Michael Swanwick – Bones of the Earth

Anthropologen-Thriller mit Dinos

Die Szene kommt einem aus Ray Bradburys berühmter Dinojäger-Story „A Sound of Thunder“ vertraut vor: Ein Mann, der nicht daran glaubt, dass man Dinosaurier finden und jagen könne, wird vom Gegenteil überzeugt. „Bones of the Earth“, entstanden aus der Novelle „Scherzo with Tyrannosaur“, ist aber nicht nur ein Zeitabenteuer junger Paläontologen im Dinoparadies à la „Jurassic Park“. Der Roman öffnet ein Panoramafenster auf das Leben auf der alten Erde während einer guten Milliarde von Jahren. „Bones of the Earth“ ist Swanwicks Variante von Crichtons „Jurassic Park“ – eine sehr gute obendrein – aber weitaus anstrengender zu begreifen.

Dieser Roman ist leider noch nicht übersetzt worden. Er war nominiert für den Nebula Award, 2002, sowie für HUGO, Locus und Campbell Award, 2003.

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[NEWS] Emily Elgar – Finde sie

In dem Städtchen Ashford kennt jeder Meg und ihre Tochter Grace, und jeder liebt sie. Trotz ihres harten Schicksals sind beide stets für andere da. Dabei ist Grace schwer krank, und Meg rund um die Uhr aufopferungsvoll mit ihrer Pflege beschäftigt. Eines Morgens macht ihre Nachbarin Cara eine Entdeckung, die die ganze Stadt erschüttert: Meg liegt brutal ermordet in ihrem Blut – und von Grace fehlt jede Spur. Wer wäre zu so einer Tat fähig? Ausgerechnet der Journalist Jon, vielleicht der meistgehasste Mann in Ashford, unterstützt Cara auf ihrer Suche nach der Wahrheit. Doch die führt sie an einen tödlichen Abgrund … (Verlagsinfo)


E-Book
Goldmann

[NEWS] Gilly Macmillan – Sieben Wahrheiten

Ein brutaler Mord an zwei 11-jährigen Jungen hat vor 20 Jahren ganz Bristol erschüttert. Mit dem geistig zurückgebliebenen Sidney Noyce, den die Jungen wiederholt terrorisiert hatten, schien der Mörder schnell gefunden. Doch Noyce beteuerte all die Jahre seine Unschuld – und hat sich schließlich in seiner Zelle erhängt. (Verlagsinfo)


Broschiert : 416 Seiten
Knaur

Ellen Sandberg – Die Schweigende

Die Familie Remy hat einen Schicksalsschlag zu verkraften: Überraschend ist der Familienvater verstorben. Kurz vor seinem Tode hat er seine Tochter Imke gebeten, nach Peter zu suchen. Doch Imke hat noch nie von Peter gehört. Als sie ihre Mutter Karin darauf anspricht, weicht diese ihr aus und behauptet, keinen Peter zu kennen. Doch Imke merkt, dass ihre Mutter nicht die Wahrheit sagt. Ohne ihren Vater bricht die Familie immer mehr auseinander: Die Mutter lässt sich immer mehr gehen, da sie den Anker in ihrem Leben verloren hat: Garten und Haus verwahrlosen und Karin hat jeglichen Lebensmut verloren.

Zu allem Überfluss bekriegen sich auch noch die drei Töchter: Anne hat ihren Job verloren und möchte sich selbstständig machen. Doch dafür fehlt ihr das Startkapitel. Dieses möchte sie sich von ihrer Schwester Geli leihen. Doch die lehnt das ab, weil ihr verstorbener Mann ihr davon abgeraten hat, Geld in der Familie zu verleihen. Aus Rache schickt Anne eine aufschlussreiche Nachricht an Gelis Freund. Imke muss sich immer mehr um ihre Mutter kümmern, obwohl Karin sich immer nur sehr lieblos um ihre Töchter gekümmert hat.

Doch was die Töchter nicht ahnen: Ihre Mutter hat ein düsteres Geheimnis, denn in ihrer Jugend ist etwas Unfassbares geschehen…
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Lustiges Taschenbuch – Europa (LTB Weltreise 1)

© 2021 Disney/Egmont Ehapa Media

Die Verlagsinfo:

Donald Duck startet samt Neffenschar in das große Abenteuer Weltreise. Die erste Station ist Europa mit all seinen Sehenswürdigkeiten von Norwegen über Berlin bis nach Neapel. Auch Micky Maus erlebt mit seiner Herzensdame Minnie Maus spannende Urlaubstage. Angefangen bei einer kulinarischen Reise durch die Schweiz, getoppt von einer Begegnung mit Erzfeind Plattnase in London und gekrönt von einem kaiserlichen Krimi in Frankreich!
Europa kompakt auf mehr als 300 Seiten – viel Spaß und gute Reise!

Mein Eindruck:

Hey, es gibt mal wieder eine neue Unterreihe der LTBs. Da seit über einem Jahr niemand mehr dahin verreisen kann, darf, soll, wo er hinmöchte, zeigen uns die Entenhausener in sechs Bänden, was wir grad verpassen und worauf wir uns freuen können. Und da die Welt groß ist und es viel zu erleben gibt, sind diese Weltenbummler-Sammelbände auch über 300 Seiten stark und enhalten mehr Abenteuer als ein „herkömmliches“ LTB. Auch das Cover mit den erhabenen Elementen trägt zum sehr wertigen Eindruck bei.

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Paul Voermans – Die letzte Vorstellung

Y2K und Akte X – alles mega-out!

Während der Proben zu dem Shakespeare-Stück „Der Sturm“ kommt auf merkwürdige Weise fast die gesamte Schauspielerriege ums Leben. Kevin Gore ist einer der wenigen Überlebenden. Elf Jahre später will er das Theaterprojekt wieder aufnehmen. Doch plötzlich wird die Welt von Massenhalluzinationen heimgesucht, und die Stimmen in Kevins Kopf geben verwirrende Hinweise auf deren Ursache: Außerirdische? CIA? Oder ist er einfach nur verrückt? Was aber alles nicht erklären würde, warum sein Blut sich blau färbt… (erweiterte Verlagsinfo) Das soll vermutlich komisch wirken.

Der Autor
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Verne, Jules – Jagd auf den Meteor; Die. Originalfassung

_Originalgetreu: eine langwierige Jagd_

Ein Meteor aus reinem Gold nähert sich der Erde. Zwei Hobbyastronomen entdecken ihn zur gleichen Stunde und beanspruchen die Ehre jeweils für sich selbst, so lange, bis ihre Familien entzweit sind. Als endlich klar wird, wo der Meteor abstürzen wird, setzt ein Wettrennen vieler Staaten und Mächte nach dem 4000 Milliarden Francs teuren Klunker ein – im hohen Norden geht die Jagd zu Ende.

_Der Autor_

Jules Verne wurde 1828 in Nantes geboren und starb 1905 in Amiens. Bereits während seines Jurastudiums schrieb er nebenher, manchmal mit einem Freund, Theaterstücke und Erzählungen. Sein erster Erfolgsroman „Fünf Wochen im Ballon“ erschien 1863. Seine großen Romane waren in der Folge Bestseller. Heute wird er neben H. G. Wells als einer der Begründer der modernen Science-Fiction-Literatur angesehen.

Mit „Die Eissphinx“ schrieb er eine Fortsetzung von E. A. Poes Horrorerzählung [„The Narrative of Arthur Gordon Pym“. 781 Sein erster Zukunftsroman „Paris im 20. Jahrhundert“ lag lange Zeit verschollen in einem Tresor und wurde erst vor ca. 20 Jahren veröffentlicht. Die Lektüre lohnt sich, auch wegen der erhellenden Erläuterungen der Herausgeberin.

|Zur Ausgabe|

„Die Jagd nach dem Meteor“, geschrieben 1901, erschien erst nach Vernes Tod im Jahr 1908, allerdings in einer verstümmelten Fassung. Erst 1986 erschien die vollständige Fassung auf französisch. Mit der |Piper|-Ausgabe liegt die erste und einzige vollständige deutsche Ausgabe vor, noch dazu mit Kommentaren. Das Vorwort von Andreas Eschbach erhellt die Zusammenhänge auf leicht verständliche Weise.

_Handlung_

Die meiste Zeit spielt die Handlung in der braven Stadt Whaston im US-Bundesstaat Virginia. Das genaue Jahr ist unbestimmt, doch es gibt einen kleinen Hinweis: Die US-Flagge hat zu diesem Zeitpunkt nur 45 Sterne statt der heutigen 50. Und es ist Frühling. März, um genau zu sein.

|Prolog|

Obwohl es wenig zur Haupthandlung beiträgt, sei doch erwähnt, dass die Geschichte mit einer Blitztrauung am 27. März in Whaston beginnt. Miss Arcadia Walker, 24 und ebenso schön wie wohlhabend, heiratet Seth Stanfort, einen ebenso gutbetuchten Globetrotter, und zwar vor dem Haus des ehrenwerten Friedensrichters John Proth – zu Pferde. Will heißen, keiner der beiden Brautleute fühlt sich bemüßigt, vom Ross zu steigen. Im Pferdeland Virginia werden diese Dinge eben pragmatisch erledigt. Es kann aber auch ganz anders laufen. Im späteren Verlauf der Handlung begegnen wir den beiden wieder, so etwa bei ihrer – ebenso rasch erledigten – Scheidung. Richter John Proth fällt eine wichtige Rolle im nun folgenden Drama zu.

|Die Entdeckung des Meteors|

Das bis dato noch friedliche Whaston beherbergt zwei Hobbyastronomen: Dean Forsyte, 45, und Dr. Stanley (an wenigen Stellen auch „Sidney“ genannt) Huddleson, 47. Forsytes Neffe Francis Gordon, 23, gedenkt am 31. Mai die hübsche Jenny, Huddlesons Tochter, zur Frau zu nehmen. Durch die Ereignisse an und nach diesem 2. April scheint sich dieses freudige Ereignis jedoch in ernster Gefahr zu befinden, niemals stattfinden zu können. Morgens um sieben beobachten die beiden Astronomen unabhängig voneinander einen Meteor, der die Erde umkreist.

Nach dieser epochalen Beobachtung gehen dem Direktor der Sternwarte von Pittsburgh am 9. April zwei Briefe beinahe identischen Inhalts zu: Sowohl Forsyte als auch Huddleson beanspruchen das Recht, den Meteor entdeckt zu haben, jeweils für sich. Diese Tatsache ist auch umgehend Gegenstand eines Artikels in der Lokalzeitung Whastons. Noch bleibt alles friedlich, wenn sich auch die beiden Entdecker und ihre wachsende Schar von Anhängern bald nicht mehr grün sind. Schon bald macht sich die Satirezeitschrift „Punch“ über ihren Ruhmeseifer lustig, und das heizt die Gemüter noch stärker an.

|Goldrausch|

Die Lage ändert sich, als die Sternwarte von Boston in alle Welt hinausposaunt, der gesichtete Meteor bestehe aus purem Gold. Natürlich nicht in geschmolzener Form, sondern durchsetzt mit Löchern und Rissen. Zunächst schätzen die Amateure einen falschen Durchmesser, doch dann entscheidet Boston: Wenn die Masse des Himmelskörpers bei einem Durchmesser von 50 m 126.436 Tonnen beträgt, so liegt sein Goldwert bei nicht weniger als 3907 Milliarden Francs!

|Milliardäre|

Sofort erklären sich Forsythe und Huddleson zum Besitzer des Meteors und zu Multimilliardären. Wäre die Bevölkerung von Whaston nicht schon längst in zwei Parteien zerfallen, spätestens jetzt gingen der Streit und die Schlägereien los. Wenigstens kommt keiner der beiden an das Gold heran, sonst wäre alles noch viel schlimmer. Aber jeder fragt sich jetzt: Wo wird der Meteor abstürzen? Der eine sagt: Japan, der andere sagt: Patagonien. Die Sternwarte Boston mischt sich ein und sagt: Alles Blödsinn!

Für die Besitzansprüche der Astronomen auf noch nicht abgestürzte Flugkörper erklärt sich das Whastoner Gericht unter dem wackeren Richter John Proth nicht zuständig, ganz einfach deswegen, weil es sich um einen Himmels- und nicht um einen Erdkörper handle. Und wer wisse zu sagen, wem der Grund und Boden der Absturzstelle gehöre? Dessen Nation werde wohl auch Besitzansprüche erheben.

Huddleson und Forsyte sehen sich veranlasst, alle Beziehungen ihrer Familien abzubrechen. An die Hochzeit von Francis und Jenny am 31. Mai ist somit – vorerst? – nicht mehr zu denken: König Chaos regiert. Aber noch lassen die Verlobten die Hoffnung nicht fahren, denn irgendwann MUSS der Meteor doch fallen, oder?

|Der Tag des Absturzes|

Unterdessen ist eine internationale Konferenz einberufen worden, die entscheiden soll, wie mit dem zu erwartenden Goldsegen zu verfahren sei. Da verkündet Boston, der Meteor werden etwa am 19. August bei Uppernarvik in Westgrönland niedergehen. Dänemark, die Kolonialmacht Grönlands, jubelt und entsendet als Bevollmächtigten Erich von Schnack ins Polargebiet.

Innerhalb weniger Wochen finden sich trotz schneidender Kälte rund 3000 Ausländer in dem kleinen Städtchen ein. In Boston steigt auch Seth Stanfort zu, um sich die Zeit zu vertreiben. Er freut sich, Miss Arcadia Walker wiederzutreffen. Alle erleben eine Überraschung: Uppernarvik liegt auf einer Insel und ist ringsum von Meer umgeben, das bis in eine Tiefe von über 1000 Metern reicht. Was, wenn der himmlische Goldklumpen von dieser winzigen Insel ins Wasser fiele? Huddleson, Forsyte und alle Abenteurer, die sich hier eingefunden haben, beginnen nervös und trotz der Kälte zu schwitzen.

Doch sie bleiben nicht lange allein. Nach dem Absturz des Meteors um exakt 6:57:35 Uhr am 4.8. finden sich unvermittelt mehrere Kriegsschiffe aller wichtigen Nationen des Erdballs ein. Da wird Herr von Schack viel protestieren müssen. Doch man stelle sich seine Überraschung vor, als er mit einer Horde von 3000 Neugierigen (darunter den Erstentdeckern) durch Eis, Wind und Schnee zur Absturzstelle eilt – und von einer Hitzewelle gestoppt wird, die die Annäherung an den glühenden Goldklumpen unmöglich macht …

_Mein Eindruck_

„Am Golde hängt, zum Golde drängt doch alles!“ Mit diesem Goethevers ließe sich die Handlung, die Verne in einem seiner letzten Romane ausgearbeitet hat, im Groben umschreiben. Es ist nicht nur eine Kritik an der verbreiteten Gier nach materialistischer Werten. Verne starb 1905, als sich die Nationalstaaten nicht nur Westeuropas so ziemlich den ganzen Rest der Welt angeeignet hatten. Nur noch neun Jahre bis zum großen Knall, dem Ersten Weltkrieg. Der Roman lässt sich als Warnung auffassen.

Was Verne voraussah, waren der Zank um den Besitz fremder Menschen, Völker oder Länder, der sich im Zuge des Kolonialismus über die ganze Welt ausgebreitet hatte. Überall sah er Zwist statt Einigkeit, sogar auf den internationalen Konferenzen, von denen er eine in seinem Roman stattfinden lässt und die ergebnislos im Sande verläuft, da die Teilnehmer hoffnungslos zerstritten sind.

|Die Parabel|

Er braucht für seine warnende Parabel nur noch zwei Faktoren: ein Ding von ungeheurem Wert und jemanden, der es sich zu beschaffen weiß. Schon geht das schönste Wettrennen los, wie es die Welt anlässlich des Goldrausches in Alaska anno 1890 erlebt hatte. Und was, wenn sich jemand diesen Reichtum mit Hilfe einer genialen Erfindung unter den Nagel reißen könnte? Würde er mit seinem Fang glücklich werden? Kaum ist der Goldmeteor abgestürzt, fällt nämlich der Goldpreis um drei Viertel!

Dies ist der Makrokosmos, doch der Mikrokosmos eines Gemeinwesens wie Whaston kann ebenso in Mitleidenschaft gezogen werden. Der Astronomenstreit spaltet die Stadt ebenso wie die Familien und lässt Francis‘ und Jennys Vermählung zunehmend unwahrscheinlich erscheinen. Auf einmal ist die private Zukunft unmittelbar gefährdet: Es ist eine andere Art von Krieg, die hier stattfindet, die aber dennoch eine klare Folge hat: Zwar nicht den Tod von Menschen (noch ist niemand bei den Schlägereien zu Tode gekommen), aber zumindest das Ausbleiben von Nachwuchs. Und was wird dann aus den Alten?

|Die Figuren|

Sprachlich ist der Text recht einfach gehalten, er weicht auch in Sachen Charakterisierung nicht von Vernes Methode ab, seine Figuren kurz und knapp zu definieren (es fehlen nur noch die Playmate-Maße von Jenny Huddleson und Arcadia Walker). Aber durchweg ist Vernes geradezu sarkastischer Humor zu spüren, wenn er die Figuren einem Wechselbad von Gefühlen aussetzt. Jenny und ihre Schwester weinen „Wasserfälle“, und selbstredend raufen sich die Entdecker die ergrauenden Haare. Es geht sehr emotional zu, besonders als sich die Entdecker dem Objekt ihrer Begierden und Träume selbst gegenübersehen und ob der glühenden Hitze des Meteoriten schier verzweifeln.

|Die Urfassung|

Doch in dieser echten, unbearbeiteten Fassung fehlt von dem dandyhaften Erfinder Zephyrin Xirdal jede Spur. Diese Figur hatte Vernes Sohn Michel auf Wunsch des Verlegers Hetzel hineinmontiert. Doch Xirdal ist kein Wissenschaftler, sondern ein Magier, allerdings ohne irgendwelche Legitimation oder Autorität – einfach lächerlich und ärgerlich. Bei der Gelegenheit des „Überarbeitens“ strich Michel Verne auch viele philosophische und charakterisierende Passagen, die das menschliche Drama zwischen den Familien Huddleson und Forsyth beleuchten. Dadurch verlagerte Verne junior das Schwergewicht von der menschlichen Komödie zu einer letztlich sinnlosen Actionjagd.

|Das Vorwort|

Andreas Eschbach beleuchtet diesen Krimi von Entstehung (1904), Verstümmelung (1908) und Wiederentdeckung (1978) bzw. Wiederveröffentlichung (1986) mit lebendigen Bildern und anschaulichen Sätzen, so dass wir beurteilen können, wie dieser Vorgang zu bewerten ist. Er erklärt auch, warum es für den |Piper|-Verlag nötig war, zwei Seiten mit Anmerkungen anzuhängen. Die Diskrepanzen, die im unfertigen Manuskript des Romans vorhanden waren, werden erst dadurch erklärlich. Damit muss der Leser der Originalfassung zurechtkommen, ob er nun will oder nicht.

Dass Eschbach ein paar sachliche Fehler in seinem Vorwort unterlaufen, verzeihe ich ihm gern, denn hier handelt es sich um Details, über die sich nur Experten streiten. Die drei Details finden sich allesamt auf Seite 7 des Buches.

Es ist richtig, dass Mary Shelley ihren Roman [„Frankenstein oder Der moderne Prometheus“ 2960 bereits 1816 verfasste, aber veröffentlichen konnte sie ihn erst 1818. Es ist aber unzutreffend, dass „sie es bei diesem Ausflug dahin [in die SF] belassen“ habe. Die Dame veröffentlichte 1826 einen klassischen Post-Holocaust-Roman mit dem Titel „The last man“, der auch ins Deutsche übersetzt wurde (als Taschenbuch bei |Bastei Lübbe|).

Dass der Begriff der Science-Fiction erst „über drei Jahrzehnte“ nach Vernes Tod anno 1905 erfunden worden sein soll, nehme ich Eschbach nicht ab. Standardwerke wie die „Encyclopedia of Science Fiction“ und John Clutes „Science Fiction – Die illustrierte Enzyklopädie” (Heyne) sind sich einig, dass 1926 mit „Amazing Stories” das erste SF-Magazin erschien, und schon 1925 gab es den Begriff „Scientifiction”, ebenfalls erfunden vom Verleger Hugo Gernsbach bzw. Gernsback, einem Luxemburger Einwanderer, der schon 1911 einen ersten SF-Roman veröffentlicht hatte. Ich empfehle Andreas Eschbach wärmstens die Lektüre dieser Standardwerke, zusätzlich auch die von Brian W. Aldiss‘ SF-Historie „The Trillion Year Spree“ (deutsch bei |Bastei Lübbe|).

_Unterm Strich_

Verne fragt ganz einfach: „Was würde die Menschheit tun, wenn sie wie Sterntaler einen Goldsegen empfinge und könnte alle Armut und Elend verbannen?“ Die Antwort fällt pessimistisch aus: Die Gier wird immer siegen und dieses Utopia verhindern, denn die Besitzgier ist stärker als der schönste Altruismus. Die Dänen möchten lieber ihre 1866 an Deutschland verlorene Provinz Schleswig-Holstein zurückkaufen, als ihren Reichtum verschenken – so ihr Plan. Er geht natürlich nicht auf, wie auch kein anderer.

Auch eine warnende Satire wie „Die Jagd nach dem Meteor“ kann Spaß machen, wenn sie richtig erzählt und dargeboten wird. Ob dies nun auch wirklich der Fall ist, wie uns Andreas Eschbach versichert, wage ich zu bezweifeln. Denn die zu erwartende Freude darüber, den Roman vollständig und restauriert vorliegen zu haben, hielt sich mit meiner von Ärgernissen getrübten Leseerfahrung die Waage.

Nicht einmal die vielen, bereits erwähnten Abweichungen in Namensgebung, Daten, Entfernungsabgaben usw. fallen so sehr ins Gewicht – sie werden alle durch die Anmerkungen erklärlich. Es sind vielmehr die behäbig erzählten häuslichen und zwischenmenschlichen Szenen, die engstirnigen Auseinandersetzungen zwischen den grob gezeichneten Astronomen und ihren Familien, die mich zunehmend gelangweilt und genervt haben.

Der Humor in ihnen ist sehr zeitspezifisch (oho, die Bediensteten begehren gegen den allmächtigen Hausherrn auf!), und wenn der Leser kein Gespür für jene versunkene Epoche mitbringt, so bedeuten sie ihm rein gar nichts, vielmehr scheinen sie ihnen nur davon abzuhalten, zu erfahren, was denn als nächstes geschieht. Das halbe Buch ist schon vorbei, als wir erfahren, der Meteor sei aus Gold und Unsummen wert.

Auch an der Absturzstelle droht keineswegs der Weltkrieg auszubrechen, sondern alles geht sehr friedlich und gesittet zu. Ja, sogar die beiden frisch Geschiedenen Miss Walker und Mr. Stanfort finden wieder zueinander. So endet das Buch zwar mit einer Antiklimax auf der Actionseite, aber mit einem dicken Plus auf der Seite menschlichen Miteinanders: Es gibt nicht nur eine, lange geplante Hochzeit, sondern gleich zwei.

Ich habe immer wieder Seiten überschlagen, so etwa die Beschreibungen der Eskimos oder die Kalkulationen über das Gewicht des Himmelskörpers. Ich kann durchaus nachvollziehen, welche Gründe den Verleger bewogen, die Handlung zu entschlacken und zu beschleunigen. Doch die Mittel dafür lagen in den falschen Händen, denn Michel Verne war ein literarischer Stümper. In dieser Einschätzung hat Andreas Eschbach völlig Recht. Aber auch die Originalfassung konnte mich nicht begeistern. Wollte ich wirklich wissen, dass ein literarischer Pionier wie Jules Verne auch nur mit Wasser kochte und etliche Fehler beging, wie die Endnoten belegen? Eigentlich nicht. Beide Fassungen lassen mich unzufrieden zurück.

Dennoch hat das Buch als erste deutsche Veröffentlichung der Originalfassung seine Berechtigung. Aber es scheint mir eher ein Kandidat für Universitätsbibliotheken und Literaturseminare zu sein als für die Unterhaltung von Durchschnittslesern. Die fühlen sich bei Eschbach und Crichton sicher besser aufgehoben.

|Originaltitel: La chasse au météore, 1908 u. 1986
280 Seiten
Aus dem Französischen von Gaby Wurster|
http://www.piper.de

Edgar Allan Poe – Teer und Federn (Folge 31)

_Revolutionäre Heilmethode: Teeren und Federn_

Die Hörspiel-Reihe bringt unter Mitwirkung von Ulrich Pleitgen und Iris Berben, eingebettet in eine Rahmenhandlung, Erzählungen des amerikanischen Gruselspezialisten zu Gehör. Mit „Feeninsel“ beginnt die achte Staffel des großen POE-Epos. Die Vorgeschichte findet man in den vorangegangenen 30 Folgen sowie in dem Roman [„Lebendig begraben“,]http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3404156757/powermetalde-21 erschienen bei |Bastei Lübbe|.

USA um 1850. Der Mann ohne Gedächtnis, einst Insasse eines Irrenhauses und Opfer einer medizinischen Behandlung, weiß nun, wer er ist: Edgar Allan Poe. In seinem Grab ruht ein namenloser Landstreicher. Doch mittlerweile ist er wieder eingesperrt worden: als Mörder und Hexer verurteilt, sitzt er in einer Zelle des Irrenasyls auf Blackwell’s Island.

Als seine Beinahegattin Leonie Goron in der Anstalt auftaucht, ahnt er nicht, dass sie den Beweis für seine Unschuld gefunden hat. Ihr Anblick, bei dem er sich nicht verraten darf, gibt ihm Auftrieb, um in den Untergrund unter seiner Bettstatt zu graben. So gelangt er in die Zelle nebenan. Der dortige Insasse gibt ihm einen Rat, wie er todsicher aus der Anstalt fliehen kann. Doch dann überschlagen sich die Ereignisse: Die Insassen übernehmen die Anstalt!

Die |Edgar Allan Poe|-Serie von |STIL| bei |Lübbe Audio|:

#1: [Die Grube und das Pendel 1487
#2: [Die schwarze Katze 755
#3: [Der Untergang des Hauses Usher 761
#4: [Die Maske des roten Todes 773
#5: [Sturz in den Mahlstrom 860
#6: [Der Goldkäfer 867
#7: [Die Morde in der Rue Morgue 870
#8: [Lebendig begraben 872
#9: [Hopp-Frosch 1906
#10: [Das ovale Portrait 1913
#11: [Der entwendete Brief 1927
#12: [Eleonora 1931
#13: [Schweigen 3094
#14: [Die längliche Kiste 2510
#15: [Du hast’s getan 2518
#16: [Das Fass Amontillado 2563
#17: [Das verräterische Herz 2573
#18: [Gespräch mit einer Mumie 3178
#19: [Die Sphinx 3188
#20: [Scheherazades 1002. Erzählung 3202 (auch: Die 1002. Erzählung)
#21: [Schatten 3206 (ursprünglicher Titel: Die Scheintoten)
#22: [Berenice 4394
#23: [König Pest 4408
#24: [Der Fall Valdemar 4420
#25: [Metzengerstein 4471
#26: [Die Flaschenpost 4946
#27: [Landors Landhaus 4966
#28: [Der Mann in der Menge 5000
#29: [Der Kopf des Teufels 5089

Achte Staffel (11/2008):

#30: [Feeninsel 5540
#31: Teer und Federn
#32: William Wilson
#33: Morella

_Der Autor_

Edgar Allan Poe (1809-49) wurde mit zwei Jahren zur Vollwaise und wuchs bei einem reichen Kaufmann namens John Allan in Richmond, der Hauptstadt von Virginia, auf. Von 1815 bis 1820 erhielt Edgar eine Schulausbildung in England. Er trennte sich von seinem Ziehvater, um Dichter zu werden, veröffentlichte von 1827 bis 1831 insgesamt drei Gedichtbände, die finanzielle Misserfolge waren. Von der Offiziersakademie in West Point wurde er ca. 1828 verwiesen. Danach konnte er sich als Herausgeber mehrerer Herren- und Gesellschaftsmagazine, in denen er eine Plattform für seine Erzählungen und Essays fand, seinen Lebensunterhalt sichern.

1845/46 war das Doppeljahr seines größten literarischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Erfolgs, dem leider bald ein ungewöhnlich starker Absturz folgte, nachdem seine Frau Virginia (1822-1847) an der Schwindsucht gestorben war. Er verfiel dem Alkohol, eventuell sogar Drogen, und wurde – nach einem allzu kurzen Liebeszwischenspiel – am 2. Oktober 1849 bewusstlos in Baltimore aufgefunden und starb am 7. Oktober im Washington College Hospital.

Poe gilt als der Erfinder verschiedener literarischer Genres und Formen: Detektivgeschichte, psychologische Horrorstory, Science-Fiction, Shortstory. Neben H. P. Lovecraft gilt er als der wichtigste Autor der Gruselliteratur Nordamerikas. Er beeinflusste zahlreiche Autoren, mit seinen Gedichten und seiner Literaturtheorie insbesondere die französischen Symbolisten.

Mehr von und über Edgar Allan Poe auf |Buchwurm.info|:

[„Faszination des Grauens 554“]
[„Edgar Allan Poes Meistererzähler“ 4832 (Hörbuch)
[„Der Untergang des Hauses Usher“ 2347 (Gruselkabinett 11, Hörspiel)
[„Der Doppelmord in der Rue Morgue“ 2396 (Hörbuch)
[„Der Streit mit der Mumie“ 1886 (Hörbuch)
[„Die Brille“ 1885 (Hörbuch)
[„Mythos & Wahrheit: Edgar Allan Poe. Eine Spurensuche mit Musik und Geräuschen“ 2933
[„Visionen“ 2554

_Die Sprecher/Die Inszenierung_

Ulrich Pleitgen, geboren 1946 in Hannover, erhielt seine Schauspielerausbildung an der Staatlichen Hochschule für Musik und Theater in seiner Heimatstadt. Pleitgen wurde nach seinen Bühnenjahren auch mit Film- und Fernsehrollen bekannt. Er hat schon zahlreiche Hörbücher vorgelesen und versteht es, mit seinem Sprechstil Hochspannung zu erzeugen und wichtige Informationen genau herauszuarbeiten, ohne jedoch übertrieben zu wirken. In der POE-Reihe interpretiert er den Edgar Allan Poe und andere Figuren.

Iris Berben gehört zu den bekanntesten und profiliertesten Schauspielerinnen hierzulande. Ihr Repertoire umfasst Krimis („Rosa Roth“) ebenso wie Komödien und klassische Werke. Für ihre Leistungen wurde sie unter anderem mit dem |Bambi| und mit der |Goldenen Kamera| ausgezeichnet. In der POE-Serie interpretiert sie die weibliche Hauptrolle Leonie Goron und andere Figuren.

Edgar Allan Poe: Ulrich Pleitgen
Leonie Goron: Iris Berben
Direktor: Frank Glaubrecht (Pierce Brosnan, Kevin Coster, Al Pacino, Christopher Walken …)
Mr. Maillard: Klaus Wiesinger
Abraham Farry: Klaus-Dieter Klebsch (Alec Baldwin, Peter Stormare, Gabriel Byrne)
Sowie Ingo Albrecht (Dwayne ‚The Rock‘ Johnson, George ‚Superman‘ Newbern) und Kim Hasper (Jason Biggs, James Franco, Jamie Oliver).

Der deutsche Prolog wird von Heinz Rudolf Kunze vorgetragen, der englische von Giuliana Ertl, die Ansage erledigt André Sander. Die deutsche Hörspielfassung stammt von Melchior Hala nach einer Idee von Marc Sieper, Dicky Hank und Thomas Weigelt. Für Regie, Musik und Ton waren Christian Hagitte und Simon Bertling vom |STIL|-Studio verantwortlich.

_Vorgeschichte_

Ein Mensch ohne Namen. Und ohne jeden Hinweis auf seine Identität. Das ist der Fremde, der nach einem schweren Unfall bewusstlos in die Nervenheilanstalt des Dr. Templeton eingeliefert und mittlerweile entlassen wurde. Diagnose: unheilbarer Gedächtnisverlust. Er begibt sich auf eine Reise zu sich selbst. Es wird eine Reise in sein Unterbewusstsein, aus dem schaurige Dinge aus der Vergangenheit aufsteigen. Woher kommen sie? Was ist passiert? Was hat er getan?

Schon 30 Stationen hat der Fremde durchwandert, stets begleitet von Alpträumen. Nach einem Aufenthalt in einem Gasthaus begibt sich der Fremde ohne Gedächtnis auf eine Seereise, die ihn zunächst nach New Orleans führt. Aus einem Schiffswrack rettet er eine schöne Landsmännin, Leonie Goron. Sie weist ihn darauf hin, dass man ihm möglicherweise nach dem Leben trachtet. Nur zu wahr, denn auf der letzten Station vor dem Ziel New Orleans muss sie ihm das Leben retten. Selbst in der großen Stadt bleibt Poe nicht von Alpträumen nicht verschont. Doch er findet etwas über seine und Leonies Vergangenheit heraus und welche finstere Rolle Dr. Templeton als Francis Baker darin spielt.

_Handlung_

Der Mann, der nun weiß, dass er Edgar Allan Poe ist, sitzt für diese Behauptung in der Irrenanstalt auf Blackwell’s Island ein. Er ist isoliert, und es gibt kein Entkommen. Die Wärter sprechen nicht mit ihm, und der Direktor lässt ihn so lange hinter Gittern, bis er seinen Wahn zugibt. Immerhin hat Poe belauscht, dass es in die Gebäudeflügel noch eine Zelle gibt. Ob sie wohl leer ist?

|Der Tunnel|

Seine Knöchel sind inzwischen blutig vom Abklopfen der Bodenplatten seiner Zelle. Doch unter seiner Bettstatt, die am Boden festgeschraubt ist, entdeckt er einen Hohlraum. Mit einem gestohlenen Löffel, dessen Diebstahl er einem Raben und einer Elster zuschreibt, gelingt es ihm, die Fugen um die Platte auszukratzen und die Platte anzuheben. Darunter befindet sich zu seinem Erstaunen eine Röhre, die ins Erdreich führt: ein Tunnel?

Bevor er hineinkriecht, hört er die entzückende Stimme Leonies. Sie gibt vor, eine Journalistin aus England zu sein, die sich für die Behandlungsmethoden der Stadt New York interessiert. Der liberal eingestellte Direktor führt sie gerne herum. Sie fragt nach Langzeit- und Kurzzeitinsassen: Werden sie unterschiedlich behandelt? Poe fragt sich, ob sie zu ihm kommen wird.

|Der Schatzsucher|

Doch der Tunnel führt nur in die benachbarte Zelle statt in die Freiheit. Dort sitzt ein alter Mann ein, der sich Abraham Farry nennt und Poe seine Geschichte erzählt. Er stamme aus einer europäischen Familie, die schon immer die Grenze der Zivilisation bevorzugte. Im Indianerland sei er auf einen Schatz gestoßen und vergrub das Gold in einer Hütte. Die Micmacs duldeten seine Anwesenheit, doch er beging den Fehler, einen ihrer Friedhöfe zu betreten. Dort sei er wahnsinnig geworden. Inzwischen habe er sich wieder erholt und jahrelang den Tunnel gegraben, den Poe benutzte.

|Der Plan|

Farry behauptet, er habe nur noch drei Tage zu leben, so krank sei er inzwischen. Doch selbst sein toter Körper könne Poe noch zur Flucht verhelfen. Dann erzählt er ihm, auf welche Weise dieser aus der Irrenanstalt entkommen könne: Poe müsse sich schuldig bekennen. Man werde ihn zum Tod am Galgen verurteilen und auf einem Karren zur Richtstätte fahren. Die Fahrt sei die einzige Gelegenheit, sich mit einem Werkzeug der Fesseln zu entledigen. Dieses Werkzeug müsse sich Poe zuvor aus einem Knochen Farrys zurechtfeilen. Poe habe nur diese eine Chance.

|Leonie|

Leonie besucht Poe – endlich! Doch der verrät sich kein einziges Mal, um seinen Plan nicht zu gefährden, und sie muss wieder gehen, ohne etwas erfahren zu haben. Als endlich alles bereit ist und Poe zum Galgen geführt werden soll, öffnet sich Poes Zellentür. Doch weder die gewohnten Wärter noch der Direktor stehen davor, sondern zwei Gentlemen, die sich Maillard und De Coq nennen. Sie führen Poe in einen Speisesaal, in dem bereits andere Insassen sitzen und auf Speis und Trank warten. Poe ist verwirrt: Wer sind diese Leute? Werden sie seinen Plan scheitern lassen?

Am einen Ende der Tafel ragt unheilvoll ein großes Gestell empor, das schwarz verhüllt ist. Was mag sich darunter verbergen?

_Mein Eindruck_

Die Irren übernehmen die Anstalt. Dieser oftmals gebrauchte ironische Ausdruck wird mitunter auf die Demokratie angewendet, meist natürlich von Verfechtern antidemokratischer Herrschaftsverhältnisse wie etwa Faschisten. Sie wollen Revolutionen des Volkes diffamieren und in Misskredit bringen. Doch in Poes ursprünglicher Geschichte dient die Übernahme einer neuartigen Heilungsmethode für Geisteskranke. Professor Feather und Dr. Tarr haben sie erfunden und versprechen sich erheblichen Erfolg, indem sie die Geisteskranke wie „Normale“ behandeln. Das klingt schon richtig modern: Endlich werden die Irren nicht mehr wie Vieh weggesperrt, sondern quasi resozialisiert. Müsste doch wunderbar klappen, oder?

Das lässt für Poes Schicksal wirklich hoffen. Doch wer die musikalische Version der Story anhört, die Alan Parsons auf „Tales of Mystery and Imagination“ veröffentlichte, der ahnt, dass das Unheil mit Riesenschritten naht. Nicht nur ist die Musik ganz schön rockig, um Gewalttätigkeit anzudeuten, sondern auch das Stimmengewirr signalisiert Chaos und Disziplinlosigkeit. Wo ist die Führung, wenn man sie braucht? Die Herren Maillard und Le Coq, die Poe abholen (ihre Namen bedeuten „Stockente“ und „Hahn“), richten herzlich wenig aus. Poe ahnt, dass Unheil droht.

Es tritt in zweifacher Gestalt auf. Erstens wird das aufragende Gestell enthüllt, doch ich werde nicht verraten, worum es sich handelt. Poe fährt der Schrecken in die Glieder. Und zweitens folgt auf die ungenehmigte Übernahme der Anstalt quasi die Konterrevolution: Der Direktor und seine Leute können sich befreien und greifen die Insassen der Anstalt an. Nun folgt eine sarkastische Anwendung des Systems von Prof. Feather und Dr. Tarr: Wie ihr Name schon sagt, finden Federn und Teer praktische Anwendung – an den Insassen. Dann stecken die Wärter sie in Brand …

Rette sich, wer kann, sagt sich Poe und verkrümelt sich an einen strategisch günstigen Ort: auf den Leichenkarren …

Man kann also diese hintersinnige Erzählung als Poes Parabel auf die französischen Revolutionen von 1789, 1830 und 1848 lesen. (Poe starb im Herbst 1849.) Mit sarkastischer Ironie fasst er die Ironie als eine dirigierte Heilungsmethode auf. Weil sie aber nicht von den zu Heilenden ausgeht, sondern von Wohlmeinenden, geht der Schuss nach hinten los und vernichtet die Aufständischen durch die gegenteilige Anwendung der Heilmethode seitens der Konterrevolutionäre. Das „System von Prof. Feather und Dr. Tarr“ ist als Heilmethode denkbar ungeeignet. Der Patient muss selbst wissen, was ihn heilen kann. Genau wie das Volk, das sich Besserung hofft, sich selbst helfen muss – wie etwa die Amerikaner.

_Die Inszenierung_

|Mr. Poe|

Pleitgen spielt die Hauptfigur, ist also in jeder Szene präsent. Er moduliert seine Stimme ausgezeichnet, um das richtige Maß an Entsetzen, Erstaunen oder Neugier darzustellen. Aber Poe kann auch sehr pragmatisch agieren, und Pleitgen weiß die scharfe Beobachtungsgabe seiner Hauptfigur wie auch dessen Hinterlist ebenso glaubwürdig darzustellen.

Sehr beeindruckt war ich von Klaus-Dieter Klebsch und seiner Darstellung des Abraham Farry, einer wohl frei erfundenen Figur. In diesem Charakter steckt eine Menge Potentzal, denn wir erfahren von übernatürlichen Kräften der Farry-Sippe und von Farrys Leben unter den Indianern. An einer Stelle war ich an Stephen Kings [„Friedhof der Kuscheltiere“ 3007 erinnert, als es um den Indianerfriedhof der Micmac-Indianer ging. Ob Poe schon davon wusste, kann ich nicht sagen, aber H. P. Lovecraft kannte definitiv die dunklen Legenden über diese Begräbnisstätten in Neu-England, denn er ließ sie in manchen seiner Horror-Erzählungen auftauchen.

Iris Berben „spielt“ ein paar kurze Auftritte als Leonie Goron. Wieder erscheint Leonie als eine weltkluge Lady, die sich sehr um ihren Beinahe-Ehemann Poe bemüht. Sie wird ihn erst in der übernächsten Folge in die Arme schließen können.

|Geräusche|

Der Sound liegt im Format PCM-Stereo vor, wie mir mein DVD-Spieler angezeigt hat, und klingt glasklar. Mindestens ebenso wichtig wie die Sprecher sind bei den POE-Produktionen auch die Geräusche und die Musik. Hut ab vor so viel Professionalität! Die Arbeit des Tonmeisters beim Mischen aller Geräusche ist so effektvoll, dass man sich – wie in einem teuren Spielfilm – mitten im Geschehen wähnt.

Die Geräuschkulissen sind entsprechend lebensecht und detailliert gestaltet. Aber sie werden nur ganz gezielt dort eingesetzt, wo sie einen Sinn ergeben. Die Geräusche in der Irrenanstalt sind teils lokal, teils entfernt. Lokal bedeutet in diesem Fall in Poes Zelle, in Farrys Zelle und im Speisesaal. Die Speisesaalszene ist geradezu surreal inszeniert, denn Poe glaubt ja, dass ihm nun sein letztes Stündlein geschlagen hat.

Die entfernten Geräusche bestehen aus Rabenkrächzen (man denke an Poes Gedicht „The Raven“), Elstern-Keckern und – tatsächlich – einem heulenden Wolf. Dies sind allesamt Signale des Todes: Poe befindet sich wahrlich „in profundis“. Sogar eine Glocke schlägt ihm die letzte Stunde, und ein penetrantes Uhrenticken im Speisesaal trägt auch nicht gerade zu seiner Beruhigung bei.

Diese untere Schicht von Geräuschen wird von der Musik ergänzt, die eine emotionale Schicht einzieht. Darüber erst erklingen die Stimmen der Sprechen: Dialoge, aber auch Rufe und sogar Schreie. Durch diese Klang-Architektur stören sich die akustischen Ebenen nicht gegenseitig, sind leichter aufzunehmen und abzumischen. Das Ergebnis ist ein klares Klangbild, das den Zuhörer nicht von den Informationen, die es ihm liefert, ablenkt.

|Musik|

Die Musik erhält eine wichtige Bedeutung: Sie hat die Aufgabe, die emotionale Lage der jeweiligen Hauptfigur und ihres Ambientes darzustellen. Allenthalben ist Poes musikalisches Leitmotiv zu hören sowie der Chor „Dies illa, dies irae“, der das Verhängnis – „jenen Tag des Zorns“ – ankündigt.

Hinzukommen sehr tiefe, unheilvoll und bedrohliche wirkende Bässe. Sie werden von diversen elektronisch erzeugten Sounds ergänzt, die ich einfach mal der Musik zuschlage. Diese Sounds klingen teils metallisch kalt und bedrohlich, teils bestehen sie aus Rumpeln und Grollen, und das ist ja auch nicht gerade beruhigend. Je surrealer die Szene im Speisesaal der Irren wirken soll, desto dissonanter fallen die Kadenzen der Musik aus. Diese Szene gipfelt nicht in einem Fiasko oder einer Katastrophe, sondern in einem Massaker. Kann Poe dem entrinnen?

Ein Streichquartett und Musiker des Filmorchesters Berlin wirken zusammen, um eine wirklich gelungene Filmmusik zu den Szenen zu schaffen. Das Booklet führt die einzelnen Teilnehmer detailliert auf, so dass sich niemand übergangen zu fühlen braucht. An der Musik gibt es absolut nicht auszusetzen. Für die jüngere Generation mag sie aber zu klassisch orientiert sein. Rockige Klänge finden Jüngere eher in |LPL|s „Offenbarung 23“ oder „Jack Slaughter“.

|Der Song|

Jede Folge der Serie wird mit einem Song abgeschlossen, und in jeder Staffel gibt es einen neuen Song. Diese Staffel enthält den Song „You see“ von der deutschen Gruppe |[Elane.]http://www.powermetal.de/review/review-12848.html |Die Stilrichtung entspricht einem weiterentwickelten Celtic Folk Rock, wie er von der Gruppe |Clannad| in den siebziger und achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts entwickelt wurde. Auch bei |Elane| wird englische mit gälischer Sprache kombiniert.

Die Musik verbindet Romantik und sehnsuchtsvolle Mystik, was einerseits durch die Instrumentierung, zum anderen durch den mehrstimmigen Frauengesang betont wird. Zu den Instrumenten, die für Folk Rock obligatorisch sind, gehören die akustische Gitarre, die Harfe und die Flöte. Dass Drums, E-Gitarre und E-Bass eine elektrisch verstärkte Rhythmusgruppe bilden, wurde schon von |Clannad| als Standard etabliert. Besonders interessant bei |Elane| ist die Mehrstimmigkeit.

Ich konnte zwei tiefe Frauenstimmen ausmachen und eine hohe Frauenstimme, also Alt und Sopran. Die Überlagerungen machen die Harmonien zu einer kniffligen Angelegenheit der gegenseitigen Abstimmung, sonst können leicht Disharmonien oder gar Rhythmusstörungen entstehen. Soweit ich hören könnte, gelingt die Polyharmonie jedoch durchweg einwandfrei – Applaus.

_Unterm Strich_

Diese Folge fängt erst ganz langsam an, steigert sich dann in einem Wendepunkt des Ausbruchs und der Hoffnung, um dann in einem furiosen Finale seinen garstigen Höhepunkt zu erreichen. Das ist klassische Tragödiendramaturgie, wie man sie seit der Antike kennt. Das Dumme ist nur, dass sie dem modernen jungen Zuhörer einiges an Geduld abverlangt.

Doch die Geduld wird belohnt, und so zähle ich auch diese Folge zu den gelungeneren. Was man allerdings vom „System des Prof. Feathers und Dr. Tarr“ mitbekommt, ist herzlich wenig. Das macht aber nichts. Es gab schon viele Folgen, in denen fast nur ein Leitmotiv aus einer Poe-Story übernommen wurde, so in „Kopf des Teufels“. Dennoch kann man sich mit einiger Phantasie vorstellen, dass es hier um Revolution (als Umwälzung der bestehenden Herrschaftsverhältnisse) und Konterrevolution geht.

|Das Hörspiel|

Die akustische Umsetzung ist vom Feinsten, und man merkt in jeder Szene, wie viel Sorgfalt die Mitwirkenden und Macher aufgewendet haben, um die Episode stimmungsvoll und zuletzt surreal und actionreich zu gestalten. Ein Highlight ist für mich die Szene in Abraham Farrys Zelle, wo wir nicht nur einen völlig anderen Blickwinkel erleben, sondern Poe auch ein Rettungsplan vorgelegt wird.

|70 Minuten auf 1 CD
ISBN-13: 978-3-7857-3687-6|
http://www.poe.phantastische-hoerspiele.de
http://www.luebbe-audio.de
http://www.elane-music.de

Montgomery, Lucy Maud / Gruppe, Marc / Bosenius, Stephan – Anne in Windy Poplars. Folge 13: Die neue Rektorin

_Überraschende Entdeckung: Mörder im Stammbaum!_

Kanada Ende des 19. Jahrhunderts. (Fortsetzung von „Anne in Kingsport“)

Folge 13: Anne Shirley tritt ihre Rektorinnen-Stelle an der Summerside Highschool an. Schnell muss sie erkennen, dass sie in dem beschaulichen Städtchen keineswegs erwünscht ist. Bereits die Suche nach einer Unterkunft gestaltet sich schwierig, denn der alles berherrschende Pringle-Clan hat sich gegen die Neue verschworen …

Pünktlich zum 100-jährigen Jubiläum gibt es die Abenteuer des sympathischen Waisenmädchens Anne Shirley als Hörspiel-Serie, geeignet für die ganze Familie, gesprochen von den deutschen Stimmen vieler Hollywood-Stars.

_Die Autorin_

Lucy Maud Montgomery (1874-1942) war eine kanadische Schriftstellerin, die besonders durch ihre Jugendbücher um Anne Shirley bekannt wurde: „Anne of Green Gables“ und sechs Fortsetzungen.

Das Manuskript wurde zunächst von mehreren Verlagen abgelehnt, bevor es Montgomery gelang, es zu platzieren. 1908 war sie bereits 34 Jahre alt. Das Buch wurde zu einem Theaterstück verarbeitet, mehrmals verfilmt und in mehr als 40 Sprachen übersetzt.

Die erste Staffel: Anne auf Green Gables

Folge 1: [Die Ankunft 4827
Folge 2: [Verwandte Seelen 4852
Folge 3: [Jede Menge Missgeschicke 4911
Folge 4: Ein Abschied und ein Anfang

Die zweite Staffel: Anne auf Avonlea

Folge 5: [Die neue Lehrerin 5783
Folge 6: [Ein rabenschwarzer Tag und seine Folgen 5806
Folge 7: [Eine weitere verwandte Seele 5832
Folge 8: Das letzte Jahr als Dorfschullehrerin

Die 3. Staffel: Anne in Kingsport (Frühjahr 2009)

Folge 9: Auf dem Redmond College
Folge 10: Erste Erfolge als Schriftstellerin
Folge 11: Die jungen Damen aus Pattys Haus
Folge 12: Viele glückliche Paare

Die 4. Staffel: Anne in Windy Poplars (September 2009)

Folge 13: Die neue Rektorin
Folge 14: Ein harter Brocken
Folge 15: Das zweite Jahr in Summerside
Folge 16: Abschied von Summerside

Die 5. Staffel („Anne in Four Winds“) erscheint im Frühjahr 2010.

_Die Sprecher/Die Inszenierung_

Erzähler: Lutz Mackensy (Rowan Atkinson, Christopher Lloyd, Al Pacino)
Anne Shirley: Marie Bierstedt (Kirsten Dunst, Kate Beckinsale)
Und andere.

Regie führten Stephan Bosenius und Marc Gruppe, der auch das „Drehbuch“ schrieb. Die Illustration stammt von Firuz Askin.

_Handlung_

Nachdem sie das Redmond College erfolgreich absolviert und sich mit Gilbert Blythe verlobt hat, will Anne Shirley nun für drei Jahre als Rektorin an der Summerside Highschool arbeiten. Doch bereits die Suche eines geeigneten Domizils gestaltet sich unerwartet schwierig: Überall wird sie abgelehnt. Was steckt nur dahinter? Ein Besuch mit Rachel Lynde bei ihrer Freundin Polly Braddock ergibt Aufschluss: Die Pringles, ein mächtiger Clan in Summerside, wollten selbst die Rektorenstelle besetzen. Und Polly hat auch einen Tipp zur Wohnungssuche: die beiden Witwen Kate und Chatty Macomber in der Spooks Lane könnten sie aufnehmen. Das scheint zu klappen, nachdem auch das Urteil der Köchin Rebecca Dew positiv ausfällt. Und Polly rät auch dazu, das Haus Windy Poplars nur von hinten zu betreten sowie den Kater Dusty Miller niemals zu streicheln. Tipps, die Gold wert sind! Anne bekommt das Turmzimmer mit der tollen Aussicht – auf den Friedhof.

Nach diesem Wochenende erhofft sich Anne einen ebenso guten Start an ihrer Schule. Doch weit gefehlt: Katherine Brooke hatte selbst Ambitionen auf die Rektorenstelle und zeigt Anne fortan die kalte Schulter (was sich erst nach zwei Jahren ändert; siehe Folge 15). Dass sich auch sämtliche Pringle-Kinder der neuen Lehrerin verweigern würden, hätte sich Anne eigentlich denken können. Nur der junge Louis Allen und Sophie Sinclair arbeiten ausgezeichnet mit. Sie werden später, kräftig ermutigt von Anne, ein Liebespaar (siehe dazu Folge 16 mit einer dramatischen Hochzeit). Nur der Kollege George MacKay zeigt sich Anne gegenüber aufgeschlossen.

Vorerst können Annes Verbündete in Windy Poplars, deren Geheimnisse sie diskret hütet, nichts gegen die Pringles ausrichten. Zusammen mit Rebecca Dew bringt Anne der kleinen Elizabeth Grayson im düsteren Nachbarhaus Evergreens Milch, denn die Kleine wird von ihrer Urgroßmutter Mrs. Campbell schrecklich behandelt, finden die Frauen. Fortan macht es sich Anne zur Aufgabe, sich um Elizabeth zu kümmern. Wo mag nur ihr Rabenvater leben, dieser Mr. Grayson? (Mehr dazu in Folge 16.)

Ein erster Triumph über die Opposition naht – in Gestalt eines Theater-Clubs und einer Aufführung des von Katherine Brooke einstudierten Stücks „Maria Königin von Schottland“. Die Titelrolle soll Jem Pringle übernehmen, findet Miss Brooke, und obwohl Anne vorderhand zustimmt, baut sie als Ersatz Sophie Sinclair für diese Rolle auf. Ihre und Sophies Mühe wird belohnt: Als hätte sie es geahnt, erklärt die Hauptdarsteller Pringle am Tag der Aufführung, dass sie krank sei. Miss Brooke will abbrechen, doch Anne zaubert den Ersatz aus dem Ärmel. Sophies Auftritt wird ein durchschlagender Erfolg; alle Zuschauer sind zu Tränen gerührt und nässen ihre Taschentücher.

Aber noch sind die Pringles nicht geschlagen. Da fragt Anne ihre alte Bekannte Polly Braddock, ob sie für die Stadtarchivarin Mrs. Stanton nicht ein paar alte Dokumente habe? Polly hat, und zwar ein Schiffstagebuch ihres Onkels Andy, der mit Captain Abraham Pringle, dem Vater der herrschenden Dynastie, und dessen missratenem Bruder Myron zur See fuhr. Nachts in ihrer Kajüte, paddon, in ihrem Turmzimmer erfährt Anne von den schröcklichen Untaten jenes Unholds. Anne erkennt, dass dieses Tagebuch pures Dynamit darstellt …

_Mein Eindruck_

Die erste Folge der vierten Staffel legt die Grundlagen für mehrere thematische Spannungsbögen, die nach und nach alle eingelöst werden. Somit bilden diese Themen – ich habe sie angedeutet – ein inneres Korsett, das die gesamte Staffel zusammenhält und korärent wirken lässt. Das hat mir bei der letzten Staffel ein wenig gefehlt, so dass dort die Folgen ein wenig beliebig erschienen.

Anne sieht sich an mehreren Fronten herausgefordert und muss ihre ganz besondere Weltanschauung fortwährend verteidigen. Zwar sucht sie nicht mehr nach „verwandten Seelen“, findet sie aber ganz klar in den Bewohnern von Windy Poplars (weshalb in Folge 16 ein sehr tränenreicher Abschied folgen dürfte). Sehr lustig ist die ironische Position, in der sich Anne alsbald als Geheimnisträgerin wiederfindet: Jede der drei Frauen trägt tief in der Nacht eine Gesichtsmaske auf, doch keine der anderen darf je davon erfahren!

Lustig, wenn nicht sogar listig ist die psychologische Kriegsführung der beiden Tanten gegenüber ihrer Köchin Rebecca Dew, die durch ihre rauhen Umgangsformen etwas grob wirken kann. Später stellt sich heraus, dass Rebecca ein Herz aus Gold hat. Die Tanten wissen sie dadurch zu manipulieren, dass sie stets das Gegenteil von dem, was sie von Rebecca erwarten, behaupten oder tun. Todsicher wird Rebecca stets das Gegenteil davon tun. Hinter vorgehaltener Hand lachen sie über ihren Erfolg, obwohl sie im Grunde gar nicht so nett sind.

Auch Katherine Brooke, die stellvertretende Rektorin, fordert Annes Weltanschauung heraus: Dies ist keine verwandte Seele, sondern das genaue Gegenteil: Für sie stellt Anne alles dar, was sie selbst nie haben konnte oder je haben wird. Doch Anne ist überzeugt, dass unter dieser harten Schale ein weicher Kern steckt – ein weiteres Missionierungsprojekt, das Anne in Angriff nehmen kann. Genauso wie Elizabeth Grayson, die blasse Urenkelin, deren Seele so vernachlässigt wird, dass sie sich ein Traumland jenseits des Meeres vorstellen muss, um ihre Phantasie dort spielen zu lassen.

Das pièce de résistance ist allerdings der Pringle-Clan. Als Anne endlich mit dem Inhalt des Schiffstagebuchs die ultimative Waffe in der Hand hält, um das Ansehen der Pringles für ewig zu zerstören, verzichtet sie jedoch darauf. Das Ergebnis dieser Rücksichtnahme kann sich sehen lassen: Ihre Hoheit Sarah Pringle lässt sich dazu herab, Windy Poplars höchstpersönlich besuchen. Das verursacht natürlich gehörigen Aufruhr unter dessen Bewohnern. Mehr soll nicht verraten werden, aber fortan sind die Pringles an Annes Schule wahre Musterschüler …

_Die Inszenierung_

|Die Sprecher|

Die Hauptrolle der Anne Shirley wird von Marie Bierstedt, der deutschen Stimme von Kirsten Dunst und vielen anderen jungen Schauspielerinnen, mit Enthusiasmus und Einfühlungsvermögen gesprochen. Obwohl Bierstedt wesentlich älter ist als die zwanzigjährige Heldin, klingt ihre Stimme doch ziemlich jugendlich. Manchmal darf sie aber auch ein wenig langsamer und überlegter sprechen, besonders mit „verwandten Seelen“.

Unter den weiteren weiblichen Sprecherinnen ragen die der Marilla Cuthbert (Dagmar von Kurmin) und der Rachel Lynde (Regina Lemnitz) heraus, die Anne regelmäßig im Sommer und zu Weihnachten besucht. Regina Lemnitz ist die Inkarnation der Plaudertasche und der wandelnden Gerüchteküche. Außerdem scheint ihre Rachel Lynde Vorsitzende des Dorfverschönerungsvereins zu sein und hat entsprechend viele Sorgen um die Ohren. Und sie ist natürlich die beste Freundin von Marilla Cuthbert, die die Witwe in ihr Haus aufgenommen hat.

|Geräusche|

Die Geräusche im Hintergrund sorgen für die Illusion einer zeitgenössischen Kulisse für das Jahr 1882, doch sind sie so sparsam und gezielt eingesetzt, dass sie einerseits den Dialog nicht beeinträchtigen, andererseits den Hörer nicht durch ein Übermaß verwirren. Deshalb erklingen Geräusche in der Regel stets nacheinander.

Auffällig häufig ist jedoch die Kombination aus Brandung und Vogelgezwitscher zu hören. Das ist eine Besonderheit der meerumtosten Inselumgebung. Selbstredend erklingen zahlreiche Vogelstimmen, wenn Anne mit ihren Freunden durch den Wald spaziert. Um die Epoche zu verdeutlichen, ist natürlich kein einziges Auto zu hören, sondern nur diverse Kutschen und Karren.

|Musik|

Die Musik ist ebenfalls ziemlich romantisch, voller Streichinstrumente, Harfen und Pianos. Das Klavier wird meist für melancholische Passagen eingesetzt, und diese sind ebenso wichtig wie die heiteren. Der kontrastreiche Wechsel zwischen Heiterkeit, Drama, Rührung und Melancholie sorgt für die emotionale Faszination beim Zuhörer. Die Musik – besonders die subtile Harfe – steuert die Emotionen und untermalt die wichtigsten Szenen, kommt aber nicht ständig im Hintergrund vor. Besonders fiel mir die Variation von Heiterkeit und Rührung, von Verträumtheit und Aufbruchsstimmung auf.

Als Intro erklingt die Erkennungsmelodie der Serie: In einem flotten Upbeat-Tempo lassen Streicher, Holzbläser und ein Glockenspiel Romantik, Heiterkeit und Humor anklingen. Alle diese Elemente sind wichtige Faktoren für den Erfolg des Buches gewesen. Warum sollten sie also ausgerechnet im Hörspiel fehlen?

_Unterm Strich_

Der Staffelauftakt reißt mehrere Themen an und spannt so mehrere Spannungsbögen, die zum Teil bis zum Staffelabschluss reichen, so etwa die Geschichte der Elizabeth Grayson. Von besonderem Interesse sind die vielen Herausforderungen, die sich Annes Weltanschauung entgegenstellen. Diese Pringles sind wirklich nicht auf Friede, Freude, Eierkuchen aus! Bloß gut, dass sie durch einen Zufall – falls es für sie so etwas gibt – einen größeren Skandal aufdeckt, der die Pringles ohne weiteres zu Fall bringen könnte. Dies hat erstaunliche Folgen.

|Das Hörspiel|

Man merkt dem Hörspiel die Mühe und Liebe an, die darauf verwendet wurden. Besonderes Vergnügen hat mir die akustische Umsetzung des Buches bereitet. Hörbaren Spaß haben die Sprecher an ihren Rollen, und insbesondere die Hauptfigur ist von Marie Bierstedt ausgezeichnet gestaltet. Sie schluchzt, lacht, schmollt, flüstert und quasselt, das man sich wundern muss, woher diese Vielseitigkeit stammt. In den Spider-Man-Filmen ist Kirsten Dunst nie so vielseitig. Bierstedts Anne muss sich nicht nur durch Höhen und Tiefen des Herzens lavieren, sondern auch noch weiterentwickeln.

|69 Minuten auf 1 CD
ISBN-13: 978-3-7857-4138-2|

Home – Atmosphärische Hörspiele


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Die drei ??? Kids – Nachts in der Schule (Rätselkrimi)

Die Handlung:

Die drei ??? Kids fiebern der Gruselnacht mit Geisterspuk in ihrer Schule entgegen. Doch dem Veranstalter Mr Dull geht es nicht um den Spaß der Kinder. Er möchte das Tagebuch eines alten Goldgräbers finden und hofft, dass die ahnungslosen Schüler ihm dabei helfen. Können Justus, Peter und Bob seine fiesen Machenschaften aufdecken?
Ein spannender Krimi, kombiniert mit Ratespaß: Am Ende jedes Kapitels stehen knifflige, vierfarbige Bilderrätsel zum Mitraten. So können die Leser den drei ??? Kids helfen, den Fall zu lösen. (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Im Mai 2014 gabs schon mal einen Mitmach-Rätselkrimi, der auch „Schule“ im Namen trug: „Spuk in der Schule“. Was haben die nur alle immer mit „Schule“? Vielen Schülern ist es ja schon tagsüber ein Graus, in die Schule zu gehen, wer machts denn dann noch freiwillig nachts? Unsere drei Detektive zum Beispiel! Inklusive Peter „der Schisser“ Shaw übrigens! Der freut sich sogar auf die Nacht in der Schule! Warum, das verrät er uns auch.

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Die drei ??? Kids – Das Geisterspiel (Band 87)

Die Handlung:

Die alte Basketballarena in Rocky Beach wurde an ein Reiseunternehmen verkauft und soll in TravelFunTrips umbenannt werden. Zum Auftakt findet ein Show-Match statt und die drei ??? Kids sind natürlich dabei. Aber beim Spiel geht so einiges durcheinander und dann sorgt auch noch eine Geistererscheinung für große Aufregung. Im Handumdrehen befinden sich die Justus, Peter und Bob in einem sportlichen Krimi-Fall, der es in sich hat. (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Ein „Geisterspiel“ nennt man ein Spiel zweier Mannschaften oder Einzelspieler, die sich sportlich messen, ohne dass es Zuschauer gibt. Hier scheint die Definition allerdings eine andere zu sein … wenngleich sie ungleich interessanter klingt.

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Die drei ??? Kids – Riesen in Rocky Beach (Band 86)

Die Handlung:

Rocky Beach ist um eine Attraktion reicher: Ein Künstler hat von der kleinen Stadt am Meer ein Miniaturmodell gebastelt. Doch bei der Einweihungsfeier auf dem Marktplatz beginnt es in dem Mini-Modell von Giovannis Eiscafé plötzlich zu brennen. Schnell stellt sich heraus, dass die Vorfälle im Model auch im echten großen Rocky Beach passieren. Wer steckt hinter Sabotagen und was wollen die oder der Täter damit erreichen? Die drei ??? Kids nehmen die Ermittlungen auf. (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Wie es in Rocky Beach zu KIDS-Zeiten aussieht, wissen wir ja nicht wirklich. Im Grunde gibts den Wertstoffhof von Onkel Titus, Porters Laden, das Eiscafé, den Hafen, die Polizeistation und dann verließen sie einen auch schon. Beziehungsweise es gibt immer das, was grad für die Geschichte gebraucht wird zusätzlich.

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Die drei ??? Kids – Fuball, Ferien, Freunde! (Comic)

Die Handlung:

Rocky Beach in Aufruhr! Bei einem Fußballturnier werden Zuschauer bestohlen, Schmuggler treiben auf einem Flohmarkt ihr Unwesen und aus dem Zoo verschwinden auf rätselhafte Weise seltene Tiere. Nur Justus, Peter und Bob können Licht ins Dunkel bringen! Die sieben coolen Cartoons, kombiniert mit spannenden Knobeleien, begeistern alle Kids, die Comics lieben. (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Fußball, Ferien, Freunde … klingt wie eine ganz normale Wunschliste eines von Corona-Homeschooling geplagten Schülers 2020/2021.

In sieben gezeichneten Geschichten zeigen uns die drei ??? Kids, was man alles mit seinen Freunden erleben kann, wenn man mal wieder welche zu Gesicht bekommt … außer im Videochat jetzt.

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[NEWS] Lisa McAbbey – Die Schmugglerlady

England 1784. Die junge Lysia Farley erbt den Schmugglerring ihres Vaters und kann so weiter den Lebensunterhalt der Familie sichern. Glücklicherweise steht ihr mit Jack Ryder ein tatkräftiger Helfer zur Seite. Zudem ist Jack nicht nur gutaussehend und charmant – er lässt auch Lysias Herz trotz aller Standesunterschiede höherschlagen. Doch dann reist der Earl of Darrington an. Sein Auftrag: Er soll dem Schmuggel in der Gegend endgültig einen Riegel vorschieben … (Verlagsinfo)


Taschenbuch : 304 Seiten
Lübbe

[NEWS] Steph Broadribb – Die Jägerin (Lori Anderson 3)

Lori Anderson ist es endlich gelungen, ihre Familie wieder zu vereinen. Doch als Kopfgeldjägerin in Miami hat sie viele tödliche Feinde. Um in Frieden leben zu können, muss sie einen letzten Job annehmen: Lori hat 48 Stunden Zeit, um einen abtrünnigen Gangster im Zeugenschutzprogramm aufzuspüren. Gelingt es ihr, ist sie eine freie Frau. Scheitert sie, werden sie und ihre Familie sterben. (Verlagsinfo)


E-Book
Heyne

James Herbert – Dunkel

Spagat zwischen Splatter und Charakter

Der Parapsychologe Chris Bishop stellt fest, daß die Gewaltverbrechen in den Straßen um Londons Beechwood plötzlich zunehmen. Auch der Abriß eines verrufenen Hauses kann den wachsenden Terror nicht eindämmen. Denn eine übernatürliche Gewalt bemächtigt sich der hilflosen Menschen, die Robotern gleich über ihre Opfer herfallen. Nächte des Grauens brechen an … (Verlagsinfo)

Den Einbruch des Bösen in die Großstadt schildert dieser sechste Roman von Englands Horrorschriftsteller Nummer 1. „Dunkel“ bezeichnet in Herberts Oeuvre den Übergang von Schema-F-Romanen à la „Die Ratten“ zu späteren Meisterwerken wie „Moon“.

Der Autor
James Herbert – Dunkel weiterlesen

[NEWS] Barbara Rose – Geisterschule Blauzahn. Lehrer mit Biss

Freddy kann sein Glück noch gar nicht fassen: Ihm wird tatsächlich ein kostenloser Platz im Internat Blauzahn angeboten! Was er nicht ahnt: Dort werden eigentlich nur magische Wesen aller Art unterrichtet – also Vampire, Poltergeister, Werwölfe … Sie lernen dort, wie man den Menschen so richtig Angst einjagt. Doch die Schule hat Nachwuchsprobleme und so hat Direktor Graf Blauzahn zähneknirschend zugestimmt, Menschenkinder aufzunehmen. (Verlagsinfo)


Gebundene Ausgabe : 176 Seiten
dtv

[NEWS] Ingo Bartsch – Schunkelgate. Schlagerkönigin am Abgrund

Auf einer Benefizgala vertauschen Deutschlands Schlagerkönigin Larissa Sturm und der chronisch alkoholisierte Rüpel Mortimer Prinz von Weidelsburg ihre Smartphones. Fatal: Auf einer SD-Card in Larissas Handy ist ein Sextape. Eine tickende Zeitbombe für das makellose Volksmusiksternchen. Doch wer ist wirklich im Besitz des pikanten Videos? Denn neben Mortimer kommen auch dessen geldgieriger Bruder, Larissas Ex-Manager oder der begriffsstutzige Tänzer Josh und sein erfolgloser Agent infrage. Als Larissa wirklich erpresst wird, steht nicht nur die heile Schlagerwelt am Abgrund … (Verlagsinfo)


Taschenbuch : 284 Seiten
Piper

Parker, Robert B. – Promised Land – Ein Spenser-Krimi (Spenser 4)

Cape Cod: Gebrochene Versprechen im Gelobten Land

Als sich Privatdetektiv Spenser weigert, den Aufenthaltsort der von einer Midlife-Crisis gebeutelten Frau des Immobilienmaklers preiszugeben, feuert dieser ihn kurzerhand. Aber das ist nur der harmlose Auftakt zu einer Geschichte, in der es bald nicht mehr um Ehestreitigkeiten geht, sondern ums nackte Leben.

Deutsche Übersetzungstitel: „Leichte Beute für Profis“; „Auf eigene Rechnung“, 1977 bei Ullstein, dann bei Rowohlt.

Der Autor

Der US-Autor Robert B. Parker, 1932-2010, gehörte zu den Topverdienern im Krimigeschäft, aber auch zu den fleißigsten Autoren – er hat bis zum seinem unerwarteten Tod im Januar 2010 über 50 Romane veröffentlicht. Am bekanntesten sind neben der „Spenser“-Reihe wohl seine neun „Jesse Stone“-Krimis, denn deren Verfilmung mit Tom Selleck in der Titelrolle wird gerade vom ZDF gezeigt. Parker lebte in Boston, Massachusetts, und dort oder in der Nähe spielen fast alle seine Krimis.

„Jesse Stone„-Krimis:

1) [„Night Passage“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6811
2) [„Trouble in Paradise“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6816
3) [„Death in Paradise“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6815
4) [„Stone Cold“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6810
5) [„Sea Change“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6812
6) [„High Profile“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6813
7) [„Stranger in Paradise“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6814
8) [„Night and Day“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6873
9) „Split Image“

Die „Sunny Randall„-Reihe:

1) [„Family Honor“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6831
2) [„Perish Twice“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6832
3) [„Shrink Rap“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6833
4) [„Melancholy Baby“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6834
5) [„Blue Screen“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6835
6) [„Spare Change“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6852

Unter anderem in der „Spenser“-Reihe, die 39 Romane umfasst, erschienen:

[„Paper Doll“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6818
[„Stardust“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6819
[„Potshot“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6821
[„Walking Shadow“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6820
[„Widow’s Walk“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6826
[„Chasing the Bear“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6837
[„Hundred Dollar Baby“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6838
[„Taming a Sea-Horse“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6839
[„Bad Business“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6840
[„Back Story“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6842
[„Painted Ladies“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6843
[„Cold Service“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6844
[„The Professional“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6866
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„Hugger Mugger“ , „The Godwulf Manuscript“ …
Und viele Weitere.

Außerdem schrieb Parker ein Sequel zu Raymond Chandlers verfilmtem Klassiker „The Big Sleep“ (mit Bogart und Bacall) und mit „Poodle Springs“ einen unvollendeten „Chandler“-Krimi zu Ende. „Gunman’s Rhapsody“ ist seine Nacherzählung der Schießerei am O.K. Corral mit Wyatt Earp und Doc Holliday, ein klassischer Western.

Handlung

Boston baut um, und nachdem Spenser ein neues Quartier als Büro bezogen hat und noch beim Renovieren ist, besucht ihn auch schon der erste Klient. Harvey Shepard ist ein gutbetucht aussehender Geschäftsmann aus der schönen Gegend am Cape Cod, dort wo die Bostoner ihre Ferien verbringen und die Kennedys ihren Stammsitz haben. Spenser soll für Harvey dessen verschwundene Frau Pam wiederfinden. Nichts lieber als das, vor allem nach einem üppigen Vorschuss!

Spenser quartiert sich natürlich auf Cape Cod ein und ist von dort aus tätig. Schnell findet er heraus, dass Pam Shepard nach 22 Jahren Ehe und drei Kindern die Nase voll von Ehe und Familie hatte und sich mit jungen, starken Kerlen herumtrieb. Eine Durchsicht ihrer Telefonrechnungen und Kreditkartenabrechnungen weist auf ein Versteck im nahen New Bedford hin. Sie lebt bei zwei Feministinnen, Rose und Jane. Nachdem Jane ihn in den Schritt getreten hat, schickt er die Karatekämpferin mit einem gezielten Faustschlag auf die Bretter.

Auf diese Weise bringt er die Feministinnen dazu, ihn eine Weile mit Pam alleine zu lassen – unter strenger Aufsicht, versteht sich. Pam hat die Schnauze voll von Harvey und ihrem Ehedasein. Seit ihrer Jugend kennt sie nichts anderes: Sie heiratete ihren Göttergatten gleich nach dem Schulabschluss. Jetzt ist sie das erste Mal unabhängig. Und was hat sie jetzt vor, will Spenser wissen. Pam weiß es nicht. Er gibt ihr seine Karte, für alle Fälle.

Harvey Shepard ist keineswegs erbaut darüber, dass sich sein angeheuerter Privatschnüüffler weigert, ihm das Versteck der entfleuchten Ehefrau zu verraten. Er droht, ihn zu verklagen. Als Spenser einen Mann in Shepards Haus sieht, den er nie hier anzutreffen erwartet hat, rät er Shepard, seinen eigenen Hals zu retten: Hawk ist der Ärger in Person!

Der schwarzhäutige Söldner, den Spenser schon seit 20 Jahren kennt, arbeitet jetzt als Knochenbrecher für einen lokalen Kreditkai namens King Powers. Tatsächlich sieht Shepard mit seinem Veilchen im Gesicht und dem steifen Gang ganz so aus, als habe er von Hawk bereits einen Beweis seiner „Überredungskunst“ erhalten.

Da er nun keinen Auftraggeber mehr hat, fragt sich Spenser, was er noch in Cape Cod soll. Da taucht überraschend seine Freundin Susan Silverman auf – in seinem Hotelzimmer. Auch ihre Überredungskunst ist phänomenal, aber weitaus sensibler, wie Spenser umgehend feststellt. Als Pam Shepard ihn anruft, um ihn um Hilfe zu bitten, nimmt er Susan deshalb gleich mit.

Pam Shepard steckt bis zum Hals in Ärger, ja, bis zur Oberkante ihrer Unterlippe: Die Feministinnen haben mit ihr als Aufpasserin eine Bank in New Bedford überfallen und dabei den Wächter erschossen. Die einst so brave Ehefrau ist jetzt eine gesuchte Räuberin und Mordkomplizin! Dabei wollte sie ihnen doch bloß helfen, Geld für Waffen zu besorgen, die sie für ihren Kampf gegen den männlichen Kapitalismus brauchen. Spenser stöhnt ob so viel Schwachsinn. Er muss sich was einfallen lassen.

Kaum einen Tag später ruft Harvey an: Auch der steckt bis zur Nasenspitze im Dreck: Spenser muss kein Einstein sein, um sich das Szenario vorstellen zu können. King Powersw will seine Wucherzinsen, die Harvey nicht aufbringen, umgehend – oder einen Anteil am Immobilienprojekt, in dem Shepards gesamtes Kapital steckt. Und wieder hat Hawk überzeugend zugeschlagen: Er packte eines von Shepards Kinder am Schlafittchen. Nun schlottert der „Geschäftsmann“ am ganz Leib.

Spenser erbittet sich Bedenkzeit, um die verfahrene Situation des Ehepaares Shepard wieder in erträgliche Bahnen lenken zu können. Es gibt viel zu tun. Hoffentlich kann ihm Susan Silverman so manchen klugen Rat geben. Er wird ihn dringend brauchen.

Mein Eindruck

Dieser Roman ist schon ein ganz anderes Kaliber als sein Vorgänger „Mortal Stakes“ (siehe meinen Bericht dazu). Parker nutzt den erweiterten Umfang (250 statt 180 Seiten), um nicht nur die Handlung und den Spannungsbogen völlig anders aufzubauen, sondern auch das Element der Psychologie und der Romanze viel stärker in den Vordergrund zu rücken. War Spenser im Vorgänger noch ein streunender Junggeselle, ist er jetzt bereit zu heiraten. Das verleiht seinem Charakter Festigkeit und der Figur Autorität. Der Privatdetektiv verfügt nun über die moralische Legitimation, der Gerechtigkeit zum Sieg zu verhelfen und zu diesem Zweck andere zu manipulieren.


Das Gelobte Land

Im Grunde ist das Thema dieses Krimis das Versprechen und dessen permanenter Bruch auf vielfältige Weise. Schon der Titel lässt es anklingen: „das versprochene bzw. verheißene Land“, wie es im Buch Mose die Israeliten von Jahwe versprochen bekamen. Dieses verheißene Land hat in Neu-England einen ganz konkreten Ort: Cape Cod. Die Halbinsel, von der früher die Walfänger à la herman Melville auf grpße Fahrt um die halbe Welt gingen, ist nunmehr Sommerfrische und Feriendestination für Städter, aber auch Stammsitz von Dynastien wie den Kennedys. Es ist das Long Island und Miami Beach des Nordens.

Versprechen Nr. 1

Es ist daher kein Zufall, dass die Immobilienfirma von Harvey Shepard ebenfalls „Promised Land“ heißt – und schweren Schiffbruch erleidet, als die Muttergesellschaft in Konkurs geht. Harvey vergreift sich an den eingelegten Geldern der Privatinvestoren, um die Grundstücke erschließen und verkaufen zu können – und wird sofort von ihnen verklagt. Versprechungen, Versprechungen! Von den Banken abgewiesen – sie leihen ihr Geld bekanntlich nur dem, der es nicht braucht – wendet er sich er fatalerweise an den Kredithai King Powers, einen denkbar schmierigen Typen ohne jede Moral und Skrupel. Dessen Knochenbrecher ist Hawk, ein wahrhaft furchteinflößender Söldner. Harvey bezeichnet ihn als „Nigger“ und „coon“ (Waschbär, Hinterwäldler).

Versprechen Nr. 2

Es ist nicht das fehlende Geld, das Harveys Frau aus dem Haus treibt. Pam will weg von der erdrückenden Zuwendung, die er ihr gibt, dieser besitzergreifenden Liebe, die ihr nichts als Schuldgefühle und Ekel einjagt. Doch auch sie fällt auf Versprechungen herein. Auf die von militanten Vertreterinnen der Bewegung Women’s Lib. Der Autor lässt Feministinnen nicht nur hier, sondern auch in „Looking for Rachel Wallace“ und in dem „Sunny Randall“-Krimi „Perish Twice“ auftreten.

Auch Pam wird betrogen, und zwar nicht aufgrund von schwesterlicher Zuwendung, sondern weil sich ihre „Schwestern“ einer militanten Umsetzung ihrer „Sache“ verschrieben haben: Sie knallen einen alten Mann ab, der seinen Job als Bankwächter zu erfüllen versucht – ein pensionierter Cop. Folglich suchen dessen Exkollegen fieberhaft nach den Mörderinnen – also auch nach Pam. Sie ist nach US-Recht des Mordes im ersten Grad schuldig.

Soll Spenser sie wirklich vor dem Knast bewahren, nur weil sie sich so närrisch verhalten hat? Wie immer nimmt er das Gesetz in seine eigene Hand. Denn Pam Shepard ist offensichtlich unschuldig. Ebenso wie ihr Mann, weiß sie nicht, was sie eigentlich für sich selbst will. Durch One-night-Stand versucht sie sich selbst zu beweisen, dass sie nicht „frigide“ sei – und ekelt sich am nächsten Morgen vor sich selbst. Spenser weiß nicht, ob dieses Wort eine Bedeutung hat, die real ist. Ebenso wie die Theorien der Feministinnen ist „frigide“ nur eine Erfindung von Theoretikern, in diesem Fall von weißen Medizinern.

Die Lösung, der Showdown

Spenser sieht sich in einem Viereck von Interessen: Die Cops wollen Pam, die Gangster Harvey, er selbst will die Gangster und Mörderinnen hinter Gittern und die beiden Shepards in Freiheit. Die Quadratur des Kreises? Nicht für Spenser! Mehr darf nicht verraten werden. Aber eines ist klar: Es gibt nicht bloß einen Showdown, sondern sogar gleich zwei. Denn King Powers kommt gleich nach seiner Festnahme wieder auf Kaution frei. Und dreimal darf man raten, an wem er sich rächen will.

Zünglein an der Waage

Dass Spenser diesmal selbst, wie noch in „Mortal Stakes“, die Gangster aus dem Weg räumt, kommt nicht in Frage. Seine Verpflichtung gegenüber Susan Silverman, seine intensiver gewordene Liebe zu der schönen, schwarzhaarigen Psychologin, verbietet es. Kneipenschlägereien sind OK, doch Tötungen sind es nicht, selbst in Notwehr. Der Detektiv läuft zwar immer mit eine Waffe herum, aber er setzt sie praktisch nie ein. Sehr löblich.

Leider hält sich die Gegenseite nicht an das gleiche Prinzip. Spenser sieht sich und die Shepards sowie Susan von Waffen bedroht. Diesmal jedoch spielt Hawk das Zünglein an der Waage. Hawk, der Söldner, der nach eigenen Regeln spielt und gemäß eines eigenen Codex’ handelt, genau wie Spenser selbst (und wie Jesse Stone, Chollo, Crow und viele andere Helden bei Parker). Sie sind, was sie tun – und das ist meist genug, um den Ausgang einer Konfrontation zu entscheiden.

Schockmomente?

Wie eine der Kritikerinnen Robert B. Parkers klug aufgezeigt hat, wendet sich der Autor an intelligente Leser der „New York Times“, nicht an die der Revolverblätter. Folglich kann er mit einem gewissen Verständnis für Figuren rechnen, die Tabus brechen. 1977, als Parker für diesen Krimi seinen ersten EDGAR bekam (Er erhielt später sogar den EDGAR Grand Master Award), gab es in den USA noch jede Menge Tabus zu brechen.

Homosexuelle Paare waren ebenso verpönt wie zwischenrassische Beziehungen. Dennoch lässt Parker einen homosexuellen Cop auftreten (Lee Farell), einen homosexuellen Restaurantbesitzer (Spike), einen schwarzen Ehrenmann (Hawk), lesbische Feministinnen (Rose und Jane), Prostituierte sowie eine allein lebende, geschiedene Gesetzesvertreterin (Sunny Randall), von dem ohne Trauschein lebenden Paar Spenser und Silverman ganz zu schweigen. Auch jede Menge Ethnien sind vertreten, von Chinesen über Ukrainer und Latinos bis zu Indianern (Crow) und Chicanos (Chollo). Durch diese Randgruppen und Minderheiten wirken Parkers Romane bis heute so modern. Deshalb mag ich sie so.

Unterm Strich

Der Leser sieht sich in der glücklichen Lage, dass die Spannung nicht wie in „Mortal Stakes“ langsam ansteigt, um dann in einem explosiven Finale zu kulminieren, sondern einen steten dynamischen Rhythmus entfaltet, der wie kleine Adrenalinstöße wirkt. Spenser gerät erst mit einem von Pams Ex-Lovern aneinander, dann mit Hawks Auftraggeber King Powers, einem echten Ekelpaket, schließlich mit den Feminstinnen, die sich Mörder betätigen. Der erste Showdown ist fein eingefädelt, aber wenig spektakulär. Der zweite Showdown ist umso spannender, und es geht um alles. Der Ausgang ist unvorhersehbar und darf hier nicht verraten werden.

Die Aussage des Buches ist, wie es sich gehört, gesellschaftskritisch, aber nicht auf einer abstrakten, theoretischen Ebene (Spenser verachtet Theoretiker), sondern auf einer konkreten, menschlichen Ebene. Alle Klienten Spensers fallen auf die Versprechen Amerikas herein – und wundert sich dann, missbraucht, benutzt und ausgebeutet zu werden.

Kein Wunder also, dass dieser Krimi 1977 mit dem höchsten amerikanischen Preis für Krimiliteratur ausgezeichnet wurde, dem EDGAR Award. Die Lektüre hat mir nicht nur spannende Stunden bereitet, sondern auch viel Spaß gemacht sowie etliche Erkenntnisse vermittelt.

Taschenbuch: 224 Seiten
ISBN-13: 978-0440171973

http://www.penguinrandomhouse.com

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George Allan England – Das Ding (Gruselkabinett Folge 152)

Wer geht da? Ein Monster der Gedankenkontrolle

Anno 1930. In der Wildnis jenseits des Hudson Rivers sammelt eine Gruppe Wissenschaftler Aufzeichnungen und Gesteinsproben für eine Untersuchung, als ihre Führer auf bestialische Weise getötet werden. Aufgeschreckt stellen die Forscher fest, dass nun sie die nächste Beute für ein Wesen werden könnten, das nicht von dieser Welt zu sein scheint … (Verlagsinfo)

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