Buchna, Hendrik (Autoren) / Minninger, André (Hörspiel) – Die drei ??? – Im Zeichen der Schlangen (Folge 157) (Hörspiel)

_Zur Story_

Ein großes Event steht auf dem Schrottplatz von Onkel Titus an: Eine Auktion stattlichen Ausmaßes. Um die zu stemmen, hat sich Titus mit einem befreundeten Unternehmen zusammengetan, dessen Mitarbeiterin Sheila Masters die drei Fragezeichen offenbar nicht nur kennt, sondern auch gleich einen Fall für die Jungs parat hat. Allerdings wurden Justus, Peter und Bob in dem ganzen Trubel auf dem Schrottplatz soeben bereits von einem Hünen im schmuddeligen Cowboy-Outfit engagiert, der ihnen kurzerhand ein kleines Päckchen sowie 50 Dollar in die Hand drückt und entschwindet. Nicht jedoch ohne seinen Auftrag in ruppig-knappe Worte zu fassen: „Nicht reden – Stern finden!“. Weitere 50 Dollar stellt er ihnen ebenfalls in Aussicht.

Neugierig, wie die drei Detektive nun mal sind, beschließen sie der Sache natürlich auf den Grund zu gehen. Aber auch Sheilas Anliegen wird parallel bearbeitet. Die Kunstexpertin hat auf einer Party einen netten, jungen Mann kennengelernt und sich in ihn verliebt. Seanford Newman, seines Zeichens Betreiber der Event-Agentur „Fundango“, gibt vor ebenfalls Kunstliebhaber zu sein, scheint aber nicht wirklich Plan von der Materie zu haben. Sheila wüsste nun allzu gern, ob ihr Seanford grundsätzlich ein falscher Fuffziger ist, weshalb die drei Fragezeichen etwas über ihn herausfinden sollen. Als sie ein Foto ihres Angebeteten präsentiert, verschlägts den Jungs die Sprache. Seanford ist niemand anderes als ihr Erzfeind Skinny Norris!

_Eindrücke_

Inzwischen hat Hendrik Buchna sich als Autor innerhalb der Serie etabliert, wobei dieser Fall seine erste „richtige“, sprich: eigenständig, in sich abgeschlossene Drei-???-Story ist. Wie nicht anders zu erwarten, setzte André Minninger bei der Umsetzung ins Hörspiel an einer ganzen Reihe von Punkten den Kürzungshebel an. Im Original ist der, nach der Schrumpfungskur immer noch ganz schön komplexe, Plot noch ausgebuffter konstruiert. Mr Hunnicut, der urige wie geschäftstüchtige Nachbar der Familie Jonas etwa, oder auch der offenbar vollkommen bekiffte Ladenbesitzer „Gizmo“ haben im Buch mehr Raum und tragen damit nicht unwesentlich zum zeitweilig ziemlich skurrilen Ambiente der Geschichte bei. Grundsätzlich ist der ganze mehrgleisige Ablauf bis hin zur (für Nichtkenner der Vorlage) überraschenden Auflösung jedoch natürlich identisch.

Lediglich das Western-Element um Marshall Wyatt Earp, welches eine der vielen Fährten ist, bekommt im Hörspiel – subjektiv betrachtet – nicht ganz so viel Gewicht. Auch die Eifersuchtsszenen wurden dankenswerterweise abgemildert, sodass Andreas Fröhlich einen zwar verliebten, aber darin nicht überzogenen dritten Detektiv intonieren darf. Dessen Gebaren wollte im Buch nicht so recht zu Bobs vergleichsweise reifen und besonnenen Charakter passen. So gesehen haben die Veränderungen gegenüber dem Roman nicht selten durchaus ihre positiven Seiten. Auch sonst herrscht an der (Stamm-)Sprecherfront die übliche Professionalität, wiewohl Andreas von der Meden definitiv zu alt für einen jungen Burschen wie Skinny klingt, dessen Komplizin übrigens von ???-Autorin Kari Erlhoff gesprochen wird. Zudem gibt sich Tilo „Michael Clark Duncan“ Schmitz mal wieder die Ehre eine (passende) Gastrolle zu bekleiden.

_Die Produktion_

Buch und Effekte: André Minninger
Redaktion und Geräusche: Wanda Osten
Regie und Produktion: Heikedine Körting
Musik: Hagitte & Bertling (STIL), Morgenstern, George, Conrad

_Sprecher und Figuren_

Thomas Fritsch (Erzähler), Oliver Rohrbeck (Justus Jonas), Jens Wawrczeck (Peter Shaw), Andreas Fröhlich (Bob Andrews), Hans Meinhardt (Onkel Titus), Inspector Cotta (Holger Mahlich), Andreas von der Meden (Skinny Norris), Tilo Schmitz (Riese), Heinz Lieven (Mr. Hunnicut), Melanie Pukaß (Sheila), Kari Erlhoff (Felicity), Mike Olsowski (Chester), Michael von Rospatt (Gizmo), André Minninger (Godween)

_Fazit_

Die bis ins Letzte ausgeklügelte und höchst komplexe Romanvorlage in 74 Minuten Laufzeit zu pressen, ist nicht so ganz gelungen – es bleiben bei der Umsetzung ein paar feine Details außen vor, die das Buch noch eine Spur interessanter erscheinen lassen. Auf der anderen Seite ist die Adaption naturgemäß straffer abgestimmt und kommt entsprechend knackiger auf den Punkt, ohne dabei zu viel Wesentliches dem Rotstift zu opfern. Die spannende wie originelle Story geht weiterhin reibungslos auf. In Sachen treffenderer Figurenzeichnung Bobs ist das Hörspiel sogar im Vorteil. Demnach spannt der schlangenhaft verbogene Rezensentendaumen konsequent den Hahn und stanzt aus der Hüfte vier saubere Löcher in den Sheriff-Stern des 157. Falles. Die 5. Patrone bleibt der atmosphärisch dichteren Printfassung vorbehalten.

|1 Audio-CD mit einer Laufzeit von ca. 74 Minuten
Erzählt von Hendrik Buchna nach Figuren von Robert Arthur
EUROPA / Sony Music Entertainment, 2012
EAN: 886979232723|
http://www.natuerlichvoneuropa.de

Mehr als 100 weitere Rezensionen zu den „Drei ???“ findet ihr in unserer [Datenbank]http://buchwurm.info/book .

Dorian Hunter – Devil’s Hill (Folge 20)

Die Handlung:

Asmodi, das Oberhaupt der Schwarzen Familie, ist vernichtet. Die Schwarze Familie hat ihren „Kopf“ verloren – und wie es die Statuten der Dämonen wollen, beginnt die Suche nach einem Nachfolger mit einem Konzil, welches Skarabäus Toth, der Syndikus der Schwarzen Familie, auf einem Schloss in England zusammenruft. Gleich mehrere Sippenführer erklären sich bereit, die Nachfolge anzutreten – doch das Erscheinen der abtrünnigen Hexe Coco Zamis ändert alles … und bald geschieht der erste Mord! (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Laut Studio ist „Devil’s Hill“ eine Interpretation des DÄMONENKILLER-Romans Nummer 18 mit dem Titel „Das Fest auf dem Teufelshügel“, der im Oktober 1974 am Kiosk um die Ecke zu kaufen war. So springen wir von der Heftumsetzung her interessanterweise nummerierungstechnisch wieder vier Positionen zurück. Der letzte verhörspielte Roman trug die Nummer 22 und war erst im Dezember des gleichen Jahres zu kaufen. Und noch etwas für Statistikfreunde: Dies ist die erste Geschichte, die nicht mehr unter dem VAMPIR-HORROR-Label erschienen ist, sondern jetzt die Überschrift DÄMONENKILLER trug. Somit hatte der bei den Lesern sehr beliebte Dorian Hunter endlich seine eigene Serie.

Bevor aber die Spannung und der Grusel losgehen, werden die Nerven des Hörers und der Hörspielcharaktere durch etwas anderes auf eine harte Probe gestellt. Die endlosen Vorstellungen der Anwesenden und anschließende Beschreibung des Wahlprozederes durch Olivaro ziehen sich mächtig in die Länge. Hier hätte man pauschal schon mal eine Menge kürzen können … und sollen. Spannend wie eine Papstwahl, also gar nicht. Nur die lebendige und teilweise überdreht wahnsinnige Darbietung der Sprecher lockert die Szenerie an dieser Stelle auf.

Die Versuche der Sprecher aber, sich an ausländische Akzente zu wagen, erbringen sehr unterschiedliche Ergebnisse. Nur einer von ihnen schafft einen glaubwürdigen Akzent, einen Niederländischen, um genau zu sein. Der Versuch eines indischen Akzents durch Djuwita Müller regt doch eher zum Grinsen an und klang für mich nicht glaubwürdig, eher nach jemandem, der sich den Mund voller Brötchen gestopft hat. Die schwächste Sprecherin der Grusel-Runde ist Gertie Honeck, die auch ohne Akzentversuch komplett abgelesen und steril klingt und trotz Lautstärkenvariation komplett unglaubwürdig und unlebendig bleibt.

Die Mordserie und die damit verbundene Interaktion der Mitglieder der Schwarzen Familie sind hingegen spannend umgesetzt. Das kombiniert ein klassisches „Whodunit“ mit Grusel- und Splatterelementen. Und so sterben die Bösewichter und -wichterinnen einer nach dem anderen, ganz ohne ein Zutun von Dorian Hunter. Dieser Name fehlt nämlich nicht zufällig in der Sprecherliste.

Und dennoch ist er ein wichtiger Teil dieser Geschichte, denn Olivaro, der ja selbst gern das neue Oberhaupt der Gruppe werden möchte, präsentiert eine neue Idee, wie man dem Dämonenkiller begegnen könnte: Die Auslöschung seines Umfeldes. Vornehmlich geht es aber hier um das Finden des Mörders und um Ermittlungsmethoden.

Nachdem das dann auch von Erfolg gekrönt wurde, ufert das Ende von „Devil’s Hill“ in einem akustischen und für das Opfer extrem unangenehmen Kettensägenmassaker aus. Wahrscheinlich um daran zu erinnern, dass DORIAN HUNTER eigentlich gar keine Krimiserie aus den 1950ern ist …

Geräusche und Musik:

Da diese Folge sehr dialoglastig ist, hat die Tonschmiede weniger zu tun als sonst. Dennoch unterstützen Effekte und Überleitungsmusik, wo sie vom Skript die Chance dazu bekommen. Lediglich der Stimmenverzerrer-Effekt, der bei der „Retemporierung“ eingesetzt wird, erinnerte mich eher an ein Science-Fiction-Hörspiel als an Dämonengrusel. Die Splatter-Effekte sind aber extrem matschig, eklig und werden den SAW-Fans unter den Hörern gut gefallen.

Die Sprecher und ihre Rollen:

Olivaro: Stefan Krause
Skarabäus Toth: Andreas Schmidt
Coco Zamis: Claudia Urbschat-Mingues
Creeper: Thomas Nicolai
Bob Dinero: Gordon Piedesack
Red Jong: Herman van Ulzen
Theresa Angeli: Gertie Honeck
Viale Mouthino: Tim Sander
Alexander Darsimokov: Romanus Fuhrmann
Hassan El-Kali: Karim Chamlali
Peter Winkler: Konstantin Graudus
Kim Jong-suk: Djuwita Müller
Jean Dannet: Simone Brahmann
Nora Manning: Susanne Meikl
Xavier Mbato: Kai-Henrik Möller
Asmodi: K. Dieter Klebsch

Technik-Credits:

Ein Mystery-Hörspiel von Marco Göllner – nach einer Story von Neal Davenport
Produktion: Dennis Ehrhardt, Zaubermond Verlag
Skript, Regie, Tonproduktion: Marco Göllner
Aufnahmen: Alexander Rieß, CSC Studio, Hamburg
Gary Stack im Studio Konterfei, Berlin
Musik: MoorlandMusic
Titelmusik: Joachim Witt
Illustrationen: Mark Freier
Layout: Sebastian Hopf
Product Management: dp

Die Ausstattung:

Das Cover des Booklets zeigt eine düstere Burg am düsteren Waldesrand, alles im düsteren Stil der „Dorian Hunter“-Serie gehalten. Die CD, die mit dem gleichen Motiv bedruckt ist, steckt in einem Jewel-Case. Das Booklet enthält in der Hauptsache eine zweiseitige Dankesrede von Dennis Ehrhardt. Zusätzlich werden noch die Sprecher und ihre Rollen aufgeführt sowie die Technik-Credits. Und dann gibts noch ein paar Infos zu den Taschenbuch- und eBook-Ausgaben von „Dorian Hunter“ sowie eine Folgenliste der bereits erschienenen Episoden.

Mein Fazit:

Eine DORIAN-HUNTER-Folge ohne den titelgebenden Haupthelden erwartet den Gruselfreund hier. Ein klassischer „Whodunit“-Krimi, der von vielen Dialogen und Ermittlungsarbeit geprägt ist und am Ende zum Splatterfest wird.

Die meisten Sprecher machen zusammen mit den exzellenten Effekten einen prima Job und die Interaktion zwischen den verschiedenen durchgedrehten Charakteren unterhält zum Teil spannender als die Story selbst. Die ist hier irgendwie nur Beigabe und könnte in einem Satz zusammengefasst werden.

Eine unterhaltsame Folge der Serie, die aber sicher nur die ganz treuen Fans noch ein weiteres Mal hören werden.

1 Audio-CD
Spieldauer: 69:24 Min.
Tracks: 25
Empfohlen ab 16 Jahren
UPC: 0602527908618
http://www.folgenreich.de/dorianhunter
http://www.marcogoellner.de
http://www.dorianhunter.net

Ahner, Dirk – Hui Buh – Neue Welt: Der Schatten des Gespensterjägers (Folge 4) (Hörspiel)

_Zur Story_

Winterzeit in und um Schloss Burgeck – In der Nacht hat es einen halben Meter Neuschnee gegeben und während Tommy und HUI BUH sich einen vergnüglichen Morgen mit Schneemann und -ballschlacht machen, kutschieren Julius und Konstanzia ins Dorf, um Sir Percy aus good ol‘ England abzuholen, welcher seinen königlichen Neffen besuchen kommt. Julius ist schon ziemlich aus dem Häuschen, wegen des heiklen Gastes aus höchst adeligem Hause. Immerhin der Cousin dritten Grades der englischen Königin, wie er nicht müde wird zu betonen.

Also: Immer schön repräsentieren und keep smiling. Jegliche Spukeskapaden des Schlossgespensts sind überdies für die Dauer seines Aufenthalts verboten, dennoch kommt es zu seltsamen Begebenheiten. HUI BUH und Tommy schwören nichts damit zu tun haben. Als dann noch ein seltsamer „Professor“ am Tor auftaucht und seine viel zu teuren Dienste als Geisteraustreiber anbietet, wird klar, dass hier irgendetwas oberfaul sein muss. Die beiden nehmen die Verfolgung auf – und ahnen dabei noch nicht, wie skrupellos und gefährlich der vermeintliche Gespensterjäger tatsächlich ist.

_Eindrücke_

Die Neuauflage der Serie hatte sich September 2008 bereits als erfolgreicher Nachfolger des Klassikers erwiesen, sodass nach der ersten Tranche aus Folge 1 bis 3 nun den Fortsetzungen ein halbes Jahr nach Einführung nichts im Wege stand. Für die vierte Geschichte aus HUI BUHs neuer Welt fand sich erneut Dirk Ahner ein, welcher auch schon für den Auftakt sowie bereits das Buch und Hörspiel zum Kinofilm von 2006 sorgte. Auf jenem Film basiert schließlich auch das Remake aus dem Hause EUROPA, wobei Christoph Maria Herbst hüben wie drüben einen hervorragenden König Julius abgibt – hier eben „nur“ stimmlich. Bei der Besetzung der weiteren Rollen wurden gegenüber der Leinwand andere Sprecher verpflichtet, welche sich inzwischen als ebenso gute Griffe und konstante Größen erwiesen.

Neben dem Stamm-Ensemble kommen immer wieder bekannte Gastsprecher zum Einsatz. Diesmal gibt sich Frank „Kevin Costner“ Glaubrecht die Ehre und mimt den nörgeligen, hochnäsigen Onkel, dem man auf Burgeck absolut nichts recht machen kann. Zwar ist die Sache mit dem überzogenen englischen Akzent ein ziemliches Klischee, doch immerhin nimmt man sich im Hörspiel auch diesbezüglich selbst ein wenig auf die Schippe. So viel zum comical relief. Wesentlich finsterer kommt da schon Jürgen Kluckert alias Prof. Dr. Gumprecht zu Ratfried rüber – und das ist auch gut so. Wiewohl er für das untere Ende der angegebenen Zielgruppe vielleicht schon einen Tick zu realistisch fies ausgelegt ist. Der Rezensent hätte den Tonträger als Sechsjähriger bestimmt so schnell nicht wieder angefasst. Aber das waren damals in den Siebzigern auch ganz andere Zeiten.

Die heutige Hörerschaft hat mit den verklärten und teils unrealistischen Setups vergangener Tage ohnehin nichts mehr am Kopp. Das sieht man allein daran, dass die königliche Patchwork-Familie allein durch ihre Konstellation durchaus moderne, gesellschaftlich aktuelle Tatsachen und Trends widerspiegelt, dabei aber auch immer wieder alte Tugenden beschwört, ohne den moralinschweren Zeigefinger zu schwingen. Die Titelfigur, die Stefan Krause inzwischen aus dem Eff-Eff beherrscht, ist auch längst keine One-Man-Show mehr, sondern muss sich den anderen – mindestens gleichrangigen – Identifikationsfiguren (speziell Tommy und Sophie) unterordnen. Auch die verwendete Sprache ist eine andere als die von Dunnemals. Da werden Sterbliche schon mal als „Fleischsäcke“ oder „Luftatmer“ geschmäht, es bleibt aber alles im harmlosen Rahmen, der selbst die kleineren Zuhörer nicht überfordert. Natürlich geht immer alles gut aus, wenngleich diesmal ein paar Dinge offenbleiben bzw. eleganter hätten gelöst werden können.

_Die Produktion_

Buch: Dirk Ahner
Konzeption: Hilla Fitzen, Dirk Eichhorn, Elisa Linnemann
Redaktion: Hilla Fitzen
Regie, Ton und Produktion: Christian Hagitte und Simon Bertling
Musik: Hagitte & Bertling (STIL), Das Berliner Filmorchester

|Sprecher und Figuren|

Andreas Fröhlich (Erzähler / Intro von Hans Paetsch), Stefan Krause (Hui Buh), Christoph Maria Herbst (König Julius der 111.), Ulrike Stürzbecher (Königin Konstanzia), Maximilian Artajo (Tommy), Marie-Luise Schramm (Sophie), Jürgen Thormann (Kastellan), Frank Glaubrecht (Sir Percy Archibald Funningham), Jürgen Kluckert (Professor Doktor Gumprecht zu Ratfried), Klaus-Peter Grap (Husch-ums-Eck), Daniela Hoffmann (Roswitha Rosenbach) sowie Thomas Nicolai, Ilka Weinknecht und Hans Halbert (als Wirtshausgäste)

_Fazit_

Eine liebevoll produzierte Folge, die ein schönes Maß zwischen Spannung (Die Figur des durchtriebenen Gumprecht), Humor (Sir Percy sowie Julius‘ krampfhafter Versuch eine Bilderbuchfamilie zu präsentieren) und Gefühl (Husch-ums-Eck – das kleine, furchtsame und hinreißend lispelnde Gespenst mit der Sterblichen-Phobie) aufweist. Moralisch einwandfreie Message? Ehrensache! Wem beim Finale nicht ein klitzekleines Bisschen die Tränen aufsteigen, hat entweder kein Herz oder verdient sein Geld vermutlich auch als zwielichtiger Gespensterjäger. Ein paar Kleinigkeiten hätten man noch weiter ausbauen können und manches läuft – zumindest aus (über-)kritischer Erwachsenensicht – doch etwas zu glatt und schnell, doch nach knapp 70 Minuten ists auch genug und die sind wahrlich nicht langweilig. Der spukerprobte Rezensentendaumen weist eindeutig in Richtung des fahlen Mondlichts.

|1 Audio-CD mit einer Laufzeit von ca. 68 Minuten
Extra CD-ROM-Teil mit Fan-Geschichten
Nach Motiven von Eberhardt Alexander-Burgh (1928 – 2004)
Vom Hersteller empfohlen von 6 bis 99 Jahren
EAN: 886972294520|
http://www.natuerlichvoneuropa.de

_Hui Buh bei |Buchwurm.info|:_
[„Hui Buh, das Schlossgespenst – Königliche Samtbox (Folge 1) (Hörspiel)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7546
[„Hui Buh … in neuen Abenteuern“ (Folge 2)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7576
[„Hui Buh … spukt lustig weiter (Folge 3)“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7540
[„Hui Buh … und das Geheimnis im Burgbrunnen“ (Folge 4)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7577
[„Hui Buh … und die große Spukschau“ (Folge 5)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7608
[„Hui Buh … fährt Geisterkarussell“ (Folge 6)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7613
[„Schlotterbox (13-15)“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3478
[„Hui Buh … und das wilde Geisterheer“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7776 (Folge 17)
[„Neue Welt: Der verfluchte Geheimgang“ (Folge 1)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=8022
[„Neue Welt: Entführung in die Geisterwelt“ (Folge 2)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=8110
[„Neue Welt: Das mysteriöse Geisterbuch“ (Folge 3)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=8171
[„Neue Welt: Das unheimliche Internat“ (Folge 7)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7773
[„Neue Welt: Adolars Rückkehr“ (Folge 9)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7771
[„Neue Welt: Der Geist der Weihnacht“ (Folge 13)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7471
[„Neue Welt: Das verzauberte Schwert“ (Folge 15)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7769
[„Neue Welt: Der grauenvolle Geburtstag“ (Folge 16)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=8187
[„Das Schlossgespenst“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=2762
[„Hörspiel zum Film“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=2881

Ludlum, Robert; Lustbader, Eric Van – Bourne-Befehl, Der (Jason Bourne 9)

_Die |Bourne|-Serie:_

1) Die Bourne-Identität (The Bourne identity)
2) Das Bourne-Imperium (The Bourne Supremacy)
3) Das Bourne-Ultimatum (The Bourne Ultimatum)
4) [Das Bourne-Vermächtnis]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5355 (The Bourne Legacy; von Eric Lustbader)
5) [Der Bourne-Betrug]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5537 (The Bourne Betrayal; von Eric Lustbader)
6) The Bourne Sanction / [Das Bourne Attentat]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6125 (von Eric Lustbader, 2008)
7) The Bourne Deception / Die Bourne-Intrige (von Eric Lustbader, Veröffentlichung 2009)
8) The Bourne Objective / [Das Bourne-Duell]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7652 (von Eric Lustbader, Veröffentlichung 2010)
9) _Der Bourne-Befehl_ ([The Bourne Dominion]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=8078 , von Eric Lustbader, 2011)
10) The Bourne Imperative (von Eric Lustbader, 2012)

_Jason Bourne vs. Severus Domna: Showdown in Damaskus_

Severus Domna, eine mächtige internationale Organisation, schickt sich an, der amerikanischen Wirtschaft einen vernichtenden Schlag zu versetzen. Doch zuvor muss der Mann beseitigt werden, der ihr als Einziger gefährlich werden kann: Jason Bourne. Severus Domna ruft zum Mord an ihm auf. Ausgerechnet Bournes russischer Freund Boris Karpow wird auf den amerikanischen Topagenten angesetzt. Erst kürzlich zum Chef des russischen Nachrichtendienstes FSB-2 ernannt, verdankt Karpw seinen Aufstieg der Führungsspitze von Severus Domna. Kann Bourne seinem Freund noch trauen? Findet Karpow einen Weg aus der tödlichen Zwickmühle? Diesmal führen alle Wege nach Damaskus, wo sich aller Schicksal entscheidet …

_Die Autoren_

1) |Eric Van Lustbader|, geboren 1946, ist der Autor zahlreicher Fernost-Thriller und Fantasyromane. Er lebt auf Long Island bei New York City und ist mit der SF- und Fantasylektorin Victoria Schochet verheiratet. Sein erster Roman „Sunset Warrior“ (1977) lässt sich als Science-Fiction bezeichnen, doch gleich danach begann Lustbader, zur Fantasy umzuschwenken.

1980 begann Lustbader mit großem Erfolg seine Martial-Arts & Spionage-Thriller in Fernost anzusiedeln, zunächst mit Nicholas Linnear als Hauptfigur, später mit Detective Lieutenant Lew Croaker: The Ninja; The Miko; White Ninja; The Kaisho usw. Zur China-Maroc-Sequenz gehören: Jian; Shan; Black Heart; French Kiss; Angel Eyes und Black Blade. Manche dieser Geschichten umfassen auch das Auftreten von Zauberkraft, was ihnen einen angemessenen Schuss Mystik beimengt.

Zuletzt erschien bei uns die Kundala-Trilogie: „Der Ring der Drachen“, „Das Tor der Tränen“ und „Der dunkle Orden“. Da diese Fantasy ebenfalls in einem orientalisch anmutenden Fantasyreich angesiedelt ist, kehrt der Autor zu seinen Wurzeln zurück, allerdings viel weiser und trickreicher. Kürzlich hat er noch einmal eine Wendung vollziehen und schreibt nun die Thriller seines verstorbenen Kollegen Robert Ludlum fort, so etwa „Die Bourne-Verschwörung“. 2007 erschien der Mystery-Thriller „Testamentum“ in der Art von Dan Browns „The Da Vinci Code“. Danach veröffentlichte Lustbader Fortsetzungen von Robert Ludlums BOURNE-Serie.

2) |Robert Ludlum| wurde 1927 in New York City geboren. Nach dem II. Weltkrieg begann er eine Karriere als Schauspieler, die er verfolgte, bis er vierzig wurde, also bis 1967. Er studierte Kunstgeschichte und fing mit dem Schreiben an. 1971 schießt sein erster Thriller „Das Scarlatti-Erbe“, an dem er 18 Monate schrieb, an die Spitze der Bestsellerlisten. Als ähnlich erfolgreich erwiesen sich auch alle weiteren Romane, so etwa „Das Osterman-Wochenende“ (verfilmt), „Die Scorpio-Illusion“ oder „Der Ikarus-Plan“.

Seine Erfahrung als Schauspieler kam ihm zugute: „Man lernt, wie man die Aufmerksamkeit des Publikums behält.“ Seine Bücher wurden in mehr als 30 Sprachen übersetzt und erreichten eine Auflage von mehr als 280 Millionen Exemplaren (Verlagsangabe Heyne). Zuletzt wurden die drei legendären Bourne-Thriller mit Matt Damon höchst erfolgreich verfilmt. Ludlum lebte bis zu seinem Tod am 12. März 2001 mit seiner Frau Mary und seinen Kinder in Florida und Connecticut.

Mehrere Autoren schreiben an den Serien, die Ludlum schuf, weiter. Derzeit befinden sich die Verfilmungen zu „The Matarese Circle“/“Der Matarese-Bund“ (mit Denzel Washington) und „The Chancellor Manuscript“/“Das Kastler-Manuskript“ (mit Leonardo DiCaprio) in der Produktion. Außerdem gibt es seit 2008 das Videospiel „Robert Ludlum’s: Das Bourne-Komplott“ für PlayStation 3 und Xbox360.

_Handlung_

Die weltumspannende Geheimorganisation Severus Domna ist immer noch hinter Jason Bourne her. Denn er ist der Mann, der sie um einen sagenhaften Goldschatz betrogen hat, mit dem sie das westliche Währungssystem zerstören wollte. Nun wählt sich Benjamin el-Arian, der Leiter der Gruppe, ein neues Ziel aus: die strategischen US-Ressourcen an seltenen Erden, die in Kalifornien entdeckt wurden. Gelingt es ihm, die Vorräte in Indigo Ridge zu zerstören, könnten die Amerikaner keine Mobiltelefone, Tablet-PCs und Hightech-Waffen mehr bauen – sie müssten die Chinesen um diese Rohstoffe bitten, die bislang 97 Prozent der Vorräte kontrollieren und sie künstlich verknappen.

|Bourne|

Während Benjamin el-Arian eine weitere, gut getarnte Attentäterin auf den Weg schickt, begegnet Bourne im Camp eines kolumbianischen Drogenlords einem Mann, dem er Schlimmes angetan hat: Jalal Essai. Ihm gehörte der Laptop, der brisante Informationen über Severus Domna und deren Pläne enthielt und den er für Alex Cross, den Treadstone-Chef, stahl. Dabei verletzte Bourne ein muslimisches Gebot. Inzwischen aber hat sich Essai von Severus Domna losgesagt, weil diese ihm seine Tochter geraubt haben, und will sich widerwillig mit Bourne verbünden. Sein Ziel: Rache. Als erste Leistung verrät er Bourne, wen die Agenten el-Arians auf Bourne angesetzt haben: seinen guten Freund Boris Karpow.

|Karpow|

Erst kürzlich zum Chef des mächtigen russischen Sicherheitsdienstes FSB-2 ernannt, verdankt Boris Karpow seinen Aufstieg der Führungsspitze von Severus Domna. Doch er ist dafür einen Pakt mit dem Teufel eingegangen, mit seinem Kollegen Cherkesow. Dieser verlangt im Gegenzug von Karpow das Unvorstellbare: Er soll seinen Freund Jason Bourne eliminieren. Karpow ist bestürzt und wendet sich an seinen ältesten Freund und Mitkämpfer. Iwan Wolkin rät ihm herauszufinden, was ein Test ist und was ein Opfer.

Die Wege von Bourne und Karpow kreuzen sich in der Altstadt der syrischen Hauptstadt Damaskus. Kann Bourne dem Russen, dem er einst das Leben rettete, noch trauen? Und findet Boris Karpow einen Weg, sich aus der tödlichen Zwickmühle zu befreien? Ihnen bleibt nicht viel Zeit, denn schon bald sehen sie sich mit ihren größten Widersachern konfrontiert.

|Unterdessen|

Christopher Hendricks ist der neue Verteidigungsminister der USA und hat klammheimlich das ehemalige CI-Programm „Treadstone“ reaktiviert. Die einzigen beiden Agenten, die ihm zur Verfügung stehen, sind allerdings bislang nur die beiden geschassten CI-Agenten Soraya Moore, Jason Bournes Busenfreundin, und Peter Marks, ein exzellenter Computerermittler.

Der US-Präsident betraut Hendricks damit, die Security für Indigo Ridge, die kalifornische Mine für Seltene Erden, aufzubauen und zu leiten. Was Hendricks verwundert, ist der Umstand, dass die Firma NeoDyme, die diese Mine vermarktet, an der Börse derartig viel Erfolg hat, obwohl man vom Vorleben ihres Direktors Roy FitzWilliam wenig weiß. Als er Peter Marks auf FitzWilliams ansetzt, wird Peter um ein Haar Opfer einer Autobombenexplosion, gleich darauf wird er entführt. Nur Jason Bournes Freunde Tyrone und Deron können ihn vor einem höchst unerfreulichen Ende bewahren.

Nichtsahnend freundet sich Christopher Hendricks unterdessen mit seiner neuen Gärtnerin an. Diese Maggie Penrod ist bezaubernd, und da er noch immer seiner verstorbenen Frau Amanda nachhängt, fühlt er sich auf einmal recht einsam. Kann Arbeit allein ein Leben ausfüllen, fragt er sich? Wohl kaum. Zum Verdruss seiner Leibwächter trifft er sich mit Maggie immer öfter. Und zudem setzt sie ihm einen Floh ins Ohr: Er solle die Security von Indigo Ridge doch dem neuen CI-Direktor Danziger überlassen, denn der werde sich damit schon bald bis auf die Knochen blamieren. Doch Hendricks ahnt nicht, dass Benjamin El-Arian „Maggie“ geschickt hat, um Hendricks erst bloßzustellen und dann zu eliminieren …

|Paris|

Soraya Moore lebt unterdessen auf Alarmstufe Rot: Einer ihrer Kontakte in Paris wurde ermordet. Um herauszufinden, wer dahinter steckt, arbeitet sie erst mit einem jüdischen Inspektor der französischen Polizei zusammen, dann, als die Spur in die arabische Welt weist, mit ihrem ehemaligen Geliebten Amun Chaltoum, dem Chef des ägyptischen Geheimdienstes. Sie hätte es besser wissen sollen, als einen Juden und einen Araber Seite an Seite zu engagieren. Sie gehen sich um ein Haar gegenseitig an die Gurgel.

Doch der Auftrag ist zu wichtig. Er führt direkt zur Tarnorganisation The Monition Club von Severus Domna, die von El-Arian geleitet wird. Monsieur Donatien Marchand scheint harmlos genug, doch als Amun eine Wanze in dessen Büro anbringt, belauschen sie, wie er einen Mord in Auftrag gibt – und das Ziel sollen sie und ihre beiden Kollegen sein. Als sie Marchand in einen völlig von Arabern bewohnten Vorort folgen, tappen sie direkt in eine tödliche Falle …

_Mein Eindruck_

Dieser Band von Bournes Abenteuern führt einige Fäden, die mit Severus Domna zu tun haben, zu ihrem Ende. Die uralte Geheimorganisation der Römer sollte ursprünglich Okzident (dafür steht „Severus“, nach Kaiser Septimus Severus) und Orient (dafür steht seine syrische Gemahlin Domna) zusammenführen. Doch unter dem Angriff einer russischen Untergrundorganisation namens Almaz entschloss sich ihr Leiter, Benjamin El-Arian, sich mit einem scheinbar gemäßigten Muslimführer namens Semid Al-Qahhar zusammenzutun. Das war ein schwerer Fehler, denn Semid ist in Wahrheit ein islamistischer Terrorist, der versucht, Severus Domna für seine Zwecke zu missbrauchen. Und diese Pläne sehen den Sturz des amerikanischen Imperiums vor. Daher sein geplanter Angriff auf Indigo Ridge.

Diese Mine für Seltene Erden, die für neuartige Waffensysteme strategische Bedeutung haben, muss um jeden Preis geschützt werden, geht es nach dem US-Präsidenten. Deshalb die dortige Zentrale von Chris Hendricks, dem Verteidigungsminister, und seiner neuen Geliebten Maggie Penrod alias Skara Noren. Wie schon so häufig in Lustbaders Romanen wird die Liebe selbst dem entschlossensten Krieger zum Verhängnis, wenn er in dieser Hinsicht einen wunden Punkt aufweist. Und Hendricks hängt immer noch der verblichenen Amanda nach – dies ist seine Achillesferse. Und Skara nutzt sie weidlich aus, indem sie ihn überredet, die Security für Indigo Ridge abzugeben.

|Alles hängt zusammen|

Jason Bourne hat Skaras Mutter ermordet. Es war ein Auftrag Treadstones und ein völlig sinnloser Racheakt Alex Conklins dafür, dass Cristien Noren, Skaras Vater, ihn töten wollte. Skara hat zwei Zwillingsschwestern. Mikaela wollte das Geheimnis um ihren verschwundenen Vater Cristien lüften und kam dabei um, doch Kaja hat überlebt, indem sie nach Kolumbien ging. Hier lebte sie fünf Jahre mit einem Mann der Severus Domna zusammen – bis er abtrünnig wurde. Jason Bourne rettet das Paar und bringt es zu Don Fernando Herrera ins spanische Cadiz. Nun erfährt er erstmals von dem, was seine Tat, an die er sich krampfhaft zu erinnern versucht, angerichtet hat. Doch weil Kaja nicht weiß, wo Skara ist, kann er Treadstone 2.0 nicht vor ihr warnen. Und so tappen Treadstones neuer Herr Chris Hendricks ebenso wie dessen Mitarbeiter Peter Marks und Soraya Marks in tödliche Fallen.

|Alle Wege führen nach Damaskus|

Durch Jalal Essai weiß Bourne, dass sein Freund Karpow von Severus Domna angestiftet worden ist, ihn zu töten. Alle Wege führen nun zum östlichen Hauptquartier dieser Organisation: Es liegt in der verwinkelten Altstadt von Damaskus. Mehrere Showdowns, einer gewalttätiger als der vorhergehende, reihen sich hier crescendoartig aneinander, bis eine gewaltige Explosion die syrische Hauptstadt erschüttert. (Ein Vorausverweis auf den aktuellen Bürgerkrieg?) Unterdessen geht auch in Paris die Ermittlung Soraya Moores auf die Zielgerade …

Wie man sieht, ist für jede Menge Spannung, Intrige, Romantik und verdammt viel Action gesorgt. Aus Sicht des amerikanischen Lesers ist der ungewöhnlichste Aspekt an den Bourne-Büchern, dass sie fast durchweg im Ausland spielen, den Leser also an die exotischsten Orte führen. Um dieses Szenario zu genießen, ist seitens des Lesers ein Bildungsniveau erforderlich, das weit über das der Oberschule hinausgeht. Auch der Einsatz von Hightech ist in den Bourne-Romanen extrem hoch, so dass auch hier die Kenntnisse auf hohem Niveau sein sollten. Andererseits weiß heute jeder „Digital Native“, was ein USB-Stick, eine DVD und eine Webcam ist.

|Cliffhanger|

Durch ständige Cliffhanger wird der Leser erfreulicherweise dazu angehalten, weiterzublättern, um herauszufinden, wie es mit dem jeweiligen Erzählstrang weitergeht. Es wechseln sich mindestens vier Stränge ab: Bourne, Soraya, Karpov und Hendricks, Hie und da gibt es noch eine Nebenfigur, an deren Gedanken, Meinungen und Vergangenheit wir teilhaben dürfen. Die bei Weitem interessanteste Nebenfigur ist Skara Noren. Sie hat nämlich laut ihrer Schwester Kaja nicht nur eine Persönlichkeit, sondern gleich sechs verschiedene. Deshalb eigne sie sich ja auch so gut als Agentin und Attentäterin.

|Multiple Persönlichkeiten|

Das dissoziative Persönlichkeits-Syndrom ist keine Erfindung von Romanautoren, sondern eine medizinisch anerkannte Tatsache. Sie wurde schon in den achtziger Jahren von Daniel Keyes in Romanen ausgeschlachtet, später dann von Jonathan Nasaw. Dann aber war die Idee ein wenig ausgelutscht. Wohl deshalb hält sich Lustbader in der Schilderung dieser Dissoziation sehr zurück.

Gut möglich, dass gekürzt wurde. So erfahren wir nie, wie die sechs Personas in Skaras Kopf heißen, worin sie sich unterscheiden, welche Vorteile ihr Einsatz bietet und welches Ende sie nehmen. Dies müssen wir erschließen. Und der Epilog gibt dazu die besten Anregungen. Skara war nämlich gar nicht Skara, und sie war auch nie Maggie Penrod …

|Action|

Ein Mann liest die Bourne-Bücher ja vor allem wegen der Actionszenen, nicht etwa wegen der vielfach verschlungenen Intrigen. Auch im Kino ist Bourne der Kämpfer par excellence, und Matt Damon machte in allen drei bisherigen Filmen einen fantastischen Job. Ich kann zwar nicht erkennen, welche Kampfsportarten er alle kombiniert, weil ich ein Laie bin, der nur Judo kann, aber im Buch geht es definitiv karatemäßig zur Sache.

Und zwar stets mit tödlichen Folgen. Da werden reihenweise Genicke gebrochen, Kehlköpfe zerschmettert und Nasen eingeschlagen. Auch Boris Karpov ist in dieser Hinsicht keine Zimperliese. Wenn es Bourne dann doch mal trifft, ist das meist nur eine Fleischwunde. Und Soraya Moore? Es ist ein Wunder, wie sie sich mit einer massiven Gehirnerschütterung auf den Beinen halten und den Feind in der Höhle des Löwen stellen kann. Peter Marks ergeht es keinen Deut besser. Doch er hat wenigstens einen Schutzengel.

_Die Übersetzung _

Mitllerweile schlampt der Autor nicht mehr so wie bei seinen ersten vier Bourne-Romanen. Zumindest in den Originalausgaben. Entsprechende Fehler habe ich in meinen Rezensionen moniert. Sie wurden zum Glück in den deutschen Ausgaben allesamt korrigiert. Die vermeintliche Lücke, die ich im Kapitel 14 des Originals entdeckt zu haben glaubte, existiert nicht. Das hat mir ein Blick auf S. 232 in der Übersetzung bestätigt.

Am Anfang von Kapitel 25 wird kurz auf ironische Weise der Bob-Dylan-Song „Like a rolling stone“ zitiert: „How does it feel – to be on your own, no direction home?“ In der Übersetzung wird diese Zeile, die zu den berühmtesten der Popkultur gehört, wortwörtlich übersetzt, so dass keinerlei Assoziation an Bob Dylan übrigbleibt: >>“Na, wie fühlt man sich so“, spöttelte Zatschek. „So ganz allein, so weit weg von daheim?“<<

In Kapitel 32 taucht erstmals die Waffenbezeichnung AK-74 auf. Zuerst dachte ich, es könnte sich um einen Zahlendreher handeln und es müsste eigentlich „AK-47“ heißen, das berühmte Maschinengewehr der sowjetischen Armee. Das trifft jedoch nicht zu. Schon ein kurzer Blick in den entsprechenden Artikel der Wikipedia belehrte mich eines Besseren: Das AK-74 gibt es schon seit den siebziger Jahren (http://de.wikipedia.org/wiki/AK-74). Es ist das Standardgewehr der russischen Armee.

Die deutsche Übersetzung dreht das Rad der Zeit zurück. Ab Seite 535 heißt es wieder „AK-47“. Kalaschnikow baute das Gewehr anno 1947. Mehr dazu unter dem Wikipedia-Artikel (http://de.wikipedia.org/wiki/AK-47). Was soll der Leser davon halten? Es ist kein Beinbruch, wenn da nun AK-47 steht, aber Experten könnten doch die Stirn runzeln, wenn sie wissen, dass diese Antiquität bereits 1974 durch das AK-74 abgelöst wurde.

_Unterm Strich_

Dies ist mittlerweile der neunte BOURNE-Roman, so dass man mit Fug und Recht von einer Serie sprechen kann. Der jüngste Roman „The Bourne Imperative“ erschien Sommer 2012 und kommt wohl erst in einem Jahr nach Deutschland. Da das Gesetz der Serie herrscht, sollte der Leser ein paar Dinge beachten. Er kann nicht einfach mit diesem Roman einsteigen, denn dann verstünde er nur Bahnhof. Es gibt weder ein Glossar, ein Personenverzeichnis, noch Fußnoten. Quer- und Zurückverweise sind die einzige Hilfe, die er bekommt.

|München-Bashing|

Zweitens erscheinen mehrere Schauplätze in regelmäßigen Abständen. Dazu gehören Washington, D. C., als Sitz von CI, Regierung und Treadstone. Aber auch München ist ständig vertreten: Es ist das Reich des Bösen. Ein Sündenpfuhl, in dem hirnlose Säufer Sauerkraut und Wurst mampfen. Sie werden von einer nahezu allgegenwärtigen Polizeitruppe beschützt, die unseren Helden, hier ist es Karpov, in Bedrängnis bringt – und stark an die Gestapo erinnert. Dabei sitzt der wahre Feind in der Münchner Moschee, von wo er ein Spinnennetz von hier ausgebildeten Terroristen dirigiert.

Nein, Bashing ist kein bayerischer Vorort von München, sondern die Spezialität des Autors. Sogar die Bank des Bösen heißt Nymphenburger Landesbank. Das München-Bashing ist absolut ernstzunehmen. Und wem dies nicht gefällt, sollte keinen BOURNE-Roman mehr von Lustbader mehr lesen.

|Zensiert?|

Trotz dieser Eigenheiten hat mich auch dieser BOURNE-Roman außerordentlich gut unterhalten. Die Action gibt es massenweise, die Romantik kommt ebenfalls nicht zu kurz. Und wenn inzwischen der Sex und so einiges hinsichtlich der Psychologie weggekürzt worden sind, so lag das sicher nicht an Lustbader, sondern am Verlag. So erging es ihm ja bei den deutschen, zensierten Ausgaben seiner Romane „Der Ninja“, „Die Miko“ und „Schwarzes Herz“ (siehe dazu meine Berichte).

Im Übrigen waren den (amerikanischen) Lesern die beiden ersten BOURNE-Romane von Lustbader zu lang, vor allem wegen der ausführlichen Psychologie- und Biografie-Passagen. Diese hat der Autor also gestrafft und führt sie nur noch skizzenhaft aus. So liest sich der Text nun sehr straff und flott. Man sieht also, dass auch Leser Zensur ausüben können. Über Twitter steht der Autor in ständigem Dialog mit seinem Lesepublikum.

|Die Serie|

Im Epilog kommt das Gesetz der Serie wieder zum Tragen. Auch Jason Bourne hat nicht alles herausbekommen, was Severus Domna, Almaz, Treadstone und die Russen angeht. Dafür haben zwei schlaue alte Herren gesorgt, die inzwischen ihre eigenen Schäfchen ins Trockene gebracht haben. Der Kampf um Indigo Ridge, so scheint es, hat gerade erst begonnen.

|Die Übersetzung |

Bis auf zwei Eigenheiten, die ich oben erwähnt habe, finde ich die deutsche Übersetzung sehr gelungen. Auf den Stichproben, die ich gelesen habe, ist sie korrekt und flüssig zu lesen. Die Mehrschichtigkeit, das Markenzeichen von Lustbaders Erzählstil, ist durchaus wiederzuerkennen und dürfte auch dem deutschen Leser keine Schwierigkeiten bereiten. Schön wäre natürlich ein Personenverzeichnis gewesen, um es dem Einsteiger in die Serie einfacher zu machen, aber man kann nicht alles haben.

Das Titelbild entspricht genau dem der amerikanischen Vorlage. Im dynamischen und fotografischen Darstellungsstil reiht es sich in den Titelbildstil ein, der sich mittlerweile für die ganze Serie durchgesetzt hat. Wahrscheinlich hat sich dies der amerikanische Verlag auch vertraglich zusichern lassen.

|Hinweis|

Keines der oben erwähnten Bücher in der BOURNE-Reihe hat irgendetwas mit der Handlung des vierten Jason-Bourne-Films zu tun. Es ist also sinnlos, hier eine Buchvorlage zu suchen. Und der Leser findet in dem Film einen optischen Mehrwert, den er in den Büchern nicht bekommt.

|Gebunden: 560 Seiten
Originaltitel: The Bourne Dominion (2011 )
Aus dem US-Englischen übersetzt von Mag. Norbert Jakober
ISBN-13: 978-3453266940|
http://www.heyne.de

_Robert Ludlum bei |Buchwurm.info|:_
[„Die Paris-Option“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1068
[„Die Ambler-Warnung“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3493
[„Das Osterman-Wochenende“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6841

MacBride, Stuart – Knochensplitter (Logan McRae 7)

_|Logan McRae|:_

01 [„Die dunklen Wasser von Aberdeen“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=2917
02 [„Dying light“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6758
= [„Die Stunde des Mörders“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3739
03 [„Der erste Tropfen Blut“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4940
04 [„Flesh House“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6760
= [„Blut und Knochen“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5792
05 „Blinde Zeugen“
06 [„Dunkles Blut“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7164
07 [„Shatter the Bones“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=8190
= _“Knochensplitter“_

_Kidnapper, Huren und kleine Mädchen – Aberdeen steht Kopf_

Das schottische Gesangsduo Alison und Jenny McGregor war ein vielversprechender Kandidat für die Talentshow „Britain’s Next Big Star“. Doch seit sechs Tagen sind Mutter und Tochter verschwunden. Entführt, wie eine Lösegeldforderung deutlich macht. Lösegeld, das von ganz Großbritannien binnen 14 Tagen aufgebracht werden soll, sonst …

Die Ermittlung der Grampian Police Force in Aberdeen hat keinerlei Anhaltspunkte. Bis am sechsten Tag ein kleiner abgeschnittener Kinderzeh die Forderungen der Entführer drastisch unterstreicht.

_Der Autor_

Stuart MacBride war schon alles Mögliche: ein Grafikdesigner, dann ein Anwendungsentwickler für die schottische Ölindustrie und jetzt Kriminalschriftsteller. Mit seiner Frau Fiona lebt er in Nordostschottland. Seine Krimis um Detective Sergeant Logan McRae spielen in Aberdeen.

Werke:

1) Cold Granite (2005) = Die dunklen Wasser von Aberdeen
2) Dying light (2006) = Die Stunde des Mörders
3) Broken skin (2007; US-Titel: Bloodshot) = Der erste Tropfen Blut
4) Flesh House (2008) = Blut und Knochen
5) Blind eye = Blinde Zeugen (2009)
6) Halfhead (2009, SF)
7) Dark Blood (2010) = Dunkles Blut
8) Shatter the Bones (2011) = Knochensplitter
9) Sawbones (2011)
10) Birthdays for the Dead (2012)

_Handlung_

Logan McRae rast mit Sgt. Rennie um die Kurve. Reifen quietschen, Rennie keucht angstvoll auf. „Noch 90 Sekunden …“ McRae drückt auf die Tube, donnert durch Aberdeens Vororte, brettert um Kreisverkehre, donnert über Schwellen, nur um die Deadline zu schaffen, die die Entführer gesetzt haben. Der Auspufftopf verabschiedet sich von der metallischen Gemeinschaft des Polizeiwagens, als McRae mit Karacho über eine weitere Schwelle düst. Sie schaffen es nicht zur bezeichneten Telefonzelle: „zwei Minuten über der Zeit“, verkündet Rennie düster. Was werden sie in der Zelle finden?

Alison und Jenny MacGregor, ein vielversprechendes Gesangsduo aus Mutter und kleiner Tochter, ist entführt worden. England und Schottland haben gerade mal 14 tage Zeit, um das erhebliche Lösegeld für die gekidnappten aufzubringen. Unterdessen muss die Aberdeener Polizei, die Grampian Police Force, alles unternehmen, um den Forderungen der Entführer nachzukommen – und zugleich die Suche vorantreiben. Bislang erfolglos. Deshalb auch der rasende Eifer von Detective Sergeant Logan McRae, der es wirklich gerne bald zum Detective Inspector bringen würde.

In der Zelle befindet sich ein gelbes Päckchen. McRae öffnet es mit behandschuhten Händen, weil er hofft, dass er einen weiteren Hinweis findet. Doch der Inhalt ist ein höhnischer Zettel – und ein abgeschnittener Kinderzeh. Gehörte er Jenny? Rennie dreht es den Magen um, während McRae flucht. Die Laboruntersuchung der DNS bestätigt den finsteren Verdacht: Das Körperglied gehörte der kleinen Jenny. Die Presse tobt und will Blut sehen. Oder wenigstens einen Verdächtigen. Besonders nachdem einer Ihren, der geschniegelte Reporter Colin Miller, ein Schreiben der Erpresser mitten in der Pressekonferenz präsentiert hat.

Schon am nächsten Morgen muss McRae die Wohnung einer Familie von Drogensüchtigen und Dealern stürmen. Es wird ein Desaster, denn Shuggie Webster, der Kopf der Bande, kann entkommen. Und Trisha Brown, seine drogensüchtige Frau, beschuldigt McRae, sie vergewaltigt zu haben. Für Logan ist es also mal wieder Zeit, die allseits beliebte Dienstaufsicht zu beehren. Da freut er sich schon tierisch drauf.

Doch alles, was Trisha Brown will, sind die beschlagnahmten Drogen. Die Ziegelsteine von Heroin haben die Websters nämlich auf Pump gekauft, und die Verkäufer wollen jetzt ihre Ware zurück – oder das Geld. Shuggie Webster ist noch längst nicht über alle Berge. Das muss McRae schmerzhaft feststellen, als Shuggie ihn in eine Falle lockt, seinen Rottweiler auf ihn hetzt und sich sein Polizeiauto schnappt. Logan beschleicht ein finsterer Verdacht. Könnte der Drogendealer am Ende hinter der Entführung der MacGregors stecken, um das Lösegeld zu verwenden, seine Drogenlieferanten zu bezahlen?

Die weiterhin ergebnislose Ermittlung zieht nach dem Willen der Gewaltigen an der Spitze immer weitere Kreise. Sexuelle Missetäter zu interviewen, ist ebenso wenig ergiebig wie appetitlich, und das Befragen von Alisons ehemaligen Mitstudenten fördert ein paar seltsame Gestalten zutage, darunter eine angehende Stalkerin. Doch die Entführung, bei der keine einzige DNS-Spur hinterlassen wurde, war so professionell durchgezogen, dass McRae seine Zweifel hat, die Studenten könnten auch nur den Pudel einer Oma entführen.

|Unterdessen|

Die Monster sind ganz in Weiß gekleidet. Die sechsjährige Jenny beobachtet sie, wenn sie mit diesen Roboterstimmen miteinander sprechen. Sie tragen Skibrillen, Schals, Gummihandschuhe sowie Duschhauben an den Schuhen. Alles in Weiß. Sie tragen Namensschilder, die sie gut lesen kann, während sie angekettet auf dem Bett liegt. Darauf steht SYLVESTER, TOM, DAVID, COLIN und PATRICK.

DAVID ist der schreckliche Anführer, der Mummy im anderen Zimmer immer wehtut, bis sie weint. Nach einer Weile kommt COLIN nicht mehr, der ihr immer so sanft ihre Spritzen geben hat. Nun muss SYLVESTER das erledigen, und er ist ein Stümper. So wie jetzt. Die Biene sticht, und Jennys Gedanken wandern ins Nimmerland …

|Feuer unterm Hintern|

Es ist nachts um drei, als McRae von einem Geräusch an der Wohnungstür geweckt wird. Er steht auf und schaut nach. Die Klappe für die Post ist geöffnet und jemand füllt ein Kondomm voll Benzin. Logan schreckt auf – er weiß, was das bedeutet. Er ruft nach seiner Freundin Samantha, doch sie schläft fest. Das weiße Kondom wird gefüllt, dann folgt ein kratzendes Geräusch: ein Streichholz wird angerissen.

Fürs Eingreifen ist es zu spät, daher spurtet Logan zurück ins Schlafzimmer, ruft dabei ständig Samanthas Namen. Auf einmal dröhnt ein Donnerschlag. Die Tür des Schlafzimmers, die Logan gerade schließen will, wird von der Explosion aus den Angeln gerissen und er unter ihr begraben …

|Seitenwechsel|

Als Logans Wohnung in Brand gesetzt und dabei seine Freundin Samantha schwer verletzt wird, ist eine rote Linie ganz klar überschritten worden. Nun ist die Sache persönlich. McRae setzt alles daran, die verschiedenen Rätsel aufzuklären – und wendet sich an das organisierte Verbrechen in Aberdeen. Dort empfängt man ihn mit offenen Armen, wie einen verlorenen Sohn …

_Mein Eindruck_

Nach vielen Anläufen und unzähligen Anschissen seitens seiner Vorgesetzten schafft es der Held Logan McRae, endlich vom Underdog-Dasein eines Detective Sergeant in den nahezu erhabenen Rang eines Detective Inspector aufzusteigen. Ehrenhalber und interimsmäßig, wie sich sein Chef beeilt hinzuzufügen. Trotzdem: Endlich heimst McRae Lorbeeren. Er wagt nicht zu verraten, auf welche Weise – er hat sich mit der Unterwelt eingelassen und fast einen Menschen getötet. Ein geradezu faustischer Pakt. Kein Wunder, dass ihn sein Gewissen plagt.

Andererseits ist sein „Sündenfall“ gerechtfertigt: Trisha Brown ist ebenso entführt worden wie die beiden MacGregors. Nur dass sich um die Junkie-Hure keine Sau kümmert, am allerwenigsten die Medien. Trishas Mutter Helen wirft McRae diese Ungerechtigkeit völlig zu Recht vor. Aber was soll er machen? Niemand verlangt für eine verschwundene Hure Lösegeld oder setzt auch nur eine Belohnung aus. Wie sich herausstellt, erfordert es McRaes ganze Schläue und körperliche Einsatzbereitschaft, um Trisha zu finden und zu befreien.

Im Unterschied dazu scheint Alison Macgregor nahezu ein Engel zu sein. Kein Wunder, dass die Millionen Fans dieses C-Promis bereit sind, nicht weniger als 9 Millionen Pfund (etwa 10,4 Mio. Euro) auf ein Konto ihres Senders zu überweisen, um sie freizubekommen. Merkwürdig ist jedoch, dass Alisons Entführer nie festgelegt haben, welche Summe ihnen als ausreichend erscheint. Warum dieser Umstand nie zur Sprache gebracht wird, kann ich mir nicht erklären. Ist dieser Aspekt etwa zu banal? Mir scheint er gegen die Professionalität der Entführer zu sprechen.

Wie immer wirft das Schicksal in Gestalt von dämlichen Vorgesetzten unserem Helden jede Menge Knüppel zwischen die Beine, um ihn an einem simplen Erfolg zu hindern. Da könnte ja jeder dahergelaufene Detective Sergeant den Bossen die Lorbeeren klauen! Soweit darf es nicht kommen, denn würde ja die Hierarchie infragestellen.

Ganz besonders hervortut sich ein Berater für das organisierte Verbrechen. Der Typ mit dem vielsagenden Namen „Mr. Green“ scheint mehr auf TV-Heldentum interessiert zu sein als an vernünftiger Polizeiarbeit. Durch Drohungen verschreckt er beispielsweise einen als Pädophilen registrierten Arbeiter namens Frank Baxter. Als Greens Drohungen publik werden und in den Zeitungen landen, taucht Baxter unter – nun ist er keine Hilfe mehr. Er kommt nicht weit. In Dundee entdecken ihn harte Kerle und machen Kleinholz aus ihm.

Das Generalthema ist die kritische Beleuchtung der Auswirkungen, die die Medien TV und Presse auf das Bewusstsein der Menschen in Aberdeen – der Autor spricht nie für andere Gegenden – haben. Der Medienhype macht aus einer Beinahehure wie Alison MacGregor eine Heilige, während echte Huren, die McRae befragt, unbemerkt belästigt werden und im Nichts verschwinden können. Die Heiligsprechung Alisons erzeugt eine weitere, weitaus gefährlichere Spezies von Fan: eine Stalkerin. Sie wird sich als Alisons Nemesis erweisen.

Eine Weile sieht es so aus, als hätten entweder Pädophile oder Alisons Mitstudenten mit der Entführung zu tun. Die Verbindung zu der Science-Fiction-Fernsehserie „Dr. Who“, die in Großbritannien seit zig Jahren läuft, ist doch recht auffällig. Und im Gegensatz zu Logan McRae verstehen wir nun auch, warum sich die Entführer in eine Art Raumanzug gekleidet haben. Die Umhüllung verhindert auch, dass sie irgendwelche DNS-Spuren hinterlassen. Schlaue Bürschlein.

Doch die knallharte Wahrheit, auf die Mr. Green Logan McRae und DS Rennie stoßen, ist weitaus erschütternder. Wirklich zu Herzen gingen mir jene Szenen, deren Zeuge wir aus der Perspektive der sechsjährigen Jenny MacGregor werden. Die Entführer amputieren ihr die beiden kleinen Zehen – das Video wird der BBC zugespielt, so dass die Cops das Nachsehen haben. Ganz England ist geschockt – und spendet Lösegeld wie verrückt. Die Spritzen, die Jenny nun bekommt, sollen eine Infektion verhindern. Die Szenen sind nichts für zartbesaitete Gemüter. Aber alles andere wäre bei einem Autor wie Stuart MacBride wirklich ein Wunder.

_Die Übersetzung _

Das englischsprachige Original erschwert, wie ich selbst gelesen habe, nicht nur durch den schottischen Dialekt die Übersetzung, sondern auch weil es mit Druckfehlern gespickt ist. Die sollen uns hier nicht kümmern, denn bei meiner Lektüre der deutschen Ausgabe konnte ich keinen einzigen Fehler entdecken. Man kann also hierzulande unbeschwert loslesen. Selbst schwierigste Ausdrücke und Dialektsätze konnte Andreas Jäger glaubwürdig in unsere Sprache übertragen.

_Unterm Strich_

Ich kenne fast alle Thriller von MacBride bis auf den jüngsten und muss sagen, dass mich „Knochensplitter“ keineswegs vom Hocker gerissen hat. Der Plot lässt sich in zweieinhalb Zeilen zusammenfassen – aber das trifft wohl auf die meisten Krimis zu. Deswegen wirkte der Krimi auf mich über weite Strecken hinweg aufgebläht und substanzlos, ganz besonders in der ersten Hälfte. Okay, hier kommt häufig die schwarze Komödie zu ihrem Recht.

Ab der Mitte, als das Video mit den amputierten Zehen gezeigt wird tritt eine Wendung ein, und spätestens mit dem Brandanschlag auf McRaes Wohnung ist das Maß des Erträglichen voll – McRae ergreift verzweifelte Maßnahmen ohne Rücksicht auf Verluste. Die Ermittlung steigert sich zum ersten Finale, das der Rettung von Trisha Brown gilt, und dem zweiten Finale, das der Rettung der MacGregors gilt.

Der Epilog liefert noch einmal eine bittere Pointe, die typisch ist für MacBrides ultrarealistischen und zugleich anklagenden Stil. Angesichts des Gehalts der zweiten Hälfte fand ich mich schließlich doch noch genügend zufriedengestellt.

|Hardcover: 510 Seiten
Originaltitel: Shatter the bones (2011)
Übersetzt von Andreas Jäger
ISBN-13: 978-3442546992|
http://www.randomhouse.de/manhattan

Hooper, Tobe/Goldsher, Alan – Midnight Movie

_Das geschieht:_

Nach einem halben Jahrhundert im Filmgeschäft ist Tobe Hooper ein Veteran, der keinerlei Illusionen mehr über die Unterhaltungsindustrie hegt. Als man ihn als Stargast auf ein Film-Festival einlädt, wundert er sich deshalb nicht, dass dieses zwar in seiner alten Heimatstadt, dem texanischen Austin, jedoch nicht in einem modernen Kino, sondern in einer verrufenen Spelunke stattfinden wird. Hooper lässt sich dennoch locken, denn Veranstalter Dude McGee kündigt an, den Film „Destiny Express“ zu zeigen. 1959 war dies viele Jahre vor „Texas Chainsaw Massacre“ Hoopers Film-Erstling gewesen, der niemals öffentlich gezeigt wurde und als verschollen galt.

Hooper ist neugierig, zumal er sich an sein eigenes Werk nicht mehr erinnern kann; ein schwerer Unfall hat in jungen Jahren sein Gedächtnis geschädigt. Die verspätete Premiere enthüllt kein frühes Meisterwerk, ist aber ein bizarres Erlebnis, das den Zuschauern im Gedächtnis bleiben wird: Wer „Destiny Express“ gesehen hat, beginnt sich wenig später zu verändern, wird erst sexsüchtig, dann gewalttätig und fällt schließlich hungrig über seine Mitmenschen her, die sich nach solcher Attacke selbst wie beschrieben verwandeln.

Bis der Ausbruch dieser Zombie-Epidemie bemerkt wird, kann sie sich rasend schnell ausbreiten. Medizinisch ist ihr nicht beizukommen, landesweites Chaos droht. McGee hat „Destiny Express“ inzwischen als Auslöser von „The Game“, wie die Seuche genannt wird, erkannt. Er informiert Hooper, der sich mit einem schnell gefundenen Mitstreiter, dem Filmkritiker Erick Laughlin, um Aufklärung bemüht. Das Duo beginnt seine Recherchen mit der Rekonstruktion der Ereignisse von 1959 und stellt fest, dass McGee in der Tat richtig liegt. Diese Erkenntnis gipfelt in dem Plan, den alten Film als „Destiny Express Redux“ neu und in der Hoffnung zu verfilmen, der Zombie-Seuche auf diese Weise Einhalt zu gebieten …

_Ein Ventil für aufgestauten Frust_

Tobe Hooper: ein Kult-Regisseur, Vertreter eines ‚unabhängigen‘ Filmschaffens außerhalb der großen Hollywood-Studios, Galionsfigur des modernen Horrorkinos – und eine tragische Gestalt, der mehr interessante Projekte geplatzt sind als verwirklicht werden konnten. Seit Anfang der 1960er Jahre ist Hooper im Film- und Fernsehgeschäft. In diesen Jahren hat er unzählige TV-Auftragsproduktionen hinter sich gebracht, um ’seine‘ Filme drehen zu können. Nach vielversprechendem Auftakt und einer Karriere, die ihn bis an die Seite von Stephen Spielberg brachte, versank Hooper in der zweiten Hälfte der 1980er Jahre im trüben Tümpel der eher obskuren B- und C-Movies.

Seit 2006 wollte man ihn nicht einmal mehr für TV-Horror engagieren. Einen Mann, der das Kino liebt, muss die aufgezwungene Untätigkeit zermürbt haben. Wie sonst ließe sich ein Roman wie „Midnight Movie“ erklären? Frustration und der daraus resultierende Wille, auf andere Weise schöpferisch tätig zu werden, wären außerdem eine gute Entschuldigung, denn Tobe Hooper, der Autor, ist definitiv ein noch schlimmerer Flop als beispielsweise Hooper als Regisseur von „The Mangler“ (1995); wer diesen Film kennt, weiß um die schreckliche Wahrheit dieser Äußerung.

2009 war Hooper jedenfalls soweit, sich als ‚Schriftsteller‘ zu versuchen. Obwohl er durchaus eigene Drehbücher verfasst hat – darunter allerdings auch das zu „The Mangler“ -, betrat er damit Neuland, weshalb er sich einen Profi zur Seite stellen ließ. Alan Goldsher ist zudem ein Lohnschreiber, dem das Honorar über die offizielle Autorenschaft geht; das Ergebnis ist freilich entsprechend, was Hooper in seiner Danksagung zwar leugnet, wir Leser aber nach der Lektüre von „Midnight Movie“ wissen.

|Worum gehts hier eigentlich?|

Obwohl es natürlich sein könnte, dass Hooper die Hauptverantwortung für eine Story trägt, die schwach beginnt, sich im Hauptteil in Horror-Routinen und irrelevanten Nebensächlichkeiten verzettelt und schließlich in einem gänzlich missratenen, eigentlich sogar ausgefallenen Finale mündet bzw. verendet.

Die Ähnlichkeit zu „The Ring“ spricht Hooper selbst an. Um eine Antwort auf die Frage, auf welche Weise die Sichtung eines Films Menschen in Zombies verwandeln kann, drückt er sich natürlich; eine kluge Entscheidung angesichts der nun folgenden Ereignisse. „Midnight Movie“ stoppt nach dem ersten Romandrittel, um in einen Mittelteil einzumünden, der die ohnehin dünne Handlungsstringenz endgültig zerfallen lässt.

Schon die ersten Kapitel bieten in erster Linie Ausschnitte aus fiktiven Tagebüchern der Protagonisten. Außer Hooper und Laughlin äußern sich die Studentin/Kellnerin Janine Daltrey oder der Schauspieler und Hooper-Freund Gary Church. Der Mittelteil bietet eine wirre Mischung aus Zeitungsartikeln, Websites, Blogtexten, Mails u. a. Informationsträgern. Die Handlung muss sich der Leser selbst zusammenpuzzeln, was allerdings einfach ist, weil sie den für den Zombie-Horror üblichen Vorgaben folgt und folgerichtig wenig spannend wirkt.

|Man hat ja einen Ruf zu verteidigen|

Da Tobe Hooper der Regisseur von „Texas Chainsaw Massacre“ ist, versucht er, die Ekel-Schraube anzuziehen, indem er ’seine‘ Zombies in zwangssexuelle Kreaturen verwandelt, die ihre Opfer nicht nur fressen wollen. Falls Hooper glaubte, in dieser Hinsicht Maßstäbe setzen zu können, hat er sich geirrt: In Sachen Horror plus (Ekel-) Sex haben ihn Autoren wie Tim Curran, Bryan Lee oder Edward Lee längst überholt bzw. weit in den Schatten gestellt. „Midnight Movie“ wirkt im Vergleich beinahe rührend altmodisch.

Mit aller Macht und letztlich krampfhaft ist Hooper bemüht zu beweisen, dass er auch im ‚modernen‘ Horror Maßstäbe setzen kann. Umso spektakulärer ist sein Scheitern, gerinnt „Midnight Movie“ doch zu einer endlosen Sammlung altmännerhafter Schweinigeleien, die den Leser sich fremdschämend eher grinsen lassen. Hinzu kommen (sanfte) Insider-Lästereien über ein Hollywood, das Freigeister wie Tobe Hooper nicht zu würdigen weiß und den Geldhahn nur für massenkompatiblen Kino-Brei aufdreht; die Frustspitzen seien ihm gegönnt.

Offen muss die Frage bleiben, ob sich Hooper & Goldsher auch im Original jener prollig saloppen, pseudo-‚jugendlichen‘ Ausdrucksweise befleißigen, deren Originalität sich im immer neuen Anzapfen der Vulgär- und Fäkalsprache erschöpft, wobei die Ergebnisse gern gemischt werden. Das Ergebnis ist weder authentisch noch schockierend, sondern als künstliches Konstrukt erkennbar sowie schlicht lächerlich.

|Zombies haben wenigstens ein Ziel!|

Es mag zwar nur darin bestehen, die Lebenden anzunagen, aber man versteht wenigstens, was sie umtreibt. Über „Midnight Movie“ bzw. seinen Verfasser lässt sich das nicht sagen. Anscheinend ging es Hooper nur darum, die Untoten geil und schmuddelig wüten zu lassen. Eine darüber hinausgehende Handlungsvision hatte er wohl nicht. Nachdem knapp 350 Seiten mit entsprechenden Ergüssen gefüllt waren, fiel Hooper auf, dass er seinem „Texas Zombie Massacre“ irgendwie ein Ende bereiten musste.

Das Erste ist ihm gelungen, das Zweite leider nicht. Die ‚Begründung‘ für den Schrecken, der durch „Destiny Express“ in die Welt gebracht wurde, ist mindestens so fadenscheinig wie das gegen die Zombie-Seuche entwickelte ‚Gegenmittel‘. Das daraus resultierende Finale ist eine Schande. Es erschöpft sich in kruden, willkürlich aus dem Autorenhirn gewrungenen Grusel-Effekten, was die völlige Abwesenheit von Logik nie ausgleichen kann. Selbstverständlich fehlt nicht der ‚überraschende‘ Schlusstwist, der zu allem Überfluss eine Fortsetzung androht. (Glücklicherweise wurde Hooper abgelenkt: Mit Geld aus den Vereinigten Arabischen Emiraten konnte er 2012 endlich einen neuen Film inszenieren.)

Wenigstens bleiben die meisten Hauptfiguren tot auf dem Schlachtfeld zurück. Es handelt sich unabhängig vom Geschlecht ausnahmslos um Widerlinge, Hohlköpfe und Drecksäcke, die es gar nicht früh genug erwischen kann. Richtig peinlich ist ein zwanghaft juveniler Hooper, der sich – ein Mittsechziger! – unter das ansonsten die Handlung bestimmende Jungvolk mischt. Ist diese Charakterzeichnung ironisch gedacht? Angesichts der akuten Humorlosigkeit dieses Romans scheint dies kaum wahrscheinlich. Faktisch reiht sich „Midnight Movie“ damit endgültig in die Liste der Hooper-Flops ein.

_Verfasser_

Der Regisseur, Drehbuchautor und Filmproduzent _Tobias Paul Hooper_ wurde am 25. Januar 1943 in Austin, US-Staat Texas, geboren. Nach eigener Auskunft wollte er schon als Kind ins Filmgeschäft. Tatsächlich entstanden erste Kurzfilme bereits 1959 und 1963. Darüber hinaus drehte er mehr als 60 TV-Dokumentationen. 1969 realisierte er seinen ersten Spielfilm. Auf dem „Atlanta Film Festival“ wurde Hooper für „Eggshell“ ausgezeichnet, doch einen Verleih fand er nicht. Frustriert beschloss er einen Genrefilm zu drehen, der auf jeden Fall sein Publikum finden würde. Für weniger als 100.000 Dollar drehte Hooper 1974 „The Texas Chainsaw Massacre“ („Blutgericht in Texas“). Ihm gelang ein Sensationserfolg, doch wurde der Regisseur von seinen Produzenten ausgebootet und sah kaum etwas von den Millionen, die dieser Film in den nächsten Jahren einspielte.

Immerhin hatte sich Hooper einen Namen machen können. 1979 inszeniert er den erfolgreichen TV-Zweiteiler „Brennen muss Salem“ (nach einem Roman von Stephen King), 1982 heuerte ihn Stephen Spielberg als Regisseur für „Poltergeist“ an. Doch Hooper konnte den frühen Erfolg nicht nutzen, um sich nachhaltig in Hollywood zu etablieren. Spätere Filme wie „Lifeforce – Die tödliche Bedrohung“ (1985) oder ein Remake des SF-Klassikers „Invasion vom Mars“ (1986) waren alles andere als Kassenschlager. Hooper sank in die Obskurität eines ’selbstständigen‘ Filmemachers zurück. Die meisten Drehbücher blieben Entwürfe, Hooper inszenierte Filme mit knappen Budgets und arbeitete wieder für das Fernsehen.

_Alan Goldsher_ (geb. 1967) ist Produzent für Gebrauchsliteratur und fabriziert, was gerade Lese-Mode ist. Zwischen 2008 und 2010 belieferte er die Abverkaufs-Tische der Buch-Supermärkte mit „Chick-Lit“-Junkfood für pubertierende Mädchen. Derzeit konzentriert er sich auf sog. „Mash-up“-Horror und mischt Realhistorisches mit gruselwitzigen Fiktionen, in denen u. a. die „Beatles“ untot ihr Unwesen treiben.

Jenseits seiner ’schriftstellerischen‘ Aktivitäten arbeitete Goldsher mehr als zehn Jahre als Studiomusiker (Gitarre) und spielte für diverse Bands und Sänger auf Tournee-Bühnen. Er schreibt weiterhin Artikel für Fachzeitschriften. Darüber hinaus ist er Gastgeber von „Book it with Alan Goldsher“, der „ersten interaktiven Talkshow rund ums Schreiben, Lesen und Veröffentlichen“.

|Taschenbuch: 383 Seiten
Originaltitel: Midnight Movie (New York : Three Rivers Press/Crown Publishing Group/Random House, Inc. 2011)
Übersetzung: Diana Beate Hellmann
Deutsche Erstveröffentlichung: Oktober 2012 (Bastei Lübbe/Allgemeine Reihe 20669)
ISBN-13: 978-3-404-20669-8
Als eBook: Oktober 2012 (Bastei Lübbe)
ISBN-13: 978-3-8387-1562-9|
http://www.luebbe.de

John Stephens – Das Buch Rubyn (Die Chroniken vom Anbeginn 2)

Die Chroniken vom Anbeginn-Trilogie:

01 „Emerald“
02 „Rubyn
03 „Onyx“

Die Handlung:

Nachdem es den drei Geschwistern Kate, Michael und Emma erfolgreich gelungen ist, das erste der Bücher vom Anbeginn aus den Händen des finsteren Magnus zu retten, sind sie nun bereit für den zweiten Teil ihres Abenteuers. Dieses wird sie an der Seite ihres großväterlichen Freundes Dr. Pym erneut vor gewaltige Herausforderungen stellen, in ferne Welten und Zeiten führen und sie zwingen zu entscheiden, was ihnen wirklich wichtig ist im Leben. Und so kommen die tapfere Kate, der kluge Michael und die unerschrockene kleine Emma dem Geheimnis ihrer Familie und dem mächtigen Buch Rubyn langsam immer näher. (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Ein neuer Teil der Reihe und ein neues Buch, das es zu finden gilt. Und diesmal lässt die Übersetzerin des Verlags keinen Teil des Originaltitels weg, sie denkt sich einfach einen komplett Neuen aus und macht aus der „Feuerchronik“ direkt „Das Buch Rubyn“ … auch ’ne Möglichkeit, wenn auch keine, die ich nachvollziehen kann. Besonders wenn sich gegen Ende zeigt, warum der Roman im Original „The Fire Chronicle“ heißt und das Wort „Rubyn“ eine Wortneuschöpfung der Übersetzerin ist, die verständlicherweise zu keinem Zeitpunkt erklärt oder aufgelöst wird … wie sollte sie auch.

Wir steigen direkt ein in das schreckliche Leben der Kinder im Waisenhaus. Wobei „Kinder“ nicht mehr so ganz auf alle zutrifft, denn Kate ist mittlerweile schon 15. Nicht verändert haben sich allerdings ihre Lebensumstände und die Charaktere, die über sie im Alltag bestimmen. Und sofort ist der Stammleser wieder in der Welt der drei Geschwister.

Der Autor macht es seinen Lesern aber auch leicht, sich auf die Story einzulassen, besonders wenn sie den Vorgängerband gelesen haben und sich noch vage an die Charaktere erinnern können. Durch Handlung und Dialoge werden schnell Sympathien und Antipathien verteilt und der Leser ist schnell auf Seiten der Kinder, um ihnen wieder beizustehen. Das kann man dann auch recht schnell, denn fix wirds dramatisch und plötzlich ist Kate verschwunden und wir sind zusammen Michael, Emma und mit dem Zauberer Dr. Pym in Italien … das Abenteuer kann beginnen. Werden die drei Kate finden und die Prophezeiung erfüllen … oder sogar ihre Eltern finden? Was hat der fiese Magnus vor … davon ab, dass auch er die drei magischen Bücher in seinen Besitz bringen will? Und schon kommt wie bereits beim Vorgängerroman der direkte Vergleich zum HARRY- POTTER-Franchise in den Kopf des Lesers, denn auch Magnus als Hauptgegner sammelt eine Armee um sich … ob die wohl auch Death Eaters heißen?

Aber nicht nur Fragen gibts im „Buch Rubyn“, sondern auch Antworten. Besonders interessant für den Fan der Reihe sind die Infos zu der Herkunft und der Geschichte der drei magischen Bücher. Und auch wer Sir Hasi ist und warum er so heißt und warum er das gar nicht so toll findet, erfahren wir.

Und so folgen wir in dieser Geschichte hauptsächlich Michael, der auf der Suche nach dem „Buch Rubyn“ ist, danach, was es so besonders macht und nach seiner eigenen Bestimmung. Aber auch Kates Handlungsfaden ist spannend, hängt sie doch in der Vergangenheit fest und macht dort ein paar interessante Bekanntschaften. Und hüben wie drüben gibts allerlei Geschöpfe, die Fantasy-Fans auch gern mal kennenlernen würden … ok, nicht alle, manche nur von Weitem … schnell mal winken und dann weglaufen.

Es wird gekämpft, gestorben, entführt, wieder zum Leben erweckt und noch so einiges mehr. Perfekt für die Leinwand, nicht nur für die im Kopf des Lesers.

Der Autor

John Stephens ist als Drehbuchautor und Produzent bekannt geworden. Er wirkte nach seinem Studium an so erfolgreichen Fernsehserien wie Gossip Girl oder Gilmore Girls mit. Erst Philip Pullmans Goldener Kompass-Trilogie brachte ihn schließlich auf die Idee, sich dem Schreiben von Kinder- und Jugendbüchern zu widmen. (Verlagsinfo)

Mein Fazit:

Elfen, Drachen, Zauberer, Reisen an ferne Orte und in die Vergangenheit … all das und mehr steckt im zweiten Teil der „Chroniken vom Anbeginn“. Dank der flüssig zu lesenden Beschreibungen der Szenarien und der lebendigen Dialoge ist der Leser von Anfang an in der Story und fiebert jeder Begegnung und Wendung entgegen, die sich der Autor hat einfallen lassen.

Dabei gehts wie schon im ersten Teil durchweg spannend zur Sache und Langeweile kommt weder für die drei Geschwister noch für den Leser auf. Die Lesestunden vergehen wie im Flug, die Seiten blättern sich fast von allein um und es bleibt das Verlangen, dass John Stephens möglichst schnell den dritten Teil der Trilogie zu Ende bringt oder jemand endlich mit der Verfilmung des Stoffes anfangen möge, denn die „Chroniken vom Anbeginn“ sind bestes Hollywood-Material.

Und so hinterlässt uns des Autors Geschichte einen Cliffhanger, der uns wiederum traurig und erwartungsvoll zurücklässt. Alles wird gut … bestimmt … hoffentlich … es muss.

Hardcover: 496 Seiten
Originaltitel: The Fire Chronicle – Books of Beginning 2
Aus dem Amerikanischen von Alexandra Ernst
Mit Illustrationen von Jon Foster
Vom Verlag empfohlenes Lesealter: 10-13 Jahre
ISBN-13: 978-3570153932
www.randomhouse.de/cbjugendbuch
www.EmeraldAtlas.com

Der Autor vergibt: (4.5/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (1 Stimmen, Durchschnitt: 5,00 von 5)

Richard Schwartz – Der Falke von Aryn

Lorentha ist nicht glücklich über ihre Rückkehr nach Aryn, und das liegt nicht nur daran, dass ihr Vertrag bei der Garde wohl nicht verlängert werden wird. Ihre Erinnerungen an diese Stadt sind nicht gerade positiv, und ihr Vorhaben, den Mord an ihrer Mutter aufzuklären, rührt genau an diesen Erinnerungen.

Als wäre das noch nicht schlimm genug, wird sie, kaum dass sie das Schiff verlassen hat, zum Gouverneur zitiert, der ihr eröffnet, sie müsse zusammen mit einem manvarischen Adligen den Diebstahl des wertvollsten Artefakts der Stadt, des Falken der Göttin Isaeth, aufklären und dafür zunächst einmal einen dieser verhaßten Adelsbälle besuchen …!

Richard Schwartz – Der Falke von Aryn weiterlesen

S. S. Van Dine – Der Mordfall Skarabäus

In einem Privatmuseum wird ein Mann erschlagen; alle Spuren weisen auf den gelehrten Hausherrn hin, was in dieser übertriebenen Klarheit den skeptischen Privatdetektiv Philo Vance auf den Plan ruft … – Der fünfte Band der Vance-Serie ist ein höchst komplexer, beinahe abstrakter Rätsel-Krimi, der dennoch (und trotz des unsympathischen Helden) genrereinen, nostalgisch unterhaltsamen Lesestoff bietet. S. S. Van Dine – Der Mordfall Skarabäus weiterlesen

John Connolly – Die Bruderschaft der Nacht [Charlie Parker 9]

Geldgierige US-Soldaten haben sich im Irak an Altertümern vergriffen und dabei drei Wüstendämonen abgegriffen, die in den USA ihre mörderischen Tücken fortsetzen … – Privatdetektiv Charlie Parker gerät abermals in einen Kriminalfall mit übernatürlichen Elementen. Diese Mischung hat ihre anfängliche Faszination zwar weitgehend eingebüßt, dennoch ist „Die Bruderschaft der Nacht“ immerhin & abermals ein spannender, gut geschriebener Thriller. John Connolly – Die Bruderschaft der Nacht [Charlie Parker 9] weiterlesen

Samdereli, Nesrin – Hui Buh – Neue Welt: Der grauenvolle Geburtstag (Folge 16) (Hörspiel)

_Zur Story_

Geheimnisvolles Treiben herrscht auf Schloss Burgeck. Die Schlossbewohner bereiten den Geburtstag des Kastellans vor. Der hat natürlich keine Ahnung davon, dass er mit einem tollen Tag überrascht werden soll, an welchem er ausnahmsweise mal nichts zu tun braucht, sondern die anderen alle seine Haushaltsaufgaben erledigen. Einer ist auch ahnungslos: HUI BUH. Der hat den Geburtstag des alten Weggefährten glatt verschwitzt und selbstverständlich auch kein Geschenk. Gut, dass sich noch eine Flasche Gruftwein in seinem Fundus befindet, diese Peinlichkeit zu vertuschen. Allerdings würde der Kastellan nichts aus der Geisterwelt trinken, daher beschließt der einfallsreiche Schlossgeist, die Pulle kurzerhand umzulabeln. Schwupps, ist ein äußerlich unverdächtiger „Vitaltrunk“ daraus geworden. Der mundet dem Geburtstagskind vorzüglich und sorgt in der Tat für einen ungeheuren Vitalitätsschub. Leider hat Gruftwein die unangenehme Eigenschaft bei Sterblichen gewisse Nebenwirkungen zu entwickeln – der Kastellan wird von Tag zu Tag rapide jünger. Ein Gegenmittel muss her und die Zeit drängt.

_Eindrücke_

„Timeo danaos et dona ferentes“ lautet eines der beliebten lateinischen „Asterix“-Zitate und es lässt sich auch auf Schlossgespenster ausweiten, deren Geschenken offenbar ebenfalls nicht zu trauen ist, selbst wenn diese nicht aus Griechenland, sondern aus der Geisterwelt stammen. Diese Geschichte um einen scheinbar harmlosen, aus der Not geborenen, Etikettenschwindel entwickelt sich alsbald zu einem kindgerecht inszenierten Lehrstück, wie sich anfänglich durchaus positive Entwicklungen auch recht rasch umkehren können und dann zum gravierenden Problem werden. Der Aufhänger bietet eine gute Gelegenheit, die Handelnden in drei Gruppen mit verschiedenen Handlungssträngen und Aufgabengebiete aufzuteilen. Diese laufen ziemlich gleichberechtigt parallel zueinander ab – und später natürlich auch wieder zusammen. Teamwork ist also auch hier wieder zentrales Element.

Während Königin Konstanzia mit allen Mitteln versucht einen dreijährigen Kastellan bei Laune zu halten (Eltern können ihr diesen harten Job nachfühlen), dürfen Julius und HUI BUH wieder einmal die Geisterwelt besuchen, um irgendwelche ominöse Zutaten zu sammeln, was u. a. ein witziges Wiedersehen (respektive Wiederhören) mit dem mit froonsösischem Aksoont parlierenden Kochgeist und der „siebenbeinigen Zimtspinne“ bedeutet. Tommy und Sophie wuseln derweil durch die Ländereien bzw. dunklen Wälder Burgecks und versuchen dort ihr Glück mit der Beschaffung von Dingen, die ihnen Tante Roswitha zur Rettung des Kastellans aufgetragen hat. Erneut erweist sich die verschrobene Dorfschänkenwirtin mit ihrem Geistertick als Fundgrube von vermeintlichem Needless Knowledge, welches sich dann hinten raus doch als brauchbar herausstellt – inzwischen einer der zahlreichen, gut funktionierenden Running Gags der neuen Serie.

_Die Produktion_

Buch: Nesrin Samdereli
Konzeption: Hilla Fitzen, Dirk Eichhorn, Elisa Linnemann
Redaktion: Hilla Fitzen
Regie, Ton und Produktion: Christian Hagitte und Simon Bertling
Musik: Hagitte & Bertling (STIL), Das Berliner Filmorchester

|Sprecher und Figuren|

Stefan Krause (Hui Buh), Christoph Maria Herbst (König Julius der 111.), Ulrike Stürzbecher (Königin Konstanzia), Maximilian Artajo (Tommy), Marie-Luise Schramm (Sophie), Jürgen Thormann (Kastellan), David Turba (Kastellan als Teenie), Victor Hagitte (Kastellan als Kind), Daniela Hoffmann (Roswitha Rosenbach), Christian Gaul (Kochgeist), Andreas Fröhlich (Erzähler / Intro von Hans Paetsch) sowie Isabell Brenner, Christoph Fromm und Daniela Schulz

_Fazit_

Eine nette, unterhaltsame Geschichte, die allerdings insgesamt betrachtet wenig originell daherkommt und dementsprechend überraschungsfrei abläuft. Handwerklich ist auch die 16. Folge der Neuen Welt tadellos aufgezogen. Die Regisseure, Produzenten und Soundmagier Hagitte und Bertling greifen nicht nur auf ihre inzwischen erworbenen Erfahrungen zurück, sondern setzen natürlich auch wie üblich auf die Mitwirkung des Berliner Filmorchesters für den exzellenten Score. Auch die Sprecherriege bringt das Ganze gewohnt routiniert und mit offensichtlicher Spiellaune unter Dach und Fach. Da das Bessere bekanntlich der Feind des Guten ist und es eben weitaus interessantere Folgen gibt, verweilt der bleiche Rezensentendaumen diesmal „nur“ in der stabilen Waagerechten.

|1 Audio-CD mit einer Laufzeit von ca. 60 Minuten
Nach Motiven von Eberhard Alexander-Burgh (1928 – 2004)
Vom Hersteller empfohlen von 6 – 99 Jahre
EUROPA / Sony Music Entertainment, 2012
EAN: 88697819442
ISBN-13: 978-3-8032-3875-7|
http://www.natuerlichvoneuropa.de

_Hui Buh bei |Buchwurm.info|:_
[„Hui Buh, das Schlossgespenst – Königliche Samtbox (Folge 1) (Hörspiel)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7546
[„Hui Buh … in neuen Abenteuern“ (Folge 2)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7576
[„Hui Buh … spukt lustig weiter (Folge 3)“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7540
[„Hui Buh … und das Geheimnis im Burgbrunnen“ (Folge 4)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7577
[„Hui Buh … und die große Spukschau“ (Folge 5)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7608
[„Hui Buh … fährt Geisterkarussell“ (Folge 6)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7613
[„Schlotterbox (13-15)“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3478
[„Hui Buh … und das wilde Geisterheer“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7776 (Folge 17)
[„Neue Welt: Der verfluchte Geheimgang“ (Folge 1)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=8022
[„Neue Welt: Entführung in die Geisterwelt“ (Folge 2)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=8110
[„Neue Welt: Das mysteriöse Geisterbuch“ (Folge 3)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=8171
[„Neue Welt: Das unheimliche Internat“ (Folge 7)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7773
[„Neue Welt: Adolars Rückkehr“ (Folge 9)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7771
[„Neue Welt: Der Geist der Weihnacht“ (Folge 13)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7471
[„Neue Welt: Das verzauberte Schwert“ (Folge 15)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7769
[„Das Schlossgespenst“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=2762
[„Hörspiel zum Film“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=2881

Howard, Robert E. – Blut Belsazars, Das

_Inhalt:_

In zwei Storys und einem Fragment schildert Autor Howard die Abenteuer des irischen Glücksritters Cormac Fitzgeoffrey im Palästina der Kreuzfahrerzeit.

– Joachim Körber: Vorbemerkung zur Edition, S. 7-9

– |Die Falken von Outremer| (Hawks of Outremer, 1931), S. 11-58: Der 3. Kreuzzug endete 1192 mit einem Patt. Die christliche Rückeroberung „Outremers“ – der vier Kreuzfahrerstaaten Jerusalem, Antiochia, Edessa und Tripolis im Palästina „jenseits des [Mittel-] Meeres“ – ist misslungen. Der endgültige Siegeszug des Sultans Saladin, Anführer der sarazenischen Heerscharen, konnte von Richard Löwenherz immerhin verhindert werden. Es herrscht ein labiler Waffenstillstand, der von beiden Seiten immer wieder gebrochen zu werden droht.

In dieses Land des ständigen Aufruhrs kehrt Cormac Fitzgeoffrey zurück. Im heimischen Irland ist dem ständig in Fehden verstrickten Krieger der Boden zu heiß geworden. Außerdem gilt es, in Palästina noch eine Ehrenschuld zu tilgen: Während des Kreuzzuges hatte Cormac dem Ritter Gerard Gefolgschaft gelobt, der wachsam im Orient zurückgeblieben ist. Inzwischen wurde er vom Verräter Scheich Nureddin getötet. Cormac macht sich zu dessen Burg El Ghor auf, um den Ritter zu rächen …

– |Das Blut Belsazars| (The Blood of Belshazzar, 1931), S. 59-104: Cormac will sich dem Räuberhauptmann Skol Abdhur anschließen, um Lösegeld für einen von den Sarazenen gefangenen Kameraden aufzubringen; in der Banditen-Burg Bab-el-Shaitan, dem „Tor des Teufels“, gerät er in eine mörderische und schwarzmagische Verschwörung …

– |Die Sklavenprinzessin| (The Slave Princess, 2003) [Fragment], S. 105-140: Mit seinem Freund, dem Ritter Amory, heckt Cormac einen gewagten Plan aus: Das Sklavenmädchen Suleika ähnelt der vor drei Jahren entführten Prinzessin Zalda so sehr, dass die Freunde sie ihrem Bräutigam Suleiman Bey für viel Geld übergeben wollen …

– |Die Sklavenprinzessin| (The Slave Princess, 2003) [Synopse], S. 141-146:

– Christian Endres: Nachwort, S. 147-156

– Nachweise, S. 157

_Niemals denken, immer handeln_

Robert E. Howard wurde bekannt als Schöpfer schwertschwingender Barbaren, die in mythischen Vorzeiten Schwerter und Äxte schwangen. Krieger wie Conan, Kull oder Solomon Kane bekamen es dabei immer wieder mit Zauberern, Ungeheuern, lebenden Leichen und anderen gruseligen Geschöpfen zu tun. Die Kombination aus Fantasy und Horror war schon in den 1930er Jahren beliebt – beliebter jedenfalls als die in ein historisch (vergleichsweise) akkurates Umfeld verorteten Abenteuergeschichten, die Howard trotz zeitaufwendigerer Recherchen viel lieber schrieb, wie uns Christian Endres in seinem informativen Nachwort zu dieser schmalen aber feinen Sammlung berichtet.

Howard musste von seiner Feder leben, und die „Pulp“-Magazine seiner Zeit zahlten notorisch schlecht. Da sie praktisch die einzigen Abnehmer für Storys darstellten, mussten die Autoren sich dem kaufenden Publikum anpassen, wenn sie regelmäßig gedruckt werden wollten. Auch Howard schrieb, was sich verkaufte. Als geborener Geschichtenerzähler fand er meist trotzdem einen Dreh, sein Steckenpferd zu reiten.

1931 hatte Howard Glück: Für das Magazin „Oriental Stories“ konnte er der Liebe zur Vergangenheit auf seine ganz besondere Weise huldigen. Er wählte das Palästina der Kreuzfahrerzeit als Bühne – ein kluger und für Howard naheliegender Entschluss. Für ihn stellte der kriegerische Konflikt innerhalb verschwindender und verschwimmender Grenzen den idealen Nährboden für seine buchstäblich überlebensgroßen Helden dar. Cormac Fitzgeoffrey ist selbst in seiner rauen mittelalterlichen Welt ein Außenseiter. Er schlug sogar dem König Richard Löwenherz – kein Mann, der für Geduld oder Toleranz bekannt war – die angebotene Ritterwürde aus. Cormac ist Individualist durch und durch sowie ausschließlich seinem eigenen, simpel strukturierten, recht verqueren Ehrenkodex verpflichtet. Kurioserweise ist er darin ritterlicher als die meisten echten Ritter: Howard unterschlug keineswegs das heuchlerische Element der Kreuzzüge, deren Teilnehmer unter dem Deckmantel der christlichen Mission mordeten, plünderten und sich untereinander befehdeten.

|Von Schlachtfeld zu Schlachtfeld|

In solche Machtspiele lässt sich Cormac nicht ziehen. Dabei ist er konsequent. In „Die Falken von Outremer“ muss er ’nur‘ Irland, England und die meisten festlandeuropäischen Reiche meiden, weil er sich dort unversöhnliche Feinde geschaffen hat. Nachdem er einen verräterischen aber leider gut im Adel vernetzten Ritter tötet, ist er bald auch in Palästina verfemt. Die Sarazenen hassen ihn ohnehin, da er sie während des 3. Kreuzzuges ausgiebig gezüchtigt hat.

Doch Cormac ist ein Mensch des Augenblicks. Er schaut höchstens im Suff und nie sentimental zurück und lebt ansonsten in der Gegenwart. An die Zukunft verschwendet er kaum einen Gedanken, was angesichts seines Lebenswandels logisch erscheint. Cormac ist im Hinblick auf seinen stets drohenden Tod ein Stoiker, da er ein friedliches Leben nie kennengelernt hat. Dazu passt, dass er Frauen tunlichst meidet, da er ihre kriegstugendaufweichenden Eigenschaften fürchtet und sich darin in „Das Sklavenmädchen“ durch das Beispiel seines Gefährten Amery bestätigt sieht. Der lässt einen lukrativen Menschentausch durch die plötzlich aufflackernde Liebe zum weiblichen Objekt dieses Handels scheitern (worauf ihn Cormac in einem Wutanfall beinahe erwürgt).

In diesem Klima darf sich Cormac zu Hause fühlen. Seit einem Jahrhundert toben die Auseinandersetzungen zwischen muslimischen Sarazenen und christlichen Kreuzzüglern. Beide Parteien werden von religiösen Zielen fanatisiert; die ‚heilige‘ Stadt Jerusalem ist das ständig umkämpfte Symbol dieses Konfliktes. Städte werden erobert, wieder geräumt und zurückerobert. Grausamkeiten im Namen des jeweiligen Gottes sind an der Tagesordnung. Ständige Unsicherheit ist die einzige Konstante.

|Bunter & böser als im Leben|

Dies ist wie gesagt ein Klima, in der Cormac aufblüht – und Robert E. Howard seine ungestüme Wortgewalt entfesselt. Dabei geht es ihm wiederum um den Effekt. Nicht nur Kampfszenen werden in knochenkrachenden Zeitlupen zelebriert. Auch die Figurenzeichnung ist Teil der Handlung und ihr unbedingt unterworfen. Das trug Howard den Vorwurf ein, Rassist zu sein. Cormac trifft immer wieder auf sehnige, hakennasige, dunkelhäutige Araber mit eng beieinanderstehenden, funkelnden Augen: Klischees, die heute dem Bannstrahl (angeblich) politisch korrekten Denkens anheimfallen.

Allerdings schrieb Howard seine Geschichten in den diesbezüglich wenig zimperlichen 1930er Jahren. Er ist ein Kind der Zeit und in den Magazinen in einem Umfeld, in dem er keine Ausnahme, sondern die Regel darstellt. Kritiker übersehen außerdem gern, dass Howard seine Helden zwar schlagkräftig aber lernfähig schilderte. Cormac ist kein ‚Übermensch‘, sondern psychisch geprägt durch seine Lebensgeschichte. In „Das Blut Belsazars“ kommt es zu einem Moment der Selbstreflexion, der Cormac mit Scham erfüllt – und dies geschieht ausgerechnet in der Begegnung mit dem Sarazenen-Herrscher Saladin, den Howard als kultivierten und weisen Mann charakterisiert.

Abenteuerlich soll es zugehen, und Howard gibt seinen Lesern, was sie wollen. Natürlich ist er kein Literat; ihn nach entsprechenden Maßstäben zu beurteilen, wäre ungerecht. Howard ist ein ungezügeltes Talent, das nie die Zeit hatte zu reifen. Das Ungestüme verleiht seiner Prosa freilich einen Schwung, der sie bis heute lesenswert erhielt. Nur wenige Zeilen genügen Howard, um einen Schauplatz nicht einfach zu beschreiben, sondern ihn stimmungsvoll zu inszenieren. Dabei ist er über ‚echte‘ Fantasy-Elemente keineswegs erhaben. Unter dem „Tor des Teufels“ stößt Cormac auf die Relikte einer vorzeitlichen Kultur, die sehr an H. P. Lovecraft erinnert, mit dem Howard eine langjährige Brieffreundschaft verband. Beide Autoren ‚borgten‘ gern Grusel-Gottheiten voneinander aus: ein Insider-Spaß.

|Cormac kehrt zurück|

Diese deutsche Erstausgabe der Cormac-Storys schließt eine Lücke in der Fantasy-Historie. Was einst für den Verbrauch produzierter „Pulp“ war, wird heute sorgfältig ediert, übersetzt und gedruckt. Howard schrieb im Wettlauf mit dem Gerichtsvollzieher (um es bildlich auszudrücken). Die dabei zu Papier gebrachten Worte werden heute auf die Goldwaage gelegt und möglichst originalgetreu übernommen. In Howards Fall ist dies von besonderer Bedeutung, wie im Vor- und Nachwort erläutert wird: Nach seinem frühen Tod hinterließ Howard zahlreiche Entwürfe und halbfertige Manuskripte, die nach seiner Wiederentdeckung als Genre-Pionier in den 1950er und 60er Jahren von anderen Autoren ‚vervollständigt‘ wurden. Diese waren sicher guten Willens, aber mit Howard konnten sie es in der Regel weder formal noch inhaltlich aufnehmen.

Auch Cormac Fitzgeoffrey blieb dieses Schicksal nicht erspart. Richard L. Tierney nahm sich der Story „Das Sklavenmädchen“ an, die Herausgeber Joachim Körber authentisch in der unvollendeten Fassung druckt; wie die Geschichte ausgehen sollte, geht aus einer Synopse hervor, die Howard selbst angefertigt hat. Das Manuskript legte er, der Profi, beiseite, als sich abzeichnete, dass er mit anderen Geschichten besser verdienen konnte.

Sorgfältig übersetzt, informationsreich kommentiert und schön als Paperback in Klappenbroschur gedruckt, verdient „Das Blut Belzasars“ einen Ehrenplatz im Regal des Lesers & Sammlers. Nur in einem Punkt sei sachte Kritik gestattet: Das Cover-Layout sollte der Herausgeber besser denen überlassen, die wissen, wie man so etwas macht …

_Verfasser_

Robert Ervin Howard wurde am 22. Januar 1906 in Peaster, einem staubigen Flecken irgendwo im US-Staat Texas, geboren. Sein Vater, ein Landarzt, zog mit seiner kleinen Familie oft um, bis er sich 1919 in Cross Plain und damit im Herzen von Texas fest niederließ. Robert erlebte nach eigener Auskunft keine glückliche Kindheit. Er war körperlich schmächtig, ein fantasiebegabter Bücherwurm und damit der ideale Prügelknabe für die rustikale Landjugend. Der Realität entzog er sich einerseits durch seine Lektüre, während er sich ihr andererseits stellte, indem er sich ein intensives Bodybuilding-Training verordnete, woraufhin ihn seine Peiniger lieber in Frieden ließen: Körperliche Kraft bedeutet Macht, der Willensstarke setzt sich durch – das war eine Lektion, die Howard verinnerlichte und die seine literarischen Helden auszeichnete, was ihm von der Kritik lange verübelt wurde; Howard wurden sogar faschistoide Züge unterstellt; er selbst lehnte den zeitgenössischen Faschismus ausdrücklich ab.

Nachdem er die Highschool verlassen hatte, arbeitete Howard in einer langen Reihe unterbezahlter Jobs. Er war fest entschlossen, sein Geld als hauptberuflicher Autor zu verdienen. Aber erst 1928 begann Howard, auf dem Magazin-Markt Fuß zu fassen. Er schrieb eine Reihe von Geschichten um den Puritaner Solomon Kane, der mit dem Schwert gegen das Böse kämpfte. 1929 ließ er ihm Kull folgen, den König von Valusien, dem barbarischen Reich einer (fiktiven) Vorgeschichte, 1932 Bran Mak Morn, Herr der Pikten, der in Britannien die römischen Eindringlinge in Angst und Schrecken versetzte. Im Dezember 1932 betrat Conan die literarische Szene, ein ehemaliger Sklave, Dieb, Söldner und Freibeuter, der es im von Howard für die Zeit vor 12000 Jahren postulierten „Hyborischen Zeitalter“ bis zum König bringt.

Die Weltweltwirtschaftskrise verschonte auch die US-amerikanische Magazin-Szene nicht. 1935 und 1936 war Robert E. Howard dennoch in allen wichtigen US-Pulp-Magazinen vertreten. Er verdiente gut und sah einer vielversprechenden Zukunft entgegen, korrespondierte eifrig und selbstbewusst mit Kollegen und Verlegern und wurde umgekehrt als noch raues aber bemerkenswertes Erzähltalent gewürdigt.

Privat litt Howard an depressiven Schüben. Hinzu kam eine enge Mutterbindung. Als Hester Ervin Howard 1935 an Krebs erkrankte und dieser sich als unheilbar erwies, geriet ihr Sohn psychisch in die Krise. Im Juni 1936 fiel Hester ins Koma, am 11. des Monats war klar, dass sie den Tag nicht überleben würde. Als Howard dies realisierte, setzte er sich in seinen Wagen und schoss sich eine Kugel in den Kopf. Er war erst 30 Jahre alt. Sein umfangreiches Gesamtwerk geriet in Vergessenheit, bis es in den 1950er und 60er Jahren wiederentdeckt wurde und nie gekannte Bekanntheitsgrade erreichte, was seinen frühen Tod als doppelten Verlust für die moderne Populärkultur erkennbar macht.

|Paperback/Klappenbroschur: 157 Seiten
Übersetzung: Joachim Körber
ISBN-13: 978-3-937897-52-3|
http://www.edition-phantasia.de

_Robert E. Howard bei |Buchwurm.info|:_
[„Das Ungeheuer aus dem Sumpf“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5620

King, Stephen – Wind (Der Dunkle Turm VIII)

|Der Dunkle Turm|

Band 1: [Schwarz 5661
Band 2: [Drei 5839
Band 3: [tot. 5864
Band 4: [Glas]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6034
Band 5: [Wolfsmond 153
Band 6: [Susannah 387
Band 7: [Der Turm 822

_Bereits 2009 gestand Stephen King_, sich auch in Zukunft um sein Lebenswerk, den „Dunklen Turm“, zu kümmern. Die Geschichte sei „noch nicht beendet“ und nur Teil eines langen „Über-Romans“. Er wollte sich bei der Fortsetzung allerdings auf Nebencharaktere konzentrieren. Nähere Einzelheiten zum Was, Warum und vor allem Wann nannte er nicht, und so vergingen die Jahre und die treue Anhängerschaft verblieb im Dunkeln. Ohne größere Vorankündigung ließ Stephen King dann ein Lebenszeichen von sich und von seinem Turm-Zyklus hören, der „Wind“ kam durch das Schlüsselloch, ein neuer Teil des „Dunklen Turms“ war geboren.

Zu Recht muss sich Stephen King die Frage gefallen lassen, ob ein weiterer Band des Turms denn nötig gewesen ist. Denn entweder, er wollte mit der Lizenz und der ganzen von ihm erschaffenen Welt noch einmal verdienen, oder er konnte sich von seinem Lebenswerk einfach nicht trennen. Befasst man sich näher mit Stephen King, muss man zweifellos letztere Option in Betracht ziehen. Für ihn war „Der Dunkle Turm“ das wichtigste Werk seines Lebens, etwas, um das sich alles andere drehte, und in seiner Epik stellt es sogar den „Herrn der Ringe“ in den Schatten. Er hat im Turm-Zyklus frühere Personen aufgegriffen, spinnt geschickt Handlungsfäden um ganze Bücher aus seinem Repertoire und lässt so nicht nur den Turm als geschlossenes Werk, als eigene Welt erscheinen, sondern bezieht auch sämtliche früheren Werke mit ein und erschafft so ein Universum, das alle seine Bücher beinhaltet und jede Geschichte für sich innerhalb des Turms einordnet. Eine „Stephen-King-Welt“, wenn man so will.

Nun, der neue Teil des „Dunklen Turms“ hört auf den Namen „Wind“ (im englischen „The wind through the keyhole“, also der Wind durchs Schlüsselloch) und ist, wie King selbst bei Veröffentlichung verraten hat, eine Art Turm 4.5. Er ist also romanzyklisch nach „Glas“ und vor „Wolfsmond“ einzuordnen, und so schließt die Geschichte nahtlos daran an. Roland und seine Gruppe haben den Grünen Palast verlassen und marschieren unaufhaltsam weiter Richtung Turm. Auf dem Weg dorthin treffen sie auf einen alten Mann, der sie über einen nahegelegenen Fluss bringt und vorerst der letzte Kontakt mit anderen Menschen bleiben sollte. Billy-Bumbler Oy ist schon den ganzen Weg über, bis sie den Fluss erreicht hatten, nervös und der Grund soll ihnen Bix, der alte Mann am Fluss, verraten: Ein Sturm zieht auf. Ein Sturm, so kalt und unbarmherzig, dass er alles in seinem Weg Stehende sofort zu Eis gefrieren lässt und durch den Druck des Windes umknickt bzw. zersplittert. So suchen Roland, Susannah, Jake, Eddie und selbstverständlich Oy Schutz in einem Versammlungshaus inmitten einer verlassenen und runtergekommenen Geisterstadt. Verbarrikadiert und vorerst sicher vor dem grausamen Sturm, sitzt die Gruppe an einem Feuer im Gebäude, und Roland beginnt aus seiner Jugend zu erzählen.

_Im Grunde ist „Wind“_ in drei Bereiche aufgeteilt. Zu Beginn erfährt der Leser, wie Roland mit seinen Leuten die Hütte erreicht. Dieser Einstieg dient als Rahmen für die Rückblicke. Dem folgt der eigentliche Rückblick, der wiederum in zwei Teilen den Mittelpunkt des Buches bildet und als „Fellmann“ betitelt wird. Der „Fellmann“ soll ein Gestaltwandler sein, den der junge Roland finden und töten muss. Der dritte Teil des Buches durchbricht die beiden Abschnitte des „Fellmanns“ und ist das Märchen „Der Wind durchs Schlüsselloch“. Interessanterweise ist das Märchen so geschrieben, als wäre es von Rolands Mutter erzählt worden. Ausdrücke wie „… lange bevor der Großvater deines Großvaters …“ finden sich demnach reichlich. Überhaupt ist bis auf die Rahmenhandlung alles in einer direkten Form geschrieben worden. Rolands Erzählungen aus seiner Jugend sind in der Ich-Form verfasst und lassen den Leser so geschickt und beinahe sofort eins werden mit der Gruppe, die sich dort im heruntergekommenen Haus vor dem Sturm versteckt.

Die Art und Weise, wie Stephen King seine Gedanken umsetzt, ist nach wie vor großartig. Der Schreibstil ist leicht und flüssig, die Sprünge aus früheren Bänden des Turms (oder gar ganz anderen Werken) kommen nicht mehr oder nur in geringer Form vor. Hier verlaufen keine parallelen Handlungsstränge, wenn man von dem Märchen in der Mitte des Buches absieht. Der Leser kann sich direkt auf die Erzählungen aus Rolands Jugend konzentrieren und durch die erwähnte Ich-Form ist das Erlebnis intensiv und ohnehin spannend sowie interessant. Das Interesse an der Geschichte, auch wenn es nur zusätzliche Ereignisse aus Rolands Vergangenheit sind, ist ab der ersten Seite an vorhanden und reißt bis zum Ende nicht ab. Das Märchen in der Mitte wird zu einem Märchen für den Leser. Roland erzählt nicht nur seiner Gruppe von der Jugend, sondern auch uns. Der eine oder andere Leser wird sich wohl dabei ertappen, wie er noch etwas mehr unter die Decke kriecht, in dem Glauben, Jake und Eddie neben sich sitzen zu haben. Die Lagerfeuerromantik, die sich dabei als Gefühl zu Beginn einstellt, weicht jedoch im Verlauf der Erzählung einer Ungläubigkeit über die Taten, die der junge Roland überstehen muss. Der Charakter des Revolvermannes bekommt natürlich noch mehr Tiefgang. Es entspricht zwar der Tatsache, dass der Leser schon in „Schwarz“ mehr über Roland und seine Vergangenheit erfährt, durch die Detailfülle in „Wind“ und die schiere Größe der Erzählung aber wirkt der neue Band zu keiner Zeit wie ein Aufguss oder eine unnötige Ergänzung.

Stephen King selbst hatte verlauten lassen, dass auch Neulinge in der Welt des „Dunklen Turms“ in „Wind“ eintauchen können. Man muss nicht zwangsläufig die vorher veröffentlichten sieben Bände gelesen haben, um Spaß an dem Roman zu haben. Natürlich ergibt in dem Fall aber vieles einfach keinen Sinn, weil das Grundwissen fehlt. Ist man Kenner der Materie, entfaltet sich die Geschichte ganz wunderbar und regt zum Nachdenken an. Liest man dann bei „Wolfsmond“ weiter, ergeben sich Szenen, die jetzt mit den neuen Erkenntnissen aus Rolands Jugend nachvollziehbarer werden und die Geschichte noch runder und in sich logischer erscheinen lassen.

Der vielleicht größte Pluspunkt, den man dem Buch attestieren muss, ist die Auswirkung, die es auf Leser des gesamten Zyklus hat. Man will gerne noch einmal von vorn anfangen und dieses Mal „Wind“ direkt nach „Glas“ mit einbeziehen, um eine noch stimmigere Gesamtwirkung zu erzielen. Es bringt den Leser also im besten Fall dazu, Erlebtes noch einmal erleben zu wollen, sich noch einmal in die Welt zu werfen und Band für Band zu verschlingen. Ein mit Sicherheit irgendwo einkalkulierter Schachzug des großen Stephen King.

Die Wirkung auf neue Leser kann allerdings nur sein, sich nach dem Genuss von „Wind“ entweder auf eBay oder in die Bibliothek des Vertrauens zu begeben und sich die Werke nachzukaufen. So angelt man sich treue Leser auf Lebenszeit. Das Resümee kann nur positiv ausfallen. „Wind“ lässt sich gewohnt leicht lesen, ist, wie auch die restlichen Bände des Turms, in seiner inhaltlichen Bildgewalt enorm und wird entweder neue Leser für den Zyklus begeistern oder mit dem Stoff vertraute Leser zum erneuten Lesen animieren. Eine klare Empfehlung.

|Originaltitel: The Wind through the Keyhole
Originalverlag: Scribner
Aus dem Amerikanischen von Wulf Bergner
Gebundenes Buch mit Schutzumschlag, 416 Seiten
ISBN: 978-3-453-26794-7|
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_Dennis Hogrefe_

Leacock, Matt – Pandemie (Brettspiel)

_Der Untergang naht:_

Die Welt ist von Seuchen befallen, immer mehr Städte wehren sich nahezu chancenlos gegen die sich ausbreitende Epidemie, die Suche nach Gegenmitteln ist absolut nicht von Erfolg gekrönt, und bei genauerer Draufsicht stellt man fest, dass die Hoffnung auf ein Ende der Bedrohung langsam aber sicher gen Null tendiert. Genau jenes Horror-Szenario hat Matt Leacock in seinem inzwischen preisgekrönten Strategiespiel „Pandemie“ zur Ausgangssituation erklärt, aus der sich 2-4 Spieler im kooperativen Modus hinauswinden sollen. Gemeinsam bereisen sie die Weltkarte, sammeln Gegenmittel, rotten die Erreger aus, bekämpfen vor allem die schon bedrohlicher infizierten Gegenden, versuchen einen weiteren Ausbruch zu verhindern und nutzen schließlich das Wissen ihrer jeweiligen Rollenzuteilung, um die Welt vor dem Untergang durch die „Pandemie“ zu bewahren. Doch dies ist wesentlich leichter gesagt als getan!

_Spielidee:_

Die Bekämpfung der Epidemien wurde bereits als Spielthema ausgegeben; doch wie packt man das Ganze an? In „Pandemie“ arbeiten die Akteure – zwei bis vier an der Zahl – zusammen und versuchen von Anfang an, eine Strategie zurechtzulegen, mit der sich die weitere Verbreitung der Seuchen verhindern und gleichzeitig der Kern des Ganzen zerstören lässt. In den jeweiligen Handlungsphasen eines Spielzugs bereist man nun vorrangig infizierte Städte, sammelt Karten in den Farben der insgesamt vier unterschiedlichen Seuchen, um diese einzustampfen, bekämpft die Ausbrüche aber auch direkt am Herd und muss ständig schauen, dass man auch die gesamte Weltkarte im Blick hat. Denn sobald man einen Kontinent halbwegs unter Kontrolle hat, kann es auf einem anderen schon wieder ziemlich heftig eskalieren.

Kooperation ist also gefragt, sei es nun bei der Absprache der individuellen Reisewege, bei der Nutzung der Eigenschaften, die der jeweils zugesprochene Charakter mitbringt, bei der Einteilung von Karten und Spielzügen und schließlich auch bei der Verringerung der eigenen Hektik. Denn in „Pandemie“ kann es schnell passieren, dass ein einzelner Ausbruch eine Kettenreaktion nach sich zieht, die sich verheerend auf die Gesamtsituation auswirkt. Und wenn genau das passiert, sollte man auch gemeinsam die Ruhe bewahren – ansonsten hat das Spiel gewonnen und zeigt einem wiederholt auf, dass man mehr gefordert wird, als man dies anfangs wahrhaben möchte.

_Spielmaterial:_

* 5 Spielfiguren
* 6 Forschungslabore
* 6 Marker für Gegenmittel, Ausbruch und Infektion
* 96 Seuchenwürfel in 4 Farben
* 59 Spielkarten
* 48 Infektionskarten
* 5 Rollenkarten
* 4 Übersichtskarten
* 1 Spielplan
* 1 Spielanleitung

Ein Blick auf den Spielplan und anschließend auch auf das Kartenmaterial bringt erst einmal Ernüchterung; ein grafisches Wunder ist „Pandemie“ sicherlich nicht. Allerdings wird durch die düstere Farbwahl ganz klar auch die Spielatmosphäre mit ihrer bedrohlichen Grundstimmung widergespiegelt, was Designer Leacock sicherlich als positives Element verbuchen kann. Ferner ist die zweckdienliche Gestaltung insofern vorteilig, dass gerade in den hektischen Spielphasen niemals zusätzliche Unruhe durch eventuelle Ungereimtheiten auftritt. Die Aussagen sind klar, die Materialien unterscheiden sich deutlich, und für einen angenehmen Spielfluss ist gesorgt. Daher mag man im Endeffekt auch kaum über die Grafik meckern.

_Spielablauf:_

Bevor man nun ins Spiel einsteigt, wird jedem Spieler eine Rolle zugeteilt, zum Beispiel Arzt, Wissenschaftler oder Forscher. Weiterhin bekommt man abhängig von der Spielerzahl 2-4 Spielerkarten auf die Hand, mit denen man nun die erste Runde bestreitet. In Atlanta wird das erste und bis hierhin einzige Forschungslabor errichtet; die Marker werden jeweils auf der Infektions- und Ausbruchsleiste platziert, die Spielfiguren ebenfalls nach Atlanta beordert.

Nun kommt der unangenehme Teil. Ganze neun Städte werden vom Stapel der Infektionskarten gezogen und jeweils zu dritt mit einem, zwei und drei Seuchenmarkern ausgestattet. Zuletzt werden in den Stapel der Spielerkarten noch die Epidemien eingemischt und dieser anschließend als Nachziehstapel bereitgelegt. Ein ausgewählter Startspieler kann nun beginnen.

Ein Spielzug gestaltet sich nun in genau drei Schritte, ddie immer in der gleichen, festgelegten Reihenfolge ausgeführt werden müssen:

1. Vier Aktionen ausführen
2. Zwei Spielkarten auf die Hand nehmen
3. die Rolle des Überträgers übernehmen

Die wichtigste Phase ist hierbei sicherlich die erste Aktionsphase, da es die Einzige ist, in der man aktiv ins Spiel eingreifen soll. Bis zu vier Aktionen können durchgeführt werden, wobei es einem freigestellt ist, ob man auch alle vier Züge in Anspruch nimmt. Allerdings wird es wohl kaum Situationen geben, in denen man sich diesen Luxus wird erlauben können.

Man unterscheidet in dieser ersten Spielphase zwischen vier einfachen Aktionen sowie einigen besonderen Aktionen, die lediglich situationsabhängig durchgeführt werden können. Folgendes ist dabei im Angebot der jederzeit spielbaren Möglichkeiten:

* Auto (oder Fähre)
–> Man bewegt seine Spielfigur pro Aktion ein Feld weiter, sei es nun über Land oder durchs Meer. Hierbei kann man auch von der einen Seite des Spielplans auf den anderen Reisen, da die Erde auch in „Pandemie“ eine Kugel ist.

* Direktflug
–> Sofern man eine Karte einer anderen Stadt auf der Hand hat, kann man diese abwerfen und von seinem jetzigen Standort direkt dorthin reisen.

* Charterflug
–> Eine beliebige Stadt kann anvisiert werden, wenn man eine Karte mit seinem jetzigen Standort besitzt und abwirft.

* Zubringerflug
–> Befindet man sich in einer Stadt mit einem Forschungslabor, kann man von hier aus in einer Aktion in eine andere Stadt mit einem Forschungslabor reisen.

Spielt man im Übrigen den Dispatcher, darf man für alle Aktionen auch die Figuren seiner Mitspieler in seinem eigenen Zug bewegen. Dabei gelten die Regeln der Fortbewegungen aus dem normalen Aktionsmodus.

Die entscheidenden Aktionen sind unterdessen die besonderen, die lediglich in bestimmten Situationen gespielt werden können:

* Ein Forschungslabor errichten
–> Mit der Karte des aktuellen Standorts auf der Hand kann an Ort und Stelle ein Labor errichtet werden. Der Spieler, der die Rolle des Betriebsexperten übernommen hat, kann dies auch ohne diese Karte erledigen

* Ein Gegenmittel entdecken
–> Mit genau fünf Karten einer Spielfarbe (bzw. vier beim Wissenschaftler) ist es möglich, eine Seuche erfolgreich auszurotten. Dann nämlich ist ein Gegenmittel gefunden. Voraussetzung ist, dass man die fünf Karten zum Forschungslabor bringt. Von nun an können Seuchen effizienter bekämpft werden. War vorab eine Aktion pro Seuchenwürfel notwendig, um eine Seuche zu bekämpfen, können nun mit einer einzigen Aktion alle Seuchenwürfel der entsprechenden Farbe entfernt werden.

* Seuche behandeln
–> Seuchen behandelt man, indem man, wie gerade beschrieben, Seuchenwürfel mit seiner Aktion aus den Städten entfernt. Sobald kein Würfel einer Farbe mehr auf dem Spielfeld ist und ein Gegenmittel erfolgreich angewandt wurde, ist die betroffene Seuche ausgelöscht. Der Gegenmittelmarker markiert dies entspechend auf dem Spielplan.

* Wissen teilen
–> Gelegentlich ist es schwierig, genügend Karten einer Farbe zu sammeln und das Gegenmittel zu bekommen. Aus diesem Grund dürfen die Spieler auch Karten austauschen, sobald sie sich in der gleichen Stadt befinden. Allerdings kann dann nur die Karte genau dieser Stadt weitergegeben werden. Lediglich der Forscher-Spieler ist im Vorteil, da er auch andere Karten austauschen kann.

In der zweiten Phase werden nun zwei Karten vom Spielerkarten-Stapel nachgezogen. Zu beachten ist dabei, dass es ein Handkartenlimit von sieben Karten gibt. Möglich ist auch, dass man anstelle von Stadtkarten Ereigniskarten zieht. Diese kann man jederzeit ausspielen; sie sind nicht an eine Aktion gebunden. Im weniger günstigen Fall zieht man hingegen eine Epidemie und folgt nun den Weisungen der Karte: Die Infektionsrate weitet sich aus, neue Städte werden infiziert, und mit ein bisschen Pech kommt es in vereinzelten Städten zu einem Ausbruch, der wiederum eine Kettenreaktion allen Nachbarorten auslöst. Die nachfolgend gezogene Infektionskarte wird nun gemeinsam mit den Karten vom Ablagestapel der Infektionskarten gemischt und wieder auf den regulären Stapel gelegt. Soll heißen: Die Karten werden ins Spiel zurückgebracht, für manche Regionen kann sich daher in Windeseile die Situation verschärfen.

Hat man schließlich neue Karten gezogen, mimt man in seiner letzten Zughandlung den Überträger. Abhängig von der derzeitigen Infektionsrate werden vom Stapel der Infektionskarten neue Karten gezogen und die betroffenen Städte mit jeweils einem Seuchenwürfel bestückt. Sollte es hierbei zu weiteren Ausbrüchen kommen, werden die entsprechenden Konsequenzen getragen. Anschließend geht das Spiel im Uhrzeigersinn wieder mit diesen drei Phasen weiter.

_Spielende:_

Sobald eine Seuche so weit fortgeschritten ist, dass keine weiteren Würfel mehr zur Verfügung stehen, ist das Spiel sofort verloren. Gleiches geschieht, wenn es zum achten mal zu einem Ausbruch kommt und der entsprechende Marker nicht mehr fortbewegt werden kann. Und auch wenn keine Spielerkarten mehr bereitstehen, ist die Niederlage die bittere Realität.

Will man indes siegreich aus der Sache hervorgehen, gibt es nur eine Lösung: Alle vier Gegenmittel müssen entdeckt werden. Man hat auch dann als Team gewonnen, wenn noch Seuchenmarker in den Städten übrig sind, sofern man nur die Gegenmittel besorgt hat.

_Persönlicher Eindruck:_

Kooperative sind immer eine heikle Sache, gerade dann, wenn man das Spiel durchschaut und Mittel und Wege entdeckt hat, es problemlos zu überlisten. Mal abgesehen von „Schatten über Camelot“, „Battlestar Galactica“ und dem frühen „Herr der Ringe“-Brettspiel, welches stellenweise auch arg unfaire Züge angenommen hatte, gibt es in diesem Genre kaum Spiele, die mit einem entsprechend hohen Wiederspielwert ausgestattet waren. Daher durfte man anfangs natürlich völlig berechtigt skeptisch sein, ob ein vergleichsweise schlichter Neuling wie „Pandemie“ mit diesen Klassikern Schritt halten kann.

Es bedurfte aber nicht vieler Partien, um diese Frage mit einem klaren ‚Ja!‘ zu beantworten, was vor allem daran festzumachen ist, dass man in Matt Leacock’s Meisterwerk wirklich bis an die Grenzen gefordert wird. Es gibt unglaublich viele Strategien, die zum Sieg führen können, doch oft genug wird man dann wieder vom Spiel selber überrollt, weil sich die Seuchen schlagartig und geballt ausbreiten, ohne dass man überhaupt eine Chance wähnt, alle Krisenherde gleichzeitig zu bekämpfen. Der Schwierigkeitsgrad ist also ansprechend hoch, doch dies ist auch einer der wichtigsten Aspekte, die den Spielreiz von „Pandemie“ beschreiben. Es sind nämlich gar keine wild-ausgefuchsten Mechanismen bzw. völlig innovative Zugaufbauten, die Matt Leacock hier präsentiert, sondern eher vertraute Systematiken, die jedoch in einem ziemlich fordernden Setting eine ganz andere Gewichtung bekommen – zumal man hier wirklich Hand in Hand arbeiten und sich sehr häufig auch mit seinen persönlichen Ambitionen zurücknehmen muss. Und dies will gelernt sein, will man „Pandemie“ irgendwann erfolgreich bestreiten.

Was dieses Spiel weiterhin auszeichnet, sind die vielen kleinen Zahnrädchen, die hier während einer Spielrunde ineinandergreifen. es sind recht viele Gegebenheiten, die man im Blick haben muss, und dennoch ist hier und dort ein bisschen Risikofreude erforderlich, denn sicher ist in „Pandemie“ erst einmal gar nichts. Selbst eine fast schon Erfolg garantierende Ausgangslage kann schnell wieder umschwenken, wenn plötzlich die nötigen Mittel ausgegangen sind, um neue Brandherde sofort wieder zu löschen.
Dennoch ist „Pandemie“ alles andere als frustrierend, da man eine wirklich faire Chance hat, gegen das Spiel zu gewinnen. Und dies ist letztendlich der noch verbliebene Faktor, der hier erwähnt werden muss. Fairness, Spannung, reichlich Taktik und bedingungslose Kooperation: All diese Attribute finden sich in einem der besten Brettspiele der letzten Jahre wieder. Folgerichtig hat man wirklich etwas verpasst, wenn man sich vom eher schlichten Game-Design vorschnell beeindrucken lässt. Denn in der Schachtel von „Pandemie“ steckt wesentlich mehr, als das Auge im ersten Blick erfasst! Die Nominierung für das ‚Spiel des Jahres 2009‘ erfolgte schließlich auch nicht ohne Hintergrund!

|Für 2-4 Spieler
Ab 12 Jahren
Spieldauer: 45-60 Minuten|
http://www.pegasus.de

_Matt Leacock bei |Buchwurm,info|:_
[„Im Wandel der Zeiten – Bronzezeit“ (Gesellschaftsspiel)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6523

Stacey, Shannon – Mein Ex, seine Familie, die Wildnis und ich

_|Die Kowalski-Familie:|_

01_“Mein Ex, seine Familie, die Wildnis und ich“_
02 „Ein bisschen Kowalski gibt es nicht“ (Juni 2013)
03 „Yours to Keep“ (dt. Titel unbekannt)
04 „All He Ever Needed“ (dt. Titel unbekannt)
05 „All He Ever Desired“ (dt. Titel unbekannt)
06 „All He Ever Dreamed“ (dt. Titel unbekannt)

_Inhalt_

Entweder ein Exklusivinterview mit Joe Kowalski oder Den Rest kann Keri sich denken. Ihre steile Karriere beim angesagten „Spotlight Magazine“ würde in einer rasanten Talfahrt enden. Da scheint Joe das kleinere Übel zu sein. Auch wenn es ihr schwerfällt, ausgerechnet ihren Ex-Lover mittlerweile ein berühmter Autor um ein Interview zu bitten. Überraschenderweise ist Joe, der sonst Presserummel meidet wie die Pest, nicht abgeneigt. Er stellt jedoch recht eigenwillige Bedingungen: Nur wenn Keri mit ihm zum Campen fährt, beantwortet er ihre Fragen. Gummistiefel, Mückenspray und einen Bikini soll sie in den Koffer packen aber bloß kein Handy. Und Keri fragt sich: Will er sie etwa halbnackt und wehrlos in der Wildnis?

_Meinung_

Es gibt Romane, die man schon lange vor dem Veröffentlichungsdatum entdeckt und direkt weiß, dass man diese auf jeden Fall lesen möchte. Man fiebert dem Datum entgegen und beginnt es direkt am ersten Tag zu lesen. Da sind die Erwartungen natürlich besonders hoch. „Mein Ex, seine Familie, die Wildnis und ich“ ist eines dieser Bücher.

Ich muss gestehen, dass ich ein ganz kleines bisschen enttäuscht bin. Die Geschichte an sich hat mir sehr gut gefallen und ich wurde auf nahezu jeder Seite unterhalten, dazu gab es ab und zu den einen oder anderen Schmunzler, was mich jedoch gestört hat, war der Schreibstil, der mich nicht immer fesseln konnte.

Shannon Stacey schreibt gut, dass kann man nicht abstreiten, allerdings kam mir ihr Schreibstil oftmals zu gewollt rüber. Manche Stellen waren einfach nicht witzig, wurden aber so dargestellt wie der Witz des Jahres. Gleiches gilt stellenweise für die Dialoge, die auch nicht immer ganz flüssig waren. Dazu hat mich Joe stellenweise sehr genervt, weil er Keri von Anfang an „Baby“ genannt hat. Für viele mag das okay sein, mich hat es irgendwann nur noch gestört. Dazu ist die Geschichte relativ schnell sehr vorhersehbar. Gut, bei dem Genre weiß man meistens, wie die Geschichte in etwa ausgehen könnte, hier war es jedoch schon sehr schnell ersichtlich, was ich ein bisschen schade finde.

Ansonsten gibt es aber nichts zu meckern. Die Geschichte liest sich – bis auf die kleinen Macken – recht flüssig und leicht, dazu gibt es eine gute Portion Humor und etwas Romantik. Die Charaktere sind ebenfalls gelungen und es macht Spaß, ihre Entwicklung zu beobachten. Da „Mein Ex, seine Familie, die Wildnis und ich“ lediglich der Anfang einer Reihe ist, bin ich schon jetzt gespannt, wie sich die Charaktere weiterhin entwickeln.

Keri ist eine typische Karrierefrau, die für den Job in die Großstadt ging und dafür auf Liebe und Freundschaften verzichtet hat. Nun, wo sie vor dem großen Durchbruch steht, setzt ihre Chefin sie unter Druck, denn sie will unbedingt ein Interview mit Joe Kowalski, dem berühmten Autor. Da ausgerechnet dieser Mann ihr Exfreund ist, ist dies besonders brisant. So muss sie mit Joe und seiner Familie für zwei Wochen Urlaub in der Wildnis machen. Für jeden Tag, den sie durchhält, darf sie Joe eine Frage stellen. Sie ist eine intelligente, bodenständige Frau, die mitten im Leben steht, aber oftmals zu verbissen wirkt. Eine gewisse Lockerheit hätte ich ihr von daher gegönnt.

Joe ist ebenfalls ein sympathischer Protagonist, der durch seine Arbeit als Autor weltberühmt wurde, aber für viele ein absolutes Fragezeichen ist, da er keinerlei Interviews gibt und sehr zurückgezogen lebt. Die Trennung von Keri hat er nie ganz verarbeitet, von daher freut er sich gleich doppelt, dass er sie für die Interviewfragen quälen kann. Auch der Rest der Kowalski Familie ist sehr unterhaltsam, wenn auch stellenweise ziemlich chaotisch. Es macht Spaß, sie im Urlaub zu begleiten und sie näher kennen zu lernen.

Das Cover gefällt mir richtig gut. Man merkt schnell, dass der Wohnwagen, die Natur und die High Heels absolut nicht zusammenpassen, was sehr gut zu Keri und ihrer Situation passt. Die Kurzbeschreibung gefällt mir ebenfalls gut und war für mich Kaufgrund Nummer Eins.

_Fazit_

Insgesamt ist „Mein Ex, seine Familie, die Wildnis und ich“ ein unterhaltsamer Liebesroman, der mich direkt gefangen hat. Zwar muss die Autorin ihren Schreibstil noch deutlich verbessern, allerdings habe ich da große Hoffnungen, dass sie dies auch das hinbekommen wird. Ich bin auf die weiteren Bände gespannt. Empfehlenswert für Fans von Susan Mallery, Kristan Higgins und Jennifer Cruise.

|Taschenbuch: 316 Seiten
Originaltitel: Exclusively Yours
Ins Deutsche übertragen von Alexandra Hinrichsen
ISBN 978-3862784639|
MIRA Taschenbuch

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John Sinclair – Der lächelnde Henker (Folge 77)

_Die Handlung:_

Henley-on-Thames, 1532. Dutzende unschuldiger Mädchen sterben unter dem Beil des Henkers Moro Gifford und festigen seinen Ruf als gnadenloser Hexenjäger. In der Gegenwart trauert John Sinclair immer noch um seine Gefährtin Jane Collins, die – besessen vom Geist des Rippers – ebenfalls zur Hexe wurde. Eine Rückkehr scheint unmöglich. Dann aber erreicht John ein Anruf. Wie es aussieht, ist der Henker Moro wieder aktiv – und die Anruferin, die John um Hilfe bittet, ist niemand anderes als Jane Collins … (Verlagsinfo)

_Mein Eindruck:_

Diesmal hat sich der Verlag an die Hörspielumsetzung des Taschenbuchs mit der Nummer 24 gemacht, das erstmalig im März 1983 erschienen ist. Noch viele Jahrhunderte weiter in die Vergangenheit führt uns allerdings die erste Szene des Hörspiels, in der wir direkt auf den Henker bei der Arbeit treffen. Leider wird die Szene (wie auch alle folgenden) von Alexandra Lange wieder wie für einen Liebesroman passend beschrieben und in extra abgehackt-langgezogener Betonung gesprochen. Schade, denn das letzte Sinclair-Hörspiel mit ihr als Sprecherin war wirklich gut.

Aber, was macht denn Jane Collins in der Vergangenheit? Das Interesse des Hörers ist wieder voll geweckt und die authentische Performance von Ilya Welter als Glenda Perkins macht Spaß. Tja, die Jane-Szene zerplatzt leider wie eine Seifenblase, dennoch scheint sich aber diese Folge um Johns Ex-Gefährtin-und-nun-Hexe zu drehen und auch den Henker gibts offenbar wirklich. Was nun hat eins mit dem anderen zu tun … wenn überhaupt?

Es hat … und so gehts in einer spannungsgeladenen Achterbahnfahrt durch den Sinclair-Gruselpark. Der Henker soll Wikka heiraten, die wiederum als Oberhexe durch Jane ihren Feind John Sinclair auslöschen will. Auch Suko kommt John zu Hilfe, denn irgendwie hat dessen Kreuz Fehlzündungen. Kann es sein, dass Jane ihr Hexentum tatsächlich unter Kontrolle bekommen und sich von Wikka losgesagt hat? So gradlinig ist es für den Hörer dann zum Glück nicht und unterhält durch die Musik und die üppig gesetzten Effekte hollywoodreif über eine Stunde lang.

Und dann gibts am Ende noch ein komplettes Hardrock-Lied mit englischem Text, das mit einem schrecklichen, halb deutschen, halb frei erfundenen eigenen Akzent gesungen so gar nicht meins war. Auch, weil man den Text überhaupt nicht versteht, was nicht zwangsläufig an der Fremdsprache oder an der Abmischung liegt. Aber, das ist wohl Geschmackssache. Nicht jeder Grusel-Fan mag halt deutsche Hardrockbands.

|Die Sprecher und ihre Rollen:|

John Sinclair – Frank Glaubrecht
Erzählerin – Alexandra Lange
Jane Collins – Franziska Pigulla
Suko – Martin May
Sir James Powell – Achim Schülke
Glenda Perkins – Ilya Welter
Wikka – Sandra Schwittau
Gordon Schreiber – Thomas Nero Wolff
Asmodis – Bernd Rumpf
Nico – Sebastian Schulz
Lena – Kristin Hesse
Constable – Andreas Mannkopff
Ansage – Jürgen Holdorf

sowie Uwe Dreves, Andreas Grothusen, Christine Lehnen, Alexander Rieß, Sonja Stein

|Technik-Credits:|

Hörspielskript und Regie: Dennis Ehrhardt
Sounddesign, Schnitt und Mischung: ear2brain productions
Musik: Andreas Meyer
Gitarren im John-Sinclair-Theme: Jan Frederik
Produktion: Marc Sieper (Lübbe Audio)

|Die Ausstattung:|

Die komplett schwarze CD steckt in einem Jewel-Case. Das Booklet-Faltblatt enthält eine Liste der bereits veröffentlichten Folgen der „2000er“-Serie und der „Classics“-Serie. Zusätzlich werden noch die Sprecher und ihre Rollen aufgeführt sowie die Technik-Credits.

Außerdem gibts noch einen extra Einleger mit Werbung für die John-Sinclair-Sonderausgabe „Dark Symphonies“ nebst QR-Code zum Selberscannen.

_Mein Fazit:_

Eine rasante und durchweg spannende Folge, die eine Menge Action bereithält und auch die eine und andere Wendung bietet. Kommen Jane und John wieder zusammen oder ist sie doch der Oberhexe Wikka verfallen? Und wen wird der Hexer noch so alles noch köpfen?

Alles perfekt aufbereitet mit Musik, Effekten und Sprechern aus der obersten Schublade der Kopfgruselunterhaltung.

|Audio-CD
Spieldauer: ca. 67 Min.
Tracks: 13
ISBN: 978-3-7857-4597-7|
[www.luebbe-audio.de]http://www.luebbe-audio.de

Über 51 Rezensionen rund um den beliebten Geisterjäger |John Sinclair| findet ihr in [unserer Datenbank]http://buchwurm.info/book

Malzieu, Mathias – Mechanik des Herzens, Die

Eigentlich ist Mathias Malzieu, Jahrgang 1974, im Hauptberuf Sänger der französischen Band Dionysos. Mit dieser Beschäftigung scheint er jedoch nicht recht ausgelastet zu sein, denn seit gut zehn Jahren versucht er sich auch als Schriftsteller. Erst jetzt ist jedoch sein in Frankreich bereits 2007 erschienener Roman „Die Mechanik des Herzens“ auch in deutscher Sprache verfügbar. Zum Glück, mag man als Leser erleichtert ausrufen, denn schon nach den ersten Seiten wird klar, dass man mit diesem Buch ein echtes Kleinod in den Händen hält. Kaum hat man den Roman ausgelesen, ereilt den Leser auch schon die Hoffnung, dass bald Übersetzungen von Malzieus anderen Werken folgen werden.

_“Die Mechanik des Herzens“_ ist ein schmaler Band, der aber vor Fantasie und bezaubernden Charakteren nur so strotzt. Es ist ein Märchen, das von der (Zerstörungs-)Kraft der Liebe und der Zerbrechlichkeit des menschlichen Herzens erzählt und dabei mit seiner bildreichen und träumerischen Sprache anrührt. Es geht um den kleinen Jack, der in einer eiskalten Nacht als Sohn einer Hure in einer Hütte auf dem Arthur’s Seat in Edinburgh geboren wird. Die Hütte gehört Doktor Madeleine, die als weise Frau und Hebamme fungiert. Die Hure macht sich aus dem Staub und lässt das Kind bei Madeleine zurück. Doch der kleine Jack hat einen Geburtsfehler: Sein Herz mag nicht schlagen und so baut Doktor Madeleine, eine leidenschaftliche Bastlerin, ihm eine Kuckucksuhr ein, die fortan den Takt des Lebens für den Kleinen schlägt. Madeleine wird eine Mutter für Jack und trotz ihres Rates, dass sein Uhrenherz sehr anfällig sei und sofort den Dienst verweigern würde, solle er sich eines Tages verlieben, geschieht natürlich genau das. Schließlich kann man das eigene Herz nicht regieren – auch wenn es eine Kuckucksuhr ist! Als er sich zum ersten Mal nach Edinburgh wagt, trifft er auf Miss Acacia, eine kurzsichtige Flamencotänzerin, die dazu neigt, gegen Türen zu laufen, weil sie nie ihre Brille aufsetzt. Fortan ist es um Jack geschehen und er soll viel Zeit und Geduld aufbringen, um seiner Angebeteten durch ganz Europa zu folgen, um sie schließlich im Extraordinarium – einer Art Rummelplatz und Kuriositätenkabinett – ausfindig zu machen. Um ihr nahe zu sein, heuert er in einer Geisterbahn als Erschrecker an. Zwar ist er in diesem Gewerbe nicht erfolgreich, doch gelingt es ihm, Miss Acacias Herz zu gewinnen. Rauschhaft ergeben sich die beiden ihrer jungen Liebe, doch ist das Glück nur von kurzer Dauer. Und da kommt Doktor Madeleines Rat wieder ins Spiel: „Wenn du dich verliebst, setzt du dein Leben aufs Spiel.“

_Malzieu ist ein_ wunderbares Buch gelungen, das effektiv mit einer eigentlich einfachen Metapher spielt. Denn natürlich ist es nicht nur das Uhrenherz des kleinen Jack, das durch die Liebe in Gefahr gerät. Jedes menschliche Herz ist in Gefahr zu brechen, sollte die Liebe uns ereilen: „Nun, dieser Schmerz ist nichts im Vergleich zu dem, den die Liebe verursacht. Jeden Augenblick der Freude und des Glücks bezahlst du früher oder später mit Schmerz, und je stärker man liebt, desto größer ist der Schmerz“, warnt Doktor Madeleine. Natürlich hat sie recht. Und doch stürzt sich Jack – stürzt sich die ganze Welt – kopfüber in dieses Abenteuer, weil er glaubt, dass die Momente der Liebe die Momente des Schmerzes aufwiegen. Uhrenherz hin oder her … Manch ein Leser mag diesen Kunstkniff gar zu simpel finden, doch gerade das Einfache, fast Kindliche dieser Idee macht die Effektivität aus. Malzieu bleibt seiner Metapher den ganzen Roman durch treu und exerziert sie aufs Genaueste durch – das, gepaart mit der wunderbaren Sprache macht „Die Mechanik des Herzens“ zu einem Buch, in dem einfach alles stimmig ist.

Malzieus feinsinnige und bildreiche Sprache macht den Roman zu einem Fest, einer Geschichte, die man genüsslich auskostet, weil jeder Satz ein Leckerbissen ist. Er platziert seine Charaktere in einer irgendwie realen und doch fantastisch angehauchten Welt. Diese Verfremdung, die eben nicht mehr realistisch, aber doch noch nicht gänzlich fantastisch ist – das macht den besonderen Reiz aus. Zwangsläufig stellt man sich „Die Mechanik des Herzens“ als Tim-Burton-Film vor. Malzieus Roman scheint stark von Burtons Ästhetik beeinflusst zu sein. Dass sich Burton des Stoffes tatsächlich filmisch annimmt, ist allerdings – zunächst – unwahrscheinlich. Die Franzosen haben den Roman selbst verfilmt – mit Malzieu als Regisseur. Man darf gespannt sein!

_“Die Mechanik des Herzens“_ ist ein rundherum wunderbares Buch. Eines, das man liest und wieder liest, das man verschenkt und das man Freunden empfiehlt. Es ist eines dieser wenigen Bücher, bei denen man das unbedingte Bedürfnis verspürt, andere an dem Zauber teilhaben zu haben. Zumindest eines ist gewiss: Die Liebe zu Büchern hat noch keinem Herzen geschadet. Deshalb lautet mein Rat: „Die Mechanik des Herzens“ lesen und träumen!

|Taschenbuch: 194 Seiten
Originaltitel: La Mécanique du Cœur
Übersetzung aus dem Französischen: Sonja Finck
ISBN: 9783570585085|
http://www.carlsbooks.de

Kreader, C. Aaron – Krallen & Fallen

Fantasy-Kartenspiele waren lange Zeit das täglich Brot im Pegasus Spieleverlag; insbesondere die nach wie vor kontinuierlich erweiterte „Munchkin“-Serie, aber auch Ideen wie „Igelz“ oder „Killer Karnickel“ gelten inzwischen als Klassiker, mit denen die Firma groß und vor allem auch etabliert wurde. Auch „Krallen & Fallen“ gehört jener Sparte an, in der Neuerungen wahrscheinlich weitaus schwieriger zu erschaffen sind als in jeder anderen Kategorie des modernen Brett- und Kartenspiels. Dennoch hat sich Designer C. Aaron Kreader etwas Nettes einfallen lassen, um die „Munchkin“-Gemeinde wenigstens mal für kurze Zeit aus ihrem Universum zu locken.

_Spielidee:_

In „Krallen & Fallen“ schlüpft man in die Rolle eines Schätze suchenden Helden, der sich durch einen bunten Irrgarten voller Fallen und Monster arbeiten muss, um schließlich die wertvollsten Güter in gold, silber und bronze abzustauben. Man kämpft mit fiesen Gestalten, raubt und brandschatzt und erobert schließlich das Reich des Gegners, um sich dessen Gegenstände selber einzuverleiben. Gewonnen hat schließlich derjenige, der sich das dreifarbige Schatztrio als Erstes gesichert hat – doch dazu sind Ellbogen und ausgefuchste Hinterlisten gefragt,

_Spielmaterial:_

* 100 Spielkarten
* 1 Würfel
* Spielanleitung

Wie im Bereich der Fantasy-Kartenspiele üblich, ist das Design der Materialien die entscheidende Komponente. Und hier punktet Kreader mit witzigen Illustrationen, ausgefallenen Ideen und selbstironischem Humor – und dies im Übrigen noch überzeugender als bei der verwandten Serie aus dem Hause Steve Jackson. Vor allem die Monster sind äußerst treffend gestaltet und in der Präsentation der Spielkarten das Highlight. Ansonsten beschränkt sich das Ganze auf eben jene Karten und den zugehörigen Würfel; eine Materialschlacht ist „Krallen & Fallen“ dementsprechend nicht, jedoch ist dies auch nicht erforderlich.

_Spielaufbau:_

Zu Beginn des Spiels erhält jeder Spieler genau fünf Karten auf die Hand, die er vor seinen Mitspielern verdeckt hält. Hierbei kann es sich um Ereignisse, Orte, Fallen, Monster, Gegenstände oder im Optimalfall auch Schätze handeln. In ihren Spielzügen haben die Akteure nun die Möglichkeit, diese Karten ins Spiel zu bringen und sie in ihrem Reich – dies ist die Ablagefläche unmittelbar vor den jeweiligen Spielern – abzulegen. Das Reich ist die eigene Ablage, während sich in der Mitte die Wildnis, eine neutrale Zone, befindet, die bei besonderen Ereignissen ebenfalls in Anspruch genommen wird.
In seinem Spielzug hat man nun die Möglichkeit, drei unterschiedliche Handlungen durchzuführen, wobei jeweils zwei Handlungen pro Spielzug erlaubt sind. Entweder kann man mit einem Auftrittwurf eine Karte ins Spiel bringen, mit einem Abgangwurf eine Karte aus dem Spiel entfernen oder mit Hilfe der Umbesetzung eine Handkarte gegen eine neue Karte vom Nachziehstapel tauschen. Hat man seine beiden Handlungen durchgeführt, wird die Kartenhand wieder aufgestockt.

In den ersten Zügen wird man vor allem damit beschäftigt sein, erfolgreiche Auftrittwürfe zu absolvieren, um die ersten Gegenstände, aber auch Monster und Fallen ins Spiel zu bringen, die man ins Reich der Kontrahenten ablegt. Ist man hingegen selber von Flüchen oder dergleichen betroffen, ist ein Abgang notwendig – so einfach ist das. Aufpassen muss man schließlich vor allem auf seine Schätze, denn werden diese einmal im Hauruckverfahren gestohlen, kann es rasch passieren, dass ein Mitspieler einen goldenen, einen silbernen und einen bronzenen Schatz in seinem Reich ausliegen hat und das Spiel gewinnt.

So geht das Spiel nun reihum weiter, bis ein Spieler die Siegbedingungen erfüllt hat. Dies kann schon einmal 30 Minuten dauern, ist aber auch schon nach fünf Minuten möglich. Insofern steckt „Krallen & Fallen“ immerzu voller Überraschungen.

_Persönlicher Eindruck:_

„Krallen & Fallen“ ist sicherlich kein besonders eigenständiges Spiel, jedoch war dies auch nicht zu erwarten. Stattdessen bekommt man hier eine angenehme Alternative zu den oben angeführten Titeln, wobei der Glücksfaktor in Kreader’s Kreation dann doch noch bedeutsamer ist als in den zahlreichen Titeln der Ikone Jackson. Im Grunde genommen entscheidet sich alles darüber, ob man mit einem Würfelwurf plus der eventuellen Boni eine Karte ins bzw. aus dem Spiel bringt/nimmt. Insofern ist es kaum möglich, sich eine passende Strategie zurechtzulegen, weil man im suboptimalen Fall dann auch schon mal vom Spiel überrollt werden kann, wenn zum Beispiel ein Mitspieler plötzlich zwei Schätze an der Hand hat, bereits einem in seinem Reich ausliegen hat und Erstgenannte über seine beiden Handlungen mehr oder weniger problemlos einbringen kann. Hier ist schließlich auch kritisch anzumerken, dass es manchmal relativ leicht ist, seinen Auftrittwurf zu meistern, da die Anforderungen nicht sonderlich hoch sind. Vor allem einmalige Ereignisse oder bestimmte Türen hat man ohne große Schwierigkeiten ausgespielt und dem Kontraahenten somit mir nichts, dir nichts eins ausgewischt. Hier wären ein paar höhere Ansprüche sehr willkommen gewesen. Aber auch das Glücksmoment ist oftmals zu stark ausgeprägt und hemmt en Spielspaß vor allem dann, wenn man trotz bester Kartenhand nichts auf die Reihe bekommt.

Andererseits lebt „Krallen & Fallen“ auch viel weniger von seinem taktischen Gespür als vielmehr von seinem witzigen Spieldesign – denn hier sammelt das Ganze dann doch viele Pluspunkte. Statt vermehrter Spieltiefe ist eben Humor gefragt, und mit dem wird man in „Krallen & Fallen“ ganz ordentlich bedient. Ob dies ausreicht, um ein weiteres Mal in ein Fantasy-Kartenspiel zu investieren, muss jeder selbst entscheiden, nicht zuletzt, weil es definitiv bessere Alternativen auf dem Markt gibt. Sucht man jedoch nach einem ganz leicht zu erlernenden, unterhaltsamen, kaum fordernden Spiel für zwischendurch, ist man sicherlich nicht allzu schlecht mit diesem Spiel bedient, zumal die Fantasy-Elemente wirklich klasse illustriert sind! Nur eines sollte man bedenken: Es sollten mindestens 3-4 Leute am Tisch sitzen, denn zu zweit macht „Krallen & Fallen“ nicht sonderlich viel Spaß.

|Kartenspiel für 2-6 Spieler
Ab 10 Jahren

Spieldauer:
für 2 Personen ca. 10 Minuten
für jede Person mehr sind 10 Minuten einzuplanen

ISBN-13: 978-3-939794-21-9|
http://www.pegasus.de

Ngaio Marsh – Mord in der Klinik

marsh-mord-klinik-cover-1993-kleinPech für den beruflich wie privat verhassten Innenminister: Der Zufall bringt ihn in ein mit Todfeinden gut besetztes Krankenhaus, was er nicht überlebt und Inspektor Alleyn vor ein kompliziertes Mordrätsel stellt … – Sehr klassischer „Whodunit“ aus der großen Zeit des Genres, verfasst von einer (noch etwas unsicheren) Meisterin und deshalb inhaltlich wie formal ein Paradebeispiel für den Lese-Spaß am Miträtseln.
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Burgwächter, Till – Väter, Völker und Vandalen

Till Burgwächter kennen viele durch sein Buch „Die Wahrheit über Wacken“. Nun macht sich der selbsternannte Hobbyhistoriker daran, diverse Menschengruppen auf witzige Weise zu beschreiben und dem Leser näher zu bringen. Recherchiert hat er dafür im Internet und bei Wikipedia. Der Untertitel „Ein Parforce-Ritt durch die Geschichte der beliebtesten Völkerstämme“ lässt schnell erkennen, dass man das alles bloß nicht ernst nehmen sollte und die ganze Sache ein kurzweiliges und amüsantes Lesevergnügen ist.

Von Ä wie Ägypter bis W wie Wikinger werden die einzelnen Volksgruppen kurz und humorvoll beschrieben, was immer mit einer kurzen, standardisierten Einleitung erfolgt. Ein geniales Beispiel gibt es bei den Eskimos:

Ursprung: Nachdem ein Blitzschlag einen Schneemann getroffen hatte, der einen Eimer als Hut aufhatte, ging alles ganz schnell
Verbreitung: Nördlich und eisig
Bekannt für / durch: Bauen gerne Eishotels für gelangweilte westliche Europäer
Bedroht von / Ausgerottet durch: Klimawandel, Eisbären

Auch die Beschreibung für die Germanen ist nicht schlecht:
Ursprung: Angeblich vor 700.000 Jahren
Verbreitung: Ungefähr in den (kurzlebigen) Grenzen von 1940
Bekannt für / durch: Weltkrieg, Waffen, Wirtschaftswunder
Bedroht von /Ausgerottet durch: DSDS, The Bachelor, RTL II, Daniela Katzenberger

Daran sieht man schon, dass das alles nicht ganz so ernst zu nehmen ist und der Autor auch gern mit den gängigen Klischees spielt oder auch aufräumt. So erfährt der Leser beispielsweise, dass die Kelten zwar hochentwickelt waren, aber in Sachen Aufzeichnungen ziemlich faul waren. So gibt es fast keine Schriftstücke und die Musik, die uns heute als keltische Musik verkauft wird, der größte Beschiss ist. Sie stammt aus dem 17. Jahrhundert und ist somit eine „moderne“ Erfindung.

Später werden sogenannte „Freak-Stämme“ näher beleuchtet. Und wir erfahren, dass der Begriff Freak ursprünglich Laune bedeutet. Also sind die „Freaks Of Nature“ nichts weiter als eine Laune der Natur. Wieder etwas gelernt! Und so gibt es allerlei Interessantes über die Atlanter, Heveller oder die Pygmäen zu erfahren.

Weiter geht es auf der Wissensreise mit der Rubrik „Errungenschaften der Menschheit von A bis Z“. Dabei werden diverse Erfindungen humorvoll vorgestellt und danach gefragt, warum manche Dinge den Menschen faszinieren, so zum Beispiel Drogen. So erfährt der Leser, dass sie bereits 3.000 Jahre vor Christus Mode waren. Die Frage, wohin tote Tiere eigentlich verschwinden und nicht den Waldesrand säumen, bleibt unbeantwortet. Genauso die Frage, warum das nicht auch mit den Menschen funktioniert.

Zu guter Letzt gibt es einen witzigen Test, um herauszubekommen: „Von wem stammen Sie eigentlich ab?“ Auch das darf man nicht wirklich ernst nehmen und dient mehr zur Erheiterung.

Damit endet der Ausflug in die Geschichte der beliebtesten Volksstämme. Alles in allem ist es eine kurzweilige Unterhaltung, die nicht nach einem tieferen Sinn verlangt und die Geschichtsschreibung sinnlos ergänzt. Für knapp acht Euro und im handlichen Format ist das Buch für unterwegs gut geeignet und man kann mit einem Kauf nichts falsch machen. Außer man ist humorlos oder ein besessener Geschichts-Freak.

|Broschiert: 94 Seiten
ISBN-13: 978-3934896680|

Verlag Andreas Reiffer

_Till Burgwächter bei |Buchwurm.info|:_
[„JGTHM – Juhr Gait Tu Hewi Mettäl“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=26
[„Schmerztöter“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=981
[„Zwischen Aasbüttel und Vaalermoor – Die Wahrheit über Wacken“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1589
[„Sorry, aber so isses! – Böse Texte für den Rest der Welt“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=2116
[„Die Wahrheit über Fußball“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3054