Oliver Fröhlich – Die Finale Stadt: Hof (Perry Rhodan 2865)

Atlan in der entschlafenden Welt – in einem Land ohne Himmel

Auf der Erde schreibt man das Jahr 1518 Neuer Galaktischer Zeitrechnung (NGZ). Die Menschen haben mit der Liga Freier Terraner ein großes Sternenreich in der Milchstraße errichtet; sie leben in Frieden mit den meisten bekannten Zivilisationen.
Doch wirklich frei ist niemand. Die Milchstraße wird vom Atopischen Tribunal kon­trolliert. Dessen Vertreter behaupten, nur seine Herrschaft verhindere den Untergang – den Weltenbrand – der gesamten Galaxis.
Perry Rhodan ist von einer Expedition in vergangene Zeiten in die Gegenwart zurückgekehrt. Diese wird nicht nur durch die Atopen bedroht, sondern auch durch die brutalen Tiuphoren, die durch einen Zeitriss aus tiefster Vergangenheit zurückgekehrt sind. Immerhin scheint mit dem ParaFrakt eine Abwehrwaffe gefunden zu sein.
Indessen hat sich der Arkonide Atlan ins vermutete Herz der Atopischen Macht begeben – die Ländereien jenseits der Zeit, über die Thez regiert. Mit Thez selbst oder einem seiner Vögte zu sprechen und dadurch die Milchstraße von der Atopischen Ordo zu befreien, ist Atlans Ziel. Über das Unten und das Oben führt ihn sein Weg nun in DIE ­FINALE STADT: HOF …

(Verlagsinfo)

Oliver Fröhlich zeigt ein erstaunliches Geschick in der Konstruktion seines Romans, der sich um sehr bekannte Figuren aus tiefster Serienvergangenheit dreht. Nicht nur den Nebenfiguren und schließlich auch den Reisenden Atlan, Lua und Vogel erscheinen die Beweggründe des Revolvermannes undurchsichtig und gefährlich – auch der Zuhörer und Leser wird geschickt in diesem Verwirrspiel in die Irre geleitet und erarbeitet sich im Verlauf ein Bild, dessen umfassende Deutung erst in den letzten Zügen offenbar wird. Damit ist dieser Band der bisher interessanteste Beitrag aus den Jenzeitigen Landen seit – man beachte – Fröhlichs letztem Roman mit dem Titel »Der letzte Mensch«.


Da drängt sich die Frage natürlich auf, ob Fröhlich nur die dankbarsten Exposées bekommt – oder doch ein besonderes Händchen in der Erzählweise seiner Romane hat. Vermutlich trifft hier beides zusammen: Als er die Geschichte des »letzten Menschen« erzählte, war das ein kosmisches Schauspiel über äonenlange Geschichte, das Verbindungen knüpfte und das Gespühr des Wunderbaren anfachte. Seiten der Serie, die Perry Rhodan zu dem gemacht haben, was es noch heute für viele Leser bedeutet.

Nähere Informationen zur Serie und den Hintergründen finden sich in der Perrypedia.

Im vorliegenden Band obliegt es Fröhlich, mit Atlans Hilfe eine ewige Attrappe aus dem Fundus der Superintelligenz ES zu einem würdigen Ende zu begleiten. Nie war man der Figur näher als hier, nie war sie mehr als eine »Figur«, wie sie selbst ihre Gegenüber gern titulierte. Doch so charaktervoll, wie sie einst eingeführt wurde, grub sie hin und wieder ein Autor aus der Wühlkiste der Serienvergangenheit und belebte sie aufs Neue, und so erlangte sie einen außerordentlichen Wiedererkennungswert. Umso schwieriger, ihr einen ehrenvollen Rückzug zu gestalten.

Was Fröhlich dann mit dieser Hilfe aus dem inhaltlich doch recht mageren Konzept des Romans macht, kann sich stolz sehen lassen. Wieder gelingt es ihm, Hintergründe zu beleuchten und einen kosmischen Hauch einzuflechten, so dass man kaum bemerkt, wie Atlan auch in diesem dritten Roman in der sogenannten Finalen Stadt einem SuperMario gleich von hier nach dort wandert, um das nächste Level zu erreichen. Ehrlich gesagt, hätte dieser Roman als Reiseführer zum Turm der Fauthen völlig ausgereicht.

Rückblickend stellt sich die Tetralogie um die Finale Stadt so dar: Ein Dungeon-Level zum Warmwerden, ein Eiswüsten-Level mit höherem Anspruch, ein Western-Level mit der Ausweglosigkeit – und was erwartet uns dann im Final-Level? Im Turm? Hoffentlich eine Fülle von Aha-Effekten, die diesen langwierigen Aufbau rechtfertigen.

Für das Titelbild ist Swen Papenbrock eine schöne Annäherung an dasjenige von 2850 gelungen, das ebenfalls eine Darstellung von Lua Virtanen zeigt und von Arndt Drechsler stammte, der die junge Frau aus einem Foto montierte. Papenbrock schafft einen eindeutigen Erkennungseffekt und ein schönes Bild, das trotzdem die insgesamt etwas düsterere Spannung des Romans positiviert darstellt.

Der Sprecher, Florian Seigerschmidt, transportiert diese Stimmung sehr plastisch. Von der Anzahl der verschiedenen Personen her kommt ihm der Roman natürlich entgegen, doch allein Atlan muss stets mit zwei Stimmen versehen werden, und auch die jugendlichen Stimmen von Vogel und Lua gelingen ihm sehr gut. Die als roter Faden den Roman durchziehende Auftritte des Revolvermanns sind ein kleines Highlight, wobei man merkt, dass sich der Sprecher im Verlauf der Lesung in den Slang des Mannes einarbeitet. Zu guter Letzt gefällt mir die Darstellung des Mädchens beinahe am besten, denn hier prägt Seigerschmidt eine deutlich als kindlich erkennbare Sprache, ohne dabei schwülstig oder anders zu übertreiben.

Insgesamt einer der besseren Romane der letzten Zeit, wobei neben der Interpretation Seigerschmidts vor allem das gelungene Konstrukt Fröhlichs dieser Geschichte das besondere Etwas verleiht.

Hörbuch
gelesen von Florian Seigerschmidt
Spieldauer: 3 Stunden und 26 Minuten
Ungekürzte Ausgabe
Verlag: Eins A Medien GmbH

http://www.perry-rhodan.net/

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