Rejchtman, Grzegorz – Ubongo 3D (Brettspiel)

_Kult in 3D_

Man kann es drehen und wenden, wie man will – und das im wahrsten Sinne des Wortes – aber es gibt nur wenige Gesellschaftsspiele, die für die heimische Sammlung derart essenziell erscheinen wie [Ubongo]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4191. Lediglich Klassiker wie „Die Siedler von Catan“, das unverwüstliche Partyspiel „Looping Louie“ oder Gassenhauer wie die „Risiko“-Serie haben in der jüngeren Vergangenheit einen derartigen Kultstatus erlangt, wie das einst sehr passend als ‚Tetris on Speed‘ umschriebene Spiel von Grzegorz Rejchtmann. Dementsprechend war zu erwarten, dass die Grundidee weiter ausgebaut und auch zukünftig mit gleichnamigen Verwandten herumexperimentiert würde. Nach „Ubongo Extrem“ folgt nun vielleicht das anspruchsvollste Spiel der gesamten Reihe – und gleichzeitig ein Titel, der trotz des anfangs abschreckenden, doch verhältnismäßig hohen Preises ebenfalls eine nahezu unverzichtbare Bereicherung für den eigenen Spieleschrank darstellt: „Ubongo 3D“.

_Spielidee:_

Aufbauend auf den Grundmechanismen des klassischen „Ubongo“-Spiels geht es in der 3D-Variante darum, eine exakt vorgegebene Grundfläche mit Spielsteinen aufzufüllen und eben jene Fläche exakt abzudecken. Der elementare Unterschied: Man baut heuer in zwei Etagen und muss dafür sorgen, dass die vorgegebene Grundfläche mit wahlweise drei oder vier Klötzen passend ausgefüllt wird. Dies mag in der Theorie ein leichtes Unterfangen sein, erweist sich in der Praxis jedoch als teilweise ziemlich kniffliges Ereignis, an dem sich selbst die klügsten Köpfe die Zähne ausbeißen sollten.

_Spielmaterial:_

* 36 Legetafeln (mit insgesamt 504 Aufgaben)
* 40 Legeteile
* 1 zehnseitiger Würfel
* 1 Sanduhr
* 1 Stoffbeutel
* 58 Edelsteine
* 1 Lösungsheft

Bei einer Preisempfehlung von ungefähr 50€ darf man berechtigterweise etwas höhere Ansprüche an die Spielmaterialien stellen, zumal nun auch kein grafischer Hochgenuss zu erwarten war. Dennoch hat man sich bei der Produktion des Schachtelinhalts auf relativ schlichte ‚Baustoffe‘ beschränkt, die im Falle der Klötze vielleicht auch ein wenig Enttäuschung hervorrufen. Denn statt sich auf das vertraute Holz zu berufen, hat man Kunststoff als Material für die 40 Legeteile gewählt, und da das Ganze bereits vor dem ersten Gebrauch bzw. vorm eigentlichen Auspacken des Materials leichte Gebrauchs- und Abnutzungsspuren von sich trägt, ist Kritik sicherlich angebracht. Ansonsten ist alles in bewährter Tradition erstellt worden, sprich die Legetafeln mit afrikanischen Mustern, die bereits bekannten Edelsteine und auch die Sanduhr und der Würfel sind qualitativ und optisch sehr ordentlich verarbeitet.

_Spielvorbereitung:_

Vor jeder Partie werden die entsprechenden Spielmaterialien bereitgelegt. Dies sind für jeden Spieler exakt neun Legetafeln, die zu einem großen Stapel zusammengelegt werden, sowie eine Reihe aus jeweils neun blauen und braunen Edelsteinen, mit denen die Spielrunden markiert werden. Die Sanduhr wird bereitgestellt, alle übrigen Edelsteine in den Stoffbeutel gepackt – und dann kann das Spiel auch schon beginnen!

_Spielablauf:_

In jeder Runde wird jedem Spieler eine Legetafel ausgehändigt. Vorab sollte geklärt werden, ob man die einfache Variante mit drei oder die Profi-Version mit vier Legeteilen spielt. Der Spieler, der nun an der Reihe ist, würfelt mit dem zehnseitigen Würfel und entscheidet damit, welche Legeteile für die neue Aufgabe benötigt werden. Welche Teile dies bei welcher Augenzahl sind, ist auf den Tafeln genau festgehalten. Hat nun jeder Spieler die benötigten Klötze aus dem Vorrat herausgesucht, wird die Sanduhr umgedreht, und die Tüftelei beginnt. Sollte es einem Spieler vor Ablauf gelingen, das Rätsel zu lösen, ruft er laut ‚Ubongo‘. Dieser Spieler hat nun Anspruch auf den blauen Edelstein aus der Rundenauslage sowie einen Edelstein aus dem Beutel. Der zweitplatzierte Spieler – sollte es überhaupt einen Zweiten geben, der sein Rätsel löst – darf den braunen Stein und ebenfalls einen Edelstein aus dem Beutel ziehen. Alle anderen Spieler, die vor Ende der Runde ihre Aufgabe lösen, können immerhin noch einmal in den Beutel greifen. Sollte es jedoch vor Ablauf der Sanduhr-Strecke niemandem gelingen, sein Rätsel erfolgreich zu lösen, wird eine zweite Chance gewährt und die Uhr noch einmal gedreht. Wenn es nun jemandem gelingen sollte, die Steine passend abzulegen, darf er sich einmal im Beutel bedienen – die Runde wird dann aber auch sofort abgeschlossen.

So wird nun Runde für Runde gespielt, bis schließlich mit Ende der Runde die Schlusswertung erfolgt. Punkte gibt es selbstredend für die gesammelten Edelsteine, die von unterschiedlichem Wert sind – und wer hier die größte Summe erzielt, hat das Spiel gewonnen.

_Persönlicher Eindruck:_

Es ist schon beeindruckend, wie der Autor aus einer bereits herausragenden Idee (vorläufig?) das Maximum herausgeholt hat. „Ubongo“ gestaltete sich in der jahrelang bekannten Original-Variante bereits knifflig und manchmal mit leichter Tendenz zur Verzweiflung im Kampf gegen die Sanduhr. Doch was dies betrifft, setzt die 3D-Fassung dem Ganzen noch einmal ordentlich eins drauf! Zwar ist die Uhr nicht mehr ausschließlich tonangebend, dafür sind die Rätsel jedoch stellenweise so vertrackt und mit Kopfzerbrechen verbunden, dass es selbst für den absoluten Logiker zur unbezwingbaren Tüftelei ausartet. Gut daran: Der Spaßfaktor bleibt unterdessen nicht auf der Strecke, weil das fordernde Element des Spiels immer wieder motivierend ist, man ständig ins Schmunzeln ob des ordentlichen Anspruchs gerät und es manchmal sogar schwierig ist, sich auf die eigene Aufgabe zu konzentrieren, weil man parallel damit beschäftigt ist, die qualmenden Köpfe seiner Mitspieler zu beobachten.

Daher ist es erst einmal auch gar nicht entscheidend, wer welchen Edelstein ergattert bzw. wer mit ein wenig Glück die besten Steine absahnt und schließlich den Sieg einfährt. Nein, wichtig ist gerade in den ersten Runden, wie das System funktioniert und fesselt, wie wer an seine Aufgaben herangeht, und wie man von der schieren Verzweiflung übermannt wird, wenn es mal nicht so läuft, wie es eigentlich wünschenswert wäre.

In diesem Sinne ist jedoch auch der langfristige Reiz garantiert, zumal mit insgesamt 504 verschiedenen Optionen reichlich Stoff für den leidenschaftlichen Tüftler bereitsteht, die man im Nachhinein aber auch wieder nicht so deutlich überblicken kann, dass man einzelne Aufgaben irgendwann aus dem Stegreif löst. „Ubongo 3D“ lebt mehr noch als seine bisherigen Vorgänger von der permanenten Herausforderung und entwickelt hierbei einen derzeit unvergleichlichen, weil Genre-unabhängigen Spielreiz. Zwar sollte vorausgesetzt sein, dass man „Ubongo“-erprobt ist, damit man ins System hineinfindet und sich selbst nicht überfordert, jedoch kann man bei der anhaltenden Popularität eigentlich davon ausgehen, dass die heimische Sammlung den Original-Klassiker längst beinhaltet. Und wer „Ubongo“ in der Basis-Version lieben gelernt hat, das weiß man schon nach wenigen Testrunden, der wird die 3D-Abart sehr schnell vergöttern, weil sie einer begeisterungsfähigen, kreativen Spielidee noch weitere Reserven entlockt hat. Auch wenn der Anschaffungspreis anfangs ein bisschen abschreckt; man wird diese Investition im Leben nicht bereuen!

|Vom Hersteller empfohlenes Alter: Ab 10 Jahren
Anzahl der Spieler: 2 – 4|
[www.kosmos.de]http://www.kosmos.de

Klein, Rachel – The Moth Diaries – Die Sehnsucht der Falter

2012 kommt der Film „The Moth Diaries“ in die Kino. Er handelt von einem Mädchen, das auf einem Mädcheninternat lebt, auf dem sich mit der Ankunft einer neuen Schülerin merkwürdige Dinge ereignen. Als Romanvorlage diente Rachel Kleins „The Moth Diaries – Die Sehnsucht der Falter“, ein zuerst 2002 veröffentlichtes Buch, das aber im Gegensatz zum Film in den 60ern oder frühen 70ern spielt.

Die junge Jüdin Rebecca geht auf ein amerikanisches Mädcheninternat und kann das neue Schuljahr und das Wiedersehen mit ihrer besten Freundin Lucy gar nicht erwarten. Doch ihre Freude wird nach einigen Tagen getrübt. Lucy verbringt immer mehr Zeit mit der Neuen in ihrer Klasse, der geheimnisvollen Ernessa, die nie isst, viel raucht und ihr Zimmer nie lüftet. Rebecca ist eifersüchtig auf Ernessa, mit der sie einige Gemeinsamkeiten hat. Zum einen sind beide Jüdinnen, zum anderen haben sie beide ihren Vater verloren, was Ernessa immer wieder gerne erwähnt.

Der Internatsalltag der Mädchen wird jäh unterbrochen, als eine Schülerin, Dora, eines Morgens tot aufgefunden wird. Sie ist vom Dach des Internats gefallen. Alle gehen von einem Unfall aus, aber Rebecca weiß es besser, denn Doras Leiche liegt direkt unter dem Fenster von Ernessa. Dann geschehen weitere mysteriöse Dinge …

_Liest man den Klappentext_ oder Kritiken von „The Moth Diaries“ hat man den Eindruck, es würde sich dabei entweder um eine etwas düsterere Version von „Hanni und Nanni“ oder „noch ein Vampirbuch“ handeln. Damit tut man Rachel Klein allerdings unrecht. Sie hat mit ihrem Roman ein tolles Buch mit jugendlichen Figuren geschrieben, dass auch für Erwachsene sehr interessant ist. Drei Dinge ragen besonders heraus: die Atmosphäre im Buch, die Erzählerin und der subtile Horror, der mit der Zeit immer deutlicher zutage tritt.

Die Geschichte ist nicht als Fließtext verfasst, sondern wird von Rebecca in authentischer Tagebuchform geschrieben. Es gibt längere wie auch kürzere Einträge, Einträge, in denen es nur um ihre Gedanken und Gefühle geht wie auch solche, in denen sie Ereignisse beschreibt. Die Autorin hält diesen Stil bewundernswert durch. Der Leser hat tatsächlich das Gefühl, einem jungen Mädchen beim Tagebuchschreiben über die Schulter zu schauen, anstatt einen Roman in der Hand zu haben. Neben einer sehr subjektiven Erzählperspektive bedeutet das auch, dass Rebecca nicht nur über die eigentliche Handlung schreibt, sondern auch andere Dinge einbringt. Sie berichtet ausführlich über den Internatsalltag, beschreibt Lehrerinnen, den Unterricht bei Mr. Davies, dem einzigen Mann an der Schule, und erzählt immer wieder von den Unterrichtsinhalten, vor allem den Büchern, die sie lesen muss. Die Autorin schafft es, dass Rebeccas Leben sowie die Besonderheiten der damaligen Zeit lebendig werden.

Dies ist die Grundlage für eine außergewöhnliche Erzählerin, die nicht alles bis ins kleinste Detail beschreibt, sondern häufig nur wenige Sätze benutzt und die Lücken vom Leser selbst füllen lässt. Rebecca wirkt sehr naiv, zurückhaltend und ein wenig prüde – Sex und Jungs findet sie (noch) doof. Gleichzeitig vertraut sie sich aber voll und ganz ihrem Tagebuch an, so dass man sie als Leser wirklich sehr genau kennenlernt und dabei merkt, dass mehr hinter ihrer Fassade steckt. Der Selbstmord ihres Vaters beschäftigt sie beispielsweise sehr, genau wie ihre Sorge um Lucy.

Mit der Zeit merkt man allerdings, dass ihre Sicht der Dinge vielleicht nicht unbedingt der Wahrheit entspricht. Je besser man Rebecca kennenlernt, umso instabiler wirkt sie. Rachel Klein lässt es dabei gekonnt im Vagen, ob die Ereignisse sich wirklich so abgespielt haben, wie Rebecca sie berichtet oder ob sie in Ernessa einfach eine Nebenbuhlerin um die Freundschaft mit Lucy sieht. Steigert sie sich nur rein und sieht Dinge, die nicht da sind, oder benimmt sich Ernessa wirklich so merkwürdig, hat Angst vor dem Sonnenlicht und ein Zimmer voller Motten? Dieses geschickte Verwirrspiel lässt den Leser am Ende zwar ratlos zurück, gelungen ist es trotzdem. Man denkt noch eine ganze Weile darüber nach, wer oder was Ernessa jetzt eigentlich ist und was die Autorin genau damit sagen möchte.

_“The Moth Diaries – Die Sehnsucht der Falter“_ ist ein ungewöhnliches Buch, das geschickt mit seinem Leser spielt. Hervorragend geschrieben und aufgebaut überlässt es ihm am Ende selbst, über die Glaubwürdigkeit von Erzählerin Rebecca zu urteilen. Spannend und sehr lesenswert!

|Originaltitel: The Moth Diaries
Deutsch von Susanne Goga-Klinkenberg
312 Seiten, broschiert
ISBN-13: 978-3841421395|
[www.fischerverlage.de]http://www.fischerverlage.de

Slaughter, Karin – Tote Augen

_Inhalt_

Eine Frau wird auf einer Straße von einem älteren Ehepaar angefahren und liegt nun schwer verletzt mitten auf der Fahrbahn. Doch nicht alle Verletzungen kommen von dem Unfall. Man stellt fest, dass sie vorher misshandelt worden sein muss. Der Ermittler Will Trent beginnt die Umgebung abzusuchen und findet eine unterirdische ausgebuddelte Höhle, welche als grausame Folterkammer diente. Als in unmittelbarer Umgebung auch noch eine Frauenleiche entdeckt wird, sind alle in hoher Alarmbereitschaft und es beginnt die Suche nach dem Entführer und Mörder …

_Kritik_

„Tote Augen“ von Karin Slaughter ist von dem ersten Kapitel an packend. Die Ereignisse werden rückblickend aus der Sicht eines Beobachters geschildert. Es werden verschieden Personen durchleuchtet. Das Buch ist in einer einfachen Sprache geschrieben, so dass es leicht und schnell zu lesen ist. Die Protagonisten und die Schauplätze werden detailliert und anschaulich beschrieben. Die Kapitel sind allerdings ein wenig zu lang gehalten, sodass man manchmal ein wenig auf eine gewünschte Pause warten muss. Das verzeiht man der Autorin aber gern und es ist auch der einzige negative Aspekt, den ich zu beklagen habe. Ich habe mich schnell in die Story eingefunden und konnte den Ereignissen gut folgen.

Der Protagonist und Ermittler Will Trent ist eine interessante Person. Er ist Legastheniker und mogelt sich mit Hilfe seiner Partnerin Faith durch den Polizeialltag. Er war früher in einem Heim und hatte keine tolle Kindheit. Privat läuft es bei ihm auch nicht besonders, denn seine Frau Angie macht was sie will und lässt sich wochen- oder monatelang nicht blicken. Dann erscheint sie plötzlich wieder auf der Bildfläche und Will gibt sich ihr völlig hin. Er ist ihr sozusagen hörig. Er möchte die „Beziehung“ eigentlich beenden, um nicht mehr abhängig von Angie zu sein. Aber er schafft es nicht wirklich.

Auch Wills Partnerin Faith Mitchell ist ein sehr sympathischer Charakter. Sie hat einen Sohn, der bereits erwachsen ist. Sie hat ihn geboren, als sie Teenager war. Jetzt findet sie heraus, dass sie wieder schwanger ist. Außerdem wird nun festgestellt, dass sie unter Diabetes leidet. Dies bereitet ihr alles Kopfzerbrechen, denn ihr Gesundheitszustand macht die Arbeit als Ermittlerin für sie nicht wirklich einfacher.

Ich finde es gut, dass mitunter die privaten Erlebnisse und Gefühle der beiden Ermittler mit in die Geschichte eingeflochten werden. Es ist bestimmt nicht leicht, eine Legasthenie geheim zu halten und nur bestimmte Personen einzuweihen. Bemerkenswert ist auch, wie beide ihr Leben meistern. Faith hat trotz Muttersein noch einen Beruf erlernt und Karriere gemacht. Und Will ist trotz schwieriger Kindheit und seiner Lese- und Rechtschreibschwäche auch ein vernünftiger und guter Mensch geworden, der einen festen Job hat.

Trotzdem wird der Leser in diesem Buch nicht von Gewalt verschont. Die entdeckte Höhle, in der die Frauen gefoltert wurden, wird genauestens geschildert, so dass man die Bilder fast vor Augen hat. Auch die Verletzungen der Frau, die auf der Straße angefahren wurde und die Leiche, die im Wald gefunden wurde, werden detailliert dargestellt. Manches Mal läuft einem ein kalter Schauer über den Rücken. Bis auf ein paar wenige langweiligere Passagen, durchzieht das Buch ein leichter Spannungsbogen, dem man gerne weiter folgen will.

_Autorin_

Karin Slaughter, Jahrgang 1971, stammt aus Atlanta, Georgia, wo sie bis heute lebt. Mit ihren „Grant County“ Thrillern um die Rechtsmedizinerin Sara Linton und Polizeichef Jeffrey Tolliver hat sie sich in den Olymp der Thrillerautoren geschrieben. 2003 erschien ihr Debütroman „Belladonna“, der Karin Slaughter an die Spitze der internationalen Bestsellerlisten katapultierte. Ihre Bücher sind in 30 Sprachen übersetzt und haben eine Gesamtauflage von 20 Millionen Exemplaren überschritten. (Verlagsinfo)

_Fazit_

„Tote Augen“ von Karin Slaughter ist ein überaus gelungener Thriller. Die Autorin versteht sich im Schreiben und darin, der Geschichte zwischendurch eine überraschende Wendung zu geben. Die detaillierten Beschreibungen von den Protagonisten und den Schauplätzen runden das Ganze ab. Ich kann das Buch nur jedem Thriller-Fan ans Herz legen.

|Taschenbuch: 576 Seiten
Originaltitel: Undone
Übersetzt ins Deutsche von Klaus Berr
ISBN-13: 978-3764503437|
[www.blanvalet.de]http://www.blanvalet.de

_Karin Slaughter bei |Buchwurm.info|:_
[„Dreh dich nicht um“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1083
[„Belladonna“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1881
[„Vergiss mein nicht“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=2402
[„Schattenblume“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=2434
[„Gottlos“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3875
[„Entsetzen“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6712

Perry Rhodan – Menschheit am Scheideweg (Silber Edition 80, Teil 1 von 4)

Menschheit am Scheideweg:

Teil 1: 351 MB, 4:09 h, 47 Tracks
Teil 2: – erscheint am 14.02.2012 –
Teil 3: – erscheint am 06.03.2012 –
Teil 4: – erscheint am 27.03.2012 –

Die Handlung:

Das Jahr 3460. Die Milchstraße steht unter der Herrschaft des technisch überlegenen Konzils der Sieben. Leticron, der oberste Helfershelfer der Invasoren, erstickt jeden Widerstand mit eiserner Faust. Die wenigen Menschen, die seinen Truppen entkommen konnten, haben sich in den Schutz einer Dunkelwolke geflüchtet. Da keimt unerwartet neue Hoffnung. Kroiterfahrn, der todkranke Angehörige des bislang unbekannten Konzilvolks Greikos, trifft in der Galaxis ein. Er glaubt, eine Insel des Friedens und des Wohlstands vorzufinden, geschaffen von der gütigen, gerechten Hand des Konzils. Wird es den Menschen gelingen, ihm die Augen für die Wahrheit zu öffnen? Erde und Mond treiben währenddessen nach der misslungenen Flucht durch den Hyperraum weiter im »Mahlstrom der Sterne«, einer unendlich weit entfernten Region des Alls. Noch wärmt das Licht hunderter Atomsonnen die Urheimat der Menschen – doch Perry Rhodan weiß, dass er eine neue Sonne für sie finden muss. Rhodans einzige Hoffnung sind die erklärten Feinde der Terraner.
(Verlagsinfo für die komplette Silber Edition 80)

Dieser Teil:

Pyramiden-Raumer des Konzils sind auf Olymp und Ertrus gelandet und die Laren bereiten die dritte Phase ihrer Invasion vor.

Mein Eindruck:

Auf gehts in die letzte Runde in der Auseinandersetzung mit den Laren, denn dies ist die letzte Silber Edition des Zyklus „Das Konzil“. Aber es geht nicht mit der Erde und auch nicht mit Perry Rhodan weiter. Vielmehr geht es in diesem ersten Teil der „Menschheit am Scheideweg“ darum, wie andere Völker der Milchstraße die Invasion der Konzilsvölker und der Laren im Speziellen erleben und damit umgehen.

Auf Olymp wollen die Laren aus einem Okrill eine neue Rasse züchten, die elektronische Fallen wittern und Personen trotz Maskierung erkennen kann. Das könnte auch Anson Argyris zum Verhängnis werden. Der Vario-500 trägt derzeit eine Springer-Maske.

Und auch auf Ertrus ist eine schwarze Pyramide gelandet, in die Mitglieder des Ertrusischen Beifreiungskommitees eindringen wollen. Und genau in dem Moment als sie das tun, endet dieser Teil der Silber Edition mit einem „My God! It’s full of stars!“-Moment, der leichte Ungeduld und ein wenig Ärger schürt. Zumindest bei den Hörern, die einen Handlungsfortschritt vermissen.

Es ist sicherlich interessant zu erfahren, wie es den anderen Völkern der Milchstraße ergeht, dennoch empfand ich es als etwas in die Länge gezogene Ablenkung von Perry und der „verschwundenen“ Erde, deren Schicksal mich wesentlich mehr interessiert. Dass am Ende alle (Wichtigen) überleben werden, ist eh klar … ist ja auch immer so.

Das Hör-Erlebnis:

Auch wenn es nicht um Perry und die Erde geht, versteht Tom Jacobs mit seiner Interpretation der Handlung, den Zuhörer gut zu unterhalten. Seine Überschweren sind lautstark und druckvoll, sein larischer Oberbefehlshaber Kratos-Pyr klingt aufgebracht und herrisch und sein Rebell Roctin-Par klingt sympathisch.

Je nachdem wie es die Stimmung der Charaktere und die Dramatik der Situation verlangt, variiert Jacobs seine Sprechgeschwindigkeit und steigert dadurch schnell die Spannung. Gehetzt, genervt, verängstigt oder unsicher … alle Gefühle werden dem Hörer glaubhaft und authentisch vermittelt.

Die Effekte – Der Hintergrund

Jedes Kapitel beginnt mit einer kleinen Melodie oder ein paar Sound-Effekten. Danach folgt bei einigen Kapiteln noch ein Ambient-Teppich als Untermalung für den Hintergrund. Dieser Teppich fällt aber kaum auf, weil er so leise und unscheinbar klingt, als wären es Nebengeräusche.

Die MP3s

Die Qualität der MP3s entspricht dem Eins-A-Medien-Standard: 192 kbps, 41,1 kHz und Joint Stereo. Die Tracks sind fortlaufend nummeriert, wobei die Tracknummer im Dateinamen vorn steht und im ID3-Tag am Ende. Auch sämtliche Namen der an der kompletten Silber Edition beteiligten Autoren wurden mit in das ID3-Tag der Dateien geschrieben. Dies macht den Eintrag in der Playlist einiger Abspielgeräte so lang, dass nur noch die Autorennamen zu sehen sind und der Titel am Ende abgeschnitten wird.

Diesmal ziert die grafisch aufpolierte Front von Band 675 „Monumente der Macht“ die ID3-Tags. Das Bild liegt dem Hörbuch zusätzlich als JPG- und als PDF-Datei in der Auflösung 1425 x 1421 bei.

Der Download ist auch als One-Track-Version erhältlich.

Mein Fazit:

Diesmal stehen weder Perry Rhodan noch die versetzte Erde im Mittelpunkt. Vielmehr erfahren wir, wie es den anderen Völkern der Milchstraße ergeht. In diesem Teil geht es um die Planeten Olymp und Ertrus, auf denen die Laren ihre Invasion vorantreiben wollen.

Für die einen ein Lückenfüller, für die anderen ein interessanter Seitenblick über den Terra-Rand hinaus, um auch eine Sicht auf das Schicksal der anderen zu werfen. Vom Sprecher bestmöglich in Szene gesetzt, wirds hier auch gern mal laut.

MP3-Download mit ca. 351 MB Größe
Spieldauer der Lesung: 4:09 h
Anzahl der Tracks: 47
Sprecher: Tom Jacobs
ISBN-13: 978-3943393170
www.einsamedien.de
www.perry-rhodan.net

Hinweis: Die Silber Edition 80 wird zusammen mit dem letzten Download-Teil ab dem 27. März 2012 auch komplett auf zwei MP3-CDs im Handel erhältlich sein.

Selma Lagerlöf – Nils Holgersson (Hörspiel)

Lehrreiche Abenteuer eines Tunichtguts

Nils Holgersson ist ein Tunichtgut. Erst als ein Wichtelmännchen ihn in einen Däumling verwandelt und er sich den Wildgänsen anschließt, machen ihn die vielen Abenteuer bei den Tieren zu einem guten Menschen. Am Schluss revanchiert er sich dafür, zum Lohn wird er in einen Menschen zurückverwandelt.

Die Autorin

Selma Lagerlöf – Nils Holgersson (Hörspiel) weiterlesen

Beecher-Stowe, Harriet – Onkel Toms Hütte

_Höhepunkt amerikanischer Kultur_

Der damalige Präsident Lincoln soll Harriet Beecher-Stowe mit den Worten empfangen haben: „Sie sind also die kleine Frau, die diesen großen Krieg hervorgerufen hat.“ Gemeint war der amerikanische Bürgerkrieg 1861-65, bei dem die Sklavenfrage eine entscheidende Rolle spielte. Auf Krieg war die aus einem Pfarrerhaushalt stammende Autorin sicher nicht aus, hatte doch auch mit ihren zahlreichen Kindern und an der Seite eines lehrenden Theologen genug zu tun, aber es ist nicht ganz unzutreffend, dass ein Gutteil des moralischen Kapitals in diesem Kriege aus diesem Roman stammte.

Der Verlag bringt nun eine Version von Onkel Toms Hütte heraus, die aus dessen Verkommensein zum „trivialen Kinderbuchklassiker“ herausführen soll. Wenn ihn doch die Kinder nur läsen, zum Beispiel vom Verlag Neues Leben, wohl auf der gleichen Übersetzung basierend, von keinem geringeren als Wieland Herzfelde herausgegeben und von Werner Klemke illustriert. Die anonyme Übersetzung ist also nicht so neu, aber man baut vielleicht ein bisschen auf den Fallada-Effekt, der gerade aktuell ist.

_Handlung mit versiegenden Strängen_

Die Anlage scheint zunächst grandios. Wir erleben Onkel Tom in seiner Hütte in Kentucky, einem Sklavenstaat, aber er befindet sich unter einer gutmütigen Herrschaft, die nur gerade mal bankrott ist. Schweren Herzens müssen Tom, einer der wertvollsten Sklaven, und dazu ein kleiner Junge verkauft werden. Letzterer hat natürlich eine Mutter, die mit dem Jungen in letzter Minute nach Norden flieht, während Tom, sich in sein Schicksal ergebend, den Transport nach Süden antritt. Beinahe scheint es, als würde uns der Roman nun nach Süden und Norden entführen, aber der nördliche Strang wird bald verlassen und wir folgen nur dem Schicksal Toms.

Von der titelgebenden Hütte ist nun fast gar nicht mehr die Rede und Onkel Tom gibt uns nur die Orte an, wo die Erlebnisse angesiedelt werden. Zunächst bleibt die bedrohliche Perspektive, auf einer Pflanzung sich zu Tode schuften zu müssen, für Tom aus, weil er an eine großzügige und wohlbestallte Herrschaft gerät und fast gar nichts tun muss, also reichlich Zeit hat, für seine Bibelstudien.

Nun bringt aber die Autorin den wohlmeinenden Teil der Herrschaft zu Tode. Tom, dem schon die Freiheit versprochen war, wird wieder verkauft und erfährt nun doch die ganze Grausamkeit des Sklavenhaltersystems auf einer Plantage, stirbt in einem Nebensatz, aber klar ist, dass dies nicht an Überarbeitung geschah, sondern, weil man ihn moralisch brechen wollte.

_Neuentdeckungen_

Es ist sicher nicht die sprachliche Brillanz, mit der diese Ausgabe gegenüber dem Kinderbuch absticht. Da waren bei Letzterem kaum Abstriche zu verzeichnen. Die Lösung sah die Autorin sicher nicht in der Zuspitzung von Interessenkonflikten bis hin zu einem Krieg. Naturgemäß liegt ihr das Religiöse sehr am Herzen, dessen Lebenshilfekraft man sicher nicht hoch genug anschlagen kann und das in der DDR-Ausgabe ein wenig begrenzt wurde. Man bescheinigte ihr das Abgleiten ins Predigen, was den damaligen Papst allerdings nicht hinderte, das Buch zu verbieten.

Wenn ein Leser aber beschreibt, dass er im Zug mit der Lektüre begann, weinte, aussteigen musste, sich ein Hotelzimmer nehmen und weiterlesen, dann ist das eine Wirkung, wie man sie sich nur von Literatur wünschen kann. Die Stärke ist eben nicht eine konsequente Handlungsführung oder gar das erhellende Aufzeigen von Auswegen, sondern die Erschaffung einer Identifikationsmöglichkeit, selbst für einen Südstaatler. Das ist ein eindeutig christlicher Grundgedanke, und man kann einerseits lernen, wie man wider Erwarten Publizität gewinnt, und andererseits, wie viele Anknüpfungspunkte an das Gefühlsleben der Menschen vor 150 Jahren bereits verloren sind. Das gilt wieder für beide Seiten, für die Rechtlosen, die sich in den Fluss stürzten, wenn ihnen das geliebte Kind genommen wird, wie für die heute kleinere Brötchen backenden Reichen. Das gilt auch für Schriftsteller und Leser, und wegen dieses Buches habe auch ich kein Hotelzimmer gebucht, aber die Sehnsucht danach ist präsent.

|Paperback: 544 Seiten
Originaltitel: Uncle Tom’s Cabin
ISBN-13: 978-3423140607|
[www.dtv.de]http://www.dtv.de/

Eine Rezension zur Hörspiel-Version findet ihr hier: [Onkel Toms Hütte]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=2905

Schüller, Martin – TATORT: Das ewig Böse

_Zur Story_

Die Zaubershow Professor Boernes anlässlich einer Benefiz-Veranstaltung zum Tode des Münsteraner Keksfabrikanten Franz Stettenkamp, erbringt Seltsames. Unter der Hypnose Boernes erinnert sich dessen Enkelin an die Todesnacht und enthüllt dabei, dass dieser, in seinen letzten Atemzügen liegend, meinte vergiftet worden zu sein. Eine Exhumierung der Leiche ergibt, dass der Firmenpatriarch in der Tat vorsätzlich ins Jenseits befördert wurde. Genau wie ein junger Drachenflieger, bei dem man anfänglich erst auf eine Überdosis tippte, bis die gewissenhafte Pathologie-Assistentin „Alberich“ auch in seinem Blut Spuren des gleichen Giftes findet. Kannte der tote Apothekersohn die Familie, die vom alten Stettenkamp kurz zuvor angeblich enterbt werden sollte? Boerne jedenfalls ist die High-Society-Sippe nicht unbekannt, mit Schwiegertochter Sieglinde drückte er damals sogar die Schulbank. Er „unterstützt“ in seiner bekannt aufdringlichen und gestelzten Art seinen stets etwas prolligen wie mürrischen „Kollegen“ Thiel, der sich in feineren Kreisen eher ungern bewegt. Zudem plagen den derzeit geheimnisvolle Geldsorgen.

_Eindrücke_

Martin Schüller adaptierte mit „Das ewig Böse“ inzwischen den zweiten Fall des beliebten Münsteraner Ermittlerteams, wobei dieses natürlich ganz stark von den ständigen Käbbeleien der Hauptfiguren Professor Karl-Friedrich „KaEff“ Boerne und Hauptkommissar Frank Thiel lebt. Doch auch die Randfiguren sind oft ziemlich schräg, zumindest was die androgyne Staatsanwältn Wilhelmine Klemm und Thiels alten, taxifahrenden Herrn „Vaddern“ Herbert angeht, der seine Finger eigentlich immer irgendwie in irgendwelchen krummen Sachen hat. Diesmal selbstverständlich auch wieder. Der Fernsehzuschauer liebt diese gegensätzliche Mischung aus plakativ (über-)präsentierten Intellekt und vermeintlichem Proletentum, die zu haufenweise Situationskomik sowie (Long) Running Gags einlädt, heiß und innig. Die Einschaltquoten sprechen eine deutliche Sprache. Dies vom Drehbuch in den Roman herüber zu retten ist eine verdammt schwierige Aufgabe, die nicht immer gelingen kann, da viel vom Flair allein von den Darstellern u. a. deren Gestik und Mimik abhängt. Im Buch gelten da naturgegeben ganz andere Regeln.

So wird aus dem Roman eine bessere Nacherzählung des bereits aus dem Fernsehen bekannten Stoffes, bei dem eine Menge der dortigen Atmosphäre auf der Strecke bleibt. Ja zwangsläufig bleiben muss, da optische und akustische Eindrücke durch Buchstaben nur schwer zu ersetzen sind. Boernes blasierte Von-oben-herab-Sprechweise ebenso wie Thiels meist etwas schmuddelig wirkendes und zerknittertes Outfit, schmetternde Wagner-Opernklänge in der Pathologie sowie auch solche Kleinigkeiten wie Thiels „Auf der Reeperbahn“-Handy-Klingelton oder die bassig-rauchige Stimme der Staatsanwältin. All das kann man zwar auch in Worte fassen, was auch rege und gekonnt geschieht, doch trotzdem wirkt es nicht so wie auf dem Bildschirm. Der TATORT aus Münster ist besonders deutlich – quasi auf Gedeih und Verderb – auf das Zusammenspiel der Schauspieler gekoppelt. Hauptsächlich das von Axel Prahl und Jan-Josef Liefers. Dennoch ist „Das ewig Böse“ ein vielschichtiger, zuweilen undurchsichtiger und interessant zu lesender Fall. Vom Spannungsbogen her ziehen da beide Fassungen in etwa gleich.

_Fazit_

Ganz klarer Vorteil für die TV-Fassung, die darstellerisch aus dem Vollen schöpfen kann, während der Roman in dieser Disziplin klar ins Hintertreffen gelangt – trotz aller ehrenhaften Bemühungen des Autors den Fall, den ihm das Drehbuch vorgibt, in trockene Tücher zu bekommen. Das gelingt eigentlich auch passabel und liest sich flott, doch der allerletzte Pfiff der Fernsehvorbilder fehlt dem Buch, wenn man den direkten Vergleich zieht. Das kann man ihm allerdings nicht einmal wirklich anlasten, der Münsteraner Tatort lebt eben ganz stark von den Schauspielern und die kann man nicht so ohne Weiteres in Worte pressen, was schlicht und einfach in der Natur der Sache liegt.

|Taschenbuch, 154 Seiten
Martin Schüller nach einem Drehbuch von Rainer Matsutani
Erstveröffentlichung: Oktober 2010
ISBN 978-3-89705-748-7|
[Emons Verlag]http://www.emons-verlag.de

_Der TATORT bei |Buchwurm:|_
[40 Jahre TATORT – Das Lexikon]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7281
[Köln: Die Blume des Bösen]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6803
[München: A gmahde Wiesn]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6804
[Saarbrücken: Aus der Traum]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6547
[Berlin: Blinder Glaube]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5914
[Kiel: Borowski und die einsamen Herzen]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7105
[Hannover: Erntedank]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7000
[München: Starkbier]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7149
[Bremen: Strahlende Zukunft]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5956
[Münster: Tempelräuber]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6549
[Leipzig: Todesstrafe]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6346
[Köln: Das Phantom]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7655

Haubold, Frank – Kinder der Schattenstadt, Die

_Das Erbe des Bösen_

In einem verlassenen Schacht begegnet der zwölfjährige Fabian zum ersten Mal dem dunklen Vogel, einem geheimnisvollen Wesen aus dem Grenzland zwischen Leben und Tod. Entsetzt ergreift er die Flucht, doch das unheimliche Geschöpf verliert nie seine Spur. Unerbittlich konfrontiert es Fabian mit den Schattenseiten einer Welt, die mehr und mehr aus den Fugen gerät. Erst vierzig Jahre später offenbart ihm der dunkle Vogel sein grausames Geheimnis … (Info des Verlags)

Zur Leseprobe: http://www.frank-haubold.de/docs/leseprobe.pdf

Zum Video auf YouTube: http://www.youtube.com/watch?v=YDaPHrjN-fw&feature=share (Achtung: sehr gruselig!)

_Der Autor_

Eigene Angaben: „Ich bin 56 Jahre alt und schreibe seit rund 20 Jahren überwiegend Kurzgeschichten und Erzählungen. Nach dem Abitur habe ich Informatik an der TU Dresden studiert und nach ein paar Jahren Berufspraxis an der Humboldt Universität zu Berlin promoviert. Ich bin verheiratet und lebe mit meiner Frau in einem Dorf namens Waldsachsen nahe der Stadt Meerane auf halber Strecke zwischen Gera und Chemnitz.“

Über sein erstes Buch: „Mein erstes Buch „Am Ufer der Nacht“ handelt von einem jungen Mann namens Robert, der von unheimlichen Träumen heimgesucht wird. Erst nach und nach findet er heraus, daß sie einem bestimmten Muster folgen und ihn letztlich in die Lage versetzen, sich gemeinsam mit seinen Freunden einer drohenden Katastrophe entgegenzustellen.“ Dies war der Ausgangspunkt für „Die Kinder der Schattenstadt“.

Seinen Erzählband „Die Sternentänzerin“ habe ich rezensiert, und die Berichte finden sich im Netz.

_Handlung_

In den letzten Tagen des 2. Weltkriegs vereiteln ehrbewusste Wehrmachtssoldaten, dass eine Vernichtungswaffe Hitlers zum Einsatz kommt: „Thors Hammer“ soll per Rakete einen tödlichen Kampfstoff über deutschem Boden freisetzen und so Freund wie Feind töten. Das Tunnelsystem, in dem sich die Startanlage befindet, wird durch eine Explosion verschüttet. Doch etwas hat überlebt.

Ende der 60er Jahre tut sich in einer sächsischen Kleinstadt die Talstraßenbande zusammen: Fabian, der lange Henry, Damian Martens und andere suchen Abenteuer, im Wald und anderswo. Im Wald stoßen sie auf einen abgeschlossenen Schacht, in dessen Grund ein unheimliches Licht leuchtet.

Weil sie ihn einen fetten Feigling genannt haben, gibt Damian vor, allein in das Tunnelsystem einsteigen zu wollen. Als der „Dicke“ tagelang der Schule fernbleibt, entschließen sich die anderen, ihn zu suchen und Fabian steigt in den Schacht ein. Im Tunnelsystem trifft er auf einen riesigen Raubvogel und entkommt ihm mit knapper Not. Er ahnt nicht, dass ihn der Vogel vor etwas Schlimmem bewahrt hat. Weil Damian sie in die Irre geführt hat, verprügeln sie ihn, was er ihnen niemals verzeiht. Wenig später stirbt seine Großmutter unter mysteriösen Umständen…

Die Jahre gehen ins Land. Fabian verliebt sich in Lena, doch gerade als er am Ufer eines Waldsees mit ihr schlafen will, stürzt ein Raubvogel herab, um ein Kaninchen zu schlagen. Aus ist’s mit der trauten Zweisamkeit, und ihrer beider Lebenswege trennen sich. Fabian muss für 18 Monate zum Militär. Dort bekommt er es mit Typen wie Gronau zu tun, die Spaß daran haben, Schwule wie Conrad Weissenberg fertigzumachen. Am Tag nach einer Alkoholbeschaffungsaktion an Heiligabend wird Weissenbergs Leiche entdeckt. Selbstmord, heißt es, doch Jahre später wird Fabian eines Besseren belehrt.

Während sich Damian Martens mit Hilfe eines dunklen Wesens, seines „Schattenbruders“ Rico seiner Mutter und seines Stiefvaters entledigt und sich anschließend unrechtmäßig ein Vermögen aneignet, findet Fabian seine Bestimmung im Schreiben von Romanen – eine brotlose Kunst. Als nach der Wiedervereinigung ein westdeutscher Luftfahrtkonzern namens Aerotron, der Damian Martens gehört, auf dem ehemaligen russischen Flugplatz eine Fabrik errichtet, die ungewöhnlich scharf bewacht wird, beginnt sich Fabian für die Vorgänge zu interessieren. Er sieht den langen Henry wieder, der wenig später Fotos vom Inneren der Fabrik macht: Hier wird ein Tarnkappenbomber gefertigt!

Bei einem Klassentreffen entkommen Fabian und Lena um Haaresbreite einem Anschlag, weil sich wiederum ein Raubvogel einmischt. Doch Henry hat nicht soviel Glück: Er wird von Martens‘ Handlangern ermordet und auf einem Schrottplatz „entsorgt“, Martens bereitet indes den entscheidenden Einsatz seines Tarnkappenbombers vor.

Unterdessen erhält Fabian eine aufregende E-Mail aus den USA: Der Bruder des toten Conrad Weissenberg, David, bestreitet kategorisch, dass Conrad Selbstmord begangen habe; ihre Religionsgemeinschaft verbiete dies strengstens. Vielmehr verhalte es sich so, dass sich das Böse immer weiter ausbreite, und nur drei Auserwählte könnten ihm Einhalt gebieten: der Falke, der Träumer und die Löwin. Diese würden von den Hütern beschützt, Geistwesen in Raubvogelgestalt. Jetzt endlich ahnt Fabian, um was es geht: Ist er vielleicht der Träumer aus dieser Legende (oder was immer es ist)?

Wenige Tage später ist auch David Weissenberg tot, genau wie er es vorhergesehen hat. Gemäß seinen Anweisungen speichert Fabian den Mail-Anhang und löscht die Mail. Doch er rätselt, wie er den „Sendboten der Finsternis“ entgegentreten soll, sollte er wirklich einer der drei Auserwählten sein?

_Mein Eindruck_

Vierzehn Jahre hat der Autor an diesem Roman gearbeitet, will man seinen Angaben im Nachwort glauben. Ursprünglich 1997 unter dem Titel „Das Ufer der Nacht“ veröffentlicht, war das Buch ein Episodenroman. Und so mutet uns auch das Buch in seiner heutigen Form an. Immer wieder hat der Autor daran Szenen verändert, musste aber – zu unserem Glück einsehen – dass damit kein Erfolg zu erreichen war. Und so schrieb er wohl ganze Kapitel neu.

Das Endergebnis von 14 Jahren Arbeit kann sich durchaus sehen lassen, ist solide gebaut und erzählt, doch würde man ihm noch ein weiteres Jahrzehnt der Genese wünschen. So wechselt in einem frühen Kapitel eine der Figuren plötzlich ihren Namen von Lothar zu Roman und wieder zu Lothar. Auch die Geographie würde man sich deutlicher wünschen, denn eine Landkarte fehlt. Nur wenn vom „Totenwald“ oder „Hammerholz“ die Rede ist, ahnen wir, dass hier die Nazis ihre Tunnel gebaut – und gesprengt – haben.

|Aufstieg des Bösen|

So etwa wird der Aufstieg des „Dicken“ Damian Martens nur im Ansatz erzählt, sein restlicher Aufstieg zum unumschränkten Herrscher des Bösen in Europa wird lediglich im Spiegel der Begegnungen mit ihm sichtbar. Er ist ein Besessener, und wir müssen wohl annehmen, dass der böse Geist „Riccardo“, der ihn lenkt wie ein zweites Bewusstsein, die Zerstörung der Welt im Sinn hat. Der Bürgerkrieg in Russland und der Krieg im Nahen Osten sind nur ein Anfang, die Schutzkuppel über Europa erweist sich als zweischneidiges Schwert – als Gefängnis nämlich.

|Das Team der Guten|

Der böse Geist, der in Damian gefahren ist, hat jedoch einen Widersacher, einen Hüter, der den Werdegang seiner Schützlinge lenkt und behütet. Seine Gestalt ist die eines Raubvogels, und Fabian begegnet ihm ebenfalls in dem unterirdischen Tunnelsystem. Gut gegen Böse – diese Konstellation tritt uns in jedem besseren Horror-Roman, der nicht auf Splattereffekte aus ist, entgegen.

Merkwürdig ist lediglich, dass Fabian, Lena und Martin, die den Inkarnationen „Falke, Löwin und Träumer“ entsprechen, weder selbst über ihre Rolle reflektieren, noch sich, wie jeder vernünftige Mensch es täte, untereinander darüber unterhalten. Bevor sie sich zum Showdown mit Damian begeben, scheinen daher die Figuren mehr dem Willen ihres Schöpfers zu gehorchen als einem inneren Drang. Wollen sie Europa befreien? Nein. Wollen sie dem Guten zum Sieg verhelfen, dem drohenden Grauen Einhalt gebieten? Auch nicht, denn nun, nachdem sie alles verloren haben, wollen sie lediglich dem Spuk ein Ende bereiten; dem Spuk, den Damians Aerotron AG über sie und ihre Heimat gebracht hat. Dafür sind sie bereit, ihr Leben zu geben. Ein Himmelfahrtskommando also.

|Geschichte und Generation|

Wer nun an Stephen Kings Horror-Klassiker „Es“ denkt, liegt nicht verkehrt. Zwischen Anfang und Ende der Geschichte, zwischen den beiden Generationen liegen vierzig Jahre (wie der Klappentext suggeriert). Es könnte Zufall sein, aber genauso lange hatte auch die Deutsche Demokratische Republik Bestand. Wir haben es also nicht nur mit einem Horror-Roman zu tun, sondern auch mit einem alternativen Geschichtsverlauf.

Thema ist europäische und spezifisch deutsche Geschichte aus dem Blickwinkel der DDR-Bevölkerung, was bei einem Autor aus Ostdeutschland sicherlich nicht verwundert. Damit kennt er sich aus. Genau berichtet er von den Zuständen in der Nationalen Volksarmee, lässt aber das Spitzelwesen der Stasi ziemlich außer Acht. Dass Republikflucht jedoch in Sippenbestrafung resultierte, ist nur ein Aspekt des Stasi-Staats, der erwähnt wird. Damian wächst in Westdeutschland auf – und begeht doch seine erste (?) Mordtat.

|Nazi-Erbe|

Das giftige Erbe der Nazis bildet den Anfang und das Finale des Romans. Damian hat die kampfstoffbeladenen Raketen von „Thors Hammer“ reaktiviert und will die tödliche Waffe endlich auf Europa loslassen. So schließt sich der Kreis. Die symbolische Bedeutung kann dem Leser nicht verborgen bleiben: Das Nazi-Erbe wurde in der DDR offensichtlich nur begraben statt aufgearbeitet.

|Epilog|

Das Finale ist noch nicht der Schluss des Romans. Der Epilog spielt in einer Post-Holocaust-Epoche etliche Jahre danach. Doch die Raketen der Vorzeit sind immer noch aktiv. Und wer weiß, was noch über kommende Generationen kommen kann. Eine Nachfahrin Lena Kronbergs, der „Löwin“, hat keinen wissenschaftlichen Begriff mehr für die „bösen Geister und Dämonen“ der Vergangenheit, die allenthalben im Boden zu finden sind – eine Reflexion der Urszene, die Fabian und Damian in den Nazitunneln erleben.

_Unterm Strich_

Der Roman erzählt den 40 Jahre dauernden Kampf von Menschen, die einst einer Kinderbande in Sachsen angehörten, gegen den Abtrünnigen, den sie zu Beginn, in den sechziger Jahren, verprügelten und aus ihrem Kreis ausstießen. Er rächt sich furchtbar, indem er einen von ihnen nach dem anderen umbringen lässt. Doch sein besessener Racheplan reicht viel weiter: Er hat die Vernichtung des Abendlandes und der Welt mit Hilfe arabischer Terroristen im Sinn. Wissentlich oder nicht, erfüllt er damit den letzten Willen der Nazis aus den letzten Tages des Zweiten Weltkriegs. Es ist kein Zufall, dass sich Damian, der Rächer, mit islamistischen Terroristen und Killern zusammengetan hat.

„Kinder der Schattenstadt“ ist sowohl Horrorroman als auch alternativer Geschichtsverlauf, ein Generationenroman wie auch eine pazifistische Warnung vor dem Holocaust, zu dem die Menschheit in der Lage ist. Der Autor hat auf viel Realismus geachtet, deshalb findet man wenig Mystik darin. Das wiederum macht Fabians Visionen vom Wächter, der ihn warnt, umso auffälliger.

Der Haken ist, dass Fabian diese Ebene verdrängt als sie in sein Leben zu integrieren. Er wird keineswegs ein kauziger Seher, sondern bleibt einer der „Stillen im Lande“, ein Beobachter, wenn auch ein Erzählender. Schön ist, dass er in der Thai-Boxerin Sirien eine liebende Beschützerin findet. So können ihn Damians Schergen nicht erreichen. Aber warum spricht er nicht mit ihr über den Wächter und die Rolle, die ihm dadurch zugewiesen worden ist?

Fabians verhinderte Liebesgeschichte mit Lena Kronberg lässt sich gut an, wird aber spektakulär abgebrochen. Erst kurz vorm Finale gönnt ihnen ihr Schöpfer eine Liebesnacht im Biwak, um vor dem Showdown Abschied zu nehmen. Das ist alles andere als romantisch. Und Lenas Abgang ist alles andere als heroisch, sondern eher banal.

Die Wünsche des Lesers, die Hauptfiguren zu Helden zu stilisieren, werden also alle abgeblockt. Das mag gut für die Glaubwürdigkeit sein, mindert aber den Unterhaltungswert beträchtlich. Die Action im Showdown ist klasse geschildert und führt auch zum verdienten Erfolg, aber man kann sich des Verdachts nicht erwehren, dass sie lediglich dazu dient, dem Ganzen endlich den ersehnten Abschluss zu verleihen.

Noch ein wenig mehr Arbeit, und aus diesem Roman wäre eine homogenere Geschichte geworden, die durch mehr Tiefgang größeren Eindruck hinterlassen würde. Aber nach 14 Jahren musste ja wohl mal Schluss sein.

|Taschenbuch: 320 Seiten
ISBN-13: 978-3898400121|
[www.blitz-verlag.de]http://www.blitz-verlag.de

Downs, Tim – Totenwache

_Die |Nick Polchak|-Romane:_

(2003) Fliegenfutter |(Shoofly Pie)| – Goldmann TB 46527
(2004) Totenwache |(Chop Shop)| – Goldmann TB 46528
(2007) |First the Dead|
(2008) |Less Than Dead|
(2009) |Ends of the Earth|
(2011) |Nick of Time|

_Das geschieht:_

Die Karriere der Pathologin Dr. Riley McKay will am Rechtsmedizinischen Institut von Allegheny County im US-Staat Pennsylvania nicht recht in Gang kommen. Dr. Nathan Lassiter, ihr Chef, nutzt sie aus und verbietet ihr, an bestimmten Obduktionen teilzunehmen. Letzteres erregt ihre Neugier. Riley beschafft sich einige auf diesen Leichen gesammelte Insekten und bittet Dr. Nicholas Polchak um Hilfe.

Der forensische Entomologe lehrt als Dozent an der North Carolina State University und genießt zumindest fachlich einen guten Ruf. Privat ist Polchak ein kritisch denkender Exzentriker, dem seine Forschung über alles geht und der nicht bereit ist, sich als gut geschmiertes Rädchen in die Universitätsmaschine einfügen zu lassen.

Da Polchak sich quasi auf Anhieb in die nicht nur kluge, sondern auch schöne Riley McKay verliebt, ist er bereit, ihr bei den Ermittlungen zu helfen. Weil er dabei ebenso unorthodox wie erfolgreich vorgeht, werden schnell Lassiters Verbindungen zu einer aufstrebenden Firma namens „PharmaGen“ offenbar. Dort will man Medikamente entwickeln, die speziell auf das Genom von Kranken abgestimmt werden und dadurch besonders gut wirken.

Doch „PharmaGen“ steckt in finanziellen Schwierigkeiten, denn die Vorarbeiten ziehen sich hin. Dies macht die Firma anfällig für die Einflüsterungen des manipulativen Dr. Julian Zohar, der als Geschäftsführer der Koordinationsstelle für Organbeschaffung in Pittsburgh seit Jahren darum bemüht ist, die Organspende-Bereitschaft seiner Mitmenschen zu erhöhen. Da er damit erfolglos blieb, ging Zohar zu unredlichen Methoden über. Er hat sich der Dienste einiger skrupelloser Schergen versichert, die ‚Spender‘ auf offener Straße überfallen und ihrer wertvollen Organe berauben. Zohar verkauft sie für viel Geld reichen aber kranken und schweigsamen Zeitgenossen. Schnüffler wie Polchak und McKay sind schlecht fürs Geschäft, und Zohar macht sich Gedanken, ob und wie er sie am schnellsten ausschalten kann …

|Nicht allzu ausführliche Körperwelten|

Ein Kriminalroman mit zwei Forensikern in den Hauptrollen, von denen der eine sich der Erforschung leichenfleischhungriger Insekten verschrieben hat: Erwarten ‚durfte‘ man den Versuch, die „CSI“-gestählte Leserschaft durch die neuerlich auf die Spitze getriebene Schilderung verwesungsbedingter Scheußlichkeiten aufmerksam zu machen.

Da sogar dieser Fraktion allmählich übel zu werden beginnt, ist es erfreulich zu erfahren, dass Tim Downs sich in diesem Punkt zurücknimmt. Detaillierte Leichenschauen sind in diesem zweiten Teil seiner Serie um den Entomologen Nick Polchak weder Selbstzweck noch ein Drehen an der Ekel-Schraube, sondern nur dort angesagt, wo sie der Story dienen.

Der zynische Rezensent könnte nun einwenden, dass dies der erste deutliche Hinweis auf einen zwar routinierten aber gleichzeitig glatten, seine Leser etwas zu offensichtlich manipulierenden Krimi ist. Für vor allem unterhaltsame Dutzendware gibt es jedoch ein kopfstarkes Publikum, dem Downs Interesse – wenn auch nicht unbedingt als Krimi-Autor – seit jeher gilt. Er orientiert sich deshalb am US-Fernsehen, dessen Erfolg u. a. auf das möglichst geschickte Neu-Arrangement bewährter Elemente zurückzuführen ist.

|Grissom 2.0 – dieses Mal mit Gefühl|

Dazu gehört die Balance zwischen „Handlung“ und „Hintergrund“: Während das Geschehen seinen Lauf nimmt, wird das Privatleben der Hauptfiguren thematisiert. Auf diese Weise steigert sich die Identifikation zwischen Leser und Figur. Dies funktioniert bei geschickter und wohldosierter Anwendung sogar bei denen, die solche seifenoperliche Einschübe mit Misstrauen betrachten.

Alte Tricks lassen sich verpacken. So hilft es, den Figuren ‚interessante‘ Eigenarten auf den Papierleib zu schreiben. Dabei sollte nicht übertrieben werden. Ein bisschen exzentrisch ist liebenswert, richtig schräg dagegen riskant, weil es das Zielpublikum verschrecken könnte. Also setzt Autor Downs seinem Dr. Polchak eine monumentale Brille auf, die allein ihn bereits optisch vom Gros seiner Mitmenschen absetzt. Ansonsten und trotzdem ist Nick ein Chaot und sanfter Meuterer gegen das Establishment, was ja jeder von uns gern wäre, sich zu sein in der Regel aber nicht traut.

Dazu kommen eine tragische, allmählich enthüllte Familiengeschichte, ein nettes Wesen, das trotz der unkonventionellen Fassade sogar von schönen Frauen wahrgenommen wird, sowie einige gute Freunde, denen Downs den Realismus zugunsten offensiver Schnurrigkeit ausgetrieben hat, was sie stets gut für ulkige Zwischenszenen werden lässt: Fertig ist der kantenfreie Grissom 2.0, der nie irritiert, sondern völlig für sich einnimmt.

Ihm zur Seite steht eine Heldin, die wie schon erwähnt nicht nur schön, sondern auch intelligent bzw. klug ist und die positiven Seiten des zerknautschten Dr. Nick sogleich erkennt. Sie trägt keine dicke Brille, sondern ist mit einem Nierenleiden geschlagen, das den gutherzigen Leser um sie bangen lässt. Zwar ist die nette Riley ein wenig zu steif in Wesen und Charakter, aber Nick lehrt sie, lockerer zu werden, d. h. sich auf Prominenten-Partys einzuschleichen, in die Häuser Verdächtiger einzubrechen oder heimlich Leichen zu untersuchen.

|Immer verdächtig: Krimi mit Moral|

Der Plot bzw. der Fall klingt alarmierend aktuell und authentisch, ist aber tatsächlich völlig abgehoben. Dass ein verrückter aber (selbstverständlich) genialer Nachfahre von Dr. Frankenstein Organtransplantate im Stil des organisierten Verbrechens beschafft, die erforderliche ‚Ware‘ dabei jedoch durch Mord und nach Operation im Straßengraben beschafft werden muss, will einfach nicht logisch klingen und würde nicht nur einer neugierigen Nachwuchs-Pathologin auffallen.

Downs geht es auch nicht um Realismus. Auf der einen Seite findet sich – als Absicht redlich – der Wunsch, eine möglichst spannende Handlung zu kreieren. Dem gegenüber steht das Bedürfnis, dem Publikum außerdem eine Lehre zu erteilen. Tim Downs ist nicht ’nur‘ Autor, sondern auch Missionar. Dies darf man wörtlich nehmen, denn er gehört zu den treibenden Kräften innerhalb des „Campus Crusade for Christ“, einer Bewegung, die christliches Denken und entsprechende Werte in den Köpfen zukünftiger Wissenschaftler verankern will. (Die US-Leser finden „Totenwache“ übrigens im Programm eines auf ‚christliche‘ Literatur spezialisierten US-Verlags.)

Was damit gemeint ist, verdeutlicht u. a. eine ausführliche Unterhaltung zwischen Dr. Nick und einem alten, weisen, gar liebenswürdigen Theologen, in deren Verlauf vermittelt wird, dass Gott dort verortet werden sollte, wo schnöde Fakten das Universum aus jenen Fugen geraten lassen, innerhalb derer die frommen Anhänger eines göttlich-„smarten“ Weltbilds es lieber gebettet sehen. Die Argumentation ist hinterlistig aber in ihrem geschmeidigen Zurechtbiegen der Fakten interessant, für die Handlung hat sie freilich keinerlei Bedeutung.

Zwar trägt Downs nie ganz dick auf, doch er kann und will seinen Hintergrund nicht verleugnen. Das erschwert allerdings die publikumswirksame Annäherung von Dr. Nick und Dr. Riley, die zwar wollen aber nicht können, weil sie Vorbildfunktionen erfüllen müssen. Sie verstecken sich daher hinter scheinbar unverbindlichen Witzeleien (Nick) oder persönlichen Ängsten (Riley) und eiern auf diese Weise viele Kapitel ziellos umeinander. Als es so nicht mehr weitergeht und unkeusche Ferkeleien drohend bevorstehen, löst ein tragisches Ereignis dieses Dilemma.

|Schwach ist der Mensch, schlau das Böse|

Der Teufel tritt heutzutage lieber im Anzug gewandet und ohne Forke auf. Downs gibt sich große Mühe, den Organräuber Zohar nicht als selbstgerechten Schurken, sondern als fehlgeleiteten Menschen darzustellen. Er wollte einst das Richtige und hat sich erst nach dem Scheitern seines Plans entschlossen, den Doppelpfad von Recht und Ethik zu verlassen. Auch dies wird uns im Rahmen einer lehrreichen Diskussion zwischen Polchak und Zohar dargelegt, was wie vorauszusehen mit einem moralischen Sieg des guten Dr. Nick endet, während sein Gegner sich als schlechter Verlierer in Mordankündigungen ergeht.

Damit es im Finale noch ein wenig dramatischer zugeht, enthüllt ein Mitglied von Zohars Mord-und-Ausschlacht-Teams seine schockierende Doppel-Identität. Noch ist der Gipfel der Unwahrscheinlichkeit nicht erklommen, denn nicht das Gesetz, sondern eine Art göttliche Gerechtigkeit richtet (in selbstgerechter Zusammenarbeit mit Dr. Nick) Zohar und seine Strolche. Das soll nach Downs Willen seine Leser bis ins Mark treffen, ist aber vor allem eines: lächerlich.

So scheitert dieser Roman nicht an seiner Plotschwäche oder einem schlechten Stil, sondern am Sendungsbewusstsein seines Verfassers. Downs schreibt gut genug, um erkennbar zu machen, wie er seine Geschichte durch die ihr aufgezwängte Mission erst hemmt und schließlich ruiniert. Das ist interessant zu verfolgen aber dem Krimi-Genuss keinesfalls förderlich.

_Autor_

Die erste Karriere des Tim Downs begann während seiner Studienzeit an der Indiana University. Dort schuf er 1974 den Comic Strip „Downstown“, der zunächst die harmlosen Alltags-Abenteuer zweier Studenten erzählte, die 1979 in die Erlebnisse zweier Single-Freunde überführt wurden, als Downs seinen Strip an das „Universal Press Syndicate“ verkaufen konnte. In den dort angeschlossenen Zeitungen erschien „Downstown“ sieben Jahre, bevor Downs die Serie 1986 auf eigenen Wunsch beendete.

Als Schriftsteller begann Downs in Zusammenarbeit mit seiner Ehefrau Joy sowie in seiner Eigenschaft als Gründer des „Communication Center“, einer mit dem „Campus Crusade for Christ“ verbandelten Einrichtung, die auf den Erhalt christlicher Werte (in der Definition genannter Kreuzfahrer) in der Welt der Wissenschaft zielt. Diesbezügliches Gedankengut floss 1999 in Downs Erstling, das Sachbuch „Finding Common Ground“, ein.

2003 ergänzte er sein Repertoire um Kriminalromane, in denen er seine Lehren in Unterhaltung verpackt. „Shoofly Pie“ wurde gleichzeitig das Debüt des forensischen Entomologen Dr. Nicholas Polchak, zu dessen weiterhin fortgesetzten Aktivitätsbeschreibungen als privater und genrekonform auf eigene Faust handelnder Ermittler sich einige Stand-Alone-Thriller gesellten. Zumindest ein Publikum, das geistliche Anleitung à la Downs schätzt, ließ seine Bücher recht erfolgreich werden.

Mit seiner Familie lebt und arbeitet Tim Downs in Cary, US-Staat North Carolina.

|Taschenbuch: 448 Seiten
Originaltitel: Chop Shop (West Monroe/Louisiana : Howard Books 2004)
Übersetzung: Christian Quatmann
ISBN-13: 978-3-442-46528-6
Als eBook: November 2010 (Wilhelm Goldmann Verlag)
ISBN: 978-3-641-05160-0|
[www.timdowns.net]http://www.timdowns.net
[www.randomhouse.de/goldmann]http://www.randomhouse.de/goldmann

T. H. White – Der König auf Camelot (Band 1-4)

Der König auf Camelot:

Buch 1: „Das Schwert im Stein“ (1938)
Buch 2: „Die Herrin von Luft und Dunkelheit“ (1939)
Buch 3: „Der missratene Ritter“ (1940)
Buch 4: „Die Kerze im Wind“ (1958)
Buch 5: „Das Buch Merlin“ (1977)

Die beste Version der Artus-Legende

Auch dies ist eine Verarbeitung der Artus-Legende, die eigentlich eine französische Erfindung war – und eigentlich die beste, einfallsreichste und vergnüglichste überhaupt. T. H. White hat sein Epos über 20 Jahre hinweg von 1938 bis 1958 geschrieben, also länger, als Tolkien für den „Herrn der Ringe“ benötigte.

T. H. White – Der König auf Camelot (Band 1-4) weiterlesen

Larke, Glenda – Magierin, Die (Die Inseln des Ruhms 3)

Die Inseln des Ruhms:

Band 1: „Die Wissende“
Band 2: „Der Heiler“
Band 3: „Die Magierin“

Glut und ihren Gefährten ist es auf Xolchaspack endlich gelungen, den Dunkelmagier Morthred zu vernichten. Flamme jedoch hat sich noch vor Morthreds Tod aus dem Staub gemacht und ist nach Breth gesegelt, um dort Morthreds ursprünglichen Plan auf eigene Rechnung durchzuführen. Ruath ist ihr gefolgt, aber außerstande, etwas zu ihrer Rettung zu unternehmen.

Während Flamme immer mehr unter den Einfluss der Dunkelmagie gerät, hat die Gruppe um Glut sich getrennt. Thor und Kelwyn machen sich auf den Weg nach Tenkor, um dort nach einem Heilmittel gegen die Dunkelmagie zu forschen. Glut und Dek versuchen derweil, Flamme wiederzufinden, um sie ebenfalls nach Tenkor zu bringen.

Noch einmal wurde die Riege der Figuren um zwei weitere ergänzt. Elarn ist ein Gezeitenreiter, eine Art Surfer, der als Bote zwischen der Hauptstadt der Wahrer-Inseln und der Hafenstadt Tenkor unterwegs ist. Außerdem ist er ein leichtfertiger, egozentrischer, junger Kerl, der sein Hirn zwischen den Beinen herumträgt und erst noch erwachsen werden muss.

Und dann ist da noch Jesenda, Dasriks Tochter. Sie ist nicht nur eine Silbin, sondern auch intelligent, schön und stolz. Außerdem besitzt sie einen ausgeprägten Hang zum Risiko. Und sie ist so nachtragend, dass man es schon als rachsüchtig bezeichnen muß.

Beide sind ausgesprochen gut und lebendig gezeichnet. Dasselbe gilt für Ruarth, der in diesem Band erstmals als Erzähler auftritt, und dessen Persönlichkeit dadurch erheblich an Tiefe gewonnen hat. Nicht nur wegen seiner Verzweiflung angesichts der Umwandlung Flammes, auch die Auswirkungen von Morthreds Tod, mit denen er zu kämpfen hat, wurden dadurch noch deutlicher. Überhaupt gehört die eindringliche Schilderung dessen, was den Dunstigen-Vögeln widerfahren ist, zu den gelungensten Aspekten des gesamten Zyklus.

Die Handlung wurde durch die zusätzlichen Erzähler ebenfalls um einen weiteren Strang erweitert. Das wirkt sich zunächst nicht allzu stark aus, da das Hauptaugenmerk dabei auf Ruarth und Elarn liegt. Erst zu Beginn des Showdowns wird auch wieder aus der Sicht von Glut und Kelwyn erzählt.

Der Spannungsbogen hat dadurch nicht gelitten. Tatsächlich hatte beim Lesen dieses dritten Bandes weder Durchhänger, noch fühlte ich mich durch Wiederholungen genervt. Zwar entwickelt dauert es ein wenig, bis Elarn und Jesenda eingeführt und aufgebaut sind, die Entwicklung in Breth sorgte jedoch dafür, daß die Handlung insgesamt auch während dieser Phase interessant blieb, zumal es der Autorin gelungen ist, beide Stränge allmählich aufeinander zuzuführen und so eine Situation zu schaffen, in der Glut und ihre Helfer gleich von zwei Seiten in die Zange genommen wurden. Zwar weiß der Leser, dass Glut überleben wird, wie hätte sie Shor iso Fabold aus Kell sonst die ganze Geschichte erzählen können. Flamme dagegen hat während des gesamten Zyklus nicht ein einziges Wort selbst erzählt …

Einige nette Details sorgten für zusätzlichen Pepp, darunter ein erneuter Auftritt des kauzigen Garwin Gilfeder, dessen medizinischer Blickwinkel auf das Phänomen der Magie eine angenehme Abwechslung bedeutete, sowie die Tagebucheinträge einer jungen Kellin, welche bisher nur in Shor iso Fabolds Briefen aufgetaucht ist, und die ebenfalls eine völlig andere Sichtweise beinhalten als die des Ethnologen.

Bleibt zu sagen, dass der dritte Band endlich gehalten hat, was seine Vorgänger versprochen haben. Er war interessant, abwechslungsreich und spannend und hat keine Fragen offen gelassen, sodass der Leser am Ende des Zyklus das Buch zufrieden zuklappen kann. Insgesamt betrachtet war der Zyklus vielleicht nicht einer der mitreißendsten, hat sich gegen Ende aber spürbar gesteigert, und die glaubwürdigen und lebendigen Charaktere sowie der gelungene Entwurf der Magie trösteten über die vorhandenen Schwächen hinweg.

Glenda Larke stammt aus Australien und wollte schon als Kind Schriftstellerin werden. Zunächst kam jedoch eine Heirat und ein Lehrerberuf dazwischen. Bei einem längeren Aufenthalt in Wien kehrte die Lust am Schreiben zurück, seither hat die Autorin den Einzelroman „Havenstar“ sowie die Trilogien The Mirage Makers und The Isles of Glory geschrieben. „Die Wissende“ ist der erste Band der Trilogie Die Inseln des Ruhmes und das erste ihrer Bücher, das ins Deutsche übersetzt wurde. Der letzte Band ihres jüngsten Zyklus Watergivers kam letztes Jahr in die Buchläden. Die nächste Trilogie mit dem Arbeitstitel |Sorcery and Spice| ist bereits in Arbeit.

Taschenbuch: 574 Seiten
Originaltitel: The Isles of Glory 3 – The Tainted
Deutsch von Susanne Gerold
ISBN-13: 978-3-442-26762-0

www.glendalarke.com
www.randomhouse.de/blanvalet

Der Autor vergibt: (4.5/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)

Die drei ??? – Schwarze Sonne (Folge 151)

Die Handlung:

Bei einem Malkurs lernt Bob den sympathischen und begabten Denzel Hopkins kennen. Der Mann wird plötzlich beschuldigt, ein wertvolles Gemälde gestohlen zu haben. Denzel beteuert, das Bild noch nie gesehen zu haben und unschuldig zu sein. Wie konnte er dann bereits in der Vergangenheit immer wieder ein zentrales Motiv aus diesem Bild malen – die schwarze Sonne? Die drei ??? müssen ihren gesamten detektivischen Spürsinn aufbieten, um diesen Fall zu lösen.
(Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Einen Fall im Kunst-Milieu hatten wir und die drei Detektive ja schon länger nicht mehr zu lösen. Und um Bilder kümmern sich die Jungs dabei offenbar am liebsten. Aber handelt es sich in diesem Fall um einen Kunstraub, Kunstfälschung oder einen schlichten Betrug, den sie im Auftrag der jungen Goldie zu lösen haben? Es scheint und ist alles nicht so einfach zu durchschauen, nicht mal für Justus.

Ständig sind die drei Jungermittler bei ihren Ermittlungen Gefahren ausgesetzt, Feuer und versagende Bremsen am manipulierten Auto bringen sie dabei immer wieder in ernsthafte Bedrängnis. Auch die Verhältnisse der verschiedenen Personen, auf die sie treffen, ist komplexer als erwartet. Schritt für Schritt hangeln sich die Hörer zusammen mit den Detektiven an den sporadisch eingestreuten Hinweisen entlang, um erst gegen Ende den vollen Umfang und die Hintergründe des Falls „Schwarze Sonne“ absehen zu können.

Peter ist hier wieder extrem schissig, Bob zeigt sich von einer eher unbekannten künstlerischen Seite und Justus zeigt, dass er wie immer als Erster und oftmals als Einziger die richtigen Schlüsse aus den ermittelten Erkenntnissen ziehen kann. Da verwundert es nicht, dass selbst Inspektor Cotta nach dem handelt, was Just herausgefunden hat.

Und erst ganz am Ende wird bei Kaffee und Kuchen erklärt, wer denn nun was und warum und wie gemacht oder nicht gemacht hat. Gekrönt wird das Ganze dann von einem mehrteiligen Abschlusslacher.

Das Hörerlebnis:

Soundeffekte und Musik wirken unterstützend und nie aufdringlich oder unnötig streckend. Die Sprecherleistungen sind wie gewohnt souverän und sehr lebendig. Einzig den Greis in der Hafen-Kneipe, den versteht man wirklich super schlecht … nicht mal, wenn man keine störenden Nebengeräusche beim Joggen oder im Auto hat.

Die Sprecher und ihre Rollen:

Erzähler: Thomas Fritsch
Justus Jonas: Oliver Rohrbeck
Peter Shaw: Jens Wawrczeck
Bob Andrews: Andreas Fröhlich
Laurence Seinfeld: Wolf Frass
Denzel Hopkins: Tilo Schmitz
Goldie Hopkins: Madeleine Weingarten
Neil Rockwell: Wanja Mues
Inspektor Cotta: Holger Mahlich
Mrs. Summer Hopkins: Regina Lemnitz
Brooks, Galerist: Martin May
Mr. Elroy Follister: Stephan Schwartz
Martha: Hanna Reisch
Dillon: Gregor Reisch
Wayne: Woody Mues
Gefängniswärter: Gosta Liptow
Wirt: Klaus Dittmann
Greis: Jürgen Thormann
Beamter: Monty Arnold
Taxifahrer: Harald Dietl

Technik-Credits:

Based on characters created by Robert Arthur
Erzählt von Marco Sonnleitner
Buch und Effekte: André Minninger
Redaktion und Geräusche: Wanda Osten
Regie und Produktion: Heikedine Körting
Titelmusik: Simon Bertling & Christian Hagitte (STIL)
Musik: Christian Hagitte & Simon Bertling (STIL), Morgenstern, Stahlberg
Cover-Illustration: Silvia Christoph
Design: Atelier Schoedsack

Trackliste:

1. Der schwarze Riese
2. Goldie
3. Wertvolles Gemälde
4. Schmetterlingsflügel
5. Menschenkenntnis
6. Schwarze Sonne
7. Pappnasen
8. Wer fürchtet sich vorm schwarzen Mann?
9. Weißer Spuk
10. Sommerblut
11. Blauer Baum
12. Grünes Huhn
13. Gelber Engel
14. Schwarz und weiß
15. Schuss ins Blaue
16. Rot ist die Liebe

Die Ausstattung:

Die CD steckt in einem Jewel-Case. Das Bookletchen enthält eine Doppelseite Werbung für die neue „Die drei ???“-T-Shirt-Kollektion. Dazu kommt noch eine Aufstellung der Sprecher und ihrer Rollen und eine kleine Bildvorschau für die nächste Folge 152, „Skateboardfieber“..

Mein Fazit:

Sport- und Kunstfälle sind gern genommenes Futter für die drei Detektive. Hier gehts eine Stunde lang um Bilder und deren Verbleib. Zum Mitraten ist das allerdings nichts, denn der Hörer kann sich bis zum Schluss auch nicht wirklich einen Reim auf die Geschehnisse machen und ist froh, Justus dabei zu haben, der als Einziger den kompletten Durchblick bewahrt.

Eine Folge, die weder besonders gut noch besonders schlecht aus der Masse heraussticht und es natürlich schwerhat, nach dem wirklich tollen Mehrteiler der Folge 150 „Geisterbucht“. Solide und gute Unterhaltung wird hier aber allemal geboten.

1 Audio-CD
Spieldauer: 1:05 Std.
Tracks: 16
Vom Verlag empfohlen ab 6 Jahren
EAN: 0886979232129
www.natuerlichvoneuropa.de

Ebert, Sabine – Traum der Hebamme, Der

_|Die Hebamme|:_

Band 1: [„Das Geheimnis der Hebamme“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6864
Band 2: [„Die Spur der Hebamme“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6871
Band 3: [„Die Entscheidung der Hebamme“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6878
Band 4: [„Der Fluch der Hebamme“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6883
Band 5: _“Der Traum der Hebamme“_

_Desillusioniert kehrt Marthes Sohn Thomas_ im Herbst 1191 vom Kreuzzug zurück. Doch auch in der Heimat findet er keinen Frieden, denn dort herrscht der grausame Albrecht über die Mark Meißen. Als dieser seinen Bruder Dietrich, an dessen Seite Thomas im Heiligen Land gekämpft hat, angreift, bleibt beiden keine andere Wahl, als erneut zu den Waffen zu greifen. Die Lage scheint aussichtslos, deshalb muss Dietrich ein Zweckbündnis mit dem Landgrafen von Thüringen eingehen. Dafür fordert dieser die Verlobung Dietrichs mit seiner Tochter. Ein hoher Preis, denn Dietrich liebt seit Langem heimlich Marthes Tochter Clara … (Verlagsinfo)

_Kritik_

Mit „Der Traum der Hebamme“ findet die Reihe um Hebamme Marthe und das frühe Freiberg seinen Abschluss. Wie gewohnt präsentiert uns Sabine Ebert ein ausgezeichnet recherchiertes Stück deutscher Geschichte. Ob es die Probleme des einfachen Volkes sind, oder die Belange der Grafen und anderem Adel, die Autorin versteht es meisterhaft, an diesen teilhaben zu lassen. Authentisch beschriebene Kleidung, Kampftechniken, Benimmregeln lassen die Zeit des endenden zwölften Jahrhunderts wieder aufleben. Ob die Lebensumstände der verschiedenen Stände, Kampftechniken, die unstandesgemäße Liebe zweier Darsteller und deren Folgen, Machtspiele, die Autorin hat vereint, was einen guten historischen Roman ausmacht.

Sabine Ebert fügt ihre Darsteller perfekt in die historischen Ereignisse der damaligen Zeit ein. Mit einem lebendigen Erzählstil erzählt, fällt es leicht, dem Geschehen zu folgen. Zeitgemäße Dialoge fügen sich angenehm in den schlichten Schreibstil ein. Geschickt verwebt Sabine Ebert die fiktive Geschichte von Marthe, Lucas und Clara mit den historischen Ereignissen der damaligen Zeit. Nebenhandlungen passen sich perfekt dem Plot an und ergänzen die Rahmengeschichte sinnvoll. Schnell findet der Leser Anschluss an die vorangegangenen Ereignisse und ist so wieder mitten im Geschehen. Obwohl die Autorin nur im Ansatz auf die vergangenen Ereignisse zu sprechen kommt, wird genug übermittelt, um diese wieder in Erinnerung zu haben.

„Der Traum der Hebamme“ spielt in der Zeit von 1191 bis 1197. In vier Teilen erlebt der Leser, mal zeitlich sehr dicht und dann auch mal in Zeitsprüngen von mehreren Monaten, die Entwicklung der verschiedenen Ereignisse. Da werden Kriege geführt, ein erneuter Kreuzzug steht an und auch das Leben im sächsischen Freiberg wird ausführlich behandelt.

Erzählt aus der Perspektive eines Beobachters, der den Fokus immer mal wieder auf eine andere Person lenkt, bekommt der Leser einen guten Überblick der verschiedenen Ereignisse. Der Blickwinkel liegt dabei vor allem auf Dietrich, Graf von Weißenfels, Marthe und Lukas sowie Marthes Kindern Clara und Thomas. Weiterhin lässt der Erzähler auch Ereignisse aus Freiberg nicht aus. Auch wenn die Perspektive so öfter wechselt, bleibt es für den Leser leicht nachvollziehbar und verständlich.

Schon durch die kämpferische Handlung kommt es zu spannungsgeladenen Szenen. Aber auch zwischenmenschliche Belange sorgen dafür, dass der Leser kaum aus der Geschichte auftauchen mag. Schnell fiebert man mit den liebgewonnen Figuren mit und hofft auf ein gutes Ende.

Auch wenn die Figurenzeichnung sich an der schwarz – weiß – Methode orientiert ist es der Autorin gelungen lebendige und dreidimensionale Charaktere zu erschaffen. Seid nunmehr fünf Bänden existieren die ansprechenden Protagonisten und entwickeln sich immer weiter. Über den Zeitraum von insgesamt 30 Jahren haben wir Leser die Entwicklung vieler Figuren miterleben dürfen, Trauriges, Lustiges, Ernstes. Haben Geburten von Kindern miterlebt und Tote betrauert. In Kämpfen mitgefiebert, von grausamer Folter gelesen und von Liebe erzählt bekommen. Geheimnisse gehütet und Verrat und Missgunst miterlebt. Kein Wunder, dass uns dabei viele der Figuren wahrlich ans Herz gewachsen sind. War es im ersten Band noch hauptsächlich Marthe, von der geschrieben wurde, sind in den weiteren Bänden immer wieder neue und unverzichtbare Personen, ob fiktiv oder historisch belegt, hinzugekommen und so verlagerte sich auch der Fokus.

Die Aufmachung des Buches ist wieder insgesamt gelungen. Angefangen mit einem ansprechenden Cover, auf dem wir eine standesgemäß und authentisch gekleidete Frau sehen über Karten, Figurenregister, Zeittafeln, Stammbäume und Nachwort. Die Dramatis Personae sind unterteilt nach Handlungsspielräumen beziehungsweise Heimat. Durch Kennzeichnung wird deutlich gemacht welche historisch belegt sind und welche der Fantasie der Autorin entspringen. In einem ausführlichen Nachwort geht Sabine Ebert noch einmal auf die belegten historischen Ereignisse ein und erklärt, wo sie auf das wahrscheinlichst Mögliche zurückgreifen musste. Eine korrekte Zeittafel und genealogische Tafeln vervollständigen die Aufmachung.

_Autorin_

Sabine Ebert wurde in Aschersleben geboren, ist in Berlin aufgewachsen und hat in Rostock Sprach- und Lateinamerikawissenschaften studiert. In ihrer Wahlheimat Freiberg arbeitete sie als Journalistin für Presse, Funk und Fernsehen. Sie schrieb einige Sachbücher zur Freiberger Regionalgeschichte, doch berühmt wurde sie mit ihren historischen Romanen, die alle zu Bestsellern wurden.

_Fazit_

Wieder einmal hat es Sabine Ebert geschafft, auf äußerst unterhaltsame Weise ihren Lesern einen Blick in das Leben Ende des 12. Jahrhunderts zu gewähren. Gründliche Recherche, ein passender und nachvollziehbarer Erzählstil sowie die lange lieb gewonnenen Figuren fesseln an die Geschichte. Leser, die sich für deutsche Geschichte interessieren, sollten auf jeden Fall zu den Büchern der Hebammensaga greifen. Nicht nur bekannte Aspekte werden dort behandelt, auch so manche Überraschung wartet darauf entdeckt zu werden. Mit „Der Traum der Hebamme“ ist der Autorin der krönende Abschluss ihrer zurecht beliebten Mittelalter Saga gelungen.

Nach dieser absolut empfehlenswerten Reihe freue ich mich schon jetzt auf die Geschichte der Völkerschlacht von Leipzig, die passend zur Zweihundertjahrfeier 2013 veröffentlicht wird.

|Taschenbuch: 720 Seiten
ISBN-13: 978-3426638378|
[www.droemer-knaur.de]http://www.droemer-knaur.de/home

_Sabine Ebert bei |Buchwurm.info|_

[„Blut und Silber“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6068
[„Interview“]http://buchwurm.info/artikel/anzeigen.php?id=115

Habel, Lia – Dark Love

_Die Zombie-Trilogie:_

Band 1: _“Dark Love“_
Band 2: „Dearly, Beloved“ (25.09.2012, noch ohne dt. Titel)
Band 3: – geplant –

_Das Jahr 2195:_ Im Schatten einer neuen Eiszeit ist die Gesellschaft zerfallen, und die Menschen kämpfen gegen lebende Tote. Als die 17-jährige Nora entführt wird, verliebt sie sich ausgerechnet in deren Anführer. Sie erfährt, dass sie das Schicksal aller wenden kann. Doch sie muss sich entscheiden, auf welcher Seite sie steht …

Flackernde Gaslampen, dampfbetriebene Kutschen und Digitagebücher – das ist die Welt von Nora Dearly im Jahr 2195. Die 17-Jährige lebt im Internat, bis sie eines Tages entführt wird: Denn ein Virus greift um sich, das Menschen in lebende Tote verwandelt – und Nora trägt als Einzige die Antikörper in ihrem Blut. Bald muss sie feststellen, dass es auch wandelnde Untote gibt, die sich ihre Menschlichkeit dank eines Antiserums erhalten können. Und Bram, ihr Entführer, ist einer von ihnen. Nora verliebt sich in den jungen Mann, doch die Endlichkeit seiner Existenz bedroht ihre Liebe. Nur Noras Vater, ein hochrangiger Wissenschaftler, könnte ein Gegenmittel entwickeln, doch er ist selbst infiziert und droht zu sterben. Ist Noras Welt endgültig dem Untergang geweiht? (Verlagsinfo)

_Kritik_

Mit „Dark Love“ hat die Autorin Lia Habel einen aufsehenerregenden dystopischen Roman verfasst, der außerdem Elemente der Genres Steampunk und Horror beinhaltet. Diese Mischung ist Lia Habel unglaublich gut gelungen.

„Dark Love“ übt einen ganz besonderen Reiz aus. Nicht nur die Elemente dystopischer Romane tragen dazu bei, ungewöhnlich ist, dass Zombies unter anderem die Hauptfiguren sind. Der Erzählstil der Autorin ist leicht verständlich und flüssig zu lesen. Detailliert wird das Bild der Welt im Jahre 2195 gezeichnet. Lia Habel schickt uns Leser in das Neu-Viktorianische Zeitalter und schnell gelingt es die örtlichen Gegebenheiten, die sittsame Kleidung und auch technischen Errungenschaften bildlich vor Augen zu haben. Auch die Gesellschaftsformen und die Lebensumstände sind gut ausgearbeitet. Hier trifft die viktorianische Etikette auf technische Neuerungen. Die Gesellschaft ist in Gruppen wie Adel und „gemeine“ Bürger unterteilt sowie die Randgruppe der Punks, die die neuviktorianische Lebensweise ablehnt. Stimmige und vielfältige Beschreibungen bieten einen abwechslungsreichen Blick in eine postapokalyptische Zukunft. Die Grundstimmung könnte man als düster aber dennoch hoffnungsvoll bezeichnen. Nicht nur die Gefühle, die die Protagonisten füreinander entwickeln, tragen dazu bei. Obwohl „Dark Love“ in den Fantasybereich gehört, schafft es die Autorin, einen glaubwürdigen Plot zu entwickeln und zu halten.

Ziemlich schnell entwickelt sich ein Spannungsbogen, der seine Leser nicht mehr loslässt. Die Autorin versteht es meisterhaft, immer mehr Neugier zu schüren und die Ereignisse, die die verschiedenen Figuren erleben, tragen dazu bei, dass die Leser das Buch kaum aus der Hand legen können. Einen zusätzlichen Reiz macht hier auch die Art der Perspektive aus. Verschiedene Protagonisten erzählen aus der eigenen Perspektive und klug gesetzte Cliffhanger an den Kapitelenden steigern die Spannung enorm.

Aus den Perspektiven Noras und Brams erfährt der Leser viel über die Zombies und wie diese leben und sogar fühlen. Während Pamela davon erzählt, was in den elysischen Gefilden nach der Entführung von Nora passiert. Auch Noras tot geglaubter Vater Victor und „Wolfe“, der Hauptmann der Zombies, kommen zu Wort. So erfährt der Leser deutlich, wie es in den verschiedenen Charakteren aussieht und auch die Pläne, die diese haben werden, deutlich und nachvollziehbar. Zusammen gesehen ergänzen sich die Perspektivenwechsel gerade zu perfekt und ein rundes Bild entsteht. Die verschiedenen Handlungen ergänzen sich und an Schluss bleiben keine Fragen offen. Für eine geplante Trilogie ungewöhnlich ist hierbei, dass „Dark Love“ durchaus als Einzelband bestehen kann.

Die unterschiedlichen Hauptdarsteller sind hervorragend ausgearbeitet. Dreidimensional und mit viel Tiefe begegnen uns Lesern hier lebendige Figuren, die meist sympathisch und glaubwürdig sind.

Nora Dearly begegnet uns als aufgeschlossen, tough, stark und mutig, durchaus aber auch verletzlich. Als Höhergeborene untypisch ist die Wahl ihrer besten Freundin, die zu einer unteren Schicht gehört. Dies macht sie liebenswert und zeigt, dass Nora trotz ihrer Erziehung, nicht zu Allüren neigt. Untypisch sind auch ihre Interessen, statt sich mit typischem Mädchenkram abzugeben, interessiert Nora sich mehr für die Kriegskunst. Ihre Charaktereigenschaften helfen ihr, als sich ihre komplette Welt auf den Kopf stellt.

Captain Abraham Griswold, genannt Bram, ist der wohl feinfühligste und liebenswerteste Zombie, den es je gegeben hat. Trotz seines Schicksals als Untoter „leben“ zu müssenn bleibt er sehr menschlich. Durch regelmäßige „Wartung“ kann er sich Körper und Intelligenz erhalten und wird nicht zu einem menschenfressenden Ungeheuer. Brams Gefühlswelt wird eindringlich beschrieben und macht ihn aus.

Nicht nur die Hauptdarsteller sind der Autorin geglückt, auch die Nebenfiguren nehmen Raum ein und bleiben schnell unvergessen. Sogar die Gegenspieler sind nachvollziehbar konzipiert.

„Dark Love“ kommt als wunderschönes Paperback daher. Auf tiefschwarzen Grund sind silberne, durch Spotlack hervorgehobene Ornamente zu sehen. Titel und der Autorenname passen sich an. An den jeweiligen Kapitelanfängen wird als Überschrift der Name der Person gesetzt, die die Perspektive übernimmt.

_Autorin_

Lia Habel wurde in einer kleinen Stadt im Westen des Bundesstaates New York geboren. Sie trinkt viel zu viel Kaffee und besitzt drei Katzen, denen sie in ihrem Debüt ein Denkmal setzt. Die Idee zu „Dark Love“ hatte Lia während einer Busfahrt nach New York, als ihr der Lesestoff ausging und sie sich fragte, warum die Monster in Büchern immer gut aussehen und warum sie noch nie eine Liebesgeschichte mit Untoten gelesen hatte.

Weiteres zur Autorin: [www.liahabel.com]http://www.liahabel.com

_Fazit_

„Dark Love“ von Lia Habel überzeugt durch den dystopischen Plot der, durch die Verbindung mit Steampunk-Elementen zu etwas ganz Besonderem wird. Dem Leser wird reizvolle, spannende und emotionale Unterhaltung geboten, die ihn nicht loslässt. Ungewöhnlich, aber sehr reizvoll, ist die Wahl der Gattung „Zombies“, verbunden mit einer leisen und stimmigen Romanze.

Mich hat „Dark Love“ schlicht begeistert und ich kann es kaum erwarten, dass die Folgebände erscheinen.

|Taschenbuch: 512 Seiten
ISBN-13: 978-3492702195
Originaltitel: Dearly, Departed|
[www.piper.de]http://www.piper.de

Ashton, Brodi – Sehnsucht, Die (Ewiglich 1)

_|Ewiglich|:_

Band 1: _“Die Sehnsucht“_
Band 2: geplant
Band 3: geplant

_Wenn die Unsterblichen das größte Opfer verlangen …_

Jack ist Nikkis große Liebe. Eine Liebe, die sie durch die Finsternis der Unterwelt getragen hat. Endlich, nach hundert Jahren der Sehnsucht, kehrt Nikki zurück. Doch ihr bleibt nur ein halbes Jahr … Ihre Freunde und ihr Vater glauben, dass sie einfach abgehauen war, doch in Wirklichkeit hat der Rockmusiker Cole sie mit in die Unterwelt genommen. Cole ist ein Unsterblicher, der sich von den Gefühlen der Menschen ernährt nur Nikkis Liebe zu Jack hat sie davor bewahrt zu sterben und ihr ermöglicht, auf die Erde zurückzukehren. Cole, mit dem sie ein seltsam enges Band verbindet, bedrängt sie, mit ihm gemeinsam in der Unterwelt zu herrschen. Doch Jack, der Nikki niemals wieder verlieren möchte, riskiert alles für sie … (Verlagsinfo).

_Kritik_

Um das Ewigseits, bekannt auch als Unterwelt, und die unsterblichen Ewiglichen rankt sich die Geschichte von Brodi Ashton. Angelehnt an den griechischen Orpheus und Eurydike Mythos erzählt uns die Autorin von einer jungen Liebe und der Hoffnung.

Mit einem sehr gefühlvollen und für ein Jugendbuch passend, flüssig zu lesenden Schreibstil erzählt die Autorin uns Lesern die Geschichte von Nikki, Jack und Cole. Die Grundidee ist dabei nichts Neues, zwei Jungs, die um ein Mädchen werben und dabei, jeder für sich, ein eigenes Ziel verfolgen. Bei Cole ist es der Wunsch nach Macht, ein sehr egoistisches Ziel und bei Jack die Liebe selbst. Ewiglich beginnt im Ewigseits, das Ende der Nährung zwischen Cole und Nikki, für die Ewiglichen wichtig und unverzichtbar, da sie sonst sterben würden, wird sehr deutlich und auch schmerzhaft beschrieben. Auch von Tunnel, Schatten und anderen Dingen ist die Rede, dies verwirrt zunächst. Hier legt die Autorin erst einmal ein sehr hohes Tempo vor. Dieses verlangsamt sich deutlich als Nikki zurück in die Welt der Menschen kehrt. Nikki muss sich nun erst einmal wieder in diese Welt einfinden, in der sie seit hundert Jahren Zeitrechnung im Ewigseits, sechs Monate in unserer Welt, lebte. Langsam schreitet der Roman fort und der Leser bekommt häppchenweise die Ereignisse serviert, die sich vor Nikkis Nährung ereigneten. In zwei verschiedenen Zeitsträngen wird Nikkis Geschichte erzählt. Einmal erfährt der Leser, was sich in der Vergangenheit ereignete und dann was im Moment passiert. Die vergangenen Ereignisse erklären, was Nikki zu dem Entschluss trieb, mit Cole die Welt zu verlassen, ohne sich Gedanken um die daraus folgenden Resultate zu machen. Die jetzigen Momentaufnahmen erzählen davon, wie Nikki wieder in die Welt zurückfindet und versucht wieder Fuß im Leben zu fassen. Dramatisch dabei, Nikki hat nur sechs Monate, bevor ihr das Schicksal anderer Spender droht, das endgültige Ende in den Schatten der Tunnel.
Obwohl „Ewiglich“ sich an der griechischen Mythenwelt orientiert kommt dieses Thema doch zu kurz, Leser, die sich hier erhoffen, mehr aus diesen Sagen zu erfahren, dürften enttäuscht werden. Der Mythos um Orpheus und Eurydike wird zwar angeschnitten, dies aber nur minimal.

Erzählt wird „Ewiglich – Die Sehnsucht“ aus der Perspektive Nikkis, so wird auch nur das offenbart, was Nikki uns Lesern in diesem Moment erzählen will. Dem Leser kann es so manches Mal zu langsam gehen und er möchte Nikki anschieben, um eine Lösung zu finden, die Nikki vor dem Ende rettet. Brodi Ashton lässt ihre Leser zappeln, erst nach über der Hälfte des Romans scheint Nikki „wach“ zu werden und um ihr Leben wirklich kämpfen zu wollen. So kommt es, dass die Leser immer mal wieder meinen, jetzt, jetzt passiert etwas, aber just in dem Moment verlangsamt sich das Tempo wieder. Die Autorin nutzt so einen Spannungsbogen, der die Leser fast schon foltert, gerne würde man in den Roman springen und den Protagonisten helfen, eine Lösung zu finden. So fiebert der Leser mit, ohne dass die Spannung sich in einem oberen Level hält, eine Kunst, die nicht jeder Autor zu beherrschen vermag und die dieses Buch zu etwas Besonderem macht. So baut sich der Roman langsam auf und lässt seine Leser traurig zurück, den zweiten Teil kann man daher kaum erwarten.

Die Darsteller betreten die Bühne wie unbeschriebene Blätter, erst langsam füllen sich diese. Anfangs weiß man rein gar nichts von diesen Figuren und nach und nach füllen sie sich mit Leben. Relativ schnell wird deutlich wer zu den „Guten“ und wer zu den „Bösen“ gehört, leider bleiben die Figuren trotzdem vorerst recht blass, etwas was sich allerdings in den weiteren Bänden dieser Trilogie geben könnte.

Nikki ist zerbrochen, nicht nur an ihrer Erfahrung im Ewigseits, auch an dem, was ihr in den Monaten vor ihrer schwerwiegenden Entscheidung wiederfahren ist. Der eindeutig romanische Charakter ist Jack, er bringt das meiste Gefühl mit in diese Story und ist ein wahrer Sympathieträger. Während Cole, ein rücksichtsloser Ewiglicher, perfekt den Gegenspieler darstellt.

_Autorin_

Brodi Ashton studierte Journalismus an der Universität Utah und erwarb einen Master im Fach Internationale Beziehungen an der London School of Economics. Sie ist Mutter von zwei Söhnen, lebt mit ihrer Familie in Utah und erzählt über sich, ihr Leben und das Abenteuer, Autorin zu sein, in ihrem Blog [brodiashton.blogspot.com]http:// brodiashton.blogspot.com Die Trilogie „Ewiglich“ ist ihre erste Buchveröffentlichung für junge Erwachsene, „Ewiglich die Sehnsucht“ der erste Teil davon. Die Geschichte ist von der griechischen Mythologie um Persephone, Tochter des Zeus und der Demeter, inspiriert, jedoch in einer modernen Highschool angesiedelt.

_Fazit_

„Die Sehnsucht“ ist ein solider Auftakt der „Ewiglich“-Trilogie. Zwar sind durchaus Schwächen zu verzeichnen, aber der ungewöhnliche Plot lässt dieses verzeihen. Ungewöhnlich ist die Art der Autorin Brodi Ashton Spannung zu erzeugen, ungewöhnlich aber dennoch genial. Gefühlvoll, traurig und dramatisch ist, was in Erinnerung bleibt und starke Neugier, wie es mit Nikki, Jack und auch Cole weitergeht. Der Wettlauf gegen die Zeit hat begonnen!

|Gebundene Ausgabe: 379 Seiten
ISBN-13: 978-3789130403
Vom Verlag empfohlenes Alter: 14 – 17 Jahre
Originaltitel: EVERNEATH|
[www.oetinger.de]http://www.oetinger.de

Shaw, Ali – Mädchen mit den gläsernen Füßen, Das

|Die Begegnung mit ihm war wie eine Kollision gewesen und sie hatte gewusst, dass sie ihr Leben lang genau danach gesucht hatte: mit solcher Wucht mit einem anderen Menschen zusammenzuprallen, dass sie für einen Moment mit ihm verschmolz.|

_St. Hauda’s Land ist eine karge_ und doch magische Inselgruppe mit wundersamen Lebewesen und einsiedlerischen Bewohnern. Ida hat hier, nach dem Ende einer Beziehung, Urlaub gemacht und kehrt nun zurück. Sie sucht Antworten und den rätselhaften Henry Fuwa, von dem sie sich eben diese Antworten erhofft. Denn eine merkwürdige Veränderung geht mit ihr vor und einzig Henry Fuwa, den sie während ihres Urlaubes kennenlernte, verspricht dem Geheimnis auf den Grund gehen zu können. Eine geheimnisvolle Bemerkung über Glasmenschen stärkt Ida in ihrem Glauben, dass Henry ihr helfen könnte. Denn Ida wird zu Glas!

Doch niemand scheint Henry Fuwa zu kennen. Bei Ihrer Suche trifft Ida den introvertierten Midas, der seine Umgebung anscheinend nur durch das Objektiv seiner Kamera wahrnimmt. Mit ihrem traurigen Schicksal schafft es Ida den Knoten in Midas Herzen zu lösen, aber werden sie auch die immer schneller voranschreitende Verwandlung Idas aufhalten können?

_Kritik_

Mit seinem Debütroman „Das Mädchen mit den gläsernen Füßen“ hat der Autor Ali Shaw einem Roman veröffentlicht, der fernab des Mainstreams von Liebe, Verzweiflung, Vertrauen und auch Trauer erzählt.

Der Erzählstil des Autors besticht durch seine blumigen Beschreibungen und vielen, fast schon poetischen Vergleichen. Getragen von den unterschiedlichsten Emotionen wird dem Leser hier einmal etwas völlig anderes geboten. Bildgewaltige und ausführliche Beschreibungen nehmen ungewöhnlich viel Raum ein, lassen allerdings ein realistisches Bild entstehen und schaffen eine teilweise magische vor allem aber eine sehr melancholische Atmosphäre. Ali Shaw lässt unglaublich lebendige Bilder entstehen die Tiefe haben. Der Autor hat viele ungewöhnliche und ansprechende Ideen, die er in seinem Roman umsetzt. Da wären Quallen, die für Feuerwerke im Meer verantwortlich sind, niedliche Ochsenmotten und gläserne Menschen, die am Grund eines Sees liegen. Leider werden diese „Wunder“ nur am Rande behandelt und irgendwann fragt der Leser sich, welchen Sinn und Grund diese magische Wesen für den Roman und seine Handlung haben. Denn eigentlich geht es mehr um die eigenbrötlerischen Menschen, vor allem Midas, die St. Hauda’s Land bewohnen. In verschiedenen Handlungssträngen, die in den Zeiten hin und her springen, geht es hauptsächlich um Midas Kindheit und Jugend und sein stark gestörtes Verhältnis zu seinem Vater. Ständige Rückblenden und Perspektivenwechsel lassen der Handlung in der Gegenwart kaum Raum, erklären aber so, wie Midas und andere Figuren zu dem wurden, was sie sind. Der Fantasyanteil ist daher verschwindend gering und die magischen Wesen sollten als reine Dekoration angesehen werden, mehr sind sie nicht. Dennoch hat der Autor einen einzigartigen Plot geschaffen, der davon erzählt wie tiefe Wunden aus der Vergangenheit geheilt werden und dass jede Sekunde des Lebens genossen werden sollte, allzuschnell könnte dieses enden.

Erzählt wird die Geschichte um Midas und Ida aus der Perspektive einer beobachtenden Person. Rückblickend erzählt uns dieser Beobachter, was sich in den verschiedenen Zeitspannen ereignet hat. Der Fokus springt dabei zwischen verschiedenen Personen hin und her, dies kann schon mal verwirren. Gerade deshalb lernt der Leser so aber die unterschiedlichsten Charaktere kennen. Überraschenderweise erfährt der Leser von Ida am wenigsten.

Obwohl der Roman wirklich zu fesseln weiß, kommt kaum Spannung auf, hier wird hauptsächlich auf Emotionen gebaut. So wird der recht unvorbereitete Leser mit Emotionen wie Hass, Verzweiflung, Liebe, Freude und Trauer konfrontiert. Wer einen Fantasytitel erwartet hat, wird daher nicht schlecht staunen. Aber gerade dies macht den Roman aus.

Jeder Darsteller hat hier sein Päckchen zu tragen und der Autor lässt uns Leser bis auf den Grund der Seele schauen. Alle Darsteller zusammen machen die Geschichte zu etwas Besonderem.

Der Hauptdarsteller ist eindeutig Midas, ein Mensch, der die Welt hauptsächlich durch das Objektiv seiner Kamera wahrnimmt. Für Fotos lebt er. Schaut man dann in die Seele des jungen Mannes offenbart sich en Mensch, der keine Nähe zulassen kann und sein Herz verschließt. Nach und nach erfährt der Leser, warum er sich so entwickelte.

Ida ist das genaue Gegenteil von Midas und bemüht sich den Knoten in Midas Herzen zu lösen, etwas was Midas ihr sehr schwer macht. Dies und die Tatsache, dass sie langsam aber sicher zu Glas wird, könnte Ida verzweifeln lassen.

Eine bedeutende Rolle spielt auch noch Carl, er war zu Jugendzeiten sehr verliebt in Idas Mutter und hat nie loslassen können. Selbst dann nicht als Idas Mutter starb. Ida sieht in ihm eine Art Onkel, aber ist dies auch das, was Carl für sie sein möchte?

Im Laufe des Romans entschlüsseln sich die verschiedenen Beziehungen zwischen den so unterschiedlichen Charakteren.

Die Aufmachung des Romans ist ein wahrer Eyecatcher. Der silberfarbene Schnitt und das in gleicher Farbe gehaltene Lesebändchen sind für sich schon etwas Besonderes. Die Gestaltung des Covers passt absolut zum Plot, etwas düster und doch irgendwie wunderschön. Jedes Kapitel zeigt am Anfang florale Dekoration, die einfach nur schön anzusehen ist.

_Autor_

Ali Shaw wurde 1982 geboren und wuchs in einer kleinen Stadt in Dorset, Großbritannien, auf. Nach seinem Abschluss in englischer Literatur an der Universität von Lancaster arbeitete er als Buchhändler und in einer Bibliothek in Oxford. Sein Debüt „Das Mädchen mit den gläsernen Füßen“ war ein großer Überraschungserfolg und wurde in 18 Sprachen übersetzt. Gerade hat Ali Shaw seinen zweiten Roman beendet.

_Fazit_

Ali Shaws Roman „Das Mädchen mit den gläsernen Füßen“ berührt, daran ist nicht zu rütteln. Die eingestreuten Fantasyelemente wirken, trotz ihrer Originalität, jedoch völlig fehl am Platze. Leser, die ein Fantasybuch erwarten, werden definitiv enttäuscht sein. Wer sich allerdings auf eine poetische, emotionale Geschichte mit Tiefgang einlassen wird, hat die Chance hier ein wahres Kleinod zu entdecken.

Ali Shaw hat einen eindrucksvollen Debütroman geschrieben, der gefühlsbetonten Tiefgang hat, mit wunderschönen Bildern aufwartet und tief in die Seelen seiner Darsteller blicken lässt.

|Gebundene Ausgabe: 400 Seiten
ISBN-13: 978-3839001318
Orginaltitel: The Girl with Glass Feet|
[www.script5.de]http://www.script5.de

Jeschke, Wolfgang – Orte der Erinnerung (Gesammelte Werke Band 3)

_Krönender Abschluss der Gesammelten Werke, aber teils überflüssig_

Mit dem vorliegenden Band liegen, nach „Der Zeiter“ und „Partner fürs Leben“, sämtliche Erzählungen von Wolfgang Jeschke in einer dreibändigen, vom Autor durchgesehenen und mit Nachbemerkungen versehenen Ausgabe vollständig vor. In „Orte der Erinnerung“ wurden alle Erzählungen (nicht die Hörspiele) aus dem Sammelband „Schlechte Nachrichten aus dem Vatikan“ aufgenommen, ergänzt um die 2010 in dem Shayol-Magazin „Pandora“ erschienene Titelnovelle.

»So bewundernswert der Erfolg des Herausgebers Jeschke ist, so hinderlich war er für den Autor Jeschke, der nur in der Freizeit und während des Urlaubs zum Schreiben kam. Erstaunlich genug, was er in dieser Zeit trotzdem hervorbringen konnte! Erst in jüngster Zeit, nachdem er 2002 sein Amt bei Heyne aus Altersgründen zurücklegte, kann er sich unbehindert den schriftstellerischen Aktivitäten widmen. Und das ist nicht nur erfreulich für ihn, sondern auch für seine Leser. Ich warte mit Spannung auf das, was wir von Wolfgang Jeschke noch erwarten dürfen.« Herbert W. Franke in seinem Vorwort.

_Der Autor_

Wolfgang Jeschke, geboren 1936 in Tetschen, Tschechei, wuchs in Asperg bei Ludwigsburg auf und studierte Anglistik, Germanistik sowie Philosophie in München. Nach Verlagsredaktionsjobs wurde er 1969-1971 Herausgeber der Reihe „Science-Fiction für Kenner“ im Lichtenberg Verlag, ab 1973 Mitherausgeber und ab 1977 alleiniger Herausgeber der bis 2001 einflussreichsten deutschen Science-Fiction Reihe Deutschlands beim Heyne Verlag, München. Von 1973 bis 2002 gab er regelmäßig Anthologien – insgesamt über 400 – heraus, darunter die Einzigen mit gesamteuropäischen Autoren.

Seit 1955 veröffentlicht er eigene Arbeiten, die in ganz Europa übersetzt und z.T. für den Rundfunk bearbeitet wurden. Er schrieb mehrere Hörspiele, darunter „Sibyllen im Herkules oder Instant Biester“ (1986). Sein erster Roman ist „Der letzte Tag der Schöpfung“ (1981) und befasst sich wie viele seiner Erzählungen mit Zeitreise und der Möglichkeit eines alternativen Geschichtsverlaufs. Sehr empfehlenswert ist auch die Novelle „Osiris Land“ (1982 und 1986). Eine seiner Storysammlungen trägt den Titel „Schlechte Nachrichten aus dem Vatikan“.

Der Shayol-Verlag hat alle seine Erzählungen in drei Bänden veröffentlicht:

1) Der Zeiter
2) Partner fürs Leben
3) Orte der Erinnerung

Die Hörspiele fehlen in diesen drei Bänden.

_Die Erzählungen _

_1) Yeti (1980, erschien in PLAYBOY)_

Ein Promoter verleitet zwei Bergsteiger, der Philosophie Reinhold Messners zu folgen, der Sauerstoffgeräte ablehnte, aber noch einen draufzusetzen: keine Schutzkleidung, keine Zelte, keine Helme – kurzum: nur den nackten Adam. Die Methode ist einfach: Gen- und Hormonbehandlungen sollen unseren zwei Helden u.a. einen Pelz wachsen.

Die zwei Bergsteiger haben den Termin die Mount-Everest-Besteigung bereits in der Tasche, müssen sich also ranhalten. Doch im 21. Jahrhundert ist die Gentechnik schon weit fortgeschritten, und so dauert es nur fünf Monate, bis ein wärmender Pelz gesprossen ist. Die Tour beginnt am Golf von Bengalen: Keine Helikopter tragen unsere Helden zum Basislager, nein, Sir, sondern sie legen den ganzen Weg zum Gipfel auf Schusters Rappen – Moment: stimmt ja gar nicht! Mit Hilfe ihrer Krallen und harten Fußsohlen brauchen sie weder Schuhe noch Kletterhilfen. Der Gipfelsturm ist also gesichert.

Ein Bergsteiger aus Simbabwe, der ihnen unter dem Gipfel begegnet, erkennt die Wahrheit, wenn er sie sieht und murmelt bestürzt: „Yeti …“

|Mein Eindruck|

Die witzige Story ist Reinhold Messner gewidmet, dem Gröbaz, also dem größten Bergsteiger aller Zeiten. Er propagiert „fair means“, also nur faire Mittel, die zum Bergsteigen eingesetzt werden sollten, daher die Ablehnung von Sauerstoffgeräten. Die Story setzt noch einen drauf und macht aus Gipfelstürmern Yetis. Folgerichtig titelte der PLAYBOY: „Nackt zum Gipfel“.

Während das Thema, die genetische Aufrüstung des Menschen, auf die Schippe genommen wird, so macht die Story Spaß, weil die Szenen wirklich authentisch wirken, so etwa sprachlich. Der Epilog liefert die Pointe: Die beiden Helden werden im Stich gelassen und ihr Fell nicht mehrlos – sie haben sich buchstäblich zum Affen machen lassen.

_2) Dokumente über den Zustand des Landes vor der Verheerung (1981)_

Man schreibt das Jahr 2436 im Jahre der Fleischwerdung Gottes, also genau 442 Jahre nach der „Verheerung des Landes“ anno 1994. Das „Land“ ist wieder auf frühmittelalterliches Niveau herabgesunken, nachdem Strom und Öl, Gas und Kohle sowie Medizin aufgebraucht worden sind. Lediglich Dampfkraft lässt sich noch erzeugen – mit Holz, versteht sich.

Ein kranker Pilger berichtet von einer neuen Seuche im Norden, als er in Österreich am Reschenpass eintrifft. Der Abt von Reschen weist ihm ein Quartier im abgelegenen Hungerturm zu, bei den Mutanten und vermutlich Kranken. Der Reisende namens Heike oder Haike, der von der Saar gekommen ist, hinterlässt ketzerische Schriften aus der Zeit vor der Verheerung. Diese Schriften stammen aus Garching bei München, erstellt von „Mäd saientists“, welche wenig später von Truppen des Bischofs von Freising niedergeworfen und in die Bergwerke von Salzburg verkauft wurden.

|Mein Eindruck|

Die Dokumente beschreiben, wie es dazu kommen konnte, dass ein mit biologischen Waffen geführter Krieg ausbrechen konnte. Sie beginnen 1972 mit den Vorhersagen und Warnungen des Club of Rome, konzentrieren sich aber auf das Jahr 1980, als die Umweltschutz- und Anti-Atom-Bewegungen zur Gründung der Grünen führen und extrapolieren dann einen Geschichtsverlauf, der in der Verheerung endet. Viele der Dokumente stammen aus SPIEGEL, ZEIT und VDI-Nachrichten, umfassen aber auch direkte Vorträge und Graffite, ja, sogar ein Zitat aus John Brunners Roman „Morgenwelt“.

Ist das wirklich eine Erzählung, fragt sich der Leser zu Recht. Die Auszeichnung mit dem Kurd-Laßwitz-Preis 1981 muss ja gerechtfertigt gewesen sein. Dazu ist eine Eigenleistung erforderlich. Diese besteht m.E. nicht nur in der Rahmenhandlung, sondern besonders auch in der Auswahl der Texte. Diese beleuchten Probleme wie Überbevölkerung, Energieversorgung (bes. Kriege ums Erdöl), Nahrungsmittel, Gentechnik, Nuklearenergie, Aufrüstung, Umweltverschmutzung usw., also alles Probleme, denen wir uns auch heute noch gegenübersehen, 30 Jahre danach.

Der Aufstieg der Informatik und der Massenkommunikation wird nur in Ansätzen registriert, aber immerhin. Das i-Tüpfelchen sind die letzten Texte, vorgebliche Reden von Amerikanern, die aus den neunziger Jahren datieren – und ergo erfunden sind. Darin lässt der Autor die Nutzung von Solarenergie, die von Weltraumspiegeln zur Erde geleitet wird, als unabdingbar bezeichnen – Stoff für eine Debatte.

Die Rahmenhandlung ist alles andere als skurril. Wenn die Kultur auf den strengkatholischen Glauben und dessen Diktate zurückfällt, dann hat das seinen guten Grund: Schutz und Segen erhoffen sich die wenigen Überlebenden. In dieser Hinsicht ähnelt die Rahmenhandlung Carl Amerys Bestseller „Der Untergang der Stadt Passau“ (siehe meinen Bericht) und Georg Zauners Roman „Die Enkel der Raketenbauer“.

|3) Osiris Land (1982)|

Man schreibt das Jahr 2036 n.Chr. und ein paar wenige Jahre nach dem atomaren und biologischen Holocaust, der mehreren Milliarden Menschen das Leben gekostet hat. An den Rändern der noch bewohnbaren Gebiete in der westlichen und mittleren Sahara treten in den verseuchten Gebieten Mutanten auf. Die Einheimischen töten sie aus Gründen des Selbstschutzes.

Die Geschichte wird erzählt von Beschir, einem Jungen aus einem Dorf in der Sahel-Zone. Seine auf die äußere Welt gerichteten Beobachtungen werden ergänzt von den Tagebucheintragungen eines Weißen, der aus dem unverseuchten Südafrika bereits Tausende Kilometer quer durch Afrika gezogen ist. Sein Name: Master Jack. Sein Ziel: das weitere Tausende Kilometer entfernte Ägypten oder was davon noch übrig ist, nachdem der zerstörte Assuan-Staudamm alles Land unter seinen ungeheuren Wasser- und Schlammassen begraben hat. Dort wurden merkwürdige Lichterscheinungen beobachtet: Raumfahrt in Zeiten nach der Apokalypse?

Zusammen mit einem Führer und Beschir als Helfer zieht Master Jack von Dorf zu Stadt, von Brunnen zu Fluss, stets die Zerstörungen beobachtend, die weißen Eunuchen-Sklaven und reichen Potentaten, die selbstherrlichen Flusskapitäne und die kannibalischen Einheimischen an den Ufern des Nils. Und schließlich treffen Jack und Beschir auf Außerirdische, Vorbilder für die altägyptischen Götter. Während Jacks Seele mit ihnen ins Herz der Galaxis fliegt, bewegt sich sein androider Körper, sein Bewusstsein mit Beschir zurück nach Südafrika.

|Mein Eindruck|

In Jeschkes wunderbar stimmungsvoll erzähltem Expeditionsbericht treffen der Orient aus Karl Mays Reiseerzählungen und die surrealen Landschaften James G. Ballards („Kristallwelt“) aufeinander und bilden eine eigenartig faszinierende Kombination, deren Zauber man sich nicht zu entziehen vermag. Die Erzählung weist den Autor als guten Stilisten und Fabulierer aus, der seine Figuren und ihre Welt mit Leben zu füllen vermag.

Doch unter der orientalisch-märchenhaften Oberfläche wartet das Grauen des Holocaust, das dem Leser vor allem durch die Tagebucheintragungen Master Jacks vermittelt wird – die Berichte, wie es den wenigen verzweifelten Überlebenden erging, die an Nordafrikas Küsten Zuflucht suchten und dort allesamt erschlagen wurden. Doch den dortigen Potentaten nützte diese „Schutzmaßnahme“ nichts, denn die Zugvögel brachten die Erreger der Beulenpest dennoch ins Land.

Wie es zu diesem globalen ABC-Krieg kommen konnte, zeichnet der Autor mit dem Kenntnisstand der Entstehungszeit Anfang der 80er Jahre (Iranische Revolution 1979) nach. Diese explosive politische Lage führte zwar zum Glück nicht zu einem Weltkrieg, wohl aber zu drei Golfkriegen. Und wer weiß: Wenn Oberst Gaddafi damals die Bombe gehabt hätte, als die Amerikaner Tripolis bombardierten…

_4) Wir kommen auf Sie zu, Mister Smith (1983)_

Ein Personalleiter bekommt den Bewerber Winston Smith [so heißt die Hauptfigur in Orwells Roman „1984“] gemeldet. Soll eine Minute warten, lässt er seine Sekretärin ausrichten. In dieser Zeit liefert ihm sein Rechercheur Rechmann per Datenleitung und telefon sämtlichen relevanten Daten über Smith, seine Frau und das Kind, die Autos, die Hypothek, die vorherigen Firmen und die anhaltende Arbeitslosigkeit.

Er empfängt Smith kurz und sagt ihm dann, er käme wieder auf ihn zu. Sobald Smith gegangen ist, versieht er dessen Bewerbung mit dem Vermerk: „ABSAGEN.“ Smith zeigt ihm viel zu wenig Selbstvertrauen, um ihn auf den Posten eines Projektleiters zu setzen. Und der nächste Bewerber wartet schon.

Mein Eindruck

Der Pfiff an dieser Geschichte ist nicht die banale Handlung, sondern die Art der Datenbeschaffung. Rechmann scheint ein „Hacker“ zu sein, der schon mal illegal Daten abzapft, so etwa bei Sparkassen-Halbjahresabschlüssen. Es geht also um den „gläsernen Bürger“. Heute mutet diese Methode vorsintflutlich an. Jeschke schrieb die Story für eine Anthologie zum Orwell-Jahr 1984, um vor den Auswüchsen zu warnen. Heute ist die Lage für den Datenschutz trotz aller moderner Gesetze keinen Deut besser geworden, hat man den Eindruck.

_5) Nekromanteion (1985)_

Anfang des 21. Jahrhunderts ist es Wissenschaftlern gelungen, nicht nur Objekte zu kopieren, zu speichern und zu übermitteln, sondern auch komplette Lebewesen, darunter auch Menschen. Die MIDAS genannte Technologie ist jedoch, wie jede Aufzeichnungstechnik, nicht perfekt. Die menschlichen Kopien, die z. B. in ferne Raumfahrzeuge gesendet werden, erweisen sich als nur für kurze Dauer lebensfähig und es kommt zu schweren Fehlern.

Die US-Regierung, die Milliarden in das Projekt gesteckt hat, stellt es ein. Dafür kauft das Privatunternehmen Nekromanteion Inc. die Rechte und bietet in aller Welt einen neuen Service an: die Wiederauferstehung der Toten. Der einmal aufgenommene Tote (Jargon: Record) wird zu beliebigen Zeiten als Kopie neu erstellt, damit seine Angehörigen etc. ihn treffen können.

Solch ein Nekromanteion gab es vor 2500 Jahren am Fluss Acheron, der in der westgriechischen Provinz Epirus aus den Bergen in die Adria fließt. Damals bezeichnete er die Grenze zum Totenreich und es gab einen florierenden Kult von Priestern, die den Besuchern gegen hohes Entgelt eine Begegnung mit dem lieben Verstorbenen verschafften – ein aufgelegter Schwindel.

Nun bekommt die Familie Katsunaris, die Nekromanteion Inc. ein Grundstück am Acheron verkauft hat, ein Sonderangebot: die kostenlose Aufzeichnung von Opa Kristos. Die Söhne des Alten, darunter unser Chronist Apostoles, sind schlüssig, bis schließlich die Tochter Elena, die das Gasthaus führt, entscheidet, dass einem ja so viel Geld nicht in den Schoß fällt.

Also fährt Apostoles, mittlerweile schon in den Fünfzigern, den Alten zum Institut, auf dass er gescannt werde. Es ist nichts dabei. Und geschah gerade noch rechtzeitig, denn schon im gleichen Herbst segnet Opa Kristos das Zeitliche und wird im Nekromanteion beigesetzt. Vorerst. Zu seinem hundertsten Geburtstag anno 2034 macht sich die gesamte Sippe auf den Weg, um seiner Wiederauferstehung beizuwohnen und seinen Geburtstag zu feiern. Es wird ein Fiasko …

|Mein Eindruck|

Die sehr anrührende und anschauliche Erzählung verweist bereits auf den Roman „MIDAS oder Die Auferstehung des Fleisches“ voraus, der 1993 bei Heyne erschien (aber vorher bereits woanders). Bemerkenswert sind nicht nur die Entsprechungen zwischen Antike und Gegenwart bzw. naher Zukunft, sondern auch die schier unmerkliche Überbrückung der Lebenszeiten der Sippe Katsunaris. Am Anfang ist Apostoles, der Erzähler, noch selbst ein junger Mann, der mit einer deutschen Archäologin schöne Schäferstunden pflegt. Am Schluss ist er selbst über siebzig und ein schläfriger alter Kerl, der als einziger Sohn keine Kinder hat.

Während eine neue Flechte sämtliche Betonbauten ringsum und auf der Welt in Trümmer fallen lässt und die Region wieder in antike Verhältnisse versinkt, stellt das Nekromanteion heute wie damals einen großen Schwindel dar. Doch die Kritik richtet sich wie zu erwarten nicht etwa gegen den Betrug an den zahlenden Lebenden. Vielmehr erweist sich die unausgereifte Technologie als mieser Verrat an den Toten selbst: Ihre zeitweilige Wiederauferstehung gerät schon nach wenigen Stunden zu einer widerwärtigen Farce mit grausigen Untertönen. Man muss es gelesen haben, um es zu glauben.

Der Tod und die mehrfach zitierte „Hinfälligkeit des Fleisches“ ist das Generalthema, aber auch die ständige Erneuerung durch Kinder. Von einem trügerischen Idyll, das erotische Intermezzi kennt, führt der Weg der Erzählung geradewegs zum Horror einer Farce der Auferstehung. Der Eindruck, den die Erzählung hinterlässt, hallt noch lange nach.

_6) The Mississippi Straightforward Society (1988)_

Die titelgebende Unternehmensberatung stellte dem Verlagsleiter Rolf Heyne aus Anlass des 30-jährigen Verlagsjubiläums (1958-1988) herrliche Wachstumszahlen in Aussicht. Schon Mitte des 21. Jahrhunderts würden die Heyne-Lagerkapazitäten den Regierungsbezirk Oberbayern abdecken und anno 2100 die Grenzen des Deutschen Reiches im Jahr 1937 überschreiten. Desgleichen tolle Wachstumsraten würden die Personalentwicklung, die Anzahl der Außenrepräsentanten, der monatlichen Buchtitel (über 1 Million in 2100) und natürlich des Holzverbrauchs aufweisen!

Doch dieser Wahnsinn hat Methode, nämlich die von Mark Twain. In dessen Buch „Das Leben auf dem Mississippi“ findet sich bereits die benutzte Extrapolationsmethode, abgeleitet vom erstaunlichen Trend des Vaters der Ströme, sich zu verkürzen. Durch Begradigung (daher auch „straightforward“) verliert der Strom im Schnitt soundso viele Kilometer. In wenigen Jahren, so ergibt sich daraus, dürften die Städte Cairo (Oberlauf) und New Orleans (Mündungsdelta) nebeneinanderliegen!

|Mein Eindruck|

Auch dieser scherzhaft gemeinte Text ist ein Beitrag zu einer Anthologie, nämlich zum „Rolf Heyne Taschenbuch“ 1988. Nach dem anfänglichen Marketinggesülze legt der Schreiber richtig los. Die prognostizierten Wachstumsresultate sind aberwitzig. Es wird angenommen, dass es keinerlei Grenzen des Wachstums geben werde. Tatsächlich wurde der Heyne-Verlag schon zwölf Jahre später, nach einer Fusion mit List und Ullstein (genannt „HEUL“) an den Bertelsmann-Konzern verkauft. Nix war’s mit Wachstum.

Doch das ist nicht der Punkt. Dem Autor geht es um die Bloßstellung der Beraterphilosophie, dass unbegrenztes Wachstums- und Profitstreben allein positiv sei. Egal, dass der Wald dabei dran glauben muss – ein Ende des Waldsterbens ist dadurch garantiert: positiv!

_7) Schlechte Nachrichten aus dem Vatikan (1990)_

Die Schweizer Garde des Vatikans schiebt wieder mal eine anstrengende Nachtschicht. Während eine Hologrammprojektion die stille Erhabenheit des Petersplatzes vorgaukelt, schiebt ein Baufahrzeug mit seiner riesigen Schaufel Tausende von Leichen zusammen auf einen vier bis fünf Meter hohen Berg. Es handelt sich um fast 45.000 Babyleichen. Sie wurden aus allen Teilen der Welt hierhertransport, um entsorgt zu werden – gen Himmel.

Am Morgen ist die harte Arbeit geschafft. Die ersten amerikanischen Touristen besuchen den Petersplatz, der nun wieder leer und erhaben daliegt. Nur ein Vietnamveteran schöpft Verdacht: „Hier riecht es nach Tod, nach frischem Tod.“ Lang lebe Giovanni Paolo Secondo, der neue Papst.

|Mein Eindruck|

Die erstmals 1993 im kurzlebigen Magazin „Solaris“ veröffentlichte Erzählung ist eine bittere und mitunter eklige Anklage der päpstlichen Botschaft, dass alles Leben heilig sei und Abtreibung folglich eine Sünde, ebenso wie Empfängnisverhütung. Dem Dogma stellt der Autor die abstoßende Realität entgegen: Babys als Heroinversteck für Schmuggler missbraucht, Jungs und Mädchen als Kindersoldaten in Rebellenkriegen verheizt, der Babystrich in Asien und Afrika, Babys als Ersatzteillager für Organhändler, und noch vieles mehr (diese Untaten wurden den Nachrichten entnommen, versichert der Autor).

Zweifellos ist dies eine von Jeschkes wichtigsten und umstrittensten Geschichten, so umstritten offenbar, dass er es nötig fand, bei jedem Abdruck (auch beim Ersten) ein zweiseitiges Vorwort voranzustellen, um seinen Standpunkt klarzustellen.

_8) Die Sonne des Anaximandros (2008)_

Der Neuling Dr. Scribner stellt den Dr. Katsaros, einen Veteranen unter den Exobiologen, zur Rede, was die Erkenntnisse über das Leben auf den beiden Welten Qurat und Zaqra anbelangt. Während Katsaros infrage stellt, dass man auf den Welten intelligentes Leben gefunden habe, wagt Scribner doch auf einige ungewöhnliche Beobachtungen hinzuweisen, die genau dies nahelegen …

Es wurden doppelflügelige Riesenlibellen beobachtet und untersucht, deren Gehirn verstümmelt war. Und es schien, als ob Passagiere davon abgesprungen wären, als sie eingefangen wurde. Außerdem fand sich DNS, die auf Qurat wie auf Zaqra identisch war. Wie so etwas möglich sei, wenn die Evolution nicht den gleichen Ursprung hatte?

Nach einem kleinen Intermezzo bei den intelligenten, aber eben sehr kleinen Bewohnern von Qurat kehrt die Erzählung zu Katsaros und Scribner zurück. Der Veteran schockt seinen Besucher, indem er seinen halbierten Körper von einem Sockel zu einem anderen versetzt. Tja, das ist der Preis der Forschung. Katsaros hat sein Opfer gebracht, und was für ein Unmensch wäre Scribner, wenn er ihm dieses Opfer einweihte, indem er Katsaros‘ berufliches Verdienst schmälerte?

|Mein Eindruck|

Wie schon im Hörspiel „Jonah im Feuerofen“ (in dem Erzählband „Schlechte Nachrichten aus dem Vatikan“) beschäftigt sich der Autor hier mit der Unfähigkeit von Spezies, einander zu erkennen. Das Besondere dabei: Diese Unfähigkeit betrifft diesmal nicht nur die Menschen und ihre wissenschaftliche Methode, sondern auch die Aliens, die sich die Existenz von riesigen Ungeheuern, die intelligent sind, gar nicht vorstellen können. Es ist das alte Gulliver & Lilliput-Problem, verstärkt durch den hierarchischen Konflikt zwischen Neuling und Veteran, wobei der Veteran immer auf seine Meriten pochen kann.

Auch dieser Text war eine Auftragsarbeit, die aus Fragmenten entstand. Dementsprechend rudimentär wirkt der erzählerische Aufbau, und von einer Handlung kann nicht gesprochen werden. Es ist noch nicht mal ein sokratischer Dialog, sondern einfach ein Austausch konträrer Ansichten.

_9) Ein Ruf aus der Dunkelheit (2010)_

Isaiah lebt auf einer Welt im Sagittariusarm der Milchstraße, zusammen mit anderen Klosterschülern. Sie sind alle Horcher, die empathische Rufe von weither empfangen können, und zwar im gleichen Augenblick, selbst wenn millionen Lichtjahre zwischen Sender und Horcher liegen.

Im Unterschied zu seinen Klosterschülern ist Isaiah schon tausend Erdenjahre alt, denn er ist fast mit Lichtgeschwindigkeit hierhergereist, und die Zeitdilatation besorgte den Rest. Nachdem er ihnen vom Tag, als er entdeckt und abgeholt wurde, erzählt hat, besteigen sie das wandernde Kloster und begeben sich auf den Berg tausende Meter über dem Meer. Zusammen mit fünf anderen Klöstern der Horcher triangulieren sie den Ursprungsort eines fernen Rufes, der aus der Dunkelheit kommt, aus einer anderen Galaxie …

|Mein Eindruck|

Wie schon in seinem Kurzhörspiel „Happy birthday, dear Alice! Happy birthday, dear Anne!“ (in „Schlechte Nachrichten aus dem Vatikan“) geht es auch hier um das Thema der Horcher, die instantane Verständigung ermöglichen. Waren es dort Klonschwestern, so sind es hier einfach begabte Jugendliche. Die Erzählerin ist ein Mädchen, es hört dem alten Isaiah zu. Das Kloster ist ein Lebewesen und mit dem Bergkloster in der Jeschke-Erzählung „Das Geschmeide“ verwandt. Sein Name „Hièn trén máy“ ist übrigens vietnamesisch und bedeutet „das in den Wolken wohnt“.

Auch diese Story war eine Auftragsarbeit, diesmal zum Thema Verständigung mit Aliens. Wie so häufig mangelt es auch diesem Text an Handlung.

_10) Orte der Erinnerung (o. J., nach 2005)_

Der Kunstmaler Howard Szajnberg ist mit der erfolgreichen Hirnchirugin Yude Rice verheiratet, als die merkwürdigen Vorfälle beginnen. Erst hat sie einen sich wiederholenden Traum von einem schönen Tal, in dem aber zwei Zeiten nebeneinander existieren. Dann erhalten sie beiden anonyme Anrufe von einem Kerl, der es gut zu meinen scheint. Er nennt sich ihren Schutzengel. Yude wird vor einem finanziellen Verlust bewahrt, doch Howard soll sich beruflich neu orientieren: vom erfolglosen und ausgebeuteten Maler zum Fotografen.

Nur weil der „Schutzengel“ sich bereits als hilfreich erwiesen hat, willigt Howard ein. Er kauft eine teure Ausrüstung (natürlich von Yudes Geld) und lässt sich an Orte schicken, von denen der „Schutzengel“ behauptet, dass dort gleich eine Naturkatastrophe stattfinden werde. Regelmäßig trifft die Vorhersage ein. Howard ist mit seiner Kamera meist als erster und einziger Fotograf vor Ort. Die Kamera schickt die Bilder direkt per Satellit an seine Agentur, die sie wiederum Publikationen in aller Welt anbietet. Im Handumdrehen wird Howard, den man bald „Super-Ho“ nennen wird, Millionär.

Die Monate vergehen, und Howard bemerkt mit Besorgnis, dass Yude offenbar Probleme mit ihrem eigenen Gehirn hat: Die Kopfschmerzen hindern sie bald daran, ihren Beruf weiter ausüben zu können. Sie geht in eine Klinik, ohne Ho Bescheid zu geben.

Denn der Schutzengel hat Pläne mit ihm. Er schickt Howard in den Golf von Bengalen, wo ein großes Hochwasser zahlreiche Tote gefordert haben soll. Mit einem gemieteten Katamaran geht’s hinaus in das Mündungsgebiet, doch außer töten Tierkadavern und Treibholz ist nichts zu sehen. Auch die anderen Fotografen an Bord sind enttäuscht, allen voran Ho’s größter Konkurrent, ein Japaner. Ein Sturm zieht, das Bott eilt zurück in den Hafen – und erleidet Schiffbruch.

Ho erwacht auf einer Sandbank. Im Sand entdeckt er ein glitzerndes Gerät, das er in die Sonne legt, damit sich seine Akkus aufladen können. Das sprechende Ding nennt sich der Personal Digital Assistant des japanischen Fotografen. Ho wählt den Namen, den es vorher hatte: Totore, der Waldgeist aus einem Animationsfilm von Miyazaki. Nun wird Totoro zu Howards Schutzengel: Er ruft Hilfe herbei. Und so schafft es Ho endlich nach Hause.

Doch dort steht nichts zum Besten für unseren Odysseus. Yude ist ohne Nachricht verschwunden (nämlich in die Klinik). Als er ihre letzte Spur entdeckt, ist er bestürzt: Ihr Körper lebt nicht mehr – der Hirntumor war inoperabel. Sie hat aber die Chance ergriffen, das neue Verfahren von Dr. Weiskrantz zu nutzen und einen Persönlichkeits-Scan von sich anlegen und speichern zu lassen. Weiskrantz versichert Ho, dass Yude noch „lebe“, und zwar keineswegs in einer Totenwelt à la Hades. Leider führt sich der Arzt aber doch als Zerberus auf, indem er Ho den Zugang zu der geliebten Frau verweigert.

Doch mit Totoros Hilfe ist auch dieser Zugang kein Hindernis für unseren Orpheus …

|Mein Eindruck|

Ganz klar ist diese wunderschöne Erzählung, die den krönenden Abschluss dieses Bandes bildet, eine Verarbeitung des antiken Mythos von Orpheus und Eurydike. Wie schon in „Nekromanteion“ wird ein Abbild eines Menschen erstellt und gespeichert, damit es jederzeit abgerufen werden kann. Doch ist Howards Eurydike wirklich glücklich, dort, wo sie jetzt ist? Er muss es unbedingt herausfinden!

Wie sich herausstellt, befindet sich ihr Bewusstsein in eben jenem schönen Tal, von dem sie einst träumte. Zufall oder Notwendigkeit? Und denkt sie auch mal an ihn, Howard? Sie denkt, dass sie es tut, nennt ihn aber lediglich „Freund“. Und nun ergibt sich die Notwendigkeit, Weiskrantz‘ Barrieren zu umgehen und in die Vergangenheit zu telefonieren – so wird Howard sein eigener „Schutzengel“. Er war es ja, der den ledigen Ho einst anrief, um ihn zu bewegen, diese tolle Lady auf dem Züricher Flughafen anzusprechen …

So entsteht unversehens eine Zeitschleife, in der Ho an seinem früheren Liebesleben mit Yude indirekt noch einmal teilhaben kann. Doch dann geschieht etwas Unvorhergesehenes …

Diese höchst romantische Geschichte, die eigentlich als Hörspiel konzipiert war, greift Jeschkes Standardthemen (Überwindung des Todes, Zeitreisen, Virtuelle Realität usw.) auf, die ich mehrfach vorgestellt habe, erweitert sie aber um Altersweisheit, Romantik, Sinnlichkeit und einen sanften, selbstironischen Humor. Außerdem gibt es nur zu dieser Geschichte Illustrationen von Thomas Franke, der Stil einzigartig ist – sie das Titelbild.

_11) Vorwort von Herbert W. Franke_

Franke ist selbst ein Veteran der deutschsprachigen Science-Fiction und Autor einer großen Zahl von Romanen, Erzählungen und Drehbüchern (er schrieb eine Fortsetzung der Kultserie „Raumpatrouille Orion“). Zum Glück drückt er sich nicht geschwollen und professoral aus, wenn er die Maßstäbe für qualitätsvolle Literatur auf Wolfgang Jeschkes Werke anwendet.

Diese seien originell, gedanklich gehaltvoll und sprachlich hochstehend – drei der wichtigsten Voraussetzungen sind also erfüllt. Dass auch idealerweise eine Handlung und interessante Figuren vorkommen sollen, muss nicht immer unbedingt der Fall sein, wie es scheint.

Interessanter fand ich jedoch, was Franke über seinen Berufskollegen und Mitarbeiter (zwischen 1969 und 1977) zu erzählen weiß. In diesen Bemerkungen findet sich ein sehr persönlich gehaltenes Bild von Jeschke wieder, das man woanders lange suchen müsste. Am ehesten würde sich uns der Mensch Jeschke – auf literarisch abstrahierter Ebene – als Autor der Vorworte des Heyne-SF-Jahrbuchs präsentieren, meint Franke. Allerdings ist klar, dass dieser Jeschke in erster Linie Herausgeber, Lektor und Marktbeobachter war. Seine bissigen Anmerkungen waren stets ein freudig erwarteter Beitrag im Jahrbuch (das übrigens bis heute bei Heyne erscheint!).

Jeschke kam wegen seiner Auslastung aus Herausgeber nur im Urlaub etc. zum Schreiben. Seit seinem Ausscheiden 2002, das er aus Altersgründen vornahm, veröffentlicht er wieder qualitätsvolle Texte, so den Roman „Das Cusanus-Spiel“ oder die Erzählung „Orte der Erinnerung“ (s. o.). Franke freut sich auf weitere solche Werke. Ich auch.

_Unterm Strich_

Die ersten sieben der zehn Texte erschienen bereits in Jeschkes Collection „Schlechte Nachrichten aus dem Vatikan“ (s. dazu meinen Bericht). Deshalb fragt man zu recht, wieso man nun zu diesem wesentlich teureren Buch „Orte der Erinnerung“ greifen sollte. Es gibt zwei gewichtige Gründe: Erstens befindet sich die Collection aus dem Jahr 1992 nach mittlerweile fast 20 Jahren ihrer Existenz nur noch im Gebrauchtbuchhandel (v. a. online), und der Sammler bekommt dort nicht immer garantiert beste Qualität, wie ich mehrfach feststellen musste (und wenn doch, dann nur zu hohen Preisen).

Zweitens enthält „Orte der Erinnerung“ drei wichtige neue Texte, die ich bislang noch nicht kannte. Deshalb habe ich sie oben auch ausführlicher vorgestellt als die anderen Texte. Die Erzählung „Orte der Erinnerung“ – ich sagte es bereits – ist für mich der krönende Abschluss dieser Gesammelte Werke. Sämtliche von Franke erwähnte Qualitätskriterien für Literatur werden erfüllt, durch die Illustrationen Thomas franke noch wertvoller gemacht, Und wer Jeschkes Empfehlung folgt und Glucks Oper „Orphée et Eurydice“ anhört (oder zumindest den „Reigen der seligen Geister“), bekommt sogar ein multimediales Werk geboten.

|SF als Literatur des Wandels|

Science-Fiction wurde einmal die Literatur bezeichnet, die das Phänomen des Wandels am angemessensten beschreibt, bezeichnet. Und da der Wandel aller Lebensbedingungen aufgrund des Internets – Stichwort „Arabischer Frühling“ – inzwischen global wahrgenommen wird, liegt es nicht fern, SF als globales Phänomen aufzufassen. SF-Filme laufen heute in den Kinos und Wohnzimmern rund um den Globus.

Doch andersherum ist es auch zur Aufgabe des Autors geworden, global zu denken, um entsprechende Probleme aufgreifen zu können. Jeschke ist mir stets als einer derjenigen deutschen Autoren bekannt gewesen, der seine Figuren in allen Weltgegenden, vorzugsweise in Asien, agieren und den Wandel erleben lässt.

|Vorreiter|

Andere Autoren, wie Frank Schätzing, Michael Iwoleit und Andreas Eschbach, sind ihm hierin gefolgt. Sie alle ersetzen den deutschen Macher als Hauptfigur nicht einfach durch einen angelsächsischen Macher, wie es noch in den sechziger und siebziger Jahre für deutsche Autoren obligatorisch war, wollten sie Erfolg haben. Nein, ihre Teams sind multinational, ihre Schauplätze auf der ganzen Welt angesiedelt und ihre Themen von zahlreichen Kulturen nachvollziehbar, so etwa der Klimawandel (Schätzings „Schwarm“), das Ende des Ölbooms (Eschbachs „Ausgebrannt“) oder die Auswüchse der Gen- und Cybertechnologie (Iwoleits „Psyhack“).

Mit Frankes Worten aus dem Vorwort kann man also heute schon anhand deutscher Autoren und ihres Erfolgs sehen, wie sich Jeschkes jahrzehntelange Herausgeberschaft auf die deutsche SF-Autorenschaft (und ebenso auf die Grafiker) positiv ausgewirkt hat. Das mag sich für den Autoren Jeschke als irrelevant anmuten, ist aber das Gegenteil: Dem Anspruch, den der Herausgeber Jeschke aufstellte, musste auch der Autor Jeschke genügen. Und durfte sich dennoch einige witzige Storys wie „Yeti“ erlauben.

|Abschluss|

Mit diesem dritten Band sind die „Gesammelten Werke“ vorerst abgeschlossen. Der neueste Text ist ja von 2010. Der Sammler hat damit ein gutes Fundament, das er nun durch die Romane „MIDAS oder Die Auferstehung des Fleisches“, „Der letzte Tag der Schöpfung“ und „Das Cusanus-Spiel“ ergänzen kann.

|Schwächen|

Punktabzug gibt es von mir nur für die Auftragsarbeiten „Anaximandros“ und „Ruf aus der Dunkelheit“ sowie „Mister Smith“. Ihnen fehlt eine Handlung. Außerdem habe ich mich über die fehlenden Jahresangaben zu den einzelnen Texten nicht gerade gefreut, was besonders bei „Orte der Erinnerung schade ist. Die ersten sieben Texte findet man jedoch in „Schlechte Nachrichten aus dem Vatikan“ datiert und „Anaximandros“ und „Ruf aus der Dunkelheit“ werden vom Autor datiert. Ich habe diese Angaben bei jedem Text eingetragen. Auf die drei Druckfehler, die ich fand, brauche ich nicht näher einzugehen, denn es handelt sich um simple Flüchtigkeitsfehler.

|Taschenbuch: 256 Seiten
Illustriert von Thomas Franke
ISBN-13: 978-3926126917|
[www.shayol.net]http://www.shayol.net

_Wolfgang Jeschke (als Herausgeber) bei |Buchwurm.info| [Auszug]:_
[„Titan-1“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4724
[„Titan-2“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7346
[„Titan-3“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7347
[„Titan-4“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7086
[„Titan-5“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7087
[„Titan-6“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4327
[„Titan-7“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4486
[„Titan-8“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3747
[„Titan-9“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4274
[„Titan-10“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3687
[„Titan-11“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4509
[„Titan-12“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4538
[„Titan-13“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7350
[„Titan-14“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7348
[„Titan-15“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7351
[„Titan-16“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7349
[„Titan-18“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7353
[„Titan-19“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7352
[„Titan-20“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7354

Ohlsson, Kristina – Aschenputtel

_Inhalt_

Eines Tages verschwindet die kleine Lilian spurlos aus einem Zug. Einen Tag später werden der verzweifelten Mutter in einem Paket Lilians Sachen und ihre abgeschnittenen Haare geschickt. Ermittler Alex Recht und sein Team ermittelt mit Hochdruck. Doch leider ist es für Lilian schon zu spät, denn sie wird tot vor einer Notaufnahme gefunden, nackt und mit dem Wort „Unerwünscht“ auf der Stirn. Was will der Täter damit sagen und was für ein Motiv hat er?

_Kritik_

„Aschenputtel“ von Kristina Ohlsson ist aus der Sicht eines Beobachters geschrieben, der verschiedene Charaktere ausleuchtet. Meist dreht es sich natürlich um die Ermittlungen rund um Alex Recht und seine Truppe, die sich sofort an die Arbeit macht, als die kleine Lilian aus einem Zugabteil verschwindet. Aber auch andere Personen und deren Gefühle, wie zum Beispiel die Mutter des vermissten Kindes oder dessen Ex-Schwiegermutter werden in einigen Kapiteln anschaulich dargestellt. Man bekommt einen guten Eindruck davon, wie die Polizei in solchen Situationen mit Betroffenen und Zeugen umgeht und wie schwer es mitunter ist, einfühlsam und freundlich zu sein, obwohl die Zeit drängt, um die entführte Person zu finden. Viel erfährt man auch darüber, wie die Kommissare zueinanderstehen, die in diesem Fall ermitteln. Zum Beispiel hält Kommissar Peder Rydh nicht viel von seiner neuen Kollegin und Fahndungsspezialistin Frederika Bergmann, sodass er ihre Vermutungen und Recherchen zuerst nicht wirklich ernst nimmt. Nach und nach wird aber ein immer besseres Team aus den beiden, was letztendlich auch zum Erfolg führt.

Die Kapitel in dem Buch sind nicht allzu lang, sodass man das Buch auch zwischendurch mal zur Seite legen kann. Die Geschichte ist leicht zu lesen und die Sätze klar und verständlich. Das Buch ist mit seinen 480 Seiten recht umfangreich und somit kann der Autor bei vielen Beschreibungen gut ins Detail gehen. Die Szenerien und Personen werden anschaulich geschildert und die einzelnen Charaktere gut beschrieben. Von Anfang an zieht sich ein leichter Spannungsbogen durch viele Teile des Buches. Ein paar Dialoge und Szenerien waren etwas langweilig, aber das verzeiht man dem Autor gern und es hat keine Auswirkung auf den weiteren Leseverlauf. Man ist immer neugierig auf das, was als Nächstes passiert und auch gibt es etliche kleine Wendungen in dem Fall, womit man nicht gerechnet hat.

Den Hintergrund der Story finde ich ziemlich erschütternd, denn es werden hier Kinder verschleppt und ermordet. Zwar wird der Täter nicht brutal, aber dennoch muss es für Eltern unfassbar schlimm sein, ein Kind zu verlieren. Das Buch bleibt dadurch nachhaltig in Erinnerung.

_Autor_

Die Südschwedin Kristina Ohlsson, Jahrgang 1979, arbeitete zunächst im schwedischen Außen- und Verteidigungsministerium als Expertin für EU-Außenpolitik und Nahostfragen und später bei der nationalen schwedischen Polizeibehörde in Stockholm. Derzeit ist sie Terrorismus-Expertin bei der OSZE in Wien. Mit ihrem Debütroman „Aschenputtel“ gelang ihr sofort der internationale Durchbruch als Thrillerautorin. In ihrer Heimat Schweden sind inzwischen bereits zwei weitere Romane um Frederike Bergman und Alex Recht erschienen – beide mit sensationellem Erfolg. (Verlagsinfo)

_Fazit_

„Aschenputtel“ von Kristina Ohlsson ist meines Erachtens ein äußerst gelungener Debütroman. Man merkt, dass die Autorin Ahnung von dem hat, worüber sie schreibt. Ich freue mich sehr darauf, wenn die nächsten Romane von ihr auch in Deutschland erhältlich sein werden. Ich werde sie mit Freude lesen und kann das Buch „Aschenputtel“ jedem nur ans Herz legen.

|Gebunden: 480 Seiten
Originaltitel: Askungar
Übersetzt ins Deutsche von Susanne Dahmann
ISBN-13: 978-3809025917|
[www.limes-verlag.de]http://www.limes-verlag.de

Jack Slaughter 16 – Asmodianas Todesring

Jack Slaughter:

Folge 1: „Tochter des Lichts“
Folge 2: „Tochter des Lichts 2: Professor Dooms Erwachen“
Folge 3: „Das Tor zur Hölle“
Folge 4: „Virus in Jacksonville“
Folge 5: „Am Ende der Welt“
Folge 6: „Im Land der Vampire“
Folge 7: „Dr. Jekyll und Mrs. Hyde“
Folge 8: „Das Herr der Finsternis“
Folge 9: „Die Wurzel des Bösen“
Folge 10: „Werwolf im Schafspelz“
Folge 11: „Im Haus des Todes“
Folge 12: „Der dämonische Hellseher“
Folge 13: „Der Ponyhof des Grauens“
Folge 14: „Draculas großes Comeback“
Folge 15: „Bedrohung aus dem All“
Folge 16: „Asmodianas Todesring“

Die Handlung:

Jack Slaughters Eltern schweben in höchster Lebensgefahr. Die einzige Möglichkeit sie zu retten, besteht darin, ein Turnier gegen die Wunschgöttin des Höllenfeuers zu gewinnen. Doch Lady Asmodiana ist unbesiegbar. Die Verzweiflung lässt Jack und seine Freunde trotzdem in den Todesring treten. Es kommt zu einem tragischen Zwischenfall, der Jacks Herz brechen lässt. Und er begeht einen fatalen Fehler, der ihn mehr kostet als alles Geld der Welt … (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Mama und Papa Slaughter sind also beim Spionieren in Russland erwischt und in einen Gulag gesteckt worden, wo sie auf ihre Hinrichtung warten. Dass wir in den letzten Folgen nichts von den beiden gehört haben, ist nicht verwunderlich … Jack hat sie selbst seit seiner Geburt nicht gesehen. Daher konnte ich mich auch nicht entscheiden, ob die Trauer und die Verzweiflung, die Jack am Anfang der Folge ins Mikro tönt, absichtlich übertrieben albern oder einfach nur nicht glaubhaft transportiert wurde. Da aber alle Sprecher hier unglaubwürdig klingen und alles übertrieben slapstickhaft erzählt wird, gehe ich mal davon aus, dass das auch die Absicht der Regie war. Es ist halt eine Comedy, in jeder Gefühlslage.

Und deshalb gehts auch direkt in die Scheidungsauseinandersetzung zwischen Asmodiana und ihrem Noch-Ehemann, dem Teufel persönlich. Was das Ganze jetzt mit Jacks Eltern zu tun hat? Na ja, Asmodiana ist gut drauf und veranstaltet ein Mortal-Kombat-Turnier … wer tut das nicht, wenn er gut drauf ist und bei seiner Scheidung grad ordentlich abgesahnt hat? Und der Gewinner bekommt einen Wunsch erfüllt … das ist also die Gelegenheit für Jack, seine „Eltern, die er nie hatte“ doch noch aus der hoffnungslosen Todeszelle zu bekommen. Die beste Hilfe, die Grandma Abigail dabei für Jackie anbieten kann … sind Schminktipps. Die werden Jack wenig helfen können, falls er auf Professor Doom treffen sollte, der auch am Turnier teilnimmt, um seine Seele wiederzubekommen.

Dass alles dann doch nicht so gradlinig verläuft, wie ichs mir gedacht habe, ist dem Ideenreichtum der Serien-Schöpfer zu verdanken. Die können nicht nur „lustig mit tollen Effekten“, die können auch „kurvenreich zum unerwarteten Ende“.

Das Sound-Highlight der Folge ist das Turnier, bei dem Asmodiana einen Kampf nach dem anderen gewinnt. Und beim Kampf gegen Professor Doom legt sich das Sound-Team beeindruckend ins Zeug.

Das Sprecher-Highlight dieser Folge ist die Gastgeberin des Kampfspektakels, Denise Gorzelanny, die eine herrlich überdrehte Lady Asmodiana gibt. Aber auch die anderen Sprecher folgen dicht auf.

Die Sprecher und ihre Rollen:

Erzähler: Till Hagen
Jean-C. Van Helsing: Thomas Nero Wolff
White Silk: Ulrike Stürzbecher
Jack Slaughter: Simon Jäger
Tony Bishop: David Nathan
Dr. Kim Novak: Arianne Borbach
Hohepriester Chang: Viktor Neumann
Lady Asmodiana: Denise Gorzelanny
Lloyd Skinner: Lutz Mackensy
Grandma Abigail: Gisela Fritsch
Mr. Ming: Fang Yu
Professor Doom: K.Dieter Klebsch
Basil Creeper: Rainer Fritzsche
Flopper: Delphin Mitzi
Bob: Andy Matern

Technik-Credits:

Idee, Konzeption & Story: Lars Peter Lueg
Dialogbücher: Devon Richter & Nikola Frey
Musik, Arrangements, Instrumente: Andy Matern
Weitere Gitarren: Stefan Ellerhorst
Regie, Produktion & Dramaturgie: Lars Peter Lueg
Aufnahmeleitung: Anno Storbeck
Artwork: Alexander Lux, torius
Product Management: dp

Die Ausstattung:

Die in warmen Gelb- und Rottönen bedruckte CD steckt in einem Jewel-Case. Im farblich kontrastierenden Look, mit kalten Grüntönen, kommt das Booklet daher. Hier finden wir die Rollen und ihre Sprecher, die Cover der bislang erschienen Folgen sowie die Technik-Credits. Außerdem wird uns erklärt, was Mr. Ming in den ersten 15 Folgen der Serie tatsächlich gesagt hat.

Mein Fazit:

Eine herrlich überdrehte Asmodiana, ein action-gelandenes Sound-Design und eine Story, die nicht so endet, wie der Hörer es erwartet. Das ist eine gute Stunde verschroben komisches Kopf-Kino mit Jackie Slaughter, das gut zu unterhalten weiß.

Audio-CD
Spieldauer: 64:31 Minuten
Tracks: 15
Empfohlen ab 12 Jahren
UPC: 0602527615899
www.jack-slaughter.de
www.lpl.de
www.myspace.com/jackslaughtertochterdeslichts
www.folgenreich.deh
www.universal-music.de

Professor van Dusen 6 – Die Perlen der Kali

Professor Dr. Dr. Dr. Augustus van Dusen:

Folge 1: „Eine Unze Radium“
Folge 2: „Das sicherste Gefängnis der Welt“
Folge 3: „Mord bei Gaslicht“
Folge 4: „Der Mann, der seinen Kopf verlor“
Folge 5: „Stirb schön mit Shakespeare“
Folge 6: „Die Perlen der Kali“

Die Handlung:

S. S. „Columbia“, auf der Überfahrt von New York nach Southampton. Die Passagiere der ersten Klasse vergnügen sich auf einem Kostümball. Plötzlich wird es dunkel – und als das Licht wieder angeht, vermisst Lady Windermere ihre kostbare Perlenkette. „Sie sind verflucht, die schwarzen Perlen der Todesgöttin Kali!“ erklärt der Maharadscha von Krischnapur. „Aberglauben!“ sagt van Dusen und ermittelt den Täter.
Doch als er diesen ermordet in seiner Kabine entdeckt, wird ihm klar: Der Fall ist viel komplizierter, als er zunächst vermutete … (Verlagsinfo)

Das Hörerlebnis:

Da es sich hier um die Neuauflage einer 1979 erstmalig ausgestrahlten Radio-Produktion handelt, darf man nicht allzu viele Effekte erwarten. Die gibts bei Radiohörspielen eh selten, weil sie in der Regel sehr textlastig sind. „Die Perlen der Kali“ bildet hier keine Ausnahme, aber lässt auch nichts vermissen. Alle Dialoge sind immer lebendig mit Geräuschen unterlegt, die die Szenen passend unterstützen.

Die Überblend- und Hintergrundmusiken passen gut zu der Zeit, in der der Fall spielt und wirken manchmal wie die Tonspur zu einem Stummfilm … einem zum Teil lustigen Stummfilm.

Denn der Erzähler und Chronist von Professor Dr. Dr. Dr. van Dusen führt mit reichlich ironischem Unterton und vielen humorvollen Seitenhieben durch das klassische Kopfkino-Krimi-Programm. sodass der Hörer abwechselnd über den Fall der gestohlenen Perlen grübelt und grinst … oder beides, je nach Belieben.

Friedrich W. Bauschulte gibt wie immer einen hervorragenden van Dusen, der tödlich beleidigt ist, wenn man ihn mit dem (in seinen Augen) völlig überschätzten Shamlock Holmes vergleicht. Er versucht es sich aber nicht anmerken zu lassen und reagiert, indem er die anderen durch seine Art des Umgangs und des dazugehörigen Umgangstons spüren lässt, dass nur er allein den vollen Durchblick hat … ist ja meist auch so.

Nebenbei erfindet er auch noch eine Stoppuhr, die er aber lieber Van-Dusen-Chronograph nennt. Das ist nicht allein die einzige Wissenschaftlichkeit, die van Dusen seinen Zuhörern in der Folge und vor dem CD-Player erzählt. Er hört sich gern reden und anderen ungern zu … von daher ist es nicht überraschend, dass er hin und wieder ein paar längere Monologe hält … halten muss … weil ihm und seinen Gedankengängen ja eh keiner folgen kann. Und so löst er den Fall, der tatsächlich verschachtelter ist als anfangs gedacht, durch eine Art „Assoziations-Wortspiel“, das er mit den Verdächtigen spielt.

Unter den allesamt sehr lebendig und authentisch klingenden Sprechern sticht neben van Dusen Gerd Duwner als (van Dusen nervender) Schiffsdetektiv Prendergast positiv heraus. Ein Rolle, die mich an die des Sam Hawkins aus den Karl-May-Verfilmungen erinnert.

Insgesamt ist diese Folge ein weiterer Klassiker mit dem brillanten Amateur-Detektiv, der hoffentlich in dieser CD-Neuauflage noch mehr Fans gewinnen kann.

Die Sprecher und ihre Rollen:

Prof. van Dusen: Friedrich W. Bauschulte
Hutchinson Hatch: Klaus Herm
Kapitän Harris: Heinz Giese
Schiffsdetektiv Prendergast: Gerd Duwner
Maharadscha von Krischnapur: Klaus Miedel
Lord Wildermere: Manfred Schuster
Lady Wildermere: Ilse Holtmann
Mr. Doberman: Klaus Jepsen
Mrs. Doberman: Helga Lehner
Steward: Thomas Frey

Technik-Credits:

Produzent & Initiator der CD-Auflage: Sebastian B. Pobot, Highscore Music
Skript: Michael Koser
Regie: Rainer Clute
Aufnahmen: RIAS Berlin
Covergestaltung: Lars Vollbrecht
Illustrationen: Lars Vollbrecht und Gerd Pircher
Product Management: dp

Die Ausstattung:

Die stilvoll und aufwendig bedruckte CD steckt in einem Jewel-Case. Als Bonus enthält die CD als letzten und zehnten Track einen Kommentar zu „Die Perlen der Kali“, in dem ein paar interessante Hintergrundinfos zu dieser Folge mit dem Hörer geteilt werden.

Im Booklet-Faltblatt finden wir die Erinnerungen von Michael Koser an Van-Dusen noch mal schriftlich dargelegt. Dazu gibts noch ein paar Fotos und Hintergrundinfos zu Jacques Futrelle und Michael Koser sowie eine Sprecher-und-ihre-Rollen-Aufstellung. Außerdem sehen wir die Cover der bereits erschienen Folgen sowie von zwei kommenden Episoden und Werbung für den van-Dusen-Comic.

Mein Fazit:

Van Dusen auf hoher See ist wie immer Herr jeder Lage. Wissenschaftlich fundiert, begründend monologisiert und herrlich ironisch vom Erzähler kommentiert, gibts eine weitere Kult-Folge des arrogant-genialen Amateur-Detektivs. Seinen Gedankengängen kann wirklich kaum jemand folgen, aber das ist auch gar nicht die Aufgabe des Hörers. Den Professor zu begleiten, reicht völlig aus, um eine knappe Stunde humorvoll und spannend unterhalten zu werden.

1 Audio-CD
Spieldauer: 59 Minuten (davon 53 Min. Hörspiel)
Tracks: 10
Erstausstrahlung im Radio: RIAS Berlin, 1979
Empfohlen ab 10 Jahren
EAN: 0602527699097
www.universal-music.de
www.folgenreich.de
www.vandusen.de