Franziscowsky, Hans Gerhard (als H.G. Francis) – Sternentor: Im Land der grünen Sonne (Folge 4) (Hörspiel)

_|Das Sternentor:|_

01 [„Der rote Nebel“ (2002)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7705
02 [„Planet der Seelenlosen“ (2003)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7707
03 [„Der verbotene Stern“ (2003)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7732
_04 „Im Land der grünen Sonne“ (2004)_
05 „Verloren in der Unendlichkeit“ (2006)
06 „Im Bann der glühenden Augen“ (2006)
07 „Der dritte Mond“ (2008)
08 „Das Rätsel der sieben Säulen“ (2008)
09 „Die Zeitfalle“ (2009)

_Zur Story_

Nachdem die Terraner unwissentlich den heiligsten Planeten der Copaner entweihten, haben sie sich den Zorn des mächtigsten der galaktischen Völker auf sich geladen. Die Copaner fackeln nicht lang und schicken ein schwarzes Loch los, die Erde zu vernichten. Allerdings konnten Perkins und Hoffmann eine falsche Spur legen, sodass die Copaner eine Dummy-Erde angreifen – dies ist der Planet „Escape“ (vgl. Sternentor 3: „Der verbotene Stern“). Allein der neugierige copanische Hohepriester Arentes, der derzeit untergetaucht auf der Erde weilt, kennt das Geheimnis, will aber die Entscheidung, ob er sein Volk über die terranische List informiert – oder verschweigt – solange herausschieben, bis er sich ein Bild über die Menschheit gemacht hat. Bislang hat er über die irdischen TV-Sender jedoch jede Menge Gewalt und wenig Erbauliches zu Gesicht bekommen.

Derweil laufen auf auf der Mondbasis Delta-4 die Vorbereitungen Escape als Erdattrappe zu präparieren und soweit wie möglich noch zu erforschen. Die Jungbiologin Miriam Blister wird Randy Perkins und Peter Hoffmann zu Seite gestellt, Fauna und Flora des angeblich unbewohnten Planeten in Augenschein zu nehmen. Bestürzt muss man feststellen, dass es doch höher entwickelte Wesen auf Escape gibt – Oberst Jason und seinem Team sind die „Neptuner“ entgangen, die in den Tiefen der Ozeane leben. Miriam will die Wesen warnen, obwohl dies eigentlich vollkommen sinnlos ist, und gerät in die Hände der Unterwasserbewohner. Perkins, Hoffmann und Camiel haben nun alle Hände voll zu tun die Biologin wiederzufinden und einen Plan zu erarbeiten, Escape vielleicht doch noch zu retten. Die Zeit drängt: Das schwarze Loch rast unaufhaltsam heran und wird den Planeten bald erreichen.

_Eindrücke_

Die Geschichte basiert auf dem 1980 veröffentlichten, zweiten Band des „Copaner-Zyklus“ aus der „Commander Perkins“-Reihe aus dem Franz Schneider Verlag. Insgesamt ist es das vierte Hörspiel, das MARITIM aus der damals recht bekannten Jugendbuchreihe vertonte. Die Rahmenhandlung vom „Im Land der grünen Sonne“ ist für sich zwar in weiten Strecken auch noch nachvollziehbar, wenn mna den direkten Vorgänger nicht kennt, richtig Sinn macht es allerdings nicht. Kenntnis der Vorgeschichte ist also dringend anzuraten – und damit auch schon fast automatisch wie konsequenterweise auch die, von mindestens der beiden darauf folgenden Episoden, denn schließlich will man ja doch wissen, wie es mit dem Copanischen Imperium und den Terranern weitergeht. Allerdings strapaziert der, gegenüber der Vorlage doch kräftig veränderte, Plot das Logikverständnis und auch die Geduld der Hörer stärker als die meisten anderen Folgen.

Die Gründe für das vergleichsweise schlechte Abschneiden dieser Folge liegen in vielen kleinen Punkten begründet. Schon grundsätzlich bewies man bei MARITIM bereits von Beginn der Reihe an kein so glückliches Händchen, was die Sprecher anging. Zwar sind dies, bis in die Nebenrollen hinein, weitgehend alles alte, routinierte Hasen, deren Stimmen fast jeder schon in Film und Fernsehen einmal gehört hat – doch die Rollenverteilung haut nicht so recht hin bzw. erweist sich als für die Figuren nicht passend. „Camiel“ wird von Michael „Mr Data“ Pan gesprochen und ist für den eigentlich trockenhumorigen Roboter (und heimlichen Hauptdarsteller), bei aller Sympathie für den Sprecher, leider ein Fehlgriff. Ebenso der fast schon phlegmatisch klingende Ernst „Jean Luc Picard“ Meincke, dessen Part als (im Original wesentlich hemdsärmeligeren und forscheren) Commander besser Nicolas „Joaquin Phoenix“ Böll übernommen hätte, der aber auch als Sidekick dennoch eine hervorragende Performance bringt.

Es sind aber auch die Kürzungen und Änderungen gegenüber der Vorlage, die der Hörspieladaption ein anderes Flair verleihen und (zusätzliche) Logiklöcher produziert. Die Buchfassung war nämlich auch kein Ausbund an Plausibilität. Es hakte schon dort an der Physik bzw. Natur eines Schwarzen Loches und unter anderem daran, dass Commander Perkins der angeblich so begnadeten Jung-Wissenschaftlerin Blister ein solches erst einmal lang und breit erklären muss. Nun gut, das Schneider-Buch von damals richtete sich auch an Jugendliche der Spätsiebziger und frühen Achtziger. Aber: Grade solche überflüssigen Kanten hätte man getrost im Jahre 2005 weglassen und/oder anpassen können, da dieses Wissen schon längst zur allgemeinen (Schul-)Bildung gehört. Stattdessen wäre es besser gewesen, sich anderenorts werkgetreuer zu verhalten. Viel von der Atmosphäre des Originals geht unter, nicht zuletzt auch dadurch, dass die – ohnehin recht spärliche – Soundkulisse nicht wie aus einem Guss wirkt und zwangsläufig viel verbal erklärt werden muss.

_Sprecher und Figuren_

Jürgen Neumann (Erzähler), Ernst Meincke (Commander Randy Perkins), Nicolas Böll (Major Peter Hoffmann), Michael Pan (Camiel der Roboter), Ursula Vogel (Biologin Miriam Blister), Wolfgang Bahro (Ralph Common), Thomas Kästner (Oberst G. Camiel Jason), Peter Gröger (Arentes), Rolf Jülich (Professor Arthur Common), Eckhard Dux (General Basil Lucan Crinian), Charles Rettinghaus (Techniker Ferdo Frank), Tanja Dohse (Frau auf Delta-4)

_Fazit_

„Im Land der grünen Sonne“ fällt durch physikalische und logische Fragwürdigkeiten auf, was für einen gestandenen Rhodan-Autoren wie H. G. Francis zumindest bemerkenswert ist – Das galt schon anno dunnemals für den Jugendroman und auch das modernere Hörspiel lässt die Möglichkeit der (sanften) Korrektur einiger storytechnischer Missgriffe leider ebenso ungenutzt verstreichen, wie die, das Flair des Originals wenigstens sprecherisch/handwerklich zu retten. So bleibt unter dem Strich eine recht müde Produktion. Also beileibe kein Glanzstück der Reihe und wohl eher in die Kategorie „notwendiges Übel für die Kontinuität“ gehörend, richtet sich diese Folge vornehmlich an nostalgisch veranlagte „Perkins“-Recken mit heruntergeschraubten Ansprüchen.

|Hörspiel mit einer Laufzeit von ca. 72 Minuten
Nach der „Commander Perkins“-Reihe von H. G. Francis
Erstveröffentlichung: Franz Schneider Verlag, 1980
Erhältlich als:
CD (Maritim 2004)
Download – Ungekürztes Audiobook (Audible 2005 / 70 MB – AAX-Format)|
Direktlink zu Audible: [„Das Sternentor 4 – Im Land der grünen Sonne“]http://www.audible.de/pd/B004UVSB3S?ref__=sr__1__1
[Maritim Hörspiele]http://www.maritim-produktionen.de

Loren D. Estleman – Blutiger Herbst

1881 brechen die Brüder Earp und Doc Holliday in Tombstone eine Schießerei vom Zaun, die drei Opfer fordert. Estleman offenbart hässliche Wahrheiten hinter der Legende und schildert die gar nicht ‚heldenhaften‘ Sieger vom OK-Corral als frühe Vertreter des organisierten US-Verbrechens: kein „Western“, sondern ein spannender Historien-Krimi aus einem zwar wilden aber niemals nostalgisch verklärten Westen. Loren D. Estleman – Blutiger Herbst weiterlesen

Corbeyran, Eric – Schmetterlingsnetzwerk 1: Nachtfalter

_|Schmetterlingsnetzwerk|:_

Band 1: [„Nachtfalter“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7895
Band 2: [„Herr Mond“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7896
Band 3: [„Stigmata“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7897

_Story:_

Eustache, auch Mauerdave genannt, und Mücke arbeiten für das Schmetterlingsnetzwerk, eine kriminelle Organisation, die den beiden dabei hilft, ihren mauen Geldbeutel bei Laune zu halten. Eines Tages brechen sie in den Prunkpalast eines Barons ein und stoßen dabei auf Hinweise, dass dieser mit perversen Schlächtereien seinen Reichtum sichert und dabei auch Menschenopfer bringt.

Die beiden Gauner verschaffen sich Zutritt zu einem erlesenen Nachtclub und werden Zeuge einer grausamen Vorstellung: Auf der Leinwand vergewaltigen mehrere Herren eine Prostituierte und bringen sie anschließend auf grausame Art und Weise um. Eustache und Mücke beschließen, den Baron zu erpressen und sich somit den Unterhalt für ihr gesamtes Leben zu sichern. Doch die Übergabe des Lösegelds geht nach hinten los und bringt die beiden in die Bredouille. Als dann auch noch Eustaches heimliche Geleibte Zibeline eher zufällig in das Netz des Verbrechens gerät und unbewusst in ihr Verderben stürzt, drehen bei ‚Mauerdave‘ alle Sicherungen durch …

_Persönlicher Eindruck:_

Eric Corbeyrans aktueller Dreiteiler „Schmetterlingsnetzwerk“ gehört zu den spannendsten Geschichten, die der renommierte Autor in seiner durchaus präsentablen Laufbahn als Comic-Schreiber umgesetzt hat. Die Ursache hierfür liegt vor allem darin, dass die Story jederzeit durchschaubar bleibt, aber trotzdem von vielen unvorhergesehenen Ereignissen angetrieben wird, die das Interesse auf Anhieb wecken. Dabei lässt sich Corbeyran trotzdem genügend Zeit, die Handlung und die wichtigen Charaktere kontinuierlich aufzubauen. Gerade die ersten Seiten funktionieren als sehr detailreiche Einleitung, in der zwar noch nicht verraten wird, welchen Zweck das Schmetterlingsnetzwerk hat, bei der man jedoch eine ganze Menge über die Protagonisten der Story erfährt. Und auch wenn dies anfangs noch etas langatmig erscheint, findet man rasch heraus, dass der Autor hier lediglich einige Notwendigkeiten absolviert, damit der Plot im weiteren Verlauf richtig Schwung holen kann.

Letztgenannter beginnt bereits sehr aufregend mit dem Einbruch in die Villa des Barons. Die Action ist zunächst solide, später dann richtig stark, das Setting darüber hinaus zeitlos und sehr glaubwürdig inszeniert. Außerdem entdeckt man bereits nach wenigen Panels eine eindringliche Sympathie mit Mücke und Eustache, die zwar ebenfalls der Kriminalität verfallen sind, aber schließlich doch eher ehrbare Lebensziele verfolgen. Während Eustache von einer Hochzeit mit der Prostituierten Zibeline träumt, sucht Mücke lediglich nach dem Abenteuer, ohne dabei jedoch bewusst jemandem schaden zu wollen, der sich nichts zuschulden hat kommen lassen. Die Identifikation gelingt Corbeyran also auch mit derartig eigenwilligen Figuren spielerisch, und so verwundert es auch nicht, dass die Handlung sehr bald nachzieht und man trotz der ausgiebigen Einführung sehr schnell im Stoff ist – und der hat es vor allem im letzten Drittel des Auftaktbandes „Nachtfalter“ wirklich in sich.

Plötzlich tritt der Autor inhaltlich nämlich den Bleifuß durch und verschärft die Szenerie mit einigen sich regelrecht überschlagenden Situationen. Die Erpressung, die gescheiterte Übergabe und letzten Endes auch der kleine, überschaubare Rachefeldzug gegen den Baron – das alles ist prima in Schale geworfen und bringt Seite für Seite mehr Freude. Doch auch wenn alles durchsichtig erscheint und man glaubt, die Erzählung bereits vorausahnen zu können, steckt „Schmetterlingsnetzwerk“ voller Überraschungen, von denen die größte der spektakuläre Cliffhanger ist – und der weckt große Vorfreude auf die noch ausstehenden zwei Episoden. Gut gemacht, Monsieur Corbeyran!

|48 Seiten, gebunden
ISBN-13: 978-3868692860|
http://www.splitter-verlag.de

Sonnleitner, Marco (Autor) / Minniger, André – Die drei ??? – … und das Fußballphantom (Folge 153) (Hörspiel)

_Zur Story_

Während des Endspiels der Highschool-Meisterschaft im Fußball geraten die drei Detektive mit dem Handy scheinbar zufällig in ein Telefongespräch zwischen einem „Brainman“ und jemandem, der sich der „Namenlose“ nennt. Letzterer versucht offenbar den Ersteren unter Druck zu setzen und droht sogar damit dessen Sohn – der sich als Spieler auf dem Platz befindet – zu erschießen, falls sich Daddy nicht an die Anweisungen des Namenlosen hält. Zum Beweis dafür, dass er es sehr ernst meint und beileibe keine leeren Versprechungen macht, muss der Ball dran glauben. Der platzt, quasi auf Ansage, offenbar durch den schallgedämpften Schuss eines Scharfschützen, weswegen dieser Anschlag von den restlichen Zuschauern auch unbemerkt bleibt. Nur die drei Detektive und der Erpresste wissen nun, was passiert, sollte sein Sohn Tom aus welchen Gründen auch immer das Spielfeld verlassen. Entweder löst „Brainman“ die ihm gestellten Rätsel innerhalb der Spielzeit des Matches oder Sohnemann fängt sich ’ne Kugel. Die Uhr tickt und bei allem gilt: Nicht Auflegen!

_Eindrücke_

Die Fußballthematik begegnet uns Lesern und Hörern der „drei Fragezeichen“ ja (zu) häufig – und das weitaus öfter, als es der amerikanische Hintergrund der Geschichten eigentlich vermuten lässt. Doch bevor hier angesichts dessen wieder Schelte walten soll, dass die Serie inzwischen zu „deutsch“ bzw. an den Interessen der hiesigen Zielgruppe angepasst wurde, gilt es festzustellen, dass die wohl unamerikanischste aller Sportarten diesmal nur das Transportmedium und Kulisse für eine der serienüblichen Rätselgeschichten ist, wo die drei Detektive einer Spur hinterherhecheln. Halt. Auch das stimmt so nicht ganz. Zwar ist die rätselbefeuerte Schnitzeljagd als solche ein sehr weit verbreitetes Element, doch durch das Setup, bei dem die Lösung sozusagen fast in Echtzeit parat liegen muss, heimst sich das Fußballphantom einige Sympathie- wie Originalitäts-Punkte ein. Da hat Marco Sonnleitner seit längerem mal wieder eine recht gute Grundidee gehabt.

Dazu ist die Story gradlinig und spannend erzählt, wobei ihr massiv zugute kommt, dass ein paar bremsende Teile aus der Buchvorlage weggelassen wurden. Daher passt die Handlung jetzt auch viel sauberer in den zeitlich begrenzten Rahmen – besser als das im Buch gelingt. Auch einige kleinere Fehler daraus, wurden im Hörspiel angepasst bzw. schlüssiger dargestellt und erklärt. Etwa die Sache mit dem plattgeschossenen Ball, die hier wesentlich plausibler ist. Auf der anderen Seite gibt’s – ohne Kenntnis der Vorlage- aber auch ein paar unklare Handlungssprünge. Dass Justus natürlich mal wieder die schwierigsten und abstrusesten Kopfnüsse locker aus der Hüfte knackt, gehört da eher zu den gern gepflegten Serienklischees und muss so sein – auch wenn das nicht immer ganz glaubwürdig ist. Das erwartet der ???-Fan irgendwo. Ebenso wie eine saubere Produktion. Hier gibt es ebenfalls nichts auszusetzen. Sprecher und Soundkulisse sind stimmig wie stimmungsvoll.

_Die Produktion_

Buch und Effekte: André Minninger
Redaktion und Geräusche: Wanda Osten
Regie und Produktion: Heikedine Körting
Musik: Hagitte & Bertling (STIL), Morgenstern, George, Conrad

_Sprecher und Figuren_

Oliver Rohrbeck (Justus Jonas), Jens Wawrczeck (Peter Shaw), Andreas Fröhlich (Bob Andrews), Thomas Fritsch (Erzähler), Frank Wintjen (Ansager), Rüdiger Schulzki (Alexander Chilton), Christopher Arndt (Tom Chilton), Eric Förster (Mann im Stadion), Johann Gutjahr (Junge im Stadion), Mathias Tröder (Ordner), Corinna Wodrich (Frau im Police Department), Eilsa Linnemann (Mrs. Gardiner), Susan Jarling (Sekretärin), Gustav-Adolph Artz (Inspector Craig), Christian Sänger (Junger Mann auf dem Pier), Katinka Körting (Frau auf dem Pier), Till Demtröder (Sean O’Donnell) sowie Ulli Potowski als Live-Kommentator

_Fazit_

Bevor das Murren und Stöhnen „Schon wieder Fußball!?“ aufkommt, sei gesagt, dass Folge 153 keine der üblichen Sport-Storys aus der Welt der „Drei ???“ darstellt, allenfalls zielen Autor bzw. Verlag mit dem Titel auf ein bestimmtes (männlich-jugendliches) Klientel, so viel dürfte schon mal sicher sein. Allerdings ist das Sportliche löblicherweise nur das schmückende Beiwerk zu einer spannenden Schnitzeljagd, bei dem auch der Gegner erfreulicherweise glaubwürdig gefährlich rüberkommt. Alles in allem also mal wieder eine flotte Geschichte, der das Eindampfen von Buch- auf Hörspielformat nicht geschadet, sondern eher genutzt hat. Das Finale wirkt zwar ein bisschen weit hergeholt und holterdipolter, doch naja, es gab schon (viel) Schlimmeres. Daumen hoch.

|Audio-CD mit einer Laufzeit von ca. 54 Minuten
Erzählt von Marco Sonnleitner nach Figuren von Robert Arthur
EUROPA / Sony Music Entertainment, März 2012
EAN: 88697923232|

[www.natuerlichvoneuropa.de]http://www.natuerlichvoneuropa.de

Mehr als 90 weitere Rezensionen zu den „Drei ???“ findet ihr in unserer [Datenbank]http://buchwurm.info/book .

Straub, Peter – Okkult

_Das geschieht:_

Schriftsteller Lee Harwell gehört zu den erfolgreichen Mitgliedern seiner Zunft. Aktuell kreisen seine Gedanken um die eigene Vergangenheit, die womöglich den Stoff für ein neues Buch hergibt: Mitte der 1960er Jahre gehörte Harwell durch seine Freundin locker zu einer Gruppe, die in Madison, einer kleinen Stadt im US-Staat Wisconsin, in einen nie geklärten Kriminalfall verwickelt waren.

Während Lee „Eel“ Truax – besagte Freundin -, Donald „Dilly“ Olson, Jason „Boats“ Boatman, Howard „Hootie“ Bly, Meredith Bright, Keith Hayward und Brett Milstrap den Verführungskünsten des selbsternannten Gurus Spencer Mallon erlagen, glaubte Harwell diesem nie ein Wort; er selbst nahm deshalb nicht an jener ‚bewusstseinserweiternden‘ Geisterbeschwörung teil, die Mallon in einer Oktobernacht des Jahres 1966 auf einer abgelegene Wiese inszenierte. Am nächsten Morgen war Hayward in Stücke gerissen, Mallon und seine Jünger hatten sich in alle Winde zerstreut.

Was sie in dieser Nacht erlebten, beschäftigt die Überlebenden seit Jahrzehnten, denn es prägte oder zerstörte ihre Leben. Hootie Bly ist seitdem geisteskrank, Meredith Bright ihrer Gefühle beraubt, Lee Truax erblindet. Sie hat später Harwell geheiratet, konnte ihm aber nie erzählen, was damals geschah. Jetzt ist sie es, die Harwell mit ihren Leidensgefährten zusammenführt. Heimlich hat Lee den Kontakt stets aufrechterhalten. Ihr Mann soll die Ereignisse von 1966 rekonstruieren.

Harwell macht sich an die Arbeit. Mühsam aber immer deutlicher enthüllt sich ihm eine unglaubliche Wahrheit: Durch einen Zufall gelang es Spencer Mason, jene schützende Membran zu durchdringen, die das umgibt, was „Realität“ genannt wird. Jenseits dieser Grenze existieren Mächte, die dem Menschen bestenfalls gleichgültig gegenüberstehen. Oft sind sie jedoch feindlich gesonnen und lauern auf Dummköpfe wie Mason, die ihnen ohne echte Ahnung von ihrem Tun eine Tür öffnen. Dies geschah 1966, und was dabei auf diese Welt gerufen wurde, nistet noch heute in denen, die ihm damals ausgesetzt waren …

|Kein Grusel von der Stange|

Peter Straub ist ein Autor, der es seinem Publikum nicht leicht macht. Weil er zwei Bücher mit Stephen King geschrieben hat, neigen die Anhänger eines eher handfesten Horrors dazu, auch aus seiner Feder vor allem spannende Geschichten über Geister und Monster zu erwarten. Die liefert er durchaus, aber manchmal erinnert sich Straub daran, dass er einst als ‚richtiger‘ Literat ins Schriftstellerleben startete. Dann geht er in sich, reflektiert über die Phantastik und entwickelt handwerklichen Ehrgeiz.

Das Ergebnis sind Romane wie dieser: sehr interessant, aber anstrengend zu lesen und unterm Strich nicht annähernd so gehaltvoll, wie ihr Verfasser dies geplant haben mag. Man könnte „Okkult“ vorsichtig und zur Ehrenrettung seines Verfassers als Fingerübung bezeichnen, wiese dieses Buch in seiner deutschen Version nicht den stolzen Umfang von 560 Seiten auf.

Im nüchternen Rückblick bleibt erstaunlich wenig Ereignissubstanz im Gedächtnis des Lesers haften. Dies liegt unter anderem daran, dass Straub sich des „Rashomon“-Prinzips bedient und seine Story aus mehreren Blickwinkeln betrachtet bzw. mehrfach – fünfmal, um genau zu sein – erzählt. Darüber hinaus zersplittert er das Geschehen zusätzlich in Fragmente; er springt in der Handlungszeit vor und zurück, arbeitet mit eingeschobenen Mini-Storys, die der Leser entschlüsseln soll, und bleibt auch sonst gern kryptisch.

|Die Rätsel einer Nacht|

Stringenter Horror sieht jedenfalls anders aus. Gelungene Phantastik allerdings auch. Zwar wird deutlich, worauf Straub hinauswill, doch er schafft es nicht, das Gerüst zu verbergen, das er stützend um seine Idee errichtet hat. Immer wieder schimmert es durch und zeigt uns Straub, der nicht nur erzählt, sondern auch ein ehrgeiziges Handwerk verrichtet, was wir aber nicht wissen und vor allem nicht bemerken wollen.

„Okkult“ ist darüber hinaus allzu angestrengt mehrschichtig und hintergründig geraten. Straub ist verliebt in Einfälle, die zur Handlung kaum oder gar nicht beitragen, seine Geschichte mit wenig interessanten bzw. sympathischen Figuren besetzt und vor allem viel zu lang geraten.

Trotzdem macht es einen Heidenspaß, diesen Roman zu lesen: Wo steht geschrieben, dass Lektüre nicht Ansprüche stellen darf? Selbst das allzu offensichtliche Spiel mit literarischen Formen und erzählerischen Chiffren kann einen eigenen Reiz entfalten. „Okkult“ ist trotz des Umfangs ein Buch, das man aufmerksam lesen muss. Straub spickt diese Geschichte mit Hinweisen und Schlüsseln, die der Leser parat haben sollte, wenn er an jene Stellen gelangt, die nur aufgrund ihrer Kenntnis einen Sinn ergeben. In diesem Spiel bleibt Straub, auch wenn er nicht auf der Höhe seiner Möglichkeiten arbeitet, ein Meister.

|Die Realität der Phantastik|

Zudem versteht es Straub, die Ereignisse der mysteriösen Oktobernacht mit einer Bildgewalt zu vermitteln, die sich nicht aus der minutiösen Schilderung von Details, sondern gerade aufgrund der fragmentarischen Überlieferung speist: In dieser Nacht geschah tatsächlich Unfassbares in einem Sinn, der sich nur annähernd in Worte fassen lässt. Straub versucht, der ‚jenseitigen‘ Welt ihre Fremdheit zu bewahren. Das klingt seltsam, wird aber verständlich, wenn man sich vergegenwärtigt, wie simpel das Grauen gemeinhin daherkommt. Dämonen, Vampire, Ungeheuer: Sie sehen irgendwie gruselig aus, wirken aber nicht wirklich fremd und benehmen sich auch nicht so; ihre Ziele sind simpel. Wenn sie foltern & killen, gewinnen sie beim besten Willen nicht an Charisma.

Oft aber selten mit Erfolg haben Phantasten sich an einem Grauen versucht, das höchstens ansatzweise vom menschlichen Geist erfasst werden kann. William Hope Hodgson (1877-1918) gelang dies mit „The House on the Borderland“ (1908; dt. [„Das Haus an der Grenze“),]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=416 Algernon Blackwood (1869-1951) war in dieser Hinsicht vor allem in seinen längeren Erzählungen erfolgreich. Später war es Howard Phillips Lovecraft (1890-1937), der einen kosmischen Schrecken beschwor, der in der Konfrontation dem Erzähler immer wieder buchstäblich die Sprache verschlug.

Dass Peter Straub auf Lovecrafts Spuren wandelt, ist mehr als eine Vermutung. Schon einmal hat er sich auf ihn berufen. „Mr. X“ (dt. „Mister X“/“Schattenbrüder“) markierte 1999 den ehrgeizigen Versuch, Lovecrafts „Cthulhu“-Mythos in einer Gegenwart zu etablieren, die mehr als nur Kulisse für eine tentakelreiche Spukstory war.

|Zeitgeschichte ohne echte Wurzeln|

Mit „Okkult“ versucht Straub viel, wobei ihm nicht alles gelingt. So erzählt er im Interview von der Faszination, mit der er in seinen Studentenjahren die schier allgegenwärtigen Gurus und Sektenführer der 1960er Jahre beobachtete. Mit selbst gestrickten Weisheiten und angelesenen, nach eigenem Gusto interpretierten (oder verbogenen) ‚Wahrheiten‘ gelang es ihnen, Männer und Frauen in ihren Bann zu ziehen, die es besser hätten wissen und die Manipulationen und blanken Lügen hätten durchschauen müssen. Spencer Mallon, von dem immer wieder die Rede ist, taucht als Figur in „Okkult“ freilich niemals auf. Im Spiegel seiner Anhänger und Feinde bleibt er schemenhaft. Deshalb wird die Faszination, die angeblich von Mallon ausging, nicht nachvollziehbar.

Faktisch besitzt die gesamte Handlungsebene des Jahres 1966 nur eine von Straub behauptete Bedeutsamkeit. Die „Swinging Sixties“ bleiben blass, die angebliche Umbruchphase ist für die Handlung belanglos. Im Zentrum steht die Geisterbeschwörung. Sie könnte zu jedem anderen Zeitpunkt geschehen. Dass sie gelingt und gleichzeitig fehlschlägt, weil Mallon ein ‚Zauberer‘ ist, dem dies eine Mal ein Trick ohne doppelten Boden gelingt, ist eine Ironie, die nicht zünden will.

|Kühles Drama mit gesetzten Beteiligten|

Mit Straubs Figuren wird der Leser nie warm. Dies liegt nicht nur daran, dass sie in der Tat nicht sympathisch sind und dies womöglich gar nicht sein sollen. Zudem baut Straub – nicht unbedingt notwendig – eine zweite, die Handlung dem Leser zusätzlich entfremdende Ebene ein: Lee Harwell ist Sammler und Chronist der Ereignisse. Er plant ein neues Buch. Das nicht von Straub, sondern angeblich von Harwell geschriebene „Okkult“ stellt so etwas wie sein Notizbuch dar. Erst später besinnt er sich auf seine Rolle als Protagonist in einer Geschichte, in der er sich lange nur als passiver Zeitzeuge betrachtete.

In dieser zweiten Hälfte gewinnt „Okkult“ Profil und Schwung, aus literarischem Ehrgeiz geht eine echte Geschichte hervor. Damit gibt Straub freilich seinen ursprünglichen Anspruch notgedrungen auf. Die Auflösung kann schließlich wieder einmal mit dem Rätsel nicht mithalten. Straubs Konzept einer mehrdimensionalen Realität wird erneut in eindrucksvolle Bilder gekleidet, was an der Banalität der Botschaft wenig ändert. An diesem Problem ist allerdings nicht nur Straub gescheitert.

Im letzten Drittel dominiert der Inhalt die Form. Alle losen Fäden werden zum finalen Knoten geschürzt, sogar Tempo kommt in die Handlung. Am Ende ist da zwar die Erkenntnis, dass Straub mit einer Kanone auf Spatzen geschossen hat. Doch er hat das Risiko unternommen, die Phantastik gegen ihren Strich zu bürsten. Das ist ihm mit „Okkult“ nur bedingt aber doch allemal unterhaltsamer gelungen als die x-te Invasion randalierender Zombies oder liebeskranker Vampire.

|Anmerkung: Facetten der Wahrheit|

„Rashomon“ (dt. „Rashomon – Das Lustwäldchen“) ist ein vom japanischen Regisseur Akira Kurosawa inszenierter Filmklassiker aus dem Jahre 1950. Die Vergewaltigung einer Frau und der Mord an ihrem Mann werden im Verlauf einer Gerichtsverhandlung rekonstruiert. Dabei erzählen die in den Fall verwickelten Personen und ein Zeuge jeweils ihre Versionen der Ereignisse, die als Film im Film wiedergegeben werden und erhebliche Widersprüche aufweisen. Was hat sich tatsächlich ereignet?

Über die spannende Handlung hinaus beschäftigt Kurosawa – der auch am Drehbuch mitschrieb – die Frage nach dem Wesen der Wahrheit, die es womöglich gar nicht gibt, weil ein Geschehen stets durch die individuelle Sicht der Beteiligten gefiltert wird; diese haben zudem oft ein Interesse daran, die objektive Wahrheit zu ihren Gunst zu verdrehen. Das Problem oder vielleicht besser: die Tatsache einer selektiven Wahrnehmung bestimmt auch Lee Harwells Suche.

_Autor_

Peter Francis Straub wurde am 2. März 1943 in Milwaukee im US-Staat Wisconsin geboren. Der Schulzeit folgte ein Studium der Anglistik an der „University of Wisconsin“, das Straub an der „Columbia University“ fortsetzte und abschloss. Er heiratete, arbeitete als Englischlehrer, begann Gedichte zu schreiben. 1969 ging Straub nach Dublin in Irland, wo er einerseits an seiner Doktorarbeit schrieb und sich andererseits als ‚ernsthafter‘ Schriftsteller versuchte. Während die Dissertation misslang, etablierte sich Straub als Dichter. Geldnot veranlasste ihn 1972 zur Niederschrift eines ersten Romans („Marriages“; dt. „Die fremde Frau“), den er (mit Recht) als „nicht gut“ bezeichnet.

1979 kehrte Straub in die USA zurück. Zunächst in Westport, Connecticut, ansässig, zog er mit der inzwischen gegründeten die Familie nach New York. Ein Verleger riet Straub, es mit Unterhaltungsliteratur zu versuchen. Straub schrieb „Ghost Story“ (1979; dt. „Geisterstunde“), seine Interpretation einer klassischen Rache aus dem Reich der Toten. Der Erfolg dieses Buches (das auch verfilmt wurde), brachte Straub den Durchbruch. Mit „Shadowland“ (1980; dt. „Schattenland“) und „Floating Dragon“ (1983; dt. „Der Hauch des Drachens“) festigte er seinen Ruf – und erregte die Aufmerksamkeit von Stephen King, mit dem er sich bald anfreundete. Die beiden Schriftsteller verfassten 1984 gemeinsam den Bestseller „The Talisman“ (dt. „Der Talisman“), dem sie 2001 mit „Black House“ (dt. „Das schwarze Haus“) eine ebenso erfolgreiche Fortsetzung folgen ließen.

|Taschenbuch: 559 Seiten
Originaltitel: A Dark Matter (New York : Doubleday 2010)
Übersetzung: Ursula Gnade
ISBN-13: 978-3-453-43590-2|
[Autorenhomepage]http://www.peterstraub.net
[Verlagshomepage]http://www.randomhouse.de/heyne

_Peter Straub auf |Buchwurm.info|:_
[„Haus der blinden Fenster“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1003
[„Hellfire Club – Reise in die Nacht“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1110
[„Esswood House“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1603
[„In the Night Room“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=2568
[„Schattenstimmen“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3090

Rocca, Simon (Text) / Girod, Thierry (Zeichnungen) – Wanted 1: Die Brüder Bull

_Wanted:_

_Band 1: „Die Brüder Bull“_
Band 2: „Der Todescanyion“
Band 3: „Der Sheriff der gesetzlosen Stadt“
Band 4: „Das Kopfgeld“
Band 5: „Superstition Mountains“
Band 6: „Andale Rosita“

_Story:_

Die Prärie von New Mexico im Jahr 1862: Der bereits legendäre und geschätzte Kopfgeldjäger Wanted hat gerade seinen Auftrag erledigt und den gesuchten Dandy Silbus erledigt, als er auf dem Weg in die Stadt an einem überfallenen Indianerdorf vorbeireitet. Dort entdeckt er eine Szenerie des Schreckens: Eine weitere Horde Auftragskiller hat sich an den Rothäuten vergriffen und Frauen und Kinder umgelegt, da auch ihr Skalp eine beträchtliche Summe in die Kassen spült.

Lediglich der weiße Indianer Yaqui Jed wurde verschont, weil mit ihm kein Geld zu verdienen ist. Wanted rettet ihm das Leben, versorgt ihn, will sich aber nicht darauf einlassen, seine Rachepläne zu begleiten. Als er schließlich zu seinem Chef zurückkehrt, um den Zaster einzufahren, entdeckt er beim Glücksspiel einen der grausamen Schlächter. Sein Gewissen packt ihn und er liefert ihn tatsächlich an Jed aus. Doch damit begibt sich Wanted auf einen sehr schmalen Grat, denn die Zusammenarbeit mit den Rothäuten kann auch ihn in Windeseile das Leben kosten …

_Persönlicher Eindruck:_

Der moderne Western hat sich in der Filmindustrie nicht mehr so recht durchsetzen können. Zwar gab es mit dem herausragenden „True Grit“ jüngst noch einen sehenswerten Beitrag zum Thema, doch das Publikum für die Materie scheint mittlerweile geradezu ausgestorben. Ganz anders schaut es da im Comic-Sektor aus, wo mit „Blueberry“ oder „Comanche“ immer noch richtig starke illustrierte Texte ins Regal gestellt werden, deren Zielgruppe auch weiterhin hungrig nach diesem Stoff gelüstet. Auch „Wanted“ aus der Feder von Simon Rocca und seinem Zeichner Thierry Girod bewegt sich in diese Richtung, ist in der Darstellung allerdings noch eine ganze Spur härter als seine bereits namhaften Vorbilder.

Mit „Die Brüder Bull“ startet die Serie aber auch sehr vielversprechend, da hier bereits ein Story-Komplex aufgebaut wird, der zwar einerseits durch eine sehr straighte Linie gekennzeichnet ist, aber dennoch genügend Potenzial hat, die Story auch über die anvisierte Dauer von sechs Episoden spannend zu gestalten. Die Geschichte ist dabei schnell erzählt: Ein Kopfgeldjäger, der sich unter anderem auch damit beschäftigt, den Skalp von kriegerischen Navajo-Indianern auszuliefern, erkennt nach einem offenkundigen Gemetzel in einem Reservat seinen Gerechtigkeitssinn und entschließt sich gegen seinen anfänglichen Willen, das Recht walten zu lassen. Zwar geht er dabei nicht weniger zimperlich mit seinen Feinden um als diese mit ihrer indianischen Beute, jedoch schlägt er alsbald einen nachvollziehbaren Racheplan an, dessen Ziel lediglich diejenigen sind, die sich an unschuldigen roten Zivilisten bereichern und mit ihren Leichen ihren Tagesunterhalt verdienen.

Der Titelheld ist dabei die Identifikationsfigur, da er sein Handeln überdenkt und auch Seiten in sich findet, die durchaus ehrenwert sind. Auch er hat schon Dutzende auf dem Gewissen, jedoch hat er hierbei niemals den vorgegebenen Ehrenkodex verletzt, sondern sich schlicht und einfach an die brutalen Regeln des Wilden Westens gehalten. Nun sieht er jedoch, dass seine Nebenbuhler zu noch viel radikaleren Maßnahmen greifen, um ihr täglich Brot zu verdienen. Und Morden aus einer reinen Lust heraus kommt für Wanted nicht in Frage.

Inhaltlich ist dieses erstes Kapitel eine saubere Angelegenheit: Die Dialoge sind traditionell schmutzig und verdorben, die Charaktere sind definitiv keine Zauderer, und auch was die Action angeht, sind Rocca und Girod alles andere als zimperlich. Die ersten Panels, in denen die Mordserie an den unschuldigen Indianern auch sehr brutal illustriert wird, sind nichts für schwache Nerven, da hier auch diverse moralische Grenzen überschritten werden. Eine Kinderleiche, der das Blut aus dem Kopf läuft, ist da schon sehr grenzwertig und erlaubt schließlich auch die Frage nach einer Alterseinschränkung für einen solch brachialen inhaltlichen Werdegang. Andererseits kann man natürlich argumentieren, dass das überlieferte Leben aus dem Wilden Westen in „Wanted“ sehr authentisch wiedergegeben wird, und dieser Eindruck ist es, der am Ende auch deutlich überwiegt.

Ansonsten muss man festhalten, dass sich „Wanted“ nicht allzu sehr von seinen Western-Comic-Kollegen unterscheidet und man immer wieder Parallelen zu den oben angeführten Serien entdeckt – jedoch ist dies eine Feststellung, die bei der an sich doch eingeschränkten Thematik kaum zu verhindern ist, daher auch nicht zu sehr ins Gewicht fällt. Denn insgesamt ist „Die Brüder Bull“ immer noch ein weitestgehend eigenständiger Auftakt, der sich überdies auch nicht vor den namhaften Ebenbildern verstecken muss. Lediglich die Brutalität bringt den Leser hin und wieder ins Stocken; ansonsten muss man hier von einem sehr gelungenen Auftakt sprechen, der sogar noch besser wäre, hätte Girod die Action-Sequenzen nicht so stark verschmiert. Western-Fans werden aber trotz der nicht immer sehenswerten Illustrationen absolut auf ihre Kosten kommen, so viel steht fest!

|48 Seiten, gebunden
ISBN-13: 978-3868692426|
http://www.splitter-verlag.eu

Mühlmann, Wolf-Rüdiger / In Extremo – Wir werden niemals knien – Die Geschichte einer unnormalen Band

Das Phänomen |In Extremo| war gerade in der ersten Phase des Banderfolgs nicht für jedermann nachzuvollziehen. Zwar schufen Michael Rhein und seine Spielleute von Beginn an etwas Einzigartiges, das auch weit über das hinausging, was ähnlich ausgerichtete Bands wie |Subway To Sally| in ihrer Musik vereinten, doch irgendwie blieb der Mittelalter-Posse gegenüber immer eine gewisse Skepsis bestehen, womöglich auch aus der Angst heraus, dass die gelegentlich etwas engstirnige Szene mit völlig neuen Tönen aus ihren Grundfesten herausgerissen würde. 15 Jahre später weiß man jedoch, dass auch |In Extremo| ’nur‘ eine Rockband sind, die sich dem Zeitgeist nicht ganz verschlossen hat, aber dennoch ihren persönlichen Wurzeln treu geblieben ist. Zwei Nummer-1-Alben, ein Abo auf den großen Festivalbühnen und unzählige ausverkaufte Gigs sprechen jedenfalls eine Sprache, die aussagekräftiger nicht sein könnte.

Nach anderthalb Dekaden hat sich das Mittelalter-Septett schließlich dazu entschlossen, die relativ wilde Geschichte von den frühen Anfängen in unterschiedlichen Punk- und Rock-Kapellen in der einstigen DDR bis zu den hohen Chartplatzierungen der Jetztzeit Revue passieren lassen. Gemeinsam mit |Rock Hard|-Redakteur Wolf-Rüdiger Mühlmann blickt man in „Wir werden niemals knien – Die Geschichte einer unnormalen Band“ auf die gemeinsame Zeit, persönliche Schicksale, unendliche Partys, Gastspielreisen der ganz außergewöhnlichen Art und auch Exzesse zurück, die vor allem eines konstatieren lassen: Bei |In Extremo| regiert das Chaos – und jenes beherrschen diese Spielleute wohl wie kaum eine andere Rock-’n‘-Roll-Band der heutigen Zeit.

So schaut man in den ersten Kapiteln dieser Biografie vor allem auf die vielen Rückschläge, die die einzelnen Musiker erfahren mussten, als sie mit ihren teils revolutionär ausgerichteten Bands ins Visier der Staatssicherheit gerieten. Auftrittsverbote, Inhaftierungen und eine stille Rebellion gegen den ‚demokratischen‘ Staatsapparat waren seinerzeit an der Tagesordnung, und dies lange Zeit vor der Entdeckung der mittelalterlichen Klänge. Immer wieder kreuzten sich dabei die Wege der Musiker, jedoch sollte es eine ganze Weile dauern, bis sie ihre gemeinsamen Passionen auch zusammen ausleben konnten. Und auch diese Zusammenkunft, von der man selber anfangs noch nicht abschätzen konnte, in welche Richtung sie führen wird, ist mit vielen scharfen Anekdoten beschrieben, die bereits früh das Feuer in den sehr extrovertierten Musikern entfachten.

Doch was danach folgen solle, ist – da übertreiben Mühlmann und die Beteiligten sicher nicht – eine ganz besondere Erfolgsstory, in den Augen vieler auch ein Phänomen. Denn |In Extremo| stürmten die Szene zunächst mit traditionellem Liedgut, hatten eine Vision, die sie auch in den moderneren Songs der letzten Alben nie aus den Augen verloren haben, und die Beharrlichkeit, mit der man jener Vision folgte, hat sich am Ende auf die Art und Weise ausgezahlt, die hinlänglich bekannt ist. Jedenfalls sollte es wohl kaum einen interessierten Rockmusik-Liebhaber geben, der von dieser Band noch nichts gehört hat.

In „Wir werden niemals knien“ sind es aber vor allem die zahlreichen Geschichten aus dem reichhaltigen Erfahrungsschatz der Musiker, die aus einer schlichten Biografie mehr als nur das machen. Natürlich hatten auch |In Extremo| mit schmierigen Managern, unzuverlässigen Business-Leuten und supportarmen Labels zu kämpfen. Und natürlich haben sie den harten Touralltag mit all seinen unschönen Nebenschauplätzen kennengelernt. Was die Band jedoch von den herkömmlichen Emporkömmlingen unterscheidet, sind der ungebrochene Optimismus und die Willensstärke, mit denen man all jenen Querelen begegnet ist. Vor allem die beiden Bandleader Pymonte und Rhein haben sich mit Leibeskräften gewehrt, ihre rebellische Grundhaltung nie aufgegeben und sich am Ende auch gegen die oberflächliche Vernunft durchgesetzt, die ihnen von außen auferlegt wurde. Und diese imposante Motivation, dieser ständige Glaube an sich selbst, auch in Zeiten, als die Zukunft arg auf der Kippe stand, genau dieser Aspekt hat |In Extremo| an die Spitze getrieben, von der die Musikanten nicht mehr wegzudenken sind.

Doch in erster Linie ist dieses Buch pures Entertainment, sehr locker geschrieben, mit sehr vielen Zitaten der Herren Musiker gefüllt, aber auch mit großem Humor dargestellt. Man erfährt von Michaels Raubzügen im Backstage-Bereich, von so mancher bewusstseinsrweiternder Hilfe (wobei die „Sex, Drugs & Rock ’n‘ Roll“-Attitüde teilweise schon sehr krass betont wird), aber auch von den unglaublichen Erfahrungen mit dem südamerikanischen Publikum und den Umständen, unter denen die Band dort umhergezogen ist. Oder man erlebt Herrn Rhein beim Stress mit einer spanischen Airline, die ihm dort ein lebenslanges Flugverbot beschert hat, von den teils sehr traurigen Entscheidungen, Bandmitglieder zu entlassen, umgekehrt aber auch von dem Gefühl, trotz MTV-Boykott die Mainstage von Festivals wie |Rock am Ring| oder |Wacken| zu verbrennen.

Angereichert wird die stellenweise bewegende, meist aber eher witzige Geschichte mit vielen Original-Songtexten, die nicht selten auch die Stimmung innerhalb der Band zur jeweiligen Entstehungszeit umschreiben. Und diese Mischung aus bissigen Worten, interessanten Anekdoten und sehr sympathischem Schreibstil verwandelt diese Biografie schließlich in ein Werk, das auch für diejenigen lesenswert erscheint, die nicht zwingend Interesse am musikalischen Output von |In Extremo| haben. Fans der Band sollten indes sofort zugreifen und ihre Lieblinge auf ihrem Lebens- und Leidensweg begleiten.

|270 Seiten, gebunden
ISBN-13: 978-3868832112|
http://www.m-vg.de/riva/

Cordurié, Sylvain (Autor) / Lapo, Alessio (Zeichner) – Herren von Cornwall, Die – Band 2: Das Patenkind der Feen

_Die Herren von Cornwall::_

Band 1: [„Das Blut von Lyonesse“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7859
_Band 2: „Das Patenkind der Feen“_
Band 3: – noch unbekannt –
Band 4: – noch unbekannt –

_Story:_

Nach dem Tod von Rivalen von Lyonesse und der schmerzlichen Niederlage, die König Duncan und die Hibernianer dem Volke Cornwalls zugefügt haben, leben die verbliebenen Bürger untertänigst in Tintagel und haben sich voll und ganz dem Willen von Duncan und seiner teuflischen Gemahlin Gloredell unterworfen. Selbst der einstige König ist nur noch ein Schatten seiner selbst, wehrt sich jedoch noch gegen den Gedanken, die Königstochter Isolde zu ehelichen und somit die letzte Hoffnung seines Volkes zu zerstören.

Hoffnung keimt derweil in den Wäldern auf, wo Tristan seit mittlerweile elf Jahren an seinen Racheplänen arbeitet und den Tod seiner Familie eines Tages mit ebenbürtiger Gewalt zu sühnen plant. Doch bereits die erste Begegnung mit Gloredelle bringt ihn an den Rand des Todes. Lediglich die Begegnung mit Saamerad kann ihn wiederbeleben und stattet ihn mit Kräften aus, vor denen sich selbst die Feenkönigin fürchten muss. Gemeinsam mit seinen neuen Mitstreitern, dem Druinen Kelnen und dem unabhängig gebliebenen Iubal, macht er sich auf den Weg nach Tintagel, um Sir Morholt, den Heerführer des Königs, zu töten und Cornwall wieder mit Hoffnung zu erfüllen …

_Persönlicher Eindruck:_

Das prächtige Intro versprach Großes, die noch lebendigere Fortsetzung hält dieses Versprechen: Ähnlich prachtvoll, aber noch impulsiver und emotionaler gestaltet sich die zweite Episode zu „Die Herren von Cornwall“, und auch wenn die Story über weite Strecken vorhersehbar bleibt, so ist die Inszenierung, die Sylvain Cordurié und sein Zeichner Alessio Lapo gewählt haben, im wahrsten Sinne des Wortes gewaltig. Der Autor und sein Sidekick treiben die Handlung auf sehr hohem Tempo voran, steigern dabei das inhaltliche Niveau noch einmal beträchtlich, nehmen sich gleichzeitig aber genügend Zeit, um neue und alte Figuren noch besser in die Erzählung zu integrieren, und sparen zuletzt auch nicht an Feinheiten und Details, um „Das Patenkind der Feen“ wirklich reichhaltig auszumalen.

Die Story setzt konsequenterweise an den Geschehnissen aus dem ersten Comic an, auch wenn in der Geschichte mittlerweile eine ganze Dekade verstrichen ist. Die Gegebenheiten haben sich erwartungsgemäß verändert, die Machtansprüche sind jedoch gleich geblieben, so dass sich der Leser mit anderen Voraussetzungen bei einem unveränderten Background konfrontiert sieht. Darüber hinaus ist das Gemetzel in Kapitel zwei nicht mehr ganz so szenenbestimmend wie noch im direkten Vorgänger; die einzelnen Stränge bekommen mehr Tiefgang spendiert, die Charaktere nutzen dies, um mehr über sich und ihre Motive und Gedanken preiszugeben, und obendrein wachsen – direkt und auch indirekt sichtbar – neue Helden heran, die nun auch zu den endgültigen Identifikationsfiguren des Plots aufsteigen.

Nichtsdestotrotz verliert „Die Herren von Cornwall“ nicht den mythischen Hintergrund, eingepackt in verschiedene prägende Geheimnisse und natürlich die unvermeidbaren Parallelen zur klassischen Artus-Sage. Doch erneut sind es nicht diese Faktoren, die die Serie so unheimlich lesenswert machen, sondern die Art und Weise, wie Autor und Zeichner mit ihrem unabhängig auftretenden Story-Konstrukt umgehen. Einige entscheidende Wendungen heizen die Spannung immer wieder an, obschon man sich oftmals bereits einen Schritt voraus sieht und viele noch kommende Arrangements erahnen kann. Doch Cordurié hat genügend überraschende inhaltliche Effekte in der Hinterhand, um den Leser in seinen Vermutungen irrezuführen, so dass nicht alles durchschaubar ist, was in „Das Patenkind der Feen“ geschieht.

Letztlich ist auch die Action auch wieder ein wesentlicher Bestandteil des Ganzen, anteilig aber nicht mehr so überpräsent wie noch in „Das Blut von Lyonesse“. Die Mischung ist ausgewogener, die Story als solche noch mehr im Fokus. Und so ist schlussendlich das passiert, was man sich eigentlich von vornherein von dieser Fortsetzung versprochen hatte: „Die Herren von Cornwall“ mausert sich spätestens jetzt zu einem ehrbaren Ableger der Artus-Sage und zum womöglich besten Comic-Kapitel, das sich in den letzten Jahren mit diesem Mythos beschäftigt hat. Umso bedauerlicher ist es, dass selbst ein Jahr nach dem offiziellen Release dieses zweiten Albums immer noch nicht klar ist, wann die Serie endlich fortgeführt wird!

|48 Seiten, gebunden
ISBN-13: 978-3868692334|
http://www.splitter-verlag.eu

TEST: Kindle Touch

Vorwort

Nicht ganz so plötzlich, aber schon unerwartet präsentiert amazon seinen eBook-Reader Kindle Touch nun auch in Deutschland. Im letzten Jahr erschien nämlich der „normale“ Kindle mit dem Hinweis, dass die in den USA erhältlichen Modelle „Touch“ und „Touch 3G“ bei uns nicht erscheinen werden. Gehen wir also mal davon aus, dass in absehbarer Zeit auch der „Kindle Fire“ bei uns erhältlich sein wird … auch der ist bislang nicht für Deutschland angekündigt.

Vom Auspacken bis zum Lesen

Das mir vom Hersteller leihweise zur Verfügung gestellte Testgerät war nicht nur voller Fettfingerabdrücke und Staub, es war praktischerweise auch schon auf mich registriert. Einzuschalten brauchte ich es auch nicht, denn es war schon im Stand-by-Modus … der, das allerdings erwähne ich natürlich, verbraucht keinen Strom, da eInk-Reader nur Energie beim Aufbau der Anzeige benötigen, nicht für die Anzeige selbst.

Im Hauptmenü fand ich ein paar vorinstallierte Dokumente: Eine paar kurze Infos zu dem Gerät, ein „User’s Guide“ in englischer Sprache und ein paar Wörterbücher. Wer bereits einen Kindle besitzt und auf den Touch umgestiegen ist, der findet hier auch unter dem Punkt „Archiv“ seine bisherigen amazon-eBook-Käufe aufgelistet, die man sich so auch fix wieder auf das neue Gerät holen kann.

Haptik und Optik

Der Kindle Touch liegt gut in der Hand und kann nicht nur aufgrund seines geringen Gewichts problemlos in einer Hand gehalten werden … auch längere Zeit. Das Gefühl einer leichten Gummierung auf der Rückseite sorgt für einen guten Rutschschutz beim Festhalten. Mit ein wenig Fingerspitzengefühl kann man es hinbekommen, dass man auch für das Umblättern keine zweite Hand benutzen muss. Auf das Display patschen muss man dafür aber in jedem Fall.

Dass Displays von eInk-Geräten die Texte in der Qualität einer Tageszeitung darstellen können, bestätigt sich auch beim Kindle Touch. Die Texte sind auch bei kleinen Schriftgrößen immer klar und deutlich erkennbar und sowohl bei hellem Sonnenlicht als auch bei künstlicher Beleuchtung reflexionsfrei und gut zu lesen.

Erstes Lesen

Obwohl dem Gerät keine Bedienungsanleitung beilag, war und ist die Benutzung recht intuitiv und selbsterklärend. Ich mag eh keine Anleitungen, ich finde gern selbst alles heraus … und beim Kindle Touch geht das auf jeden Fall, denn so komplex und kompliziert wie ein neuer AV-Receiver ist er nicht.

Nach einem Tipp auf einen Buchtitel in der Menüliste ist man auch schon im Dokument. Für die Auswahl eines Buches braucht man das Display nur leicht zu berühren, wie man das von kapazitiven Smartphones oder Tablet-PCs auch kennt. Auch wenn die Technik dahinter eine andere ist, angenehm zu bedienen ists bei beiden.

Wem die Schriftgröße nicht gefällt, der kann direkt mit einer Zwei-Finger-Geste auf dem Display das Schriftgrößen-Menü aufrufen und aus sieben verschiedenen Schriftgrößen seinen Favoriten auswählen. Eine Größe hoch- oder runterschalten funktioniert durch einfaches Auseinander- oder Zusammenziehen von zwei Fingern auf dem Display.

Das seitenweise Umblättern geschieht beim Kindle Touch auch durch Berühren des Displays, denn außer des HOME-Buttons unten in der Mitte des Gehäuses und dem Stand-by-Knopf am unteren Rand, gibts beim Kindle Touch keine Knöpfe. Das Display ist für diesen Vorgang in Zonen eingeteilt. Berührt man den rechten Rand des Display, gehts eine Seite vor, links gehts eine Seite zurück. Wer den oberen Rand berührt, der bekommt eine Menü-Zeile eingeblendet, in der er unter anderem mittels eines Suchfelds im Dokument suchen kann. Außerdem zeigt der Kindle Touch hier zusätzlich ein kleines MP3-Player-Menü an, wenn sich Audio-Dateien auf dem Gerät befinden.

Bei jedem sechsten Blättern initialisiert der Kindle Touch den Bildschirm neu, was ihn einmal aufflackern lässt. Bei den fünf vorherigen Seitenwechseln blendet er nur den alten Text aus und den neuen ein.

Buch-Shopping

Im HOME-Menü strahlt uns in der oberen Leiste schon ein Einkaufswagen-Symbol an, das uns bei aktiver Internet-Verbindung in den amazon-Buchladen bringt. Das Stöbern ist allerdings recht schwerfällig, auch wenn alles auf eine Benutzung über den Kindle abgestimmt ist. Auch die Scroll-Wisch-Gesten, die man vom Smartphone oder Tablet-PC her kennt, funktionieren hier … aber der Bildschirm scrollt nicht mit. Nachdem man „gewischt“ hat, wird die Seite komplett neu aufgebaut. Das Flackern und Ruckeln irritiert, macht wenig Spaß und verkürzt die Verweildauer im Shop. Wenn man aber weiß, was man sucht oder schnell gefunden hat, was man möchte, dann ist der Lesespaß nicht mehr weit.

Nach Auswahl eines Titels kann man sich entweder erstmal eine kostenlose Leseprobe auf das Gerät schicken lassen oder den Titel direkt kaufen. Und noch während man den anschließenden Einkaufshinweis durchliest, ist das Buch im Hintergrund schon auf den Kindle Touch geladen worden und steht im HOME-Menü zum direkten Loslesen zur Verfügung.

Noch Fragen?

Wie viele Bücher passen denn auf den Kindle Touch?

Der Hersteller wirft mit den Werten 4 GB und 3000 Bücher erstmal ein paar gewichtige Zahlen in den Raum, die nicht jedem etwas sagen. Natürlich habe ich keine 3000 Bücher da, mit denen ich diese Behauptung nachprüfen könnte, aber rein rechnerisch ist das durchaus möglich. Ich erspare jetzt jedem an dieser Stelle die Aufschlüsselung, aber, gehen Sie mal davon aus, dass Sie all Ihre Lieblingsbücher auf dem Kindle Touch mit sich rumtragen können … und ich meine wirklich alle Lieblingsbücher. Dass der Speicher nicht etwa durch Speicherkarten erweiterbar ist, macht mir persönlich wenig aus. Bis ich mal 3000 Bücher auf dem Gerät angesammelt hätte …

Außerdem bietet amazon mithilfe seiner Internet-Cloud (mit 5 GB Speicherplatz) die Möglichkeit, per WLAN auf jedes einmal bei amazon gekaufte eBook zuzugreifen und es sich auf den Kindle Touch zu laden.

Kann der Kindle Touch noch mehr, als Bücher anzeigen?

Kann er, auch wenn der Hersteller es explizit als „Beta-Funktion“ bezeichnet, wenn es hierbei um die Tonwiedergabe geht, wohl um jeglicher Beschwerde von Technik-Freaks aus dem Weg zu gehen. Der Kindle Touch kann (im Gegensatz zum normalen Kindle) also auch Audio-Inhalte wie MP3-Dateien abspielen. Auch kann er Bilder anzeigen und ermöglicht so z. B. das Lesen von Zeitschriften oder Comics. Ein Web-Browser ist auch als Beta-Extra enthalten. Das Surfen mit einem eInk-Display macht allerdings erwartungsgemäß nur bei sehr textlastigen Webseiten Spaß … News-Seiten hingegen lassen sich ganz ordentlich lesen. Beim Scrollen von Homepages ruckelt und flackert es gehörig, sodass der Browser wirklich nur für schnelle Recherchezwecke geeignet ist, nicht für längeres Surfen.

Die eingebauten Lautsprecher klingen erwartungsgemäß ein wenig blechern. Der MP3-Player lässt sich mangels Knöpfe am Gehäuse auch nur über das Menü des Geräts bedienen, läuft aber auch während man liest im Multitaskingmodus weiter. So kann man sich zusätzlich beim Lesen auch noch von sanfter Hintergrundmusik berieseln lassen.

Der Vergleich mit den anderen

Lesen bei Licht … und ohne

Es ist ja nicht so, als hätte amazon das Lesen erfunden, nur weil sie eine Menge Bücher verkaufen. So verhält es sich auch beim Thema „eBook-Reader“. Es gibt Mitbewerber und die sind für den einen oder anderen potenziellen Käufer durchaus in Erwägung zu ziehen.

Nicht von ungefähr weist amazon in der Kindle-Werbung gern darauf hin, dass man auch bei starkem Sonnenlicht noch angenehm mit dem Gerät lesen kann. Das geht nämlich zum Beispiel mit dem iPad (1, 2 oder 3) bedingt oder eher gar nicht. Je heller es ist, desto wunderbarer verwandelt sich der Tablet-PC in einen nützlichen Schminkspiegel. Lesen macht dann keinen Spaß mehr.

Allerdings darf man auch nicht verschweigen, dass die Hintergrundbeleuchtung des iPads (oder anderer LCD-Lesegeräte) absolut zu punkten weiß, wenn es langsam schummrig wird. Wer mit dem Kindle liest, der muss schon früher das Licht anschalten, als wenn er ein Buch in der Hand hält. Aber … im Dunkeln zu lesen, ist eh nicht gut für die Augen.

Leicht, leichter, Kindle

Beim Thema „Gewicht“ gewinnt der Kindle Touch gegen jeden von mir getesteten LCD-Reader und auch gegen fast jedes gedruckte Buch. So gern ich Hardcover im Regal stehen sehe, so schmerzhaft finde ich es, sie tatsächlich zu lesen. Auf dem Kindle Touch ist jedes Buch immer gleich schwer, nämlich 213 Gramm. Das schaffen sonst nur wirklich dünne Taschenbücher.

Im Vergleich dazu ist das aktuelle iPad dreimal so schwer und strengt beim Lesen das Handgelenk, so man das Gerät denn beim Lesen mit einer Hand halten kann oder mag, auch dreimal mehr an. Andere LCD-Reader, die nicht zeitgleich ein Tablet-PC sind, sind natürlich leichter … aber die Kindle-Familie ist noch leichter, weil die eInk-Technik einfach weniger wiegt.

Durchhaltevermögen

Auch wenn die iPads gute zehn Stunden unter Volllast durchhalten, bevor man sie aufladen muss und andere LCD-Reader gern auch mal ein paar Tage (maximal) des Lesens überstehen … eher früher als später müssen sie alle ans Netz. Sehr ärgerlich ist das, wenn es grad richtig spannend ist im Roman … oder … noch schlimmer … man grad im Urlaub ist und spontan feststellen muss, was zu Hause in der Schublade liegt … genau, das Netzkabel.

Ob der Akku des Kindle Touch tatsächlich die vom Hersteller versprochenen zwei Monate ohne Zusatzstrom durchhält, kann ich nicht bezeugen … ich musste das Gerät lange vorher wieder zurückgeben. Allerdings kann ich vom normalen Kindle her bestätigen, dass er wirklich verdammt lange hält, selbst man jeden Tag eine längere Leserunde einlegt. Auf Wochen lege ich mich da spontan fest, auch wenn ich es nie aufgeschrieben habe, wann ich ihn aufladen musste … es passiert einfach zu selten.

Die Auswahl der Bücher und das Formate-Wirrwarr

Für die, die sich nicht auskennen: Amazon benutzt für seine Lesegeräte ein hauseigenes Format, namens AZW. Bücher in diesem Format bekommt man nur bei amazon und kein anderer Reader kann damit umgehen. Der Rest der Welt benutzt aber das EPUB-Format. Das kann so gut wie jeder Reader, ob eInk oder LCD … nur die Kindles, die können mit diesem Format nichts anfangen. Das ist halt so eine Apple-Sache, man möchte eben, dass die Käufer im eigenen Haus shoppen und nicht bei den Mitbewerbern.

Als legitimen und auch völlig legalen Hinweis kann ich an dieser Stelle aber allen, die sich aus diesem Grund allein nun gegen einen Kindle Touch entscheiden würden aber sagen: Es gibt ein Programm, das nennt sich CALIBRE … das ist kostenlos herunterladbar und kann den Kindle mit jedem „Fremdformat“ versorgen, das sie eventuell schon bei einem anderen Händler erworben haben. Alles kein Problem und sollte daher auch kein wirklich entscheidendes Kaufkriterium darstellen, solange die Dateien keinen DRM-Kopierschutz haben, denn dann klappts leider nicht.

Ich möchte einen Kindle … aber welchen nur?

Wer sich für einen Kindle von amazon entschieden hat, der hat die Wahl zwischen derzeit drei Geräten: dem Kindle, dem Kindle Touch und dem Kindle Touch 3G.

Wer einfach nur Lesen möchte und keine weiteren Features braucht … den Reader also wirklich nur als Reader und Buchersatz benutzen möchte … dem reicht der KINDLE.

Wer es etwas komfortabler in der Bedienung mag und kein Freund von langen und oftmals nervigen Reisen mit der Steuerkreuztastatur ist, für den ist der KINDLE TOUCH zu empfehlen.

Wer viel unterwegs ist und nicht auf eine WLAN-Verbindung angewiesen sein und den Bedienungskomfort des KINDLE TOUCH möchte, der greift zum KINDLE TOUCH 3G, denn der bietet laut Hersteller in über 100 Ländern und Regionen einen drahtlosen Zugang zum amazon-Store.

Techno-Babble, der wirklich interessant ist, in der Übersicht

Display-Größe: 15 cm (6 Zoll)
Maße: 17,2 x 12 x 10,1 cm
Gewicht: 213 Gramm
Speicher: 4 GB (wovon 3 GB vom Käufer genutzt werden können) … der Speicher ist nicht erweiterbar
Preis: 129 Euro
Akku-Laufzeit|: Wer jeden Tag 30 Minuten liest, soll zwei Monate ohne Aufladen auskommen. Wer vergisst, das WLAN dabei abzuschalten oder ständig im amazon-Shop Nachschub bestellt, weils so einfach und bequem ist, der muss nach drei Wochen aufladen.
Verbindung mit der Welt|: Per WLAN gehts direkt ins Internet (in den Shop oder die Cloud) oder per USB an den PC. Beide Verbindungen können genutzt werden, um Bücher auf den Kindle Touch zu übertragen.
Dateiformate, die der Kindle Touch versteht: AZW, AZW3, TXT, PDF, AA, AAX, MP3, MOBI (ungeschützt), PRC, HTML, DOC, DICX, JPEG, GIF, PNG, BMP (nach Konvertierung)

Ausstattung

Der Vergleich zum Apfel-Konzern und seinen iGeräten passt auch an dieser Stelle. In der Verpackung fand ich den Kindle Touch und ein USB-2.0-Kabel. Ein Netzkabel muss separat gekauft werden, Gleiches gilt für eine Schutzhülle. Wer eine längere Anleitung (auf Deutsch) haben möchte, der kann sie sich von der Herstellerseite herunterladen und dabei auch gleich auf seinen Kindle Touch übertragen. So hat das Gerät seine eigene Bedienungsanleitung immer parat.

Mein Fazit:

Der Kindle Touch kann das am besten, wofür er eigentlich da ist: Bücher anzeigen. Er liegt super in der Hand und ist durch das Touchdisplay einfach und intuitiv zu bedienen. Es passen richtig viele eBooks auf das Gerät und das Online-Einkaufen neuer Bücher über den Kindle Touch geht schnell und problemlos.

Die zusätzlichen Features, die der Kindle Touch als Beta-Dreingabe anbietet, darf man nicht mit Smartphones oder Tablet-PCs vergleichen. Wenn man das nicht tut, dann kann man sich auch über den eingebauten MP3-Player und den WebBrowser durchaus freuen, auch wenn sie vielleicht nicht den gewohnten Komfort bieten.

Alles in allem ist der Kindle Touch  nicht nur aufgrund seines Preises ein von den eInk-Mitbewerbern ernst zu nehmender Konkurrent, der komfortablen Lesespaß bietet.

Ryan, Amy Kathleen – Gefährliche Lügen (Sternenfeuer 1)

_Sky Chasers/Sternenfeuer_

Band 1: _“Gefährliche Lügen“_
Band 2: Spark (noch ohne dt. Titel)
Band 3: geplant

Die 15-jährige Waverly gehört zu den ersten Kindern, die an Bord des Sternenschiffes Empyrean geboren wurden. Jedermann erwartet, dass sie bald ihren Freund Kieran heiraten wird, um eine Familie zu gründen und das Überleben der Menschheit auf der langen Reise zu einem fernen Planeten zu sichern. Waverly liebt Kieran sehr – aber ist sie trotzdem schon bereit, so früh diesen entscheidenden Schritt zu gehen? Das friedliche Leben endet dramatisch, als wie aus dem Nichts das lange verschollen geglaubte Schwesterschiff angreift, die Erwachsenen tötet und alle Mädchen entführt. Während Kieran auf der schwer beschädigten Emphyrean um sein Überleben kämpft, muss Waverly viele Lichtjahre entfernt alles daransetzen, zu ihm zurückkehren zu können … (Verlagsinfo)

_Kritik_

Mit dem Auftakt ihrer „Sky Chasers“-Trilogie „Sternenfeuer – Gefährliche Lügen“ ist der Autorin Amy Kathleen Ryan ein überzeugender Genremix aus Dystopie und Science-Fiction gelungen.

In ein spannendes Science-Fiction-Setting bettet die Autorin eine gut verpackte Gesellschafts- und Religionskritik, die zum Nachdenken anregt. Menschenverachtende Taten, entschuldigt durch politische und religiöse Ansichten, lassen die Leser so manches Mal schlucken. Während auf der Empyrean Verbrechen und Manipulation aus purer Arroganz begangen werden, werden diese auf dem Schwesternschiff New Horizon mit dem angeblichen Willen Gottes gerechtfertigt. Obwohl der Klappentext unter anderem auf eine gefühlvolle Romanze schließen lässt, tritt diese stark in den Hintergrund. Getragen wird „Sternenfeuer – Gefährliche Lügen“ von den gesellschaftskritischen und dramatischen Entwicklungen, die den Verlauf des Plots ausmachen. Auch der Kampf um das Überleben und das Erreichen der so unterschiedlichen Ziele bekommen Raum in dem futuristischen Plot.

Der Schreibstil der Autorin ist eher schlicht und recht schnörkellos. So liest sich die Geschichte einfach und die Leser bekommen kaum Stolpersteine in den Weg gelegt. Allerdings werden so teilweise auch die Beschreibungen der Raumschiffe recht einfallslos und wenig detailliert dargestellt. Besonders Fans der Science-Fiction dürften hier enttäuscht sein. Leser, die sich allerdings das erste Mal auf dieses Gebiet trauen, werden einen spielend leichten Einstieg finden.

Abwechselnd aus der Perspektive von den beiden Protagonisten Waverly und Kieran werden die Abenteuer der interstellaren Reise erzählt. Anfangs wechseln sich die Kapitel noch ab, aber im Verlauf der Geschichte werden diese Abstände immer größer, und nicht immer gelingt es so, sich direkt wieder auf die jeweiligen Darsteller einzustellen. Dennoch ist dieser Perspektivenwechsel nötig, schließlich spielen die Ereignisse sich auf verschiedenen Schiffen ab, und nur so ist es möglich, Einblicke in die Vorkommnisse des jeweils anderen Schiffes zu bekommen.

Nach einem kurzen Einstieg in die Geschichte zieht die Autorin den Spannungsbogen rasant an und hält dieses Tempo durchgehend. Auch die Härte nimmt zu. Folter, psychische und physische Gewalt, Manipulation und Rücksichtslosigkeit sind Themen, die ausführlich behandelt werden. Die Autorin versteht es, den Lesern eine Gänsehaut über den Rücken laufen zu lassen. Da lässt den Leser die empfohlene Altersempfehlung schlucken – ab zwölf Jahren ist hier definitiv zu früh angesetzt.

Ihre jugendlichen Protagonisten hat Amy Kathleen Ryan sehr gewissenhaft konzipiert. Nicht so ihre erwachsenen Figuren, denn diese bleiben nur durch extreme Grausamkeit in Erinnerung oder zeigen sich trivial und entsetzlich naiv. Mehr als Statisten sind sie meist nicht. Waverly und Kieran sind starke Charaktere, die Schwächen kaum zeigen und rasch an den ihnen zugedachten Aufgaben wachsen.

Dem |Pan|-Verlag ist einmal wieder ein Cover gelungen, welches direkt ins Auge fällt, schlicht und doch – oder gerade deswegen – eindrucksvoll.

_Die Autorin_

Amy Kathleen Ryan wuchs in Jackson im amerikanischen Bundesstaat Wyoming auf. Sie studierte Anthropologie und Englische Literatur in Wyoming und Vermont, bevor sie sich ganz dem Schreiben zuwandte.

_Fazit_

Der Auftakt der Sternenfeuer-Trilogie „Gefährliche Lügen“ besticht durch zeitgemäße sozial- und gesellschaftskritische Themen, welche in ein interessantes Science-Fiction Szenario verpackt wurden.

Ich kann „Sternenfeuer“ auf jeden Fall an Leser weiterempfehlen, die sich gerne am Genre Science-Fiction versuchen möchten oder an gesellschafts- und religionskritischen Themen interessiert sind.

Interessierten Lesern sei aber in jedem Fall empfohlen, die [Leseprobe]http://www.pan-verlag.de//buch/Sternenfeuer/978-3-426-28361-5 vorab anzusteuern.

|Originaltitel: Sky Chasers 1: Glow
Übersetzung: Momo Evers, Falk Behr
Gebundene Ausgabe: 432 Seiten
Empfohlenes Lesealter: 12 – 16 Jahre
ISBN-13: 978-3426283615|
http://www.pan-verlag.de
[Trailer]http://www.pan-verlag.de/trailer/trailer__sternenfeuer.php

Brennan, Herbie – Elfenthron, Der (Faerie Wars 5)

_|Faerie Wars|:_

Band 1: [„Das Elfenportal“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=313
Band 2: [„Der Purpurkaiser“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1249
Band 3: [„Der Elfenpakt“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=2959
Band 4: [„Der Elfenlord“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4588
Band 5: _“Der Elfenthron“_

_Culmella Chrysotenchia_, kurz Mella genannt, ist eindeutig die Tochter ihrer Mutter! Sie hat sich einfach in die Gegenwelt davongemacht, um ihre Großmutter Atherton kennenzulernen. Blue und Henry machen sich auf, ihre unternehmungslustige Tochter wieder zurückzuholen, aber wie das nun mal so ist … auf dem harmlosen kurzen Ausflug ist so ziemlich alles schiefgegangen und Mella ist längst nicht mehr dort, wo sie ursprünglich hin wollte!

_Die Riege der Personen_ ist nahezu identisch zu den Vorgängerbänden. Selbst Mr. Fogarty taucht noch einmal auf. Lediglich zwei Figuren sind neu und quasi unverbraucht:

Die eine ist natürlich Mella. Mella hat durchaus einiges mit ihrer Mutter gemeinsam: Sie ist lebhaft, unternehmungslustig und neigt zu Alleingängen. Außerdem reagiert sie ziemlich geistesgegenwärtig. Allerdings ist sie leichtsinniger als Blue und nimmt ihre Rolle als zukünftige Kaiserin nicht ganz so ernst, wie sie sollte.

Und dann wäre da noch Aisling. Aus der zwar etwas lästigen, aber sonst nicht besonders auffälligen kleinen Schwester ist eine unerträgliche Nervensäge geworden. Sie ist dumm, selbstsüchtig, neidisch, hochnäsig, eitel und rechthaberisch. Sie hört nie zu, weiß alles besser und ist selbstredend niemals an etwas schuld.

Mag sein, dass eine solche Ansammlung schlechter Eigenschaften übertrieben wirkt, dennoch läuft Aisling Mella ziemlich den Rang ab. Denn so unausstehlich die Frau sich auch benimmt, die Wirkung, die der Autor damit erzielt, ist einfach nur schräg! Aisling war ein echter Gewinn für die Geschichte, vor allem, weil Chalkhill und Brimstone in diesem Band ein wenig blass daherkommen. Brimstones Paranoia ist ja recht nett, auch die Art und Weise, wie die beiden immer noch versuchen, sich gegenseitig über den Tisch zu ziehen. Mit dem sprühenden Witz aus den vorigen Bänden können sie aber nicht mehr mithalten.

Ähnliches lässt sich von der Handlung sagen. Der Plot ist so einfallsreich, wie man es von Herbie Brennan gewohnt ist. Allein die Umsetzung hat diesmal nicht so recht geklappt. Ist es dem Autor im ursprünglichen Zyklus noch gelungen, die genauen Zusammenhänge bis fast zur letzten Seite vor dem Leser zu verbergen, ist diesmal recht schnell klar, woher der Wind weht. Das allein hätte womöglich nicht einmal gestört. Spätestens nach dem Zusammentreffen von Mella und Lord Hairstreaks Ziehkind löst sich die ganze Sache jedoch so einfach und problemlos auf, dass ich doch ziemlich enttäuscht war. Ein wenig mehr Anstrengung hätte die Lösung der Situation ruhig kosten dürfen.

Was die Magie angeht, so wurde dieser Aspekt lediglich durch die Mantikore ausgebaut, Mischwesen, die hier von Zauberern entworfen und geschaffen wurden. Der Zweck dieses Schöpfungsaktes hätte ein gutes Spannungsinstrument abgegeben, nur leider verpufft dieser im selben Moment, in dem die Mantikore in Form eines Einzelwesens in den Vordergrund rücken.

Wenn die Geschichte insgesamt schon etwas schwächelt, fallen logische Knicke umso mehr ins Gewicht. Wie kommt es, dass Mella bis zum Haus ihrer Großmutter drei Tage braucht? Eigentlich kann man das locker in ein paar Stunden schaffen, wie Blue und Henry gleich darauf beweisen. Und wie kommt es, dass Blue sich im Epilog nicht an den Namen von Hairstreaks Braut erinnern kann, wo Mella ihr doch alles erzählt hat? Das sieht Blue gar nicht ähnlich.

_Bleibt zu sagen_, dass |Fearie-Wars – Die nächste Generation| es nicht geschafft hat, mit dem Original mitzuhalten. Zwar gibt es auch hier ein paar amüsante Szenen, jedoch vermisste ich die Energie, die dem Humor der ersten vier Bände innewohnte. Auch die Spannung, wie sie vor allem der unmittelbare Vorgänger erzeugt hat, fehlt hier völlig. So ist diese Neuauflage zwar ganz nett, aber bei Weitem nicht mehr die mitreißende, spritzige Lektüre, wie es die Geschichten um Henry, Blue und Pyrgus waren. Vielleicht kehrt ja ein Teil des ursprünglichen Esprits in Band sechs noch einmal zurück. Denn wie der Epilog vermuten lässt, wird es den wohl geben, und sollte Aisling darin vorkommen besteht durchaus Hoffnung.

_Herbie Brennan_ lebt und arbeitet in Irland, und das sehr fleißig. Er hat Unmengen von Büchern geschrieben, von Historik über Psychologie und Esoterik bis Fantasy, von Romanen über Kurzgeschichten bis zu Software, für Erwachsene ebenso wie für Kinder und Jugendliche. Außerdem arbeitet er für’s Radio. Außer den Fairy Wars sind auf Deutsch zwei Kinderbücher von ihm erschienen, „Elfenquatsch“ und „Zartok aus dem All“.

|Taschenbuch 330 Seiten
Originaltitel: The Faeman Quest
Deutsch von Martin Ruben Becker
ISBN-13: 978-3-423-21359-2|
http://www.herbiebrennan.com
http://www.faeriewars.com

Schmidt, Heike Eva – Purpurmond

Als Cat einen alten Halsreif findet, legt sie ihn sich neugierig um. Dumm nur, dass das Schmuckstück mit einem Fluch belegt ist und sie geradewegs in die Vergangenheit befördert. Zu allem Überfluss lässt sich der Kupferreif auch nicht mehr von ihrem Hals entfernen. Wären da nicht die kräuter­kundige Dorothea und deren Bruder Jakob, der Cats Herz schneller schlagen lässt, würde sie wohl verzweifeln, vor allem, da der Halsreif sich immer enger zusammenzieht … (Verlagsinfo)

_Kritik_

Mit „Purpurmond“ hat die deutsche Autorin Heike Eva Schmidt einen Zeitreiseroman geschrieben, in dem sie ihre Protagonisten auf ein gefahrvolles Abenteuer im 17. Jahrhundert schickt.

Wechselnd zwischen der heutigen Zeit und der des 17. Jahrhunderts, wird die spannende Geschichte um Caitlin und dem Fluch, der auf ihr liegt, erzählt. Die Autorin präsentiert ihre Geschichte dabei äußerst glaubwürdig und unterhaltsam. In ihrem Plot verbindet sie die authentischen historischen Ereignisse mit einer guten Portion Humor, einer zarten Romanze und einem packenden Abenteuer. Obwohl hier die ersten Gefühle der Verliebtheit eine Rolle spielen, stehen diese jedoch nicht im Vordergrund. Der Fokus der Autorin liegt bei der Hexenverfolgung und der daraus entstehenden Problematik. Schnell wird klar, dass es hier vor allem um politische und persönliche Ziele geht, die Menschen zu dieser Zeit auf den Scheiterhaufen bringen konnten.

Bemerkenswert ist auch, dass die Autorin die Zeitreise und die daraus entstehenden Probleme, wie beispielsweise die Sprache und die Kleidung, interessant löst. Ihre Protagonistin hat folglich durchaus Probleme sich anzupassen. Nicht nur die Kleidung, die zwar durch den Zeitstrudel arg in Mitleidenschaft gezogen ist, fällt im Jahre 1632 durchaus auf. Auch die heutige Sprache und ihr für die damalige Zeit bizarres Auftreten kann Cat nur schwer ablegen und bringt die Leser so des Öfteren zum Schmunzeln. Nebenhandlungen gibt es kaum, da sich die Autorin immer dicht an den Plot hält. Trotzdem ist eine komplexe und gut durchdachte Geschichte entstanden, die am Ende zufriedenstellend aufgelöst wird.

„Purpurmond“ wird fast durchgehend aus der Perspektive Cats erzählt. Durch die gewählte Ich-Form werden die Gedankengänge und Handlungen der sympathischen Protagonistin nachvollziehbar. In kurzen Abschnitten wird für die Leser zusätzlich aus der Perspektive einer dritten Person erzählt, was sich zu Zeiten Cats Abwesenheit im Mittelalter tut. So entsteht ein abwechslungsreiches Gesamtbild.

Der Schreibstil der Autorin ist passend zum Genre Young Adult leicht zu lesen und verständlich. Gut gelungen sind zudem die Dialoge. Während die heutigen Darsteller sich zeitgemäß ausdrücken, legt Heike Eva Schmidt auch in der Vergangenheit viel Wert auf eine für diese Zeit passende Ausdrucksweise. Lustig wird es dann auch schon mal, wenn die Protagonisten Cat im 17. Jahrhundert anfängt zu fluchen oder ihrem Erstaunen Ausdruck gibt. Getragen wird „Purpurmond“ durch die spannende Handlung und die sympathischen Darsteller, weniger von detaillierten Beschreibungen der Schauplätze, aber trotzdem gelingt es der Autorin, ein greifbares Bild der Schauplätze zu schaffen.

Schnell baut Heike Eva Schmidt Spannung in ihrem Jugendroman auf. Nach einem beunruhigenden Prolog bekommt der Leser zwar kurz Zeit, die Schauplätze und die Darsteller kennenzulernen, mit der ersten Zeitreise zieht der Spannungsbogen aber schon deutlich an. Als klar wird, dass auch Cats Leben auf dem Spiel steht, wird zusätzliche Spannung aufgebaut. Nach einem ungemein packenden Höhepunkt endet Purpurmond dann komplett in sich abgeschlossen.

Sympathisch und glaubhaft wurden die Darsteller konzipiert. Allen voran Cat, die durch ihren Mut und ihr loses Mundwerk Schwung in die Geschichte bringt. Gut gelungen sind auch die weiteren Figuren. Die wichtigsten Personen wie Dorothea, Jakob und Daniel sind facettenreich dargestellt. Die Autorin hat es geschafft, ihren Charakteren eine Menge Leben einzuhauchen und diese wirklich authentisch wirken zu lassen.

_Autorin_

Heike Eva Schmidt wurde in Bamberg geboren und lebt heute im Süden Münchens. Nach einem Studium der Schulpsychologie wechselte sie direkt nach ihrem Abschluss zum Journalismus. Nach Stationen bei Radio, Fernsehen und Zeitschriften erhielt sie im Jahr 2000 ein Stipendium an der Drehbuchwerkstatt München. Seit mehreren Jahren arbeitet sie als freie Drehbuchautorin, aktuell für eine Serie des Bayerischen Fernsehens. 2010 verwirklichte sie schließlich ihren Kindheitstraum: Romane zu schreiben. Seitdem arbeitet sie vorzugsweise im bayerischen Voralpenland. Dort entstehen in ihrer kleinen „Schreibstube“ viele Ideen. „Purpurmond“ ist Heike Eva Schmidts erster Fantasyroman.

_Fazit_

Heike Eva Schmidt ist mit „Purpurmond“ ein wundervoller Zeitreiseroman gelungen. Die Autorin lässt ein finsteres Kapitel der deutschen Geschichte lebendig werden. Sympathische Charaktere, greifbare Spannung, ein gut durchdachter Plot, Humor und Gefühl werden zu einer wundervollen Geschichte vereint.

Mir hat „Purpurmond“ außergewöhnlich gut gefallen. Nicht nur die taffe Heldin Cat zieht in den Bann, auch der historische Hintergrund und die gesamte Umsetzung sind außergewöhnlich gut gelungen.

|Gebundene Ausgabe: 352 Seiten
ISBN-13: 978-3426283660
Empfohlenes Lesealter: 12 – 15 Jahre|
http://www.droemer-knaur.de

Bec, Christophe / Marazano, Richard – Absolute Zero 2: A.S.O.R.3 Psycho

_Absolute Zero:_

Band 1: [„Programm Sibirien“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7856
_Band 2: „A.S.O.R.3 Psycho“_
Band 3: „Inkarnation“

_Story:_

Der Tod eines Marine-Soldaten erhitzt nicht nur die Gemüter des restlichen Corps, sondern führt auch schnell zu einer internen Rebellion gegen den Vorgesetzten, der sich in seiner Unfähigkeit gleich mehrere Patzer erlaubt hat. Dennoch hat die Einheit großen Respekt vor den mysteriösen Ereignissen in der Raumstation und bleibt auf der Hut – vor der unsichtbaren Bedrohung, aber auch vor den erahnten intriganten Vorgängen an Bord.

Als ein weiteres Duell den nächsten Toten fordert, scheint sich eine klare Linie im Vorgehen abzuzeichnen, die auch schon das nächste Opfer sichtbar macht – und tatsächlich gibt es auch eine dritte Tote, die der Meuterei weiteren Auftrieb gibt. Angst und Hass machen sich breit, innerhalb der Einheit kommt es zu wechselnden Zweckbündnissen, doch niemand kann genau die wichtigste Frage beantworten: Wer oder was ist eigentlich der Feind?

_Persönlicher Eindruck:

Immerhin: Nachdem die Story im ersten Band von Christophe Becs Dreiteiler „Absolute Zero“ ein einziges Kuriosum war und sich hinter einer Reihe Banalitäten und unschlüssiger Inhalte versteckte, kommt das Ganze im zweiten Kapitel langsam in die Gänge. Die Indizien für einen Komplott werden kontinuierlich weiter ausgearbeitet, die Charaktere erhalten ein bisschen mehr Farbe, und da sich auch die unschön inszenierten Todesfälle häufen, erfährt die Geschichte zumindest über weite Strecken den lang ersehnten roten Faden, an den sie sich auch im weiteren Verlauf klammern kann.

Dennoch bleibt das Gesamtkonstrukt sehr komplex und stellenweise kaum durchschaubar, gerade weil die Figuren in ihren Motiven nicht gefestigt sind. Ein ständiges Hin und Her prägt die Handlung, und auch wenn die heimlichen Ängste der Beteiligten dadurch besser greifbar erscheint, würde man sich auch einmal ein paar stringentere Passagen wünschen, die das Ganze einfach besser zusammenhalten. Hier und dort ein Zweckbündnis, das wieder schnell zerstört wird, dort eine heimliche Affäre, darüber hinaus die ständige Unklarheit, was es mit der Raumstation auf sich hat bzw. warum sie nicht weiter erforscht wird, um ihr Geheimnis zu lüften – es sind nach wie vor zu viele Variablen in „Absolute Zero“, als dass man auch nach dem Wandel zu mehr Kontinuität in der Story so etwas wie Begeisterung empfinden könnte.

Zumindest aber ist es Bec und Marazano gelungen, den Leser bei der Stange zu halten, ihn wenigstens zwischenzeitlich kurz zu befriedigen und ihn zu ermutigen, das anfangs schwache Konstrukt bis zum Ende zu verfolgen. Dennoch fragt man sich, wie das Autorenteam so viele Ungereimtheiten weiter zulassen kann und warum die Handlung sich immer wieder erlauben darf, viel zu weit vom eigentlichen Thema abzuweichen. Die erneut flächendeckend eingestreuten Panels anderer Comic-Releases machen es auch nicht einfacher, selbst wenn sich hier sicherlich ein erhöhter künstlerischer Anspruch hinter diesem Vorgehen verbirgt. Nur sollte auch dieser für den Leser fassbar sein und nicht wie ein undurchdringliches Anhängsel zum Teil des Ganzen werden – denn genau dies ist auch in „A.S.O.R.3 Psycho“ immer noch die Realität.

Nun, wenigstens ist „Absolute Zero“ im zweiten Band eine Spur spannender geworden. Und auch die einzelnen Abschnitte, die vorab noch nicht wirklich erschlossen waren, sind ein bisschen schlüssiger und nahbarer. Dennoch ist für den finalen Band noch vieles an Aufräumarbeiten übrig geblieben, um den Ansprüchen des Publikums wenigstens teilweise gerecht zu werden. Und unter den derzeitigen Voraussetzungen darf man ernsthaft daran zweifeln, ob die beiden Schreiber noch insofern die Kurve kriegen, dass „Absolute Zero“ das Minimum an Respekt erhaschen wird.

|46 Seiten, gebunden
ISBN-13: 978-3868693256|
http://www.splitter-verlag.eu

Scheunemann, Frauke – Welpenalarm (Herkules 3)

_|Dackel Herkules|:_

Band 01: [„Dackelblick“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6989
Band 02: [„Katzenjammer“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7023
Band 03: _“Welpenalarm“_
Weitere Bände sind in Planung.

Merkt denn außer mir niemand, dass dieser kleine Mensch zum Himmel stinkt? Im wahrsten Sinne des Wortes! Brrr, es ist unerträglich, meine empfindliche Dackelnase schmerzt schon richtig. Ich beschließe, der Ursache für dieses Problem selbst auf den Grund zu gehen, und zerre an Henris Hose. Kurz darauf halte ich sie in der Schnauze. Jetzt noch weg mit der Windel, so macht Carolin das schließlich auch immer. Apropos Carolin – in diesem Moment biegt sie um die Ecke und stürzt sich mit einem Schrei auf mich: »Herkules, du böser, böser Hund! Komm sofort raus aus der Wiege!« Sie packt mich am Nacken und gibt mir einen Klaps auf den Po. Beleidigt jaule ich auf und verkrieche mich in mein Körbchen. Ich hab’s ja gleich gewusst: dieses neue Baby würde nur Ärger bringen! (Verlagsinfo)

_Kritik_

Erneut erzählt Frauke Scheunemann in „Welpenalarm“ von den Abenteuern des liebenswerten Dackels Herkules.

Getreu ihres Plots aus den vergangenen Büchern um Herkules erzählt Frauke Scheunemann wieder von dem seltsamen Verhalten der Menschen aus der Perspektive von Herkules. Diesmal steht die verwirrende Zeit von Caros Schwangerschaft und die anstrengende erste Zeit mit dem neuen Familienmitglied im Fokus. Charmant und mit einem Augenzwinkern wird so das Verhalten der menschlichen Rasse dargestellt. Letztendlich bemerkt ja doch nur unser vierbeiniger Freund, wie schwer wir Menschen uns das Leben gerne machen.

Der Schreibstil der Autorin ist gewohnt flüssig zu lesen. Der gewählte Stil passt perfekt zu dem herzigen Vierbeiner, der uns Leser schnell zu verzaubern weiß. Drollig ist nach wie vor Herkules‘ Wortverständnis. Kater Beck, der aus gebildetem Hause stammt, wirft mit so manchen, für Herkules unbekannten, Wörtern um sich. Mit Raffinesse wandelt Herkules diese so geschickt um, dass letztlich der Sinn vollkommen passt. Die Leser werden schnell von den Ereignissen gefesselt sein, da Frauke Scheunemann es versteht, Neugier zu schüren. Ob die Ereignisse in der frisch gegründeten Patchwork Familie oder das überraschende Auftauchen Herkules‘ großer Liebe, Lesespaß ist hier garantiert.

Die Darsteller sind gewohnt liebenswürdig und sympathisch konzipiert. Herkules erobert die Herzen der Leser mit seiner drolligen Art im Sturm, unterstützt von seinem besten Freund, dem Kater Beck. Auch die attraktive Hundedame Cherie bekommt wieder einen Auftritt und lässt Herkules kleines Herz Purzelbäume schlagen. Nicht zu vergessen die menschlichen Darsteller, wobei besonders Caro und Marc diesmal etwas einzustecken haben. Besonders dürfte dagegen Luisa den Lesern ans Herz wachsen, ihre kindliche Art, mit den Ereignissen umzugehen, wirkt authentisch. Besondere Sympathiepunkte bekommt auch der ehemalige Obdachlose Willi, der erneut zu der Geschichte beiträgt.

_Autorin_

Frauke Scheunemann, geboren 1969 in Düsseldorf, ist promovierte Juristin. Sie absolvierte ein Volontariat beim NDR und arbeitete anschließend als Journalistin und Pressesprecherin. Seit 2002 ist sie freie Autorin und schreibt zusammen mit ihrer Schwester Wiebke Lorenz unter dem Pseudonym »Anne Hertz« sehr erfolgreich Romane. 

Frauke Scheunemann ist verheiratet und lebt mit ihrem Mann, ihren vier Kindern und dem kleinen Hund Elmo in Hamburg.

_Fazit_

Zum dritten Mal erzählt Frauke Scheunemann uns Lesern auf ganz bezaubernde Art vom Leben des charmanten Dackels Herkules. Humorvoll, aber dennoch mit ernsten Passagen punktet „Welpenalarm“. Gerne lassen sich die Leser in die Gedankenwelt der Vierbeiner entführen und ab und zu erkennt man sich doch mal wieder. Nicht nur, aber besonders Hundefreunde dürften von der Geschichte begeistert sein. Herkules, seine Freunde und Familie ziehen die Leser in ihren Bann. Bitte mehr davon.

|Broschiert: 288 Seiten
ISBN-13: 978-3442203918|
http://www.randomhouse.de/pageundturner

Franklin, Ariana – Fluch der Totenleserin, Der (Adelia Aguilar 4)

_Die Totenleserin:_

Band 01: „Die Totenleserin“
Band 02: „Die Teufelshaube“
Band 03: [„Der König und die Totenleserin“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6970
Band 04: _“Der Fluch der Totenleserin“_

Außer sich vor Wut nimmt Adelia den Befehl Heinrichs II. entgegen, seine Tochter nach Sizilien zu begleiten. Die Reise ist lang und gefährlich. Doch mehr als Kriege und Pest beunruhigen Adelia die heimtückischen Morde, die in dem riesigen Tross passieren. Trachtet man der Prinzessin nach dem Leben? Weiß einer von dem geheimnisvollen, magischen Schwert, das die Prinzessin mit sich führt? Und warum versucht jemand, Adelia als die Mordverdächtige aussehen zu lassen?

Die gewitzte Pathologin spürt, wie eine unsichtbare Gefahr ihr immer näher kommt, doch sie kann den wahren Mörder nicht enttarnen. Als Adelia aufgrund ihrer Arbeit in Frankreich von einem Bischof als Ketzerin bezeichnet und zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilt wird, sieht sich ihr größter Feind in der Gefolgschaft der Prinzessin endlich am Ziel. Er wird sie leiden und sterben sehen … (Verlagsinfo)

_Kritik_

„Der Fluch der Totenleserin“ ist bereits der vierte Band um die Totenleserin Adelia Aguilar. Ariana Franklin schickt die erste Pathologin des Mittelalters diesmal auf eine gefahrvolle Reise nach Sizilien.

Wie schon in den Vorgängern der Serie um Adelia wird den Lesern in „Der Fluch der Totenleserin“ ein spannender Mittelalterkrimi geboten. Die packende Handlung wird unterhaltsam in die historische Atmosphäre, eine gute Portion trockenen Humors und wichtige Themen wie Religion, Missgunst und Standesdünkel eingebettet. So entsteht ein atmosphärisch dichter Plot, der die Leser schon auf den ersten Seiten zu fesseln weiß. Besonders der Klerus wird von der Autorin wieder ordentlich auf die Schippe genommen, und so sorgt der trockene Humor für so manches Schmunzeln. Nebenhandlungen fügen sich perfekt ergänzend in den Plot ein.

Diesmal stehen allerdings nicht ungeklärte Todesfälle und somit Adelias Kunst im Vordergrund des Geschehens. Mordanschläge auf Mitreisende und Adelia selbst sorgen für atemberaubende Spannung. Schon auf den ersten Seiten baut die Autorin einen konstanten Spannungsbogen auf, der im Laufe der Geschichte immer wieder neue Höhepunkte findet. Adelias Abenteuer in Sizilien endet in sich abgeschlossen. Zwar wären Folgebände möglich gewesen, doch da die Autorin leider 2011 verstarb, endet die Serie um Englands erste Pathologin leider mit dem vierten Band.

Ihrem Erzählstil bleibt die Autorin weiterhin treu. Mit ihrem gefälligen und leicht verständlichen Stil macht es die Autorin ihren Lesern leicht, der komplexen Handlung zu folgen. Dabei bewerkstelligt es Ariana Franklin, trotz des Verzichts der zeitgemäßen Sprechweise, ein authentisches Bild der damaligen Zeit zu schaffen. Besonders für Einsteiger in das historische Genre ist die Serie um die Totenleserin, gerade wegen der gewählten Sprache, perfekt geeignet. Der saloppe Ton, der in Franklins Romanen vorherrscht, ist für Fans historischer Romane ungewohnt, die Autorin geht allerdings im Nachwort darauf ein und erklärt einleuchtend, warum sie moderne Sprache bevorzugt.

Wie schon gewohnt wird die Geschichte von einem neutralen Beobachter in der dritten Person erzählt. Allerdings wird dieser Erzählfluss durch die Gedanken des geheimnisvollen Mörders unterbrochen. Diese düsteren Gedanken und Rachepläne lassen die Leser schaudern.

Die Altbekannten sowie die neu hinzugekommenen Darsteller sind charismatisch und lebendig konzipiert. Besonders der irische Kapitän O’Donnell fällt bei den neuen Charakteren auf. Adelia, die ein für damalige Zeiten ungewöhnlich großes Selbstbewusstsein zur Schau trägt, zieht ihre Leser nach wie von in den Bann. Liebenswert und schlagfertig, stellt sie sich den Herausforderungen, die ihr Leben und ihr Wissen an sie stellen. Mit dabei sind auch wieder Mansur und Rowley, die beide eine große Rolle in Adelias Leben spielen.

_Autorin_

Ariana Franklin arbeitete als Journalistin, bevor sie die Schriftstellerei für sich entdeckte. Ihr erster Roman mit ihrer ungewöhnlichen Heldin Adelia erschien 2007 bei |Droemer| mit dem Titel „Die Totenleserin“.

Ariana Franklin alias Diana Norman verstarb am 27. Januar 2011 in Hertfordshire.

_Fazit_

„Der Fluch der Totenleserin“ bietet seinen Lesern ein atmosphärisch dichtes und atemberaubend spannendes Lesevergnügen. Ariana Franklin hat es meisterhaft verstanden, ihre Leser zu unterhalten. Ihre charismatische Heldin Adelia, ihr Vertrauter Mansur und der exzentrische Rowley begleiten uns in ein packendes Abenteuer, das durch einen wundervoll trockenen Humor aufgelockert wird.

|Originaltitel: The Assassin’s Prayer
Übersetzung: Werner Löcher-Lawrence
Gebundene Ausgabe: 384 Seiten
ISBN-13: 978-3426199411|
http://www.droemer-knaur.de

Carré, Benjamin / Mariolle, Mathieu – Smoke City: Teil 2

[Smoke City: Teil 1]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7847

_Story:_

Der Coup ist gelungen, doch die sechs Gauner laufen ins offene Messer der Polizei – denn wieder einmal hat Cole Valentine sie verraten. Doch die Strafe für das Verbrechen kann gemindert werden, wenn die Bande bereit ist, weiterhin mit der Polizei zusammenzuarbeiten und den eigentlichen Auftraggeber, H. R. Law, ebenfalls in die Falle zu locken – ein Unterfangen, dem die erfahrene Inspektorin Rubens schon seit zehn Jahren vergeblich hinterherjagt.

Aus Mangel an Alternativen lässt sich der Verbrechertrupp auf den Deal ein und versucht, Law bei der Übergabe der Reliquie eine Falle zu stellen. Doch der kompromisslose alte Mann zögert nicht lange und richtet an Ort und Stelle ein Blutbad an, bei dem vier Polizisten ihr Leben lassen, Cole mehr tot als lebendig ins Hafenbecken stürzt und Carmen spurlos verschwindet. Spätestens jetzt hat die Bande einen persönlichen Grund, Law aktiv zu bekämpfen. Doch ihr ehemaliger Boss ist mit Mächten im Bunde, von denen keiner der Beteiligten je etwas geahnt hätte …

_Persönlicher Eindruck:_

Wow, was für ein gewaltiger Schritt, den die Story im zweiten und leider auch schon letzten Band zu „Smoke City“ wagt. Ließ die Entwicklung im letzten Band lediglich darauf schließen, dass es bei der Geschichte um verräterische Intrigen unter ehemaligen Gefährten ging, nimmt die Geschichte mit einem mal Züge an, die sehr schnell in den Bereich der modernen Fantasy, gespickt mit einer Prise Horror-Flair, abdriften.
Zunächst läuft jedoch alles, wie man es hätte erwarten können. Der Verräter in den eigenen Reihen wird entlarvt, der Einbruch wird aufgedeckt und die Mitglieder des Teams sehen einer weiteren, längeren Gefängnisstrafe entgegen. Bis hierhin ist alles schlüssig und konventionell.

Doch dann trauen sich Carré und Mariolle einige sehr abstrakte Dinge zu und verwandeln einen gut inszenierten Thriller in ein allzu teuflisches Epos. Mr. Law wird als etwas entlarvt, was anfangs niemand hinter seinem Antlitz vermutet hätte, die gestohlene Mumie hat tatsächlich einen höheren Zweck als den geplanten Versicherungsbetrug, Cole und seine Mitstreiter geraten immer weiter in eine diabolische Verschwörung, und auch Inspektor Rubens, deren Part man erst einmal überhaupt nicht einschätzen konnte, überfällt den Leser und die Story als solche mit vielen persönlichen Motiven und entpuppt sich schlussendlich als die eigentliche Schlüsselfigur in der gesamten Erzählung.

Wie die beiden Texter ihre Figuren schieben und den Handlungsablauf gleich mehrfach total auf den Kopf stellen, ist im Rahmen eines einzelnen Comic-Bandes schon gewaltig. „Smoke City 2“ ist enorm wandlungsfähig, eröffnet immer neue Stränge, lässt sich ungeahnt viele Optionen offen, verliert dabei aber überraschenderweise nie die Bodenhaftung. Egal in welche Sphären sich die beiden Schreiber begeben, es bleibt immer schlüssig und nachvollziehbar, selbst wenn sich der Charakter des Plots innerhalb der finalen Episode auf fast jeder Seite verändert. Auch die Art und Weise, wie Carré und Mariolle schlichtweg das Beste aus den sehr individuell gestalteten Persönlichkeiten herausholen, weiß zu beeindrucken. Jedem echten Typen wird auch sein Freiraum gelassen, jedes Puzzlestück, das im Hinblick auf die Charakterzeichnungen aufgenommen wird, findet auch seinen Platz – und wenn die einzelnen Teile am Ende zusammengesetzt werden, ergibt sich ein wirklich prächtiges Bild, das in wirklich jedem Detail perfekt ausgearbeitet wurde.

So, ja genau so macht illustrierte Kunst Spaß! Und genau so, wie es im zweiten Teil von „Smoke City“ geschehen ist, bringt man eine komplexe Story auf den Punkt, ohne dass inhaltliche Lücken das Gesamtkonstrukt aus den Fugen heben könnten. Wirklich lohnenswert, was die beiden Franzosen mit dieser Serie, vor allem aber mit dem Abschlusskapitel geschaffen haben!

|47 Seiten, gebunden
ISBN-13: 978-3868692907|
http://www.splitter-verlag.eu

Haldeman, Joe – The Accidental Time Machine

_Intelligente Wells-Parodie: Zeitreise per Zufall_

Hochschulabbrecher Matt Fuller schlägt sich als einfacher Forschungsassistent am Massachusetts Institute of Technology durch. Als er sich gerade mit den Quantenbeziehungen zwischen Gravitation und Licht beschäftigt, verschwindet plötzlich sein Kalibrator – und taucht eine Sekunde später wieder auf. Und jedes Mal, wenn Matt den Reset-Knopf drückt, verschwindet die Maschine zwölfmal länger. Nachdem er mit dem Kalibrator herumexperimentiert hat, kommt Matt zu dem Schluss, dass er nun in Besitz einer Zeitmaschine ist, mit der er Dinge in die Zukunft schicken kann …

Nichts scheint dagegen zu sprechen, dass Matt selbst eine kleine Zeitreise unternimmt. Also landet er in der nahen Zukunft – wo er wegen Mordes am Besitzer des Autos verhaftet wird, welcher tot umgefallen ist, als Matt direkt vor seinen Augen verschwunden ist. Die einzige Möglichkeit, der Mordanklage zu entgehen, besteht darin, weiter in die Zukunft zu reisen, bis er einen Ort in der Zeit findet, an dem er sich in Ruhe niederlassen kann. Doch was ist, wenn solch ein Ort gar nicht existiert? (Gekürzte Verlagsinfo)

_Der Autor_

Der US-Autor Joe Haldeman, geboren am 9. Juni 1943 in Oklahoma City, studierte Physik, Astronomie, Mathematik und Informatik an der Universität von Maryland. 1967 wurde er zum Militärdienst nach Vietnam eingezogen. Durch seine Erlebnisse in Vietnam wurde er zu seinem wohl bekanntesten Roman „Der Ewige Krieg“ (The Forever War) inspiriert, für den er den Hugo Award sowie den Nebula Award erhielt.

„Der Ewige Krieg“ arbeitete er später zu einer Trilogie aus („Der ewige Friede“, „Am Ende des Krieges“), deren zweiter Band erhielt ebenfalls sowohl den Hugo- als auch den Nebula-Award. Bekannt ist auch seine Worlds Trilogie, die „Kreisende Welten“, „Isolierte Welten“ (beide bei Moewig) und „Worlds Enough and Time“ umfasst.

Zu seinen Romanen kommen zahlreiche Kurzgeschichtensammlungen, darunter „Unendliche Träume“ (dt. bei Heyne). Seit den 1990er Jahren erscheinen seine Romane nicht mehr auf deutsch, obwohl Haldeman in den USA und in Großbritannien nach wie vor hoch im Kurs steht. Beispielsweise erhielt er für den 1993 erschienen Roman „Graves“ den World Fantasy Award, und 2004 für Roman „Camouflage“ den Nebula Award sowie den James Tiptree, Jr. Award.

Zur Zeit lehrt Haldeman am Massachusetts Institute of Technology (MIT) Schriftstellerei und Science-Fiction. Sein 2002 verstorbener älterer Bruder Jack C. Haldeman II war ebenfalls Science-Fiction-Autor. (Quelle: Wikipedia)

Romane (korrigierte Angaben):
* 1972 War Year
* 1975 The Forever War (dt. Der Ewige Krieg 1978)
* 1976 Mindbridge (dt. Die Denkbrücke 1978)
* 1977 Planet of Judgment (dt. Grenze zur Unendlichkeit / Duell der Mächtigen 1980; STAR TREK)
* 1977 All My Sins Remembered (dt. Der befleckte Engel 1978)
* 1979 World Without End (dt. Welt ohne Sterne, 1979 / Welt ohne Ende, 1980, STAR TREK)
* 1981 Worlds (dt. Die kreisenden Welten 1982 / Kreisende Welten 1984, bei Moewig)
* 1983 There Is No Darkness (dt. Und fürchtet keine Finsternis 1985) mit Jack C. Haldeman II
* 1983 Worlds Apart (dt. Isolierte Welten, bei Moewig)
* 1987 Tool of the Trade
* 1989 Buying Time (dt. Gekauftes Leben 1992, bei Heyne)
* 1990 The Hemingway Hoax (dt. Der Schwindel um Hemingway 1992, im Heyne SF-Jahresband 1992)
* 1992 Worlds Enough and Time
* 1994 1968
* 1997 Forever Peace (dt. Der ewige Friede 2000, bei Heyne)
* 1998 Forever Free (dt. Am Ende Des Krieges 2002, bei Heyne)
* 2000 The Coming
* 2002 Guardian
* 2004 Camouflage
* 2005 Old Twentieth
* 2007 The Accidental Time Machine (dt. als „Herr der Zeit“ bei Mantikore, 6/12)
* 2008 Marsbound
* 2010 Starbound
* 2011 Earthbound

_Handlung_

Matt Fuller ist eher mit der Generation X verwandt als mit den Nobelpreisaspiranten. Nach Jahren als Physiker am Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Boston hat er es im Jahr 2051 immer noch nicht geschafft, seine Doktorarbeit bei Prof. Jonathan Marsh abzuliefern. Stattdessen schlägt er sich bei seinem Mentor als „Technischer Assistent“ durchs Leben.

In dieser Eigenschaft ist er für die Genauigkeit eines sogenannten Kalibrators zuständig. Das supergenaue Gerät misst, dass nur je ein Photon, also Lichtteilchen, pro Chronon, also Zeiteinheit, durch den Sensor geht. Auch Gravitonen spielen eine Rolle. Bei einer dieser Messungen drückt er den Reset-Knopf – und die Maschine verschwindet kurz. Wo war sie, als Matt gerade mal nicht hinschaute, will Prof. Marsh natürlich als erstes wissen. Matt kann es ihm nicht sagen – und wird deshalb auch nicht ernstgenommen. Ein Fehler, wie sich bald zeigen soll.

|Don’t try this at home|

Matt nimmt den Kalibrator mit nach Hause, stellt Versuche an und erhält eine Kurve von jeweils zwölfmal (genau 11,8) längeren Aufenthalten seiner Maschine im Nirwana. Das heißt, dass die sechsten und siebten Versuche schon wesentlich längere Aufenthalte erzeugen. Weder Handy noch Kamera liefern aufschlussreiche Daten. Und als er seiner Freundin Kara davon erzählt, sagt sie ihm, dass sie ihn bereits verlassen hat – für einen langweiligen Streber.

Matt sieht nicht ein, warum er einer solchen Freundin eine Träne nachweinen soll, noch dazu, nachdem sie dafür gesorgt hat, dass Prof. Marsh ihn feuert. Und da es als Alternative nur brutal hartes Arbeiten an ungesicherten Daten gibt, um seine Doktorarbeit zu schreiben, sieht die Arbeit mit dem Kalibrator richtig attraktiv aus. Die nächste Stufe sieht vor, ein Versuchskaninchen mit seiner Zeitmaschine mitzuschicken. Da er nichts Besseres zur Hand hat, handelt es sich dabei um Herman, eine mit List und Tücke erstandene Landschildkröte. So wird Hermann zum ersten Zeitreisenden, und es scheint ihm nicht zu schaden. Allerdings stellt Matt besorgt eine räumliche Versetzung der Maschine um einen Millimeter fest. Das könnte noch eine gewisse Rolle spielen …

|Zeitreise im Selbstversuch|

Als Nächstes beschließt Matt, selbst mit der Maschine zu reisen. Die Vorsichtsmaßnahmen dafür sind umfangreich: Für den Fall, dass er mit seiner Zeitmaschine im Ozean landet und weil er nicht schwimmen kann, steckt er sich in einen Taucheranzug und nimmt ein Schlauchboot mit. Diese Ausrüstung steckt er in das coolste Auto, das für ihn greifbar ist: den 1956er Thunderbird seines Kumpels und Lieblingsdrogendealers: Dennis. Die Stahlkarosserie dieses geilen Oldie-Schlittens soll zugleich als Faradayscher Käfig gegen irgendwelche Stromschläge und Strahlen dienen.

Alles klappt wie am Schnürchen, nachdem sich Dennis noch eine Line von ungetestetem Stoff reingezogen hat. Knapp vier Wochen später erscheint Matt in seinem Thunderbird wieder – mitten auf einer Durchgangsstraße im Stoßverkehr. Der von ihm verursachte Unfall ruft die Polizei, die Kripo und die Psychiater auf den Plan. Denn obendrein hat Dennis inzwischen wegen des Stoffs den Löffel abgegeben. Weil er dabei die Visitenkarten von Prof. Marsh, die Matt ihm für den Fall der Fälle gegeben hatte, bei sich trug, wurde der Prof von der Kripo verhört – was Matts Ruf nicht eben förderlich ist.

|Besuch aus der Zukunft?|

Eigentlich wäre Matt ja jetzt ein Fall für die Klapse, aber ein Scheck über eine Million Dollar von Unbekannt deckt gerade mal die Kautionssumme, die die Richterin festgesetzt hat. Wer konnte davon wissen, fragt sich Matt und vermutet die mafiösen Verbindungen von Dennis. Jedenfalls kommt er wieder frei und muss sich um die Konsequenzen kümmern. Der Mob dürfte nun hinter ihm her sein. Und da inzwischen Karas neuer Lover (mit ihrer hinterlistigen Hilfe) sein Nachfolger bei Prof. Marsh wird, hält Matt nichts mehr in diesem Boston. Er baut ein Duplikat seiner Zeitmaschine, liefert alle seine Beobachtungen an Prof. Marsh und verduftet.

Erst fünfzehn Jahre später taucht er wieder auf, obwohl für ihn selbst nur ein Moment vergangen ist. Und die Kulisse, die Prof. Marsh zu Matts Empfang aufgebaut hat, weiß seinen Exschüler zu beeindrucken: Es ist ein ganzes Stadion voller Fans – und alle sind 15 Jahre älter als Matt selbst …

_Mein Eindruck_

Man merkt gleich, dass der MIT-Professor Joe Haldeman, sich in diesem humorvollen Garn ein paar Freiheiten gegenüber seinem eigenen, durchaus geliebten, Institut herausnimmt. Die Witze, die er einstreut, verraten eine intime und tiefreichende Kenntnis über die Geschichte des MIT und der Harvard-University, die im benachbarten Cambridge beheimatet ist. Diese humorvolle Seite ist zwar nur für Fans des MIT und der theoretischen Physik goutierbar, aber wer sich als Science-Fiction-Fan damit auskennt, kommt aus dem Schmunzeln nicht mehr heraus.

An niemanden erinnerte mich der Slacker-hafte Matt Fuller so sehr wie an Justin Long, den Hacker, dem Bruce Willias als John McClane in „Stirb langsam 4.0“ das Leben rettet. Matt hat in seinem Leben noch nichts zustande gebracht, hat die Graduierung und die Übernahme von Verantwortung wohl auch gar nicht vor, ebenso wenig wie die Heirat mit Kara. Irgendwie hat er andere Prioritäten. Deshalb werden für ihn seine wiederholten Zeitreisen auch eine Reise zu sich selbst. Vielleicht werden seine Prioritäten ja irgendwann mal gebraucht.

|Rücksturz in die Vergangenheit?|

Zumindest in der nahen Zukunft kommt er mit seinem Physikerverstand gut zu Rande, doch je weiter er sich von seiner Zeit entfernt, desto mehr Probleme bekommt er mit der Kultur der USA – bis er schließlich im 24. Jahrhundert in einer Kultur landet, die nichts so sehr ähnelt wie dem sittenstrengen 17. Jahrhundert. Hier herrschen nach einem Krieg puritanische Sitten über die Überlebenden, die sich einer Mischmaschkultur aus mittelalterlicher Landwirtschaft, geerbter Hochtechnik und versteckter Unterdrückungstechnologie zurechtfinden müssen. Jesus ist zur Erde wiedergekehrt – und er herrscht absolut. Das erinnert an die Zeit der Salemer Hexenprozesse, die nicht weit von Boston im 17. Jahrhundert stattfanden.

Zu Matts Glück gib es auch hier ein MIT, allerdings ein Institut für Theosophie – was auch immer das sein mag, wundert sich der Zeitreisende, der tatsächlich erwartet worden ist und als Professor akzeptiert wird, wenn auch ohne Lehrerlaubnis. Matt agiert sehr vorsichtig, um nicht wie Giordano Bruno auf dem Scheiterhaufen zu enden. Er glaubt nicht, dass er diese Prozedur durchstehen könnte. Zu seinen Vorrechten als MIT-Professor gehört es, einen graduierten Assistenten an die Seite gestellt zu bekommen. Ihr Name ist Martha.

Sie betrachtet es als ihre Pflicht, in seiner Gelehrtenhütte auf dem Boden zu schlafen. Die Nacktheit, die sie wie selbstverständlich an den Tag, erfordert bei Matt einen gewissen Gewöhnungsprozess – einen von vielen. Es ist ihm hoch anzurechnen, dass er seine Position niemals ausnutzt. Er wartet, bis sie bereit ist. Jesus zitiert Matt zu sich, als Hologramm, und er verlangt die Übergabe der Zeitmaschine. No way, denkt Matt. Als ein Cop im Pissoir entdeckt, dass Matt nicht beschnitten ist (obwohl er Jude ist) und folglich ein Fremder sein muss, ist es für Matt höchste Zeit zu verschwinden.

Dabei lässt es sich nicht vermeiden, dass Martha mitkommt. Zusammen bestehen sie Abenteuer in den nächsten drei Millionen Jahren. Genügend Zeit, um die Jungfrau Martha über die Feinheiten des Zusammenlebens von Mann und Frau aufzuklären. Eine der komischsten Szene ist sicherlich jene mit der Ejakulation in der Schwerelosigkeit. Eine schöne Sauerei in jeder Hinsicht.

|Die echte Vergangenheit |

Matt (und sein Schöpfer) weiß genau, dass theoretisch unmöglich ist, in die Vergangenheit zu reisen. Denn durch die Begegnung mit sich selbst würde ein Paradoxon ausgelöst, das das Universum nicht zulässt. Zum Glück gibt es eine Instanz, die Matt und Martha davon erlöst, für immer und ewig in die Zukunft zu reisen. Diese Instanz, die sich per Telepathie als „Jesus“ vorstellt, ist wohl der schwächste Punkt in der fiktionalen Argumentation der Handlung: Die Gründe für die Existenz dieses Helfers und seiner Begleiter sind leider viel zu dünn, um plausibel zu wirken.

Aber die Rücksreise ins echte Boston des Jahres 1898 gibt Matt und Martha die Chance, von Neuem zu beginnen. Und diesmal hat Matt nicht nur Vorsprung durch Wissen, sondern auch den Charakter, um eine Professur anzustreben und eine Familie zu gründen. In der Physik kommen Planck und Einstein zu Ehren, was eine Rehabilitierung der deutschen Wissenschaftler gleichkommt. Und fast alle Werktitel sind sogar korrekt gedruckt. Matts Zeitabenteuer nimmt ein gutes Ende, selbst wenn einige seiner Äußerungen auf seine Zeitgenossen etwas kryptisch wirken.

_Unterm Strich_

Wer H. G. Wells‘ Roman „Die Zeitmaschine“ aus dem Jahr 1895 gelesen hat (und sich nicht mit den beiden Verfilmungen abspeisen ließ), der wird beim Vergleichen mit Haldemans Zeitmaschinenroman erfreut feststellen, dass Wells weitaus düsterer und pessimistischer ist, was die Zukunft der Erde angeht. Andererseits verfügt Haldemans Held wider Willen über eine ausgezeichnete Fluchtmethode, um unangenehmen Konsequenzen aus dem Weg zu gehen: Er drückt einfach den RESET-Knopf auf seinem Kalibrator und reist weiter.

|Kulturelle Relativität|

„The Accidental Time Machine“ bzw. die Übersetzung „Herr der Zeit“ (eine reichlich unzutreffende Bezeichnung, denn Matt ist eher Opfer der Umstände als deren Beherrscher) ist eine unterhaltsame Kombination aus Zukunftsvision, Liebesromanze, witziger Parodie auf H. G. Wells‘ Vorlage und humorvollen Seitenhieben auf die Theoretische Physik im Allgemeinen und das MIT im Besonderen.

Daneben zeigt uns der Autor Boston und das MIT in verschiedenen Zeitebenen, vom 17. über das 19. und 21. bis zum 24. Jahrhundert. In diesen Epochen erweist sich der Stellenwert der Physik bzw. der Naturwissenschaft an sich, den ihr die jeweilige Gesellschaftsform zumisst, als sehr relativ und variabel. Am Massachusetts Institut für Theosophie etwa ist „Wissenschaft“ an sich Teufelswerk, und alle Seminare drehen sich ums Beten, die Bibelauslegung (Martha und Matt analysieren die Geschichte von David und Bathseba sehr intelligent und kritisch) sowie um Metaphysik – von der die Physik und die Mathematik lediglich Unterkategorien sind. Nix war’s mit der „Königin der Wissenschaften“.

Es ist ein professoraler Roman, der auf Ausgewogenheit bedacht ist, das Drama und die Action auf ein Minimum begrenzt, aber mit (wohlweislich gut versteckten) Weisheiten nicht geizt. Nirgendwo ist ein erhobener Zeigefinger zu bemerken, und das muss man dem Prof hoch anrechnen: Stets steht die Geschichte im Vordergrund, und das Wohlergehen seiner Figuren liegt ihm am Herzen, so kurios es auch verlaufen mag.

Es sollte mich nicht wundern, wenn auch dieses Zeitreiseabenteuer bald mal verfilmt wird. Bis dahin müssen aber die Spezialeffekte noch ein wenig besser werden – und die Menschen noch ein wenig mehr über Stringtheorie lernen.

|Info: 288 Seiten
Sprache: Englisch
ISBN-13: 9780441016167|
[Verlagshomepage]http://us.penguingroup.com/static/pages/publishers/adult/ace.html

_Joe Haldeman bei |Buchwurm.info|:_
[„Der ewige Krieg“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=488
[„Die Datenbrücke“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7747

Beer, Annika – Als die schwarzen Feen kamen

Völlig unerwartet wird die fünfzehnjährige Marie von Gabriel, dem Schwarm ihrer Mitschülerinnen, angesprochen. Gabriel vermag die Wesen zu sehen, die sich im Schatten der Menschen verbergen, und in Maries Schatten bemerkt er etwas Beunruhigendes: einen Schwarm gefährlich anmutender schwarzer Feen. Gabriels Angebot, ihr zu helfen, lehnt Marie zunächst ab, doch als es den Feen gelingt, in die Realität einzubrechen, geht sie erneut auf ihn zu. Gemeinsam versuchen sie, das Wesen der schwarzen Feen zu ergründen. Dabei stoßen sie auf eine düstere Stadt aus Obsidian, die Marie einst in ihrer Phantasie erschuf, die jetzt aber von den schwarzen Feen beherrscht wird. Mit Gabriels Hilfe will Marie es wagen, die Obsidianstadt zu betreten, um sich den Feen zu stellen … (Verlagsinfo)

_Kritik_

„Als die schwarzen Feen kamen“ ist der erste Jugendroman aus der Feder von Anika Beer. Die Autorin verwebt hier gekonnt einzigartige Fantasy-Elemente mit einer zeitgemäßen Geschichte über zwei Jugendliche, die trotz oder gerade wegen ihrer Besonderheiten zusammenfinden.

Schon durch die Überlegung der Autorin, wie die schwarzen Feen entstehen, nämlich aus Tränen, birgt Potenzial. Gekonnt vermischt mit der Idee, was mit einer zu Kinderzeiten erdachten Fantasywelt geschieht, wenn diese mit zunehmendem Alter vergessen wird, ergibt sich eine Fülle an Möglichkeiten, die Anika Beer interessant umsetzt. Der Plot zeigt sich spürbar düster und wird von Melancholie durchtränkt. Diese bedrohliche und schwermütige Atmosphäre passt ausgezeichnet zu den Ideen der Autorin, wirkt dabei allerdings sehr bedrückend. Authentisch wurde in die Geschichte eine Romanze eingebettet, die sich langsam und glaubwürdig entwickelt. Passend zu den beteiligten Charakteren, braucht es Zeit, Vertrauen zu entwickeln und zarte Bande zu knüpfen.

Der fesselnde Erzählstil der Autorin lässt sich leicht lesen und passt zu der empfohlenen Zielgruppe. Dem Geschehen können die jungen Leser so spielend folgen. Auch fehlt es nicht an detaillierten Beschreibungen und Erklärungen, welche aber keinen zu großen Raum bekommen. Getragen von der Handlung, den Emotionen und düsteren Begebenheiten, kommen so keine quälenden Längen auf.

Aus der Perspektive einer beobachtenden dritten Person wird die Geschichte wechselnd aus der Sicht der Protagonisten Marie und Gabriel erzählt. So bekommt der Leser einen Einblick in die Gefühlswelten der beiden jungen Darsteller und kann so deren Handlungsweisen nachvollziehen. Dazu kommen Passagen, in denen von einer geheimnisvollen Stadt erzählt wird, welche in einem zähen Nebel unterzugehen scheint.

Bereits im Prolog erzeugt Anika Beer bei ihren Lesern Neugierde und bindet sie an die Geschichte. Nach einer folgenden kurzen Kennlernzeit nimmt der Roman an Spannung auf. Stetig steigt dabei der Spannungsbogen, und zum Ende hin nimmt die Geschichte nochmals deutlich an Tempo auf. Teils überraschend, aber auch etwas vorhersehbar endet die Geschichte letztendlich in sich abgeschlossen.

Mit nur wenigen Worten zeichnet Anika Beer ihre Darsteller. Ausgestattet mit authentischen Charaktereigenschaften, fällt es den Lesern leicht, sich ein Bild von den unterschiedlichen Figuren zu machen. Besonders bei Marie und Gabriel ist dies der Autorin gut gelungen. Marie ist eher eine Außenseiterin, die es geradezu bravourös versteht, sich unsichtbar zu machen. Durch den frühen Tod ihres geliebten Vaters haftet ihr eine Melancholie an, die kaum überwindbar scheint. Merkwürdige Anfälle und Albträume, die Marie seit dem Verlust begleiten, machen regelmäßige Besuche bei ihrem Psychologen Dr. Roth unverzichtbar. Auch Gabriel ist ein anziehender und geheimnisvoller Charakter. Unter seiner Gabe, die Schattenkreaturen seiner Mitmenschen zu sehen, hat er schon in frühester Kindheit gelitten. Erst seit Gabriel diese Gabe verheimlicht, hat er Anerkennung und Beliebtheit erlangt.

_Autorin_

Anika Beer ist ein Herbstkind des Jahres 1983 und wuchs in der Bergstadt Oerlinghausen am Teutoburger Wald auf. Die Welt der fantastischen Geschichten begleitet sie seit frühester Kindheit: Sie lernte mit drei Jahren lesen, im Alter von acht bekam sie eine Schreibmaschine und fing an, erste Geschichten zu schreiben. Anika Beer begeistert sich für Kampfkunst und fremde Kulturen und lebte nach dem Abitur einige Zeit in Spanien, bevor sie in Bielefeld eine Stelle an der Universität annahm. „Als die schwarzen Feen kamen“ ist ihr erster Jugendroman.

_Fazit_

Mit ihrem Roman „Als die schwarzen Feen kamen“ überzeugt die Autorin Anika Beer durch innovative Ideen. Der düstere und bedrohliche Plot, der lebendige und mitreißende Schreibstil und die authentischen Darsteller laden zum Schmökern ein und lassen so schnell nicht wieder los. Bereits durch ihre Fülle an Ideen und deren gekonnte Umsetzung konnte mich Anika Beer überzeugen. Ich hoffe, in dieser Form noch viel von dieser Autorin lesen zu können.

|Broschiert: 448 Seiten
ISBN-13: 978-3570401477
Vom Hersteller empfohlenes Alter: 12 – 15 Jahre|
http://www.randomhouse.de/cbjugendbuch/

Welcome to the Game!

Hostache, Jean-Baptiste / Henderson, Jason / Salvaggio, Tony – Clockwerx 1: Genesis

_Clockwerx_

_Band 1: „Genesis“_
Band 2: „Sintflut“

_Story:_

London kurz vor der Wende zum 20. Jahrhundert: In den Docks des Hafenviertels kommt es zu mehreren grausamen Verbrechen, die auch Scotland Yard vor ein Rätsel stellen. Ein ausrangierter Polizist, Matt Thurow, nimmt sich der Sache auf eigene Faust an und stellt dabei fest, dass vor allem Schwarzarbeiter zu den Opfern der grausamen Morde zählen. Als er sich in ein anrüchiges Hafenunternehmen einschleust, weht ihm heftiger Gegenwind entgegen, doch schließlich gelingt es ihm, sich seine Sporen zu verdienen und seine Tarnung aufrechtzuerhalten.

Ungefähr zur gleichen Zeit landet das Schiff der berüchtigten Molly Vane im Hafen Londons, jedoch mit dreiwöchiger Verspätung. Vane hat bei der Überfahrt zwar ihren linken Arm verloren, jedoch nicht die geheimnisvolle Ladung, die von entscheidender Bedeutung ist. Denn ebenso wie Vane ist auch die Golden-Shell-Organisation auf das mächtige Lucifrium aus, welches sich unter dem Tower befindet und dessen Energie dazu verwendet werden kann, die mächtigen Clocks-Maschinen anzutreiben, die ihren Besitzern Macht und Vorteile in diesem ungleichen Krieg versprechen.

Die verletzte Molly will auf jeden Fall verhindern, dass die Macher von Golen Shell sich das geheime Gut sichern, doch bei ihrer verspäteten Ankunft scheint bereits alles verloren. Doch Molly kämpft um ihr Recht – ebenso wie Thurow, der noch gar nicht ahnt, in welch brutalen Bandenkrieg er hierbei geraten ist, ohne auf die weitere Unterstützung des Yard bauen zu können …

_Persönlicher Eindruck:_

Eine viel versprechende Kulisse, ein vertraut wirkendes Setting, ein paar starke Charaktere und eine sehr interessante Handlung: „Clockwerx“ bringt reichlich Potenzial mit, den Comic-Markt mit seinen beiden Bänden aufzumischen und trumpft dabei gleich in mehrerer Hinsicht auf. Inhaltlich gibt es einige brisante Verstrickungen und unverhoffte Wendungen, der Background ist ziemlich verworren und kreiert alsbald einen Mythos, und die teils undurchsichtigen Positionierungen der einzelnen Handelnden sorgen bereits schnell dafür, dass die Story im ersten Kapitel rasant und vor allem spannend Fahrt aufnimmt.

Doch mit der gleichen Geschwindigkeit sieht sich der Leser auch wieder einer Ernüchterung entgegengestellt, weil nach dem sehr flotten Anfangsszenario nichts vergleichbar Überzeugendes mehr geschieht und das Autorenteam Hostache/Henderson/Salvaggio nicht mehr allzu viel unternimmt, um die starken Figuren weiter reifen zu lassen und der Geschichte eine ebenso flotte Entwicklung zu spendieren. Die vertrackten Elemente der Handlung bleiben zwar bestehen, jedoch verlagert sich ihr Schwerpunkt gleich mehrfach in eine ungünstige Richtung, sei es nun im Hafenszenario oder aber in den Darstellungen der beiden Fronten, von denen man zwar erfährt, wie verbissen und leidenschaftlich sie um den Sieg kämpfen, die aber letzten Endes immer weiter abstumpfen und den wirklich grandiosen zeichnerischen Bedingungen ab einem gewissen Punkt nicht mehr folgen können. Außerdem bekommen die Dialoge kaum Spielraum und sind in ihrer Quantität ziemlich schmal, was vor allem bei der Schaffung von mehr Hintergrundwissen arg hinderlich erscheint.

Anfangs noch hochdramatisch, stellenweise sogar richtig theatralisch reißt die Sache immer weiter ab und verspielt sich jedweden Kredit, sobald die Vergangenheit und die Gegenwart nicht mehr so clever vermischt werden und die Autoren offenbar den Eindruck haben, es sei nun genug preisgegeben und keine weitere Geheimniskrämerei mehr nötig. Doch mit der Offenbarung der hintergründigen Mysterien verliert „Genesis“ auch spürbar an Reiz, zunehmend an Tiefgang und schließlich auch am Vermögen, den Leser durch und durch zu fesseln.

So entpuppt sich das durchaus überzeugende, fast schon überragende Startszenario leider als irreführender Trugschluss, zumindest was die weiteren Abhandlungen in diesem ersten von zwei Kapiteln betrifft. „Clockwerx“ mag seine Qualitäten haben, liest sich letzten Endes auch fließend und gut, hält aber vorerst nicht, was es auf den ersten Seiten noch verspricht – zumindest inhaltlich nicht.

Ein Lob bleibt trotzdem für die atmosphärisch sehr dichten Zeichnungen, die hier gebotene Detailschärfe und vor allem die illustrierte Umsetzung des Londons zur Jahrhundertwende – doch leider ist das Visuelle eben nur ein Teilaspekt eines Comics, dessen Vollendung in „Genesis“ nicht zufriedenstellend gelingt!

|47 Seiten, gebunden
ISBN-13: 978-3868692105|
http://www.splitter-verlag.eu

Collins, Paul – Mord des Jahrhunderts, Der

_Das geschieht:_

Einen ersten Teil des Körpers ziehen spielende Kinder am 26. Juni 1897 in New York aus dem East River: den Brustkorb mit zwei Armen. Einen Tag später stoßen Spaziergänger im spärlich besiedelten Stadtteil Highbridge auf den dazu passenden, im Unterholz abgelegten Unterleib. Die wenig interessierte Polizei tippt auf die illegale Entsorgung einer sezierten Leiche durch Medizinstudenten, bis eine nähere Untersuchung des Brustkorbs ergibt, dass dieser Mann mit einem Messer attackiert wurde und durch einen Stich ins Herz starb.

In einer Großstadt wie New York werden täglich verstümmelte Leichen gefunden, doch diese wird zum Auslöser eines regelrechten Medienkrieges: In Sommer 1897 liefern sich zwei große Zeitungen einen erbitterten Kampf um Kunden und Auflagen. Joseph Pulitzer ist Herr der „New York World“, sein jüngerer Herausforderer William Randolph Hearst leitet das „Evening Journal“. Sie sind Publizisten einer neuen Generation: Die nüchterne Schilderung von Fakten weicht dem Boulevard-Journalismus und damit der spekulativ aufbereiteten, nicht selten selbst inszenierten Sensation.

Weniger wichtig und bisweilen störend sind die Fakten. Als sich herausstellt, dass die deutsche Einwanderin Augusta Nack sich mit der Unterstützung ihres aktuellen Liebhabers Martin Thorn des lästig gewordenen Vorgängers William Guldensuppe entledigt hat, ist dies der Presse vor allem Anlass, ein Eifersuchts- und Morddrama zu inszenieren, in welchem den Beteiligten Rollen zugewiesen werden.

Von den Zeitungen und einer manipulierten Öffentlichkeit vorverurteilt, werden Nack und Thorn zum Spielball der Justiz. Vor Gericht liefern sich ein ehrgeiziger Staatsanwalt und ein skrupelloser Verteidiger eine Schlacht, die wiederum von den parteiischen Medien angeheizt wird. Als das Urteil gesprochen wird, steht immerhin ein Sieger fest: Hearst ist der neue König des Boulevards.

_Übel von gestern als Saat für heute_

Dies ist eine jener Geschichten, deren Realität man sich immer wieder vor Augen führen muss, um sie richtig goutieren zu können. Hätte Paul Collins einen ‚echten‘ Kriminalroman geschrieben, würde man ihm sicherlich den Vorwurf schamloser Übertreibung machen. Doch so kann er kontern: mit einem mehr als 50-seitigen Anhang, der die herangezogenen Quellen akkurat auflistet. Spätestens jetzt versteht man, wieso Collins im Vorwort selbstbewusst behaupten kann: |“Sämtliche in Anführungszeichen gesetzte Aussagen sind Originalzitate, und während ich den Wust an Worten freizügig gekürzt habe, wurde nicht ein einziges Wort hinzugefügt.“|

Diese überwältigende Informationsflut aus der Vergangenheit dürfte vor allem die jüngeren Generationen der Gegenwart verblüffen, die mit dem Internet großgeworden sind und oft davon überzeugt sind, die Ersten zu sein, die für Recherchen aus dem (digitalen) Vollen schöpfen können. Doch „vergangen“ ist kein Synonym für „primitiv“, und auch im ‚analogen‘ Zeitalter wusste man Neuigkeiten an den Mann und die Frau zu bringen. So erschien im New York des Jahres 1897 mehr als ein Dutzend Tageszeitungen – oft in drei Ausgaben täglich.

Auch in dieser Hinsicht ist der Leser nach der Lektüre von „Mord des Jahrhunderts“ schlauer geworden. Collins erzählt nicht nur eine fesselnde „True-Crime“-Story, sondern verknüpft die Darstellung eines Mordereignisses mit der Alltags-Schilderung der Ereigniszeit, was unbedingt erforderlich ist, um den Fall Guldensuppe in seiner Gesamtdimension begreiflich zu machen. Im 21. Jahrhundert ist die Presse – über die gedruckte Zeitung erweitert auf die modernen Massenmedien – als zwar inoffizielle aber einflussreiche „vierte Macht“ (neben Gesetzgebung, Gesetzausübung und Rechtsprechung) etabliert.

Verlorengegangen ist die Tatsache, dass dieser Ehrentitel sich ursprünglich auf eine ’seriöse‘ Presse bezog, die sachlich und ausgewogen über Ereignisse berichtete und Missstände aufdeckte. Die Herrschaft des Boulevards, der auf die Wahrheit nicht angewiesen ist, gründet sich auf Männer wie William Randolph Hearst, und sie reicht keine 150 Jahre zurück.

|Sensationen werden „gemacht“|

Sicherlich gäbe es andere historische Dreh- und Angelpunkte, an denen Collins die Geschichte des US-Boulevard-Journalismus verankern könnte. Nüchtern betrachtet stellt der Mord an William Guldensuppe auch keinen „Mord des Jahrhunderts“ dar. Collins selbst macht daraus keinen Hehl und erwähnt sowohl alternative Sensationen als auch weitere spektakuläre Kapitalverbrechen. Den Fall Guldensuppe greift er auf, weil dieser einer bereits angelaufenen Entwicklung zum exemplarischen und perfekten Katalysator wurde: Die Sensation trägt allemal den Sieg über die Wahrheit davon, wenn man sie nur ansprechend verpackt.

Was in diesem Fall mit dem Appell an die sprichwörtlichen niederen Instinkte gleichzusetzen ist. Der Mensch liebt das Grausige ebenso wie den Skandal und schwelgt darin, solange er nicht selbst betroffen ist. Gaukelt man ihm vor, ihn über solche Dinge, die ihn in der Regel nichts angehen, ‚informieren‘ zu wollen, kommt ein schlechtes Gewissen erst recht nicht auf. Dies gilt erst recht in der Welt des Jahres 1897 und für ein Zeitungspublikum, das noch lernen musste, Information von Klatsch, Lüge und Meinungsmache zu unterscheiden.

Als Bösewichte stehen in diesem Spiel die Journalisten von Hearst und Pulitzer nur vorgeblich fest. Collins weiß zu differenzieren: Er beschreibt Menschen, die in den Sog der eigenen Erfolge geraten. Noch gibt es 1897 kaum Grenzen, die der Presse gesetzt werden. Also darf ein Zeitungsverleger tatsächlich eine eigene Truppe ins Leben rufen, die – besser ausgestattet als die echte Polizei – Ermittlungen anstellt und keine Skrupel hat, gefundene Indizien zu unterschlagen, wenn dadurch die nächste Schlagzeile gesichert ist.

|Die Mörder und die Meute|

Dies ist auch deshalb möglich, weil New York anno 1897 eine nur mühsam verwaltete Millionenstadt in einem Staatengebilde ist, dessen Regierungssystem der individuellen Freiheit größere Rechte einräumt als der Eindämmung der daraus erwachsenden Fehler. Das Glück ist mit dem Tüchtigen, und wer bei der täglichen Jagd nach dem Dollar nicht mithalten und die Ellenbogen einsetzen kann, hat Pech gehabt und trägt ausschließlich selbst die Schuld. Die Armen und Kranken ignoriert man am besten; wenn man Glück hat, gehen sie von allein zugrunde.

Solcher Brachialdarwinismus war noch wesentlich deutlicher als heute ein Wesenszug der US-Gesellschaft. Collins zeichnet das Bild einer unbarmherzigen Welt. Rassismus, Ausbeutung, Hunger, Analphabetentum: Solche alltäglichen Missstände sind der Kompost, der nicht nur Unwissenheit, Krankheit und Verbrechen düngt, sondern auch den Boulevard sprießen lässt. Collins erinnert daran, dass es ohne die Presse einen „Jahrhundertmord“ Guldensuppe gar nicht gegeben hätte – der Fall stand kurz davor, ad acta gelegt zu werden, weil quasi täglich Leichen im Hudson trieben. Besonderer Ermittlungsaufwand wurde für diese Pechvögel nicht getrieben. Ohnehin waren die meisten Polizisten korrupt oder unfähig oder beides.

Man glaube außerdem nicht, dass der Mord an William Guldensuppe ein ‚perfektes‘ Verbrechen darstellt. Die Beteiligten waren Amateure und profitierten zunächst von der Gleichgültigkeit der Behörden. Ohne die Einmischung der Presse wären sowohl Augusta Nack als auch Martin Thorn unbehelligt ihrer Wege gegangen.

|Die Mühlen des Gesetzes|

Erst der Medienwirbel ließ die Maschinerie des Gesetzes anlaufen – stockend, knirschend, schlingernd. Collins widmet sich im zweiten Teil seines Buches verstärkt den Mächten 2 (Legislative) und vor allem 3 (Judikative). Nachdem Nack und Thorn wider Erwarten gefasst sind, wird „Der Mord des Jahrhunderts“ zum „court drama“, während die Presse allzeit bereit in den Hintergrund rückt.

Die Bezeichnung „Drama“ ist doppeldeutig und entlarvend; sie deutet gewisse Besonderheiten des US-Rechtssystems an. Auch vor Gericht scheint die Wahrheit von sekundärer Bedeutung zu sein. Faktisch geht es darum, zwölf Geschworene von der Schuld oder der Unschuld eines Angeklagten zu überzeugen. Dies gelingt nicht nur durch Fakten, sondern wird auch durch das Auftreten von Ankläger und Verteidiger beeinflusst. Sie arbeiten mehr oder weniger manipulativ, denn auch die US-Justiz ist erfolgsorientiert: Der Sieg des Juristen ist wichtiger als der Sieg der Gerechtigkeit.

Auch hier war die Welt von 1897 unbarmherziger – oder ehrlicher. Staatsanwalt Young und vor allem Verteidiger Howe spielen vor Gericht offen Rollen. Vor allem Howe trägt dick auf; er kleidet sich in schreiend bunte Anzüge, trägt Ringe an jedem Finger und täglich eine neue, obszön teure Krawattennadel. Er schüchtert Zeugen ein, ‚führt‘ sie zu Aussagen, die er hören will, arbeitet eng mit der Presse zusammen, um für sich zu werben – dies alles mit Billigung des Gesetzes. Dass womöglich doch die Richtigen verurteilt werden, mutet wie ein glücklicher Zufall an.

_Geschichte in Geschichten_

Wenn man Paul Collins einen Vorwurf machen muss, dann den einer fehlenden Distanz zwischen dem Verfasser und seinem Stoff. Dahinter mag Absicht stecken: Collins kündigt im Vorwort an, dass er den O-Ton nutzen werde, um seine Figuren ’sprechen‘ zu lassen. Deren Aussagen sind freilich dort, wo historische Zeitungen zitiert werden, zeitgenössisch eingefärbt: Zeugen wurden gern ‚korrigiert‘, um ihre Äußerungen schlagzeilenwürdiger zu gestalten. Nach dem Willen der zeitgenössischen Presse war die Welt ein Ort der Wunder und der Gefahren. Also wurde sie entsprechend dargestellt.

Die Realität sah allerdings deutlich nüchterner bzw. alltäglicher aus. Collins macht sich die Atemlosigkeit der Boulevard-Journalisten zu eigen; aufgrund des Themas ein naheliegendes Stilmittel, das er indes ein wenig zu frei einsetzt, weil er auch die Vorurteile konserviert, die deshalb schwer oder gar nicht erkennbar sind. New York wird zum Irrenhaus, dessen geistig wenig regen Bewohner nach den Pfeifen von Hearst oder Pulitzer tanzen: Collins trägt dick auf, was er dort fortsetzt, wo er sich auf originale, nicht für eine Veröffentlichung vorgesehenen Gerichtsprotokolle stützen konnte. Also besetzt er die Geschworenenbank mit ulkig-tumben Bauern und Arbeitern und den Zuschauerraum mit neugierigen Frauen, die nach schlüpfrigen Details gieren, während Richter, Verteidiger und Staatsanwalt eine Show präsentieren, die verdächtig nach US-Fernsehen riecht.

So ist Paul Collins letztlich selbst in den Sog des Boulevards geraten. Mehr Sachlichkeit hätte seinem Buch gutgetan sowie deutlich gemacht, dass er nicht nur in kuriosen, kruden, komischen Episoden aus alter Zeit schwelgen will. Dafür hat er sich zu viel echte Recherche-Arbeit in staubigen Archiven und Bibliotheken gemacht. Wer auf solche Differenzierung keinen Wert legt, kann diese Einwände ignorieren und sich einer ebenso spannende wie irrwitzige Geschichte mit reichlichem Zeitkolorit erfreuen.

_Autor_

Paul Collins wurde 1969 in Perkiomenville im US-Staat Pennsylvania geboren. Er studierte Englische Literatur an der „University of California“, Davis und am „College of William and Mary“, das er 1993 mit einem Magistergrad verließ.

Als Autor hat er sich auf die Wiederentdeckung lange vergessener Sachbücher und Biografien spezialisiert. Darüber verfasste er mehrere Bücher sowie zahlreiche Artikel für Zeitungen und Magazine wie New York Times, Slate oder New Scientist. Als „literary detective“ tritt Collins regelmäßig für das National Public Radio vor das Mikrofon. Für den Verlag McSweeneys Books gründete und betreut er das auf ausgegrabene Titel spezialisierte Imprint Collins Library.

Mit seiner Familie lebt Collins in Portland, Oregon, wo er seit 2005 dem Lehrkörper der „Portland State University“ angehört; er lehrt dort das kreative Schreiben von Sachbüchern.

|Gebunden: 431 Seiten
Originaltitel: The Murder of the Century: The Gilded Age Crime That Scandalized a City and Sparked the Tabloid Wars (New York : Crown 2011)
Übersetzung: Carina Tessari
ISBN-13: 978-3-4241-5122-0|
http://www.randomhouse.de/irisiana