Kim Harrison – Blutdämon (Rachel Morgan 09)

Rachel Morgan:

Band 1: „Blutspur“
Band 2: „Blutspiel“
Band 3: „Blutjagd“
Band 4: „Blutpakt“
Band 5: „Blutlied“
Band 6: „Blutnacht“
Band 7: „Blutkind“
Band 8: „Bluteid“
Band 9: Blutdämon

Rachel Morgan und kein Ende in Sicht. Mit „Blutdämon“ veröffentlicht Kim Harrison bereits den neunten Band ihrer Serie um die chaotische Erdhexe und auch dieses Mal hat die Autorin nicht mit Seiten gegeizt. Über 700 hat die Geschichte, die Rachel einmal quer durch Amerika führt.

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Larke, Glenda – Heiler, Der (Die Inseln des Ruhms 2)

Die Inseln des Ruhms:

Band 1: „Die Wissende“
Band 2: „Der Heiler“
Band 3: „Die Magierin“

Glut ist zusammen mit Flamme die Flucht aus Gorthen-Nehrung gelungen. Die beiden Frauen haben beschlossen, dem Dunkelmagier zu folgen und ihn zur Strecke zu bringen. Aber gleich auf der nächsten Insel, die sie erreichen, geraten sie in die nächste Patsche … und an den Heiler Kelwyn Gilfeder, der eigentlich seine ganz eigenen Sorgen hat und nun auch noch in eine Angelegenheit hineingezogen wird, die seinen bisher eher beschränkten Horizont bei Weitem übersteigt.

Kelwyn Gilfeder ist der einzige, nennenswerte Neuzugang in der Geschichte, dafür aber gleich besonders nennenswert, denn seine Person erweitert die Riege der Erzähler in diesem Band. Gilfeder ist ein recht widersprüchlicher Charakter: so schusslig und ungeschickt er sonst ist, sobald er jemanden behandelt, ist er ruhig, selbstsicher und fähig. Er mag die Welt da draußen nicht, fühlt sich aber gleichzeitig durch die Beschränkungen in seiner Heimat eingesperrt. Sein Geist ist einerseits wissbegierig und offen für Neues, gleichzeitig aber streng rational und skeptisch gegenüber allem, was nicht wissenschaftlich erklärbar ist, wie zum Beispiel Magie, an die er nicht glaubt. Und seine Prinzipien geraten nur zu bald in Konflikt mit den Realitäten, mit denen ihn seine Reise mit Glut und Flamme konfrontiert.

Eine wirklich gelungene Charakterzeichnung, die Gilfeder schon allein deshalb zu einem Gewinn für die Geschichte macht.

Zusätzlich dazu erlaubt ein weiterer Erzähler die Ausweitung der Handlung auf zwei Stränge, was für ein wenig Abwechslung sorgte. Denn Gilfeder weigert sich zunächst, Glut und Flamme bei ihrer Aufgabe zu unterstützen. Gilfeder scheint eine besondere Art Weißbegabung zu besitzen, allerdings nicht wie Glut, die Silb- und Dunkelmagie sehen kann. Statt dessen kann er sie riechen, aber erst, als er regelrecht mit der Nase draufgestoßen wird, ist er bereit, diese ihm bisher unbekannten Gerüche als die von Magie zu akzeptieren. Und macht sich auf den Weg, den beiden Frauen zu folgen.

Bis dahin ist allerdings bereits die Hälfte des Buches gelesen. Und so interessant Gilfeder als neuer Charakter auch ist, zog sich die Geschichte anfangs doch ziemlich. Die Verwicklungen, anhand derer der Heiler auf die beiden Frauen trifft und sie letztlich begleitet, beleuchten zwar Gilfeders kulturellen Hintergrund und erklären damit auch seine Denkweise, ein Spannungsbogen entwickelt sich in dieser Zeit jedoch nicht. Da helfen auch die vielen Andeutungen auf Flammes sich erneut verschlechternden Zustand nichts, zumal die Ursache hierfür viel zu schnell klar ist. Tatsächlich verspürte ich gelegentlich den Wunsch, Glut und Gilfeder zu schütteln, weil sie so schrecklich schwer von Begriff waren.

In der zweiten Hälfte zieht das Erzähltempo dann etwas an, und es kommt erneut zur Konfrontation mit dem Antagonisten. Hier entwickelt sich zum ersten Mal Spannung, falls der Leser sich aber Antworten auf eine der Anspielungen erhofft, die bisher mehrfach fallen gelassen wurden, so hat er sich vorerst zu früh gefreut. Die Spannungskurve sinkt zunächst noch einmal ab, die Gefährten müssen ihrem Zielobjekt erst noch einmal hinterherjagen, ehe es schließlich auf einer weiteren Insel zum Showdown kommt. Da es sich um eine Trilogie handelt, ist am Ende des Buches natürlich noch immer nicht alles abgehakt, aber einige Fragen sind jetzt tatsächlich beantwortet.

So ist der Gesamteindruck am Ende erneut eher durchwachsen. Viele Aspekte – wie Gilfeders kultureller Hintergrund – waren durchaus interessant, im Verhältnis zu ihrer Relevanz aber ein wenig zu ausführlich ausgebreitet, und wirkten dadurch hemmend auf die Entwicklung der Handlung. Das kann der interessante Charakter des Heilers nicht ganz ausgleichen. Nachdem in der zweiten Hälfte vermehrt Bewegung in die Handlung kommt, wird die Lektüre spannender, und der Leser erhält endlich ein paar Antworten. Ein nettes Bonbon sind die eingestreuten Briefe des kell’schen Forschers an seinen Onkel, die die Handlung durch ihren anderen Blickwinkel immer wieder auflockern.
Eine wirklich fesselnde Lektüre war also auch der zweite Band nicht wirklich, da steckt immer noch Entwicklungspotenzial drin. Wer genug Geduld aufbringt, die anfänglichen Längen auszusitzen, kann sich aber zumindest gut unterhalten fühlen.

Glenda Larke stammt aus Australien und wollte schon als Kind Schriftstellerin werden. Zunächst kamen jedoch eine Heirat und ein Lehrerberuf dazwischen. Bei einem längeren Aufenthalt in Wien kehrte die Lust am Schreiben zurück, seither hat die Autorin den Einzelroman „Havenstar“ sowie die Trilogien The Mirage Makers und The Isles of Glory geschrieben. Der dritte Band der Trilogie Die Inseln des Ruhmes erscheint im Januar nächsten Jahres unter dem Titel „Die Magierin“. Die Autorin hat derweil ihre neue Trilogie Watergivers beendet, der dritte Band kam Anfang August in die australischen Buchläden.

Taschenbuch: 597 Seiten
Originaltitel: The Isles of Glory 2 – Gilfeather
Deutsch von Susanne Gerold
ISBN-13: 978-3442267613

www.glendalarke.com
www.randomhouse.de/blanvalet

Der Autor vergibt: (4.0/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)

Heather Gudenkauf – Das Flüstern der Stille

Die siebenjährige Calli und ihre beste Freundin Petra sind eines Morgens aus ihren Betten verschwunden. Calli ist ein süßes und verträumtes Mädchen, das seit seinem vierten Lebensjahr nicht mehr spricht. Petra ist ihre Seelenverwandte. Sie versteht Calli ohne Worte und ist so zu Callis Stimme geworden.

Petras Vater Martin stellt am frühen Morgen fest, dass seine Tochter Petra nicht mehr in ihrem Bett ist, auch die Suche im Haus verläuft ergebnislos. Petras Eltern beschließen Deputy Sheriff Louis einzuschalten, schließlich wurde vor nicht allzu langer Zeit in dem stillen Ort ein kleines Mädchen misshandelt und tot aufgefunden worden.

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Johnson. Alaya – Moonshine – Stadt der Dunkelheit

_Moonshine_:
Band 1: _Stadt der Dunkelheit_

Heutzutage müssen Vampirromane ganz bestimmte Lesererwartungen erfüllen: Sie müssen in der Alten Welt spielen oder zumindest in New Orleans. Die vampirischen Protagonisten müssen gutaussehend und moralisch sein, während sie mit ihrem Schicksal hadern und nur auf die richtige, wenn auch etwas tapsige, Frau warten, die ihnen ewiges Glück bescheren wird. So gesehen ist Alaya Johnsons Debutroman „Moonshine – Stadt der Dunkelheit“ wirklich erfrischend, denn er hält sich an keines dieser gängigen Klischees.

_Als Setting wählt_ Johnson das New York der 1920er Jahre – mit einigen pikanten Details. Es gibt alles, was man von dieser Periode der amerikanischen Geschichte erwarten würde: Prohibition und Flüsterkneipen, korrupte Politiker und schier endlose Wellen von Einwanderern, Jazz und natürlich auch Charleston. Doch darüber hinaus gibt es in New York haufenweise Vampire und sonstige nicht ganz menschliche Mitbewohner, die kurz unter Andere zusammengefasst werden. Diese sehen sich Vorurteilen und restriktiver Gesetzgebung ausgesetzt, sie werden schlechter bezahlt als Menschen und müssen schlechtere Arbeitsbedingungen hinnehmen. Kurzum, Vampire und Andere sind die klassische Minderheit, die von der herrschenden Klasse unterdrückt und ausgebeutet wird. Und da kommt Zephyr Hollis ins Spiel, ihres Zeichens singende Vampirrechtlerin – ja, wirklich! Zephyr ist ein Gutmensch, wie er im sprichwörtlichen Buche steht. Aufgewachsen in einer Familie von Dämonenjägern hat sie sich irgendwann von diesem blutigem Zeitvertreib abgewandt und sich auf die Seite der Entrechteten geschlagen. Nun fährt sie mit dem Fahrrad kreuz und quer durch New York, unterrichtet Einwanderer in Etiquette und Englisch, arbeitet für den Bürgerrat, fährt für Vampire Blut aus, engagiert sich in über dreißig Wohltätigkeitsorganisationen und schiebt ihr Geld so lange bettelnden Vampiren zu, bis ihre eigenen Taschen leer sind und sie ihre Miete nicht mehr zahlen kann. Das kommt dem Dschinn Amir wiederum gelegen, der ihr Geld bietet, damit sie für ihn Rinaldo ausfindig macht, den mafiösesten Vampirboss der Stadt, von dem allerdings niemand weiß, wo er sich aufhält. Und so macht sich Zephyr mehr schlecht als recht an die Turn Boys, Rinaldos Bande, heran und findet darüber hinaus immer mehr Gefallen am geheimnisvollen Amir.

_Johnson verknüpft also_ einen Krimiplot mit einer Liebesgeschichte, das verspricht gute Unterhaltung und für jeden Geschmack etwas. Was könnte also schief gehen? Abgesehen von der passablen Milieuschilderung leider so einiges. Alaya Johnson bekommt das New York der 20er Jahren durchaus anschaulich hin, wenn sie auch Längen hinter der Atmosphäre von P. N. Elrods [„Vampirdetektiv Jack Fleming“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=432 zurückbleibt (das zehn Jahre später spielt). Das Elend der Einwanderer wird greifbar geschildert – die prekären Jobs und billigen Mietshäuser spielen im Verlauf der Handlung eine durchaus wichtige Rolle. Demgegenüber stehen die schillernden Partys der Upper Class, die sich den illegal importieren Champagner literweise in den Rachen schütten während auf den Straßen Armut und Hunger herrschen. Und das ist auch schon das erste Problem von Alaya Johnsons Roman: Ihre Heldin Zephyr Hollis. Denn anstatt auf ihre Schreibkunst zu vertrauen und den Leser selbst darauf kommen zu lassen, dass die gesellschaftlichen und politischen Zustände in New York unhaltbar sind, benutzt Johnson ständig ihre moralingesäuerte Heldin, um dem Leser unter die Nase zu reiben, dass es schlecht ist, zu tanzen, während andere hungern. Dass es schlecht ist, sich ein Kleid zu kaufen, während zehnköpfige Familien in Einzimmer-Apartments leben. Dass es unverzeihlich ist, im Waldorf Astoria ein Gurkensandwich zu essen (und womöglich auch noch zu genießen) während es auf dieser Welt noch irgendwo Unrecht gibt.

Zephyr ist Sufragette, Gutmensch, Vampirrechtlerin und sogar Vegetarierin – alles in einem. Sie ist der Alptraum eines jeden Genussmenschen – und ist nicht jeder Leser irgendwie auch ein Genussmensch? Dann aber einer Protagonistin folgen zu müssen, die aber auch immer ein Haar in der Suppe findet und in den unpassendsten Augenblicken Slogans aus ihren Flugblättern unter die Leute bringt, das ist schon wirklich anstrengend. Dass es innerhalb der Handlung auch bedeutet, dass man sich als Leser den ständig gleichen Handlungselementen ausgesetzt sieht – Zephyr fährt mit dem Rand durchs schneebedeckte New York, um einen Abendkus zu geben – ist da nur noch die Krönung der Langeweile.

Ebenfalls problematisch ist die Tatsache, dass Alaya Johnson vom Prinzip der Exposition noch nicht wirklich etwas gehört zu haben scheint, denn viele grundsätzliche Fragen zu dem von ihr geschaffenen Universum bleiben offen. Warum beispielsweise gibt es in New York Vampire und Andere? Was ist geschehen, dass sie sich als Bürger frei bewegen dürfen, wann sind sie aus dem Geheimen sozusagen ins Licht der Öffentlichkeit getreten? Was hat den Bruch zwischen Zephyr und ihrer Dämonen jagenden Familie verursacht? Warum schlägt sie sich jetzt auf die Seite der Vampire und das, obwohl es in dem ganzen Buch nicht einen halbwegs netten Vampir gibt? Wofür sich für jemanden einsetzen, der einem hauptsächlich an die Kehle will? Was sind Amirs Motive? Warum hält er sich in der menschlichen Welt auf? Warum besucht er Zephyrs Kurse? Und warum setzt er sie auf Rinaldo an, nur um dann den Rest des Romans damit zu verbringen, sie davon wieder abbringen zu wollen, weil es zu gefährlich ist? „Moonshine“ durchziehen einfach zu viele Ungereimtheiten, als dass man sich wirklich in die Lektüre fallen lassen könnte.

_Man legt das Buch_ mit einer gewissen Ungerührtheit zur Seite, denn obwohl es alle Zutaten für einen spannenden Unterhaltungsroman mitbringt, berühren die Schauplätze, die Charaktere und deren Probleme nie wirklich. Der Krimiplot ist zumeist banal und Johnson muss haarsträubende Zufälle bemühen, um ihn überhaupt voranzutreiben. Die Liebesgeschichte plätschert ebenfalls vor sich hin, da man mit den handelnden Personen kaum warm wird. Und alle Nebencharaktere sind ohnehin so austauschbar, dass man sie kaum auseinanderhalten kann. Damit wird “Moonshine” leider nicht zum Lesevergnügen.

|Broschiert: 425 Seiten
Originaltitel: |Moonshine|
Deutsch von Christiane Meyer
ISBN-13: 978-3426507162|
[www.knaur.de]http://www.knaur.de

Chandler, David – Metropole der Diebe, Die (Ancient Blades 1)

_|Ancient Blades|:_

Band 1: _“Die Metropole der Diebe“_
Band 2: „Das Grab der Elfen“ (April 2012)
Band 3: „Honor Among Thieves“ (Noch ohne dt. Titel)

_Die freie Stadt Ness_ ist eine beeindruckende Metropole. Der noch junge, aber sehr talentierte und ausgefuchste Malden ist nur einer der Diebe, die Tag und Nacht ihr flinkes Handwerk in den Straßen und auf den Dächern der Stadt ausüben. Malden gehört keiner Gilde an, keiner Vereinigung von Dieben und arbeitet auf eigene Faust. Der junge Mann weiß um die Gefahren seiner Zunft, aber dem ehemaligen Waisenkind bleiben nicht viele Alternativen zum Überleben.

Doch so „frei“ er sich auch fühlt, schon längst hat Malden die Aufmerksamkeit von Cutbill, dem Meister der Diebesgilde von Ness auf sich gezogen. Und Cutbill macht dem jungen Dieb ein Angebot, das ihm ganz neue Perspektiven präsentiert, ihm aber auch einige Einschränkungen bescheren würde. Malden soll sich den Regeln der Diebesgilde unterwerfen und von seiner Beute einen nicht gerade geringen Anteil an Cutbill abtreten. Dafür genießt er den umfassenden Schutz der Gilde und hat Zugriff auf Pläne, Beziehungen und wertvolle Hilfsmittel, die ihn das Leben als Dieb erleichtern.

Malden fühlt sich geschmeichelt, er wägt das Angebot ab und geht auf Cutbills Angebot ein. Mit dem Schutz der Gilde im Rücken träumt er davon, sich eine Existenz aufzubauen, um eines Tages „frei“ zu sein, sodass er die Stadt Ness verlassen kann und nicht sofort jenseits der Stadtbefestigung als Feldsklave aufgegriffen und verkauft zu werden.

Doch die erste Hürde, die Malden nehmen muss, ist sich den Rang eines Gesellen zu verdienen. Dafür muss er seine Aufnahmegebühr entrichten, die absurd hoch ist. Als Malden am nächsten Tag auf dem Marktplatz von Ness versucht, ein paar Geldbeutel von reichen Kaufmännern zu stehlen, wird er um ein Haar gefasst und auf der Flucht begegnet er einem geheimnisvollen Mann, dem Schwertkämpfer Bikker und der Magierin Cythera. Beide beauftragen den jungen Dieb mit einem riskanten Diebstahl, dessen Konsequenzen er in keinem Moment wirklich abschätzen kann. Er soll für die geheimnisvolle und schöne Cythera die goldene Krone des Burggrafen stehlen.

Dem talentierten Dieb gelingt dieses Husarenstück, doch der Preis ist hoch. Natürlich wird der Diebstahl entdeckt und der Burggraf verdächtigt alleine der Logik wegen, die Gilde der Diebe um Meister Cutbill. Dessen geheimer Schlupfwinkel wird von den Männern des Grafen infiltriert und alle Diebe, die sich vor Ort befinden, werden getötet. Malden kann sich mithilfe des Gildenmeisters Cutbill verstecken und belauscht das Gespräch zwischen dem Meister der Diebesgilde und dem Vogt, der um jeden Preis wissen möchte, wer die Krone gestohlen hat und wo sie sich derzeit befindet.

Cutbill verrät Malden nicht, droht ihm aber, dass er, wenn er den Tod findet, auch Malden der Nächste sein wird. Verzweifelt und verängstigt zieht sich Malden nun gezwungen die Krone ein zweites Mal zu stehlen. Doch diesmal ist die Gefahr um ein Vielfaches größer: Die Krone befindet sich nun im persönlichen Besitz des mächtigsten Magiers, den man kennt – Hazoth – uralt, grausam, eiskalt und mit Sicherheit ein tödlicher Gegner.

Viele Verbündete bleiben Malden nicht. Ihm stehen zur Seite, der verfluchte und zudem tote Kartenspieler Kemper, der edle Ritter Sir Croy, der Cythera liebt und zudem ihre Mutter aus Hazoths Fängen befreien möchte. Ein Trio, das es mit dunkler Magie und einer ganzen Stadt aufnehmen muss …

_Kritik_

„Ancient Blades – Die Metropole der Diebe“ aus der Feder von David Chandler hält, was der Buchrücken verspricht.

David Chandler lässt sich Zeit, erzählt geschickt und sehr ausführlich seine Einleitung. Im Detail stellt er die Stadt Ness vor und präsentiert dem Leser nach und nach die Protagonisten der Geschichte. Dadurch entsteht schon in den ersten Kapiteln eine ungemein dichte Atmosphäre, mit sehr vielfältig ausgeprägten Charakteren, Nebengeschichten und Konflikten. Alleine schon die Vorbereitungen der ersten Diebestat und die Ausführung beobachtet der Leser mit gespanntem Interesse. Das Tempo der Handlung ist gedrosselt, aber das macht David Chandler so anpassungsfähig, dass die Spannung und Neugier erhalten bleibt und die Handlung bis zum Ende hin begleitet. Dass die Handlung vorhersehbar ist und der Leser ahnt, dass Malden auch aus jeder noch so ausweglosen Situation ein Schlupfloch findet, entschuldigt man gerne. Hier ist der Weg das Ziel und jeder Zufall oder schlichtes Glück, das der Dieb hat, erscheint gar nicht als Klischee sondern wirkt faszinierend. Es gibt halt immer besagten „Plan B“.

Dadurch, dass die Charaktere so bunt und vor allem unterschiedlich sind, bleibt noch viel Platz für ein paar kleinere Nebengeschichten, die hervorragend platziert sind. Welche Macht und Einfluss hat der alte Zauberer Hazoth und warum bindet er sich Chythera und ihre Mutter an sich? Auch die Krone formiert sich zu einem Rätsel und bis zum Schluss bleibt die Identität des mysteriösen Auftraggebers verborgen.

David Chandlers Welt – „Die Metropole der Diebe“ – ist eine facettenreiche Welt, in der es neben den bekannten Figuren eine Vielzahl von Rassen wie Zwerge, Elben, Dämonen und Oger gibt. Nicht alle kommen hier zum Zuge, doch lassen wir uns doch überraschen, wer uns im zweiten Teil – schon im Frühjahr 2012 – begegnen wird. Es gibt immer wieder actionreiche Momentaufnahmen, ebenso auch dramatische und man schleicht gerne mit dem Dieb Malden durch Gänge, über Dächer und Straßen.

Der Zauber dieser wunderbaren Geschichte und das wirklich Interssante neben der Handlung sind die Charaktere in „Ancient Blades“. David Chandler gibt seinen „Helden“ so viel an Charisma und Geheimnissen mit, dass es eine wahre Freude ist und die Neugier noch lange nicht befriedigt ist. Auch nicht, wenn man das Buch beendet hat.

Malden ist uneingeschränkt die Hauptfigur, aber widmen wir uns doch den Nebenfiguren. Allen voran Sir Croy, einem wirklichen Ritter, der in seiner eigenen, sehr verklärten Märchenwelt lebt und ständig seine Ideale ausleben möchte. Sehr zum Spaß von Malden und Kemper, allerdings gleich viel zum Leid von Cythera die versucht ihn immer von seiner Naivität zu heilen. Hier gibt es herrliche Dialoge zwischen den beiden.

Auch Kemper, der verfluchte und tote Dieb und Kartenspieler, weiß zu unterhalten. Und der Zwerg Slag, der Malden bei seiner Ausrüstung behilflich ist, ist so herrlich mürrisch und typisch „zwergisch“, dass er hervorragend ins Bild passt. Genauso sympathisch, wie diese Figuren sind, so reizvoll sind auch der Magier Hazoth, der Vogt und auch der Burggraf und nicht zuletzt der Schwertkämpfer Bikker.

Der Titel des Buches „Ancient Blades“ erklärt sich dem Leser erst recht spät. Allerdings auch hier ist David Chandler ein Fuchs, denn die Ancient Blades – sind sieben Ritter, die mit magischen Schwertern ausgerüstet gegen Dämonen gekämpft haben. Zwei dieser geheimnisvollen Schwerter tauchen in „Die Metropole der Diebe“ auf, doch welche Magie verbirgt sich in den anderen verschollenen fünf Schwertern und vor allem, wer führt diese?

_Autor_

David Chandler wurde in Pittsburgh, Pennsylvania, geboren und lebt in New York. Nachdem er für die Vereinten Nationen arbeitete, schreibt er heute phantastische Romane. Nach „Die Metropole der Diebe“ führt er mit „Das Grab der Elfen“ seine High-Fantasy-Reihe „Ancient Blades“ fort.

_Fazit_

„Ancient Blades – Die Metropole der Diebe“ ist ein sehr zu empfehlendes Buch aus dem Genre Fantasy. Hier überzeugt uns die Spannung, eine abwechslungsreiche Handlung, sehr gut entwickelte Charaktere, die das Lesen zu einem wahren Vergnügen machen.

Wer die Romane von Brent Weeks und Peter V. Brett gelesen hat, wird sich in diesem Roman gleich zu Hause fühlen.

Ein brillanter Roman. Der Leser kann sich auf die Fortsetzung „Das Grab der Elfen“ freuen, das im Frühjahr 2012 im Piper-Verlag erscheinen wird. „Ancient Blades – Die Metropole der Diebe“ ist uneingeschränkt empfehlenswert.

|Taschenbuch: 484 Seiten
Originaltitel: |Den of Thieves|
Deutsch von Andreas Decker
ISBN-13: 978-3492267540|
[www.piper-verlag.de]http://www.piper-verlag.de/piper/index.php

Parrish, P. J. – Knochenacker, Der

_|Louis Kincaid/Joe Frye|-Serie:_

(2000) |Dark of the Moon|
(2001) |Dead of Winter|
(2002) |Paint It Black|
(2003) |Thicker Than Water|
(2004) |Island of Bones|
(2005) |A Killing Rain|
(2006) |An Unquiet Grave|
(2007) |Das Gebeinhaus| (|A Thousand Bones|)
(2008) _|Der Knochenacker|_ (|South of Hell|)
(2010) |The Little Death|

_Das geschieht:_

Ein neuer Fall führt Privatdetektiv Louis Kinkaid aus Florida im Winter des Jahres 1989 in den Süden des US-Staates Michigan. Dort bemüht sich Detective Jake Shockey von der Mordkommission der Polizei Ann Arbor, das Schicksal von Jean Brandt aufzuklären. Sie verschwand vor neun Jahren spurlos von der einsamen Farm nahe eines Ortes mit dem vielsagenden Namen Hell, auf der sie an der Seite ihres gewalttätigen Ehemann Owen ein bitteres Dasein fristete.

Shockey, der damals ein Verhältnis mit Jean hatte, vermutet, dass Owen sie umgebracht und irgendwo auf den 25 Hektar der Farm begraben hat. Er will endlich Gewissheit und auch Rache, denn Owen, der wegen eines anderen Verbrechens im Gefängnis sitzen musste, wurde gerade entlassen und will auf seine Farm zurückkehren, wo er möglicherweise Jeans Leiche endgültig verschwinden lassen wird.

Kinkaid will helfen, zumal ihn dieser Fall in die Nähe seiner Freundin Joe Frye führt. Mit ihr führt er eine Fernbeziehung, seit sie aus Karrieregründen nach Michigan gegangen ist. Als Sheriff kann sie ihm Türen öffnen, die Kinkaid sonst verschlossen blieben.

Wie befürchtet taucht Owen auf seiner Farm auf. Dort hat Kinkaid bei einer Durchsuchung Amy, die 13-jährige Tochter der Brandts, entdeckt; Owen hatte sie schon vor Jahren bei seiner Schwester Geneva untergebracht, die nun gestorben ist. Amy kehrte auf die Farm zurück, weil sie von Erinnerungen an eine grausame Bluttat geplagt wird, deren Zeugin sie werden musste. Kinkaid, Frye und Shockey glauben, endlich eine Spur zur verschollenen Jean entdeckt zu haben, und bemühen sich, die verworrenen Erinnerungen des verstörten Mädchens zu entschlüsseln. Sie stehen unter Druck, denn Vater Owen beansprucht das Sorgerecht für seine Tochter, der nach einer Rückkehr auf die Farm womöglich ebenfalls ein gewaltsames Lebensende droht …

_Spannung von der Stange_

„South of Hell“ lautet der Titel dieses Romans, des in der Originalausgabe bereits neunten einer Serie, die auf dem deutschen Buchmarkt wieder einmal irgendwo einsetzt und den Leser daher immer wieder zwingt sich zusammenzureimen, was dem US-Publikum längst bekannt ist. Diesbezügliche Informationen betreffen in erster Linie das Dreigespann der Figuren Louis Kinkaid, Joe Frye und Mel Landete, eines Ex-Cops, der einst mit Frye zusammen war und heute mit Kinkaid zusammenarbeitet.

Womit klar ist, dass wir es hier mit einem Kriminalroman zu haben, der den privaten Gefühlsstürmen der Protagonisten mindestens ebenso breiten Raum bietet wie der Krimi-Handlung. Diesem Aspekt widmen wir uns weiter unten und bleiben zunächst beim Krimi. Der ist eher routiniert als einfallsreich geplottet und läuft problemlos auf jenem Schienenstrang, den vor allem jene Leser bereisen, die Spannungslektüre im Rahmen bekannter Lese-Erlebnisse vorziehen.

Der etwas anspruchsvollere Leser (auch „Kritiker“ oder „Querulant“ genannt) kann mit Fug & Recht einwenden, dass „Der Knochenacker“ eine handwerklich sauber und kalkuliert zusammengestellte Sammlung bewährter aber eben tausendfach präsentierter Thriller-Elemente bildet.

|Die Hölle ist manchmal tiefer als gedacht|

Freilich weiß auch das Verfasser-Duo um diese Tatsache und entwickelt einen gewissen Ehrgeiz, dem abgestandenen Gebräu trotzdem eine eigene Geschmacksnote einzurühren. Sie soll sich aus einem Quäntchen Mystery entwickeln, die jedoch – hier lässt sich Angst vor der eigenen Courage entdecken – zumindest anfänglich ‚logisch‘ begründet wird.

So scheint die labile Amy zwar einen Draht ins 19. Jahrhundert zu besitzen, doch könnte es sich auch um eine lebhafte aber fehlgeleitete Fantasie halten – ein Kunstgriff, der aufgrund der Intensität der Visionen eher Feigenblattfunktion besitzt, zumal ihre ‚Realität‘ in einem sicherlich als Überraschung geplanten Finaltwists plötzlich bestätigt wird.

Immerhin bringt der Handlungsstrang um ungerächt gebliebenes Unrecht aus der US-Sklaven-Ära wenigstens ein Moment des Unerwarteten ins Geschehen, das dieses inzwischen bitter nötig hat. Routine-Ermittlungen, Kompetenzstreitigkeiten, Indiziensuchen: Diese Aktivitäten, die doch das Salz in der Suppe eines Polizei-Thrillers bilden, werden recht lieblos abgehakt.

|Seelenqualen und Liebeskummer|

Wie Gewitterwolken schieben sich stattdessen Emotionen in den Vordergrund, wo sie sich etwa ab Seite 200 in einem Unwetter entladen, das überhaupt kein Ende mehr finden will; schließlich hat dieser Wolkenbruch eine achtbändige Vorgeschichte, die seine Wut noch anschwellen lässt. Louis Kincaid ist bereits solo ein von den Autorinnen dramatisch zerrissener Charakter: schwarz und im Süden der USA ansässig, wo die Hautfarbe gern rassistische Attacken auslöst, die ausgiebig in die Handlung einfließen. Da dies in der Darstellung sattsam bekannten Mustern folgt, will sich beim Leser das gewünschte Gefühl von Empörung und Mitleid nicht recht einstellen.

Aber die Verfasserinnen legen ordentlich nach: Just wird Kincaid mit einem bisher unbekannten Sprössling konfrontiert. Selbstverständlich hat er sich als Vater nicht mit Ruhm bekleckert, was nach dem Willen der Autorinnen peinigende Rückblenden und die erneut ausführliche Schilderung einer allmählichen Annäherung sowie der damit verbundenen Seelennöte rechtfertigt.

Weiterhin in der Schwebe ist die On/Off-Beziehung zwischen Kincaid und Joe Frye, was beim Stand Band 9 nun wirklich lächerlich ist aber vom Publikum offenbar so gewünscht wird, das weiterhin mit diesen beiden Königskindern, die einfach nicht zueinander kommen können, mitbarmen möchte.

Hinzu kommt Amy, deren Schicksal sicherlich dem letzten hartgesottenen Leser die Tränen in die Augen treibt: Mutter verschollen, vermutlich ermordet; Vater ein Säufer und Schläger; Pflegemutter wirr im Kopf & tot im Bett. Zu allem Überfluss machen sich jetzt auch noch Geister in ihrem geplagten Schädel breit, denen eine Psychologin gütig aber verschwommen hinterher forscht.

Als Dreingaben gibt’s noch den einsamen Polizisten Shockey, der ebenfalls sein Familienleben versaut hat, wie er wiederum seitenstark zu Protokoll geben darf, und Margi, derzeitige Sandsack-Freundin des fiesen Owen Brandt, die uns selbstredend auch ihre traurige Biografie erzählt. Im Hintergrund aber per Telefon präsent bleibt dieses Mal Mel Landete, obwohl in dieser Menge gepeinigter Seelen ein zusätzlicher armer Tropf gar nicht auffallen würde.

|Finales Durcheinander ersetzt Erzählstruktur|

Irgendwann merken unsere Autorinnen, dass die Seite 400 nahe und der Kriminalfall keinen Schritt weitergekommen ist. Also setzen sie diesbezüglich zu einer Art Endspurt an. Owen Brandt, bisher ein redneckiger Kretin und Maulheld, mutiert zum messerschwingenden Amokläufer, der fast sämtliche Hauptfiguren (sowie die Logik) niedersticht, was aber beim Zielpublikum dieses Romans als ‚Action‘ durchgehen mag.

Damit es mit dem Faktor Bedrohung klappt und der Erzählkreis sich schließt (bzw. übers Knie gebrochen werden kann, bis er sich irgendwie rundet), treffen sämtliche Beteiligten schließlich auf der Brandt-Farm zusammen, die abermals als Geisterhaus mit 1001 geheimen Luken und Verstecken herhalten muss. Anschließend stolpert man möglichst unüberlegt durch das Gelände, um dem schnaubenden Brandt vor die Klinge zu geraten.

Das Ende kommt gewaltreich, aber dann wird es wieder versöhnlich. Schließlich müssen noch diverse lose Fäden ’spannend‘ in das lockere Plot-Gewebe eingewoben werden. Offene Fragen bezüglich des Kriminalfalls werden immerhin beantwortet, offene Beziehungen bleiben weiterhin konserviert, denn auch in den folgenden Serien-Bänden sollen wieder Hände gerungen und Tränen zerdrückt werden. Im Zeitalter der Plattbrunst-Vampire und „Romantic Thriller“ könnte dieses Konzept auch in Deutschland funktionieren und P. J. Parrish genug Leser/innen finden, um die neuen sowie – Gott bewahre, aber der hält sich der Bestseller-Hölle schlau fern – womöglich die früheren Bände der Serien zur Erscheinung zu bringen.

_Autorinnen_

Hinter dem Pseudonym „P. J. Parrish“ verbergen sich – nicht sehr intensiv, da sie dieses ‚Geheimnis‘ u. a. auf ihrer Website lüften – die Schwestern Kristy Montee und Kelly Nichols, geboren in Detroit im US-Staat Michigan.

Kristy, die Jüngere, arbeitete zunächst in ihrer Heimatstadt für eine Vorort-Zeitschrift, wo sie die „Seiten für die Frau“ betreute. Diesem Job blieb sie treu, als sie 1972 zum „Sun-Sentinel“ nach Fort Lauderdale wechselte.

In ihrer Freizeit schrieb Kristy vier Liebesromane, die veröffentlicht wurden. Nachdem sie ihren Job verloren hatte, wechselte sie auf Anraten ihres Agenten zum Kriminalroman. Sie tat sich mit ihrer Schwester Kelly zusammen, die in der Spielcasino-Szene tätig gewesen war und sich nach ihrer Scheidung ebenfalls aber erfolg- bzw. verlegerlos als Autorin von Lovestorys versucht hatte.

Die Zusammenarbeit brachte im Jahre 2000 „Dark of the Moon“, den ersten Roman einer Serie um den Kriminalpolizisten Louis Kincaid hervor, dessen Privat- und Liebesleben – hier ließ das Verfasser-Duo mit sicherem Blick auf das weibliche Publikum die Schmalzpresse weiterlaufen – mindestens ebenso turbulent und problematisch ist wie sein Job.

Kristy Montee lebt mit ihrer Familie weiterhin in Fort Lauderdale, während Kelly Nichols nach Michigan zurückgekehrt ist, wo sie in bzw. am Houghton Lake lebt.

|Taschenbuch: 479 Seiten
Originaltitel: South of Hell (New York : Pocket Star Books/Simon & Schuster 2008)
Übersetzung: Charlotte Breuer u. Norbert Möllemann
ISBN-13: 978-3-426-50108-5|
[www.knaur.de]http://www.knaur.de
[www.pjparrish.com]http://www.pjparrish.com

Minninger, André (Adaption), Erlhoff, Kari (Autor) – Die drei ??? und die feurige Flut (Hörspiel) (Folge 148)

Nun nähert man sich auch bei den |EUROPA|-Studios mit der Vertonung der „regulären“ Folgen der magischen 150-Fall-Linie und somit einem weiteren Jubiläum in der erfolgreichen Geschichte der inzwischen legendären Serie. Nähme man die ganzen Sondereditionen und -folgen hinzu, hätte man diese Marke bereits jetzt überschritten, wo Nummer 148 „Die drei ??? und die feurige Flut“ Mitte August anno 2011 veröffentlicht ward. Die Buchvorlage dieser Geschichte von Kari Erlhoff stammt übrigens schon aus dem Jahre 2009, was wieder einmal deutlich macht, dass die Hörspieladaptionen den Bänden des |KOSMOS|-Verlags immer noch ein gutes Stück hinterherdackeln.

_Zur Story_

Allie Jamison, eine – aus zwei lange zurückliegenden Fällen – alte Bekannte der drei Fragezeichen, ist wieder da. Das sonst so selbstbewusste Mädel hat einen bedrohlich klingenden Fall für die drei Detektive auf Lager: Allie befürchtet nämlich allen Ernstes, verflucht worden zu sein und binnen weniger Tage zu sterben. Sie ist, da ihre Eltern mal wieder unterwegs sind, derzeit mit ihrer Tante Patricia Osborne in einer Art Zauberer-WG an der Küste Santa Monicas wohnhaft. Dort tummelt sich allerhand seltsames Volk unter einem Dach, von der Handleserin bis zum Alchimisten – und genau jener ist es auch, der das anstehende Problem verursacht hat. Das heißt, eigentlich sein Sohn Emerald Pendragon, mit welchem sich Allie inzwischen ein wenig angefreundet hat. Sie wollte dem jungen Mann, in ihrer typisch forschen Art, eigentlich nur ein wenig unter die Arme greifen.

Der angehende Alchimist sollte nämlich von seinem Vater geprüft werden, ob er des Berufes – welchem die ganze Familie seit Generationen anhängt – würdig sei. Leider ist der Filius nicht so ganz auf der Wellenlänge seines alten Herrn und nutzt während dessen mehrtägiger Abwesenheit lieber das Mittel des Beschisses. Mit anderen Worten: Er will schummeln, indem er das umfangreiche Formelbuch seines Daddys konsultiert, von welchem er schließlich genau weiß, wo dieser es aufbewahrt. Da hat er allerdings die Rechnung ohne seinen mit allen Wassern chemisch rein gewaschenen Erzeuger gemacht, der seinen faulpelzigen Sohnemann offenbar doch bestens kennt. Der olle Wälzer enthält offenbar eine perfide Sicherung gegen unbefugten Zugriff. Diese erwischt Allie und Emerald, deren Gesundheitszustand sich seither zusehends verschlechtert. Das Buch stellt aber auch Rettung in Aussicht. Natürlich in Form eines kniffligen Rätsels.

_Eindrücke_

Schon die Romanvorlage wusste geschickt mit alten Elementen und eben auch der Figur der Allie Jamison zu spielen, die hier – nach den Klassikern „Singende Schlange“ und später noch einmal in der „Silbermine“ – ihr Revival feiert. Selbstverständlich hat sich der Charakter ein wenig gewandelt, oder besser gesagt: Er ist behutsam modernisiert worden. In den seligen Sechzigern und Siebzigern war sie noch so etwas wie das Sinnbild des hochnäsigen Pferdemädels, heute spielt ihr Pferd „Queeny“ keine Rolle mehr, findet aber in Anlehnung an gute, alte Zeiten hier wenigstens ansatzweise Erwähnung. Allie besitzt jedoch noch immer ein selbstbewusstes und eigensinniges Wesen, ein Umstand, durch den man sich manchmal an die nicht minder starke Persönlichkeit Jelena Charkovas erinnert fühlt, deren Figur ganz ähnlich ausgelegt ist und deren frühes Role Model Allie durchaus sein könnte. Leider kommt ihre esoterisch-spinnerte Tante Patricia diesmal nicht in persona vor, doch ihre schrägen WG-Mitbewohner machen die Scharte mehr als wett.

Das trifft auch auf das Hörspiel zu, wo die SprecherInnen passend zu ihren teils ganz schön überkandidelten Freak-Rollen agieren, ohne dabei jedoch zu sehr ins Kitschige abgleiten. Wieder einmal in einer Gastrolle: Comedian und Schauspieler Tetje Mierendorf, wo er sich erneut gut macht, wie bei seinem ersten Auftritt im ???-Fall „Pfad der Angst“. Von den Stammsprechern darf man solcherlei natürlich ohnehin erwarten – insofern bietet sich auch dort allerbeste Performance. Die Geräuschkulisse sowie die Musik passen bei dieser Folge ebenfalls sehr gut, besser als bei manch anderen Adaptionen der jüngeren Vergangenheit. Klar, die Story an sich ist mit ihrem Schüttelrätsel nun kein Ausbund an Innovation und der Plot streckenweise ein wenig herbei gedichtet, doch wir sind hier ja bei den drei ??? und da erwartet man Derartiges irgendwo ja – und vor allem, wenn es so stimmig präsentiert wird, macht’s auch Freude.

_Die Produktion_

Buch und Effekte: André Minninger
Redaktion und Geräusche: Wanda Osten
Regie und Produktion: Heikedine Körting
Musik: Hagitte & Bertling (STIL), Morgenstern, George, Conrad

|Sprecher und Figuren|

Oliver Rohrbeck (Justus Jonas), Jens Wawrczeck (Peter Shaw), Andreas Fröhlich (Bob Andrews), Thomas Fritsch (Erzähler), Katrin Fröhlich (Allie Jamison), Holger Mahlich (Inspector Cotta), Birke Bruck (Ursula Burns), Monty Arnold (Emerald Pendragon), Peter Weis (Carl Parsley), Dagmar Dreke (Sunshine), Tetje Mierendorf (1. Mann), Costa Litow (2.Mann)

_Fazit_

Die Lösung des Falles findet auf mehreren Ebenen statt und erst ganz am Schluss werden alle Stränge zusammengeführt bzw. Rätsel nachvollziehbar aufgelöst. Das will schon was heißen. Pädagogisch gesehen gibt diese Folge der Zielgruppe recht brauchbares Allgemeinwissen über Chemie mit auf den Weg. Die Kürzungen, zur doch ausführlicheren Handlung des zugrunde liegenden Buches, fallen nur moderat aus und schaden dem Gesamtkonzept keineswegs. Die rund 66 Minuten Spielzeit reichen vollkommen, um diese nach klassischem Muster gestrickte Geschichte spannend und flott unter – und auf den Punkt – zu bringen. Produktionsseitig gibt man sich auch keine Blöße und liefert besonders saubere Arbeit ab. Bei aller gewohnten Professionalität, scheint es, als motiviere eine gute Vorlage doch noch mal zusätzlich und steht dieser in nichts nach: Das Hörspiel ist dem Team bei |EUROPA| ebenso stimmungsvoll wie schlüssig gelungen. Daumen hoch.

|Audio-CD mit einer Laufzeit von ca. 66 Minuten
Story von Ben Kari Erlhoff nach Figuren von Robert Arthur
EAN: 886978014825|
[www.natuerlichvoneuropa.de]http://www.natuerlichvoneuropa.de

Mehr als 80 weitere Rezensionen zu den „Drei ???“ findet ihr in unserer [Datenbank]http://buchwurm.info/book .

Perry Rhodan – Der Zeitagent (Silber Edition 29)

_Die Handlung:_

Es ist eine unglaubliche Reise: Durch einen Zeit-Transmitter wird das terranische Flaggschiff, die CREST III, um rund 50.000 Jahre in die Vergangenheit versetzt. In dieser Epoche erschüttert der große galaktische Krieg zwischen den Lemurern und den Halutern die gesamte Milchstraße – und es besteht kaum Hoffnung auf eine Rückkehr in die Gegenwart.

Um wieder in die eigene Zeit reisen zu können, müssen Perry Rhodan und seine Begleiter die Erde ansteuern. 50.000 Jahre in der Vergangenheit ist der Heimatplanet der Menschheit eine von gewaltigen Eismassen überzogene Welt, auf der die Überlebenden des Krieges ein erbärmliches Dasein fristen, ständig auf der Flucht vor grauenerregenden Mutanten.

Doch dann interessieren sich auch die Meister der Insel, jene nach wie vor geheimnisvollen Herrscher der Galaxis Andromeda, für die Terraner. Auf der Erde der Vergangenheit wirkt der Zeitagent, und er nimmt den Kampf gegen die Zeitreisenden auf: Es ist zugleich ein erbitterter Kampf um die Zukunft des Solaren Imperiums …
(Verlagsinfo)

_Mein Eindruck:_

Wow, was für eine Masse an Abenteuern in nur einem Buch. Natürlich ist dies kein normales Buch, sondern ein Sammelband aus ganzen sieben einzelnen Heften, dennoch habe ich selten so einen Haufen an unterschiedlichen Ideen erlebt wie hier.

Der Hörer wird direkt ins Abenteuer geworfen und erlebt jede Menge Action, Zeitreisen, Raumkämpfe, Erstkontakte und und und … Den Autoren scheinen die Ideen nie auszugehen und sie hauen sie raus, als wären dies die letzten Abenteuer, die es für Perry Rhodan und seine Freunde zu erleben gilt.

Die Meister der Insel, MDI, und ihre Gehilfen, die Zeitagenten, werden in der Gegenwart und in der Vergangenheit bekämpft. Es wird in geschickt gestellte Fallen getappt und sich befreit. Und das auch noch an völlig unterschiedlichen Orten, wie der alten Erde vor 50.000 Jahren, die damals noch von den Lemurern bevölkert wurde, die sich einen erbitterten Kampf gegen die Vorfahren von Icho Tolot liefern.

Dann setzt Perry seinen Kampf auf einem urweltlichen Planeten im Wega-System fort und erlebt dort einige Erstkontakte mit ganz neuen Rassen. Es gibt eine kleine Einlage für Steampunk-Fans und dann gehts auch schon wieder auf den nächsten Planeten unter eine eiszeitliche Eisdecke.

Und all das, ohne die Meister der Insel aus den Augen zu verlieren, ohne der Spannung Abbruch zu tun und vor allem, ohne zu langweilen. Jede Idee ist interessant und jeder Wechsel der Erzählperspektive birgt ein neues spannendes Abenteuer.

So geschwärmt habe ich für ein Hörbuch selten, aber hier hatte ich wirklich das Gefühl, als ob ich hier Stoff für eine ganze Reihe von Büchern serviert bekommen habe und nicht „bloß“ sieben einzelne Romanhefte. Und wieder kann ich nachvollziehen, warum der Zyklus, zu dem diese |Silber Edition| zu einem der beliebtesten gehört. Zurecht.

_Das Hörerlebnis:_

Selten hat es Josef Tratnik mit so vielen Charakteren zu tun bekommen, denen er seine Stimme leihen musste, hier muss er sein ganzes Können aufbieten und das tut er auch.

Als kleine Auswahl neben seinem altbekannten „Kermit“-Gucken wären da zum Beispiel Lemy Danger zu erwähnen. Der kleine Siganese mit dem spezialgelagerten Geheimauftrag wird von Tratnik ein wenig zu „knuddelig“ gelesen. Er klingt nicht nur so klein, wie er tatsächlich ist, er klingt „niedlich“ und wenig autoritär, obwohl er General ist. Da möchte der Hörer ihn hochheben und „Dutzi, dutzi, dutzi!“ machen.

Der Teleporter Tako Kakuta klingt bei Tratnik ein wenig zu krächzig und zu hoch, sodass er manchmal schon im Ohr kratzt. Icho Tolot, der riesige Haluter, klingt wie immer statt zur Größe und seinem Volumen passend laut und erhaben wie Professor Hastig aus der Sesamstraße auf Valium, immer kurz vorm Einschlafen. Das passt dann selten zu den Stellen, an denen sich andere die Ohren zuhalten müssen, wenn er lacht. Wenn er länger redet, erhöht das drastisch die Einschlafquote.

Die vier Meter langen Echsen, die Tankan, spricht Josef Tratnik erstaunlich hoch. Bei einer Riesenechse hätte ich eher mit einer dunklen Grollstimme gerechnet. Den Ortungschef der CREST III, Enrico Notami, spricht er mit einem seltsam „wirren“ französischen Akzent.

Das war aber nur Mäkeln auf hohem Niveau, denn Tratnik ist hier in gewohnter Bestform. Die Romanvorlage ist spannend und fesselnd und seine Interpretation ist angemessen prima. Alle Stimmungslagen, alle Konflikte, alle Rassen … Josef Tratnik ist hier der wahre Herrscher des Perryversums und bindet den Hörer an dieses Hörbuch, wie sie es von ihm gewohnt sind.

|Musik und Effekte|

Jedes Kapitel beginnt mit einer kleinen Melodie oder ein paar Sound-Effekten. Danach folgt bei einigen Kapiteln noch ein Ambient-Teppich als Untermalung für den Hintergrund, wird er aber auch gern mal spontan mitten in einem Track verlegt. Dieser Teppich fällt manchmal kaum, manchmal gar nicht und manchmal stark auf, weil er in der Lautstärke variiert und den Hörer plötzlich auftretend überrascht, was dann teilweise den Sprecher unterstützt oder von ihm ablenkt.

Einige Durchsagen von Perry Rhodan, die laut Romanvorlage „anders“ klangen, wurden mit einem Wackel-Stereo-Effekt versehen. Dadurch kann es beim Ohrstöpsel-Hörer zu Gleichgewichtsstörungen kommen, weil der Ton schnell von einem Ohr zum anderen wechselt. Auch über Lautsprecher gehört, wirkt dieser Effekt sehr unangenehm. Warum die Tontechnik nicht einfach nur den „altes Funkgerät“-Effekt benutzt hat oder einen anderen Filter und warum nur ein einziger Effekt in fast 16 Stunden Hörbuch eingebaut wurde, man weiß es nicht. Es wäre prima, wenn die Lesungen entweder konsequent mit Effekten versehen würden, was zu der von mir seit Band 1 gewünschten inszenierten Lesung führen würde oder bitte ganz weglassen. Ein Kompromiss wären auch Effekte, die nicht einfach durch ein Wackeln am Stereo-Schalter entstehen, sondern zur Szene passende Filter oder Verzerrungen sind.

_Der Sprecher:_

Josef Tratnik ist der Sprecher der „klassischen“ |Silber Edtionen|. Er studierte Theaterwissenschaften, Philosophie und Germanistik in Köln und absolvierte er dort eine Schauspielausbildung am Theater „Der Keller“. Neben der Sprechertätigkeit für Hörfunk und Fernsehen, hauptsächlich bei den Sendern DLF, DW und WDR mit Hörspiel-/ und Feature-Produktionen, ist er freischaffender Schauspieler, Synchronsprecher und Sprecher in Köln. (Quelle: wikipedia)

_Die Ausstattung:_

Wie gewohnt sind die 13 CDs mit dem Titelbild der |Silber Edition| bedruckt, die nicht das Cover des entsprechenden Silberbandes zeigt, sondern diesmal einen Ausschnitt des Titelbilds von Heft 269 „Jagd auf den Zeitagenten“. Die CDs sind einzeln in Papphüllen verpackt und in einer stabilen Papp-Klappbox zusammengefasst. Die Rückseiten der Papphüllen (1-12) ergeben zusammengesetzt das Cover von Heft 268 „Stoßtrupp durch Raum und Zeit“. Für die Rückseite der Klappbox ist als Hintergrundbild ein Ausschnitt des Covers von Heft 273 „Unter den Gletschern von Nevada“ gewählt worden. Auch die aneinandergereihten Rücken der Klappboxen bilden mit jeder weiteren Ausgabe ein sich zusammensetzendes schickes Gesamtbild.

Zusätzlich ist wieder ein Booklet enthalten, mit Tracklisting, einem Vorwort von Horst Hoffmann, einer Risszeichnung eines Kampfraumers der Haluter und den Titelbildern der in dieser |Silber Editon| zusammengefassten Hefte (Nr. 268-274) der Erstauflage. Außerdem gibt es noch ein wenig Werbung für die Hörbuchversion der LEMURIA-Reihe.

_Fazit:_

Ein Feuerwerk von Ideen, spannende Abenteuer in Hülle und Fülle und das auch noch zu unterschiedlichen Zeiten und sehr verschiedenen Orten. Das ist Perry Rhodan, wie ich ihn liebe und in den aktuellen Heftromanen schmerzlich vermisse. Das alles perfekt serviert von Josef Tratnik, der der Romanvorlage mit seiner Leistung in nichts nachsteht und fesselnd unterhält.

|13 Audio-CDs in Papp-Klappbox
Spieldauer: ca. 15:45 Std.
Gelesen von Josef Tratnik
ISBN-13: 978-3943013009|
[www.einsamedien.de]http://www.einsamedien.de

Perry Rhodan – Im Mahlstrom der Sterne (Silber Edition 77)

_Die Handlung:_

In der langen Geschichte der Menschheit war Perry Rhodans Plan ohne Beispiel: Die Erde, die Urheimat der Terraner, und der Mond sollten mit einem Sprung durch den Hyperraum an eine neue Heimat versetzt werden. Eine Heimat, die den Flotten der Laren und Überschweren, den neuen Herrschern der Milchstraße, entzogen sein sollte. Doch der tollkühne Sprung endete nicht in der erhofften Sicherheit: Erde und Mond rematerialisierten zwar reibungslos im Normalraum, aber nicht an dem vorgesehenen Zielpunkt. Perry Rhodan und die Menschheit fanden sich in einem unbekannten Teil des Universums wieder, Millionen, möglicherweise sogar Milliarden Lichtjahre von der Milchstraße entfernt. Die Menschheit steht erneut am Anfang. Sie macht sich auf, ihre neue Heimat zu erkunden – und muss erkennen, dass eine dunkle Macht über dem „Mahlstrom der Sterne“ herrscht … (Verlagsinfo)

_Mein Eindruck_

Nachdem die letzte |Silber Edition| mit einem dicken Cliffhanger zu Ende ging, denn die Flucht mit Terra und Luna hatte zwar geklappt, aber die Reise ging nicht dahin, wohin sie eigentlich sollte, war ich mehr als gespannt, wie es weitergeht und darauf, wo es Terra und Luna denn nun hinverschlagen hat.

Die Idee des Mahlstroms, einer Materiebrücke zwischen zwei Galaxien, ist interessant. So entsteht direkt zu Anfang dieser |Silber Edition| gleich eine Handlungsebene, die sich nicht um die Zyklus-bestimmenden Laren dreht. Der erste Teil befasst ausschließlich mit der verwirrten durch die Versetzung verwirrten Menschheit, dennoch ist er nicht langweilig, weil auch der Hörer gespannt darauf ist, zu erfahren, wo Perry ist und wie er da wieder wegkommen will.

Dann driftet das Autorenteam immer weiter vom eigentlichen Zyklus-Plot, dem Kampf gegen die Laren, ab. Das ist in diesem Fall aber gar nicht schlimm und macht sie frei, um interessanten Ideen nachgehen zu können.

Der Kampf gegen die „Eingeborenen“ und die Auseinandersetzung mit „Zeus“ ist kurzweilig erzählt und durchweg spannend. Auch wenn dieser Teil der |Silber Edition 77| die Haupthandlung nicht vorantreibt, so werden die Erfahrungen von Bullys Team und die Bekanntschaft mit „Zeus“ sicher noch eine wichtige Rolle spielen. Einziger Kritikpunkt für mich ist die recht schnelle Sinneswandlung von „Zeus“. Das war mir irgendwie zu einfach.

Gerade als der Hörer dachte, jetzt käme die große Aussöhnung und das Freudenfest mit Zeus … da gerät Perry mit seinem Raumschiff in den Einflussbereich eines „Bannkreises“), der sämtliche elektrisch betriebenen Geräte außer Kraft setzt. Wie Perry diese Situation löst und wie er versucht, etwas gegen den scheinbar undurchdringlichen Schutzschirm zu unternehmen, ist wirklich spannend beschrieben. Und wieder verzeiht der Hörer, dass es nichts über die Laren zu hören gibt.

Und da Perry eh langweilig zu sein scheint, weil es derzeit keine Möglichkeit gibt, etwas Sinnvolles zu tun, planen er und seine Mannschaft einem Funkspruch nachzugehen, der von einem Planeten zu kommen scheint, der über 400 Lichtjahre entfernt ist.

Weiter geht es mit dem nächsten Subplot des Subplots … so scheint es zumindest. Die Umweltakivisten des Müllplaneten Zannack spielen jetzt die Hauptrolle. Um sie und um Roy Danton und seine Forschergruppe dreht sich dann der nächste Teil der Handlung und wechselt dann auch mal den Planeten.

Ziemlich weit weg von den Laren, aber dennoch interessant und spannend genug, um gut zu unterhalten.

_Mein Hör-Eindruck:_

… war sehr positiv. Das liegt nicht zuletzt daran, dass Andreas Laurenz Maier eine wirklich gute Sprecherleistung abliefert. Und das immer öfter, ohne in das hohe Krächzen zu verfallen, das er anfangs noch gern einigen Charakteren in den Mund gelegt hatte, der Wissenschaftler Goshmo-Khan zum Beispiel ist einer dieser Kandidaten.

Gucky liest er wie gewohnt, auch hoch krächzend und extrem lispelnd. Auf der entspannten Seite lässt ihn das aber aus der Menge der anderen Charaktere schnell hervorstechen und so kann er schnell wiedererkannt werden. Hier und da vergisst Maier mal, bei einem „s“ zu lispeln, aber das ist zu verzeihen.

Wenn er den telepathisch begabten Matten-Willy spricht, dann klingt es hoch, krächzig und viel zu leise, falls man das Hörbuch im Auto hört. Genauso hoch und kratzig klingt es, wenn er die Gedanken von „Zeus“ im Kopf von Fontain spricht. Unfreiwillig komisch klingt es, wenn Gucky den Namen „Zeus“ ausspricht. Hier kann der Hörer förmlich den Regen sehen, der auf das Mikro des Sprechers dabei niedergeht.

Gegen Ende, wenn er von der Welt der Vogelähnlichen erzählt, hätte er in sein ohrenschmerzendes Krächzen abdriften können, das tut er zum Glück nicht und so ist dieser Teil wirklich angenehm zu hören.

Einzig seine lispelnde Bugs-Bunny-Gucky-Variation lädt bei Wörtern wie „einzusetzen“ zum sicher ungewollten Grinsen beim Hörer ein, selbst wenn die Situation alles andere als komisch ist.

Also, abgesehen von der Wahl einzelner Stimmfarben, bietet Maier gute Unterhaltung, die der interessanten Handlung gerecht wird. Je länger die Lesung dauerte, desto besser hat er mir gefallen.

|Die Effekte – Der Hintergrund|

Jedes Kapitel beginnt mit einer kleinen Melodie oder ein paar Sound-Effekten. Danach folgt bei einigen Kapiteln noch ein Ambient-Teppich als Untermalung für den Hintergrund, der wird er aber auch gern mal spontan mitten in einem Track verlegt. Dieser Teppich fällt manchmal kaum, manchmal gar nicht und manchmal stark auf, weil er in der Lautstärke variiert, was dann teilweise den Sprecher unterstützt oder von ihm ablenkt.

Als der Sprecher von der Flutwelle erzählt, die über Terra fegt und bei der Staubwolke, hat die Tontechnik für den Hintergrund jeweils einen Ambientsound gewählt, der sich nach Rauschen anhört. Hier blitzte ein wenig auf, was mit einer inszenierten Lesung noch alles aus „Perry Rhodan“ rauszuholen wäre.

|Die MP3s und das Booklet|

Die Qualität der MP3s entspricht dem Eins-A-Medien-Standard: 192 kbps, 41,1 kHz und Joint Stereo. Die 182 Tracks sind fortlaufend nummeriert, wobei die Tracknummer im Dateinamen vorn steht und im ID3-Tag am Ende. Auch sämtliche Namen der an der kompletten |Silber Edition| beteiligten Autoren wurden mit in das ID3-Tag der Dateien geschrieben. Dies macht den Eintrag in der Playlist einiger Abspielgeräte so lang, dass nur noch die Autorennamen zu sehen sind und der Titel am Ende abgeschnitten wird.

Wie auch bei der Romanvorlange, dem Silberband 77, ziert das grafisch aufpolierte Cover von Band 679 „Im Bannkreis der Pyramide“ den Titel dieser |Silber Edition| und der ID3-Tags. Das Bild liegt dem Hörbuch zusätzlich als JPG-Datei in der Auflösung 1448 x 1269 bei.

Des Weiteren ist auf den CDs das grafisch aufpolierte Titelbild von Heft 676 „Im Mahlstrom der Sterne“ im gigantischen Format von 2000 x 2958 als JPG-Datei zu finden. Laut Klappentext „zum Ausdrucken oder Entwickeln lassen“. Eine schöne Idee der Verlags. Das nächste Mal gern auch die Cover der anderen Hefte, aus denen sich diese |Silber Edition| zusammensetzt.

Im Booklet findet wir ein Tracklisting, ein Vorwort von Horst Hoffmann, eine Risszeichnung eines Großschlachtsschiffs der Poohns, dem ein wenig mehr Farbe gutgetan hätte, damit es besser zu erkennen wäre, eine Zeitleiste und die Cover der in dieser |Silber Edition| enthaltenen Heftromane Nr. 676, 677, 678, 684 und 685. Auf der Rückseite finden wir nochmals das Cover von Band 676.

Auf der Hülle der CD-Box gibt es Infos zum Sprecher und eine Inhaltsangabe zur Handlung zu lesen.

_Mein Fazit:_

Es war ein Subplot des Subplots, aber es war ein interessanter Ausflug, der am Ende doch zur Aufklärung einiger Fragen beigetragen hat, die sich im Subplot eine Etage höher gestellt haben. Das Ganze wird dann am Ende nicht mit einem Cliffhanger abgerundet, sondern mit einer traurigen Szene, die den Hörer etwas wehmütig zurücklässt.

Andreas Laurenz Maier liest diese |Silber Edition| gewohnt gut, mit fortlaufender Handlung auch ohne allzu viel Krächzen.

Diesmal gabs nichts über den Kampf mit denen Laren zu hören, dennoch war es kurzweilig und unterhaltsam genug, um den Hörer vorfreudig auf den nächsten Teil warten zu lassen.

|2 MP3-CDs mit 16:45 Std. Gesamtspieldauer
Aufgeteilt auf 182 Tracks
Sprecher: Andreas Laurenz Maier
ISBN-13: 978-3943013061|
[www.einamedien.de]http://www.einsamedien.de
[www.perry-rhodan.net]http://www.perry-rhodan.net

Perry Rhodan – Exodus der Generationen (Lemuria 3)

_Perry Rhodan: |Lemuria| – Die Lesungen:_

Band 1: [„Die Sternenarche“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6935
Band 2: [„Der Schläfer der Zeiten“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7093
Band 3: [„Exodus der Generationen“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7297
Band 4: „Der erste Unsterbliche“ (Oktober 2011)
Band 5: „Die letzten Tage Lemurias“ (Januar 2012)
Band 6: „Die längste Nacht“ (April 2012)

_Die Handlung:_

Die Milchstraße im 49. Jahrhundert. Die Erde ist das Zentrum der Liga Freier Terraner, der mehrere tausend besiedelte Welten angehören. Der wichtigste Repräsentant der Liga ist Perry Rhodan, jener Mann, der die Menschheit zu den Sternen führte.

Durch einen Zufall stößt Rhodan auf ein riesiges Raumschiff, das mit nahezu Lichtgeschwindigkeit durch das All rast. Es ist eine Sternenarche, bewohnt von Menschen, die vor über 55 000 Jahren ihre Reise angetreten haben. Bald erweist es sich als Teil einer ganzen Flotte von Schiffen.

Der Zweck der Archen bleibt im Dunkeln. Wer hat dieses gewaltige Projekt initiiert? Zu welchem Zweck? Und wie kann es sein, dass ihre Kommandanten Zellaktivatoren tragen, die sie unsterblich machen? Die drängenden Fragen bleiben unbeantwortet – bis Perry Rhodan in ein Koma verfällt und sein Geist in die ferne Vergangenheit reist … (Verlagsinfo)

_Mein Eindruck:_

Diesmal findet Perry keine neue Arche, zum Glück. Diesmal gibt es eine Geschichtsstunde, die einige interessante Hintergrundinformationen bietet. Zwei sich abwechselnde Handlungsfäden, von denen einer in der aktuellen Zeit des Vorgängerbandes spielt und der andere etwa 51.900 vor Christus, wechseln sich in diesem LEMURIA-Teil ab.

In diese Urzeit wird Perrys Geist versetzt, als er versucht, die Datenchips zu analysieren, die er im Vorgängerband aus der abgestürzten Arche LEMCHA OVIR geborgen hatte. Hier erfährt er vom Chronisten Deshan Apian jede Menge interessante Fakten über den mysteriösen Levian Paronn, der letztendlich dafür verantwortlich war, dass die Lemurer die Sternenarchen gebaut haben. Der Zeitraum von Perrys Gedankenreise erstreckt sich über 150 Jahre, was die später bestätigte Vermutung nahelegt, dass Paronn zumindest relativ unsterblich war … oder immer noch ist … und eine Menge Anstrengungen unternommen hat, um die Lemuren in die von ihm gewünschten Bahnen zu lenken. Zu den Sternen soll es gehen, möglichst schnell und mit möglichst vielen Lemurern. Immer wieder warnt Paronn vor einer Gefahr aus dem All und das tut er teilweise auch verkleidet. So lange, bis er genug Lemurer von seinen Weissagungen überzeugt hat, dass sich alle nur noch darauf konzentrieren, eine Sternenarche nach der anderen zu bauen. Dabei unterstützt er sie mit einem Wissen, das fast unwirklich erscheint.

Der Handlungsstrang, der in der aktuellen Zeit spielt, unterbricht den interessanten Ausflug in die einfühlsam geschilderte Gesellschaft der Ur-Lemurer immer mal wieder. Auch wenn der beliebte Icho Tolot hier die Hauptrolle spielt und er gegen Ende seines Abenteuers auf der alten akonischen Station auch etwas Wichtiges erfährt, so liegt das Hautpohrenmerk des Hörers eigentlich die ganze Zeit auf der Vergangenheitsgeschichte. Etwas aus dem Gesamtrahmen fällt der Anteil von Jorgal und Alahandra am Tolot-Handlungsfaden, der war mir ein wenig zu esoterisch-philosophisch-schräg.

Zwar gibt es auch in diesem Teil wieder wenig Action, aber die ist in einer Geschichtsstunde auch nicht immer nötig, um die Zuhörer wachzuhalten. Endlich erfahren wir, was es mit den Sternenarchen auf sich hat, wer sie wann gebaut hat, wie viele es gibt und … dass offenbar das Wissen darum eine sehr lange Zeit exklusiv für Perry Rhodan bereitgehalten wurde.

Und am Ende bleibt die Vorfreude auf den nächsten LEMURIA-Teil, denn Perry hat immer noch eine Menge spannende und interessante Fragen, die es zu beantworten gilt und auch der Hörer möchte mehr Antworten haben. Auch auf die Frage nach dem „Etwas“, das kurz vor dem Ausschalten noch ins Bild huscht und für Stirnrunzeln beim Hörer sorgt.

_Das Hörerlebnis:_

Josef Tratniks ruhige und gemächliche Erzählweise (im Vergleich zu anderen Perry-Sprechern) passt zu diesem Roman wirklich prima. Mit seiner Art, die Story zu interpretieren, passt er sehr gut zu dieser Geschichtsstunde. Fast hat man das Gefühl, man hört Deshan Apian selbst zu, der sein Wissen um die Vergangenheit der Lemurer und der Sternenarchen an den Hörer weitergibt.

Nur selten verwendet Tratnik Akzente oder verstellt seine Stimme, sodass sie unangenehm klingt. Der Blue Trülhan-Nyulzen-Y’sch-Takan-Nyül klingt etwas zu hoch, aber der soll ja laut Romanvorlage auch „zwitschern“. Und der katzenhafte Gurrad Grresko wird leicht gurgelnd und das „R“ rollend vorgetragen, was wohl an eine Katze erinnern soll. Auch das passt schon, tragen die Gurrads doch eine Löwenmähne.

Tratnik liest auch Schreibfehler mit: „Sharita Coho brachte den Blues mit einem Wink zum Schweigen „. Das hätte einen Sinn, wenn der gemeinte Blue grad ein trauriges Liedchen angestimmt hätte, aber einen Blues gibt es an dieser Stelle nicht zu hören. Und auch der Autor des Romans sorgt für ein Grinsen beim Hörer, wenn er eine „leere Lücke“ beschreibt. Geschlossene Lücken gibt es nicht, denn dann heißen sie nicht mehr „Lücke“.

|Musik und Effekte|

Im Gegensatz zu den |Silber Editionen| ist die Einstiegs- und zugleich auch Kapitel-Vorspann-Musik flotter im Abgang und elektronischer vom Stil her. Die auch in den |Silber Editionen| verwendeten und aufgrund ihrer Seltenheit leicht irritierenden Ambient-Sound-Teppiche sind auch hier vorhanden. Allerdings so selten und so leise, dass ich oftmals dachte, es wären Störgeräusche von außen.

_Der Sprecher:_

Josef Tratnik ist der Sprecher der „klassischen“ |Silber Edtionen|. Er studierte Theaterwissenschaften, Philosophie und Germanistik in Köln und absolvierte er dort eine Schauspielausbildung am Theater „Der Keller“. Neben der Sprechertätigkeit für Hörfunk und Fernsehen, hauptsächlich bei den Sendern DLF, DW und WDR mit Hörspiel-/ und Feature-Produktionen, ist er freischaffender Schauspieler, Synchronsprecher und Sprecher in Köln. (Quelle: wikipedia)

_Die Ausstattung:_

Wie vom Verlag gewohnt sind die 8 CDs mit dem Titelbild der |Silber Edition| bedruckt, einzeln in Papphüllen verpackt und in einer stabilen Papp-Klappbox zusammengefasst.

Das vierseitige Booklet enthält die Trackliste der einzelnen CDs mit den Kapitel-Nummern des Buches und den Gesamtspieldauern der Scheiben. Auf der Rückseite wird für den nächsten Teil der Reihe „Der erste Unsterbliche“ geworben.

Als Extra gibt es ein entfaltbares Poster in der Größe 36 x 48cm mit dem Cover-Motiv der Box.

_Mein Fazit:_

Eine eher ruhige Geschichtsstunde, die aber dennoch interessant ist. Die Fragen nach der Herkunft der Sternenarchen und ihres Erbauers werden beantwortet und die Spannung wird weiterhin hochgehalten, weil nicht nur Perry Rhodans Neugier noch lange nicht gestillt ist. Josef Tratnik passt mit seinem Erzähl-Stil perfekt zu der Story und unterhält den Hörer prima.

|8 CDs in Papp-Klappbox, einzeln in Papphüllen verpackt
Spieldauer: ca. 9:50 Stunden
Gelesen von Josef Tratnik
ISBN-13: 978-3943013023|
[www.einsamedien.de]http://www.einsamedien.de
[Hörprobe auf der Verlagsseite]https://www.einsamedien.de/index.php?id=16&productID=37416

_Perry Rhodan auf |Buchwurm.info|:_

|LEMURIA|:
[„Die Sternenarche“ 769 (Perry Rhodan – Lemuria 1)
[„Der Schläfer der Zeiten“ 871 (Perry Rhodan – Lemuria 2)
[„Exodus der Generationen“ 886 (Perry Rhodan – Lemuria 3)
[„Der erste Unsterbliche“ 949 (Perry Rhodan – Lemuria 4)
[„Die letzten Tage Lemurias“ 1021 (Perry Rhodan – Lemuria 5)
[„Die längste Nacht“ 1137 (Perry Rhodan Lemuria 6)

|LEMURIA|-Hörbücher:
[„Die Sternenarche“ (Perry Rhodan – LEMURIA 1) (Lesung)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6935
[„Der Schläfer der Zeiten (Perry Rhodan – LEMURIA 2) (Lesung)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7093
[„Exodus der Generationen“ (Perry Rhodan – LEMURIA 3) (Lesung)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7297

|PAN-THAU-RA|:
[„Die Lebenskrieger“ 2189 (Perry Rhodan PAN-THAU-RA 1)
[„Die Trümmersphäre“ 2468 (Perry Rhodan PAN-THAU-RA 2)
[„Die Quantenfestung“ 3050 (Perry Rhodan PAN-THAU-RA 3)

|Silber Edition|:
[„Die Para-Sprinter“ (Perry Rhodan – Silber Edition 24) (Lesung)“ (Hörbuch) 6330
[„Brennpunkt Andro-Beta (Perry Rhodan – Silber Edition 25) (Lesung) „]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6492
[„Kontrollstation Modul“ (Perry Rhodan – Silber Edition 26) (Lesung)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6738
[„Andromeda“ (Perry Rhodan – Silber Edition 27) (Lesung)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6945
[„Lemuria“ (Perry Rhodan – Silber Edition 28) (Lesung)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7094
[„Der Zeitagent“ (Perry Rhodan – Silber Edition 29) (Lesung)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7299
[„Konzil der Sieben“ (Perry Rhodan – Silber Edition 74) (Lesung)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6743
[„Die Laren“ (Perry Rhodan – Silber Edition 75) (Lesung)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6936
[„Raumschiff Erde (Perry Rhodan – Silber Edition 76) (Lesung)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id_book=7092
[„Im Mahlstrom der Sterne“ (Perry Rhodan – Silber Edition 77) (Lesung)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id_book=7298

|Silber Edition|-Downloadversion:
[„Konzil der Sieben“ (Perry Rhodan – Silber Edition 74, Teil 1 von 4)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6560
[„Konzil der Sieben“ (Perry Rhodan – Silber Edition 74, Teil 2 von 4)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6614
[„Konzil der Sieben“ (Perry Rhodan – Silber Edition 74, Teil 3 von 4)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6666
[„Konzil der Sieben“ (Perry Rhodan – Silber Edition 74, Teil 4 von 4)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6721
[„Die Laren“ (Perry Rhodan – Silber Edition 75, Teil 1 von 4) (Lesung)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6775
[„Die Laren“ (Perry Rhodan – Silber Edition 75, Teil 2 von 4) (Lesung)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6824
[„Die Laren“ (Perry Rhodan – Silber Edition 75, Teil 3 von 4) (Lesung)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6880
[„Die Laren“ (Perry Rhodan – Silber Edition 75, Teil 4 von 4) (Lesung)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6916
[„Raumschiff Erde“ (Perry Rhodan – Silber Edition 76, Teil 1 von 4) (Lesung)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6950
[„Raumschiff Erde“ (Perry Rhodan – Silber Edition 76, Teil 2 von 4) (Lesung)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6990
[„Raumschiff Erde“ (Perry Rhodan – Silber Edition 76, Teil 3 von 4) (Lesung)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7027
[„Raumschiff Erde“ (Perry Rhodan – Silber Edition 76, Teil 4 von 4) (Lesung)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7052
[„Im Mahlstrom der Sterne“ (Perry Rhodan – Silber Edition 77, Teil 1 von 4) (Lesung)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7091
[„Im Mahlstrom der Sterne“ (Perry Rhodan – Silber Edition 77, Teil 2 von 4) (Lesung)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7108
[„Im Mahlstrom der Sterne“ (Perry Rhodan – Silber Edition 77, Teil 3 von 4) (Lesung)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7142
[„Im Mahlstrom der Sterne“ (Perry Rhodan – Silber Edition 77, Teil 4 von 4) (Lesung)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7196
[„Suche nach der Erde“ (Perry Rhodan – Silber Edition 78, Teil 1 von 4) (Lesung)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7270

[„PERRY RHODAN: Odyssee“ 3240
[„Die Kaiserin von Therm“ 3241 (Perry Rhodan Silberband 94)
[„Die Rückkehr“ 1611 (Perry-Rhodan-Roman 2295)
[„Das Antares-Riff“ 1706 (Perry Rhodan Extra 2)
[„Perry Rhodan – Das Rollenspiel“ 2925 (Grundregelwerk)
[„Sternenozean“ 5831 (Hörspielserie, Teil 1-25)
[„Das gestrandete Imperium“ (Perry Rhodan – Der Posbi-Krieg 1)“ 6081
[„Perry Rhodan: Der Posbi-Krieg“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6394
[„Die Zeitstadt“ (Perry Rhodan – Andromeda 6) (Lesung)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6740
[„Geisterschiff CREST IV“ (Perry Rhodan – Taschenheft 10]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id%3C/b%3E__book=6925

Conze, Eckart / Frei, Norbert / Hayes Peter – Amt und die Vergangenheit, Das

Eine der langlebigsten Legenden der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts befasst sich mit dem Widerstand des Auswärtigen Amts gegen die offensive Gewaltpolitik des NS-Regims. Obschon die Nürnberger Prozesse vermehrt Verbindungen zwischen den Fragen der Judendeportation und der Beteiligung an der ‚Endlösung‘ entlarvten, schworen viele einflussreiche Diplomaten über Jahre hinweg ihre Unschuld an den Vergehen der Hitler-Diktatur und begründeten ihre Parteimitgliedschaft vorrangig mit dem wachsenden politischen Druck sowie der parallel entstandenen Panik vor persönlichen Konsequenzen im Rahmen der Verfgolgungspolitik des Nationalsozialismus.

Nachdem die Thematik in den letzten Jahrzehnten ständig wie ein kaum greifbarer Schatten über dem Amt und den einstigen Beschäftigten in der Wilhelmstraße schwebte, gelang es einem der kontroversesten Außenminister schließlich, die oftmals angekündigte, aber nie konsequent umgesetzte Vergangenheitsfrage zur Pflichtaufgabe zu erklären. Die 2005 einberufene Kommission sollte die Verbindungen und Verstrickungen des Amtes endgültig aufdecken, das Politische Archiv offenlegen und schließlich auch mit der jahrelang betriebenen Beschönigung befestigter Fakten aufräumen. Fünf Jahre später wurde schließlich das umfangreichste Dokument zu jenem nebenpolitischen Schauplatz fertiggestellt – und es offenbart erwartungsgemäß einige erschreckende Entwicklungen und Wendungen in der deutschen Außenpolitik!

_“Das Amt und die Vergangenheit“_ hat sich jedoch nicht zum Ziel gesetzt, rückwirkend anzuprangern und verschonte Drahtzieher in offenkundig hohen politischen Positionen zu verurteilen. Zwar werden schonungslos Tatsachenberichte auf Basis intensiver Recherchen bereitgestellt, dies jedoch völlig wertfrei und manchmal fast schon erschreckend nüchtern. Stattdessen geht es in der großen Studie darum, bekannte Straftaten im Rahmen der NS-Kriegsverbrechen nachzuvollziehen, die oberflächlich unschuldige Rolle einiger Diplomaten ins rechte Licht zu rücken und nachzuweisen, dass das Auswärtige Amt einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf viele Entscheidungen die Judenfrage betreffend gebilligt oder partiell sogar durch Hilfestellungen unterstützt hat. Gerade im zweiten Abschnitt des Buches, der sich mit der Zeit des Zweiten Weltkriegs beschäftigt und Stück für Stück aufdeckt, an welchen elementaren Deportationsverfahren verschiedene Mitarbeiter der auswärtigen Behörde beteiligt waren, stolpert man über unzählige passive wie aktive Verbrechen, die zwar in ihrer personenbezogenen Komplexität gut verschleiert werden, nach ausführlicher Recherchearbeit jedoch nicht mehr länger verschwiegen werden konnten.

Insofern gerät man in einen regelrechten Schockzustand, wenn man im ausführlichen Kapitel über die Nachkriegszeit erfährt, wie einfach sich die am Massenmord beteiligten Diplomaten reinwaschen konnten und im Rahmen der Entnazifizierung dank der Solidarität der Kollegen als entlastet eingestuft wurden. Als Schein-Oppositionelle aufgetreten konnten sie sich im Rahmen der Prozesslawinen gegenseitig die Bälle zuschieben und eine Lüge über Jahre hinweg, teilweise sogar über ihren Tod aufrechterhalten. Viel brisanter noch: Ein Großteil der einstigen Mitarbeiter, die nachweislich einen aktiven Part in der NS-Politik eingenommen hatten, wurden später wiederbeschäftigt und teils in höhere Ämter berufen, um einen Staat zu vertreten, unter dessen Banner sie Jahre zuvor noch für faschistische Werte gekämpft hatten – prominente Beispiele wie den Präsidentenvater Ernst von Weizsäcker nicht ausgeschlossen.

Die mehr als 800 Seiten mächtige Studie ist trotz ihres Umfangs aber dennoch gewissermaßen begrenzt, da der Fokus in erster Linie auf der Entwicklung des Amtes und vielen fragwürdigen Personalentscheidungen liegt, sodass viele Verbrechen, die auch im Namen des Amtes begangen wurden, lediglich als Randnotiz erwähnt werden können. Weiterhin schwierig ist die Fülle an Namen, die „Das Amt und die Vergangenheit“ stellenweise recht unübersichtlich gestaltet, zumal Personen in späteren Abschnitten wiederkehren und es oftmals schwerfällt, jedwede individuelle politische Einstellung sofort wieder adäquat einzustufen, ohne dabei Fakten zu vermischen. Das Buch verfolgt zwar einen chronologischen Ansatz, wagt aber dennoch sehr viele Sprünge, was vorrangig damit zu begründen ist, dass die Arbeit vor allem in den Jahren 1939-45 an unheimlich vielen Schauplätzen parallel ausgetragen wurde.

_Das Problem der_ mangelnden Übersichtlichkeit ist jedoch eines, welches man im Hinblick auf den Lohn, den dieses Dokument mit sich bringt, gerne in Kauf nimmt. „Das Amt und die Vergangenheit“, so belegen mehr als 100 Seiten Quallenangaben, ist eines der ambitioniertesten Aufklärungswerke der deutschen Nachkriegsgeschichte – und im Hinblick auf die Belege, die einen scheinheiligen Mythos endgültig beenden sollten, sicherlich die Referenz zur Geschichte des Auswärtigen Amts.

|Gebundene Ausgabe: 880 Seiten
ISBN-13: 978-3896674302|
[www.randomhouse.de/blessing]http://www.randomhouse.de/blessing/index.jsp

Jaffe, Michele – Wer schön sein will, muss sterben

„In der einen Minute gehörst du zu den beliebtesten Mädchen deiner Schule, bist mit dem heißesten Typen der Stadt zusammen und tanzt auf der coolsten Party des Jahres – in der anderen liegst du halbtot in einem dornigen Rosenstrauch. Du wachst auf und kannst dich an nichts erinnern.“

So geht es der 16-jährigen Jane, die nach einem Unfall mit Fahrerflucht im Krankenhaus wach wird. Doch während der zahlreichen Besuche von Familie und Freunden kommt die grausame Erinnerung wieder – Stück für Stück. Jemand wollte sie töten – aber wer?

„Als wir ankamen, war die Party eine pulsierende Masse bunter, tanzender Körper, die sich teilte wie das Meer, als wir sie erreichten. Dabei schienen alle gleichzeitig aufzuatmen, als hätten sie auf uns gewartet. Kate, Langley und ich tanzten uns quer durch den Raum.

Ich erinnere mich genau an diesen Moment: Langley mit ihren hellblonden Haaren, Kate mit ihren honigbraunen und ich mit meinen rabenschwarzen. Ja, wie drei Märchenprinzessinnen. Ich dachte, das wäre mein Leben. Wie in einer Make-up-Werbung. Und es war perfekt.

Nur fünfeinhalb Stunden später werde ich halbtot in einem Rosenstrauch liegen.“ (Verlagsinfo)

_Meine Meinung_

Anfangs dachte ich, eine Teenie-Story mit ein bisschen Gewalt würde hier das beherrschende Thema sein, aber ich habe mich sehr geirrt.

Jane, eine verletzliche aber auch sehr naive junge Frau, kommt im Krankenhaus wieder zu sich. Gelähmt und ohne die Möglichkeit sich zu äußern, findet sie langsam den Weg zurück in die Gegenwart. Aber nicht nur sie findet zurück, sondern auch die Erinnerungen an den Abend, der ihr Leben verändert. Erinnerungsfetzen streifen durch ihr Gehirn, manchmal klar wie Wasser, manchmal trübe und unklar. Immer wieder besuchen sie ihre Familie, die Freunde, den Freund und irgendjemand spielt ihr übel mit. Telefonanrufe, Nachrichten am Spiegel und sonstige Geschenke geben Jane bald das Gefühl verrückt zu werden. Niemand glaubt ihr, glaubt an die Anrufe, die Nachrichten … Außer einer Person, die ihr am Ende vielleicht sogar das Leben rettet.

Die Sprünge von der Gegenwart in die Vergangenheit sind mitunter anstrengend. Man versucht die Geschehnisse der Gegenwart zu begreifen, wird aber in der nächsten Szene in Janes Vergangenheit befördert. Aber diese Puzzleteilchen können Jane helfen, die Person zu finden, die ihr das Leben zur Hölle macht.

Janes Freundinnen, Langley und Kate, sind für mich oberflächliche, naive und manipulative Menschen, die nur für sich das Beste wollen, ohne an die Gefühle anderer zu denken. Zwar tun sie so, als wären ihre Freunde für sie das Wichtigste auf der Welt, aber mit der Zeit stellt sich heraus, dass Sie nur ihre eigenen Ziele verfolgen. Auch Janes Freund hat nur seine eigenen Interessen im Sinn, ohne an Jane zu denken. Mach dies oder ich verlasse dich, mach jenes oder ich mach Schluss.

Dass Drogen konsumiert werden und der leichtfertige Umgang, den die Schriftstellerin hier praktiziert, stößt mir sauer auf. Dieses Buch ist für Jugendliche, da sollte man als erwachsene Frau doch dran denken, was solche Szenen bei Jugendlichen bewirken können. So nach dem Motto: „Hey, es ist in Ordnung, dass ihr Marihuana raucht. Ist nicht schlimm, wenn ihr es macht.“

Was mich aber überrascht hat, an diesem Buch, ist die Geschichte an sich. Eine herausragende Spannung liegt im Buch, sodass man so lange liest, bis man erfährt, wer denn nur versucht Jane umzubringen. Man hat die ganze Zeit den einen oder anderen Verdächtigen, dann kommt eine Wendung, die man nicht erwartet hat, und dann steht plötzliche eine andere Person als Verdächtiger im Scheinwerferlicht. Am Ende bin ich nicht auf den Mörder gekommen, man sieht also, das Konzept der Schriftstellerin, die Spannung bis zum Schluss aufrechtzuerhalten, hat funktioniert.

_Die Autorin_

Michele Jaffe ist in Los Angeles, Kalifornien, aufgewachsen. Sie hat in Harvard studiert und im Fach Vergleichende Literaturwissenschaft promoviert. Danach wollte sie eigentlich FBI-Agentin werden, ist dann aber doch beim Schreiben gelandet. Heute lebt sie mit ihrem Mann in Las Vegas. (Verlagsinfo)

_Fazit_

Ein sehr gutes Buch, nicht nur für Jugendliche, sondern auch für Leute, die mal einen Krimi lesen wollen, der nicht beinhart ist, sondern auch mal durch ihre naiven Protagonisten überzeugen kann. Die Handlung an sich ist auch sehr gut und man legt das Buch so schnell nicht aus der Hand. Lesevergnügen ist also garantiert.

|Gebunden: 448 Seiten
Originaltitel: Rosebush
In Deutsche übertragen von Astrid Gravert
ISBN-13: 978-3841421203|
[www.fischerverlage.de]http://www.fischerverlage.de
[www.michelejaffe.com]http://www.michelejaffe.com

_Annika Nett_

Meydan, Lena – Clan der Vampire

Lena Meydan – das klingt wie eines dieser Fantasy-Pseudonyme, unter denen amerikanische Autorinnen ihre Vampirromanzen unters lesende Volk bringen. Und tatsächlich ist Lena Meydan – entgegen der Tatsache, dass es eine Webseite mit Kurzbio und Steckbrief gibt – ein Pseudonym, hinter dem sich die drei russischen Schriftsteller Alexey Pehov, Elena Bitschkowa und Natalja Turtschaninowa verbergen. Eigentlich ein unnötiger Schachzug, genießt russische Fantasy hierzulande doch spätestens seit der Wächter-Trilogie einen durchaus guten Ruf. Außerdem heißt es über Lena Meydans Roman „Clan der Vampire“, er sei für den internationalen Markt umgeschrieben worden. Man dachte wohl, sich auf dem internationalen Parkett dem momentan gängigen niedrigen Niveau wenigstens annähern zu müssen. Glücklicherweise ist das nicht gelungen. Denn auch wenn der englische Titel „Twilight Forever Rising“ das Buch mit Gewalt in die Meyer-Ecke drängen will und auch der deutsche Klappentext versucht, das Gewicht auf die Liebesgeschichte zu legen, so handelt es sich bei „Clan der Vampire“ doch keineswegs um eine rührselige Vampirschmonzette. Wer also aufgrund des Marketings die Finger von diesem Roman lässt, verpasst unter Umständen ein gutes Buch.

Tatsächlich hat „Clan der Vampire“ (der russische Originaltitel ist „Kindret“) dafür einiges mit dem Rollenspiel „Vampire – The Masquerade“ zu tun. Diese geistige Verwandtschaft tragen die drei Autoren als Banner offensichtlich auf dem Buchdeckel: „Kindred“ (bzw. deutsch „Clan der Vampire“ – dafür ein Bonuspunkt für die korrekte deutsche Übersetzung) war eine kurzlebige Serie, die auf dem Rollenspiel fußte. Dass Vampire sich in Clans, also bestimmte Familien, unterteilen, die verschiedene Eigenschaften besitzen und sich in menschliche Politik und Wirtschaft einmischen, ist der gedankliche Grundpfeiler des Romans. Protagonist ist Darrel Dachanawar, ein Telepath, der für seinen Clan andere Vampire, aber gern auch menschliche Geschäftspartner aushorcht. Während die Moskauer Vampire – oder Blutsbrüder, wie sie sich selbst nennen – menschliche Emotionen und Handlungsmuster kaum noch nachvollziehen können, hält sich Darrel gern in der Welt der Menschen auf. Dabei begegnet ihm Lorraine, mit der ihn bald eine zarte Romanze verbindet. Doch eine Verbindung zwischen einem Menschenmädchen und einem Vampir kann nicht lange gut gehen. Schon gar nicht, wenn die Balance der verschiedenen Familien ohnehin gestört ist und jeder mit geschickt eingefädelten Intrigen versucht, die Oberhand zu gewinnen.

Doch „Clan der Vampire“ handelt nicht nur von Darrel. Seine Geschichte ist zwar der rote Faden, der sich durch den Roman zieht. Doch daneben erfährt der Leser noch ganz viel über andere Vampirfamilien und deren Oberhäupter. Die Erzählperspektive wechselt häufig. Mal folgt man Miklosch Balsa, dem Oberhaupt der Tschornis, mal Paula, einer Feriartos. Zusammen ergeben all diese Geschichten dann ein großes Mosaik. Das heißt aber auch, dass sich die Handlung nur langsam entschlüsselt. Als Leser muss man Geduld mitbringen. Nicht nur braucht es eine Weile, bis man all die verschiedenen Familien und ihre wichtigsten Figuren auseinanderhalten kann, auch spielen sich viele Handlungsstränge parallel ab und ergeben erst am Ende des Buches Sinn. Wer diese Geduld aufbringt wird allerdings belohnt: „Clan der Vampire“ ist – trotz der abgekupferten Grundidee – ein originelles und vor allem spannendes Buch. Und gerade die zahlreichen Erzählperspektiven stellen sicher, dass jeder Leser einen Charakter findet, der ihn persönlich anspricht.

So gibt es zwar durchaus eine Liebesgeschichte zwischen Darrel und Lorraine, doch diese ist eben nur ein kleines Mosaiksteinchen im großen Ganzen – „Clan der Vampire“ ist keineswegs ein Liebesroman. Mancher Leser interessiert sich vielleicht eher für Miklosch, das schmale, blonde Oberhaupt der Tschornis, der gern komponiert und einen Hygienetick hat, aber gleichzeitig unglaublich brutal sein kann und sich eine ganze Armee von Söldnern hält. Oder vielleicht doch lieber Christoph, der französische Ritter, der in einer Wohnung lebt, die er alle drei Monate komplett umräumt und der Leichen wiederwecken kann. Jede Figur wird mit der gleichen Liebe zum Detail dargestellt – niemand ist einfach nur gut oder böse, einfach nur schwarz oder weiß. Und es ist genau diese differenzierte Darstellung, die „Clan der Vampire“ so lesenswert macht.

Was ein wenig zu kurz kommt – gerade für einen deutschen Leser – ist das Setting. „Clan der Vampire“ spielt in einem fast kontemporären Moskau (die russische Originalausgabe gibt über jedem Kapitel einen Tag im Jahr 2004 an, in der deutschen Ausgabe wurde diese genaue zeitliche Verortung weggelassen). Leider jedoch spielt Moskau als Ort der Handlung kaum eine Rolle und wäre, wenn nicht einige bekannte Gebäude oder Straßen erwähnt würden, sogar vollkommen austauschbar. Stattdessen entführen die Autoren in Clubs und Restaurants, die so hipp und beliebig sind, dass sie sich auch in jeder anderen Großstadt dieser Welt befinden könnten. Das ist ein bisschen schade, würde ein gut beschriebener Handlungsort doch ungemein zur Atmosphäre des Romans beitragen. Vampire in einem finsteren Moskau? Wer kann da widerstehen?

Natürlich muss auch dazu gesagt werden, dass dieser Roman der Auftakt zu einer Tetralogie ist. Deshalb endet „Clan der Vampire“ mit einem ordentlichen Cliffhanger. Das Autorentrio hat sich viel Zeit genommen, eine Romanwelt aufzubauen und zu gestalten. Wie im Schachspiel werden die verschiedenen Figuren platziert und zueinander in verschiedenen Beziehungen gestellt. Im Verlauf des Romans gibt es erste Schachzüge, doch wird sich erst in den Fortsetzungen zeigen, in welche Richtung das Spiel sich entwickelt. Die Familien stehen am Beginn eines Kriegs um die Vorherrschaft. Wer daraus als Sieger hervorgeht, wird sicher erst der vierte Band zeigen. Hoffen wir, dass der deutschsprachige Markt nicht zu lange auf die Fortsetzungen warten muss. Es passiert heutzutage schließlich nicht mehr allzu häufig, dass originelle, düstere und unterhaltsame Vampirliteratur veröffentlicht wird. Ein echter Pageturner!

|Taschenbuch: 560 Seiten
Originaltitel: Kindret, Krownye bratja
ISBN-13: 978-3453266902|
[www.randomhouse.de/heyne]http://www.randomhouse.de/heyne

Curt Siodmak – Donovans Gehirn

Ich ist ein anderer: spannender Bewusstseinskrimi

Als der Banker Donovan in der Nähe von Dr. Patrick Corys medizinischem Forschungslabor abstürzt, ist sein Körper unrettbar zerstört. Doch der Gehirnspezialist kann das unverletzte Gehirn bergen und am Leben erhalten. Es beginnt im Labor weiterzuwachsen und neuartige Fähigkeiten zu entwickeln, bis es seiner Umwelt seinen Willen aufzwingt und sie bedroht …

_Der Autor_

Curt Siodmak, 1902 in Dresden geborener Bruder von Hollywoodregisseur Robert Siodmak, schrieb neben zahlreichen Novellen und Filmdrehbüchern („F.P.1 antwortet nicht“, 1931) einige SF-Romane, die mittlerweile als Klassiker des Genres gelten. Neben „Das dritte Ohr“ (1971) sind vor allem das verfilmte „Donovans Gehirn“ (1941/42) sowie „Hausers Gedächtnis“ (Buch 1968) berühmt geworden, die sich ebenfalls mit Psi-Phänomenen beschäftigen. Alle drei Bücher sind bei Heyne erschienen.

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Camilleri, Andrea – Netz der großen Fische, Das

_Das Netz der Strippenzieher: sizilianische Charade_

Der Sohn eines führenden Politikers wird des Mordes an seiner Verlobten angeklagt. Diese wiederum war die Tochter eines mächtigen politischen Gegners. Als die Nachricht beim Fernsehsender RAI in Palermo eingeht, hält Programmdirektor Michele Caruso die Meldung zurück, um weitere Informationen abzuwarten. Denn er weiß nur zu gut um das weitreichende Netz der im Verborgenen agierenden Herrscher der Insel. Jener heimlichen Machthaber, denen der mysteriöse Todesfall gerade recht kommt, um skrupellos ihre politischen Interessen durchzusetzen: mittels der verbalen Raffinesse der Medien … (Verlagsinfo)

Dieser Krimi wurde mit dem Premio de Novela Negra 2009 ausgezeichnet.

_Der Autor_

Andrea Camilleri ist kein Autor, sondern eine Institution: das Gewissen Italiens. Der 1925 in dem sizilianischen Küstenstädtchen Porto Empedocle geborene, aber in Rom lebende Camilleri ist Autor von Kriminalromanen und -erzählungen, Essayist, Drehbuchautor und Regisseur. Er hat dem italienischen Krimi die Tore geöffnet.

Die Hauptfigur in vielen seiner Romane, Commissario Salvo Montalbano, gilt inzwischen als Inbegriff für sizilianische Lebensart, einfallsreiche Aufklärungsmethoden und südländischen Charme und Humor. Er ermittelt in komplett erfundenen, aber „echt“ erscheinenden Orten wie Vigàta und Monte Lusa.

Der vorliegende Krimi handelt allerdings ohne Montalbano, der nur nebenbei erwähnt wird.

_Handlung_

Manlio Caputo ist der Sohn eines führenden Mitglieds einer sizilianischen Linkspartei, aber auch der Verlobte von Amelia Sacerdote, der Tochter eines mächtigen Abgeordneten der Gegenpartei – eine brisante Kombination. Da nun Amalia in ihrer neuen Wohnung ermordet aufgefunden wird, sehen sich Staatsanwalt Di Blasi und Commossario Bonanno gezwungen, gegen Manlio zu ermitteln. Dass er einen entsprechenden Bescheid zugestellt bekommt, wird schnell in der Gerüchteküche von Palermo bekannt. Aber ist es wahr? Und überhaupt: Welche Konseuqnzen hat das? Denn ein Ermittlungsbescheid ist ja noch längst keine Festnahme,.

Das überlegt auch Michele Caruso, der Held dieser Geschichte. Der gute Michele ist Programmdirektor der Lokalredaktion des TV-Senders RAI in Palermo. Zur Verwunderung seines Chefs Alfio Smecca weigert sich Michele, diese Nachricht zu bringen. Der Grund erscheint ihm stichhaltig: Es gibt keine offizielle Bestätigung.

In der Folge hat Michele zunehmend den Eindruck, als sei Alfio eifrig damit beschäftigt, an seinem Stuhl sägen. Aber Michele hat einen Trumpf im Ärmel: Er vögelt Giuditta, Alfios werte und scharfe Gattin. Auf diesem Umweg bekommt er mit, dass Alfio etwas im Schilde führt. Und die Stunden mit Giuditta versüßen ihm den Schmerz, den er wegen des Weggangs seiner Frau Giulia leidet. Denn Giulia hat sich aus unerfindlichen Grüßen kürzlich mit dem aufstrebenden Anwalt Massimo Troina zusammengetan. Wird er sie je zurückbekommen? Sie will sich nicht scheiden lassen – das ist ein Lichtblick.

Natürlich verfolgt Michele den Fall Sacerdote/Caputo mit Argusaugen. Denn schon bald trägt ihm sein eigenes Informationsnetzwerk zu, dass der Vater von Amalia den Anwalt gewechselt habe. Statt des erfahrenen Familienanwalts sei es nun Massimo Troina – schau an: der Geliebte seiner Frau. Und Troina laviert sich so durch. Denn eines ist oberfaul: Sacerdote, der Vater der Ermordeten, ist der Stiefbruder eines Mafiabosses!

Dass Michele die Nachricht NICHT gebracht hat, wird an höherer Stelle positiv vermerkt. Insbesondere sein Noch-Schwiegervater, der mächtige Senator Stella, der mit Sacerdote in einer Partei ist, lobt Michele über den grünen Klee und verspricht ihm in einer denkwürdigen Begegnung, die Dinge für seinen Sohn einzurichten.

Schon bald bemerkt Michele, der sich die Ohren spitzt und die Augen aufsperrt, wie sich bei der größten Bank der Insel ein Umsturz anbahnt: Der Vorstandsvorsitzende tritt „aus persönlichen Gründen“ zurück. Einfach so. Nun rauscht es aber in der Info-Pipeline. Wer wird sein Nachfolger? Der Aufsichtsrat muss erst ein neues Vorstandsmitglied wählen und einen neuen Vorsitzenden. Da erfährt Michele, dass ein beträchtliches Aktienpaket der Bank den Besitzer gewechselt hat. Und dreimal darf er raten, wer der neue Besitzer ist …

Unterdessen fallen ihm an Alfios und Giudittas Verhalten Ungereimtheiten auf. Könnte es sein, dass nicht nur er Giuditta aushorcht, sondern diese auch ihn? Womöglich hat sie sogar einen zweiten Lover! Während sich die Lage für Michele Schrittchen für Schrittchen bessert, kommt er einem Komplott gegen ihn auf die Spur. Ob ihm auch diesmal Senator Stella helfen kann?

_Mein Eindruck_

Die verschlungene Handlung, in deren Ruhepunkt Michele Caruso steht, kann es glatt mit der Komplexität chandlerscher Krimidramen à la „The Big Sleep“ aufnehmen. Doch Camilleri ist viel leichter zu lesen. Sein Text besteht zu 99,9% aus Dialogen. Das einzige Problem, das der Leser lösen muss, ist die Zuordnung der vielen Namen. Wer ist denn nun schon wieder Alletto oder Galetto? Hier leistet die vorangestellte Namensliste unschätzbare Dienste. So findet man sich doch noch zurecht und kann die Zuspitzung der Handlung entgegensehen.

Dieses dichte Geflecht von Beziehung ist der Normalzustand für Sizilien. Denn hier kann man nicht einfach so eine Ermittlung im luftleeren Raum durchführen, wie es sich wohl Commissario Bonanno in seinen Träumen vorstellt. Schon bald sieht er sich abgelöst, und sein Chef, der Staatsanwalt Di Blasi, gibt ungefragt eine Entschuldigung für seinen Rücktritt ab. Wer sich nun vor Verwunderung die Augen reibt, kennt eben Sizilien nicht. Alles hat mit allem zu tun.

Wenn nun eine Ermittlung fast eingestellt wird und gleichzeitig ein großes Aktienpaket der größten Bank den Besitzer wechselt, so erscheint dies nur für den unbedarften Außenstehenden ein zufälliges Übereintreffen zu sein. Doch weit gefehlt! Man ahnt es schon: Michele Caruso muss die Zeichen der Zeit lesen wie ein verschlüsseltes Buch und sich ständig seinen Reim darauf machen. Denn sonst ist es bald mit seiner eigenen Stellung vorbei.

Es kann nicht verwundert, dass Programmdirektor Michele Caruso alles andere als ein „außenstehender, kritischer Beobachter“ ist, sondern sich bereits auf eine politische Seite geschlagen, nämlich auf die seines Schwiegervaters, des Senators. Folglich ist Michele beileibe kein Akteur im Geschehen, sondern ein zurückhaltender Kommentator und allenfalls Kulissenschieber.

Sein mitternächtlicher Kommentar zu einer personellen Veränderung auf der Politbühne ist schon das Äußerste, zu dem er sich hinreißen lässt. Auch dies wird von den relevanten Stellen jedoch positiv vermerkt. Wenn Michele über die richtige Präsentationsweise einer News seitenlang diskutiert, so ist dies nicht Selbstzweck, sondern ein Wink des Autors, wie hier die Politik Nachrichten macht.

Dennoch ist der Opportunist Michele kein Unsympath, sondern im Gegenteil ein Women’s Man. Er mag den Sex mit Giuditta, doch sein Herz hängt weiter an Giulia, seiner immer noch Angetrauten. Sex ist Zeitvertreib, doch Liebe ist etwas anderes. Während Sex mit Giuditta sich zunehmend als geschäftlicher Austausch von Informationen etabliert, werden ihm beim Anblick der schlafenden Giulia die Knie schwach. Und als Giulia zu ihm zurückkehren will (warum wohl?), da sieht es für den Sex mit Giuditta nicht mehr so gut aus. Zumal sich die Lady als Doppelagentin entpuppt.

_Unterm Strich_

Dies ist kein Krimi mit Commissario Montalbano, folglich wird auch höchst selten gegessen (und wenn doch, dann äußerst unappetitlich). Dies hier ist das Kontrastprogramm zu den lockeren und heiteren Abenteuern Montalbanos. Hier spielt die Musik im knallharten Geflecht zwischen Politik, Behörden und Medien.

Michele, der opportunistische Held, spricht immer wieder von einer Maschine („màcchina“ heißt aber auch „Auto“), die in Fahrt geraten ist und der man sich nicht in den Weg stellen sollte, will man nicht unter die Räder kommen. Das Ränkespiel der zahlreichen Akteure ist zu durchschauen, die Fühler sind in alle Richtungen auszustrecken. Doch wer zu hohe Ansprüche stellt und womöglich sogar ein Drehbuch schreiben will, der hat sein Todesurteil bereits über sich selbst gesprochen. Alles muss unter der Decke bleiben. Das ist die oberste Regel.

Und die arme Amalia Sacerdote – wird ihr Gerechtigkeit zuteil? Man will es fast nicht glauben, aber es geschieht tatsächlich. Die Notizbücher Amalias mit allen Terminen und Adressen sind zwar verschwunden (worden), aber der Staatsanwalt kann sich noch an einen Namen erinnern. Als er Amalias Wirtsleute vorladen lässt, kristallisiert sich ein Verdacht gegen einen nahezu unsichtbaren Dritten heraus. Darf man Anklage erheben? Knifflige Frage. Zur allgemeinen Verwunderung darf man. Fall gelöst, Manlio Caputo entlastet.

Wie gesagt, ist der Krimi sehr flott zu lesen, weil er fast nur aus Dialogen besteht. Ich habe lediglich ein paar Stunden dafür gebraucht. Das Schwierigste ist das Zuordnen und Auseinanderhalten von Namen. Nach einer Weile tauchen jedoch immer die gleichen Pappenheimer auf, und das Zuordnen geht schon flotter vonstatten. Ach ja: Und ein Happy-End gibt es auch. Wer hätte das gedacht?

|Hardcover: 219 Seiten
Originaltitel: La Rizzagliata (2009)
Aus dem US-Englischen von Moshe Kahn
ISBN-13: 978-3785724187|
[www.luebbe.de]http://www.luebbe.de

_Andrea Camilleri bei |Buchwurm.info|:_

|Commissario Montalbano:|
01 [„Die Form des Wassers“ 306
02 [„Der Hund aus Terrakotta“ 315
03 [„Der Dieb der süßen Dinge“ 3534
04 [„Die Stimme der Violine“ 321
05 [„Das Spiel des Patriarchen“ 312
06 [„Der Kavalier der späten Stunde“ 670
07 [„Das kalte Lächeln des Meeres“ 594
08 „Die Passion des stillen Rächers“
09 [„Die dunkle Wahrheit des Mondes“ 4302
10 [„Die schwarze Seele des Sommers“ 5474
11 [„Die Flügel der Sphinx“ 5875
12 [„Die Spur des Fuchses“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6461

[„Der zweite Kuss des Judas“ 654
[„Die Rache des schönen Geschlechts“ 659
[„Der falsche Liebreiz der Vergeltung“ 1812
[„Von der Hand des Künstlers“ 2315
[„Die Pension Eva“ (Lesung) 4971

Scheck / Hauser (Hg.) – Als ich tot war (Dunkle Phantastik der britischen Dekadenzzeit – Band 2)

_Die Furie des Verschwindens: dekadente Phantastik mit Biss _

„Furcht und Leidenschaft, Verfall und Tod: Das sind die großen Themen der britischen Dekadenzphantastik. In 30 makabren geschichten – die meisten davon deutsche Erstveröffentlichungen – gewinnt das dunkle Erbe der Dekadenz faszinierende Gestalt.“ (Verlagsinfo)

Das vorliegende Buch ist derZzweite von zwei Bänden, in denen sich bekannte Autoren wie Jerome K. Jerome („Drei Mann in einem Boot“), Max Beerbohm, M. P. Shiel („Huguenins Frau“) und Arthur Machen („Der große Gott Pan“) wiederentdecken lassen.

_Die Herausgeber _

Frank Rainer Scheck, geboren 1948, Studium der Germanistik, Philosophie und Theaterwissenschaften. Seit 1976 Lektor in einem deutschen Verlag, seit 1993 freier Schriftsteller. Veröffentlichung mehrerer Sachbücher, langjährige Beschäftigung mit der Literatur des Phantastischen; diverse Publikationen, zuletzt die Anthologie (mit Erik Hauser) „Berührungen der Nacht“ (Leipzig 2002).

Erik Hauser, geboren 1962, Studium der Anglistik, Germanistik sowie der Vergleichenden und Allg. Literaturwissenschaft. Magister und Staatsexamen. 1997 Promotion mit einer Dissertation über den „Traum in der phantastischen Literatur“ (Passau 2005). Gymnasiallehrer in Mannheim und Lehrbeauftragter an der Uni Heidelberg.

_Die Erzählungen (Band 2)_

_1) Robert Hichens: Die Rückkehr der Seele_

Ronald Rainwood stammt aus einer verarmten Familie in Cumberland, die auf ein reiches Erbe hoffte, sobald die Großmutter stirbt. Auf ihren baldigen Tod hoffend besucht er sie über die Sommermonate, als er 16 oder 17 Jahre ist. Inzwischen hat er an der Schule einen Hang zur Grausamkeit gegenüber Schwächeren entwickelt, insbesondere gegenüber Tieren.

Dieser Zug zeigt sich schon nach seinem Einzug im neuen Domizil. Die schneeweiße Katze, Omas Schoßtier, lässt sich anfangs noch schnurrend von ihm streicheln, doch schon bald ändert sich ihr Verhalten, als ahnte sie instinktiv seinen Hass auf sie. Doch er darf sie auf keinen Fall töten, um die Großmutter nicht auf falsche Gedanken zu bringen oder gar zu schockieren. Doch noch am gleichen Tag, an dem er die Katze killt, entschläft auch die Großmutter. Das Erbe ist ansehnlich: ein komplettes Anwesen.

Als er 33 Jahre ist, fühlt er eine zunehmend lähmende Sinnentleertheit in seinem Leben. Deshalb trifft ihn der Anblick der quicklebendigen Debütantin Margot wie ein Hoffnungsstrahl und er lässt sich ihr sofort zum Tanz vorstellen. Selbstverständlich trägt sie wie alle Debütantinnen Weiß, Zeichen ihrer seelischen und körperlichen Unschuld. Ein Jahr lang sind sie verlobt, bevor er sie heiratet und mit ihr sechs Monate in den Flitterwochen verbringt.

Es gehört sich, dass sie auf seinem Stammsitz in Cumberland einzieht und ihnen beiden ein Heim daraus macht. Sie findet es merkwürdig, dass ihr der Anblick dieses Gemäuers eigenartig vertraut ist, obwohl sie noch nie hier war. Sie verbringt zunehmend Zeit allein und liebt besonders das Zimmer, in dem seine Großmutter starb. Allmählich schaut auch sie ihren Gatten mit anderen Augen an, diesen himmelblauen Augen. Und als ihren animalischen, biegsamen Gang bemerkt, beginnt er sie zu fürchten. Noch sonderbarer mutet ihn ihre Fähigkeit an, im Dunkeln zu sehen.

Er führt Tagebuch und vertraut diesem seine wachsende Furcht an. Die Furcht weckt seine uralte Grausamkeit, seine Herrschsucht. Kann er sie zügeln, wie er hofft? Als ob es noch eines Hinweises bedurft hätte, dass seine geliebte Margot besessen ist, verbreitet sich Professor Black anlässlich eines Nachbarbesuchs über die Seelenwanderung und Reinkarnation Verstorbener. Grob gesagt, würden Frauen als Katzen und umgekehrt wiedergeboren, Männer als Hunde und umgekehrt. Da fällt es Ronald wie Schuppen von den Augen und er betrachtet Margot mit anderen Augen.

Doch sie ist nicht mehr die furchtsame Frau, die seine Gegenwart scheut, sondern wirkt vielmehr entschlossen. Nun bekommt er es erst recht mit der Angst zu tun. Ihr kleinster Versöhnungsversuch, ihr liebliches Lächeln versetzt ihn Panik. Denn was führt sie im Schilde und wozu ist sie fähig?

|Mein Eindruck|

Wie Shiels Erzählung „Huguenins Weib“ geht es hier um das antike Konzept der Seelenwanderung oder Metempsychose. Das Besondere dabei ist der Umstand, dass es kein Vorfahr ist, der Wiedergeburt erlebt, sondern eine Katze. Der richtige Dreh zu einer Rachegeschichte wird dadurch erzeugt, dass es die Katze ist, die der Ich-Erzähler ermordet hat (er sagt nie, auf welche Weise), die wiedergeboren wird und nun auf ihn reagiert, als wäre sie seine Gestalt gewordene Nemesis.

Durchweg ist die breit ausgewalzte Geschichte durch Farbkodierung zusammengehalten. Das weiße Haar der Großmutter findet sich im schneeweißen Fell ihrer Katze wieder, sodass man fast von einer Identität sprechen kann. Tatsächlich hätte nicht viel gefehlt, und Ronald hätte seiner Oma auf dem Weg ins Grab ein wenig nachgeholfen. Der Katzenmord ist also nur ein verschlüsselter Verwandtenmord.

Es verwundert nicht, dass die wiedergeborene Katze ebenfalls ganz in Weiß auftritt, nämlich als obligatorisch weiß gewandete Debütantin Margot. Ronald begegnet ihr zuerst mit Entsetzen, aus keinem ersichtlichen Grund. Dann nennt er sich einen Narren und tanzt mit ihr. Er bezeichnet sie mehrfach als ein Kind, um ihre Unschuld zu betonen. Von Sex ist daher nie die Rede. Stets trägt sie das unschuldige Weiß, wenn sie ihm als Katze erscheint: Er hat die Unschuld gemordet. Folglich hat er nun Angst vor den Folgen seiner Tat.

Das alles ist recht folgerichtig und als griechische Tragödie inszeniert. Doch die zahlreichen Vorausverweise stören die Wucht der Ereignisse und Erkenntnisse. Stets ist der Leser schon vorbereitet, was an Schrecken als nächstes kommt. Vielleicht war dies seinerzeit ein Trick von Fortsetzungsschreibern – und dies ist jetzt die erstmals zusammengestellte Version aller Folgen. (Sie erschien 1895 im „Pall Mall Magazine“ unter dem Titel „A Reincarnation“.) Wie auch immer: So ist schnell die Luft raus, und ich konnte die 60 Seiten nur in Etappen bewältigen, zumal das folgerichtige Ende schon lange vorher abzusehen ist.

_2) R. Murray Gilchrist: Der Basilisk (The Stone Dragon)_

Der Ich-Erzähler begehrt und verehrt die Lady Marina schon seit Wochen vergeblich, doch wenn sie auch seine Anbetung ihrer schier göttlichen Gestalt und Seele anerkennt, so könne sie sie doch nicht erwidern. Sie habe vor langer Zeit einen Blick ins Auge des Basilisken getan, sagt sie, und seitdem sei ihr Herz von Stein.

Doch eines Morgens versetzt sie ihn in Entzücken, als sie ankündigt, sie habe einen Weg gefunden, sein Verlangen, das nun auch das ihre sei, zu erwidern. Dazu müsse sie jedoch dem Basilisken ein Opfer darbringen. Zusammen reiten sie in jenen Sumpf, der wie eine Wildnis am Rande ihrer weitläufigen Ländereien liegt, steigt ab und führt ihn zu einer verborgenen Insel, auf der ein Tempel emporragt.

Sie verbindet ihrem Begleiter die Augen und warnt ihn, sich zu bewegen, bevor sie ihn rufe. Er hört, wie sie die Stufen zu der verschlossenen Tür zum Tempel emporsteigt und anklopft. Ein Schrei dringt heraus, der ihm durch Mark und Bein fährt. Es vergehen Stunden, bis sie zurückkehrt und ihm die Augenbinde abnimmt. Es sei vollbracht, ihr Opfer dargebracht, sagt sie heiter, bevor sie ihn umarmt und küsst. Glückseligkeit!

Nun steht der Verlobung nichts mehr im Wege, eine Feier samt Festessen und Tanz findet in ihrem Hause statt. Allerdings erscheinen ihm die Gestalten, die seiner Braut gratulieren, eher wie Titania und Oberon sowie etliche Trolle. Die erste gemeinsame Nacht vergeht wie ein Traum aus Sinnlichkeit und Liebe. Doch das Erwachen ist grausam. Denn auch von ihm verlangt der Basilisk ein Opfer …

|Mein Eindruck|

Dies ist eindeutig eine Geschichte über Sexualität. Weil der Autor homosexuell war, ist diese angedeutete Sexualität eine verbotene. Zwischen sehnsüchtiger Liebe und der Erfüllung des Verlangens steht jedoch der Basilisk als Symbol des Schreckens und als Ungeheuer, dem ein Opfer zu bringen ist.

In der Geschichte sieht der Ich-Erzähler im dunklen Spiegel seiner Liebsten tatsächlich eine Chimäre aus Hahnenkopf und Schlangenleib, aber auch einen schönen Mann – den Dämonengott. Hat sie sich diesem Geliebten hingeben müssen, wie einst die Tempeljungfrauen des alten Griechenland?

Wie sich zeigt, ist dieses Opfer ausreichend für eine Nacht, doch der Morgen bringt bereits das Ende – für beide. Die Frage ist jedoch, woher diese Art Erbsünde der Lady Marina rührt. Was hat sie eigentlich verbrochen, dass sie den Basilisk gesehen hat? Wir erfahren nur Andeutungen, die mit Geheimlehren wie der Kabbala und der Astrologie zu tun haben.

Dieser unzulängliche Hinweis ist der einzige Makel an dieser wunderbaren Geschichte. Denn anzudeuten, dass Lady Marina nicht mehr rein = jungfräulich sei, kam bei den Viktorianern einem Schandmal gleich (erst recht, sollte es sich um Kindesmissbrauch handeln!). Und wer sie dennoch begehrt, bekommt es mit dem Basilisken zu tun, der sich unterschiedlich deuten lässt, so etwa als verbotenes Wissen (Kabbala usw.), verbotene Sexualität und Künste – ihr „flammend rotes Haar“ kennzeichnet Marina als eine Art Hexe – genau wie die Frau in der folgenden Erzählung …

_3) R. Murray Gilchrist: Die Hexe (Witch-in-grain)_

Der Ich-Erzähler ist Herr eines Gutes, doch gehört sein verzweifeltes Herz der schönen Michal. Doch die steckt ihre Nase lieber in philosophische und andere Bücher. Eines Tages erblickt er sie im Hain der fünf Eiben und sieht, wie ein bunter Vogel aus ihrem Brusttuch emporflattert, nicht ohne dort eine Wunde zu hinterlassen. Sie erwacht aus ihrem Sinnen und beklagt sich bei ihm, er habe sie von der Vollendung eines Traumes abgehalten.

Während beide ins Herrenhaus gehen, passieren sie eine merkwürdige Szene. Des Ritters Mannen haben eine Hexe namens Mutter Benmusk gepackt. Michael soll sie mit einem Messer schneiden, befiehlt der Ritter. Doch Michal weigert sich unter Tränen. Daraufhin stecken die Männer die alte Hexe in den nahen Tümpel, von wo sie eine Fluchkanonade loslässt, Erst nach Stunden des Beinahe-Ertrinkens gibt sie erschöpft auf. Beim Grab von König Baldus werde der Ritter um Mitternacht die Wahrheit finden.

Der Mond schwebt über einen kupferfarbenen Wolkenhimmel, als sich der Ritter auf den Weg macht. Doch aus Richtung des Grabes entweichen Scharen von Wieseln, Hasen und Kleingetier durchs Gebüsch. Was hat sie verjagt. Als unser Ritter auf den Grabhügel schaut, erblickt er dort Michal, in Flammen gehüllt. „Und seine Gestalt näherte sich und bedeckte sie mit seiner Schwärze.“

|Mein Eindruck|

Dreimal darf man raten, wer mit IHM gemeint ist. Auf jeden Fall kommt es überraschend, dass die so philosophisch veranlagte Michal nicht mit Gott, dessen Kirchenvertreter sie verhöhnt, im Bunde steht, sondern mit der Satanischen Majestät. Und dass es in dieser Geschichte nicht nur eine Hexe geben soll, sondern gleich zwei.

Die Epoche der Handlung wird nie direkt genannt, aber wenn philosophische Bücher aus Frankreich in Latein abgefasst sind (wie schon im ersten Satz erwähnt), dann handelt es sich wohl um das Mittelalter. Bischöfe sieht man in der Zeit nach Heinrich VIII in England ebenfalls nicht allzu oft (die Klöster wurden zerstört). Und Hexenfolter fand sicherlich nicht zu Zeiten der Aufklärung statt.

In der Charakterisierung der begehrten Frau ähnelt „Die Hexe“ stark „Der Basilisk“: Beide verfügen über geheimes, esoterisches, verbotenes Wissen und locken den liebenden Mann in unbekannte Gefahren. In „Die Hexe“ ist es die Gefahr ewiger Verdammnis.

_4) Ronald Firbank: Eine Tragödie in Grün_

Lady Blueharnis ist angeödet von ihrem Leben, denn ihr Mann, ein hoher Beamter im Außenministerium zu London, ist selten daheim. Müßig streift sie durch die edel ausstaffierten Gemächer, bis sie in die Bibliothek gelangt. Dort fällt ihr suchender Blick auf einen schmalen Band, der in Pergament gebunden ist – wie ungewöhnlich. Sie kann ihrer Neugier nicht widerstehen und nimmt das Büchlein heraus. Es trägt den Titel „Zaubersprüche und Beschwörungen“. Sie beginnt zu lesen und zu träumen …

In London schaut Lord Blueharnis, ihr Mann, verwundert aus dem hohen Fenster seines Amtszimmers auf den St. James Park. Ein Windstoß beugt die Bäume, den grünen Regenschirm einer seit Stunden dasitzenden Parkbesucherin und verwirbelt die sonderbar geformten Wolken.

Wieder einmal beginnt er, an seinen Memoiren zu schreiben. Als er Zweiter Gesandter in Spanien war, fuhr er neben einer geheimnisvollen, schönen Frau auf dem Zug von Sevilla nach Madrid. Als er seinem Schlummer erwachte, hörte sie auf dem gang singen und Gitarre spielen, von der Sonne angestrahlt wie die Jungfrau Maria. Eindeutig eine Kaiserin … Hier bricht sein Eintrag ab, denn das Gebäude stürzt ein.

Zu Ostern sind es sechs Monate, die Lady Blueharnis bereits um ihren verblichenen Gatten trauert. Trauern muss, denn sie hat das Trauern so satt. Es ist anstrengend und man darf nie schöne grüne Kleider tragen. Sie träumt von Negligees, während die Kutsche sie am eingestürzten Haus von Lady Grimaldi vorüberfährt. Noch einer ihrer Opfer, ha! Von ihrem Gatten hat sie lediglich die Memoiren und eine Krawattennadel geerbt. Sie freut sich bereits auf die Einweihung des neuen Außenministeriums, zu der sie ausdrücklich eingeladen worden ist …

|Mein Eindruck|

Der maliziöse Ton der Erzählung liegt auf einer Ebene mit dem von Oscar Wilde in seinen Theaterstücken: pointiert, schadenfroh, bissig – und vor allem entlarvend. Der als Bohémien und Exzentriker bekannt gewordene Autor schildert die englische Upper Class, die sich selbst überflüssig geworden ist.

Nun erhält die gelangweilte, unerfüllte Lady unverhofft große Macht. Sie setzt sie sogleich dazu ein, ihren Gatten zu töten und acht Frauen, darunter zwei weitere Angehörige ihrer Familie. Die Neigung, sich selbst und Ihresgleichen in den Abgrund zu treiben, wird offensichtlich. Der Mann schwelgt unterdessen in Nichtigkeiten und Nostalgie, während sich die Welt draußen unter einem harschen Wind verändert. Es ist eine Welt im Endstadium.

_5) Lady Dilke: Der Schrein des Todes_

Ein fünfzehnjähriges Mädchen wünscht sich, die Geheimnisse des Lebens zu kennen, denn sie will es klüger anfangen als ihre Freundinnen. Als sie eine Hexe, die in der Stadt zu Besuch ist, danach fragt, rät ihr diese boshaft: „Nimm den Tod zum Gemahl, der wird dir diese Geheimnisse enthüllen.“

Doch wo den Tod finden? Lange sucht sie nach der gewünschten Gestalt, nur um schließlich in der Kathedrale eine bemerkenswerte Gestalt zu entdecken: den Tod als Gentleman. Fortan gilt ihr Ansinnen, mit ihm vermählt zu werden, als Zeichen von Irrsinn, doch der Priester rät zum Gegenteil: Auf diese Weise könnte sie sogar davon geheilt werden.

So kommt es, dass sie, gehüllt in einen Brautschleier, zu einem festgesetzten Zeitpunkt von ihren Anverwandten und Freunden zur Krypta mit den Grabmälern der Vorfahren geleitet wird. Dort begegnet sie in der Tat ihrem neuen Gemahl, doch das Buch, das er ihr zeigt, vermag sie nicht zu lesen – die Zeichen hüpfen ständig hin und her. Verzweifelt will sie umkehren, doch dafür ist es zu spät: Die Toten steigen aus ihren Gräbern …

|Mein Eindruck|

Lady Dilke, benannt nach ihrem zweiten Gatten, war eine ausgezeichnete, angesehene Kunstkritikerin und Schriftstellerin. Sie heiratete zuerst den viel älteren Prof. Pattison und begab sich in die gleiche Lage wie ihre Heldin in der Erzählung. Bei Pattison fand sie tatsächlich Wissen, aber auch emotionale Kälte, die schließlich zur Scheidung führte. Bei Lord Dilke geriet sie jedoch vom Regen in die Traufe: Er betrog sie, wurde deshalb angeklagt, doch sie stand zu ihm, was ihr Ansehen noch vergrößerte.

Die Erzählung kommt ohne jeden Namen aus und erhält so den Tonfall einer Legende, wie sie sich fast überall in einem katholischen Land hätte zutragen können, etwa in Spanien, Italien oder Frankreich – beliebte Urlaubsziele der Upper Class. So gewinnt die Story einen exotischen, wenn auch schaurigen Beigeschmack, der die Übermittlung der moralischen Lehre unterhaltsam machte.

_6) Barry Pain: Sklavin des Mondes (The Moon Slave)_

Die junge Lady Viola tanzt für ihr Leben gerne und bedauert die Männer, die zwar technisch einwandfrei tanzen können, doch denen die Leidenschaft abgeht, die sie selbst erfüllt. Um der Konvention zu genügen, verlobt sie sich mit Lord Hugo, einem mittelprächtigen Mann, doch in dessen Schloss entdeckt sie etwas Aufregendes: ein Labyrinth.

Wie angezogen gelangt sie in die Mitte des Irrgartens, wo eine freie sandige Fläche geradezu dazu einlädt, im Mondlicht dem Tanz zu frönen. Gesagt getan. Sie fleht den Mond an, sein Licht als Musik herabströmen zu lassen, sie wolle dafür seine Sklavin sein. Tatsächlich erklingen alsbald Sarabanden und Capriccios, um sie zu begleiten.

Fortan verspürt sie Monat für Monat den Drang, in der Vollmondnacht im Znetrum des Labyrinths zu tanzen. Schon bald wird ihr das anfängliche Vergnügen zur Last, die sie erschöpft zurücklässt, doch dem Drang ist zu gehorchen. In der Nacht vor ihrer Hochzeit mit Hugo soll eine Mondfinsternis stattfinden. Doch statt einer leeren Fläche findet Viola einen Besucher vor, der ihr seine höllenheiße Hand reicht …

|Mein Eindruck|

Die moralische Botschaft ist eindeutig: Zügellosigkeit wird mit dem Tod bestraft; wenn schon nicht mit dem leiblichen, so doch zumindest mit dem gesellschaftlichen. Ausschweifung ist sündig und folglich holt den Sünder der Teufel. Dem Autor gelingt es jedoch, diese moralinsauren Botschaften in einer stimmungsvollen Schilderung zu verbergen. Die Pointe folgt erst im letzten Wort des Textes.

_7) Vernon Lee: Der Gekreuzigte (Marsyas of Flanders, 1890)_

Die Geschichte liest sich wie ein kunsthistorischer Krimi. Es geht um die Figur des Gekreuzigten am Kreuz der Kirche von Dunes, einem Dorf in der nordfranzösischen Grafschaft Artois. Das aktuell zu sehende Kreuz sei „une substitution“, wie der Kaplan sagt. Wo aber ist dann das echte Kreuz, um das es seinerzeit so viel Aufhebens gab?

„Seinerzeit“, das war die fromme Zeit nach den ersten Kreuzzügen, also zwischen 1195 und 1299. Im Jahr 1185 wurde die Figur des Gekreuzigten nach einem Sturm an der Küste von Dunes angeschwemmt. Sie war so schön, dass man sie schon bald mit einem Fest der Kreuzerhöhung der Gemeinde zeigte. Doch schon bald zerbrach das Kreuz, an dem sie hing, in drei Teile. War es nicht richtig geweiht worden?

Doch auch das zweite, sorgfältig geweihte und überdies noch genau bewachte Kreuz zerbrach. Noch dazu berichtet der Wächter, die Figur habe sich auf dem Kreuz gekrümmt und bewegt, als litte sie Schmerzen. Dies erzeugte einen Wunderglauben, der wiederum Pilgerscharen anlockte, die Geld in die leeren Kassen der Kirche spülten.

Doch dieser Pilgerstrom versiegte. Die Kunsthistorikerin sucht in den Papieren, die 1790 beim Sturm auf den Bischofssitz von den Revolutionsgarden erbeutet wurden. Sie muss tief graben, um auf einen Prozess im Jahr 1299 zu stoßen, bei dem der Wachmann einige erstaunliche Aussagen machte. Er war der Hexerei und des Teufelsbundes angeklagt. Er berichtet von Lichtphänomenen, Geheul, Flöten und Pfeifen – allesamt in und um die Kirche herum, jeweils vor einem aufziehenden Sturm.

Endlich bekommt die Kunstbeflissene die echte Figur zu sehen, irgendwo ganz hinten im Gerümpel einer Kirche. Da erkennt sie, ebenso wie ihr geistlicher Führer, dass es sich gar nicht um eine Jesusfigur handelt, sondern vielmehr um eine von Marsyas, jenem von Apoll gequälten und schließlich gehäuteten Satyr, der behauptet hatte, er spiele besser Flöte als der Gott …

|Mein Eindruck|

Das Jahrhundert zwischen 1195 und 1299 lag bekanntlich vor der Renaissance, als die Antike in Westeuropa wiederentdeckt wurde. Deshalb konnten die Zeitgenossen den Satyr gar nicht als solchen erkennen, sondern hielten ihn, weil gekreuzigt, für Jesus. Der Aberglaube verklärte die Krümmungen der Figur zu Wundern, wohingegen es nach heutiger – mystischer – Ansicht um Abwehrbewegungen des heidnischen Satyrs gegen das christliche Kreuz handelte: Marsyas wurde sozusagen erneut gefoltert.

Aber warum ist dann die Figur nochmals durchbohrt worden? Die Antwort ist einfach: Marsyas verkörpert als Satyr das zügellose, schamlose und somit unchristliche Begehren nach Fleischeslust. Darum die Pfählung à la Dracula.

Als wäre das nicht schon ironisch genug, erfindet die Autorin auch noch einen Kirchenprozess wegen Hexerei und Teufelsglaube. Einer Verbrennung auf dem Scheiterhaufen kann der verhörte, zehn Jahre lang im Kerker gehaltene Wachmann gerade noch entgegen, ebenso sein Abt. Die erwähnten Flöten und Schalmeien sind natürlich die Musikinstrumente eines Satyrs; sie waren ja der Zankapfel zwischen Marsyas und Apoll.

Auch dies ist wieder höchst ironisch, wirft es doch ein vielsagendes Licht auf die Gläubigen jener Zeit. Doch ist der Umgang der Gegenwart des Jahres 1890 so viel besser als die des Jahres 1299, scheint die kunstsinnige Autorin zu fragen. Vernon Lee alias Viola Paget war Expertin für italienische Kunst des 18. Jahrhunderts und wurde von G.B. Shaw, H. G. Wells und Henry James als intelligenter und verteufelt kritischer Geist (fast) gelobt.

_8) Vernon Lee: Die gnadenreiche Madonna (The Virgin of the Seven Daggers, 1889_

In Granada betet Don Juan zur Madonna der sieben Dolche um Vergebung seiner zahlreichen Sünden und Liebesdingen wie auch Morddingen. Die prächtig geschmückte Madonna in ihrer prächtig geschmückten Kirche nickt huldvoll. Frischen Mutes begibt sich Don Juan mit einem neuen verwegenen Plan zu Baruch, dem Juden. Nichts anderes als einen sagenhaften Goldschatz gilt es zu heben – und eine tote Prinzessin zu küssen.

Die beiden Nekromanten begeben sich nächtens zum Turm der Zypressen unweit der Alhambra und vollziehen ihr unheiliges Ritual. Als Dämonen und anderes Gelichter auftauchen, fleht der verängstigte Baruch den Grafen von Miramor an, von seinem unchristlichen Tun abzulassen, doch der Don denkt gar nicht daran.

Sobald der Hahn, der noch nie gekräht hat, in die brodelnde Kräter- und Knochensuppe geworfen ist, öffnet sich das magisch verschlossene Portal zur Grabkammer von König Yahya von Cordoba. Flugs ersticht Don Juan den Juden, um aller Schulden ledig zu werden, wirft ihn in den Abgrund und durchschreitet kühn das Portal.

Die Passage ist tief und unheimlich, von Fledermäusen durchflogen und von mahnenden Stimmen der verflossenen Geliebten erfüllt. Doch Don Juan drängt vorwärts, den Degen in der Hand, denn es gilt, eine tote Infantin zu wecken. Er tritt in eine schlafende Welt ein, die jedes irdische Paradies in den Schatten stellt, doch der Wächter nicht achtend schreitet er voran, bis er zum Diwan gelangt, darauf die Prinzessin ruht. Eine Duenna und ein Eunuch wachen über sie, doch auch sie weist der Graf in die Schranken.

Die namenlose Prinzessin ist selbstredend nicht nur unsagbar schön, sondern auch kostbar gekleidet und geschmückt. Sie lässt die Duenna übersetzen, die wiederum dem Eunuchen Bescheid gibt. Dieser hebt sein Szepter und fragt den Don, ob die Infantin schöner sei als Juans Ex-Geliebte Catalina. Er stutzt, dass sie von Catalina weiß, sagt aber ja. Und sei sie schöner als Viola? Aber ja. Und schöner als die fünf anderen Geliebten, um deretwillen Juan unaussprechliche Sünden begangen hat? Aber ja doch! Und sogar schöner als die Madonna der sieben Dolche?

Da bleibt Juan erst die Spucke weg, dann sagt er bestimmt: „Nein!“ Die Strafe für diese Beleidigung Ihrer Hoheit folgt auf dem Fuße: Juan wird enthauptet. Doch er erwacht irgendwo auf halbem Weg in die Stadt. Seltsamerweise bemerkt ihn keiner, und so folgt er einer seltsamen Blutspur, die zum Hospital führt. Eine Menschenmenge hat sich vor dessen Portal versammelt. Juan schlängelt sich hindurch, um den Patienten zu sehen, der so blutet. Bestürzt erblickt er seinen eigenen Körper, mit dem Kopf daneben..

Doch Don Juan, dem Gespenst, steht noch ein weiteres wunderliches Abenteuer bevor …

|Mein Eindruck|

Der größte Liebhaber seiner Zeit (um 1600) wird also vor eine Art Gericht gestellt, vor dem er Farbe bekennen muss. Er muss à la Paris ein Urteil über Schönheit abgeben, das ihn allerdings seinen Kopf und seine Seele kosten kann. Den Kopf verliert er zwar, doch nicht seine Seele, denn die ist ihm lieb und teuer. Dies gelingt ihm, weil er der titelgebenden Madonna die Treue hält. Dies ist also auch ein religiöses Urteil, dem er sich unterwirft. Als Belohnung von der ewig Huldvollen wird der große Sünder in den Himmel erhoben …

Der Text ist lang und voller schwülstig wirkender Beschreibungen von preziösen Dingen, so etwa des Kleides und des Schmucks der Prinzessin. Halb so viel Beschreibung, und aus dieser Erzählung wäre eine knackige Nekromantenstory geworden. So aber muss sich der Leser durch aufeinandergestapelte Adjektive wühlen, unter denen die Sätze schier zusammenbrechen – die berüchtigte „purple prose“, die schon James Joyce in „Ulysses“ (1922) parodierte. Keine leichte Lektüre, aber eine ziemlich ungewöhnliche.

_9) Vernon Lee: Die Puppe (The Doll, 1900)_

Die Ich-Erzählerin ist eine verheiratete Engländerin, die sich mit alter italienischer Kunst auskennt (genau wie die Autorin) und die umbrische Landschaft ring um Foligno liebt. Während sie auf die Ankunft einer Freundin wartet, lernt sie in dieser Marktstadt den Antiquar Oreste kennt, der viele Geschichten über die alte Zeit weiß. Er empfiehlt ihr, das Angebot eines alten chinesischen Teeservices zu begutachten. In einem Palazzo.

Dieser Stadtpalast beherbergt jedoch nur noch eine uralte Haushälterin. Am nächsten Tag führt sie die Besucherin durch die Räume. Dabei fällt deren Blick auf eine dasitzende wunderschöne Frau. Doch nein, es ist eine lebensgroße Puppe. Das Haar ist zwar gemalt und im Hinterkopf ist ein Loch im Pappmaché, doch die gefalteten Hände sind in Seidenhandschuhe gehüllt. Jemand hat sie geliebt. Es ist das Abbild der ersten, geliebten Frau des Großvaters des jetzigen Grafen.

Sie starb schon nach zwei Jahren, die sie verheiratet waren, doch er vergaß sie nicht, sondern ließ diese Puppe anfertigen, die er jahrelang besuchte, um mit ihr zu sprechen. Nach seinem Tod wurde sie sehr vernachlässigt. Unsere Engländerin fühlt sich sehr angerührt, denn auch mit ihrer eigenen Ehe steht es nicht zum Besten. Am Tag vor ihrer Abreise bittet sie den Antiquar, die Puppe zu besorgen. So ungewöhnlich die Bitte auch ist, so würde der jetzige Graf doch seine eigene Großmutter verkaufen, bekäme er dafür nur ein wenig Geld.

Hinterm Haus des Antiquars erstreckt sich ein Garten, der in einen Weinberg übergeht. Hier errichten Oreste und seine Freundin einen kleinen Scheiterhaufen und bereiten der Gräfin eine würdige Feuerbestattung – um sie von ihrer Pein zu erlösen, wie er lobend sagt.

|Mein Eindruck|

Diese kleine, aber feine Geschichte schildert, wie das richtige Stück Kunst den Betrachter selbst nach langer Zeit noch anrühren kann. Besonders in dem Fall, dass eine Art Seelenverwandtschaft besteht, wie bei der Engländerin. Diese ist offenbar unglücklich in ihrer konventionellen Ehe, fern von ihrem Mann, und fühlt sich verlassen und einsam. Erst recht, wenn ihre Freundin ausbleibt.

Sehr schön hat die Autorin die gebirgige Umgebung in ihrer Schönheit zu beschreiben gewusst und legt einen intensiven Sinn für die alte Kultur von Foligno an den Tag. Es waren diese beiden Fähigkeiten, die Vernon Lee einen bleibenden Ruf einbrachten.

_10) Arthur Machen: Ein Idealist (1897)_

Mr Symonds geht von seinem Büro, wo er den ganzen Tag mit Kollegen gearbeitet, nach Hause. Von der Fleet Street begibt er sich jedoch nicht schnurstracks hinaus in seinen schäbigen Vorort, sondern er schlendert durch die engen Gassen weitab der Hauptstraßen. Er ärgert sich über die banalen, dummen Späße und Witze seiner Kollegen, betrachtet lieber die Wolken und Dämonen. Und er schaut anderen Leuten ins Zimmer. Daheim angekommen, setzt er sich nach dem Essen an seine Lieblingsbeschäftigung: das Ausstaffieren einer Puppe. Die stellt er dann ans Fenster. Passanten können nicht umhin, deren seltsamen Schatten zu sehen …

|Mein Eindruck|

Eine Geschichte ohne Handlung, eine Skizze im Grunde, und doch von eigenem Reiz. Der „Idealist“ lebt in seiner eigenen Welt und er nimmt die Welt um ihn nicht wie die gewöhnlichen Spießer in seinem Büro wahr, ganz im Gegenteil: Die Welt birgt ein Geheimnis. Er sucht und findet es überall. Doch er selbst hat auch ein Geheimnis, und das macht ihn so rätselhaft. Worin mag es bestehen?

_11) Arthur Machen: Der Club, den es nicht gibt (1890)_

Austin und Phillips sind zwei elegant gekleidete Stutzer, die einander fast wie ein Ei dem anderen gleichen. Klar, dass sie erst einmal einen heben gehen, einen Chianti am Piccadilly Circus. Als sie aufbrechen wollen, geht ein Platzregen nieder, vor dem sie Schutz suchen, zufällig unter einem großen Torbogen.

Als sie sich umsehen, merken sie, dass das Tor zu einem imposanten Haus führt, in dem ein Klub untergebracht ist, in dem Phillips‘ Freund Wylliams Mitglied ist. Und da kommt er auch schon heraus. Sie bitten ihn, ihnen Einlass zu gewähren. Er ist unter der Bedingung einverstanden, dass sie keiner Menschenseele von diesem Klub erzählen. Gebongt, na klar!

Drinnen treffen sie jede Menge Bekannte im Klub, den es nicht gibt, doch sie haben ihr Wort gegeben, so zu tun, als würden niemanden wiedererkennen. Alle scheinen auf etwas zu warten. Endlich erscheint eine führende Persönlichkeit, die alle begrüßt und ein großes Buch aufschlägt. Das Ritual sei allen bekannt: Wer die schwarze Seite aufschlage, sei diesmal fällig.

Alle folgen dem Ritual, und wen es trifft, ist der untröstliche John d’Aubyn, ein Spross aus altem Adel. Er werde verschwinden, gibt Wylliams Auskunft. Aber doch nicht wirklich und für immer, oder, vergewissert sich Phillips besorgt. Natürlich nicht. Aber es vergehen nur drei Monate, bis die Zeitung ebendieses Verschwinden d’Aubyns melden. Er wurde zuletzt an jenem 16. August gesehen, als sie im Klub waren.

Sie stellen Wylliams zur Rede. Der weiß von nichts, hat ein Alibi, war woanders und überhaupt: Was soll diese Frage? Der Klub ist unauffindbar. Da war also nie was. Aber warum sind die beiden Freunde dann so niedergeschlagen?

|Mein Eindruck|

Die Furie des Verschwindens macht sich, wie in der nachfolgenden Erzählung, zunehmend in der modernen Gesellschaft breit. Vornehmlich unter jungen Männern, denn sie sind erstens tonangebend, zweitens haben sie (noch) keine Kinder, für die sie sorgen müssen. Das Ritual der schwarzen Seite, das dem Zufall tödliche Folgen einräumt, erinnert an Rituale aus Internaten (Hogwarts beispielsweise).

Doch ihm eignet schon ein Hauch des Absurden, wie es im Surrealismus und bei Lewis Carroll gepflegt wird. Das Absurde ist eine Folge der Anonymisierung und des Gottesverlusts: Da ist, wie Yeats sagte, kein Zentrum mehr, das den Einzelnen oder die Gemeinschaft hält („the center cannot hold“). Die Endzeit hat begonnen.

_12) Arthur Machen: Die Tür öffnet sich … (1931)_

Der Journalist, der uns berichtet, hat ja schon einige merkwürdige Geschichten erlebt, Sachen, die leider nicht für jede Zeitung geeignet sind. Dazu gehören etwa seltsamen Schatzfunde oder die Geschichte des Secretan Jones, dem „Seelsorger von Canonbury“. Der Geistliche Jones, der mit Leserbriefen und Diskussionsrunden über das künftige Verkehrswesen Londons, schon im Jahr 1905 von sich Reden gemacht hat, ist eines Tages spurlos verschwunden. Und kehrte sechs Wochen später wieder zurück, als wäre nichts gewesen.

Klar, dass unser Chronist der Sache auf den Grund gehen will. Mühselig erarbeitet er sich das Vertrauen des alten Herrn, was ihm besonders nach seiner Offenbarung, er stamme ebenfalls aus dem walisischen Grenzgebiet, gelingt. (Was auch auf den Autor zutraf.) Nun geht Secretan Jones mehr aus sich heraus. Er habe ja schon einige Dinge verlegt, sich aber nicht mehr an den Ablageplatz der Dinge erinnert. Aber sein eigenes Verschwinden ist ihm völlig unerklärlich.

Er erinnert sich noch, dass er einmal, als ihn ein Gedankengang besonders beschäftigte und aufwühlte, zur hinteren Gartentür gegangen sei. Doch die lässt sich so schwer öffnen, dass er sie normalerweise nie aufmacht. Dahinter liegt ein Weg, der alle Häuser in dieser Reihe miteinander verbindet. Bei jener Gelegenheit habe er spielende Kinder gesehen. Als er in sein Zimmer zurückkehrte, waren sechs Wochen unmerklich vergangen …

|Mein Eindruck|

Die Furie des Verschwindens hat wieder einmal zugeschlagen, wie schon in der vorhergehenden Erzählung über den „Klub, den es nie gab“. Entweder gilt dieser intersubjektive Erklärungsansatz – oder die ganze Sache ist rein subjektiv und auf einen geistigen Zusammenbruch von Secretan Jones zurückzuführen. Dies vermutet zunächst auch unser Chronist, und Jones kann nicht umhin, diese Möglichkeit einzuräumen. Denn einmal sah er sich irgendwo im Londoner Stadtteil Islington und wusste nicht, wie er dorthin geraten war.

Von Alzheimer hatte man selbst anno 1931 noch nichts gehört, aber Zivilisationskrankheiten wie Krebs, Depressionen und dergleichen gab es bereits zur Genüge. Doch dies alles scheint wenig hinreichend, um das große Rätsel zu erklären, das Mysterium und Inkommensurable an sich, welches in Arthur Machens Denken und Werk eine zentrale Rolle spielt. Und so verwundert es nicht, dass auch Jones, wie schon die Klubmitglieder, eines Tages spurlos verschwindet.

Der Autor gibt auf diese Weise seiner eingangs geäußerten Sorge Ausdruck, dass es heutzutage niemanden mehr kümmert, wenn ein Mensch ums Leben kommt oder auf Nimmerwiedersehen untertaucht. Er führt dies aber nicht auf die Anonymität der Existenz des Einzelnen zurück, sondern greift auf das Mysterium zurück – eine Art Leerstelle, in der wir alle unsere Existenzberechtigung aufgeben.

_13) Matthew Phipps Shiel: Huguenins Weib_

Ein Freund, der seit Jahren auf der griechischen Insel Delos, lebt, ruft unseren Chronisten im Juni 1899 um Hilfe. Dieser bricht sofort von London aus in die Ägäis auf. Huguenin lebt seit dem Tod seiner Frau Andromeda alleine in seinem Anwesen auf dem Gipfel eines Hügels. Er sieht abgemagert und verwirrt aus, findet der Besucher. Andromeda war eine begnadete Malerin und verehrte die altgriechischen Götter, allen voran Apollon, dem Delos heilig war, weil er hier geboren wurde. Doch es gibt eine Prophezeiung, wonach Samos und Delos dereinst dem Erdboden gleichgemacht würden.

Ein roter Faden, den Andromeda wie weiland Ariadne einst verlegte, verbindet die wichtigsten Kämmern des Anwesens. Dies ist auch der Weg zu einem der schrecklichsten Anblicke, die der Chronist je gesehen hat: ein Gemälde der Verstorbenen von einem Monster. Indem er dem roten Faden bis ans Ende folgt, gelangt der Besucher zum Gefängnis dieser Bestie. Sofort kehrt er um.

Als sich am 13. August 1899 das historische Erdbeben ereignet, das Delos und Samos minutenlang erschüttert, kommt das Monster frei …

|Mein Eindruck|

Das pikante Detail, das beide Phänomene vereint, ist der Umstand, dass das Grab von Andromeda, das Huguenin anlegen ließ, leer ist! Dies lässt den (nicht ganz logischen) Schluss zu, dass sich die Seele der Maler in der Bestie niedergelassen hat. Die altgriechische Idee der Seelenwanderung (Metempsyche) ist eines der vorherrschenden Themen in der Erzählung. Und so muss es während des Bebens ein Ende mit Schrecken für Huguenin und die Bestie / seine Frau geben …

Wie schon in „Vaila“ nimmt es mit einem weltmüden und abgeschieden lebenden Mann ein schlimmes Ende. Auch das ist ein Motiv, das Shiel von Poes „Der Fall des Hauses Usher“ übernommen hat. Diesmal findet der „Fall“ jedoch nicht im kalten Norden, sondern im sonnendurchglühten Süden statt, noch dazu durchwoben vom Glauben an die alten Götter.

Ich fasse dies als Abrechnung mit der neuheidnischen Begeisterung des esoterischen Fin-de-siècle auf, ganz besonders aber an „Madame“ Helena Petrovna Blavatsky (1831-91) und ihrem Kreis von theosophischen Scharlatanen, der ab ca. 1875 viele okkultistische Ideen in die höheren Gesellschaftsschichten der USA, Europas und Vorderasiens trug. (Mehr dazu in der Wikipedia.) Sie wurde mehrfach des Betrugs bezichtigt und überführt. Sie kam beispielsweise auf die Idee von Wurzelrassen, die dann im weiteren zur Ideologie einer arischen Herrenrasse und „minderwertigen“ Sklavenrassen ausgebaut wurde.

Das Monster ist selbstverständlich lediglich eine Metapher. Die Chimäre mit dem Medusenhaupt kann alles Mögliche verkörpern, manifestiert aber vor allem die Seelenwanderung. Unterschwellig wirkt hier der Lamia-Mythos von der Liebhaberin, die sich mit ihrem Geliebten (oder einem geraubten Kind) nicht paart, sondern ihn tötet und verschlingt. (Mehrfach zitiert der Autor den Dichter John Keats und dessen Lamia-Gedicht.) Die Zeustochter Lamia (siehe Wikipedia) wird auch Mutter der Sibyllen betrachtet, die wiederum Apolls Seherinnen waren, die auf Delos ihr zentrales Heiligtum hatten – es passt also alles zusammen.

Übersetzt in poetische Bedeutung sagt der Autor also, dass die Chimäre des alten Götterglaubens die Moderne zu verschlingen droht. Die Moderne ist in Huguenin, dem weltmüden Eremiten, sowie im Chronisten verkörpert. Letzterer entkommt dem Inferno des Erdbebens mit viel Glück, um von Huguenins Ende zu berichten.

_14) Matthew Phipps Shiel: Vaila (1896)_

Der Ich-Erzähler folgt nach zwölf Jahren der Trennung seinem Studienfreund Haco Harfager, der ihn auf seinen Familiensitz eingeladen hat. Diesen Familiensitz liegt auf Vaila, einer der Shetland-Inseln nordöstlich von Schottland. In einem Fischerboot nähert sich der Erzähler der sturmumtosten und meerumschäumten Insel und erinnert sich, dass Haco schon immer ein gespaltenes Verhältnis zu seiner Familie hatte: Sie wurde im 14. Jahrhundert durch einen Brudermord gegründet. Entgegen der Anweisung des Mörders und Brauträubers, dessen Baumeister umkam, wurde der Familiensitz nicht am vorgesehenen Ort errichtet, sondern dort, wo ihn angeblich der Ermordete haben wollte: in einer Felsenbucht auf Vaila.

Bei der Annäherung bemerkt der Besucher die außerordentliche Lage des kreisrunden Gebäudes: Es liegt auf einer kahlen Felsplatte zwischen einem brausenden Wasserfall und dem anbrandenden Meer. Der Lärm ist ohrenbetäubend. Nachdem er eine Steinbrücke überquert hat, erhält er Einlass von einem skelettartigen Diener namens Aith. Dann erst trifft er Haco. Dieser hat sich verändert und ist noch schwerhöriger geworden als zuvor. Er verständigt sich mit seinem Freund, indem er auf eine Schiefertafel schreibt. Das Gebäude vibriert unter dem äußeren Lärm. Fast ganz aus Metall, schwingt es an den schweren Ketten, die es auf der Felsplatte vor dem Abrutschen ins Meer bewahren.

Sie bestatten Hacos Mutter in der Familiengruft, in der es vor Wasserratten wimmelt. Tatsächlich ist der Sarg an den Füßen offen, so dass die Ratten sich an den Toten gütlich tun können. Wenn sie sich zum Kopf vorarbeiten, berühren sie drei Schnüre, an denen Klingeln hängen. Sie lässt sich die Zeit messen. Aber es gibt noch einen größeren Zeitmesser: Eine Kugel, aus der seit dem Jahr 1389 Bleikügelchen in ein Becken mit Regenwasser fallen – jede Minute eines. Und exakt 500 Jahre später, also 1889, werden die letzten drei fallen, prophezeit die Familienlegende. Von den Harfagers sind nur noch Haco und seine Schwester Swertha am Leben.

Worauf Haco wirklich wartet, ist jedoch der einmal in 20 Jahre auftauchende große Sturm, der Hurrikan, der alle Strukturen und Befestigungen des runden Metallgebäudes auf den Prüfstand stellt. Und als dieser Sturm eintrifft, nähern sich nicht nur der äußere Ort dem Chaos, sondern auch der Verstand der vier Menschen, die darin gefangen sind, der Zerreißprobe …

|Mein Eindruck|

Die meisterlich aufgebaute und stilistisch exzellente Erzählung steigert sich in einem Crescendo der Gefühle und Gewalten zu ihrem furiosen Höhepunkt. Ähnlich wie in Poes „House of Usher“ begibt sich der Besucher in eine bizarre Welt, in der eine seltsame Familie lebt. Wie bei Roderick Usher und seiner (toten?) Schwester Madeleine ist auch hier eine Überempfindlichkeit der Sinne festzustellen, wie sie laut Poe bei überalterten, dekadenten Sippen zu finden sei: das Gehör. So ist Haco Harfager in der Lage, trotz des irren äußeren Lärms aus Wasserfall und Brandung das feine Klingeln am Sarg seiner Mutter zu vernehmen, das die nagenden Ratten verursachen. Dennoch muss er sich schreibend mit seinem Freund verständigen.

Noch bizarrer als die Außenwelt und die Bewohner des Hauses ist das Gebäude selbst, das geradezu einen Preis für den teuflischsten Entwurf verdient (man denke an seine Erbauungsgeschichte). Aufgehängt an den Ketten, ist es wie ein Kreis in der Mitte von einer massiven Metallsäule gestützt. Als die Ketten unter der Wucht des Sturms brechen und das Dach weggerissen wird, beginnt sich der Kreisel zu drehen, schneller und immer schneller. Dieses Bild steht für die Vergänglichkeit des auf einen Brudermord aufgebauten Familiengebäudes. Wie im „Haus Ascher“ muss auch dieses Haus fallen – und im Wasser, aus dem wir alle kommen, versinken, genau wie bei Poe.

Der Autor hat seine Meistererzählung, die schon Lovecraft lobte, mit zahlreichen Zitaten aus der Geschichte der Physiologie gespicht, wenn es um die Verfeinerung der Sinne geht, und aus der Bibel, wenn apokalyptische Analogien gefragt sind, so etwa aus der „Offenbarung“, aus den Propheten und den Büchern Mose. Daran lässt sich die beeindruckende Bildungsfülle und Gelehrtheit des Autors ablesen, der Mathematik lehrte und Medizin studierte, bevor er sich der Literatur zuwandte.

_15) Matthew Phipps Shiel: Tulsa_

Der namenlose Ich-Erzähler erwacht in einem Sarkophag in der Gruft von Maharajas. Er ist ein kleiner Junge, doch der für die Gruft zuständige Priester erklärt ihn zur Reinkarnation des vorhergehenden Maharajas von Lavona. Er wird eindringlich vor roten Schlangen und Feuer gewarnt, denn diese wären seinen Vorfahren zum Verhängnis geworden.

Der Junge studiert die alten Schriften und stößt dabei auf seinen ersten Vorfahren, einem Mann namens Oban. Der habe einen schrecklichen Frevel begangen, indem er eine heilige Jungfrau aus dem Tempel geraubt und geheiratet habe. Auch er wurde ein Opfer von Feuer und Schlangen. Der lesende Maharaja schwört drei heilige Gelübde. Doch wie vorauszusehen, bricht er alle drei nacheinander.

Noch mit sechzig Jahren mischt sich der sehr zurückgezogen lebende Herrscher in das Leben seiner Untertanen ein, als er eine junge Witwe, die ihrem verstorbenen Gatten auf den Scheiterhaufen folgen, in letzter Sekunde vor dem Feuer rettet. Liegt es am Opium und Haschisch, das er regelmäßig konsumiert, oder verwandelt sich die gerettete Tulsa selbst zusehends in eine jener roten Schlangen, die seine Vorfahren getötet haben?

|Mein Eindruck|

Für den Fluch, der auf dem Geschlecht der Maharajas von Lavona liegt, gibt es keinerlei Grund. Dies entspricht dem Vorbild des Hiob, der ebenfalls völlig unverschuldet in größtes Unglück gestürzt wird, weil es Jahwe so gefällt. Andererseits könnte man argumentieren, dass Oban mit der Heirat einer heiligen Tempeljungfrau eine Art Ursünde begangen hat, die fortan an seine Nachfahren vererbt wird, ohne dass eine Art Erlösung von diesem Fluch auch nur im entferntesten möglich wäre.

Selbst ein Rückzug in die tiefsten Gewölbe eines Tempels, wo der Ich-Erzähler seine letzten Chronik-Zeilen verfasst, bewahrt ihn nicht vor Schlangen und Feuer … Bis zur nächsten Wiedergeburt mit schlechtem Karma.

Neben einer sehr altertümlichen Diktion zeichnet sich die Erzählung durch eine Fülle von religiösen Bezügen aus Hinduismus, Buddhismus und anderen Religionen aus. Auf die Religionen des Westens wird despektierlich herabgesehen, war die indische Hochkultur schon längst mit den Veden fertig, als die jüdischen Apostel noch ihre Evangelien verfassten. Offensichtlich beschäftigte sich der hochgebildete Autor intensiv mit dem Thema Seelenwanderung, Karma und Reinkarnation auseinander.

_Anhänge_

Die zwei Anhänge liefern willkommene Informationen zu den Übersetzern und editorische Notizen zu den Quellen der in den zwei Bänden abgedruckten Texte. Diese zwei Anhänge ergänzen die manchmal umfangreichen Biografien zu den einzelnen Autoren und den ausgewählten Beiträgen.

_Unterm Strich_

Die Themen dieser Erzählungen sind sicherlich nicht jedermanns Geschmack, aber es gibt ja immer mehr Liebhaber des Gothic-Stils, die damit etwas anfangen können. Die Todessehnsucht, die verwischte Grenze zwischen Leben und Tod und schließlich wiedergeborene Tote – sie alle bevölkern als Metaphern, Symbole und sogar Allegorien diese Erzählungen.

Der zweite Band enthält konventionellere Erzählungen, in dem Sinne, als die Themen der Wiedergeburt, der Erbsünde und vor allem des Verschwindens uns heute vertrauter sind als jene barock verbrämten Schicksale von Mondsüchtigen und Frauenhassern, die im ersten Band zu finden sind.

Herausragend sind für mich nicht etwa Hichens‘ langweilige und langwierige Novelle, die den Band eröffnet, sondern vielmehr die Beiträge von Shiel, Gilchrist und Vernon Lee (alias Viola Paget). Über Shiel habe ich an anderer Stelle berichtet („Huguenins Weib“ im Klett-Cotta-Verlag). Firbank fällt mit seiner malizösen „Tragödie in Grün“ aus dem Rahmen. Es ist, als würde sich Oscar Wilde zu Wort melden. Ähnlich ironisch ist Lady Dilkes Beitrag, doch birgt ihr Beitrag harsche Kritik aus Frauensicht.

Von dem (auch hier) vielgerühmten Arthur Machen gefiel mir lediglich seine dritte, recht ausführliche, aber umso wirkungsvollere Erzählung „Die Tür öffnet sich …“. Auch sie lässt die Furie des Verschwindens los, wie sie so häufig in dieser Zeit und diesen Erzählungen auftaucht (und wenn es mal nichts Namenloses ist, dann sicherlich Satan höchstpersönlich, der einen Verdammten holt, so etwa die „Sklavin des Mondes“).

Doch die Verarbeitung in Gestalt einer Zeitversetzung – in unserer Welt vergehen sechs Wochen, in Jones‘ Welt nur ein Moment – mutet fast wie eine Idee aus der Science-Fiction an. Das ist wirklich faszinierend. Die Realität, seit Darwin, Marx und Feuerbach eh schon durchlässig, ist nun endgültig kein sicheres Zuhause mehr.

|Die Edition|

Als Sammlerausgabe ist dieses Buch jedoch eine herausragende editorische Leistung. Sie zeigt sich nicht nur in den sorgfältigen, fehlerlosen Übersetzungen, sondern auch in der umfangreichen Einleitung und den kenntnisreichen Vorstellungen der einzelnen Autoren, die mitunter mit aktuellen Details aufzuwarten wissen, so etwa zum Enoch Soames Day am 3. Juni 1997. Auf diese Weise erübrigt sich ein Stichwortverzeichnis für den Doppelband. Der Band liefert zumindest das Quellenverzeichnis im Sinne einer primärliterarischen Bibliografie nach.

|Hardcover: 320 Seiten
Aus dem Englischen von Frank R. Scheck und anderen
ISBN-13: 9783898402729|
[www.blitz-verlag.de]http://www.blitz-verlag.de

_Frank Rainer Scheck bei |Buchwurm.info|:_
[„Berührungen der Nacht“ Englische Geistergeschichten in der Tradition von M. R. James]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5606
[„Als ich tot war (Dunkle Phantastik der britischen Dekadenzzeit – Band 1)“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7180

Kevin Brooks – iBoy

Die Handlung:

Er hätte tot sein können. Doch das iPhone, das ihm seine Schädeldecke zertrümmert hat, macht Tom zum Superhelden – zu iBoy. Allwissend, da permanent online. Unverwundbar dank seiner iHaut, die ihn wie einen Panzer schützt. Allmächtig – und bereit, es mit den Typen aufzunehmen, die seine heimliche Liebe Lucy vergewaltigt haben.
Als iBoy seinen Rachefeldzug startet und Lucy dabei in tödliche Gefahr bringt, wird ihm klar, dass es mehr braucht als seine Allmacht, um sie zu retten. Und dass Tom der einzig wahre Superheld ist, der Lucy glücklich machen kann. (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Ok, ich gebs zu, das „i“ hat mich schon gereizt und die Grundidee fand ich interessant. Auf der anderen Seite erinnerte mich das Ganze schon irgendwo an SPIDER-MAN, der seine Fähigkeiten durch einen Spinnenbiss bekam. Auf Seite 85 zieht Tom übrigens die gleichen Parallelen.

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Kacvinsky, Katie – Rebellion der Maddie Freeman, Die

_|Maddie Freeman|:_

Band 1: _“Die Rebellion der Maddie Freeman“_
Band 2: „Middle Ground“ (noch ohne Erscheinungstermin)

Auf Facebook haben viele Leute Hunderte von Freunden, aber bei wie vielen von diesen kann man überhaupt von einer echten Freundschaft sprechen? Ein Thema, das schon heute aktuell ist, könnte sich nach Katie Kacvinskys Meinung noch verstärken. Ihr Science-Fiction-Roman für Jugendliche spielt im Jahr 2060 und zeigt, wohin die vollständige Digitalisierung des Alltags führen kann.

Die 17-jährige Maddie Freeman lebt im Internet. Ihre Freunde, ihre Freizeitaktivitäten – alles findet im Netz statt. Auch der Schulunterricht. Die so genannte „Digital School“, kurz auch DS, ermöglicht es allen Kindern Amerikas kostenlos von Zuhause gebildet zu werden. Da die Gewalt in den Schulen vor Einführung der DS sehr stark zugenommen hat, gilt diese neue Schulform als Heilsbringer. Maddie fügt sich ihrem Schicksal, doch eines Tages lernt sie im Chat den hübschen Justin kennen, der sie dazu drängt, mit ihm zu einer realen Lerngruppe zu gehen.

Doch Justin ist nicht nur ein beliebiger DS-Schüler. Er ist ein Rebell. Er schreibt mit der Hand anstatt mit dem Computer, fährt mit dem Auto anstatt mit der Bahn und trifft sich regelmäßig mit seinen Freunden in Cafés statt im Internet. Maddie ist fasziniert von ihm und seinem Protest gegen die Digitalisierung. Doch als sie herausfindet, dass er und seine Freunde sie nicht per Zufall gefunden haben, sondern ihre ganz eigenen Pläne mit ihr haben, bricht sie den Kontakt ab. Denn was niemand weiß: Maddie ist die Tochter des Direktors der Digital School – und sie hat ein Geheimnis …

_Katie Kacvinskys erster Roman_ gefällt zwar durch seine Grundidee, schwächelt aber bei der Umsetzung. Die Science-Fiction-Welt, in der Maddie lebt, ist wenig originell. Es entsteht der Eindruck, die Autorin hätte einfach die klischeehaftesten Elemente, die man mit der Zukunft in Verbindung bringt, in die Geschichte gepackt. Schnelle Bahnen statt Autos, Sozialleben im Internet, Kinder, die von ihren Eltern in Umerziehungscamps gesteckt werden, wenn sie sich nicht mit der neuen Welt anfreunden können – dies alles kennt man schon. Hinzu kommt, dass Kacvinskys Welt merkwürdig veraltet wirkt für das Jahr 2060. Die Technik, von der sie redet, ist nicht bahnbrechend, alles wirkt so, als ob es auch heute schon spielen könnte.

Ein weiterer Schwachpunkt ist die Protagonistin. Maddie Freeman wirkt stellenweise wie ein Moralapostel. Es gelingt der Autorin nicht, sich wirklich in einen pubertierenden Teenager hineinzuversetzen. Maddie wirkt brav, rational und wenn sie mal über die Stränge schlägt, dann bleibt sie trotzdem in einem gewissen Rahmen. Würde die Autorin sie von vornherein etwas rebellischer zeichnen oder zumindest dafür sorgen, dass sie etwas mehr aus diesem Rahmen fällt, könnte man sich besser mit ihr identifizieren. Immerhin gelingt es der Autorin, Maddies Geheimnis so geschickt aufzulösen, dass sie mit der Zeit sympathischer wird. Eine wirkliche Heldin ist sie trotzdem nicht. Eine Antiheldin auch nicht. Sie ist irgendwo in der Mitte.

Immerhin: Ich-Erzählerin Maddie vermag es, den Leser mitzuziehen. Ihre Gedanken und Gefühle zu den im Buch behandelten Themen werden knappgehalten, sind aber ausführlich genug, dass man in die Geschichte eintauchen kann. Die Handlung ist sauber aufgebaut und hat einige spannende Momente. Auch hier fehlen allerdings zündende Ideen. Die Liebesgeschichte ist in diesem Zusammenhang beinahe obligatorisch, kommt alles in allem aber relativ kitschfrei aus. Wirklich innovativ ist das nicht, aber es lässt sich trotzdem gut lesen. Was allerdings unangenehm auffällt, ist der pädagogische Zeigefinger. Die Botschaft der Autorin, dass eine zu starke Digitalisierung des Internets Gefahren birgt, wird ein wenig zu offensiv vorgetragen. Gerade Jugendliche werden das nicht gerne hören.

Dabei ist das Buch eigentlich perfekt für die Zielgruppe geschrieben. Es lässt sich schnell und flüssig lesen. Das Vokabular ist auf dem Niveau Jugendlicher und passt gut zur Ich-Erzählerin.

_Alles in allem_ ist „Die Rebellion der Maddie Freeman“ aber weit weniger dramatisch, als der Titel das suggeriert. Schuld daran ist vor allem Kacvinskys Drang, einen pädagogischen Unterton in das Buch zu packen. Es wirkt dadurch mehr wie ein Vehikel für ihre Botschaft als wie ein echter Roman. Etwas weniger Zeigefinger und etwas mehr Mut hätten der Geschichte gutgetan.

|Gebunden, 366 Seiten
Originaltitel: Awaken
Deutsch von Ulrike Nolte
ISBN-13: 978-3414823007|
[www.luebbe.de]http://www.luebbe.de

_Katie Kacvinsky bei |Buchwurm.info|:_
[„Die Rebellion der Maddie Freeman“ (Lesung)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7245

Agatha Christie – Alter schützt vor Scharfsinn nicht

Zwei pensionierte Geheimagenten stoßen auf eine geheime Botschaft, die ein altes Verbrechen anprangert; neugierig will das Paar dieses Rätsel lösen, doch das Stochern in der Vergangenheit macht jene nervös, die genau dies fürchten … – Dieses Spätwerk zeigt die „Queen of Crime“ nicht in Hochform; zwar ist der Plot sauber geknüpft, doch die Umsetzung fällt ungewöhnlich geschwätzig aus und bleibt ohne Höhepunkt: eher eine philosophische Reflexion als ein (spannender) Kriminalroman.
Agatha Christie – Alter schützt vor Scharfsinn nicht weiterlesen

Jordan, Sophie – Brennender Kuss (Fireflight 1)

_Die |Firelight|-Trilogie:_

Band 1: _“Brennender Kuss“_
Band 2: „Vanish“ (06.09.2011, noch ohne dt. Titel)
Band 3: – nur angekündigt –

_Die Handlung:_

Als sie Will zum ersten Mal sieht, flieht Jacinda vor dem Jungen mit den haselnussbraunen Augen. Denn sie hat ein Geheimnis: Sie ist eine Draki, ein Mädchen, das sich in einen Drachen verwandeln kann. Nur in ihrem Rudel, hoch oben in den Bergen, glaubt sich Jacinda sicher. Sicher vor den Drachenjägern, die es auf ihre schillernde Haut und ihr purpurfarbenes Blut abgesehen haben. Doch im Rudel braut sich Unheil zusammen. Hat es damit zu tun, dass Jacinda den gut aussehenden Cassian, den zukünftigen Leitdrachen, heiraten soll?

Ihre Mutter verschweigt ihr etwas, als sie bei Nacht und Nebel das Dorf verlassen. Todunglücklich beginnt Jacinda ein neues Leben. Da trifft sie Will wieder und Hals über Kopf verliebt sie sich in ihn. Aber ihre Liebe darf nicht sein – denn Will ist ein Drachenjäger … (Verlagsinfo)

_Mein Eindruck:_

Das Besondere an ‚Firelight‘ ist eigentlich weniger die Geschichte an sich, sondern vielmehr die exotische Thematik. Die Autorin beschäftigt sich mit Drakis, Wesen, die einmal Drachen waren, und die sich zu ihrem Schutz in Menschen verwandeln können. In dieser Form bleibt Jacinda, die Protagonistin, auch die meiste Zeit, da es überwiegend für sie nicht sicher genug ist, sich zu verwandeln. Das liegt vor allem an den Feinden der Drakis, den Drachenjägern sowie den Enkos. Allerdings erfährt man beinahe gar nichts über die Feinde der Drakis, abgesehen von den Jägern, zu denen Jacinda notgedrungen Kontakt hat.

Die Charaktere fand ich jedoch alle sehr interessant und sympathisch. Sie erhalten genug Tiefe und man merkt, dass es sich um verschiedene Persönlichkeiten handelt. Jacinda scheint zum Beispiel stark und stur, Cassian ist eher ein reiner Macho und Tamra verletzt und egoistisch.

Ansonsten bleibt die Geschichte aber durchweg sehr spannend und aufregend, was wohl, aber nicht nur, auch an den Drakis liegt. Denn es gibt verschiedene. Jacinda kann beispielsweise Feuer speien, Cassian ist unglaublich stark und Jacindas Mutter kannte sich früher bestens mit Kräutern und ihrer Wirkung aus. Genau das gibt den Drakis noch das gewisse Etwas, da jeder seine eigene Fähigkeit einsetzten kann.

Das Cover ist wunderschön. Wenn man das Buch erst einmal in den Händen hält, sieht es sogar noch besser aus, denn der Umschlag erscheint wie aus Drakischuppen und schimmert sanft. Abgesehen von der treffenden Abbildung von Jacinda, gefällt es mir auch, dass der Titel hier keineswegs zerschunden wurde. Der Titel wurde aus dem englischen übernommen und passt meiner Meinung auch perfekt zu dem ersten Band!

_Die Autorin:_

Sophie Jordan wuchs im Hügelland von Texas auf, das sie schon früh zu Geschichten über Drachen, Kämpfer und Prinzessinnen inspirierte. Neben Literatur für Jugendliche verfasst die ehemalige Highschool-Lehrerin auch historische Romane. Wenn sie nicht gerade schreibt, verbringt sie ihre Zeit gerne mit der Aufnahme von zu viel Koffein (am liebsten in Form von Latte macchiato und Cherry Cola) und bespricht Handlungsstränge mit jedem, der zuhört – ihre Kinder eingeschlossen. Heute lebt die Autorin mit ihrer Familie in Houston.

Bei Loewe erscheint mit „Firelight – Brennender Kuss“ ihr Debüt in Deutschland. Es ist der Auftakt einer emotions- und spannungsgeladenen Paranormal-Romance-Trilogie, die durch originelle Charaktere und eine starke Liebesgeschichte besticht. (Verlagsinfo)

_Mein Fazit:_

‚Firelight: Brennender Kuss‘ ist der Auftakt einer fantastischen Trilogie mit spannenden Wesen. Sophie Jordans Charaktere sind glaubwürdig und fassettenreich. Der flüssige Schreibstil macht ‚Firelight‘ zu einem absoluten Lesegenuss.

|Gebundene Ausgabe: 376 Seiten
Originaltitel: Firelight
Aus dem Amerikanischen von Julia Sroka
ISBN 978-3-7855-7045-6|
[www.loewe-verlag.de]http://www.loewe-verlag.de

_Lisa Kespohl_