Bomann, Corina – Clockwork Spiders

Die Verschwörung der mechanischen Spinnen

_London 1888:_ Die siebzehnjährige Violet ist nicht so geraten, wie es sich ihr Vater, Lord Adair, wünscht. Sie hat es sich in den Kopf gesetzt, eine berühmte Erfinderin zu werden, und schleicht nachts heimlich zu ihrem Labor. Ihr zur Seite steht nur Butler Alfred, der auch als Leibwächter fungiert. Gemeinsam decken sie eine Verschwörung auf: Mit künstlichen Giftspinnen werden königinnentreue Personen ermordet – und auch Königin Viktoria selbst ist in Gefahr! Der geheimnisvolle Fremde mit der Augenklappe, den Violet gleichzeitig gefährlich und unwiderstehlich findet, scheint dabei sehr verdächtig …

_Kritik_

Mit „Clockwork Spiders“ entführt die Autorin Corina Bomann ihre Leser in das viktorianische London. Technische Errungenschaften wie Luftschiffe, mechanische Kutschen und dampfbetriebene oder auch zahnradgetriebene Maschinen machen dabei klar das die Leser einen Steampunk-Roman vor sich haben.

Der lebhafte Erzählstil von Corina Bomann ist, passend für ein Jugendbuch, klar verständlich und leicht zu lesen. Wobei die Autorin auch den Sprachstil des viktorianischen Zeitalters berücksichtigt der in den Dialogen sehr gut zum Ausdruck kommt. Lebendig beschriebene Schauplätze und authentische Kleidung lassen dieses Zeitalter ebenfalls glaubwürdig vor den Augen der Leser wieder auferstehen. Geschickt verwebt die Autorin dabei dann die technischen Errungenschaften mit dem historischen Kontext. Die Autorin hat es geschafft, diese verschiedenen Komponenten authentisch zu vermischen und so einen soliden Steampunk-Roman zu schreiben. Fantasie und Witz zeichnen den Plot der abenteuerlichen Geschichte aus. Schnell taucht der Leser in die atmosphärisch dichte Handlung ein und macht sich gemeinsam mit der jungen Violet und ihrem Butler Alfred daran die geheimnisvollen Morde an Mitgliedern der Aristokratie Londons aufzuklären. Die junge Protagonistin stolpert dabei von Abenteuer zu Abenteuer. Dem roten Faden des Plots kann dabei ungehindert gefolgt werden, was diesen Roman auch schon für jüngere Leser sehr gut lesbar macht. Selbstverständlich darf neben den abenteuerlichen Ereignissen und einer Menge Wortwitz auch die Romantik hier nicht fehlen, diese ist in gut abgestimmten Mengen in die Geschichte eingebettet und bereichert diese nochmals.

Gleich zu beginn baut Corina Bomann einen fesselnden Spannungsbogen auf. Durch die komplette Geschichte kann die Autorin diesen halten und in einem gut durchdachten Showdown entlädt sich dieser am Schluss. Damit endet die Geschichte um Violet und die „Clockwork Spiders“ in sich abgeschlossen und hinterlässt so zufriedene Leser.

Rückblickend erzählt eine dritte Person die Ereignisse und konzentriert sich voll und ganz auf die sympathische Protagonistin. Die Welt Violets wird so sehr deutlich und auch ihre Gefühlswelt sehr gut beschrieben. Aus dem Blickwinkel dieser einnehmenden Figur erlebt der Leser so die Abenteuer und entdeckt mit ihr die Geheimnisse, die zu erforschen und aufzulösen sind.

Beeindruckend hat die Autorin ihre Figuren konzipiert. Besonders gelungen ist die einnehmende Violet. Mit, für das beschriebene Zeitalter, typisch weiblichen Attributen kann die junge Darstellerin wenig anfangen. Kaffeekränzchen und Bälle sind ihr ein Graus und mehr wie Zeitverschwendung bedeutet dies für sich nicht. Lieber würde sie stundenlang in ihrem geheimen Labor forschen und sinnvolle Geräte erfinden, die auch den Angestellten der Adelshäuser das Leben erleichtern. Dabei lässt sie sich auch nicht von Rückschlägen ins Bockshorn jagen, sondern forsch munter weiter. Ein besonderes Talent hat Violet für die Tesla Energie. Die Grenzen, die ihrem Geschlecht auferlegt sind, mag Violet sich nicht beugen und so zeigt sich eine sehr eigenwillige Person, die den Lesern schnell ans Herz wachsen dürfte.

Ihr zur Seite steht Butler Alfred. Eine rätselhafte Vergangenheit und das Talent, unbemerkt an verschlossene Orte zu kommen machen Alfred zu einem unverzichtbaren Partner für die abenteuerlustige Violet.

Dann wäre da noch Black, geheimnisvoll und düster lässt er das Herz Violets höher schlagen, wobei sie sich allerdings nie sicher sein kann, auf welcher Seite er steht.

Äußerst interessant dargestellt sind auch Violets Freunde aus Blakleys Mechanic Circus. Hier treten Menschen auf, die mit mechanischen Teilen ausgestattet sind und so über ungeahnte Talente verfügen.

Das Cover ist passend zum Genre gestaltet. Mit typischer Kleidung und passenden Accessoires wie die Goggles ausgestattet, ist die Protagonisten Violet in einer Schar mechanischer Spinnen zu sehen.

_Autorin_

Geboren im Jahr 1974 entdeckte sie schon früh das Schreiben für sich. Seit 2002 ist sie als freie Autorin tätig und schreibt Bücher für Erwachsene und Jugendliche. Derzeit lebt sie in Mecklenburg.

Die in Norddeutschland lebende Schriftstellerin wurde 1974 in Parchim geboren. Nachdem sie elf Jahre lang im medizinischen Bereich tätig war, hat sie ihr Hobby zum Beruf gemacht und widmet sich nun ganz dem Schreiben. Am liebsten schreibt sie historische Romane für Jugendliche und Erwachsene.

Mehr unter http://www.corina-bomann-online.de

_Fazit_

Mit „Clockwork Spiders“ ist der deutschen Autorin Corina Bomann ein abenteuerlicher Steampunk-Roman geglückt, der seine Leser in den Bann ziehen kann. Der lebendig konzipierte Plot hat alle Merkmale, die für dieses Genre unverzichtbar sind. Vielschichtige Charaktere, interessante technische Errungenschaften, ein spannendes Abenteuer und das viktorianische Flair laden hier zum Schmökern ein.

Ich bin von dem Roman wirklich begeistert und kann die „Clockwork Spiders“ wirklich empfehlen. Nicht nur jüngere Leser haben hier ihren Spaß, Corina Bomann schafft es auch, ihre erwachsenen Leser in den Bann zu ziehen.

|Gebundene Ausgabe: 398 Seiten
ISBN-13: 978-3800056637
Vom Hersteller empfohlenes Alter: 14 – 17 Jahre|

Willkommen

Taylor, Laini – Zwischen den Welten (Daughter of Smoke and Bone 1)

_Daughter of Smoke and Bone_

Band 1: _“Zwischen den Welten“_
Band 2: „Days of Blood and Starlight“ (September 2012)
Band 3: geplant

_Was würdest du dir wünschen,_ wenn du nur eine Perle deiner Kette opfern musst, damit dein Wunsch in Erfüllung geht?
Wo würdest du hinreisen, wenn du bloß durch eine Tür gehen musst, um nahezu alle Orte der Welt zu erreichen?
Wie würdest du dich fühlen, wenn du den falschen Mann liebst, er aber die Antwort auf alle deine Fragen ist? Karou dachte, sie wüsste, wer sie ist. Doch dann kommt es zu einer Begegnung, die alles verändert …

Eine Liebe, die älter ist als die Zeit. Und ein Kampf, bei dem ALLES auf dem Spiel steht. (Verlagsinfo)

_Kritik_

Mit dem ersten Band um die |Daughter of Smoke and Bone|, „Zwischen den Welten“, entführt die Autorin Laini Taylor und Leser in die Welt der Seraphim und Chimären (Mischwesen). Der Einstieg in die Trilogie um Karou ist der Autorin hervorragend gelungen.

Der lebendige und detailreiche Schreibstil der Autorin lässt schnell Bilder vor dem Auge der Leser entstehen. Laini Taylor beschreibt die Schauplätze wie Prag, Marrakesch und auch die Welt der Seraphim und Chimären so bildgewaltig, dass die Leser es leicht haben sich diese bildlich vorzustellen. Dabei sind es aber nicht nur die Bilder, auch die verschiedenen Sinneseindrücke werden deutlich und somit fühlbar übermittelt. Eine düster magische und geheimnisvolle Grundstimmung wird den Lesern überzeugend übermittelt. Wortgewand und mit viel Fantasie erzählt die Autorin die mystische Geschichte und verwebt dabei gekonnt die realistische Welt mit den mystischen Sagen. Klar verständlich und dabei auf einem hohen Niveau zieht die Autorin ihre Leser in den Bann.

Gekonnt entwickelt die Autorin einen Plot, der sich um das Geheimnis um die Protagonistin Karou dreht. Gemeinsam mit Karou wird der Leser nach und nach eine magische Welt entdecken die zu fesseln weiß. Aspekte aus der Mythologie und die Wesen, die hier ihre Rolle spielen werden, in kleinen Häppchen eingeführt und erklären sich innerhalb der Geschichte. Dies macht einen besonderen Reiz aus und unterstützt den Lesefluss, da hier nicht vorab alles erst lang erklärt wird. Zwei verschiedenen Welten werden hier miteinander kombiniert, die reale und auch die, die durch geheime Portale erreicht werden kann. Obwohl Karou bei dem Wunschhändler Brimstone aufwächst, hat sie erst einmal keine Ahnung von der magischen Welt und dem Hintergrund der Seraphim und Chimären. Erst langsam werden diese Mysterien aufgedeckt. Nebenhandlungen und ein geschickt eingebrachter Rückblick vervollständigen den Plot, da so manches erst ans Licht kommt und die Geheimnisse Karous Herkunft sich langsam lüften. Interessant ist hier auch wie die Grenzen zwischen Gut und Böse verschwimmen, eine reine Schwarz-Weiß-Zeichnung erwartet man hier vergebens. Ein klug gesetzter Cliffhanger schürt am Ende die Neugier auf den zweiten Band.

Der Spannungsbogen, der hier aufgebaut wird, wird nicht hauptsächlich durch actiongeladene Szenen erzeugt, sondern vielmehr durch die Neugier, die den Leser durch die Seiten fliegen lässt. Schon zu Beginn schafft es die Autorin, durch eingestreute Andeutungen, den Leser zu fesseln und die Neugier zu schüren, um mit Karou dem Geheimnis um ihre Herkunft zu lüften. Häppchenweise bekommt der Leser immer wieder kleine Informationen serviert, die sich zum Ende hin vervollständigen und so ein rundes Bild abgeben. Neben der Neugier die den Leser an die Geschichte fesseln gibt es auch Sequenzen, die durch Action fesseln, langweilig wird es so nie.

Erzählt wird der unterhaltsame Roman aus dem Blickwinkel einer beobachtenden dritten Person, die ihren Fokus auf Karou richtet. Für diese Geschichte die genau richtige Perspektive, da der Leser gemeinsam mit der sympathischen Darstellerin ihre mysteriöse Herkunft entschlüsseln kann.

Viel Liebe hat die Autorin auch die ihre Charaktere gelegt. Lebendig und mit einer Menge Eigenschaften konzipiert bleiben kaum Wünsche offen. Obwohl einige dieser Figuren magische Wesen sind, wirken diese real und glaubwürdig. Verschiedenen Charaktereigenschaften machen die unterschiedlichen Darsteller aus.

Karou ist eine beeindruckende und komplexe Persönlichkeit. Stärke und Mut sind Eigenschaften, die sie besonders auszeichnen. Schnell gelingt es dieser Persönlichkeit, die Leser in den Bann zu ziehen. Akiva zeigt sich erst einmal geheimnisvoll und von seinen Erlebnissen gezeichnet. Ihn umgibt eine Trauer, die der Leser fast spüren kann. Authentisch wird auch die Beziehung zwischen Karou und Aktiva entwickelt. Hier baut die Autorin keinesfalls auf eine unrealistische Lovestory sondern ermöglicht den Charakteren die nötige Zeit, um überhaupt in die Nähe einer Romanze zu kommen.
Dieses gilt auch für die Beziehungen der weiteren Darsteller. Freundschaft, familiäre Bindungen und andere zwischenmenschliche Band sind nachvollziehbar und authentisch. Die Emotionen der Darsteller sind vielschichtig und logisch. Ein besonderer Pluspunkt in diesem Roman.

Die Aufmachung des Buches ist äußerst gelungen, dies fängt schon beim Cover an. In den verschiedensten blau Tönen gehalten, ist eine junge Frau mit strahlend blauen Augen zu sehen. Verschiedene Ornamente haben Bezug zum Plot. Nimmt der Leser den schön gestalteten Schutzumschlag ab kommt eine Überraschung zum Vorschein, auch der Einband direkt ist mit einer Zeichnung versehen, die das Cover des Schutzumschlages wieder spiegelt. Unterteilt ist der Roman in vier Teile, die sich nochmals in kleinere Kapitel unterteilen lassen. Am Anfang der einzelnen Teile ist ein Spruch zu lesen, der Bezug zu der Geschichte hat.

_Autorin_

Laini Taylor hat bereits drei Romane veröffentlicht. Sie hat Literatur und Kunst studiert und lebt in Portland, Oregon mit Ehemann und Tochter Clementine.

_Fazit_

Laini Taylor ist mit ihrem ersten Band „Zwischen den Welten“ um ihre Trilogie „Daughter of Smoke and Bone“ ein genialer Start gelungen. Hier stimmt wirklich alles, der fesselnde Plot, der rundweg märchenhafte Erzählstil und die glaubwürdigen und sympathischen Protagonisten lassen die Geschichte geradezu lebendig werden.

Ich bin von diesem Roman absolut begeistert und kann den zweiten Teil kaum erwarten.

|Gebundene Ausgabe: 496 Seiten
ISBN-13: 978-3841421364
Vom Hersteller empfohlenes Alter: 14 – 17 Jahre
Originaltitel: Daughter of Smoke and Bone|
http://www.fischerverlage.de

Barrie, James Matthew – Peter Pan in Kensington Gardens

„… vielleicht könnten wir alle fliegen, wenn wir so todsicher davon überzeugt wären, es zu können, wie der kühne Peter Pan …“

_Jedes Kind weiß,_ dass Peter Pan in Nimmerland lebt, mit der Fee Tinkerbell befreundet ist und gegen Captain Hook kämpfen muss. Aber hast du dich noch nie gefragt, wo Peter Pan herkommt, wie er aufgewachsen und wann er von zu Hause ausgerissen ist? Peter Pan in Kensington Gardens ist die erste, die ursprüngliche Erzählung von James Matthew Barrie, in der die Figur des Peter Pan zum ersten Mal auftaucht. Eine Geschichte über den Ur-Peter-Pan, über die große Welt der kleinen Dinge, der Elfen und Tiere, über den Zauber der Musik – und natürlich über das Fliegen! Magisch illustriert von Arthur Rackham – ein wahres Kleinod. (Verlagsinfo)

_Kritik_

Das Verlagshaus Mescheryakov aus Wien hat mit Peter Pan in Kensington Gardens die Geschichte des Ur-Peter Pans erneut veröffentlicht. Erstmalig wurde die Figur Peter Pan 1902 in J. M. Barries Roman „The Little White Bird“ erwähnt. 1906 brachte J. M. Barrie dann die sechs Kapitel als eigenständiges Buch heraus. Illustriert wurde Peter Pan in Kensington Gardens von dem berühmten Arthur Rackham. Erst 1911 adaptierte Barrie seine Idee um Peter Pan für die Erzählung Peter und Wendy, die heute als Peter Pan bekannt ist und von allen Altersklassen geliebt wird. Das Vorwort von Oxana Wassiliadi erzählt von dem Entstehen des Buches, der gemeinsamen Arbeit von J. M. Barrie und Arthur Rackham.

In dem Werk Peter Pan in Kensington Gardens überzeugt nicht nur die Geschichte an sich, besonders die opulente Gestaltung fällt direkt ins Auge und bleibt unvergessen. Schon das aufwendig gestaltete Cover lässt die Herzen der Liebhaber höher schlagen. Die Struktur des Holzes der Bäume ist fühlbar und auch die Schrift reliefartig hervorgehoben. Trotz düsterer Farben gelingt es dem Illustrator Arthur Rackham, zauberhaft magische und lebendige Bilder zu erschaffen, bei denen die Betrachter jedes Mal beim Anschauen etwas Neues entdecken. 50 aufwendig gestaltete Farbtafeln zeigen Bilder, die sich perfekt in die Geschichte einfügen. Mal sind diese sehr düster, aber auch Bilder in Sepiatönen und einfarbige Tuschzeichnungen wollen entdeckt werden.

Nimmerland, Wendy und Hook sucht der Leser vergeblich in der Geschichte um den Ur-Peter Pan, hier erleben wir die Geburtsstunde des Jungen, der nicht erwachsen werden wollte (konnte). Im Mittelpunkt der Geschichte steht der Londoner Park Kensington Gardens, wo der erst sieben Tage alte Peter landet. Die Idee, dass Babys von Vögeln abstammen und so noch einige Tage nach ihrer Ankunft bei ihren Eltern fliegen können ist Grundlage der Figur Peter Pan, wie sie hier beschrieben wird. Die Geschichte um den kleinen Peter wird in einer sehr ungewohnten Perspektive erzählt. Der Erzähler spricht den Leser direkt an, so wie beispielsweise ein Vater, der seinem Sohn eine abenteuerliche Geschichte erzählt. So nimmt der Erzähler den Leser an die Hand und spaziert mit ihm durch Kensington Gardens und erzählt die Geschichte wie Peter zu Peter Pan wurde und seine ersten Abenteuer mit den magischen Feen. Trotz der Abenteuer kommt so manches Mal auch ein wenig Melancholie zum Tragen, besonders in den Momenten, wo Peter sich an seine Mutter erinnert und die Sehnsucht überhandnimmt. Schon für kleinste Kinder ist die magische Geschichte um Peter Pan geeignet, da mit einfachen Worten die Handlung beschrieben wird und sich das Buch, durch den besonderen Erzählstil wunderbar zum Vorlesen eignet. Die für das frühe 20. Jahrhundert zeitgemäße Sprache vermag zu bezaubern.

Aufgeteilt ist die Geschichte in sechs Kapitel, welche immer wieder durch die Bilder und durch Zitate das Hintergrundwissen der damaligen Zeit und der örtlichen Gegebenheiten vermitteln, den Leser aber immer wieder aus der eigentlichen Geschichte herausreißen. Hier wäre es schöner gewesen diese zu Beginn oder zum Ende eines Kapitels gesammelt unter zu bringen.

_Autor_

Sir James Matthew Barrie, Baronet (* 9. Mai 1860 in Kirriemuir, Schottland; † 19. Juni 1937 in London), besser als J. M. Barrie bekannt, war ein schottischer Schriftsteller und Dramatiker. Peter Pan ist seine bekannteste literarische Figur. (Wikipedia)

_Illustrator_

Arthur Rackham (* 19. September 1867 in London; † 6. September 1939 in Limpsfield, Surrey) war ein britischer Illustrator, der durch seine zahlreichen Buchillustrationen, insbesondere für Volksmärchen und andere Kinderbücher, bekannt wurde. (Wikipedia)

_Fazit_

„Peter Pan in Kensington Gardens“ erzählt von den frühen Abenteuern des Peter Pan und wo er herkommt. Leser, die sich dem Zauber dieser Figur nur schwer entziehen können, liegen hier genau richtig. Es darf ein opulentes und bildreiches Werk erwartet werden, bei dem die schriftstellerische Leistung wunderbar mit den Illustrationen harmoniert.

Das Verlagshaus Mescheryakov hat hier ein wahres Schmuckstück geschaffen, das immer wieder zur Hand genommen werden dürfte, sei es nur, um mit kindlicher Neugier die Bilder von Arthur Rackham zu betrachten und immer wieder überrascht zu werden.

Lesern, die niemals erwachsen werden wollen, und Kunstliebhabern kann dieses Werk bedenkenlos ans Herz gelegt werden.

|Gebundene Ausgabe: 215 Seiten
ISBN-13: 978-3902755148
Vom Hersteller empfohlenes Alter: 12 – 15 Jahre|
http://www.idmi-verlag.com

Colin Harvey – Gestrandet

Als er auf dem Eisplaneten Isheimur strandet, muss Raumfahrer Karl Allman sich unter hungrigen Tieren, blutrünstigen Wilden und ungastlichen Kolonisten behaupten; zu allem Überfluss entdeckt er Isheimurs lebensbedrohendes Geheimnis … – Viel Action, eine exotische Kulisse und zwischenmenschliche Klischee-Konflikte verknüpfen sich zu einem SF-Abenteuer mit leichtem Retro-Touch: Lesefutter mit einigen Ballaststoffen.
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Jeschke, Wolfgang/Aldiss, Brian W. (Hg.) – Titan-21

_Der Mensch als Erbfolger: Fremde und andere Welten_

In der vorliegenden Ausgabe des Auswahlbandes Nr. 21 von „Titan“ sind nicht Beiträge zur „Science Fiction Hall of Fame“ gesammelt, sondern klassische SF-Erzählungen der 1950er Jahre – Thema sind „Galaktische Imperien“. Dies ist der Letzte von vier TITAN-Bänden zu diesem Thema.

Die Kriterien der deutschen Bände waren nicht Novität um jeden Preis, sondern vielmehr Qualität und bibliophile Rarität, denn TITAN sollte in der Heyne-Reihe „Science Fiction Classics“ erscheinen. Folglich konnten Erzählungen enthalten sein, die schon einmal in Deutschland woanders erschienen waren, aber zumeist nicht mehr greifbar waren. TITAN sollte nach dem Willen des deutschen Herausgebers Wolfgang Jeschke ausschließlich Erzählungen in ungekürzter Fassung und sorgfältiger Neuübersetzung enthalten. Mithin war TITAN von vornherein etwas für Sammler und Kenner, aber auch für alle, die Spaß an einer gut erzählten phantastischen Geschichte haben.

_Die Herausgeber _

1) _Wolfgang Jeschke_, geboren 1936 in Tetschen, Tschechei, wuchs in Asperg bei Ludwigsburg auf und studierte Anglistik, Germanistik sowie Philosophie in München. Nach Verlagsredaktionsjobs wurde er 1969-1971 Herausgeber der Reihe „Science Fiction für Kenner“ im Lichtenberg Verlag, ab 1973 Mitherausgeber und ab 1977 alleiniger Herausgeber der bis 2001 einflussreichsten deutschen Science-Fiction-Reihe Deutschlands beim Heyne-Verlag, München. Von 1977 bis 2001/02 gab er regelmäßig Anthologien – insgesamt über 400 – heraus, darunter die Einzigen mit gesamteuropäischen Autoren.

Seit 1955 veröffentlicht er eigene Arbeiten, die in ganz Europa übersetzt und z.T. für den Rundfunk bearbeitet wurden. Er schrieb mehrere Hörspiele, darunter „Sibyllen im Herkules oder Instant Biester“ (1986). Seine erster Roman ist „Der letzte Tag der Schöpfung“ (1981) befasst sich wie viele seiner Erzählungen mit Zeitreise und der Möglichkeit eines alternativen Geschichtsverlaufs. Sehr empfehlenswert ist auch die Novelle „Osiris Land“ (1982 und 1986). Eine seiner Storysammlungen trägt den Titel „Schlechte Nachrichten aus dem Vatikan“.

2) _Brian W. Aldiss_ (* 1925) ist nach James Graham Ballard und vor Michael Moorcock der wichtigste und experimentierfreudigste britische SF-Schriftsteller. Während Ballard nicht so thematisch und stilistisch vielseitig ist, hat er auch nicht Aldiss’ ironischen Humor.

Aldiss wurde bei uns am bekanntesten mit seiner Helliconia-Trilogie, die einen Standard in Sachen Weltenbau in der modernen SF setzte. Das elegische Standardthema von Aldiss ist die Fruchtbarkeit des Lebens und die Sterilität des Todes. Für „Hothouse“ bekam Aldiss den HUGO Award. Er hat auch Theaterstücke, Erotik, Lyrik und vieles mehr geschrieben.

_Die Erzählungen im 4. Buch: „Fall und Freier Fall“_

_1) Gardner F. Fox: „Heut nacht erheben sich die Sterne!“ (1952)_

Red Angus ist ein Pirat, der, frisch vom Diktor von Kaar gebrandmarkt, schon wieder aus dem Knast entfliehen kann. Vor den Häschern bringen ihn Helfer der korrupten Wissenschaftler in Sicherheit. Die Wissenschaftler, die in der Zitadelle eingesperrt sind und dem Diktor Technik liefern müssen, wollen den Diktor absetzen. Red Angus soll den Mord ausführen, den sie arrangieren werden.

Doch der Anschlag schlägt fehl und nur die Fürsprache der Priesterin Moana, deren Bruder er einst rettete, bewahrt Angus vor einem allzu frühen Ende. Nur wenn er mit ihr in einen der schwarzen Tümpel des Gottes Stasor steigt, darf er weiterleben. Gesagt getan: Doch dort unten befindet er sich in einer Dimension, in der Stasor wirklich existiert. Moana fragt nach dem Buch von Nard, in dem das Wissen der Alten Rasse niedergelegt sein soll. Stasor zeigt ihnen den Weg.

Kaum zurückgekehrt, schnappen sich die Wissenschaftler Angus erneut. Auch deren Chef, der Hierarch, will das Buch von Nard, um mit dessen Macht den Diktor stürzen und sich an dessen Stelle setzen zu können. Doch Angus hat für das geknechtete Volk von Karr anderes im Sinn, als einen Tyrannen durch einen anderen zu ersetzen. Sobald er das Buch in Händen hat, will er Diktor und Wissenschaftler austricksen …

|Mein Eindruck|

Hin und her wogt das Kampfesglück in dieser wilden Story, die einem A.E. van Vogt alle Ehre gemacht hätte. Bis zum Finale weiß der angespannte Leser nicht, ob der Freiheitskampf, den Angus anzettelt, Erfolg haben wird. Denn Verrat und Information halten sich die Waage. Diese Information ist von alles entscheidender Bedeutung: Wissenschaft, und zwar die Wissenschaft der Alten, also unsere.

Wird diese Wissenschaft dem Wohl des Volkes dienen oder nur die Mächtigen noch tyrannischer machen, lautet die Frage, die der Autor stellen lässt. All das Brimborium darum herum, das jeder Zehnjährige kapieren kann (und soll), dient nur der Unterhaltung, um diese Frage an den Mann zu bringen. Es gelingt durchaus. Aber ist die Frage den ganzen Aufwand wert?

Bemerkenswert ist an dem geschilderten Szenario der Kontrast zwischen Hochtechnologie einerseits und barbarischer Zivilisation andererseits. Letzteres kennen wir von „Conan“-Geschichten her und finden es wieder in den „Gor“-Romanen John Normans. Es dient dazu, Sinnlichkeit zu rechtfertigen: Halbnackte Mädchen tauchen allenthalben auf, zum Vergnügen der muskelbepackten Kämpfer wie geschaffen.

Und wenn mal eine Priesterin wie Moana sich dazwischen verirrt, dann nur als Pfand im Geschacher zwischen Tyrannen und Rebellen. Das ist wohlfeile Ausbeutung – und leider ein Merkmal von Pulp Fiction der frühen fünfziger Jahre. Es gab damals schon wesentlich Besseres, so etwa von Jack Vance oder Philip K. Dick.

_2) Harry Harrison: „Begegnung am Ende“ (1965)_

Ein Expeditionsschiff landet auf einem unwirtlichen Eisplaneten. Der kürzlich verwitwete Schiffsmeister Hautamaki leitet das Trio, das von der Wissenschaftlerin Tjond und ihrem frischgebackenen Gatten Gulyas komplettiert wird. Befindet sich eine Boje von Aliens hier auf dem Gletscher? Die verschiedenartigen Teleskope dieser Sonde erweisen sich als alle auf einen einzigen Stern ausgerichtet. Nachdem sie der Zentrale Bescheid gegeben haben, fliegen sie durch den Hyperraum dorthin.

Dass Hautamaki sämtliche Waffen über Bord geworfen hat, macht das Ehepaar besorgt. Doch der Leiter beruhigt sie. Der fremde Stern erweist sich als eine künstliche Konstruktion, was eine erhebliche technologische Kulturstufe verrät. Leider sind auch Waffen auf sie gerichtet. Ein Kontaktversuch ermöglicht die Übertragung von Bild und Ton, und ein zum Glück humanoides Wesen wird sichtbar. Es hat zwar nur vier Finger und atmet – laut den ausgetauschten Gasproben – erheblich zu viel Schwefel für Hautamakis Standard, doch als er an Bord des Schiffes dieses Wesens geht, lässt sich schnell ein Übersetzungsstandard herstellen.

Das bringt Gulyas auf einen beunruhigenden Gedanken, und er bittet um eine Gewebeprobe des Aliens, der sich „Liem“ nennt. Nichts leichter als das. Als Tjond ihren Gatten anschaut, ist er bleich wie ein Leichentuch, denn er hat eine erschütternde Entdeckung gemacht …

|Mein Eindruck|

(Achtung, hier kommt die Pointe!)

Was Gulyas herausfindet, ist die Identität des genetischen Codes von Hautamakis und Liems. Trotz aller äußerlichen Veränderungen im Verhalten und im Aussehen, ja, sogar im Stoffwechsel, handelt es sich nach all den Jahrtausenden doch immer noch um Menschen, die von einer gemeinsamen Welt stammen: man nannte sie „Erde“. Liems Variante hat sich über viele Sternsysteme ausgebreitet und sich genetisch an die jeweiligen Bedingungen angepasst, statt es andersherum zu machen und sich die Umwelt ihren eigenen Bedingungen anzupassen (Terraformung). Die logische Folgerung aus der Identität: Wir sind allein in der Galaxis. Es bleibt nur eine Hoffnung: andere Galaxien.

Der erzählerische Trick, mit dem der Autor erreicht, dass uns auch Hautamaki (zumindest anno 1965) fremdartig vorkommt, besteht einfach darin, alle Männer mono- bzw. homosexuell zu machen. Das heißt, dass auch Männer exogenetisch „schwanger“ werden und „Kinder bekommen“ können (das Kind wird außerhalb des eigenen Kinders ausgetragen). Deshalb reagiert Hautamaki auf die Frau Tjond, als wäre sie etwas Überflüssiges und Unschönes. Sie fühlt sich entsprechend zurückgesetzt und schmollt erst einmal eine Woche.

Der Autor hätte an dieser Stelle noch viel weiter in seinem Tabubruch gehen können. Dass die Expeditionsmitglieder alle die ganze Zeit nackt herumlaufen, wäre in einem FKK-Camp normal, wirkt aber in einer SF-Story etwas effekthascherisch. Nun ja, die sechziger Jahre übten sich in Tabubrüchen.

_3) Poul Anderson: „Herr über tausend Sonnen“ (1952)_

In einer Bar auf dem Mond lauscht unser Chronist der unglaublichen Geschichte, die sein Trinkkumpan Laird zum Besten gibt. Kann es sein, dass Laird die Erde im Alleingang vor dem Untergang durch die Janyarder gerettet hat? Es ist auf jeden Fall eine wildromantische Geschichte …

Laird fliegt den uralten Planeten Neu-Ägypten an, um ein wenig dessen Pyramiden zu plündern und zu Kohle zu kommen. Doch ein Patrouillenboot der Janyarder hat ihn erspäht und stellt ihn, wie er sich in einer der Pyramiden versteckt. Diese Welt war vor langer Zeit die Hauptwelt des Sternen-Imperiums der Vwyrddaner und bietet immer noch verborgene technologische Schätze. Einen davon stülpt sich Laird verzweifelt wie einen helm auf den Kopf – und wird von der darin gespeicherten Persönlichkeit des Obergenerals der Vwyrddaner, Dalyesh, übernommen. Mit Dalyeshs Kaltblütigkeit gelingt es Laird, der Falle zu entkommen.

Leider wird sein Boot abgeschossen, und er muss sich erneut verstecken. In der Atempause versuchen sich Laird und Dalyesh im gleichen Kopf miteinander zu arrangieren. Die Kapitänin des Janyard-Schiffes, diese rothaarige Joana Rostov, erinnert Dalyesh an seine große Liebe der Vergangenheit: Er wäre entzückt, wenn sie sein werden könnte. Und dazu muss er sie nur überlisten und verführen. Auf diese Weise kann er auch veranlassen, dass die Superwaffen der Vwyrddaner an Bord geschafft werden, um den Janyardanern zu dienen.

Doch kann Laird dem alten General wirklich vertrauen, dass er ihn und die Erde nicht in letzter Sekunde an den Feind verrät? Laird lässt sich einen Trick einfallen, um den Trick Dalyeshs zu parieren. Denn schließlich steht das Schicksal der Erde auf dem Spiel – und das Leben einer schönen Frau …

|Mein Eindruck|

Der Zickzackkurs der Handlung hat durchaus Methode: So soll der Leser am Einschlafen gehindert und bei der Stange gehalten werden. Spannend ist neben der Frage, wer am Ende das Mädchen kriegt, die Frage, ob die Erde gerettet werden kann – und wenn ja, um welchen Preis. Wie es sich gehört, geht die Sache für die Menschen gut aus, aber vielleicht nur, weil die Story in einem Romantik-Magazin erscheinen sollte.

Auffällig ist schon hier die für Anderson typische Beschäftigung mit dem Faktor Zeit. Er schrieb ja später etliche tausend Seiten über die „Zeitpatrouille“ und den „korrekten“ Ablauf der bekannten Geschichte (siehe meine Berichte dazu). In der vorliegenden Novelle kommt noch ein Faktor hinzu: zwei Seelen in einem Kopf – welche wird die Oberhand behalten? Das ist durchaus spannend, vor allem dann, wenn man sich NICHT vorstellt, welche kolossalen Kopfschmerzen man selbst davon bekäme.

_4) F. L. Wallace: „Der große Vorfahr“ (1955)_

Eine irdische Expedition befindet sich in ferner Zukunft auf der Suche nach dem gemeinsamen Vorfahren aller menschlichen Rassen. Wie sich nämlich im Verlauf der jahrtausendelangen Erforschung der Galaxis herausgestellt hat, gibt es jede Menge menschliche und menschenähnliche Lebensformen – wovon sich natürlich einige an Bord befinden, so etwa eine Art Neanderthaler und eine Art Hetäre mit sehr kurzem Röckchen.

Allerdings hat man als Navigator einen Nichtmenschen engagiert, und der stellt ein paar bohrende Fragen. Wieso muss man gerade in diesen Raumsektor fliegen? Die Antwort lautet, weil die Menschen durch Rekonstruktion der Stammbaumevolution herausgefunden haben, dass die Ursprungswelt jenes gemeinsamen Vorfahren all dieser Menschenrassen eigentlich hier liegen müsste. Dieser Vorfahr muss riesig sein (denn er brauchte 12 Meter hohe Türen), exzellent die interstellare Raumfahrt beherrschen (wegen der Streuung) und überhaupt superintelligent sein (alles andere wäre ja ein Affront).

Da meldet der Techniker, der für die Sauerstoff liefernde Hydroponik zuständig ist, dass rattenähnliches Ungeziefer die Grünpflanzen vernichte. Selbst elektronische Fallen würden den gut versteckten Viechern nicht beikommen, und diese verstecken sich unter den neu installierten Geräten für die Vorfahrensuche. Da verfallen die Forscher auf eine ausgefallene Methode, um die Eindringlinge zu stellen und unschädlich zu machen: Sie stellen Doppelgänger her …

|Mein Eindruck|

Galaktische Imperien werden von ihren Vertretern getragen, schon klar. Aber der Große Vorfahr trug seine Nemesis bereits in seinen Raumschiffen, als er fremde Welten eroberte. Es handelt sich um die kleinen intelligenten Viecher aus dem Abwassersystem seiner Heimatwelt: die „Plage“. Aus Quarantänegründen und um die „Plage“ einzudämmen zogen die Riesen einfach weg.

Genau das gleiche Problem starrt den menschlichen Forschern nun wieder ins Gesicht, die zwar Nachfolger jener Riesen geworden sind, aber erkennen müssen: Wir stammen alle von jener „Plage“ ab. Also kein Grund, stolz zu sein. Da wundert sich der nichtmenschliche Pilot aber, als er die betretenen Gesichter seiner Crew sieht.

Die Story hat also eine recht nette, ironische Pointe. Sie hat nur den Schönheitsfehler, dass man sie schon nach zehn Seiten (von 36) vorausahnt. Das macht die mehr oder weniger wohlmotivierten Spiele an Bord und auf der Ursprungswelt etwas überflüssig. Schade eigentlich. Es wäre Aufgabe des Autors gewesen, eine trickreichere Handlung zu ersinnen, um die Pointe zu verschleiern.

_5) Roger Dee: „Die Störenfriede“ („The Interlopers“, 1954)_

Ein großes Raumschiff voller Kolonisten aus dem überfüllten Sonnensystem ist unterwegs zu den Welten um die Sonne Regulus. Da passiert das schier Unvorstellbare: Ein Alien-Raumschiff mit einem T’sai an Bord materialisiert neben ihnen. Die Crew erstarrt in Ehrfurcht, denn die telepathischen T’sai sind die absoluten Herrscher der Galaxis. Was der T’sai von ihnen will, erfahren der Navigator und seine Leute von ihrem Dolmetscher. Er sagt, der T’sai verlange einen Beweis, dass die Menschen sich würdig erweisen, eine neue Welt zu besiedeln. Für die Antwort haben sie zwölf Stunden Zeit. Sprach’s und verwand.

Der Crew steht der Verstand still und sie kommt auf keine sinnvolle Antwort. Sie vermag sich nicht einmal vorzustellen, was es sein könnte, das nach Ablauf des Ultimatum passieren könnte? Die Vernichtung des Schiffes – oder gar der gesamten Rasse? All diese Ratlosigkeit erfüllt Wilcox, den Sprecher der Kolonisten, mit zunehmendem Ärger. Seine Frau Alice erwartet ein Kind, das mal eine Welt erben soll. Und jetzt kommt so ein Alien-Fuzzi mit abstrusen Forderungen!

Für Wilcox und seine rund 150 Mitkolonisten kommt eine Umkehr nicht infrage: Die besiedelten Welten von Sol sind überfüllt und erlauben nur noch ein kurzes, hoffnungsloses Dasein als Sklave. Mit seiner letzten Ressource hat er sich diese Passage erkauft. Der Siedler steht also mit dem Rücken zur Wand. Entsprechend verzweifelt ist das Mittel, zu dem er greift: Er kapert kurzerhand das Schiff. Wenn das Ultimatum in zwölf Stunden abläuft, hat er noch zehn Stunden Zeit, die Welt bei Regulus in Besitz zu nehmen.

Das Ergebnis entspricht nicht ganz seinen Erwartungen …

|Mein Eindruck|

Wilcox wird nämlich nicht nur mit dieser Welt belohnt, sondern darf gleich auch noch die Nachfolge der amtsmüden T’sai antreten. Das hat er nun von seiner jugendlichen Kühnheit. Er muss nicht nur eine Welt urbar machen, sondern auch noch im Universum nach dem Rechten sehen. Was nur zeigt: Dem Tüchtigen gehört die Welt.

Leider ist die Story nicht sonderlich spannend erzählt. Aber weil die Pointe psychologisch begründet ist, muss sich der Autor auch auf die Motive der einzelnen Crewmitglieder konzentrieren, bevor er Wilcox in Aktion treten lässt. Die Geschichte ist daher eher nachdenklich als actionreich.

_Die Übersetzung _

Es gibt mal wieder die üblichen Druckfehler und Fipptehler, so etwa auf S. 65: „Tandor blinzelte und k[n]urrte dann.“ Auf Seite 101 findet sich ein Beispiel für die allzeit beliebten Buchstabendreher: „Kreig“ statt „Krieg“.

Etwas kniffliger ist es hingegen, den falschen Gebrauch von Groß- und Kleinschreibung bei der Anrede „Ihr“ als solchen zu erkennen. Beispiel gefällig? Auf Seite 80 spricht der männliche Redner zu einer Frau: „ihre rudimentären Brüste“. Er meint natürlich „Ihre rudimentären Brüste“. „Jetzt werden Sie beleidigend“, sagte sie.“

Ja, in der Evolution von Imperien geht es häufig ans Eingemachte. So auch in diesem Satz auf S. 166: „Er küßte sie mit plötzlicher Leidenschaft, und wußte er nicht, wie primitiv sie war.“ Warum steht hier Satzstellung einer Frage? Entweder weil die Wörter „wußte er “ verdreht sind oder weil „er“ und das Komma überflüssig sind. Wie auch immer: Meredith ist und bleibt ein „primitives“ Frauenzimmer. Genau, wie Halden es mag (in der Story „Der große Vorfahr“).

_Unterm Strich_

Die fünf Erzählungen bieten einige recht hübsche Ideen, aber nur die zwei Novellen von Pul Anderson und Gardner F. Fox bereiten auch gute Unterhaltung. Sie entsprechen den Vorgaben des wildromantischen Abenteuer-Genres, komplett mit willigen, schönen Mädchen und mutwilligen, starken Kerlen sowie einem guten Schuss Zauberei, die als fortgeschrittene Technik getarnt ist. Man weiß also nie, was als Nächstes kommt.

Das intellektuelle Niveau mag in diesen zwei Novellen nicht besonders hoch sein, aber dafür gibt es jede Menge Abwechslung. Die pointierten Ideen findet man dann doch eher in den restlichen vier Texten. Unter diesen konnte mich besonders der von Harry Harrison überzeugen. Die Geschichte ist zielstrebig und doch keineswegs langweilig auf eine einzige bezwingende Erkenntnis und Aussage ausgerichtet: Wenn eine Rasse die Galaxis schon besiedelt hat (wie kann man diesen Fakt nur vergessen?), dann muss man wohl zur nächsten weiterziehen.

|Hinweis|

Mit diesem Band ist die Reihe der Geschichte über Galaktische Imperien abgeschlossen. Die Fortsetzung folgt in Titan-22 und Titan-23 mit „Evil Earths 1+2“. Dann wurde die TITAN-Serie zu unserem größten Bedauern eingestellt.

|Taschenbuch: 205 Seiten
Originaltitel: Galactic Empires 2/2 (1976)
Aus dem US-Englischen von Heinz Nagel
ISBN-13: 978-3453309777|
http://www.heyne.de

_Die |Titan|-Reihe bei Buchwurm.info:_
[„Titan-1“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4724
[„Titan-2“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7346
[„Titan-3“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7347
[„Titan-4“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7086
[„Titan-5“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7087
[„Titan-6“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4327
[„Titan-7“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4486
[„Titan-8“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3747
[„Titan-9“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4274
[„Titan-10“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3687
[„Titan-11“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4509
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[„Titan-20“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7354

Myra Çakan – Dreimal Proxima Centauri und zurück

Nicht zuletzt die ambitionierte Internetseite deutsche-science-fiction.de machte auf Myra Çakan und ihren neuesten Roman aufmerksam, dessen Titel sich etwas eigentümlich liest in unserer Zeit der reißerischen Schlagworttitel. Er lässt eine humorvolle Geschichte erwarten und klingt gleichzeitig nach einer klassischen Oper – zwei Erwartungen, die die Autorin nicht enttäuscht.

Die deutsche Publizistin Myra Çakan wurde – Zufall oder nicht? – an Halloween geboren. Sie absolvierte ein Schauspiel- und Musikstudium und nahm u.a. an einem Workshop über Sit-Com-Writing sowie an Drehbuch- Seminaren bei Don Bohlinger teil. Myra Çakan ist definitiv die erste deutschsprachige Vertreterin des Cyberpunk. Als freie Autorin und Journalistin (schrieb sie u. a. für Die Woche, Konrad, c’t, Der Spiegel, Süddeutsche Zeitung; MAX, Marie Claire und Cinema) lebt sie mit ihren Burmakatzen in der Nähe von Hamburg.
(Presseinfo Argument Verlag)

Mimsi Mimkovsky tritt an Bord der Stern von Beteigeuze die Reise zum Planeten Proxima Centauri Zwei an – so heißt es im Klappentext. So überrascht es den Leser, wenn im ersten Kapitel die Ereignisse aus dem Blickwinkel des Kabinenstewards Hurriberto geschildert werden. Hurriberto bleibt dabei im weiteren Verlauf der Geschichte ein Nebendarsteller, auch wenn er sich über seine Rolle an Bord des Kreuzfahrtschiffes eine andere Meinung bildet. Mimsi wird schließlich doch zu einem der Haupthandlungsträger, Gleiches gilt für ihren Verehrer Schalck von Schnabel und die Diva Banamarama Halcion, deren Stern bereits am verblassen ist. Ihr sogenannter Impresario, Herr von Luna, offenbart Mimsi gegenüber ein zwiespältiges Wesen, und die Kronprinzessin Silber von Sirius, dreizehn Jahre alt und als Blinder Passagier an Bord in einer Herzensangelegenheit, hat mehr Durchblick in der konfusen Ermittlungssituation, als man ihr zutraut.

Ermittlungssituation? Genau, denn auf diesem Luxusliner passieren während der wochenlangen Reise ungehörige Dinge: Während der Probem zur traditionellen Bordrevue „Schieß mich zum Mars, Liebling“, bei der Madame Halcion die Direktion übernimmt, verschwindet das entscheidende Requisit, ein Dolch, der schließlich im Körper eines undercover reisenden Mafiabosses steckend wieder auftaucht. Leider sind Mimsis Fingerabdrücke auf der Waffe (schließlich soll sie die Hauptrolle in der Revue spielen), so dass sich zu ihrem Leidwesen auch die Bordsicherheit für sie interessiert.

Wir sehen, es herrschen undurchsichtige Zustände auf dem Schiff, auf dem sich eine explosive Anhäufung verdeckt reisender Passagiere befindet, die irgendwie miteinander in Verbindung zu stehen scheinen. Herr von Luna wird als unfähiger Impresario geschildert, der immer im passenden Moment verschwunden ist, so dass die Missstimmung der Diva sich allein auf Mimsi konzentriert, die obendrein auch von Luna schikaniert wird. Dabei stellt sich der Eindruck ein, dass er erstens irgendetwas im Schilde führt, zweitens gar kein Impresario ist, sondern sich mit dieser Rolle Zutritt zum engsten Bereich der Diva – und nicht zuletzt ein Ticket nach PC2 – verschaffte, und drittens über Mimsis nebelhafte Vergangenheit mehr weiß, als ihr vorstellbar erscheint.

Die Diva wird in typischer Art völlig egozentrisch dargestellt, so dass in ihrer Weltsicht gar kein Platz für die Probleme des Lebens außer ihrer eigenen ist, und so geht der ganze Trubel um den Mord weitgehend an ihr vorbei. Einzig die häufigen Störungen der Revue-Proben reizen ihr Gemüt.

Mimsi Mimkovsky ist schließlich doch das Zentrum der Geschichte, denn ihre Vergangenheit, durch ein kindheitliches Trauma verschleiert, wird zwischen Proben, Mord und Liebesglück zum zentralen Aufhänger allen Trubels. Dann ist es immer wieder die kleine Silber, die sich einmischt und der Rätsel Lösungen mit Kinderzunge verkündet, ohne beachtet zu werden. Nur Schalck von Schnabel misst ihr eine tiefere Bedeutung bei und kümmert sich …

Die Lektüre ist wie ein Theaterstück. Szenenwechsel, dabei eine eingeschränkte Auswahl an Bühnenbildern, vor denen sich das Schauspiel entfaltet, diverse Blickwinkel und dabei der witzige Ton der Dialoge und Szenen, wie für ein reales Publikum inszeniert. Vor dieser Erkenntnis gewinnt der Roman eine ganz andere, herausragende Qualität, denn im Vergleich mit einer klassischen Space Opera sucht man hier die typischen Elemente vergeblich. Es gibt keine Raumschlachten, keine außergewöhnlichen innovativen Technikbeschreibungen, kein Sense of Wonder – wobei Letzteres erst den Flair einer klassischen Space Opera ausmacht. Çakan nutzt diesen eigentlich typischen klassischen Krimiplot (eine abgeschlossene Gesellschaft ohne die Möglichkeit für den Täter, sich zu verbergen, also weilt er unter den Anwesenden), um eine wortwörtliche Space Opera zu inszenieren. Das ist ein Kunststück, und sie schafft es, ihre Darsteller im Laufe der Aufführung so zu entwickeln, dass jeder seinen eigenen Charakter bekommt, Sympathie oder Antipathie ausstrahlt oder ein Mysterium wird, dessen Geschichte man erfahren will.

Erwartet man einen typischen, handfesten Roman, kann Çakan nicht mit großen neuen Ideen punkten; lässt man sich dagegen auf das Erlebnis eines Romans als Theaterstück ein, erkennt man mit einem großartigen Gefühl, wie dieses literarische Werk funktioniert und wo seine Stärken liegen. Nämlich nicht in Action und kosmischen Rätseln, sondern in den Gefühlen und im menschlichen Leben, das konzentriert in diesem abgeschlossenen System des Raumschiffs stattfindet.

Ach, und Hurriberto Wicknack, der Kabinenstewart, erhält schließlich als großer Schauspieler und Beobachter noch die Möglichkeit, das Drama dieses Fluges in Form eines Theaterstückes zu verarbeiten – einen Titel hat er ja schon …

Klappenbroschur, 208 Seiten
ISBN 978-3937897479
ORIGINALAUSGABE
Leseprobe auf der Autorenseite
http://www.edition-phantasia.de

Der Autor vergibt: (4/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)

John Sinclair Classics – Die Insel der Skelette (Folge 10)

Die Handlung:

Angst und Schrecken gehen um auf der kleinen Insel St. Kilda: Knochenfinger krallen sich in die Reling des Fischerbootes und das Skelett holt sich einen neuen Untertan. Auch in London hinterlassen die Skelette ihre blutige Spur. John Sinclair, Spezialist des Yard in Sachen Geister und Dämonen, zieht in den Kampf gegen die knöchernen Untoten. Doch erst auf der kleinen Insel Coony Island steht er dem Bösen gegenüber … und befindet sich plötzlich in einer fast ausweglosen Situation. (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Dieses CLASSICS-Gruselabenteuer ist die Hörspielumsetzung des Heftromans mit der Nummer 74, der erstmalig im Jahr 1975 an den Kiosken unter dem Serientitel „Gespenster-Krimi“ zu kaufen war. Somit springt diese CLASSIC-Edition im Vergleich zum Vorgänger knapp 100 Heftromane zurück.

Vorwärts gehts allerdings auch hier in Sachen „Veränderungen“. Den Wechsel des Teams hat der Fan ja bereits in der Folge 71 der regulären „Sinclair“-Hörspielserie vernehmen dürfen und bei den CLASSICS setzt sich dieser Trend fort. Hier wurde nicht nur der Erzähler durch Alexandrea Lange-Baehr ersetzt, sondern auch der Titelheld John Sinclair selbst. Dietmar Wunder spricht ihn jetzt … aber laut Ankündigung nur in der CLASSICS-Version. Das tut er auch wirklich gut, auch wenn er mir als Höbuchsprecher wesentlich besser gefällt … denn in den Dialogszenen klingt er mir ein wenig zu steif und abgelesen. Aber da nimmt er sich nichts mit dem alten Sinclair-Sprecher Frank Glaubrecht, der mich auch nie wirklich komplett überzeugen konnte.

Die samtig rauchige Stimme und die Sprachmelodie der Erzählerin zwischen den Zähnen hindurch, die herrlich zu verruchten Liebesromanen, aber leider nicht zu einem Horror-Hörspiel passen, nimmt uns gleich mit auf die Insel, um die es hier geht. Zum Glück erzählt sie nicht so viel und die Effektschmiede zeigen, was sie können. Schnell entsteht ein stürmisches und sehr lebendiges Horrorszenario auf See im Kopf des Hörers. Dann gibt die Titelmusik ihr Crossover zwischen Gabriel Burns und Kinderhörspiel-Pop zum Besten.

Die mit Abstand beste Sprecherleistung des Ensembles dieser Folge bietet Simone Brahmann, die glaubwürdig die gesamte Palette der Gefühle von Mary Cassidy auf die Kopfkinoleinwand projiziert. Auch Tim Kreuer als irrer Patrick McIntosh klingt authentisch.

Auch wenn man annehmen könnte, dass es bei einem Hörspiel, in dem Skelette die Hauptgegner sind, blutloser zugeht, ist dem nicht so. Im Gegenteil werden alle „Metzelszenen“ entweder sehr detailliert beschrieben oder aber zusätzlich mit sehr plastisch wirkenden Effekten untermalt.

Spannungstechnisch hat diese Folge allerdings nicht wirklich viel zu bieten und gehört zu einer der langweiligeren Geschichten, die John Sinclair zu erzählen hat. Dennoch ist die Hörspielaufarbeitung des Stoffes um Einiges interessanter als der zugrunde liegende Heftroman.

Nachdem man sich mit John dem Endgegner gestellt hat, wird sich der Sinclair-Hörspiel-Fan denken: „Tja, waren halt mal Skelette … na ja … wann kommt noch mal die nächste Folge?“ Dennoch ist dies keine schlechte Folge, aber der Fan hat halt schon eine Menge Stoff, mit dem er die Story vergleichen kann.

Die Sprecher und ihre Rollen:

John Sinclair – Dietmar Wunder
Erzählerin – Alexandra Lange-Baehr
Michnael Douglas – Volker Brand
Gerald Coony – Hans Teuscher
Inspector Bulmer – Joürgen Holdorf
Sir James Powell – Karlheinz Tafel
Patrick McIntosh – Tim Kreuer
Mary Cassidy – Simone Brahmann
Paul Cassidy – Frank Felicetti
Clint McIntosh – Johannes Steck
Sir Cunningham – Bernd Rumpf

sowie, Romanus Fuhrmann, Thimas Nicolai, Sven Plate, Michael Wiesner, Robert Missler, Marco Göllner, Frank Gustavus, Julia Fölster, Alexandra Rieß, Hohannes Semm und Nils Wulkop

Technik-Credits:

Hörspielskript: Michael Koglin
Regie: Dennis Ehrhardt
Sounddesign, Schnitt und Mischung: ear2brain productions
Musik: Andreas Meyer
Gitarren im John-Sinclair-Theme: Jan Frederik
Produktion: Marc Sieper (Lübbe Audio)

Die Ausstattung:

Die CD steckt in einem Jewel-Case. Das Booklet-Faltblatt, das mit neuen gruseligen Skelettschädeln bedruckt wurde, anstatt das alte „Gespenster-Krimi“-Cover zu übernehmen, enthält eine Aufstellung nebst Cover der bereits veröffentlichten CLASSICS-Folgen sowie der kommenden Folge „Der Blutgraf“. Zusätzlich werden noch die Sprecher und ihre Rollen aufgeführt sowie die Technik-Credits.

Mein Fazit:

Skelette, die mehr Blut verspritzen, als man denken könnte kämpfen gegen einen neuen Sinclair-Sprecher, der einen guten Job macht. Trotz wirklich guter Horror-Kopfkino-Effekte vermag diese Folge den Fan nicht so recht zu packen, weil die Story einfach nicht interessant genug ist. Da hat John schon fesselndere Kämpfe gegen namhaftere Gegner ausgetragen.

1 Audio-CD
Spieldauer: 62 Min.
Tracks: 11
ISBN-13: 978-3-7857-4376-8
www.luebbe-audio.de

Viele weitere Rezensionen rund um den beliebten Geisterjäger John Sinclair findet ihr in unserer Datenbank.

Franziscowsky, Hans Gerhard (als H.G. Francis) – Sternentor: Der verbotene Stern (Folge 3) (Hörspiel)

_|Das Sternentor:|_

01 [„Der rote Nebel“ (2002)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7705
02 [„Planet der Seelenlosen“ (2003)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7707
_03 Der verbotene Stern“ (2003)_
04 „Im Land der grünen Sonne“ (2004)
05 „Verloren in der Unendlichkeit“ (2006)
06 „Im Bann der glühenden Augen“ (2006)
07 „Der dritte Mond“ (2008)
08 „Das Rätsel der sieben Säulen“ (2008)
09 „Die Zeitfalle“ (2009)

_Zur Story_

Der Planet Lightfire ist ein Paradies und überaus geeignet von der Menschheit kolonisiert zu werden, deren Heimatplanet Terra immer mehr unter Überbevölkerung und Ressourcenknappheit zu leiden hat. Dank Professor Commons Dimensionsbrecher auf der Mondbasis Delta 4 sind auch schon die ersten Siedlungen dort entstanden. Sein vierzehnjähriger Sohn Ralph hat schon mehrere Exkursionen mit dem Dimensionsbrecher hinter sich gebracht, was ihm sein gleichaltriger Freund George Croden bislang stets etwas neidete – nun darf George erstmalig zusammen mit ihm und Commander Randy Perkins eine Art Abenteuerurlaub auf dem fremden Planeten verbringen. Gleich nach ihrer Ankunft werden die drei zunächst von einem uralten Kampfroboter angegriffen, was vergleichsweise glimpflich abgeht. Kurz darauf beginnt George, rapide zu altern. Die Siedler, welche sie entdecken, sind dem unerklärlichen Effekt ebenfalls unterworfen und nur wenig später erwischt es auch noch Ralph.

Commander Perkins organisiert eine Evakuierung der Siedlungen. Hier hat wohl jemand seine Hausaufgaben nicht gemacht und den Planeten zu voreilig als geeignet deklariert. Zurück in der Mondbasis stehen die Ärzte vor einem Rätsel, sie können den Alterungsprozess der Betroffenen lediglich ein wenig verlangsamen, aber ihn nicht stoppen oder gar umkehren. Weitere Recherchen ergeben, dass Lightfire ist ein heiliger Planet des haushoch überlegenen Copaner-Volkes ist. Allein schon das Eindringen in seine Atmosphäre gilt bei diesen als tödliche Beleidigung und wird mit der Auslöschung des gesamten Volkes der Frevler bestraft. Damit diese die Koordinaten der Erde nicht in die Hände bekommen, müssen alle Hinweise auf die galaktische Position Terras getilgt werden. Der Wächter des Planeten ist den Erdlingen aber bereits auf der Spur und nur seine Neugier den Terranern gegenüber verschafft diesen ein wenig Zeit. Und die wird immer knapper, denn eine riesige Flotte copanischer Pilger befindet sich im Anflug.

_Eindrücke_

Anders als seine beiden Vorgänger, hat „Der verbotene Stern“ keine in sich abgeschlossene Geschichte zu erzählen, sondern bildet den Auftakt zu dem, was als „Copaner-Zyklus“ in die Annalen der (Jugend-)Serie einging. Dieser umfasst insgesamt vier Bände, welche selbstverständlich in der Folge auch von MARITIM ab 2003 nach und nach vertont wurden. Es ist nicht nur der Vollständigkeit halber also höchst ratsam, sich auch die anderen drei („Im Land der grünen Sonne“, „Verloren in der Unendlichkeit“ sowie „Im Bann der glühenden Augen“) zu Gemüte zu führen, die den Faden rund um das copanische Imperium weiter spinnen. Ein diesbezüglich fester Ankerpunkt zu den bereits etablierten Figuren, ist in diesem Zyklus ist der copanische Priester/Wächter Arentes, der allerdings – entgegen der Buchfassung – bereits von Anfang an schon (zu) sehr menschenfreundlich ausgestaltet wurde.

Frank Straass als Arentes‘ Stimme will auch nicht so recht überzeugen, sie wirkt zu dünn, glatt und irgendwie abgelesen. Etwas Soundengineering (Vocoder, Hall oder etwas in dieser Art) hätte dort bestimmt gut getan, allein um seine außerirdische Herkunft zu unterstreichen. Damit befindet er sich aber in „guter“ Gesellschaft, denn auch für Michael Pans Part („Camiel“) wäre Gleiches zu sagen – er klingt viel zu sehr nach Mr. Data, dem Androiden der „Next Generation“-Enterprise. Dem Buch nach hat er eine „dunkle, angenehm modulierte Stimme“ (vgl. „Planet der Seelenlosen“, 1979 / Franz Schneider Verlag). Mal abgesehen davon, dass die ständigen Wortgefechte zwischen ihm und Major Peter Hoffmann (sprecherischer Lichtblick: Nicolas Böll – u. a. die deutsche Stimme von Joaqin Phoenix), in der Menge und der Ausgestaltung/Betonung zuweilen nervig werden, wogegen sie in der Vorlage als Running Gag einen feinen, trockenen Humor transportieren. Hier wirkt das viel zu aufgesetzt.

Sehr zurückhaltend dagegen Ernst Meincke (u. a. Patrick „Jean-Luc Picard“ Steward), der als Randy Perkins etwas untergeht, unter anderem da seine bedächtige Sprechweise für den hemdsärmeligen, aktiven Commander ein wenig zu verhalten – um nicht zu sagen: langsam – daherkommt. Vielleicht täuscht der Eindruck aber auch nur für jemanden, der mit den „Perkins“-Hörspielen von EUROPA aufwuchs, bei welchen Horst Stark einen weitaus forscheren Ton für die Figur anschlug. Was allerdings kein solch subjektiver Eindruck ist, betrifft die in dieser Folge eher bescheidene Soundkulisse. Vieles wird verbal erklärt, als das man es wirklich hören könnte und so manches (Hintergrund-)Geräusch sowie einige Dialoge klingen unglaubwürdig – zum Beispiel die wie durch Funk verrauschte Kommunikation (warum?) der Protagonisten im Inneren des Gleiters. Dass das auch durchaus besser geht, hat man bei MARITIM in den vorhergehenden beiden Folgen bereits bewiesen. Die Atmosphäre leidet diesmal nicht unbeträchtlich.

_Sprecher und Figuren_

Jürgen Neumann (Erzähler), Ernst Meincke (Commander Randy Perkins), Nicolas Böll (Major Peter Hoffmann), Wolfgang Bahro (Ralph Common), Thomas Kästner (Oberst G. Camiel Jason), Karin Eckholt (Cindy Common), Rolf Jülich (Professor Arthur Common), Sascha Draeger (George Croden), Michael Pan (Camiel der Roboter), Claus Wilcke (Dr. John Lightfire), Reent Reins (Brody Croden), Frank Straass (Arentes), Peer Augustinski (Symbiont)

_Fazit_

Folge 3 kann seinen beiden Vorgängern nicht ganz das Wasser reichen. Die Kürzungen gegenüber der Vorlage sind dabei nicht einmal ganz so schlimm, wiewohl dadurch schon einiges an interessanten (und im späteren Verlauf des Zyklus wichtigen) Details verloren geht. Dabei ist das Hörspiel mit knapp 80 Minuten schon recht umfangreich und bewegt sich ziemlich nah am Original. Leider gilt das weder für die Figuren noch für das Flair der Vorlage. Vieles wirkt zu sehr gekünstelt, konstruiert und rasch zusammengedengelt, was in der Summe der Glaubwürdigkeit abträglicher ist, als es dem Hörspiel gut tut. Dennoch kann sich „Der verbotene Stern“ im stabilen Mittelfeld halten und der altgediente Fan ist froh, dass die ollen Schmöker noch einmal zu Ehren kommen. Es sei aber jedem Interessierten dringend angeraten sich eben diese zu besorgen oder – wenn (noch) vorhanden – zur Gedächtnisauffrischung erneut aus dem Regal zu fischen.

|Hörspiel mit einer Laufzeit von ca. 78 Minuten
Nach der „Commander Perkins“-Reihe von H. G. Francis
Erstveröffentlichung: Franz Schneider Verlag, 1980
Erhältlich als:
CD (Maritim 2003)
Download – Ungekürztes Audiobook (Audible 2005 / 72,5 MB – AAX-Format)|
Direktlink zu Audible: [„Das Sternentor 3 – Der verbotene Stern“]http://www.audible.de/pd/B004UVB62G?ref__=sr__1__1
[Maritim Hörspiele]http://www.maritim-produktionen.de

Erik Kellen – „GezeitenZauber – Die Bestimmung“

Oberflächlich betrachtet scheint Nilah ein ganz normaler Teenager zu sein. Aber als ihre Großmutter stirbt und Nilah mit ihrem Vater nach Irland zur Beerdigung fliegt, geschehen innerhalb weniger Tage eine Menge seltsamer Dinge: Im Kondolenzbuch stehen Sätze, die niemand außer ihr sehen kann; sie wird von fremdartigen Geschöpfen angegriffen, und der Mann, der sie rettet, ist nackt und blau bemalt; während sie in der Wanne untertaucht, gefriert die Wasseroberfläche. Nilah fürchtet, den Verstand zu verlieren, und will Irland so schnell wie möglich verlassen. Doch was immer ihr im Cottage ihrer Großmutter begegnet ist, scheint nicht allein auf die grüne Insel beschränkt zu sein …

Nilah gehört zu den Menschen, die ganz genau wissen, was sie wollen, und auch kein Blatt vor den Mund nehmen, wenn es um Themen geht, die ihnen wichtig sind. Und doch hat sie auch etwas Unruhiges, Haltloses an sich, als spüre sie ganz unbewusst, dass da mehr unter der Oberfläche schlummert, etwas gänzlich Unvertrautes, mit dem sie nicht recht umgehen kann.

Nilahs Retter, Liran, dürfte eine der einsamsten Figuren der Literatur überhaupt sein. Der keltische Krieger wird, nachdem er bereits seine gesamte Familie verloren hat, aus seiner eigenen Zeit herausgerissen, um eine junge Frau zu beschützen, die mehr als zweitausend Jahre später lebt, und muss dazu auch noch seine Heimat verlassen. Dabei ist er des Kämpfens längst überdrüssig.

A’kir Sunabru heißt der Kerl, der an all dem schuld ist. Ein mächtiger Magier, dem jegliche menschliche Regung völlig abgeht. Aber so muss man wohl sein, wenn man die gesamte Welt beherrschen will.

Im Großen und Ganzen ist die Charakterzeichnung sehr gelungen, zumindest was Nilah und Liran angeht. Beide sind weit über reine Nachvollziehbarkeit hinaus lebendig und eindringlich dargestellt. Vom Antagonisten kann man das leider nicht behaupten. Obwohl seine unmenschliche Grausamkeit ebenso intensiv geschildert ist wie sein Aussehen oder die Kälte, die ihn begleitet, ist er doch nicht mehr als einer von vielen austauschbaren Bösewichtern mit Allmachtsfantasien in den Weiten des Genres, weil der Leser sonst nichts über ihn erfährt. Schade.

Die Handlung lässt sich grob in zwei Teile gliedern. Der erste Teil spielt hauptsächlich in Irland und verläuft nach einem recht dramatischen Einstieg eher ruhig. Während dafür gesorgt wird, dass Nilah und Liran aufeinandertreffen, überwiegt eine teils mystische, teils melancholische Stimmung. Ganz deutlich wird hier die Liebe des Autors zur irischen Seele spürbar. Im zweiten Teil, zurück in Hamburg, zieht das Erzähltempo merklich an. Die Verfolger kommen Nilah und Liran immer näher, und bald sind sie fast ausschließlich mit Kämpfen oder Fliehen beschäftigt.

Das klingt nach einem recht einfachen Aufbau, gegen Ende des Buches stellt sich allerdings heraus, dass es ganz so einfach nicht ist. Denn A’kir Sunabru ist nicht der Einzige, der es auf Nilah und Liran abgesehen hat, erkennbar an der Tatsache, dass der letzte Angreifer im Völkerkundemuseum auch Sunabrus Schergen attackiert.

Leider endet das Buch nach 378 Seiten an einer Stelle, die noch völlig offen ist. Und leider hat der Leser zu diesem Zeitpunkt noch nicht allzu viele Antworten auf seine Fragen erhalten. Oma Eddas geheime Nachricht an Nilah ist noch nicht entschlüsselt – wobei ich an Nilahs Stelle die Ogham-Schrift Liran gezeigt hätte, die Wahrscheinlichkeit, daß er sie lesen kann, dürfte ziemlich groß sein, schließlich kann er sogar Latein. Es ist auch noch nicht klar, was Sunabru mit Nilah vorhat, denn offensichtlich will er sie nicht töten. Und was hat es mit der Statuette auf sich, die Nilah in der Höhle gefunden hat?

Das finde ich deshalb schade, weil 378 Seiten nicht allzu viel ist für ein Buch. Statt dessen hätte ich mir gewünscht, der Autor hätte den Schnitt zum nächsten Band ein Stück weiter hinten gesetzt, nachdem der Leser zumindest ein wenig mehr erfahren, die Handlung sich noch ein wenig mehr entwickelt hat.

Eine besondere Erwähnung wert ist Erik Kellens Schreibstil, und zwar deshalb, weil Standardvergleiche hier nahezu völlig fehlen. Erik Kellen hat seine Metaphern selbst gewählt. Manche davon klingen durchaus ungewöhnlich, aber alle sind sie von einer Eindringlichkeit, die nahelegt, daß der Autor das, was er beschreibt, selbst erlebt hat, ganz gleich, ob es sich dabei nun um das Wetter zu Beginn des ersten Kapitels handelt, oder um die irische Landschaft. Ich fand es beeindruckend. Außerdem ist der Text nahezu fehlerfrei. Da hab ich schon lektorierte Texte in schlechterer Qualität gelesen.

Ebenfalls erwähnenswert sind die Illustrationen, die in unregelmäßigen Abständen zwischen den Kapiteln eingestreut sind und die Gesamtstimmung des Buches dezent unterstützen. Obwohl ich sonst in einem Roman Bilder eher als störend empfinde, war das hier überhaupt nicht der Fall. Die schlichte Gestaltung als Schwarz-Weiß-Zeichnung sorgt für Unaufdringlichkeit, und die Motive stehen zwar im Kontext der Erzählung, sind aber klein gehalten und stellen meist Details dar, die nicht allzu ausführlich beschrieben wurden, sodass die eigenen Vorstellungen des Lesers dadurch kaum beeinflusst werden.

Insgesamt hat mir die Geschichte sehr gut gefallen, sowohl der stimmungsvolle erste Teil als auch der lebhaftere zweite. Die Charaktere sind sehr glaubhaft, es fällt leicht, sich mit ihnen zu identifizieren. Vor allem Nilahs Verwirrung und Lirans Einsamkeit sind sehr gut nachvollziehbar. Allein Sunabru darf noch ein wenig mehr Persönlichkeit entwickeln, zum Beispiel einen Grund, warum er tut, was er tut, damit er ein wenig aus der Standardschiene des 0815-Antagonisten herauskommt. Die Handlung entwickelt sich vielversprechend und zunehmend spannend. Der Cliffhanger am Ende des Buches tut ein übriges, obwohl ich sicherlich auch ohne ihn weiterlesen würde. Ich hoffe, der nächste Band lässt nicht allzu lange auf sich warten.

Erik Kellen lebt in Hamburg und hat schon eine ganze Reihe Jobs hinter sich. „Die Rückkehr des Kriegers“ ist sein erster Roman und der erste Band der Reihe |Dragonsoul|.

Broschiert 378 Seiten
ISBN-13: 978-1481838498

http://www.erik-kellen.de

Der Autor vergibt: (4.5/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)

Thomas Elbel – Asylon

Thomas Elbel ist ein bisher in Genrekreisen völlig unbekannter Name, und auch sein Romanerstling Asylon blieb einige Zeit unbemerkt. Bekommt man das Buch dann in die Hände, reizt erstmal weder Titel noch Cover noch Klappentext übermäßig zum Lesen, denn offenbar handelt es sich um ein abgeschlossenes System, eine Stadt als Asyl für die letzten Menschen nach einer dramatischen Katastrophe – ein nicht gerade innovativer Plot. Nimmt man es dennoch zur Hand, bemerkt man schnell, dass sich Elbel von einer attraktiven Idee leiten lässt und das Buch mehr Charisma und Spannung und Grusel enthält, als man vermuten mochte.

Masterleveller Torn entdeckt eine Leiche in den besonderen Sperrzonen der Stadt Asylon, im Minenfeld, das die Stadt gegen das feindliche Umfeld und die sie belagernden Horden verseuchter Menschen schützt – so heißt es. Und so nimmt Torn auch vorerst an, die Leiche gehöre zu einem Eindringling. Seinem munteren Assistenten allerdings fällt auf, dass die Leiche derart ausgerichtet liegt, wie es nur bei der Bewegung nach außen, also weg von der Stadt, vorkommen kann. Bevor er seine Entdeckung allerdings mitteilen kann, wird er von Torns heftigstem Widersacher unterbrochen, dem Polizisten Rygor, der sich von Torn in seiner Kompetenz bedroht sieht und den Fall des vermeintlichen Eindringlings übernimmt. Und ab da überschlagen sich die Ereignisse, sodass die Entdeckung vorerst unbeachtet bleibt.

Torn ist ein Leveller, besser der Masterleveller Asylons, das heißt, er sorgt für ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen den Gangstercliquen, um Stabilität zu garantieren. Seine drastischen, oft tödlichen Maßnahmen werden dabei von allen Seiten toleriert und als Notwendigkeit erkannt – bis Torn, noch aufgewühlt von seiner Konfrontation mit Rygor, in einen menschenverachtenden Konflikt einer Bande verwickelt wird und einen der Mächtigen, ein Stabilitätsfaktum, umbringt. Das führt dazu, dass er seiner Pflichten enthoben und geächtet wird, sodass er nun mittellos ein gejagter Gesetzloser wird. Und dass, wo doch seine Frau schwanger in der Klinik liegt.

Als das Neugeborene unter undurchsichtigen Umständen verschwindet und Torns Frau für verrückt erklärt wird, brechen alle Schranken und Torn begibt sich in einen Kampf zwischen die herrschenden Clans und die geduldete Regierung. Was er entdeckt bei der Suche nach seinem Kind, wirft sein gesamtes Weltbild und das Konstrukt der Realität, mit dem jeder Asylonier lebt, über den Haufen. Hier werden geheime Geschäfte abgewickelt, Kinder auf genetische Prädispositionen untersucht, Gerüchte vom freien Leben außerhalb der Stadt greifen um sich und die dubiosen Machenschaften der Machthaber lassen ihn an seinem Verstand zweifeln.

Thomas Elbel entwirft mal wieder ein dystopisches Zukunftsbild, so scheint es dem Leser anfangs. Doch was sich dahinter verbirgt, ist weit mehr als das. Es ist ein Betrug, der nicht nur die Menschen in der Stadt halten, sondern noch weit größere Verbrechen vertuschen soll. Dabei führt er uns häppchenweise in die Hintergründe ein, aber auf eine spannende, fließend in die Handlung integrierte Art; anders als oft in Ermanglung des nötigen Spielraums trocken aufgetischter Informationen bekommt man hier düstere, teils unglaubliche Verbrechen von bizarrer Brutalität serviert, die in sich den Hintergrund der Story tragen.

Der Betrug, der auf dramatische Weise für einen Teil der Verantwortlichen eine tragische Wendung nahm, ist schließlich der Punkt, der die Geschichte von ähnlichen Romanen um unwissende Gefangene abhebt. Hier geht es nicht darum, dass der Protagonist irgendwann eine Tür durchtritt und feststellt, die Apokalypse draußen hatte nie stattgefunden – das ist nur ein Teil der Lösung, die Elbel hier anbietet. Viel tiefer verschachtelt in mehrere Rätsel ist die Erkenntnis.

Trotz dieser Qualität des Entwurfs bleiben in der Ausführung Mängel, die den Leser in leider zu vielen Momenten verärgern. Die Bilder und Strukturen wirken verwaschen, wie schon oft gehörte Klischees solcher Endzeitstimmungen. Darüber sieht man manchmal hinweg im Bewusstsein, dies ist der Romanerstling des Autors. Doch man erwartet schließlich, dass ein ordentliches Lektorat solche Missstände aufdecken und wegarbeiten müsste, doch leider zieht sich dieses Bild durch den gesamten Roman.

Zum Glück spiegelt der Autor diese Probleme mit seiner besonderen Stärke, nämlich der Beschwörung horroriger Szenen, wie sie nicht besser zu diesem Buch hätten passen können. Die perverse Brutalität des Gegenspielers, sein Doppelbild für die Romanöffentlichkeit, die klaustrophobischen Szenen in der Leichenkammer … Das hält den Leser bei der Stange und bleibt glücklicherweise deutlicher in Erinnerung als der Ärger über stilistische Mängel.

Insgesamt ein durchaus beachtenswerter Romanerstling, der vor allem durch die Idee und die düsteren, perversen Szenarien besticht. Die erzählerische Leistung während füllender Handlungszeiten bleibt dabei ausbaufähig, sodass man auf weitere Geschichten Elbels warten darf mit Vertrauen in die Entwicklungsfähigkeit des Autors.

Taschenbuch, 438 Seiten
ISBN-13 978-3-492-26792-2
ORIGINALAUSGABE

Der Autor vergibt: (3/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)

Bill Knox – Der Mann in der Flasche

knox-bill-mann-flasche-cover-tb-kleinDer Unfall eines Wilderers entpuppt sich als Schwachstelle eines genial eingefädelten Mordplans, mit dem sich ein Ostblock-Flüchtling an seinem Peiniger rächen will; schottische Polizisten bemühen sich, dies und einen diplomatischen Zwischenfall zu verhindern … – Im Milieu des zeitgenössischen Kalten Krieges aber auch im idyllischen schottischen Hochland spielt dieser sechste Band der Colin-Thane/Phil-Moss-Serie: gelungene Mischung aus Politthriller und Krimi.
Bill Knox – Der Mann in der Flasche weiterlesen

Sonnleitner, Marco (Autor) / Minniger, André – Die drei ??? – Schwarze Sonne (Folge 151) (Hörspiel)

Noch gar nicht so lange her, da übersprang auch die |EUROPA|-Hörspielserie die 150er Marke, welche die Bücher aus dem |KOSMOS|-Verlag schon lange gerissen haben. Doch bekanntlich hecheln die Hörspieladaptionen den Romanvorlagen – fast schon traditionell – ohnehin ein gutes Stück hinterher. Derzeit beträgt die Lücke etwas mehr als zwei Jahre. Marco Sonnleitners „Schwarze Sonne“ debütierte Ende 2009 in gedruckter Form und wurde Anfang 2012 nun auch als Fall Nummer 151 auf die, wie immer bereits gespannt wartende, zumeist treue Hörerschaft losgelassen.

_Zur Story_

Bobs künstlerische Ader hat ihn in den Mal-Workshop von Mr Seinfeld geführt, aus welchem der hünenhafte, schwarzhäutige Denzel Hopkins quasi vom Fleck weg verhaftet wird. Der überaus talentierte Denzel soll ein teures „Mendelstein“-Gemälde aus einer nahen Kunstgalerie entwendet haben. Zumindest hat man das gute Stück bei ihm zu Hause gefunden. Seine Tochter Goldie bittet die drei Fragezeichen verzweifelt um Hilfe, denn sie ist von der Unschuld ihres Vaters (natürlich) absolut überzeugt – und auch Bob ist sich sicher, dass der inzwischen in U-Haft befindliche Denzel nichts mit dem Diebstahl zu tun hat. Wobei allerdings die Indizien stark gegen ihn sprechen, mal abgesehen davon, dass er als beschuldigter Schwarzer ohnehin einen schweren Stand hat. Doch welche Verbindung besteht zwischen ihm und dem berühmten Maler, der bereits vor über 40 Jahren starb? Immer wieder taucht das Motiv der „Schwarze Sonne“ bei den Ermittlungen auf. Nicht ungefährliche Anschläge verdeutlichen, dass es jemand Wissendem sehr ernst sein muss, dass das Geheimnis weiterhin ein solches bleibt.

_Eindrücke_

Kunst als Treibsatz für einen Drei-???-Fall hatten wir im Laufe der Serie ja schon häufiger, allerdings nicht in Kombination mit einem latenten Rassismusthema. Der Serien-Klassiker „… und der Doppelgänger“ dürfte das letzte Mal gewesen sein, als man sich damit eingehender auseinandersetzte. Damals aber noch in Anspielung auf das Gott sei Dank längst abgelöste Apartheit-Regime in Südafrika. Es ist allerdings bemerkenswert, dass grundsätzlich so wenig Figuren aus dem ???-Universum dunkler Hautfarbe sind, obwohl die Serie ja in Kalifornien spielt, wo Afro-Amerikaner doch zum normalen Gesellschaftsbild zählen. Das liegt wohl nicht zuletzt daran, dass die Serie seit Mitte der Neunziger fest in deutscher Hand ist – und natürlich an der Zielgruppe. Löblich, dass Marco Sonnleitner auch die Problematik Schwarz/Weiß einmal aufgreift und pädagogisch wie storytechnisch gut verpackt, ohne gleich die große Moralkeule zu schwingen.

Nicht weniger schlecht ist André Minningers Umsetzung ins Hörspiel, ganz im Gegenteil. Dank Straffung durch Weglassung einiger eher bremsenden – und prinzipiell unnötigen – Nebenhandlungen, erscheint das Hörspiel sogar um einiges flotter, als die Vorlage. Heikedine Körting hat ihr Scherflein selbstverständlich auch wieder dazu beigetragen und aus dem Regiestuhl heraus alle(s) im Griff gehabt. Patzer sind bis dato keine aufgefallen. Gewohnt professionell produziert erreicht die Geschichte dann auch das Ohr. Die Geräuschkulisse ist, wie man lobenderweise in letzter Zeit durchweg vermerken darf, stimmig und nicht nur das aufeinander eingespielte Team absolviert die Aufgabe souverän. Bis in die zahlreichen Nebenrollen hinein findet man schließlich gestandene Sprecher, wie etwa Jürgen Thormann (gelegentlich Synchronstimme von Sir Ian McKellen u. a.). Besonders passend und launisch umgesetzt ist hier jedoch die Figur des Mr Brooks (Martin May), der eine wunderschön tuntige Darbietung des schrägen Galeristen hinlegt.

_Die Produktion_

Buch und Effekte: André Minninger
Redaktion und Geräusche: Wanda Osten
Regie und Produktion: Heikedine Körting
Musik: Hagitte & Bertling (STIL), Morgenstern, George, Conrad

|Sprecher und Figuren|

Oliver Rohrbeck (Justus Jonas), Jens Wawrczeck (Peter Shaw), Andreas Fröhlich (Bob Andrews), Thomas Fritsch (Erzähler), Wolf Frass (Laurence Seinfeld), Tilo Schmitz (Denzel Hopkins), Madeleine Weingarten (Goldie Hopkins), Wanja Mues (Neil Rockwell), Holger Mahlich (Inspector Cotta), Regina Lemnitz (Mrs Summer Hopkins), Martin May (Brooks), Stefan Schwartz (Mr Elroy Follister), Hanna Reisch (Martha), Gregor Reisch (Dillon), Woody Mues (Wayne), Gosta Liptow (Gefängniswärter), Klaus Dittmann (Wirt), Jürgen Thormann (Greis), Monty Arnold (Beamter), Harald Dietl (Taxifahrer)

_Fazit_

Ob die Bücher neuerdings speziell darauf ausgerichtet werden, dass ihnen die fürs Hörspiel nötigen Kürzungen nichts anhaben können? Man ist manchmal geneigt, das zu glauben, denn schon wieder haben wir hier eins, welchem in der zusammengestrichenen Hörspielfassung nicht nur nicht die Luft ausgeht, es läuft sogar glatter als das literarische Original. Es ist nicht das Erste in letzter Zeit, bei dem dieser kuriose Effekt zutage tritt. Wie dem auch sei: „Schwarze Sonne“ ist eine gelungene Umsetzung einer gelungenen Story. Einziger Wermutstropfen ist, dass das Publikum sich die Lösung nicht wirklich selbst erarbeiten kann, allerdings können aufmerksame Naturen – und welcher ???-Fan wäre das nicht? – durch genaues Hinhören doch zumindest Lunte riechen. Alle anderen müssen bis zu Justus‘ üblichen Finalschlag ausharren. Daumen hoch.

|Audio-CD mit einer Laufzeit von ca. 65 Minuten
Erzählt von Marco Sonnleitner nach Figuren von Robert Arthur
EAN: 88697923212
EUROPA/Sony Music Entertainment, Januar 2012|
[www.natuerlichvoneuropa.de]http://www.natuerlichvoneuropa.de

Mehr als 90 weitere Rezensionen zu den „Drei ???“ findet ihr in unserer [Datenbank]http://buchwurm.info/book .

Ketchum, Jack/McKee, Lucky – Beuterausch

_Das geschieht:_

Christopher Cleek ist ein König in seiner Kleinstadtwelt. Als Anwalt zieht er skrupellos die Fäden so, dass er am Ende finanziell stets besser dasteht als seine Klienten. Sein wahres Gesicht in aller Hässlichkeit zeigt Cleek jedoch nur in seinem bedacht abgelegen errichteten Haus. Dort tyrannisiert er seine Familie, die ihm aufs Wort zu gehorchen hat. Gattin Belle hat er längst gebrochen, sodass er nachts problemlos Tochter Peggy vergewaltigen und schwängern kann: Niemand wird reden – auch die fünfjährige Darlene nicht und ganz bestimmt nicht Sohn Brian, der den Sadismus des Vaters längst verinnerlicht hat.

Wenn er sich erholen will, geht Cleek gern auf die Jagd. Der Wald des US-Staates Maine ist riesig und wildreich. Dieses Mal geht dem Anwalt eine ganz besondere Beute ins Netz – eine verwilderte Frau, die letzte eines Stammes von Menschenfressern, der viele Jahre Angst und Schrecken verbreitet hatte, bis er ausgerottet wurde. Die Frau konnte flüchten. Sie ist verletzt und allein, weshalb Cleek sie zu überwältigen vermag.

Er ist fasziniert von dem starken Wesen, das ihn nicht fürchtet. Für Cleek liegt der Reiz darin, diesen Willen zu brechen. Deshalb richtet er im Keller seines Hauses ein Gefängnis ein und beginnt, sein Opfer zu ‚zähmen‘. Dabei bezieht er die Familie ein, die ihm wie üblich zu Willen ist. Die Frau ist trotz ihrer Fesseln jedoch keineswegs hilflos. Sie wartet geduldig auf ihre Chance, die kommt, als Cleek die Kontrolle über die Situation zu entgleiten beginnt. Der pubertierende Brian bedrängt die Gefangene immer offensiver, was Belles lange unterdrückten Widerstandswillen weckt. Als eine Lehrerin auftaucht, die Peggys Zustand erkannt hat, verliert Cleeks jegliche Hemmungen. Er lässt seine Hunde los. Um Vater und Sohn Einhalt zu gebieten sowie die kleine Schwester zu beschützen, wendet sich Peggy an ihre einzige Verbündete: Sie lässt die Frau frei, die umgehend zur mörderischen Tat schreitet und in deren Verhaltenskodex Begriffe wie Vergebung oder Dankbarkeit unbekannt sind …

|Menschenfresser mit Vorgeschichte/n|

1980 ließ Jack Ketchum erstmals die US-amerikanische Version der „Sawny-Bean“-Sippe wüten, die wie ihre schottischen Vorfahren aus dem 15. Jahrhundert als Clan in der Wildnis hauste und sich von unvorsichtigen Reisenden (und später Touristen) ernährte. „Off Season“ (dt. „Beutezeit“) hieß das tugendwächterseits schockiert und zornig zur Kenntnis genommene sowie heftig entschärfte Werk, das selbstverständlich umgehend berühmt & berüchtigt wurde, aber erst zwei Jahrzehnte später in seiner unzensierten Form erscheinen durfte. 1991 legte Ketchum mit „Offspring“ (dt. „Beutegier“) ähnlich drastisch nach.

Im 21. Jahrhundert haben sich die Gemüter einerseits beruhigt, während die Messlatte in Sachen Scheußlichkeit seit 1980 andererseits angehoben wurde. Jack Ketchum gilt inzwischen als anerkannter Meister eines Horrors, der sich nicht in Schnetzel-Splatter erschöpft, sondern Licht in die unerfreulich dunklen Bereiche der menschlichen Seele wirft: So sind ’seine‘ Kannibalen zwar grausam, dies aber nicht aus selbstzweckhaftem Vergnügen, sondern als Folge eines harten, unmittelbaren Lebenskampfes. Demgegenüber zeigen die ‚zivilisierten‘ Menschen moralische Schwächen, was sie, die es besser wissen müssten, vorsätzlich brutal und grausam handeln lässt. Diese gemeinsame, auch in der modernen Gegenwart keineswegs überwundene Gewaltbereitschaft thematisierte Ketchum in vielen anderen Romanen, darunter im deprimierend eindrucksvollen „The Girl Next Door“ (dt. „Evil“), der auf einer wahren Geschichte basiert.

Nachdem diese Seite des einst verteufelten Jack Ketchum anerkannt war, wurde der kultige Geheimtipp allmählich vom Mainstream entdeckt und damit auch geschäftlich interessant. 2006 wurde Hollywood aufmerksam, was binnen kurzer Zeit eine ganze Serie auf Ketchum-Werken basierender Filme nach sich zog. Schon 2009 inszenierte Andrew van der Houten „Beutegier“ und blieb dabei so konsequent, dass zumindest der Nerv der deutschen Zensur empfindlich getroffen wurde, was die üblichen Scherenschläge zur Folge hatte.

|Die Kannibalen von Maine – Version 2.0|

Zur Schar der Ketchum-Bewunderer gehört der Regisseur und Drehbuchautor Edward „Lucky“ McKee. 2005 produzierte er „The Lost“ und lernte dabei den Schriftsteller kennen. Es entwickelte sich nicht nur eine Arbeitsbeziehung, sondern eine Freundschaft. 2009 setzte McKee „Red“ (dt. „Blutrot“) selbst in Szene. Das nächste gemeinsame Projekt wurde eine ‚inoffizielle‘ Fortsetzung der „Off-Season“-Saga. Ketchum und McKee schrieben sie gemeinsam als Drehbuch und als Roman zum Film, der 2011 als „The Woman“ ins Kino kam.

Chronologisch schließt die Handlung lose an die bekannte Vorgeschichte an. Der Kannibalen-Clan, dessen Attacken die ersten beiden Romane beschrieben, ist bis auf eine einzige Überlebende ausgelöscht. „The Woman“ dreht deshalb die bisher typische Konstellation um und lässt nicht einen Menschen unter Menschenfresser, sondern eine Kannibalin unter Barbaren geraten. Überhaupt ist „The Woman“ ein Spiegel der Vorgeschichte: Handlung und Figurenzeichnung erschöpfen sich unter bloßer Verkehrung ihrer Ausprägung in der Nacherzählung banaler Horror-Elemente.

Wohl nicht grundlos hatte Ketchum selbst bisher auf eine Fortsetzung verzichtet, nachdem er aus dem Thema herausgeholt hatte, was interessant und aufregend war. Die erschütternd konventionelle Schauermär „The Woman“ wurde wohl nicht von ihm, sondern von McKee geprägt: Mit einer dem Roman angehängten Kurzgeschichte („Das Vieh“) belegt Ketchum, dass er der Story durchaus noch neue und provozierende Aspekte abgewinnen kann.

|Erschreckend aber nicht schockierend|

Im Vergleich dazu ist die Rezeptur, nach der „The Woman“ zubereitet wurde, allzu offensichtlich. Grundsätzlich werden „Beutezeit“ und „Beutegier“ mit „Evil“ gemischt. Im Keller baumelt zwar dieses Mal kein Aschenputtel, sondern eine wehrhafte Kannibalen-Frau, doch bis sie vom Haken los ist, wird sie kräftig gedemütigt, gefoltert und geschändet. Dies wird mit dem endgültigen Niedergang einer beschädigten Familie verquickt, deren Geschichte sich aufdringlich in den Vordergrund schiebt, bis die Frau aus dem Wald zur Statistin degeneriert. Sie ist ohnehin nur der Katalysator für die Selbstzerfleischung der Cleeks. Das echte Duell zwischen der Frau und Cleek fällt aus, die direkte Konfrontation kommt viel zu kurz.

Dabei geizen die Autoren nicht mit den üblichen „Ab-18“-Grusel- & Nackedeien, mit denen im Kino gern Fließband-Horror aufgepeppt wird. Dass sich höchstens Ekel aber niemals Entsetzen einstellen will, liegt sicherlich auch in der Tatsache begründet, dass selbst die gefesselte Kannibalen-Frau niemals ein hilfloses Opfer ist. Diese Rolle spielt Peggy, die zur Hauptrolle wenig taugt. Zwar behaupten Ketchum & McKee eine unsichtbare Kette zwischen Tochter und Vater, aber diese zerreißt ganz nebenbei und war offenbar nie wirklich wichtig.

Statt sich auf die Cleek-Familie und ihre Gefangene zu konzentrieren, fügt das Autorenduo einen Handlungsstrang um eine empathische Lehrerin ein. Sie hat mit ihren eigenen Sorgen und Nöten in dieser Geschichte nichts verloren. Selbst als zusätzliches Opfer ist sie überflüssig; ein Cleek hätte diese Rolle problemlos übernehmen können. Das Finale ist verworren genug; da bekriegen sich nicht nur Kannibalin und Cleeks, es stoßen auch noch böse Hunde und ein Reserve-Monster hinzu. Wen wundert’s, dass der angeblich so starke, schlaue, mächtige Cleek in einem Halbsatz sang- und klanglos aus der Handlung ausscheidet? Er war seiner ‚Gefangenen‘ nie ein echter Gegner.

Das eigentliche Ende ist ebenfalls weder schockierend noch überraschend, sondern läuft vor allem auf eine Fortsetzung hinaus: Die Kannibalen-Sippe wird neu gegründet. Dafür wird die Wahrscheinlichkeit, die mit der Spannung längst auf dem Boden liegt, noch einmal kräftig mit Füßen getreten. Der Leser kann sich glücklich schätzen, dass Ketchum noch einmal aktiv wird, um dem enttäuschenden Gemeinschafts-Roman mit der schon erwähnten Story eine kräftige Coda anzuschließen. Sie versöhnt wenigstens ansatzweise mit dem glatten Als-ob-Terror der Hauptgeschichte.

_Autor_

Das Pseudonym „Jack Ketchum“ wählte Dallas William Mayr (geb. 1946) nach eigener Auskunft nach dem Vorbild des Wildwest-Outlaws Thomas „Black Jack“ Ketchum, der es Ende des 19. Jahrhunderts sogar zum Anführer einer eigenen Bande – der „Black Jack Ketchum Gang“ brachte, letztlich jedoch gefangen und aufgehängt wurde. Im Vorwort zur deutschen Erstausgabe von „The Girl Next Door“ (dt. „Evil“) weist Stephen King außerdem darauf hin, dass „Jack Ketch“ in England der Spitzname für den Henker war, der Mayr ebenfalls charakterisiert: „Immer klappt die Falltür auf, immer zieht sich die Schlinge zusammen, und auch die Unschuldigen müssen baumeln.“

Der junge Mayr versuchte sich als Schauspieler, Sänger, Lehrer, Literaturagent, Handlungsvertreter usw. – die typische Vom-Tellerwäscher-zum-Millionär-Laufbahn à la USA, nur dass Mayr nie wirklich seinen Durchbruch schaffte, da er sich als reichlich sperriger Schriftsteller erwies, der lieber im Taschenbuch-Ghetto verharrte als der Bestsellerszene Mainstream-Zugeständnisse zu machen. Noch heute ist der Autor stolz auf eine Kritik der „Village Voice“, die sein Romandebüt „Off Season“ 1980 als „Gewaltpornografie“ verdammte.

Die Literaturkritik musste Mayr alias Ketchum inzwischen zur Kenntnis nehmen. 1994 gewann seine Story „The Box“ einen „Bram Stoker Award“, was Ketchum 2000 mit „Gone“ wiederholen konnte. Zudem wurde Ketchum mehrfach nominiert. Längst ist auch Hollywood aufmerksam geworden.

|Taschenbuch: 286 Seiten
Originaltitel: The Woman (New York : Leisure Books/Dorchester Publishing 2010)
Übersetzung: Marcel Häußler
ISBN-13: 978-3-453-67615-2
Als eBook: Januar 2012 (Wilhelm Heyne Verlag)
ISBN: 978-3-641-06380-1|
[www.jackketchum.net]http://www.jackketchum.net
[www.randomhouse.de/heyne]http://www.randomhouse.de/heyne

_Jack Ketchum auf |Buchwurm.info|:_
[„Evil“ 2151
[„Beutezeit“ 4272
[„Amokjagd“ 5019
[„Blutrot“ 5488
[„Beutegier“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6045
[„The Lost“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6924
[„Die Schwestern“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6982

Inusa, Manuela – Fridoline Pappelspitz

_Inhalt_

Die 7-jährige Fridoline lebt zusammen mit ihrer Familie in Hamburg. Sie liebt ihre Familie, ihre Freunde und ihre Stadt. Sie nascht für ihr Leben gerne und sammelt Sticker jeder Art. In „Fridoline Pappelspitz“ erzählt das Mädchen aus ihrem Alltag und lässt den Leser an ihren Gedanken teilhaben.

_Meinung_

Manuela Inusa hat mit „Fridoline Pappelspitz“ eine kurzweilige Geschichte aus der Sicht eines Kindes geschrieben, das mich für kurze Zeit gut unterhalten hat. Durch die große Schriftgröße und wenigen Seiten, die die Geschichte umfasst, ist dieses Buch besonders für die jüngsten Leser geeignet, die gerade das Lesen für sich entdecken. Der Schreibstil ist leicht und kindgerecht, die Sätze sind von der Länge her vollkommen ausreichend und durch den flüssigen Stil bin ich nur so durch die Seiten geflogen. Auch wenn es in der Geschichte nicht speziell erwähnt wird, ist hier schnell klar, dass es sich um Fridolines Tagebuch handelt, in dem sie ihre Gedanken, Gefühle und Erlebnisse niederschreibt.

Sie ist ein aufmerksames Mädchen, das wohlbehütet in Hamburg aufwächst und mit Lebensfreude durchs Leben geht. Für ihre gerade mal sieben Jahre erscheint sie häufig reifer und kaum naiv, was sie zu einer liebenswerten Protagonistin macht. Sie
ist eine kleine Träumerin, die ihren eigenen Kopf hat und sich auch nicht davor scheut, sich durchzusetzen. So möchte sie zum Beispiel auch im Winter ihr geliebtes „Hello Kitty“- Kleid tragen, da sie Angst hat, dass es ihr im Sommer nicht mehr passen könnte.

Einen kleinen Kritikpunkt gibt es jedoch direkt zum Schreibstil, denn meiner Meinung nach bleibt mir die Geschichte ein bisschen zu oberflächlich. Vieles wird von der Protagonistin zwar angedeutet, aber nicht weiter ausgeführt, was ich hierbei schade fand, da man Fridoline zwar mochte, sie aber dadurch kein Charakter ist, der lange im Gedächtnis bleibt. Etwas mehr Tiefe wäre hier perfekt gewesen, allerdings kann man dies in ihrem Alter nicht unbedingt erwarten.

Neben Fridolines Gedanken findet man in diesem Buch auch viele Zeichnungen von Heike Laufenburg. Auch diese Bilder sind – wie Fridolines Gedanken – eher einfach gehalten, aber dennoch schön anzusehen. So findet man in diesem Buch u. a. Fridolines Bett und ihre Geburtstagstorte, aber auch Zeichnungen über die einzelnen Charaktere. Die Covergestaltung ist wie die Geschichte selbst: bunt! Die Wiese und die Buntstifte passen zwar jetzt nicht direkt zum Inhalt, aber gefällt mir dennoch sehr, da es kindgerecht gestaltet ist und direkt ins Auge springt. Auch die Kurzbeschreibung ist gut geschrieben, ohne zu viel zu verraten.

_Fazit_

Insgesamt konnte mich Manuela Inusa mit „Fridoline Pappelspitz“ überzeugen. Die Geschichte ist leicht und flüssig und ist daher für jede Altersklasse bestens geeignet. Das perfekte Buch für Erstleser, die das Leben einer Gleichaltrigen kennenlernen möchten.

|Taschenbuch: 33 Seiten
ISBN 978-3868062588|
[www.zwiebelzwerg.de]http://www.zwiebelzwerg.de

Carr, Robyn – Neubeginn in Virgin River

_|Virgin River|:_

Band 1: _“Neubeginn in Virgin River“_
Band 2: „Wiedersehen in Virgin River“
Band 3: „Happy End in Virgin River“
Band 4: „Wintermärchen in Virgin River“
Band 5: „Ein neuer Tag in Virgin“ River (März 2012)
Band 6: „Verliebt in Virgin River“ (April 2012)
Band 7: „Zurück in Virgin River“ (Juli 2012)
Band 8: „Under the Cristmas Tree“ (noch ohne dt. Titel)
Band 9: „Forbidden Falls“ (noch ohne dt. Titel)
Band 10: „Angel’s Peak“ (noch ohne dt. Titel)
Band 11: „Moonlight Road“ (noch ohne dt. Titel)
Band 12: „Midnight Confessions“ (noch ohne dt. Titel)
Band 13: „Promise Canyon“ (noch ohne dt. Titel)
Band 14: „Wild Man Creek“ (noch ohne dt. Titel)
Band 15: „Harvest Moon“ (noch ohne dt. Titel)

_Inhalt_

Für Mel verändert sich innerhalb von wenigen Sekunden das komplette Leben, als ihr Mann in einem Supermarkt unschuldig erschossen wird. Von ihrer Trauer überwältigt hat sie nur einen Wunsch: Raus aus Los Angeles in ein ruhigeres Leben. Sie kündigt ihren Job im Krankenhaus und verkauft ihr Haus, um ins kleine Dorf Virgin River zu ziehen. Hier möchte sie dem Arzt des Dorfes helfen und neue Kraft tanken. Doch das Dorf sieht nicht so aus, wie auf den Fotos, die sie zuvor erhalten hat. Die Straßen sind holprig und das versprochene Landhaus gleicht einer Ruine. Am liebsten würde sie sofort wieder aus Virgin River flüchten, wären da nicht ein ausgesetztes Baby und Barbesitzer Jack, der sich vom ersten Moment an liebevoll um sie kümmert …

_Meinung_

Robyn Carr war mir vor „Virgin River“ gänzlich unbekannt, von daher war ich besonders gespannt, was ich hier zu erwarten habe – und ich bin sehr begeistert. „Neubeginn in Virgin River“ ist für mich eine der Überraschungen des Jahres und der erste Band der „Virgin River“-Reihe. Der Schreibstil ist unglaublich toll. Robyn Carr erzählt die Geschichte so intensiv, dass ich mir vorkam, als wäre ich selbst ein Teil des Dorfes und des Geschehens. Die Landschaften, Häuser und Menschen sind bis ins kleinste Detail beschrieben, sodass man sich ein sehr gutes Bild von allem machen konnte. Ich wurde nahezu mitgerissen und habe mit den Charakteren gelitten und mich für sie gefreut.

Vor allem Mel ist eine unglaublich tolle Person, die man einfach ins Herz schließen muss. Sie ist bodenständig, sympathisch, wunderschön und hat ein Herz aus Gold. Ihr Schicksalsschlag wird sensibel thematisiert und als Leserin bin ich mit ihr durch das Bad der Gefühle gegangen. Sehr erfrischend ist ihre Zusammenarbeit mit dem Doc. Er ist der
griesgrämige, alte Mann, der sich nötige Hilfe nicht eingestehen möchte und Mel lebt für ihren Job und liebt jeden einzelnen Tag davon. Auch Jack ist ein interessanter Charakter. Er ist ein Naturbursche mit sportlicher Figur und verdreht den Frauen im Dorf und der Umgebung den Kopf. Seine Bar ist der Treffpunkt des Dorfes und er ist direkt an der Quelle, wenn es um Gerüchte und Neuigkeiten geht.

Die Annäherung zwischen Mel und Jack wird gut dargestellt. Sie gehen vorsichtig und sensibel miteinander um und versuchen auf den anderen behutsam einzugehen, denn beide haben ein Päckchen zu tragen, dass sie verarbeiten müssen. Durch ihr Alter (Mel 32, Jack 40) sind sich beide dessen bewusst, welche Verantwortung sie füreinander tragen und wirken alles andere als naiv. Sehr positiv überrascht bin ich von der Covergestaltung. Meistens sind die Cover von Mira eher unglücklich gewählt, aber in diesem Fall gefällt mir das Cover deutlich besser als das Original. Die Landschaft und das Landhaus am Waldrand sind perfekt eingefangen und ich konnte mir Virgin River gut vorstellen.

_Fazit_

Insgesamt konnte mich „Neubeginn in Virgin River“ mehr als überzeugen und ich bin bereits dabei, den zweiten Band zu lesen, in dem Preacher, der in Jacks Bar arbeitet, eine große Rolle spielt. Fans von Susan Mallery, Nora Roberts und Sandra Brown werden auch Robyn Carr lieben. Absolut empfehlenswert.

|Taschenbuch: 448 Seiten
Originaltitel: Virgin River
Ins Deutsche übertragen von Barbara Alberter
ISBN 978-3899416909|
[www.mira-taschenbuch.de]http://www.mira-taschenbuch.de
[www.robyncarr.com]http://www.robyncarr.com

TKKG – Verbrechen im Rampenlicht (Folge 176)

Die Handlung:

Als Gaby entdeckt, dass ihre Mitschülerin Celine heimlich bei einem Casting für die neue Action-Show „Try Hard – Kids ohne Gnade“ mitmacht, wittern TKKG sofort, dass hier etwas faul ist. Um hinter das Geheimnis der Show zu kommen, bewirbt sich auch Tim als Teilnehmer. Doch schon die erste Aufgabe ist mehr als heikel: Die Casting-Teilnehmer sollen nachts in die Lagerhalle eines Outdoor – Ausrüsters einsteigen und bestimmte Gegenstände stehlen! TKKG ermitteln und kommen einem fiesen Betrug auf die Spur … (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Das Erscheinen dieser Folge wird von einem traurigen Ereignis überschattet. „Verbrechen im Rampenlicht“ wird wohl die letzte Folge mit Edgar Bessen als Komissar Glockner sein, falls nicht bereits weitere Abenteuer der Junior-Detektive vorproduziert wurden. Der Schauspieler, der seit 1984 Gabys Papa gesprochen hat, verstarb am 02.02.2012.

In dieser Folge wird der Straftatbestand des Einbruchdiebstahls mal mit einem anderen Ansatz verfolgt. Diesmal stehlen nicht die anderen und werden am Ende von TKKG zur Strecke gebracht, in dieser Folge sind die vier selbst beteiligt. Wobei es sich hier eher um eine „Solo für Tim“-Folge handelt, denn der athletische Einbruchsteil wird von ihm allein absolviert.

Doku- und Reality-Shows sind sehr beliebt und so dreht sich „Verbrecken im Rampenlicht“ ganz um dieses Thema … oder auch nicht. Denn die Produzenten der Show nutzen ahnungslose und (in meinen Augen ein wenig zu) naive Jugendliche aus, um ihre kriminellen Machenschaften in die Tat umzusetzen.

Die gesamte Folge ist durchweg spannend und hat keine Längen. Dass es nicht nur um den einen Einbruch geht, der schon auf dem Klappentext erwähnt wird, ist prima und sorgt für eine knappe Stunde spannende Unterhaltung. Denn, auch wenn nur TKKG und der Hörer von Anfang an den vollen Durchblick haben … oder das zumindest glauben … so gibts gegen Ende noch eine interessante Wendung, bei der auch aufgeklärt wird, warum die beiden Casting-Leute „Tina“ und „Gerd“ nicht in der Sprecherliste dieser Folge auftauchen.

Unrealistisch hingegen fand ich, dass das Lagerhaus des Outdoor-Ausrüsters keine Alarmanlage hat … und … als die Polizei dann mit Martinshorn ankommt, Tim noch in aller Ruhe seine Flucht aus den Räumen planen, vorbereiten und schließlich auch unbehelligt durchführen kann.

Dennoch ist dies eine der besseren Folgen von „TKKG“, nicht zuletzt, weil die gesamte Sprechermannschaft eine lebendig und authentisch gute Leistung bietet.

Die Sprecher und ihre Rollen:

Erzähler: Wolfgang Kaven
Tim: Sascha Draeger
Karl: Niki Nowotny
Klößchen: Manou Lubowski
Gaby: Rhea Harder
Celine: Julia Fölster
Max: Jannik Schümann
Ricky: Linda Fölster
Michael: Anton Sprick
Babette: Aleyna Tekin
Natalie: Manuela Bäcker
Lars Öckeltorf: Leonhard Mahlich
Jessica Jensen: Gabriele Libbach
Scarlett: Undine Ullmer
Uwe: Joachim Kappl
Manni: Patrick Bach
Hotte: Frank Meyer-Brockmann
Haushälterin: Anja Topf
Kommissar Glockner: Edgar Bessen
Ettel: André Minninger
und Oskar, der schwarz-weiße Cockerspaniel

Trackliste:

1. TRY HARD – Kids ohne Gnade!
2. In letzter Sekunde
3. Nützliche Beziehungen
4. Carsten beim Casting
5. Nichts Konkretes
6. Einbruch mit Hindernissen
7. Ein kreatives Team
8. Da waren es nur noch drei!
9. Eine Brille für den Häuptling
10. Kleinholz
11. Einbruch hoch drei
12. Gefährlicher Showdown
13. Showkolade

Technik-Credits:

Buch: Bernd Adelholzer nach Motiven von Stefan Wolf
Hörspielbearbeitung und Effekte: André Minninger
Redaktion und Geräusche: Wanda Osten
Produktion und Regie: Heikedine Körting
„TKKG – Die Profis in spe“: Bonda / Büscher
Cover Illustration: Comicon S.L. – nach Artwork-Vorlagen von Reiner Stolte Rahmendesign: KB&B
Gestaltung: Atelier Schoedsack

Die Ausstattung:

Die Hörspiel-CD steckt in einem Jewel-Case und sind in „TKKG-Blau“ bedruckt. Das Booklet-Faltblatt, das in der gleichen Farbe daherkommt, enthält eine Aufstellung der bereits veröffentlichten Folgen, die Sprecher und ihre Rollen sowie die Technik-Credits.

Mein Fazit:

Eine „Solo für Tim“-Folge, bei der der sportliche Junior-Detektiv wissentlich Verbrechern hilft. Eine spannende Hintergrundgeschichte um eine Reality-Doku-Show und ein interessanter Twist am Ende sorgen für eine Stunde bester Unterhaltung.

1 Audio-CD mit 57 Minuten Spieldauer
Vom Verlag empfohlen ab 6 Jahren
EAN: 0886919066326
www.natuerlichvoneuropa.de
www.tkkg.de

Fünf Freunde in der Höhle des Urmenschen (Folge 95)

Die Handlung:

Diesmal verschlägt es die Fünf Freunde an die Jurassic-Coast nach Südengland. In den Kreidefelsen am Meer haben Tiere und Pflanzen aus der Urzeit ihre Spuren hinterlassen. Schon bald scheinen die Fünf Freunde einer wissenschaftlichen Sensation auf der Spur zu sein. Doch niemand glaubt ihnen. So verfolgen sie ihre Entdeckung auf eigene Faust und geraten dabei in ein wildes Abenteuer. (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Fünf Freunde in der Höhle des Urmenschen (Folge 95) weiterlesen

Busch, Petra – Mein wirst du bleiben

_Inhalt_

Miriam pflegt ihre Mutter Thea, seit diese ihr Gedächtnis verloren hat. Sie geht lediglich arbeiten, um das Leben der beiden zu finanzieren, ansonsten opfert sie sich voll und ganz ihrer Mutter auf und betüddelt diese den ganzen Tag. Sie kapselt sich ab, hat keine Freunde oder großartige Freizeitaktivitäten. Als in dem Haus, in dem sie wohnen ein Mord geschieht, kommt das ganze Leben von Miriam und Thea komplett durcheinander. Hauptkommissar Ehrlinspiel beginnt nämlich zu ermitteln und es kommt nach und nach so einiges ans Licht …

_Kritik_

„Mein wirst du bleiben“ von Petra Busch habe ich in ein paar Tagen durchgelesen. Es ist von Beginn an packend und zieht den Leser in seinen Bann. Die Geschichte ist aus der Sicht eines Beobachters geschrieben. Es werden die Eindrücke und Ereignisse von verschiedenen Personen dargestellt. Die Kapitel sind angenehm lang. Es ist in einfacher Sprache geschrieben und die Sätze lesen sich flüssig.

Die lebendigen Schilderungen lassen den Leser schnell in der Handlung versinken und selbst fast zum Ermittler werden. Auch in dieser Geschichte zieht sich der Spannungsbogen vom Anfang bis zum Ende durch, so dass man das Buch gar nicht mehr zur Seite legen mag.

Die Story an sich ist nicht ganz so gewöhnlich wie andere und meiner Meinung nach sehr einfallsreich. Bis zum Schluss kann man kaum erahnen, wer der Mörder der Opfer ist, trotzdem spekuliert man immer wieder zwischendurch, um vielleicht selber zum Ergebnis zu kommen. Aber diesen Gefallen tut die Autorin einem nicht. Sie versteht es, die Überraschungseffekte und Aha-Erlebnisse einfließen zu lassen, ohne zu viel zu verraten.

Im Fokus liegt die auf den ersten Blick einfach nur zurückhaltende und schüchterne Miriam, die sich aufopfernd um ihre Mutter Thea kümmert, da diese nach einem Unfall das Gedächtnis verloren hat. Sie unterstützt diese in allen Lebenslagen, nimmt ihr vieles ab und versucht sie von der Außenwelt abzuschotten. Aber es steckt mehr dahinter. Kommissar Ehrlinspiel wundert sich über die schroffe Art von Miriam, sie will kaum Auskünfte geben, als der Mord geschehen ist und versucht ihre Mutter komplett rauszuhalten. Ehrlinspiel vermutet, dass Miriam ein psychisches Problem hat. Aber was wirklich dahinter steckt, bekommt er erst zum Schluss heraus.

Dem Leser selbst ist Miriam von Anfang an nicht sehr sympathisch und die Mutter Thea tut einem aufgrund der Beschreibungen der Autorin recht leid, da diese quasi in der Wohnung gefangen gehalten wird und nur vor die Tür kommt, wenn ihre Tochter arbeiten ist. Thea erhält jeden Abend einen Tee von ihrer Tochter, mit Schlafmittel. Die ältere Dame ist aber nicht dumm und trinkt diesen schon seit einer Weile nicht mehr. Man erkennt sofort, dass etwas faul an der Sache ist, man kommt nur nicht so schnell dahinter, was …

_Autorin_

Petra Busch, geboren 1967 in Meersburg, arbeitet als freie Texterin und Journalistin für internationale Kunden aus Wissenschaft, Technik und Kultur. Sie studierte Mathematik, Informatik, Literaturgeschichte und Musikwissenschaften und promovierte in Mediävistik. Ihre Arbeiten wurden mehrfach ausgezeichnet. Sie lebt im Nordschwarzwald. „Schweig still, mein Kind“, ihr Krimidebüt, wurde mit dem renommierten Friedrich-Glauser-Preis ausgezeichnet. (Verlagsinfo)

_Fazit_

„Mein wirst du bleiben“ von Petra Busch ist ein äußerst gelungener Kriminalroman, der den Leser bei Laune hält. Ein tolles Lesevergnügen. Ich werde mir auf jeden Fall noch den Debütroman „Schweig still, mein Kind“ gönnen, denn das Buch „Mein wirst du bleiben“ macht Lust, mehr von der Autorin zu lesen.

|Taschenbuch: 448 Seiten
ISBN-13: 978-3426507926|
[www.knaur.de]http://www.knaur.de

Charlotte Link – Der Beobachter

Inhalt

Samson lebt bei seinem Bruder und dessen Frau mit im Haus. Er hat bislang noch nie eine Beziehung zu einer Frau gehabt, ist aber fasziniert von der Damenwelt. Er beobachtet des Längeren schon viele Frauen aus seiner Straße. Er nimmt aus der Ferne Anteil an ihrem Leben und bekommt so vieles mit. Am allermeisten interessiert er sich für die schöne Gillian, die auch in seiner Nachbarschaft wohnt. Insgeheim liebt er sie und himmelt sie an. Seine Gedanken, Gefühle und Entdeckungen schreibt er jeden Abend auf. Als zwei ältere alleinstehende Damen grausam umgebracht und die Leichen durch Zufall gefunden werden, wird Samson verdächtigt. Er taucht unter und will auf keinen Fall der Polizei in die Hände geraten, weil er sagt, dass er unschuldig sei. Doch sagt Samson die Wahrheit oder handelt es sich bei ihm um den Psychopathen, der die Morde begangen hat?

Kritik

Charlotte Link – Der Beobachter weiterlesen

Gier, Kerstin – Auf der anderen Seite ist das Gras viel grüner (Lesung)

_Inhalt:_

Kati ist mit Felix glücklich, aber nach fünf Jahren hat sich der Alltag in ihr Liebesleben geschlichen – und damit die Zweifel: Ist es überhaupt eine gute Idee, mit ihm alt werden zu wollen? Als sie Mathias kennen lernt und sich in ihn verliebt, wird Katis Leben plötzlich kompliziert. Und turbulent. Besonders, als sie von einer Straßenbahn erfasst wird und im Krankenhaus wieder zu sich kommt. Exakt einen Tag, bevor sie Felix das erste Mal begegnet ist – fünf Jahre zuvor. Würden Sie alles genauso machen, wenn Sie die
letzten fünf Jahre noch einmal leben könnten? Was würden Sie ändern? Dieses Mal möchte Kati alles richtig machen – und sich für den richtigen Mann entscheiden. Ein Roman über die große Liebe und das kleine Glück. Und über die Schwierigkeiten, das Schicksal zu überlisten. (Quelle: Audible.de)

_Meine Meinung:_

Kati, eine glückliche Frau mit kleinen Macken, lernt bei einem Seminar Mathias kennen. Nun beschäftigt sie sich immer mehr mit ihm. In ihrem Eheleben mit dem Arzt Felix hat sich mittlerweile die Alltagsroutine eingeschlichen. Auf der Fahrt nach Hause verschickt sie ein Haufen SMS, die alle fehlgeleitet werden. So erfährt Mathias, dass Kati seinen Arsch knackig findet, natürlich muss er sofort darauf antworten. Kati denkt sich nichts dabei, da sie sich eh nie wieder sehen. Falsch gedacht. Dann kommt es zu einem Unfall. Als sie im Krankenhaus wieder zu sich kommt, stellt sie fest, dass die letzten fünf Jahre verschwunden sind und sie ihr Leben wieder da anfangen kann, wo sie ihren Ehemann kennengelernt hat. Soll sie den gleichen Weg wie damals gehen oder eine andere Richtung einschlagen? Den ruhigen, fürsorglichen Felix oder doch den Partygänger mit den blauen Augen? Natürlich kommt es zu Komplikationen, die es Kati schwer machen zu entscheiden, wer den nur der Mann an ihrer Seite sein soll.

|Zur Sprecherin|:

Hier zeigt sich Kerstin Gier mal ein bisschen anders. In ihren Büchern immer spritzig, aber in dem Hörbuch leider ein bisschen zu viel des Guten. Die langgezogenen Wörter, die in dem Buch so wichtig sind, werden hier in dem Hörbuch etwas zu sehr in die Länge gezogen. Aber sonst macht sie ihren Job sehr gut.

_Fazit:_

Die männlichen Protagonisten werden zwar beschrieben, aber sind immer nur Randfiguren. Trotzdem spielen sie in diesem Buch eine große Rolle. Aber Kati, für sich eigentlich sympathisch, stellt sich ab und zu ein bisschen naiv an. Aber trotzdem ist es ein großer Spaß, dieses Buch zu anhören. Für alle Kerstin-Gier-Fans ein absolutes Muss.

|Spieldauer: 7:21 Std.
1 Track
Gelesen von Kerstin Gier
Format: AAX+ mit DRM-Kopierschutz (für das
Abspielen wird ein kompatibler Player benötigt)
Download mit 407 MB
Aufnahme: 128 kbit / 44 kHz|
http://www.audible.de

_Kerstin Gier bei |Buchwurm.info|:_
[„Die Mütter-Mafia“ 4328
[„Die Patin“ 4344
[„Für jede Lösung ein Problem“ 4374
|Liebe geht durch alle Zeiten|:
Band 1: [„Rubinrot“ 5664
Band 2: [„Saphirblau“ 6266