Barceló, Elia – schwarze Brautkleid. Das

Eine schicksalhafte Begegnung bei einer Tangoveranstaltung: Eine Frau verdreht einem Mann völlig den Kopf mit ihrem Tanz und ihrer Ausstrahlung. Doch am Ende des Abends verschwindet sie ohne ein Wort und lässt ihren Verehrer ohne Erklärung stehen. Zurück im Hotel entdeckt er bei seinen Sachen einen Zettel, an den er sich nicht erinnern kann. Darauf stehen der Name Natalia und eine Adresse in Buenos Aires. Sobald der Mann kann, reist er nach Argentinien, um der Spur der mysteriösen Fremden zu folgen.

Dort aber entdeckt er lediglich ein Gemälde von einem Tangopärchen – und dieses erzählt die Geschichte von einer Liebe, die nicht sein darf. Natalia ist die Tochter eines nach Buenos Aires eingewanderten Spaniers, der sehr krank ist. Aus diesem Grund will er seine Tochter rechtzeitig verheiraten. Ein deutschstämmiger Matrose ist der Mann seiner Wahl. Natalia ist auch einverstanden mit dieser Entscheidung, bis sie sich eines Tages auf den ersten Blick in einen anderen Mann verliebt. Diego entflammt sofort ihr Herz, und im gleichen Moment versteht Natalia plötzlich, was wahre Liebe ist. Bis ins Mark trifft sie dieses Gefühl, doch kann sie die Hochzeit nicht mehr absagen, so gerne sie auch möchte.

Und so fügt sie sich in ihr Schicksal und heiratet den Falschen. Noch in der Hochzeitsnacht merkt sie, dass ihr Mann nicht annähernd die Gefühle in ihr auslösen kann, wie Diego dies vom ersten Moment an getan hat. Bald nach der Hochzeit muss ihr Mann in See stechen. Doch sein Schiff wird nach Monaten als verschollen gemeldet. Zehn Jahre lang darf Natalia nun keinen anderen Mann heiraten, erst dann wird sie offiziell als Witwe anerkannt. Doch das Schicksal führt sie wieder mit Diego zusammen. Und bei einem gemeinsamen Tango entflammt ihre Liebe erneut – doch wissen beide nicht, dass Natalias Ehemann das Seeunglück überlebt hat und sich auf dem Weg nach Buenos Aires befindet …

_Die Liebe im Tango_

Der Tango zieht sich als Motiv durch das ganze (viel zu kurze) Buch. Wir lernen zwei Menschen kennen, die sich beim Tanzen ineinander verlieben und doch noch am gleichen Abend verlieren. Den Mann führt eine Spur zu einem Gemälde, das die Geschichte einer unglücklichen Liebe erzählt. Und dort trifft er auf eine Frau, die ebenfalls auf der Suche nach ihrem Liebsten ist. Wie aber hängen diese Geschichten miteinander zusammen? Das erfahren wir natürlich erst ganz am Schluss.

Bis Elia Barceló uns ihre Aufklärung präsentiert, erzählt sie in gefühlvollen Worten von einer einzigartigen, aber doch so unglücklichen Liebe. Obwohl das Buch so kurz ist, hat man beim Lesen das Gefühl, als würde man Natalia gut kennen lernen. Elia Barceló weiht uns in Natalias geheimste Gedanken und in ihre chaotische Gefühlswelt ein, wir sind ihr ganz nah und leiden hautnah mit. Es bricht einem fast das Herz, als sie den falschen Mann heiraten muss und ihren Liebsten doch so nah vor Augen hat. Mit nur wenigen Worten versetzt uns Elia Barceló eindrucksvoll in die bunte und fremdartige Welt von Buenos Aires, in der der Tango zuhause ist. Der Tango verbindet alle Protagonisten – nur einer fällt hier aus dem Rahmen, da er nicht tanzen kann und eigentlich nicht zur Geschichte gehören sollte, und das ist ausgerechnet Natalias Ehemann.

Elia Barceló schafft es eindrucksvoll, uns ihre Charaktere näher zu bringen und uns in jede Szene hineinzuversetzen. Sie entführt uns in das Jahr 1920, wo Natalia ihre schicksalhafte Ehe schließen muss. Beim Lesen versinkt man völlig in der Geschichte und vergisst die eigene Welt um einen herum.

Das einzige Manko von „Das schwarze Brautkleid“ ist die Kürze des Buches. In der Kürze liegt zwar bekanntlich die Würze, doch ich hätte gerne noch viel mehr über die Menschen erfahren, mehr mit ihnen gelitten und mehr mit ihnen erlebt, zumal ich weiß, wie grandios Elia Barceló ihre Geschichten auch in der Breite entfalten kann. „Das schwarze Brautkleid“ aber ist klein und fein – ein Kleinod in der oft so durchschnittlichen Bücherwelt und sollte unbedingt von allen Liebhabern von guten und ziemlich unkitschigen Liebesromanen entdeckt werden.

|Taschenbuch: 176 Seiten
Originaltitel: Corazon de Tango (2007)
Übersetzung: Stefanie Gerhold
ISBN-13: 978-3492271936|
[www.piper.de]http://www.piper.de

_Elia Barceló bei |Buchwurm.info|:_
[„Töchter des Schweigens“ 7089

Ahern, Cecelia – Ein Moment fürs Leben

_Inhalt_

Lucy wurde vor drei Jahren von ihrem Freund Blake verlassen und bislang scheint sie immer noch nicht über ihn hinweg zu sein. Er spukt immer noch in ihrem Kopf herum. Außerdem hat sie allen Freunden und ihrer Familie erzählt, dass sie ihn verlassen hätte und nicht umgekehrt. Dann trank sie damals auch noch kurz nach der Trennung einen über den Durst, um ihren Schmerz zu betäuben, ist trotzdem Auto gefahren, da ihr Chef sie darum bat und verlor daraufhin ihren Job. Wieder einmal log sie und erklärte, dass sie selbst gekündigt hätte, um sich weiterzuentwickeln. Es folgten immer mehr Flunkereien. Doch irgendwie hat sie ihr Leben und die verzwickte Lügerei inzwischen nicht mehr im Griff. Erst als ihr eines Tages ihr eigenes Leben einen Brief schreibt und sie treffen will, verändert sich alles …

_Kritik_

„Ein Moment fürs Leben“ von Cecelia Ahern ist aus der Sicht der Protagonistin Lucy geschrieben, die seit drei Jahren versucht, sich mit Lügen durchs Leben zu schummeln. Der Charakter Lucy ist mir sehr sympathisch, weil sie ein lustiger Mensch zu sein scheint, der nicht die Ordnung, sondern ein wenig Chaos liebt und einfach sagt, was sie denkt und macht, was sie möchte. Sie schummelt ein wenig, um nicht schlecht dazustehen oder einen Job zu bekommen. Genau das macht sie nur allzu menschlich und man kann als Leser gut darüber hinwegsehen. Denn in dem Buch geht es ja hauptsächlich um ihre Lügen, wie sie momentan damit umgeht und was sie besser machen könnte.

Der richtige Weg wird ihr durch ihr eigenes Leben gezeigt, das ihr auf einmal einen Brief schreibt und sie treffen möchte. Erst hält sie es für einen Scherz, bis sie dann doch der Aufforderung folgt und eines Tages vor ihrem Leben steht. Es ist nicht so, wie sie es sich vorgestellt hatte. Es ist verwahrlost, stinkt und zu allem Überfluss noch männlich! Irgendwie gefällt ihr das gar nicht und sie weiß auch erst nichts mit ihm anzufangen. Auf liebenswert nervige Weise bringt das Leben sie dazu, Dinge zu tun, die sie sonst nie gemacht hätte. Es geht ihr immer besser und auch ihr Leben verändert sich deutlich.

Es ist interessant, die Entwicklung der Protagonistin Lucy und ihr Leben zu verfolgen. Es wird nie wirklich langweilig. Das Buch ist in einer einfachen Sprache geschrieben und super zu lesen. Die Geschichte ist zwischendurch mit lustigen Pointen gespickt, die den Leser oft zum Lachen bringen. Die Charaktere sind liebenswert und ansprechend konzipiert, die Story fantasievoll und anschaulich. Man kann sich viele Szenen bildlich vorstellen und man fühlt sich schnell in die Geschichte ein.

_Autor_

Cecelia Ahern ist eine der erfolgreichsten Autorinnen weltweit. Sie wurde 1981 in Irland geboren und studierte Journalistik und Medienkunde. Mit gerade einmal 21 Jahren schrieb sie ihren ersten Roman, der sie sofort international berühmt machte: „P.S. Ich liebe Dich“ verfilmt mit Hilary Swank. Danach folgten Jahr für Jahr weitere Weltbestseller in Millionenauflage. Cecelia Ahern schreibt auch Theaterstücke und Drehbücher und konzipierte die TV-Serie „Samantha Who?“ mit Christina Applegate. Sie lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Dublin. (Verlagsinfo)

_Fazit_

„Ein Moment fürs Leben“ von Cecelia Ahern ist ein durch und durch charmanter und humorvoller Frauenroman. Es hat mir viel Spaß gemacht, ihn zu lesen. Wieder einmal hat die Autorin voll und ganz meinen Geschmack getroffen. Viel besser geht es nicht. Nur zu empfehlen.

|Gebunden: 448 Seiten
Originaltitel: The Time of My Life
ISBN-13: 978-3810501479|
[www.fischerverlage.de]http://www.fischerverlage.de

_Cecelia Ahern bei Buchwurm.info:_
[„P.S. Ich liebe Dich“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id_book=3321
[„Ich schreib dir morgen wieder“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id_book=7417

Nevill, Adam – Im tiefen Wald

_Das geschieht:_

Hutch, Phil, Dom und Luke, vier Engländer in den Dreißigern, wollen auf einer herbstlichen Waldwanderung in Schweden ihre Freundschaft aufleben lassen. Das Wiedersehen steht allerdings unter keinem guten Stern, denn Phil und Dom sind schlecht in Form und Dom verletzt sich schon am ersten Tag das Knie. Streit bricht aus, der durch private Sorgen geschürt wird. Um die Rückkehr in die Zivilisation zu beschleunigen, beschließt man eine Abkürzung zu nehmen, die jedoch durch einen unzugänglichen Urwald führt. Prompt verlaufen sich die Gefährten.

Selbstverständlich gibt es in dieser Wildnis kein Handynetz. Niemand wird das Quartett vermissen, bis es zu spät ist, zumal sich herausstellt, dass man an einen unheimlichen Ort geraten ist: In einer baufälligen Hütte stoßen die Freunde auf gruselige Relikte. Sie gehen auf einen Kult zurück, der eine böse Waldkreatur verehrt und gefürchtet hat. In einer wenig später entdeckten ‚Kirche‘ liegen die Gebeine tierischer und menschlicher Opfer.

Während die Anhänger des Kultes inzwischen ausgestorben sind, treibt die Kreatur weiterhin ihr Unwesen. In einer Nacht schnappt sie sich den ersten Wanderer, dessen verstümmelte Leiche die Freunde hoch in einen Baum gezerrt finden: Das Wesen erklärt die Menschenjagd für eröffnet. Es spielt mit der Gruppe, die ohne Orientierung und voller Panik durch den Urwald irrt, und greift nach Belieben an.

Als der letzte Überlebende am Ende seiner Kräfte aus dem Wald taumelt, ist seine Odyssee längst nicht vorüber. Wie es aussieht, ist der seltsame Kult noch nicht gänzlich untergegangen. Weiterhin werden der Kreatur Opfer dargeboten, und dazu greift man gern auf den unerwarteten ‚Gast‘ zurück …

|Ein Buch wie eine (Mörder-) Muschel|

Inhaltlich klassisch aber formal ganz auf der Höhe einer wirtschaftlich schwierigen Gegenwart präsentiert Adam Nevill gleich zwei Horror-Romane zum Preis eines einzigen Buches! Was ein (vermutlich etwas flauer) Scherz ist, hebt die Besonderheit dieses Werkes jedoch hervor: „Im tiefen Wald“ zerfällt in zwei voneinander getrennte Handlungsabschnitte, die thematisch eher schlecht als recht zusammenhalten. Allerdings leidet der Unterhaltungswert nur kurz, als Strang 1 endet und mit Strang 2 der Spannung erst neu errichtet werden muss. Wieso Nevill diese Entscheidung traf, bleibt ungeklärt. Das Geschehen hätte die Zweiteilung keineswegs erfordert, eine Verschmelzung wäre möglich gewesen.

So erzählt Nevill zunächst die Geschichte eines Wanderausflugs mit katastrophalen Folgen. Vier Freunde werden nicht nur verfolgt, in Todesangst versetzt und zum Großteil umgebracht, sondern auch psychisch durch die Mangel gedreht. Die wilde Hetzjagd endet nur scheinbar halbwegs glücklich mit dem Entrinnen eines Überlebenden, der nunmehr in die Hände durchgedrehter Mörder, Satanisten und Odin-Anhänger fällt.

Wer meint, dass Nevill bereits alle Tiefen menschlichen Leidens ausgelotet hatte, wird mit diesem zweiten Teil der Geschichte eines Besseren (oder Schlechteren?) belehrt. Der böse Geist des Waldes bleibt erst einmal außen vor und überlässt das Feld denen, die sehr viel nachdrücklicher als jeder Spuk Schmerz und Angst verbreiten können: den Menschen.

|Der Mensch und das Monster|

„Im tiefen Wald“ erinnert durch die Zweiteilung der Handlung an eine Muschel, deren Schalen den eigentlichen Inhalt schützen. In der Tat macht die schier unendliche Kette von Qualen, die Nevill sich mit eindrucksvoller Intensität ausdachte, keineswegs die selbstzweckhafte Bedeutung dieser Geschichte aus. Der berüchtigte „Gore-Bauer“ – falls er denn liest bzw. des Lesens mächtig ist – mag sich an den drastischen Effekten delektieren. Sie sind dennoch nur Ausdruck und Folge eines Prozesses, der Nevill wesentlich stärker interessiert: Was geschieht mit dem Durchschnittsmenschen in einer Krisensituation, die keinerlei Flucht gestattet, sondern die Konfrontation mit der Gefahr erzwingt?

Unter dieser Prämisse verwandeln sich die beiden Teilgeschichten in Planspiele. Abschnitt 1 beschäftigt sich mit der Gruppe, die in Not gerät. Nevill konzentriert sich auf die Dynamik zwischen vier Freunden, die begreifen müssen, dass sie einander nie wirklich gekannt haben. Folgerichtig erweisen sich die freundschaftlichen Bande als brüchig. Sie werden geprüft und brechen, werden andererseits aber im Angesicht des Grauens neu geschmiedet und erreichen jene Festigkeit, die zuvor nur Behauptung war.

|Der Mensch ist das Monster|

Mit Abschnitt 2 wechselt die Perspektive. Nevill gibt dem Schrecken Gesichter und Namen. Mit Loki, Fenris und Surtr, die ihn mit einer uralten Schamanin dem Waldgott opfern wollen, kann der letzte Wanderer reden und diskutieren. Die Ironie liegt darin, dass er sie ebenso wenig erreicht wie das Ding im Wald: Kommunikation ist nicht der Schlüssel zur Verständigung.

Der ‚Reifeprozess‘ setzt sich fort. Stück für Stück muss der Überlebende elementare oder anerzogene Gefühle wie Rücksicht und Mitleid ablegen. Was in der Horror-Literatur und mehr noch im Film gern als blitzartige Mutation zur Kampfmaschine dargestellt und durchaus zelebriert wird, zeichnet Nevill als langsame und schmerzhafte Abfolge von Erkenntnissen, an dessen Ende der buchstäblich nackte, auf seine Gegner nicht mehr einredende, sondern tötende Urmensch steht.

|Rückkehr zum bewährten Horror|

Die psychologischen Aspekte der Handlung werden von Nevill klug und wirkungsvoll mit Elementen des klassischen Horrors unterfüttert. „Im tiefen Wald“ kann auf Wunsch als reine Gruselgeschichte gelesen werden. Der Verfasser kennt seinen Job, er ist beispielsweise ungemein erfindungsreich in der Gestaltung unheimlicher Landschaften und Orte. Fäulnis und Feuchtigkeit, Verfall und Degeneration fasst Nevill variantenreich in scheinbar einfache Worte, die jedoch das Kino im Kopf des Lesers zuverlässig in Gang setzen und Bilder verursachen, die dem Schrecken einen Rahmen geben. Die einsame, halb verfallene Hütte im Wald wirkt dabei bedrückender als die optisch zweifellos großartige Kulisse der alten, entweihten Kirche und der mit Opferknochen gefüllten Krypta: Die Andeutung ist dem Effekt-Overkill wieder einmal vorzuziehen.

Dies bestätigt der zweite Romanteil, der zwar hochgradig gestörte und erschreckende Menschenfiguren präsentiert, die jedoch ihr Wirken wortreich erklären und sich damit selbst entmystifizieren. Was allerdings in Nevills Absicht liegt, der Loki, Fenris und Surtr als verblendete Fanatiker und letztlich Kriminelle bloßstellt, die sich auf eine Sache eingelassen haben, der sie nicht gewachsen sind und die sie keineswegs kontrollieren. Wirklich einschüchternd gerät ihm dagegen die Figur der namenlosen Schamanin, die kaum ein Wort sagt, alt und schwach ist aber tatsächlich die Fäden in der Hand hält.

|Notiz an das Leserhirn …|

Was letztlich im Wald umgeht, lässt Nevill ungeklärt. Die Kreatur offenbart sich nur körperlich, weshalb sie ihre Rätselhaftigkeit behält. Keineswegs steht fest, dass sie ein lebendiges Relikt der nordischen Mythologie ist; diese Bedeutung wird von Loki & Co. auf sie projiziert. Faktisch ist es sowieso gleichgültig. Der Überlebende ist die Hauptfigur dieser Geschichte; er bestreitet sie lückenlos über die gesamte Buchstrecke. Sein Leidens- und Überlebensweg sorgt für die notwendige Erdung, er ist die Identifikationsfigur des Lesers. Als solche führt er durch einen konzeptionell nicht durchweg überzeugenden aber wahrlich höllisch spannenden Horror-Roman!

Mit „Im tiefen Wald“ hat Adam Nevill dem (deutschen) Horror-Buchmarkt, der unter dem Ansturm windelweicher Als-ob-Vampire u. a. Jammergestalten ächzt, eine bitter nötige Frischblut-Zufuhr verpasst. Brachialer Grusel mit psychologischem Subtext aber ohne jene blutrünstigen Übertreibungen, die den Splatter leicht in Spott umschlagen lassen: ‚Literarisch‘ ist das nicht, aber es funktioniert vorzüglich und sorgt dafür, dass der Verfassername nicht auf jene schwarze Liste gerät, die der erfahrene Leser für die Meyers, MacAlisters, Davidsons u. a. Nulpen & Zeitverschwender des Genres reserviert, sondern in dessen Hirn mit einem „Neues-Buch-ebenfalls-lesen“-Link markiert wird.

_Autor_

Adam L. G. Nevill wurde 1969 im englischen Birmingham geboren. Er wuchs dort sowie auf der Insel Neuseeland auf, später studierte er an der schottischen Universität von St. Andrews. Nach seinem Abschluss schlug Nevill die Laufbahn eines Schriftstellers ein. Es schlossen sich 15 Jahre entsprechender Versuche und ein Leben am Rande des Existenzminimums an, in denen sich Nevill u. a. mehrere Jahre als Pförtner und Nachtwärter in West-London durchschlug; die hier gesammelten Erfahrungen flossen 2010 in den Roman „Apartment 16“ ein.

Seinen ersten Phantastik-Roman, eine Gespenstergeschichte in der Tradition des englischen Großmeisters M. R. James, veröffentlichte Nevill bereits 2004: „Banquet for the Damned“ wurde 2005 von der „British Fantasy Society“ als bester Roman des Jahres nominiert.

Hauptberuflich ist Adam Nevill Herausgeber für erotische Literatur. Nachdem er in dieser Position bis Juni 2009 für „Virgin Books“ tätig war (und selbst neun Romane für Imprints wie „Black Lace“ und „Nexus“ schrieb), wechselte er nach Einstellung dieser Reihen zu „Xcite Books“.

|Paperback: 480 Seiten
Originaltitel: The Ritual (London : Pan 2011)
Übersetzung: Ronald Gutberlet
ISBN-13: 978-3-453-52882-6|
[www.adamlgnevill.com]http://www.adamlgnevill.com
[www.randomhouse.de/heyne ]http://www.randomhouse.de/heyne

Minte-König, Bianka – Louisa – Mein Herz so schwer (Die dunkle Chronik der Vanderborgs 3)

_|Die dunkle Chronik der Vanderborgs|:_

Band 1: [„Estelle – Dein Blut so rot“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6693
Band 2: [„Amanda – Deine Seele so wild“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7283
Band 3: _“Louisa – Mein Herz so schwer“_

Mit „Louisa – Mein Herz so schwer“ hat Bianka Minte-König nun den dritten und abschließenden Teil ihrer Chronik um die Familie Vanderborg vorgelegt und ihr einen würdigen (und für manche vielleicht überraschenden) Abschluss verliehen.

Zeitlich macht Minte-König diesmal einen gewaltigen Sprung nach vorn, denn das neue Buch spielt nach der Wiedervereinigung. Louisa, die letzte Nachfahrin der Vanderborgs studiert gerade in Berlin Schauspiel, als ihre Mutter Post von einer Anwaltskanzlei bekommt. Man informiert sie, dass eventuell Ansprüche auf die Rückgabe des Guts Blankensee bestünden. Ob sie Interesse hätte? Louisas Mutter will mit dem Gut nichts zu tun haben und lehnt weitere Schritte kategorisch ab. Louisa selbst – offensichtlich von der Energie der Jugend ergriffen – sieht sich bereits als Gutsbesitzerin und ist ihrerseits von der Idee begeistert. Also nimmt sie Kontakt mit der Kanzlei auf, bis ihr schließlich das Gut zugesprochen wird. Die Tatsache, dass es eigentlich nur noch eine Ruine ist, wird gemildert von dem glücklichen Zufall, dass in ihrer WG auch ein angehender Architekt wohnt, der Blankensee sofort zu seinem Projekt erklärt.

Noch während ihr das Gut überschrieben wird, ereilen sie plötzlich erotische Träume. Ihre Überraschung ist groß, als sie feststellt, dass sich unter dem Gut ein geheimes Gewölbe befindet, unter dem der geheimnisvolle Mann ihrer Träume auf sie wartet. Er stellt sich als Amadeus vor und Louisa soll bald lernen, dass er ein Vampir ist. Er will ihr unbedingt den Blutkuss geben, da er überzeugt ist, sie beide seien füreinander bestimmt. Auch Louisa fühlt sich von Amadeus magisch angezogen, doch gleichzeitig wird auch ihre Beziehung zu dem Architekten Marc immer enger. Für wen soll sie sich also entscheiden?

Und auch alte Feinde und Freunde spielen in „Louisa – Mein Herz so schwer“ natürlich wieder eine Rolle, denn auch Karolus Utz sinnt immer noch darauf, das Geschlecht der Vanderborgs auszulöschen. Das bringt Louisa genau in die Schusslinie und so hat sie einige Abenteuer zu bestehen, bis sie in die Arme ihres Erwählten fallen darf.

Zunächst erscheint der Zeitsprung in die Gegenwart wie eine kalte Dusche, die den Leser recht unvorbereitet trifft. Schließlich hatte man es sich im historischen Setting so gemütlich eingerichtet. Offensichtlich hatte auch die Autorin ihre liebe Not, sich der Gegenwart anzunähern. Zwar bringt sie Zeitbezüge, um ihre Handlung zu verorten (so sieht sich Louisa im Kino „Fluch der Karibik“ an), doch sprachlich fühlt sie sich offenbar in der Vergangenheit wohler. So tauchen von Zeit zu Zeit veraltete Redewendungen oder Wörter auf, die ein zwanzigjähriges Mädchen wohl so nicht gebrauchen würde (z. B. „unschicklich“ oder „delektieren“). Doch ein großer Teil des Charmes der Reihe war ja bisher die verschnörkelte, fast antiquierte Sprache und so kann man diese Ausrutscher der Autorin verzeihen.

Besonders schön gelungen ist Minte-Königs Beschreibung von Gut Blankensee. Zwar bleibt schleierhaft, wie es Louisa mit ihrem BAFÖG schafft, ein Gut zu renovieren (auch eine Muskelhypothek schützt schließlich nicht davor, Baumaterial kaufen zu müssen), doch Louisas ganz altmodische Bindung an die „Scholle“ ist ein wunderbares Thema des Romans. Zunächst sieht sie sich – ganz naiv – als Gutsbesitzerin auf der Freitreppe stehen und Gäste begrüßen, doch je mehr Zeit sie in Blankensee verbringt, desto mehr wächst ihr das Haus tatsächlich ans Herz. Dass sie sich trotz aller Widrigkeiten – und der dunklen Vergangenheit des Guts – für den Besitz entscheidet, ist in einer von Rastlosigkeit geprägten Zeit vielleicht altmodisch, aber darum umso sympathischer. Letztendlich ist das Gut das eigentliche Zentrum der Trilogie, denn es ist die Konstante, die sich durch alle drei Romane zieht. Die Charaktere wechseln und die Zeit vergeht, doch das Gut ist eine steinerne Erinnerung an die Vergangenheit und ein Versprechen an die Zukunft. Louisa hat das begriffen. Ohne Familiengeschichte oder Verwandtschaft aufgewachsen findet sie in Blankensee das, wonach sie ein Leben lang gesucht hat – einen Ort, an den sie gehört.

Überraschend ist wohl, dass Minte-König mit „Louisa“ einen Anti-Vampir-Liebesroman geschrieben hat. Denn auch wenn sich Louisa magisch zu Amadeus hingezogen fühlt, so weiß sie doch, dass seine Liebe eine zerstörerische ist, die keine Zukunft hat. Hat nicht der Blutkuss bisher allen in ihrer Familie nur Unglück gebracht? Gilt nicht das gleiche für die alles verzehrende Liebe, der sich die Vanderborg-Frauen bisher immer unterwarfen und die stets zu ihrem Untergang führten? Louisa entscheidet sich schließlich für die vermeintlich langweiligere Alternative: Sie gibt Amadeus den Laufpass und bindet sich an Marc – den bodenständigen, menschlichen Marc. Diese Beziehung ist vielleicht unspektakulär, aber sie ist zukunftsfähig. Damit hat Louisa begriffen, was tausende Twilight-Mädels noch erkennen müssen: Dass nämlich die überlebensgroße, alles verzehrende Liebe zerstörerisch ist und in eine Sackgasse führt. Es gibt sie auch in „Louisa“ – Amadeus propagiert sie unablässig, indem er Louisa die vermeintliche Schicksalhaftigkeit ihre Liebe vor Augen zu führen versucht. Doch in ihrer Intensität haben Amadeus‘ Gefühle etwas Beängstigendes, da Absolutes. Er akzeptiert kein Nein – nicht einmal von Louisa selbst. Dass Mensch (und Vampir) sich widerstandslos dem Gefühl unterwerfen müssen, ist ein Topos der Dark Romance. Umso erfrischender ist, dass Binka Minte-König sich hier gegen den Mainstream stellt und die normale, menschliche, alltägliche Liebe siegen lässt. Denn diese ist es, die ein Leben lang wärmen kann. Wohingegen Amadeus‘ Liebe alles in ihrem Umkreis verbrennt.

Und damit ist auch der Vampirfluch gebrochen, denn es wird keine weiteren Blut trinkenden Frauen in der Familie geben. Die tragischen Geschichten von Estelle und Amanda werden versöhnt durch Louisa, die sich nach einem Jahrhundert der schicksalhaften Unglücke wieder dem Licht und dem Leben zuwendet. Demnach sei das Buch allen ans Herz gelegt, die meinen, von einem selbstzerstörerischen und überdramatischen Vampir geküsst zu werden, sei das Maß aller Dinge.

|Taschenbuch: 448 Seiten
ISBN-13: 978-3800095476|
[www.otherworld-verlag.com]http://www.otherworld-verlag.com

Die drei ??? – High Strung / Unter Hochspannung (Top Secret Edition, Fall 3)

„High Strung“ aus dem Jahre 1991 ist die dritte und letzte Hörspiel-Auskopplung aus der „Top Secret Edition“ des |KOSMOS|-Verlags. Dieser allerletzte, lange verschollene Fall aus der „Crimebusters“-Ära, wie die drei Fragezeichen in ihrem Mutterland zu dieser Zeit hießen, erblickte allerdings nie das Licht der amerikanischen Öffentlichkeit. Die Serie wurde in den USA zuvor eingestellt und es dauerte ganze 20 Jahre bis die von G.H. Stone (bürgerlich: Gayle Lynds) verfasste Story dann übersetzt hierzulande als Buch herauskam – zusammen mit den bis dato ebenfalls unbekannten Fällen „House of Horrors – Haus der Angst“ und „Brainwash – Gefangene Gedanken“. Der Vertonung dieser beiden Fälle hatten sich die |EUROPA|-Studios bereits angenommen. Nun folgt also mit „Unter Hochspannung“ der dritte und somit letzte Special-Streich des Jahres 2011.

_Zur Story_

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TKKG – Nachtwanderung mit Schrecken (Folge 175)

Die Handlung:

Endlich Sommerferien! Wie schon vor einigen Jahren fahren TKKG in das Ferienlager an der Nordsee, doch diesmal nicht nur um Strand, Wind und Sonne zu genießen, sondern auch um dem schusseligen Betreuer Rasputin zur Hand zu gehen. Aber Tim, Karl, Klößchen, Gaby und natürlich Oskar wären nicht TKKG, wenn es nicht im Handumdrehen eine Serie von Diebstählen aufzuklären gäbe. Kaum ist der Dieb überführt, ist es auch schon vorbei mit der ausgelassenen Ferienstimmung – während einer Nachtwanderung geschieht das Unfassbare und TKKG sind mitten drin in einem neuen Fall … (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Zum 175. Folgenjubiläum gibts vom Verlag eine XL-Folge von TKKG … zwei CDs mit doppelter Abenteuerlänge. Und die Abenteuer sollen sie im gleichen Ferienlager an der Nordsee erleben, in dem sie in Folge 9, „Abenteuer im Ferienlager“, schon einmal waren. Da bekommen Tim und Klößchen am Anfang der Folge gleich noch ein paar Minuten Zeit vom Skript, um über den damaligen Fall und über die Schinkenbrote von Frau Truels zu sinnieren. Und da auch Oskar zu der Zeit schon mittendrin statt nur dabei war (er wurde damals entführt), macht ihn das eigentlich zum ältesten Serienhund ever … die Folge ist nämlich schon gute 30 Jahre alt.

Der aus Folge 9 bekannte Betreuer „Rasputin“, den die Clique an der Nordsee unterstützen soll, ist aber ausgetauscht worden und wird nicht mehr von Wolfgang Völz gesprochen. Aber auch der neue „Rasputin“ kann sich nicht gegen TKKG durchsetzen, um doch endlich Günter genannt zu werden. Oma Truels allerdings wohnt nicht mehr im Ort, sondern lebt in einem Seniorenwohnheim.

Die in der Beschreibung erwähnte Diebesserie wird durch einen schnellen Einfall von Tim und ungefragt wissenschaftliche Kurzmonologe von Karl schnell beendet. Recht schnell und unspektakulär, weil unkompliziert, schnörkellos und gradlinig. Damit ist dann auch schon der Teil der Spieldauer abgearbeitet, der über den normalen Umfang einer TKKG-Folge hinausgeht.

Und dann gehts auch schon auf die Nachtwanderung mit den Ferienlagerkindern, die TKKG selbst leitet, da „Rasputin“ im Dunkeln besser Gruselgeschichten erzählen als sehen kann. Einen Bezug zu dem Schnellfall vom Anfang gibt es aber dennoch. Scheint es anfangs so, als würde es jetzt wenig spannend und genauso seicht weitergehen wie bisher, wirds dann endlich spannend und dramatisch als Karl verschwindet. Die Polizei gibt sich wenig kooperativ und nicht nur TKKG, sondern auch der Hörer wird sauer. Und so haben die vier einen echten Fall, bei dem sie auch recherchieren müssen und nicht sofort auf die Lösung kommen.

Bis die vier Jungdetektive nebst Hund aber wirklich Brauchbares herausfinden, dauert es eine Weile. So wird der Hörer dann auch endlich an die Folge gefesselt und will wissen, wohin Karl denn nun verschwunden ist und vor allem warum.

Und wenn die Folge dann zu Ende ist, dann bleibt leider doch ein leicht fader Beigeschmack einer merklich künstlich gestreckten Folge, deren erster Teil komplett und problemlos hätte gestrichen werden können. Auch die Auflösung ist leider wenig spektakulär, weil zigmal zuvor schon erzählt.

Was lernen wir jetzt daraus? Dass sich der Verlag bei den Jubiläumsfolgen der Kollegen von den „drei Fragezeichen“ wesentlich mehr Mühe bei der Story gibt und diese viel verschachtelter und spannender gehalten sind … und … wie man an der Nordsee auf friesische Art Tee zubereitet und trinkt. Eine Technik, die nicht mal Karl bekannt war!

Die Sprecher und ihre Rollen:

Erzähler: Wolfgang Kaven
Tim: Sascha Draeger
Karl: Niki Nowotny
Klößchen: Manou Lubowski
Gaby: Rhea Harder
Günther „Rasputin“: Douglas Welbat
Frau Brebeck: Luise Lunow
Glatze: Lutz Mackensy
Dennis: Anton Sprick
Verena: Sophie Lechtenbrink
Matze: Kai Schwind
Elvis: Jeremias Acheampong
Tobias: Nils Noller
Viele Kinder: Klasse 7b
Bärwald: Thomas Fritsch
Kommissar Marihn: Jürgen Thormann
Wachtmeister Olsen: Tim Grobe
Bauer Tönsen: Klaus Dittmann
Kioskbesitzer: Peter Weis
Herr Weikert: Volker Hanisch
Marcel Weikert: Tim Kreuer
und Oskar, der schwarz-weiße Cockerspaniel

Trackliste:

CD1:

1. Endlich Ferien
2. Fahrt an die Nordsee
3. Ein Dieb geht um!
4. Piratenfest
5. Plausch beim Tee
6. Ein unheimliches Haus
7. Wo ist Karl?

CD2:

8. Spurlos verschwunden
9. Spuren im Gras
10. Geheime Lauschaktion
11. Gaby wird bedroht
12. Entdeckung beim Autohändler
13. Der Milch-Erbe
14. Das Versteck
15. Kampf im Moor
16. Eine freudige Überraschung

Technik-Credits:

Produktion und Regie: Heikedine Körting
Hörspiel: Kai Schwind nach Motiven von Stefan Wolf
Effekte: André Minninger
Redaktion und Geräusche: Wanda Osten
Cover Illustration: Comicon S.L. – nach Artwork-Vorlagen von Rainer Stolte
Rahmendesign: KB&B
Gestaltung: Atelier Schoedsack

Die Ausstattung:

Die CDs stecken in einem Klapp-Jewel-Case und sind in „TKKG-Blau“ bedruckt. Das Booklet-Faltblatt, das in der gleichen Farbe daherkommt, enthält eine Aufstellung der bereits veröffentlichten Folgen, die Sprecher und ihre Rollen sowie die Technik-Credits.

Mein Fazit:

Eine hörbar gestreckte Jubiläumsfolge, die lange braucht, bis sie spannend wird, den Hörer dann aber doch bis zum Ende bei der Stange hält. Schließlich geht es um das Wohl eines TKKG-Mitglieds.

2 Audio-CDs mit 1:34 Std. Spieldauer
Vom Verlag empfohlen ab 9 Jahren
EAN: 0886979063723
www.natuerlichvoneuropa.de
www.tkkg.de

Der Autor vergibt: (4/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)

Alexander-Burgh, Eberhard – Hui Buh, das Schlossgespenst – Königliche Samtbox (Folge 1) (Hörspiel)

Als Eberhard Alexander-Burgh (1928 – 2004) Anfang der Siebziger mit der Arbeit an seinen HUI-BUH-Hörspielen – zunächst fürs Radio und ab 1969 für die |EUROPA|-Studios – begann, konnte er noch nicht ahnen, dass der Figur dermaßen großer Erfolg beschieden sein wird, dass es die ursprüngliche Serie auf stolze 23 Folgen brachte. Die Neuauflage „Hui Buh – Neue Welt“, welche basierend auf dem Kinofilm von 2006 den Faden moderner weiterspinnt, ist ihr inzwischen auf den Fersen. Just in jenem Jahr war es auch, vermutlich um auf der medialen Welle der Leinwandfassung mit zu schwimmen, dass die allererste Hörspiel-Folge als Sonderedition herausgebracht wurde: als „Königliche Samtbox“.

_Zur Story_

Seit über 400 Jahren geistert HUI BUH, das – einzig behördlich zugelassene – Gespenst von Burgeck durch die Gemäuer des Schlosses. An einem Freitag dem 13. wurde damals aus dem stattlich-fidelen Ritter Balduin das Gespenst mit der rostigen Rasselkette – dazu verdammt in seiner vermoderten Holztruhe hoch oben im Fledermausturm zu wohnen sowie zwischen Zwölf und Eins lautstark zu spuken. Dabei hilft ihm sein Buch „Spuken leicht gemacht für Jedermann“. Auf Burgeck lebt derzeit nur noch der alte Kastellan – was sich allerdings dieser Tage ändern wird: König Julius der 111. schickt sich an sein Erbe anzutreten und in die – zugegeben inzwischen doch etwas marode – Heimstatt seiner Ahnen einzuziehen. Aber ein König mit Sportwagen, dafür aber ohne Purpur, Zepter und Krone?!

Hui Buh ist skeptisch und zudem voller Tatendrang den Eindringling aus Burgeck zu vergraulen. Als „Mumm, der Kopfschmeißer“ pfeffert er seinen Schädel in die Blaubeersuppenschüssel auf der königlichen Tafel. Ausgerechnet daraus jedoch entsteht eine tiefe Freundschaft zwischen dem König und „seinem“ Schlossgespenst. Egal ob die grässliche Gräfin Etepetete, dreiste Einbrecher oder auch ein spukresistenter Professor: Alle kriegen ihr Fett weg – auch wenn sich der Geist dabei zuweilen etwas tollpatschig anstellt. Die größte Aufgabe jedoch wartet jedoch in Gestalt der lieblichen Prinzessin Konstanzia, dessen Herz Julius erobern möchte. Davor hat das Schicksal aber deren resolute Mutter gesetzt. Dafür muss Hui Buh seinen unlängst verschluderten Geisterschatz wiederfinden. Darin ist nicht nur eine dringend benötigte Königskrone enthalten, sondern auch die mögliche Erlösung von seinem Geisterdasein.

_Eindrücke_

Legendär ist bereits der Eröffnungsdialog („Manche Leute sagen es gibt Gespenster …“), den Erzähler Hans Paetsch und Hans Clarin als vorwitziger Hui Buh führen. Hier in Folge 1 besteht noch etwas mehr Klärungsbedarf, warum und wieso aus Ritter Balduin das Schlossgespenst wurde. Die genaueren Details der Verwünschung erfährt der treue Hörer allerdings erst in späteren Folgen. Die künstlerische Gesamtleitung des Projektes hatte schon damals Prof. Dr. Beurmann. Produktion und Regie oblag in diesem Fall aber noch nicht dessen späterer Frau, Heikedine Körting, sondern Konrad Halver. Der setzt die drei kleinen, amüsanten Episoden, aus welchen diese Folge im Prinzip besteht, aber keinen Deut schlechter um. Im Gegenteil. Für ein Hörspiel von 1969 ist die Produktion bereits sehr fortschrittlich, dank guter Soundeffekte und musikalischer Unterstützung atmosphärisch dicht und bis in die Nebenrollen hinein gut besetzt.

Bei der Sprecherbesetzung ergaben sich im Laufe der Serie einige Änderungen – lediglich die beiden unvergesslichen Hans Clarin und Hans Paetsch bildeten bereits jetzt eine Konstante und sind sicher ganz maßgebliche Faktoren für den großen Erfolg von Hui Buh. Wiewohl einige Sprecher den Part zwischenzeitlich übernahmen, so ist doch Erstbesetzung Claus Wilcke eigentlich DER König Julius schlechthin. Ähnliches gilt für Ingrid Andree, alias Konstanzia. Konrad Mayerhoff als Kastellan wirkt hingegen ein wenig zu kontur- und farblos. Ab Folge 3 übernahm dann auch Andreas von der Meden den Job und verlieh der Figur bis zum Ende der Serie einen würdevollen wie gewichtigeren Auftritt, welcher zum stets herrlich hyperaktiv palavernde Clarin-Gespenst mit passenden Bemerkungen kontrastiert.

Highlight sind natürlich auch immer die teils altdeutsch-anachronistischen Begriffe und Redewendungen, kurzum die markigen Sprüche, welche der tollpatschige Geist auf der Pfanne hat. Eine heute leider fast schon vergessene Syntax, welche eine ganze Generation – zu der auch der Rezensent gehört – sicher nicht unerheblich prägte. Als inzwischen Erwachsener wundert man sich allerdings, eher als damals, dass Eberhard Alexander-Burgh dem umtriebigen Gespenst so manch unlogisch wie widersprüchlich scheinende Eigenschaft mitgegeben hat. Hui Buh kann wie eine ausgewachsene Buffet-Fräse futtern, sich Beulen einfangen und sogar im Burggraben erkälten. Manchmal schwebt er, dann wiederum muss er Laufen. Das macht die Sache aufgrund der Situationskomik witzig, verlangte aber im Prinzip nach plausiblen Erklärungen, warum dies so ist. Nun gut, Kinder als angepeilte Zielgruppe hinterfragen solcherlei Dinge selten.

_Heda! Auf ein Wort! … zur Sonderedition_

Die „Königliche Samtbox“ enthält eine CD in nostalgischer Vinyl-Aufmachung, Poster-Cover und einem Booklet mit bis dato unveröffentlichtem Material. Dabei handelt es sich um die handgeschriebene Kurzgeschichte „Geheimnis im Burgbrunnen“, welche als Folge 4 vertont wurde, mitsamt den originalen Konzeptzeichnungen des Autors. Die CD beinhaltet zudem noch einen mittlerweile fast in Vergessenheit geratenen Song vergangener Tage. Michael Schanze und Hans Clarin setzten darin dem Schlossgespenst ein Sanges-Denkmal – Komponist dieses, heute vielleicht nicht mehr ganz salonfähigen, da doch hart an der Kitschgrenze kratzenden, Stückes war damals niemand anderes als Ralph Siegel. Leider funktioniert die schwarze Spezial-CD offenbar wohl nicht in allen Laufwerken.

_Die Produktion_

Buch und Konzeption: Eberhard Alexander-Burgh
Künstlerische Gesamtleitung: Prof. Dr. Beurmann
Regie und Produktion: Konrad Halver

|Sprecher und Figuren|

Hans Clarin (Hui Buh), Claus Wilcke (König Julius der 111.), Ingrid Andree (Prinzessin/Königin Konstanzia), Konrad Mayerhoff (Kastellan), Gräfin Etepetete (Heike Kintzel), Räuber Mausehaken (Michael Poelchau), Räuber Langfinger (Michael Hinz), Professor Schlaumeier (Hellmut Lange), Gisela Trowe (Mutter von Prinzessin Konstanzia), Hans Paetsch (Erzähler)

_Fazit_

Der Auftakt zur erfolgreichen Serie ist immer noch ein liebenswertes, äußerst hörenswertes Hörspiel, dem der Zahn der Zeit seit 1969 wenig bis gar nichts anhaben konnte. Selbst Noch-Nicht-Kenner der klassischen Hui Buh Folgen dürfte sie sofort in ihren Bann ziehen. Bei Interesse muss sich allerdings sputen noch eine Box zu ergattern, denn die ist – wie inzwischen die komplette Serie – bereits länger Out-of-Production und wird daher nur noch selten (neu) als Restbestand angeboten. Anderenfalls bleibt nur der Weg über den Gebrauchtmarkt oder den Shop von |EUROPA|, wo sämtliche Folgen als kostenpflichtige 320 kB-Downloads bereitliegen. Das 2001er Remaster, auf dem auch die Schmuckbox fußt, ist übrigens sauber in ADD abgemischt. Eigentlich ist aber diese Version ein Sammlerstück und zu schade für den wiederholten Hausgebrauch.

|Audio-CD mit einer Laufzeit von ca. 38 Minuten
EUROPA / Sony Music Entertainment, 1969/2001
EAN: 828768593929|
[www.natuerlichvoneuropa.de]http://www.natuerlichvoneuropa.de

_Hui Buh bei |Buchwurm.info|:_
[„Das Schlossgespenst“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=2762
[„Hörspiel zum Film“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=2881
[„Hui Buh, das Schlossgespenst“ – Königliche Samtbox (Folge 1) (Hörspiel)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7546
[„Hui Buh … in neuen Abenteuern“ (Folge 2)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7576
[„Hui Buh … spukt lustig weiter (Folge 3)“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7540
[„Neue Welt: Der Geist der Weihnacht“ (Folge 13)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7471
[„Schlotterbox (13-15)“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3478

Fünf Freunde und die Sturmflut (Folge 94)

Die Handlung:

Eine Sturmflut hält Kirrin in Aufregung. Tatkräftig unterstützen die Fünf Freunde die Schutzmaßnahmen am Deich und helfen Bauer Green, der nach dem Sturm eine alte Kastenuhr vermisst. Auch aus anderen Häusern sind wertvolle Dinge verschwunden. Sind sie mit dem Sturm fortgeflogen oder stimmt etwa das Gerücht von gefährlichen Schiffsgeistern? Obwohl es in Strömen regnet, ermitteln die Fünf Freunde im gesamten Hafengebiet. (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Nachdem Weihnachten bei den fünf Freunden ja schon in der vorigen Folge stattgefunden hat, gibts jetzt Regen und Sturm satt. Passend dazu sind natürlich auch wieder Ferien für die Jungs und Mädels. Nach den Weihnachtsferien in der letzten Folge stehen diesmal die Herbstferien an … fragt nicht.

Viel Zeit zum Entspannen wird den Freunden aber nicht gegönnt, eigentlich gar keine, denn sofort sind sie in die Schutzmaßnamen von Kirrin integriert und helfen den Bewohnern. Die scheinen aber weniger Angst vor dem Sturm, als vor dem Klabautermann zu haben. Und während man gemeinsam den Sturm aussitzt, hat der Geist scheinbar tatsächlich zugeschlagen und die Ersparnisse von Bauer Green aus dessen Kastenuhr gestohlen.

Auch andere Bewohner haben Verluste und Schäden an ihren Besitztümern zu verzeichnen, aber die scheinen durch eine ominöse „Flutversicherung“ abgedeckt zu sein, die alle Betroffenen abgeschlossen haben. Und die kommt den Fünf Freunden mit zunehmender Recherchedauer immer merkwürdiger vor.

Kurz nachdem die Truppe mit den Nachforschungen begonnen hat, weiß der aufmerksame Hörer schon, wie sich der Fall auflösen wird. Wenig später haben Julian, Dick, Anne und George es auch herausgefunden. Dennoch bleibt die Folge weiterhin spannend, denn es gilt ja noch die Schlussfolgerungen aufzulösen und allen anderen, besonders der Polizei, gegenüber zu beweisen. Und da bleibt der Hörer aufmerksam mit am Ball, denn das ist und bleibt spannend bis zum Schluss.

Das Hörerlebnis:

Titelbedingt gibts hier grad am Anfang viele Sturmeffekte zu hören, die sich den Zum-Einschlafen-Hörer noch tiefer in sein Bett kuscheln lassen. Alle Sprecher jeglichen Alters machen einen prima Job und klingen sehr lebendig bei ihren Auftritten. Wer hier gut oder böse ist, das hört man schon am Tonfall.
Warum Oliver Rohrbeck aber seine Stimme als Ladenbesitzer Sottleby verstellt und eine seltsame Sprachmelodie aufsetzt, das konnte ich nicht nachvollziehen. So klingt er wesentlich unnatürlicher als bei den „drei Fragezeichen“.

Die Sprecher und ihre Rollen:

Erzähler: Lutz Mackensy
Julian: Ivo Möller
Dick: Jannik Endemann
Anne: Theresa Underberg
George: Alexandra Garcia
Tante Fanny: Ursula Sieg
Onkel Quentin: Andreas von der Meden
Bauer Green: Werner Cartano
Jim: Lutz Herkenrath
Joe: Christian Rudolf
Mrs. Whittaker: Karin Lieneweg
Mr. Sottleby: Oliver Rohrbeck
Mr. Fisher: Kai-Hendrik Möller
Mr. Swann: Gustav-Adolph Artz
Mr. Heigl: Michael von Rospatt
Constable Brix: Andreas Schmidt-Schaller
Constable Wilbert: Achim Schülke
und Timmy, der Hund

Trackliste:

1. Eine Sturmflut naht
2. Letzte Arbeiten am Deich
3. Der Klabautermann im Felsenhaus
4. Die Kastenuhr ist verschwunden
5. Eine seltsame Versicherung
6. Eine böse Ahnung
7. Ein schlimmer Verdacht
8. Heimlich in die Nacht
9. Im Wettlauf mit den Dieben

Technik-Credits:

Buch: Katrin McClean
Produktion und Regie: Heikedine Körting
Redaktion: Hilla Fitzen, Wanda Osten
Geräusche: Wanda Osten
Musik: Tonstudio EUROPA

Die Ausstattung:

Die in herbstlichem Dunkelgrün bedruckte CD steckt in einem Jewel-Case. Das Booklet-Faltblatt in gleicher Farbgestaltung, nur mit zusätzlichen warmen Brauntönen, enthält eine Aufstellung der bereits veröffentlichten Folgen sowie zwölf schwarz-weiß Bilder einiger Folgen-Cover. Zusätzlich werden noch die Sprecher und ihre Rollen aufgeführt sowie die Technik-Credits.

Mein Fazit:

Die Fünf Freunde ermitteln in einer stürmischen Umgebung, können aber die Spannung festhalten. Auch wenn der Hörer die Auflösung recht schnell gefunden hat, schafft es diese Folge dennoch, das Interesse bis zum Ende zu halten und bietet prima kind- und jugendgerechtes Abenteuer.

1 Audio-CD mit 55:53 Minuten Spieldauer
Vom Verlag empfohlen ab 8 Jahren
EAN: 0886972309422
www.natuerlichvoneuropa.de

Der Autor vergibt: (4/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (1 Stimmen, Durchschnitt: 5,00 von 5)

Raven, Lynn – Blutbraut

Fort! Nur fort von hier, ist Lucinda Moreiras einziges Bestreben, nachdem sie entführt und auf das Anwesen von Joaquin de Alvaro gebracht wurde – dem mächtigen jungen Magier, dessen Blutbraut sie werden soll und der für sie alles Böse zu verkörpern scheint. Doch je näher sie Joaquin kennenlernt, desto mehr gerät das Bild, das Lucinda von ihm hatte, ins Wanken und stürzt sie in ein Wechselbad der Gefühle. Die aufregendste Liebesgeschichte des Jahres! Der neue Fantasyroman von der Autorin der „Kuss des Dämonen“- Bestseller. (Klappentext)

_Meine Meinung_

Lynn Raven weiß, wie man die Leser in den Bann zieht. Das Buch hat 736 Seiten und sie schafft es, so zu schreiben, dass keine einzige Seite langweilig ist.

Lucinda ist eine Blutbraut, auserkoren für Joaquin de Alvaro. Musste sie mit ansehen, wie ihre Tante von einem Vampir gebissen und getötet wurde, ist es zu verstehen, dass es ein Graus für sie ist, eine Blutbraut zu sein. In Chicago führt sie ein beschauliches Leben, lernt einen jungen Mann kennen und verliebt sich. Alles so weit so gut, aber dann wird sie entführt, von den Männern Joaquin de Alvaro. Auf dem Weg zu ihm muss sie dann auch feststellen, dass ihre Liebe, Christopher der Bruder von Joaquin ist. Sie fühlt sich verraten. Klar folgen immer wieder Fluchtversuche, die schiefgehen.

Je weiter man im Buch vorankommt, desto besser lernt man Joaquin kennen. Auch zeigt sich, dass er nicht so kalt ist, wie man denken könnte. Er versucht, trotzdem er sich in ein Nosferatu verwandelt, immer freundlich ihr gegenüber zu sein. Er zeigt ihr seine Welt, die Welt der Magie. Langsam lernen sich Lucinda und Joaquin besser kennen und Lucinda erkennt, das Joaquin ein netter Mensch ist.

Für Joaquin wird es immer schwerer sich zu beherrschen. Will doch der Nosferatu in ihm, Lucindas Blut mehr, als er sich erlauben will. Auch wird, je weiter man im Buch kommt, klar das Joaquin Lucinda schon länger kennt, als ihr bewusst ist. Bei Lucinda kommen Bilder hoch, die sie an die Vergangenheit erinnern. Darauf lässt Joaquin sie ihre Erinnerungen wiederbekommen. Waren die beiden sehr gut befreundet wurde dieses Band zerschnitten als Lucinda von ihrer Tante entführt wurde. Jahrelang versuchen Joaquin und sein Vater Lucinda zu finden. Als Joaquin herausfindet, dass sie es nicht ertragen kann, eine Blutbraut zu sein, webt er einen Schatten über sie, sodass andere Vampire sie nicht finden können.

Bei ihrer ersten Begegnung nach der Entführung sagt Joaquin: „Sie hätten dich niemals finden dürfen, mi corazón.“ Der Satz gab mir zu denken. Warum will ein Vampir, der zum Nosferatu wird, nicht, dass seine Blutbraut gefunden wird? Aber nachdem sie ihre Erinnerungen wiedererlangt hat, weiß Lucinda damit umzugehen. Trotzdem möchte sie nicht Joaquins Blutbraut werden, deswegen lässt Joaquin sie ziehen und sie hat die Möglichkeit, sich ein neues Leben aufzubauen. Natürlich geht es auf den letzten Seiten nicht ohne Dramatik zu, wobei ich hier nicht zu viel verraten will.

_Fazit_

Dieses Buch gehört für mich zu den besten Fantasyromanen des Jahres. Lynn Raven hat es geschafft, mehrere Fantasy-Geschöpfe miteinander zu verbinden. Der mächtige Magier, mit dem sexy Vampir gemischt und dem einfühlsamen Mann. Einfach klasse. Dieses Buch verspricht ein wahres Lesevergnügen.

|Broschiert: 736 Seiten
ISBN-13: 978-3570160701|
[www.cbt-jugendbuch.de]http://www.cbt-jugendbuch.de
[www.lynn-raven.de]http://www.lynn-raven.de

_Lynn Raven bei |Buchwurm.info|:_
[„Der Kuss des Dämons“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4698

Lim, Rebecca – Gefangen (Mercy 1)

_|Earthbond/Mercy|-Reihe_:

Band 1: _“Gefangen“_
Band 2: „Erweckt“ (Januar 2012)
Band 3: „Besessen“ (März 2012)
Band 4: „Befreit“ (Juni 2012)

_Inhalt_

Für das zurückhaltende Mädchen Carmen beginnen zwei aufregende Wochen mit ihrer Chorgruppe in dem kleinen Ort Paradise. Hier soll sie zusammen mit anderen Chören singen und auf eine Karriere hoffen. Doch Carmen ist nicht mehr Carmen. Während der Fahrt nach Paradise fällt Mercy, ein Geist, in ihren Körper und besetzt das Mädchen, ohne dass sie etwas dagegen tun kann.

Mercy wird zu einer Gastfamilie gebracht, doch hier wird schnell klar, dass hier etwas nicht stimmt. Die Hunde reagieren wütend auf sie, ihre Gasteltern sind nur ein Schatten ihrer selbst und Ryan, der Sohn, scheint sie auf den ersten Blick zu hassen. Seine Schwester Lauren wurde entführt und wird von den meisten Menschen bereits für tot erklärt, nur Ryan glaubt daran, dass sie noch lebt. Da Mercy ihm glaubt, versucht sie ihm zu helfen, nach Lauren zu suchen. Und dann wiederholt sich das ganze Drama, als ein weiteres Mädchen spurlos verschwindet. Beide Mädchen waren in einem Chor, beiden wurde eine große Karriere nachgesagt – eine Spur, die verfolgt werden muss …

_Eindruck_

„Gefangen“ ist der erste Band einer neuen Jugendbuch-Reihe. Rebecca Lim hat mit „Mercy“ eine tolle Geschichte geschrieben, die mich sehr schnell in ihren Bann gezogen hat. Der Schreibstil gefällt mir sehr gut. Die Geschichte liest sich flüssig und spannend. Einige Dialoge waren sehr langatmig, wie z. B. die meisten zwischen Carmen und Tiffany, auch die Chorproben hätten ein bisschen weniger beschrieben werden können, aber sonst gibt es da nichts zu kritisieren.

Die Rivalität zwischen Carmen und Tiffany wird gut geschildert, fast schon zu gut, von daher waren die Dialoge hier eher überflüssig, weil bereits alles gesagt wurde. Hier wäre es besser gewesen, wenn man sich mehr um andere Charaktere gekümmert hätte. Die vielen Thriller- und Fantasyelemente werden gut in die Geschichte eingefügt und erhöhen damit nicht nur die Spannung, sondern auch den Lesespaß. Charaktere und Orte werden wunderbar dargestellt und können gegensätzlicher nicht sein.

Während Carmen eher das schüchterne Mädchen ist, das nicht an sich glaubt, ist Mercy sehr direkt und offen, leider aber auch schrecklich oberflächlich. Vor allem am Anfang ist es mir schwergefallen, sie zu mögen. Während der Geschichte entwickelt sie sich jedoch weiter und erhält immer mehr Ecken und Kanten.

Ein weiterer sehr interessanter Charakter ist Ryan. Er ist der Außenseiter in der Stadt, der nicht wahrhaben möchte, dass seine Schwester ermordet sein soll. Er bricht die Schule ab, um nach ihr zu suchen. Er beobachtet die Bewohner von Paradise und durchsucht Orte. Sein Ehrgeiz und sein Durchhaltevermögen ist bewundernswert, kein Wunder, dass Mercy Gefallen an ihm findet.

Da die Handlung in sich eigentlich schon abgeschlossen ist, bin ich gespannt, was in den anderen Büchern noch passieren wird. Über Mercys Herkunft ist noch einiges ungeklärt, was sehr interessant werden könnte. Ich hoffe nur, dass die Autorin hierbei dann nicht übertreiben wird, denn Mercys Aufmachung zum Ende hin fand ich doch etwas sehr strange.

Das Cover ist wunderschön und fällt besonders durch das leicht glitzernde Auge auf. Die zarten Farben wirken unschuldig und passen gut zu Carmen. Die Kurzbeschreibung ist jedoch sehr verwirrend. Auf der einen Seite wird Mercy als Engel bezeichnet, auf der anderen Seite als Geist. Hier wäre es schön gewesen, wenn man sich auf eine Gestalt geeinigt hätte.

_Fazit_

Insgesamt konnte mich Rebecca Lim mit dem Auftakt der „Mercy“-Reihe sehr begeistern und überraschen. Eine spannungsgeladene Handlung und tolle, rätselhafte Charaktere machen dieses Buch zu einem aufregenden Lesespaß!

|Hardcover: 253 Seiten
Originaltitel: Earthbond Book 1: Mercy
Ins Deutsche übertragen von Ilse Rothfuss
ISBN 978-3473400645|
[www.ravensburger.de]http://www.ravensburger.de

China Miéville – Der Krake

Mittlerweile schreibt der britische Schriftsteller produktive und ambitionierte phantastische Literatur, die in schöner Regelmäßigkeit mit Preisen gewürdigt wird. Sein erst 2010 in Deutsch erschienener Roman „Die Stadt und die Stadt“ wurde mit den wichtigsten Preisen ausgezeichnet wie Locus Award, Hugo Award und World Fantasy Award sowie in Deutschland dem Kurd Laßwitz Preis – wobei sich bei diesem Rundumschlag die Frage stellen könnte, ob es im entsprechenden Jahr keine Konkurrenz gab … China Miéville – Der Krake weiterlesen

Berg, Alex – Marionette, Die

Unsere Nation ist nicht nur berühmt und berüchtigt in der Vergangenheit etwas kriegerisch unterwegs gewesen zu sein, auch haben deutsche Rüstungskonzerne mit ihren Waffenproduktionen längst schon einen hohen Stellenwert bei befreundeten Nationen. Unser Ruf in dieser Richtung ist also auch aktuell kein schlechter.

„Die Händler des Todes“ haben aber mit Sicherheit nicht immer eine weiße Weste. Bei so viel Geld, das die Konten wechselt, sind eventuell ideologische und ethische Beweggründe sekundär und wenig von Interesse.

Viel mehr Interesse liegt hier schon bei den Geheimdiensten. Deren Wissen mag nicht immer synchronisiert mit der Regierung sein. Schauen wir uns die aktuellen Nachrichten der letzten Wochen oder Monate an, so kann man dieser Presse doch den einen oder anderen kritischen Kommentar entnehmen.

Ebenso ein aktuelles Thema in unserem Land ist die militärische Beteiligung an einigen Brandpunkten, bei der man kaum oder nur sehr wenig von Entspannung reden kann. Afghanistan, Irak, Südafrika – hier kämpfen und sterben deutsche Soldaten in ihrem humanitären Einsatz. Doch welchen psychologischen und physischen Druck die jungen Männer und auch Frauen ausgesetzt sind, kann man wohl nur realistisch nachvollziehen, wenn man einer von ihnen selbst gewesen ist.

Nicht wenige Soldaten haben Schwierigkeiten, das Erlebte aufzuarbeiten und sich in unserer „friedlichen“ Gesellschaft wieder einzugliedern. Zu tief sitzen die Bilder des Grauens in ihren Köpfen fest, zu wenig Vertrauen in unserer Akzeptanz und Verständnis.

In ihrem neuesten Roman „Die Marionette“ erzählt die Autorin von Waffengeschäften, verlorenen Idealen und zerstörten Träumen, von Kriegseinsätzen, die traumatische Störungen hervorrufen, und Menschen, die wie ein Stück Papier zerreißen.

_Inhalt_

In Afghanistan wird eine Bundeswehr-Patrouille zum Ziel eines Guerilla-Angriffes der Taliban. Ihr Konvoi wird aufgerieben und die Soldaten bis auf wenige, darunter eine Frau, lassen in diesem Hinterhalt ihr Leben. Schwer verletzt und in ihrer Heimat zurück, stellt die überlebende Soldatin Katja Rittmer kritische Fragen, auf die sie zunächst keine Antwort enthält. Warum wurde sie durch deutsche Munition verletzt und ihre Kameraden getötet? Wie gelangen diese hochmodernen und tödlichen Waffen in die Hände ihrer Feinde?

Als ein deutscher Rüstungskonzern beschuldigt wird, illegale Verhandlungen und Lieferungen von deutschen Waffen vorzunehmen, werden von Seiten der Regierung Untersuchungen gestartet. Eric Mayer, ein BND-Agent und früherer Soldat einer deutschen Eliteeinheit, der KSK, führt die offiziellen Ermittlungen durch.

Der Rüstungskonzern reagiert prompt und übergibt der jungen und erfolgreichen Rechtsanwältin Valerie Weymann die Aufgabe, die Interessen der Firma zu schützen und zu vertreten. Eric Mayer und Valerie Weymann kennen sich und ihr Verhältnis wird zunehmend schwieriger, da beide Seiten den Druck enorm steigern und Ergebnisse sehen wollen. Nicht zuletzt die Geheimdienste möchten diese prekäre Situation entschärfen. Auch Katja Rittmer, die die Mörder ihrer Kameraden und ihres Verlobten zur Rechenschaft ziehen will. Und diese „Mörder“ sind nicht die Taliban, sondern die Verantwortlichen des Waffenhandels – diese werden von Katja Rittmer erbarmungslos gejagt – und die Elite-Soldatin hinterlässt eine Schneise der Verwüstung und der Angst …

_Kritik_

Schon in ihrem ersten Roman „Machtlos“ in denen ebenso die Hauptrollen von der Juristin Valerie Weymann und dem Top-Agenten des BND, Eric Mayer, grandios besetzt wurden, war die Spannung solide und fesselnd. Alex Berg setzt nun diese Reihe fort und hat das Tempo um einige Stufen erhöhen können.

Die Autorin bedient sich dabei aktuellen und brisanten Themen, die durch die Medien immer wieder an die Öffentlichkeit getragen werden. Doch leider werden diese zu wenig objektiv betrachtet und ins richtige Licht gerückt. „Die Marionette“ von Alex Berg ist ein Politthriller, der sensationell authentisch recherchiert wurde.

Ohne wirklich anzuprangern oder sich in Klischees zu verwickeln, erzählt Alex Berg geschickt von Interessen, die gewahrt werden wollen, egal ob es sich nun um die engsten Regierungsmitglieder handelt oder um mächtige Großkonzerne, die mit ihren Kontakten und Geschäften ein nicht ungefährliches Spiel inszenieren. Doch politische Interessen kennen nur wenig bis gar keine Grenzen und so spielen die Geheimdienste eine ernstzunehmende und wesentliche Rolle in dem vorliegenden Roman.

Neben der Spannung präsentiert die Autorin dem Leser noch solide Action und viel sehr gut recherchiertes Hintergrundmaterial, welches zum Nachdenken anregt. Durch die zwischenmenschlichen Komplikationen ihrer beiden Charaktere Eric Mayer und Valerie Weymann wirft die Autorin noch das Grundelement „Liebe“ aufs Spielfeld. Doch diese Nebenschauplätze sind eher im Hintergrund angesiedelt und haben wenig Einfluss auf den Hauptpart ihrer Erzählung. Beide Charaktere sind sich ähnlich und stoßen und ziehen sich in einem immer wiederkehrenden Rhythmus an oder auch ab. Beide sind auf ihre Art Einzelgänger und scheuen sich davor, sich selbst und ihr Verhalten vor anderen zu reflektieren. Ihre Charaktere werden hier aufbauend auf die Erlebnisse in „Machtlos“ weiterentwickelt.

Besonders realistisch und eindringlich lässt uns die Autorin einen Blick in das Opfer und zugleich die Täterin Katja Rittmer werfen. Ihre physischen Verletzungen sind eher kleinere Schrammen im Verhältnis zu ihren traumatischen Erlebnissen und Verlusten, die sie niemals wieder ablegen kann. Katja Rittmer fühlt sich in Stich gelassen, unverstanden, isoliert und abgeschoben und ihre idealistischen Träume haben sich als brutale, unauslöschliche Erinnerungen offenbart. Sie ist nicht anderes als eine Marionette, deren Fäden immer mal wieder von einem anderen Puppenspieler gezogen werden.

Andere Puppenspieler sind hier zum Beispiel der Vorstandsvorsitzender des Waffenkonzerns oder ein amerikanischer Senator mit guten Kontakten zum CIA. Sicherlich gibt es hier Verwandtschaften zu realen Personen und manchmal eröffnet sich ein erzählerisches Klischee, aber gemessen an der Kernbotschaft des Themas und der Spannung ist das nicht weiter der Rede wert.

Damit kommen wir zur eigentlichen Hauptrolle – dem Thema: humanitäre Einsätze, die dann faktisch doch Kampfeinsätze sind, in denen getötet und gestorben wird. Das sich Deutschland an diesem Krieg aktiv beteiligt, ist nicht mehr wegzudiskutieren. Ebenso auch die Verwicklungen unserer Geheimdienste in militärische Interventionen und Aktionen, die, man muss es doch offen aussprechen, eine wichtige und maßgebliche Rolle spielen. Das leider in unsere Welt Themen wie diese eher stiefmütterlich behandelt werden, ist der Macht der Medien zu verdanken oder vielleicht doch den Interessen von Regierungen und Geheimdiensten!?

Das Szenario, dass deutsche Waffen einen Bundeswehrkonvoi vernichten, ist überhaupt nicht undenkbar oder unrealistisch. Über die Waffenlieferungen Dritter, über Geheimdienste und Kontakten in gewissen Schurkenstaaten oder Mitglieder der Achse des Bösen mal abgesehen, ist das allzu real. Dafür muss man nicht gleich an die Irak-Iran-Kriege denken, es reicht schon, sich mit den aktuellen Krisenherden zu beschäftigen.

Beim Lesen des Romans „Die Marionette“ ist die menschliche Tragödie, die sich dort zeigt, die intensivste. Mit viel Sensibilität und Blick über den Tellerrand hinaus, erzählt die Autorin von Dramen, die sich tagtäglich in Familien abspielen, ohne dass wir es wissen wollen oder wir uns einfach ins Tagesgeschäft flüchten. Die Seelenlandschaft der Katja Rittmer ist ein emotionales Minenfeld, in der jeder Schritt über kurz oder lang vernichtende und verletzliche Spuren hinterlässt.

_Fazit_

„Die Marionette“ ist ein großartiger Politthriller. Mit aktuellen Themen gestützt, deren Brisanz uns leider in der Realität noch nicht klargeworden ist. Doch „Die Marionette“ ist nicht nur ein Zurücklehnen und Genießen von Spannungsmomenten – nein, sie bringt uns die Erlebnisse und die posttraumatischen Erlebnisse unserer Söhne, Töchter, Brüder und Väter wieder näher und damit einer Verantwortung, der wir uns stellen müssen.

Stefanie Baumm oder auch ihr Pseudonym, Alex Berg, hat hier einen sensationell guten Thriller geschrieben und sich damit freigeschwommen.

„Die Marionette“ ist nicht nur zu empfehlen, weil er einfach spannend, sondern auch weil er komplex und wieder eine Steigerung ihres Könnens ist. Ich bin gespannt auf ein Wiedersehen mit Eric Mayer und Valerie Weymann und noch gespannter, welches aktuellen Themas sich die Autorin nun bedient.

_Autorin_

Alex Berg, geboren 1963, hat viele Jahre für norddeutsche Tageszeitungen als freie Journalistin geschrieben, bevor sie ihre ersten Spannungsromane verfasste. Mit ihrem Thriller „Machtlos“ gelang Alex Berg ein hoch spannender und brisanter Auftakt zu der Reihe um die Hamburger Staatsanwältin Valerie Weymann und den BND-Agenten Eric Mayer. Hinter dem Pseudonym Alex Berg verbirgt sich die Autorin Stefanie Baumm. Mehr Informationen unter [www.alexberg.de]http://www.alexberg.de

|Taschenbuch: 384 Seiten
ISBN-13: 978-3426508992|
[www.droemer-knaur.de]http://www.droemer-knaur.de/home

Blunt, Giles – Eismord

_Inhalt_

In einem Anwesen am Trout Lake in der Nähe von Toronto werden zwei geköpfte Leichen gefunden. Es sind keine Brieftaschen oder Papiere zu finden, die auf die Identität der Opfer schließen lassen. Da auch die Köpfe nicht mehr am Tatort sind, ist die Sache umso schwieriger. Detective John Cardinal beginnt zu ermitteln und stößt auf Spuren, die darauf hinweisen, dass es einen Überlebenden und somit Zeugen geben muss, der aus dem Haus geflüchtet ist …

_Kritik_

Der Thriller „Eismord“ von Giles Blunt fängt direkt mit einem spannenden Kapitel über eine Frau an, die einen Mord mitbekommt und dann flüchten muss. Somit ist durch den Anfang sofort die Neugier auf alles Weitere geweckt. Allerdings konnte ich mich nicht so schnell in das Buch einfinden. Was mitunter auch daran lag, dass in dem Buch ausländische Namen von Personen vorkommen, die ich nicht kenne und für mich erst mal nicht eindeutig einem Geschlecht zuzuordnen sind. Das finde ich etwas verwirrend. Des Weiteren habe ich leider keine der vorherigen Thriller von Giles Blunt gelesen, die meiner Recherche nach meist auch von Ermittlungen durch Detective John Cardinal und seinen Kollegen handelt. Jemand, der schon weitere Bücher von dem Autor, wie zum Beispiel „Gefrorene Seelen“ oder auch „Kalter Mond“ kennt, hat es da sicher leicht, in die Geschichte reinzukommen.

Der Schreibstil ist etwas gewöhnungsbedürftig und die Sätze manchmal lang und mit vielen Kommas versehen. Die Kapitel im Allgemeinen sind aber nicht endlos und angenehm zu lesen. Es wird aus der Sicht eines Beobachters geschrieben, der einige Charaktere der Geschichte beleuchtet. Es gibt da eine Frau, die einen Mord mitbekommt, aber vor dem Täter flüchten kann, dann die Detectives, die in diesem Fall ermitteln und selbstverständlich gibt es auch den Mörder. Alle haben ihre eigene Geschichte und nach und nach kann man die Verwicklungen erkennen.

Das Buch bleibt, bis auf kleine Ausnahmen, die ganze Zeit über recht spannend, so dass man geneigt ist, es zügig zu lesen. Zum Schluss ist es dann echt fesselnd und man ist erst zufrieden, wenn man das Buch komplett durchgelesen hat.

_Autor_

Giles Blunt, geboren 1952, wuchs in North Bay/Ontario auf und studierte Englische Literatur an der Universität Toronto. 1980 ging er nach New York, wo er sich unter anderem als Streetworker, Gerichtsdiener und Barkeeper durchschlug. Heute lebt er wieder in Toronto. Mit seinem hochgelobten Thriller „Gefrorene Seelen“ gelang ihm der internationale Durchbruch. Drei weitere Romane mit Detective John Cardinal und zahlreiche Auszeichnungen festigen seinen Ruf als Kanadas erfolgreichster Thrillerautor.

_Fazit_

„Eismord“ von Giles Blunt ist nichts für schwache Nerven und vielleicht auch nicht gerade eine passende Abendlektüre, wenn man die Nacht über als Frau dann allein ist. Es gibt ein paar eklige Szenen und ich erschrocken von der Skrupellosigkeit des Täters.

Alles in allem ist es aber ein spannungsreicher und mitreißender Thriller, der unter die Haut geht. Für alle Thriller-Fans interessant.

|Gebunden: 416 Seiten
Übersetzt aus dem Englischen von Anke und Eberhard Kreutzer
Originaltitel: Crime Machine
ISBN-13: 978-3426199145|
[www.droemer.de]http://www.droemer.de

_Giles Blunt bei |Buchwurm.info|:_
[„Gefrorene Seelen“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=301
[„Blutiges Eis“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=898

Carnac, Carol – Tote im Feuer, Der

_Das geschieht:_

Ein behaglicher Feierabend ist Jim Boyle, Dorfpolizist in Oakenhead, in dieser nebligen Spätherbstnacht nicht vergönnt. Ein Anruf führt ihn noch einmal aus dem Haus und in das Bergland der englischen Grafschaft Derbyshire: Am Langland-Berg habe er einen Mann gefunden, der überfahren wurde, meldet ein Fernfahrer, der lieber anonym bleiben möchte. Boyle, der Bob Mayfield, seinen Schwiegervater, als Begleiter rekrutiert, findet an angegebener Stelle tatsächlich eine übel zugerichtete Leiche. Weil es spät geworden ist, legen die beiden Männer sie in der nahen Dorfkirche ab.

Noch in dieser Nacht brennt das Gotteshaus ab, vom Toten bleiben nur verkohlte Knochen, die eine Identifizierung unmöglich machen. Inspektor Forth, Boyles Vorgesetzter, ist nicht begeistert, als er in Oakenhead eintrifft. Begleitet wird er von seinem Sohn Robert, der gerade aus dem Militärdienst entlassen wurde und sich für die Polizeiarbeit interessiert. Um Forth zu unterstützen, stellt man ihm den jungen Kriminalbeamten Christopher „Kit“ Riddle zur Seite. Robert erkennt in ihm erfreut einen Soldatenkameraden, während Riddle die Vorteile nutzt, die ihm aus der Freundschaft mit einem Einheimischen erwachsen, den die wortkargen und misstrauischen Dörfler kennen und schätzen.

Denn alle Verdächtigen stammen aus Oakenhead: Hat der alte Mayfield bei der Bergung der Leiche mögliche Mordspuren verwischt? Ist sein nichtsnutziger Sohn Dick in die Sache verwickelt? War Tierarzt Ken Musgrave wirklich auf dem Weg zum Bauern Welby, als sein Wagen in einen Graben rutschte? Hatte Welby ihn tatsächlich gerufen? Wieso interessiert sich Colonel Bourne so brennend für den Fall? Handelt es sich bei dem Toten um den Sträfling Fredstone, der nach einem Ausbruch seit Monaten flüchtig ist? Viele Fragen und zunächst keine Antworten, bis Riddle und die beiden Forth-Männer einen gänzlich neuen Ansitz finden und durch viel Fußarbeit sowie trotz einiger seltsamer ‚Unfälle‘ ein kompliziertes und altes Geheimnis lüften können …

|“Der Gegenwart entflieht, wer unter die Bauern geht.“|

So sprach der österreichische Schriftsteller Hugo von Hofmannsthal (1874-1929) scheinbar weise aber falsch. Weit verbreitet war und ist das Bild vom Landmann auf seiner Scholle, der dort sitzt, sät und erntet, sein Leben dem jährlichen Wechsel der Jahreszeiten unterwirft und die ‚große Welt‘ ignoriert, weil sie ihn in seinem bäuerlichen Mikrokosmos weder angeht noch interessiert.

Auch Carol Carnac scheint zunächst in diese Kerbe zu hauen. Oakenhead ist ein Dorf, das wie für einen englischen Rätsel-Krimi eigens gegründet wirkt. Die Welt dreht sich hier Ende der 1950er Jahre so geruhsam wie in der guten, alten Zeit vor dem II. oder gar I. Weltkrieg. Die Erinnerung der älteren Bürger reicht bis ins 19. Jahrhundert zurück, wichtige Kalendermarken sind Markttage und Dorffeste, die gleichzeitig der Anbahnung künftiger Ehen dienen. Gedacht wird langsam und gesprochen wenig, es sei denn, es gilt, über das Wetter oder zu niedrige Erzeugerpreise zu klagen.

Nach und nach mischen sich Misstöne in dieses trauliche Bild, denn Carnac schwelgt keineswegs in falscher Bauernstadl-Romantik. Hinter den dicken Mauern alter Höfe spielen sich Dramen ab. |“Im Kuhstall erzählen einem die Leute Dinge, die man niemals für möglich gehalten hätte“| (S. 90), weiß der alte Edmund Musgrave, Tierarzt im Ruhestand. Zudem ist die Zeit auch in Derbyshire keineswegs stehengeblieben. Traditionelle Strukturen lösen sich auf. Die Jugend ist unruhig geworden. Dick Mayfield hat keine Lust, seine Tage als unbezahlter Knecht auf dem Hof des Vaters und in vager Erwartung seines Erbes zu fristen. Ihn zieht es in die Ferne, er will etwas erleben.

|Geduld bis zur geeigneten Gelegenheit|

Dieser nur oberflächlich geruhsame und stattdessen gärende Alltag bietet die Basis für einen Mord der ländlichen Art. Der Tote im Feuer war zu Lebzeiten die Erinnerung an ein sorgfältig verdrängtes aber unbewältigtes Unrecht der Vergangenheit. Kein exotisches Gift oder andere raffinierte Mordmethoden mussten am Langland-Berg zum Einsatz kommen, sondern das Wissen um die Besonderheiten des örtlichen Klimas, was – zu diesem Schluss kommen unsere Ermittler früh – auf einen einheimischen Täter hinweist, der nicht nur weiß, wie dicht tarnender Nebel aufsteigen kann, sondern auch die Schleich- und Wirtschaftswege der Gegend kennt.

Ortskenntnis ist der Schlüssel zur Lösung, weshalb Farth Vater und Sohn sowie Kriminalpolizist Riddle viel Zeit damit verbringen, die Felder und Berge um Oakenhead mit dem Wagen, dem Rad und zu Fuß zu erkunden. Schnell haben sie ermittelt, dass erstaunliche viele Personen in der Mordnacht unterwegs waren und den Tatort passiert haben: Die Bauern des Ortes sind Nebel gewohnt und kommen dort durch, wo der Städter kapituliert.

Auch die Planmäßigkeit der Tat straft die sprichwörtliche bäuerliche Einfalt Lügen. Der Mord wurde begangen und nicht nur als Unfall getarnt, sondern die Leiche kaltblütig verbrannt, um endgültig ihre Identität auszulöschen. Ins Kalkül ziehen müssen die Ermittler zudem, dass der Täter sich ganz offen mit ihnen trifft, sie auf mögliche Verdachtsmomente aushorcht und zu manipulieren versucht.

|Ein Dreigespann ermittelt|

In „Der Tote im Feuer“ gelingt der Autorin mit der Wahl der Ermittler geschickt die Verknüpfung von Gestern und Heute. Inspektor Farth, der offenbar nicht einmal einen Vornamen hat, repräsentiert die korrekte, nicht nur der Dienstvorschrift, sondern auch ihrem mit der Zeit obsolet gewordenen Ehrenkodex verpflichtete Vergangenheit. Der deutlich wenig förmliche Christopher Riddle ist ein Kriminalist der neuen Zeit. Er hat den Polizeijob nicht von der Pike auf erlernt, sondern ist als Seiteneinsteiger dazu gestoßen, denn der moderne Ermittler profiliert sich nicht mehr ausschließlich durch Menschenkenntnis und Übung, sondern auch durch Bildung. Männer wie Farth Senior und Jim Boyle werden allmählich aussterben. Bis es soweit ist, bleibt dem einen die Rolle des Ratgebers, der aus seinem Erfahrungsschatz schöpft, und dem anderen die des einfachen Dorfpolizisten, der für Ruhe und Ordnung sorgt.

Robert Forth bildet die Verbindung. Mehrfach betont Carnac seine ländliche Herkunft, an die er sich jedoch nicht mehr gebunden fühlt. Anders als Dick Mayfield hat Robert Oakenhead hinter sich gelassen. Wenn er zurückkehrt, dann wird dies freiwillig geschehen. Auch mit der Charakterisierung ihrer Figuren verdeutlicht die Autorin, dass sie die Oakenheads der Gegenwart nicht als Museumsdörfer mit lebendem Inventar betrachtet.

|Idylle mit Wegmarken|

Das gar nicht so friedliche Landleben und den Einbruch der Moderne in eine festgefügte Gesellschaftsstruktur thematisierte Carol Carnac auch in anderen Kriminalromanen, die geografisch und zeitlich vor ähnlichem Hintergrund wie „Der Tote im Feuer“ spielen. Die Autorin kannte Land und Leute der englischen Midlands; sie bezog sich gern auf reale Orte, die sie mehr oder weniger verfremdet in ihren Geschichten verwendete. Auch hier lassen die präzisen Angaben von Wegstrecken und Wanderzeiten realitätsnahe Recherchen vermuten: Auf der Basis des Textes ließe sich eine Landkarte von Oakenhead und Umgebung zeichnen.

Womöglich haben diejenigen Leser, die ihren „Whodunit“ wirklich ernst nahmen, genau dies getan. Carnac hält sich an die klassische Vorgabe des „fair play“, das den Leser eng an der Seite der drei Ermittler hält. Was sie in Erfahrung bringen, wird uns mitgeteilt, bis sie im Finale einen kleinen Endspurt einlegen, der uns ein Stück zurückfallen lässt: Zu guter Letzt wollen wir entweder bestätigt oder – noch besser – überrascht werden, weil uns die Autorin doch an der Nase herumgeführt hat.

Da Carol Carnac eine professionelle Krimi-Autorin ist, gelingt ihr dies im Rahmen der genreüblichen und hochdramatischen Zusammenkunft aller Verdächtigen, aus deren Runde dem unwahrscheinlichsten Kandidaten die Maske vom Gesicht gerissen wird. So soll ein Rätselkrimi enden, wobei das Muster höchstens variiert werden darf. Mit „Der Tote im Feuer“ macht es Carnac wieder einmal richtig. Dem Leser bleibt zum Schluss nur die ratlose Frage, wieso ausgerechnet ihre Werke vom (deutschen) Buchmarkt verschwunden sind.

_Autorin_

Carol Carnac (1894-1958), geboren (bzw. verheiratet) als Edith Caroline Rivett-Carnac, muss man wohl zumindest hierzulande zu den vergessenen Autoren zählen. Dabei gehörte sie einst zwar nicht zu den immer wieder aufgelegten Königinnen (wie Agatha Christie oder Ngaio Marsh), aber doch zu den beliebten und gern gelesenen Prinzessinnen des Kriminalromans.

Spezialisiert hatte sich Lorac auf das damals wie heute beliebte Genre des (britischen) Landhaus-Thrillers, der Mord & Totschlag mit der traulichen Idylle einer versunkenen, scheinbar heilen Welt paart und daraus durchaus Funken schlägt, wenn Talent – nicht Ideen, denn beruhigende Eintönigkeit ist unabdingbar für einen gelungenen „Cozy“, wie diese Wattebausch-Krimis auch genannt werden – sich mit einem Sinn für verschrobene Charaktere paart.

|Taschenbuch: 175 Seiten
Originaltitel: The Burning Question (London : Collins/The Crime Club 1957)
Übersetzung: Karl Hellwig|

Alexander-Burgh, Eberhard – Hui Buh … spukt lustig weiter (Folge 3) (Hörspiel)

Eberhard Alexander-Burgh (1928 – 2004) schuf in den Siebzigern mit „HUI BUH – Das Schlossgespenst“ und „Hexe Schrumpeldei“ zwei absolute Klassiker unter den Kinderhörspielen aus dem Hause |EUROPA|. Ersterer schaffte es auf ganze 23 Folgen, bis die Serie eingestellt wurde . Die Geschichten gelten heute zwar als kultig, wurden 2001 – nicht zu verwechseln mit der an den Kinofilm angelehnten „HUI BUH – Neue Welt“-Serie ab 2008 – sogar noch einmal auf CD aufgelegt, sind aber inzwischen vom Tonträgermarkt verschwunden – d. h.: vom Physischen, denn als (relativ kostengünstigen) Download bekommt man sie noch. Wer allerdings auf handfeste Speichermedien (CD/LP/MC) steht, muss sich im Antiquariat bzw. auf einschlägigen Shopping-Sites und/oder Tauschbörsen umtun, wo die Originale zu teils erstaunlich hohen Preisen feil geboten werden.

_Zur Story_

Irgendjemand spielt Hui Buh in den letzten Tagen gar übel mit: Erst wird er zwischen Burgmauer und Zugbrücke eingeklemmt, dann in seine vermoderte Holzkiste im Fledermausturm eingesperrt. Auch im Weinkeller geht es nicht mit rechten Dingen zu. Dann ständig dieses Gekichere. Die Mitbewohner bezichtigen das „einzig behördlich zugelassene“ Schlossgespenst vermehrten Schabernacks, dass dieses gar nicht begangen hat – Gibt es etwa noch einen Geist auf Schloss Burgeck? Hui Buh brütet einen Spuk aus, dem vermaledeiten Widersacher das Fürchten zu lehren.

König Julius hat noch ganz andere Sorgen. Geldsorgen nämlich. Der Umbau des Schlosses hat Hui Buhs wiedergefundenen Schatz (vgl. „Hui Buh – Das Schlossgespenst“ – Folge 1) komplett aufgezehrt, jetzt soll das Inventar unter den Hammer und ein amerikanischer Kaugummi-Millionär schickt sich an alles aufzukaufen. Der Schlossgeist ist zutiefst empört und heckt einen Plan aus, dem fetten wie ignoranten US-Boy die Dollars aus der Tasche zu ziehen, ohne dabei das Tafelsilber und die anderen liebgewonnenen Erinnerungsstücke verscherbeln zu müssen. Die verspukte Auktion zur Geisterstunde kann beginnen.

_Eindrücke_

Die dritte Folge steht weiterhin im Zeichen der Konsolidierung der Serie. Die Rollen sind noch nicht wirklich konstant besetzt, sieht man von den beiden Hans – Clarin und Paetsch – einmal ab. Die Folge hat im Prinzip zwei getrennte wie kurze Episoden zum Inhalt, in späteren wird ein einziges Thema dann über die ganze Lauflänge gespannt. Diese ist für heutige Verhältnisse ohnehin sehr kurz, die Beschränkung einer Vinyl-LP in Sachen Speicherfähigkeit war damals die diktatorische Grenze für die Produzenten – und nicht nur bei EUROPA. Mehr als ca. 40 Minuten war technisch nicht drin. Damit musste man hinkommen, um die Story zu erzählen. Hier sind es sogar nur 35 Minuten für zwei Hui-Buh-Kurzgeschichten. Wie es der Serie entspricht, ist das Setup unkompliziert und zuweilen sogar fragwürdig-naiv (kann ein Gespenst zu Tode stürzen oder sich in den Vollrausch saufen?). Unterhaltsam und liebenswert ist diese Folge aber dennoch. Und natürlich stecken auch in ihr wieder jede Menge altdeutscher Ausdrücke.

Diesmal spricht übrigens Schauspieler und Synchronsprecher Wolfgang Kieling „Eure Majestät“ König Julius den Hundertelften – hier und in der nächsten Folge noch einmal. Interessanterweise hat Peter Kirchberger, der den Part (neben Claus Wilcke und Horst Stark) später auch sprechen wird, hier die Gastrolle als Mr Meyala, einem höchst überzogenen dargestellten Klischee-Ami. Wobei sein hochnäsiges „Indeed“ gar keine amerikanische, sondern eine höchst britische Floskel ist. Stilbruch? Egal. Marianne Kehlau als Königin Konstanzia hat nicht viel Text beizusteuern, sie passt stimmlich auch nicht wirklich zur Rolle – anders als Ingrid Andree, die ihr bald (wieder) folgen wird. Nur Andreas von der Meden (u. a. Synchronstimme von David Hasselhoff) ist inzwischen die Stammbesetzung für den Kastellan. Eine gute Wahl. Über den überragend krakeelenden und lamentierenden Hans Clarin muss man wohl keine Worte verlieren. Seine Hui Buh Interpretation ist ebenso legendär wie prägend. Niemand wird die Figur je wieder so hinbekommen.

_Die Produktion_

Cover: Hans Möller
Regie und Produktion: Heikedine Körting
Künstlerische Gesamtleitung: Prof. Dr. Beuermann
Buch: Eberhardt Alexander-Burgh

_Sprecher und Figuren_

Hans Clarin (Hui Buh), Wolfgang Kieling (König Julius der 111.), Marianne Kehlau (Königin Konstanzia), Andreas von der Meden (Kastellan), Raimund Hess (Auktionator), Peter Kirchberger (Mr. Meyala), Stephan Chreszinski (Küchenjunge), Hans Paetsch (Erzähler)

_Fazit_

Mit nur 35 Minuten ist das gute Stück ein verdaulicher und kurzweiliger Happen, auch für Nicht-Nostalgiker. In dieser frühen Phase hatte sich noch kein wirklich homogenes Sprecher-Team eingefunden und auch noch kein Thema, welches sich über eine komplette Folge spannt. So leben die beiden kurzen Episoden auf diesem Tonträger, aus den Anfangstagen der Reihe, fast allein von Clarins nahezu unglaublicher Performance des tolpatschigen Gespensts und ist darüber hinaus einmal mehr ein Quell ganz typischer Hui-Buh-Sprüche, -Schlagwörter und -Zungenbrecher. Die Nummer 3 ist dabei bestimmt keins der absoluten Glanzstücke der Serie, besitzt aber nichtsdestoweniger (und verdienterweise) ebenso Kultstatus, wie der Rest.

|Audio-CD mit einer Laufzeit von ca. 35 Minuten
Neuauflage 2001 / Erstveröffentlichung 1969/1970
EAN: 743218935428|
[www.natuerlichvoneuropa.de]http://www.natuerlichvoneuropa.de

_Hui Buh bei |Buchwurm.info|:_
[„Das Schlossgespenst“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=2762
[„Hörspiel zum Film“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=2881
[„Schlotterbox (13-15)“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3478
[„Neue Welt: Der Geist der Weihnacht“ (Folge 13)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7471

Perry Rhodan – Spur des Molkex (Silber Edition 79, Teil 2 von 4)

Spur des Molkex:

Teil 1: 363 MB, 4:17 h, 54 Tracks
Teil 2: 315 MB, 3:41 h, 43 Tracks
Teil 3: – erscheint am 13.12.2011 –
Teil 4: – erscheint am 03.01.2012 –

Die Handlung:

Man schreibt den Mai des Jahres 3460. Die Milchstraße ist von den technisch überlegenen Laren und ihren Helfershelfern, den Überschweren, unterjocht. Die wenigen Menschen, die den Invasoren entkommen konnten, haben sich in den Schutz einer Dunkelwolke geflüchtet. Da verfällt Leticron, der Führer der Überschweren, auf einen teuflischen Plan: Er bringt das Bewusstsein eines Mutanten in seine Gewalt. Es soll ihm den Weg zum letzten Versteck der Menschheit weisen … Erde und Mond sind derweil verschollen. Der Sprung durch den Hyperraum, der die Heimat der Menschheit in die Sicherheit der Dunkelwolke hatte bringen sollen, endete im unendlich weit entfernten Mahlstrom der Sterne. Aber die Zuflucht im Mahlstrom erweist sich bald als brüchig. Seine Herrscher, das Insektenvolk der Ploohns, fassen die Neuankömmlinge als Bedrohung auf – und ihre Königin schickt eine gewaltige Flotte aus, um die Erde und ihren Trabanten in einen Glutball zu verwandeln …
(Verlagsinfo für die komplette Silber Edition 79)

Dieser Teil:

Die Flucht von Tako Kakutas Bewusstsein geht weiter, während Rhodan im Mahlstrom endlich herausfinden will, wo sich die Erde denn nun befindet. Dabei trifft er auf Schwierigkeiten, die unüberwindbar zu sein scheinen und macht einen Erstkontakt …

Mein Eindruck:

Dieser Teil der Silber Edition 79 spielt in zwei unterschiedlichen Bereichen des Alls. Erst erleben wir die Flucht von Tako Katuta(s Bewusstsein) und diverse Sprünge in verschiedene Wirte und schließlich das gelungene Entkommen vor den Laren. Mit Wohlwollen verfolgen wir auch, dass LETICRON richtig Ärger mit den Laren bekommt.

Dann springt die Handlung zurück in den Mahlstrom, in den es die Erde verschlagen hat. Wo dieser sich denn nun befindet, das weiß Perry Rhodan immer noch nicht. Alle Scout-Schiff-Missionen waren erfolglos und als Perry die letzte große Entdeckungsoffensive mit fast 12.0000 Schiffen startet, scheitert auch diese.

Die Flotte wird von „goldenen Fäden“ eingesponnen, die alles zu zersetzen scheinen, bis auf den Kunststoff terranischer Raumanzüge. Die 12.000 Schiffe aber, sind nicht mehr zu retten. Da entdeckt man ein Raumschiff, dem diese „Energiepest“ nichts anzuhaben scheint und verfolgt es bis auf einen Planeten … der von breitköpfigen Kängurus bevölkert wird.

Wieder zeigen die Autoren, dass man bei „Perry Rhodan“ auch mal ordentlich hinlangen kann. Und so werden direkt mal eben 12.000 Schiffe von den „Fäden“ zerstört, das ist eine mächtige Anzahl. Und auch der vorangegangene Handlungsstrang mit dem flüchtenden Teleporter Tako Kakuta ist kurzweilig erzählt und spannend geschrieben.

Das Hör-Erlebnis:

Andreas Laurenz Maier macht weiterhin einen prima Job. Allein seine Hyptons tun in den Ohren weh, weil sie wirklich krächzen. Auch wenn sie das laut Vorlage sollten, ist der Hörer froh, wenn sie von der Handlung abgearbeitet wurden.

Maiers Gucky lispelt wie immer als „Bugs Bunny“, was gerade bei Wörtern wie „Psalta“ vor dem geistigen Auge des Hörers einen wahren Regen auf das Mikro des Sprechers entstehen lässt. Ansonsten trifft er immer einen angenehmen Tonfall, wenn er den verschiedenen Charakteren und Rassen sprachlich ihre individuellen Merkmale zuteilt. Auch die Trost- und Hoffnungslosigkeit der vielen Besatzungsmitglieder der 12.000 gestrandeten und zerstörten Raumer bringt Maier sehr gut ins Ohr des Hörers.

Einzig den Namen der Sonne, auf dessen zweitem Planeten „Onyx“ Gucky am Ende Kontakt zu den breitköpfigen Kängurus aufnimmt, den spricht Andreas Laurenz Maier zu deutsch aus. Die Sonne heißt „Iron“, was Gucky bei der Namensgebung auch mit „Eisen“ erklärt, aber von Maier ais „ieronn“ gelesen wird und so nicht gleich zu deuten ist.

Die Effekte – Der Hintergrund

Jedes Kapitel beginnt mit einer kleinen Melodie oder ein paar Sound-Effekten. Danach folgt bei einigen Kapiteln noch ein Ambient-Teppich als Untermalung für den Hintergrund. Dieser Teppich fällt aber kaum auf, weil er so leise und unscheinbar klingt, als wären es Nebengeräusche.

Die MP3s

Die Qualität der MP3s entspricht dem Eins-A-Medien-Standard: 192 kbps, 41,1 kHz und Joint Stereo. Die Tracks sind fortlaufend nummeriert, wobei die Tracknummer im Dateinamen vorn steht und im ID3-Tag am Ende. Auch sämtliche Namen der an der kompletten Silber Edition beteiligten Autoren wurden mit in das ID3-Tag der Dateien geschrieben. Dies macht den Eintrag in der Playlist einiger Abspielgeräte so lang, dass nur noch die Autorennamen zu sehen sind und der Titel am Ende abgeschnitten wird.

Diesmal ziert die grafisch aufpolierte Front von Band 690 „Die Flucht der Körperlosen“ die ID3-Tags. Das Bild liegt dem Hörbuch zusätzlich als JPG- und als PDF-Datei in der Auflösung 1448 x 1444 bei.

Der Download ist auch als One-Track-Version erhältlich.

Mein Fazit:

Tako Kakuta gelingt doch noch die Flucht, aber Perry Rhodan bekommt es im Mahlstrom mit einem Gegner zu tun, gegen den er erstmal nichts auszurichten weiß. Ob und wie viel der Erstkontakt am Ende dieses Teils ihm dabei helfen kann, das erfahren wir leider erst im nächsten Teil. Auch dieser Teil ist spannend, kurzweilig und gut gelesen von Andreas Laurenz Maier.

MP3-Download mit ca. 315 MB Größe
Spieldauer der Lesung: 3:41 h
Anzahl der Tracks: 43
Sprecher: Andreas Laurenz Maier
ISBN-13: 978-3943393163

Die Silber Edition 79 wird zusammen mit dem letzten Download-Teil ab dem 03. Januar 2012 auch komplett auf zwei MP3-CDs im Handel erhältlich sein.

Stefan Seitz – Die Gipfel der Schwefelzinnen, Die (Das Unkrautland 3)

_|Das Umkrautland|:_

Band 1: [„Auf den Spuren der Nebelfee“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5876
Band 2: „Das Geheimnis der schwarzen Hütte“
Band 3: _“Die Gipfel der Schwefelzinnen“_

_Geradewegs in die Eisregionen_ weisen die uralten Schriften und beschreiben einen Weg voller Hindernisse, Geheimnisse und Mysterien. Das, wonach Primus und Plim schon so lange forschen, scheint zum Greifen nahe. Aber die Berge sind tückisch. Geister durchstreifen die Schluchten, Trolle bevölkern die Hänge und in den Tiefen des sagenumwobenen Bleigebirges schlummern Mächte, die noch rätselhafter sind, als die schier endlosen Stollen. Dennoch, der Entschluss steht fest, und die Suche nach den Überresten eines längst vergessenen Zeitalters beginnt. (Klappentext)

_Kritik_

Mit „Die Gipfel der Schwefelzinnen“ hat der Autor Stefan Seitz den dritten Teil um Primus und Plims Abenteuer im Unkrautland veröffentlicht. Die Suche nach der Nebelfee geht weiter und auch ein längst besiegt geglaubter Feind tritt wieder auf den Plan.

Die originelle Geschichte der liebenswerten Darsteller Primus und Plim knüpft direkt an die Ereignisse aus dem zweiten Band „Das Geheimnis der schwarzen Hütte“ an. Mit seiem flüssigen und doch so bildgewaltigen Schreibstil erzählt uns Lesern der Autor Stefan Seitz die Abenteuer, die Primus und Plim auf der Suche nach der seit Jahrtausenden verschollenen Nebelfee erleben.

Die skurrilen Protagonisten haben wieder einmal ein paar unglaubliche Abenteuer zu bestehen, um das große Geheimnis des Unkrautlandes zu lüften. Die Schauplätze der Handlung, sei es Primus‘ Turm, Plims Hexenhäuschen oder das sagenhafte Bleigebirge, entstehen schnell vor dem inneren Auge. Für jüngere Leser sind zusätzlich einige Zeichnungen enthalten, die die Vorstellungskraft anregen. Das sprachliche Talent des Autors trägt die zauberhafte Geschichte und beeindruckt schnell. Auch jüngere Leser haben schnell Spaß an der Geschichte und können dieser spielend folgen. Interessant ist ebenfalls der Aspekt, dass der Autor eine gewählte, manchmal sogar altertümliche Umgangssprache benutzt. Diese kommt besonders bei den erfrischenden Dialogen der beiden Hauptdarsteller zum Tragen. Fein eingestreute Situationskomik zaubert oftmals ein leises Lächeln in das Gesicht der Leserschaft.

Trotz des spannenden Plots verläuft der Spannungsbogen recht flach. Hat es der Autor in den beiden ersten Bänden durchaus geschafft, Szenen, die die Leser an die Geschichte fesseln, zu konzipieren, bleibt diese Spannung dieses Mal auf der Strecke. Zwar erleben die gelungenen Figuren einiges auf ihrer abenteuerlichen Reise, trotzdem kommt es kaum zu actionreichen Szenen. Selbst als ein längst besiegt geglaubter Feind wieder auf den Plan tritt, laufen die beiden Handlungsstränge komplett getrennt voneinander ab. Mit einer anderen Umsetzung des wirklich originellen Plots hätte die Geschichte deutlich mehr Spannung bieten können. Auch das Ende der rätselhaften Geschichte war für eingefleischte Fans des Unkrautlandes enttäuschend. Auf den letzten Seiten angekommen, war die Erwartung auf ein Auflösen der Geschichte kaum vorhanden, wie sollte es der Autor schaffen, in seiner gewohnten Art da noch die Lösung zu präsentieren? Er hat es geschafft. Leider machte sich beim Lesen dann doch das Gefühl breit, da hätte jemand die Lust verloren. Hoffnung macht dann allerdings ein neues Rätsel, das sich Primus offenbart. Das schürt die Hoffnung, bald wieder von einem fantastischen Abenteuer aus dem Unkrautland zu lesen.

Die Zeichnung seiner Protagonisten ist dem Autor wieder einmal glänzend geglückt. Der Fokus liegt diesesmal auf Primus und Plim, beide bestehen fast alleine die ihnen gestellten Abenteuer. Liebevoll konzipiert, kann der Leser nicht anders, als diese beiden skurrilen Figuren in sein Herz zu schließen.

Am Beginn der Geschichte trifft der Leser auch wieder auf die beliebten Figuren wie den stattlich geprüften Präzensionswecker Bucklewhee, den Kürbis Snigg, Plims Vogelscheuche Chuck und die aufdringlichen Kröten Taddel und Mills. Leider begleiten diese ihre Freunde diesmal nicht auf der Reise und fehlen einfach. Neue Bekanntschaften werden leider auch nicht mehr so detailliert, wie die Leser es gewohnt sind. Als Leser ist man da doch in den ersten beiden Bänden sehr vom Autor verwöhnt worden.

Das Cover zeigt eine Szene aus dem Buch und hier merkt der Leser die Liebe, die der Autor in seine Figuren invertiert haben muss. Geheimnisvoll und düster sieht der Betrachter einen Ausschnitt aus den Bleibergen und den unvergleichlichen Primus. Im Buch selber ist eine detaillierte Karte des Unkrautlands abgebildet. Kapitel in einer angenehmen Länge sowie wunderschöne Zeichnungen machen das Buch auch schon für jüngere Leser interessant.

_Fazit_

Mit dem dritten Teil „Die Gipfel der Schwefelzinnen“ seiner Geschichten um das Unkrautland konnte der Autor Stefan Seitz die zauberhafte Geschichte um Primus, Plim und eines der größten Geheimnisse des Unkrautlands lüften.

Insgesamt überzeugt der Autor durch seinen Ideenreichtum und die zauberhaft konzipierten Charaktere. Zwar gibt es im dritten Band einige Schwächen, dennoch ist die Geschichte um die fantastischen Figuren unbedingt lesenswert. Wer die ersten beiden Teile um das Unkrautland gelesen hat, sollte in jedem Fall auch zum dritten Teil greifen. Wer dies noch nicht getan hat, sind die ersten beiden Teile „Auf den Spuren der Nebelfee“ und „Das Geheimnis der schwarzen Hütte“ definitiv ans Herz zu legen, um diese genüsslich zu verschlingen.

Die Schwächen des dritten Bandes habe ich schnell verziehen und hoffe nun auf eine baldige Fortsetzung, um auch ein neues Geheimnis gelüftet zu sehen. Hoffentlich wieder in der alten Form des Autors.

Ein Besuch auf der [Homepage]http://www.unkrautland.com des Unkrautlandes lohnt sich übrigens immer!

Im Dezember 2012 wird „Auf den Spuren der Nebelfee“ als Taschenbuchausgabe vom CARLSEN Verlag veröffentlicht.

|Gebundene Ausgabe: 303 Seiten
ISBN-13: 978-3981317152
Vom Hersteller empfohlenes Alter: 10 – 12 Jahre|
http://www.cleon-verlag.de
http://www.unkrautland.com

Soboczynski, Adam – Kleist – vom Glück des Untergangs

_Das könnte man sich ersparen_

_Autor_

Der 1975 in Polen gebürtige Adam Soboczynski studierte in Bonn Literatur, promovierte über Heinrich von Kleist und erinnerte sich gerade noch rechtzeitig seines damaligen Themas, um uns ein Büchlein zu schenken, das er offenbar aus ganzen sechzehn Quellen deriviert hat. Mitglied der „Feuilleton-Gesellschaft“, die wir heute in Deutschland haben, ist er leitender Mitarbeiter der „Zeit“. Er wohnt in Berlin und Hamburg.

_Antipathie_

Die bedrückende Stimmung, die auf dem Datum des 21. November 1811 liegt, eines nach Zeugenaussagen fröhlichen Selbstmords zweier Liebender, die einander vielleicht nur platonisch zugetan waren, gilt es zu wenden in Optimismus. Inzwischen weiß jeder, dass die vom Autor als Komplizen bezeichneten Selbstmörder unmittelbar vor diesem Schlussakkord schäkernd und ausgelassen am Wansee umhertollten. Dieser Ort wird heute zur Touristenattraktion hochstilisiert, weniger für Henriette Vogel als für den Dichter Kleist, den doch eigentlich keiner mag.

Der Klappentext will uns mit der glatten Unwahrheit fangen, dass das Buch „dem maßlosen Glück dieses Dichters auf der Spur“ sei, denn von Glück ist in dem ganzen Buch keine Rede. Wir erfahren auch nicht, worin wohl das Glück des Untergangs bestanden haben könnte, wie gleich der Untertitel verspricht. Auch dass das Büchlein „eine kleine Anleitung zur Erfolglosigkeit“ sei, ist nur eine Erfindung des Klappentexters, der den Leser auf die spärlichen Seiten locken möchte, die angefüllt sind mit maßloser Missgunst. Nicht einmal Kleists Königsberger Unterleibsschmerzen will der Autor gelten lassen, sie seien viel mehr „Geburtswehen“ gewesen, unter denen er auch die Erzählung „Das Erdbeben von Chili“ gebar. Auch an diesem lässt der Autor kein gutes Haar, handelt es sich doch dabei aber um ein romantisches, vielleicht nur etwas kitschiges Werk.

Keinem Lektor fällt heute mehr auf, wenn der Textbaustein, ein ganzer Passus einer „aberwitzigen Stilisierung und Dramatisierung des Dichters“ auf Seite 23 zwei Seiten später noch einmal komplett auftaucht. Kleists antinapoleonische Gesinnung, die sicher dichterisch überhöht war, wird als bare Handlungsanleitung genommen, wie alle seine Werke, und schon ist der unliebsame Hasardeur Kleist gebacken.

Andere Autoren schreiben aus achtungsvoller Distanziertheit über Kleist, Soboczynski macht sich den Habitus des Allwissenden zueigen, der den Stab über Kleist völlig bricht. Dieses Gift konnte nicht länger reichen, als achtzig Seiten. Für Leute, die sich einigermaßen auskennen, mehr als genug. Gedankentiefe, ob in Kleists Leben und Sterben eine Botschaft für die heutige Zeit liegen könnte, kann man von einem Feuilletonautor nicht erwarten, und man fragt sich, warum er sich diesem Thema wohl für einige Jahre verschrieben haben muss.

Was wundert es noch, dass so ein Scheusal seine Verlobte in die Schweiz hat zwingen wollen, unter der unerquicklichen Aussicht, dort Bäuerin zu werden. Man soll die Meinung des Autors teilen, dass einem Selbstmord mit großer Empörung zu begegnen ist, wie es angeblich Kleist geschehen. Da gibt es weitaus andere verbürgte Stimmen. Für den Autor ist das nichts als eine „dreiste Tat“. Kennt er sich denn wirklich in den Wortbedeutungen der deutschen Sprache aus?

_Nur ein schönes Bild_

Nicht neu ist das Bild des Gewölbes, das sich doch ohne Stütze trägt, und zwar, weil alle Steine auf einmal einstürzen wollen. Ein solches Gebilde ist auch unser Kleist, dessen Steine heute aus Kritikern bestehen, die ihn allesamt herabstürzen wollen und keiner so richtig die Nase vorn hat. Dem Publikum, das mit guter Berechtigung den Kleist eigentlich gar nicht liest, ist es umso mehr ein Genuss, dies feste Gewölbe zu sehen. Die dreisten Taten tragen Früchte.

|Hardcover: 96 Seiten
ISBN-13: 978-3630873633|
[www.luchterhand.de]http://www.randomhouse.de/ebook/Kleist-Vom-Glueck-des-Untergangs/Adam-Soboczynski/e369844.rhd?edi=369844

_Adam Soboczynski bei |Buchwurm.info|:_
[„Die schonende Abwehr verliebter Frauen“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id_book=5228

Festa, Frank (Hg.) – Omen 3 – Das Horror-Journal

_Geduld zahlt sich (manchmal) aus_

Was lange währt, wird endlich gut, und was RICHTIG lange währt, wird manchmal sogar besser: Fünf Jahre liegen zwischen der zweiten und dritten „Omen“-Ausgabe, was durchaus ein Rekord sein könnte. „Omen 3“ ist damit auch trotziger Ausdruck einer Hartnäckigkeit, die dem Herausgeber durch ökonomisch schwere Zeiten geholfen hat. In den vergangenen Jahren war das Festa-Schiff in stürmisches Wetter geraten, das im Verlagsprogramm manchen angekündigten Titel spurlos versinken ließ. Herausgeber Frank Festa fasst die Problematik in seinem Vorwort zu „Omen 3“ knapp aber schlüssig in diese Worte: |“Aber so ist das Leben, genau so. Der Horror.“|

Die dritte „Omen“-Ausgabe blieb stets im Programm. Dass sie schließlich veröffentlicht wurde, darf man wie gesagt als Geste berechtigten, auch persönlichen Triumphes sowie – hoffentlich – als Indiz für eine Konsolidierung des Festa-Verlags werten, ohne dessen Bücher der deutsche Grusel-Fan fast gänzlich in einem von zahnlosen Vampir-Lovern bevölkerten Trash-Sumpf gefangen säße: eine schreckliche Vorstellung!

Inhaltlich blieb es bei der bewährten „Omen“-Mischung aus Kurzgeschichten und Artikeln, wobei primär im Verlagshaus Festa beheimatete oder dort kurz vor dem Einzug stehende Schriftsteller zu Wort kommen; eine legitime Selektion, da diese Mieter einerseits ihr Handwerk verstehen, während der Leser andererseits gern Näheres über sie bzw. ihre Werke wissen möchte.

Zudem beschäftigt sich der mit Abstand beste Beitrag dieses Bandes mit einem Non-Festa-Autoren (ein Zustand, der sich hoffentlich irgendwann ändern wird): Der Künstler und lebenslange Freund John Mayer erinnert (sich) in „Die dunkle Muse von Karl Edward Wagner“ an das tragische Schicksal dieses Horror- und Fantasy-Autoren, der den ungewöhnlichen |Sword-&-Sorcery|-Barbaren Kane schuf. Sein Text ist ebenso informativ wie ergreifend, da Mayer, der selbst auf ein schwieriges Leben zurückblickt, immerhin ansatzweise begreiflich machen kann, wieso ein talentierter Mensch wie Wagner sich selbst zugrunderichtete.

|Diverse Oden an Mr. Lumley|

„Omen 3“ ist seitens des Herausgebers ansonsten dem britischen Schriftsteller Brian Lumley gewidmet. Es gibt ein (inzwischen tüchtig angejahrtes) Interview mit ihm, dessen „Necroscope“-Saga wohl den zentralen Stützpfeiler des Festa-Verlagsprogramms bildet. Lumley gibt Auskunft über die Genese dieser vielbändigen Erfolgsserie und seine zahlreichen weiteren Werke. Herausgeber Festa erinnert sich in „Something about Brian“ an seine persönliche Verbindung mit Lumley, der ihm längst ein Freund geworden ist.

Ein weiterer Freund, der aus der Schweiz stammende Komiker Helmi Sigg, legt die Fan-Story „Silberne Ketten – Aus dem Leben von Brian L.“ vor, die möglicherweise tatsächlich komisch ist – der Rezensent ist zwar anderer Ansicht, beansprucht in dieser Hinsicht aber keine Urteilshoheit -, aber immerhin kompetent geschrieben Lumleys reales Leben mit der „Necroscope“-Reihe verknüpft und ungeahnte Parallelen enthüllt.

Der so Geehrte trägt drei frühe und vor allem unbekannte Storys bei. Während „Die Vorlesung“ auf einen Schlussgag hinausläuft, dessen Bart mindestens ebenso lang wie die Geschichte der modernen Phantastik ist, stellen „Die Muschel aus Zypern“ und „Die Tiefseemuschel“ zwei spannende Gruselgeschichten dar, die sich aufeinander beziehen und in „Omen 3“ wie die Schalen einer echten Muschel als erster und letzter Beitrag die übrigen Interviews, Berichte und Storys umschließen: eine hübsche Idee, die gut funktioniert.

|Deutsche Phantastik einst|

Wenn man die übrigen Erzählungen Revue passieren lässt, wirkt „Omen 3“ wie ein Nachtrag zur (leider) eingestellten Festa-Reihe „Die bizarre Bibliothek“. Vor allem Karl Hans Strobls (1877-1946) recht ausführliche Erzählung „Der betrogene Tod“ aus dem Jahre 1924 erinnert an die große Tradition der deutschen Phantastik, die durch den auch kulturellen Nazi-Terror einen Schlag erhielt, von dem sie sich nie wirklich erholte bzw. zu der sie den Anschluss nach 1945 nicht mehr fand. „Der betrogene Tod“ bietet nicht nur eine gruselige Geschichte, sondern auch ein Feuerwerk selten gewordener oder ausgestorbener Wörter und Formulierungen. Was sich anfangs mühsam liest, entfaltet schnell einen eigenen Zauber: Diese Geschichte wirkt heute noch mehr als 1924 wie eine Überlieferung aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges!

Was diese deutsche Phantastik auszeichnet, erläutert Strobls‘ Zeitgenosse Anton Altrichter (1882-1954) in einem Nachwort, das Frank Festa dessen Erzählung anschließt. Dieser Beitrag ist doppelt interessant: als Information und als historisches Dokument, wobei heute diese beiden Ebenen nicht voneinander zu trennen sind bzw. getrennt werden dürfen. Leider fehlt ein moderner Blick auf Strobl und Altrichter, die beide ihr Leben und Wirken ab 1933 eng mit dem Nationalsozialismus verknüpften. Altrichters Beitrag lässt entsprechendes „völkisches“ Gedankengut durchscheinen, und auch Strobl mischt bereits „Blut-&-Boden“-Elemente in seine Version der Vergangenheit.

Thematisch breiter geht Jakob Elias Poritzky (1876-1935) – der eigentlich Isak Porycki hieß – in seinem Beitrag „Fantasten“ auf zeitgenössische deutsche und europäische Autoren ein. Er weiß die eigentümliche Mischung aus Verfremdung, Halluzination und schwüler – schnell schwülstiger – Erotik deutlich zu machen, die Autoren wie Hanns Heinz Ewers, Karl Heinz Strobl, Alfred Kubin und andere kennzeichnen. Zudem legt Poritzky die Wurzeln solcher „bizarren Phantastik“ offen und folgt ihnen bis ins Mittelalter. Leider fehlt auch hier eine aktuelle Bewertung dieses Beitrags. So bleibt Poritzkys „Fantasten“ vor allem eine – interessant zu lesende – literaturhistorische Kuriosität.

|Deutscher Horror heute|

Hatte uns Frank Festa in den früheren „Omen“-Ausgaben vor dem deutschen Grusel des 21. Jahrhunderts bewahrt, mogelt er dieses Mal (versuchsweise?) zwei (glücklicherweise) kurze Storys aus diesem unseren Lande ein. Uwe Vöhls „Nyctalus“ und Christian Endres‘ „Instinktiv“ spiegeln ein bekanntes Dilemma wider: Handwerklich durchaus kompetent geschrieben, präsentiert der eine Autor ein tausendfach erzähltes (und in zweitausend Horrorfilmen verwurstetes) „Post-Doomsday“-Garn ohne Überraschungen und mit einem tragisch gemeinten aber kalt lassenden Schlussakkord. Der andere richtet den Blick in die in die Vergangenheit und produziert eine weitere jener Lovecraft-&-Poe-Pastiches, die vor allem in sich selbst ruhen, einer deutschen Phantastik aber keine neuen Impulse bringen.

|Was haben wir noch? – Storys|

In seinen Story-Sammlungen lässt Frank Festa gern Versuchsballons steigen. Dieses Mal lernen wir mit zwei Kurzgeschichten den in Großbritannien bereits bekannten, ausschließlich unter Pseudonym arbeitenden „John B. Ford“ (*1963) kennen. Auch er stützt sich schwer auf surreale Großmeister des Genres; Thomas Owen (1910-2002), Walter de la Mare (1873-1956) oder Jean Ray (1887-1964) kommen einem in den Sinn. Herausgeber Festa vergleicht ihn mit Thomas Ligotti, doch auch diese Fußstapfen sind definitiv zu groß. Tatsächlich bieten „Die Illusion des Lebens“ und noch mehr „Der Feind in uns“ leidlich groteske Stimmungsbilder, die in eine Handlung eingebettet werden, die sich sehr oder allzu bekannter Horror-Motive bedient.

„Der Wurm von Vendren“ ist eine weitere Geschichte, die Brian McNaughton (1935-2004) in einer an Clark Ashton Smith angelehnten „Weird-Fantasy“-Welt ansiedelt, wobei McNaughton die exotische Dekadenz des Vorbilds zugunsten eines trockenen, rabenschwarzen Humors in den Hintergrund rückt. Während McNaughton mit „Ringard und Dendra“ – einer u. a. in Festas Anthologie „Necrophobia II – Die graue Madonna“ aufgenommenen Story – eher witzlos blieb, erfüllt „Der Wurm von Vendren“ die Intentionen seines Verfassers deutlich besser.

|Was haben wir noch? – Interviews|

Seit einiger Zeit orientiert sich Frank Festa teilweise neu. Zu den klassischen Verlags-Standbeinen wie Lovecraft, Lumley oder F. Paul Wilson kommen verstärkt Autoren, die den Horror entweder hemmungslos bizarr (Carlton Mellick III) oder gnadenlos blutig (Brett McBean) servieren; oft gelingt ihnen sogar beides.

In den Startlöchern steht bei Festa Edward Lee, der in den USA seit Jahren mit morbid sexuellen, exzessiv gewalttätigen Horror-Thrillern für Furore sorgt. Was den Leser erwartet, fasst Frank Festa in „Einige Gedanken zu Edward Lee“ zusammen; er dürfte recht heftig über uns kommen …

Wie man die junge US-Generation mit religiösem Gedankengut vertraut macht, erläutert uns der Theologe und Horror-Schriftsteller Kim Paffenroth. So lässt sich beispielsweise das Phänomen der Auferstehung durch den Ausbruch einer globalen Zombie-Epidemie begreiflich machen. Paffenroth scheint dies ernst zu meinen. Seine beiden im Festa-Verlag erschienenen Romane lassen sich glücklicherweise auch unter Vernachlässigung solchen Subtextes gut lesen.

Schließlich gibt noch Laurell K. Hamilton Auskunft über ihren Werdegang und ihre Erfolgsserie um die Totenlenkerin & Vampir-Henkerin Anita Blake, mit der die Autorin nachdrücklich beweist, dass sexuelle Drastik dem Genre immer noch besser bekommt als die genitalfreie Minne jener Edwards & Bellas, die den Horror immer schlimmer in Verruf bringen.

|Unterm Strich|

Abgeschlossen wird „Omen 3“ durch ein Verzeichnis der bis Oktober 2011 (tatsächlich) erschienenen Festa-Titel – eine beeindruckende Liste, die verdeutlicht, welche Akzente ein ‚Kleinverlag‘ zu setzen vermag, der nicht mit dem Mainstream schwimmt, sondern nach neuen Namen und neuen Entwicklungen sucht.

Der Leser wünscht sich ein „Horror-Journal“ wie das „Omen“ öfter, der Realist muss anerkennen, dass der Markt für solche Werke begrenzt ist. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt: Wenn das Festa-Programm schon keinen vierten Band der „Necrophobia“-Reihe mehr beinhaltet, wird es – und sei es wieder erst in Jahren – vielleicht ein „Omen 4“ geben.

Paperback: 255 Seiten
Übersetzung: Alexander Amberg, Andreas Diesel
Cover: F. Fiedler
ISBN-13: 978-3-935822-74-9
[www.festa-verlag.de]http://www.festa-verlag.de

_Das |Omen|-Journal bei |Buchwurm.info|:_
[„Omen 2“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1525

Peter S. Beagle – Das letzte Einhorn

Die Heilung der Welt durch Magie und Liebe

Seit Anbeginn der Zeit lebt das Einhorn allein in seinem Wald, doch eines Tages erfährt es von vorbeistreifenden Jägern, dass es das Letzte seiner Art sei. Also begibt es sich, begleitet vom leider nur mäßig begabten Zauberer Schmendrick und der Räuberbraut Molly Grue, auf die Suche nach seinen Artgenossen. Das seltsame Trio muss bald erkennen, dass die Erkundungsfahrt nicht ohne Kampf und äußerste Gefahr beendet werden kann. Es gilt, dem Roten Stier zu begegnen, der unter König Haggards verfluchtem Schloss haust … (Verlagsinfo)

Der Verlag empfiehlt das Hörbuch ab 8 Jahren.

Der Autor

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