Nora Lämmermann & Simone Höft – Landluft für Anfänger (Teil 1)

Nicht immer stimmt es, dass Gegensätze sich anziehen. Bei den ungleichen Halbschwestern Iris und Mia ist das jedenfalls nicht der Fall. Während die ehrgeizige Iris Karriere macht und durch die Welt jettet, lebt Mia ein eher chaotisches Leben in Berlin. Gemeinsam haben sie nur ihren Vater und nach dem Tod ihrer Großmutter auch ein Erbe –nämlich ein großes Haus im beschaulichen Feulenitz im Spreewald.

Mia macht sich mit einem geliehenen Auto frohen Mutes auf, um ihr Erbe zu begutachten und fragt sich immer noch, wie sie überhaupt zu dieser Ehre gelangt. Doch was sie noch nicht weiß: Sie hat das Haus gemeinsam mit ihrer Schwester geerbt, zudem ist das Erbe an eine winzige, aber doch entscheidende Bedingung geknüpft, die Mias und Iris‘ Leben auf den Kopf stellen wird …

Iris‘ Leben allerdings droht ohnehin auseinanderzubrechen, denn gerade erst hat sie erfahren, dass ihr Mann und ihre Assistentin eine Affäre haben. Also hat sie nichts Besseres zu tun, als sich einen noblen Mietwagen zu nehmen und ebenfalls in den Spreewald zu fahren. Das Wiedersehen mit ihrer Halbschwester Mia ist nicht gerade herzlich, und doch müssen die beiden sich einigen, wegen des Erbes. Da ist Trubel vorprogrammiert.

Gar nicht miefig

„Landluft für Anfänger“ ist ein für mich neues Genre: ein digitaler Serienroman. Beginnend vom 29. Oktober an wird Monat für Monat eine neue Folge veröffentlicht, bis nach einem Jahr schließlich das Buch komplett ist und man erfahren hat, was aus Iris und Mia geworden ist. Weil ich die Idee sehr witzig fand, habe ich die erste Folge praktisch verschlungen – zudem geht es wegen der nur 87 Seiten sehr flott –, doch nun warte ich händeringend auf die Fortsetzung und der Gedanke, dass ich erst in einem Jahr erfahre, wie die Geschichte ausgeht, baut mich auch nicht gerade auf… Im Übrigen kostet jede digitale Folge gleich 1,99 Euro, sodass man insgesamt fast 24 Euro berappen muss – das finde ich für ein E-Book zweier unbekannter Autorinnen doch recht viel.

Aber zurück zum Inhalt: Die Geschichte beginnt sehr flott: Man lernt die etwas chaotische, aber lebenslustige Mia kennen, die erfahren hat, dass sie von ihrer Oma ein Haus im Spreewald geerbt hat. Kurzerhand leiht sich Mia von einem Freund ein Auto und fährt los. Gehofft hatte sie, dass ihr neuer Liebhaber mitkommen würde, doch der ist auf Tauchstation gegangen und meldet sich nicht mehr. Auch die Ankunft im Spreewald verläuft nicht wie erhofft, da Mia nahezu ungebremst in ein querstehendes Auto fährt, als sie gerade im Fußraum vor dem Beifahrersitz nach ihrem klingelnden Handy tastet. Autsch. Aber diese Szene ist nur typisch für Mia, die immer in den Tag hineinzuleben scheint.

Ganz anders ist da ihre Halbschwester Iris, die ehrgeizig ihre Karriere verfolgt, dennoch Mann und Familie hat und konsequent auf ihre Figur achtet. In ihrer Kindheit hat sie nämlich mit den Pfunden gekämpft, das soll ihr nicht wieder passieren. Und so bestellt sie abends im Restaurant lieber das gedünstete Gemüse als ein großes Fleischgericht, dass ihr instantan auf die Hüften wandern würde.

Die beiden Schwestern könnten nicht unterschiedlicher sein, und genau darin liegt der Reiz der Geschichte. Das Buch ist aus wechselnder Perspektive erzählt: Mal befinden wir uns in Mias Gedanken, mal in Iris‘. So sind wir immer hautnah dabei und bekommen die geheimsten Gedanken der beiden Schwestern mit. Angedeutet sind die Perspektivwechsel durch unterschiedliche Schrift. Anfangs gefielen mir die Perspektivwechsel gut, da sie die Geschichte lebendig und kurzweilig gehalten haben, doch später springt die Perspektive manchmal von Absatz zu Absatz hin und her, was die Handlung sehr unruhig werden lässt. Immer wieder muss man sich in Gedanken von der einen Schwester verabschieden und sich auf die andere einstellen, nur um ein paar Sätze später wieder zur ersten Schwester zurückzukehren. Etwas weniger Wechsel würden der Geschichte sehr gut tun.

Insgesamt ist der Schreibstil der beiden Autorinnen aber sehr gelungen. Die Geschichte sprüht vor Lebenslustigkeit und hat eine schöne Leichtigkeit, sodass man sich beim Lesen richtig wohlfühlt und schnell das Gefühl hat, guten Freundinnen zu begegnen. So macht das Lesen richtig Spaß, nur leider hört die erste Folge mittendrin auf. Man hat die beiden Schwestern gerade ein wenig kennen gelernt, hat erfahren, worum es geht, ist zum ersten Mal mit den beiden in Feulenitz angekommen und schon muss man die zwei verlassen und einen Monat lang auf die nächste Folge warten. Das ist ziemlich schade, denn am Ende von Folge 1 geht’s doch eigentlich erst richtig los.

Spritzig

Unter dem Strich gefiel mir die erste Folge dennoch sehr gut. Die Geschichte ist sehr erfrischend und lebt von den unterschiedlichen Charakteren, die für viele Reibungspunkte sorgen. Ich denke, im weiteren Verlauf der Geschichte werden die beiden Schwestern noch viel voneinander lernen, und das stelle ich mir sehr interessant vor.

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Format: Kindle Edition
Dateigröße: 1971 KB
Seitenzahl der Print-Ausgabe: 87 Seiten

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