Andreas Gruber, Matthias Falke, Olaf Kemmler, Markus K. Korb, Michael Knoke, Nina Horvath – Die Schattenuhr, Die – Die bizarre Welt des Edgar Allan Poe

Es hieße, Eulen nach Athen zu tragen, den Schriftsteller Edgar Allan Poe vorzustellen, der wie kein anderer die Kriminalliteratur und die Phantastik bis hinein in unsere Tage geprägt hat. Zweifellos ist es eine enorme Herausforderung für jeden Autor und Herausgeber, sich dem Anspruch dieses großen Namens zu stellen. Die junge österreichische Herausgeberin und Autorin Nina Horvath hat diesen Schritt gewagt und eine Anthologie deutschsprachiger Autoren vorgelegt, die sich ausdrücklich in der Tradition des Altmeisters sieht.

Das 230 Seiten umfassende Hardcover aus dem BLITZ-Verlag besticht bereits durch seine äußere Gestaltung. Die Coverillustration von Zdzislaw Beksinski harmoniert perfekt mit Farbe und Schriften des Umschlags und der ebenfalls sehr ansprechenden Innenillustration von Mark Freier.

Andreas Gruber, Matthias Falke, Olaf Kemmler, Markus K. Korb, Michael Knoke, Nina Horvath – Die Schattenuhr, Die – Die bizarre Welt des Edgar Allan Poe weiterlesen

Die drei ??? – Geisterbucht (Folge 150)

Den 150. Fall der „Drei ???“ zu verfassen dürfte eine ziemlich große Ehre sein. Eine, welche Astrid Vollenbruch 2009 zuteil wurde. Nun erreichte dieses Jubiläum 2011 auch die stets etwas hinterher hinkenden Hörspiele von |EUROPA|. Natürlich, dem Dreifachband „Geisterbucht“ aus dem Hause |KOSMOS| gebührend, auch mit einem entsprechenden CD/MC-Drilling. Wie gewohnt kümmerte sich André Minninger um die Adaption, bei welcher – ebenfalls wie üblich – Heikedine Körting Regiestuhl und Produktionshoheit innehatte, die es wieder einmal schaffte, so manche Gastrolle des Projektes prominent zu besetzen.

_Zur Story_

Die drei ??? werden zu einer Testamentseröffnung eingeladen – dabei kannten sie den verstorbenen Mr Shriver nicht einmal. Er sie offenbar schon, denn sein Vermächtnis an sie ist ein Rätsel, das sie lösen sollen, damit begangenes Unrecht gesühnt wird. Mr. Mason, sein treuer Sekretär, soll und will ihnen dabei hilfreich unter die Arme greifen. Alleinerbe – bis auf jenen Umschlag mit dem Rätsel und 1000 Dollar, die Mason erbt – ist Shrivers unsympathischer Schwiegersohn, dem nun das bis zur Dachkante mit kuriosen Memorabilia des ehemaligen Navy-Fliegers vollgestopfte Anwesen gehört. Ein altes Flugzeugwrack auf dem Grundstück ist der erste Hinweis in die Vergangenheit zurückführt. Doch mit jedem Fortschritt wird deutlicher, dass die nebulöse wie eindringliche Warnung vor „Rashura“ durchaus ernst zu nehmen ist: Einschüchterung, Amtsanmaßung, Brandstiftung, Einbruch Entführung bis hin zum Giftanschlag. Das Syndikat lässt kaum eine Straftat aus, den drei Detektiven Hinweise und Ermittlungsergebnisse abzujagen sowie sie zu vergraulen. Und es haben noch weitere zwielichtige Gestalten Interesse an Informationen über „Rashuras Schatz“. Eine harte wie gefährliche Nuss für das Trio.

_Eindrücke_

Wenn die drei Fragezeichen bzw. die |EUROPA|-Studios zum Jubiläums-Triple blasen, kann man sich auf etwas gefasst machen. In diesem Fall nämlich zumindest auf einige Gastsprecher, die man vielleicht nicht erwartet hätte: Etwa Oliver „Der Wixxer“ Kalkhofe, Berhard Hoëcker („Genial Daneben“) oder Tausendsassa Olli „Ditsche“ Dittrich. Auch Sky Du Mont und Dirk Bach sind wieder einmal dabei – sie gehören schon etwas länger zu beliebten Gaststars bei Deutschlands wohl berühmtester Hörspielreihe. Natürlich kommen auch eine ganze Schar an wichtigen Nebenrollen zusammen, die von ihrer üblichen Besetzung gesprochen werden. Tante Mathilda, Onkel Titus, Inspector Cotta sind Beinahe-Standard und sogar Morton darf einen kurzen Auftritt hinlegen. Über die Stammsprecher wie das jahrelang aufeinander eingespielte Produktionsteam, von der Geräuschkulisse bis zur Regie, braucht man eigentlich keine, oder zumindest nicht viele, Worte verlieren. Gewohnt souverän bringen sie das Hörspiel unter Dach und Fach. Klar, André Minninger musste für die Adaption wie üblich hier und da den Rotstift in der Vorlage wüten lassen.

Dankenswerterweise hat Aurorin Astrid Vollenbruch – entgegen derzeit üblichen Gepflogenheiten – darauf verzichtet zu viele Charaktere aus dem Umfeld der drei Detektive krampfhaft mit hineinzuquetschen. Kein Skinny, keine Kelly, Jelena oder anderweitige Cameos, so wie beispielsweise beim Figuren-Overkill der beiden (auch) Jubiläums-Geschichten „Toteninsel“ oder „Feuermond“ – was vom Rezensenten als erfrischend empfunden wird. Dafür gibts kräftige Anleihen in der Vergangenheit bei der Story, so fühlen sich altehrwürdige Fans und Kenner (was meistens gleichbedeutend ist) sicher mehr als einmal ganz deutlich an den seligen „Fluch des Rubins“ und auch „Gefährliche Erbschaft“ erinnert. Die hier zugrunde liegende, spannende Gangster-Story ist selbstredend ungleich moderner aufgezogen und hat mehr bedrohliche Gefahrenmomente in petto, als es in der vergleichsweise naiven „guten alten Zeit“ der Serie der Fall war. Das kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Plot an mancher Stelle viel zu dick aufträgt und sich einige Logikfehler darin befinden, welche stark an seiner Glaubwürdigkeit rütteln.

_Die Produktion_

Buch und Effekte: André Minninger
Redaktion und Geräusche: Wanda Osten
Regie und Produktion: Heikedine Körting
Musik: Hagitte & Bertling (STIL), Morgenstern, George, Conrad, Zeiberts

|Sprecher und Figuren|
Oliver Rohrbeck (Justus Jonas), Jens Wawrczeck (Peter Shaw), Andreas Fröhlich (Bob Andrews), Thomas Fritsch (Erzähler), Karin Lieneweg (Tante Mathilda), Hans Meinhardt (Onkel Titus), Holger Mahlich (Inspector Cotta), Andreas von der Meden (Morton), Wolfgang Condrus (Mr. Mason), Anna Thalbach (Angelica), Kostja Ulmann (Gerry), Henry König (Bill Andrews), Bernhard Hoëcker (Taylor), Oliver Kalkhofe (Inspector Havilland), Stephan Schad (Ismael), Dirk Bach (John Fisher), Olli Dittrich (Sergeant Madhu), Sky Du Mont (Kapitän), Harald Dietl (Mr. Raffer) uva.

_Fazit_

Die Vertonung der „Geisterbucht“ ist unterhaltsam, spannend und temporeich – keine Frage. Allerdings krankt auch das Hörspiel, genauso wie die Vorlage, an so mancher Ungereimtheit in Bezug auf die Logik und Realismus. Etwas weniger dick aufgetragen, wäre vielleicht besser gewesen – wobei das Hörspiel hier dank des Wegfalls bzw. Alteration einiger Handlungsstränge sogar noch eine ganze Kante besser wegkommt, als das Buch. Dass natürlich tüchtig Serienklischees bemüht werden, soll so sein und ist auch vollkommen legitim, besonders in Hinblick auf den Jubiläumscharakter der Folge. Aus genau diesem Grund kann man bestimmt auch damit leben, dass die Story quasi als – freundlich ausgedrückt – aufgebohrte Hommage an den „Fluch des Rubins“ ausnimmt. Kann. Muss man aber nicht. Dennoch zeigt der fiese Rezensenten-Daumen tendenziell nach oben.

|3 Audio-CDs mit einer Laufzeit von insgesamt ca. 237 Minuten
Erzählt von Astrid Vollenbruch nach Motiven von Robert Arthur
EUROPA / Sony Music Entertainment, November 2011
EAN: 886978015020|
[www.natuerlichvoneuropa.de]http://www.natuerlichvoneuropa.de

Parker, Robert B. – Perchance to Dream

_Unterhaltsamer, ironischer: Philip Marlowes neuer Fall_

Carmen Sternwood, ein neurotisches blondes Gift, ist aus dem Sanatorium verschwunden. Und Philip Marlowe, Privatdetektiv und Blondinenexperte, soll sie schleunigst wiederfinden. Der Auftrag führt Marlowe zurück auf die schäbigen Straßen von Los Angeles, in ein düsteres Labyrinth des Verbrechens, in dem sündige Engel und schlagringbewehrte Mobster, kalte Killer und miese Bullen nur auf ihn warten. Eins weiß er sicher, dass weiße Spitzenbüstenhalter immer schon gefährlicher als 45er Revolver waren. Und bei der Schwester der Gesuchten hat er gute Chancen, endgültig unter die Räder zu kommen … (Verlagsinfo)

Die Übersetzung „Tote träumen nicht“ erschien 1991 bei Knaus als Teil 9 der „Philip Marlowe“-Serie.

_Die Autoren_

1) Der US-Autor Robert B. Parker, geboren 1932, gehörte zu den Topverdienern im Krimigeschäft, aber auch zu den fleißigsten Autoren – er hat bis zum seinem unerwarteten Tod im Januar 2010 über 50 Romane veröffentlicht. Am bekanntesten sind neben der „Spenser“-Reihe wohl seine neun „Jesse Stone“-Krimis, denn deren Verfilmung mit Tom Selleck in der Titelrolle wird gerade vom ZDF gezeigt. Der ehemalige Professor für Amerikanische Literatur Robert B. Parker lebte mit seiner Frau Joan in Boston, Massachusetts, und dort oder in der Nähe spielen viele seiner Krimis.

Neben seinen etwa 60 Krimis schrieb Parker ein Sequel zu Raymond Chandlers verfilmtem Klassiker „The Big Sleep“ (mit Bogart und Bacall) und mit „Poodle Springs“ einen unvollendeten Chandler-Krimi zu Ende. „Gunman’s Rhapsody“ ist seine Nacherzählung der Schießerei am O. K. Corral mit Wyatt Earp und Doc Holliday, ein klassischer Western.

2) Raymond Chandler

Raymond Thornton Chandler wurde am 23. Juli 1888 in Chicago geboren. Der alkoholsüchtige Vater verließ die Familie, als Raymond sieben Jahre alt war. Die Mutter siedelte mit dem Jungen nach Großbritannien über. Auf dem College beschäftigte er sich vor allem mit Malerei und mit Literatur. Um die Sprachen zu lernen, ging Chandler jeweils für ein Jahr nach Frankreich und nach Deutschland.

1907 nahm Chandler die britische Staatsbürgerschaft an und arbeitete für kurze Zeit beim britischen Naval Stores Branch. Dann verdingte er sich als Reporter für den London Daily Express und die Bristol Western Gazette. Nebenbei veröffentlichte er mehrere Gedichte und seine erste Erzählung. 1912 kehrte er in die USA zurück und schlug sich in Los Angeles mit den unterschiedlichsten Jobs durch. In Abendkursen eignete sich Chandler Buchhaltung und Rechnungswesen an.

1917 meldete Chandler sich zur kanadischen Armee. Er machte eine Ausbildung bei der Luftwaffe, doch kurz vor dem Abschluss seines Trainings war der Krieg in Europa vorbei. Chandler kehrte nach Los Angeles zurück und wurde Buchhalter einer Molkerei. 1922 übernahm er den Posten des Buchhalters in einer Öl-Firma und stieg binnen kurzer Zeit zum Vize-Präsidenten auf. Zwei Jahre später heiratete er Cissy Pascal, die fast 18 Jahre älter war als er selbst.

1932 verlor Chandler seinen Posten, weil er zu viel trank und häufig krankfeierte. Von nun an widmete sich Raymond Chandler ganz dem Schreiben. Er arbeitete fünf Monate an einer Erzählung, die er schließlich dem Magazin »Black Mask« verkaufte: 1933 erschien Chandlers erste Kriminalgeschichte. In seiner vierten Geschichte »Killer in the Rain« tritt zum ersten Mal Philip Marlowe auf, der zum Prototypen des amerikanischen Detektivs wird. 1939 erschien Chandlers erster Roman „Der große Schlaf“. Seine Romane entstanden aus dem Zusammenfügen und verdichten mehrerer Geschichten.

Anfang der vierziger Jahre begann Chandlers Kontakt mit Hollywood. Es gelang ihm, die Film-Rechte an seinen ersten Romanen zu verkaufen. Billy Wilder überredete ihn 1943, gemeinsam ein Drehbuch des Romans »Double Indemnity« von James M. Cain zu schreiben. Für sein Script zu »The Blue Dahlia« wurde Chandler für den Oscar nominiert.

Chandlers Frau Cissy verstarb im Dezember 1954 nach langer, schwerer Krankheit. Ihr Tod warf Chandler aus der Bahn. Er verfiel dem Alkohol und unternahm einen Selbstmordversuch. Chandler reiste viel, auch nach Europa. Er starb am 26. März 1959 in LaJolla, Kalifornien.

Krimis von Raymond Chandler:

|Die Philip-Marlowe-Reihe:|

o (1939) Der große Schlaf (The Big Sleep )
o (1940) Lebwohl, mein Liebling (Farewell, My Lovely )
o (1942) Das hohe Fenster (The High Window )
o (1943) Die Tote im See (The Lady in the Lake )
o (1949) Die kleine Schwester (The Little Sister )
o (1953) Der lange Abschied (The Long Good-bye )
o (1958) Playback (Playback )
o (1989) Einsame Klasse (vollendet von Robert B. Parker: Poodle Springs)
o (1991) Tote träumen nicht (Fortsetzung zu »Der große Schlaf« von Robert B. Parker: Perchance to dream)

_Handlung_

|PROLOG|

Da dies die Fortsetzung von „The Big Sleep“ ist, schickt der Autor der Haupthandlung das Beschlusskapitel von „The Big Sleep“ voraus. In rückblickenden Aussagen von Philip Marlowe und seiner Beinahe-Geliebten Vivian Sternwood erfahren wir so, um was es überhaupt gegangen ist.

Und auf diese Weise erinnern sie uns daran, welche Figuren und Namen im Vorgänger wichtig sind und wahrscheinlich wieder auftauchen werden, so etwa der zwielichtige Eddie Mars, ein Club-Besitzer oder der verblichene Rusty Regan. Wer hat ihn eigentlich auf dem Gewissen? Hier wird es geklärt. Und eines wird dabei sehr deutlich: Vivians Schwester Carmen ist völlig unzurechnungsfähig …

|Haupthandlung|

General Sternwood ist gestorben, friedlich im Bett, sollte man betonen. Vivian hat Carmen auf Marlowes Anraten in ein Sanatorium geschickt. Doch nun erfährt er von ihrem Butler Norris, dass Carmen dort seit zwei Tagen nicht mehr gesehen worden ist. Vivian behauptet, sie habe bereits Eddie Mars gebeten, sich darum zu kümmern, doch der tut so, als wisse er von nichts. Und der Leiter des Resthaven-Sanatorium, „Dr.“ Bonsentir, der nirgendwo als Arzt registriert ist, wirft Marlowe durch zwei seiner Gorillas kurzerhand raus.

Das lässt sich Marlowe nicht lange bieten. Obwohl ihn die Cops, Eddie Mars und auch Vivian davor warnen, Bonsentirs Weg zu kreuzen, weil dieser Protektion ganz oben genieße, dringt der Privatdetektiv ein. Es gelingt ihm, mit einer alten Patientin zu sprechen, Mrs. Swayze liest gerade ein knallhartes Pornoheft, das selbst Marlowe rotwerden lässt. Kaum hat sie einen Namen erwähnt, dringt schon wieder einer der Gorillas auf Marlowe ein. Doch dieser ist gewappnet und verlässt ungeschoren das Feld.

Der unter solchen Mühen errungene namen laut „Simpson“. Er gibt über 100 davon in L. A., doch Vivian kennt den Betreffenden: Ronald Simpson ist ein Multimillionär, der abgeschieden und abgeschottet in einer Burg lebt – das findet Marlowe bei einem kleinen Besuch heraus. Aber auch nicht mehr, denn Simpsons PERSÖNLICHE Assistentin, die Königin Victoria Konkurrenz machen könnte, sagt keinen Piep und weiß von nichts. Sternwood? Nie gehört! Wen will sie eigentlich auf den Arm nehmen, fragt sich Marlowe.

Lt. Ohls, der Distriktsheriff, nimmt ihn zu einem Leichenfund mit: Ist es Carmen? Doch die Leiche einer jungen Frau ist als schwarzhaarig zu erkennen, selbst wenn ihr der Kopf fehlt. Bemerkenswert ist aber, dass in einem Streichholzheftchen die Telefonnummer von Carmen (oder Vivian) steht. Als Ohls und Marlowe „Dr.“ Bonsentir einen Besuch abstatten, um nach Carmen zu fragen, sagt der Arzt, sie sei nicht mehr da – ebenso wenig wie Marlowes Zeugin. Und Bonsentir gibt Ohls seinen Telefonhörer: Der Bezirksstaatsanwalt ist dran. DA Wilde vergattert sie dazu, die Finger von Bonsentir zu lassen, über den Simpson bekanntlich die Hand hält. Aber beide lassen durchblicken, dass diese Zurückhaltung nicht für Marlowe gelte …

Auch Vivian kann ihren neuen Lover Marlowe nicht davon abhalten, dem Sadomasochisten Simpson das Handwerk zu legen. Er weiß, dass er sich dann mit Simpsons Freunden, dem Gouverneur von Kalifornien und dem Präsidenten der Vereinigten Staaten, anlegt. Na und? Was hat er schon zu verlieren? Nur seinen Sinn für Gerechtigkeit. Und das Leben einer unzurechnungsfähigen Frau. Und beides kann Marlowe niemals zulassen.

Dann macht der Gegner einen dummen Fehler und Marlowe bekommt den ersten Hinweis darauf, was Simpson und Bonsentir im Schilde führen.

_Mein Eindruck_

Ich muss zugeben, ich war teils erfreut und teils enttäuscht. Erfreut war ich über das Wiedersehen mit Spenser, denn dessen Charakter füllt nun die Persona von Philip Marlowe aus: gesellig, witzig, selbstironisch, unerschrocken und ein Teamarbeiter – also so ziemlich das Gegenteil von Chandlers einzelgängerischem Marlowe.

Marlowe verbündet sich sogar mit dem zwielichtigen Nachtklubbesitzer Eddie Mars, ein Schachzug, den der Original-Marlowe wohl nicht einmal in Betracht gezogen hätte. Aber Parkers Marlowe lässt fünfe auch mal gerade sein und billigt den Verbrechern eine Existenzberechtigung zu. Ganz besonders dann, wenn sie ihm dazu verhelfen, seine Mission zu erfüllen. Ironischer- oder traurigerweise ist es am Schluss Eddie Mars, der Vivian Sternwood trösten wird. Denn Marlowe, der proletarisch lebende Outcast, passt einfach in die Nobelhütte der Millionenerbin. Aber er erweist dem verblichenen General die letzte Ehre.

Worum geht es nun eigentlich in dieser Fortsetzung des Klassikers? Wer gedacht hat, dass Bonsentir ein mieser Kerl ist, ist auf der richtigen Fährte: Er ist Simpsons Zuhälter, dessen Mentor und wohl auch der Initiator des riesigen Dings, das die beiden in den Bergen drehen wollen: ein Wasserdiebstahl in gigantischem Ausmaß.

Diesem geplanten Verbrechen kommt Marlowe schrittchenweise und durch hartnäckiges Nachfragen auf die Spur. Eine verwitwete Journalistin aus altem Schrot und Korn steht ihm dabei hilfreich gegen Simpsons zwielichtige Typen, zu denen auch zwei Dorfpolizisten gehören, zur Seite. Chandler hätte solche uramerikanischen Szenen niemals schreiben können, glaube ich (ich muss noch viel von ihm lesen), aber Parker bringt die Szenen mit Pauline Snow ganz natürlich rüber – und mit jeder Menge bodenständigem Humor. Spenser in Aktion! Zusammen stoßen sie auf blutige Spuren eines Verbrechens – und auf die Herkunft der zerstückelten Frauenleiche.

Nun ist die Hauptfrage, die Marlowe immer wieder um die Ohren gehauen wird, die nach den handfesten Beweisen für Simpsons und Bonsentirs Verbrechen und Machenschaften. Wer Parkers bzw. Spensers Arbeitsmethode kennt, der ahnt schon, dass nur eine direkte Konfrontation mit dem großen Hintermann selbst die Lösung des Rätsels und Problems bringen kann. Außerdem muss Marlowe noch Carmen aufspüren. Die beste Gelegenheit bietet sich, als Simpsons Riesenyacht an der Küste vor Anker und Bonsentir an Bord geht …

Und hier beginnt der enttäuschende Teil. Das Finale hatte ich mir aufgrund der „Spenser“-Krimis fulminanter und actionreicher vorgestellt. Stattdessen ist es eine Mischung aus mitleiderregender Komödie auf Seiten von Simpson/Bonsentir, hirnlosem Dauernkichern auf Seiten von Carmen und Heldentum wider Willen auf Seiten von Marlowe. Von Spensers Souveränität also keine Spur.

Man könnte allerdings mit Fug und Recht einwenden, dass Marlowe keineswegs Spensers Verhalten entsprechen muss. Deshalb muss er auch weder perfekt sein noch Spensers Körperstärke und Gewaltbereitschaft aufweisen. Wer solche Eigenschaften erwartet, wird enttäuscht. Und Spenser würde auch niemals ein schickes Mädel wie Vivian Sternwood sitzenlassen.

_Unterm Strich_

Diese Fortsetzung von „Der große Schlaf“ ist also keineswegs ein weiterer „Spenser“-Krimi. Das ist gut und schlecht. Es ist gut, weil Marlowe-Freunde sich hier wiederfinden können und Marlowe nicht wie Spenser mit Körper- und Gewalteinsatz kämpft, sondern mit Köpfchen (Marlowe ist Schachspieler) und ganz viel Geduld (er lauert ganze drei Tage vor Bonsentirs Klinik). Daher fällt die Action im Finale ganz anders aus als erwartet. Hauptsache, Erfolg.

Doch dieser Marlowe ist kein mürrischer Einzelgänger mehr, der er bei Chandler war. Vielmehr arbeitet diese Version nun gerne mit den Behörden zusammen, gibt sich leutselig mit Journalisten und verbündet sich mit einem Gangster. Ja, er lässt sich sogar zu einer stürmischen Liebesnacht mit Vivian Sternwood hinreißen. Auch sie hat sich verändert: Aus der skrupellosen Raubkatze ist ein anschmiegsames, schutzbedürftiges Schmusekätzchen geworden. Lediglich Carmen ist sich treu geblieben: Kind und Teufel in einem.

Die zahlreichen Zitate, die besonders im ersten Viertel massiv eingefügt sind (so etwa der Prolog), erleichtern den Einstieg ungemein, ohne dass man „Der große Schlaf“ kennen muss. Damit eignet sich dieses Buch eigentlich für jeden Krimikenner, der sich kurzweilig unterhalten lassen möchte. Vielleicht hätte sich Parker auch von Dashiell Hammett („Der Malteser Falke“, „Der dünne Mann“) inspirieren lassen sollen.

Als Krimi auf Chandler-Niveau erreicht das Buch jedoch nie den Meister, wie mir scheint, selbst wenn Simpson direkt kritisiert und demontiert wird, der „Freund“ der Mächtigen. Hier wird die kalifornische Gesellschaft also solche unter Anklage gestellt: Wirtschaftlicher Erfolg wird begrüßt, und über die Tatsache, dass der ultrareiche Simpson Mädchen wie seltene Früchte konsumiert und sie dann von Bonsentir „entsorgen“ lässt, schaut man geflissentlich hinweg.

Simpson ist – ähnlich wie Howard Hughes – so gemütskrank wie Carmen Sternwood, ein Anzeichen für die Dekadenz, die die Gesellschaft erreicht hat. Der Autor fragt, wie viel eine Gesellschaft wert ist, die es zulässt, dass ihre schwächsten Mitglieder von ihresgleichen ungestraft getötet werden können.

Der Originaltitel verweist auf die Träume, die Marlowe heimsuchen. Dieses Merkmal sucht man bei Chandlers Detektiv vergebens. Es sind grausame und bizarre Träume, manche auch pathetisch auf Kosten des Träumers. Es gibt noch eine Träumerin: Mrs. Swayze, die alte Insassin von Bonsentirs Klinik. Wenn sie von ihrem Pornoheft aufblickt, blickt sie sehnsüchtig nach ihrem Haus, das nirgendwo zu erblicken ist. Sie ist die Inkarnation einer alt und dekadent gewordenen Gesellschaft, die den Kontakt zur Realität verloren hat. Tagträume, das weiß jeder, sind jedoch in Hollywood an der Tagesordnung. Und wir träumen alle fröhlich mit, wenn wir ins Kino gehen.

Festzuhalten bleibt vielleicht, dass Parker sich Chandler zum Vorbild nahm und sich der Polizeihauptmann Cronjager aus „Der große Schlaf“ direkt im ersten Jesse-Stone-Krimi „Night Passage“ wiederfindet. Wenn es je eine Hommage an ein Vorbild gab, dann diese.

|Taschenbuch: 271 Seiten
ISBN-13: 978-0399135804|
[Verlagshomepage]http://us.penguingroup.com/static/pages/publishers/adult/putnam.html

_Robert B. Parker bei |Buchwurm.info|:_
[„Der stille Schüler“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4066
[„Gunman’s Rapsody“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6836
[„Wilderness“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6956

„Cole & Hitch“:

1) „Appaloosa“ (2005)
2) „Resolution“ (2008)
3) „Brimstone“ (2009)
4) „Blue-Eyed Devil“ (2010)

„Jesse Stone“-Krimis:

1) [„Night Passage“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6811
2) [„Trouble in Paradise“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6816
3) [„Death in Paradise“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6815
4) [„Stone Cold“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6810
5) [„Sea Change“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6812
6) [„High Profile“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6813
7) [„Stranger in Paradise“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6814
8) [„Night and Day“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6873
9) „Split Image“

Die „Sunny Randall“-Reihe:

1) [„Family Honor“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6831
2) [„Perish Twice“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6832
3) [„Shrink Rap“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6833
4) [„Melancholy Baby“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6834
5) [„Blue Screen“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6835
6) [„Spare Change“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6852

Die „Spenser“-Reihe:

01 [„The Godwulf Manuscript“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6921
02 [„God Save The Child“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6951
03 [„Mortal Stakes“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6922
04 [„Promised Land“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6923
05 [„The Judas Goat“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6953
06 [„Looking for Rachel Wallace“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6954
07 „Early Autumn“
08 „A Savage Place“
09 [„Ceremony“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6952
10 „The Widening Gyre“
11 „Valediction“
12 [„A Catskill Eagle“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7066
13 [„Taming a Sea-Horse“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6839
14 „Pale Kings and Princes“
15 „Crismon Joy“
16 [„Playmates“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6867
17 [„Stardust“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6819
18 „Pastime“
19 „Double Deuce“
20 [„Paper Doll“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6818
21 [„Walking Shadow“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6820
22 [„Thin Air“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6872
24 [„Small Vices“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6829
25 „Sudden Mischief“
26 „Hush Money“
27 „Hugger Mugger“
28 [„Potshot“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6821
29 [„Widow’s Walk“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6826
30 [„Back Story“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6842
31 [„Bad Business“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6840
32 [„Cold Service“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6844
34 [„Hundred Dollar Baby“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6838
35 [„Now and Then“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7117
36 [„Rough Weather“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7118
37 [„Chasing the Bear“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6837
38 [„The Professional“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6866
39 [„Painted Ladies“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6843
40 [„Sixkill“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7320

Mark Brandis: Alarm für die Erde – Teil 2 (Folge 18)

_|Mark Brandis| als Hörspiel:_
01 [„Bordbuch Delta VII“ 4995
02 [„Verrat auf der Venus“ 5013
03 [„Unternehmen Delphin“ 5524
04 [„Aufstand der Roboter“ 5986
05 [„Testakte Kolibri 1“ 5984
06 [„Testakte Kolibri 2“ 5985
07 [„Vorstoß zum Uranus 1“ 6245
08 [„Vorstoß zum Uranus 2“ 6246
09 [„Raumsonde Epsilon 1“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6467
10 [„Raumsonde Epsilon 2“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6468
11 „Die Vollstrecker 1“
12 „Die Vollstrecker 2“
13 [„Pilgrim 2000 1“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7059
14 [„Pilgrim 2000 2“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7060
15 [„Aktenzeichen: Illegal“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7128
16 [„Operation Sonnenfracht“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7129
17 [„Alarm für die Erde“ (Teil 1)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7479
18 [„Alarm für die Erde“ (Teil 2)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7480
19 „Sirius Patrouille“ (geplant für März 2012)

_Showdown am Atomvulkan: hitzige Action_

Man schreibt das Jahr 2130: Die tödliche Mischung aus Vulkanlava und hochradioaktivem Atommüll verseucht immer größere Teile Afrikas. Hochkommissar Mark Brandis hat alle Hände voll zu tun, um die Evakuierungsmaßnahmen mit den eintreffenden Katastrophenmeldungen zu koordinieren. Allen Bemühungen zum Trotz haben die »Fliegenden Löwen« zunehmend Erfolg damit, die Menschen in den betroffenen Gebieten zum Bleiben zu bewegen. In Peking reift ein Plan, wie man sich das Chaos am besten zunutze machen könnte .. (abgewandelte Verlagsinfos)

Der Verlag empfiehlt sein Werk ab 12 Jahren.

_Der Autor_

Nikolai von Michalewsky (1931-2000) war bereits Kaffeepflanzer, Industriepolizist, Taucher und Journalist gewesen, als sein erster Roman 1958 veröffentlicht wurde. Am bekanntesten wurde er ab 1970 mit den Mark-Brandis-Büchern, der bis heute (nach „Perry Rhodan“) mit 31 Bänden erfolgreichsten deutschsprachigen SF-Reihe.

Seine konsequente Vorgehensweise, Probleme der Gegenwart imm Kontext der Zukunft zu behandeln, trug Michalewskys Serie eine treue Leserschaft und hohe Auflagenzahlen ein. Seine besondere Zuneigung galt besonders dem Hörspiel. Er gehörte zu den meistbeschäftigten Kriminalhörspiel- und Schulfunkautoren Deutschlands. (Verlagsinfo)

Bisher erschienen (Gesamt-Titel ohne Teile)

1) Bordbuch Delta
2) Verrat auf der Venus
3) Unternehmen Delphin
4) Aufstand der Roboter
5) Testakte Kolibri
6) Vorstoß zum Uranus
7) Raumsonde Epsilon
8) Die Vollstrecker
9) Pilgrim 2000
10) Alarm für die Erde
11) Sirius-Patrouille

_Die Sprecher/Die Inszenierung_

Die Macher und Regisseure sind Interplanar.de:
Joachim-C. Redeker: Sounddesign und Musik
Redeker und Balthasar von Weymarn: Produktion, Regie und Schnitt

Jochim-C. Redeker, geboren 1970, lebt seit 1992 in Hannover. Gelernt hat er das Produzieren in der SAE Frankfurt, seither arbeitet er als Tonmeister für Antenne Niedersachsen. An zwei Virtual Reality Projekten hat er als Sounddesigner gearbeitet. Er gibt Audio- und Hörspielseminare und arbeitet als Werbetexter und Werbesprecher für zahlreiche Unternehmen sowie für Kino- und Radiowerbung. Musikalisch betreut er neben seinen eigenen Projekten auch Jingle- und Imageproduktionen. Bereits 1988 brachte ihm eine frühe Hörspielarbeit mit Balthasar den Sonderpreis der Jury für akustische Qualität beim Maxell Momentaufnahmen Wettbewerb ein.

Balthasar von Weymarn, geboren 1968, lebt seit 2006 im Taunus bei Frankfurt. Ausgebildeter Dramaturg und Filmproduzent (Filmstudium Hamburg); arbeitet auch als Skriptdoktor, -autor und Ghostwriter für Unternehmen wie Bavaria Film, Odeon Pictures, Tandem Communications, Storyline Entertainment u. a.

Das Hörspielmanuskript schrieb Balthasar v. Weymarn nach dem gleichnamigen Roman von Nikolai von Michalewsky. Die Aufnahmeleitung lag in den Händen von Tommi Schneefuß und Sven-Michael Bluhm.

|Die Rollen und ihre Sprecher:|

John Harris: Gerhart Hinze
Cmdr. Mark Brandis: Michael Lott
Walter »Wally« Ryan: Uve Teschner
Henri Vidal: Marion von Stengel
Nanami Kitahoshi: Meylan Chao
Magnus Sauerlein: Stefan Peters
Cpt. Grigori »Grischa« Romen: David Nathan
Ruth O’Hara: Dorothea Anna Hagena
Walter Hildebrand: Oliver Rohrbeck
Cmdr. Robert Monnier: Holger Umbreit
Iris Monnier: Ulrike Kapfer
Lt. Pablo Torrente: Martin Keßler
John Malembo: Jan Spitzer
Dr. Rebecca Levy: Claudia Urbschat-Mingues
sowie Dennis Bruhn, Markus Kähler, Jochim-C. Redeker, Balthasar v. Weymarn

_Hintergrund und Vorgeschichte_

Die Mark Brandis – Hörspielreihe begann 2005-2007 mit Bordbuch Delta VII. Inhaltlich unterscheidet sie sich in einigen wichtigen Punkten von den Büchern.

* Die Geschichten sind um 50 Jahre in die Zukunft verlegt, die Saga beginnt also 2119;
* Die Kürzel EAAU und VOR sind zu „die Union“ und „die Republiken“ geworden;

EAAU: Die Europäisch-Amerikanisch-Afrikanische Union (EAAU) ist ein transkontinentaler Staatenverbund und wurde als Zusammenschluss der drei Kontinente Europa, Amerika und Afrika ca. 1999 gegründet – ihr assoziiert ist Australien. Während Europa der Kontinent ist, der über die längste Tradition verfügt, haben sich Afrika und Amerika zu den industriell bedeutendsten Kontinenten entwickelt.
Flagge: ein Ring goldener Planeten um drei kleeblattartig angeordnete grüne Kontinente auf weißem Grund.
Hauptstadt: Metropolis

VOR: Die Vereinigten Orientalischen Republiken (VOR) sind ein transkontinentaler Staatenverbund und umfassen zwischen Ural und der Pazifikküste die asiatischen Staaten einschließlich Ozeaniens.
Flagge: zwei gekreuzte Mongolenschwerter vor einer gelb-roten Sonne.
Hauptstadt: Peking

VEGA

Die Strategische Raumflotte (SR) lagerte 2106 ihre Entwicklungsabteilung auf die Venus aus. Die zuständige Agentur ist die VEGA, kurz für Venus-Erde Gesellschaft für Astronautik, mit immerhin 8000 Mitarbeitern. Direktor der VEGA ist seit 2122 der ehemalige Major (SR) und Commander (VEGA) John Harris. Die Routen der Testflüge für die Neuentwicklungen sind streng geheim, da die Prototypen als begehrte Beute sowohl für die Vereinigten Orientalischen Republiken (VOR) und die Europäisch-Amerikanisch-Afrikanische Union (EAAU), aber auch für Raumpiraten gelten. Offiziell gilt die VEGA als neutral, aber ihre Auftraggeber waren bislang immer die SR und die Raumfahrtbehörde der Union.

_Handlung_

Dies ist die direkte Fortsetzung von Teil 1 (logo!).

Mark Brandis hat seinem langjährigen Freund Robert Monnier erlaubt, 390 afrikanische Waisenkinder in einem für die Top-Klasse reservierten Flieger auszufliegen. Stante pede muss sich mark für seine humanitäre Tat verantworten. Man hat die Kinder alle wieder aus dem Flieger evakuiert, und Soldaten sind mit Robert Monnier nach Spanien geflogen. Na prächtig! Mark schnaubt frustriert.

Stattdessen schickt ihn die VEGA in den erdnahen Raum, um dort eine chinesische Überläuferin zu kontaktieren. Hoshi informiert ihn, dass die VOR-Invasion in Neukaledonien und auf dem Mond nur der erste Schritt in einem umfassenden Krieg darstelle: Das Ziel sei Australien, das neutral und daher unbewaffnet ist. Als das Treffen angegriffen wird, lässt Brandis zurückschießen.

Sein Chef Harris ist darüber wütend. Er entbindet Brandis mit sofortiger Wirkung von seinen Aufgaben als Hochkommissar und bietet ihm stattdessen eine Mission an der Quelle des afrikanischen Unheils an: Eine Atomexplosion soll die Eruption ausblasen. Für Brandis und Leutnant Torrente (vgl. „Pilgrim 2000“) beginnt eine der gefährlichsten Missionen ihres Lebens. Denn Gefahr droht nicht nur von den regelmäßigen Ausbrüchen des Vulkans, sondern nach wie vor von Seiten der Fliegenden Löwen …

_Mein Eindruck_

Während die erste Hälfte dieser Folge keinen vom Hocker reißt, weil es vor allem um administrative Rangeleien und eine Spionageaktion geht, wird dieses Manko an Action und Spannung durch die zweite Hälfte vollwertig aufgewogen. Hier wird der Hörer direkt ins Geschehen hineingeworfen: ins Innere eines kochenden Vulkankraters!

Brandis und Torrente versuchen, eine Atombombe – auch nicht gerade die pflegeleichteste Fracht – per Hubschrauber in den Krater zu werfen. Dabei werden sie von Angreifern der Fliegenden Löwen massiv gestört – eine brenzlige Lage, die noch von der Atombombe und den Vulkanausbrüchen potenziert wird. Das ist extrem spannend inszeniert. Hier darf aber nicht verraten werden, wie die waghalsige Aktion ausgeht und ob sie den erhofften Erfolg zeitigt.

_Die Sprecher/Die Inszenierung_

Die Geräuschkulisse erstaunt den Hörer mit einer Vielzahl mehr oder weniger futuristischer Töne, so etwa Triebwerke oder Luken und Schleusen. Doch wenn man ein Fan von SF-Fernsehserien ist, dann dürfte den Hörer dies nicht gerade umhauen, sondern eher ganz normal vorkommen. Vor allem das Dröhnen, Zischen und Jaulen von Düsen ist regelmäßig zu hören, was ja auch naheliegt.

Der gute Sound trägt dazu bei, den Hörer direkt ins Geschehen hineinzuversetzen, und das kann man von den wenigsten SF-Fernsehserien behaupten. Auch das Design von verzerrten Meldungen ist ähnlich professionell gehandhabt. Ein Satz kann mittendrin seine Klangcharakteristik ändern – faszinierend.

Ein Höhepunkt der Sounddramaturgie ist der Actionknaller in der zweiten Hälfte dieser Folge. Im Hintergrund hört man den Vulkan rumoren und die Hitze wabern. Im Vordergrund dröhnen die Rotorblätter des Hubschraubers. Richtig laut wird es, als der Heli eine Tür verliert. Dennoch kann man jedes Wort der drei Sprecher verstehen – eine Meisterleistung der Tontechnik.

|Die Sprecher|

Die Sprecher erfüllen ihre Aufgabe zu meiner Zufriedenheit. Es handelt sich um die immer wieder in der Serie auftauchenden Hauptfiguren wie der Titelheld, seine Frau und sein Boss. Daneben ergeben sich immer wieder neue Nebenfiguren, darunter auch chinesisch oder afrikanisch klingende Sprecher.

|Musik|

Ja, es gibt durchaus Musik in diesem rasant inszenierten Hörspiel. Neben dem Dialog und den zahllosen Sounds bleibt auf der Tonspur auch ein wenig Platz für Musik. Sie ist wie zu erwarten recht dynamisch und flott, aber nicht zu militärisch – ganz besonders im Intro und in den Intermezzi.

Ganz am Schluss erklingt ein Outro, das den Ausklang zu dieser Episode bildet, bevor es zu einer langsamen Hintergrundmusik abbremst. Diese läuft während der langen Absage, bei der sämtliche Sprecher und, wo sinnvoll, ihre Rollen aufgezählt werden.

|Das Booklet|

Das Booklet bietet einen Überblick über die bereits erschienenen Folgen der Serie, über die Macher und über die Sprecher. In den Zusatzinformationen ist ein Auszug aus dem berüchtigten Q-Papier zu finden, das die Afrika-Flüchtlinge in vier Prioritätsklassen hinsichtlich ihrer Evakuierung einteilt: Evakuierung unbedingt erforderlich (1), wünschenswert (2), bedingt vorgesehen (3) und nicht vorgesehen (4). Ein Widerspruch gegen die Einteilung ist erst nach Ende des Katastrophenzustands zugelassen …

Auf der nächsten Seite ist ein Auszug aus den Reiseberichten von Mark Brandis zu finden. Es geht um sein Verhältnis zu Colonel Chemnitzer, den Verführer seiner Frau Ruth, der sie dann, als der Vulkan ausbrach, sitzengelassen hatte. Nun soll er ihn nach Metropolis bringen. Kann er sich weigern?

_Unterm Strich_

Die 2. Hälfte dieser Doppelfolge – deren Teilung durchaus willkommen ist – führt die Handlung erwartungsgemäß direkt weiter, verlegt die Schauplätze aber von Nordafrika hinaus in den erdnahen Raum und dann wieder zurück zum Kilimandscharo. Auf diese Weise schließt sich der Kreis der Bewegung in der Handlung.

Die weniger actionbetonten Geschehnisse in der ersten Hälfte dieser Folge werden durch den Action-Höhepunkt in der zweiten Hälfte aufgewogen. Hier werden die Hörer direkt ins wilde Geschehen – siehe oben – hineingezogen. Die Tontechnik hat in dieser Szene knifflige Probleme zu lösen, doch ist ihr dies bravourös gelungen, so dass wir jedes Wort der drei Sprecher verstehen können. Wie diese Aktion ausgeht, darf hier nicht verraten werden.

|Das Hörbuch|

„Mark Brandis“ ist als Hörspiel professionell inszeniert, spannend, stellenweise actionreich und mitunter sogar bewegend. Im Unterschied zu den ersten Folgen wurden nun mindestens zwei größere Dialogszenen eingebaut, die mir sehr gut gefallen haben. Sie charakterisieren besonders Mark Brandis als einen moral- und verantwortungsbewussten Erwachsenen, der auch mal seine Fehler korrigieren kann.

Dies ist beruhigend weit entfernt von Kinderkram und rückt die Serie in die Nähe der POE-Hörspiele, die mir fast durchweg gut gefallen. In zehn Jahren wird man diese Serie als Vorbild für eine gelungene SF-Serie aus deutschen Landen auf gleicher Höhe mit „Perry Rhodan“ setzen. Und die Sammler werden sich die Finger danach lecken.

|1 Audio-CD
Spieldauer: 52 Minuten
Tracks: 10
Empfohlen ab 12 Jahren
UPC: 0602527804170|
[www.folgenreich.de]http://www.folgenreich.de
[www.markbrandis.de]http://www.markbrandis.de
[www.interplanar.de]http://www.interplanar.de

_Mark Brandis bei |Buchwurm.info|:_
Band 01: [„Bordbuch Delta VII“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6535
Band 02: [„Verrat auf der Venus“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6539
Band 03: [„Unternehmen Delphin“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6536
Band 04: [„Aufstand der Roboter“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6618
Band 05: [„Vorstoß zum Uranus“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6630
Band 06: [„Die Vollstrecker“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6636
Band 07: [„Testakte Kolibri“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6723
Band 08: [„Raumsonde Epsilon“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6781
Band 09: [„Salomon 76“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6723
Band 10: [„Aktenzeichen: Illegal“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6801
Band 11: [„Operation Sonnenfracht“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6802
Band 12: [„Alarm für die Erde“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6882
Band 13: [„Countdown für die Erde“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6908
Band 14: [„Kurier zum Mars“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6938
Band 15: [„Die lautlose Bombe“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6962
Band 16: [„PILGRIM 2000“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7167
Band 17: [„Der Spiegelplanet“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7194
Band 18: [„Sirius-Patrouille“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7267
Band 19: [„Astropolis“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7390
Band 20: [„Triton-Passage“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7391

Mark Brandis: Alarm für die Erde – Teil 1 (Folge 17)

_|Mark Brandis| als Hörspiel:_
01 [„Bordbuch Delta VII“ 4995
02 [„Verrat auf der Venus“ 5013
03 [„Unternehmen Delphin“ 5524
04 [„Aufstand der Roboter“ 5986
05 [„Testakte Kolibri 1“ 5984
06 [„Testakte Kolibri 2“ 5985
07 [„Vorstoß zum Uranus 1“ 6245
08 [„Vorstoß zum Uranus 2“ 6246
09 [„Raumsonde Epsilon 1“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6467
10 [„Raumsonde Epsilon 2“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6468
11 „Die Vollstrecker 1“
12 „Die Vollstrecker 2“
13 [„Pilgrim 2000 1“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7059
14 [„Pilgrim 2000 2“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7060
15 [„Aktenzeichen: Illegal“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7128
16 [„Operation Sonnenfracht“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7129
17 [„Alarm für die Erde“ (Teil 1)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7479
18 [„Alarm für die Erde“ (Teil 2)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7480
19 „Sirius Patrouille“ (geplant für März 2012)

Freigebiger Vulkan: Atommüll gratis für alle!

Man schreibt das Jahr 2129. Kein ruhiges Weihnachten für Commander Brandis und seine Crew. Die Evakuierungs-maßnahmen eines Gebiets von 500 km² um den Kilimandscharo in Ostafrika stellt die Logistik der Helfer bereits vor unüberwindbare Probleme. Anscheinend immun gegen die radioaktive Strahlung schießen selbsternannte Freiheitskämpfer, die »Fliegenden Löwen«, auf die Hilfstruppen. Und Ruth wartet verunglückt in einem gestrandeten Transporter bei Nairobi auf Rettung … (abgewandelte Verlagsinfo) Diese Geschichte schließt direkt an „Operation Sonnenfracht“ an.

Der Verlag empfiehlt sein Werk ab 12 Jahren.

_Der Autor_

Nikolai von Michalewsky (1931-2000) war bereits Kaffeepflanzer, Industriepolizist, Taucher und Journalist gewesen, als sein erster Roman 1958 veröffentlicht wurde. Am bekanntesten wurde er ab 1970 mit den Mark-Brandis-Büchern, der bis heute (nach Perry Rhodan) mit 31 Bänden erfolgreichsten deutschsprachigen SF-Reihe.

Seine konsequente Vorgehensweise, Probleme der Gegenwart imm Kontext der Zukunft zu behandeln, trug Michalewskys Serie eine treue Leserschaft und hohe Auflagenzahlen ein. Seine besondere Zuneigung galt besonders dem Hörspiel. Er gehörte zu den meistbeschäftigten Kriminalhörspiel- und Schulfunkautoren Deutschlands. (Verlagsinfo)

Bisher erschienen (Gesamt-Titel ohne Teile)

1) Bordbuch Delta
2) Verrat auf der Venus
3) Unternehmen Delphin
4) Aufstand der Roboter
5) Testakte Kolibri
6) Vorstoß zum Uranus
7) Raumsonde Epsilon
8) Die Vollstrecker
9) Pilgrim 2000
10) Alarm für die Erde
11) Sirius-Patrouille

_Die Sprecher/Die Inszenierung_

Die Macher und Regisseure sind Interplanar.de:
Joachim-C. Redeker: Sounddesign und Musik
Redeker und Balthasar von Weymarn: Produktion, Regie und Schnitt

Jochim-C. Redeker, geboren 1970, lebt seit 1992 in Hannover. Gelernt hat er das Produzieren in der SAE Frankfurt, seither arbeitet er als Tonmeister für Antenne Niedersachsen. An zwei Virtual Reality Projekten hat er als Sounddesigner gearbeitet. Er gibt Audio- und Hörspielseminare und arbeitet als Werbetexter und Werbesprecher für zahlreiche Unternehmen sowie für Kino- und Radiowerbung. Musikalisch betreut er neben seinen eigenen Projekten auch Jingle- und Imageproduktionen. Bereits 1988 brachte ihm eine frühe Hörspielarbeit mit Balthasar den Sonderpreis der Jury für akustische Qualität beim Maxell Momentaufnahmen Wettbewerb ein.

Balthasar von Weymarn, geboren 1968, lebt seit 2006 im Taunus bei Frankfurt. Ausgebildeter Dramaturg und Filmproduzent (Filmstudium Hamburg); arbeitet auch als Skriptdoktor, -autor und Ghostwriter für Unternehmen wie Bavaria Film, Odeon Pictures, Tandem Communications, Storyline Entertainment u. a.

Das Hörspielmanuskript schrieb Balthasar v. Weymarn nach dem gleichnamigen Roman von Nikolai von Michalewsky. Die Musik trug Redeker bei. Die Aufnahmeleitung lag in den Händen von Tommi Schneefuß, Thomas Weichler und Sven-Michael Bluhm.

|Die Rollen und ihre Sprecher|:

Cmdr. Mark Brandis: Michael Lott
Cpt. Grigori »Grischa« Romen: David Nathan
Walter »Wally« Ryan: Uve Teschner
Boleslaw Burowski: Ozan Ünal
Sgt. Monelli: Stefan Flüeck
Col. Friedrich Chemnitzer: Thomas Nero Wolff
Ruth O’Hara: Dorothea Anna Hagena
Prolog: Wolf Frass
Henri Villiers: Wolfgang Kaven
Henri Vidal: Marion von Stengel
Walter Hildebrand: Oliver Rohrbeck
Lt. Pablo Torrente: Martin Keßler
John Harris: Gerhart Hinze
Dr. Rebecca Levy: Claudia Urbschat-Mingues
Iris Monnier: Ulrike Kapfer
John Malembo: Jan Spitzer
Nanami Kitahoshi: Meylan Chao
Col. Ernest Leighton: Reinhard Kuhnert
Cmdr. Robert Monnier: Holger Umbreit
sowie Melanie Blenke, Dennis Bruhn, Jochim-C. Redeker

_Hintergrund und Vorgeschichte_

Die Mark Brandis – Hörspielreihe begann 2005-2007 mit Bordbuch Delta VII. Inhaltlich unterscheidet sie sich in einigen wichtigen Punkten von den Büchern.

* Die Geschichten sind um 50 Jahre in die Zukunft verlegt, die Saga beginnt also 2119;
* Die Kürzel EAAU und VOR sind zu „die Union“ und „die Republiken“ geworden;

EAAU: Die Europäisch-Amerikanisch-Afrikanische Union (EAAU) ist ein transkontinentaler Staatenverbund und wurde als Zusammenschluss der drei Kontinente Europa, Amerika und Afrika ca. 1999 gegründet – ihr assoziiert ist Australien. Während Europa der Kontinent ist, der über die längste Tradition verfügt, haben sich Afrika und Amerika zu den industriell bedeutendsten Kontinenten entwickelt.
Flagge: ein Ring goldener Planeten um drei kleeblattartig angeordnete grüne Kontinente auf weißem Grund.
Hauptstadt: Metropolis

VOR: Die Vereinigten Orientalischen Republiken (VOR) sind ein transkontinentaler Staatenverbund und umfassen zwischen Ural und der Pazifikküste die asiatischen Staaten einschließlich Ozeaniens.
Flagge: zwei gekreuzte Mongolenschwerter vor einer gelb-roten Sonne.
Hauptstadt: Peking

VEGA

Die Strategische Raumflotte (SR) lagerte 2106 ihre Entwicklungsabteilung auf die Venus aus. Die zuständige Agentur ist die VEGA, kurz für Venus-Erde Gesellschaft für Astronautik, mit immerhin 8000 Mitarbeitern. Direktor der VEGA ist seit 2122 der ehemalige Major (SR) und Commander (VEGA) John Harris. Die Routen der Testflüge für die Neuentwicklungen sind streng geheim, da die Prototypen als begehrte Beute sowohl für die Vereinigten Orientalischen Republiken (VOR) und die Europäisch-Amerikanisch-Afrikanische Union (EAAU), aber auch für Raumpiraten gelten. Offiziell gilt die VEGA als neutral, aber ihre Auftraggeber waren bislang immer die SR und die Raumfahrtbehörde der Union.

_Handlung_

Grischa Romen rüttelt seinen Kumpel Mark Brandis: Es gehe um Marks Frau ruth O’Hara. Sie sei auf dem Flughafen von Nairobi abgestürzt. Na sowas, zuletzt war Ruth doch mit General Chemnitzer auf und davon. Mark kann sie erreichen: Sie lebt, ist aber verletzt und in ihrem Flieger eingeklemmt. Und das mitten in der Fallout-Zone der Atommülldeponie! Klar, dass er mit Grischa gleich losdüst, um sie da herauszuholen, Eifersucht hin oder her.

Der Flughafen wird von Rebellen der Fliegenden Löwen beschossen. Nur unter Lebensgefahr gelingt es Mark, die Kanzel des Fliegers wegzuschießen und Ruth da rauszuholen. Mit knapper Not entkommen sie dem Beschuss. Im Camp muss Ruth sofort in die Entseuchungsdusche. Unterdessen meldet der Regierungssender, dass ein Erdbeben der Stärke 9 den Kilimandscharo erschüttert habe und dieser ausgebrochen sei. Jetzt wird der Atommüll aus der illegalen Deponie im Krater rund um die Erde verteilt …

Die Evakuierung Afrikas ist in vollem Gange, doch es drohen Panik und Chaos auszubrechen. Die VEGA bittet daher mark, als Hochkommissar die Flüchtlingsevakuierung zu organisieren. Dazu werden ihm zwei Armeen unterstellt. Dr. Levy verarztet bereits die ersten Strahlenopfer: die Hälfte davon wird nicht überleben. Mark sagt ihr, sie solle nach Kampala. Von ihr erfährt er, dass sein langjähriges Besatzungsmitglied Lt. Stroganoff strahlungsverseucht in einem Flüchtlingscamp in Nordafrika liegt.

Bevor er sich dorthinauf den Weg, versucht er mit den Fliegenden Löwen einen Waffenstillstand zu erreichen, dass deren Anführer hasst die weißen „Kolonisatoren“ zu sehr – es wird Krieg geben. Also fliegt Mark mit Grischa nach Nordafrika, um die Evakuierung von vier Millionen Flüchtlingen zu organisieren. Der Reporter Hildebrand (aus „Aktenzeichen: illegal“) informiert ihn über die Lage und fragt, ob Mark etwas von einem geheimen Q-Papier der Unions-Regierung wisse. Mark schüttelt den Kopf.

Als er Oberst Leighton, den Befehlshaber eins der Lager fragt, klärt dieser ihn auf. Das Q-Papier teilt die Flüchtlinge in vier Klassen ein. Mit Dr. Levy und Hildebrand wird Mark Zeuge, wie Bürger von Rechnern klassifiziert werden. Mark empfindet dies als himmelschreiendes Unrecht. Er will, dass das aufhört, doch da kommt schon die nächste schlechte Nachricht …

_Mein Eindruck_

Es ist der Super-GAU: Ein Endlager für Atommüll im Krater eines Vulkans, der jetzt ausbricht – das erinnert stark an die drei explodierenden AKW-Blöcke von Fukushima. Man kann sich die weitreichende Strahlenverseuchung vorstellen, wenn der höchste Berg Afrikas als radioaktive Dreckschleuder dient. Klar, dass nur massive Hilfsmaßnahmen eine kontinentumspannende humanitäre Katastrophe verhindern können. Mark Brandis ist unser Mann vor Ort und spielt Feuerwehr.

Dennoch gibt es Leute, die die Hilfsmaßnahmen als Versuchung der erneuten Kolonisierung ansehen. Die Fliegenden Löwen, die mit hypermodernen Raketenanzügen ausgestattet sind, wollen die Weißen vertreiben und schrecken vor Flugzeugabschüssen nicht zurück. Und auf der anderen Seite der Welt ergreifen die VOR-Republiken die günstige Gelegenheit, eine Insel vor Australien zu überfallen. Haben die Chinesen noch mehr vor? Der zweite Teil wird es enthüllen.

_Die Sprecher/Die Inszenierung_

Die Geräuschkulisse erstaunt den Hörer mit einer Vielzahl mehr oder weniger futuristischer Töne, so etwa Triebwerke oder Luken und Schleusen. Doch wenn man ein Fan von SF-Fernsehserien ist, dann dürfte dem Hörer dies nicht gerade umhauen, sondern eher ganz normal vorkommen. Vor allem das Dröhnen, Zischen und Jaulen von Düsen ist regelmäßig zu hören, was ja auch naheliegt.

Der gute Sound trägt dazu bei, den Hörer direkt ins Geschehen hineinzuversetzen, und das kann man von den wenigsten SF-Fernsehserien behaupten. Auch das Design von verzerrten Meldungen ist ähnlich professionell gehandhabt. Ein Satz kann mittendrin seine Klangcharakteristik ändern – faszinierend.

|Die Sprecher|

Die Sprecher erfüllen ihre Aufgabe zu meiner Zufriedenheit. Es handelt sich um die immer wieder in der Serie auftauchenden Hauptfiguren wie der Titelheld, seine Frau und sein Boss. Daneben ergeben sich immer wieder neue Nebenfiguren, darunter auch chinesisch oder afrikanisch klingende Sprecher.

|Musik|

Ja, es gibt durchaus Musik in diesem rasant inszenierten Hörspiel. Neben dem Dialog und den zahllosen Sounds bleibt auf der Tonspur auch ein wenig Platz für Musik. Sie ist wie zu erwarten recht dynamisch und flott, aber nicht zu militärisch – ganz besonders im Intro und in den Intermezzi.

Ganz am Schluss erklingt ein Outro, das den Ausklang zu dieser Episode bildet, bevor es zu einer langsamen Hintergrundmusik abbremst. Diese läuft während der langen Absage, bei der sämtliche Sprecher und, wo sinnvoll, ihre Rollen aufgezählt werden.

|Das Booklet|

Das Booklet bietet einen Überblick über die bereits erschienenen Folgen der Serie, über die Macher und über die Sprecher. Neben einer Karte der Region um den Kilimandscharo-Vulkan ist ein Auszug aus den Memoiren eines Unions-Ministers über die „Operation Sonnenfracht“ abgedruckt. Das Ziel war, den Atommüll eines Endlagers im Mawenzi-Krater in der Sonne zu entsorgen. Unter Leitung von Mark Brandis gelang diese logistische Meisterleistung, doch drei Tage vor Abschluss der Operation machte ein Beben der Stärke 9 (!) alle Anstrengungen zunichte – der Vulkan brach aus. „In den nächsten Wochen und Monaten sollte das Gesetz des Handelns denen zugutekommen, die Mut, Initiative und auch Skrupellosigkeit besaßen …“, schreibt der Minister anno 2142.

_Unterm Strich_

Wieder mal ist das Szenario, das eine MARK-BRANDIS-Folge entwirft, verdammt nah dran an der Wirklichkeit. Diese Folge erinnert viel zu sehr an die Explosionen in Fukushima, um nicht beunruhigend zu wirken. Die Macher haben sich bemüht, die anschließende humanitäre Katastrophe realistisch darzustellen. Wie soll man bloß vier Millionen Flüchtlinge vom Kontinent runterschaffen – und wohin damit?

Wie in vielen Katastrophensituation greift hier das Triage-Prinzip: Die Opfer werden in Klassen eingeteilt, die ihre Betroffenheit berücksichtigt. Das mag ungerecht erscheinen, doch in Wahrheit dient dieses bewährte Verfahren dazu, die am schwersten Betroffenen als erste zu versorgen, bevor sie verbluten.

Doch was Mark Brandis in Nordafrika vorfindet, ist die Perversion von Triage: Ein dummer Rechner teilt die Flüchtlinge in Klassen der Dringlichkeit ein. Und so kommt es dazu, dass riesige Flugzeuge leerstehen, nur weil sie für Regierungspersonal der Top-Priorität reserviert sind. Das kann Mark natürlich nicht mit ansehen, und so fällt er eine verhängnisvolle Entscheidung. Mehr davon im zweiten Teil.

|Das Hörbuch|

„Mark Brandis“ ist als Hörspiel professionell inszeniert, spannend, meist actionreich und mitunter sogar bewegend. Im Unterschied zu den ersten Folgen wurden nun mindestens zwei größere Dialogszenen eingebaut, die mir sehr gut gefallen haben. Sie charakterisieren besonders Mark Brandis als einen moral- und verantwortungsbewussten Erwachsenen, der auch mal seine Fehler korrigieren kann.

Dies ist beruhigend weit entfernt von Kinderkram und rückt die Serie in die Nähe der POE-Hörspiele, die mir fast durchweg gut gefallen. In zehn Jahren wird man diese Serie als Vorbild für eine gelungene SF-Serie aus deutschen Landen auf gleicher Höhe mit „Perry Rhodan“ setzen. Und die Sammler werden sich die Finger danach lecken. Diese Folge ist dabei keine Ausnahme, sondern im Gegenteil ein weiterer Höhepunkt.

|1 Audio-CD
Spieldauer: ca. 60 Minuten
Tracks: 10
Empfohlen ab 12 Jahren
UPC: 0602527804163|
[www.folgenreich.de]http://www.folgenreich.de
[www.markbrandis.de]http://www.markbrandis.de
[www.interplanar.de]http://www.interplanar.de

_Mark Brandis bei |Buchwurm.info|:_
Band 01: [„Bordbuch Delta VII“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6535
Band 02: [„Verrat auf der Venus“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6539
Band 03: [„Unternehmen Delphin“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6536
Band 04: [„Aufstand der Roboter“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6618
Band 05: [„Vorstoß zum Uranus“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6630
Band 06: [„Die Vollstrecker“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6636
Band 07: [„Testakte Kolibri“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6723
Band 08: [„Raumsonde Epsilon“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6781
Band 09: [„Salomon 76“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6723
Band 10: [„Aktenzeichen: Illegal“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6801
Band 11: [„Operation Sonnenfracht“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6802
Band 12: [„Alarm für die Erde“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6882
Band 13: [„Countdown für die Erde“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6908
Band 14: [„Kurier zum Mars“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6938
Band 15: [„Die lautlose Bombe“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6962
Band 16: [„PILGRIM 2000“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7167
Band 17: [„Der Spiegelplanet“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7194
Band 18: [„Sirius-Patrouille“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7267
Band 19: [„Astropolis“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7390
Band 20: [„Triton-Passage“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7391

William Corlett – Die Stufen im Kamin (Das Haus des Magiers 1))

Das Haus des Magiers:

Band 1: „Die Stufen im Kamin“
Band 2: „Die Tür im Baum“
Band 3: „Der Tunnel hinter dem Wasserfall“
Band 4: „Die Brücke in den Wolken“

Inhalt

Für William, Mary und Alice ist Weihnachten dieses Jahr kein gewöhnliches Weihnachtsfest. Da ihre Eltern durch ihre Arbeit im Ausland sind, verbringen die Geschwister ihre Winterferien im Golden House bei ihrem Onkel Jack und dessen schwangerer Freundin.

William Corlett – Die Stufen im Kamin (Das Haus des Magiers 1)) weiterlesen

Flegel, Sissi – Schneeballflirt und Weihnachtszauber

_Inhalt_

Katinka hat dieses Jahr keine Lust auf Weihnachten, denn sie hat Liebeskummer und außerdem musste sie die in der Schule wegen schlechter Noten die Klasse noch mal wiederholen. Da weiß sie ganz genau, dass bei dem Familienfest ihre Tante nur auf ihr rumhacken wird. Auch ihre Cousine Melli will Weihnachten nicht zu Hause feiern, weil ihr Vater eine neue Freundin hat, die mitfeiern soll. Darauf hat sie so gar keine Lust. Also beschließen beide, Geld zu verdienen, indem sie selbstgebastelte Strohsterne in der Stadt verkaufen und Mundharmonika spielen. Mit dem Geld wollen sie über Weihnachten nach Berlin fahren. Doch als Katinka in der Stadt steht und auf der Mundharmonika trällert, bekommt sie Konkurrenz. Ein Junge in ihrem Alter stellt sich neben sie und fängt an Trompete zu spielen. Zuerst ist Katinka sauer, aber nach ein paar Tagen beschließen sie im Team zu arbeiten, ohne zu ahnen, welche Überraschung das Weihnachtsfest für beide bereithält …

_Kritik_

„Schneeballflirt und Weihnachtszauber“ von Sissi Flegel ist eine tolle Liebesgeschichte für Teenager. Das Buch ist in 24 Kapitel eingeteilt, die hinter verschlossenen Seiten versteckt sind. Es wird immer nur ein Kapitel pro Tag gelesen. Es ist sozusagen ein Adventskalender.

Die Kapitel sind nicht allzu lang und enden meistens an einer spannenden Stelle, so dass man neugierig ist, wie es weitergeht. Die Geschichte wird aus der Sicht der Protagonistin Katinka erzählt. Der Schreibstil ist einfach und verständlich, die Sätze flüssig zu lesen. Es ist eine typische Liebesgeschichte für Jugendliche.

Katinka ist dem Leser auf Anhieb sympathisch. Sie ist ein junges Mädchen, das am Anfang ihres Teenagerlebens steht. Sie ist gerade von ihrem letzten Freund verlassen worden und ziemlich traurig. Sie hat durch die Beziehung die Schule vernachlässigt und ist auch noch sitzengeblieben. Hier erkennt man deutlich die Problematik, mit der viele Jugendliche zu kämpfen haben. Die erste Liebe beflügelt und man denkt an nichts anderes mehr. Die Schule ist nicht mehr wichtig. Die Eltern nerven und geben blöde Ratschläge, die man nicht hören will. Und danach kommt das böse Erwachen und der Herzschmerz. Diesen will Katinka nun loswerden und beschließt das bevorstehende Weihnachtsfest nicht wie üblich mit ihrer Familie, sondern in Berlin in einem Jugendhotel zu verbringen. Dafür braucht sie aber Geld. Sie verkleidet sich als Engel und spielt auf dem Marktplatz Mundharmonika. Leider hat sie nicht mit Konkurrenz gerechnet. Flori ist in ihrem Alter und spielt Trompete. Erst zicken sich die beiden etwas an, bis sie sich arrangieren. Und so entwickelt sich eine kleine Romanze, die noch etliche Probleme birgt.

Die Nebenrollen in der Geschichte sind ebenfalls ansprechend konzipiert und werden ausführlich beschrieben. Man kann sich viele Szenen bildhaft vorstellen und taucht schnell in die Story ein. Man bekommt einen guten Einblick in das Gefühlsleben eines Teenagers, sodass das Buch für das angegebene Lesealter (12 – 15 Jahre) passend ist.

_Autorin_

Sissi Flegel hat alles erlebt, was man erleben muss, um Kinder- und Jugendbücher zu schreiben. Sie kommt aus einer Großfamilie, ging auf ein Mädcheninternat, studierte Sprachen und arbeitete als Lehrerin, bis sich ihre Erfahrungen verselbstständigten und in Büchern materialisierten. Ihre witzigen Mädchenbücher sind Bestseller und ihre Fangemeinde wächst ständig. Um näher an den Alltag zu kommen, entstehen ihre Mädchenbücher meistens vor Ort.

_Fazit_

„Schneeballflirt und Liebeszauber“ von Sissi Flegel ist eine für Jugendliche durchaus lesenswerte Geschichte. Dennoch finde ich, dass sie keinen überaus herausstechenden und fantasievollen Inhalt oder Höhepunkt hat. Die Story verläuft gradlinig und ist vorhersehbar. Das Besondere an dem Buch ist aber, dass es quasi ein Adventskalender ist und die Seiten verschlossen sind. So liest man pro Tag nur einen Teil der Geschichte. Das macht die ganze Sache für einen Jugendlichen natürlich besonders spannend und es ist mal eine andere Art des Adventskalenders, der nicht aus Schokolade besteht.

|Gebunden: 296 Seiten
ISBN-13: 978-3570153147|
[www.cbj-verlag.de]http://www.cbj-verlag.de

Point Whitmark: Die einäugigen Puppen (Folge 34)

Die Handlung:

Während eines Besuchs auf dem „Jahrmarkt des großen Feuerballs“ kommt es zu einer sonderbaren Begebenheit. Jay, Tom und Derek müssen mitansehen, wie Martin Dupré, der Sohn ihrer Französischlehrerin, verschleppt wird.

Darüber hinaus entdecken sie in der Werkstatt des Stanislav Lodz die schaurigen Nachbildungen lebender Kinder. Die weiteren Ungeheuerlichkeiten, die der unheimliche Puppenmacher dort verbirgt, verschlagen den Jungen den Atem. Als schließlich die Dämmerung hereinbricht … erfüllt sich der Fluch der einäugigen Puppen.
(Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Der Beginn auf dem „Jahrmarkt des großen Feuerballs“, auf dem diese Folge spielt, ist ein wenig hektisch und das ständige Baby-Gequengel und -Gebrüll im Hintergrund tut nicht wirklich etwas zur Beruhigung bei, sondern wird recht schnell zum Running-Nerv-Gag der Folge. Frida Bänsch hat hierfür einen eigenen Eintrag in der Sprecher-Liste bekommen und stammt nicht aus den Archiven des Verlags. Mich persönlich haben die „Baby-Effekte“ recht schnell extrem genervt.

Dass Martin Dupré zwischendurch verschwindet, fällt dem Hörer dabei gar nicht wirklich auf … den Jungs vom Sender, der heißt wie die Stadt, schon. Und dass es in dieser Folge eigentlich um ein Geheimnis geht, das mit Portrait-Puppen lebender Kinder zu tun hat, wird so schnell erwähnt, dass es für manchen Hörer, der es sich noch nicht richtig bequem gemacht hat, fast zu fix geht.

Generell ist dies eine sehr hektische Folge, bei der man rasch den Überblick verlieren kann, wenn man nebenbei noch Auto fahren muss oder kuschlig im Bett grad mal eben an anderes denkt. Der Handlungsfaden mit dem Baby war nicht wirklich zwingend notwendig, sorgt aber für den eigentlichen Spaß der Folge und die gesamte Hintergrundgeschichte mit den Puppen fühlte sich irgendwie sehr konstruiert an. Die Ermittlungen verlaufen chaotisch und ständig brüllt die gute Frida im Hintergrund.

Und wer am Ende nicht mitbekommen hat, wie der Fall mit dem vermissten Martin und den Puppenaugen denn nun eigentlich aufgeklärt wurde, der kann sich die Folge ja noch mal in Ruhe anhören und geistig das Baby ausblenden.

Positiv fallen in dieser Folge allerdings die Sprüche der Jungs auf. Von denen gibts ja immer mal ein paar, aber diesmal sinds einige mehr geworden. Nicht zuletzt, weil einer der Jungs die komplette Folge lang mit Baby Becky beschäftigt ist.

Die Aussprache des Namens „Martin Duprés“ ist inkonsequent diskussionswürdig, sowohl von den Handelnden als auch vom Sprecher. Der Nachname wird von den Akteuren französisch ausgesprochen, den Vornamen aber sprechen alle im Wechsel deutsch oder auch mal englisch aus. Ansonsten machen alle Sprecher und Sprecherinnen einen prima Job, auch die Effektschmiede sorgt für eine sehr lebendig klingende Jahrmarkt-Folge und die gute Frida Bänsch wird sich in ein paar Jahren auch mal wissentlich über ihren ersten Einsatz als Hörspielsprecherin freuen können.

Die Sprecher und ihre Rollen:

Erzähler: Jürg Löw
Jay Lawrence: Sven Plate
Tom Cole: Kim Hasper
Derek Ashby: Gerrit Schmidt-Foss
Comtesse de Malivert: Liane Rudolph
Gavinot: Olaf Baden
Julie de Malivert: Carlotta
Monsieur Clement: Oliver Beerhenke
Martin Dupré: Kevin Semrau
Stanislav Lodz: Thomas Petruo
Victoria Thornton: Sonja Spuhl
Alan Williams: Christian Zeiger
Becky Thornton: Frida Bänsch
Madame Bonifah: Frau Rentsch
Mr Jacobi: Ulrich Voß
Peachy-Lynn: Kathrin Janke
Mrs Dupré: Ghadha al-Akel

Technik-Credits:

Regie, Idee & Konzeption: Volker Sassenberg
Drehbuch: Andreas Gloge & Volker Sassenberg
Musik: Matthias Günthert und Volker Sassenberg, Markus Segschneider und Manuel Rösler
Tontechnik und Schnitt: Volker Sassenberg & Marc Sander
Illustration & Cover Design: Ingo Masjoshusmann
Verlegt durch ROBIL BOR Music
Aufgenommen und gemischt unter Finians Regenbogen
Produziert von Volker Sassenberg

Die Ausstattung:

Die CD steckt in einem Jewel-Case. Das Booklet enthält eine Bildergalerie der bislang erschienen Folgen, inklusive der kommenden Folge „Verirrt im Spinnenwald“. Zusätzlich werden noch die Sprecher und ihre Rollen aufgeführt sowie die Technik-Credits.

Mein Fazit:

Eine hektische Folge mit Baby-Gebrüll, bei der man höllisch aufpassen muss, damit man nicht verwirrt zurückbleibt. Wer aufmerksam und unabgelenkt zuhört, der erlebt hier aber auch ein Menge witzige Wortspiele der Jungs.

1 Audio-CD
Spieldauer: 62 Minuten
Tracks: 10
EAN: 88697969502
Vom Verlag empfohlen ab 6 Jahren
www.point-whitmark.de

Cast, P. C. und Kristin – Geweckt (House of Night 8)

_|House of Night|:_
Band 1: [„Gezeichnet“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6374
Band 2: [„Betrogen“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6277
Band 3: [„Erwählt“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6550
Band 4: [„Ungezähmt“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6755
Band 5: [„Gejagt“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6949
Band 6: [„Versucht“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7133
Band 7: [„Verbrannt“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7274
Band 8: _“Geweckt“_
Band 9: „Bestimmt“ (Mai 2012)

_Was ist stärker: Die Bande der Freundschaft oder die Fesseln der Liebe?_

Neferet, die Hohepriesterin des House of Night in Tulsa, hat Rache geschworen an Zoey. Dabei ist der unsterbliche Kalona nur eine der Waffen, die sie einsetzen will. Doch Zoey hat Zuflucht bei Königin Sgiach auf der Isle of Skye vor der Küste Schottlands gefunden. Dort müssen sie und ihr Krieger Stark erst einmal wieder zu Kräften kommen. Außerdem möchte Sgiach sie zu ihrer Nachfolgerin ernennen. Warum soll sie also wieder nach Tulsa und zum House of Night zurückkehren? Nach dem Tod von Heath ist sowieso nichts mehr so wie früher. Und auch die Beziehung zu Stark könnte nicht mehr das sein, was sie einmal war. (Verlagsinfo)

_Kritik_

Mit „Geweckt“ veröffentlichen die Autorinnen P. C. und Kristin Cast bei |FJB| den bereits achten Teil ihrer „House of Night“-Serie. Die Geschichte beginnt direkt im Anschluss an die Begebenheiten aus dem siebten Teil „Verbrannt“.

Durch den gewohnt jugendlichen Schreibstil der Autorinnen fällt es leicht, der Geschichte zu folgen. Verständlich und dennoch ausdrucksstark beweisen die Autorinnen wieder einmal ihr erzählerisches Talent. War es in den ersten Bänden teilweise etwas zu viel des „Jugendlichen“, wird nun ein goldener Mittelweg gefunden, der sich aus sehr jugendlich gehaltenen Dialogen und einer ansprechenden Erzählung der Handlung zusammensetzt. Nach den Ereignissen, die vorwiegend auf der Isle of Skye spielten, geht es für die Jungvampyre zurück nach Tulsa, wo Neferet auf die Freunde wartet. Schreckliche Taten werfen ihre Schatten auf die Freunde. Somit wird unter anderem die düstere Grundstimmung nochmals verstärkt und unbeschreibliche Trauer spielt eine immer größere Rolle bei den jungen Vampyren. P. C. und Kristin Cast verstehen es geradezu meisterlich, ihren Plot immer weiter auszubauen und auch nach dem achten Teil der beliebten Serie keine Langeweile aufkommen zu lassen. Besonders faszinierend wirken die Beschreibungen der Isle of Skye, diese wirkt geradezu magisch mit ihren wunderschönen Orten, die der Leser sich schnell bildlich vorstellen kann. An romantischen Orten blitzt da geradezu ein Sonnenstrahl in die düstere Geschichte. Tulsa dagegen wirkt weiterhin düster, was hervorragend zu den dort spielenden Ereignissen passt. Auch für Überraschungen sorgen die Autorinnen immer wieder gerne und das überraschende Ende des Romans weckt die Neugier auf die nächsten Teile um Zoey und ihrer Freunde.

Der Roman beginnt auf der Isle of Skye, wo die Vampyre noch etwas Ruhe finden, dies vermittelt auch der Spannungsbogen, der sich so erst langsam entwickelt. Die Ereignisse in Tulsa ziehen diesen dann aber schnell wieder an und der Leser kann schon mal Mitleid mit den noch so jungen Wesen bekommen. Ruhe finden diese nicht so schnell. Durch wechselnde Perspektiven wird noch zusätzliche Spannung erzeugt, da diese immer an besonders dramatischen Szenen wechseln.

Wieder wird aus verschiedenen Blickpunkten erzählt. Zoey schildert ihre Erlebnisse, Gedanken und Gefühle weiterhin aus ihrer eigenen Sicht. Weiterhin kommen Stevie Rae und Jack zu Wort und nun auch Neferet, Kalona, Rephaim und Stark. Besonders interessant ist die Perspektive der Antipoden, selten bekommt der Leser einen Blick hinter diese Figuren. Bis auf die Perspektive Zoeys werden die Weiteren aus der Sicht eines beobachtenden Dritten erzählt. Dabei schaffen es die Autorinnen, jeder Figur ein eigenes Leben einzuhauchen, sodass diese genau erkennbar sind und der Wechsel der Perspektiven immer nachvollziehbar bleibt. Die Entscheidung nicht mehr alleine aus dem Blickwinkel Zoeys zu erzählen, war das Beste, was der Serie passieren konnte. Der Blickwinkel, den die anderen Charaktere auf das Geschehen haben, bereichert die Geschichte und gibt diesen Darstellern den nötigen Raum sich auszubauen.

Die Darsteller entwickeln sich glaubwürdig und authentisch weiter. Jede Figur reift an den vorangegangenen Ereignissen. Schnell müssen die jungen Protagonisten heranreifen und erwachsen werden, um sich den Gräueltaten der Gegenspieler entgegenzustellen. Auch die Zerrissenheit und Wandlungsfähigkeit mancher Charaktere ist wunderbar glaubwürdig dargestellt.

Farbe und Stil des Covers sind gleichbleibend gestaltet, auf schwarzem Hintergrund sind verschiedene Ornamente durch Spotlack hervorgehoben. Zum ersten Mal ist allerdings ein männliches Model sichtbar. Bei diesem ist davon auszugehen, dass es sich um Rephaim handeln dürfte. Die verschiedenen Kapitel tragen jeweils den Hauptdarsteller als Überschrift, so ist immer klar, wer gerade das Wort führt.

_Autorinnen_

P. C. Cast ist zusammen mit ihrer Tochter Kristin Autorin der „House of Night“-Bestseller. Die beiden sind das erfolgreichste Mutter-Tochter-Autorengespann weltweit. Die Serie »House of Night« hat Millionen von Fans in über 40 Ländern. Die Serie »Mythica« schrieb P. C. Cast ohne ihre Tochter. Sie wendet sich an alle, die dem »House of Night« bereits entwachsen sind. P. C. und Kristin Cast leben beide in Tulsa, Oklahoma.

_Fazit_

Mit dem mittlerweile achten Teil der beliebten Serie um das House of Night beweisen die Autorinnen, dass sie es schaffen, eine fantastische Geschichte entstehen zu lassen. Sei es der abwechslungsreiche und immer reizvollere Plot oder auch die Entwicklung, die die einzelnen Darsteller durchmachen, P. C. und Kristin Cast verstehen es, ihre Leser einzigartig zu unterhalten.

„Geweckt“ ist wieder einmal eine Steigerung zu den vorangegangenen Romanen um die Jungvampyre. Mit Spannung erwarte ich den neunten Teil „Bestimmt“ der am 23.05.2012 erscheinen wird.

|Gebundene Ausgabe: 432 Seiten
Originaltitel: Awakened (House of Night 8)
Vom Hersteller empfohlenes Alter: 14 – 17 Jahre
ISBN-13: 978-3841420084|
[www.fischerverlage.de]http://www.fischerverlage.de
[www.houseofnight.de]http://www.houseofnight.de

Campbell, Jack – Hinterhalt, Der (Die verschollene Flotte 5)

_|Die verschollene Flotte|:_

Band 1: [„Furchtlos“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6124
Band 2: „Black Jack“
Band 3: [„Fluchtpunkt Ixion“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7009
Band 4: [„Gearys Ehre“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7364
Band 5: _“Der Hinterhalt“_ („Relentless“, 2009)
Band 6: „The Lost Fleet: Victorious“ (2010)
Band 7: „The Lost Fleet: Beyond the Frontier“ (04/2011)

_Die Relativität von Treue und Verrat _

Seit hundert Jahren kämpft die Allianz verzweifelt gegen die Syndikatswelten, und die erschöpfte Flotte ist in Feindgebiet gelandet. Ihre einzige Hoffnung: Captain John Geary. Seit seinem heldenhaften letzten Gefecht hält man ihn für tot. Doch wie durch ein Wunder hat er im Kälteschlaf überlebt. Nun soll er als dienstältester Offizier das Kommando über die Flotte übernehmen, um sie sicher nach Hause zu bringen. In einem Krieg, der nur in einem Fiasko enden kann …

Band 5: Nachdem „Black Jack“ Geary erfolgreich die Kriegsgefangenen der Allianz befreit hat, muss er feststellen, dass die Syndics mit ihrer mächtigen Reserveflotille angreifen wollen. Ihr Ziel: Gearys Verband ein für alle Mal zu zerstören. Doch der Kommandeur springt mit seinen Schiffen von einem Sternensystem zum nächsten, in der Hoffnung, die unausweichliche Konfrontation zu vermeiden. Bis Saboteure seinen Plan vereiteln … (erweiterte Verlagsinfo)

_Der Autor_

Hinter dem Pseudonym „Jack Campbell“ verbirgt sich der ehemalige U.S. Navy-Offizier John G. Hemry. In seinem aktiven Dienst bei der Marine sammelte er viel Erfahrung, die er in seine SF-Romane einfließen ließ. Campbell lebt mit seiner Frau und seinen drei Kindern in Maryland, unweit Washington, D. C.

Zyklus „Stark’s War“

1. Stark’s War (April 2000)
2. Stark’s Command (April 2001)
3. Stark’s Crusade (March 2002)

Zyklus „Paul Sinclair“

1. A Just Determination (May 2003)
2. Burden of Proof (March 2004)
3. Rule of Evidence (March 2005)
4. Against All Enemies (March 2006)

_Vorgeschichte_

Captain John „Black Jack“ Geary ist ein Kriegsheld aus jenen Tagen vor hundert Jahren, als der Krieg der Allianz mit den Syndikatswelten begann. Damals rettete er sich an Bord einer Rettungskapsel, die ihn im Kälteschlaf hielt, und wurde hundert Jahre später aufgefischt. Jetzt hat ihn die Flotte wieder aufgetaut, weil ein Notfall eingetreten ist: Die Allianz-Flotte ist im Feindgebiet umzingelt, nachdem sie verraten wurde. Ihr bleibt nur die Wahl zwischen bedingungsloser Kapitulation und völliger Vernichtung durch die zahlenmäßig überlegene Syndic-Flotte.

Geary verlässt seine Kabine an Bord des Flaggschiffs „Dauntless“ (= Furchtlos) und geht zur Brücke. Dort übergibt ihm Admiral Bloch als dem dienstältesten Offizier das Kommando über die Flotte und verrät ihm ein ungemein wichtiges Geheimnis: Die „Dauntless“ darf um keinen Preis in die Hand des Feindes fallen, sonst ist die Allianz verloren. Dann fliegt Bloch mit einer Fähre zum Flaggschiff des Gegners, um zu verhandeln. Hilflos muss Geary auf dem Bildschirm die Videoübertragung mit ansehen, wie der Vorstandsvorsitzende (CEO) des Syndikats Bloch und seine Adjutanten kaltblütig abknallen lässt. Es gibt keine Verhandlungen, sondern ein Ultimatum: eine Stunde bis zu Kapitulation oder Vernichtung.

Eine Stunde kann eine Menge Zeit sein, wenn es drauf ankommt, denkt Geary. Nach einer Rücksprache mit Captain Desjani, der Kommandantin der „Dauntless“, über das Geheimnis lässt er eine Videokonferenz der anderen Kapitäne einberufen. Er bringt trotz des Widerstands einiger Offiziere – wer traut schon einem Aufgetauten? – alle auf seine Linie und lässt einen Rückzugsplan ausarbeiten: Operation Ouvertüre. In einem Vier-Augen-Gespräch mit der Ko-Präsidentin zweier verbündeter Flotten muss er zu seinem Missvergnügen feststellen, dass auch sie das Geheimnis der Flotte kennt – oder zumindest gut geraten hat. Immerhin ist Ko-Präsidentin Victoria Rione abschließend bereit, den Gegner hinzuhalten.

Während sich die Flotte umformiert, um den Massensprungpunkt anzuvisieren, der sie aus dem feindlichen System herauskatapultiert, führt Geary ein Gespräch mit dem CEO des Gegners. Der ist zunächst verständlicherweise ungläubig, dass ein vor hundert Jahren gestorbener Offizier nun das Kommando über die Allianz-Flotte übernommen haben will. Das soll wohl ein Trick oder schlechter Scherz sein? Geary pflegt nicht zu scherzen, aber es gibt ihm Gelegenheit, den CEO eine weitere halbe Stunde aufzuhalten. Bis dieser die Verbindung entnervt unterbricht, um Gearys Offiziere einzeln zur Aufgabe zu überreden. Geary unterbindet diesen Versuch energisch.

Mit einem verlustreichen Rückzugsgefecht gelingt es Geary, seine Flotte fast komplett aus dem Feindsystem springen zu lassen. Doch er verliert dabei seinen Großneffen, der sich für die Flotte opfert und in Gefangenschaft geht. Geary verspricht ihm, ihn rauszuholen und Michaels Schwester zu kontaktieren, die auf einer der Allianzwelten lebt.

Doch jenseits des Zielpunktes nach dem Sprung muss Geary feststellen, dass hundert Jahre Krieg ihre Spuren hinterlassen haben, nicht nur auf den Welten, sondern vor allem in Gearys eigener Flotte …

_Handlung_

Nach der doppelten Schlacht bei Lakota und einer Passage des Diwalla-Systems befindet sich die Allianz-Flotte auf ihrem Rückzug nur noch drei Sprungpunkte von der Grenze zum Allianz-Raum entfernt, wo sie auf Hilfe hoffen darf. Mit Sorge sieht Commander Geary, wie die Vorräte an Energie und Waffen zusammengeschmolzen sind. Und jetzt bittet ihn Captain Tanya Desjanai auch noch, im System Heradao 2000 Allianz-Kriegsgefangene zu befreien. Die würden die geringen Proviantvorräte noch stärker strapazieren.

Aber es führt kein Weg daran vorbei. Zwar gäbe es im System Kalixa ein Hyperportal, doch diese Transporteinrichtung wird bekanntlich von den Syniks als gigantische Massenvernichtungswaffe missbraucht. So haben die Syndiks ihre eigene Lakota-Hauptwelt vernicht. Sie schrecken vor nichts zurück – und werden womöglich von den unsichtbaren Aliens fehlgeleitet, die im Hintergrund die Fäden ziehen.

Im System Heradao muss sich Gearys Flotte zwei Syndik-Flotten stellen. Aus der ersten macht er mittels ungewöhnlicher Taktik Kleinholz, erleidet jedoch beträchtliche Verluste, darunter eines der wenigen Hilfsschiffe. Aber sein Schlachtkreuzer „Dauntless“ ist weiterhin intakt. Er kann die zweite, kleinere Syndikflotte nicht ignorieren, denn sie könnte Minen legen, um den Weg zum Sprungpunkt Richtung Allianz-Raum zu verlegen. Doch diese Flotte verkrümelt sich. Schon bald zeigt sich der Grund dafür.

Der Sieg der Allianz-Flotte bleibt im Heradao-System nicht ohne Folgen: Die Herrschaft der Syndiks bricht zusammen. Ein Bürgerkrieg bricht auf zwei Planeten aus, was zur Folge hat, es niemanden gibt, mit dem Geary verhandeln könnte. Aber der Grund, warum er hergekommen ist, sind ja die Kriegsgefangenen auf der dritten Welt. Es stellt sich als extrem schwierig heraus, sie herauszuholen. Und als sie endlich an Bord sind, muss er drei davon in Schutzhaft nehmen: Sie haben mit dem Feind kollaboriert, nun will jeder Kriegsgefangene sich an ihnen rächen.

Beim Weiterflug nach Atalia eröffnet ihm sein Geheimdienstoffizier Iger, dass aus abgefangenen Syndik-Übermittlungen hervorgehe, dass eine Art Reserveflotte ausgerüstet werde. Aus Ortsangaben ist zu schließen, dass diese Syndik-Flotte per Hypernet vom anderen Ende des Syndik-Raumes, wo sie Wache gegen die mutmaßlichen Aliens schob, an die Grenze zum Allianz-Raum verlegt worden sei. Und dort, im Atalia-System, soll sie wohl Gearys Flotte den Weg versperren. Geary stöhnt: Seine Energie- und Waffenvorräte könnten gerade mal für eine Schlacht reichen.

Der Sprung nach Atalia verwirrt Geary und Desjani erst, denn dort ist gerade eine Schlacht zwischen Syndiks und Allianz im Gange. Dann versagt der Antrieb der „Dauntless“: Die Lichter gehen aus, als sich der Hauptantrieb notabschaltet. Als wäre dies nicht schon Anlass zur Sorge genug, explodiert in der Nähe der Kreuzer „Lorica“ in einem Lichtblitz. Geschockt suchen Geary und Desjani nach der Ursache.

Es gibt nur eine bestürzende Erklärung: Verrat in den eigenen Reihen, und das im Angesicht des Feindes …

_Mein Eindruck_

|Eine Frage der Treue|

Das Generalthema dieses vorletzten Bandes der Serie ist Treue. Und natürlich ihr Gegenteil: Verrat. Treue kann sich in vielerlei Form manifestieren, grübelt Geary, als er die drei Kollaborateure unter den Kriegsgefangenen von Heradao verhören lässt. Aber auch der Verräter, der die „Lorica“ auf dem Gewissen hat, hat eine ganz eigene Auffassung von Treue.

Die haarigste Definition von Treue, deren Analyse sich Geary notgedrungen widmen muss, ist jedoch die gegenüber der Allianz: Bleibt er der Flotte treu, die er befehligt, oder wird er der derzeitigen Regierung der Allianz gehorchen? Lässt er sich von den Offizieren zum Diktator ausrufen? Die Macht dazu und das nötige Charisma hätte er durchaus. Immer wieder fragen ihn alle wichtigen Leute danach.

Geary antwortet stets, dass es nicht die Leute und Schiffe seien, die die Allianz ausmachten, sondern ihre Prinzipien. Und denen sei er verpflichtet: Achtung vor dem Leben und dem Selbstbestimmungsrecht des Menschen. Diese Antwort stellt in zahlreichen Variationen die ewigen Frager zufrieden, so dass sie ihrerseits loyal zu Geary sein können.

|Schachzüge|

Dieser Band beginnt und endet mit einer Schlacht. Noch drei Hüpfer, dann darf Gearys Flotte hoffen, in Sicherheit zu sein. Doch diese Hoffnung trügt. Vom Verrat in den eigenen Reihen ganz abgesehen, hat ihm die Reserveflotte der Syndiks einen Hinterhalt gelegt. Sobald er sich im heimatlichen System Varandal in Sicherheit wähnt, wollen die Syndiks dort das Hypernet-Portal zur Explosion bringen. Diese Nova würde sowohl sämtliche Einrichtungen des Systems vernichten, als auch die eintreffende Allianz-Flotte und die bereits vor Ort befindliche Heimatflotte (beziehungsweise deren Überreste nach der Schlacht von Atalia). Ein Schlag, von dem sich die Allianz wohl nicht so schnell erholen dürfte.

Schachzug um Schachzug muss Geary nun die Syndiks durchschauen und seinerseits überlisten, um Varandal und seine ausgepowerte Flotte zu retten. Man verrät nicht zuviel, wenn man zusammenfasst, dass ihm dieses Kunststück bravourös gelingt. Wie sonst könnte die Serie weitergehen? Denn noch muss der Abschlussband „Victorious“ (wörtlich: siegreich) bei uns erscheinen. Ich werde nicht verraten, was Geary und Desjani als Nächstes vorhaben. Aber ein Kenner der Serie kann es sich an fünf Fingern ausrechnen.

|Aliens|

Die Hypernet-Portale, die die Syndiks nun schon zum zweiten Mal zerstören wollen, sind Danaergeschenke der bis dato unsichtbaren Aliens. Ahnungslos haben Syndiks und Allianz-Mitglieder diese Technik für sich adaptiert und genutzt, ohne zu ahnen, dass sich ein explodierendes Portal in eine Sternenexplosion verwandeln lässt, wenn man es darauf anlegt.

Und darüber hinaus verstehen die Aliens einiges von Computertechnik: Sie haben Würmer in zahlreiche Systeme der Allianzflotte eingeschleust. Diese wurden erst in Band 4 eliminiert. Aber es gibt offenbar weitere Würmer, eingeschleust von Mitgliedern der Flotte der selbst – von Verrätern. Gaery muss sich fragen, was die Aliens vorhaben. Wollen sie, dass sich Syndiks und Allianz weiterhin permanent an die Gurgel gehen? Dann könnten sie als lachende Dritte deren Territorien übernehmen. Geary nimmt sich vor, den Aliens einen dicken Strich durch die Rechnung zu machen.

_Die Übersetzung _

Ralph Sander hat einen guten, wenn auch nicht sonderlich anspruchsvollen Job erledigt. Seine falschen Endungen halten sich in Grenzen, aber es gibt eine Reihe von Kommafehlern. Auf Seite 58 sieht es zudem nicht besonders toll aus, wenn ein Wort „v-ollem“ getrennt wird. Auf Seite 185 gibt es in der letzten Zeile einen typischen Flüchtigkeitsfehler zu besichtigen: „Uns“ statt „Und“.

_Unterm Strich_

Der Auftakt besteht aus der obligatorischen Raumschlacht, diesmal im System Heradao, Das Finale bestreitet ebenfalls eine Raumschlacht, denn der Ex-Marineoffizier kennt sich damit einfach am besten aus. Zwischen diesen beiden Action-Höhepunkten, die jeder Leser der Reihe erwartet, soll die Spannung jedoch nicht erlahmen. Hier flicht der Autor eine Gefangenenbefreiung und eine Sabotageakt ein, die jedoch ohne weitere Folgen für den Verlauf der Story bleiben. Sie illustrieren jedoch das Generalthema der Treue und des Verrats.

In den bisherigen vier Bänden hat der Autor eine deutliche Weiterentwicklung seiner Figuren gezeigt: Vom legendären „Black Jack“, den die „lebenden Sterne“, also Götter, geschickt haben müssen, wird er zu einer Art Hoffnungsträger der Flotte (v.a. Cpt. Desjanis), der sich durchaus auch mal von seiner menschlichen Seite zeigen darf, und zwar nicht nur gegenüber Kolleginnen, sondern auch gegenüber dem sogenannten Feind.

Schade, dass sich Geary und Tanya Desjani nicht weiter annähern dürfen: Sie muss die eiserne Jungfrau spielen, will sie ihre Ehre nicht aufs Spiel setzen. Dafür kabbelt sie sich ständig mit Rione, ihrer Vorgängerin in Gearys Gunst – Anlass für zahlreiche ironische Seitenhiebe und etwas Humor in der grimmigen Szenerie.

In diesem fünften Band fasst sich der Autor viel kürzer und lässt die Weiterentwicklung beiseite. Zur Freude des Lesers widmet er sich am Anfang in der Mitte und vor allem im Finale der Action. Obwohl mich der Band nicht sonderlich gerührt hat, so hat er mich doch mit den Raumschlachten spannend unterhalten.

|Taschenbuch: 382 Seiten
Originaltitel: The Lost Fleet: Relentless;
Aus dem US-Englischen von Ralph Sander
ISBN-13: 978-3404206421|
[www.luebbe.de]http://www.luebbe.de

Perry Rhodan – Spur des Molkex (Silber Edition 79, Teil 3 von 4)

_|Spur des Molkex|:_

Teil 1: 363 MB, 4:17 h, 54 Tracks
Teil 2: 315 MB, 3:41 h, 43 Tracks
Teil 3: _372 MB, 4:24 h, 51 Tracks_
Teil 4: – erscheint am 03.01.2012 –

_Die Handlung:_

Man schreibt den Mai des Jahres 3460. Die Milchstraße ist von den technisch überlegenen Laren und ihren Helfershelfern, den Überschweren, unterjocht. Die wenigen Menschen, die den Invasoren entkommen konnten, haben sich in den Schutz einer Dunkelwolke geflüchtet. Da verfällt Leticron, der Führer der Überschweren, auf einen teuflischen Plan: Er bringt das Bewusstsein eines Mutanten in seine Gewalt. Es soll ihm den Weg zum letzten Versteck der Menschheit weisen … Erde und Mond sind derweil verschollen. Der Sprung durch den Hyperraum, der die Heimat der Menschheit in die Sicherheit der Dunkelwolke hatte bringen sollen, endete im unendlich weit entfernten Mahlstrom der Sterne. Aber die Zuflucht im Mahlstrom erweist sich bald als brüchig. Seine Herrscher, das Insektenvolk der Ploohns, fassen die Neuankömmlinge als Bedrohung auf – und ihre Königin schickt eine gewaltige Flotte aus, um die Erde und ihren Trabanten in einen Glutball zu verwandeln …
(Verlagsinfo für die komplette |Silber Edition 79|)

|Dieser Teil|:

Nachdem Gucky und sein Team etwas von dem raumschiffüberspannenden Netz erbeuten konnten, greifen auch schon die Ploohns unter der Führung ihrer Königin Jaymadahr Conzentryn an. Und die Schlacht scheint für Perry Rhodan nicht gut auszugehen, denn sie ist taktisch versiert und mit ihren Raumern in der Überzahl …

_Mein Eindruck:_

Auch diesmal wird nicht gekleckert. In diesem Teil steht die Raumschlacht gegen die Ploohns im Mittelpunkt. Erst aber gibts noch eine Moralpredigt vom Autor dieses |Silber Editons|-Häppchens, während Gucky und sein Team noch auf dem Planeten der „Kängurus“ sind.

Dann aber gehen die Autoren wieder in die Tausende, wenn die Ploohn-Königin Jaymadahr Conzentryn mit 30.000 Schiffen aufbricht, um sich Perry Rhodan und seine 20.000 Raumer vorzunehmen. Die hier entstehende Raumschlacht ist ein Leckerbissen für Military-Science-Fiction-Liebhaber, auch und gerade weil die Schlacht immer im Wechsel aus der Sicht der Königin und der von Perry Rhodan aus geschildert wird. Rhodan erkennt einen mindestens ebenbürtigen Gegner, den er lieber auf seiner Seite wüsste, als gegen ihn antreten zu müssen. Die insektoide Königin selbst gibt sich arrogant … weil sies ist und auch sein kann.

Dann hatte der Autor wohl ein Einsehen mit Perry und lässt einen riesigen Haufen seiner Raumer transitieren … ungewollt, per Zufall, weil sie zu dicht an einen Schlund geraten sind, von dem sie nicht wussten, dass es ihn gibt. Die Schiffe landen genau da, wo die Ploohns herkamen. Und schon wendet sich das Blatt und es wird wieder spannend, statt aussichtslos, denn die Ploohns scheinen einen Planeten des Systems ganz besonders beschützen zu wollen und den wollen sich die Terraner einmal besonders anschauen.

Und nachdem Tschubai mit seinem Team gelandet ist, entdeckt er … am Ende des dritten Teils der |Silber Edition| … die titelgebende Spur des Molkex … und das Team wird gefangen genommen. Just in dem Moment ist auch schon wieder Schluss mit diesem Teil der |Silber Edition|. In drei Wochen wird es dann wohl das finale Aufeinandertreffen mit der Ploohn-Königin geben.

_Das Hör-Erlebnis:_

Andreas Laurenz Maier gibt sich Mühe, jedem Charakter wiedererkennbare Eigenarten zu geben. Witzig hört sich das bei dem extrem verschnupften Greenor Varsk an, vom lispelnden Bugs-Bunny-Gucky ganz abgesehen. Ras Tschubai klingt unnatürlich, irgendwie wie eine Kreuzung aus Helmut Kohl und Wolfgang Pampels Synchronarbeit an Harrison Ford … aber er bestellt keinen Saumagen oder knallt mit der Peitsche. Interessanterweise spricht Maier den Halbcyno Dalaimoc Rorvic manchmal mit exakt der gleichen Stimmvariation, was ab und zu verwirrt, wenn sich die beiden unterhalten.

Rhodans Hauptgegnerin, die aggressive Ploohn-Königin Jaymadahr Conzentryn, klingt stellenweise wie eine originale Hitler-Persiflage (besonders beim Wort „Terraner“), das tun die Ploohns eigentlich immer, wenn sie zu Wort kommen. Aber diese Art der Interpretation passt zum aggressiven Auftreten der großen Insektenwesen.

Ansonsten hält Maier den Hörer gute 4,5 Stunden bei Laune und vermittelt alle Gefühlszustände, die Hektik, Dramatik und die kriegerischen Auseinandersetzungen prima und lebendig.

|Die Effekte – Der Hintergrund|

Jedes Kapitel beginnt mit einer kleinen Melodie oder ein paar Sound-Effekten. Danach folgt bei einigen Kapiteln noch ein Ambient-Teppich als Untermalung für den Hintergrund. Dieser Teppich fällt aber kaum auf, weil er so leise und unscheinbar klingt, als wären es Nebengeräusche.

|Die MP3s|

Die Qualität der MP3s entspricht dem Eins-A-Medien-Standard: 192 kbps, 41,1 kHz und Joint Stereo. Die Tracks sind fortlaufend nummeriert, wobei die Tracknummer im Dateinamen vorn steht und im ID3-Tag am Ende. Auch sämtliche Namen der an der kompletten |Silber Edition| beteiligten Autoren wurden mit in das ID3-Tag der Dateien geschrieben. Dies macht den Eintrag in der Playlist einiger Abspielgeräte so lang, dass nur noch die Autorennamen zu sehen sind und der Titel am Ende abgeschnitten wird.

Diesmal ziert die grafisch aufpolierte Front von Band 693 „In den Höhlen der Ploohns“ die ID3-Tags. Das Bild liegt dem Hörbuch zusätzlich als JPG- und als PDF-Datei in der Auflösung 1448 x 1444 bei.

Der Download ist auch als One-Track-Version erhältlich.

_Mein Fazit:_

Dieser Teil steht ganz im Zeichen einer großen Raumschlacht mit unglaublich vielen Schiffen, gegen einen mehr als ebenbürtigen Gegner (oder besser: eine Gegnerin). Military-SciFi-Fans werden ganz besonders Spaß haben an diesem Teil der |Silber Edition 79|.

|MP3-Download mit ca. 372 MB Größe
Spieldauer der Lesung: 4:24 h
Anzahl der Tracks: 51
Sprecher: Andreas Laurenz Maier
ISBN-13: 978-3943393163|
[www.einsamedien.de]http://www.einsamedien.de
[www.perry-rhodan.net]http://www.perry-rhodan.net

|Hinweis:| Die |Silber Edition 79| wird zusammen mit dem letzten Download-Teil ab dem 03. Januar 2012 auch komplett auf zwei MP3-CDs im Handel erhältlich sein.

Dierssen, Oliver – Fausto

Nie wieder schlechte Zensuren in Rechtschreibung. Keine Probleme bei seitenlangen Aufsätzen über verschiedenste Themen oder bei Fremdsprachentests. So einen hilfreichen Bücherdämon wie Oliver Dierssens Fausto kann wohl jedes Schulkind gut gebrauchen. Doch er landet nun mal zusammen mit einer Kiste alter Zeitschriften beim 14-jährigen Joseph „Joschel“ Fittich – seines Zeichens pickelgeplagter Loser aus der neunten Klasse – und damit fangen seine Probleme erst richtig an, denn der Deutschlehrer Kattmann wittert bald, dass es bei Joschels plötzlich aufgetretener Hochbegabung nicht mit rechten Dingen zugehen kann, und auch die Jungen in seiner Klasse halten ihn für einen Betrüger, so dass er auf die Hilfe des Neulings Markus angewiesen ist, um nicht verprügelt zu werden. Immerhin verschafft ihm das auch die Aufmerksamkeit seines heimlichen Schwarms Canan.

Wenigstens Joschels leicht durchgeknallte Mutter Hanne glaubt, dass ihr Sohn etwas ganz Besonderes ist und vielleicht doch mehr als seine Segelohren von seinem Vater geerbt hat, der als Korrespondent für die FAZ arbeitet, seinen Sohn jedoch seit Jahren nicht mehr besucht hat. Und doch steckt hinter allem nur Fausto – ein mehrere hundert Jahre alter pelziger Dämon mit einem Horn auf der Stirn, der sich als Tintenfleck durch beschriebene Seiten frisst, sich dabei von Rechtschreibfehlern ernährt und ganz nebenbei auch noch Texte produzieren kann.

Wie Joschel Canans Zuneigung gewinnt und fast wieder verspielt, wie sich seine Freundschaft mit Fausto entwickelt, er zuletzt gemeinsam mit Canan und dem Klassenstreber ein Abenteuer um Leben und Tod bestehen muss und ob Joschels Vater tatsächlich beim Schreibwettbewerb der FAZ erscheinen und stolz auf seinen Sohn sein wird, hat Oliver Dierssen auf die 445 Seiten seines Romans gebannt. Jede der 30 Kapitelüberschriften ist mit zauberhaften Kritzeleien illustriert, wie man sie in Schulheften finden könnte.

_Dierssen schreibt in_ nicht zu flapsiger Jugendsprache, die selbst für Erwachsene sehr amüsant zu lesen ist. Die Themen sind angemessen für Jungen und Mädchen im frühen Teenageralter. Doch es ist besonders erfreulich, dass das Buch Jungen anspricht, da diese von der Jugendliteratur eher stiefmütterlich behandelt werden. Mit Humor und Einfühlungsvermögen dreht sich alles um das Überleben in der Pubertät, wenn die Eltern anfangen schwierig und Freunde wichtiger als die Eltern zu werden, wenn die Schule als notwendiges Übel angesehen wird und das Herz zum ersten Mal für eine Person des anderen Geschlechts zu schlagen beginnt. Überhaupt fühlt sich der erwachsene Leser an seine eigene Pubertät erinnert: „Das böse Wort mit P. Dieses Thema mochte ich überhaupt nicht, hierüber wollte ich mit Hanne nicht sprechen, ich verweigerte jede Aussage: Über die Haare, die an verschiedenen Stellen meines Körpers wuchsen. Über die Videos an verschiedenen Stellen meiner Festplatte. Darüber, wie unfassbar eklig die verschiedenen Hanne-Geräusche waren, die bis vor Kurzem jeden Samstagabend dumpf durch die dünne Wand drangen, als Hanne noch regelmäßig Besuch kriegte. Nichts davon wollte ich mit meiner Mutter besprechen. Aber das schien auch nicht nötig zu sein. Denn sie benahm sich, als würde sie bereits alles wissen. Widerlich.“

Die Themen sind zeitgemäß. Die erste Liebe aus der Sicht eines Jungen zu erleben, hat neben den gewollt komischen Elementen auch etwas Berührendes. Besonders fällt der sensible Umgang mit der schwierigen Familiensituation der Fittichs auf, die gerade aus der Sicht Joschels deutlich macht, wie enervierend der Umgang mit wechselnden Partnern und die permanente Enttäuschung durch den genetischen Vater für das Kind sind.

_Der 30-jährige Oliver Dierssen_ hat mit „Fausto“ bereits seinen zweiten Roman veröffentlicht. Bei seinem Roman „Fledermausland“ (2009), der mit dem |Deutschen Phantastik Preis| in der Kategorie „Bester deutschsprachiger Debütroman“ ausgezeichnet wurde, setzten der Autor und der |Heyne|-Verlag noch auf das relativ sichere Trendthema „Vampire“. Mit dem furchtsamen, Rechtschreibfehler fressenden Bücherdämon Fausto hat Dierssen jedoch eine Figur geschaffen, die bisher nicht ihresgleichen hat. Es bleibt zu wünschen, dass der originelle kleine Kerl in vielen Kinderzimmern Einzug hält.

|Gebundenes Buch mit Schutzumschlag, 448 Seiten
31 S/w-Abbildungen
ISBN-13: 978-3-453-26001-6|
[www.heyne.de]http://www.heyne.de

_Oliver Dierssen bei |Buchwurm.info|:_
[„Fledermausland“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6417

Richard Dalby (Hg.) – Eiskalte Weihnachten. Kleine Morde zum Fest der Liebe

27 phantastische Geschichten, wie sie vor dem Siegeszug von Radio & Fernsehen gern an langweiligen Weihnachtsabenden erzählt wurden; zu klassischen Autoren des 19. und frühen 20. Jahrhunderts gesellen sich moderne Zeitgenossen, die diese alte Tradition stimmungsvoll aufleben lassen: Hier wird aus Leibeskräften gespukt und gemordet, denn diese Geister u. a. Kreaturen sind vor allem übellaunig!
Richard Dalby (Hg.) – Eiskalte Weihnachten. Kleine Morde zum Fest der Liebe weiterlesen

Nievo, Ippolito – Ein Engel an Güte

_Kabale und Liebe in der alten Republik Venedig_

Die junge Morosina, der buchstäbliche Engel an Güte, fiebert im Jahr 1749 ihrer Entlassung aus dem venezianischen Kloster der Seraphinerinnen entgegen, in dem sie, finanziert vom Gönner ihrer Familie Inquisitor Formiani, „einem Mann, der ausnahmslos alle Gaben des großen Staatsmannes und ausnahmslos alle Laster des venezianischen Edelmanns in sich vereinte“, sechs Jahre erzogen wurde. Nun hofft sie, endlich zu ihren Eltern auf das heimatliche Landgut zurückkehren zu können. Doch was der italienische Autor Ippolito Nievo (1831-1861) zu Anfang des Romans in einer Klosterszene als gängiges Laissez-faire, das zu dieser Zeit in allen Bereichen der Republik Venedig herrscht, beschreibt, gleicht mehr einem herrschaftlichen Salon zur Karnevalszeit. Ströme von jungen Herren und Familienmitgliedern drängen unablässig in die ohnehin überfüllten Klosterräume. Aufgeputzte Menschen, deren Kleidungsstil so detailliert beschrieben wird, dass man sie förmlich vor Augen hat, vergnügen sich bei Smalltalk und Musik. Es wird geflirtet, was das Zeug hält, und natürlich gelästert.

Schnell lernt der Leser Morosinas Vater kennen, der in Aufmachung und Verhalten sofort deplatziert aus der Masse heraussticht, von ihr jedoch trotz seiner Erscheinung als „ausgefallenes Exemplar“ bedingungslos geliebt wird. Allerdings ist er nicht gekommen, um sein Kind nach Hause zu holen und ihr unter anderem endlich, wie lange von ihr gewünscht, ihre Stiefmutter vorzustellen. Sie erfährt, dass sie zunächst beim greisen Formiani leben soll, der sie kurz darauf zu seiner Frau erwählt. Aus Dankbarkeit für die Unterstützung ihrer Familie und aus Gehorsam ihrem Vater gegenüber kommt es ihr gar nicht in den Sinn, sich gegen diese Heirat zu stellen, obwohl sie seit ihren frühen Kindertagen den Cavaliere Celio liebt.

Im Kloster von Ränken und Sittenlosigkeit umgeben, hat sie sich dennoch ihr reines Wesen erhalten, welches sich in ihren Kindertagen unter den wachsamen Augen des Gerichtsschreibers Chirichillo herausgebildet hat. Dieser hatte die Vaterrolle an ihr übernommen und „für ihn war Herzensgüte der Dreh- und Angelpunkt jeder moralischen Vollkommenheit. Daher waren Lieben, Trösten, Glauben, Verzeihen, Gehorchen seine Lieblingsverben, und alles, was er sagte, war dazu angetan, Morosina deren praktische Anwendung einzuprägen. Sodann folgte in seinem Wertesystem die Seelenstärke. … und auf diesem Weg gelangte er zur Notwendigkeit der Sittlichkeit.“ Sowohl der Vater als auch Chirichillo erscheinen als einfach gestrickte komische Charaktere vom Land in der Tradition der Comedia del’Arte. Sie kontrastieren stark mit den berechnenden Stadtmenschen, und auch Morosina, die im Kloster zahlreiche gegenteilige Erfahrungen gemacht hat, besticht mit ihrer Herzensgüte, die teilweise an Einfalt grenzt, dadurch, dass sie das Spiel, in welchem sie Formiani zur Weiterführung seines Stammbaumes auserkoren hat, nicht als solches durchschaut. Statt mit Celio, der nicht ganz so reinen Herzens wie Morosina ist, ihrem Gatten untreu zu werden und die Kinder zu zeugen, die Formianis Neffen um den Zugriff auf dessen Erbe bringen sollen, ist sie fest entschlossen, Formiani eine treue Ehefrau zu sein und auf ein späteres Glück mit Celio zu hoffen. So viel Lauterkeit wirkt schließlich ansteckend und zwing die Männer, ihren Plan aufzugeben. Der 74-jährige Inquisitor stirbt glücklicherweise nach nur vier Monaten, und so steht dem märchenhaften Ende mit der Hochzeit der Liebenden und einer großen Kinderschar nichts mehr im Wege.

Ippolito Nievo ist neben Alessandro Manzoni der bedeutendste italienische Romancier des 19. Jahrhunderts und wird vor allem wegen seiner zahlreichen Gedichte und des Romans „Bekenntnisse eines Italieners“ geschätzt. Der |Manesse|-Verlag hat 2010 den Roman „Ein Engel an Güte“ in der Reihe „Bibliothek der Weltliteratur“ in einer vielbeachteten Neuübersetzung herausgebracht, die 2011 den Deutsch-Italienischen Übersetzerpreis gewann. Die Geschichte um Morosina und Celio dient dem Autor dabei als Leitfaden, an dem er auf unterhaltsame Weise die politischen und gesellschaftlichen Zustände der bei der Entstehung des Romans längst untergegangenen venezianischen Republik des 18. Jahrhunderts beschreibt und mit der Hoffnung der Entwicklung eines vereinten italienischen Staates spielt. Der Bildungsaspekt des Romans in Form von abschweifenden Beschreibungen der Kultur, der Lebensart, der politischen Intrigen und der Querelen zwischen Lagunenstadt und Festland verlangen dem Leser ein wenig Geduld ab, aber das pralle Sittengemälde und die komischen Szenen machen alles wieder wett. Ippolito Nievo selbst war es leider nicht vergönnt, das unabhängige und vereinte Italien zu erleben, das er erhofft hatte. Er kämpfte zwar an der Seite des italienischen Nationalhelden Garibaldi im zweiten italienischen Unabhängigkeitskrieg, starb jedoch einen Monat nach der Vereinigung Italiens unter der Herrschaft des Hauses der Savoyen mit nur 29 Jahren bei einem Schiffsunglück.

Dass der |Manesse|-Verlag den Roman „Ein Engel an Güte“ in sein sorgfältig aufgemachtes Weltliteraturprogramm aufgenommen hat, gilt als Zeichen, dass man ihn gelesen haben sollte. Wer Literatur mag, die mehr als nur unterhalten will, ist damit bestens bedient, und auch Nievos lesenswerter Roman „Bekenntnisse eines Italieners“ ist in dieser Edition in der Übersetzung von Barbara Kleiner erschienen.

|Originaltitel: Angelo di Bontà, 1856
Deutsche Erstveröffentlichung 1877 als „Ein Engelsherz“
Neuübersetzung aus dem Italienischen von Barbara Kleiner
Mit Nachwort von Lothar Müller
Gebundenes Buch, Leinen mit Schutzumschlag, 560 Seiten|
[Manesse-Verlag]http://www.manesse-verlag.de

Lev Tolstoi / Sofia Tolstaja – Kreutzersonate / Eine Frage der Schuld

Rosenkrieg im Haus Tolstoi

„Wer ein Weib ansieht, ihrer zu begehren, der hat schon mit ihr die Ehe gebrochen in seinem Herzen.“ (Matthäus 5,28) – Schon die als Vorwort gewählten Bibelzitate Tolstois für seine Erzählung „Kreutzersonate“ machen deutlich, dass es im Folgenden um die Auseinandersetzung mit der Sexualität und der Ehe gehen wird, die man am besten gar nicht erst eingehen sollte, da das Himmelreich nur durch Enthaltsamkeit erreicht werden kann (Matthäus 19, 10-12).

Lev Tolstoi / Sofia Tolstaja – Kreutzersonate / Eine Frage der Schuld weiterlesen

Schroeder, Lisa – In Liebe, Brooklyn

_Inhalt_

Lucca ist tot, gestorben bei einem Autounfall. Für seinen Bruder Nico und seiner Freundin Brooklyn hat sich das Leben verändert. Nur schwer können sie mit ihrer Trauer und dem Verlust umgehen. Nach außen hin wirken sie stark, doch tief in ihrem Inneren können sie ihre Trauer nicht verarbeiten.

Genau ein Jahr nach Luccas Tod geschieht das zweite Unglück: Ausgerechnet Gabe, der damals der Unglücksfahrer war, stirbt. Für Nico und Brooklyn beginnt dadurch eine erneut Schockstarre mit der Frage nach dem großen Warum.

Dazu kommen Albträume, mit denen sich beide auseinandersetzen müssen. Während Brooklyn in ihren Träumen immer wieder auf Gabe trifft, erhält Nico mysteriöse Nachrichten von seinem toten Bruder, die über die Träume hinausgehen. Aber gibt es tatsächlich Geister?

_Eindruck_

Endlich! Endlich wurde ein Buch von Lisa Schroeder ins Deutsche übersetzt. Nachdem ich bereits drei Bücher von ihr auf Englisch gelesen habe und restlos begeistert war, war es eine Selbstverständlichkeit für mich, auch dieses Buch von ihr zu lesen. Allerdings muss ich gestehen, dass ich hierbei auch so meine Zweifel hatte, denn ich war mir nicht sicher, ob der wunderbare Schreibstil unter der Übersetzung leiden würde. Meine Befürchtung war allerdings vollkommen grundlos.

Wie bislang jedes andere Buch ist auch „In Liebe, Brooklyn“ in Versform geschrieben. Es ist immer wieder erstaunlich, welche Gefühle Lisa Schroeder in so kurzen Worten ausdrücken kann. Geschrieben wird die Geschichte abwechselnd aus der Sicht von Brooklyn und Nico, gleichzeitig sind vereinzelt noch Briefe von Brooklyn an Lucca zu finden.

Auffällig ist hierbei, dass Lisa Schroeder ihren bisherigen Themen treu geblieben ist. Sämtliche Jugendbücher von ihr handeln von der ersten Liebe, Verlust, Trauer und Schmerz. Dies ist auf der einen Seite zwar wahnsinnig interessant und immer wieder sehr traurig und mitreißend, allerdings würde ich auch gerne mal eine andere von der Autorin sehen. Da „In Liebe, Brooklyn“ jedoch ihr erstes Buch auf Deutsch ist und die meisten (deutschen) Leser keine Vergleichsmöglichkeit haben, ist dies hier Meckern auf höchstem Niveau.

Besonders interessant an der Geschichte ist hier, wie die einzelnen Personen mit ihrer Trauer umgehen. Während Nico mit dem Laufen anfängt und sich von seiner Familie distanziert, beginnt Brooklyn Comics zu lesen, weil dies zuvor das Hobby ihres verstorbenen Freundes Lucca war. Sie möchte ihm nah sein und kauft sich wöchentlich zwei Comics und schreibt Lucca zudem regelmäßig Briefe, um ihre Trauer, Gedanken und Gefühle zum Ausdruck zu bringen. Nach außen hin versucht sie jedoch, stark zu sein.
Neben der Trauer um Lucca haben die beiden Jugendlichen auch eine weitere Gemeinsamkeit, die sie indirekt miteinander verbindet: Beide sind in ihrer Familie auf sich alleine gestellt.

Während Lucca in seiner Familie das Lieblingskind war und Nico immer außen vor stand und noch heute darunter zu leiden hat, muss sich Brooklyn um ihren Vater kümmern, der alleine nicht dazu in der Lage ist, selbständig einen Haushalt zu führen. Brooklyns Mutter hat dagegen mit den 8-jährigen Zwillingen die Familie verlassen, ohne Brooklyn mitzunehmen.

Die leichten Fantasyelemente, die mit Luccas Geist ins Geschehen eingebracht werden, sind gut aufgehoben, ohne zu abgedroschen zu wirken. Trotz der Vorstellung, dass ein Geist dabei ist, wirkt die Geschichte weiterhin authentisch und zum Teil herzzerreißend.
Die Covergestaltung ist ganz hübsch, passt aber nicht so ganz zu der Geschichte. Da hätte ich mir das etwas düstere, mysteriöse Cover der Originalausgabe schon eher gewünscht. Würde ich die Kurzbeschreibung nicht kennen und nur auf das Cover achten, würde ich hierbei wohl eher von einer kleinen Liebesgeschichte ausgehen.

Ein Kritikpunkt ist hier der Preis des Buches. Das Buch ist mit über 400 Seiten und einem Hardcover zwar gut ausgestattet, allerdings muss man hier auch bedenken, dass das Buch gerade mal (quer) halb so groß wie ein normales Taschenbuch ist. => Zum Vergleich: die Maße von „In Liebe, Brooklyn“ (Hardcover: 14,4 x 9,4 x 2,2 cm) und „Vladimir Tod beißt sich durch“ (Taschenbuch: 21 x 13,6 x 2,8 cm).

_Fazit_

Insgesamt konnte mich Lisa Schroeder mit ihrem Talent wieder einmal mehr als unterhalten. Eine traurige Handlung, wunderbare Charaktere und die großartige Versform machen „In Liebe, Brooklyn“ zu einem großen Leseerlebnis. Unbedingt lesen – am besten auch alle anderen Werke!

|Hardcover: 429 Seiten
Originaltitel: Chasing Brooklyn
Ins Deutsche übertragen von Jessika Komina und Sandra Knuffinke
ISBN 978-3785570579|
[www.loewe-verlag.de]http://www.loewe-verlag.de
[www.lisaschroederbooks.com]http://www.lisaschroederbooks.com

Alan Dean Foster – Das Ding aus einer anderen Welt

Ein außerirdischer Gestaltwandler infiltriert eine isolierte Antarktis-Station. Er kann die Gestalt seiner Opfer fast perfekt annehmen, sodass niemand weiß, ob sein Gegenüber noch Mensch oder schon ein „Ding“ ist … – Daraus entwickelt sich die übliche Story aus verhängnisvoll falschen Verdachtsmomenten und Verfolgungsjagden, die hier jedoch angemessen simpel, spannend und temporeich erzählt wird: ein lesenswürdiges Buch zu einem klassischen B-Movie.
Alan Dean Foster – Das Ding aus einer anderen Welt weiterlesen

Moira Young – Die Entführung (Dustlands 1)

Dustlands:

Band 1: „Die Entführung“
Band 2: „Der Herzstein“
Band 3: „Der Blutmond“

Die Handlung:

Die 18-jährige Saba lebt sehr abgeschieden mit ihrem Vater, ihrem Zwillingsbruder Lugh und ihrer kleinen Schwester Emmi am Silverlake – bis eines Tages vier bewaffnete Reiter ihren Bruder entführen. Saba schwört, Lugh zu finden und zu befreien. Auf ihrem abenteuerlichen Weg lernt sie die Welt jenseits des Silverlake kennen: Ein Land, in dem es keine Zivilisation mehr gibt, keine Bücher mehr, keine normalen Verkehrsmittel. Es wird von einem durchgedrehten König beherrscht, der die Bevölkerung mit einer Droge und mit seinen Soldaten, den Tonton, in Schach hält. In Hopetown muss Saba in der Arena kämpfen, aber sie trifft dort auch auf einen Mann, der sie liebt, und findet Freunde, die ihr bei ihrer Suche helfen. (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Dystopien sind spätestens seit den „Hunger Games“ auch im Jugendbuchsektor ein beliebtes Thema, das sich erfolgreich bearbeiten und verkaufen lässt. Und auch „Blood Red Road“, wie das Buch im Original heißt, ist bereits lange vor dem Erscheinen von Ridley Scotts Produktionsfirma eingekauft worden und soll 2014 in die Kinos kommen. Und auch wenn „Die Entführung“ in Deutschland nicht als Jugendbuch beworben wird, so ist es eins, das aber natürlich auch von Jugendbuch-Fans jeglichen Alters gelesen werden kann.

Was ist es also, das die Leser (und Hörer) so an diesen düsteren Zukunftsvisionen reizt? Vielleicht, dass sie die Menschlichkeit und Unmenschlichkeit ihrer Charaktere besser zeigen, weil nichts Glänzendes von ihnen ablenken kann. Meist gehts ums nackte Überleben und da wird der wahre Charakter der Figuren offengelegt.

Auch die Prämisse dieser Geschichte ist recht simpel: Die Protagonistin ist ein 18-jähriges Mädchen (Saba), das sich aufmacht, um ihren entführten Zwillingsbruder (Lugh) zu finden und zu befreien. Das wars schon. Der Rest ist eine emotionale Abenteuerreise, Action und ein Love-Interest namens Jack, der in derartigen Storys nie fehlen darf. Erzählt wird alles aus Sicht von Saba, die nachvollziehbarerweise nicht in dem Slang spricht, in dem der originale Roman geschrieben ist. Dennoch sind auch in der deutschen Übersetzung viele „e“ am Ende von Verben abgeschnitten worden, wenn Saba erzählt, um in die gleiche sprachliche Richtung zu gehen: ich „tret“, „stampf“, „renn“. Allerdings nervte mich das irgendwann.

Und je mehr man hört, desto besser kann man sich die Geschichte auf der großen Leinwand vorstellen. Die Entführung am Anfang, die brutalen Käfig-Kämpfe, die Saba zum „Todesengel“ machen, das ganze Dystopie-Setting der Welt und die harte aber herzliche Beziehung zwischen Saba und ihrer kleinen Schwester Emmi, die mit ihren neun Jahren schon sehr taff sein muss, um über die Runden zu kommen. Ganz abgesehen von Jack, von dem sich Saba nicht von ihrem Vorhaben ablenken lässt, der aber irgendwo gut zu ihr passt und für einen guten Schuss an Zwischenmenschlichkeit sorgt.

Die Spannung steigt allmählich an, je weiter Saba in die Unwirtlichkeit vordringt, je näher sie ihrem Ziel kommt, je mehr sie erlebt … erleben muss … und je mehr sie darüber erfährt, warum ausgerechnet ihr Bruder entführt wurde und was der irre König damit zu tun hat, der alles und alle unter seiner Kontrolle zu haben scheint.

Obwohl dies der erste Teil einer Reihe ist, kann „Die Entführung“ durchaus als eigenständiger Titel durchgehen. Dennoch werden sich viele nach dem Hören schon auf die nächsten Abenteuer von Saba freuen, die eine wirklich prima Heldin ist … zielstrebig und hart, wenn sie es sein muss, aber auch mit Gefühlen, Macken und Fehlern, was sie sympathisch macht und nicht zum Übermenschen.

Mein Hörerlebnis:

Noch bevor der Hörer sich in die Dystopie seiner Wahl stürzt, fällt ihm die ungewöhnlich hohe Anzahl an Tracks auf den CDs auf. Zwischen 19 und 28 Zwischenstopps bieten die Silberlinge. Das findet sogar im Bookletchen Erwähnung, weil es extrem hörerfreundlich ist und einen Wiedereinstieg in die Geschichte vereinfacht.

Wenn Laura Maire dann ansetzt, um aus Sicht von Saba ihre Lebensumstände und die Beziehungen zu ihren Eltern und vor allem zu ihren Geschwistern zu schildern, dann ist der Hörer direkt gefangen in ihrer Welt. Maire schafft es schnell, den Hörer davon zu überzeugen, dass hier ein 18-jähriges Mädchen ihre Erlebnisse schildert und nicht eine Sprecherin in einem Studio ein Manuskript vorliest. Und wenn sie die Entführung ihres Bruders mit vollem Einsatz vor dem Mikro schildert … brüllt … dann hat sie auch den letzten skeptischen Hörer in ihren Bann gezogen.

Jeder Charakter bekommt von ihr eine sprachliche Eigenart, einen besonderen Unterton, der ihn von den anderen unterscheidet. Laura Maire bietet durch ihren emotionalen Einsatz ein dystopisches Kopfkino, das so voller Leben ist, dass man es nicht nur sieht, sondern auch riecht und schmeckt. Jedes Gefühl, jede Konfrontation, jede Stimmung wird von ihr perfekt ins Ohr des Hörers gebracht. Ob Mann oder Frau, ob Kind oder Heranwachsender, ob gut oder böse, alle wirken authentisch und lebendig.

Die Ausstattung:

Die silbernen und mit einem „Dustlands“-Schriftzug bedrucken CDs stecken in einem Klapp-Jewel-Case. In einem Booklet-Faltblatt finden wir ein großes Bild der Autorin und Infos zu ihr und der Sprecherin. Zusätzlich gibts noch die Laufzeitangaben der enthaltenen CDs und die Technik-Credits. Auf der Rückseite des Jewel-Case sehen wir dann auch ein Bild der Sprecherin und eine Kurzinfo zur Geschichte.

Die Autorin und die Sprecherin

Moira Young hat als Schauspielerin, Tänzerin und Sängerin gearbeitet, aber ihre erste Liebe gehörte immer schon den Büchern und dem Schreiben. Die gebürtige Kanadierin lebt heute zusammen mit ihrem Ehemann in Großbritannien. „Dustlands – Die Entführung“ ist ihr erster Roman. (Korrigierte Verlagsinfo)

Laura Maire absolvierte ihre Ausbildung an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst Frankfurt und wurde bekannt durch ihre Hauptrolle in der Fernsehserie „Verdammt verliebt“. 2011 erhielt sie den Deutschen Hörbuchpreis als Beste Interpretin. (Verlagsinfo)

Mein Fazit:

Eine Jugend-Dystopie, die nicht auf der Genre-Welle mitschwimmt, sondern allein dastehen kann. Eine Heldin, die sympathisch und natürlich ist und auch knallhart sein kann, wenn sie ihre Ziele verfolgt. Abenteuer mit einem Schuss Jugendromanze und Fantasy in einem düsteren Umfeld … ein spannender Mix, der ein interessantes Kopf-Kino bietet.

Mit Laura Maire als Sprecherin hat der Verlag eine perfekte Wahl getroffen, denn sie zieht den Hörer mit ihrer überragend lebendigen und extrem emotionalen Darbietung vor dem Mikro schnell in die Story und lässt ihn erst nach über sieben Stunden wieder aufgewühlt in seine eigene, hoffentlich heilere, Welt zurück.

Gekürzte Lesung auf 6 Audio-CDs
Spieldauer: 7:13 Std.
Tracks: 137
Originaltitel: Blood Red Road (Dustlands 1)
Gelesen von Laura Maire
Aus dem Englischen von Alice Jakubeit
ISBN: 978-3-86717-829-7
www.randomhouse.de/hoerverlag

Ursula Poznanski – Saeculum

Die Mittelaltermärkte haben Hochkonjunktur. Auf vielen Plätzen, aber auch Burgen, Ruinen und Schlossparks tummeln sich bunt gewandete Menschen. Das Mittelalter ist und bleibt faszinierend für uns, gerne stellen wir uns holde Burgfrauen, gestandene Ritter und gefürchtete Diebe und Räuber vor. Romantik – Abenteuer – Gefahren, für manchen Freizeitritter das größte Vergnügen. In Rollenspielen vergessen die Protagonisten gerne ihren Alltag und ihr zivilisiertes und hochtechnisiertes Leben und begeben sich auf eine Bühne, auf der sie eine ganz andere Person darstellen können. Doch so sorglos und einfach war das reale Leben im Mittelalter wahrscheinlich nicht: Kriege, Hungersnöte, Krankheiten, Willkür, unzulängliche hygienische Bedingungen ließen keine lange Lebenserwartung zu. All das vergisst man gerne schon einmal.

Ursula Poznanski hat mit ihrem neuesten Roman „Saeculum“ das Mittelalter in die Kinder- und Jugendzimmer transportiert.

_Klappentext_

Fünf Tage im tiefsten Wald, die nächste Ortschaft kilometerweit entfernt, leben wie im Mittelalter ohne Strom, ohne Handy; normalerweise wäre das nichts für Bastian. Dass er dennoch mitmacht bei dieser Reise in die Vergangenheit, liegt einzig und allein an Sandra. Als kurz vor der Abfahrt das Geheimnis um den Spielort gelüftet wird, fällt ein erster Schatten auf das Unternehmen: Das abgelegene Waldstück, in dem das Abenteuer stattfindet, soll verflucht sein. Was zunächst niemand ernst nimmt, scheint sich jedoch zu bewahrheiten, denn aus dem harmlosen Live-Rollenspiel wird plötzlich ein tödlicher Wettlauf gegen die Zeit. Liegt tatsächlich ein Fluch auf dem Wald?

_Kritik_

Ursula Poznanski, die Autorin des vorliegenden Romans, hat mit „Saeculum“ einen spannenden und mystisch angehauchten Titel geschaffen. Um es von vornherein zu sagen: „Saeculum“ ist ein Jugendbuch, kein Titel der All-age-Thriller, den somit auch Erwachsene gerne zu Hand nehmen. Die Erwartungshaltung war sehr hoch, auch wenn immer ein wenig Skepsis mitschwang.

Die Einführung der Charaktere ist kurz und pragmatisch gehalten. Vorgestellt wurden diese auf einem Mittelaltermarkt, auf dem die extrovertierte und attraktive Sandra ihren Freund, den Medizinstudenten Bastian, entführt.

Bastian ist eher der verwöhnte und von seinem erfolgreichen und bekannten Vater eingeschüchterte Sohn, auch wenn er die väterlichen Fesseln gerne abstreifen würde. So lernt Bastian, der mit dem Mittelalter sonst nicht viele Berührungspunkte hatte, den selbstbewussten Paul kennen. Paul organisiert jedes Jahr ein Live-Rollenspiel, eine Convention, die berühmt und etwas berüchtigt ist.

Viele Jugendliche und junge Erwachsene möchten gerne teilnehmen, um mit einigen anderen über mehrere Tage Abenteuer und Aufgaben erleben. Mit dabei sind neben Paul, die überirdische Schönheit Lisbeth mit ihrem Freund Georg sowie Doro, die sich für eine wahre Hexe hält und glaubt, mit dem Jenseits Kontakt aufnehmen zu können, und der etwas übergewichtige Junge, der von allen Steinchen genannt wird. Auch Iris, eine verschlossene Person, widmet sich eher der Musik, als soziale Kontakte zu knüpfen, und gibt sich geheimnisvoll.

All diese Charaktere spielen eine festgelegte Rolle und es entsteht schnell den Eindruck, dass diese von der Autorin im Detail von vornherein aufgebaut wurde, ohne sich ggf. mit der Handlung parallel zu entwickeln. Wirklich sympathisch waren sie zu diesem Zeitpunkt nicht, dagegen aber sehr authentisch.

Geschickt baut die Autorin Stück für Stück die Handlung auf, manchmal ist das Tempo allerdings sehr schleppend. Sehr stimmungsgebend ist die Legende, die Paul seinen Mitstreitern auf der Fahrt erzählt, denn genau hier findet das Rollenspiel statt. Die Sage handelt von einem alten Fluch, von Blut, Gewalt und Rache über den Tod hinaus, und sie erreicht die jungen Rollenspieler mit einer urgewaltigen, mystischen und beklemmenden Angst.

Als die Gruppe fernab jeglicher Zivilisation an ihrem Ziel ankommt, entwickelt sich die atmosphärische Spannung rasant. Als die ersten Teilnehmer spurlos in der Nacht verschwinden, Gepäck und Ausrüstung abhandenkommen, das Wetter sich verschlechtert, beginnt der Albtraum. Immer mehr eskaliert die Stimmung in der vorher friedlichen Gruppe. Und genau hier wird die Story für die Leser interessant. Neben der Spannung entwickeln sich zwischen den Rollenspielern Spannungen, die bis in die Panik einzelner reichen. Und aus den anfänglich mutigen und übermütigen Spielern wird eine Gruppe von schlotternden, verängstigten Kindern, die den Überblick über die Situation verlieren.

Wie gesagt: Der Roman ist für Jugendliche geschrieben. Liest man die Geschichte mit der Erfahrung und dem Wissen eines Erwachsenen, so tauchen recht schnell logische Fehler und Schwächen auf. Versetzt man sich in die Lage der Rollenspieler, so fällt es einem nicht schwer, einen Ausweg aus dieser Notlage zu finden. Aber wie gesagt, als Jugendlicher denkt man ganz anders und sieht vielleicht manchmal den Wald vor lauter Bäumen nicht, so wie die verängstigten Figuren in diesem Roman.

Schnell entdeckt man zwischen den kleineren oder größeren Fehden unter den Protagonisten, dass hier wenig Übersinnliches oder Mystisches sein Unwesen treibt. Zu real, zu konstruiert wirken die Fallen, Rätsel und Hinweise. Genau das nimmt der Spannung wirklich schrittweise die Entwicklung.

Zum Ende hin gibt es noch eine Klippe, an der die Handlung und die Logik dann ziemlich leckschlagen. Auch hier bleiben zu viele Ungereimtheiten und zu viele offene Fragen. In letzter Konsequenz gibt es einige Passagen, in denen sich die Protagonisten offenbaren und einiges aufklären können, aber der größte Teil bleibt schlichtweg unausgesprochen. Das Ende des Buches ist unbefriedigend und wie so oft nicht wirklich nachvollziehbar.

Die zwischenmenschlichen Beziehungen zwischen den Protagonisten sind die eigentlichen Höhepunkte innerhalb des Romans.

_Fazit_

„Saeculum“ von Ursula Poznanski ist ein sehr guter Jugendroman. Eine solide, spannende Story, mit Charakteren, mit denen sich die jugendlichen Leser identifizieren können. Allerdings werden erwachsenen Leser sehr schnell die Schwächen des Romans lokalisieren und damit wird der Roman für diese eher langweilig.

Auch wenn „Saeculum“ ein abgeschlossener Roman ist, könnte die Autorin mit einigen ihrer Figuren neue Romane entwickeln. Vielleicht das nächste Mal weniger mystisch und nicht so offenkundig durchschaubar.

In jedem Fall ist „Saeculum“ für die jugendlicher Leser empfehlenswert und könnte, wie der Vorgänger der Autorin „Erebos“, schnell zum Geheimtipp werden.

_Autorin_

Ursula Poznanski, geboren in Wien, studierte sich einmal quer durch das Angebot der dortigen Universität, bevor sie nach zehn Jahren die Hoffnung auf einen Abschluss begrub und sich als Medizinjournalistin dem Ernst des Lebens stellte. Nach der Geburt ihres Sohnes begann sie Kinderbücher zu schreiben. Aufgrund des Erfolges ihres ersten Jugendbuchs „Erebos“, das in mehr als 23 Sprachen übersetzt wurde und u. a. den Deutschen Jugendliteraturpreis (Jugendjury) gewann, wagte sie den Sprung ins hauptberufliche Autorenleben. Mit ihrer Familie lebt sie im Süden von Wien.

Broschiert: 496 Seiten
ISBN-13: 978-3785570289
Vom Hersteller empfohlenes Alter: 14 – 17 Jahre
[Blog der Autorin]http://schreibjournal.blogspot.com
[www.loewe-verlag.de]http://www.loewe-verlag.de

Anthony Horowitz – Sherlock Holmes – Das Geheimnis des weißen Bandes

Die Handlung:

Kurz vor seinem Tod schreibt Dr. Watson einen Fall seines berühmten Freundes Sherlock Holmes auf, über den er bislang geschwiegen hat – zu schockierend waren die Geschehnisse, zu weitreichend die Verschwörung und zu mächtig die darin verwickelten Familien.

Der wohlhabende Kunstsammler und Galerist Edward Carstairs fühlt sich von einem mysteriösen Mann mit Schiebermütze verfolgt. Er erkennt in ihm den Anführer und einzigen Überlebenden einer amerikanischen Verbrecherbande, die mit seiner Hilfe in Boston zerschlagen wurde. Und so wendet er sich hilfesuchend an Sherlock Holmes. Kurz darauf wird der Amerikaner erstochen und ein Straßenjunge, der den Mord beobachtet hat, brutal ermordet. Holmes hat nur einen einzigen Hinweis: ein weißes Seidenband, befestigt am Handgelenk des Jungen … (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Man mag es aufgrund der Vielzahl an Sherlock-Holmes-Geschichten, die es nach dem Tod seines Erfinders schon gegeben hat, nicht glauben, aber dies ist tatsächlich das erste Holmes-Abenteuer, das von offizieller Seite als Canon abgesegnet wurde. Da Holmes hier bereits verstorben ist und sich der gute Watson bald zu ihm gesellen wird, kann es aber auch gut sein, dass dieses Abenteuer zugleich die letzte offizielle Fortsetzung sein könnte, die „gefunden“ wurde.

Und wenn der Hörer sich von Horowitz‘ Holmes ins viktorianische England entführen lässt, dann merkt er schnell, warum der Autor das Gütesiegel des Doyle-Clans bekommen hat. In erster Linie schreibt er, wie Conan Doyle seinen Holmes geschrieben hat und erst dann fügt er seinen eigenen Stil hinzu. So bekommen wir hier noch mehr Action und Drama geboten, als man es sonst von Holmes-Abenteuern gewohnt ist, auch ist das gesamte Feeling düsterer.

Da Horowitz das offizielle Vertrauen hat, lässt er auch gern ein paar allzu bekannte Namen wie Professor Moriarty, Mrs Wiggins und Holmes‘ Bruder Mycroft für einen Gastauftritt auftauchen, ob sie nun mit der Handlung etwas zu tun haben oder nicht, und lässt für den Hardcore-Fan immer mal ein paar Bezüge zu Doyles Holmes-Fällen hören. Da Watson diesen vorliegenden Fall für 100 Jahre unter Verschluss halten wollte, weil er zu gewaltig war und Holmes gerade ein Jahr tot ist … müsste er rein rechnerisch 1910 verstorben sein (denn 2011 erschien die Romanvorlage dieses Hörbuchs). Dann allerdings hätte er „Seine Abschiedsvorstellung“ 1914 nicht geben können, denn in diesem Jahr spielt diese Story und auch der Hinweis am Anfang mit den „Zeiten des Krieges“ würde nicht passen, was Watson ins Jahr 1914+ versetzt hätte. Canon also ok … Recherche … diskussionswürdig. Es sei denn, die 100 Jahre wären nicht eingehalten worden und das gesellschaftserschütternde Manuskript wäre schon früher an die Öffentlichkeit gelangt.

Es geht los, wie viele Fälle von Sherlock Holmes starten. Es kommt ein Klient und erzählt aufgebracht seine Geschichte, die oftmals viel komplizierter aufgelöst wird, als man es vermuten könnte. Hier fängt alles mit einem Kunstraub in Amerika an, dessen Aus- und Nachwirkungen sich bis nach England ziehen und dessen Fall mit zunehmender Ermittlungsarbeit immer seltsamer wird. Irgendwann fällt der Begriff „House of Silk“ (der keine deutsche Übersetzung erfahren hat), wobei es sich um eine Geheimgesellschaft handeln könnte und plötzlich steht der drogensüchtige Holmes selbst im Mittelpunkt der Ermittlungen … was nicht zuletzt der Verdienst des „House of Silk“ sein dürfte. Und dadurch gibts dann zwangsweise auch ein Watson-Solo, in dem der Erzähler der Geschichte selbst ermitteln muss.

Der Spannungsbogen beim „Geheimnis des weißen Bandes“ nimmt sich anfangs Zeit, um sich nach oben zu biegen. So wird dem Hörer aber auch Zeit gegeben, sich in dem Setting wohlzufühlen, bevor er anfängt, über den Fall nachzugrübeln. Mit jedem Kapitel aber wird es spannender und aufregender. Dramatik und Verbrechen halten Holmes und Watson im Griff und den Hörer bei der Stange, der irgendwann nicht mehr abschalten möchte, weil es keine Durchhänger in der Handlung gibt.

Auch das Ende und die große Auflösung hätte Doyle wohl selbst nicht so geschrieben … aber … Doyle hat diese Geschichte ja auch nicht geschrieben und so hat Horowitz am Ende doch noch seinen eigenen Holmes geschaffen … mit offizieller Absegnung.

Und es wäre keine Sherlock-Holmes-Geschichte, wenn mit der großen Auflösung nicht bis ganz zum Schluss gewartet werden würde. Auch wenn der aufmerksame Hörer sich das eine oder andere schon zusammengereimt hat, so gibts im Laufe der Geschichte dennoch Drehungen und Wendungen, die zu überraschen wissen.

Das Hörerlebnis:

Johannes Steck gibt einen tollen Watson. Vom ersten Augenblick an nimmt er den Hörer gefangen und bringt die Trauer des Holmes-Freundes perfekt ins Ohr. Und wenn er dann anfängt, vom eigentlichen Fall zu berichten, dann blüht er hörbar auf und der Hörer freut sich lächelnd auf das, was die beiden damals erlebt haben.

Steck schafft es allein durch die Veränderung der Sprechgeschwindigkeit, leichter Modulation der Stimme und manches Mal durch Lautstärkeveränderungen, die Charaktere für den Hörer unterscheidbar zu machen und in Sekundenbruchteilen sofort Dramatik und Spannung aufzubauen. Holmes klingt immer so, als wäre er Herr der Lage, was zweifellos auch immer der Wahrheit entspricht und Watson ist immer ein wenig hektisch und aufgeregt.

Steck braucht seine Stimme nicht albern zu verstellen, auch wenn er Frauen spricht, um die Stimmung, das Erlebte und die Gefühle der einzelnen Personen nachfühlbar zu transportieren. Johannes Steck weiß mit seiner Stimme umzugehen und sie zielsicher einzusetzen. Hier ist ein Profi am Werk, der seine Hörer die Romanvorlage authentisch erleben und die Spannung mitfühlen lässt.

Die Aussprache des Namens des allseits bekannten, beliebten und von Holmes nicht für voll genommenen Inspector Lestrades hingegen, gefällt mir gar nicht. Allgemein wird er nicht „Le-strait“, sondern „Le-strard“ ausgesprochen, was den Reim „Lestrade vom Yard“ ermöglicht, zumal Lestrade französische Wurzeln haben soll. Dieser Aussprache schließt sich auch die 60-teilige Hörspielserie SHERLOCK HOLMES an.

Der Autor:

Anthony Horowitz, geboren 1956 in Stanmore / Middlesex in England, arbeitete bereits für Theater, Film und Fernsehen, als er in England mit den „Diamond-Detektiven“ seinen Durchbruch als Romanautor erlebt. Seit der Erfindung von „Alex Rider“ ist er zum Kultautor avanciert. (Verlagsinfo)

Der Sprecher:

Johannes Steck, 1966 in Würzburg geboren, absolvierte eine Ausbildung an der Schauspielschule Wien. Nach Engagements an staatlichen Theatern folgten zahlreiche Auftritte im TV wie zum Beispiel eine Hauptrolle in der ARD-Serie „In aller Freundschaft“. Als Sprecher und Produzent von Hörbüchern hat Johannes Steck sich deutschlandweit einen Namen gemacht. Er lebt mit seiner Familie in der Nähe von München. (Verlagsinfo)

Die Ausstattung:

Die zwei schwarz bedruckten und die zwei weiß bedruckten CDs bieten den gleichen geschwungenen und stilvoll weißen Schriftzug des Titels wie das Jewel-Case, in dem sie stecken. Das Booklet bietet nicht nur die Spielzeitangaben der einzelnen CDs, sondern auch eine Aufstellung darüber, welche Tracks zu welchem Kapitel gehören. Damit die Hörer nicht den Überblick über die vielen Charaktere verlieren, finden wir auf zwei weiteren Seiten eine Aufstellung der Personen und was sie so treiben. Dann gibts noch Fotos des Autors und des Sprechers zu sehen, nebst Infos zu ihnen, die Technik-Credits und Eigenwerbung zu weiteren Produktionen des Verlags. Auf der Rückseite der Box finden wir noch mal ein Foto des Sprechers und Infos zur Geschichte.

Mein Fazit:

„Einmal Sherlock Holmes mit alles, bitte!“ … Horowitz lässt das bekannte Gespann Holmes & Watson von einer Wendung zur nächsten hetzen. Holmes-Hardcorefans werden hier und da chronologische Ungereimten in Verbindung zu Doyles Fällen finden, wer nur ein wenig Sherlock-Holmes-Vorwissen hat oder ihn nur in Form von Downey Jr. aus dem Kino kennt, auch für den ist diese Story interessant, abwechslungsreich und spannend.

Alles lebendig, spannend und fesselnd vorgertragen von einem Sprecher, der weiß, wie man einen Hörer in die Story hineinzieht. Ich würde mich freuen, wenn Horowitz noch einmal nachlegen und das Werk dann wieder von Johannes Steck gelesen würde.

4 Audio-CDs
Spieldauer: 5:09 Std.
Tracks: 67
Originaltitel: The House of Silk
Gelesen von Johannes Steck
ISBN: 978-3-8337-2868-6
www.jumboverlag.de