Thompson, James – Totenwinter

Mit „Totenwinter“ hat James Thompson den Nachfolger zu seinem Debütkrimi [„Eisengel“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6059 geschrieben. Auch dieses Mal muss der finnische Inspektor Kari Vaara in einem Fall ermitteln, der alles andere als einfach ist.

Dabei sieht es zuerst so aus, als ob Kari und sein neuer Kollege, der etwas fanatische Polizist Milo, den Täter schon hätten. Die umtriebige Iisa Filippov liegt ermordet im Schlafzimmer ihres Reitlehrers und Liebhabers Rein Saar. Natürlich liegt der Verdacht nahe, dass Saar der Täter ist. Kari und Milo nehmen ihn in Gewahrsam, sind aber nicht von seiner Schuld überzeugt. Wenig später bekommt Kari einen Anruf des Polizeipräsidenten, der drängt, den Fall abzuschließen und Saar anzuklagen. Doch Kari ist nicht restlos von dessen Schuld überzeugt und der politische Druck, den der Polizeipräsident auf ihn ausübt, gefällt ihm gar nicht.

Gleichzeitig bittet ihn ebenjener Polizeipräsident darum, mit Arvid Lahtinen, einem finnischen Volkshelden, zu sprechen. Es steht der Verdacht im Raum, dass eine Gruppe Finnen, von denen Arvid der Einzige noch lebende ist, am Holocaust im Zweiten Weltkrieg beteiligt war. Nun möchte ihn Deutschland wegen dieses Kriegsverbrechens anklagen – und Kari soll das verhindern, indem er irgendeine Geschichte erfindet, um den 90-jährigen Nationalhelden zu schützen …

_Autor James Thompson_ ist Amerikaner, der seit Langem in Finnland lebt und mit einer Finnin verheiratet. Kari Vaara hingegen ist Finne und mit Kate, einer Amerikanerin, verheiratet. Schon im ersten Buch hat Thompson dieses Aufeinandertreffen der Kulturen genutzt, um Finnland und seine Kultur anschaulich darzustellen. Dieses Mal stehen die finnische Geschichte zur Zeit des Zweiten Weltkriegs sowie die Großstadt Helsinki, in der Kari mittlerweile wohnt, im Vordergrund. Da zusätzlich Kates Geschwister Mary und John zu Besuch sind, weil Kate hochschwanger ist, geht es auch um Unterschiede zwischen Amerika und Finnland. In dieser Hinsicht entpuppt sich der Autor als aufmerksamer Beobachter, der nicht nur das Positive, sondern auch das Negative in Finnland beschreibt, ohne dabei zu werten.

Das ist aber nicht das Einzige, was „Totenwinter“ auszeichnet. Die Handlung überzeugt auf ganzer Linie, bricht sie doch mit dem üblichen Schema von Kriminalromanen. Die zwei Fälle, die Kari bearbeiten muss, haben eigentlich nichts miteinander zu tun. Am Ende laufen sie trotzdem zusammen. Thompson orientiert sich bei seiner Geschichte nicht an den üblichen Routinen, sondern setzt sie beinahe belletristisch um. Dafür spricht auch, dass das Privatleben von Kari immer wieder thematisiert wird, allerdings sehr unaufdringlich.

Überhaupt ist Kari Vaara eine angenehme Hauptfigur. Er erzählt aus der Ich-Perspektive und obwohl er einige private Probleme hat, überschatten diese nie die eigentliche Geschichte. Er suhlt sich nicht so stark im Selbstmitleid wie man das von anderen skandinavischen Ermittlern kennt. Im Gegenteil wirkt er sehr tatkräftig, wenn auch nicht immer glücklich dabei. Insgesamt ist er aber sehr sympathisch. Das gilt nicht unbedingt für die anderen Figuren. Milo, Karis Kollege beispielsweise, wirkt auf den ersten Seiten wie ein junger und unerfahrener Polizist, entpuppt sich dann aber als ziemlich verrückter Charakter. Auch das Verhältnis zwischen Arvid Lathinen und Kari entwickelt sich interessant.

Geschrieben ist das Buch in einem unaufgeregten Stil, der aber aufgrund der Verwendung des Präsens gewöhnungsbedürftig ist. Thompson setzt viel Wert auf aussagekräftige Dialoge und hält seine Beschreibungen knapp. Trotzdem schafft er es, eine gewisse Grundspannung durch seinen Schreibstil aufzubauen, so dass es schwerfällt, das Buch wieder aus der Hand zu legen.

_Mit „Totenwinter“ hat_ James Thompson einen tollen Nachfolger zu seinem Erstling geschrieben, der durch eine komplexe Handlung und einen spannenden Blickwinkel auf das finnische Leben besticht.

|Originaltitel: Lucifer’s Tears/Kylmä kuolema
Deutsch von Thomas Merk
343 Seiten, Taschenbuch
ISBN-13: 978-3499252822|
[www.rowohlt.de]http://www.rowohlt.de

_James Thompson bei |buchwurm.info|:_
[„Eisengel“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6059

Fried, Amelie – Eine windige Affäre

_Inhalt_

Katja ist verheiratet und hat zwei tolle Kinder. Nach einer längeren Kinderpause hat sie endlich wieder eine Chance in ihrem Beruf als Bauingenieurin Fuß zu fassen. Sie soll nach Litauen, um ein Windkraftprojekt zu leiten. Durch diese Aufgabe entstehen aber etliche Probleme, die gelöst werden müssen. Zuerst muss ein Au-Pair-Mädchen engagiert werden, welches die Kinderbetreuung übernehmen soll. Dieses ist super lieb und auch hübsch, so dass sich sofort etwas Eifersucht in Katja breitmacht und sie lässt ihre Familie nur ungern mit ihr allein. Auch in Litauen läuft nichts nach Plan. Windkraftgegner blockieren das Projekt und auf einmal ist auch Katjas Leben in Gefahr …

_Kritik_

„Eine windige Affäre“ von Amelie Fried ist aus der Sicht der Protagonistin Katja geschrieben. Die Sätze sind leicht und flüssig zu lesen und der Schreibstil ist locker. Aufgrund des Titels hätte ich nicht gedacht, dass sich über die Hälfte des Buches nur um den Kampf gegen die Windkraftgegner dreht. Ich hätte mir gewünscht, dass mehr über die Entwicklung der Familie an sich berichtet wird. Es ist mit Sicherheit nicht leicht, wenn die Ehefrau und Mutter plötzlich für längere Zeit beruflich ins Ausland geht und die Familie sich mit einem jungen Au-Pair-Mädchen arrangieren muss. Auf diese Aspekte hätte die Autorin gerne näher eingehen können.

Mit dem Thema Windkraft habe ich mich persönlich noch nicht auseinandergesetzt und somit war dieser Part für mich nicht ganz so fesselnd. Die Geschichte zeigt aber deutlich, dass es nicht leicht ist, so ein Projekt zu realisieren. Es werden dem Leser eventuelle Probleme oder Widerstände aufgezeigt und Einblick in die Verhandlungen mit den Ämtern und Städten gegeben. Durch die Geschehnisse vor Ort in Litauen und die Machenschaften der Windkraftgegner wird die Story allerdings etwas interessanter. Es entsteht sozusagen ein Minikrimi in dem Roman.

Die Protagonistin Katja ist eine sympathische Frau, die weiß, was sie will. Sie hat all die Jahre wegen der Kinder zurückgesteckt und möchte ihren Traum nun verwirklichen und denkt zum ersten Mal seit Jahren wieder an sich und ihre Karriere. Dafür bringt sie das Opfer, ihre Familie für längere Zeit nicht zu sehen und eine andere Frau in ihr Haus zu lassen. Katja muss meines Erachtens eine unheimlich toughe Frau sein, um das alles meistern zu können. Zusätzlich hat sie später den Stress in Litauen und entkommt nur knapp einem Anschlag durch die Windkraftgegner. Was anderen Menschen wahrscheinlich psychisch sehr zugesetzt hätte, macht sie scheinbar nur noch stärker. Für mich ist sie eine kluge und bewundernswerte Persönlichkeit.

_Autor_

Amelie Fried, Jahrgang 1958, wurde als TV-Moderatorin bekannt. Alle ihre Romane waren Bestseller. „Traumfrau mit Nebenwirkungen“, „Am Anfang war der Seitensprung“, Der Mann von Nebenan“, „Liebes Leid und Lust“ und „Rosannas Tochter“ wurden erfolgreiche Fernsehfilme. Für ihre Kinderbücher erhielt sie verschiedene Auszeichnungen, darunter den „Deutschen Jugendliteraturpreis“. Zuletzt erschienen bei Heyne ihr Sachbuch „Schuhhaus Pallas – Wie meine Familie sich gegen die Nazis wehrte“ und der Kolumnenband „Wildes Leben“. Die Autorin lebt mit ihrer Familie in der Nähe von München.

_Fazit_

Alles in allem ist „Eine windige Affäre“ von Amelie Fried ein lesenswerter Roman. Obwohl ich durchaus interessantere Bücher von der Autorin gelesen habe, finde ich die Geschichte dennoch überwiegend spannend und auch außergewöhnlich.

|Gebunden: 384 Seiten
ISBN-13: 978-3453265882|
[www.heyne.de]http://www.heyne.de

_Amelie Fried bei |Buchwurm.info|:_
[„Taco und Kaninchen“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=561
[„Liebes Leid und Lust“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=562
[„Die Findelfrau“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3717

Hennig von Lange, Alexa – Leichte Turbulenzen

_Inhalt_

Ivy hat tierische Flugangst und muss dennoch fliegen, denn sie war auf Besuch bei ihrer Schwester in Berlin. Sie selbst wohnt in London und muss nun den Rückflug antreten. Während des Flugs lernt sie einen sympathischen jungen Mann kennen, der ihr sofort ein Gefühl der Sicherheit gibt. Am liebsten hätte sie nach seiner Telefonnummer oder Adresse gefragt, traut sich aber nicht. Als auch er nach der Landung nichts in der Richtung verlauten lässt, geht sie davon aus, dass er kein Interesse hat. Da sie ihm beiläufig erzählt hat, dass sie bei Madame Tussauds Wachsfiguren arbeitet, hofft sie aber dennoch, dass er dort nach ihr sucht …

_Kritik_

„Leichte Turbulenzen“ von Alexa Hennig von Lange ist meines Erachtens ein eher durchschnittlicher und etwas holprig verlaufender Roman. Zu Beginn hat man Schwierigkeiten sich in die Geschichte einzulesen, denn es gibt mehrere Protagonisten über die in den verschiedenen Kapiteln aus der Sicht eines Beobachters berichtet wird. Es gibt hin und wieder in der Erzählung plötzliche Zeitsprünge, wodurch es einem nicht ganz leicht gemacht wird, der Story zu folgen. Die Sätze sind nicht immer ganz flüssig zu lesen und man stolpert über den einen oder anderen Ausdruck.

Aufgrund des Klapptextes habe ich gedacht, dass es sich in dem Buch überwiegend um die junge Ivy dreht, die bei Madame Tussauds in London Wachfiguren modelliert und auf der Suche nach dem perfekten Mann ist. Aber es wird auch viel über das Leben ihrer Schwester Nathalie geschrieben, die auch so etliche Probleme hat. Gut finde ich, dass auch noch ein paar Nebenrollen in einigen Kapiteln durchleuchtet werden, so dass man auch deren Sicht der Dinge miterleben kann.

Die Protagonistin Ivy ist mir durchaus sympathisch. Sie hat einen eher ruhigen und etwas zurückhaltenden Charakter, mit dem ich mich gut identifizieren konnte. Sie geht in ihrer Arbeit bei Madame Tussauds voll auf und setzt sich sehr mit dem Leben der von ihr zu modellierenden Personen auseinander, um ihnen gerecht zu werden. Sie ist Perfektionistin. So auch bei der Figur, die sie nun nachbilden soll: Vincent Van Gogh. Je länger sie an ihm arbeitet, desto mehr kommt es ihr so vor, als ob er lebendig wird und sie ihn persönlich gut kennt. Später spricht sie sogar mit ihm. Diese Szenerie gibt dem Buch ein wenig Humor mit, welchen ich überwiegend in der Geschichte vermisst habe. Ich finde die Erzählung von Ivys Erlebnissen etwas trocken.

Die Story von Ivys Schwester Nathalie ist dagegen ein wenig interessanter. Sie ist verheiratet und hat ein Kind. Sie ist sehr eifersüchtig und vermutet hinter allem einen Betrug oder hat Angst um ihre Liebsten. Sie ist immer auf das Schlimmste gefasst. Viele Gedanken und Wutanfälle von ihr sind sehr realistisch dargestellt und lassen das Buch etwas zum Leben erwecken.

Spannend ist auch die anfängliche Begegnung von Ivy und einem Mann, der während eines Fluges neben ihr sitzt. Ivy hat Gefallen an ihm gefunden und muss die ganze Zeit an ihn denken. Die Entwicklung der Beziehung zieht sich durch das ganze Buch, was die Geschichte etwas fesselnder macht.

_Autor_

Alexa Hennig von Lange wurde 1973 in Hannover geboren. 1997 erschien ihr Debütroman „Relax“, mit dem sie zur Stimme ihrer Generation wurde. Es folgten zahlreiche Romane für Erwachsene und Jugendliche, außerdem Erzählungen und Theaterstücke. Alexa Hennig von Lange lebt mit ihrem Mann und ihren Kindern in Berlin. (Verlagsinfo)

_Fazit_

„Leichte Turbulenzen“ von Alexa Hennig von Lange ist alles in allem ein solider Frauenroman, der einige interessante Handlungen enthält. Eine unheimlich spannende Geschichte ist es generell aber leider nicht. Wenn man allerdings ein nettes Buch für zwischendurch sucht, ist man hier genau richtig.

|Gebunden: 320 Seiten
ISBN-13: 978-3570100738|
[www.cbertelsmann.de]http://www.cbertelsmann.de

_Alexa Hennig von Lange bei |Buchwurm.info|:_
[„Woher ich komme“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=962
[„Ich habe einfach Glück“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=987
[„Erste Liebe“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=988
[„Warum so traurig?“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1778

Perry Rhodan – Der erste Unsterbliche (Lemuria 4)

Perry Rhodan: Lemuria – Die Lesungen:

Band 1: „Die Sternenarche“
Band 2: „Der Schläfer der Zeiten“
Band 3: „Exodus der Generationen“
Band 4: „Der erste Unsterbliche“
Band 5: „Die letzten Tage Lemurias“ (Februar 2012)
Band 6: „Die längste Nacht“ (Mai 2012)

Die Handlung:

Die Milchstraße im 49. Jahrhundert. Die Erde ist das Zentrum der Liga Freier Terraner der mehrere Tausend besiedelte Welten angehören. Der wichtigste Repräsentant der Liga ist Perry Rhodan, jener Mann, der die Menschheit zu den Sternen führte.

Durch einen Zufall stößt Rhodan auf ein riesiges Raumschiff, das mit nahezu Lichtgeschwindigkeit durch das All rast. Es ist eine Sternenarche, bewohnt von Menschen, die vor über 55.000 Jahren ihre Reise angetreten haben. Bald erweist es sich als Teil einer ganzen Flotte von Schiffen.

Der Zweck der Archen bleibt im Dunkeln. Wer hat dieses gewaltige Projekt initiiert? Zu welchem Zweck? Und wie kann es sein, dass ihre Kommandanten Zellaktivatoren tragen, die sie unsterblich machen?

Rhodan tritt eine mentale Reise in die ferne Vergangenheit an. Er wird Zeuge des Baus der Archen – und findet die Spur ihres Schöpfers. Sie führt nach Akon, in das Blaue System … (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Wie der Titel schon vermuten lässt, steht in diesem Teil wieder der Zellaktivatorträger Levian Paronn im Mittelpunkt, auch wenn er es bevorzugt, als Akone getarnt im Hintergrund die Fäden zu ziehen. Seine Idee, die Lemurer mit Sternenarchen zu retten, ist durch einen anderen Plan abgelöst worden: Jetzt will er mithilfe einer Zeitmaschine in die Vergangenheit reisen und die Haluter mit einer besonderen Waffe aufhalten und sein Volk retten. Er führt den Hörer dann auch durch die Stimme von Josef Tratnik durch einen Auszug seines Tagebuchs in die Story ein, indem er noch einmal grob berichtet, dass alles, was bisher geschehen ist, Teil seines Plans war, der aufzugehen scheint.

Am Ende des vorigen LEMURIA-Teils war er mit dem letzten Generationenschiff, der ACHATI UMA, gestartet, das jetzt vor Akon aufgetaucht sein soll. Perry Rhodan macht sich natürlich sofort auf den Weg.

Die weiteren Hör-Stunden verbringen wir aber erstmal mit einem neu eingeführten Charakter, der uns auch noch in den nächsten LEMURIA-Teilen begleiten wird. Dem Psi-begabten Boryk, der auf einer weiteren Sternenarche, der NEANN OCIS, lebt und ein Klon der Kommandantin des Schiffes ist. Und während einigen Hörern dieser Teil sicher ein wenig langatmig, überflüssig und zu ausführlich beschrieben ist, so kann er, wenn man sich darauf einlässt, wirklich unterhaltsam sein. Denn das Leben von Boryk ist nicht langweilig und seine Queste durch die Sternenarche schon gar nicht.

Unterstützt wird er dabei von Josef Tratnik, der wiedermal in Hochform ist. Nicht nur Boryk ist am Anfang der Lesung vom Stottervortrag des Majitris genervt, auch der Hörer verdreht schnell die Augen. Tratnik bringt das gesamte aufgewühlte Gefühlsleben Boryks lebendig ins Ohr, während er seine aufregende Reise unternimmt. Auch die Kommandantin, der er am Ende begegnet, ist vom Sprecher hervorragend charakterisiert worden.

Egal welche Rasse oder Person Tratnik zu sprechen hat, alles klingt authentisch und lebendig. Akonen, Haluter, Terraner, Lemurer(-Klone), weiblich und männlich, fordernd, ängstlich, selbstbewusst, komisch, Josef Tratnik übertreibt es nie, weiß aber dennoch Akzente zu setzen.

Und dazu bietet ihm die Romanvorlage von Leo Lukas jede Menge Gelegenheit, die dem Hörer wiederum einige extrem kurzweilige Stunden beschert, manchmal auch mit einem Schuss mehr Erotik und Sex, als man es sonst von der Serie gewohnt ist.

Es gibt ja auch nicht nur Sex, sondern auch Kämpfe, Planetenabenteuer, eine Zeitmaschine, jede Menge clevere Wortspiele des Autors und den großen schon eingangs erwähnten Plan von Levian Paronn, der sein Volk retten will, koste es, was es wolle. Und wie der verläuft, welche Probleme auf Perry im Akon-System warten, welche Rolle Icho Tolot in alldem spielt und einiges mehr, das erzählt Josef Tratnik dem Hörer mit viel Engagement und Einsatz vor dem Mikro.

Musik und Effekte

Im Gegensatz zu den Silber Editionen ist die Einstiegs- und zugleich auch Kapitel-Vorspann-Musik flotter im Abgang und elektronischer vom Stil her. Die auch in den Silber Editionen verwendeten und aufgrund ihrer Seltenheit leicht irritierenden Ambient-Sound-Teppiche sind auch hier vorhanden. Allerdings so selten und so leise, dass ich oftmals dachte, es wären Störgeräusche von außen.

Der Sprecher:

Josef Tratnik ist der Sprecher der „klassischen“ Silber Edtionen. Er studierte Theaterwissenschaften, Philosophie und Germanistik in Köln und absolvierte er dort eine Schauspielausbildung am Theater „Der Keller“. Neben der Sprechertätigkeit für Hörfunk und Fernsehen, hauptsächlich bei den Sendern DLF, DW und WDR mit Hörspiel-/ und Feature-Produktionen, ist er freischaffender Schauspieler, Synchronsprecher und Sprecher in Köln. (Wikipedia)

Die Ausstattung:

Wie vom Verlag gewohnt sind die 8 CDs mit dem Titelbild der Silber Edition bedruckt, einzeln in Papphüllen verpackt und in einer stabilen Papp-Klappbox zusammengefasst.

Das vierseitige Booklet enthält die Trackliste der einzelnen CDs mit den Kapitel-Nummern des Buches und den Gesamtspieldauern der Scheiben. Auf der Rückseite werden die restlichen LEMURIA-Teile mit Bild beworben und auch der kommende, „Die letzten Tage Lemurias“, per Texthinweis.

Als Extra gibt es ein entfaltbares Poster in der Größe 36 x 48cm mit dem Cover-Motiv der Box.

Mein Fazit:

Ein neuer interessanter Charakter und ein perfider Plan eines Unsterblichen erwarten den Hörer in diesem LEMURIA-Teil, der eine Menge Abwechslung und viel Spannung bereithält, auch wenn der Einstieg ein wenig behäbig vonstattengeht. Josef Tratnik bietet höchsten Hörgenuss und tolles SciFi-Kopfkino-Feeling.

Die LEMURIA-Reihe behält ihren hohen Unterhaltungswert bei, nicht zuletzt, weil sich die Autoren abwechseln und jeder wieder für frischen, neuen Wind sorgt.

8 CDs in Papp-Klappbox, einzeln in Papphüllen verpackt
Spieldauer: ca. 9:50 Stunden
Tracks: 110
Gelesen von Josef Tratnik
ISBN-13: 978-3943013030
www.einsamedien.de

Auch erhältlich als Download-Version mit ca. 830 MB und 110 Tracks.

Perry Rhodan – Söldner für Rom (Atlan Zeitabenteuer 7)

Die Handlung:

Man nennt ihn den Einsamen der Zeit: Atlan, der unsterbliche Arkonide, der später zum besten Freund Perry Rhodans wird, lenkt über Jahrtausende hinweg die Entwicklung der Menschheit. So auch in den Jahrhunderten um die Zeitenwende: Im Dschungel Mittelamerikas forscht Atlan nach einem gelandeten Raumschiff, er besucht das alte China, und in Rom arbeitet er unfreiwillig für den grausamen Kaiser Nero … (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Nicht umsonst steht auf der Verpackung, dass dies ein „Hörbuch zwischen Science-Fiction und historischem Abenteuer“ ist wie eigentlich jedes Zeitabenteuer von Atlan. Wenn der geneigte Hörer nicht wüsste, dass Atlan aus dem Perry-Rhodan-Universum kommt, er hätte auch aus der Zeit stammen können, in der dieses Abenteuer spielt.

Denn er gibt sich als Söldner Askhan Arcon aus und trifft in diesem Zeitabenteuer auf Kaiser Nero, der ihn nicht nur einmal aus dem Weg schaffen will. Er soll nämlich für ihn arbeiten und am besten dabei auch während der ihm übertragenen Aufträge sterben. Aber Nero hat wenig Erfolg und Atlan kann sich immer wieder behaupten. Nun möchte er das Volk von Nero befreien … verständlich, denn der Kaiser neigt zum Wahnsinn. Ein Mordanschlag kommt dabei für ihn nicht in Frage, er hat andere Pläne.

Bei den auftretenden Personen hat der Autor neben Kaiser Nero auf weitere geschichtlich Verbürgte wie den römischen Tribun Marcus Vinicius, der Atlan hier auch nicht wohlgesonnen ist, oder den Philosophen Lucius Annaeus zurückgegriffen. Dazu gesellen sich eigene Figuren aus der Feder von Hans Kneifel wie Atlans Sklavin Lalaga, die sich in die lange Reihe seiner Gefährtinnen einreiht.

Und die Kombination aus Figuren und Handlung ist es auch, die dieses Zeitabenteuer spannend macht und bis zum Ende hält. Der Hörer fiebert hier nicht nur mit Atlan mit, sondern will auch wissen, was aus seiner Lalaga wird, welche finsteren Pläne Nero aushecken wird, um sich Atlan vom Hals zu schaffen und wie Atlan diese durchkreuzen will, um schließlich selbst gegen Nero aufzubegehren.

Die ganze Zeit über begleitet Renier Baaken den Hörer als fesselnder Erzähler. Mit viel Einsatz vor dem Mikro bringt er uns die Epoche und die Personen nahe, die zu diesem Abenteuer ihren Beitrag leisten. Dabei erweckt er jeden einzelnen durch seine indivduelle Interpretation von Protagonisten und Antagonisten zum Leben und lässt sie so bunt wie das Cover dieses Zeitabenteuers über die Kopfkinoleinwand des Hörers laufen.

Baaken macht seinen Job so, wie ihn ein guter Geschichtenerzähler machen muss: Er bindet den Zuhörer an die Story, gibt ihr aber auch seine eigene Note, durch die Art und Weise wie er sie erzählt. So erlebt der Hörer Atlans Werdegang unter Nero, seine Einsätze und den abschließenden Höhepunkt in der Arena gefühlsecht mit und wird sich, trotz der beachtlichen Länge von 22 Hörstunden, schon auf die nächste Ausgabe und die nächste Geschichtsstunde mit Atlan freuen. Vorlagen und Zeitabenteuer gibt es noch genügend … 54 an der Zahl.

Der Autor:

Hans Kneifel (* 1945) wuchs er in Oberbayern auf, seit 1948 lebt er in München (und zeitweise auf Sardinien). Nach seiner Ausbildung zum Konditormeister und dem Begabtenabitur 1960 begann er ein Studium der Pädagogik, das er 1965 mit dem Staatsexamen abschloss. Er war danach Berufsschullehrer, bis er sich entschloss, freier Schriftsteller zu werden. 1956 debütierte er mit dem Roman Uns riefen die Sterne, inspiriert von dem Kinofilm Endstation Mond. 1965 erschien sein erstes Perry-Rhodan-Taschenbuch, drei Jahre später wurde er in das Team der Perry-Rhodan-Heftserie berufen. Bei der Stadtzeitschrift Wir Münchener fungierte er in den achtziger Jahren als Chefredakteur. Nach jahrelanger Abstinenz schreibt er jetzt wieder als Gastautor an der Perry-Rhodan-Heftserie mit. (Wikipedia)

Der Sprecher:

Renier Baaken (* 1949) ist freischaffender Sprecher für Synchron, Werbung, Industriefilm, Ladenfunk und Hörbücher. Er studierte in Düsseldorf englische und amerikanische Literaturwissenschaft, Psychologie, Philosophie und Theaterwissenschaft. Als Schauspieler war war er in Düsseldorf und Moers engagiert sowie in mehreren Fernsehspielen und -serien (z. B. „Achtung Zoll“, „MS Franziska“ etc.) Seit den 1990er Jahren verlegte er sich mehr und mehr auf Sprecherrollen. Seit 2002 spricht er verschiedene Rollen in „Perry Rhodan“-Hörspielen und seit 2007 liest er Hörbuch-Versionen der „Perry Rhodan“-Heftserie. (Perrypedia)

Die MP3s und das Booklet

Die Qualität der MP3s entspricht nicht dem Eins-A-Medien-Standard, was nicht heißt, dass dieses Hörbuch schlechter klingt. Die MP3s sind nicht mit einer festen Bitrate codiert, sondern mit ABR, also einer durchschnittlichen Bitrate von 135 kbps, 41,1 kHz und Joint Stereo. Die Tracks sind fortlaufend nummeriert, wobei die Tracknummer im Dateinamen vorn steht und im ID3-Tag am Ende.

Das an einen Zeichentrickfilm erinnernde farbenfrohe Cover ziert nicht nur die beiden MP3-CDs, sondern auch die ID3-Tags der MP3-Dateien. Dazu bekommt der Hörer ein Booklet-Faltblatt, in dem die Technik-Credits zu finden sind und ein paar Infos zum Sprecher. Außerdem gibt es noch etwas Werbung zu den MP3-CD-Versionen der Perry Rhodan Silber Editionen ab Nummer 74.

Mein Fazit:

Ob historisches Abenteuer rund um Kaiser Nero mit Science-Fiction-Einflüssen oder umgekehrt, es ist und bleibt ein Abenteuer, das den Hörer im wahrsten Sinne des Wortes einen ganzen Tag lang unterhält. Und dazu trägt nicht zuletzt auch der engagierte und mit viel Schauspiel und Einsatz vor dem Mikro agierende Renier Baaken bei.

2 MP3-CDs
Spieldauer: 22:02 Stunden
Tracks: 237
Gelesen von Renier Baaken
Romanvorlage: ATLAN – Blauband 7 (1995), bestehend aus den Perry-Rhodan-Planetenromanen 83, 254, 259, 266 und 116
ISBN-13: 978-3943013092
www.einsamedien.de

Perry Rhodan – Suche nach der Erde (Silber Edition 78)

Die Handlung:

In der langen Geschichte der Menschheit war Perry Rhodans Plan ohne Beispiel: Die Erde, die Urheimat der Terraner, und der Mond sollten mit einem Sprung durch den Hyperraum an eine neue Heimat versetzt werden. Eine Heimat, die den Flotten der Laren und Überschweren, den neuen Herrschern der Milchstraße, entzogen sein sollte. Doch der tollkühne Sprung endete nicht in der erhofften Sicherheit: Erde und Mond rematerialisierten zwar reibungslos im Normalraum, aber nicht an dem vorgesehenen Zielpunkt. Perry Rhodan und die Menschheit fanden sich in einem unbekannten Teil des Universums wieder, Millionen, möglicherweise sogar Milliarden Lichtjahre von der Milchstraße entfernt. Die Menschheit steht erneut am Anfang. Sie macht sich auf, ihre neue Heimat zu erkunden – und muss erkennen, dass eine dunkle Macht über dem „Mahlstrom der Sterne“ herrscht … (Verlagsinfo)

Mein Eindruck

Warum es am Ende der letzten Silber Edition 77 keinen Cliffhanger gegeben hat, wird schnell klar. Wie an einem straffen Gummiband gezogen, schnellt der Handlungsfaden wieder zurück in die Milchstraße. Das wird sicher alle freuen, die sich seit einiger Zeit fragen, was denn die Zurückgelassenen und auch die Laren zwischenzeitlich so unternehmen, um Perry und die Erde zu finden.

In der Milchstraße arbeitet nämlich alles auf Hochtouren daran, den neuen Standort der Erde zu finden. Ein Planeten-Flucht-Befreiungs-Abenteuer, das von Tom Jacobs perfekt eingelesen wurde, macht hier den Anfang.

Dann hängts ein wenig durch, weil die diplomatische Bremse in Andromeda nicht nur Atlan aufhält, sondern auch den Hörspaß ein wenig trübt. Der Wechsel zum Planetenabenteuer entschädigt dann aber wieder für die ein wenig gestreckte Handlung. Tom Jacobs schöpft aus dem Vollen und hängt sich richtig rein. Seine packende und sehr lebendig variable Sprecherleistung bindet den Hörer auch in Phasen, in denen er die Geschichte gern selbst vorantreiben möchte.

Nun erwartet uns ein Liebes-Drama, das auch ein wenig ablenkt und aufhält. Dann aber gehts spannend an anderer Stelle weiter. Tom Jacobs agiert aber weiterhin überragend vor dem Mikro und lässt nicht den Hauch von Langeweile aufkommen, wo eigentlich welche wäre.

Und als Abschluss erleben wir noch ein recht ausführlich geschildertes Solo-Abenteuer von vier Technikern auf unfreiwilligen Abwegen. Tom Jacobs vermittelt die ganze Dramatik auf Seiten der Techniker und ihrer Gegner perfekt und unterhält auch in diesem abschließenden Teil der Silber Edition gewohnt souverän.

Die Effekte – Der Hintergrund

Jedes Kapitel beginnt mit einer kleinen Melodie oder ein paar Sound-Effekten. Danach folgt bei einigen Kapiteln noch ein Ambient-Teppich als Untermalung für den Hintergrund. Dieser Teppich fällt aber kaum auf, weil er so leise und unscheinbar klingt, als wären es Nebengeräusche.

Die MP3s und das Booklet

Die Qualität der MP3s entspricht dem Eins-A-Medien-Standard: 192 kbps, 41,1 kHz und Joint Stereo. Die Tracks sind fortlaufend nummeriert, wobei die Tracknummer im Dateinamen vorn steht und im ID3-Tag am Ende. Auch sämtliche Namen der an der kompletten Silber Edition beteiligten Autoren wurden mit in das ID3-Tag der Dateien geschrieben. Dies macht den Eintrag in der Playlist einiger Abspielgeräte so lang, dass nur noch die Autorennamen zu sehen sind und der Titel am Ende abgeschnitten wird.

Diesmal ziert die grafisch aufpolierte Front von Band 687 „Begegnung im Chaos“ die ID3-Tags. Das Bild liegt dem Hörbuch zusätzlich auf jeder CD als JPG-Datei in der Auflösung 1427 x 1422 bei. Außerdem bekommen wir noch das Cover von Heft 682, „Terror der Ungeborenen“, als JPG-Datei in der Auflösung 2000 x 2958 zum Ausdrucken als Poster.

Als Bonus gibt es wie immer ein Booklet. Hier finden wir ein Tracklisting mit den Kapitelnamen, ein Vorwort von Horst Hoffmann, eine Risszeichnung einer 60-m-Korvette, eine Zeitleiste und die Cover der in dieser Silber Edition enthaltenen Heftromane Nr. 680, 681, 682, 683, 686 und 687. Außerdem gibts am Ende noch mal die schicke CD-Cover-Version von Band 683 zu sehen. (*Rrrrrrrrrr*)

Mein Fazit:

Wir sind wieder zurück in der Milchstraße und erfahren, wie es den Zurückgebliebenen ergangen ist. Diese Silber Edition ist nicht so actiongeladen wie manch andere und verliert sich manchmal in ein wenig zu langen diplomatischen Verhandlungen oder einem Liebesabenteuer. Da hier aber sechs Romane zusammengefasst sind, wird es für jeden Geschmack etwas geben.

Tom Jacobs unterhält gewohnt lebendig und authentisch und schafft es auch in Phasen, in denen bei dem einen oder anderen Langeweile aufkommen könnte, den Hörer an das Hörbuch zu binden. Und das hat er nach 16.5 Stunden guter Unterhaltung dann auch nicht bereut.

2 MP3-CDs
Spieldauer der Lesung: 16:34 h
Anzahl der Tracks: 189
Gesamtgröße der Dateien: 1.35 GB
Sprecher: Tom Jacobs
ISBN-13: 978-3943013078

Auch erhältlich als Download-Abo in jeweils vier Teilen, die im Abstand von je drei Wochen erscheinen.

John Sinclair – Der Ripper kehrt zurück (Folge 69)

Die Handlung:

Ernie Shane ist tot. Unter dem Einfluss des Geistes von Jack The Ripper hatte Shane mehrere Frauen und schließlich sich selbst ermordet. Doch ist der Schrecken damit vorbei? Als in dem Vergnügungs-Park „Horror-Land“ das abgetrennte Haar einer Frauenleiche gefunden wird, ahnt Oberinspektor John Sinclair nicht, dass er bereits einer Spur folgt, die ihm sein Feind gelegt hat. Eine Spur, die Sinclair bis an den Rand des Wahnsinns führen wird. (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Dieses Mal beglückt uns das Sinclair-Team mit der Hörspielumsetzung des Heftromans mit der Nummer 216, dessen Cover auch diese Hörspielversion ziert und der fieserweise der erste Teil eines Mehrteilers ist. Also darf der Hörer von Anfang an auf einen gemeinen Cliffhanger gespannt sein.

Diese Folge fängt mit einem Grinsen für den Hörer an, befinden wir uns doch im „Vergnügungspark Horror-Land“, der für diese Folge der Hauptschauplatz sein wird. Danach folgt eine Runde Fremdschämen für John mit anschließendem Traurig-sein mit John. Und danach gefriert dem Hörer das Blut in den Adern.

Denn direkt nach diesem „Vorspiel“ wird diese Folge zu einem Psycho-Schocker, wie ich ihn lange nicht erlebt habe. War die letzte Folge mit der Leichenkutsche noch ein Krimi, ist „Der Ripper kehrt zurück“ blanker Horror. Erst bemächtigt er sich Jane und dann springt er mithilfe der virtuos und mit Liebe zum entsetzlichen Detail eingesetzten Effekte auch in den Kopf des Hörers … der Horror und der Ripper.

Die Sprecher bieten blankes Entsetzen und puren Wahnsinn, die authentisch und lebendig oder nicht-mehr-allzu-lange-lebendig im Horror-Kopfkino des Hörers ankommen. Dramatische Musik untermalt das Szenario und die Effektemacher ziehen alle Register, um wirklich unter die Haut zu gehen.

Und in dem Moment als auch John Sinclair das ganze Ausmaß des Wahnsinns erfasst, da hören wir Joachim Kerzel „Ende des ersten Teils“ sagen und werden zurück in die Realität katapultiert. Der Schrecken geht weiter …

Die Sprecher und ihre Rollen:

Erzähler – Joachim Kerzel
John Sinclair – Frank Glaubrecht
Suko – Martin May
Sir James Powell – Karlheinz Tafe
Jane Collins – Franziska Pigulla
Muriel – Anjy Rybiczka
Jill Clark – Tanja Gerke
Ripper – Jörg Hengstler
Phil Bigger – Jörg Döring
Freddy Corman – Robin Kahnmeyer
Dick Reynolds – Phillip Schepmann
Junge – Frederik Döring
Mitch – Gerrit Schmidt-Foss
Martin – Rainer Fritsche
Mark Meyer – Tobias Kluckert
sowie Fred Bogner, Detlef Bierstedt, Ralf Caspers, Marion von Stengel, Marie Bierstedt und Markus Pfeiffer

Technik-Credits:

Produktion: Alex Stelkens (WortArt), Marc Sieper (Lübbe Audio)
Realisation: Ila Schnier von Wittich
Tontechnik und SChnitt: ear2brain productions
Buch und Regie: Oliver Döring

Die Ausstattung:

Die CD steckt in einem Jewel-Case. Das Booklet-Faltblatt enthält eine Aufstellung der bereits veröffentlichten Folgen. Zusätzlich werden noch die Sprecher und ihre Rollen aufgeführt sowie die Technik-Credits.

Mein Fazit:

Ein echter Psycho-Horror-Schocker, der unter die Haut geht. Der Ripper überfällt nicht nur Jane, sondern schleicht sich auch in den Kopf des Hörers, der in einem blutigen Kopfkino ein echtes Horrorland erlebt.

Audio-CD mit ca. 48 Minuten Spieldauer
ISBN-13: 978-3-7857-4475-8
www.luebbe-audio.de

Der Autor vergibt: (4/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)

Freeman Wills Crofts – Das Verbrechen von Guildford

crofts-verbrechen-guildford-cover-heyne-kleinEin Buchprüfer stirbt, und Diamanten im Wert einer halben Million Pfund werden gestohlen: Inspektor French steht vor fünf Verdächtigen mit lückenlosen Alibis, die er dort, wo es darauf ankommt, durch makellose Ermittlungsarbeit erschüttert … – Lupenreinere „Whodunits“ als Freeman W. Crofts konstruierte und schrieb wohl niemand; auch dieser ist als Krimi makellos, zumal der Verfasser auf jegliche Seifenoper-Zusätze ersatzlos verzichtet: ein wunderbar gereifter Klassiker.
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Riggs, Ransom – Insel der besonderen Kinder, Die

|Gerade als ich mich an den Gedanken gewöhnte, dass dieses Leben keine Abenteuer für mich bereithalten würde, geschah etwas Seltsames. So wie alles, was einen für immer verändert, teilte es mein Leben in zwei Hälften: vorher und nachher. Und wie bei so vielen der außergewöhnlichen Dinge, die sich noch ereignen würden, war mein Großvater darin verwickelt.

Die Insel. Die Kinder. Das Grauen. Bist Du bereit für dieses Abenteuer?|

_Jacobs Großvater erzählte_ seinem Enkel keine weich gespülten Märchen, sondern von einer Insel auf der Kinder mit magischen Fähigkeiten leben und den Monstern die Jagd auf diese besonderen Kinder machen. In jungen Jahren glaubte Jacob seinem Großvater diese Geschichten noch, jedoch mit zunehmendem Alter tat er diese als Schauergeschichten ab. Trotz der Fotos, die Jacob zu sehen bekam, glaubte er nicht mehr an die geheimnisvolle Insel und ihre besonderen Bewohner.

Mittlerweile ist Jacob ein 15 Jahre alter Teenager und die alten Schauergeschichten sind schon fast in Vergessenheit geraten, bis zu dem Tag an dem Jacob seinen sterbenden Großvater findet. An diesem Tag sieht er zum ersten Mal ein schattenhaftes Monster. Seine Eltern und ein Psychologe versuchen Jacob diese Gedanken auszutreiben, doch die Hinweise mehren sich das die alten Schauergeschichten einen wahren Kern haben. So macht Jacob sich auf die Suche.

_Kritik_

„Die Insel der besonderen Kinder“ ist ein außergewöhnlicher Roman. Schon bei der Gestaltung des Covers wird ein Gruseleffekt deutlich, in düsteren Schwarz- und Grüntönen gehalten, ist ein schwebendes Mädchen zu sehen. Aber nicht nur auf dem Cover gibt es Gruseliges zu sehen. Durch den Autor und andere Sammler alter Fotografien sind viele dieser Bilder zu sehen und vor allem zu bestaunen. Neben den mystischen Bildern wird auch sonst Wert auf die Gestaltung gelegt. Die im Roman gezeigten Briefe sind tatsächlich handgeschrieben, wenn auch die Schrift nicht authentisch ist, in den 40 Jahren war die Handschrift schon anders, trägt dies dazu bei aus dem Roman etwas Besonderes zu machen. Dazu eine Aufmachung, die an ein älteres Buch denken lassen und die perfekte Bühne, für ein Buch, in dem es um Mysteriöses und Gruseliges geht, ist perfekt gelungen.

Ransom Riggs baut seine Geschichte um die teils sehr gruseligen Fotografien auf. Diese haben immer einen Bezug zur Erzählung und zeigen beispielsweise die Kinder und ihre besonderen Fähigkeiten. Die Fotografien sind untrennbar mit der Geschichte verbunden und der paranormale Plot des Autors bekommt so einen glaubwürdigen Ansatz. In einfacher Sprache beschreibt der Autor besonders die Umgebung auf der englischen Insel sehr greifbar und atmosphärisch. Sei es zu der heutigen Zeit oder auch die der vierziger Jahre, die bildliche Vorstellung gelingt spielend. Ebenfalls schafft es der Autor, eine düstere Stimmung zu vermitteln. Dies alles hätte Garant für einen gruselig düsteren Lesegenuss sei können, leider kommt es dann aber zu offenen Handlungssträngen, die sich im Verlauf kaum auflösen. Auch einige logische Fehler, beispielsweise taucht kein sprachlicher Konflikt auf, wobei in den vierziger Jahren ganz anders gesprochen wurde, fallen auf. Das sprachliche Bild hätte ebenfalls etwas gehobener ausfallen können, zumindest in der Vergangenheit, um die Unterschiede der Zeiten deutlich zu machen.

Nach einem spannenden Prolog fällt die Spannung fast ins Bodenlose. Zwar kommt es immer mal wieder zu einem gruselig spannenden Hock und zum Ende schafft es der Autor sogar die Spannung über ein paar Seiten zu halten, dennoch plätschert die Geschichte zumeist seicht dahin. Hauptsächlich die Neugier und das Hoffen auf einen mystisch gruseligen Punkt in dem Roman halten bei der Stange. Zum Ende wird die Spannung dann deutlich angezogen und endet offen, eine Fortsetzung ist für 2013 geplant und bis dahin werden wir Leser wohl auf das Schlüsselerlebnis warten müssen.

Ein absoluter Pluspunkt ist die Perspektive, aus der die Geschichte erzählt wird. Der männliche Protagonist Jacob erzählt seine Erlebnisse aus seiner Sicht. Gefühle und Ängste dieses Charakters werden so gut deutlich gemacht. Auch das ein männlicher Protagonist in den Vordergrund rückt ist dünn gesät und somit ein Vorteil. Hier werden nicht nur weibliche Leser angesprochen, sondern auch und besonders männliche Jugendliche.

Die Figurenzeichnung ist einfach gehalten und in gut und böse unterteilt. Verschiedenen Graustufen gibt es leider nicht und so sind die Charaktere recht blass und in ein schwarz-weißes Schema gehalten.

Die lebendigste Figur ist der Protagonist Jacob. Vom Verhalten authentisch reagiert er mit großer Trauer, als sein geliebter Großvater stirbt. Die Zeit danach ist glaubwürdig geschildert. Schnell wird Jacob den Lesern sympathisch und man hofft, dass Jacob die Geheimnisse um seinen Großvater auflöst.

Wichtige Figuren, wie die verschiedenen paranormalen Kinder, stützen sich bevorzugt auf die Fotografien und werden kaum näher beschrieben. Hintergrundgeschichten gibt es fast überhaupt nicht. Auch auf die magischen Fähigkeiten wird kaum eingegangen. Etwas stutzig macht auch die Tatsache, dass die Kinder zwar seit gut 70 Jahren tagtäglich den gleichen Tag erleben und dieses bewusst, dabei aber vom Verstand nicht altern. Da gibt es Kinder, die zu Beginn der Zeitschleife zwar noch wirklich kein waren, sich 70 Jahre später aber immer noch genauso kindlich verhalten. Hier wäre es schön gewesen, wenn diese etwas an Reife gewonnen hätten.

Auch andere Figuren blieben suspekt, ob Jakobs Eltern, die Heimleiterin und auch das grauenvolle Böse ist kaum deutlich gemacht.

_Autor_

Ransom Riggs wuchs in einem kleinen Fischerdorf im südlichen Florida auf, einer Region, in der sich viele Amerikaner zur Ruhe setzen. Um nicht vor Langeweile zu sterben, begann er, in Musikbands zu spielen und mit seinen Freunden Filme zu drehen. Später studierte er in Ohio und Los Angeles Literatur und Filmproduktion. Ransom Riggs dreht heute Werbefilme für Firmen wie Absolut Vodka und Nissan und arbeitet als Drehbuchautor, Journalist und Fotograf. Mehr Informationen finden sich auf seiner Website: [www.ransomriggs.com]http://www.ransomriggs.com

_Fazit_

Mit seinem Romandebüt „Die Insel der besonderen Kinder“ hat der Autor Ransom Riggs auf jeden Fall bewiesen, dass er fantastische Ideen und Ansätze hat. Leider hapert es noch ein an der Umsetzung. Auf jeden Fall ist dieser paranormale Roman nicht nur der weiblichen Leserschaft gewidmet, sondern spricht besonders auch die männlichen an.

Das Gesamtbild des Romans ist auf jeden Fall etwas Besonderes, von schaurigen Bildern unterstützt bildet sich doch recht schnell mal eine Gänsehaut beim Zusammenspiel von Lesen und Gucken. Der Fokus in dem Roman „Die Insel der besonderen Kinder“ liegt auf den alten Aufnahmen aus der Kinderzeit der Fotografie. Diese wurden kaum bis gar nicht nachbearbeitet und da kann dem Leser schon mal ein Schauer den Rücken herunter laufen.

|Gebundene Ausgabe: 416 Seiten
ISBN-13: 9783426283684
Vom Hersteller empfohlenes Alter: 14 – 16 Jahre
Originaltitel: Miss Peregrine’s Home for Peculiar Children|
[www.pan-verlag.de]http://www.pan-verlag.de/startseite

Die drei ??? – Spur ins Nichts (Band 121)

Justus wacht benommen in einer völlig fremden Umgebung auf. Er liegt in einem kühlen, gekachelten, leeren Raum, der an einen Operationsaal erinnert. Justus hat keine Ahnung, wie er hierhergekommen ist. Bei ihm liegt ein junger Mann, ein paar Jahre älter als er, den er nie zuvor gesehen hat. Der Fremde stellt sich als Shawn vor und scheint genauso wenig wie Justus zu wissen, was sie hier machen. Die Tür ist verschlossen, auf Rufen und Klopfen reagiert niemand.

Justus hofft, dass seine Freunde Peter und Bob irgendwo in der Nähe sind. Er sendet Morsezeichen aus, indem er an ein Rohr klopft – und tatsächlich bekommt er Antwort. Peter ist zusammen mit einer jungen Frau namens Jolene in einem anderen Raum gefangen. Justus entdeckt über der Tür eine versteckte Kamera, die er zerstört, Peter macht bei sich das Gleiche. Während beide versuchen, einen Ausweg aus den Räumen zu finden, reagiert Shawn immer aggressiver. Er verdächtigt Justus, mehr zu wissen, als er zugibt – auf der anderen Seite ist Justus nicht sicher, ob Shawn wirklich so ahnungslos ist, wie er tut.

Unterdessen kehrt Bob aus einem Kurzurlaub zurück. Als er beim Schrottplatz auftaucht, befragen ihn Onkel Titus und Tante Mathilda aufgeregt nach Justus und Peter. Beide sind anscheinend seit gestern Abend verschwunden. In der Zentrale findet Bob als einzigen Hinweis einen Zettel mit einem Namen und einer Telefonnummer. Zusammen mit Jelena, der Freundin der drei Detektive, fährt Bob nach West Hollywood, wo offenbar auch Justus und Peter vor ihrem Verschwinden waren …

Die drei ??? versus „Saw“

Justus und ein Fremder wachen in einem sterilen Raum auf, sind gefangen, ohne Kenntnis, wie sie dorthin gekommen sind – bei diesem Szenario werden „Saw“-Assoziationen wach, wobei jedem Leser klar ist, dass die Handlung einen weitaus zahmeren Verlauf nehmen wird. Dennoch ist es ein reizvolles Ausgangsszenario, das alle Freunde der Drei Fragezeichen sofort fesselt.

Originelle Handlung

Normalerweise gelangen die drei Freunde zu Beginn eines jeden Bandes an einen neuen Fall, klassischerweise durch einen Auftraggeber – und geraten dann nach und nach in gefährliche Situationen. Hier wird dagegen in medias res eingestiegen und der Leser ist genauso ahnungslos wie die drei Detektive selbst. Es ist eine beklemmende Atmosphäre in diesem gekachelten sterilen Raum. Die Lage ist bedrohlich, weil nichts darauf hindeutet, warum Justus und Shawn sowie Peter und Jolene hier gefangen gehalten werden, es gibt keinen Hinweis und keinen Ansprechpartner, Vor allem aber ist lange Zeit nicht klar, ob man Shawn und auch Jolene trauen kann. Jolene erscheint sympathisch und genauso aufgeregt, wie man es in der Situation erwartet. Während sie mit Peter kooperiert, zeigt sich Shawn sehr uneinsichtig. Er reagiert zunehmend höhnisch auf Justus‘ Art, erst recht auf dessen Erklärung, dass er, obwohl noch ein Schüler, mit Freunden ein Detektivbüro betreibt. Weder Justus noch der Leser ist sich dabei aber sicher, ob Shawn wirklich so misstrauisch ist oder ob er vielleicht nur eine Rolle spielt.

Parallel dazu sucht Bob nach seinen beiden Freunden. Ein Name und eine Telefonnummer führen ihn und Jelena nach Hollywood. Dort landen sie bei einem Apartmenthaus, wo ein Regisseur lebt, der irgendetwas mit Justus und Peter zu tun haben muss, da sie ihn offenbar vor ihrem Verschwinden beschattet haben. Dort begegnen sie allerdings nur seiner Freundin, die sehr misstrauisch reagiert. Nach und nach fügt sich für Bob und Jelena ein Puzzle zusammen und sie bekommen eine Ahnung, was mit Justus und Peter geschehen sein könnte. Jelenas Mitwirken ist natürlich ein zusätzlicher Pluspunkt für alle Fans der Drei Fragezeichen, die das eigenwillige Mädchen als Nebencharakter mögen. Ihren ersten Auftritt hatte sie in „Musik des Teufels“ und seither spielte sie in einer Handvoll Fälle mit. Jelena sitzt seit einem Kindheitsunfall im Rollstuhl und ist eine begabte Geigerin. Dazu ist sie noch ziemlich scharfsinnig, mag sarkastischen Humor und ist dickköpfig – und damit eine Art weibliche Ausgabe von Justus Jonas, was allerdings auch der Grund dafür ist, dass die beiden sich regelmäßig fetzen.

Nur kleine Mängel

Zu bemängeln gibt es nur recht wenig. Allerdings ist es ein ziemlich untypischer Fall der Drei Fragezeichen, der vielleicht Fans der klassischen Fälle nicht so gut gefällt. Auch als Einsteigerband ist er nicht zu empfehlen, weil er falsche Vorstellungen von der Reihe vermittelt. Die Hintergründe für die Gefangenschaft sind dann auch nicht ganz so brisant, wie man sich vielleicht erhofft hat. Zwar gibt es noch einen netten Twist am Ende nach der scheinbaren Auflösung, aber auch der kann nicht alle hochgesteckten Erwartungen erfüllen.

_Als Fazit_ bleibt ein guter, vor allem sehr spannender Band der Drei-Fragezeichen-Reihe, der recht unkonventionell daherkommt. Als Einsteigerband ist er daher eher nicht geeignet, auch wer die traditionellen Fälle mag, wird hiermit vielleicht nicht ganz glücklich. Empfehlenswert ist der Band auch für Fans von Jelena Charkova, die wieder mal mitspielt.

_Der Autor_ André Marx wurde 1973 geboren und begann zunächst ein Studium der Germanistik, Sprachwissenschaften und Kunst, ehe er sich ganz dem Schreiben widmete. Seit 1997 veröffentlicht er regelmäßig Bände der Drei Fragezeichen.

Gebunden: 128 Seiten
ISBN-13: 978-3440102091
www.kosmos.de

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Paul Maar – Lippels Traum

Der zehnjährige Phillipp, von allen „Lippel“ genannt, liebt vor allem Sammelbilder und Bücher und besucht gern seine Freundin Frau Jeschke, eine ältere Frau aus der Nachbarschaft. Eines Tages kommen zwei neue Mitschüler in Lippels Klasse. Das Mädchen Hamide und ihr Bruder Arslan stammen aus der Türkei. Im Gegensatz zu Hamide kann Arslan nicht viel deutsch, weshalb er nur wenig spricht. Kurz darauf müssen Lippels Eltern zu einem Kongress nach Wien verreisen. Damit Lippel in der Zeit nicht alleine bleibt, stellen sie die pingelige Frau Jakob, die Bekannte einer Freundin, als Babysitterin ein.

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Sherlock Holmes – Im Schatten des Rippers (Die geheimen Fälle des Meisterdetektivs 1)

London, Ende des 19. Jahrhunderts: In Viertel Whitechapel geschehen unheimliche Morde an Prostituierten. Der Täter wird „Jack the Ripper“ genannt und bleibt trotz aller Ermittlungen unauffindbar. Inspector Abberline vom Scotland Yard bittet schließlich Sherlock Holmes um Hilfe, den berühmten Detektiv aus der Baker Street.

Sherlock Holmes legt allerdings gerade eine Pause ein und hat kein Interesse an Fällen, erst recht nicht an so einem unappetitlichen Fall wie den Jack-the-Ripper-Morden. Das ändert sich aber, als der Inspector Dr. Watson als Zeugen und eventuell sogar Tatverdächtigen sprechen möchte. Holmes ehemaliger Wohnungsgenosse, Freund und Partner bei Ermittlungen hat vor wenigen Monaten geheiratet, sich anscheinend aber bereits wieder von seiner Frau getrennt.

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Stevens, Chevy – Never Knowing – Endlose Angst

Als Adoptivkind kommt man mit Sicherheit an den Punkt, an dem nach sich fragt: Woher komme ich? Wer sind meine Eltern? Und vor allem wird man sich mit der Frage beschäftigen: Warum wollten mich meine Eltern nicht? Welche Gründe muss es gegeben haben, dass ich in deren Leben scheinbar keinen Platz finden konnte oder durfte?

Es bleibt offen, ob diese Suche, wenn sie denn erfolgreich ist, eher ein freudiges Ereignis ist oder ob es nicht doch besser gewesen wäre, wenn man den Schritt erst gar nicht gegangen wäre. Die Gefahr einer Ernüchterung ist groß und könnte noch mehr Komplikationen hervorrufen, denen man psychologisch nicht gewachsen ist. Erklären sich manche negative und positive Eigenschaften besser, wenn man quasi selbst nach Jahren einen Teil seiner selbst begegnet?

Für jede Person, einschließlich der Adoptiveltern, bedeutet das große Anspannungen und Probleme, die schnell eskalieren können.

Die kanadische Autorin Chevy Stevens präsentiert mit ihrem zweiten Roman „Never Knowing – Endlose Angst“ einen psychologischen, gut durchdachten und spannenden Thriller.

_Inhalt_

Sara, eine junge Frau, führt ein erfreuliches und relativ sorgloses Leben. Als Säugling wurde Sara adoptiert und wurde von ihrer Adoptivmutter liebevoll in die wachsende Familie integriert. Trotzdem blieb zu ihrem Adoptivvater eine gewisse Distanz, der seinen beiden leiblichen Töchtern Lauren und Melanie mehr Liebe und Fürsorge zeigte. Das Verhältnis zu ihren beiden Geschwistern blieb nicht ohne Spannungen, gerade zu Melanie wurde es im Laufe der Jahre immer schwieriger für Sara, einen Weg des Friedens zu finden. Sara, die sich erfolgreich eine Geschäftsexistenz als Möbelrestauratorin aufgebaut hat und ihre Hochzeit mit Evan plant, könnte es glücklicher nicht sein. Für sie und ihre kleine, aufgeweckte Tochter Ally steht die Welt mit all ihren Hoffnungen und Wünschen offen.

Doch einen langgehegten Wunsch möchte sich die junge Frau doch erfüllen. Die Frage, wer ihre leiblichen Eltern sind und wo sie leben, lässt sie nicht los. Weder ihre Adoptiveltern noch ihr Verlobter zeigen für diesen Wunsch Verständnis, aber gehen einer Diskussion auch aus dem Weg. Sara macht sich ohne das Wissen ihrer Liebsten auf die Suche nach ihren Eltern. Mithilfe eines ehemaligen Polizisten, der als Privatdetektiv tätig ist, findet sie schließlich ihre Mutter.

Diese ist als Professorin an einer Universität tätig und lebt mit einer Frau als Partnerin zusammen. Als Sara diese aufsucht, zeigt sich ihre Mutter ihr gegenüber sehr abweisend und zudem ängstlich. Warum trägt ihre leibliche Mutter einen anderen Namen und weist sie derartig brutal von sich? Die Recherchen des Detektivs offenbaren sich als ein einziger Schrecken für Sara. Ihre Mutter ist die einzige Überlebende eines Killers, der schon seit Jahren mordet. Nach ihrer Vergewaltigung konnte sie den Mörder verletzen und fliehen. Sie trug Sara aus, gab sie zur Adoption frei, änderte ihren Namen und baute sich eine neue Existenz auf. All die Jahre verdrängte sie, was ihr angetan wurde und nun mit dem Auftauchen von Sara wird die Vergangenheit wieder aktiviert und holt alle Beteiligten ein.

Als die Geschichte um Sara und ihre leibliche Mutter öffentlich und im Internet verbreitet wird, ist es bereits zu spät. Nicht nur die Medien interessieren sich für das Schicksal der jungen Frau, auch ihr leiblicher Vater – der Campsite-Killer, wie er auch genannt wird, nimmt Kontakt mit Sara auf …

_Kritik_

„Die Geister, die ich rief“ sind nun gekommen und genau das erleben Sara und ihre Familie. Ihre Motivation, die eigenen Eltern zu finden, ist nachvollziehbar und ebenso die Motivation des Vaters, seine Tochter kennenzulernen, von deren Existenz er jahrelang nichts geahnt hat.

Von dem Schrecken, der Sara und ihre Angehörigen nun verfolgt, erzählt die Autorin raffiniert und absolut realistisch. Immer aus der Perspektive von Sara lässt die Autorin den Leser auf einer Welle der Eskalation treiben, die erst dann brechen kann, wenn Sara ihrem Vater gegenübersteht. Doch bis dahin passiert viel. Die Polizei schaltet sich ein und Sara bekommt zwei Beamte zugewiesen, die sie beschützen und den immer intensiveren Kontakt zwischen Vater und Tochter für ihre Zwecke einsetzen.

Dass dabei Sara an ihre psychologischen Grenzen stößt und das Verhältnis zu ihrem Verlobten Evan zunehmend angespannter wird, kann der Leser ebenso verfolgen, wie der immer fordernde Kontakt zu „John“, ihrem leiblichen Vater.

Saras Charakter zeigt sich hier mit all ihrer Stärke und auch Schwäche. Sie zeigt Verantwortung gegenüber ihrer Tochter, aber auch Verständnis und Interesse für ihren Vater, der immer wieder beteuert, kein Monster zu sein. Sara sucht verzweifelt nach Liebe und Verständnis, verrennt sich aber in den Wunsch jeden und allem gerecht zu werden.

Sara erlebt buchstäblich die Hölle auf Erden. Anfangs überzeugt, den richtigen Weg zu gehen, relativiert sich die Hoffnung der jungen Frau, wenn die Bedrohung immer realistischer wird und ihrer Familie näherkommt.

„Never Knowing – Endlose Angst“ entwickelt ein dauerhaftes Spannungsniveau. Als Leser hofft, und bangt man auf jeder Seite mit der Protagonistin und nicht nur einmal wird man sich fragen: Ist dieser Weg – denn nur der einzig Richtige und wie würde ich mich in diesem Fall verhalten? All das kann man nicht abschließend beantworten, aber was bleibt und überzeugt, ist, dass das Buch ein psychologisch ausgefeilter Thriller ist, der lange in den Köpfen verweilen wird.

Die Frage, ob Sara nun wirklich die Tochter des Campsite-Killers ist und vor allem, warum dieser nach all den Jahren noch immer mordend durch das Land tourt, wird natürlich aufgelöst. Neben den Protagonisten sind die Emotionen, die diese durchleben, eine weitere und sehr tragende Säule. Interessant auch zu sehen, dass der Killer sehr menschlich dargestellt wird, sich aber dabei dann doch die Frage stellt, ob dieser es ernst meint, wenn er sich um seine Tochter und seine Enkelin sorgt.

Dieser Roman überzeugt durch das psychologische und erzählerische Geschick der Autorin und erreicht den Leser nicht über Verfolgungsjagden oder wilde Schusswechsel. Das würde auch dem Gesamtbild überhaupt nicht entsprechen.

Einziges Manko ist eventuell für den einen oder anderen das Ende – der Showdown, der im Grunde den Bogen etwas überspannt. Doch das mindert nicht das Lesevergnügen, die Spannung, die die Autorin so vorbildlich und professionell in Szene zu setzen weiß. Ein weiterer Schwachpunkt und auch damit der Letzte, ist, dass man vom Campsite-Killer nicht wirklich viel erfährt. Auch die Rolle der leiblichen Mutter hätte größer ausfallen können, sie bleibt leider immer ein wenig im Hintergrund.

_Fazit_

„Never Knowing – Endlose Angst“ ist ein Blitzlicht im Genre „Thriller“. Ein brillanter Thriller, der durch psychologische Konflikte und Beziehungen überzeugt und dadurch nicht übertreibt.

Der Roman ist der Zweite der Autorin Chevy Stevens und ein in sich abgeschlossener. Es ist nicht davon auszugehen, dass es hier eine Fortsetzung geben wird. Ein hervorragender Psychothriller der Autorin und absolut empfehlenswert.

_Autorin_

Chevy Stevens ist auf einer Ranch auf Vancouver Island aufgewachsen. Sie arbeitete einige Jahre als Immobilienmaklerin und kam während der einsamen Wartezeiten bei Open-House-Besichtigungen auf die Idee zu ihrem ersten Thriller „Still Missing – Kein Entkommen“. Der Roman wurde sofort zu einem internationalen Bestseller; auch ihr zweiter Thriller „Never Knowing – Endlose Angst“ erscheint weltweit in über 20 Sprachen. Die Autorin lebt mit ihrem Mann auf Vancouver Island vor der kanadischen Westküste.

|Broschiert: 496 Seiten
ISBN-13: 978-3596192748
Originaltitel: Never Knowing|
[www.fischerverlage.de]http://www.fischerverlage.de

_Chevy Stevens bei |Buchwurm.info|:_
[„Still missing – Kein Entkommen“ (Lesung)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6927
[„Never knowing – Endlose Angst“ (Lesung)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7389

Interview mit Rebecca Gablé

_“Der dunkle Thron“ ist gerade im Buchhandel erschienen. Wie waren dort Ihre Eindrücke?_

Ich habe den Eindruck, dass „Der dunkle Thron“ vom Buchhandel mit großer Euphorie und viel Engagement aufgenommen wurde. Von der Buchhandelskrise, die derzeit in aller Munde ist, habe ich diesen Herbst noch nichts gemerkt.

_Sie haben nun die Waringhams in einigen Generationen und das über vier Bände viel erzählen lassen, was England geprägt hat. Wäre es denn nicht mal interessant einen Roman zu schreiben, aus der Perspektive Heinrich VIII. oder einer seiner engsten Vertrauten?_

Nein, das würde mich derzeit nicht sonderlich reizen, weil ich ja gerade einen Roman über diese Epoche geschrieben habe. Es gibt so viele spannende historische Themen, dass es wirklich nicht nötig ist, eines zweimal zu behandeln 😉

_Beim Lesen von „Der dunkle Thron“ fiel mir auf, dass Sie den historischen Figuren bzw. deren Charakteren ein äußerst negatives Bild gegeben haben! Gerade Anne Boylen und König Heinrich VIII., waren diese denn nicht auch „Opfer“ ihrer eigenen Zeit? Schließlich wurden die beiden wie auch andere immer wieder von Politikern oder auch Verwandten manipuliert!_

Das kann man so generell nicht sagen, meine ich, denn viele historische Figuren – Thomas More, Katharina „Catalina“ von Aragon, Mary Tudor etc. – kommen in meinem Roman besser weg als bei manchen Kolleginnen und Kollegen. Was ich über König Henry VIII. geschrieben habe, spiegelt den aktuellen historischen Forschungsstand wieder. Alle Menschen sind „Opfer ihrer eigenen Zeit“, aber nicht alle werden deswegen zu psychopathischen Egomanen wie Henry. Im Gegensatz zu ihm werden viele der anderen Figuren von den Historikern sehr unterschiedlich beurteilt, das gilt z. B. auch für Anne Boleyn. Meine Schilderung gibt wieder, wie ich Anne nach Abwägung der bekannten Fakten beurteile. Die Darstellungen von Persönlichkeiten im historischen Roman sind aber immer subjektiv. Ein Romanautor, der versucht, objektiv zu bleiben, kann sein Manuskript gleich in die Tonne stopfen, denn objektiv ist langweilig.

_In Ihren Romanen waren die Rosenkriege und die Geburt der Tudor-Dynastie Thema. Wenn es einen fünften Band geben sollte, wird es hier um die jungfräuliche Königin Elisabeth gehen?_

Das weiß ich noch nicht.

_Entwickeln sich Ihre Charaktere immer genauso wie sie es geplant haben oder entwickeln diese ungewollt dann doch ein buntes Eigenleben?_

Ich plane meine Figuren immer sehr genau, bevor ich mit dem Schreiben beginne, darum gibt es bei ihrer Entwicklung während der Entstehung des Romans keine Überraschungen. Weniger exakt plane ich den Handlungsverlauf im Einzelnen, also die Ereignisse im Privatleben meiner Figuren, und da kann es dann vorkommen, dass beim Schreiben unerwartete Dinge passieren.

_Sie gelten als Königin des historischen Romans, liegt es dann nicht auf der Hand, ggf. einen Roman zu schreiben, der das deutsche Mittelalter interpretiert?_

Mein nächster Roman wird ins deutsche Mittelalter führen.

_Seit einigen Jahren haben die historischen Romane eine große Leserschaft erreichen können! Wie erklären Sie sich das Interesse an dem „dunklen“ Mittelalter, das ja gar nicht so dunkel gewesen sein mag?_

Ich denke, dass die Leserinnen und Leser neugierig auf die Vergangenheit sind, weil dort unsere Wurzeln liegen. Das gilt für das Mittelalter ganz besonders. Wer etwas über das Mittelalter lernt, kann vielleicht besser verstehen, welche Entwicklungen unsere Zivilisation genommen hat und wie wir wurden, was wir sind.

_Welcher Roman aus der Waringham-Reihe gefällt Ihnen ganz besonders und welchen würden Sie am liebsten noch einmal überarbeiten?_

Ich habe keine Präferenzen und ich beschäftige mich wenig mit meinen alten Romanen. Sicher würde ich „Das Lächeln der Fortuna“ heute ganz anders schreiben, denn der Roman ist alt und ich habe mich seit seiner Entstehung schriftstellerisch verändert, aber deswegen habe ich nicht den Wunsch, ihn zu überarbeiten. Da schreibe ich doch lieber etwas Neues.

_Welche Überraschungen haben Sie bei der Recherche zu dem Buch „Der dunkle Thron“ erlebt?_

Die größte Überraschung war wohl die große Flut an zeitgenössischen Quellen. Im Mittelalter, als noch alles von Hand aufgeschrieben werden musste, haben die Leute sich dreimal überlegt, ob es sich lohnt, einen Text zu verfassen. Nach der Erfindung des Buchdrucks hat auf einmal jeder, der meinte, er hätte der Welt etwas mitzuteilen, seine Gedanken oder Taten drucken lassen. Das Ergebnis war eine allgemeine Geschwätzigkeit, die mich manchmal an das Internet erinnert hat.

_Gab oder gibt es schon konkrete Anfragen eines Ihrer Bücher zu verfilmen?_

Ja, aber bisher ist noch nie etwas daraus geworden. Das Problem ist, dass historische Stoffe sehr teuer in der Umsetzung sind. Die Konzepte für Drehbuch und Produktion, die mir bisher angetragen wurden, waren meistens zu „knauserig“, um ein befriedigendes Ergebnis liefern zu können.

_Wie sieht Ihr Tagesablauf aus, schreiben und recherchieren Sie jeden Tag oder können Sie sich auch einmal (mehrmals) fallenlassen?_

Meine Tagesabläufe sind sehr unterschiedlich, je nachdem, ob ich gerade recherchiere oder schreibe oder beides tue, aber ich arbeite eigentlich jeden Tag, meistens länger als die üblichen Bürozeiten anderer Menschen. Das macht mir aber nichts aus, denn ich liebe meine Arbeit.

_Wenn Sie in ihrer Freizeit lesen, zu welchem Genre greifen Sie dann als Erstes?_

Das ist ganz unterschiedlich. Ich lese gerne Kriminalromane oder Thriller. Momentan habe ich aber nach langer Abstinenz wieder mal eine Fantasy-Phase (George R. R. Martin). Gelegentlich lese ich auch mal Klassiker – meist englische – oder etwas Ernstes, aber das ist eher die Ausnahme.

_Als Medium gibt es ja nun unzählige eBookreader, haben Sie selbst eines oder gleich mehrere? Werden diese das herkömmliche Buch ersetzen können oder müssen?_

Nein, ich habe noch keinen eBook-Reader, will mir aber bald einen zulegen, weil ich neugierig bin. Ich glaube, dass das eBook großartige Möglichkeiten für eine vielfältige Darstellung von Inhalten bietet, die weit über das geschriebene Wort hinausgehen. Aber ich bin sicher, dass das klassische Buch deswegen nicht aussterben wird, dafür ist es als Medium einfach zu beliebt und ein zu zentraler Bestandteil unserer Kultur.

_In welcher mittelalterlichen Zeitzone würden sie gerne leben wollen? Zur Zeit der Rosenkriege oder eher in den wirren politischen Zeiten der Tudors? _

Weder noch. Ich möchte überhaupt nicht in der Vergangenheit leben, sondern bin im 21. Jahrhundert ausgesprochen zufrieden.

_Welche Persönlichkeit würden Sie gerne auf ein Glas Wein oder Bier einladen und evtl. eine Menge an (un)angenehmen Fragen stellen wollen?_

Sehr vielen – eigentlich allen, über die ich geschrieben habe. Angefangen mit William the Conqueror bis hin zu Bloody Mary.

_Was ist Ihr nächstes Buchprojekt?_

Ein Roman über das deutsche Mittelalter. Näheres möchte ich aber noch nicht verraten 😉

_Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für das Interview genommen haben._

|Das Copyright für das Foto liegt bei Oliver Favre|

Wilhelm, Kate – Inseln im Chaos

_Chaostheorie und Mädchenmord: spannender Justizthriller_

Fünf Jahre lang hat man Lucas Kendrick unter Drogen gehalten, angeblich im Rahmen eines Forschungsprojekts. Doch dann gelingt ihm die Flucht. Kaum ist er zu Hause angekommen, findet man ihn ermordet auf, und man verdächtigt Nell, seine Frau, der Tat. Barbara Holloway, die Nells Verteidigung zunächst lustlos übernimmt, stößt bald auf merkwürdige Ungereimtheiten, die sie stutzig machen – und in tödliche Gefahr bringen … (abgewandelte Verlagsinfo)

Dieser Roman wurde 1997 mit dem deutschen Kurd-Laßwitz-Preis als bester ausländischer Roman des Jahres ausgezeichnet.

_Die Autorin_

Die amerikanische Schriftstellerin Kate Wilhelm, geboren 1928, zeichnet sich durch eine sehr nah am Menschen orientierte Thematik und Darstellungsweise aus. Das hebt ihre vielfach ausgezeichneten Erzählungen und Romane über die Bindung an Moden und Tagesereignisse hinaus auf ein überzeitlich gültiges Niveau der Aussagekraft. Mit dem Post-Holocaust-Roman „Hier sangen früher Vögel“ errang sie zahlreiche Preise, aber der Großteil ihres Werkes besteht aus Kriminalromanen und Thrillern. Sie ist die Gattin des Autors und Herausgebers Damon Knight.

Wichtige Werke:

1) „Hier sangen früher Vögel“ (HUGO Award)
2) „Der Clewiston-Test“
3) „Inseln im Chaos“
4) „Huysmans Schoßtierchen“
5) „Margaret und ich“
6) „Somerset träumt“ (Storys)
7) „Kinder im Wind“ (Novellen)

Die |Barbara Holloway|-Reihe:

1. „Death Qualified: A Mystery of Chaos“ (1991)
2. „The Best Defense“ (1994)
4. „Defense for the Devil“ (1999)
5. „No Defense“ (2000)
6. „Desperate Measures“ (2001)
7. „The Clear and Convincing Proof“ (2003)
8. „The Unbidden Truth“ (2004)
9. „Sleight Of Hand“ (2006)
10. „A Wrongful Death“ (2007)
11. „Cold Case“ (2008)
12. „Heaven Is High“ (2011)

_Handlung_

|Lucas|

Alle hier am College in Denver nennen ihn nur Tom. Alle, vor allem die Psychiaterin Dr. Karen Brandewyne, die ihn am schärfsten kontrolliert, dann aber auch der Computerspezialist Dr. Herbert Margolis und der Physiker Dr. Schumaker von der naturwissenschaftlichen Fakultät. Tom arbeitet als Handlanger für alles am College, vor allem als Fensterputzer und im Garten. Er hat immer brav seine roten Pillen genommen, und sie fragten ihn, ob er Träume und Episoden gehabt habe.

Dann fand er den Zettel in seiner Hand: „Nimm die Pillen nicht!“ Seitdem er diesen Rat befolgt und die Entzugserscheinungen überstanden hat, kann er sich zunehmend an mehr Dinge erinnern, so etwa an den Namen seiner Frau: Nell. Und Travis? Travis ist sein Sohn! Aber wie heißt er selbst mit richtigem Namen? Schumaker spricht ihn im Scherz aus: Lucas. Lucas Kendrick. Und er kann immer noch seine „Schale“ ausdehnen und zusammenziehen, wie er will, um die anderen zu belauschen.

Er ist zum Minimarkt gegangen und hat sich Zeitungen gekauft. Man schreibt inzwischen 1989. Sieben Jahre ist er bereits hier. Die Erinnerungen sind ein einziges Chaos, aber da war mal die Rede von Blut, viel Blut. Alles wurde vertuscht, und er durfte nicht mehr Lucas heißen, nur noch Tom. Doch diese Zeit ist jetzt vorbei. Er muss abhauen. Die Bänder sind immer noch in ihrem Versteck im Doppelboden des Wandschranks und die Disketten sind in der Scheune von Brandewyne. Dann macht er sich in seinem alten Honda nahezu unbemerkt davon auf zu Nell.

|Nell|

Nell hat Lucas seit Jahren nicht mehr gesehen, seit er sie das letzte Mal besuchte und ihr ein zweites Kind machte: Carol. Inzwischen hat sie mit dem Doc in der Nachbarschaft ein Verhältnis angefangen, von dem aber keiner wissen darf, vor allem nicht Docs Ehefrau, die gelähmte Jessie. Nell ist unabhängig, mit eigenem Haus und einem zweiten, an einen Tierarzt vermieteten Haus. Außerdem verfügt sie in Gestalt eines Waldes über ein Vermögen. Und das erzeugt Neider.

Dieser Tag jedoch bringt eine Menge Ungemach: Erst treibt eine Frauenleiche im Fluss, dann wollen zwei Männer die große Kiefer auf ihrem Grundstück fällen und schließlich taucht auch noch Lucas auf. Sie hat ihn erwartet, denn ihre Schwiegereltern John und Amy haben sie vorgewarnt und sie konnte ihre Kinder zu ihnen in Sicherheit bringen. Was führt Lucas im Schilde, fragt sie sich, als sie im Wald auf ihrem Lieblingsfelsen sitzt. Da kommt er auch schon. Er lacht sie an und ruft: „Pass auf!“ Doch da fällt ein Schuss – und in den Kopf getroffen stürzt Lucas hinterrücks in eine Schlucht!

|Barbara |

Barbara Holloway befindet sich gerade in Phoenix, Arizona, als ihr Vater Frank, ein Rechtsanwalt, anruft: „Ich brauche deine Hilfe. Es gibt hier einen Fall, den ich nicht übernehmen kann.“ Denn Barbara hat ebenfalls einige Jahre als Strafverteidigerin gearbeitet. Wie sich herausstellt, ist der nicht übernehmbare Fall der von Nell Kendricks. Sie steht unter dem dringenden Verdacht, ihren Mann Lucas erschossen zu haben. Und dass sie eine exzellente Schützin ist, hat sie ja an jenem verhängnisvollen Tag demonstriert, als sie eine Bierdose vom Lastwagen jener zwei unerwünschten Holzfäller schoss.

Nicht genug damit, ist Lucas Kendricks dringend verdächtig, der Mörder jener im MacKenzie-Fluss treibenden Frau gewesen zu sein. Die junge Frau war eine Wanderin, die zusammen mit ihrer Begleiterin auf einer Wandertour durch den Westen der USA unterwegs war. Lucas nahm sie auf der anderen Seite des Gebirgskammes in seinem Wagen mit. Dann müssen sich in den Bergen schreckliche Dinge zugetragen haben, denn die Autopsie der Leiche hat grausame Verletzungen zutage gefördert. Nell Kendricks glaubt keine Sekunde, dass Lucas zu solchen Dingen in der Lage war. Doch wer war es dann?

Nachdem sich Barbara die Ereignisse aus Franks und Nells Sicht hat darstellen lassen, übernimmt sie den Fall, fährt zum Sheriff jenes Landkreises, wo Lucas und das Mädchen Janet zuletzt gesehen wurden – und wo Lucas‘ Eltern leben. Sheriff LeMans kennt die Familie von John Kendricks schon lange, und so ist er auf dem Laufenden, was einige Merkwürdigkeiten anbelangt.

Lucas‘ Auto etwa wurde nach der eingehenden Untersuchung an John Kendricks freigegeben. In der Nacht darauf wurde der Wagen still und leise völlig auseinandergenommen und auch die Wohnung der Kendricks auf den Kopf gestellt. Das gleiche Bild bot sich bei den Lagerstellen von Lucas. Jemand sucht etwas, und zwar ganz dringend.

Waren es Lucas‘ Verfolger?

_Mein Eindruck_

Es gilt also für Barbara Holloway und ihren Vater und Lehrmeister, zwei Rätsel zu lösen: erstens die Tode von Lucas und der jungen Frau, welche zusammenzuhängen scheinen; und zweitens, was überhaupt mit Lucas in jenem obskuren College in Denver passiert ist. Denn offenbar passierten dort zwei weitere Morde im Herbst 1982. Wie hängen diese Ereignisse miteinander zusammen, fragt sich Barbara fortwährend und setzt einen Privatdetektiv ein, der die Fakten aufdecken soll.

Unterdessen forscht sie selbst nach der Sache, mit der sich Lucas nach Nells Angaben beschäftigte, nämlich Fraktalen und Chaostheorie. Hier kommt der Wissenschaftsaspekt des Grundthemas zum Tragen, wird aber nie so dominant, dass man unbesehen sagen könnte: Ja, dies ist ein Science-Fiction-Roman. Nein, die Chaostheorie führt vielmehr dazu, dass Barbara den jungen Mathematiker Mike Dinesen kennen und lieben lernt. Nicht nur der Sex ist toll, sondern durch ihn fasst Barbara wieder neuen Lebensmut, den sie vor fünf Jahren verlor.

Durch Mike wird ein weiteres Element eingeführt: die fachliche und experimentelle Beschäftigung mit der Chaostheorie und den Versuchen, die ein gewisser Dr. Emil Frobisher in Denver anstellte. Frobishers Computerprogramm ist auf Disketten gespeichert, hinter denen Schumaker und Brandewyne her sind. Und Lucas hat Nell Tonbandaufnahmen hinterlassen, auf denen er seine Erlebnisse in Denver und auf seiner Heimreise schildert – bis er schon fast bei ihr war.

Aber warum sind die Disketten so brisant, dass dunkle Hintermänner bereit sind, dafür zu morden, fragt sich Barbara. Sie selbst entgeht dem tödlichen Ausgang eines Anschlags nur um Haaresbreite. Denn die Fakten, die sie in der langen und wendungsreichen Gerichtsverhandlung, die das gesamte mittlere Drittel des Buches einnimmt, auf den Tisch legt, belasten Dr. Brandewyne und ihre Mitverschwörer schwer.

Um die Frage nach der Chaostheorie und den Experimenten an Lucas zu beantworten, unterzieht sich Mike zur Barbaras Bestürzung selbst den Originalversuchen. Ihre Beklemmung wächst, als Brandewyne sie warnt, dass Programm paranoide Schizophrenie hervorrufen könne. Wird der geliebte Mike nun dem Wahnsinn verfallen? Doch es soll alles ganz anders kommen …

ACHTUNG, SPOILER!

Um das SF-Etikett zu rechtfertigen, ist es notwendig, zumindest anzudeuten, worin denn die Folgen von Lucas‘ und Mikes Behandlung bestehen. Das Frobisher-Programm verändert die Wahrnehmung der Welt, sollte man meinen. Aber die Folge davon ist verblüffend: Der Mensch, der diese Kunst beherrscht, kann sich willkürlich im Raum bewegen, wie es dem Beobachter scheint.

Dies ist jedoch nicht Teleportation, also die eigenständige und willentliche Bewegung durch den Raum, sondern eine Art Versteckspiel – von unserer Dimension in eine benachbarte (daher auch Lucas‘ Idee von der „Schale“). Folglich ist dieses Subjekt von einem Beobachter äußerst schwer zu sehen. Und das könnte im Showdown gegen den wahren Mörder Mikes und Barbaras Leben retten.

_Die Übersetzung _

Die Übersetzung durch Walter Brumm hat mir durchweg sehr gut gefallen. Aber wer Brumm kennt, weiß, dass er auf manchen Feldern Schwächen aufweist. So nennt er etwa einen „strange attractor“ (aus der Chaostheorie) nicht etwa „seltsamen Attraktor“, sondern „fremden Attraktor“. Diesen Fehler macht ich zuletzt in der 6. Klasse.

Auf S. 229 verwirrte mich ein weiterer „Brummismus“: „die Finger um die STECHER ihrer Waffen gekrümmt“. Gemeint ist wohl der „Abzug“.

S. 253: „ohne Belag für den Sachverhalt“. Korrekt müsste es „Belang“ heißen. Ein weiterer Buchstabe fehlt in dem Satz „Warum ließen Sie die Waffe auf [d]er Couch liegen?“ Auch vergessene Kommata sind bei Brumm recht beliebt.

Manchmal fragte ich mich, ob Brumm über das Geschlecht mancher Wörter Bescheid weiß. So etwa in dem Satz auf Seite 484: „Okay, schließen wir ein[en] Kompromiss.“ Aber wahrscheinlich ist auch dies nur ein weiterer Fall von vergessenen Buchstaben. Genau wie in folgendem Satz auf 522: „Die Beamten werden ein[en] irre redenden Verrückten vor sich haben.“

_Unterm Strich_

Dieser Roman hat mich wider Erwarten von der ersten Seite an gefesselt. Ich habe ihn in nur wenigen Tagen ausgelesen, so befriedigend und wendungsreich fand ich die Lektüre. Die Erzählung bleibt immer sehr nah an den Figuren dran und teilt uns ihre Gemütsverfassung, Gedanken, Gefühle und Empfindungen minutiös mit. Deshalb ist der Roman auch für einen Thriller ungewöhnlich umfangreich.

Das Interesse an den Figuren geht einher mit der eingehenden Schilderung ihres Lebensraumes: Oregon in der Nähe der Hauptstadt Eugene, direkt unten am Fluss McKenzie, der in jeder Jahreszeit anders aussieht. Zuweilen dachte ich, die Autorin habe quasi einen Heimatroman geschrieben, denn schließlich lebt sie in dieser Gegend. Dass sie sich bestens mit der Landschaft und ihren Menschen auskennt, merkt man in jeder Zeile. Das vermittelt ein Vertrauen in ihre Darstellung ein, die man bei vielen Schriftstellern, zumal in der Phantastik, vergeblich sucht.

Der innovative Wissenschaftsaspekt, den man bei einem Buch mit SF-Etikett erwartet, spielt wirklich nur ganz am Rande eine Rolle. Vielmehr sind es die Wissenschaftler selbst, die auf den Prüfstand gestellt werden. und das ganz wörtlich, nämlich im Gerichtssaal. Hier liefert Barbara Holloway, die Serienheldin, eine fulminante Vorstellung als Verteidigerin – nicht zuletzt gegen einen Staatsanwalt als Gegner, mit dem sie noch ein Hühnchen zu rupfen hat. (Er war mit der Grund, warum sie vor fünf Jahren ihre Heimat verließ.)

Langer Rede kurzer Sinn: Selbst noch nach 20 Jahren – das Original erschien 1991 – wirkt die menschliche Interaktion in diesem Roman taufrisch und weiß mit Überraschungen aufzuwarten. Da fallen solche Details wie frühe IBM-PCs mit Disketten nicht so ins Gewicht. Ich hab selbst mit diesen Kisten gearbeitet – wenn man mit ihnen umgehen konnte, lieferten sie einwandfreie Ergebnisse. Und die zwei Kinder, die im Buch das Frobisher-Programm ausprobieren (Mikes Vermächtnis), könnten auch heute leben – und eine wundersame Wandlung durchmachen.

|Gebunden: 589 Seiten
Originaltitel: Death Qualified. A Mystery of Chaos (1991)
Aus dem US-Englischen von Walter Brumm
ISBN-13: 978-3453118775|
[www.heyne.de]http://www.heyne.de

Waters, Sarah – Besucher, Der

Wenige Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs: In einem ländlichen Teil Englands liegt das herrschaftliche Anwesen Hundreds Hall der Familie Ayres. Als Kind war der Arzt Dr. Faraday hier schon mal zu Besuch, seine Mutter arbeitete dort als Kindermädchen. Eines Tages wird er als Vertretung des Hausarztes nach Hundreds gerufen. Das Anwesen fasziniert ihn noch wie damals, doch das Haus ist vom Verfall bedroht, die Familie offenbar verarmt.

Die Ayres leben seit Jahren sehr zurückgezogen. Die verwitwete Mrs. Ayres ist eine liebenswerte ältere Dame. Ihre unverheiratete Tochter Caroline ist eine recht burschikose, wenig attraktive Frau, die aber herzlich und lebensfroh wirkt. Sohn Roderick, der die Leitung der Landwirtschaft übernommen hat, ist seit dem Krieg sehr launisch und wortkarg. Das liegt vor allem an seiner Beinverletzung, die ihn hinken lässt. Dr. Faraday besucht die Familie von nun an regelmäßig und behandelt Rodericks Leiden mit einer neuartigen Therapie.

Eines Tages vertraut ihm Roderick seltsame Ereignisse im Haus an. Gegenstände sollen sich von alleine bewegt haben, unerklärliche Flecken erscheinen an den Wänden. Dr. Faraday schreibt es seinen überspannten Nerven zu. Eines Nachts brechen mehrere Feuer in Rodericks Zimmer aus, deren Ursprung unklar ist. Roderick kommt zu seinem eigenen Schutz in eine Pflegeanstalt. Doch die seltsamen Vorgänge auf Hundreds reißen nicht ab. Bald hören auch Mrs. Ayres, Caroline und das Dienstmädchen Betty die Geräusche …

_Etwas geht um auf Hundreds Hall … _

Sarah Waters ist bekannt für Romane, die das viktorianische England wieder zu Leben erwecken und Atmosphäre mit intrigenreicher Handlung verbinden. „Der Besucher“ spielt zwar in der Nachkriegszeit, steht aber ganz in der Tradition der viktorianischen Schauerromane. Das herrschaftliche Anwesen, immer noch imposant aber bereits im Verfall begriffen sowie seine Bewohner sind ein großartiger Spiegel einer niedergehenden Gesellschaftsschicht. Familie Ayres hält noch am Glanz vergangener Tage fest, als Hundreds regelmäßig der Schauplatz für glamouröse Feiern war. Vor allem Mrs. Ayres ist eine liebenswerte Dame, die allerdings noch in der Zeit der Jahrhundertwende zu leben scheint. Hundreds Hall und seine Bewohner stehen im krassen Gegensatz zum raschen Wandel der Umgebung, der immer weiter fortschreitenden Industrialisierung. Kam Leuten wie ihnen vor Jahrzehnten noch Ehrfurcht und Bewunderung entgegen für ihren gesellschaftlichen Rang und ihr Anwesen, so gelten sie heute im Dorf eher als antiquiert und leicht verschroben. Die beinah klaustrophobische Atmosphäre auf Hundreds nimmt nicht nur Dr. Faraday für sich ein, sondern auch den Leser. Einerseits erscheint das Anwesen faszinierend und strahlt noch etwas vom Glanz alter Tage aus, andererseits ereignen sich dort zunehmend unerklärliche bis unheimliche Vorfälle und es scheint, dass der Herrensitz seiner Familie mehr und mehr Unglück bringt.

|Reizvolle Charaktere|

Besonders gelungen ist an dem Roman die ausgefeilte Darstellung der Charaktere und ihrer Beziehungen untereinander. Die Grundkonstellationen laden zu gewissen Klischees ein – auf die die Autorin aber erfrischenderweise verzichtet. So ist Dr. Faraday kein schmucker junger Mann, kein eleganter Intellektueller, sondern ein Mann Anfang vierzig, der sich mit seiner etwas abgetragenen Kleidung und dem allmählich lichter werdenden Haar nicht besonders attraktiv findet und der als einfacher Landarzt wenig Geld verdient. Es wäre naheliegend gewesen, zwischen ihm und der jungen Caroline schnell eine Romanze einzubauen. Doch stattdessen ist Caroline eher unattraktiv und obwohl sie ein sympathisches Wesen hat, ist das Verhältnis zwischen Dr. Faraday und ihr für sehr lange Zeit nicht durch den geringsten Flirt geprägt. Überhaupt geht die Annäherung zwischen Dr. Faraday und den Ayres nur sehr langsam voran, was die Geschichte so authentisch macht. Er kommt zwar über Wochen regelmäßig zu Besuch, aber als dann eine Abendgesellschaft stattfindet, wird er nur auf Carolines spontane Initiative hin eingeladen, Mrs. Ayres hatte ihn offenbar noch nicht auf eine Stufe mit ihren anderen Bekannten gestellt.

|Ein Schmöker für Geduldige|

Dieses langsame Fortschreiten der Handlung, die ausführlichen Beschreibungen der Räumlichkeiten, das zähflüssige Näherkommen zwischen Dr. Faraday und den Ayres machen einerseits den Reiz des Romans aus – stellen den Leser aber auch auf kleine Geduldsprobe. Viele Seiten passiert nicht viel und man muss es mögen, einfach langsam in diese Atmosphäre einzutauchen und die Charaktere näher kennen zu lernen. Das kann vor allem stören, wenn man auf die Geistererscheinungen wartet, die im Klappentext angekündigt werden. Bis das Klopfen und andere unerklärliche Geschehnisse einen breiten Raum ein der Handlung einnehmen, vergeht eine lange Zeit. Es gibt auch am Ende keine eindeutige Erklärung – zwar eine Andeutung, bei der sich der Leser den Rest zusammenreimen kann, aber es ist genauso möglich, alle Erscheinungen auf rationale Art zu erklären. Darin liegt ohne Frage ein Reiz, wer sich aber speziell auf ein Gruselwerk im Stil von Shirley Jacksons „Spuk von Hill Haus“ gefreut hat, kann leicht enttäuscht werden.

_Als Fazit_ bleibt ein insgesamt sehr gelungener Roman, der in Englands Nachkriegszeit spielt und phasenweise an die Tradition viktorianischer Schauerromane erinnert. Die Charaktere sind gelungen, die Handlung entwickelt nach und nach eine Sogwirkung dank der dichten Atmosphäre. Allerdings muss der Leser Geduld aufbringen, denn die Handlung entwickelt sich nur sehr langsam, die angekündigten unheimlichen Vorgänge kommen auch erst spät ins Spiel und sind etwas weniger dominant, als die Beschreibung vermuten lässt.

_Die Autorin_ Sarah Waters wurde 1966 in Wales geboren. Sie studierte englische Literatur und schrieb ihre Dissertation über Homosexualität in der Literatur, was ihr häufig als Inspiration für ihre Werke dient. Mittlerweile erhielt sie zahlreiche Preise – z. B. den British Book Award Author of the Year, den Crime Writers‘ Association Ellis Peters Historical Dagger, den Sunday Times Young Writer of the Year Award – und war für den Booker Prize nominiert. Weitere Zu ihren Werken zählen „Die Muschelöffnerin“, „Die Frauen von London“ und „Selinas Geister“. Das vorliegende Buch wurde unter dem Titel „Fingersmith“ verfilmt.

|Gebunden: 576 Seiten
Originaltitel: The Little Stranger
ISBN-13: 978-3431038309|
[www.luebbe.de]http://www.luebbe.de

_Sarah Waters bei |Buchwurm.info|:_
[„Solange du lügst“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5153

Isau, Ralf – Geheimnis der versteinerten Träume, Das

|Im Bereich des Geistes ist das wahr oder wird wahr,
was man für wahr hält …
Im Bereich des Geistes gibt es keine Grenzen.
John Cunningham Lilly|

_Immer wieder bringt Leo_ aus seinen Träumen reale Souvenirs mit, als er mit dem Wetterhahn vom Kirchendach aus seinen Träumen zurückkehrt, kann dies nicht länger ignoriert werden. Der Pfarrer zeigt Leo bei der Polizei an und die Medien berichten über den jungen „Kirchenschänder“. So, schon vor einem Prozess von der Öffentlichkeit verurteilt, kommt ein Angebot von Dr. Dabelstein für ihn gerade recht. Der Schulleiter der Traumakademie, einem Internat, das durch Robert Zaki gefördert wird, lockt Leo und seine Eltern mit Straffreiheit, wenn Leo sein geheimnisvolles Internat besucht. Robert Zaki gehört die Firma „Your Dreams“, die ihre Kunden mit maßgeschneiderten Träumen beliefert.

In dem Eliteinternat werden die Talente der Traumschmiede, wie die Jugendlichen dort genannt werden, gefördert und Leo gilt schnell aus Ausnahmetalent. Doch schnell wird Leo auch mit Kritik gegenüber der Akademie konfrontiert. Ausgerechnet eine Mitschülerin, die geheimnisvolle Orla, erzählt Leo von den perfiden Plänen Robert Zakis. Diese bedrohen nicht nur die bekannte, menschliche Welt, sondern auch einen versteckten Ringplaneten |Illùsion|.

Schnell stecken Leo und Orla in einem gefährlichen Abenteuer, von dessen Erfolg der Fortbestand der Erde abhängt.

_Kritik_

„Das Geheimnis der versteinerten Träume“ ist ein neues Jugendbuch aus der Feder von Ralf Isau. Die Kombination aus Realität, Fantasy und auch einer leisen Kritik an der heutigen Gesellschaft ist dem Autor gelungen. Die Macht der Träume und eben der ungeträumten Träume, stehen im Zentrum der fantastischen Geschichte.

Auf die jugendliche Zielgruppe ist der Schreibstil des Autors ausgerichtet. In knackig prägnanten Sätzen wird die Geschichte, die in der realen Welt in der Nähe des Bodensees und in Illùsion spielt, erzählt. Seinen roten Faden, der sich beständig durch den originellen Plot zieht, verliert Ralf Isau nie aus den Augen. So fällt es leicht, der ansprechenden Geschichte zu folgen. Trotz der angenehmen Satzlänge, schafft es der Autor, ein greifbares Bild der Schauplätze zu zeichnen. Den Lesern dürfte es leichtfallen, sich die Orte vor Augen zu führen. Besonders bei den Beschreibungen des Ringplaneten Illùsion merkt der Leser schnell, dass der Autor über eine beträchtliche Menge an Fantasie und Vorstellungsgabe verfügt.

Ausdrucksstark und wortgewandt wird die spannende und unterhaltende Geschichte erzählt. Der Autor kommt dabei fast völlig ohne Umgangssprache aus, lediglich in wenigen Dialogen blitzt dieses mal hervor. Dieses jedoch nur um die Glaubwürdigkeit der Figuren zu unterstreichen. Auch Humor wird eingestreut, beispielsweise durch einen jungen Charakter, der stets verschiedenen Ausdrücke, wie „exotisch“ mit „erotisch“ verwechselt.

In seine Geschichte verpackt Ralf Isau leise Kritik an der heutigen Gesellschaft, dieses aber ohne den Zeigefinger mahnend zu heben. Da werden Kinder nur noch am Rande von ihren viel beschäftigten Eltern wahrgenommen und auch der nötige Schlaf wird durch die Designer-Droge „Your Dreams“ auf ein Minimum reduziert. Dies macht es für den machthungrigen Robert Zaki leicht, seine perfiden Pläne zu verwirklichen. Aber auch an Werte wie Vertrauen, auch in sich selbst, und Courage appelliert der Autor. Dies wird so gekonnt in die spannende Geschichte eingebettet, dass es mit dem Plot harmoniert.

Der Spannungsbogen baut sich rasch auf. Obwohl der Autor auch so manches erklärt, fällt dieser nie ins bodenlose und bleibt immer fesselnd. Verschiedene Ereignisse bieten angenehme Höhepunkte in der Geschichte. Geschickt platzierte Cliffhanger an Kapitelenden erhöhen die Spannung noch zusätzlich. Gerade zum Ende kann „Das Geheimnis der versteinerten Träume“ kaum mehr aus der Hand gelegt werden.

Aus der Perspektive eines umfassend informierten Beobachters wird das spannende Abenteuer der Protagonisten Leo und Orla erzählt. Diese dritte Person erzählt uns Lesern die Geschichte rückblickend, wobei der Fokus auf den jugendlichen Charakteren liegt. Zwar werden auch kurz die Handlungen der Antipoden und deren Handlanger angerissen, dies aber auch nur, wenn die Handlung dieses erforderlich macht.

Die Figurenzeichnung ist dem Autor bravourös gelungen. Authentisch, vielschichtig und mit einem glaubwürdigen Hintergrund hat der Autor die Darsteller konzipiert. Das zeigt sich vor allem darin, dass Ralf Isau seinen Protagonisten eine breite Bühne gibt, um sich zu entwickeln und sich damit für einen Roman mit fantastischen Elementen glaubhaft zu präsentieren.

Das Cover lädt zum Träumen ein, auf hellblauem Hintergrund scheint eine Welt über den Wolken präsentiert zu werden. Der nahe Mond, ein wunderschönes Schloss und verschiedene Elemente der Fantasy vervollständigen das traumhafte Bild.

_Autor_

Ralf Isau wurde 1956 in Berlin geboren. Fantastische Erzählungen begeisterten ihn schon früh, aber sein Interesse für Naturwissenschaft und Technik führte ihn zunächst in die Informatik. Während er in der EDV-Branche arbeitete, schrieb und veröffentlichte er mehrere Romane für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, u. a. die mittlerweile legendäre „Neschan“-Trilogie. 2002 hängte er die Informatik an den Nagel und widmet sich seitdem ganz der Schriftstellerei.

Inzwischen gilt Ralf Isau als einer der großen fantastischen Autoren Deutschlands. Er hat über 30 Bücher veröffentlicht, und seine Werke wurden in fünfzehn Sprachen übersetzt und mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Ralf Isau lebt mit seiner Frau bei Stuttgart.

_Fazit_

Ralf Isau hat mit seinem neuen Jugendroman „Das Geheimnis der versteinerten Träume“ einen absolut empfehlenswerten Roman geschrieben. Die Macht der Träume, leise Kritik und ein Appell an Selbstvertrauen und Courage sind Träger einer traumhaft spannenden Geschichte. Interessant eingesetzte Fantasyelemente, authentische und sehr ansprechende Protagonisten und der originelle Plot, weitab vom Mainstream, konnten mich überzeugen.

„Das Geheimnis der versteinerten Träume“ ist ein Fantasybuch, das Jung und Alt mit seinem Charme in seinen Bann ziehen wird.

|Gebundene Ausgabe: 480 Seiten
ISBN-13: 978-3570138335
Vom Hersteller empfohlenes Alter: 12 – 15 Jahre|
[www.randomhouse.de/cbjugendbuch]http://www.randomhouse.de/cbjugendbuch
[www.isau.de]http://www.isau.de

_Ralf Isau bei |Buchwurm.info|:_
[„Das Jahrhundertkind“ (Kreis der Dämmerung 1)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1357
[„Der Wahrheitsfinder“ (Kreis der Dämmerung 2)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1502
[„Der weiße Wanderer“ (Kreis der Dämmerung 3)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1506
[„Der unsichtbare Freund“ (Kreis der Dämmerung 4)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1535
[„Die geheime Bibliothek des Thaddäus Tillmann Trutz“ (Die Legenden von Phantasien)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1095
[„Die Galerie der Lügen“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4208
[„Die Dunklen“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4829
[„Der Mann, der nichts vergessen konnte“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5361
[„Messias“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5869
[„Das gespiegelte Herz“ (Die Chroniken von Mirad 1)“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1807
[„Der König im König“ (Die Chroniken von Mirad 2)“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=2399
[„Das Wasser von Silmao“ (Die Chroniken von Mirad 3)“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3014
[„Der verbotene Schlüssel“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6731
[„Die zerbrochene Welt“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7318

Harkness, Deborah – Seelen der Nacht, Die (All Souls 1)

_|All Souls|-Trilogie:_

Band 1. _“Die Seelen der Nacht“_
Band 2: „Shadow of Night“ (2012)
Band 3: geplant

|“Es beginnt mit Mangel und Verlangen.
Es beginnt mit Blut und Angst.
Es beginnt mit einem Hexenfund.“|

_Diana Bishop ist nicht nur Historikerin_ mit Leib und Seele, in ihr fließt auch das Blut eines alten und mächtigen Hexengeschlechts. Seit dem grausamen Tod ihrer Eltern unterdrückt Diana ihre Kräfte so gut sie kann und hat der Hexerei größtmöglich den Rücken zugewandt.

Bei ihren Studien in Oxford bekommt sie ein mysteriöses magisches Hexenbuch in die Hände und fortan ist es ihr unmöglich, ihre Wurzeln zu verleugnen. Seit über 150 Jahren war das Manuskript verschwunden und mit dem Moment, als Diana es in den Händen hält, ist jede Hexe, jeder Dämon und auch jeder Vampir hinter ihr her, um das geheime magische Wissen zu entschlüsseln.

Doch ein Vampir scheint Diana helfen zu wollen. Matthew Clairmont, ebenfalls Akademiker und zudem mit der Lebenserfahrung von 1500 Jaren gesegnet, will mit ihr die düstern Gestalten bekämpfen und zudem ihre Macht entfesseln. Aus anfänglich großer Abneigung wird Sympathie, was die Sache allerdings noch kritischer macht, als sie ohnehin schon ist. Der Konvent der magischen Wesen, die Kongregation, verbietet das Mischen der Rassen und verfolgt Diana und Matthew nur um so intensiver.

_Kritik_

Deborah Harkness erzählt in „Die Seelen der Nacht“ von großen Abenteuern, einer mächtigen Liebe und Geheimnissen, die sich erst langsam offenbaren. Hexen, Vampire und Dämonen kämpfen mit- und gegeneinander.

Kaum zu glauben, dass es sich bei „Die Seelen der Nacht“ um einen Debütroman handeln soll. Die Autorin erzählt die Geschichte um Diana Bishop in einer unglaublichen Komplexität. Die Sprache ist dabei einfach gehalten, aber trotzdem bildgewaltig. Mit viel Liebe zum Detail führt die Autorin ihre Leser facettenreich in die Geschichte ein. Nicht nur die charmanten Darsteller werden gründlich eingeführt, auch die unterschiedlichen Stimmungen und die ansprechenden Schauplätze werden mit viel Liebe facettenreich beschrieben. Besonders einfallsreich wurde zum Beispiel das Haus der Familie Bishop charakterisiert, dieses führt ein Eigenleben und entscheidet so auch, wer es betreten und dort verweilen darf. Da werden im Zweifel auch mal ein paar Zimmer angebaut. Schnell merkt der Leser auch, dass man es mit einer Weinkennerin zu tun hat, Deborah Harkness bescheibt die im Roman getrunkenen Weine so genau in Farbe, Duft und Geschmack, dass der Leser meinen könnte, diese riechen und schmecken zu können. Sinnliche Beschreibungen wie diese machen den Roman unter anderem aus.

In den vielseitigen Plot lässt die Autorin nicht nur die Fantasy einfließen, sie legt sehr viel Wert auf Wissenschaft, historische Ereignisse und überlieferte Persönlichkeiten. Dabei kratzt sie nicht nur an der Oberfläche dieser Themen, sondern führt die Leser in die Materie ein. Dass die Autorin sich mit mittelalterlicher Alchemie und Historie auskennt, merkt der Leser so schnell. In intelligente Dialoge verpackt wird so Wissen vermittelt. Manchmal kommt es da allerdings auch zu Längen, die überwunden werden wollen. Blickt der Leser am Ende dann aber auf das gebotene Gesamtpaket, sind diese im Nu verziehen. Die ausführlichen und detailverliebten Beschreibungen machen unter anderem den Charme der Geschichte aus.

Ohne in altbekannte Klischees der Fantasy zu verfallen, wurden die drei neben den Menschen bestehenden Arten entwickelt. Vampire, Dämonen und auch Hexen wurden in einem ganz anderen, neuen Licht gezeigt. Authentisch, gerne auch mit Hilfe modernster Wissenschaft wie DNA-Proben, erklärt die Autorin die Entstehung und Fähigkeiten der Arten. Dieses vermag sie so gekonnt, dass der Leser ihr dieses gerne abnehmen möchte.

Glaubwürdig wurde auch die Liebesgeschichte zwischen Diana und Matthew konzipiert. Anfängliches Misstrauen wird erst langsam zu Sympathie und Freundschaft, um dann in Liebe umzuschlagen. Eilig hat die Autorin es dabei nicht, sondern gibt ihren Figuren die nötige Zeit. Zarte Gefühle und eine wunderbare Romantik sind unerwartet greifbar und präsent.

Erzählt wird die Geschichte zum größten Teil aus der Perspektive Dianas. Diese Figur lernt der Leser so sehr genau kennen und ihr umfassender Blick auf die Gesamtsituation lässt kaum Fragen offen. Manche Kapitel sind dann aus dem Blickwinkel einer beobachtenden dritten Person geschrieben, diese kommt zu Wort, wenn Matthew getrennt von Diana auftritt.

Der Spannungsbogen verläuft in „Die Seelen der Nacht“ mit Höhen und Tiefen. Hochspannende Szenen werden durch ruhigere und erklärende abgelöst. Passend zu dem 800 Seiten starken Schmöker wird dem Leser so die Möglichkeit gegeben, aus der Geschichte aufzutauchen und zu pausieren.

Mit einem Cliffhanger endet der erste Teil der Trilogie „All Souls“, dieser ist schon fast als grausam anzusehen. Der nächste Teil der Trilogie sollte daher nicht zu lange auf sich warten lassen, schließlich ist die Geschichte um Diana und Matthew noch lange nicht zu Ende erzählt.

Facettenreich werden die vielschichtigen Figuren, die den Roman bevölkern, beschrieben. Dabei achtet die Autorin auch darauf, dass die Nebenfiguren einen Wiedererkennungswert haben. Besonders lebendig sind allerdings die Hauptdarsteller gezeichnet. Aber egal ob Haupt- oder Nebendarsteller, jeder hat eine Geschichte zu erzählen, die auch gerne mal Jahrtausende zurückreicht. Dazu kommen vielschichtige Charaktereigenschaften.

Diana Bishop ist eine moderne Frau, die glaubt, ihr Leben fest in der Hand zu halten. Geprägt von dem frühen Verlust ihrer Eltern, hat sie sich ein Leben fernab der Magie aufgebaut. Trotzdem stellt sie sich mutig ihren Aufgaben. Fernab von Zauberstab und Hexenkessel stellt sie sich den Begebenheiten und zeigt eine beeindruckende Stärke.

Matthew Clairmont ist kein verweichlichter Möchtegernvampir, sondern besticht durch Reife und durch über die Jahrhunderte angesammeltes Wissen und Erfahrungen. Charme und Intellekt zeichnen ihn aus. Nach einer Frau und besonders nach einer Hexe verlangt es ihm nicht, geprägt durch seine Erfahrungen hält er lieber großen Abstand zu der Liebe. Bei Diana erwacht bei ihm jedoch ziemlich schnell ein exorbitanter Beschützerinstinkt.

Die Covergestaltung ist ein wahrer Eyecatcher, die pinken Blüten auf dunklem Hintergrund strahlen geradezu.

_Autorin_

Deborah Harkness ist Professorin für europäische Geschichte an der University of Southern California in Los Angeles. Für ihre wissenschaftlichen Arbeiten erhielt sie bereits mehrfach Stipendien und Auszeichnungen. Sie schreibt außerdem einen preisgekrönten Wein-Blog (http://goodwineunder20.blogspot.com).

„Die Seelen der Nacht“ ist Deborah Harkness‘ erster Roman, weitere Bücher der Autorin sind bei Blanvalet bereits in Vorbereitung.

_Fazit_

Der Roman „Die Seelen der Nacht“ sollte genossen werden wie ein alter Rotwein, langsam, um alle Facetten wahrzunehmen. Deborah Harkness vermag es, die Sinne ihrer Leser anzusprechen und zu verführen.

Glaubwürdige und vielseitige Charaktere, ein origineller Plot, Spannung und eine zauberhafte Romanze machen den Roman aus. Gepaart mit dem Wissen der US-Historikerin und einem Schreibstil, der keine Wünsche offen lässt, wurde hier ein Roman veröffentlicht, der das Zeug hat, die Bestsellerlisten anzuführen.

|Gebundene Ausgabe: 800 Seiten
Originaltitel: A Discovery of Witches
ISBN-13: 978-3764503918|
[www.randomhouse.de/blanvalet]http://www.randomhouse.de/blanvalet
[www.deborah-harkness.de]http://www.deborah-harkness.de

Perry Rhodan – Spur des Molkex (Silber Edition 79, Teil 1 von 4)

_|Spur des Molkex|:_

Teil 1: _363 MB, 4:17 h, 54 Tracks_
Teil 2: – erscheint am 22.11.2011 –
Teil 3: – erscheint am 13.12.2011 –
Teil 4: – erscheint am 03.01.2012 –

_Die Handlung:_

Man schreibt den Mai des Jahres 3460. Die Milchstraße ist von den technisch überlegenen Laren und ihren Helfershelfern, den Überschweren, unterjocht. Die wenigen Menschen, die den Invasoren entkommen konnten, haben sich in den Schutz einer Dunkelwolke geflüchtet. Da verfällt Leticron, der Führer der Überschweren, auf einen teuflischen Plan: Er bringt das Bewusstsein eines Mutanten in seine Gewalt. Es soll ihm den Weg zum letzten Versteck der Menschheit weisen … Erde und Mond sind derweil verschollen. Der Sprung durch den Hyperraum, der die Heimat der Menschheit in die Sicherheit der Dunkelwolke hatte bringen sollen, endete im unendlich weit entfernten Mahlstrom der Sterne. Aber die Zuflucht im Mahlstrom erweist sich bald als brüchig. Seine Herrscher, das Insektenvolk der Ploohns, fassen die Neuankömmlinge als Bedrohung auf – und ihre Königin schickt eine gewaltige Flotte aus, um die Erde und ihren Trabanten in einen Glutball zu verwandeln …
(Verlagsinfo für die komplette |Silber Edition 79|)

|Dieser Teil|:

Thomas Kantenberg, ein ehemaliger USO-Agent, wechselt nach langer Gefangenschaft die Seiten und tritt undercover in die Dienste von LETICRON, dem ersten Hetran der Milchstraße. Dieser will sich in den Besitz der Mutantenbewusstseine bringen, die auf WABE 1000 gespeichert sind. Aber Kantenberg will ihm nicht nur das ermöglichen, denn er erfährt etwas immens Wichtiges …

_Mein Eindruck:_

Nachdem wir in der letzten |Silber Edition| eine Menge Abenteuer mit Perry und dem sonnentransmitterversetzten Sol-System erlebt haben, blendet die Handlung wieder zu den in der Milchstraße Verbliebenen. Hier lernen wir Thomas Kantenberg kennen, der auf der Gefangenenwelt Zabrijina festsitzt.

Von Leticron, dem Ersten Hetran der Milchstraße, unterstützt, wird Kantenberg zum Verräter und der Fokus der ersten drei Hörstunden liegt klar auf der Geheimagenten-Story rund um den Terraner.

Nachdem Kantenberg das Bewusstsein des Teleporters Tako Kakuta aufgenommen hat, schwenkt das Hauptaugenmerk langsam in Richtung des Mutanten, um dann in der letzten Stunde komplett auf ihm zu liegen. Aus Gründen, die dem Hörer nicht entgehen werden.

Die Idee des Autors, den Plan von Leticron nicht durch Suggestion oder Hypnose auf Kantenberg zu übertragen, sondern durch chemische Kapseln, ist interessant. Auch der Einfall, die auf WABE 1000 gelagerten Mutanten-Bewusstseine auf verschiedene Wirte zu übertragen, um sie zu evakuieren, sorgt für Spannung.

Generell gibt es in diesem Teil der |Silber Edition| zwei Handlungsstränge, die generell nacheinander ablaufen und sich nur in der Mitte für eine Weile treffen. Der Verrat Kantenbergs, seine inszenierte Flucht mit anschließender Bespitzelung und später die Flucht von Tako Kakutas Bewusstsein, das sich Rettung suchend mehrfach einen neuen Wirt beschaffen muss, um nicht den Laren in die Hände zu fallen.

Die Laren sind es dann auch, die uns hier den sonst so übermächtig souveränen Leticron einmal auf eine ganz andere Weise zeigen, nämlich als winselnden und ängstlichen Diener, der weiß, dass es ihm an den Kragen geht, weil er Mist gebaut hat.

_Das Hör-Erlebnis:_

Andreas Laurenz Maier macht einen engagierten Job, indem er viel Einsatz vor dem Mikro zeigt. Sein Leticron klingt mächtig und wichtig, nachdem er sich Kakuta einverleibt hat noch stärker. Aber auch emotionaler, gegen Ende gar ängstlich, verzweifelt und heulend, als er von den Laren verhört wird.

Atlan klingt gewohnt souverän und selbstsicher und Thomas Kantenberg je nach Situation aufgebracht, aufrührerisch, nervös, neugierig, müde oder erschöpft.

Maier trennt die Charaktere wiedererkennbar für die Hörer voneinander und verleiht jeder Figur Leben. Dabei legt er sich zur jeweiligen Situation passend richtig ins Zeug und bringt spannende Unterhaltung ins Ohr des Hörers.

|Die Effekte – Der Hintergrund|

Jedes Kapitel beginnt mit einer kleinen Melodie oder ein paar Sound-Effekten. Danach folgt bei einigen Kapiteln noch ein Ambient-Teppich als Untermalung für den Hintergrund. Dieser Teppich fällt aber kaum auf, weil er so leise und unscheinbar klingt, als wären es Nebengeräusche.

|Die MP3s|

Die Qualität der MP3s entspricht dem Eins-A-Medien-Standard: 192 kbps, 41,1 kHz und Joint Stereo. Die 48 Tracks sind fortlaufend nummeriert, wobei die Tracknummer im Dateinamen vorn steht und im ID3-Tag am Ende. Auch sämtliche Namen der an der kompletten |Silber Edition| beteiligten Autoren wurden mit in das ID3-Tag der Dateien geschrieben. Dies macht den Eintrag in der Playlist einiger Abspielgeräte so lang, dass nur noch die Autorennamen zu sehen sind und der Titel am Ende abgeschnitten wird.

Diesmal ziert die grafisch aufpolierte Front von Band 689 „Die Irrfahrt des Mutanten“ die ID3-Tags. Das Bild liegt dem Hörbuch zusätzlich als JPG- und als PDF-Datei in der Auflösung 1448 x 1444 bei.

Der Download ist auch als One-Track-Version erhältlich.

Neu ist die Kürzung der Dateinamen in der Mehrtrack-Version. Aus „Perry__Rhodan__Silber__Edition“ wurde ein kompaktes „PRSE“, was das Ganze übersichtlicher macht, grad für MP3-Player mit kleinem Display, die nicht das ID3-Tag, sondern den Dateinamen anzeigen.

_Mein Fazit:_

Wir sind wieder in der Milchstraße angekommen und treffen auf Leticron und die Laren. Dieser Teil ist zu zwei Dritteln ein Geheimagenten-Abenteuer eines übergelaufenen Terraners und zum letzten Drittel ein Fluchtabenteuer eines Mutantenbewusstseins. Und da diese Flucht noch nicht beendet ist, wartet der Hörer gespannt auf den nächsten Teil und drückt die Daumen, dass Tako Kakuta auch wirklich entkommen wird.

Andreas Laurenz Maier macht einen prima Job und unterhält kurzweilig durch seinen engagierten Einsatz vor dem Mikro.

|MP3-Download mit ca. 363 MB Größe
Spieldauer der Lesung: 4:17 h
Anzahl der Tracks: 54
Sprecher: Andreas Laurenz Maier
ISBN-13: 978-3943393163|
[www.einsamedien.de]http://www.einsamedien.de
[www.perry-rhodan.net]http://www.perry-rhodan.net

|Hinweis:| Die |Silber Edition 79| wird zusammen mit dem letzten Download-Teil ab dem 03. Januar 2012 auch komplett auf zwei MP3-CDs im Handel erhältlich sein.

Pearce, Jackson – Blutrote Schwestern

_|Fairytale Retellings|:_

Band 1: _“Blutrote Schwestern“_
Band 2: „Sweetly“ (2011)
Band 3: „Fathomless“ (2012)

_Inhalt_

Rosie und Scarlett sind unzertrennlich. Die beiden Schwestern wohnen zusammen in einer kleinen Hütte in einem Dorf, das recht ruhig erscheint. Doch der Schein trügt: Regelmäßig verschwinden im Dorf und der Umgebung junge Mädchen, die ungeklärte Fälle bleiben. Nur Rosie, Scarlett und deren bester Freund Silas kennen die Wahrheit. Werwölfe, genannt Fenris, machen Jagd auf junge Mädchen, um diese zu töten.

Da Scarlett und Rosie durch Fenris bereits ihre Großmutter verloren haben, machen sie es sich zur Aufgabe, die Fenris anzulocken und zu töten. Als immer mehr Mädchen verschwinden und immer mehr Fenris in der Umgebung auftauchen, zieht es Silas, Rosie und Scarlett in die Großstadt. Hier wollen sie weitere Leben retten und die Stadt von den Fenris befreien, doch dann kommt es zum Bruch zwischen den Schwestern und die Freundschaft zu Silas steht auf dem Spiel …

_Eindruck_

„Blutrote Schwestern“ ist der erste Band der „Fairytale Retellings“-Reihe. Jackson Pearce hat sich mit dieser Reihe die Aufgabe gemacht, Märchen zu modernisieren, was ihr beim ersten Band mehr als gelungen ist. In „Blutrote Schwestern“ geht es um „Rotkäppchen“, das spannend, ereignisreich und sehr blutig umgesetzt wurde.

Jackson Pearce hat einen wahnsinnig tollen Schreibstil. Sie schreibt spannend, lebendig, flüssig und unglaublich unterhaltsam. Die düstere Stimmung hat sich direkt auf mich übertragen und ich bin nur so durch die Seiten geflogen. Charaktere, Orte und vor allem die Jagd werden sehr gut beschrieben, als wäre man mittendrin. Obwohl in dem Buch viele blutige und brutale Szenen vorkommen, versucht die Autorin dennoch, die Geschichte jugendfreundlich zu gestalten.

Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht von Scarlett und Rosie erzählt. Ihre Gedanken und Gefühle werden hierbei glaubhaft erzählt und man muss die beiden einfach gerne haben. Allerdings ist Rosie in meinen Augen die deutlich sympathischere Schwester.
Sie sind unzertrennlich und halten wie Pech und Schwefel zusammen. Nach der Ermordung ihrer Großmutter ist Scarlett wie eine Ersatzmutter für Rose geworden, obwohl die beiden Schwestern gerade mal zwei Jahre auseinander sind. Trotz aller Ähnlichkeit und Gemeinsamkeit sind die beiden Mädchen auch sehr unterschiedlich.

Für Scarlett gibt es nur die Jagd. Sie liebt den Schmerz, das Anködern und die Kämpfe mit den Fenris. Sie braucht das Ganze wie die Luft zum Atmen und braucht neben ihrer Schwester und ihrem besten Freund Silas nichts anderes auf der Welt. Durch ihre Verbissenheit nimmt sie häufig keine Rücksicht auf Rosie und merkt nicht, wie sehr das Mädchen ihre Freiheit vermisst. Durch die Jagd ist Scarlett, im Gegensatz zu Rosie, schwer entstellt. Auf ihrem Körper befinden sich unzählige Narben und sie hat nur noch ein Auge.

Rosie ist dagegen anders. Zwar ist sie ebenfalls die geborene Jägerin und geht regelmäßig auf die Jagd, aber dennoch ist dies nicht ihre Erfüllung. Sie möchte mehr aus ihrem Leben machen und möchte Hobbys wie jedes andere 16-jährige Mädchen. Da Rosie ihre Schwester jedoch nicht verletzen möchte, verzichtet sie oftmals auf andere Beschäftigungen.

Die Geschichte und das Leben der Fenris wird interessant dargestellt, aber auch sehr vorhersehbar, was ich ein wenig schade fand. Da aber gleichzeitig keine andere Lösung Sinn gemacht hätte, ist die Entwicklung in der Geschichte nachvollziehbar.

Das Cover hat mich zunächst etwas abgeschreckt, mittlerweile gefällt es mir jedoch richtig gut. Es wirkt düster und passt sich der Stimmung im Buch an. Je mehr ich über die Handlung erfahren durfte, umso mehr wusste ich die Buchgestaltung zu schätzen.

_Fazit_

Insgesamt konnte mich Jackson Pearce erneut von ihrem Talent überzeugen. Dieses Buch kann ich jedem empfehlen, der Märchen und Fantasyromane liebt. Ich freue mich bereits auf den zweiten Band, in dem „Hänsel und Gretel“ thematisiert wird.

|Hardcover: 368 Seiten
Originaltitel: Sisters Red
Ins Deutsche übertragen von Momo Evers, Falk Behr
ISBN 978-3426283523|
[www.pan-verlag.de]http://www.pan-verlag.de
[www.jackson-pearce.com]http://www.jackson-pearce.com

_Jackson Pearce bei |Buchwurm.info|:_
[„Drei Wünsche hast Du frei“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6687