|Originaltitel: A Season in Purgatory|
Anfang der Siebzigerjahre lernt der weitgehend mittellose Harrison Burns auf der katholischen Eliteschule Milford den charismatischen Constant Bradley kennen, der einer reichen Unternehmerfamilie entstammt. Zwischen den ungleichen Jungen entsteht eine tiefe Freundschaft und Burns verbringt zunehmend mehr Zeit mit Constant und dessen Familie. Auf deren Landsitz Scarborough lernt er im Laufe der Zeit auch die Schattenseiten und Uneigenheiten des herrischen und skrupellosen Vaters sowie der Schwestern und Brüder von Constant kennen. Gerald Bradley findet als neureicher Emporkömmling trotz aller finanziellen Zuwendungen und Spenden keine Achtung in der alteingesessenen, feinen Ostküsten-Gesellschaft, wozu auch die Gerüchte über seine mehr als zwielichtigen Partner aus New Yorker Mafiakreisen und dubiose Geschäftspraktiken beitragen. Seine Frau Grace setzt alles daran, in der kirchlichen Gesellschaft zu Ehren zu kommen und lebt in einem Dauerzustand religiöser Verblendung, während Gerald seine Söhne mit allen Mitteln in hohe politische Ämter manövrieren will.
Als besonders aussichtsreich gilt der gut aussehende Constant mit seinem einnehmenden Wesen und der Fähigkeit, Menschen zu blenden und zu manipulieren. Aber die dunklen Seiten von Constant sind noch weit bedrohlicher, im Alkoholrausch erschlägt dieser nach einem Tanztreffen der örtlichen Debütantinnen die junge Winnifred Utley, die zwar seiner Einladung zu einem nächtlichen Treffen im Wald gefolgt ist, dann aber seinen sexuellen Wünschen offenbar nicht geneigt war. Der hochmoralische Burns hilft ihm zwar zunächst bei der Beseitigung der Spuren, leidet danach aber unter enormen Gewissensbissen. Gerald Bradley besticht den Jungen mit der Zahlung seines Studiums sowie einem einjährigen Aufenthalt in Europa, worauf sich Burns und Constant dann endgültig aus den Augen verlieren.
17 Jahre später ist Burns ein gefeierter Schriftsteller und Constant auf dem Weg in das amerikanische Repräsentantenhaus. Der alternde Gerald Bradley will Burns, der bereits früher einmal eine Rede für Constant geschrieben hat, zu einem Buch über Familie, Moral und andere Grundwerte überreden, das unter Constants Namen erscheinen und ihm den Weg in die große Politik ebnen soll. Wider besseres Wissen lässt sich Burns zu einem Familientreffen auf dem mittlerweile nach Southampton verlegten Landsitz überreden, bei dem sein lange gehegter Groll gegen seine eigene Mittäterschaft und die Machenschaften der Bradleys endlich ausbricht und sich die Situation dramatisch zuspitzt. Burns teilt sich schließlich den Behörden mit und es kommt zum Prozess gegen Constant, in dessen Verlauf jeder seine ganz persönliche Abrechnung präsentiert bekommt.
„Zeit des Fegefeuers“ ist kein Kriminalroman. Statt um die Aufklärung einer Straftat geht es um Schuld und Sühne, Ehre und Gewissen, moralische Grundwerte des Einzelnen und der Gesellschaft. Dies entwickelt sich langsam und subtil, und über einige Passagen hinweg ist der Unterschied zu einer der typischen, überladenen Familiensagen nicht mehr allzu groß. Die Vielzahl der Personen und deren familiäre Zusammenhänge werden allesamt sehr ausführlich dargestellt, obwohl der Anteil einiger Protagonisten an der eigentlichen Geschichte eher nichtig ist. Bis auf die fast lächerlich anmutende Szene von Burns Kampf mit dem „Hausmafioso“ der Bradleys ist die Geschichte jedoch schlüssig und nachvollziehbar und überzeugt durch eine besondere Atmosphäre und Spannung.
Dominick Dunne schreibt seit 1980 einen Erfolgsroman nach dem anderen, ein Großteil davon wurde verfilmt. Seine Werke gelten zumeist als kritische Beobachtungen der amerikanischen Gesellschaft und werden in den USA zuweilen mit denen Truman Capotes verglichen.