Kreader, C. Aaron – Krallen & Fallen

Fantasy-Kartenspiele waren lange Zeit das täglich Brot im Pegasus Spieleverlag; insbesondere die nach wie vor kontinuierlich erweiterte „Munchkin“-Serie, aber auch Ideen wie „Igelz“ oder „Killer Karnickel“ gelten inzwischen als Klassiker, mit denen die Firma groß und vor allem auch etabliert wurde. Auch „Krallen & Fallen“ gehört jener Sparte an, in der Neuerungen wahrscheinlich weitaus schwieriger zu erschaffen sind als in jeder anderen Kategorie des modernen Brett- und Kartenspiels. Dennoch hat sich Designer C. Aaron Kreader etwas Nettes einfallen lassen, um die „Munchkin“-Gemeinde wenigstens mal für kurze Zeit aus ihrem Universum zu locken.

_Spielidee:_

In „Krallen & Fallen“ schlüpft man in die Rolle eines Schätze suchenden Helden, der sich durch einen bunten Irrgarten voller Fallen und Monster arbeiten muss, um schließlich die wertvollsten Güter in gold, silber und bronze abzustauben. Man kämpft mit fiesen Gestalten, raubt und brandschatzt und erobert schließlich das Reich des Gegners, um sich dessen Gegenstände selber einzuverleiben. Gewonnen hat schließlich derjenige, der sich das dreifarbige Schatztrio als Erstes gesichert hat – doch dazu sind Ellbogen und ausgefuchste Hinterlisten gefragt,

_Spielmaterial:_

* 100 Spielkarten
* 1 Würfel
* Spielanleitung

Wie im Bereich der Fantasy-Kartenspiele üblich, ist das Design der Materialien die entscheidende Komponente. Und hier punktet Kreader mit witzigen Illustrationen, ausgefallenen Ideen und selbstironischem Humor – und dies im Übrigen noch überzeugender als bei der verwandten Serie aus dem Hause Steve Jackson. Vor allem die Monster sind äußerst treffend gestaltet und in der Präsentation der Spielkarten das Highlight. Ansonsten beschränkt sich das Ganze auf eben jene Karten und den zugehörigen Würfel; eine Materialschlacht ist „Krallen & Fallen“ dementsprechend nicht, jedoch ist dies auch nicht erforderlich.

_Spielaufbau:_

Zu Beginn des Spiels erhält jeder Spieler genau fünf Karten auf die Hand, die er vor seinen Mitspielern verdeckt hält. Hierbei kann es sich um Ereignisse, Orte, Fallen, Monster, Gegenstände oder im Optimalfall auch Schätze handeln. In ihren Spielzügen haben die Akteure nun die Möglichkeit, diese Karten ins Spiel zu bringen und sie in ihrem Reich – dies ist die Ablagefläche unmittelbar vor den jeweiligen Spielern – abzulegen. Das Reich ist die eigene Ablage, während sich in der Mitte die Wildnis, eine neutrale Zone, befindet, die bei besonderen Ereignissen ebenfalls in Anspruch genommen wird.
In seinem Spielzug hat man nun die Möglichkeit, drei unterschiedliche Handlungen durchzuführen, wobei jeweils zwei Handlungen pro Spielzug erlaubt sind. Entweder kann man mit einem Auftrittwurf eine Karte ins Spiel bringen, mit einem Abgangwurf eine Karte aus dem Spiel entfernen oder mit Hilfe der Umbesetzung eine Handkarte gegen eine neue Karte vom Nachziehstapel tauschen. Hat man seine beiden Handlungen durchgeführt, wird die Kartenhand wieder aufgestockt.

In den ersten Zügen wird man vor allem damit beschäftigt sein, erfolgreiche Auftrittwürfe zu absolvieren, um die ersten Gegenstände, aber auch Monster und Fallen ins Spiel zu bringen, die man ins Reich der Kontrahenten ablegt. Ist man hingegen selber von Flüchen oder dergleichen betroffen, ist ein Abgang notwendig – so einfach ist das. Aufpassen muss man schließlich vor allem auf seine Schätze, denn werden diese einmal im Hauruckverfahren gestohlen, kann es rasch passieren, dass ein Mitspieler einen goldenen, einen silbernen und einen bronzenen Schatz in seinem Reich ausliegen hat und das Spiel gewinnt.

So geht das Spiel nun reihum weiter, bis ein Spieler die Siegbedingungen erfüllt hat. Dies kann schon einmal 30 Minuten dauern, ist aber auch schon nach fünf Minuten möglich. Insofern steckt „Krallen & Fallen“ immerzu voller Überraschungen.

_Persönlicher Eindruck:_

„Krallen & Fallen“ ist sicherlich kein besonders eigenständiges Spiel, jedoch war dies auch nicht zu erwarten. Stattdessen bekommt man hier eine angenehme Alternative zu den oben angeführten Titeln, wobei der Glücksfaktor in Kreader’s Kreation dann doch noch bedeutsamer ist als in den zahlreichen Titeln der Ikone Jackson. Im Grunde genommen entscheidet sich alles darüber, ob man mit einem Würfelwurf plus der eventuellen Boni eine Karte ins bzw. aus dem Spiel bringt/nimmt. Insofern ist es kaum möglich, sich eine passende Strategie zurechtzulegen, weil man im suboptimalen Fall dann auch schon mal vom Spiel überrollt werden kann, wenn zum Beispiel ein Mitspieler plötzlich zwei Schätze an der Hand hat, bereits einem in seinem Reich ausliegen hat und Erstgenannte über seine beiden Handlungen mehr oder weniger problemlos einbringen kann. Hier ist schließlich auch kritisch anzumerken, dass es manchmal relativ leicht ist, seinen Auftrittwurf zu meistern, da die Anforderungen nicht sonderlich hoch sind. Vor allem einmalige Ereignisse oder bestimmte Türen hat man ohne große Schwierigkeiten ausgespielt und dem Kontraahenten somit mir nichts, dir nichts eins ausgewischt. Hier wären ein paar höhere Ansprüche sehr willkommen gewesen. Aber auch das Glücksmoment ist oftmals zu stark ausgeprägt und hemmt en Spielspaß vor allem dann, wenn man trotz bester Kartenhand nichts auf die Reihe bekommt.

Andererseits lebt „Krallen & Fallen“ auch viel weniger von seinem taktischen Gespür als vielmehr von seinem witzigen Spieldesign – denn hier sammelt das Ganze dann doch viele Pluspunkte. Statt vermehrter Spieltiefe ist eben Humor gefragt, und mit dem wird man in „Krallen & Fallen“ ganz ordentlich bedient. Ob dies ausreicht, um ein weiteres Mal in ein Fantasy-Kartenspiel zu investieren, muss jeder selbst entscheiden, nicht zuletzt, weil es definitiv bessere Alternativen auf dem Markt gibt. Sucht man jedoch nach einem ganz leicht zu erlernenden, unterhaltsamen, kaum fordernden Spiel für zwischendurch, ist man sicherlich nicht allzu schlecht mit diesem Spiel bedient, zumal die Fantasy-Elemente wirklich klasse illustriert sind! Nur eines sollte man bedenken: Es sollten mindestens 3-4 Leute am Tisch sitzen, denn zu zweit macht „Krallen & Fallen“ nicht sonderlich viel Spaß.

|Kartenspiel für 2-6 Spieler
Ab 10 Jahren

Spieldauer:
für 2 Personen ca. 10 Minuten
für jede Person mehr sind 10 Minuten einzuplanen

ISBN-13: 978-3-939794-21-9|
http://www.pegasus.de

Ngaio Marsh – Mord in der Klinik

marsh-mord-klinik-cover-1993-kleinPech für den beruflich wie privat verhassten Innenminister: Der Zufall bringt ihn in ein mit Todfeinden gut besetztes Krankenhaus, was er nicht überlebt und Inspektor Alleyn vor ein kompliziertes Mordrätsel stellt … – Sehr klassischer „Whodunit“ aus der großen Zeit des Genres, verfasst von einer (noch etwas unsicheren) Meisterin und deshalb inhaltlich wie formal ein Paradebeispiel für den Lese-Spaß am Miträtseln.
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Burgwächter, Till – Väter, Völker und Vandalen

Till Burgwächter kennen viele durch sein Buch „Die Wahrheit über Wacken“. Nun macht sich der selbsternannte Hobbyhistoriker daran, diverse Menschengruppen auf witzige Weise zu beschreiben und dem Leser näher zu bringen. Recherchiert hat er dafür im Internet und bei Wikipedia. Der Untertitel „Ein Parforce-Ritt durch die Geschichte der beliebtesten Völkerstämme“ lässt schnell erkennen, dass man das alles bloß nicht ernst nehmen sollte und die ganze Sache ein kurzweiliges und amüsantes Lesevergnügen ist.

Von Ä wie Ägypter bis W wie Wikinger werden die einzelnen Volksgruppen kurz und humorvoll beschrieben, was immer mit einer kurzen, standardisierten Einleitung erfolgt. Ein geniales Beispiel gibt es bei den Eskimos:

Ursprung: Nachdem ein Blitzschlag einen Schneemann getroffen hatte, der einen Eimer als Hut aufhatte, ging alles ganz schnell
Verbreitung: Nördlich und eisig
Bekannt für / durch: Bauen gerne Eishotels für gelangweilte westliche Europäer
Bedroht von / Ausgerottet durch: Klimawandel, Eisbären

Auch die Beschreibung für die Germanen ist nicht schlecht:
Ursprung: Angeblich vor 700.000 Jahren
Verbreitung: Ungefähr in den (kurzlebigen) Grenzen von 1940
Bekannt für / durch: Weltkrieg, Waffen, Wirtschaftswunder
Bedroht von /Ausgerottet durch: DSDS, The Bachelor, RTL II, Daniela Katzenberger

Daran sieht man schon, dass das alles nicht ganz so ernst zu nehmen ist und der Autor auch gern mit den gängigen Klischees spielt oder auch aufräumt. So erfährt der Leser beispielsweise, dass die Kelten zwar hochentwickelt waren, aber in Sachen Aufzeichnungen ziemlich faul waren. So gibt es fast keine Schriftstücke und die Musik, die uns heute als keltische Musik verkauft wird, der größte Beschiss ist. Sie stammt aus dem 17. Jahrhundert und ist somit eine „moderne“ Erfindung.

Später werden sogenannte „Freak-Stämme“ näher beleuchtet. Und wir erfahren, dass der Begriff Freak ursprünglich Laune bedeutet. Also sind die „Freaks Of Nature“ nichts weiter als eine Laune der Natur. Wieder etwas gelernt! Und so gibt es allerlei Interessantes über die Atlanter, Heveller oder die Pygmäen zu erfahren.

Weiter geht es auf der Wissensreise mit der Rubrik „Errungenschaften der Menschheit von A bis Z“. Dabei werden diverse Erfindungen humorvoll vorgestellt und danach gefragt, warum manche Dinge den Menschen faszinieren, so zum Beispiel Drogen. So erfährt der Leser, dass sie bereits 3.000 Jahre vor Christus Mode waren. Die Frage, wohin tote Tiere eigentlich verschwinden und nicht den Waldesrand säumen, bleibt unbeantwortet. Genauso die Frage, warum das nicht auch mit den Menschen funktioniert.

Zu guter Letzt gibt es einen witzigen Test, um herauszubekommen: „Von wem stammen Sie eigentlich ab?“ Auch das darf man nicht wirklich ernst nehmen und dient mehr zur Erheiterung.

Damit endet der Ausflug in die Geschichte der beliebtesten Volksstämme. Alles in allem ist es eine kurzweilige Unterhaltung, die nicht nach einem tieferen Sinn verlangt und die Geschichtsschreibung sinnlos ergänzt. Für knapp acht Euro und im handlichen Format ist das Buch für unterwegs gut geeignet und man kann mit einem Kauf nichts falsch machen. Außer man ist humorlos oder ein besessener Geschichts-Freak.

|Broschiert: 94 Seiten
ISBN-13: 978-3934896680|

Verlag Andreas Reiffer

_Till Burgwächter bei |Buchwurm.info|:_
[„JGTHM – Juhr Gait Tu Hewi Mettäl“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=26
[„Schmerztöter“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=981
[„Zwischen Aasbüttel und Vaalermoor – Die Wahrheit über Wacken“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1589
[„Sorry, aber so isses! – Böse Texte für den Rest der Welt“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=2116
[„Die Wahrheit über Fußball“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3054

John Stephens – Das Buch Rubyn (Die Chroniken vom Anbeginn 2)

Die Chroniken vom Anbeginn-Trilogie:

01 „Emerald“
02 „Rubyn
03 „Onyx“

Die Handlung:

Nachdem es den drei Geschwistern Kate, Michael und Emma erfolgreich gelungen ist, das erste der Bücher vom Anbeginn aus den Händen des finsteren Magnus zu retten, sind sie nun bereit für den zweiten Teil ihres Abenteuers. Dieses wird sie an der Seite ihres großväterlichen Freundes Dr. Pym erneut vor gewaltige Herausforderungen stellen, in ferne Welten und Zeiten führen und sie zwingen zu entscheiden, was ihnen wirklich wichtig ist im Leben. Und so kommen die tapfere Kate, der kluge Michael und die unerschrockene kleine Emma dem Geheimnis ihrer Familie und dem mächtigen Buch Rubyn langsam immer näher. (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Ein neuer Teil der Reihe und ein neues Buch, das es zu finden gilt. Und diesmal lässt die Übersetzerin des Verlags keinen Teil des Originaltitels weg, sie denkt sich einfach einen komplett Neuen aus und macht aus der „Feuerchronik“ direkt „Das Buch Rubyn“ … auch ’ne Möglichkeit, wenn auch keine, die ich nachvollziehen kann. Besonders wenn sich gegen Ende zeigt, warum der Roman im Original „The Fire Chronicle“ heißt und das Wort „Rubyn“ eine Wortneuschöpfung der Übersetzerin ist, die verständlicherweise zu keinem Zeitpunkt erklärt oder aufgelöst wird … wie sollte sie auch. Und der Erzähler spricht „Rubyn“ auch noch wie den Vornamen „Ruben“ aus, das macht die Verwirrung komplett.

Wir steigen direkt ein in das schreckliche Leben der Kinder im Waisenhaus. Wobei „Kinder“ nicht mehr so ganz auf alle zutrifft, denn Kate ist mittlerweile schon 15. Nicht verändert haben sich allerdings ihre Lebensumstände und die Charaktere, die über sie im Alltag bestimmen. Sofort ist der Stammhörer wieder in der Welt der drei Geschwister.

David Nathan macht es dem Hörer aber auch leicht, sich auf die Story einzulassen. Einfühlsam beschreibt er die Szenen, lebendig vertont er die Dialoge. Jede Figur bekommt von ihm seine eigene unverwechselbare Eigenheit, ob alt oder jung, Junge oder Mädchen, Frau oder Mann, Fantasy-Kreatur oder Mensch, sodass sie gut von den anderen zu unterscheiden ist. Jede Stimmung wird authentisch vom Sprecher vermittelt, jede Dramatik perfekt auf die Kopfkinoleinwand des Hörers transportiert. Dramatisch wirds auch recht schnell und plötzlich ist Kate verschwunden und wir sind zusammen Michael, Emma und mit dem Zauberer Dr. Pym in Italien … das Abenteuer kann beginnen. Werden die drei Kate finden und die Prophezeiung erfüllen … oder gar ihre Eltern finden? Was hat der fiese Magnus vor … davon ab, dass auch er die drei magischen Bücher in seinen Besitz bringen will? Und schon kommt wie bereits beim Vorgängerroman der direkte Vergleich zum HARRY- POTTER-Franchise in den Kopf des Hörers, denn auch Magnus als Hauptgegner sammelt eine Armee um sich … ob die wohl auch Death Eaters heißen?

Aber nicht nur Fragen gibts im „Buch Rubyn“, sondern auch Antworten. Besonders interessant für den Fan der Reihe sind die Infos zu der Herkunft und der Geschichte der drei magischen Bücher. Und auch wer Sir Hasi ist und warum er so heißt und warum er das gar nicht so toll findet, erfahren wir.

Und so folgen wir in dieser Geschichte hauptsächlich Michael, der auf der Suche nach dem „Buch Rubyn“ ist, danach, was es so besonders macht und nach seiner eigenen Bestimmung. Aber auch Kates Handlungsfaden ist spannend, hängt sie doch in der Vergangenheit fest und macht dort ein paar interessante Bekanntschaften. Und hüben wie drüben gibts allerlei Geschöpfe, die Fantasy-Fans auch gern mal kennenlernen würden … ok, nicht alle, manche nur von Weitem … schnell mal winken und dann weglaufen.

Es wird gekämpft, gestorben, entführt, wieder zum Leben erweckt und noch so einiges mehr. Perfekt für die Leinwand, nicht nur für die im Kopf des Hörers.

Der Autor und der Sprecher

John Stephens ist als Drehbuchautor und Produzent bekannt geworden. Er wirkte nach seinem Studium an so erfolgreichen Fernsehserien wie Gossip Girl oder Gilmore Girls mit. Erst Philip Pullmans Goldener Kompass-Trilogie brachte ihn schließlich auf die Idee, sich dem Schreiben von Kinder- und Jugendbüchern zu widmen.

David Nathan, die deutsche Stimme von Christian Bale, Johnny Depp u. a., gehört zu den gefragtesten Hörbuchsprechern Deutschlands. Für cbj audio hat er zuletzt „Emerald“ von John Stephens gelesen – den ersten Teil der Trilogie „Die Chroniken vom Anbeginn“. (Verlagsinfos)

Die Ausstattung

Die mit einem Teil des Covers in Rot und Schwarz bedruckten CDs stecken in einem Jewel-Case. Das Booklet-Faltblatt enthält eine Inhaltsangabe zum Hörbuch und Infos zu Autor und Sprecher. Außerdem gibts noch ein wenig Eigenwerbung für weitere Hörbücher des Verlags zu sehen.

Mein Fazit:

Elfen, Drachen, Zauberer, Reisen an ferne Orte und in die Vergangenheit … all das und mehr steckt im zweiten Teil der „Chroniken vom Anbeginn“. Dank des lebendigen Vortrags von David Nathan ist der Hörer von Anfang an in der Story und fiebert jeder Begegnung und Wendung entgegen, die sich der Autor hat einfallen lassen.

Dabei gehts wie schon im ersten Teil durchweg spannend zur Sache und Langeweile kommt weder für die drei Geschwister noch für den Hörer auf. Die fast sieben Stunden vergehen wie im Flug und hinterlassen das Verlangen, dass John Stephens möglichst schnell den dritten Teil der Trilogie zu Ende bringt oder jemand endlich mit der Verfilmung des Stoffes anfangen möge, denn die „Chroniken vom Anbeginn“ sind bestes Hollywood-Material.

Und so hinterlässt uns des Autors Geschichte einen Cliffhanger, der uns wiederum traurig und erwartungsvoll zurücklässt. Alles wird gut … bestimmt … hoffentlich … es muss.

6 Audio CDs mit 6:50 Std. Spieldauer
Originaltitel: The Fire Chronicle – Books of Beginning 2
Aus dem Amerikanischen von Alexandra Ernst
Vom Verlag empfohlenes Höralter: ab 10 Jahren
ISBN-13: 978-3-8371-1600-7
www.randomhouse.de/cbjaudio

Der Autor vergibt: (4.5/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)

Stone, Nick – Todesritual

_Das geschieht:_

Der ehemalige Polizist Max Mingus ist tief gefallen. Sieben Jahre hat er im Gefängnis gesessen. Jetzt muss er sich als Privatermittler in Miami durchschlagen und untreuen Ehepartnern hinterher schnüffeln. Diese traurige Routine wird durch den Mord an Eldon Burns unterbrochen. Der ehemalige stellvertretende Polizeipräsident war einst Mingus‘ Chef und Ziehvater in der „Miami Task Force“, die in den 1970er und 80er Jahren verdächtige Schwerverbrecher jagte und oft genug kurzerhand umlegte.

Offenbar wollte sich jemand an Burns und der MTF rächen, was sich bestätigt, als wenig später ein weiteres Ex-Mitglied ermordet wird. Joe Liston war Mingus‘ bester Freund und hatte ihn kurz vor seinem Tod um Hilfe gebeten. Offenbar hat sich die ehemalige Bürgerrechtlerin Vanetta Brown auf einem Rachefeldzug begeben, bevor sie der Krebs tötet. Die MFT hatte 1968 im Rahmen einer Razzia das Hauptquartier der Organisation „Schwarze Jakobiner“ gestürmt und dabei Browns Ehemann und Tochter erschossen. Sie selbst soll einen Polizisten getötet haben und wird seitdem vom FBI als „Terroristin“ verfolgt. Brown konnte sich nach Kuba absetzen, wo ihr Fidel Castro Asyl gewährte, um die verhassten USA zu brüskieren.

Wendy Peck, die Tochter des umgekommenen Polizisten, ist aktuell beim Heimatschutz tätig. Sie will um jeden Preis Vergeltung für ihren Vater und zwingt Mingus unter Beugung des Gesetzes, sich ihr als Instrument zur Verfügung zu stellen. Er soll als Urlauber nach Kuba reisen, um dort Vanetta Brown zu suchen und in die Vereinigten Staaten zu verschleppen. Mingus sagt scheinbar zu, weil er den Mord an Joe Liston klären will.

Kuba ist eine Diktatur im Belagerungszustand. Das Regime lässt Mingus beschatten. Brown wird nicht nur von der Polizei und vom Geheimdienst, sondern auch von ehemaligen Bürgerrechtlern abgeschirmt, die ebenfalls nach Kuba flüchteten. Zu allem Überfluss muss Mingus feststellen, dass sich Brown mit der Abakuà eingelassen hat, einer Sekte, die in Kuba die Rolle der Mafia übernommen hat und vor der sich sogar Castros Schergen fürchten …

_Marionette mit Strick um den Hals_

Der ehrliche Polizist oder Privatdetektiv ist verloren aber standhaft in einer verdorbenen Welt. Für seine Prinzipien dankt ihm das Schicksal mit miserablen Einkünften, privater Einsamkeit und dem Groll der kriminellen Mächtigen, die ihn regelmäßig ermorden wollen oder ihn wenigstens ausgiebig verprügeln lassen. Der so malträtierte Ermittler wird zum Ritter, der seiner Herrin Justizia in guten (selten) und in schlechten (Normalzustand) Tagen die Treue hält.

Max Mingus gehört in die lange Reihe dieser Helden. Er ist ganz modern sogar besonders tragisch, weil er (scheinbar) gegen den Kodex verstoßen hat: Mingus war in jungen Polizei-Jahren Mitglied einer gesetzlich sanktionierten aber moralisch verkommenen Lynch-Truppe, die dreist Selbstjustiz praktizierte. Später nahm er 20 Mio. Dollar Drogengeld an sich, statt es der Polizei zu übergeben. Im Gefängnis hat er ebenfalls gesessen und es vorzeitig nur verlassen können, weil alte und nicht gerade unbescholtene Freunde im Hintergrund entsprechende Verbindungen spielen ließen.

Aber wir dürfen uns nicht täuschen lassen: Mingus ist durch seine Fehler erst recht zum Helden geworden – zu einem gefallenen und dadurch menschlichen Helden. Dem Vigilantentum hat er abgeschworen, das meiste Schwarzgeld wohltätigen Zwecken zugeführt. Er schläft schlecht, weil ihn trotzdem das Gewissen plagt. Tatsächlich wirkt er als ermittelnder Schmerzensmann ein wenig übertrieben, wenn ihm Autor Nick Stone quasi im Minutentakt einen neuen Knüppel zwischen die Beine wirft.

|Ein neues Land, das alte Unrecht|

Die ersten beiden Mingus-Romane spielten zentral auf der Insel Haiti. Die als Krimis aufgezogenen Geschichten dienten Stone der Darstellung eines Unrechts, das dem glücklicheren Rest der Welt unbekannt ist oder verdrängt wird. Haiti war und ist ein Land, in dem die Menschenrechte mit Füßen getreten werden. Was dies bedeutet, wusste Stone in „Mr. Clarinet“ (dt. „Voodoo“) und „The King of Swords“ (dt. „Der Totenmeister“) ebenso meisterhaft wie drastisch zu verdeutlichen.

Dennoch konnte ein dritter Mingus-Thriller wohl nicht mehr in Haiti spielen, ohne die Wahrscheinlichkeit allzu sehr zu strapazieren (oder die Leser – ein wankelmütiges Volk – zu langweilen). Auf einen moralischen Impetus mochte Stone jedoch nicht verzichten. Er richtete sein Augenmerk auf Kuba, ein weiterer karibischer Inselstaat, dessen Bürger einem Zwangsregime unterworfen sind. Diese Entscheidung birgt bereits den Keim einer Kritik: Stone scheint ein korruptes Regime gegen ein anderes zu tauschen und sich in Wiederholungen bekannter Anklagen zu erschöpfen. Zwar berücksichtigt er die politisch anders gelagerte Situation, schwelgt aber dessen ungeachtet in Schilderungen einschlägiger Übeltaten.

Das macht Stone allerdings mit der bekannten Mischung aus Anschaulichkeit und Unterhaltung, weshalb man ihm das Beharren auf vor allem ihm wichtige Themen verzeiht. „Todesritual“ kann zudem mit einem Plot aufwarten, der dies rechtfertigt. Stone beschränkt sich keineswegs darauf, die Verbrechen des kubanischen Regimes anzuprangern. Er stellt ihnen die Machenschaften einer US-Politik gegenüber, die sich seit mehr als einem halben Jahrhundert darauf beschränkt, Kuba vom Rest der Welt zu isolieren und in den Ruin zu treiben.

|Trauriger Mann in schmutziger Welt|

Längst hat sich der Konflikt verselbstständigt. In Sachen schmutziger Tricks bleiben sich die USA und Kuba nichts schuldig. Stone beschreibt zwei in alten und veralteten Vorstellungen verkrustete Gegner, die stur fortsetzen, was sie einst vom Zaun gebrochen haben.

Aus der erträumten sozialistischen Muster-Republik Kuba ist ein Armenhaus geworden, dessen Regime sich nur durch Gewalt an der Macht halten kann. Allgegenwärtig sind Geheimpolizisten, Spitzel, Denunzianten, während die Infrastruktur vom Mangel als Normalzustand geprägt ist. Stone sieht keine Hoffnung auf bessere Zeiten: Sollte das Castro-Regime einmal die Flagge streichen, werden die USA und die übrige ‚kapitalistische‘ Welt umgehend dort anknüpfen, wo sie 1959 aufgrund der „revolución“ einhalten mussten, Kuba mit den zweifelhaften Segnungen einer globalisierten Marktwirtschaft konfrontieren und dabei an sich bringen, was die verarmte Bevölkerung nicht halten können wird.

Stone schickt Mingus auf eine lange Autofahrt über staubige Inselstraßen und versucht dabei eine Bestandsaufnahme. Dabei kommt er zu dem Schluss, dass Kuba sich in einer Endzeit befindet. Es muss und wird sich Grundlegendes ändern, doch Grund zum Optimismus gibt es (s. o.) nicht.

|Verbrechen als Frage der Definition|

Stone nimmt sich Zeit, die Probleme Kubas darzustellen. Der ursprüngliche Plot scheint dabei mehrfach in den Hintergrund zu geraten. „Todesritual“ ist kein Krimi oder Thriller für Genre-Puristen. Das Verbrechen wuchert für Stone stets dort am üppigsten, wo es instrumentalisiert wird. Also postuliert er auch in den sich vordergründig musterdemokratisch gebenden USA Behörden, Geheimdienste und sogar Todesschwadronen, die mit der verschleierten Billigung einer lobbyistisch unterwanderten Politik lästige ‚Gegner‘ ausschalten, wobei Drogenbarone und Terroristen problemlos in einen Topf mit Bürgerrechtlern oder allzu neugierigen Journalisten geworfen werden.

In diesem Hexenkessel kann Max Mingus nur deshalb überleben, weil er vom Hauptstrom der Ereignisse immer wieder an einen abgelegenen Strand geworfen wird. Auch dieses Mal kommt er davon, weil die großen Fische einander zu zerfleischen beginnen und er aus ihrem Blickfeld gerät. Allerdings ist dies auch der Zeitpunkt, da sich Stone daran erinnert, dass er ein weiteres Kapitel der Mingus-Saga aufschlagen will. Also klinkt er sich und seinen Helden vom bereits aufgelösten Fall aus und gräbt für einen gewagten Final-Twist Mingus‘ alte Nemesis Solomon Boukman wieder aus.

Der haust eigentlich auf Haiti, hat aber wie jedes überlebensgroße und globale Schurken-Genie diverse Filialen gegründet, um auch an anderen Orten seine tückischen Spielchen zu treiben. Zudem stellt sich heraus, dass er viel Zeit darauf verwendet hat, Mingus in den seelischen Ruin zu treiben. An diesem Punkt übertreibt Stone. Die bisher sehr überzeugende Geschichte benötigt diesen Twist und die ihm zugrundegelegte Verschwörung nicht. Sie leidet eher darunter, zumal allzu offensichtlich wird, dass Stone hier ein Hintertürchen für eine Fortsetzung des Ringens Mingus-Boukman öffnet. Weniger darüber sondern über einen weiteren Mingus-Roman würde sich der Leser freuen, denn Stones Talent, Hochspannung mit nicht übertriebenem Anspruch zu kombinieren, sorgt auch ohne Altlasten für intensiven Lektüregenuss.

_Autor_

Nick Stone wurde am 31. Oktober 1966 als Sohn eines schottischen Vaters – des Historikers Norman Stone – und einer haitianischen Mutter aus vornehmer Familie im englischen Cambridge geboren. Die ersten vier Jahre seines Lebens verbrachte er auf der Karibikinsel, bevor er 1971 nach England zurückkehrte.

Der junge Nick Stone war ein hervorragender Sportler und boxte in der „National Amateur League“. Er studierte Geschichte, arbeitete später jedoch u. a. als Headhunter für diverse Konzerne sowie als Rechtsassistent. Parallel dazu versuchte sich Stone als Schriftsteller. Während eines längeren Haiti-Aufenthalts in den 1990er Jahren entstand die Idee für „Mr. Clarinet“, Stones Roman-Debüt um den Privatdetektiv Max Mingus. Eine erste Version dieses Buches hatte er bereits 1988 fast fertig gestellt.

„Mr. Clarinet“ wurde 2006 von der „Crime Writer’s Association“ mit einen „(Ian Fleming) Steel Dagger“ sowie mit weiteren Preisen ausgezeichnet. (Den Vornamen entlieh Stone einem bewunderten Schulfreund, den Nachnamen dem von ihm verehrten Jazzmusiker Charles Mingus.) 2007 folgte „King of Swords”, ein ‚Prequel‘ zu „Mr. Clarinet”, das im Miami der frühen 1980er Jahre spielt und diverse Handlungszüge aus der ersten und unveröffentlichten Fassung von „Mr. Clarinet“ aufgreift.

|Taschenbuch: 575 Seiten
Originaltitel: Voodoo Eyes (London : Sphere Books 2011)
Übersetzung: Heike Steffen
ISBN-13: 978-3-442-47716-6|
[Autorenhomepage]http://www.nickstone.co.uk
[Verlagshomepage]http://www.randomhouse.de/goldmann

|eBook: 806 KB
ISBN-13: 978-3-641-07666-5|
[Verlagshomepage]http:/www.randomhouse.de/goldmann

|Hörbuch-Download: 1072 min.
Gelesen von Christian Baumann
ISBN-13: 978-3-8445-0857-4|
[Verlagshomepage]http:/www.randomhouse.de/hoerverlag

_Nick Stone bei |Buchwurm.info|:_
[„Voodoo“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4446
[„Der Totenmeister“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5669

Samdereli, Yasemin – Hui Buh – Neue Welt: Das mysteriöse Geisterbuch (Hörspiel) (Folge 03)

_Zur Story_

Das schräge Schlossgespenst von Burgeck hat wieder einmal eine glorreiche Idee: Diesmal möchte er am künstlerischen Wettbewerb „Schaurig Schön“ der Geisterwelt teilnehmen. Eine Installation aus Ritterrüstungen soll ihm den ersten Preis und Ruhm einbringen. Tommy hilft ihm bei seinem Unterfangen, diese Skulptur zu erschaffen. Natürlich geht die Sache buchstäblich krachend schief und Ärger mit König Julius, ob des nächtlichen Palavers ist vorprogrammiert. Die beiden werden verdonnert, das heillose Durcheinander zu beseitigen. Unter Androhung einiger Sanktionen folgen die beiden der königlichen Anordnung. Immerhin kommt Sophie morgens zu Besuch und leistet ihnen Gesellschaft. Während des Aufräumens entdeckt das Trio eine Geheimkammer in der Bibliothek. Darin lagert ein mächtiges Spukbuch und was liegt näher, als sich daraus einen dienstbaren Putzteufel-Geist zu rufen, welcher das Chaos beseitigt? Das scheint anfangs auch zu klappen – bis der übermütige HUI BUH einen Zauberspruch vergeigt. Ein bedrohliche, Erinnerungen fressende Nebelerscheinung wandert seither in und rund um Burgeck herum.

_Eindrücke_

Man macht man mit einer Abwandlung von Goethes „Zauberlehrling“ sicherlich nicht viel falsch, könnte sich Autorin Yasemin Samdereli gedacht haben. Immerhin ein Klassiker, dessen zentraler Kernsatz: „Die Geister, die ich rief, werd ich nun nicht mehr los“ als allgemeingültiges Sinnbild dafür, dass man nicht mit Dingen umgehen sollte, denen man eventuell nicht gewachsen ist, wurde in der Vergangenheit entsprechend oft schon irgendwie, irgendwo von irgendjemandem auch schon mehr als einmal verwurstet. Deutliche Parallelen dazu gibt es nämlich einige. Das ist vielleicht thematisch nicht wirklich originell, wird aber immerhin kindgerecht erzählt und auch dargeboten. Dabei bleiben allerdings ein paar Lücken in der Story. Etwa warum die olle Ritterrüstung überhaupt auf die Geheimkammer hinweist, was das ominöse Buch eigentlich für eine Funktion hat und warum Tommy, Sophie und HUI BUH von der Nebel-Amnesie verschont bleiben. Der kleine Epilog am Schluss räumt ein, dass einige der offenen Fragen ungeklärt sind – und vorerst wohl auch bleiben, bis eine weitere Geschichte sie vielleicht mal wieder aufgreift.

Gut also, wenn die führenden Köpfe hinter der Produktion dermaßen auf Zack sind, welche überdies gewohnt akribisch und gut gestylt (besonders was den exzellenten Score des Berliner Filmorchesters angeht) von den beiden Soundtüftlern Christian Hagitte und Simon Bertling umgesetzt wurde. Zumindest das Geisterbuch als solches wird uns später noch ein weiteres Mal begegnen, nämlich in „Adolars Rückkehr“ (Folge 9), somit legt man hier tatsächlich den Grundstein bzw. einen Anknüpfungspunkt für ein neuerliches (nebenbei bemerkt: wichtiges wie erstklassiges) HUI BUH Abenteuer. Auch Folge 3 gehört zur ersten veröffentlichten Tranche des Serien-Revivals und steht somit noch ziemlich im Zeichen des Sich-Selbst-Findens. Die Sprechrollen sind prima besetzt, insbesondere Christoph Maria Herbst als König Julius und Jürgen Thormann als Kastellan stechen wieder einmal positiv hervor, doch auch der Rest aus der neuen Stammcrew muss sich nicht grämen – die Gastsprecher übrigens auch nicht. Der ulkige Putzteufel ist knuffig und hat aber gleichzeitig auch ein wenig etwas vom Rumpelstilzchen.

_Die Produktion_

Buch: Yasemin Samdereli
Konzeption: Hilla Fitzen, Dirk Eichhorn, Elisa Linnemann
Redaktion: Hilla Fitzen
Regie, Ton und Produktion: Christian Hagitte und Simon Bertling
Musik: Hagitte & Bertling (STIL), Das Berliner Filmorchester

|Sprecher und Figuren|

Stefan Krause (Hui Buh), Christoph Maria Herbst (König Julius der 111.), Ulrike Stürzbecher (Königin Konstanzia), Maximilian Artajo (Tommy), Marie-Luise Schramm (Sophie), Jürgen Thormann (Kastellan), Daniela Hoffmann (Roswitha Rosenbach), Simon Jäger (Putzteufel), Andreas Fröhlich (Erzähler / Intro von Hans Paetsch)

_Fazit_

Die dritte Folge der wiederauferstandenen Serie setzt auf einen Klassiker als Grundthema – es gibt als Ideengeber sicherlich schlechtere Wahlen als Altmeister Goethe. Dessen berühmter Zauberlehrling stand hier definitiv mehr als nur Pate. Die Umsetzung ist gewohnt souverän, hat aber auch ein paar kleinere Logik- bzw. Setup-Kanten, die trotz Erklärungsversuch im Epilog nicht ganz zufriedenstellend ausgebügelt werden können. Macht aber nix: Gut unterhalten wird man dennoch und man darf Kindern – so als vermutlich angepeilte Hauptzielgruppe – unterstellen, dass diese das alles wahrscheinlich gar nicht ganz so kritisch sehen, wie der ewig nörgelnde Rezensent. Dessen gespenstischer Daumen zeigt aber höchst stabil in die Waagerechte mit nebulösem Wallen nach oben.

| 1Audio-CD mit einer Laufzeit von ca. 63 Minuten
Nach Motiven von Eberhard Alexander-Burgh (1928 – 2004)
Vom Hersteller empfohlen von 6 bis 99 Jahren
EUROPA / Sony Music Entertainment, 2008
EAN: 886971121025|
http://www.natuerlichvoneuropa.de

_Hui Buh bei |Buchwurm.info|:_
[„Hui Buh, das Schlossgespenst – Königliche Samtbox (Folge 1) (Hörspiel)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7546
[„Hui Buh … in neuen Abenteuern“ (Folge 2)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7576
[„Hui Buh … spukt lustig weiter (Folge 3)“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7540
[„Hui Buh … und das Geheimnis im Burgbrunnen“ (Folge 4)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7577
[„Hui Buh … und die große Spukschau“ (Folge 5)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7608
[„Hui Buh … fährt Geisterkarussell“ (Folge 6)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7613
[„Schlotterbox (13-15)“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3478
[„Hui Buh … und das wilde Geisterheer“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7776 (Folge 17)
[„Neue Welt: Der verfluchte Geheimgang“ (Folge 1)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=8022
[„Neue Welt: Entführung in die Geisterwelt“ (Folge 2)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=8110
[„Neue Welt: Das unheimliche Internat“ (Folge 7)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7773
[„Neue Welt: Adolars Rückkehr“ (Folge 9)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7771
[„Neue Welt: Der Geist der Weihnacht“ (Folge 13)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7471
[„Neue Welt: Das verzauberte Schwert“ (Folge 15)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7769
[„Das Schlossgespenst“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=2762
[„Hörspiel zum Film“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=2881

Alpsten, Ellen – Ritter Vincelot und der Feuerdrache

_Ritterklischees gegen den Strich gebürstet_

Eine große Chance für Vincelot! Der böse Fürst Finster und sein fürchterlicher Feuerdrache verwüsten das ganze Königreich und drohen nun auch noch, Prinzessin Paula zu entführen. Kein Ritter traut sich, gegen die Bösewichte anzutreten. Jetzt kann Vincelot endlich allen beweisen, dass er das Zeug zum echten Ritter hat. Auch wenn sein magisches Schwert „Jaber“ da ganz anderer Meinung ist: „Ja, aber … Müssen wir denn unbedingt kämpfen?“ – „Klar“, beschließt Vincelot. Doch mit dem, was die Freunde in der Drachenhöhle erleben, hätten sie im Leben nicht gerechnet … (Verlagsinfo)

_Die Autorin_

Ellen Alpsten wurde 1971 als Tochter eines deutschen Tierarztes in Kenia geboren und studierte nach ihrem Abitur zwei Jahre Jura in Köln, ehe sie an das französische „Institut d’Etudes Politiques de Paris“ wechselte. Nach ihrem Diplom arbeitete sie in London bei den Wirtschaftssendern Bloomberg TV und N24 als Produzentin und Moderatorin und veröffentlichte 2002 ihr Debüt „Die Zarin“ bei Eichborn. Seit 2004, nach der Geburt ihres ersten Sohnes, ist sie als freie Journalistin und Schriftstellerin tätig, u. a. für die FAZ, Spiegel Online und Madame. Sie lebt mit ihrem Mann und ihren drei Söhnen in London. (Verlagsinfo)

Weitere Werke:
1) Eine Liebe in Paris
2) Halva, meine Süße

_Der Sprecher & Sänger_

Maxim Wartenberg, der 32-jährige Sozialpädagoge, Theatermusiker und Vater von fünf Kindern, hat seinen Traum zum Beruf gemacht: Musik für Kinder und Familien. Mit der Trommelfloh-Band entstanden bisher 6 Studio-Alben: Die aktuelle CD und letzter Streich heißt „Langeweile ade!“

Weitere Veröffentlichungen:
• Träume Monsterchen und ich mittendrin – Traum- und Erlebniswelt von Kindern
• Das sind wir – Der Sprung ins pralle Familienleben
• Seeräuber Jack – das Piratenmusical von den Abenteuern des Seeräuber Jack auf der Suche nach seinem Teddy
• Gemischte Tüte – Die Welt ist ’ne gemischte Tüte mit lauter bunten Sachen drin
• Kuschelbagger – Rundumschlag durch Familienleben und Fantasiewelten

Mehr Info: http://www.trommelfloh.de/maxim.html

Regie führte Produzent Maxim Wartenberg, aber die Technikseite der Aufnahme betreute Sebastian Schreiber, der auch das Esel-Geräusch beitrug. Wartenbergs Töchter (?) Josefine und Katja sind im Chor des Rittertanzes zu hören.

_Handlung_

Die Burg des Königs ist voll mit Rittern und Handwerkern. Der König jammert: „Der Drache will schon wieder Geld! Oder ich muss Prinzessin Paula opfern! – Bestimmt steckt Fürst Finster wieder dahinter.“ Vor diesem Fürsten Finster fürchten sich die Rittersleut‘, mit einer Ausnahme: Vincelot, denn dieser verfügt über ein magisches Holzschwert. Doch weil der König Magie verboten hat, darf keiner wissen, dass Vincelot solch eine Wunderwaffe besitzt.

|Die Wahl|

Vincelot kann sich schon denken, warum Fürst Finster die nette Prinzessin Paula haben will: Er hat selbst keine Kinder. Die Prinzessin spielt für ihr Leben gern Fußball, und ihre roten Haare passen bestens zu ihrem neckischen Grinsen, das Vincelot sofort erwidert. Vincelot ist deshalb froh, dass sein großer Bruder Roland, der faulste Ritter auf Gottes Erdboden, sich bereit erklärt, den Drachen und Fürst Finster zu bekämpfen. Roland will Vincelot dabei haben. Darüber spotten die anderen Ritter, die Vincelot für zu klein halten. Roland setzt ihm ein Nudelsieb auf den Kopf, verpasst ihm ein von Paula gestricktes „Ketten-hemd“ und setzt ihn auf einen Esel. Ab geht die Post!

|Die Queste|

Durch den Wald über Stock und Stein führt die Suche nach dem Drachen, vorüber an einem abgebrannten Dorf, dessen Flüchtlinge ihn den Weg weisen: im Berg der Bosheit, in einer Höhle, hause der furchtbare Drache, der das Land verwüste. Dort verstecke Fürst Finster die Beute, die er mit seinen Räubern geplündert habe. Der Aufstieg ist beschwerlich, und als Roland endlich die Höhle erreicht, ist er so erschöpft, dass er sich erst einmal schlafen legen muss.

Jaber, das magische Holzschwert Vincelots, kann sprechen. Meist sagt es nur „Ja, aber“, daher sein Name. Diesmal beschwert es sich über einen derart faulen Ritter: „Alte Schlafmütze!“ Doch jetzt sieht Vincelot seine Chance gekommen: „Auf in die Höhle!“ Auf einmal wird Jaber scharf und schwer wie edler Stahl, bereit zur Verteidigung seines Herrn. Damit sich Vincelot nicht in der finsteren Höhle verläuft, ribbelt sich sein „Ketten-Hemd“ zu einem Ariadnefaden auf, mit dessen Hilfe er wieder den Rückweg finden kann.

|Die Drachenhöhle|

Die Höhle ist bewohnt von unheimlichen Fledermäusen und nass von Tropfen, die noch unheimlichere Tropfsteine formen. In der Ferne öffnet sich eine Kaverne, die von einem Lagerfeuer erleuchtet wird. Oder ist es Drachenfeuer?, fragt sich Vincelot bangt. Da hören seine gespitzten Ohren ein seltsames Geräusch. Als ob jemand Niesen würde. Gleich darauf folgt ein geradezu asthmatisches Husten.

Jetzt kann er den riesigen Schatten des Drachen sehen und zückt sein stählernes Schwert. Doch je näher er dem Monster kommt, desto kleiner wird sein Schatten, bis er völlig verschwunden ist. Schließlich bleibt Vincelot vor einem Wesen stehen, mit dem er nie im Leben gerechnet hätte. Es niest und hustet zum Steinerweichen. Kein Wunder, dass Jaber erst einmal mit diesem Wesen sprechen will …

_Mein Eindruck_

Ein Drache, denkt man, speit ja Feuer. Doch der Drache, den Vincelot und Jaber vorfinden, niest und hustet, dass es in dem Ritter nur Mitleid erzeugen kann. Die Geschichte stellt die Klischees auf den Kopf, nicht nur die über Drachen, sondern auch die über Ritter und Prinzessinnen. Dass Paula Fußball spielt, finde ich klasse: „Kick it like Beckham, Baby!“ Dass Ritter Roland lieber pennt, finde ich nicht so prickelnd. Aber dafür kommen die Kleinen zum Zuge: Vincelot eben.

Alles, was der kranke, einsame und vor allem kleine Drache Purpur will, sind Freunde. Na, das soll seine geringste Sorge sein, meint Vincelot und sagt ihm die Freundschaft zu. Bloß den Schatz des Königs, den möchte er schon noch gerne haben. Damit hat Purpur, der angesichts seiner Befreiung aus der Gefangenschaft Fürst Finsters keine Verwendung für Gold hat, überhaupt kein Problem. Er nimmt das zeug auf den Rücken und will damit bloß noch raus aus der nassen, zugigen Höhle.

Allerdings schlägt jetzt wieder das Klischee zu: Das Stück muss einen Schurken haben. Fürst Finster ist eine Kombi aus Räuber, Baron und Zauberer. Zusammen mit seinen Kumpanen verlegt er Vincelot und Purpur den Weg, der aus der Höhle führt. Kann er besiegt werden?

_Der Sprecher & Sänger_

Zum Stück gehören nicht weniger als fünf Lieder. Zusammen mit seiner Band Trommelfloh und seinen Töchtern Josefine und Katja hat Maxim Wartenberg diese Lieder selbst gestaltet, arrangiert und gesungen. Die einfachen Texte und Melodien richten sich an Kinder ab drei Jahren. Man darf also keine ausgefeilten Kunstwerke erwarten. Hauptsache, die Botschaft kommt an: „Kommt, lasst uns Freunde sein!“ Alle Texte sind im Booklet abgedruckt. So können Eltern sie leicht erklären.

Auch sonst sind die Lieder einfach gestrickt, aber doch recht tanzbar. Das trifft natürlich besonders auf den Rittertanz zu, der das Hörbuch abschließt:

„Wir strecken die Arme dem Himmel entgegen, ein Sprung in die Luft und die Hüften bewegen!
Wir drehn uns im Kreis, wir hüpfen auf einem Bein, und alle singen mit, keiner ist dafür zu klein!“

Die Aufnahme ist musikalisch und technisch einwandfrei gelungen.

_Unterm Strich_

Ich habe mich nicht gelangweilt und fand einige Szenen wirklich nett. Für die kleinsten Zuhörer ab 3 oder 6 Jahren bietet die inszenierte Lesung eine humorvolle Stunde Ritterspaß. Einige überraschende Wendungen bürsten die gewohnten Klischees über Ritter, Drachen und Prinzessinnen gegen den Strich, nur der Schurke muss mal wieder superböse sein.

Dass Fürst Finster die nette Prinzessin nur als Dienstmädchen betrachtet und zum Kinderkriegen braucht, ist wahrlich finster. Mädels sind doch so viel mehr! Zum Beispiel im Fußball und beim Verleihen von Ritterhelmen. Bloß vom Drachen Purpur erfahren wir kaum noch etwas. Wir hoffen, auf der Königsburg ergeht es ihm gut.

|Das Hörbuch|

Die inszenierte Lesung – es handelt sich ja nicht um verteilte Rollen, sondern nur um einen Erzähler – wartet mit lustigen Szenen, unzähligen Geräuschen und fünf unterhaltsamen Liedern auf. Besonders das Letzte weiß die kleinen Zuhörer, für die es gedacht ist, mitzureißen, fordert es sie doch zum „Rittertanz“ (siehe oben) auf.

|Merchandising|

Bei Coppenrath hat man von „Prinzessin Lilliput“ gelernt: Eine ganze Merchandising-Produktpalette wurde aus dem Boden gestampft. Nun können geplagte Eltern ihren Vincelot-Fans jede Menge Schwerter, Burgen, Schilde und so weiter schenken. Da hat die Qual der Wahl endlich ein Ende – und der Kommerz einen Anfang, wie die entsprechende Webseite offenbart. Zum Glück lässt das Hörbuch davon nichts spüren. So kann man es unbeschwert genießen.

|Audio-CD mit 53 Minuten Spieldauer
Vom Verlag empfohlen ab 3 Jahren|
http://www.coppenrath.de

Dan Wells – Sarg niemals nie

„Sarg niemals nie“ wirbt im Klappentext mit dem Spruch: „Ein Sarg. Ein Pflock. Ein Bestseller“, und teilt dem potenziellen Leser damit auf nicht gerade subtile Art und Weise mit, dass es um Vampire geht und sich das Buch wie geschnitten Brot verkauft. Was wohl eine Aussage zur Qualität des Romans sein soll. Allerdings trifft dies auf fast jedes Druckerzeugnis zu diesem Thema zu und so bleibt es dem Leser überlassen, auf den recht schnell weggelesenen 300 Seiten festzustellen, dass er mit diesem neuen Roman von Dan Wells ein echt überflüssiges Produkt in den Händen hält.

Dan Wells – Sarg niemals nie weiterlesen

Washington Irving – Die Legende von Sleepy Hollow (Gruselkabinett 68)

_Der kopflose Reiter: eine Dreiecksgeschichte _

An den Ufern des Hudson Rivers befindet sich ein von den Einwohnern des beschaulichen Städtchens Tarrytown gemiedenes Tal, welches Sleepy Hollow genannt wird. Dort ist es, zumindest der Meinung der niederländischen Siedler nach, nicht geheuer, denn der Geist eines hessischen Söldners wurde schon einige Male als grauenvoll anzuschauender kopfloser Reiter dort gesichtet. Auch der neue Dorfschullehrer Ichabod Crane hört schon bald nach seiner Ankunft von diesen Spuk-Geschichten … (Verlagsinfo)

Der Verlag empfiehlt das Hörspiel ab 14. Jahren.

_Der Autor_

Washington Irving – Die Legende von Sleepy Hollow (Gruselkabinett 68) weiterlesen

Hodgson, William Hope – Stimme in der Nacht (Gruselkabinett 69) (Hörspiel)

_Adam und Eva im Schiff des Grauens _

Auf hoher See im Nordpazifik, 1850: Es ist eine dunkle, sternlose Nacht. Ein Segelschiff liegt wegen der anhaltenden Flaute vor Anker. Plötzlich zieht aus heiterem Himmel Dunst auf und hüllt das Schiff immer mehr ein. Im Sichtschutz von Nacht und Nebel nähert sich daraufhin vorsichtig ein Ruderboot, dessen Insasse sich mit verzweifelter Stimme an die Besatzung des Seglers wendet … (Verlagsinfo)

Der Verlag empfiehlt das Hörspiel ab 14. Jahren.

_Der Autor_

Der Brite William Hope Hodgson (1877-1918) fuhr selbst 1891 bis 1899 in der Handelsmarine zur See, bevor er 1904 mit „The Goddess of Death“ seine erste, recht schwache Mystery-Erzählung veröffentlichte. Schon bald zog er Nutzen aus seinen Erlebnissen auf See. Diese Erzählungen schaffen eine Atmosphäre aus der Einsamkeit eines Schiffes auf hoher See und der Fremdartigkeit dessen, was unter den Wellen liegen mag.

Seine wirkungsvollsten Erzählungen drehen sich um die Verwandlung von Menschen und Dingen in andere Wesen, so etwa unter dem Einfluss eines Pilzes in „The Voice in the Night“ (1907) sowie in „The Derelict“ (1912) – die vorliegende Erzählung – in der sich ein Schiffswrack in ein lebendiges Wesen verwandelt.

Neben vielen weiteren Erzählungen schuf Hodgson zwei große Romane: „The House on the Borderland“ (1908), das von H. G. Wells‘ Roman „Die Zeitmaschine“ (1895) beeinflusst wurde, sowie „The Night Land: A Love Tale“ (1912), das eine Queste auf einer Sterbenden Erde schildert.

Unter seinen zahlreichen kommerziellen Storys befinden sich zwei Serien für Magazine: „Carnacki the Ghost-Finder“ (gesammelt 1913) sollte an „John Silence“ (1908) von Algernon Blackwood anknüpfen, und die Serie um Captain Gault weist überhaupt keine übernatürlichen Elemente auf.

„Hodgsons Werk bildet überbrückt die Kluft zwischen den übernatürlichen Schrecken des 19. Jahrhunderts und den wissenschaftlichen Wundern des Zwanzigsten, wobei es demonstriert, dass beide gleichermaßen Schrecknisse der Bestürzung und Verwirrung hervorzubringen vermögen“, schreibt die „Encyclopedia of Fantasy“ (meine Übersetzung).

_Die Sprecher/Die Inszenierung_

Lutz Mackensy: John
Reinhilt Schneider: Vivian
Benjamin Kiesewetter: George
Peter Reinhardt: Will

Marc Gruppe schrieb wie stets das Buch und gemeinsam mit Stephan Bosenius setzte er es um. Die Aufnahme fand in den Planet Earth Studios statt und wurde bei Kazuya abgemischt. Die Illustration stammt von Ertugrul Edirne.

_Handlung_

Die Bark von George und Will liegt schon seit einer Woche wegen einer Flaute im Nordpazifik fest. Das wäre nicht weiter besorgniserregend, wenn nicht regelmäßig kalter Nebel das Schiff einhüllen würde und die Besatzung mit Schaudern erfüllen würde. Will flachst, bald werde ihnen der Fliegende Holländer seine Aufwartung machen und sie zu seinen Geistern mitnehmen.

George erwacht in der Nacht, als er eine Stimme im Nebel hört. Es ist ein Mann, der „Schiff ahoi!“ ruft und dann um Hilfe bittet. Er nennt sich John und bitte lediglich um ein wenig Proviant für sich und seine sterbende Frau Vivian, die auf einer Insel zurückgeblieben sei. Aber warum er nicht mit seinem Boot anlege, fragt ihn George, der inzwischen Will geholt hat. John, der sich scheut, sein Gesicht ihrem Lampenschein preiszugeben, gesteht, dass er ihnen nicht den Fluch übertragen möchte, von dem er befallen sei.

Was kann er bloß meinen, wundern sich George und Will, bevor sie ihm von ihren Vorräten abgeben. Aber John gibt auch nicht die Seile zurück, denn auch diese könnten befallen werden. Und so rudert er wieder mit ihren Seilen von dannen. Hat er sie zum Narren gehalten, fragen sie sich.

|Die Insel des Grauens|

Doch John kehrt zurück, voll Dank für die Gaben. Und diesmal ist er bereit, von seinem entsetzlichen Schicksal zu erzählen. Denn er und Vivian seien die letzten Überlebenden der verschollenen „Albatross“. George und Will erschrecken. Die „Albatross“ verließ vor einem halben Jahr das britische Newcastle und ward nie wieder gesehen. John bestätigt ihren Untergang, nachdem ein schrecklicher Sturm ihre Masten genickt hatte. Doch die Besatzung ging ohne John und Vivian in die Boote, bevor das langsam sinkende Schiff sie in die Tiefe sog. Das Ehepaar zimmerte eilends ein Floß und entkam dem Todesstrudel mit knapper Not.

Doch statt eine Insel zu finden, trieb eine starke Strömung das Floß der zuversichtlichen Schiffbrüchigen an Insel vorüber, bis es endlich in einer großen Lagune anlangte. Dort entdecken die Schiffbrüchigen das menschenleere Wrack eines Schoners. Was wie die Rettung vor der Unbill des Meeres erscheint, erweist sich allerdings nach wenigen Tagen des Putzens und Einrichtens als eine unheimliche Falle. In allen Ecken und Enden finden John und Vivian diesen stinkenden Schimmel vor, der Klumpen bildet und sogar starkem Karbol widersteht. Als der Schimmel auch ihre Körper befällt, verlassen sie diese trügerische Zuflucht.

Von einem vermeintlich schimmelfreien Fleck am Strand der Insel bricht John allein auf, um im Dschungel zu jagen. Denn die hungrige Vivian hat bereits von dem Schimmel gegessen – und er mundete ihr nicht schlecht, gestand sie schaudernd. Doch wo er im Dschungel auch hinblickt, findet er nur Gewächse und Auswüchse des Schimmelpilzes vor.

Da hört er ein unheimliches Fauchen in der Nähe. Eine unmenschliche Gestalt erhebt sich, um sich auf ihn zu stürzen. Kaum kracht sie auf ihn, als sie auch auf dem überraschten Jäger zusammenbricht und zerfällt. Unwillkürlich leckt sich John die Lippen: Die Substanz des Kadavers ist süß und schmeckt einem Hungernden wie ihm wie reinstes Ambrosia. Er beißt sich wie ein Gierhals durch die Substanz, bis etwas in seinen Zähnen metallisch knirscht. Er zieht es hervor. Es ist eine Taschenuhr. Sie tickt noch …

_Mein Eindruck_

Wie schon in „Die Herrenlose“ (Gruselkabinett Nr. 53) hat das Grauen eine amorphe Gestalt, die sich ständig wandelt und der sich kein Widerstand entgegensetzen lässt. Ganz im Gegenteil: Die undefinierbare, schimmelartige Substanz nimmt alles ein, was in ihrer Reichweite liegt – und verleibt es sich ein. Dabei findet eine Umwandlung statt, die einen Menschen zu einem nie gekannten Wesen transformiert, einem lebenden Toten, wie John es nennt. Es handelt sich also keineswegs um künstlich von Voodoo-Schamenen geschaffene Zombies, sondern um Menschen, die den bekannten Bereich des Menschlichen verlassen haben.

|Transhuman|

Der als Metapher formulierte Prozess der Transhumanisierung beginnt unfreiwillig, doch wer dem natürlichen Drang des Hungers nachgibt, begeht einen Sündenfall im biblischen Sinne. Entsetzen erfüllt John, als er seine Frau – natürlich, eine Evastochter als Sünderin! – von der verbotenen Frucht essen sieht. Doch es soll nicht lange dauern, bis er ein weitaus größeres Verbrechen vor Gott begeht: Kannibalismus.

Gott wird ständig von John und Vivian beschworen. Sie beten zu ihm, wenn der Sturm wütet und selbst noch, als die „Albatross“ in den Wogen versinkt. Mit Gottvertrauen stechen sie in ihrer Nussschale in See, und gottergeben lassen sie sich von der tückischen Strömung an fremde Gestade treiben. Was sie jedoch finden, ist ein unheimliches Wrack, das sich als harte Prüfung erweist.

Alles was sie unternehmen, kann den teuflischen Schimmel nicht zurückdrängen. Dies kann offenbar kein Gottesgeschenk sein, denken sie und ergreifen die Flucht. Dabei könnte der Schimmel doch eine Chance zur Veränderung sein. Leider müssten sie dabei ihren gottgegebenen eigenen Körper aufgeben, wie sie ihn bisher gekannt haben.

|Kommunion|

Es ist im Gebiet der Gesetzlosigkeit, im Reich des puren Chaos, im Dschungel, wo Hohn die Zukunft seines Szies entdeckt: Die Transformation zu lebenden Toten, die aus Symbionten des Schimmels bestehen, erscheint ihm als so entsetzlich, dass er Reißaus nimmt. Wieder verkennt er die letzte Chance, die ihm und Vivian bleibt: Sie könnten auf der Insel überleben, wenn sie nur zunächst die Symbionten äßen und sich dadurch dem Schimmel ergäben. Sie verweigern die Kommunion mit dem Andersartigen. Würde ihnen allerdings ein Priester sagen, dies wäre das Manna, das sie essen müssten, um gottgefällig zu sein, würden sie es tun.

|Das Andere |

Wie schon im 17. Jahrhundert in Daniel Defoes gut erfundenem Bestseller „Robinson Crusoe“ bildet das Fremdartige, verkörpert durch den Eingeborenen „Freitag“ und dessen kannibalische Vettern, zwei Seiten einer Medaille: Es jagt erst Furcht und Schrecken ein, dann erweist es sich als nützlich und lebenserhaltend, falls man sich ihm ergibt und mit ihm anfreundet. Letzteres verweigern John und Vivian – sie werden scheitern.

Die Begegnung mit dem Anderen konnte in einem Empire der Briten nicht ausbleiben, das sich ständig in weitere Lebensbereiche fremder Kulturen ausbreitete. Als die Erzählung erschien, befand sich das Kaiserreich der Viktorianer bereits in seinem ersten Zerfallsstadium: Es rumorte von innen heraus, denn erste Zweifel an der eigenen Identität wurden immer lauter.

Nachdem Charles Dickens vor dem inhumanen Utilitarismus gewarnt hatte, zerschmetterte Darwins Evolutionslehre die „Krone der Schöpfung“, Nietzsche und Feuerbach stießen Gott vom Thron und neue Planetenentdeckungen beförderten die Erde ins Irgendwo eines sinnentleerten Universums. Hier treiben John und Vivian nun in ihrer Nussschale, erfüllt von Vertrauen in einen Gott, der sich längst vom Acker gemacht hat.

Doch was soll aus einem Menschen ohne Gott werden, fragt der Autor, indem er das Paar wie weiland Adam und Eva in ein modernes Gomorrha schickt. Das Paar muss sich entscheiden, ob es noch Mensch bleiben und verhungern oder etwas Anderes werden will, das kein anderes menschliches Wesen mehr als solches erkennen kann. Deshalb die Lichtscheu des schiffbrüchigen John.

|Ultimatives Grauen|

Diese Furcht ist nach außen gerichtet und der letzte Überrest von verantwortlichem, bewusstem Handeln. Doch wenn John den Blick nach innen richtet, wie etwa nach seinem Akt des Kannibalismus, dann erblickt er doch eine noch viel stärkere Quelle des Horrors. Denn wenn er sich dem Anderen ergibt, besteht die reale Möglichkeit, sich selbst zu verlieren. Er könnte sich selbst nicht mehr als Mensch wiedererkennen, weil ihm dafür die Definition abhanden käme. Und was würde aus seiner Liebe zu Vivian werden, wenn auch sie in das Stadium des Transhumanen fallen würde, fragt er sich bang. Denn die Möglichkeit, dass er auch sie als Nahrungsquelle betrachten könnte, ist durchaus real.

_Die Sprecher/Die Inszenierung_

Die weniger Sprecherstimmen entsprechen mehr oder wenigen ihren festgelegten Stereotypen. George ist der junge Seemann, der noch viel zu lernen hat. Will ist sein Mentor, der ihm zeigt, wo’s langgeht. Sie zeigen die üblichen Emotionen, wie Misstrauen, Entsetzen, Schrecken und Furcht, ohne aber Paranoia zu vermitteln.

John und Vivian sind die Hauptfiguren, die die Binnenhandlung dominieren. Wie es sich um 1850 gehört, gibt John den Ton an, denn Vivian ist ihm als treu sorgendes Eheweib untertan. Er rührt kaum einen Finger, während sie das Wrack des Schoners blankputzt. Allenfalls holt er noch Karbol, um den allgegenwärtigen Schimmel zu bekämpfen. Sie fechten gegen Windmühlen, wie sich herausstellt.

Es ist wirklich bewundernswert, mit welcher Ausdrucksstärke und -vielfalt Lutz Mackensy: als John und Reinhilt Schneider als Vivian ihre jeweiligen Rollen zu gestalten wissen. Hin und her geworfen zwischen Schrecken und Hoffnung, Gottergebenheit, Zuversicht und Desillusion lachen und schluchzen, wettern und klagen sie, dass man glauben könnte, hier fände eine separate Theateraufführung statt. Würde die Hintergrundmusik die nicht in den Rest der Rahmenhandlung einbinden, könnte man von einem Hörspiel im Hörspiel sprechen. Das ist eine eindrucksvolle Leistung.

|Geräusche|

Die Geräusche sind genau die gleichen, wie man sie in einem realistischen Spielfilm erwarten würde, und die Geräuschkulisse wird in manchen Szenen dicht und realistisch aufgebaut, meist aber reichen Andeutungen aus. Dem Seeabenteuer angemessen sind natürlich Geräusche des Meeres: das Rauschen von Wellen und Brandung, das Platschen von Ruderschlägen. Bemerkenswert ist jedoch die völlige Abwesenheit von Vogelschreien. Diese Leblosigkeit verleiht der Szenerie von vornherein etwas Unnatürliches.

Die Klangcharakteristik schwankt je nach „location“. Das Erwachen in der Lagune ist von einem deutlichen Hall begleitet. Doch wenn sich das Paar unter Deck des Wracks begibbt, fällt dieses weg und wird durch einen Dämpfungseffekt ersetzt, der für enge Räumlichkeiten aus Holz charakteristisch ist. Hier hat die Tonregie also mitgedacht und jeder Szene ihre eigentümliche Klangcharakteristik verliehen.

|Musik|

Die Musik entspricht der eines Scores für ein klassisches Horrormovie. Das erste Drittel kommt fast ohne Musik aus, nur das Intro deutet an, dass hier bald nicht alles mit rechten Dingen zugehen wird. Ganz anders hingegen die Binnenhandlung: Der Untergang der „Albatross“ wird von dramatischer Musik angekündigt, die den Sturm begleitet. Die nachfolgende Stille keineswegs tonlos, vielmehr ist dem Dialog ein sehr tiefer Bass unterlegt, der unterschwellig eine Gefahr anzeigt.

Hinsichtlich einer unheimlichen Stimmung ist die Ankunft an dem Wrack des Schoners kaum zu übertreffen. Künstliche Sounds ergänzen nun die Musik, um eine fremdartige Kulisse zu schaffen. Dass die Stimmen einen Hall bekommen, erhöht die Wirkung des Andersartigen. Vielfach sind auch Chorstimmen zu vernehmen, sogar Vokalisen einer Sängerin. Diese unheimliche Szenerie findet ihre direkte Entsprechung im Dschungel: beide Male treffen Menschen auf das Andersartige.

Nachdem sich George und Will unter einem zufällig vorüberdriftenden Sonnenstrahl die Augen gerieben haben, fragen sie sich beklommen: „Ist das noch ein Mensch?“, der da davon rudert. Eine heitere, entspannte Musik beantwortet ihre Frage indirekt. Diese Entspanntheit konnte ich nicht nachvollziehen. Sie wirkt aufgesetzt, selbst wenn sie den Hörer beruhigt zurücklässt. So als solle eine Zielgruppe sediert werden, während sich die andere noch ordentlich gruseln darf.

Musik, Geräusche und Stimmen wurde so fein aufeinander abgestimmt, dass sie zu einer Einheit verschmelzen. Dabei stehen die Dialoge natürlich immer im Vordergrund, damit der Hörer jede Silbe genau hören kann. An keiner Stelle wird der Dialog irgendwie verdeckt.

|Das Booklet|

… enthält im Innenteil lediglich Werbung für das Programm von Titania Medien. Auf der letzten Seite finden sich die Informationen, die ich oben aufgeführt habe, also über die Sprecher und die Macher.

Im Booklet finden sich Verweise auf die kommenden Hörspiele aufgeführt:
Nr. 68: W. Irving: Die Legende von Sleepy Hollow (10/12)
Nr. 69: W.H. Hodgson: Stimme in der Nacht (10/12)
Nr. 70: Robert E. Howard: Schwarze Krallen (11/12)
Nr. 71: M.R. James: Der Eschenbaum (11/12)
Nr. 72: R.L. Stevenson: Markheim (03/13)
Nr. 73: A. Conan Doyle: Das Grauen im Blue-John-Stollen (03/13)
Nr. 74: E. Nesbit: Die Macht der Dunkelheit (04/13)
Nr. 75: Mary Fortune: Weiß (04/13)
Nr. 76: Bram Stoker: Das Teufelsloch (05/13)
Nr. 77: R. E. Howard: Das Feuer von Asshurbanipal (05/13)

_Unterm Strich_

Wie schon in „Die Herrenlose“ führt der einstige Seemann Hodgson den Hörer an den Rand der Möglichkeiten des Menschseins. Diesmal sind Adam und Eva quasi auf einem anderen Planeten gestrandet und müssen sich entscheiden, ob sie noch Menschen bleiben und dabei sterben – oder ob sie ihr Menschsein aufgeben und als etwas anderes überleben wollen. John stattet dem Rest der Menschheit einen letzten Besuch ab, quasi als Warnung vor den erschreckenden Möglichkeiten, die dort draußen auf den Anfang des 20. Jahrhundert heimatlos gewordenen Menschen lauern. (Die Story erschien anno 1907.)

|Das Hörspiel|

Die professionelle Inszenierung, die filmreife Musik und bekannte Stimmen von Synchronsprechern und Theaterschauspielern einsetzt, bietet dem Hörer ein akustisches Kinoerlebnis, das man sich mehrmals anhören sollte, um auch die Feinheiten mitzubekommen. Die Atmosphäre, die von Sounds und Musik erzeugt wird, ist unheimlich und stellenweise sogar actionreich.

Diesmal entscheiden über den Erfolg des Hörspiels jedoch die Sprecher, die die zwei zentralen Rollen zum Leben erwecken müssen: John und Vivian verkörpern quasi Adam und Eva, die aus dem Paradies des Gottesglaubens vertrieben werden. Lutz Mackensy und Reinhilt Schneider gestalten diese beiden Rollen so eindrucksvoll, dass man den Rest der Rahmenhandlung darüber komplett vergisst. Es wirkt wie ein Rücksturz, als die Rückblende aufhört und John wieder mit George und Will spricht.

Auch jungen Menschen, die sich einfach nur für gruselige Audiokost interessieren, die gut gemacht ist, lässt sich das Hörspiel empfehlen. Es ist leicht verständlich, wirkungsvoll inszeniert, und die Stimmen der Hollywoodstars vermitteln das richtige Kino-Feeling.

|1 Audio-CD, ca. 66 Minuten Spieldauer
ISBN-13: 9783785747186|

Home – Atmosphärische Hörspiele


http://www.luebbe-audio.de

_Das |Gruselkabinett| bei |Buchwurm.info|:_

[„Carmilla, der Vampir“ 993 (Gruselkabinett 1)
[„Das Amulett der Mumie“ 1148 (Gruselkabinett 2)
[„Die Familie des Vampirs“ 1026 (Gruselkabinett 3)
[„Das Phantom der Oper“ 1798 (Gruselkabinett 4)
[„Die Unschuldsengel“ 1383 (Gruselkabinett 5)
[„Das verfluchte Haus“ 1810 (Gruselkabinett 6)
[„Die Totenbraut“ 1854 (Gruselkabinett 7)
[„Spuk in Hill House“ 1866 (Gruselkabinett 8 & 9)
[„Dr. Jekyll und Mr. Hyde“ 2349 (Gruselkabinett 10)
[„Untergang des Hauses Usher“ 2347 (Gruselkabinett 11)
[„Frankenstein. Teil 1 von 2“ 2960 (Gruselkabinett 12)
[„Frankenstein. Teil 2 von 2“ 2965 (Gruselkabinett 13)
[„Frankenstein. Teil 1 und 2“ 3132 (Gruselkabinett 12 & 13)
[„Die Blutbaronin“ 3032 (Gruselkabinett 14)
[„Der Freischütz“ 3038 (Gruselkabinett 15)
[„Dracula“ 3489 (Gruselkabinett 16-19)
[„Der Werwolf“ 4316 (Gruselkabinett 20)
[„Der Hexenfluch“ 4332 (Gruselkabinett 21)
[„Der fliegende Holländer“ 4358 (Gruselkabinett 22)
[„Die Bilder der Ahnen“ 4366 (Gruselkabinett 23)
[„Der Fall Charles Dexter Ward“ 4851 (Gruselkabinett 24/25)
[„Die liebende Tote“ 5021 (Gruselkabinett 26)
[„Der Leichendieb“ 5166 (Gruselkabinett 27)
[„Der Glöckner von Notre-Dame“ 5399 (Gruselkabinett 28/29)
[„Der Vampir“ 5426 (Gruselkabinett 30)
[„Die Gespenster-Rikscha“ 5505 (Gruselkabinett 31)
[„Jagd der Vampire. Teil 1 von 2“ 5730 (Gruselkabinett 32)
[„Jagd der Vampire. Teil 2 von 2“ 5752 (Gruselkabinett 33)
[„Jagd der Vampire“ 5828 (Gruselkabinett 32+33)
[„Die obere Koje“ 5804 (Gruselkabinett 34)
[„Das Schloss des weißen Lindwurms“ 5807 (Gruselkabinett 35)
[„Das Bildnis des Dorian Gray“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5919 (Gruselkabinett 36/37)
[„Berge des Wahnsinns“ (Teil 1)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6736 (Gruselkabinett 44)
[„Berge des Wahnsinns“ (Teil 2)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6737 (Gruselkabinett 45)
[„Die Maske des roten Todes“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6735 (Gruselkabinett 46)
[„Verhext“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6734 (Gruselkabinett 47)
[„Die Squaw“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6774 (Gruselkabinett 48)
[„Tauben aus der Hölle“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7050 (Gruselkabinett 52)
[„Abenteuer eines Geistersehers“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7119 (Teil 1) (Gruselkabinett 54)
[„Abenteuer eines Geistersehers“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7120 (Teil 2) (Gruselkabinett 55)
[„Aylmer Vance – Neue Abenteuer eines Geistersehers“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7643 (Teil 1) (Gruselkabinett 56)
[„Aylmer Vance – Neue Abenteuer eines Geistersehers“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7644 (Teil 2) (Gruselkabinett 57)
[„Pickmans Modell“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7524 (Gruselkabinett 58)
[„Das violette Auto“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7510 (Gruselkabinett 59)
[„Der Grabhügel“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7801 (Gruselkabinett 60)
[„Der Ring des Thot“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7802 (Gruselkabinett 61)
[„Rappaccinis Tochter“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7832 (Gruselkabinett 62)
[„Besessen“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7833 (Gruselkabinett 62)
[„Der Schatten über Insmouth – Teil 1“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=8136 (Gruselkabinett 66)
[„Der Schatten über Insmouth – Teil 2“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=8137 (Gruselkabinett 67)

Banks, Iain – Krieg der Seelen

_Das geschieht:_

Im Jahre 2970 droht dem dicht besiedelten Universum Krieg aus dem Jenseits. Seit vielen Jahrtausenden ist es üblich, das Bewusstsein – die „Seele“ – aufzuzeichnen und auf diese Weise vor dem Tod zu bewahren. Jene Zivilisationen, die über die entsprechenden technischen Mittel verfügen, richteten virtuelle Jenseits-Sphären ein, die den Seelen als neue Heimat dienen. Längst wurden diese Sphären miteinander vernetzt, sodass die Seelen die „Himmel“ anderer Intelligenzen besuchen können.

Viele Zivilisationen bestanden auf die parallele Erschaffung von „Höllen“, in denen straffällig gewordene Zeitgenossen für im Leben begangene Verbrechen buchstäblich büßen müssen. Den „Anti-Höllisten“ erscheint dieses Konzept grausam und antiquiert, weshalb sie mit den „Pro-Höllisten“ im Streit liegen. Dieser soll durch einen virtuell und deshalb unblutig geführten Krieg entschieden werden. Dabei geraten die „Anti-Höllisten“ ins Hintertreffen. Im Dienst ihrer guten Sache wollen sie deshalb mogeln. Doch die Gegenseite schläft nicht und trifft Gegenmaßnahmen. Plötzlich droht der „Krieg der Seelen“ auf den realen Kosmos überzugreifen.

Im Territorium der „Kultur“, einem Zivilisations-Bund von Völkern, dem sich auch die Menschheit angeschlossen hat, bemüht sich die „Quietus“-Organisation um Eindämmung. Eine mögliche Bruchstelle des Krieges wurde im Quyu-System geortet, wo sich die „Anti-Höllisten“ der Unterstützung des skrupellosen Industrie-Magnaten Joiler Vepper vom Planeten Sichult versichern. Die „Quietus“-Agentin Yumi Nsaki macht sich auf den Weg in die Krisenzone.

Auf dem Weg nach Sichult ist Lededje Y’breq, eine ehemalige Sklavin, die von ihrem Herrn – Vepper – umgebracht wurde, als „Seele“ einen eigens geschaffenen Real-Körper übernahm und nun auf Rache sinnt. Weitere Parteien mischen sich ein, bis es im Sichultianischen Enablement zum Kampf auf & zwischen Leben und Tod kommt …

_Neue Welt/en mit alten Ansichten_

Bevor man sich vor allem als alter Lese-Hase auf einen Unterhaltungsroman einlässt, der stolze 800 Seiten umfasst (die zugegeben für die im Verkauf einträglichere Paperback-Erstausgabe recht locker und in augenfreundlicher Schriftgröße bedruckt wurden), überlegt man sich das damit verbundene Risiko, mit ewig & elend ausgewalzter Action-Makulatur plus Seifenoper-Schaum dort malträtiert zu werden, wo früher selbst ein kosmisches Science-Fiction-Spektakel nach 200 Seiten endete.

Hinzu kommt, dass „Krieg der Seelen“ bereits der achte Band einer Serie ist, die darüber hinaus durch diverse Kurzgeschichten flankiert wird. Es ist deshalb ohne Vorab-Informationen nicht gerade einfach, sich in das „Kultur“-Universum des Iain Banks einzufinden, zumal der Autor offenbar davon ausgeht, dass sich dort vor allem Leser einfinden, die mit der Vorgeschichte bestens vertraut sind. Jedenfalls springt er umgehend in eine Handlung, die der „Kultur“-Neuling bis etwa Seite 150 interessiert aber verwirrt verfolgt, bevor es ihm gelingt, allmählich zu erfassen, was eigentlich vorgeht und wie Banks‘ Kosmos funktioniert.

Erleichtert wird diese Phase durch eine Weltsicht, die mit dem Begriff „schräg“ sicher gut beschrieben ist. Banks bemüht sich nicht um eine Zukunft, deren Bewohner sich evolutionär auf eine Stufe emporgeschwungen haben, die sich höchstens andeuten lässt. Damit ist nicht die technische Entwicklung gemeint, deren Wunder Banks mit enormem Einfallsreichtum präsentiert. Doch unter dem Fortschritt werden sehr bekannte Charakterzüge deutlich, was sich nicht nur auf eine Menschheit beschränkt, die – so ein bekanntes Topos von Kultur-Pessimisten – nie wirklich aus begangenen Fehlern oder überhaupt dazulernen wird.

|Verstand fördert vor allem Hinterlist|

Banks geht sogar einen Schritt weiter: Er schließt die übrigen Zivilisationen, die das All mit der „Kultur“ teilen, ausdrücklich ein. Der evolutionäre Status ist gleichgültig. Selbst völlig vergeistigte Entitäten haben das Wissen um die Tatsache, dass (Macht-) Gier das Universum regiert, keineswegs vergessen. Sie mischen sogar kräftig auf diesem Niveau mit.

Das Ergebnis ist ein durchweg sarkastischer (sowie auch in einer ohnehin gelungenen Übersetzung fein dosierter) Unterton, den feinfühlige Kritiker blanken Zynismus nennen könnten. (Ein Vorwurf, der Banks seit seinem Erstlings-Roman „Die Wespenfabrik“ folgt.) Der Realist fühlt sich in diesem geradezu anarchistischen Kosmos dagegen überaus heimisch. Wann hat technischer Fortschritt jemals die ausgeprägte Selbstsucht des Menschen eindämmen können? Sie ebnet den Wölfen stattdessen den Weg zu neuen Möglichkeiten, die Schafe zu scheren. Also reihen sich fremde, künstliche und virtuelle Intelligenzen in die bekannten, nun galaxisweiten Ränkespiele ein. Glücklicherweise sind diverse Kontrolleinrichtungen sowie die Tücke des Objekts als Alltagsfaktoren präsent geblieben. Das Universum schlingert deshalb auf seinem Kurs durch Zeit und Raum voran, auch wenn die Kollateralschäden beachtlich sein mögen.

Banks‘ Einfallsreichtum sowie sein Talent, unglaubliche Errungenschaften seiner Zukunft absolut selbstverständlich wirken zu lassen, geben einer ansonsten simplen Handlung wahrlich kosmische Dimensionen. Hilfreich ist außerdem der irre Plot: „Himmel“ und „Hölle“ sind virtuell verwirklichte Sphären geworden, die einerseits sehr real geworden und andererseits vorstellungsfern geblieben sind.

Mit einer Diskussion über die Konsequenzen, die es mit sich bringt, wenn kein postulierter „Gott“, sondern sehr diesseitige Zivilisationen die Entscheidung fällen, ob, wann und weshalb ein Pechvogel in eine der (durchweg sehr archaisch bzw. analog strafenden) „Höllen“ geworfen wird, hält sich Banks klug nicht weiter auf. Seine durchaus vertretenen Meinungen zu politischen, wirtschaftlichen oder kulturellen Aspekten fließen in die Handlung ein, statt diese zu ersetzen.

|Wo waren wir gerade?|

Wie es sich für einen Roman eindrucksvoller Seitenstärke gehört, ist die Handlung nicht nur mehrzügig, sondern nimmt auch manche unerwartete Wendung. Dabei stört es keineswegs, dass einige Stränge nie zusammenfinden. Banks entwickelt ein Ereignis-Panorama, und seine Bühne ist so gewaltig, dass man „Krieg der Seelen“ wahrlich als moderne Space Opera bezeichnen kann. Freilich hat dies zur Folge, dass die Figuren nie wirklich Persönlichkeiten entwickeln. Sympathien oder Antipathien spürt der Leser nicht, das oft detailfroh geschilderte Leiden lässt ihn kalt: Banks hält seine Figuren durchweg auf Abstand. Das Individuum hat es nicht leicht in einem Kosmos, in dem selbst Super-Zivilisationen spurlos verschwinden können.

Banks Prämisse eines zwar gewaltigen aber nicht unbedingt unendlichen und deshalb dicht besiedelten Universums ist ungewöhnlich. So eng ist es dort, dass virtuelle ‚Sub-Kosmen‘ eingerichtet werden müssen, um für Ausweichquartiere zu sorgen. Das Ergebnis ist ein künstliches Multiversum, das noch durch die Möglichkeit kompliziert wird, die Sub-Kosmen ihrerseits virtuell zu erweitern. Da wundert es nicht, dass selbst die geistig und körperlich zusätzlich aufgerüsteten, vernetzten und anderweitig omnipräsenten Intelligenzen die Übersicht verlieren: Was ist hier noch „Realität“? (Übrigens postuliert Banks zusätzlich ’natürliche‘ Parallel-Universen; in „Krieg der Seelen“ geht er darauf dankenswerterweise nicht ein, was den Leser vor dem endgültigen Wahnsinn rettet.)

Die daraus resultierende Unsicherheit fördert paradoxerweise die Illusion dieser möglichen Zukunft. Wie in der realen Gegenwart ist das Leben ein kontrolliertes Chaos geblieben, das nichtsdestotrotz funktioniert. Banks‘ Kosmos wird von Realisten bevölkert, die zwar unter den Sternen leben aber nicht zwangsläufig nach ihnen greifen. Diese Umkehr des recht naiven „Star-Trek“-Glaubens an eine Evolution, die sich mit dem Vorstoß dorthin, wo noch nie ein Mensch zuvor gewesen ist, quasi automatisch einstellt, kommt den Lesern einer globalisierten und schon jetzt kompliziert gewordenen Gegenwart entgegen. „Krieg der Seelen“ mag keine ‚literarische‘ SF sein, doch ideenreich, spannend und unterhaltsam ist dieser Roman auf jeden Fall! Durch den deutschen Allerwelt-Titel oder das langweilige Cover sollte man sich nicht täuschen lassen.

_Verfasser_

Iain Menzies Banks wurde am 16. Februar 1954 in Dunfermline in der schottischen Region Fife geboren. Er studierte an der nördlich von Edinburgh gelegenen Universität von Stirling Philosophie, Englisch und Psychologie. Nach seinem Abschluss 1974 durchlief Banks die übliche berufliche Odyssee eines späteren erfolgreichen Schriftstellers und verdiente sein Geld u. a. als Gärtner oder Portier eines Krankenhauses. In der zweiten Hälfte der 1970er Jahre reiste Banks durch Europa. Ein ausgedehnter USA-Trip schloss sich an. 1978 kehrte Banks nach England zurück.

Schon in den 1970er Jahren wurde Banks schriftstellerisch aktiv. Mit „The Wasp Factory“ (dt. „Die Wespenfabrik“) erschien 1984 ein erster Roman, der Banks auf einen Schlag bekanntmachte. 1989 startete er den Zyklus um die „Culture“ (dt. „Kultur“), ein lockeres Bündnis intelligenter Zivilisationen, zu denen auch die Menschheit gehört. Die Serie wird kontinuierlich fortgesetzt und bildet eine „future history“, deren Teile indes nicht in chronologischer Reihenfolge erscheinen.

Außer seinen ‚reinen‘ Science-Fiction-Romanen (für die er im Original als „Iain M. Banks“ zeichnet) schreibt Banks (dann ohne „M“) belletristische Werke und Thriller. Aktuell lebt und arbeitet er in Kent.

|Paperback: 799 Seiten
Originaltitel: Surface Detail (London : Orbit Books 2010)
Übersetzung: Andreas Brandhorst
ISBN-13: 978-3-453-52871-0
eBook: 1037 KB
ISBN-13: 978-3-641-07284-1|
http://www.iain-banks.net
http://www.randomhouse.de/heyne

_Iain Banks beim Buchwurm:_
[„Der Algebraist“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3460
[„Die Sphären“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5407
[„Träume vom Kanal“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1275
[„Vor einem dunklen Hintergrund“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1282
[„Exzession“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1283

Schlieper, Birgit – Schmerzspuren

_Inhalt_

Als sich Ben zum ersten Mal mit dem Zirkel ritzt, tut es höllisch weh. Und höllisch gut. Er braucht dieses Ventil. Denn plötzlich ist nichts mehr, wie es war: Sein bester Kumpel Philipp ist weggezogen. Zu Hause hakt es gewaltig im Getriebe. Und in der Schule auch. Ben ist wütend, rastlos, ruhelos. Dann steigt auch noch Lea aus seiner Band aus. Wieder jemand, der ihn allein lässt. Da greift Ben zum Teppichmesser. Und weiß, dass er es wieder tun wird …

_Meinung_

Selbstverletzendes Verhalten (oder auch SVV) – eine Krankheit, die Erwachsene und Jugendliche gleichermaßen anspricht. Es gibt bereits einige Bücher, die ich zu dem Thema gelesen habe, leider habe ich jedoch noch kein Buch erlebt, dass so schlecht umgesetzt wurde, wie dieses hier.

„Schmerzspuren“ wirkt leider sehr lieblos geschrieben, der Schreibstil ist zwar einigermaßen in Ordnung, allerdings habe ich nicht das Gefühl, dass sich die Autorin im Vorfeld ausführlich mit dem Thema SVV beschäftigt hätte. Zwar versucht sie, Bens Entscheidungen einigermaßen authentisch zu begründen, allerdings fehlen mir da zu sehr die Emotionen und die Hintergrundinformationen, die so ein Buch dringend benötigt.

Interessant ist es jedoch, dieses Thema einmal aus der Sicht eines Jungen zu lesen. Zwar konnte ich mit Ben als Charakter leider kaum etwas anfangen, aber dennoch wollte ich ihm eine Chance geben und mit ihm fühlen, ihn verstehen, aber leider war dies nicht möglich, da alles sehr lieblos und oberflächlich erzählt wird. Ich hatte mehrmals das Gefühl, als hätte sich die Autorin selbst nicht mit ihrem Protagonisten anfreunden können, da man ihn kaum kennen lernt. Zwar weiß man, dass es in seinem Leben nicht wirklich rund läuft, allerdings erfährt man nicht so viel über seine Gedanken, Gefühle und Beweggründe. Dadurch plätschert die Geschichte vor sich hin und bleibt nicht lange im Gedächtnis. Sehr schade, denn so ein Thema geht heutzutage eigentlich jeden Menschen etwas an.

Komisch wird es in der Mitte des Buches, wo es plötzlich nur noch um das Thema Musik und Band geht. Das selbstverletzende Verhalten rückt weit in den Hintergrund, sodass ich mich mehrfach beim Lesen gefragt habe, ob ich was verpasst hätte. Ich hätte mir von der Autorin ein bisschen mehr Interesse für das eigentliche Thema gewünscht, aber dies ist anscheinend zu viel verlangt.

Das Cover ist auch so eine Sache. Eigentlich ist das Thema SVV damit im Groben relativ gut getroffen, allerdings wirkt auch dies relativ lieblos. Eine Rasierklinge ist ja schön und gut, allerdings wird diese in dem Buch nicht einmal großartig behandelt. Ein anderes, etwas dunkleres Cover, hätte dem Buch mehr Dramatik verleiht. Die Kurzbeschreibung liest sich dagegen gut und war für mich der Grund das Buch zu lesen.

_Fazit_

Insgesamt hat mich „Schmerzspuren“ sehr enttäuscht. Das wichtigste Thema wird oberflächlich behandelt, das Thema Musik dagegen deutlich detaillierter, sodass ich mich oftmals fragen musste, was mir die Autorin mit der Geschichte überhaupt sagen wollte. Eine Kaufempfehlung kann ich daher leider nicht aussprechen. Wer sich jedoch für das Thema SVV interessiert, sollte „Schmerzverliebt“ (Kristina Dunker), „Rote Linien“ (Brigitte Blobel) oder „Liebt mich!“ von Dianne Bates lesen.

|Taschenbuch: 160 Seiten
ISBN 978-3570305768|
http://www.randomhouse.de/cbt
http://www.birgitschlieper.de

Katie Kacvinsky – Dylan & Gray

First Comes Love:

Band 1: „Dylan & Gray“
Band 2: „Second Chance“
Band 3: „Finally, forever“

Inhalt

Gray ist ein cooler Typ. Er läuft nur mit seinem iPod auf den Ohren rum und interessiert sich nicht sonderlich für das, was um ihn herum passiert. Dylan ist das pure Gegenteil: Sie sprüht vor Energie, steckt voller Ideen und vor allem will sie aus jedem Tag etwas Besonderes machen. Die beiden könnten nicht unterschiedlicher sein – und doch bemerken sie einander, lernen sich kennen, freunden sich an und verlieben sich schließlich ineinander. In Dylans klapprigem Auto erkunden sie die Wüste in der Sommerhitze, sie schreiben eine Ode auf einen Kaktus und adoptieren einen zotteligen Hund. Doch irgendwann ist der Sommer zu Ende. Gray winkt ein Sportstipendium an einem weit entfernten College. Und auch Dylan hat Pläne: Sie will die Welt sehen und weiter jeden Tag wie ein Wunder erleben. Die beiden erleben, wie leicht es ist, sich zu verlieben – und wie viel schwerer es sein kann, sich zu verzeihen und wiederzufinden, wenn man sich einmal verloren hat.

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Clifford D. Simak – Die unsichtbare Barriere

simak-unsichtbare-barriere-1964-kleinNur im Geiste vermag der Mensch zu den Sternen zu reisen, doch den Mutanten, die dazu in der Lage sind, schlagen auf der Erde Unverständnis, Angst und Hass entgegen, der eines Tages eskaliert … – Wie üblich schildert Simak dies nicht als blutiges Kampfgetümmel, sondern als Konflikt, der ohne naives Gutmenschentum einfallsreich und friedlich gelöst werden kann: ein Klassiker der Science Fiction.
Clifford D. Simak – Die unsichtbare Barriere weiterlesen

Mark Brandis: Lautlose Bombe – Teil 2 (Folge 22)

_Fulminantes Finale in der Umlaufbahn_

2131: Cmdr. Brandis‘ Halbbruder Jonathan West steht unter Verdacht, mit Verbrechern zu kooperieren, die vor dem Einsatz von biologischen Kampfstoffen nicht zurückschrecken. Trotz deutlicher Indizien glaubt Mark Brandis an dessen Unschuld und versucht, den untergetauchten Mediziner zu finden, bevor der Geheimdienst ihn eliminieren kann …

Teil 2: 2131: Mark Brandis folgt den Spuren, die sein Halbbruder Nat quer über den Planeten hinterlassen hat, zuerst auf die Kerguelen und dann nach Nordafrika. Der Geheimdienst der Union ist Brandis mal einen Schritt voraus, mal versucht er, ihn einzuholen. Doch was wirklich mit den biologischen Kampfstoffen geschehen soll, ahnt noch niemand …

(Verlagsinfo)

Der Verlag empfiehlt das Hörspiel ab 12 Jahren.

_Der Autor_

Nikolai von Michalewsky (1931-2000) war bereits Kaffeepflanzer, Industriepolizist, Taucher und Journalist gewesen, als sein erster Roman 1958 veröffentlicht wurde. Am bekanntesten wurde er ab 1970 mit den Mark-Brandis-Büchern, der bis heute (nach Perry Rhodan) mit 31 Bänden erfolgreichsten deutschsprachigen SF-Reihe.

Seine konsequente Vorgehensweise, Probleme der Gegenwart im Kontext der Zukunft zu behandeln, trug Michalewskys Serie eine treue Leserschaft und hohe Auflagenzahlen ein. Seine besondere Zuneigung galt besonders dem Hörspiel. Er gehörte zu den meistbeschäftigten Kriminalhörspiel- und Schulfunkautoren Deutschlands. (Verlagsinfo)

_Die Sprecher/Die Inszenierung_

|Sprecher:|

Ruth O’Hara: Dorothea Anna Hagena
Cmdr. Mark Brandis: Michael Lott
Dr. Gomez: Oliver Seidler
Dr. Philipp: Jochim C. Redeker
Jonathan „Nat“ West: Jacob Weigert
José Verasteguí: Daniel Montoya
John Harris: Gerhart Hinze
Cpt. Grigori »Grischa« Romen: David Nathan
Milosch Stojka: Andreas Müller
Bordsystem CORA: Marie Christine Mühlenhof
Sgt. Schulmann: Henning Schäfer
Lt. Pablo Torrente: Martin Keßler
sowie Marco Gehrmann, Stefan Kretschmer u. a.

Nach Motiven des Romans „Lautlose Bombe“ von Nikolai von Michalewsky
Die Macher und Regisseure sind Interplanar.de:
Joachim-C. Redeker: Sounddesign und Musik
Redeker und Balthasar von Weymarn: Produktion, Regie und Schnitt

Jochim-C. Redeker, geboren 1970, lebt seit 1992 in Hannover. Gelernt hat er das Produzieren in der SAE Frankfurt, seither arbeitet er als Tonmeister für Antenne Niedersachsen. An zwei Virtual Reality Projekten hat er als Sounddesigner gearbeitet. Er gibt Audio- und Hörspielseminare und arbeitet als Werbetexter und Werbesprecher für zahlreiche Unternehmen sowie für Kino- und Radiowerbung. Musikalisch betreut er neben seinen eigenen Projekten auch Jingle- und Imageproduktionen. Bereits 1988 brachte ihm eine frühe Hörspielarbeit mit Balthasar den Sonderpreis der Jury für akustische Qualität beim Maxell Momentaufnahmen Wettbewerb ein.

Balthasar von Weymarn, geboren 1968, lebt seit 2006 im Taunus bei Frankfurt. Ausgebildeter Dramaturg und Filmproduzent (Filmstudium Hamburg); arbeitet auch als Skriptdoktor, -autor und Ghostwriter für Unternehmen wie Bavaria Film, Odeon Pictures, Tandem Communications, Storyline Entertainment u.a.
Das Hörspielmanuskript schrieb Balthasar v. Weymarn nach dem gleichnamigen Roman von Nikolai von Michalewsky. Aufnahme: Tommi Schneefuß, Sven-Michael Bluhm, Thomas Weichler
Produktion, Regie und Schnitt: Jochim-C. Redeker & Balthasar von Weymarn
Artwork: Alexander Preuss
Layout/ Satz: Jürgen Straub
Product Management: dp

_Handlung von Teil 2_

Nach dem Tod von Marie-Christine, Wests Freundin, in der Antarktis führt die Jagd Mark Brandis, Grischa Roman und die angeforderte Äreztin Dr. Levy auf die Kerguelen im Südatlantik. West, Marks Halbbruder, war eindeutig hier: Alle australischen Forscher hier sind fort, die Gegend virenverseucht. Einem Gepäckabschnitt entnimmt Dr. Levy, dass Gepäckstücke zum Hafen Massaua am Roten Meer verschifft wurden.

Massaua liegt seit der Kilimanjaro-Katastrophe im strahlenverseuchten Afrika- Außerdem liefern sich die Tuareg mit den arabischen Hodeidad einen Territorialkrieg. Das Kellerversteck, das Grischa Romen mit einem genialen Trick dem Trio verschafft, erweist sich als nutzlos: Granaten treffen das Haus, und um ein Haar geht Brandis drauf.

Der Zigeuner, der das Versteck verschafft hat, verfügt über Geheimdienstkontakte. So kommt es zu einem Wiedersehen mit José Verastegui aus Caracas, der für die VEGA arbeitet. Verastegui hat Nat West ausfindig gemacht: Der Arzt sucht einen Raumpiloten, um in eine Erdumlaufbahn zu fliegen. José bietet sich als Pilot an, sofern ihm Brandis bei dem Treffen mit West souffliert. Der Deal geht um ein Haar schief, weil Brandis einen dringenden medizinischen Anruf bekommt, und West wird misstrauisch. Im letzten Augenblick gelingt es Brandis, José, West und dem Piloten der HERMES, Torrente, in den Orbit zu folgen.

Dort findet die Jagd auf seinen Bruder ihr dramatisches Ende. Brandis muss – wieder einmal – über die Zukunft der Menschheit entscheiden …

_Mein Eindruck_

Der Auftakt dieses 2. Teils, der natürlich die Kenntnis des ersten Teils voraussetzt, beginnt gemächlich. Die Spurensuche fördert jedoch schnell Unheilvolles zutage: Der Kontinent Afrika, auf dem Massaua am Roten Meer liegt, ist seit 2130 eine verheerte, strahlenverseuchte Region. Der Süden ist von den VOR-Republiken besetzt, der Norden seit den Evakuierungsaktionen in Mitleidenschaft genommen, der Osten radioaktiv. Nun kommen auch noch Gebietskämpfe hinzu. Mark Brandis hat dazu einige bittere Anmerkungen zu machen.

Nach einem lustigen Intermezzo unter Zigeunern wähnen sich die drei Sucher in Sicherheit. Weit gefehlt – unvermittelt reißen den Hörer wummernde Mörsereinschläge aus dem Sessel! Das Haus, in dem das Versteck liegt, stürzt krachend zusammen. Man muss das Schlimmste befürchten. Doch obwohl kein Wort über das Schicksal von Romen und Dr. Levy verloren wird, geht die Story weiter. Diesmal gönnt die Regie ihrem Helden keine Verschnaufpause, denn das gejagte Wild ist in Greifweite: Nat West, der die Welt mit Viren vernichten will.

Ist es wirklich so schlimm? Hat West dies wirklich vor? Dass José, der Geheimagent, von ihm erschossen wird, verheißt nichts Gutes, und als Brandis die Brücke erreicht, hat er Grund zur Annahme, er komme zu spät. Bloß gut, dass die gute alte CORA, der Bordcomputer der HERMES, noch auf das Wort ihres ehemaligen Herrn hört!

|Botschaft|

Der Ernst der Botschaft ist indes nicht anzuzweifeln. Viren könnte durchaus große Landstriche entvölkern, wie ja schon SARS-Epidemie und Schweine- bzw. Vogelgrippe angedeutet haben. Die Ironie von Nat Wests Geschichte: Er hatte zunächst ein Universalheilmittel namens Angelus hergestellt, das er aber nicht verkaufen darf. Begründung seines Auftraggebers: Die eh schon gravierende Überbevölkerung soll nicht auch noch gefördert werden.

Das ist schon maximaler Zynismus. Denkt man. Aber dass „Angelus“ raubkopiert und woanders angeboten wird, um Profit zu machen, setzt der Perfidie die Krone auf. Erst vor diesem Hintergrund ist Wests Verhalten zu verstehen: Wenn Nacola, das böse Virus, die Menschen vernichtet, wird sein Angelus, das gute Virus, automatisch gebraucht werden.

Brandis muss nun entscheiden: für oder gegen die Menschheit, gleichzeitig aber auch für oder gegen das Leben seiner eigenen Frau – nur „Angelus“ kann sie retten. Dass der Held persönlich betroffen ist, hat entscheidende Bedeutung für die Glaubwürdigkeit seiner Entscheidung. Er ist bereit, sich selbst und seine Frau für die Menschheit zu opfern. Doch das ist nicht das letzte Wort …

_Die Sprecher/Die Inszenierung_

|Die Sprecher|

Die Sprecher erfüllen ihre Aufgabe zu meiner Zufriedenheit. Es handelt sich um die immer wieder in der Serie auftauchenden Hauptfiguren wie der Titelheld, seine Frau, sein humorvoller Freund Grischa Romen. Nat West wird von Jacob Weigert recht sympathisch gesprochen. Deshalb reagiert man ebenso konsterniert wie Brandis, als West sein irres Ultimatum stellt.

In diesem zweiten Teil fehlen die verzerrten Funkstimmen weitgehend und werden durch „natürliche“ Sprechäußerungen abgelöst. Deshalb fallen plötzlich die Akzente der Sprecher auf. Der Venezolaner José Verastegui klingt wie ein Spanier, und der Zigano Milosch Stojka hat einen undefinierbaren Balkan-Akzent. Da lobt man sich doch Dr. Levy und CORA, die astreines Hochdeutsch sprechen. CORA, der uns aus früheren Episoden bekannte Bordcomputer der HERMES, moduliert längst nicht so stark wie ein Mensch – die Gute kann eben doch nicht alles. Dafür sorgen schon die Tonfilter.

|Geräusche|

Bang, boom, crash – die Mörsergranaten schlagen mit voller akustischer Wucht ein, um den friedfertigen Hörer aus dem Sitz zu reißen. Auch während des folgenden Dialogs grummelt es unheilvoll im Hintergrund, während sich Tuareg und Hodeidad beschießen. Der erdbasierte Teil der zweigeteilten Handlung endet mit dem Start der HERMES in den Orbit. Ab da hören wir wieder die üblichen SF-Klänge wie etwa sich öffnende und schließende Schleusen und Schotts.

Die Geräuschkulisse erstaunt den Hörer mit einer Vielzahl mehr oder weniger futuristischer Töne, so etwa Triebwerke oder Luken und Schleusen. Doch wenn man ein Fan von SF-Fernsehserien und Games ist, dann dürfte einen dies nicht gerade umhauen, sondern eher ganz normal vorkommen. Einige Klänge wie etwa Mobiltelefone – die keinen extra Namen haben – und Analysatoren (die wie von der „Enterprise“ klingen) piepen, zirpen und sirren. Strahlenpistolen sind da schon etwas ein- und nachdrücklicher.

Der gute Sound trägt dazu bei, den Hörer direkt ins Geschehen hineinzuversetzen, und das kann man von den wenigsten SF-Fernsehserien behaupten. Auch das Design von verzerrten Meldungen ist ähnlich professionell gehandhabt. Ein Satz kann mittendrin seine Klangcharakteristik ändern – faszinierend.

|Musik|

Ja, es gibt durchaus Musik in diesem Hörspiel. Neben dem Dialog und den zahllosen Sounds bleibt auf der Tonspur auch ein wenig Platz für Musik. Sie ist wie zu erwarten recht dynamisch und flott, aber nicht zu militärisch – ganz besonders im Intro und in den Intermezzi. Selten ist die Musik mal im Hintergrund zu hören, denn der Dialog soll nicht überdeckt werden.

Die Musik erweist sich als eminent wichtig, um Stimmung zu erzeugen und den Übergang zwischen Szenen zu signalisieren. Sie trennt aber auch Szenen voneinander, und einmal signalisiert sie durch tickende Rhythmik das quälend langsame Verstreichen der Zeit.

Ganz am Schluss erklingt ein zunächst langsames Outro, das den Ausklang zu dieser Episode bildet, bevor es zu einer flotteren Hintergrundmusik Fahrt aufnimmt. Diese läuft während der relativ langen Absage (etwa zwei Minuten), bei der sämtliche Sprecher und, wo sinnvoll, ihre Rollen aufgezählt werden.

|Das Booklet|

Das Booklet bietet einen Überblick über die bereits erschienenen Folgen der Serie, über die Macher und über die Sprecher. Eine Landkarte zeigt die „Todeszone Zentralafrika 2131“. Auf einer weiteren Seite danken die Produzenten einer ganzen Menge Leute – sogar den „kritisch engagierten“ Rezensenten!

_Unterm Strich_

Biologische Kampfstoffe scheinen zunächst das Generalthema zu sein. Und das würde uns angesichts einer solch konfliktreichen Welt wie der von 2131 nicht wundern. Doch wenn man Nat Wests Verteidigungsplädoyer lauscht, klingt eine andere Botschaft an: Er hatte ursprünglich einen Nanovirus als Universalheilmittel entwickelt: „Angelus“ (= Engel). Dieses durfte er jedoch weder vermarkten noch verkaufen. Stattdessen wurde er kopiert und ausgebootet. Kann man ihm verdenken, dass er auf die moralisch andere Seite wechselt und „Nacola“, das böse Virus, entwickelt? Sein Ultimatum an die VEGA war nicht wirklich ernstgemeint. Nun ist er drauf und dran, die Menschheit zu dezimieren, auf dass sie wieder Bedarf nach „Angelus“ verspüre.

Das moralische Dilemma, das der Autor aufzeigt, ist ziemlich deutlich, wenn er es mit „böse“ und „gut“ etikettiert. Soll die Medizin wirklich so gut werden, dass sie zur Überbevölkerung beiträgt? Oder soll sie vielmehr das Seziermesser werden und einen Großteil – aber welchen? – der Bevölkerung beseitigen, um einen Neustart zu ermöglichen – auf die Gefahr hin, von Militär und Regierung missbraucht zu werden? Beide Szenarien haben ihre Vor- und Nachteile. Nur die Moral des Handels, die Ethik, kann urteilen, welche Handlungsweise die „richtige“, verantwortungsvolle ist. Vor dieser schweren Aufgabe steht, wieder mal, Mark Brandis.

Die nächste Folge „Triton-Passage“ folgt im Januar 2013.

|1 Audio-CD
Spieldauer: 49 Minuten
Tracks: 10
Empfohlen ab 12 Jahren
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Mark Brandis: Lautlose Bombe – Teil 1 (Folge 21)

_Besoffene Raumfahrer und andere Schrecken_

2131: Commander Mark Brandis‘ Halbbruder Jonathan West steht unter Verdacht, mit Verbrechern zu kooperieren, die vor dem Einsatz von biologischen Kampfstoffen nicht zurückschrecken. Trotz deutlicher Indizien glaubt Mark Brandis an dessen Unschuld und versucht, den untergetauchten Mediziner zu finden, bevor der Geheimdienst ihn eliminieren kann … (Verlagsinfo)

Der Verlag empfiehlt das Hörspiel ab 12 Jahren.

_Der Autor_

Nikolai von Michalewsky (1931-2000) war bereits Kaffeepflanzer, Industriepolizist, Taucher und Journalist gewesen, als sein erster Roman 1958 veröffentlicht wurde. Am bekanntesten wurde er ab 1970 mit den Mark-Brandis-Büchern, der bis heute (nach Perry Rhodan) mit 31 Bänden erfolgreichsten deutschsprachigen SF-Reihe.

Seine konsequente Vorgehensweise, Probleme der Gegenwart im Kontext der Zukunft zu behandeln, trug Michalewskys Serie eine treue Leserschaft und hohe Auflagenzahlen ein. Seine besondere Zuneigung galt besonders dem Hörspiel. Er gehörte zu den meistbeschäftigten Kriminalhörspiel- und Schulfunkautoren Deutschlands. (Verlagsinfo)

_Die Sprecher/Die Inszenierung_

|Sprecher:|

Ruth O’Hara: Dorothea Anna Hagena
Cmdr. Mark Brandis: Michael Lott
Dr. Gomez: Oliver Seidler
Prolog: Wolf Frass
Dr. Philipp: Jochim C. Redeker
Jonathan „Nat“ West: Jacob Weigert
José Verasteguí: Daniel Montoya
Anflugkontrolle Las Lunas: Elena Wilms
Cpt. Esko Tuomi: Martin May
Porta Stellaris: Anke Reitzenstein
Magnus Sauerlein: Stefan Peters
John Harris: Gerhart Hinze
Cpt. Grigori »Grischa« Romen: David Nathan
Marie-Christine Rousseau: Eva Gaigg
sowie Melanie Blenke, Jens Gümmer, Marco Gehrmann, Michael Hansonis, Stefan Kretschmer, Sebastian Pütz

Nach Motiven des Romans „Lautlose Bombe“ von Nikolai von Michalewsky
Die Macher und Regisseure sind Interplanar.de:
Joachim-C. Redeker: Sounddesign und Musik
Redeker und Balthasar von Weymarn: Produktion, Regie und Schnitt

Jochim-C. Redeker, geboren 1970, lebt seit 1992 in Hannover. Gelernt hat er das Produzieren in der SAE Frankfurt, seither arbeitet er als Tonmeister für Antenne Niedersachsen. An zwei Virtual Reality Projekten hat er als Sounddesigner gearbeitet. Er gibt Audio- und Hörspielseminare und arbeitet als Werbetexter und Werbesprecher für zahlreiche Unternehmen sowie für Kino- und Radiowerbung. Musikalisch betreut er neben seinen eigenen Projekten auch Jingle- und Imageproduktionen. Bereits 1988 brachte ihm eine frühe Hörspielarbeit mit Balthasar den Sonderpreis der Jury für akustische Qualität beim Maxell Momentaufnahmen Wettbewerb ein.

Balthasar von Weymarn, geboren 1968, lebt seit 2006 im Taunus bei Frankfurt. Ausgebildeter Dramaturg und Filmproduzent (Filmstudium Hamburg); arbeitet auch als Skriptdoktor, -autor und Ghostwriter für Unternehmen wie Bavaria Film, Odeon Pictures, Tandem Communications, Storyline Entertainment u.a.
Das Hörspielmanuskript schrieb Balthasar v. Weymarn nach dem gleichnamigen Roman von Nikolai von Michalewsky. Aufnahme: Tommi Schneefuß, Sven-Michael Bluhm, Thomas Weichler
Produktion, Regie und Schnitt: Jochim-C. Redeker & Balthasar von Weymarn
Artwork: Alexander Preuss
Layout/ Satz: Jürgen Straub
Product Management: dp

_Hintergrund und Vorgeschichte_

Die Mark Brandis – Hörspielreihe begann 2005-2007 mit Bordbuch Delta VII. Inhaltlich unterscheidet sie sich in einigen wichtigen Punkten von den Büchern.

* Die Geschichten sind um 50 Jahre in die Zukunft verlegt, die Saga beginnt also 2119;
* Die Kürzel EAAU und VOR sind zu „die Union“ und „die Republiken“ geworden;

EAAU: Die Europäisch-Amerikanisch-Afrikanische Union (EAAU) ist ein transkontinentaler Staatenverbund und wurde als Zusammenschluss der drei Kontinente Europa, Amerika und Afrika ca. 1999 gegründet – ihr assoziiert ist Australien. Während Europa der Kontinent ist, der über die längste Tradition verfügt, haben sich Afrika und Amerika zu den industriell bedeutendsten Kontinenten entwickelt.
Flagge: ein Ring goldener Planeten um drei kleeblattartig angeordnete grüne Kontinente auf weißem Grund.
Hauptstadt: Metropolis

VOR: Die Vereinigten Orientalischen Republiken (VOR) sind ein transkontinentaler Staatenverbund und umfassen zwischen Ural und der Pazifikküste die asiatischen Staaten einschließlich Ozeaniens.
Flagge: zwei gekreuzte Mongolenschwerter vor einer gelb-roten Sonne.
Hauptstadt: Peking

VEGA: Die Strategische Raumflotte (SR) lagerte 2106 ihre Entwicklungsabteilung auf die Venus aus. Die zuständige Agentur ist die VEGA, kurz für Venus-Erde Gesellschaft für Astronautik, mit immerhin 8000 Mitarbeitern. Direktor der VEGA ist seit 2122 der ehemalige Major (SR) und Commander (VEGA) John Harris. Die Routen der Testflüge für die Neuentwicklungen sind streng geheim, da die Prototypen als begehrte Beute sowohl für die Vereinigten Orientalischen Republiken (VOR) und die Europäisch-Amerikanisch-Afrikanische Union (EAAU), aber auch für Raumpiraten gelten. Offiziell gilt die VEGA als neutral, aber ihre Auftraggeber waren bislang immer die SR und die Raumfahrtbehörde der Union.

_Handlung_

|Prolog|

Mark Brandis unternimmt im venezolanischen Urwald eine kleine Flitterwochentour. Ihr Ziel in dem streng geschützten und deshalb menschenleeren Gebiet ist eine heilige Stadt, zu deren Besichtigung sie eingeladen wurden. Da wird Ruth von einer Ameise gebissen und erleidet einen anaphylaktischen Schock. Binnen kürzester Zeit hat die allergische Reaktion sie bewegungsunfähig und bewusstlos gemacht. Der verzweifelte Mark lässt ihre Blutdaten fernanalysieren. Ruth muss schnellstmöglich in ein Krankenhaus! Leicht gesagt, wenn man sich zwei Tage von der Zivilisation entfernt befindet. Mark macht sich auf den Weg …

|Haupthandlung|

Nach einem Zusammenbruch durch völlige Erschöpfung erwacht Mark in einem Krankenhaus in Caracas. Der Arzt sagt ihm, Ruth liege in einem künstlichen Koma. Erst nach Tagen erholt er sich genug, von der „Aeskulab“-Krise“ zu erfahren. Das Weltraumlabor, das von Marks Halbbruder Jonathan West geleitet wurde, ist überfallen worden. Jonathan wurde evakuiert. Nun besucht er Mark in Caracas und erkundigt sich nach der Ameise, die Ruth mit so fatalen Folgen biss. „Nat“ West ist Immunologe, also Spezialist für Immunschwächen.

Bei einem oder zwei Gläsern Wein erzählt Nat von dem Überfall auf die Aeskulab-Medizinerstation. Er werde seitdem gejagt, denn die Terroristen, die den neuen Nacola-3-Virus erbeutet hätten, könnten ihn nur mit Hilfe einer bestimmten DNS-Sequenz aktivieren – und die habe nur er. Tags darauf bietet Nat eine solche Viruskultur zur Heilung Ruths an. Doch er selbst ist inzwischen zum Mond abgereist. Das kommt Mark sonderbar vor.

Nach einem alkoholischen Absturz mit 1,8 Promille wird Mark von einem Geheimdienstler besucht: Nat West sei verschwunden und werde von einem Kollegen schwer belastet: Er habe die Virenkultur selbst geraubt. Mark verteidigt seinen Bruder erst, doch dann will er den Dingen selbst auf den Grund gehen. Auf Las Lunas findet er ihn nicht, er muss auf der Militärstation Porta Stellaris notlanden.

|Porta Stellaris: Geheimauftrag|

Hier taucht Commander Harris, Marks Chef, auf, um ihm eine Mission anzuvertrauen. Nat West hat nämlich der VEGA ein unglaubliches Ultimatum gestellt: Entweder die VEGA stellt Forschung und Raumfahrt ein oder werde die Nacola-3-Viren loslassen. Die Frist beträgt lediglich 24 Stunden. Mark muss Nat West finden und unschädlich machen. Denn Harris hat nicht die Absicht, vor West zu kapitulieren. Der Sicherheitsdienst jage West bereits, um ihn zu liquidieren, doch Mark könne Wests leben retten, indem er den SD-Agenten zuvorkomme.

Zusammen mit seinem Piloten Grischa Romen sucht mark zuerst in der Antarktis nach seinem Bruder. Dort lebt und arbeitet Nats Freundin Marie-Christine Rousseau als Klimatologin. Doch als sie auf dem gesuchten Eisberg mit der kleinen Station eintreffen, scheint bereits alles zu spät zu sein …

_Mein Eindruck_

In diesem ersten Teil machen wir erstmals Bekanntschaft mit Dr. Jonathan „Nat“ West, einem Virenforscher, der sich radikalisiert hat und nun die VEGA vor ein unmögliches Ultimatum stellt. Wir erfahren wenig über die Natur der gefährlichen neuen Viren, die West gezüchtet hat. Dieses Spannungselement muss erst noch seine Tauglichkeit erweisen.

Das Generalthema ist diesmal Gesundheit. Schon der Auftakt lenkt unseren Blick auf die Gefahren, die dem menschlichen Organismus drohen: Marks Frau erleidet einen anaphylaktischen Schock, als ihr gesamter Organismus allergisch auf das Ameisengift reagiert und zusammenbricht. Ein zweites Argument ist der Teufel Alkohol, dem Mark unterlegt. Cops sammeln ihn in Caracas aus der Gosse auf. Auf dem Mond hat er noch einen Helfer, doch an Bord seines Fliegers, der ihn zur Erde bringen soll, versagt Marks Körper vollends den Dienst. Was für uns recht komisch wirkt, ist tödlicher Ernst. Er landet auf Porta Stellaris mit dem Rücken zur Landebahn…

Ein zweiter Aspekt ist die Versorgung der Weltbevölkerung mit Süßwasser (siehe dazu die Anmerkungen im Booklet, s.u.). In diesem gigantischen Projekt ist Wests Freundin Marie-Christines tätig: Sie schickt Eisberge aus der Antarktis in die Trockenzonen Indiens, also quer durch den Ozean. Noch erfahren wir nur aus dem Booklet, wie es zu dieser Süßwasserkrise kommen konnte.

Doch wenn die Eismassen in Gletschern und Polkappen mit dem gleichen rasanten Tempo wie bislang schmelzen, werden wir unser Trinkwasser bald auf andere Weise beschaffen müssen. Die Idee mit den Eisbergen ist keineswegs neu. Allerdings muss sich heute schon fragen, ob sie angesichts des hohen Schmelztempos der Polkappen überhaupt noch in hundert Jahren realisierbar sein wird. Hier hat der Autor nicht radikal genug gedacht – oder hatte ungenügende Daten zur Klimaerwärmung vorliegen. Das Buch wurde bereits 1977 veröffentlicht.

_Die Sprecher/Die Inszenierung_

|Die Sprecher|

Die Sprecher erfüllen ihre Aufgabe zu meiner Zufriedenheit. Es handelt sich um die immer wieder in der Serie auftauchenden Hauptfiguren wie der Titelheld, seine Frau, sein humorvoller Freund Grischa Romen. Nat West wird von Jacob Weigert recht sympathisch gesprochen. Deshalb reagiert man ebenso konsterniert wie Brandis, als West sein irres Ultimatum stellt.

Diesmal spielen durch Tonfilter verzerrte Stimmen eine dominante Rolle. West trägt sein Ultimatum auf einer Videoaufzeichnung vor, die seine Stimme verfremdet. Daneben gibt es eine Vielzahl von weiblichen Beamtinnen wie auf Porta Stellaris und Luna, die mit Funksprüchen aufwarten. Man kann ihre Genervtheit und die wachsende Anspannung förmlich mitfühlen, als Mark Brandis sich auf einen manuell gesteuerten Flug unter Alkoholeinfluss begibt. Autsch! Das kann nur schiefgehen.

|Geräusche|

Folglich muss diese Notlandung besonders eindrucksvoll akustisch inszeniert werden. Crash, bang, boom! – dies ist nicht übertrieben. Das „boom!“ der Explosion bleibt zum Glück aus, aber nur weil die Handlung sonst zu Ende wäre.

Die Geräuschkulisse erstaunt den Hörer mit einer Vielzahl mehr oder weniger futuristischer Töne, so etwa Triebwerke oder Luken und Schleusen. Doch wenn man ein Fan von SF-Fernsehserien und Games ist, dann dürfte einen dies nicht gerade umhauen, sondern eher ganz normal vorkommen. Vor allem das Dröhnen, Zischen und Jaulen von Düsen, Schleusen und Schotts ist regelmäßig zu hören, was ja auch naheliegt.

Der gute Sound trägt dazu bei, den Hörer direkt ins Geschehen hineinzuversetzen, und das kann man von den wenigsten SF-Fernsehserien behaupten. Auch das Design von verzerrten Meldungen ist ähnlich professionell gehandhabt. Ein Satz kann mittendrin seine Klangcharakteristik ändern – faszinierend.

|Musik|

Ja, es gibt durchaus Musik in diesem rasant inszenierten Hörspiel. Neben dem Dialog und den zahllosen Sounds bleibt auf der Tonspur auch ein wenig Platz für Musik. Sie ist wie zu erwarten recht dynamisch und flott, aber nicht zu militärisch – ganz besonders im Intro und in den Intermezzi. Selten ist die Musik mal im Hintergrund zu hören, denn der Dialog soll nicht überdeckt werden. Die Musik erweist sich als eminent wichtig, um Stimmung zu erzeugen und den Übergang zwischen Szenen zu signalisieren.

|Das Booklet|

Das Booklet bietet einen Überblick über die bereits erschienenen Folgen der Serie, über die Macher und über die Sprecher. Ein Buchauszug informiert über „Die Süßwasserkrise“: Die Vernachlässigung von Meerwasserentsalzungsanlagen und die Gletscherschmelze führen schon im 21. Jahrhundert zu einem akuten Mangel an Süßwasser.

Nun, im Jahr 2131, liefern sich die Nationen ein Wettrennen darum, wer die größten Eisberge am schnellsten zum Ziel transportieren kann. Hier hat Marie Christine Rousseau ihren Job. In drei Dossiers erfahren wir zudem mehr über diese Dame, den VEGA-Geheimdienstler José Verastegui und schließlich auch Jonathan West.

_Unterm Strich_

Ich nehme nicht an, dass Marks desaströser Flug unter Alkoholeinfluss so im Originalbuch steht. Aber auf diese Weise bringt die Regie ein gehöriges Maß an Action und Spannung in einen ansonsten recht drögen Auftakt zu diesem Zweiteiler. Sicher, der Prolog mit Ruths Zusammenbruch ist nicht zu verachten, was Dramatik anbelangt, aber der Überfall auf die Aeskulab-Station findet nicht „live“ statt, sondern nur als News-Meldung.

Erst ganz am Schluss nimmt die Handlung wieder an Fahrt auf: Die Jagd auf Nat West beginnt – noch dazu mit einer grausigen Entdeckung seines Werks. Wir fragen usn unwillkürlich: Wenn West schon zu derartigen Aktionen fähig ist, wohin könnte dann ein wirklicher Virenausbruch führen? Die Story trägt also ihren Titel zu Recht.

|Das Hörspiel|

„Mark Brandis“ ist als Hörspiel professionell inszeniert, spannend, stellenweise actionreich und mitunter sogar bewegend. Im Unterschied zu den ersten Folgen wurden nun mindestens zwei größere Dialogszenen eingebaut, die mir sehr gut gefallen haben. Sie charakterisieren besonders Mark Brandis als einen moral- und verantwortungsbewussten Erwachsenen, der auch mal seine Fehler korrigieren kann.

Dies ist beruhigend weit entfernt von Kinderkram und rückt die Serie in die Nähe der POE-Hörspiele, die mir fast durchweg gut gefallen. In zehn Jahren wird man diese Serie als Vorbild für eine gelungene SF-Serie aus deutschen Landen auf gleicher Höhe mit „Perry Rhodan“ setzen. Und die Sammler werden sich die Finger danach lecken.

|1 Audio-CD
Spieldauer: 59 Minuten
Tracks: 10
Empfohlen ab 12 Jahren
UPC: 0602527804224|
[www.folgenreich.de]http://www.folgenreich.de
[www.markbrandis.de]http://www.markbrandis.de
[www.interplanar.de]http://www.interplanar.de

_|Mark Brandis| als Hörspiel:_
01 [„Bordbuch Delta VII“ 4995
02 [„Verrat auf der Venus“ 5013
03 [„Unternehmen Delphin“ 5524
04 [„Aufstand der Roboter“ 5986
05 [„Testakte Kolibri 1“ 5984
06 [„Testakte Kolibri 2“ 5985
07 [„Vorstoß zum Uranus 1“ 6245
08 [„Vorstoß zum Uranus 2“ 6246
09 [„Raumsonde Epsilon 1“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6467
10 [„Raumsonde Epsilon 2“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6468
11 „Die Vollstrecker 1“
12 „Die Vollstrecker 2“
13 [„Pilgrim 2000 1“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7059
14 [„Pilgrim 2000 2“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7060
15 [„Aktenzeichen: Illegal“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7128
16 [„Operation Sonnenfracht“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7129
17 [„Alarm für die Erde“ (Teil 1)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7479
18 [„Alarm für die Erde“ (Teil 2)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7480
19 [„Sirius Patrouille (Teil 1)“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7760
20 [„Sirius Patrouille (Teil 2)“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7763
21 _“Lautlose Bombe“ (Teil 1)_
22 „Lautlose Bombe“ (Teil 2)

_Mark Brandis in Buchform bei |Buchwurm.info|:_
Band 01: [„Bordbuch Delta VII“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6535
Band 02: [„Verrat auf der Venus“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6539
Band 03: [„Unternehmen Delphin“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6536
Band 04: [„Aufstand der Roboter“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6618
Band 05: [„Vorstoß zum Uranus“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6630
Band 06: [„Die Vollstrecker“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6636
Band 07: [„Testakte Kolibri“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6723
Band 08: [„Raumsonde Epsilon“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6781
Band 09: [„Salomon 76“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6723
Band 10: [„Aktenzeichen: Illegal“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6801
Band 11: [„Operation Sonnenfracht“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6802
Band 12: [„Alarm für die Erde“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6882
Band 13: [„Countdown für die Erde“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6908
Band 14: [„Kurier zum Mars“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6938
Band 15: [„Die lautlose Bombe“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6962
Band 16: [„PILGRIM 2000“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7167
Band 17: [„Der Spiegelplanet“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7194
Band 18: [„Sirius-Patrouille“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7267
Band 19: [„Astropolis“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7390
Band 20: [„Triton-Passage“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7391

Star Wars – Das Imperium greift an (Erben des Imperiums 2)

_Die THRAWN-Trilogie:_

Teil 1: „Erben des Imperiums“
Teil 2: „Die dunkle Seite der Macht“
Teil 3: „Das letzte Kommando“

Die Hörspiel-Umsetzung von „Erben des Imperiums“:

Teil 1: „Der Wächter des Mount Tantiss“
Teil 2: „Das Imperium greift an“
Teil 3: „Der Zorn der Mara Jade“
Teil 4: „Die Schlacht um Sluis Van“

_Die Handlung:_

Der Angriff kommt unerwartet – und mit tödlicher Präzision. Mit mehreren Sternzerstörern
attackiert Großadmiral Thrawn drei Systeme der Neuen Republik. Doch der Kampf hinterlässt weniger Schäden als vermutet. Was hat der Großadmiral vor? Als Han und Leia versuchen, hinter das Geheimnis zu kommen, ahnen sie nicht, dass sie längst zu Gejagten geworden sind. (Verlagsinfo)

_Mein Eindruck:_

Direkt und ohne große Musikverzögerung gehts farbenfroh auf der Sci-Fi-Kopfkinoleindwand zur Sache. Wir befinden uns auf dem Sternenzerstörer GNADENLOS, der, da könnte man beim Namen allein schon drauf kommen, Großadmiral Thrawn untersteht. Aber, wieso will Thrawn seine Feinde nicht vernichten, sondern nur erschrecken? Das fragen sich nicht nur die „Guten“, sondern auch die „Bösen“ … Thrawn teilt seine Gedanken halt nicht öffentlich … nicht mal mit dem Hörer. Was er vorhat, das haben wir uns im ersten Teil des Vierteilers schon fragen können … das geht auch hier weiter. Was auch weitergeht, ist die Drängelei seines Jedimeister-Klons C’baoth, dem er schon in der letzten Folge ein paar besondere Jedi-Schüler versprochen hat, als Dank für seine Dienste. Der macht sich mittlerweile selbst mental daran, per Jedi-Fähigkeit Kontakt zu Luke aufzunehmen, um ihn zu sich zu locken.

Auf der anderen Seite der Macht bildet Luke seine Schwester aus. Die kann er leider nicht auf die nächste Mission begleiten, weil die Planetenbewohner von Bpfash keine Jedi mögen. Das gibt ihm allerdings die Möglichkeit, selbst mal auf Dagobar nach dem Rechten zu schauen. Der Name sollte jedem etwas sagen, der schon mal einen der älteren STAR-WARS-Teile gesehen hat … hier hat Luke seine Ausbildung unter Yoda erhalten. Und während Leia und Han recht schnell schon beschossen werden, gibts für den Hörer den ersten breiten Grinser … „Irgendetwas stimmt nicht!“ … „Richtig, man schießt auf uns!“. Auch ein Grund, warum STAR WARS so beliebt ist … es gibt nicht nur spannende Action und Weltraumkämpfe, sondern auch immer wieder witzige und kernige Sprüche.

Nur … was will Thrawn denn auf einmal mit einer Masse an Minenrobotern? Gibts irgendwo Schätze zu heben? Das und so einiges mehr … erfahren wir leider in diesem Teil nicht. Vielmehr entwickelt sich die Folge nach den anfänglichen Kämpfen zu einem Katz-und-Maus-Spiel zwischen Leia und Luke auf der einen und Thrawn auf der anderen Seite.

Die cleveren Ideen, die unsere Sternenkrieger haben, sind offenbar nicht clever genug für den Großadmiral, denn er scheint alles zu durchschauen, was die Gegenseite plant. Auch lässt er sich von kleineren Rückschlägen nicht verunsichern und zeigt seinen Leuten und dem Hörer, dass er nicht nur klug reden kann, sondern auch hart durchgreift, wenn etwas nicht nach seinem Geschmack läuft.

Beim dramatischen Schluss dieses Teils von „Erben des Imperiums“ zeigt Hans-Georg Panczak eindrucksvoll, dass er in all den STAR-WARS-Jahren nichts von seinem Sprachtalent eingebüßt hat. Im Gegensatz zu Wolfgang Pampel, der eher steif und behäbig klingt, bringt Panczak die volle, lebendige Action authentisch und spannend ins Kopfkino des Hörers. Und für den vollen Kopfkino-Surround-Sound sorgen wie gewohnt unterstützend die originalen Effekte und die originale Musik aus dem STAR-WARS-Universum.

|Die Sprecher und ihre Rollen:|

Erzähler – Joachim Kerzel
Luke Skywalker – Hans-Georg Panczak
Han Solo – Wolfgang Pampel
Leia Organa Solo – Susanna Bonasewicz
Lando Calrissian – Frank Glaubrecht
Großadmiral Thrawn – Thomas Nero Wolff
Joruus C’baoth – Jürgen Thormann
Captain Pellaeon – Erich Ludwig
Talon Karrde – Hubertus Bengsch
Mara Jade – Marion von Stengel
C-3PO – Joachim Tennstedt
Wedge Antilles – Bernd Vollbrecht
Admiral Ackbar – Hans Teuscher
Lieutenant Tschel – Robin Kahnmeyer

in weiteren Rollen: Marius Clarén, Sebastian Rüger, Rainer Fritzsche, Kim Hasper, Alexander Weise, Matthias Kress, Björn Schalla, Sebastian Schulz, Daniel Montoya, Till Bauer, Markus Pfeiffer, Mario Pokatzky, Thomas Nokielski, Tobias Kluckert

|Technik-Credits:|

Produktion: Alex Stelkens, Oliver Döring
Produktionsleitung: Ila Schnier von Wittich
Tontechnik: Thomas Nokielski, Stephan Busch
Schnittassistenz: Stephan Busch
Grafik: Frierdemann Weise
Musik: John Williams
Buch, Schnitt und Regie: Oliver Döring

|Die Ausstattung:|

Die mit dem Covermotiv bedruckte CD steckt in einem Jewel-Case. Das Booklet-Faltblatt bietet auf der ausgeklappten Innenseite ein schönes STAR-WARS-Motiv mit den Gesichtern von Han Solo, Chewbacca und Lando Calrissian. Zusätzlich werden noch die Sprecher und ihre Rollen aufgeführt sowie die Technik-Credits. Auf der Rückseite des Blooklets sehen wir eine Zeichnung eines entschlossen dreinblickenden Admirals Thrawn.

_Mein Fazit:_

Thrawn hat es auf Luke und Leia abgesehen und die versuchen, ihm zu entkommen. Am Anfang und am Ende der Folge gibts dramatische Kämpfe, dazwischen ein Katz-und-Maus-Spiel. Das allerdings ist durchgehend spannend und fesselt den Hörer eine Stunde lang an die Lautsprecher, aus denen lebendige Dialoge, tolle Effekte und packende Musikuntermalung in die unendlichen Weiten zwischen den Ohren des Hörers strömen.

|1 Audio-CD
Spieldauer: ca. 59 Min.
Tracks: 10
ISBN: 978-3-941082-51-9|

Besprechungen von über 40 weiteren STAR-WARS-Abenteuern findet ihr in unserer [Datenbank]http://buchwurm.info/book

Allende, Isabel – Mayas Tagebuch

Isabel Allende hat erst kürzlich ihren 70. Geburtstag gefeiert. Seit der Veröffentlichung ihres ersten Romans, „Das Geisterhaus“, sind also bereits dreißig Jahre vergangen, in denen sie mit steter Regelmäßigkeit die Öffentlichkeit mit Geschichten versorgt hat. Und trotzdem gehen ihr die Romanideen nicht aus. Mit ihrem neuesten Werk, „Mayas Tagebuch“, möchte sie nun beweisen, dass sie noch lange nicht zum alten Eisen gehört.

Dabei bietet sie viel Bekanntes, denn ihre Romane verlangen nach ganz bestimmten Zutaten, um das gewisse magische Allende-Feeling zu versprühen, das ihre Fans so schätzen: ein wenig magischer Realismus, starke Frauenfiguren, schwere Schicksalsschläge, schräge Familien, eine Prise jüngere Geschichte (chilenische, zumeist) und einen guten Schuss Gefühl. Mit diesem Rezept ist sie bisher immer gut gefahren und auch bei „Mayas Tagebuch“ führt dessen Anwendung zu einem lesenswerten und kurzweiligen Ergebnis. Doch das gewisse Etwas, das in keinem Rezeptbuch steht und das sich auf geheimnisvolle Weise aus dem Zusammenspiel der einzelnen Komponenten ergibt, kommt diesmal bei der Lektüre nicht auf.

_Die Titelheldin ist_ gute fünfzig Jahre jünger als die Autorin: Maya ist neunzehn, hat aber in ihrem kurzen Leben schon einiges hinter sich. Sie wächst behütet und glücklich bei ihren Großeltern in Berkeley auf. Diese Großeltern – die chilenische Exilantin Nidia und ihr zweiter Mann Paul – sind typische Allende-Figuren. Sie sind ungewöhnlich und unangepasst, aber dem Leser sofort sympathisch. Beim Lesen sehnt man sich zwangsläufig danach, Bekannte wie Nidia und Paul zu haben: loyal, hilfsbereit, abgedreht und immer mit einer guten Flasche Wein im Haus. Nidia glaubt an Horoskope und sieht die Aura ihres Gegenübers, während Paul per Teleskop in die Sterne guckt und immer Hut trägt. Ihre Erziehungsmethoden sind gewagt, pädagogische Lücken machen sie jedoch durch eine große Portion Liebe und Zuwendung wieder wett. Aus Maya könnte also eine glückliche junge Frau werden, würde Paul nicht an Krebs sterben, als sie gerade in die sowieso schwierigen Teenagerjahre kommt. Dieser Tod wirft beide Frauen aus der Bahn. Doch während Nidia ihrer Trauer Raum gibt und es so schafft, sie schließlich zu überwinden, bleibt Maya in ihrer emotionalen Lähmung gefangen und landet schlussendlich auf der schiefen Bahn. In der Schule gerät sie an die falschen Freundinnen, verdingt sich als Kleinkriminelle und macht erste Drogenerfahrungen. Als sie schließlich in einer schicken Privatklinik für suchtkranke Jugendliche landet, sucht sie das Weite und rutscht – für ihre Großmutter unauffindbar – unrettbar ins Drogenmilieu von Las Vegas ab, wo sie für den Dealer Brandon Leeman Kunden mit harten Drogen beliefert. Da Leeman jedoch noch in ganz anderen illegalen Geschäften die Finger drin hat, wird sie bald von der Polizei und dem FBI gesucht und als sie endlich wieder bei Nidia eintrifft, verschifft diese sie sofort auf ein winziges chilenisches Eiland zu einem alten Bekannten. Dort soll sie sich vor den amerikanischen Gesetzeshütern verstecken und ihre Wunden lecken.

Mayas Zeit auf Chiloé bildet die zweite Erzählebene des Romans und hier läuft Allende wahrlich zu Hochform auf. Mayas Drogenerfahrungen wirken immer eher plakativ als realistisch, eben nur wie eine Zutat zu einem Roman. Doch in die Welt von Chiloé tauchen Allende, Maya und schlussendlich der Leser gemeinsam ein. Die Insel ist nicht unbedingt rückständig – regelmäßig schauen Touristengruppen vorbei, es gibt Strom (meistens), Internet und einmal in der Woche Filmvorführungen im Schulhaus. Doch das Leben fließt merklich langsamer und so wird Maya auf sich selbst zurückgeworfen. Die Zeit tröpfelt träger dahin und man kann ganze Nachmittage nur damit zubringen, aufs Meer zu schauen, ein Buch zu lesen oder mit Nachbarn zusammenzusitzen. Maya findet Freunde auf Chiloé, fühlt sich den Menschen und dem Leben dort mehr und mehr verbunden und kann sich bald kaum noch vorstellen, ins schnelle und laute Berkeley zurückzukehren. Man beneidet Maya zwangsläufig um diese erzwungene Auszeit und bald erkennt auch sie selbst, welch ein Geschenk diese Insel ist.

Auf dieser Erzählebene kann Allende alle ihre Stärken ausspielen und hier wirkt sie am überzeugendsten. Leider schafft sie es nicht, beide Erzählstränge elegant zusammenzuführen. Maya erzählt beides – ihre Lebensgeschichte und ihre Zeit auf Chiloé – in Tagebuchform, doch schon diese Erzählsituation wirkt artifiziell und kaum plausibel. Mit fortschreitender Lektüre hat man mehr und mehr den Eindruck, die drogensüchtige Maya und die in sich ruhende Maya auf Chiloé seien zwei völlig verschiedene Figuren, so wenig haben beide gemein. Obwohl kaum Zeit vergangen ist, kämpft die neue Maya kaum mit ihrer Vergangenheit und schon gar nicht mit ihrer Drogensucht. Ihr Entzug war offensichtlich so erfolgreich, dass sie weder mit Spätfolgen noch mit Zwängen zu kämpfen hat. Nicht mal der überall erhältliche Alkohol lockt sie. Diese Diskrepanz zwischen der hoffnungslosen Drogensüchtigen und der gereiften Maya, die über alles hinweg scheint, nimmt dem Roman ein gutes Stück Glaubwürdigkeit. Ebenso unglaubhaft ist der Krimiplot, den Allende gegen Ende einführt und der recht simplizistisch Mayas Problem mit dem FBI löst. Die Marschrichtung (und der Bösewicht) sind allerdings zehn Meilen gegen den Wind zu erschnuppern und so möchte man Isabel Allende raten, es möglichst nicht noch einmal mit einem „Whodunit?“ zu versuchen. Dieser Teil des Romans geht nämlich gründlich schief.

_Ansonsten lohnt sich_ „Mayas Tagebuch“ vor allem wegen der Nebencharaktere und dem Schauplatz in Chile, nicht so sehr wegen der Beschreibung von Mayas Absturz und Drogensucht. Man könnte Isabel Allende Routiniertheit vorwerfen, doch es ist gerade dieses immer neue Verweben von bekannten Elementen, das ihre Fans so an ihren Romanen schätzen. Und auch wenn „Mayas Tagebuch“ kein Erfolg auf ganzer Linie ist, so verdient er doch einen wohlwollenden erhobenen Daumen.

|Hardcover: 448 Seiten
Originaltitel: El cuaderno de Maya
Übersetzung aus dem Spanischen: Svenja Becker
ISBN: 9783518422878|
http://www.suhrkamp.de

_Isabel Allende auf |Buchwurm.info|:_
[„Im Bann der Masken“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=605
[„Die Stadt der wilden Götter“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1431
[„Im Reich des goldenen Drachen“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1432
[„Zorro“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1754
[„Inés meines Herzens“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4229
[„Das Siegel der Tage“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5269
[„Mein erfundenes Land“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=2979
[„Die Insel unter dem Meer“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6604

Deleeuw, Brian – Andere, Der

_Das geschieht:_

Luke Nightingale ist ein Kind, dem es scheinbar an nichts fehlt. Die Eltern sind vermögend und etabliert in der Gesellschaft von New Yorks Upper West, Mutter Claire leitet einen kleinen aber feinen Verlag, der sich auf Kriminalliteratur spezialisiert hat. Doch die Ehe der Eltern scheitert, denn Claire ist psychisch labil. Immer wieder erlebt sie manische und depressive Phasen, in denen sie zur Gefahr für sich und ihre Familie wird. Gatte James ergreift die Flucht und heiratet neu; Luke lässt er zurück, denn er argwöhnt, dass auch dieser vom Nightingale-Fluch erfasst wurde: Seit Generationen wird da Geschlecht vom Wahnsinn heimgesucht; Claires Mutter Venetia hat sich vor Jahren deshalb umgebracht.

Im Alter von sechs Jahren ruft der introvertierte, einsame, verstörte und genetisch tatsächlich vorbelastete Luke „Daniel“ ins Leben. Der unsichtbare Freund wird zur einzigen Konstanten in seinem chaotischen Alltag. Aber Daniel entwickelt einen eigenen Willen. Er verachtet Luke für die Abhängigkeit von der Mutter, die er als Schwäche betrachtet. Außerdem kann Daniel nicht riskieren, dass jemand die Leere in Lukes Leben füllt, denn dies gefährdet seine Existenz, wie er erfahren muss, als er Daniel dazu bringt, den allzu geliebten Hund zu vergiften: Luke kommt in psychiatrische Behandlung und wird geheilt, was Daniel hilflos in einen Winkel seines Unterbewusstseins verbannt.

Erst zwölf Jahre später kann er sich befreien, weil der durch eine besonders intensive Wahnattacke Claires unter Seelenstress geratene Luke einen Rückfall erlebt. Dieses Mal agiert Daniel vorsichtiger. Er hat aus seinem Fehler gelernt und erweist sich in der Folge als ausgezeichneter Manipulator. Der Umzug ins Studentenwohnheim verstärkt Lukes Unsicherheit. Daniel springt in die Bresche. Immer öfter verlässt sich Luke auf ihn, was Daniels Kraft steigert. Als Luke die Gefahr endlich bemerkt, kommt es zur Konfrontation, die nur einer überleben kann …

_Zwei Seelen wohnen in seiner Brust_

So fasste einst Johann Wolfgang von Goethe das Dilemma des Dr. Faustus zusammen, das sich folgenschwer so fortsetzt: „Die eine will sich von der andern trennen“. Dies kann naturgemäß nicht gut ausgehen, da besagte Seelen auf den gemeinsamen Körper angewiesen sind. Der schottische Schriftsteller Robert Louis Stevenson griff dies 1886 zwar literarisch weniger kunstvoll aber unterhaltsamer auf. In „Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde“ ist nicht die Trennung der Seelen das Problem: Beide wollen sie bleiben, sich den gemeinsamen Körper jedoch nicht teilen, sondern ihn jeweils allein beherrschen. Daraus entwickelt sich ein erbitterter, letztlich bizarrer Kampf, denn der Tod des einen wird auch den anderen umbringen, sind doch beide nur Projektionen desselben Hirns.

Nach Jekyll & Hyde konnte das Thema eigentlich nur noch variiert und verfeinert werden, denn Stevenson hatte alles Grundsätzliche gesagt. Auch Brian DeLeeuw folgt mit „Der Andere“ den tiefen literaturgeschichtlichen Spuren seiner Vorgänger. Er versucht der Geschichte Neues abzuringen, indem er sie einerseits ins 21. Jahrhundert transponiert und sie andererseits stilistisch auf eine höhere Ebene hebt. Das eine funktioniert nur bedingt, das andere greift zu kurz; bei nüchterner Betrachtung schimmert das bekannte Handlungsgerüst deutlich durch.

Sehr modern bedingt kein Wundermittel die Abspaltung von Daniel. Der Keim des Verderbens schlummert bereits in Lukes Genen, denn er ist mindestens Kind und Enkel wahnsinniger Vorfahren. Ausgelöst wird die Schöpfung des „Anderen“ durch Stress und Verwahrlosung. Mutter Claire klammert, was nicht nur durch ihre Krankheit bedingt ist. Sie weiß sehr wohl um die familiäre Schwäche. Ihr obsessives Interesse am Sohn ist deshalb auch Beobachtung, denn spätestens nachdem Luke seinen Hund spektakulär vergiftet hat, ist Claire bewusst, dass ihr Sohn gefährlich werden könnte.

|Auch goldene Käfige sind Käfige|

Literaturkritiker lieben Schriftsteller, die sich an sozialen Schattenseiten abarbeiten. Der Autor wird zum Arzt oder Forscher und präpariert mit dem Skalpell die Schwächen dort heraus, wo sie besonders intensiv negiert und verborgen werden. Also spielt unsere Geschichte in der nicht nur künstlerisch etablierten, sondern auch finanziell auf Rosen gebetteten ‚besseren‘ New Yorker Gesellschaft. Claire und ihr späterer Ex-Gatte James umgeben sich mit den Klugen, Schönen oder wenigstens Interessanten. Sie verlegt Bücher, er wirbt Gelder für kulturelle Projekte ein. Geld spielt keine Rolle, man lebt in bewachten Nobel-Mietshäusern, in denen die Drecksarbeit vom Personal erledigt wird, damit sich die High Society ihren bedeutsamen Aktivitäten widmen kann.

Der Blick hinter die Kulissen soll bei DeLeeuw ernüchtern: Alles ist nur Fassade, dahinter herrschen Chaos und Kälte. Selbst wenn Claire gesund ist, beachtet sie den Sohn nicht wirklich oder instrumentalisiert ihn als Instrument ihrer Selbstdarstellung als allein erziehende Frau und trotzdem beruflich erfolgreiche Geschäftsfrau. Luke ist ihr Accessoire, und begehrt er dagegen auf, flüchtet Claire in den Wahnsinn und wartet auf das Anspringen seines schlechten Gewissens. Vater James hat sich gänzlich zurückgezogen, eine neue, hoffentlich ‚bessere‘ Familie gegründet und widmet sich seinen Pflichten Luke gegenüber nur widerwillig.

Luke erkennt zwar, wie ihm geschieht, doch er bringt nicht die Kraft auf, sich durchzusetzen und seine Gefängnismauern zu sprengen. Dies gelingt nur Daniel. Lukes zweites Ich fühlt und tut, was ihm verwehrt ist bzw. was er sich selbst verwehrt. Die Spaltung bringt Luke Erleichterung, aber er weiß um ihre gefährlichen Aspekte: Einmal aus der Flasche gelassen, will Daniel keineswegs dorthin zurück. Verhängnisvoll ist auch, dass nur Lukes volle Aufmerksamkeit Daniel Kraft und Existenz sichert.

|Kampf ohne Sieger|

Es kommt, wie es kommen muss: Daniel/Hyde beschließt, den schwächlichen aber latent gefährlichen Konkurrenten Luke/Jekyll endgültig zu eliminieren. Da er ihn nicht töten kann, will er ihn übernehmen. Diesen Kampf weiß DeLeeuw in seiner ganzen Absurdität für den Leser nachvollziehbar und spannend darzustellen. Ganz allmählich gerät das Kräfteverhältnis aus der Waage. Die Schale neigt sich zugunsten Daniels. Der Triumph ist jedoch nur Täuschung, denn faktisch ist es ja immer noch und immer nur Luke, der mit sich selbst ringt.

Leider versucht DeLeeuw jetzt, originell zu werden. Während Stevenson geradlinig den Höhepunkt der finalen Auseinandersetzung zwischen Jekyll und Hyde ansteuert, lässt DeLeeuw den potenziell dramatischen Moment, in dem „Daniel“ triumphierend Claire seinen Sieg über Luke schildert, quasi verpuffen: Claire kann gar nicht erkennen, dass sich ihre schlimmste Befürchtung bewahrheitet hat, denn sie ist just selbst endgültig übergeschnappt und hält sich für ihre eigene Mutter. Dieser Symbol-Overkill erschüttert nicht, er irritiert nur.

Im Finale wird es noch einmal kryptisch, denn der nun offen ausbrechende Kampf zwischen Daniel und dem keineswegs verschwundenen Luke bricht offen aus und endet nicht nur tragisch, sondern mündet quasi auch in die Einleitung ein: Eine neue Generation steht wie anfänglich Luke bereit, denn Weg in den Irrsinn einzuschlagen. Auch diese Volte greift nicht bzw. kann dem Leser nicht mehr einen letzten Schrecken versetzen. „Der Andere“ endet, wie er begann: stilistisch anspruchsvoll im engen Rahmen eines begrenzt originellen Psychogramms. Nur punktuell kann DeLeeuw zumindest jene eher genregeprägte Fraktion des Publikums packen, die auf eine überraschende Lektüre hofft.

_Autor_

Brian DeLeeuw wurde in den frühen 1980er Jahren in New York City geboren, wo er auch aufwuchs und noch heute lebt. Er studierte Kreatives Schreiben an der Princeton University; seinen Master-Abschluss machte er an der New School.

Beruflich ist DeLeeuw für das „Tin House Magazine“, ein in Portland (Oregon) und New York City ansässiges, viermal jährlich erscheinendes Magazin für amerikanische Literatur tätig. „Der Andere“ ist sein Romandebüt.

|Taschenbuch: 344 Seiten
Originaltitel: In This Way I Was Saved (New York : Simon & Schuster 2009)
Übersetzung: Ulrike Clewing
ISBN-13: 978-3-426-50387-4
eBook: 467 KB
ISBN-13: 978-3-426-41310-4|
http://www.brianDeLeeuw.com
http://www.knaur.de

Tajsich, Thomas U. – Tödliche Gerechtigkeit

In Washington herrscht Ausgangssperre, doch der Obdachlose Steve hat davon nichts mitbekommen. Unbedacht irrt er durch die menschenleere Stadt und trifft dort auf eine junge Journalistin, deren Auto auf dem Weg zur Arbeit den Geist aufgegeben hat. Nun will sie zu Fuß dorthin laufen. Als sie ihren Chefredakteur telefonisch erreicht, verspricht dieser, sie abzuholen. Kurz darauf steht das FBI vor Steve und Kathy und will die Journalistin abholen. Sie steigt in das Auto und wird kurze Zeit später tot aufgefunden.

In Deutschland findet der Wirtschaftswissenschaftler Peter Mormerin durch Zufall eine Speicherkarte. Da die Dateien darauf verschlüsselt sind, wendet er sich an ein Hackerforum. Einen Tag später kann Peter die Dateien entschlüsseln und findet eine Namensliste – alle Personen darauf sind hochrangige Unternehmensvertreter. Als er die ersten Namen googelt, findet er Berichte über ungeklärte Vermissten- und Todesfälle. Es handelt sich bei der Liste offenbar um eine Todesliste! Ein Mitglied des Hackerforums warnt Peter, dass er sich in Gefahr befinde. Näheres will er nur bei einem persönlichen Treffen verraten – in Washington. Kurzerhand reist Peter Mormerin mit dem Wunsch nach Aufklärung in die US-amerikanische Hauptstadt und lernt Mitglieder eines Bündnisses kennen, die allesamt im Verdacht stehen, hinter den Todesfällen zu stehen, denn die Liste stammt von ihnen … Chef des Bündnisses ist der amerikanische Vizepräsident, der auf einer Pressekonferenz nach den ersten Worten zusammenbricht und ins Koma fällt. Was ist passiert?

_Spannung rund um den Erdball_

Das Buch beginnt mit einem etwas mysteriösen Brief und schildert gleich anschließend die ominöse Pressekonferenz, in der der amerikanische Vizepräsident erst den Präsidenten als Lügner und Verräter bezeichnet und dann selbst zusammenbricht und nicht mehr atmet. Schon darauf lernen wir den obdachlosen Steve kennen, der durch die menschenleere Stadt irrt und nur knapp seiner Verhaftung entgehen kann. Es dauert nicht lange, bis er die Journalistin Kathy kennen lernt und diese stirbt.

Der deutsche Autor Thomas U. Tajsich reiht zu Beginn seines kurzweiligen Buches viele Ereignisse aneinander, die zunächst nicht miteinander zusammenhängen. Als er dann auch noch unvermittelt nach Deutschland springt und wir Peter Mormerin kennen lernen, weiß man beim Lesen gar nicht mehr so recht, worauf der Autor hinaus will. Und dennoch bleibt man am Ball, liest Seite um Seite und möchte endlich hinter das Geheimnis blicken und die Verbindungen knüpfen können. An Spannung mangelt es mindestens in der ersten Hälfte des Buches also nicht.

Als Peter Mormerin allerdings in Washington Mitglieder des Bündnisses kennen lernt und erste Informationen darüber erhält, was eigentlich vor sich geht, flacht die Spannung ziemlich ab. Das Bündnis will Peter als Mitglied gewinnen und schickt ihn zu einer Konferenz in Deutschland. Dort soll er die „Gegenseite“ ausspekulieren, doch als er den vermeintlichen Mörder kennen lernt, ist Peter Mormerin verwirrt, denn er weiß tief in seinem Inneren, dass er auf der Konferenz ganz sicher nicht denjenigen Mörder kennen gelernt hat, der die Todesliste abarbeitet. Spielt etwa das Bündnis falsch? Diesen Glaubenskonflikt hätte Tajsich meiner Meinung nach noch etwas besser ausarbeiten und spannender gestalten können, denn ab diesem Moment verpufft viel Spannung, da man gar nicht mehr so recht weiß, worauf das Buch nun hinauslaufen soll.

Kurze Zeit später reist Peter Mormerin nochmals nach Washington, weil er sich weitere Antworten erhofft und langsam zu beginnen glaubt, dass nicht alle Mitglieder des Bündnisses ehrlich zu ihm waren. Hier verrennt sich der Autor etwas in seiner Geschichte, er lässt Peter Sightseeing betreiben, obwohl dieser doch eigentlich auf der Suche nach Antworten ist. Als er sich von Steve ein Auto ausleiht, das dieser gemeinsam mit dem jetzigen Chef des Bündnisses teilt und Peter einer Adresse im Navigationsgerät folgt, wird die Geschichte recht unglaubwürdig. Natürlich läuft alles darauf hinaus, dass Peter in Lebensgefahr gerät und doch jemand anderes hinter den Morden steckt, als er gedacht hatte. Aber glaubhaft fand ich diese Wendung nicht mehr.

_Gut im Ansatz_

„Tödliche Gerechtigkeit“ beginnt sehr, sehr spannend. Thomas Tajsich eröffnet viele verschiedene Handlungsstränge, die zunächst nichts miteinander zu tun zu haben scheinen. Doch nach und nach werden die Verbindungen klar und damit gewinnt die Geschichte noch mehr an Tempo. Leider kann Tajsich diese Spannung nicht bis zum Ende halten, sondern verrennt sich dann ein wenig in Details und den verschiedenen Handlungssträngen. Am Ende werden nicht alle Fragen beantwortet und auch die Botschaft des Buches verpufft dadurch. So bleibt leider nur ein durchschnittlicher Eindruck zurück, obwohl der Beginn wirklich ausgesprochen vielversprechend war!

|Softcover, 348 Seiten
ISBN-13: 978-3-941297-15-9 |
http://www.krimiwelt-verlag.de