielen engagiert.

Roland Renner spielt König Gunther als zaudernden Herrscher absolut überzeugend und verlieh dieser Figur ganz neue fiese Charakterzüge. Er genoss sehr die Magie des Wormser Spielortes, das Abenteuer des Live-Spielens unter freiem Himmel und fühlte sich, als sei er an die griechischen Ursprünge des Theaters zurückgekehrt. Renner machte seine Schauspielausbildung an der Otto-Falckenberg-Schule in München. Es folgten Engagements an den großen Bühnen im deutschsprachigen Raum: Schauspielhaus Köln, Schauspielhaus Zürich, Deutsches Schauspielhaus Hamburg und bei den Salzburger Festspielen. Wilfried Minks engagierte ihn für seine Produktion von Peter Turrinis „Tod und Teufel“ sowie die Dostojewski-Adaption „Der Idiot“, beides am Deutschen Schauspielhaus Hamburg. Mehrfach hat er mit Johann Kresnik zusammengearbeitet: in Hamburg bei dem Projekt „Gründgens“, am Schauspiel Hannover in Büchners „Woyzeck“ und der „Antigone“ des Sophokles, bei den Salzburger Festspielen in „Peer Gynt“ nach Henrik Ibsen. Neben seiner Theaterarbeit auch Fernseh- und Kinoproduktionen, u. a. „Zwei Tickets nach Hawaii“ von Markus Imboden oder ein „Tatort“ in der Regie von Thomas Jauch. Zur Wormser Aufführung gestand er, dass er zwar seit 30 Jahren Theater spiele, „aber diese Art von Regisseur, wie Wedel einer ist, dem Theater abhanden gekommen sei – deshalb ist es ein Genuss“ und sei eine gute Entscheidung gewesen, die Rolle anzunehmen.

Robert Josef Bartl spielt Gernot und erheiterte in ähnlicher Weise wie Eisermann das Publikum. „In der Hebbel-Fassung ist Gernot nur ein Edel-Statist, aber bei Rinke hat der Königssohn eine menschliche Figur, die Freude macht zu spielen. Die Figur hat jetzt Kontur, aber keine glatte“, sagt er im Interview von Susanne Müller mit der WZ. Moritz Rinke hat Gernot eigene Szenen hinzugeschrieben, er trifft darin auf Hagen und auch auf Brünhild. Aber in einer Friedhofsszene entpuppt er sich als schmieriger Intrigant, denn er ist der ewig Zweitgeborene, der immer an die Macht will, aber den älteren Bruder vor sich hat. Bartl hat Mediävistik studiert und kennt daher die Nibelungen sehr gut, auch im „Original“. Vor Worms hat er Hochachtung, weil sie in nur fünf Jahren Festspiele von diesem Kaliber aus dem Boden gestampft haben. Ausgebildet wurde er am Max-Reinhardt-Seminar in Wien. Wichtige Lehrer waren für ihn Nikolaus Windisch-Spoerk und Klaus Maria Brandauer. Während seiner Ausbildung erhielt er den Darstellernachwuchspreis der deutschsprachigen Staatlichen Schauspielschule und wurde anschließend am Burgtheater übernommen. Weitere Stationen waren Schweiz, Kampnagel Hamburg und Städtische Bühnen Frankfurt/Main. 2001 wurde er Ensemble-Mitglied am Bayrischen Staatsschauspiel. Während der diesjährigen Festspielzeit hatte er am 17. August auch Premiere im Kino mit dem Film „Wer früher stirbt, ist länger tot“. Vor offiziellem Filmstart hatte der Film aber auch schon bei Festivals einige Preise bekommen. Bartl spielt darin den sanften Pfarrer Behrendt.

Christian Nickel spielt Giselher aufgrund seiner langjährigen Theaterarbeit durchaus sehr gut, aber kam seinem Vorgänger Andre Eisermann und dessen Darstellung der stürmischen Draufgängerlust nicht ganz hinterher. Eisermann zu toppen, wäre allerdings sicherlich auch jedem anderen schwer gefallen. Verantwortlich in der Auswahl war wie bei allen Schauspielern Dieter Wedel, und der mag nun mal auch Brüche in der Wahrnehmung der Figuren. Ausgebildet wurde Nickel an der Hochschule für Schauspiel Ernst Busch in Berlin. 1997 spielte er an den Salzburger Festspielen, danach am Frankfurter Schauspiel. Von 1999 bis 2001 gehörte er zu Peter Steins Faust-Ensemble und spielte dort zunächst den jungen Faust, bevor er nach dem Ausscheiden von Bruno Ganz den gesamten Part der Titelfigur übernahm. Seit 2002 arbeitet er am Bayrischen Staatsschauspiel. Im September 2003 gab er sein Debüt als Regisseur mit Lessings „Emilia Galotti“ im Alten Schauspielhaus Stuttgart, weswegen ihm Wedel weitgehend in seiner Interpretation der Giselher-Rolle freien Lauf ließ. Seit 2005 ist er Ensemblemitglied am Burgtheater in Wien.

Ute Zehlen spielt Ute. Sie ist Ensemble-Mitglied am Schauspiel in Essen. Interessanterweise hat sie dort in einer Hebbel-Nibelungen-Inszenierung von Anselm Weber bereits zuvor die Ute gespielt. Vor Essen war sie u. a. am Staatstheater Kassel, Staatstheater Stuttgart, Schauspiel Frankfurt und Stadttheater Heilbronn. Zu den wichtigen Produktionen gehören „Maria Stuart“, „Onkel Wanja“ und „Der jüngste Tag“. Für ihre Rolle der Rose in Martin Shermans gleichnamigen Stück wurde sie in der Kritikerumfrage der Kulturzeitschrift „neues Rheinland“ 2000/2001 zur besten Schauspielerin gekürt. Eigentlich hätte Renate Krößner die Mutter Kriemhilds in Moritz Rinkes Stück „Die Nibelungen – Siegfrieds Frauen“ spielen sollen. Doch schon kurz nach Probenbeginn hatte Dieter Wedel sich von Regina Krößner wieder getrennt.

Marcus Calvin spielt Ortwin von Metz, den Bruder von Hagen. Er wurde an der Otto-Falckenberg-Schule in München ausgebildet. Sein erstes Engagement war am Theater der Stadt Heidelberg. Es folgten Staatstheater Kassel, Nationaltheater Mannheim und Staatstheater Stuttgart. Seit 2001 ist er Ensemblemitglied des Bayrischen Staatsschauspiels und spielte dort u. a. den Leopold Blum in „Tropfen auf heißen Steinen“ in der Inszenierung von Tina Lanik und den Ariel in „Der Kissenmann“ in der Inszenierung von Hans Ulrich Becker. Seit Juni 2006 ist er in Franz Xaver Kroetz`s Uraufführung von „Tänzerinnen und Drücker“ als einer der vier Drücker zu sehen.

Mathias Redlhammer spielt Hunold. Er absolvierte seine Ausbildung an der Westfälischen Schauspielschule Bochum. Danach arbeitete er am Schauspielhaus Bochum, Burgtheater Wien, Schillerhaus Berlin, Thalia Theater Hamburg, Schauspielhaus Düsseldorf und Zürich. In zahlreichen Film- und Fernsehproduktionen war er zu sehen, u. a. im Kinofilm „Bluthochzeit“ von Dominique Derrudre, in dem TV-Sechs-Teiler „Die Affaire Semmeling“ von Dieter Wedel sowie in „Die Kommissarin“, „Ein Fall für Zwei“ oder „Tatort“.

Tilo Keiner spielt vier Rollen: Sindold, den Mundschenk, den finnischen König Jukka Thor (und wirbt darin um Brunhild gar auf finnisch, dessen Text er mit einer Sprachlehrerin lernen musste), einen Sachsenkönig und einen üblen Burgunder, der mit einem Kumpel eine Isländerin (Valerie Niehaus) erst vergewaltigt und dann tötet, sowie bei der Kinder-Vorführung sogar im Mittelpunkt als zusätzlicher Erzähler. Keiner ist 1962 geboren, stammt aus Düsseldorf und besuchte zwei Jahre die London Academy of Music and Dramatic Art. Seit 1986 spielt er Theater in Köln, Nürnberg und Trier. Neben Engagements am Ernst-Deutsch-Theater in Hamburg und vor dem Schauspielhaus Bochum stand er von 1993 bis 1995 am Schauspielhaus Nürnberg auf der Bühne. Seit 1995 wirkt er in deutschen und englischsprachigen Film- und Fernsehproduktionen mit. Neben zahlreichen Fernsehserien wie „SOKO 5113“ oder „Girlfriends“ verfügt er auch über Hollywood-Erfahrung, wo er mit Steven Spielberg in „Der Soldat James Ryan“ arbeiten konnte. Im deutschen Kino spielte er in „Der Ärgermacher“. In Stuttgart spielte er seit zwei Spielzeiten im „Abba“-Erfolgsmusical „Mamma Mia“. Auch bei mehreren Inszenierungen von Karin Beier, die im letzten Jahr in Worms noch die Nibelungen aufführte, hat er mitgewirkt. Im letzten Jahr war er bei den Wormser Festspielen auch schon mit dabei und spielte die Rolle des Hunnen Werbel.

Andre Eisermann spielt dieses Jahr den „wormserisch babbelnden“ Burgwächter und ist sowieso als Wormser das eigentliche Lieblingskind des Wormser Publikums. Er ist von Anfang an dabei und spielte in den vier Jahren zuvor den Giselher. Die Rolle in diesem Jahr war nicht mehr ganz so umfangreich. Wahrscheinlich wäre er auch nicht mehr im neuen Ensemble gewesen, wenn er für die Wormser nicht als Institution dazugehören würde. Deswegen geht es ihm vor allem darum, überhaupt dabei zu sein. Zur Ensemble-Vorstellung im Mai war er noch für die Rolle des Hunold vorgesehen, die jetzt Matthias Redlhammer spielt. Der Burgwächter war eigentlich für den Politiker Norbert Blüm vorgesehen, der allerdings, nachdem er dachte, er würde aufgrund seiner früheren Finanzpolitik durchs Drehbuch veralbert, und sich an einigen der „Reformsätze“ störte, von seiner Zusage zurücktrat. Eisermann wurde bekannt durch die Filme „Kaspar Hauser“ und „Schlafes Bruder“. Besonders „Kaspar Hauser“ (1993) machte ihn mit 25 Jahren überraschend quasi „über Nacht“ zum Weltstar. Dafür wurden ihm zahlreiche Preise verliehen (z. B. der Darstellerpreis des internationalen Filmfests von Locarno, der Bayrische Filmpreis und der Deutsche Filmpreis). „Schlafes Bruder“ von 1995 wurde für den Golden Globe nominiert. Ausgebildet wurde er an der Otto-Falckenberg-Schule in München, spielte u. a. an den Kammerspielen München und wurde danach von Regisseur Axel Corti ans „Theater in der Josefstadt Wien“ geholt. Mit großem Erfolg übernahm er 2005 die Rolle des Prinzen Otto im Musical „Ludwig2“ auf der Bühne des Festspielhauses Neuschwanstein in Füssen. Er trägt auch regelmäßig etwas für das Rahmenprogramm der Festspiele bei – in diesem Jahr sein Auftritt bei „Die Zaubergans“, wo er die verbindenden Texte sprach.

Andreas Bisowski spielt den witzigen radelnden Boten Hans. Er war so angetan davon, dass er nach den Aufführungen der Requisite sogar das Bühnenfahrrad abgekauft hat. Seine Schauspielausbildung absolvierte er an der Berliner Universität der Künste. Danach war er Ensemblemitglied des Maxim-Gorki-Theaters. Es folgten ein Engagement am Deutschen Theater Berlin und Inszenierungen mit Robert Wilson, Hans Neuenfels und Peter Wittenberg. Er spielte in TV-Serien und -Filmen wie „Der Landarzt“, „Balko“, „Stauffenberg“. Für die Neuköllner Oper schrieb er Theaterstücke, das Libretto für die Oper „Friendly Fire“ und die Oper „Wischen/No Vision“. Bei den Nibelungen war er schon in der ersten Inszenierung von Dieter Wedel als Hans der Bote zu sehen. Dieter Wedel hatte er durch einen Werbespot mit Mario Adorf kennen gelernt. Wie auch Thilo Keiner trat er in Worms bereits als Hunne Werbel bei Karin Baier auf.

Valerie Niehaus spielt eine Isländerin und dabei zum ersten Mal auch open-air. Sie ist 1974 geboren. 1987 wurde sie für Klaus Emmerichs TV-Film „Rote Erde“ entdeckt. Am Tag ihres Abiturs erhielt sie die Rolle der Julia in „Verbotene Liebe“ und war von 1994 bis 1996 in dieser Rolle zu sehen. 1997 zog sie nach New York und absolvierte ihre Ausbildung am Lee Strasberg Theatre Institute. Zu ihren weiteren Fernsehauftritten zählen die Krimiserie „SOKO 5113“ und Karola Zeisberg-Meeders TV-Film „Rosamunde Pilcher: Stunden der Entscheidung“. Im Kino war sie in Sönke Wortmanns Episodenfilm „St. Pauli bei Nacht“ und 2000 im Michael Karens Horrorthriller „Flashback – Mörderische Ferien“ zu sehen. Weitere Filme sind „Vera Brühne“ (2003) und „Donna Leon – Beweise, dass es böse ist“ (2005). 2006 landete sie einen großen Erfolg mit dem TV-Zweiteiler „Rose unter Dornen“ mit Heinz Hoenig. Derzeit im Fernsehen zu sehen ist sie in der ZDF-Serie „Alles über Anna“. Sie spielt auch in Wedels neuem Film „Mein alter Freund Fritz“ eine Krankenschwester, die Vanessa heißt. Bei den Arbeiten zu diesem Film wurde sie für die Nibelungenfestspiele verpflichtet. Die Erfahrungen, die sie hier machen konnte, sind eine große Bereicherung für sie und vor allem begeistert sie der Schauplatz der Bühne vor dem Dom. Sie findet es interessant, wie im diesjährigen Stück aufgezeigt wird, wie an Brünhild und den Isländerinnen eine ganze Kultur zerstört wird, und ist stolz, dass gerade mit ihrer Rolle ein Exempel statuiert wird. Sie war aber eine der wenigen, die erstmal zögerte, als sie die Rolle angeboten bekam. In Worms hatte sie für die Festspielzeit eine kleine Wohnung mit ihrem kleinen Sohn und ihrem Freund gemietet.

Weitere Isländerinnen:

Nina Kolberg debütierte nach ihrer Ausbildung für Bühnentanz der Stadt Köln am Kölner Schauspielhaus. Es folgten Engagements am Ernst-Deutsch-Theater, an den Hamburger Kammerspielen, am Altonaer Theater Hamburg und an weiteren Häusern. Im Fernsehen war sie in den Serien „Verbotene Liebe“, „Großstadtrevier“, und in Fernsehfilmen wie „Typische Sophie“ oder in „Die Rettungsflieger“ zu sehen. 2001 moderierte sie die „Ally McBeal Nacht“, im gleichen Jahr wurde sie für den Puck-Nachwuchspreis für junge Schauspieler nominiert.

Christina Dais absolvierte das Studium für Schauspiel, Gesang und Sprechausbildung bei Irene Haller in Heidelberg. Neben vielfältiger Bühnentätigkeit stand sie zum ersten Mal 1995 mit dem Episodenfilm „Der Mond scheint auch für Untermieter“ mit Heikko Deutschmann vor der Kamera. Seitdem wirkte sie in einigen TV-Produktionen mit, z. B. im „Tatort“, „Bin ich sexy?“, „Niedrig und Kuhnt“, „Zwei bei Kallwass“ und in Dieter Wedels Zweiteiler „Papa und Mama“. Neben zahlreichen Synchronarbeiten ist sie auch mit Lesungen präsent, so z. B. zu den letztjährigen Nibelungenfestspielen.

Dominique Voland ist eigentlich Tänzerin und lernte an der Palucca-Schule Dresden und an der Staatlichen Ballettschule Berlin. Sie tanzte an verschiedenen Theatern und Opernhäusern und war Mitglied der Jazzdance-Company „MM Dancers“. Bereits in den Nibelungen-Inszenierungen 2002 und 2003 in Worms spielte sie die schöne und stumme Dietlinde von Bechelaren.

Statisten und andere Mitwirkende

John von Düffel ist seit 2002 betreuender Dramaturg. Er las dieses Jahr auch aus seinen Romanen im Rahmenprogramm (siehe „Rahmenprogramm“).

James McDowell ist künstlerischer Betriebsdirektor

Thomas Schiwek und Ulrich Mieland sind die Geschäftsführer der Festspiele GmbH.

Monika Liegmann ist Pressereferentin von Dieter Wedel. Zuvor war sie VIP-Reporterin, die ihre Karriere bei der Pirmasenser Zeitung begann. Im Anschluss machte sie Praktika bei verschiedenen Zeitungen in den USA, war allerdings auch in Deutschland bei der Saarbrücker Zeitung beschäftigt. Durch ihre Starberichte hat sie Dieter Wedel kennen gelernt und sich als Pressereferentin selbstständig gemacht.

Michael Rütz ist technischer Leiter und war unter anderem dafür zuständig, dass der ganze Tribünenaufbau nach den Wünschen der Festspielleitung vonstatten ging. Er ist hauptberuflich technischer Direktor am Stadttheater Krefeld/Mönchengladbach. Der Auftrag in Worms macht ihm Spaß und er lernt hier viel dazu.

Jens Kilian: Bühnenbild

Ilse Welter-Fuchs aus Hamburg ist die Kostümbildnerin. An ihrem Arbeitsplatz stehen drei Nähmaschinen nebeneinander an einer Wand, eine große Platte auf mehreren Holzblöcken dient als Zuschneidefläche. An einer Kleiderstange hängen Kostüme. Seit 30 Jahren macht sie diesen Job. Innerhalb kürzester Zeit hat sie für das Nibelungenstück 300 Kostüme organisiert. Kriemhild, Ute, Brünhild und Hagen bekamen ein völlig neues Outfit und die Solisten benötigten 33 Anfertigungen großer, komplizierter Kostüme. Hilfe erhält sie von Gerlinde Schidrich, die wie jedes Jahr zu den Festspielen ihr Geschäft in Gundheim für sieben Wochen schließt, um hier mit ihrem schneiderischen Können zu unterstützen. Welter-Fuchs hat aber die Kostüme entworfen. Ein Brokatkleid für Kriemhild, ein Gewand mit Keulenärmeln für Ute, ein knapp bemessenes in Leder für Brünhild, einen so genannten „Gänsebauch“ über breitem Gürtel für Sindold, für Burgwächter Eisermann Anzug, Hornbrille und Seitenscheitel. Für das Ende des Stückes dann noch mal ein Businesskostüm für Kriemhild und eine Elvis-Lederjacke für Siegfried. Aber das Outfit der Charaktere ändert sich auch ein paar Mal während der Probezeit und diesen Anweisungen muss sie sich fügen und sie kreativ umsetzen. Um sich vorzubereiten, wälzte sie Bücher über die Kleidung des Mittelalters, um sie auf die heutige Zeit übertragen zu können. „Mittelalter, Renaissance, Moderne, das fließt alles zusammen“.

Gerlinde Schidrich schneidert für die Festspiele und unterstützt die Kostümbildnerin. Seit vier Jahren ist sie dabei und arbeitet zehn bis zwölf Stunden am Tag. Sie hat ihre eigenen Mitarbeiterinnen Marianne Röß und Anna Mengel. Anne Mengel ist Praktikantin. Mit den ganzen historischen Kostümen, Waffen und dem vier Meter hohen Eispferd der letzten vier Jahre Nibelungenspiele könnte man ein eigenes Museum aufmachen.

Wolfgang Siuda ist musikalischer Leiter. Er war schon bei den ersten Festspielen 2002 mit dabei und erinnert sich, dass das technisch gesehen viel stressiger war, da man noch völlig unerfahren war und es bis zum letzten Tag unklar blieb, ob man die Festspiele würde durchführen können. In letzter Not wurde er von Dieter Wedel damals noch kurz vor der Premiere direkt aus seinem Urlaub nach Worms geholt. Dieses Jahr war er zum zweiten Mal in dieser Funktion zugegen, allerdings vom ersten Tag an beteiligt. Er hatte vielfältige Aufgaben, denn in Rinkes Stück singen die Schauspieler wie die Komparsen. Er sucht die Lieder dafür aus, z. B. die finnische Nationalhymne für den Auftritt finnischer Soldaten, einiges komponiert er auch selbst und probt es mit den ‚Betroffenen‘. Zudem steuert er selbst komponierte Einspielungen bei, die die unterschiedlichen Klangwelten symbolisieren. Natürlich kümmert er sich auch um flächendeckende Klänge etwa bei Schlachten, wo die Musik die Wucht und Dramatik auf der Bühne unterstreicht. Livemusiker wie bei Karin Beiers Hebbel-Inszenierung gibt es in der neuen Wedel-Inszenierung nicht – ausgenommen von Trommlern, Fanfarenbläsern und dem Auftritt eines Saxophonisten, der kaum auffiel, da er nur für Hintergrundmusik beim Hochzeitsbankett am Burgunderhof sorgte. Es ist Jonathan van der Loo, der letztes Jahr schon als Trommler dabei war. Zusammen mit Jacob Eberhard, auch ein Trommler vom letzten Jahr, tritt er zudem wiederum als Trommler auf. Ständig fährt Siuda von Worms aus ins Hamburger Tonstudio, um die gewünschten Klänge zu komponieren und zu produzieren. Diese Klänge wurden auf Tonträger gespeichert, in den Computer übertragen, um dann vom Toningenieur abgefahren zu werden. Sein Job war also mit der Generalprobe beendet. Er hat bereits an vielen Schauspielhäusern gearbeitet, darunter das Burgtheater in Wien, die Kammerspiele in München oder das Schauspielhaus in Zürich. Er wollte gerne wieder mit Wedel zusammenarbeiten, kannte auch viele der Schauspieler und findet die Freilichtbühne vor dem Dom natürlich sehr reizvoll. Nicht zuletzt genießen die Nibelungen-Festspiele in Künstlerkreisen auch außergewöhnlichen Stellenwert.

Jacinta Walsh: Choreografie

Karsten Riecher ist der Waffenmeister, der mit seinen Helfern die Theaterwaffen herstellt und betreut (Schwerter, Hellebarden, Spieße, Schutzausrüstung, Handschuhe, Rüstung, Helm) und auch selbst im Stück mitspielt. Er ist bereits zum dritten Mal mit dabei.

Cornelia Ehrlich ist Chefin der Komparserie, die die Statisten betreut.

Klaus Figge: Kämpfe

Katharina Böhner ist Maskenbildnerin. Sie studierte in Dresden und ist seit fünf Jahren freiberuflich bei den Nibelungenfestspielen dabei. Sie stammt aus einer Theaterfamilie und hat sich dadurch aufs Schminken und Frisieren spezialisiert. Für Brünhild fertigte sie eine auch echten Haaren handgefertigte Perücke an, und da jedes Haar einzeln angepasst werden muss, benötigte sie dafür 50 Stunden. Täglich wird Brünhild von ihr zudem zwei Stunden mit Make-up am ganzen Körper geschminkt. Ihre Mitarbeiter Phil Hinze, Nicola Olbs, Nora Leibiz und Maria Reder schminken außer den Hauptdarstellern auch noch ein paar der neunzig Komparsen. Alle Schauspieler haben einen Maskenbildner, der für sie zuständig ist und sie mehrmals nachschminkt. Die Mikrophone werden an der Haut geschminkt, so dass man sie nicht mehr sieht. Sie sind an Stirn oder Wange angebracht. Im vorigen Jahr mussten die Schauspieler in einer Szene in ein Wasserbecken fallen, und damit keine Mikros beschädigt wurden, wurden diese mit Zellophanpapier abgedeckt und wieder überschminkt. Die Maske befindet sich in zwei kleinen gut ausgestatteten Containern, wo pro Raum drei Personen geschminkt und frisiert werden können. Auf einem langen Tisch stehen drei große beleuchtete Spiegel und Köpfe aus Styropor, die die Perücken tragen. Diese müssen, wie ganz normale Haare auch, gewaschen werden können.

Juliane Eckstein: Requisite

Tilo Steffens: Bühnenbildassistenz

Bastian Korff: Musikassistenz

Kerstin Matthies: Kostümassistenz

Ilona Rühl: Souffleuse

Jörg Grünsfelder ist mit seinem Team Tonmeister, Ferry Siering (fett film) ist Video-Designer und Ulrich Schneider Licht-Designer (siehe unter „Specials“).
Zum Team von Jörg Grünsfelder gehört auch der Tontechniker Christian Ruppel, der seit 18 Jahren weltweit als Tontechniker engagiert wird und bereits seit drei Jahren bei den Nibelungenspielen mit dabei ist. Er plant die Tontechnik komplett durch. Jeder Umkleide-Container für die Schauspieler verfügt auch noch über Lautsprecher, die sie über das Geschehen auf der Bühne informieren. Das meiste an Technik ist aber auf der Bühne. Die 30 Meter lange und 20 Meter tiefe Bühne wurde von 30 schwitzenden Arbeitern aufgebaut. Insgesamt sind 200 Arbeiter auf dem Gelände beschäftigt. Mehr zur Technik im Folgenden unter den „Specials“.

Detlev Hahne ist Stage Manager und kommandiert aus einem einfachen Bretterverschlag direkt hinter der Bühne. Er arbeitet seit 1977 als Inspizient am Stadttheater Heilbronn und kommt nunmehr seit fünf Jahren auch zu den Festspielen nach Worms, die er als „Abenteuer-Urlaub“ empfindet.

Shoddy ist einer der fünfzehn Bühnentechniker.

Monika Liegmann und Simone Schofer machen die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Patrick Garneur koordiniert mit zwei weiteren Kollegen den kompletten Aufbau der vielen Zelte, Rampen, Tische, Wege und Lampen. Es gibt ein großes Bewirtungszelt, weitere kleinere Zelte, einen eigenen VIP-Bereich, eine kleine Bühne für einen Pianospieler und auch Heylsschlösschen und erstmals Heylshof selber konnten mitgenutzt werden.

Stefan Lubojanski ist der Wormser Stammfahrer von Dieter Wedel, der diesen mitunter auch mit frisch gebackenem Zwetschgenkuchen seiner Mutter versorgt.

Thorsten Kublank ist einer der neunzig Statisten, für die Dieter Wedel voll des Lobes ist. Er ist einer derjenigen, die Wedel gerne als Schauspieler fördern möchte. Der 34-Jährige steht seit 17 Jahren beim Theaterkreis Bobenheim-Roxheim auf der Bühne und hat in der jetzigen Inszenierung sogar eine kleine Rolle bekommen. Er spielt einen fränkischen Bewerber an Brunhilds Hof, ein anderes Mal einen verletzten beinamputierten Burgundersoldaten, dann als ein Nibelunge und später, als sächsischer Soldat, steckt er Prügel von Siegfried ein. Aber die meisten Komparsen spielen mehrere Rollen. Wie viele seiner Kollegen spielt er bereits zum fünften Mal bei den Festspielen mit. Jeden ersten Freitag im Monat ist Statistentreffen. Man ist aus Leidenschaft dabei, denn Geld gibt es nicht viel. Für jede Probe 10 Euro, für jede Aufführung 25 Euro – für einen Zwölfstundentag, wofür man sich eigens Urlaub nimmt, ist das nicht gerade viel. Auch viele Schüler opfern dafür ihre Ferien. Die Schauspieler bedanken sich regelmäßig bei den Statisten, was eigentlich außergewöhnlich, denn im Theaterbetrieb keineswegs üblich ist.

Andreas Gaul ist Chef-Caterer. Zu seiner Arbeit siehe unten unter „Specials“, dort am Ende.

Manuela Liebig betreut das Marketing mit der lokalen Geschäftswelt und den Festspielen auf Messen.

Sidestep ist das eingesetzte Pferd auf der Bühne. Sollte man es unter Mitwirkenden erwähnen? Wohl durchaus, denn der Wallach gehört zum Stamm des Festspiel-Ensembles und ist zum dritten Mal mit dabei. In den beiden Vorjahren hatte er unter Karin Beiers Regie Otnit, Etzels Sohn, auf die Bühne getragen. In diesem Jahr darf er mit König Gunther auf dem Rücken vor die Zuschauer treten. Neben seiner Besitzerin Carmen Bonnet waren zwei weitere für ihn zuständig: die Kostümbildnerin und der Waffenmeister. Denn er musste einen imposanten Überwurf bekommen (dem König geziemend) und Waffenmeister Karsten Rischer fertigte für ihn einen Harnisch und Brustgeschirr aus Stahlblech. In der neuen Inszenierung stirbt er, wofür er zur Sicherheit von einem Papppferd gedoubelt wird. Denn eigentlich legt er sich auf Befehl auch hin und bleibt selbst länger liegen.

Die Hunde müssen dann auch ehrenhalber erwähnt werden. In den vergangenen Jahren gab es bei Karin Beiers Stück ja eine ganze Hundemeute. Diesmal blieb es auf drei Hunde des Königs Gunther beschränkt. Es gab für diese „Rollen“ ein richtiges Hunde-Casting, wo viele Hundebesitzer verschiedenster Rassen erschienen waren. Wedel war sehr ernsthaft bei der Auswahl, die wuchtige Dogge „Einstein“, die das Herz der Schauspieler sofort eroberte, war ihm zu „wuchtig“, die knuffigen Malteser waren ihm zu „süß“ und die Windhunde zu „edel“. In die engere Wahl kamen zwei Dobermänner („Attila“ und „Zora“ von Manuela Scheibs aus Biblis) und zwei Ridgebacks.(„Muffin“ und „Julius“ von Mareike Rosner-Groll aus Worms). Alle vier waren bei den Proben dabei, welche drei dann auf der Bühne letztlich standen, entzieht sich meinem Wissen. Und die Besitzer durften ihre Hunde auch auf die Bühne begleiten und als Statisten mitspielen.