Captain Alexander Caine von den Special Forces ist Soldat in der achten Familiengeneration. Sein Vater fiel unter mysteriösen Umständen, die nicht zum Verständnis der Familie von soldatischer Ehre und Tapferkeit passen, auf dem vorgeschobenem Erkundungsposten ODA 351 bei den ersten Kampfhandlungen in Vietnam. Caines Bezugspersonen sind sein Großvater, General John Pershing Caine, sowie der Senator Jeff Taylor, der mit seinem Vater gedient hat und als einziger Überlebender von ODA 351 hoch dekoriert wurde und nun für die Präsidentschaftswahlen kandidieren will.
Bei einem Kampfeinsatz in Somalia lernt Caine die attraktive Journalistin Abigail Mancini kennen; nach dem gescheiterten Entführungsversuch eines Warlords verschanzen sie sich zusammen mit den Männern von Caines Team in einer Polizeistation und können mit Hilfe der Delta Force befreit werden. Ein Soldat der Spezialeinheit hat Caines Vater gekannt und zum ersten Mal hört er, dass die Informationen über dessen angeblich feige Taten falsch sind, und begibt sich auf die Suche nach der Wahrheit.
Bei einem weiteren Einsatz in Bosnien treffen Caine und Mancini sich wieder und verlieben sich; er weiht sie in seine Geschichte ein und sie will ihm helfen. Zurück in Washington wird Mancini auf Senator Taylor angesetzt, um Hintergrundmaterial über den aussichtsreichen Präsidentschaftskandidaten zu sammeln. Schnell wird klar, dass Caines Suche nach der Wahrheit über seinen Vater und Mancinis Nachforschungen ineinander verstrickt sind. Die beiden stolpern in ein unsauberes, milliardenschweres Rüstungsprojekt einer „Old Boys Connection“, die vor nichts zurückschreckt, um die beiden aufzuhalten.
Hackworth hat einen harten, spannenden und schlüssigen Militärthriller geschrieben und seine Fachkompetenz deutlich bewiesen. Die Darstellung des Einsatzes in Somalia ähnelt den bekannten Fakten über den tatsächlichen Kampf in 1993. Die geheime ‚Beobachterfunktion‘ von Caine in Bosnien, lange vor dem Eingreifen der USA in den Konflikt, ist zwar aus naheliegenden Gründen nicht verifizierbar, aber zumindest realistisch geschildert. Allerdings haben beide Einsätze, sehr actionreich geschildert und fast ein Drittel des Buchs umfassend, nichts mit der eigentlichen Geschichte zu tun und in die ‚große Verschwörung‘ sind so viele Personen involviert, dass der Überblick stellenweise schwer fällt. Auch das allzu glatte Ende vermag nicht ganz zu überzeugen, nichtsdestotrotz ist „Der Preis der Ehre“ in seinem Genre ein gelungenes Werk.
Anmerkung: Vollkommen unverständlich ist die enorm hohe Anzahl von Druckfehlern, die von diesem Verlag ansonsten nicht bekannt ist.
David Hackworth trat mit 15 in die U.S. Army ein, hat u. a. zwei Jahre Kampfeinsatz in Korea und weitere fünf in Vietnam abgeleistet und war sowohl der jüngste Captain als auch Colonel der amerikanischen Landstreitkräfte. Er berichtete als Korrespondent für |Newsweek| vom Golfkrieg und veröffentlicht noch heute, als Verfechter einer umfassenden Streitkräftereform, Berichte in den verschiedensten Publikationen. „Der Preis der Ehre“ ist sein bisher einziger in Deutschland verlegter Roman.
Das SKULLCRUSHER-Magazin ist fünf Jahre alt geworden und hat es in dieser Zeit auf stattliche neun Ausgaben gebracht. Die mir vorliegende Ausgabe Nr. 9 ist Metal pur und hat es absolut in sich. Ein schöner, gehobener Schreibstil, der dennoch locker, flockig daher kommt, macht das Lesen der überaus informativen wie auch teilweise amüsanten Berichte einfach und lädt immer wieder zum Nachlesen ein. Man merkt den Fanzinemachern ihren Spaß an der Sache an und so verstehen sie es, mit Herzblut, Witz und Verstand interessante Artikel und Interviews zuverfassen.
Geboten werden unter anderem Stories von AMON AMARTH, verfasst vom General selber, der wohl ein absoluter Fan der genannten Band ist, NAPALM DEATH, IN FLAMES, CANNIBAL CORPSE, RIGER, ein endgeiles Interview mit DECIDE-Mastermind Glen Benton, TAETRE u.v.a.m. Die Ausrichtung konzentriert sich, wie man sieht, eher auf die härtere Gangart des Metals, wobei die Reviews, welche durchweg versiert geschrieben sind, sich auch auf andere Bereiche ausweiten. Hier wird einfach alles, was irgendwie mit Stromgitarren zu tun hat, rezensiert; von 30 SECONDS TO MARS über SEPULTURA bis hin zu ZED YAGO.
Sehr unterhaltsam ist die SCULLCRUSHER-History Pt. 1, in der die Herren Schreiber sich, mit einer dicken Portion Selbstironie, selbstbeweihräuchern – muss man gelesen haben. Hieran anknüpfend ist das SKULLCRUSHER-Quiz mit Fragen wie z.B.: Was empfiehlt sich bei einer Schlüsselgeißelung auszurufen?
a) Mea Culpa
b) Vergib, mir Herr
c) Nein, Nein, Nein
d) Ich will geläutert sein
e) Aua
Auch diese Frage kann man nur beantworten, wenn man den oberscharfen Bericht „Dein Schlüssel zur Geißelung“ gelesen hat, Zwerchfellkrampf garantiert.
Ein besonderes Metalbonbon ist die THE SIXTH INCUBATOR-Aktion, denn im vorliegenden Heft ist das Coverartwork der aktuellen CD der genannten Band beigelegt, und man muss sich nur noch die Songs kostenfrei von der Website ziehen, dann kann man sich die CD selbst zusammenschrauben; coole Aktion, wie ich finde. Hier die Webadresse:
http://www.skullcrusher.net
Das SKULLCRUSHER-zine ist definitiv Metal und hat es verdient, von jedem echten Metaller bestellt zu werden, zumal die Jubiläumsausgabe umsonst ist, lediglich 1,- Euro (für P+V) Unkosten fallen an.
SKULLCRUSHER Magazine
c/o Harald Deschler
Jörgstr.9
88410 Bad Wurzach
E-Mail: skullcrushermagazine@web.de
„Juhr Gait Tu Hewi Mettäl“ – Der Buchtitel macht bereits deutlich, dass dieser Metalführer es offensichtlich nicht so ganz bierernst nimmt mit seinem Thema – eigentlich nimmt er überhaupt nichts ernst, nicht einmal sich selbst. Musikjournalist Till Burgwächter wagt sich auf gut 200 Taschenbuchseiten an die zumeist bissige Satire eines Genres, das er zwar zu lieben weiß, das aber aufgrund seines Klischeepotentials jede Menge Angriffspunkte für bitterböse Kommentare präsentiert. Dabei sind die gelieferten Spitzen gegen die hassgeliebte Musikform nicht immer „politisch korrekt“ und das ist auch gut so. Natürlich ist bei dieser Fülle an bösen Texten nicht jeder Satz und jede Anspielung ein Volltreffer auf die Lachmuskeln und so manche Zeile bleibt mir bis heute eher rätselhaft, aber Hjalana und ich haben beim Schmökern in diesem kurzweiligen Büchlein so manche Salve aufs Zwerchfell abgefeuert.
Bereits die Aufmachung des in Hochglanz verpackten Buches zeigt liebevolle Detailarbeit; die Albernheiten gehen bereits im Impressum los und werden bis zur letzten Seite durchgezogen; ein nettes Extra ist das Daumenkino „Little Mosher“ am Rand jeder Seite, so dass auch Leute, die das Buch nur mal schnell durchblättern wollen, etwas davon haben. Jedes Basisklischee und die wichtigsten Stilrichtungen bekommen gleich vorab ihr Fett weg (nachdem im Vorwort ein paar Lesergruppierungen der Mittelfinger gezeigt wurde), bevor sich der Schreiberling im Hauptteil den wesentlichen Bands widmet, an denen er nur selten ein gutes Haar belässt. Manche Sprüche gehen zwar nach hinten los, aber im Wesentlichen werden die Möglichkeiten für herbe Kommentare zu Bands und ihren Mitgliedern gut ausgereizt und bereiten eine Menge Lesefreude. Der holden Weiblichkeit in diesem Metier wird ein eigenes Kapitel gewidmet, Metalmagazine werden – zutreffend – auf ihre Unzulänglichkeiten reduziert, die Spezies der Metalfans wird „sozialkritisch“ unter die Lupe genommen, einige Randthemen folgen, bevor das Quiz „Sind Sie Metal?“ den Leser schmunzelnd entlässt.
Man darf nun nicht den Eindruck gewinnen, es handle sich hier um eine blanke Hasstirade gegen unser geliebtes Musikgenre und sein Umfeld, denn wie bereits erwähnt ist auch der Autor ein Fan, aber in diesem Buch soll es darum gehen, der Szene in Eulenspiegelmanier einen Spiegel vorzuhalten – und wer nicht über sich selbst und seine Idole lachen kann und so „true“ ist, dass er Nägel zum Frühstück frisst, sich mit einem Bastardschwert rasiert und auch bei Neumond mit Sonnenbrille über den Friedhof stolziert, sollte dieses Buch ohnehin sofort verbrennen. Es wird auch nicht nur dumm gefaselt; der Autor ist nicht grundlos Musikjournalist und hat unter aller Blödelei so manche Insiderinfo zu bieten sowie Aufklärung über grundsätzlich Wissenswertes, nur eben etwas nonkonform verpackt.
Ich möchte allerdings davon abraten, den Schmöker am Stück zu verdauen, da der zumeist gar köstliche Humorstil nach einiger Zeit erst einmal sein Pulver verbraucht hat – auch Mittermaier, Kalkofe oder Ingo Appelt sind nicht endlos zu ertragen und genießen. Das Buch eignet sich gut, um immer mal wieder für etwas Kurzweil herausgekramt zu werden; so richtig Freude kommt auf, wenn man besonders gelungene Passagen in geselliger Runde vorträgt.
Etwas bitter stieß mir beim Lesegenuss das mangelhafte Lektorat des Buches auf – für jeden Setzungs- und Rechtschreibfehler einen Cent und man hat die Anschaffungskosten wieder heraus. Bei sonst so liebevoller Gestaltung wäre etwas mehr Aufmerksamkeit auf diesen so vielen vermutlich nebensächlich erscheinenden Aspekt sicherlich auch noch drin gewesen. In der Summe soll dieses Schandwerk aber jedem lesefreudigen Metaller empfohlen sein und der Büchersammlung hinzugefügt werden; das Leben ist zu kurz, um es stets ernst zu nehmen.
Inhaltsübersicht:
• Einleitung
• Definitionen und anderes Basiswissen
• Die verschiedenen Stile
• Die wichtigsten Bands
• Bands, die nicht ganz so wichtig sind
• Frauen im Rock
• Lesbarer Krach
• Fans und die Lüge von der Familie
• Live is Life
• Zitate und ihre Bedeutung
• Wir gründen eine Band oder „Am Anfang war …“
• Abschließende Klugscheißerei
• Irgendwas is’ immer …
• Sind Sie Metal?
Bei dem Angriff der USA auf Panama City zur Verhaftung Noriegas wird der amerikanische Hubschrauberpilot Chase Malone mit seiner Mannschaft abgeschossen und erfährt in den dunklen Gassen der Stadt am eigenen Leib und aus erster Hand von der schrecklichen Verwüstung, die von den Marines bei dem Angriff angerichtet wird. Er quittiert den Dienst, lässt sich als Maler in dem pittoresken mexikanischen Städtchen Cozumel nieder und erreicht mit seinen farbenfrohen Landschaftsbildern im Stil von van Gogh großen Erfolg.
Eines Tages erhält er ein überraschendes Angebot. Der Waffenhändler Derek Bellasar will ihm für zwei Porträts seiner Frau Sienna 600.000 Dollar bezahlen. Malone, der weder Auftragsarbeiten noch Befehle entgegennehmen will, lehnt das Angebot ab und bleibt auch standhaft, als er unter erheblichen Druck gesetzt wird. Als Malone dann von der CIA über Bellasars Machenschaften informiert und gebeten wird, in deren Auftrag tätig zu werden, gibt er schließlich nach und wird von Bellassar auf dessen Anwesen in Südfrankreich verschleppt.
Dort lernt er die atemberaubend schöne Sienna kennen und verliebt sich während der Porträtarbeiten in sie. Die beiden fliehen, werden von Bellassar aber wieder aufgegriffen und Malone muss sich letztlich in einem großen Showdown gegen den übermächtigen Widersacher durchsetzen.
„Das Portrait“ passt sich nahtlos in die Reihe von Morrells Werken ein. Spannende Unterhaltung in einfachem Stil mit gut ausgearbeiteten Charakteren, ohne besonderen Anspruch. Sowohl der Anfang, in dem Bellasar nichts unversucht und keinen schmutzigen Trick auslässt, um Malone zur Annahme seines Angebots zu zwingen, als auch das überraschende Ende können überzeugen und haben keinerlei Längen. Der Mittelteil besticht durch die zarte Liebesgeschichte zwischen Malone und Sienna und die Darstellung des vielschichtigen Bösewichts. Eindeutig fehl am Platz, sogar fast störend und übertrieben erscheint das Weltuntergangsszenario um die russischen Biowaffen-Wissenschaftler; wieder einmal hat Morrell zu viel in einen Roman packen wollen. Gute Unterhaltung ist dennoch garantiert.
David Morrell studierte und lehrte amerikanische Literatur und wurde als Schriftsteller besonders durch seine Romanvorlage zu „Rambo“ bekannt. Ebenfalls verfilmt wurde sein Agentenroman „Der Geheimbund der Rose“. Seine Werke sind zumeist klassische Thriller, allerdings hat Morrell bisher auch je einen Western, Horrorthriller und Fantasy-Roman veröffentlicht.
John Grisham, ehemaliger Anwalt und Abgeordneter des Repräsentantenhauses von Mississippi, produziert seit seinem erstem Roman ‚Die Jury‘ in 1988 einen Weltbestseller nach dem anderen.
„Die Bruderschaft“ besteht aus drei Richtern, die wegen verschiedener Vergehen im Staatsgefängnis Trumble in Florida einsitzen und dort theaterreife Verhandlungen zwischen Gefangenen um ruinierte Rosenbeete, gestohlene Mobiltelefone und Ähnliches abhalten, aber auch gegen Bezahlung Rechtsberatungen geben und Strafen zu mildern versuchen. Um sich ein finanzielles Polster für die Zeit nach ihrer Entlassung zu schaffen, geben sie sich in einschlägigen Kontaktmagazinen als liebesbedürftige, junge Homosexuelle aus und bauen Brieffreundschaften im ganzen Land auf, nur um diese später mit Hilfe ihres heruntergekommenen Anwalts zu erpressen.
Aaron Lake ist ein stilles, formatloses Mitglied des Abgeordnetenhauses und verrichtet seit Jahren seine Arbeit gut, ehrlich und mit hohen moralischen Ansprüchen. Umso mehr überrascht es ihn, dass er vom todkranken Teddy Maynard, dem Leiter der CIA, als dessen Wunschkandidat für die kommende Präsidentschaftswahl ausgewählt wird. Der Deal ist einfach: Die CIA manipuliert mit Hilfe ihrer weit reichenden Kontakte die Wahl und Lake wird nach seiner Ernennung das amerikanische Militär wieder aufrüsten. Für ein militärisch wiedererstarktes Amerika nimmt Maynard sogar in Kauf, dass bei terroristischen Anschlägen, die er hätte vermeiden können, Amerikaner getötet werden und forciert sogar atomare Zwischenfälle, um den Ruf der Wähler nach einem starken Amerika zu schüren.
Doch Lake, dessen Frau vor etlichen Jahren gestorben ist, hat ein Doppelleben, das die CIA bei ihrer Auswahl übersehen hat und „Die Bruderschaft“ kommt deren Plänen gehörig in die Quere.
Die Welt ist schlecht, jeder ist von Macht und/oder Geld korrumpierbar. Das zumindest scheint die Quintessenz von Grishams „Die Bruderschaft“ zu sein. Dieses mal gibt es keinen einzigen Protagonisten, der frei von moralischem Tadel ist oder für eine gerechte Sache kämpft. Aber Grisham schafft es einmal mehr, dass der Leser trotzdem Sympathie für sie empfindet, sei es nun für die Richter der Bruderschaft, deren verwerfliche Erpressungen einem fast wie die Streiche kleiner Jungen erscheinen wollen, oder für den Präsidentschaftskandidaten, dem man seinen Erfolg fast wünscht, obwohl er von den kriminellen Machenschaften der CIA weiß und für die Wahl seine Seele an den Teufel verkauft.
Grisham entfernt sich ein ganzes Stück von seiner bisher präsentierten Kernkompetenz, die Juristerei hat bei weitem nicht den gleichen Stellenwert wie in den meisten anderen seiner Romane. Für einen reinen und hochklassigen Agenten- oder Politthriller mag es nicht reichen und die unglaubliche Macht und Einflussmöglichkeit der CIA mag übertrieben dargestellt sein, wer vermag das schon zu beurteilen; aber ‚Die Bruderschaft‘ ist eine wohltuende Abwechslung und gehört nach einigen schwächeren Werken mit eher dünnen Stories wieder zu Grishams besseren.
„Der Hobbit“ von J.R.R. Tolkien ist eine Art Vorgeschichte zum „Herr Der Ringe“, die sich ebenfalls in der Fantasiewelt Mittelerde abspielt. Daher ist es nicht verwunderlich, dass manch einem, der den „Herr Der Ringe “ bereits gelesen oder den Kinofilm gesehen hat, einige Namen und Begebenheiten bekannt vorkommen werden: So zum Beispiel der Zauberer Gandalf oder der Hobbit Bilbo, der in diesem Buch die Hauptrolle spielt. Er entschließt sich nämlich – nach vielen Tricks und Überredungskunststücken des Magiers – dazu, einen kleinen Zwergentrupp auf ein Abenteuer zu begleiten. Diese wollen zum Einsamen Berg weit hinter dem Nebelgebirge und dem Düsterwald ziehen, wo einst ihre Vorfahren lebten. Denn dort haust nun der grausame Drache Smaug, der sich all der Zwergenschätze bemächtigt hat und die Gegend dort verwüstet. Sie wollen mit Hilfe des „Meisterdiebs“ (vgl. S.29), wie sie Bilbo nennen, den Schatz ihrer Ahnen wiedererlangen und den Drachen töten. Auf der Reise begegnen ihnen mancherlei Gefahren, aber auch immer wieder eine helfende Hand und eine Portion Glück. Viele der Geschehnisse, auf die Tolkien in „Herr Der Ringe“ zurückgreift, lassen sich hier in ausführlicherer Form wiederfinden. So erfährt man zum Beispiel, wie Bilbo zu all den kostbaren Stücken, die später auch Frodo auf seiner Reise begleiten, gekommen ist. Gemeint sind Dinge wie das wertvolle Kettenhemd aus Mithril, die Elbenklinge „Stich“ und natürlich der Ring, die Bilbo in „Herr Der Ringe“ Band I alle an Frodo weitergibt. Alles in allem ist „Der Hobbit“, sowohl als Einstiegsdroge, als auch für bereits vom Tolkien-Wahn Infizierte eine spannende Ergänzung zum absoluten Bestseller „Herr Der Ringe“.
Doch leider wird die Spannung des öfteren durch Tolkien selbst eingedämmt, der sich immer wieder als Schreiber in das Geschehen einmischt und den Leser direkt und in der Mehrzahl anspricht, was sich dann ungefähr so anhört: „Sicher habt ihr schon eher daran gedacht und könnt jetzt über ihn lachen, aber ich weiß nicht, ob ihr es an seiner Stelle wirklich klüger angestellt hättet.“ (S. 190) Das erweckt zum einen den Eindruck, als würde man selbst mitten unter einer kleinen Horde Kinder auf dem Boden vor Opa Tolkien sitzen und zuhören. Zum anderen ist es vor allem dann ärgerlich, wenn er dadurch schon den Ausgang einer brenzligen Situation vorwegnimmt, über die er anschließend noch einige Seiten schreibt.
Deshalb wird das Buch aber noch lange nicht langweilig, sondern ist und bleibt ein faszinierendes Werk, vor allem wenn man bedenkt, mit wie viel Liebe zum Detail sich Tolkien ganz Mittelerde, seine Geschichte und die dort lebenden Wesen ausgedacht hat um auf dieser Grundlage seine Bücher zu schreiben.
Bei dieser Ausgabe handelt es sich übrigens um eine 1998 neu überarbeitete Übersetzung von Wolfgang Krege. Aber ob sie nun besser oder schlechter als die alte Version ist, kann ich nicht beurteilen, da ich bis jetzt nur die neuere gelesen habe.
Der ehrenwerte Richter a.D. Reuben V. Atlee bestellt seine beiden Söhne Ray und Forrest zu seinem heruntergekommenen Haus in Clanton, einer verschlafenen Kleinstadt in Mississippi, um die Regelung seines Nachlasses mit ihnen zu besprechen. Als Ray, Professor einer juristischen Fakultät, dort eintrifft, ist der Richter bereits verstorben. Bevor sein Bruder ankommt, der seit vielen Jahren drogenabhängig ist, findet Ray ein Testament, das beide Brüder zu gleichen Teilen begünstigt und Ray zum Nachlassverwalter einsetzt. Darüber hinaus findet er über drei Millionen Dollar in bar, nur dürftig in Schuhkartons im Haus versteckt.
Innerhalb kürzester Zeit ist Rays Leben, der seine schmutzige Scheidung noch nicht endgültig verarbeitet hat und der in seinem Beruf zwar Anerkennung, aber keine Befriedigung findet, vollkommen auf den Kopf gestellt. Bei den bescheidenen Einkünften des Richters scheint es unmöglich, dass das Geld aus legalen Quellen stammt. Seinen Bruder, den er vor sich selbst schützen will, und seinen Freund Harry Rex Vonner, einen Kleinstadtanwalt, kann er nicht ins Vertrauen ziehen. Nach wenigen Tagen stellt er fest, dass es Mitwisser geben muss, die ihrerseits Anspruch auf das Geld zu haben glauben und ihm dies mit immer drastischeren Methoden verständlich machen wollen. Ray versucht einerseits, die Quelle des Geldes ausfindig zu machen, und andererseits, das Geld zu schützen. Immer wieder versucht er sich einzureden, dass er das Geld weder will noch braucht, aber immer stärker wird ihm und dem Leser auch klar, dass er es behalten und nicht teilen will.
John Grisham, ehemaliger Anwalt und Abgeordneter des Repräsentantenhauses von Mississippi, produziert seit seinem erstem Roman „Die Jury“ in 1988 einen Weltbestseller nach dem anderen.
Es gibt keinen wirklich schlechten Roman von Grisham. Es ist zwar eine Binsenweisheit, dass kein Buch mehr so gut wird wie der Erstling, aber Grisham beweist das mit jedem seinem Bücher einmal mehr. Bis jetzt hat noch keines seiner Werke nach dem herausragenden Roman „Die Jury“ nur annähernd dessen atmosphärische Dichte und Spannung erreicht und auch „Der Richter“ ist dabei keine Ausnahme.
Das Buch liest sich ohne Frage leicht und auch meistens spannend und die Charaktere sind wie immer gut ausgearbeitet, besonders der Gegensatz zwischen dem sympathischen Ray mit seinen moralischen Stärken und Schwächen und seinem vielschichtigen Bruder Forrest ist sehr gut gelungen. Aber die Story ist insgesamt etwas zu dünn, die Erklärung für den Ursprung des Geldes ist zu einfach konstruiert und fällt Ray geradewegs in den Schoß und das Ende ist weder überraschend noch befriedigend.
Über die kalifornische Schriftstellerin Laure Reese ist wenig bekannt. Ihr Debüt „Brennende Fesseln“ wurde hoch gelobt und erreichte in USA enorme Absatzzahlen. Mit „Außer Atem“ legt sie den Nachfolger vor.
Carly Tylers Leben beginnt mit ihrem 17. Lebensjahr, alles davor ist durch einen brutalen Überfall ausgelöscht, auch ihr richtige Name. Durch Zufall stößt sie auf einen Bericht über den Weingutbesitzer James McGuane und dessen Gut „Byblos“ im kalifornischen Napa Valley, und ihr Gedächtnis scheint einen Zusammenhang zu den Geschehnissen herzustellen, die zu ihrer retrograden Amnesie geführt haben. Sie lässt sich als Köchin auf dem Gut anstellen und binnen kürzester Zeit verfällt sie der unheimlichen Anziehungskraft des Besitzers. Auf ihrer Suche nach Antworten lässt sie sich von ihm immer tiefer in einen Strudel aus Lust und Schmerz, Unterdrückung und Demütigung ziehen. Während Carly Liebe, Halt, Verständnis und Klarheit sucht und dafür jede körperliche und geistige Erniedrigung in Kauf nimmt, befriedigt McGuane lediglich seine Sucht nach Macht und treibt sein perfides Spiel mit ihr. Stück für Stück kommt Carly jedoch den wahren Hintergründen ihres schrecklichen Erlebnisses auf die Spur.
„Außer Atem“ ist kein Roman für schwache Nerven oder empfindsame Gemüter, und es erscheint verwunderlich, dass dieses Buch nicht auf der Liste für jugendgefährdende Schriften geführt wird. Die ersten Sexszenen können noch als kokettes Spiel mit SM-Praktiken verstanden werden, diese nehmen jedoch fortwährend an Intensität, aber auch an Abscheulichkeit und expliziter Darstellung zu. Reese schildert eindrucksvoll und weitgehend nachvollziehbar die zerrissene Gefühls- und Gedankenwelt von Carly und liefert auch ansatzweise Erklärungen, warum und aus welchen Bedürfnissen heraus Menschen sich derartiges antun lassen. Insgesamt hat jedoch die übertrieben detallierte Beschreibung der menschenverachtenden und gewaltvollen, sadistischen Praktiken eine hohe und nachhaltig abstoßende Wirkung. Ob es Reese dabei um Realismus oder auflagensteigendernde Schockeffekte ging, sei dahingestellt.
Matthew Reilly ist ein junger australischer Autor, der nach seinem Jurastudium zunächst als Drehbuchautor tätig war. „Showdown“ ist sein dritter veröffentlichter Thriller, wurde jedoch vor seinen beiden Erfolgsromanen ‚Ice Station‘ und ‚Der Tempel‘ geschrieben und mangels Verlagsinteresse vorerst nur in Kleinstauflage von Reilly selbst vertrieben.
Dr. Stephen Swain wird mit seiner kleinen Tochter Holly in die Räume der New York State Library teleportiert und muss dort an einem Wettkampf auf Leben und Tod mit mehreren außerirdischen Lebewesen teilnehmen. Die Regeln sind einfach, nur der letzte Überlebende kann den Austragungsort lebend verlassen, der rundherum mit Starkstromfallen abgeriegelt wurde. Das ‚Präsidian‘ wird seit 6000 Jahren jeweils im Abstand von eintausend Jahren durchgeführt und jeder der sieben Wettkämpfer repräsentiert eine bestimmte Lebensform des Universums. Die menschliche Rasse wurde nach langer Beobachtung erst vor 2000 Jahren für würdig befunden, an dem Wettkampf teilzunehmen. Anders als die anderen Teilnehmer, für die die Teilnahme eine große Ehre darstellt und die eigene Vorausscheidungen abhalten, wird der menschliche Wettkämpfer von den Veranstaltern ausgewählt und muss gegen seinen Willen kämpfen. Während der blutige Kampf tobt, wird das Gebäude von einer Spezialeinheit der NSA (National Security Agency) umstellt, die nach außerirdischen Aktivitäten auf der Erde fahndet und mit allen Mitteln in das Gebäude eindringen will.
Die Story ist nur mittelmäßig einfallsreich und so anspruchsvoll wie ein Science Fiction Comic, desgleichen gilt für den sprachlichen Ausdruck. Die extraterrestrischen Lebensformen bedienen jedes Klischee, von Arachnoiden über monströse Gestalten, bei denen Computerspiele wie ‚Half Life‘ oder Sci-Fi Klassiker wie ‚Metaluna 4‘ Pate gestanden haben könnten, bis zu weitgehend menschlichen Lebensformen ist alles enthalten. Technische Vorgänge werden derart simplifiziert dargestellt, dass sie kaum noch glaubhaft wirken.
Reilly hat seinem eigenen Vorwort zufolge den Prototyp eines neuen Genre erschaffen wollen, einen ‚Nonstop-Action‘ und ‚High-Energy‘ Thriller, superschnell von der ersten bis zur letzten Seite. Um Anspruch oder Realitätsnähe ist ihm nie gelegen gewesen, sondern um fesselnde Spannung und Action in der x-ten Potenz. Mit „Showdown“ ist ihm dies größtenteils gelungen, seine nachfolgenden Werke kommen diesem Ziel noch ein gehöriges Stück näher. „Showdown“ ist schnelle, einfache Unterhaltung für ‚Zwischendurch‘, ein Buch für einen faulen Tag auf der Couch mit Popcorn, Chips und auf Minimalleistung gedrosseltem Gehirn.
Der Roman „Gestern war Heute – Hundert Jahre Gegenwart“ von Ingeborg Drewitz beschreibt das Leben einer kleinbürgerlichen Familie in Berlin vom Geburtsjahr der Hauptfigur Gabriele 1923 bis zum Jahr 1978. Dabei zweigt sich vor allem, was in den Familien an Problemen, Gewohnheiten und vor allem Rollenverhältnissen gleichgeblieben ist und was sich verändert hat. So ist zum Beispiel das unterschiedliche Emanzipationsbestreben der verschiedenen Frauen in dieser Familie ein zentrales Thema des Romans: Die Urgroßmutter und die Großmutter Gabrieles zweifeln ihre Rolle als Hausfrau und Mutter gar nicht an. Aber schon Susanne, die Mutter der Hauptperson, hat eine Chance auf Karriere, weil sie gelernt hat Klavier zu spielen.
Als Gabriele auf die Welt kommt gibt sie diese Zukunftspläne jedoch zu Gunsten der Familie auf. Gabriele ist in dieser Hinsicht eine gegensätzliche Figur. Schon an den ersten Wörtern: „Ich“ und „Heute“ (S. 26) die das Kind spricht kann man ihren Drang nach Selbstverwirklichung erkennen. Sie engagiert sich in der Nazizeit für verfolgte Randgruppen und später gilt ihr Engagement einer Zeitschrift, die sie mit einigen anderen zusammen herausgeben möchte. Als sie dann mit der Begründung „Warum eigentlich nicht“ (S.188) heiratet und auch bald ein Kind bekommt, verwirft sie ihre Emanzipationspläne und schlüpft in genau die Frauenrolle hinein, die sie eigentlich vermeiden wollte.
Doch irgendwann bemerkt sie, dass sie so nicht glücklich werden kann, verlässt ihren Mann Jörg und zieht mit den beiden Kindern zu einer Freundin. Über diese Zeit erfährt man als Leser nur das, was Gabriele in ihren Briefen an Jörg schreibt. Dies hat den Nachteil, das man nur Gabrieles Sicht der Dinge erfährt und eine Gegendarstellung von Jörgs Standpunkt aus ausbleibt. Nach dem Tod der jüngeren Tochter Cornelia, die in der Schule beim Geländerrutschen verunglückt, kehrt Gabriele wieder zu Jörg zurück, weil sie an der Selbstverwirklichung zweifelt, die ihrer Meinung nach durch den Tod immer wieder aufgehoben werden würde. Bei der letzten Generation in diesem Buch, zeigen sich zwei unterschiedliche Frauenbilder: Die älteste Tochter Renate ist in der 68er-Bewegung engagiert und setzt sich für die „Emanzipation aller“ (S. 369) ein. Sie verlässt dazu die Familie und lebt in einer Wohngemeinschaft mit anderen Jugendlichen zusammen. Doch auch sie kann ihre Ziele nicht erreichen, denn am Ende steht sie unbeachtet auf der Straße und verteilt Flugblätter gegen die Fußball Weltmeisterschaft in Argentinien 1978. Das dritte und letzte Kind Claudia, das erst auf die Welt kommt, als Gabriele wieder bei Jörg lebt, verhält sich vollkommen anders: Sie stellt die Rolle der Frau gar nicht in Frage, heiratet früh und bringt einen Sohn zur Welt.
Doch der Roman handelt nicht nur von der Entwicklung der Frauen, sondern beinhaltet auch viele geschichtliche Inhalte, die natürlich immer aus der Perspektive der Personen geschildert werden. Besonders sind Themen wie der zweite Weltkrieg, der Mauerbau und die 68er-Bewegung in das Romangeschehen mit eingearbeitet. Manche Geschehnisse fallen dafür ganz oder zum Teil weg, weil sie für Gabriele und die Menschen in ihrem Umfeld nicht so wichtig sind.
Ein Problem in dem Roman stellt jedoch die Schreibweise von Ingeborg Drewitz dar: So erschweren häufige Perspektivenwechsel, unvollständige Sätze und fehlende Zeichenangaben bei wörtlicher Rede das Lesen. Gleichzeitig macht dies das Buch jedoch interessanter, weil es auch beim zweiten Lesen noch nicht langweilig wird.
Wer sich also für die oben beschriebenen Themen interessiert und sich mit einem anspruchsvolleren Schreibstil anfreunden kann, der kann sich das Buch getrost kaufen.
Leseprobe:
„Es ist alles so schnell gegangen, Jörgs Anstellung bei Schering, im Altbau, sehr beengt, aber Chemie – da wird was draus! Und seine Frage. Und ihre zögernde Antwort: Warum eigentlich nicht? Warum eigentlich nicht. Sie mögen sich. Sie erzählt ihm von dem Sommertag in Grünau. Ganz nüchtern, ganz offen wollen sie beginnen. Seine Mutter ist gestorben, ein Männerhaushalt, der Vater und der Sohn brauchen eine Frau.
Angst, Angst vor dieser Idylle: Mann und Frau, vielleicht auch ein Kind oder zwei. Angst vor der Immer-Wiederkehr: Mann und Frau und Mann und Frau. Angst vor dem Leben, das Mutter gelebt hat und Großmutter und Urgroßmutter: Draußen die Welt und hinter den vier Wänden – nein keine Geborgenheit.
Bisher hat sie doch immer gehofft, mit jedem Jahr deutlicher zu werden, endlich wieder so unbefangen Ich zu sagen, wie als Kind. ICH.“ (S. 188)
1348, Cervere, Aragon: Ein Patient des jüdischen Arztes Alejandro Canches stirbt an einer unerklärlichen Krankheit. Der Arzt exhumiert und untersucht die Leiche und wird dabei ertappt und eingekerkert. Sein Vater, ein örtlicher Geldverleiher, erlässt der Kirche ihren Schuldenberg und erkauft die Freiheit seines Sohnes. Dieser verlässt daraufhin das Land und lässt sich nach einer langen und gefahrvollen Reise unter falschen Namen in der Papststadt Avignon wieder als Arzt nieder.
2005, London, England: Die amerikanische Chirurgin Janie Crowe muss in einem totalitären England unter schärfsten Kontrollen der „Bio-Polizei“ wissenschaftliche Grabungen ausführen, um die ihr aufgezwungene Umschulungsmaßnahme zur forensischen Archäologin zu bestehen.
Als Johann, Erzbischof von Canterbury, an der Pestilenz stirbt und England an der Seuche dahinsiecht, wählt der päpstliche Leibarzt Alejandro aus, um am Hof Edwards III. die königliche Familie vor dem schrecklichen Tod zu beschützen. Während Alejandro bei Hofe eingeführt wird und seine Schutzmaßnahmen nur mit Mühe gegen die störrischen und verständnislosen Mitglieder der Königsfamilie durchsetzen kann, stößt Janie Crowe bei ihren Ausgrabungen auf das Ur-Bakterium „Yersinia Pestis“.
Ann Benson ist ein beeindruckender Erstling gelungen, in dem sie geschickt und spannend verschiedene Stilrichtungen vermischt. Das Streben nach Wissen und die Reisen Alejandros erinnern gelegentlich an Gordons „Der Medicus“ und die Schilderungen der Zustände am königlichen Hof lassen Parallelen zu Follets „Die Säulen der Erde“ aufkommen. Nicht, dass Ann Benson etwa kopiert hätte. Die Bilder des Mittelalters, die sie zu erzeugen vermag, sind aber ähnlich anschaulich und überzeugend und versetzen den Leser jederzeit in den Glauben, dass es genau so und nicht anders vor seiner Haustür aussieht, wenn er es denn schaffen würde, das Buch aus der Hand zu legen. Im krassen Gegensatz dazu steht das England im Jahr 2005, in dem Janie Crowe nach der großen Biokatastrophe arbeitet und bei dem George Orwell hätte Pate stehen können. Biocops, Bodyscans und maximale Sterilität bestimmen den täglichen Alltag und bald wird Crowe, angetrieben vom gleichen medizinischen Wissensdurst wie Alejandro, selbst zu einer Gejagten des Systems. Dazu flechtet Benson in beide Epochen noch Fantasy-Elemente ein und lässt den Ärzten unkonventionelle Hilfe durch Heiler mit übersinnlichen Kräften zukommen.
Das alles scheint nur auf den ersten Blick gegensätzlich und zusammenhanglos. Mit viel Liebe zum Detail entwickelt Benson langsam die Gemeinsamkeiten und Zusammenhänge zwischen den Epochen und liefert einen spannenden und rundum schlüssigen Roman, der große Hoffnungen auf den oder die Nachfolger weckt.
Ann Benson ist ausgebildete Musikerin und war vor ihrem ersten Roman „Die siebte Geißel“ als Sachbuchautorin tätig.
Clive Cussler war während des Koreakrieges Flugzeugingenieur und Mechaniker der US Air Force, wurde in seiner zweiten Karriere als Autor und Produzent für Radio- und Fernsehwerbekampagnen bekannt und hat an Expeditionen auf der Suche nach vergessenen Goldminen und versunkenen Schiffen teilgenommen. Mit seinem mittlerweile 14. in Deutschland erschienenen Buch „Das Todeswrack“ – zwei weitere Romane sind bereits als gebundene Ausgabe angekündigt bzw. erhältlich – bricht Cussler mit einer Tradition: Zum ersten Mal spielt sein legendärer Held Dirk Pitt, eine Mischung aus James Bond und Indiana Jones, nicht mehr die Hauptrolle, was wohl auf die Hauptarbeit des „Co“-Autors zurückzuführen sein dürfte.
Als die Meeresarchäologin Nina Kirov an der marokkanischen Küste Artefakte entdeckt, die bisher nur in Mexiko gefunden wurden und auf die Olmekenkultur in den Jahren 700-800 v. Chr. datieren, wird ihre Expedition überfallen und ermordet. Nur mit knapper Not kann sie dem Überfall entkommen und wird von Kurt Austin und Joe Zavala, Kollegen von Dirk Pitt im Dienst der NUMA (National Underwater & Marine Agency), gerettet.
Zuerst getrennt, später gemeinsam, machen sich die drei mit Unterstützung weiterer NUMA-Mitarbeiter an die Aufklärung des Überfalls und kommen einem Geheimbund auf die Spur, der seit Jahrhunderten besteht und mit allen Mitteln wissenschaftliche Beweise über den kulturellen Austausch zwischen alter und neuer Welt vor Christoph Columbus vernichtet.
Während die Meeresbiologin Gamay mit einem mexikanischen Professor auf der Flucht vor |Chicleros| (Tempelräuber) in Yucatan ein antikes Navigationsinstrument entdeckt, tauchen Austin und Zavala vor Nantucket zum Wrack der absichtlich versenkten |Andrea Doria| nach weiteren Artefakten, die zu einem sagenhaften Schatz der Maya führen sollen – immer gejagt vom Anführer der geheimen Bruderschaft, der sich als Nachkomme des Gottes Quetzalcoatl sieht und mit diesem ein neues Weltreich der Maya errichten will.
Cusslers Werke sind einfach gestrickte Abenteuerromane ohne besonderen Anspruch auf wissenschaftliche Realität. Nichtsdestotrotz ist jedes seiner Bücher ungemein spannend und bietet kurzweilige Unterhaltung. „Das Todeswrack“ macht dabei keine Ausnahme, zählt aber dennoch zu den schwächsten seiner Romane.
Die Hauptrollen des Heldenpaars Pitt/Giordino wurden nur halbherzig gegen deren Kollegen Austin/Zavala ausgetauscht. Die Charaktere sind zu ähnlich, unterscheiden sich nur in Nuancen und wirken dadurch wie Abziehbilder der bekannten Identifikationsfiguren, leider ohne deren (selbst-)ironischen Witz. Die Story folgt in Struktur und Aufbau allen Vorgängerromanen, weist aber erstmals einige Längen auf, wie zum Beispiel bei der Flucht von Gamay und Professor Chi vor den Chicleros und der fast krampfhaft konstruiert anmutenden Zusammenkunft mit ihren Rettern. Leider erscheint auch das große Finale nicht ausreichend spektakulär.
Neueinsteigern seien ältere Werke wie „Der Todesflug von Cargo 03“, „Um Haaresbreite“ oder „Operation Sahara“ empfohlen.
Der Titel „Korbinian – Das unbekannte und rätselhafte Leben eines europäischen Heiligen“ lässt zunächst auf einen recht fachspezifischen Text schließen, aber eine Lektüre verdeutlicht, dass dieses Buch des Amateurhistorikers Stephan Baum weit davon entfernt ist, ein trockenes Spezialistenwerk zu sein. Der Autor verbleibt zwar im historisch süddeutschen Raum und konzentriert sich auf das Leben und Wirken des Heiligen Korbinian, nimmt dies aber vielmehr zum Anlass, das Mysterium der Heiligen in frühmittelalterlicher Zeit zu beleuchten und dabei eine Vielzahl von Themen und Randbemerkungen aufzugreifen.
England, Mitte des 17. Jahrhunderts. Der von Asthma, Kurzsichtigkeit und einem Klumpfuß geplagte Buchhändler Isaac Inchbold führt einen beschaulichen Laden auf der London Bridge, den er nur ungern verlässt und sich lieber in aller Ruhe seiner Arbeit und den Büchern hingibt, während er die allzu hektische Außenwelt der Metropole London aussperrt. Mit dieser einsiedlerischen Beschaulichkeit ist es vorbei, als er durch einen Brief der Lady Marchamont und seine anschließende, eher widerwillige Reise zu ihrem Anwesen den Auftrag erhält, ein verschollenes, höchst seltenes und geradezu mystifiziertes Pergament namens „Das Labyrinth der Welt“ wiederzubeschaffen, das Teil des mysteriösen |Opus Hermeticus| ist. Natürlich stürzt ihn dieser interessante, aber scheinbar harmlose Auftrag in ein labyrinthisches Gewirr aus Intrigen, Geheimnissen, Verbrechen und Verschwörungen der Mächtigen, wobei Politik und Kirche eine nicht unerhebliche Rolle spielen.
Abseits von wirr konstruierten Verschwörungsromanen gelingt es Ross King, ein authentisches und sehr lebendiges Bild des damaligen England zu entwerfen und die Bedeutsamkeit bestimmter Schriften vor Augen zu führen, ähnlich wie dies bei Umberto Eco in „Der Name der Rose“ geschieht – ein Vergleich, der sich bei Büchern und Labyrinthen natürlich geradezu aufdrängt. Überhaupt findet man viele kleine literarische Anspielungen und Hintergründe in diesem genussreichen Werk, das besonders für wahre Buchliebhaber eine literarische Gaumenfreude ist, ohne allerdings durch die allzu wortgewaltige und überdetaillierte Fachkundigkeit Ecos zu verwirren und abzuschrecken. Der Antiheld Inchbold stolpert mehr gezwungen als gewollt von einer misslichen Lage und brenzligen Situation in die nächste, hat aber ausreichend Stärken auf intellektuellem Gebiet, um der Lage gewachsen zu sein und jedem Fan von Sherlock Holmes mit seinem kriminalistischen und bibliophilen Spürsinn ein erquicklicher Begleiter durch die Abenteuer zu sein, die Leser wie Held erwarten.
Der Autor, Ross King, lebt und schreibt in Oxford, hat an der York University promoviert und wurde durch sein erstes Buch „Die Masken des Domino“ bekannt. Und was liegt für einen Literaten näher, als einen historischen Detektivroman als Ode an das Buch zu entwerfen und in die Zeit zu legen, in der ein Buch noch eine ganze Welt verändern konnte. Ein stiller Genuss, der, ohne es mit der Komplexität von Inhalt und Sprache zu übertreiben, zu unterhalten wie auch zu unterweisen weiß.
David Morrell studierte und lehrte amerikanische Literatur und wurde als Schriftsteller besonders durch seine Romanvorlage zu ‚Rambo‘ bekannt. Ebenfalls verfilmt wurde sein Agentenroman ‚Der Geheimbund der Rose‘. Seine Werke sind zumeist klassische Thriller, allerdings hat Morrell bisher auch je einen Western, Horrorthriller und Fantasy-Roman veröffentlicht.
Dem amerikanischen Pressefotografen Mitch Coltrane gelingen in Serbien Aufnahmen des gesuchten Kriegsverbrechers Dragan Ilkovic bei der Beseitigung von Massengräbern. Er wird von diesem entdeckt und kann nach einer dramatischen Flucht vorerst sicher in die USA zurückkehren. Ilkovic folgt Coltrane und rächt sich durch grausame Morde an Coltranes Freunden und Verwandten. Während der gegenseitigen Jagd lernt Coltrane zufällig sein großes Vorbild Randolph Packard kennen, einen Ausnahmefotografen der Zwanziger- und Dreißigerjahre. Packard lebt, seit vielen Jahren todkrank und verbittert, zurückgezogen in einem sagenhaften Anwesen außerhalb Los Angeles’ und stirbt kurze Zeit nach ihrer zweiten Zusammenkunft.
Coltrane, der zwischenzeitlich den Kampf gegen Ilkovic gewinnt, beschließt die Kriegsberichterstattung aufzugeben und sich dem Fotografieren der schönen Dinge des Lebens zu widmen Er kauft das Anwesen Packards und will als Hommage dessen berühmten Bildband mit kalifornischen Impressionen neu interpretieren. Bei seinem Vorhaben entdeckt er im Nachlass Packards einen Schrein mit Tausenden Aufnahmen einer wunderschönen Frau, deren magischer Anziehungskraft er zunehmend verfällt. Bei seinen Nachforschungen nach ihrer Identität stößt er auf eine Nachkommin mit verwechselnder Ähnlichkeit und wird, blind vor Liebe und Verlangen, in geheimnisvolle und kriminelle Verwicklungen hineingezogen.
Morrells Stärken sind sein einfacher, flüssiger Schreibstil und die Lebendigkeit seiner Akteure, die schon nach wenigen Seiten Gestalt annehmen und einem wie alte Bekannte oder Nachbarn vorkommen. In „Das Ebenbild“ gibt es keine parallelen Handlungsstränge oder sekundären Schauplätze, der Leser identifiziert sich sofort mit Mitch Coltrane und durchlebt mit ihm die brutale Verfolgung durch den Kriegsverbrecher Ilkovic und die Verwirrung seiner Gefühle durch die schöne Tash Adler.
Coltranes Erlebnisse hätten allerdings den meisten anderen Autoren für mindestens zwei Bücher ausgereicht und teilen sich den Gesamtumfang des Romans in annähernd gleiche Teile, ohne direkt miteinander in Verbindung zu stehen. Der Sprung von einer gewalttätigen Actionstory zu einem klassischen „Sex & Crime“-Roman mit zusätzlichen Elementen eines Psychothrillers ist zu abrupt ausgefallen. Weniger wäre hier eindeutig mehr gewesen.
[Anm. d. Lektors: Kein Scherz, nur ein amüsanter Zufall: Protagonist des Romans und Autor des Beitrages sind vermutlich Zwillinge, bei der Geburt getrennt.]
Der amerikanische Autor P.T. Deutermann war Captain der U.S. Navy und schreibt seit einigen Jahren erfolgreich Militär- und Actionthriller, die bei uns jedoch weitgehend unbekannt geblieben sind. Im Gegensatz zu den bekannten Genregrößen wie Clancy, Brown, Coonts und den Newcomern wie Harry und Cobb wird bei Deutermann jedoch selten der High-Tech-Krieg zelebriert und/oder die omnipotente Schlag- und Feuerkraft der amerikanischen Militärmacht glorifiziert. Seine Protagonisten sind zumeist demotivierte mittlere Dienstränge am Ende ihrer Karrieremöglichkeiten, die ihre Illusionen in den Schützengräben des militärischen Verwaltungsapparates verloren haben und an der Autorität und Kompetenz ihrer Vorgesetzten zweifeln. Mit ‚Am Abgrund’ legt Deutermann einen Thriller vor, in dem FBI und U.S. Army sowie die privatisierten amerikanischen Eisenbahnen den Hintergrund stellen.
Als eine große Eisenbahnbrücke über den Mississippi gesprengt wird, erhält Assistant Director (AD) und Leiter einer staats- und behördenübergreifenden Ermittlungsabteilung, Hush Hanson, vom FBI den Auftrag, den Fall gemeinsam mit seiner ihm neu zugeteilten Stellvertreterin Carolyn Lang aufzuklären.
Zur gleichen Zeit muss ein beschädigtes Transportflugzeug der Army auf dem Flugfeld eines Waffen- und Munitionsdepots notlanden, in dem zurzeit ein Bahntransport mit zur Entsorgung vorgesehenen chemischen Waffen zusammengestellt wird. Das Gelände wird in kürzester Zeit durch eine Einheit des Special Operations Command (SOC) zur Sperrzone erklärt, da die Ladung des Flugzeugs aus defekten russischen Torpedos mit atomaren Gefechtsköpfen besteht. Der bereits genehmigte und geplante Bahntransport der Chemiewaffen soll nun auf angebliche Anweisung höchster Stellen dazu benutzt werden, die Gefechtsköpfe zu einem Entsorgungslager zu transportieren, da ein Weitertransport per Flugzeug aus technischen Gründen nicht möglich ist.
Dazu muss aber der Mississippi überquert werden, der Attentäter macht jedoch nach der ersten gesprengten Brücke nicht halt und schaltet nacheinander weitere Übergänge durch Sabotageakte aus. Während die Ermittlungen des FBI nur mühsam voranschreiten, muss der Zug immer wieder umgeleitet werden und der Leiter des Transports stößt ständig auf bürokratische und technische Hindernisse. So entsteht ein dramatischer Wettlauf, bei dem sich unaufhaltsam alles auf den Showdown hinsteigert.
Der Roman lebt von den Konfliktsituationen der Beteiligten an den einzelnen Handlungssträngen. Da ist der FBI-Ermittler, der nur langsam herausfindet, dass dieser Fall entscheidend für seine weitere Karriere ist und seine intriganten Vorgesetzten ein übles Spiel mit ihm treiben. Der Attentäter, der aus Rache für ein persönliches Schicksal die Eisenbahngesellschaften zur Verantwortung ziehen will. Der Army Colonel, der sich in ständigem Streit mit der Transportmannschaft aus Karrieregründen eigenmächtig über Befehle hinwegsetzt und verantwortungslos die Zivilbevölkerung gefährdet.
Der Leser weiß schon sehr viel früher als die Ermittler, wer der Attentäter ist. Die Spannung entsteht auch weniger durch die Suche nach dem Täter, sondern aus der Frage, ob und wie dieser es schafft, weitere Brücken zu zerstören.
Zum Showdown hin wird die Handlung etwas zu vorhersehbar, wobei einzelne Aktionen dennoch für die eine oder andere Überraschung sorgen. Kleinere Kritikpunkte sind die etwas unverständlichen Beschreibungen der Brückenkonstruktionen sowie, für Freunde und Kenner des Genres, die gelegentlich vollkommen misslungenen Übersetzungen militärischer Fachbegriffe.
Ansonsten ist Deutermann ein spannender und atmosphärischer Thriller gelungen, schnörkellos und ohne Längen, der gut ausgewogen Actionszenen, militärisches, wirtschaftliches und polizeipolitisches Hintergrundwissen mit gut nachvollziehbaren und einfach geschilderten Psychogrammen der Protagonisten verbindet.
Dass mit unserer Geschichtsdatierung, insbesondere der Zeit vor der Antike, so einiges nicht stimmen kann und unsere Vorstellungen vom Können und der Gesellschaft jener alten Zivilisationen zwingend korrigiert werden müssen, was auch immer wieder geschieht, ist offenkundig. Allzu viele Funde, zumal Schriftfunde und technisch meisterhafte Titanenbauten, lassen sich einfach nicht in das noch vor kurzem als schulwissenschaftliche Wahrheit verkaufte Konstrukt des etablierten, selbst beweihräuchernden Wissenschaftsbetriebes eingliedern. Das Korsett ist zu eng geworden und passt nicht mehr.
Mit dem bayrischen Privatgelehrten Dr. h.c. [Hubert Zeitlmair]http://www.maltadiscovery.com tritt ein weiterer Forscher den Feldzug gegen festgefahrenes Denken an, und erfreulicherweise begnügt er sich nicht damit, von anderen abzuschreiben und Ideen zu übernehmen, sondern ist selbst archäologisch vor Ort aktiv, um in diesem Fall in Zusammenarbeit mit befreundeten Wissenschaftlern und Fachexperten die Vorgeschichte Maltas zu erforschen. Mit diesen Forschungen hat er sich über Publikationen in Fachzeitschriften hinaus einen Namen gemacht, spätestens seit seiner Entdeckung des „Unterwassertempels“ Gebel Gol Bahar sowie der Auffindung und Übersetzung von Steintafelschriften. Wenn man sich die Frage stellt, wie ein solcher Tempelkomplex in diesen Wassertiefen liegen kann, ist man schon auf der richtigen Spur. Dabei sei angemerkt, dass man kürzlich – nach Studium mythischer Texte – auch eine Stadt in den Wassern vor Indien fand, außerdem künstliche Monumentalstrukturen vor der Küste Japans, um nur zwei Beispiele zu nennen. Das dürfte so manchen Historiker ins Grübeln bringen.
Malta ist ein ganz außergewöhnlicher Ort – und dies über den schon oberflächlich merklichen Rahmen hinaus, wie der Autor in seinem Buch aufzeigt. Doch bereits die neutralen Fakten machen diese eher unwirtliche Mittelmeerinsel – es gibt dort nicht einmal Grundwasser – zu einem erstaunlichen Zentrum der Altertumsforschung. So gibt es hier auf vergleichsweise engem Raum 25 bislang entdeckte Tempelkomplexe, die in ihrer Struktur einzigartig erscheinen; überdies etliche unterirdische, ebenso ungewöhnliche Tempelanlagen. Allerdings ist es eher zweifelhaft, dass es sich hier um „Tempel“ handelt. Die Fachwelt schmeißt bei allzu alten Strukturen gern sofort mit „Ritualplatz“, „Altar“, „Opferstein“ und „Tempel“ um sich, damit das Bild vom primitiven, vorkulturellen Menschen (mit extrem viel Langeweile zum Errichten monströser Megalithbauten?) wieder passt. Ganz Malta ist außerdem praktisch durchlöchert wie ein Schweizer Käse und mit Tunnelsystemen, Höhlenkomplexen und Tempelstrukturen (wirklich „Tempel“?) durchzogen. Das ist im Hinblick auf die Größe, Lage und Unwirtlichkeit der Insel geradezu bemerkenswert. Ungewöhnlich wirken diese und andere Details allerdings nur unter eingefahrenem Blickwinkel und wenn man die zeitlichen Abläufe aus den Schulbüchern unreflektiert abnickt. Zeitlmair macht sich daran, diesen zu weiten und Horizonte des Denkens zu eröffnen, um für den richtigen Über – und Durchblick zu sorgen.
Dabei bedient er sich auf den gut 300 Seiten Paperback einer zumeist recht lockeren Sprache, die gelegentlich schon zum Schmunzeln anregt. Insbesondere der ersten Hälfte des Buches kommt zugute, dass in bester Tagebuchmanier auf Entdeckungsreise gegangen und mit prosaischen Einschüben gearbeitet wird, was dem Lesefluss sehr zuträglich ist und „Die Säulen von Atlantis“ vom Einstieg bis zum hinteren Teil geradezu zum Nägelkauen spannend macht. Zeitlmair erspart dem Leser allzu viel parallele Literaturrecherche, indem er einführende Exkurse zu geologischen, erdgeschichtlichen, astronomischen und linguistischen Themen, die notwendigerweise herangezogen werden müssen, in den Entdeckungsbericht und seine geschlussfolgerten Theorien einbezieht. Interessant ist neben der Betrachtung überlieferter „Heiliger Bücher“ wie den Bibeltexten die Nutzung alter Schriften, die sich auf Stein im Altsanskrit nicht nur auf Malta finden lassen, sondern mit absolut identischen inhaltlichen Bezügen praktisch rund um die Welt; hier wäre sogar Raum für weitere Recherchen und Verbindungen. Auch um esoterisch-mythologische Bezüge kommt er nicht herum bei diesem Thema; hierbei ist es interessant zu erfahren, dass seine Forschung zunächst gar nichts mit dem Atlantismythos zu tun hatte und schon gar nicht mit spiritistischen Elementen, die während der Untersuchungen zum Vorschein kamen und sich einfach so ergaben.
Zum Letztgenannten fiel mir eine Parallele ein, die mit der erst im 20. Jahrhundert erfolgten Entdeckung und Freilegung der Abtei von Glastonburry zu tun hat, was den Entdecker schlagartig und über mehrere Jahrzehnte zum berühmten Archäologieexperten adelte – bis er irgendwann preisgab, diese Entdeckung mit Hilfe präziser Angaben zur Lokalisierung, zum Aufbau und zu vielfältigen, sich später bestätigenden Details über die Abtei durch ein spiritistisches Medium gemacht zu haben. Fortan war er Amt und Würden los und beschied ein verhöhntes Restdasein bis zu seinem Tode, der Großartigkeit seiner Entdeckung zum Trotze, die man in einem Atemzug mit der Entdeckung Trojas nennen darf. Doch dies nur als Randbemerkung. Es lebe „die neue Inquisition“.
Zurück zu Zeitlmair: Zwar erliegt er notgedrungen dem gleichen „Fehler“, den er seinen Fachkollegen ankreidet, indem er für seine schlüssigen und konsistenten Theorien bestimmte Vorannahmen machen muss, aber ohne diese Schwachpunkte ist es leider nicht möglich, Theorien zu konstruieren. Zeitlmair schließt da für meinen Geschmack etwas zu schnell auf „offensichtliches“ und „eindeutiges“, vielleicht ohne zu merken, dass auch hier Erwartungshaltung und bereits vorgefasste Grundthesen hineinspielen. Dessen ungeachtet bietet der Autor hier das bislang schlüssigste und von Nachweisen und Querverbindungen geradezu strotzende Theoriegebäude zum Themenkomplex einer atlantischen, vorsintflutlichen Hochkultur, und die Sachlage erscheint auch mir recht evident, insbesondere, wenn man bereits Gelesenes und Entdecktes in den so entfalteten Gesamtzusammenhang einordnet. Das Buch bringt so einige Glöckchen im Kopf zum Klingeln und könnte die Basis für einen kompletten theoretischen Überbau zur Atlantisforschung darstellen. Trotz aller Querbezüge sind nämlich bei weitem noch nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft, weltweite Parallelen aufzudecken und in Bezug zueinander zu stellen. Doch das wäre eher die Arbeit für eine umfassende Enzyklopädie. Allemal sind die dargelegten Fakten und Schlüsse sinniger als die verkrampften Märchenkonstrukte der etablierten Wissenschaft, die allerlei lustige Flachheiten ersinnt, um unpassende Funde und Texte passend zu verwursten.
Aufgelockert wird dieses unentbehrliche Buch, das im Oktober 2002 in der zweiten Auflage erschien, durch 95 Fotos und (teils ausgezeichnete) Skizzen sowie ein umfangreiches Quellenverzeichnis, das Lust auf weitere Leserecherche macht – wenn man schon nicht selbst vor Ort das Staunen lernen darf. So leset und staunet und vor allem – lernet! Der Geist ist frei.
Aus dem Inhalt:
• Prolog
• Einleitung
• Beschreibung
• Der unendliche Anfang
• Eine festgefahrene Lehrmeinung
• Viel Stein auf kleinstem Raum
• Mnajdra – ein Kalender in Stein
• Die Suche beginnt
• Ausflug ins Eiszeitalter
• Enuma Elisch, das Epos der Schöpfung
• Unterbrechung auf amerikanisch
• Die Spur wird heiß
• Die Botschaften der Spirits
• Die Gedanken verdichten sich – Der Tempel unter Wasser
• Gebel Gol Bahar
• Die 25 Tempelsteinkreise – „Observatorien“?
• Die Funktion der Himmelmechanik
• Die Präzession – Das große Geheimnis der Zeitmessung
• Wenn die Nibiru angeflogen kommt
• Der Planet X oder der X. Planet
• Die Schrift
• Hagar Qim und das Sonnenrad
• Das terrestrische Gitternetz und die Tempel-Steinkreise
• Ein Labyrinth – Bergbau und Kupfererz
• Das Hypogäum
• Riesen – Giganten, die erste intelligente Rasse der Menschheit
• Der Cornerstone
• Fazit
• Epilog
• Abbildungsverzeichnis
• Quellenregister
Manchmal merkt man, dass man alt wird. Mit einer Tasse heißer Schokolade bewaffnet, setze ich mich gemütlich an eine Besprechung der Saga „Die Vergessenen Reiche“ und recherchiere ein wenig zu aktuellen Informationen dazu, nur um festzustellen, dass es zehn (!) Jahre her ist, seit ich mir meine Paperback-Version der sieben Bände zulegte und es inzwischen – natürlich – eine Taschenbuchversion dazu gibt, die zudem nur zwei Drittel dessen kostet, was ich dazumal dafür hinlegte. Gut, der leidlich zerfledderte Zustand der Bücher hätte mir eigentlich Hinweis genug sein sollen. Das habe ich gerade gebraucht, wo bleibt mein Rollstuhl? Aber dennoch: Auf geht’s! Mir nach!
Diejenigen, die Schulwissen für gesichert halten und alternative Erklärungsansätze als zu belächelnde Spinnerei erkannt haben, mögen an dieser Stelle direkt das Lesen dieses Textes beenden – es erspart ihnen Kopfschmerzen und unnötige Denkanstrengung. Für alle anderen gibt es im Folgenden hoffentlich Interessantes und Ungewöhnliches und gerade daher Lesenswertes zu entdecken.
„Operation Sigiburg“ – Unter diesem Titel erschien kürzlich ein inzwischen mehr als zwanzig Jahre alter Aufsatz von Hans-Werner Sachmann in neuem Gewand. Da der Schrift Vorworte von Erich von Däniken und Walter-Jörg Langbein vorangestellt sind – den beiden wohl bekanntesten deutschsprachigen Autoren alternativer Geschichtsforschung und der Prä-Astronautik –, nimmt es nicht Wunder, dass wir es hier mit Material zu tun haben, das seltsame Vorgänge, die sich in Legenden überlieferten, kritisch beleuchtet, offizielle Erklärungsversuche anzweifelt und letztlich Schlüsse zieht, die Einflüsse außerirdischer oder zumindest entgegen dem Geschichtsbild ungewöhnlich hoch entwickelter Kulturen ins Spiel bringen. Dabei wandert Sachmann nicht in ferne Gefilde und Vergangenheiten, sondern befasst sich mit deutscher Geschichte, die im Vergleich zu beispielsweise Dänikens Hauptbetätigungsfeld noch gar nicht so lange zurück liegt.
Es geht in diesem mit zahlreichen Schwarzweißfotos und Skizzen angereicherten Heft um den größten aller deutschen Herrscher, der wie aus dem Nichts ein geeintes und machtvolles Imperium aus dem Boden stampfte – um Karl den Großen und sein historisches Umfeld. Das Hauptaugenmerk liegt hierbei auf den Überlieferungen und Legenden, die sich um die Schlacht zwischen Franken und Sachsen um das Jahr 776 an der Sigiburg, dem heutigen Dortmund-Hohensyburg, ranken. Dazu wird verstaubtes Archivmaterial ausgegraben, letztlich Ergebnis mehrjähriger Forschung und Suche, und in ähnlicher Weise beleuchtet, wie dies mit heiligen Schriften wie der Bibel oder den altindischen Sammlungen bereits getan wird. Es ist schließlich kein großer gedanklicher Schritt und nicht weniger sinnvoll, von „Engelserscheinungen“, „göttlichem Feuer“, „Elohim“, „Seraphim“, „Himmelswagen“ und „fliegenden Rossen“, die Feuerfeile verschießen, auf technische Hilfsmittel einer hoch entwickelten Kultur zu schließen und den religiösen Charakter dieser Legenden, dem Kargo-Kult folgend, auf das Wirken außen stehender, aber durchaus realer Mächte zu erweitern. Welche recht erstaunlichen Zusammenhänge sich unter Annahme dieser – wissenschaftlich nicht a priori ablehnbaren – Prämissen ergeben, wird jedem Interessierten im Bereich von Paläo-SETI vertraut sein. Umso wunderbarer, mit diesen Forschungen zur Abwechslung auf eigenem Terrain und in unmittelbarer Historie zu verbleiben – und umso angreifbarer als These. Allerdings ist seit Erscheinen der Abhandlung niemand auf diesen Kreuzzug wider den Geschichtsfrevel gezogen; vermutlich deshalb, weil es sich durchaus um einen legitimen Erklärungsansatz handelt, der gemeinsam mit einer Vielzahl weiterer Veröffentlichungen aus dieser Perspektive konsistent ist und zunächst als These seine Berechtigung hat.
Und so wird neben oben erwähnter Legende aus der Zeit Karls des Großen noch das Wirken des heiligen Reinold, Schutzpatron von Dortmund, betrachtet und in einen Zusammenhang gebracht, der mich sehr stark an bereits bekannte Muster und Berichte in andren Kulturen erinnerte. Zudem werden Parallelen zu einer Vielzahl von Front-Berichten aus der Zeit des Ersten Weltkrieges gezogen, was ich besonders interessant finde. Eingebettet in diese parallelen Muster erhalten die Darstellungen Sachmanns ein Fundament, das weitere Überlegungen und Zusammenhangsdarstellungen in dieser Richtung motiviert und zu einer neuen Betrachtungsweise anregt, die ich jedem, dem die klaffenden Löcher und Wunden im Schulwissenschaftskörper nicht entgangen sind, nur wünschen kann und somit sei diese Schrift eben jenen zur Lektüre empfohlen – es lohnt sich, liest sich in einem Zuge interessant und spannend von der ersten bis zur letzten Seite und bietet, dank eines historischen Überblickes, auch für Amateurhistoriker mit der Fähigkeit zur Abstandsbetrachtung genug Material von Interesse. Auf die näheren Inhalte und aufgezeigten Schlüsse möchte ich nicht eingehen, um dem Leser die Spannung zu erhalten.
Einziger Wehrmutstropfen ist die kurz gefasste Bündigkeit, die weitere Lektüre zu derlei Erklärungsmodellen bei weiterem Interesse notwendig macht, da sonst einige Schlüsse etwas voreilig erscheinen, im Zusammenhang mit andren Veröffentlichungen dazu aber vollständiger werden. Mir persönlich widerstrebt der sofortige Schluss auf außerirdische Einflüsse etwas, da durchaus auch andre Möglichkeiten in Betracht kämen, wie zum Beispiel unbekannte und verschollene Hochkulturen oder gar menschliche Evolutionszweige, vielleicht auch im Verborgenen agierende Gruppen großen Wissens – es wäre nicht das erste Mal, dass man plötzlich Völker ungeahnten Entwicklungsstandes entdeckt; so alt sind unsere Erkenntnisse über einige bekannte Völker dieser Kategorie auch noch nicht. Nichtsdestotrotz werden die zweifelhaften Erklärungen der „Fachwelt“ hinterfragt, die Unstimmigkeiten aufgezeigt – und die letztendlichen Schlüsse sollte jeder Leser für sich selbst ziehen.
Aus dem Inhalt:
• Vorwort von Erich von Däniken
• Über den Autor und sein Thema (von Walter-Jörg Langbein)
• Einleitung 2002
• Einleitung 1981
• Historisches
• Die Legende
• Analyse und Deutung der „Sigiburg-Sachsenschlacht-Legende“
• Reinold
• Quellennachweis
Broschüre: 44 Seiten
Bestellmöglichkeit auch direkt über den Ancient-Mail-Verlag
Neben der klaren rassistischen und faschistischen Musikkultur – wie dem Neo-Nazi-Skinhead-Rock – hat sich in den letzten Jahren etwas etabliert, das nicht einzuordnen zu sein scheint. Die Gothics (vormals Gruftibewegung genannt) gerieten sehr schnell aus dem Fahrwasser der Satanistenvorwürfe in den Bereich der rechtsradikalen Mythen. Vor allem der Neofolk-Bereich ist davon betroffen, denn gerade die romantischen Lagerfeuerklänge und ihre Bezüge zur Naturreligion und Mystik geben Anlass, darüber Vermutungen anzustellen und zu recherchieren. Innerhalb der Gothic-Szene entstand schon vor Jahren die Gruftie-gegen-Rechts-Bewegung, die das alles sehr genau im Auge behält. Nun hat sich eine Reihe von Autoren aus dem Antifa-Bereich die Mühe gemacht und zeigt diese ganzen Verstrickungen schonungslos auf.