Elisabeth Gössmann gehört zu den ganz Großen in der Hildegard-Forschung. Mit unermüdlicher und nüchterner Leidenschaft arbeitet sie seit Jahrzehnten mit ihren theologisch-philosophischen Werken. Wir verdanken ihrer Arbeit wesentliche Erkenntnisse in Bezug auf Hildegards Selbstbild und ihre höchst eigenständigen theologischen Ansätze. Gössmann hat, um nur ein Beispiel zu nennen, die double voice theory auf ihre Werke angewandt und so herausgearbeitet, dass Hildegard, wenn sie beispielsweise frauenfeindliche Thesen in ihren Werken nennt, diesen keineswegs zustimmt, sondern sie gleichsam kontrapunktisch bearbeitet und in der Gegenstimme ihre eigene Theologie zu Wort kommen läßt.
Was für ein Mensch war eigentlich William Shakespeare? Wie hat er gelebt? Wie sah er aus? Was tat er, wenn er nicht gerade damit beschäftigt war, einen seiner zahlreichen Knüller der Weltliteratur zu schreiben, die noch heute unzählige Schüler im Englischunterricht je nach Einstellung in Schrecken oder Begeisterung versetzen?
Um es gleich vorweg zu nehmen: Die „Ballade des Falken“ ist keine Shakespeare-Biographie. Eigentlich geht es auch gar nicht so sehr um den berühmten Dichter, sondern um den Heranwachsenden Nicholas Cooke, den natürlich niemand kennt. Wie könnte man auch, denn Nicholas ist eine fiktive Person.
Die ersten Jahre seines Lebens verbringt Nicholas Tomkins – so heißt er eigentlich – in Canterbury, wo er als Fünfjähriger mit ansehen muss, wie sein Vater als Dieb hingerichtet wird. Seine Mutter sinkt in die Prostitution ab. Nick selber ist äußerst wissbegierig und träumt von einem Theologiestudium. Dieses wird ihm jedoch verwehrt, sodass ihm nichts anderes übrig bleibt, als bei einem unsympathischen Stellmacher in die Lehre zu gehen. Lange arbeitet Nick allerdings nicht bei ihm, denn bei einem Streit verletzt er seinen Meister so schwer, dass er glaubt, er habe ihn getötet. Daraufhin flüchtet der Junge aus der Stadt. Seine Mutter ist bei der Geburt eines Kindes gestorben.
Nicholas verschlägt es nach London. Dort findet er schließlich Zugang zu Schauspieler- und Dichterkreisen. Mit Kit Morley (Christopher Marlowe) geht er eine stürmische Beziehung ein. Der von ihm hochverehrte Dichter wird jedoch ermordet. Nicks ausgesprochenes Talent für das Theater bleibt nicht unverborgen, und so geht der Junge bei dem Schauspieler John Heminges in die Lehre. Über John lernt Nick Shagspere (Shakespeare) kennen und schätzen, der seine innere Zerrissenheit und Einsamkeit versteht und ihn liebevoll „mein Falke“ – daher der Titel des Romans – nennt.
Der rastlose Nick findet keine Ruhe. Sein teilweise extrem egozentrisches Handeln erweckt beim Leser bisweilen alles andere als Sympathie. Zwar verabscheute Nick seinerzeit die Tätigkeit seiner Mutter, was ihn aber nicht davon abhält, sich nun immer wieder mit Prostituierten einzulassen. John Heminges, in dessen Haus Nick lebt, ist ihm sehr wohlgesonnen und ständig bereit, Nick sein nicht immer vorbildliches Verhalten zu verzeihen. Der Junge selber hat ein eher gespaltenes Verhältnis zu Heminges. Dessen Frau bringt er jedoch ganz andere Gefühle entgegen. Die Beziehung scheitert aber am Pflichtgefühl von Rebecca Heminges.
Um am Krieg in Irland teilnehmen zu können, lässt Nick die Schauspieltruppe im Stich. Das verzeiht ihm John jedoch nach Nicks Rückkehr und gibt ihm sogar seine Tochter Susan zur Frau. Die Ehe geht aber dank Nicks unbeständigem Wesen in die Brüche. Mit John versöhnt sich Nick erst viel später wieder, als er seinen Kindheitstraum erfüllen kann, Priester wird und so seinen inneren Frieden findet.
Der in der Ich-Perspektive geschriebene Roman gibt einen ausführlichen Einblick in das England der Renaissance. Vor dem Hintergrund der politischen Auseinandersetzungen erhält der Leser Zugang zu der Welt des Theaters jener Zeit, insbesondere dem bekannten Globe Theatre. Die Personen, die Nick umgeben, sind fast alle historisch. Hier ist der dem Roman beigefügte Anhang positiv hervorzuheben, in dem diese Personen und die sozialen Umstände, die sie umgaben, kurz charakterisiert werden.
Der Roman ist gut zu lesen, bisweilen allerdings ein wenig zähflüssig. Rückblickende historische Gegebenheiten und Umstände wirken manchmal etwas steif und gekünstelt. Im Ganzen zeichnet sich die Erzählweise aber durch eine lebendige und anschauliche Sprache aus.
Das Ende ist für einen modernen Roman ein wenig ungewöhnlich und erinnert eher an eine mittelalterliche Erzählung, was den Reiz dieses Werkes eigentlich erhöht, es sei denn, man erwartet den „Standardschluß“, demzufolge der Held und seine Geliebte sich glücklich in die Arme sinken. Schön, dass es nicht immer so ausgehen muss.
Rezension von _Sabina Schult_ aus Karfunkel Nr. 18, Seite 58
Abdruck auf dieser Seite (powermetal.de) mit freundlicher Genehmigung des _Karfunkel-Verlages_
[Karfunkel – Zeitschrift für erlebbare Geschichte]http://www.karfunkel.de
Um es gleich vorwegzunehmen: Dieses Buch ist uneingeschränkt lesenswert. Es ist spannend geschrieben, und es handelt von einer Frau, die ihren Wunsch nach Bildung und selbstbestimmtem Berufsleben gegen alle Widerstände verwirklicht.
Aufgewachsen als missachtete Tochter des Dorfpriesters von Ingelheim und seiner ihrem Heidentum im Geheimen gegen alle Indoktrination anhängenden sächsischen Frau, lernt Johanna zunächst heimlich mit ihrem älteren Bruder. Später wird sie von einem Lehrer der Domschule in Dorstadt, der ihre Begabung erkennt, in Lesen und Schreiben, Latein und Griechisch, vor allem aber im Gebrauch ihres für die Logik so begabten Verstandes unterrichtet. Schlimm wird es, als dieser Lehrer wegen der Freiheit seines Denkens durch einen klassischen Kleingeist abgelöst wird. Ein Jahr lang hat Johanna keinen Unterricht und verliert beinahe jede Hoffnung, dass sie jemals ihre Ausbildung fortsetzen kann. Dass sie nach einigen Wirren dennoch als Schülerin der Domschule akzeptiert wird, grenzt an ein Wunder.
Doch die Schwierigkeiten werden nicht weniger. Es scheint unmöglich, als Frau ungehindert Bildung zu erlangen, zu lernen und zu lehren. Und so ergreift Johanna die Gelegenheit, als sie nach einem Überfall der Normannen als einzige der Anwesenden aus Dorstadt überlebt: Sie verkleidet sich als Mann und geht ins Kloster nach Fulda. Dort findet plötzlich alles Achtung und Anerkennung, was ihr zuvor Kritik eingebracht hat: ihre wissenschaftliche Qualifikation, ihre Fähigkeit zu logischem Denken und zum gelehrten Disput, sie wird zum Gelehrten und Heiler, dessen Fähigkeiten schier unermesslich scheinen. Beim Ausbruch der Pest jedoch, an der auch sie erkrankt, muss sie mit einer sie enttarnenden Untersuchung rechnen, und so flieht sie aus Fulda und gelangt auf Umwegen nach Rom, wo sie ihre Karriere zielsicher fortsetzt – bis hin zur Ausübung des Papstamtes.
Dies allein wäre schon spannend genug, doch man ahnt schon, es fehlt noch etwas. Denn da sind Gerold, ein Markgraf aus Dorstadt, bei dem Johanna als Domschülerin lebte, und die Liebe der beiden…
Bleibt die Frage: Gab es sie wirklich, die Päpstin? Donna W. Cross ist davon überzeugt und legt dies anhand einer Reihe von Argumenten dar. Wer sich näher für die Forschungsgeschichte über dieses Thema interessiert, dem sei der Band von Elisabeth Gössmann mit dem Titel „Mulier Papa – der Skandal eines weiblichen Papstes. Zur Rezeptionsgeschichte der Gestalt der Päpstin Johanna“ empfohlen. Er erschien 1994 als Band 5 der Reihe “Archiv für philosophie- und theologiegeschichtliche Frauenforschung“ im iudicium Verlag München.
Rezension von _Barbara Stühlmeyer_ aus Karfunkel Nr. 17, Seite 58
Abdruck auf dieser Seite (powermetal.de) mit freundlicher Genehmigung des _Karfunkel-Verlages_
[Karfunkel – Zeitschrift für erlebbare Geschichte]http://www.karfunkel.de
Paul Bussons bekanntester Roman, der 1921 erstmals erschien, ist jetzt in 3. Auflage erhältlich, nachdem er lange vergriffen war. Die Erzählung des Sennon Vorauf um das Leben seiner vorherigen Geburt als Melchior Dronte wird von einem Rahmen umfasst. Eröffnet wird sie mit dem Hinweis, dass dieses Buch die Unsterblichkeit der Seele bekennen soll und dieses Bekenntnis in anderen erwecken möge.
Retrospektiv beginnt Vorauf die Geschichte seines Lebens, beginnend mit dem fünften Lebensjahr, zu erzählen. Dem Leser wird klar, dass es sich um einen Entwicklungsroman handelt, eine spirituelle Entwicklung. Diese vollzieht sich zur Zeit der Französischen Revolution, einer Zeit, die gezeichnet ist von Krieg, Gewalt und Zerfall der Aristokratie. Demgemäß ist die Sprache nicht nur der Situation angemessen – neben poetischen Landschaftsbeschreibungen stehen brutale Kriegsszenarien – sondern auch den Personen. Neben Dialektformen des einfachen Menschen spricht der Adel seine hochgestochene Sprache, der Magister sein Kanzleideutsch und der Pöbel die Sprache der Gosse.
Melchior verweilt selbst in verschiedenen Milieus, ist Student, Soldat, Bürger und Adeliger, entwickelt sich vom Rohling zum Ewli, einem, der ‚wiederkommt‘.
Der Tod begegnet dem Leser in verschiedenen Formen. Vom sanften ‚Entschlafen‘ über den grausamen Tod auf dem Schlachtfeld bis zum personifizierten Tod mit dem bezeichnenden Namen ‚Fangerle‘. Ebenso variationsreich ist der Reinkarnationsgedanke, denn die Seelen treten gefangen in Tierkörpern auf, wie dem allwissenden Papagei Appolonius, kehren ohne Wissen um eine Inkarnation in Körper ein, oder wie im Falle des Dronte auch bewusst.
So geschehen, nachdem er in den Revolutionswirren seinen Kopf durch die „Maschine des Guillotin“ verliert. Doch hier endet der Roman überraschenderweise nicht, sondern schildert den Weg der Seele in den nächsten Körper, den des Sennon Vorauf, aus dessen Leben einige Details erzählt werden. Geschlossen wird die Erzählung von seinem Freund Kaspar Hodrich, der die Funktion des Ich-Erzählers übernimmt und vom Verschwinden Sennons im Albanien des ersten Weltkrieges erzählt. Er bekommt auch die Erzählung, innerhalb der fiktiven Geschichte, zugesandt.
„Aber – was in diesem Werk ist Fiktion, Phantasie, Geschichte – was erlebt und was aus einem tieferen, verborgenen Wissen gespeist“ (S. 295), um den Herausgeber Jürgen Grasmück, selbst erfolgreicher Autor zahlreicher phantastischer Romane (u.a. unter dem Pseudonym Dan Shocker die Heftromanserien Macabros, Larry Brent und Ron Kelly) aus seinem Nachwort zu zitieren.
Das Vorwort verfasste übrigens Penny Mc Lean, die schreibt: „dieses Buch wird zum Hinweis- und Zeichenlieferant in Ihrem Leben“. Dem mag sich der Rezensent nicht ganz anschließen, kann aber gehobene Unterhaltung versprechen, wie auch Anregungen zur Reflexion über wesentliche Aspekte des Lebens und natürlich des Todes.
Ungewöhnlich ist der für das Buch gewählte Schriftsatz. Auf Blocksatz wurde verzichtet und die Schrift linksbündig gesetzt (zumindest in der mir vorliegenden 1. Auflage) was den Lesefluss aber in keiner Weise beeinträchtigt. Zahlreiche Illustrationen von Maria Anna Schmitt, die schlicht aber schön sind, schmücken dieses Buch.
_Martin Dembowsky_
für die [AHA-Zeitschrift]http://www.aha-zeitschrift.de
In Anlehnung an die zwischen 1909 und 1913 von der „Großen Weißen Bruderschaft“ zu den Tag- und Nachtgleichen im Frühling und Herbst (Äquinoxe) herausgegebenen Bände des Äquinox (insgesamt 11 Bände), nennt der Autor Knut Gierdahl, Redakteur des legendären Okkultmagazins AHA, seinen Band „Der Goldene Equinox“. Ebenso setzt er sich mit der Wahl des Titels von den in der Schweiz, vom Verlag Psychosophische Gesellschaft (in limitierter und nummerierter Auflage, ohne Jahr) herausgegebenen Äquinoxen ab, bei denen es sich jedoch nicht um Übersetzungen der englischen Ausgaben handelt, sondern um die Herausgabe einzelner Werke von Aleister Crowley (z.B. „Das Herz des Meisters“, „Kleine Aufsätze die zur Wahrheit führen“, etc.).
Sieht Gierdahl die Schwerpunkte der damaligen Äquinoxe in der Klärung der Eckpunkte und Wurzeln von Thelema in der Sprache der Magie, so soll sein Goldener Equinox dem Leser Anregung und Hilfe sein, „Magick als Set von Methoden [zu] verstehen, um ihren Wahren Willen zu erschaffen und zu leben“ (Vorwort, S. 6). Dazu wählt er, gemäß dem damaligen Motto des Äquinox: „Die Methode der Wissenschaft – Das Ziel der Religion“, die wissenschaftliche Sprache, „um Thelema als sinnstiftende Lebensform weiter zu entwickeln“ (ebd. S.7).
In 13 Abhandlungen, eine in Zusammenarbeit mit Michael D. Eschner, geht der Autor auf vielseitige Themen wie Gnostizismus, Logik, Liber Al, Schuld und Verantwortung, Kult der Sonne etc. ein und bringt sie in Zusammenhang mit Thelema. Neben den Artikeln befindet sich in diesem Band auch eine Kurzgeschichte, „Der Grasgrünfärber“, die an einen Zen-Koan erinnert, sowie eine praktische Anleitung zur Ausübung der yogischen Sonnengrüße mit photographischen Abbildungen der einzelnen Stellungen im Anhang, nebst Einführung in das System des Yoga mit Bedeutung von Atem, Tipps zur Vorbereitung und dergleichen mehr. Allgemein wird immer wieder Theorie mit Praxis verbunden und auf die Umsetzung in den Alltag hingewiesen. So gibt auch das Kapitel über „Willenstraining“ eindeutige Handlungsanweisungen.
Die einzelnen Artikel lassen einen roten Faden erkennen, beginnend mit den Wurzeln Thelemas im Gnostizismus – Gnosis als Erkenntnis, die nicht vermittelt, sondern erlebt wird – und der Bedeutung vom Kult der Sonne bei Ägyptern, Indianern und Hindus, bis hin zu Thelema als „Designer-Religion“ des Neuen Äons mit verschiedenen, individuellen Entwicklungswegen und -modi. Dabei werden zentrale Themen wie Ideologie, Weltanschauung und Logik angesprochen (wie z.B. in „Open-Source-Kultur und die schenkende Tugend“ oder „Fuzzylogik und die Tattwas“).
Knut Gierdahl wählt einen lockeren, den Leser ansprechenden Stil mit humorvollen Ansätzen. Stets erläutert er seine Aussagen mit konkreten Beispielen aus Alltag, Geschichte oder Technik, fügt Zitate ein oder nennt Literaturstellen zur Weiterführung.
Negativ fallen der Drucksatz und oberflächliches Lektorat ins Auge. So werden mal einzelne Worte oder Absätze wiederholt oder der Drucksatz wechselt von Block- in Flattersatz. Ebenso hätten bei den zitierten Quellen nähere Angaben (z.B. Erscheinungsjahr, Band- /Seriennummer) erwähnt werden können.
Insgesamt wird Knut Gierdahl seinem Anspruch mehr als gerecht und der Goldene Equinox ist für jeden an Magie, Thelema und/oder Entwicklung Interessierten mit Gewinn zu lesen.
Eine Fortsetzung, wie als „Open-Source-Projekt“ geplant, wäre ebenso wünschenswert wie eine thematische Ausweitung über Thelema relevante Themen hinaus.
_Martin Dembowsky_
für die [AHA-Zeitschrift]http://www.aha-zeitschrift.de
Ergänzung des Lektors: Zum Bereich Thelema hat K. Gierdahl bzw. die Zeitschrift „AHA“ ein umfangreiches Sonderheft für 9 € herausgebracht, das man auf der Homepage bestellen kann. Dies könnte man als Fortsetzung des hier beschriebenen Bandes betrachten, wenngleich die Artikel hier von verschiedenen Autoren stammen – umso interessanter.
Die Schulmeinung über Herkunft, Alter und Frühgeschichte der Menschheit gerät seit einiger Zeit beständig ins Schwanken – zumeist aufgrund allerlei seltsamer Funde, die sich partout nicht in eines der Aktenzimmer des eckigen Baukastensystemgebäudes ihrer Theorie einsortieren lassen wollen. Dabei findet immer wieder etwas Anpassungsarbeit statt, aber es gibt auch völlig andere Ansätze, die das gesamte Gebäude praktisch niederzureißen imstande sind und aufgrund ihrer ernsthaft erwägbaren Überlegungen eine überdenkenswerte Beachtung verdient haben.
So hat sich beispielsweise in „Das Gottesgen“ eine Autoreninitiative angeschickt, ihre Beobachtungen und Gedanken aus dem Bereich der Paläo-SETI vorzustellen, also der Möglichkeit menschlichen Ursprungs durch außerirdischen oder frühen hochkulturellen Einfluss. Dabei wählt man in diesem Falle einen Ansatz, der in den Mythen der Menschheit begründet liegt und mit der in Wissenschaftskreisen durchaus diskutierten These ansetzt, dass Mythen – wie die Bibel und andere „Heilige Bücher“ wie Mahabharata (Indien), Popul Vuh (Mayas), Sohar (jüdisch), Koran (Islam) oder Gilgamesch-Epos (mesopotamisch) – durchaus nicht nur gleichnishaft formuliert sind, sondern oftmals reale Geschehnisse wiedergeben, die nur eine bildhafte und sprachlich angepasste Transformation erfahren haben und nun von uns „entschlüsselt“ werden müssen. Eine solche Vermutung des Realcharakters liegt bereits aufgrund einer frappierenden Übereinstimmung der Grundzüge der Bücher nahe. Diesen Schriften widmen sich die Autoren in vier gut verständlichen Aufsätzen, wobei einzelne Textpassagen unter obiger Prämisse unter die Lupe genommen werden.
Die Schöpfungsmythen werden als genetische Züchtungsakte verstanden, Chimären – Mischkreaturen – aus den Mythen finden Eingang in die Überlegungen, auch Traditionen der Ehebindung und Sexualverbote und –gebote werden im Hinblick auf Zuchtauswahlerhalten analysiert. Wichtig ist dabei, dass innerhalb von Vorwort, den Artikeln selbst und insbesondere in „Wege zur Interpretation von Mythen“ von Dr. Walter Kiefl auf mögliche Kritikpunkte dieses Ansatzes eingegangen wird und eine fundierte Begründungsfindung und Berechtigungsgrundlage für diese unkonventionelle Herangehensweise angestrebt wird, auch wenn es etwas mühselig ist, sich stets vor den Schulwissenschaften behaupten zu müssen, die ihre Vormachtstellung lediglich aus einer Traditionsentwicklung und nicht etwa einem Wahrheitsanspruch heraus ableiten können.
Die genauen Thesen und Analyseinhalte möchte ich an dieser Stelle nicht ausführen, um dem Leser die Neugierde zu erhalten. Es sei lediglich gesagt, dass das gesamte Buch eine Lesefaszination ist, viele Aha-Effekte in sich birgt und ein staunenswertes Gesamtbild modelliert, das zu weiterer Lektüre in diesem Themenbereich reizt. Lediglich der – ansonsten vielfach gut durchdachte – Text „Das Gottesgen“ von Charlotte Halink, der zum Teil auf eine ungewöhnliche, aber dadurch sehr faszinierende Neuübersetzung des Alten Testamentes von Dieter Vogl zurückgreift, für meinen Geschmack in seinen Schlüssen aber etwas zu weit ausholt und in der zeitlichen Abfolge schwer nachvollziehbar ist, könnte durchaus noch einmal auf Stichhaltigkeit geprüft werden; hier beschränke ich mich auf die dargestellten Einzelfakten und folge in den Schlüssen lieber „Göttliche Experimente“ von Werner Betz und „Jungfrauen für die Götter“ von Gudrun Strüber.
Neben zahlreichen Quellenangaben im Text ist dem Buch ein Literaturverzeichnis beigefügt, das zum Schmökern einlädt, außerdem werden die Autoren in einer Kurzdarstellung vorgestellt. In der Summe ein sehr empfehlenswertes Taschenbuch für alle, die neue Horizonte des Denkens zu öffnen willens sind.
Inhalt:
• Vorwort
• Das Gottesgen – Eine Neuinterpretation des Alten Testamentes (von Charlotte Halink)
• Göttliche Experimente – Merkwürdige Wesen überall (von Werner Betz)
• Jungfrauen für die Götter (von Gudrun Strüber)
• Wege zur Interpretation von Mythen (von Dr. Walter Kiefl)
• Literaturverzeichnis
• Zu den Autoren
Bestellmöglichkeit über [Ancient Mail]http://www.ancientmail.de
Die Drachenlords sind Menschen, die nur mit einer halben Seele geboren wurden. Den frei bleibenden Teil besetzt die ebenfalls halbe Seele eines Drachen. Die so entstandenen Werdrachen können mehrere tausend Jahre alt werden und sind sehr mächtig, da sie über die Fähigkeit verfügen sich zu verwandeln und in Drachengestalt zu fliegen. Sie können telepathisch miteinander kommunizieren und mittels ihres Drachenfeuers heilen. Als unparteiische Schutzherren der Menschheit werden sie bei Konflikten als Vermittler und oberste Richter um Hilfe gebeten.
Als im Land Cassori der Herrscher plötzlich verstirbt, werden die drei Drachenlords Linden, Kief und Tarlna gerufen, um die Streitigkeiten bei der Thronfolge zu schlichten. Linden ist mit seinen 600 Jahren der jüngste aller Drachenlords und seit vielen Jahren auf der Suche nach seiner Seelengefährtin, einer Frau, die mit der anderen Hälfte seiner Seele geboren wurde und ebenfalls die Fähigkeit besitzt, sich in einen Drachen zu verwandeln.
In Casna, der Hauptstadt Cassoris, trifft Linden auf die Seefahrerin Mauryanna, die er als seine Seelengefährtin erkennt. Die beiden verlieben sich ineinander, doch da Mauryanna ihre erste Verwandlung in einen Drachen noch nicht erlebt hat, wird sie durch die Anwesenheit der Drachenlords gefährdet. Sollte einer der Drachenlords sich in ihrer Gegenwart in einen Drachen verwandeln müssen, könnte der Drache in ihr zu früh erweckt werden, was ihren Tod bedeuten könnte.
Als die Bruderschaft – böse Magier, die alle Drachenlords vernichten wollen – einen Anschlag auf Linden verübt, spitzt sich die Lage zu.
Ein sehr schöner Drachenroman, der sich vor den Pern-Büchern von Anne McCaffrey nicht zu verstecken braucht. Die Autorin richtet ihre Aufmerksamkeit hauptsächlich auf die gefahrvolle Liebesgeschichte zwischen dem letzten Drachenlord und seiner Seelengefährtin. Jedoch wird auch das tödliche Intrigenspiel am Hofe Casnas eindringlich geschildert und die Spannung durch die bedrohliche Bruderschaft aufrechterhalten.
Joanne Bertin wurde 1953 in New York geboren und lebt heute in Connecticut, wo sie in einer Bücherei arbeitet. Der letzte Drachenlord ist ihr erster veröffentlichter Fantasy-Roman.
Mystik ist in unserer Zeit ein schwer fassbarer Begriff, der nur allzu oft mit abgehobenen Phantastereien und Wundern einer transzendierten, weltscheuen Esoterikelite in einen Kontext gebracht wird. Dass hier ein deutliches Missverständnis durch Unkenntnis der eigentlichen Materie vorliegt, macht Michaela Diers, Herausgeberin des Buches „Mystik“, in ihrer stimmungsvollen Einleitung deutlich, mit der die Problembereiche und das Fundamentale des Mystikbegriffes mit klaren, wohlgesetzten Worten zum Punkt gebracht werden und welche den Leser wunderbar auf das Nachfolgende einzustimmen vermag.
_Band 1: Systematischer Teil / Musikgeschichte von den Anfängen bis zur Renaissance_
Aus der Reihe der beliebten dtv-Atlanten zählt das zweibändige Werk „Musik“ nun bereits seit 25 Jahren zu den festen Größen der musiktheoretischen Veröffentlichungen (Band 1 seit 1977, Band 2 seit 1985; in 14 Sprachen erschienen). Auf insgesamt 600 klein gedruckten Seiten in vom dtv gewohnter ausgezeichneter Papier- und Druckqualität wird ein zwar komprimierter und knapp gefasster, aber gerade dadurch sehr umfassender Rundumschlag mit Überblicken zum systematischen / musiktheoretischen und musikgeschichtlichen Wissen geboten. Jede Themenseite gliedert sich in den eigentlichen, stets gut lesbar strukturierten Sachtext zur rechten und durchgehend mehrfarbige begleitende und gut veranschaulichende Grafiken – mit viel Sorgfalt erstellt und von hohem didaktischen Nutzwert – zur linken Buchseite.
Zwar können die beiden Bände dank eines sehr detaillierten Personen- und Sachregisters als Nachschlagewerk verwendet werden, lassen sich vom eigentlichen Aufbau her aber besonders gut durchgehend lesen, da sie nicht lexikalisch, sondern thematisch aufbauend gegliedert und nicht in Stichpunkten, sondern als zusammenhängende Texte abgefasst wurden. Der systematische Teil im ersten Band umfasst dabei alles Grundsätzliche zur Musik, angefangen bei Akustik, Gehör- und Stimmphysiologie, Hörpsychologie (also physikalischen, biologischen und psychologischen Voraussetzungen) über Instrumentenkunde (die von simplen Schlaginstrumenten alter Zeit bis hin zu elektronischen Klangerzeugern der Neuzeit reicht) und die besonders wesentliche Musiklehre bis hin zu einer Darstellung klassischer Gattungen und Formen der Musik. Aufgrund der Komprimierung ist dieser nicht immer einfache Teil natürlich vor allem für einen Überblick oder zur Auffrischung und Vertiefung durch den musikalisch bereits Vorgebildeten geeignet und kann den interessierten Laien nicht so gut in die Thematik einführen wie ein ausführlicherer Text zur Sache.
Der musikhistorische Teil beginnt in Band 1 bereits mit der Altsteinzeit, geht dann über die antiken Hochkulturen und das Mittelalter zur Renaissance. In Band 2 wird dies dann von Barock bis zur heutigen Zeit noch ausführlicher dargelegt, da natürlich mehr Informationen zur Verfügung stehen. Dabei wird die Musik immer im gesellschaftlichen Kontext analysiert und Einflüsse von Weltanschauung, Spiritualität, Riten, Kultur übergreifender gegenseitiger ‚Befruchtung’ betrachtet. Man beschränkt sich hierbei allerdings nicht auf eine rein geschichtliche Darstellung, sondern bleibt parallel dazu in einem systematischen Kontext, der die besonderen Strukturen, Instrumente, Gattungen der Musik innerhalb der jeweiligen Entwicklungsepoche beachtet. Durch diese dialektische Herangehensweise, zusammen mit der Möglichkeit, Details im vorhergehenden systematischen Teil nachzuschlagen, lässt sich der musikhistorische Part sehr gut lesen und hat einiges Interessantes zu bieten.
Ein kritischer Punkt sei jedoch bei aller Güte der Arbeit erwähnt: Inzwischen wäre es an der Zeit, die Reihe um einen dritten Band zu erweitern, der sich eingehender mit der Moderne befasst, zumindest mit Jazz, Blues und Rock und ihren Variationen und Entwicklungen. Zwar werden beispielsweise dem Jazz und der elektronischen Musik Raum zugestanden, aber die Ausführlichkeit lässt trotz des knappen Grundaufbaus noch zu wünschen übrig, und modernere Entwicklungen (es sei hier nur der neoklassische und progressive Rockbereich erwähnt) fehlen gänzlich, obwohl das 20. Jahrhundert sicherlich ausreichend Ansatzpunkte für theoretische und historische Betrachtungen bietet und das Interesse seitens der Leserschaft an einer solchen Erweiterung gegeben sein dürfte.
Ob man nun gezielt bestimmte Themen nachlesen möchte, die Bände als Nachschlagewerk Verwendung finden oder man sich die Muße nimmt, das gesamte Buch aus Interessenneigung und Gründen der Weiterbildung in Gänze zu lesen – die beiden dtv-Atlanten zur Musik kann ich jedem fachlich musikalisch Interessierten nur zur Aufnahme in die eigenen Buchbestände empfehlen.
Band 2: Musikgeschichte vom Barock bis zur Gegenwart
Aus Gründen der Zweckmäßigkeit ist nachfolgend die gleiche Textbeschreibung zu finden wie bereits zu Band 1.
Aus der Reihe der beliebten dtv-Atlanten zählt das zweibändige Werk „Musik“ nun bereits seit 25 Jahren zu den festen Größen der musiktheoretischen Veröffentlichungen (Band 1 seit 1977, Band 2 seit 1985; in 14 Sprachen erschienen). Auf insgesamt 600 klein gedruckten Seiten in vom dtv gewohnter ausgezeichneter Papier- und Druckqualität wird ein zwar komprimierter und knapp gefasster, aber gerade dadurch sehr umfassender Rundumschlag mit Überblicken zum systematischen / musiktheoretischen und musikgeschichtlichen Wissen geboten. Jede Themenseite gliedert sich in den eigentlichen, stets gut lesbar strukturierten Sachtext zur rechten und durchgehend mehrfarbige begleitende und gut veranschaulichende Grafiken – mit viel Sorgfalt erstellt und von hohem didaktischen Nutzwert – zur linken Buchseite.
Das SKULLCRUSHER-Magazin ist fünf Jahre alt geworden und hat es in dieser Zeit auf stattliche neun Ausgaben gebracht. Die mir vorliegende Ausgabe Nr. 9 ist Metal pur und hat es absolut in sich. Ein schöner, gehobener Schreibstil, der dennoch locker, flockig daher kommt, macht das Lesen der überaus informativen wie auch teilweise amüsanten Berichte einfach und lädt immer wieder zum Nachlesen ein. Man merkt den Fanzinemachern ihren Spaß an der Sache an und so verstehen sie es, mit Herzblut, Witz und Verstand interessante Artikel und Interviews zuverfassen.
Geboten werden unter anderem Stories von AMON AMARTH, verfasst vom General selber, der wohl ein absoluter Fan der genannten Band ist, NAPALM DEATH, IN FLAMES, CANNIBAL CORPSE, RIGER, ein endgeiles Interview mit DECIDE-Mastermind Glen Benton, TAETRE u.v.a.m. Die Ausrichtung konzentriert sich, wie man sieht, eher auf die härtere Gangart des Metals, wobei die Reviews, welche durchweg versiert geschrieben sind, sich auch auf andere Bereiche ausweiten. Hier wird einfach alles, was irgendwie mit Stromgitarren zu tun hat, rezensiert; von 30 SECONDS TO MARS über SEPULTURA bis hin zu ZED YAGO.
Sehr unterhaltsam ist die SCULLCRUSHER-History Pt. 1, in der die Herren Schreiber sich, mit einer dicken Portion Selbstironie, selbstbeweihräuchern – muss man gelesen haben. Hieran anknüpfend ist das SKULLCRUSHER-Quiz mit Fragen wie z.B.: Was empfiehlt sich bei einer Schlüsselgeißelung auszurufen?
a) Mea Culpa
b) Vergib, mir Herr
c) Nein, Nein, Nein
d) Ich will geläutert sein
e) Aua
Auch diese Frage kann man nur beantworten, wenn man den oberscharfen Bericht „Dein Schlüssel zur Geißelung“ gelesen hat, Zwerchfellkrampf garantiert.
Ein besonderes Metalbonbon ist die THE SIXTH INCUBATOR-Aktion, denn im vorliegenden Heft ist das Coverartwork der aktuellen CD der genannten Band beigelegt, und man muss sich nur noch die Songs kostenfrei von der Website ziehen, dann kann man sich die CD selbst zusammenschrauben; coole Aktion, wie ich finde. Hier die Webadresse:
http://www.skullcrusher.net
Das SKULLCRUSHER-zine ist definitiv Metal und hat es verdient, von jedem echten Metaller bestellt zu werden, zumal die Jubiläumsausgabe umsonst ist, lediglich 1,- Euro (für P+V) Unkosten fallen an.
SKULLCRUSHER Magazine
c/o Harald Deschler
Jörgstr.9
88410 Bad Wurzach
E-Mail: skullcrushermagazine@web.de
Clive Cussler war während des Koreakrieges Flugzeugingenieur und Mechaniker der US Air Force, wurde in seiner zweiten Karriere als Autor und Produzent für Radio- und Fernsehwerbekampagnen bekannt und hat an Expeditionen auf der Suche nach vergessenen Goldminen und versunkenen Schiffen teilgenommen. Mit seinem mittlerweile 14. in Deutschland erschienenen Buch „Das Todeswrack“ – zwei weitere Romane sind bereits als gebundene Ausgabe angekündigt bzw. erhältlich – bricht Cussler mit einer Tradition: Zum ersten Mal spielt sein legendärer Held Dirk Pitt, eine Mischung aus James Bond und Indiana Jones, nicht mehr die Hauptrolle, was wohl auf die Hauptarbeit des „Co“-Autors zurückzuführen sein dürfte.
Als die Meeresarchäologin Nina Kirov an der marokkanischen Küste Artefakte entdeckt, die bisher nur in Mexiko gefunden wurden und auf die Olmekenkultur in den Jahren 700-800 v. Chr. datieren, wird ihre Expedition überfallen und ermordet. Nur mit knapper Not kann sie dem Überfall entkommen und wird von Kurt Austin und Joe Zavala, Kollegen von Dirk Pitt im Dienst der NUMA (National Underwater & Marine Agency), gerettet.
Zuerst getrennt, später gemeinsam, machen sich die drei mit Unterstützung weiterer NUMA-Mitarbeiter an die Aufklärung des Überfalls und kommen einem Geheimbund auf die Spur, der seit Jahrhunderten besteht und mit allen Mitteln wissenschaftliche Beweise über den kulturellen Austausch zwischen alter und neuer Welt vor Christoph Columbus vernichtet.
Während die Meeresbiologin Gamay mit einem mexikanischen Professor auf der Flucht vor |Chicleros| (Tempelräuber) in Yucatan ein antikes Navigationsinstrument entdeckt, tauchen Austin und Zavala vor Nantucket zum Wrack der absichtlich versenkten |Andrea Doria| nach weiteren Artefakten, die zu einem sagenhaften Schatz der Maya führen sollen – immer gejagt vom Anführer der geheimen Bruderschaft, der sich als Nachkomme des Gottes Quetzalcoatl sieht und mit diesem ein neues Weltreich der Maya errichten will.
Cusslers Werke sind einfach gestrickte Abenteuerromane ohne besonderen Anspruch auf wissenschaftliche Realität. Nichtsdestotrotz ist jedes seiner Bücher ungemein spannend und bietet kurzweilige Unterhaltung. „Das Todeswrack“ macht dabei keine Ausnahme, zählt aber dennoch zu den schwächsten seiner Romane.
Die Hauptrollen des Heldenpaars Pitt/Giordino wurden nur halbherzig gegen deren Kollegen Austin/Zavala ausgetauscht. Die Charaktere sind zu ähnlich, unterscheiden sich nur in Nuancen und wirken dadurch wie Abziehbilder der bekannten Identifikationsfiguren, leider ohne deren (selbst-)ironischen Witz. Die Story folgt in Struktur und Aufbau allen Vorgängerromanen, weist aber erstmals einige Längen auf, wie zum Beispiel bei der Flucht von Gamay und Professor Chi vor den Chicleros und der fast krampfhaft konstruiert anmutenden Zusammenkunft mit ihren Rettern. Leider erscheint auch das große Finale nicht ausreichend spektakulär.
Neueinsteigern seien ältere Werke wie „Der Todesflug von Cargo 03“, „Um Haaresbreite“ oder „Operation Sahara“ empfohlen.
Der Titel „Korbinian – Das unbekannte und rätselhafte Leben eines europäischen Heiligen“ lässt zunächst auf einen recht fachspezifischen Text schließen, aber eine Lektüre verdeutlicht, dass dieses Buch des Amateurhistorikers Stephan Baum weit davon entfernt ist, ein trockenes Spezialistenwerk zu sein. Der Autor verbleibt zwar im historisch süddeutschen Raum und konzentriert sich auf das Leben und Wirken des Heiligen Korbinian, nimmt dies aber vielmehr zum Anlass, das Mysterium der Heiligen in frühmittelalterlicher Zeit zu beleuchten und dabei eine Vielzahl von Themen und Randbemerkungen aufzugreifen.
England, Mitte des 17. Jahrhunderts. Der von Asthma, Kurzsichtigkeit und einem Klumpfuß geplagte Buchhändler Isaac Inchbold führt einen beschaulichen Laden auf der London Bridge, den er nur ungern verlässt und sich lieber in aller Ruhe seiner Arbeit und den Büchern hingibt, während er die allzu hektische Außenwelt der Metropole London aussperrt. Mit dieser einsiedlerischen Beschaulichkeit ist es vorbei, als er durch einen Brief der Lady Marchamont und seine anschließende, eher widerwillige Reise zu ihrem Anwesen den Auftrag erhält, ein verschollenes, höchst seltenes und geradezu mystifiziertes Pergament namens „Das Labyrinth der Welt“ wiederzubeschaffen, das Teil des mysteriösen |Opus Hermeticus| ist. Natürlich stürzt ihn dieser interessante, aber scheinbar harmlose Auftrag in ein labyrinthisches Gewirr aus Intrigen, Geheimnissen, Verbrechen und Verschwörungen der Mächtigen, wobei Politik und Kirche eine nicht unerhebliche Rolle spielen.
Abseits von wirr konstruierten Verschwörungsromanen gelingt es Ross King, ein authentisches und sehr lebendiges Bild des damaligen England zu entwerfen und die Bedeutsamkeit bestimmter Schriften vor Augen zu führen, ähnlich wie dies bei Umberto Eco in „Der Name der Rose“ geschieht – ein Vergleich, der sich bei Büchern und Labyrinthen natürlich geradezu aufdrängt. Überhaupt findet man viele kleine literarische Anspielungen und Hintergründe in diesem genussreichen Werk, das besonders für wahre Buchliebhaber eine literarische Gaumenfreude ist, ohne allerdings durch die allzu wortgewaltige und überdetaillierte Fachkundigkeit Ecos zu verwirren und abzuschrecken. Der Antiheld Inchbold stolpert mehr gezwungen als gewollt von einer misslichen Lage und brenzligen Situation in die nächste, hat aber ausreichend Stärken auf intellektuellem Gebiet, um der Lage gewachsen zu sein und jedem Fan von Sherlock Holmes mit seinem kriminalistischen und bibliophilen Spürsinn ein erquicklicher Begleiter durch die Abenteuer zu sein, die Leser wie Held erwarten.
Der Autor
Der Autor, Ross King, lebt und schreibt in Oxford, hat an der York University promoviert und wurde durch sein erstes Buch „Die Masken des Domino“ bekannt. Und was liegt für einen Literaten näher, als einen historischen Detektivroman als Ode an das Buch zu entwerfen und in die Zeit zu legen, in der ein Buch noch eine ganze Welt verändern konnte. Ein stiller Genuss, der, ohne es mit der Komplexität von Inhalt und Sprache zu übertreiben, zu unterhalten wie auch zu unterweisen weiß.
Der amerikanische Autor P.T. Deutermann war Captain der U.S. Navy und schreibt seit einigen Jahren erfolgreich Militär- und Actionthriller, die bei uns jedoch weitgehend unbekannt geblieben sind. Im Gegensatz zu den bekannten Genregrößen wie Clancy, Brown, Coonts und den Newcomern wie Harry und Cobb wird bei Deutermann jedoch selten der High-Tech-Krieg zelebriert und/oder die omnipotente Schlag- und Feuerkraft der amerikanischen Militärmacht glorifiziert. Seine Protagonisten sind zumeist demotivierte mittlere Dienstränge am Ende ihrer Karrieremöglichkeiten, die ihre Illusionen in den Schützengräben des militärischen Verwaltungsapparates verloren haben und an der Autorität und Kompetenz ihrer Vorgesetzten zweifeln. Mit ‚Am Abgrund’ legt Deutermann einen Thriller vor, in dem FBI und U.S. Army sowie die privatisierten amerikanischen Eisenbahnen den Hintergrund stellen.
Als eine große Eisenbahnbrücke über den Mississippi gesprengt wird, erhält Assistant Director (AD) und Leiter einer staats- und behördenübergreifenden Ermittlungsabteilung, Hush Hanson, vom FBI den Auftrag, den Fall gemeinsam mit seiner ihm neu zugeteilten Stellvertreterin Carolyn Lang aufzuklären.
Zur gleichen Zeit muss ein beschädigtes Transportflugzeug der Army auf dem Flugfeld eines Waffen- und Munitionsdepots notlanden, in dem zurzeit ein Bahntransport mit zur Entsorgung vorgesehenen chemischen Waffen zusammengestellt wird. Das Gelände wird in kürzester Zeit durch eine Einheit des Special Operations Command (SOC) zur Sperrzone erklärt, da die Ladung des Flugzeugs aus defekten russischen Torpedos mit atomaren Gefechtsköpfen besteht. Der bereits genehmigte und geplante Bahntransport der Chemiewaffen soll nun auf angebliche Anweisung höchster Stellen dazu benutzt werden, die Gefechtsköpfe zu einem Entsorgungslager zu transportieren, da ein Weitertransport per Flugzeug aus technischen Gründen nicht möglich ist.
Dazu muss aber der Mississippi überquert werden, der Attentäter macht jedoch nach der ersten gesprengten Brücke nicht halt und schaltet nacheinander weitere Übergänge durch Sabotageakte aus. Während die Ermittlungen des FBI nur mühsam voranschreiten, muss der Zug immer wieder umgeleitet werden und der Leiter des Transports stößt ständig auf bürokratische und technische Hindernisse. So entsteht ein dramatischer Wettlauf, bei dem sich unaufhaltsam alles auf den Showdown hinsteigert.
Der Roman lebt von den Konfliktsituationen der Beteiligten an den einzelnen Handlungssträngen. Da ist der FBI-Ermittler, der nur langsam herausfindet, dass dieser Fall entscheidend für seine weitere Karriere ist und seine intriganten Vorgesetzten ein übles Spiel mit ihm treiben. Der Attentäter, der aus Rache für ein persönliches Schicksal die Eisenbahngesellschaften zur Verantwortung ziehen will. Der Army Colonel, der sich in ständigem Streit mit der Transportmannschaft aus Karrieregründen eigenmächtig über Befehle hinwegsetzt und verantwortungslos die Zivilbevölkerung gefährdet.
Der Leser weiß schon sehr viel früher als die Ermittler, wer der Attentäter ist. Die Spannung entsteht auch weniger durch die Suche nach dem Täter, sondern aus der Frage, ob und wie dieser es schafft, weitere Brücken zu zerstören.
Zum Showdown hin wird die Handlung etwas zu vorhersehbar, wobei einzelne Aktionen dennoch für die eine oder andere Überraschung sorgen. Kleinere Kritikpunkte sind die etwas unverständlichen Beschreibungen der Brückenkonstruktionen sowie, für Freunde und Kenner des Genres, die gelegentlich vollkommen misslungenen Übersetzungen militärischer Fachbegriffe.
Ansonsten ist Deutermann ein spannender und atmosphärischer Thriller gelungen, schnörkellos und ohne Längen, der gut ausgewogen Actionszenen, militärisches, wirtschaftliches und polizeipolitisches Hintergrundwissen mit gut nachvollziehbaren und einfach geschilderten Psychogrammen der Protagonisten verbindet.
Dass mit unserer Geschichtsdatierung, insbesondere der Zeit vor der Antike, so einiges nicht stimmen kann und unsere Vorstellungen vom Können und der Gesellschaft jener alten Zivilisationen zwingend korrigiert werden müssen, was auch immer wieder geschieht, ist offenkundig. Allzu viele Funde, zumal Schriftfunde und technisch meisterhafte Titanenbauten, lassen sich einfach nicht in das noch vor kurzem als schulwissenschaftliche Wahrheit verkaufte Konstrukt des etablierten, selbst beweihräuchernden Wissenschaftsbetriebes eingliedern. Das Korsett ist zu eng geworden und passt nicht mehr.
Mit dem bayrischen Privatgelehrten Dr. h.c. [Hubert Zeitlmair]http://www.maltadiscovery.com tritt ein weiterer Forscher den Feldzug gegen festgefahrenes Denken an, und erfreulicherweise begnügt er sich nicht damit, von anderen abzuschreiben und Ideen zu übernehmen, sondern ist selbst archäologisch vor Ort aktiv, um in diesem Fall in Zusammenarbeit mit befreundeten Wissenschaftlern und Fachexperten die Vorgeschichte Maltas zu erforschen. Mit diesen Forschungen hat er sich über Publikationen in Fachzeitschriften hinaus einen Namen gemacht, spätestens seit seiner Entdeckung des „Unterwassertempels“ Gebel Gol Bahar sowie der Auffindung und Übersetzung von Steintafelschriften. Wenn man sich die Frage stellt, wie ein solcher Tempelkomplex in diesen Wassertiefen liegen kann, ist man schon auf der richtigen Spur. Dabei sei angemerkt, dass man kürzlich – nach Studium mythischer Texte – auch eine Stadt in den Wassern vor Indien fand, außerdem künstliche Monumentalstrukturen vor der Küste Japans, um nur zwei Beispiele zu nennen. Das dürfte so manchen Historiker ins Grübeln bringen.
Malta ist ein ganz außergewöhnlicher Ort – und dies über den schon oberflächlich merklichen Rahmen hinaus, wie der Autor in seinem Buch aufzeigt. Doch bereits die neutralen Fakten machen diese eher unwirtliche Mittelmeerinsel – es gibt dort nicht einmal Grundwasser – zu einem erstaunlichen Zentrum der Altertumsforschung. So gibt es hier auf vergleichsweise engem Raum 25 bislang entdeckte Tempelkomplexe, die in ihrer Struktur einzigartig erscheinen; überdies etliche unterirdische, ebenso ungewöhnliche Tempelanlagen. Allerdings ist es eher zweifelhaft, dass es sich hier um „Tempel“ handelt. Die Fachwelt schmeißt bei allzu alten Strukturen gern sofort mit „Ritualplatz“, „Altar“, „Opferstein“ und „Tempel“ um sich, damit das Bild vom primitiven, vorkulturellen Menschen (mit extrem viel Langeweile zum Errichten monströser Megalithbauten?) wieder passt. Ganz Malta ist außerdem praktisch durchlöchert wie ein Schweizer Käse und mit Tunnelsystemen, Höhlenkomplexen und Tempelstrukturen (wirklich „Tempel“?) durchzogen. Das ist im Hinblick auf die Größe, Lage und Unwirtlichkeit der Insel geradezu bemerkenswert. Ungewöhnlich wirken diese und andere Details allerdings nur unter eingefahrenem Blickwinkel und wenn man die zeitlichen Abläufe aus den Schulbüchern unreflektiert abnickt. Zeitlmair macht sich daran, diesen zu weiten und Horizonte des Denkens zu eröffnen, um für den richtigen Über – und Durchblick zu sorgen.
Dabei bedient er sich auf den gut 300 Seiten Paperback einer zumeist recht lockeren Sprache, die gelegentlich schon zum Schmunzeln anregt. Insbesondere der ersten Hälfte des Buches kommt zugute, dass in bester Tagebuchmanier auf Entdeckungsreise gegangen und mit prosaischen Einschüben gearbeitet wird, was dem Lesefluss sehr zuträglich ist und „Die Säulen von Atlantis“ vom Einstieg bis zum hinteren Teil geradezu zum Nägelkauen spannend macht. Zeitlmair erspart dem Leser allzu viel parallele Literaturrecherche, indem er einführende Exkurse zu geologischen, erdgeschichtlichen, astronomischen und linguistischen Themen, die notwendigerweise herangezogen werden müssen, in den Entdeckungsbericht und seine geschlussfolgerten Theorien einbezieht. Interessant ist neben der Betrachtung überlieferter „Heiliger Bücher“ wie den Bibeltexten die Nutzung alter Schriften, die sich auf Stein im Altsanskrit nicht nur auf Malta finden lassen, sondern mit absolut identischen inhaltlichen Bezügen praktisch rund um die Welt; hier wäre sogar Raum für weitere Recherchen und Verbindungen. Auch um esoterisch-mythologische Bezüge kommt er nicht herum bei diesem Thema; hierbei ist es interessant zu erfahren, dass seine Forschung zunächst gar nichts mit dem Atlantismythos zu tun hatte und schon gar nicht mit spiritistischen Elementen, die während der Untersuchungen zum Vorschein kamen und sich einfach so ergaben.
Zum Letztgenannten fiel mir eine Parallele ein, die mit der erst im 20. Jahrhundert erfolgten Entdeckung und Freilegung der Abtei von Glastonburry zu tun hat, was den Entdecker schlagartig und über mehrere Jahrzehnte zum berühmten Archäologieexperten adelte – bis er irgendwann preisgab, diese Entdeckung mit Hilfe präziser Angaben zur Lokalisierung, zum Aufbau und zu vielfältigen, sich später bestätigenden Details über die Abtei durch ein spiritistisches Medium gemacht zu haben. Fortan war er Amt und Würden los und beschied ein verhöhntes Restdasein bis zu seinem Tode, der Großartigkeit seiner Entdeckung zum Trotze, die man in einem Atemzug mit der Entdeckung Trojas nennen darf. Doch dies nur als Randbemerkung. Es lebe „die neue Inquisition“.
Zurück zu Zeitlmair: Zwar erliegt er notgedrungen dem gleichen „Fehler“, den er seinen Fachkollegen ankreidet, indem er für seine schlüssigen und konsistenten Theorien bestimmte Vorannahmen machen muss, aber ohne diese Schwachpunkte ist es leider nicht möglich, Theorien zu konstruieren. Zeitlmair schließt da für meinen Geschmack etwas zu schnell auf „offensichtliches“ und „eindeutiges“, vielleicht ohne zu merken, dass auch hier Erwartungshaltung und bereits vorgefasste Grundthesen hineinspielen. Dessen ungeachtet bietet der Autor hier das bislang schlüssigste und von Nachweisen und Querverbindungen geradezu strotzende Theoriegebäude zum Themenkomplex einer atlantischen, vorsintflutlichen Hochkultur, und die Sachlage erscheint auch mir recht evident, insbesondere, wenn man bereits Gelesenes und Entdecktes in den so entfalteten Gesamtzusammenhang einordnet. Das Buch bringt so einige Glöckchen im Kopf zum Klingeln und könnte die Basis für einen kompletten theoretischen Überbau zur Atlantisforschung darstellen. Trotz aller Querbezüge sind nämlich bei weitem noch nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft, weltweite Parallelen aufzudecken und in Bezug zueinander zu stellen. Doch das wäre eher die Arbeit für eine umfassende Enzyklopädie. Allemal sind die dargelegten Fakten und Schlüsse sinniger als die verkrampften Märchenkonstrukte der etablierten Wissenschaft, die allerlei lustige Flachheiten ersinnt, um unpassende Funde und Texte passend zu verwursten.
Aufgelockert wird dieses unentbehrliche Buch, das im Oktober 2002 in der zweiten Auflage erschien, durch 95 Fotos und (teils ausgezeichnete) Skizzen sowie ein umfangreiches Quellenverzeichnis, das Lust auf weitere Leserecherche macht – wenn man schon nicht selbst vor Ort das Staunen lernen darf. So leset und staunet und vor allem – lernet! Der Geist ist frei.
Aus dem Inhalt:
• Prolog
• Einleitung
• Beschreibung
• Der unendliche Anfang
• Eine festgefahrene Lehrmeinung
• Viel Stein auf kleinstem Raum
• Mnajdra – ein Kalender in Stein
• Die Suche beginnt
• Ausflug ins Eiszeitalter
• Enuma Elisch, das Epos der Schöpfung
• Unterbrechung auf amerikanisch
• Die Spur wird heiß
• Die Botschaften der Spirits
• Die Gedanken verdichten sich – Der Tempel unter Wasser
• Gebel Gol Bahar
• Die 25 Tempelsteinkreise – „Observatorien“?
• Die Funktion der Himmelmechanik
• Die Präzession – Das große Geheimnis der Zeitmessung
• Wenn die Nibiru angeflogen kommt
• Der Planet X oder der X. Planet
• Die Schrift
• Hagar Qim und das Sonnenrad
• Das terrestrische Gitternetz und die Tempel-Steinkreise
• Ein Labyrinth – Bergbau und Kupfererz
• Das Hypogäum
• Riesen – Giganten, die erste intelligente Rasse der Menschheit
• Der Cornerstone
• Fazit
• Epilog
• Abbildungsverzeichnis
• Quellenregister
Manchmal merkt man, dass man alt wird. Mit einer Tasse heißer Schokolade bewaffnet, setze ich mich gemütlich an eine Besprechung der Saga „Die Vergessenen Reiche“ und recherchiere ein wenig zu aktuellen Informationen dazu, nur um festzustellen, dass es zehn (!) Jahre her ist, seit ich mir meine Paperback-Version der sieben Bände zulegte und es inzwischen – natürlich – eine Taschenbuchversion dazu gibt, die zudem nur zwei Drittel dessen kostet, was ich dazumal dafür hinlegte. Gut, der leidlich zerfledderte Zustand der Bücher hätte mir eigentlich Hinweis genug sein sollen. Das habe ich gerade gebraucht, wo bleibt mein Rollstuhl? Aber dennoch: Auf geht’s! Mir nach!
Diejenigen, die Schulwissen für gesichert halten und alternative Erklärungsansätze als zu belächelnde Spinnerei erkannt haben, mögen an dieser Stelle direkt das Lesen dieses Textes beenden – es erspart ihnen Kopfschmerzen und unnötige Denkanstrengung. Für alle anderen gibt es im Folgenden hoffentlich Interessantes und Ungewöhnliches und gerade daher Lesenswertes zu entdecken.
„Operation Sigiburg“ – Unter diesem Titel erschien kürzlich ein inzwischen mehr als zwanzig Jahre alter Aufsatz von Hans-Werner Sachmann in neuem Gewand. Da der Schrift Vorworte von Erich von Däniken und Walter-Jörg Langbein vorangestellt sind – den beiden wohl bekanntesten deutschsprachigen Autoren alternativer Geschichtsforschung und der Prä-Astronautik –, nimmt es nicht Wunder, dass wir es hier mit Material zu tun haben, das seltsame Vorgänge, die sich in Legenden überlieferten, kritisch beleuchtet, offizielle Erklärungsversuche anzweifelt und letztlich Schlüsse zieht, die Einflüsse außerirdischer oder zumindest entgegen dem Geschichtsbild ungewöhnlich hoch entwickelter Kulturen ins Spiel bringen. Dabei wandert Sachmann nicht in ferne Gefilde und Vergangenheiten, sondern befasst sich mit deutscher Geschichte, die im Vergleich zu beispielsweise Dänikens Hauptbetätigungsfeld noch gar nicht so lange zurück liegt.
Es geht in diesem mit zahlreichen Schwarzweißfotos und Skizzen angereicherten Heft um den größten aller deutschen Herrscher, der wie aus dem Nichts ein geeintes und machtvolles Imperium aus dem Boden stampfte – um Karl den Großen und sein historisches Umfeld. Das Hauptaugenmerk liegt hierbei auf den Überlieferungen und Legenden, die sich um die Schlacht zwischen Franken und Sachsen um das Jahr 776 an der Sigiburg, dem heutigen Dortmund-Hohensyburg, ranken. Dazu wird verstaubtes Archivmaterial ausgegraben, letztlich Ergebnis mehrjähriger Forschung und Suche, und in ähnlicher Weise beleuchtet, wie dies mit heiligen Schriften wie der Bibel oder den altindischen Sammlungen bereits getan wird. Es ist schließlich kein großer gedanklicher Schritt und nicht weniger sinnvoll, von „Engelserscheinungen“, „göttlichem Feuer“, „Elohim“, „Seraphim“, „Himmelswagen“ und „fliegenden Rossen“, die Feuerfeile verschießen, auf technische Hilfsmittel einer hoch entwickelten Kultur zu schließen und den religiösen Charakter dieser Legenden, dem Kargo-Kult folgend, auf das Wirken außen stehender, aber durchaus realer Mächte zu erweitern. Welche recht erstaunlichen Zusammenhänge sich unter Annahme dieser – wissenschaftlich nicht a priori ablehnbaren – Prämissen ergeben, wird jedem Interessierten im Bereich von Paläo-SETI vertraut sein. Umso wunderbarer, mit diesen Forschungen zur Abwechslung auf eigenem Terrain und in unmittelbarer Historie zu verbleiben – und umso angreifbarer als These. Allerdings ist seit Erscheinen der Abhandlung niemand auf diesen Kreuzzug wider den Geschichtsfrevel gezogen; vermutlich deshalb, weil es sich durchaus um einen legitimen Erklärungsansatz handelt, der gemeinsam mit einer Vielzahl weiterer Veröffentlichungen aus dieser Perspektive konsistent ist und zunächst als These seine Berechtigung hat.
Und so wird neben oben erwähnter Legende aus der Zeit Karls des Großen noch das Wirken des heiligen Reinold, Schutzpatron von Dortmund, betrachtet und in einen Zusammenhang gebracht, der mich sehr stark an bereits bekannte Muster und Berichte in andren Kulturen erinnerte. Zudem werden Parallelen zu einer Vielzahl von Front-Berichten aus der Zeit des Ersten Weltkrieges gezogen, was ich besonders interessant finde. Eingebettet in diese parallelen Muster erhalten die Darstellungen Sachmanns ein Fundament, das weitere Überlegungen und Zusammenhangsdarstellungen in dieser Richtung motiviert und zu einer neuen Betrachtungsweise anregt, die ich jedem, dem die klaffenden Löcher und Wunden im Schulwissenschaftskörper nicht entgangen sind, nur wünschen kann und somit sei diese Schrift eben jenen zur Lektüre empfohlen – es lohnt sich, liest sich in einem Zuge interessant und spannend von der ersten bis zur letzten Seite und bietet, dank eines historischen Überblickes, auch für Amateurhistoriker mit der Fähigkeit zur Abstandsbetrachtung genug Material von Interesse. Auf die näheren Inhalte und aufgezeigten Schlüsse möchte ich nicht eingehen, um dem Leser die Spannung zu erhalten.
Einziger Wehrmutstropfen ist die kurz gefasste Bündigkeit, die weitere Lektüre zu derlei Erklärungsmodellen bei weiterem Interesse notwendig macht, da sonst einige Schlüsse etwas voreilig erscheinen, im Zusammenhang mit andren Veröffentlichungen dazu aber vollständiger werden. Mir persönlich widerstrebt der sofortige Schluss auf außerirdische Einflüsse etwas, da durchaus auch andre Möglichkeiten in Betracht kämen, wie zum Beispiel unbekannte und verschollene Hochkulturen oder gar menschliche Evolutionszweige, vielleicht auch im Verborgenen agierende Gruppen großen Wissens – es wäre nicht das erste Mal, dass man plötzlich Völker ungeahnten Entwicklungsstandes entdeckt; so alt sind unsere Erkenntnisse über einige bekannte Völker dieser Kategorie auch noch nicht. Nichtsdestotrotz werden die zweifelhaften Erklärungen der „Fachwelt“ hinterfragt, die Unstimmigkeiten aufgezeigt – und die letztendlichen Schlüsse sollte jeder Leser für sich selbst ziehen.
Aus dem Inhalt:
• Vorwort von Erich von Däniken
• Über den Autor und sein Thema (von Walter-Jörg Langbein)
• Einleitung 2002
• Einleitung 1981
• Historisches
• Die Legende
• Analyse und Deutung der „Sigiburg-Sachsenschlacht-Legende“
• Reinold
• Quellennachweis
Broschüre: 44 Seiten
Bestellmöglichkeit auch direkt über den Ancient-Mail-Verlag
Eremor verbindet hier Set und Satan und zeigt eine Tradition voller archaischer Bezüge einerseits und visionärer Möglichkeiten andererseits.
Als größte Schwäche erschien mir zuerst die geringe Systematik, die Kapitel bauen nicht linear aufeinander auf – dass hier der Pfad der dunklen Einweihung beschrieben wird, ist nicht immer deutlich. Doch beim Lesen wird der Vorteil dieses Aufbaus bald deutlich: die Kapitel sind für sich verständlich, man kann überall einsteigen und je nachdem, welches Thema nach welchem gelesen wird, ergeben sich immer neue Zusammenhänge. Das regt das eigene Nach- und Weiterdenken weit mehr an als jeder noch so gute, festgelegte Themenaufbau. Die Kapitel sind Puzzlestücke, die dem Leser Vorschläge machen. Du kannst sie annehmen oder nicht, wie Du willst.
„Terror im System“ zeigt, wie und aus welchen Gründen der Westen weiterhin seine eigene Rolle beim Anschlag vom 11. September verdrängt. Durch den 11.9. zerplatzte der westliche Traum von Frieden und Sicherheit und es wurde deutlich, dass Terror gerade für die Länder der „Ersten Welt“ eine Gefahr darstellt, die nicht gebannt werden kann (höchstens eingedämmt). Wie kam es zu diesem Konflikt? Worin besteht er? Wie könnte er wirklich gelöst werden oder zumindest reguliert? Die Autoren des Sammelbandes legen erstmals eine systemische Analyse des Terrors als globalem Phänomen vor.
Gemeinsam ist allen Autoren (es sind insgesamt zwölf) der systemtheoretische Hintergrund bei der Erörterung verschiedenster Aspekte globalen Terrors; angefangen bei der Frage, was Terror(ismus) ist, über politische Aspekte und Auswirkungen auf die Weltpolitik, Djihad und Menschenrechte, die „ewige Gerechtigkeit“, bis hin zum Schock für die Gesellschaft und die Rolle der Medien (die nicht nur eine abbildende ist). Das Buch ist auch ohne Vorwissen über Systemtheorie für interessierte Laien gut verständlich und kein trockener Stoff.
Das wichtigste ist m.E., dass durch die systemische Betrachtungsweise neue Standpunkte zum Terrorismus möglich sind: eine kritische Position zum Terror und Kritik an den Vergeltungsmaßnahmen der cowboymäßig agierenden Weltmacht USA. Oder keines von beidem. Je nachdem. Nachdem Bushs Slogan „Wer nicht für uns ist, ist gegen uns“ zum Paradigma erhoben wurde, war Kritik egal welcher Art zugleich eine Kampfansage an die gesamte westliche Welt. Durch dieses Buch wird Terrorismus als Teil des (Welt-)Gesellschafts-Ganzen verständlich. Es stellen sich Fragen nach wechselseitigen Bedingtheiten und Folgen, die zuvor verschleiert wurden. Nach Ansicht von Simon z.B. ist es schädlich, einen Krieg gegen den Terrorismus zu führen. Begründung: „Kriege sind Systeme, die sich durch die gegenseitigen Grausamkeiten der Kontrahenten die Gründe für ihre Fortsetzung selbst liefern.“
Ein Jahr ist vergangen, seit am 11. September 2001 die Doppeltürme des New Yorker Wold-Trade-Centers in sich zusammensackten. In nachdenklicher Distanz zum damaligen Geschehen versucht dieses Buch, das zunächst Unfassbare fassbar zu machen. Es zeigt sich, dass der Westen noch(?) nicht gelernt hat, seine eigene Rolle in den globalen Zusammenhängen dieses Anschlages angemessen zu bewerten und die entsprechenden Konsequenzen zu ziehen. Dafür liefert der Band Hinweise und Ansätze für ein angemessenes Verständnis.
Ziel des Bandes sei es, so Baecker, „die Ambivalenz jedes Urteils, also auch des Urteils gegen den Krieg, herauszuarbeiten, um auf diese Art und Weise Material zur Reflexion möglicher Beobachtungen zu beschaffen und so überhaupt erst einmal Mut zur Beobachtung (und nicht zum wie immer erschrockenen Augenverschließen) zu machen.“
Diese bewusste Vieldeutigkeit drückt sich in unterschiedlichen Bewertungen der Autoren aus: Der französische Philosoph Alain Badiou liefert eine Begriffs-Analyse von Terrorismus: „Es ist bemerkenswert, wie es dazu kommen konnte, dass das Wort ‚Terrorismus‘, das eindeutig eine bestimmte Form der Ausübung der Staatsgewalt charakterisiert, nach und nach genau das Gegenteil bezeichnete (…)“, wundert sich der Autor. Am Ende seiner semantischen Entwicklung sei „Terrorismus“ heute im Grunde eine propagandistische Vokabel. „Sie enthebt aller vernünftigen Untersuchung der politischen Situationen, ihrer Ursachen und Konsequenzen.“
Insgesamt kein Buch mit glatten schnellen Antworten, dafür mit vielen Fragen für Selbst-Denker.
Knut Gierdahl
Chefredakteur der [AHA-Zeitschrift]http://www.aha-zeitschrift.de
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