O’Neil, Dennis – Batman Begins

„Das Begleitbuch zum Film“ – oft hat man direkt schon Vorurteile gegenüber solchen Untertiteln, sind die meisten Werke solcher Machart doch arg dröge und nur eine schlechte Eins-zu-eins-Wiedergabe des cineastischen Vergnügens. Das wollten die Macher von „Batman Begins“ aber von Anfang an verhindern und verpflichteten eigens für diese Aufgabe Dennis O’Neil, der bereits als einer der bekanntesten Batman-Storyautoren in Erscheinung trat und dabei selber die bösartige Kreatur Ra’s Al Ghoul erschaffen hat.

O’Neil ist also sehr gut mit der Materie vertraut, und das zeigt sich auch im Laufe dieses Buches, welches ich schlussendlich betrachtet sogar dem ohnehin schon ziemlich starken Kinofilm vorziehen würde, nicht zuletzt, weil O’Neil hier genügend Freiraum hat, um Dialoge weiter zu vertiefen, Szenen detaillierter zu beschreiben und Übergänge fließender zu gestalten.

Selbst die unterkühlten Emotionen kommen in diesem Buch besser zum Vorschein als beim bewegten Pendant, und das überrascht mich wieder, denn trotz aller Effekte war der Kinostreifen alles andere als eine überladene Hollywood-Produktion. Für diejenigen, die den Inhalt von „Batman Begins“ noch nicht kennen, sei er an dieser Stelle noch einmal kurz zusammengefasst:

Bruce Wayne ist ein glücklicher Junge, der eigentlich schon bis zu seinem letzten Tag ausgesorgt hat. Der Sohn einer Milliardärsfamilie wächst wohlbehütet auf und führt, vom Reichtum einmal abgesehen, ein normales Leben – bis zu dem Tag, an dem er in einen Brunnen fällt und dort von Fledermäusen angegriffen wird. Diese schicksalhafte Begenung soll ihn zu einem späteren Zeitpunkt wieder einholen.

Doch dies soll nicht der letzte schreckliche Tag in seinem Leben bleiben: Ein gewisser Joe Chill ermordet seine Eltern, und Bruce bleibt als Vollwaise zurück, flüchtet jedoch aus seiner Heimat Gotham City. Lediglich für eine spätere Anhörung vor Gericht kehrt der junge Wayne zurück, kann aber auch nicht mehr eingreifen, denn noch vor Gericht wird Chill von einem Gangster zielgerichtet erschossen.

Wiederum flieht Bruce und zieht sich nach Asien in das Himalaya-Gebiet zurück, wo er unter der Aufsicht von Henri Ducard in die Kampfkünste eingewiesen wird. Das Ende seiner Ausbildung wird jedoch von einem Schatten überworfen: Im finalen Kampf gegen seinen Meister tötet Bruce seinen Ausbilder Ducard.

Langsam entdeckt Bruce die Verstrickungen, die sich hinter all dem verbergen. Er kehrt zurück nach Gotham City, wo er schon seit längerer Zeit als tot gilt. Daher gehört ihm auch nicht mehr das große Wayne-Imperium, der milliardenschwere Sitz seiner Eltern. Bruce baut sich schließlich sein eigenes Imperium auf, verschafft sich mithilfe seines Butlers Alfred und des befreundeten Lucis Fox die nötigen Materialien und beginnt schließlich, als Batman die Unterwelt von Gotham City aufzumischen. Es kommt, wie es kommen musste: Ra’s Al Ghoul und die menschliche Fledermaus stehen sich in einem finalen Showdown gegenüber.

Auch wenn man den Film bereits gesehen hat, kann ich das Buch nur empfehlen, denn hier werden so manche Details, die im Film eher untergegangen sind (so zum Beispiel die Beweggründe des verwaisten Bruce, sich aus Gotham City abzusetzen) viel mehr ausgeschmückt und erscheinen schlussendlich auch viel logischer. Überhaupt sind es die Übergänge, die im Film manchmal recht schnell an einem vorbeiflitzten, denen hier ein größeres Maß an Aufmerksamkeit geschenkt wird.

Dafür muss man aber auch in Kauf nehmen, dass das Buch vom Aufbau her ein wenig anders gestaltet ist: Wo der Regisseur im Film stets auf Rückblicke in die Vergangenheit zurückgreift, bemüht sich O’Neil um eine chronologische Abfolge, was ich aber weder besser noch schlechter finde, weil sie solcherart ebenfalls sehr gelungen dargestellt wird.

Natürlich, hat man den Film gesehen und kennt man das Ende, geht das deutlich auf Kosten der Spannung – und dennoch findet man immer wieder neue Hintergründe, die im Film nicht so genau erforscht wurden, dafür hier aber umfassend beleuchtet werden.

Im Großen und Ganzen kann man Dennis O’Neil also nur Lob aussprechen. Sowohl die erzählerische Darstellung der Charaktere als auch die spannende Beschreibung der Geschichte des jungen Bruce Wayne hat der Batman-erfahrene Autor meisterhaft bewältigt und dabei wirklich keine verborgenen Details ausgelassen. Man merkt dem Stil aber auch die Begeisterung für das Phänomen „Batman“ an, so dass es für O’Neil ein Leichtes ist, den Leser auf seine Seite zu ziehen. Entgegen aller Vorurteile an dieser Art Bücher bin ich also mehr als positiv überrascht und spreche ein weiteres Mal meine Empfehlung für dieses eigenständige Begleitbuch zu „Batman Begins“ aus.