Plichota, Anne & Wolf, Cendrine – Entschwundenen, Die (Oksa Pollock 2)

_|Oksa Pollock|:_

Band 1: [„Die Unverhoffte“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7073
Band 2: _“Die Entschwundenen“_
Band 3 – 6: -geplant-

Viel Zeit zum Verschnaufen bleibt Oksa und ihrem Freund Gus nach dem Kampf mit Orthon, besser bekannt als Mr. McGraw, nicht. Kurze Zeit später verschwindet Gus plötzlich nach dem Unterricht auf mysteriöse Weise, Oksa kann nur sein Handy finden. Erst einmal kann sich keiner der „Rette-sich-wer-kann“ (eine geheime Gruppe, die dem magischen Ort Edefia entfliehen musste) erklären, wie Gus am helllichten Tage auf dem Gelände der St. Proximus verschwinden konnte.

Nach dem sich die „Rette-sich-wer-kann“ beraten haben, steht fest, dass Gus einem magischen Fluch zum Opfer fiel und er eingemäldet wurde, was bedeutet, dass er in einem Gemälde gefangen ist. In Edefia ist dies gleichzusetzen mit einem Gefängnis. Um wieder freizukommen, muss der Gefangene die schwersten Prüfungen bestehen. Um Gus zu retten, lassen sich Oksa, ihr Vater Pavel, Leomido, der Feenmann Abakum, Gus Adoptivvater Pierre und der geheimnisvolle Tugdual ebenfalls eingemälden. Mit von der Partie ist Dragomiras Plempline und auch die Sensybille begleitet die Abenteurer.

Die Reise durch das Gemälde stellt Oksa und ihre Gefährten vor die härtesten Prüfungen ihres Lebens und ihr Leben wird nicht nur einmal gefährdet. Doch nicht nur sie sind in großer Gefahr, in London werden Dragomira und Oksas Mutter Marie von den Treubrüchigen bedroht, da es in den eigenen Reihen einen Verräter gibt, doch wer hat die Seiten gewechselt?

_Kritik_

Mit „Die Entschwundenen“ gehen die Abenteuer von Oksa Pollock und den „Rette-sich-wer-kann“ in die zweite Runde. Die Autorinnen Anne Plichota und Cendrine Wolf lassen ihrer Fantasie wieder freien Lauf und so dürfen wir Leser uns erneut auf die unterhaltsamen Erlebnisse der „Rette-sich-wer-kann“ und deren Gegenspieler freuen.

Die Autorinnen bedienen sich einem auch schon für junge Leser geeigneten, klaren Erzählstil, dem spielend gefolgt werden kann. Unterstützt wird dies durch eine angenehme Satzlänge und 64 kurze Kapitel, das ist besonders für die jungen Leseratten sehr vorteilhaft. Dabei hauchen Anne Plichota und Cendrine Wolf ihren sympathischen Figuren und der hier ungewöhnlichen Umgebung, in der die fantasievolle Geschichte spielt, so viel Leben ein, dass der Leser sich diese schnell bildlich vor Augen führen kann. Auch die Handlung an sich zeigt, dass sich hier zwei kreative und vor allem einfallsreiche Köpfe zusammengetan haben. Gemeinsam wurde hier ein origineller Plot entwickelt, der mit viel Charme besticht.

Im Rückblick auf die Ereignisse wird uns Lesern die Geschichte aus der Perspektive eines Beobachters erzählt. Da sich die Ereignisse zeitgleich in zwei verschiedenen Ebenen abspielen, wechselt diese Person immer mal wieder von den Erlebnissen der „Eingemäldeten“ zu den „Rette-sich-wer-kann“, die sich im realen London aufhalten. So kann der Leser beide Gruppen gut im Auge behalten. Da sich die Perspektivwechsel immer an besonders spannenden Stellen ereignen, wird der sowieso schon fesselnde Spannungsbogen noch zusätzlich erhöht. Die verschiedenen Handlungsstränge fügen sich in ein stimmiges Gesamtbild zusammen und harmonieren sehr gut miteinander. Mit einem neugierig machenden Cliffhanger endet dann auch der zweite Teil um Oksa Pollock viel zu schnell. Auch wenn die Abenteuer zufriedenstellend bewältigt wurden, möchte man doch zu gerne und am besten sofort wissen, wie die Geschichte weitergeht.

Oksa und ihre Familie lernt der Leser in „Die Entschwundenen“ noch besser kennen, Gleiches gilt auch für die Mitstreiter auf dem Weg zurück nach Edefia. Oksa findet sich mittlerweile mit ihrer Bestimmung besser ab und kann ihre Gaben sehr gut annehmen. Mit ihrer ehrlichen und charmanten Art wickelt sie die Leser schnell um den Finger. Glaubwürdig entwickelt sich die junge Protagonistin weiter und zeigt sich dabei auch etwas als Vorbild für die Zielgruppe. Mit Werten wie Respekt, Charakterstärke, Aufrichtigkeit und Zuverlässigkeit ausgestattet ist sie keinesfalls eine unsympathische Überfliegerin, sondern aufgrund ihrer auch mal explosiven Art sehr menschlich.

Ebefalls lernt der Leser Oksas Vater Pavel Pollock besser kennen, auch er hütet eine besondere Gabe, die sich als lebensrettend erweisen dürfte. Auch wenn Pavel sich so manches Mal gegen eine Rückkehr nach Edefia ausspricht, steht er doch mit seinen geballten Kräften hinter der gemeinsamen Sache.

Tugdual, ebenfalls ein junger und im „Da-Draußen“ geborener „Rette-sich-wer-kann“ bleibt düster und geheimnisvoll, scheint aber eine ehrliche Haut zu sein der unbedingt hinter der jungen Huldvollen und der „Rette-sich-wer-kann“ steht. Nur Gus scheint ihm ein Dorn im Auge und nicht nur einmal kommt es zwischen den beiden zu vernichtenden Auseinandersetzungen. Zudem bringt Tugdual Oksas Gefühle ordentlich durcheinander.

Selbstverständlich dürfen auch die nicht menschlichen Wesen aus Edefia hier nicht fehlen, ob Plemplem und Plempline, Sensybille, Kapirnix oder auch die empfindliche Goranov, gerade diese Geschöpfe machen die Geschichte unverwechselbar und bezaubernd charmant.

Das Cover ist in grünen Tönen gehalten, lediglich das in Flammen stehende „Oksa Pollock“ und die drei für dieses Buch wichtigsten Darsteller, Oksa, Gus und Tugdual werden hier hervorgehoben. Der Titel und die wunderschönen Blumenranken passen sich dem Hintergrund perfekt an.

_Die Autorinnen_

|Anne Plichota|

Geboren in Dijon, ist Bibliothekarin in Straßburg, studierte Chinesisch und Kulturwissenschaften, lebte einige Zeit in Korea und arbeitete in China. Sie hat eine elfjährige Tochter, ist ein Fan von angelsächsischer Literatur und interessiert sich für Geschichten und Sehnsüchte anderer Menschen.

|Cendrine Wolf|

Geboren in Colmar, studierte Sport und arbeitete viele Jahre mit Kindern, bevor sie Bibliothekarin in Straßburg wurde. Sie liebt alles, was schnell ist, fantastische Literatur und malt sehr gerne.

_Fazit_

Auch der zweite Band um Oksa Pollock, „Die Entschwundenen“, besticht wieder durch kreative Ideen und liebenswerte Charaktere. Schnell ist der Leser von der faszinierenden Handlung gefesselt.

Geübte Buchwürmer ab ca. 10 Jahren, aber auch erwachsene Liebhaber fantastischer Literatur werden mit viel Spaß in der zauberhaften Atmosphäre versinken können, die die beiden Autorinnen hier geschaffen haben.

Anne Plichota und Cendrine Wolf haben die Reihe um Oksa Pollock momentan auf sechs Bände ausgelegt, deren Verlauf man unbedingt im Auge behalten sollte.

|Gebundene Ausgabe: 459 Seiten
ISBN-13: 978-3789145032
Originaltitel: La Forêt des égarés
Übersetzt von: Bettina Bach und Lisa Maria Rust|
[www.oetinger.de]http://www.oetinger.de

Mosse, Kate – Wintergeister

_Das geschieht:_

Frederick Watson ist ein unglücklicher Mann, als er im Dezember 1928 eine einsame Autofahrt durch das winterliche Südfrankreich unternimmt. Seit sein geliebter Bruder zwölf Jahre zuvor im Ersten Weltkrieg fiel, leidet er an Depressionen. Die Reise soll ihn auf andere Gedanken bringen, was nur bedingt funktioniert, bis Watson aufgrund eines Schneesturms in der Berglandschaft der Pyrenäen liegen bleibt.

Auf der Suche nach Hilfe kommt er in das Bergdorf Nulle, das außerhalb der Feriensaison in einen Winterschlaf gefallen ist. Watson wird einige Tage auf die Reparatur seines Autos warten müssen. Die freundliche Wirtin der kleinen Pension, in der er unterkommt, lädt Watson ein, an der „féte de Saint-Étienne“ teilzunehmen: Verkleidet erinnern die Bürger von Nulle an die bewegte Vergangenheit ihres Dorfes, das u. a. im Mittelalter den letzten Katharern Unterschlupf auf der Flucht vor den Häschern der katholischen Inquisition bot.

Da Watson sich langweilt, sagt er zu. In der Nacht verirrt er sich im Gewirr der Straßen und gerät in eine Gesellschaft, die er irrtümlich für die Feiernden der „féte“ hält. Watson unterhält sich gut und lernt die schöne Fabrissa kennen, in die er sich augenblicklich verliebt. Das Gefühl wird womöglich erwidert, doch bevor man sich näherkommen kann, dringen altertümlich gewandete Soldaten in den Festsaal ein. Ein Massaker beginnt, dem nur Watson und Fabrissa entkommen.

Kurz darauf verschwindet die junge Frau spurlos. Am nächsten Morgen will niemand von ihr oder dem Überfall wissen. Man hält Watson für geistig verwirrt, während dieser entschlossen das Dorf und seine Umgebung abzusuchen beginnt, um das Rätsel zu lösen und vor allem Fabrissa zu finden …

_Ist die Geschichte ein Fluss?_

Falls dieses bekannte Bild zutrifft, könnte es womöglich so präzisiert werden: Ein Fluss im Naturzustand strömt durchaus nicht geradlinig durch die Landschaft. Er dreht und windet sich, und nicht selten findet man sich flussabwärts der Quelle näher als der Mündung: Der Fluss hat seine Richtung geändert.

Kate Mosse geht davon aus, dass die Zeit ähnlich ungeordnet abläuft. Nicht räumliche Nähe, sondern emotionale Ausnahmezustände lassen die Entfernung zwischen Vergangenheit und Gegenwart schrumpfen, die Grenzen dünn oder sogar durchlässig werden. Damit schreibt die Autorin dem menschlichen Geist eine Kraft zu, die von der Wissenschaft geleugnet wird, während einfallsreiche Schriftsteller sich von dieser ebenso romantischen wie unheimlichen Vorstellung inspirieren ließen und lassen.

Mosse entscheidet sich, die Handlung als klassische Geistergeschichte zu erzählen. Sie wandelt auf den Spuren großer Vorbilder, die sie erwähnt, als sie Frederick Watson in einem Antiquariat auf Bücher von M. R. James und Algernon Blackwood stoßen lässt. Vor allem Blackwood hat immer wieder unternehmungslustige Engländer in abgeschiedene Regionen Europas geschickt und sie dort in gespenstische Umtriebe verwickelt.

|An Englishman in Old France|

Ebenfalls klassisch ist das Motiv: Sein Arzt hat Watson auf den Kontinent geschickt, der offensichtlich bessere Luft oder Kost bieten kann als die britischen Inseln. Unsere Geschichte ereignet sich 1928 (mit einer Rahmenhandlung, die fünf Jahre später spielt), als Europa noch reich an Orten war, die von der Zeit offenbar vergessen waren und ein sowohl anheimelnd altmodisches als auch latent bedrohliches Ambiente boten: Hinter traulichen Kulissen verbirgt sich das Böse besonders gern.

Selbstverständlich bildet Nulle keine Ausnahme. Mit ihrem vor allem in der ersten Buchhälfte ausgeprägten Sinn für Beschreibungen und Stimmungen beschwört Mosse eine Pyrenäen-Welt herauf, in der es quasi spuken muss. Wie es sich für eine zünftige Geistergeschichte gehört, beschränkt sich die Verfasserin zunächst auf Andeutungen. Lange fragen sich Watson und der Leser, ob die seltsamen Geräusche und Schatten, die stets ein wenig außerhalb des Gesichtsfeldes ertönen und tanzen, nur Einbildungen eines ohnehin unter Hirnstress leidenden Mannes sind.

Diese Ambivalenz wird durch die Unsicherheit der Hauptfigur unterstrichen, die als Fremder und Ausländer in eine isolierte und verschworene Dorfgemeinschaft quasi eindringt. Watson spricht die Sprache schlecht, die einheimischen Sitten und Gebräuche sind ihm unbekannt. Dies erschwert es ihm zusätzlich zu begreifen, wo Reales in Einbildung übergeht. Immerhin ermöglicht der Ausnahmestatus Watson, die eigentümliche Atmosphäre ewiger Trauer zu erfassen, die über Nulle hängt.

|Gewalt ist schrecklich zeitlos|

Auf eine gewisse Weise ist Nulle verflucht. Die Einwohner erkennen jedoch den Grund nicht. Mosse lässt ihre Geschichte 1928 spielen. Nur zwölf Jahre zuvor endete der „Große Krieg“, dessen Westfront sich vom Ärmelkanal bis zur Schweizer Grenze viele Kilometer durch Frankreich zog. In erbitterten Grabenkämpfen ließen die jungen Männer aller verbündeten und verfeindeten Nationen ihr Leben; ihre Zahl ging in die Millionen. Kaum eine Familie blieb verschont, sodass zu den an der Front Gefallenen ihre trauernden Hinterbliebenen kamen. Der Schock war tief, und die Erinnerungen blieben – auch in Nulle – quälend lebendig.

Frederick Watson war zu jung für die Front. Gezeichnet wurde er vom Krieg trotzdem; der Bruder starb, die Eltern kamen nicht über den Verlust hinweg. Die Zeche zahlte der überlebende und sich dafür schuldig fühlende Sohn, der schließlich zusammenbrach. Daraus resultiert eine psychische Verfassung, die beispielhaft für zahlreiche ‚kriegsneurotische‘ Zeitgenossen war.

Mosse investiert viel Mühe in den Versuch, ihren Lesern diese Tatsache nicht nur mitzuteilen, sondern unmissverständlich zu machen. Sie benötigt diese Erkenntnis, damit sie den Bogen zu einem weiteren schrecklichen Krieg schlagen kann, der ebenfalls vor allem sinnlose Opfer forderte. Die Parallele wirkt bemüht, weil Mosse vor allem das dramatische bzw. tragische Element der „Wintergeister“-Ereignisse hervorheben möchte. Tatsächlich ist sie unnötig und in ihrem aufdringlichen Moralisieren kontraproduktiv, denn es nimmt dem historischen Handlungsteil von „Wintergeister“ viel von seiner Eindringlichkeit. Eine Schilderung jener Vergangenheit, die sich auf Fabrissa und ihre unglücklichen Leidensgefährten konzentriert, wäre zweckdienlicher.

|Memento Mori einmal anders|

Vor dem Hintergrund des Œuvres der Kate Mosse wirkt „Wintergeister“ wie ein Nebenprodukt. Parallele Ereignisse in der südfranzösischen Vergangenheit und Gegenwart dramatisierte sie bereits in ihrer „Languedoc“-Serie (seit 2005), die auch in Deutschland veröffentlicht wird. Der Roman „Wintergeister“ basiert auf der Novelle „The Cave“, die Mosse ebenfalls 2009 veröffentlichte und den Engländer Freddie Smith ins Zentrum von Ereignissen stellt, die Frederick Watson sehr vertraut dünken würden …

Lässt man diese überflüssig anmutende Doppelung beiseite, beeindruckt „Wintergeister“ in erster Linie stilistisch. Der Plot fällt dagegen ab; er wirkt melodramatisch, sogar abgedroschen. Mosses Faszination für die Kultur der katharischen „Ketzer“ und ihr bitteres, historisch belegtes und Generationen von Schriftstellern inspirierendes Schicksal ist verständlich, aber sie überfrachtet die Geschichte mit ihren Reflexionen und Grübeleien über Trauer, Schuld & Erlösung, denen sie eine Lovestory aufpfropft, die sich nicht aus dem Geschehen entwickelt, sondern von der Autorin behauptet wird. Faktisch gibt der Plot einen Roman – und sei er auch recht kurzgefasst – einfach nicht her; eine Erkenntnis, die den von Mosse genannten Grusel-Meistern James und Blackwood sehr wohl bekannt war.

In der Kürze liegt manchmal in der Tat die Würze. Wer sich für (winterliche) Stimmung begeistern und Klischees ignorieren kann, wird die „Wintergeister“ dennoch spannend finden und sogar angerührt sein. Mosse arbeitet mit bekannten und bewährten Modulen, aber darin legt sie eine Routine an den Tag, dem bereits ein beachtlicher Unterhaltungswert innewohnt.

_Autorin_

Nachdem Kate Mosse, geboren am 20. Oktober 1961 in der englischen Grafschaft Sussex, Anfang der 1990er Jahre zwei Sachbücher veröffentlicht hatte, debütierte sie 1996 mit dem Roman „Eskimo Kissing“, dem sie zwei Jahre später den Zeitreise-Thriller „Cruzifix Lane“ folgen ließ.

2005 erschien „Labyrinth“ (dt. „Das verlorene Labyrinth“), ein Roman, an dem Mosse nach eigener Auskunft zehn Jahre gearbeitet hatte. Er beschreibt auf zwei Handlungsebenen die Abenteuer der im südfranzösischen Languedoc arbeitenden Archäologin Alice Tanner, deren Existenz durch ein geheimnisvolles Buch gefährlichen Inhaltes mit dem Leben der jungen Alais verknüpft wird, die es acht Jahrhunderte zuvor hütete. „Labyrinth“ wurde in seiner gefälligen Mischung aus (gut recherchierter) Historie, Mystery und dramatischem Frauenschicksal weltweit zu einem Bestseller, der 2007 fortgesetzt und 2011 zur „Languedoc“-Trilogie ausgebaut wurde.

Neben ihrer schriftstellerischen Tätigkeit stellt Mosse für die BBC und in einer eigenen Fernsehsendung Schriftsteller und ihre Werke vor. Sie schreibt Kolumnen und Artikel für diverse Magazine und Zeitungen. 1996 wurde Mosse Mitbegründerin des „Orange Broadband Prize for Fiction“, der jährlich für den besten in englischer Sprache von einer Frau geschriebenen Roman ausgeschrieben wird.

Mit ihrem Gatten Greg rief Kate Mosse in ihrem Heimatort 2007 das Chichester Writing Festival in West Sussex ins Leben. Beide lehren kreatives Schreiben am ebenfalls nahe Chichester gelegenen West Dean College. Wenn das umtriebige Paar nicht in Chichester aktiv ist, lebt und arbeitet es in seinem Haus im französischen Carcassonne.

|Gebundenes Buch: 221 Seiten
Originaltitel: The Winter Ghosts (London : Orion 2009)
Übersetzung: Ulrike Wasel u. Klaus Timmermann
ISBN-13: 978-3-426-19890-2|
[www.droemer.de]http://www.droemer.de
[www.katemosse.com]http://www.katemosse.com

_Kate Mosse bei |Buchwurm.info|:_
[„Das verlorene Labyrinth“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1650]
[„Das verlorene Labyrinth“ (Lesung)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1976

Kelley Armstrong – Höllenglanz (Die dunklen Mächte 3)

Ein Werwolf, eine Hexe, ein Magier und eine Nekromantin – In Kelley Armstrongs Reihe „Die dunklen Mächte“ fliehen vier paranormale Jugendliche vor ihren Machern. Das ist nicht immer einfach, doch ihre starken, wenn auch manchmal unberechenbaren Kräfte helfen ihnen. In „Höllenglanz“ glauben sie, endlich in Sicherheit zu sein, doch sie täuschen sich.

Nachdem Ich-Erzählerin Chloe, Tori, Derek und Simon Zuflucht bei Andrew gefunden haben, einem Verbündeten, fühlen sie sich sicher genug, um nach ihrer spektakulären Flucht aus Lyle House durchzuatmen. Während die Erwachsenen darüber verhandeln, ob sie helfen wollen, weitere Freunde der vier aus Lyle House zu befreien, wächst die Gruppe zusammen. Wider Erwarten knüpft Chloe sogar freundschaftliche Bande mit der Zicke Tori.

Doch der Frieden ist nur von kurzer Dauer. Da sich die Gruppe um Andrew nur schwer dazu entscheiden kann, ob sie den vier helfen will, schmieden diese ihre eigenen Pläne. Sie wollen weiterziehen, ihre Freunde befreien und außerdem den Vater von Derek und Simon finden. Doch dann geht es plötzlich drunter und drüber. Dereks erste vollständige Verwandlung in einen Werwolf steht an, Tori entdeckt Hinweise, die die vier an Andrews Absichten zweifeln lassen, und ein wahnsinniger Geist belästigt Chloe.

„Höllenglanz“ kann sich im Vergleich zu seinem Vorgänger „Seelennacht“ ein ganzes Stück steigern. Auch dieses Mal wird nur ein sehr kurzer Zeitabschnitt im Leben der vier behandelt, doch dieser dafür umso intensiver. Neben der eigentlichen Handlung steht das Innenleben der Gruppe im Vordergrund. Während sich Erstere durch mehr Aktion und Verwicklungen angenehm von der Handlung von „Seelennacht“ abhebt, glänzt Armstrong vor allem bei Letzterem. Sie hat ein gutes Händchen für die Konflikte von Teenagern, die aufgrund widriger Umstände auf engsten Raum zusammengepfercht sind. Neben kleineren Reibereien gibt es auch wenig Romantik, die glücklicherweise gänzlich ohne Kitsch auskommt.

Auffällig ist dabei, wie sich die Charaktere von Buch zu Buch weiterentwickeln. Das fällt vor allem bei Tori auf, die die Rolle des Störenfrieds innehat. Sie mag die anderen nicht und lässt sie dies deutlich spüren. Allmählich wird sie aber freundlicher und taut auf. Ihr wird klar, dass diese Zweckgemeinschaft für sie momentan die einzige Möglichkeit ist. Anstatt Tori in ihrer Rolle als Zicke zu belassen, erlaubt die Autorin ihr, aus ihrem Schatten zu treten und beinahe so etwas wie eine Freundschaft mit Chloe zu beginnen. Auch die anderen Figuren entwickeln sich weiter und werden erwachsener.

Der Schreibstil ist für ein Jugendbuch erfreulich niveauvoll. Armstrong schreibt nüchtern, aber packend und baut mithilfe ihrer Worte eine tolle Atmosphäre auf. Ich-Erzählerin Chloe sorgt zudem dafür, dass man die emotionale Seite der Geschichte einsieht und versteht. Ihre Gedanken und Gefühle werden knapp, aber authentisch dargestellt und machen „Höllenglanz“ noch vielschichtiger und interessanter.

„Höllenglanz“ ist ein guter Fantasyroman für Jugendliche, der neben der mitreißenden Handlung vor allem durch seine Erwachsenheit und das hohe Niveau gefällt.

Gebunden, 397 Seiten
Originaltitel: Darkest Powers: The Reckoning
Deutsch von Christine Gaspard
ISBN-13: 978-3426283431

McCarthy, Cormac – Kein Land für alte Männer

Man darf sich natürlich fragen, ob der in Amerika längst zu den prominentesten Bestseller-Autoren zählende Cormac McCarthy hierzulande so markant hätte Fuß fassen können, hätten sich die renommierten Coen-Brüder sich nicht seines vielleicht stärksten Buches angenommen und für ihren Streifen 2008 mehrere Oscars eingeheimst. Insgesamt vier der beliebten Trophäen behielt der Film für sich, darunter auch diejenige für das beste adaptierte Drehbuch – ein Verdienst, der in erster Linie McCarthy zuzuschreiben ist, dessen pessimistische, ja fast schon völlig verzweifelte moderne Western-Story geradezu danach geschrien hat, auf die Leinwand gebracht zu werden. Wie so viele potenzielle Leser, hat auch der Rezensent sich erst mit dem Kinofilm beschäftigt und posthum den zugehörigen Roman gelesen. Macht dies überhaupt Sinn, mag man sich da fragen. Doch die unglaublich dichte Atmosphäre und dieser verträumt-abwesende, hoffnungslose Weltblick, den McCarthy hier über sein Medium, den Sherriff, nach außen trägt, beantwortet diese Frage mit einem klaren Ja.

_Story:_

Eigentlich müsste Llewlyn Moss der glücklichste Mann der Welt sein; eher zufällig entdeckt er mitten in der Wüste einen Koffer, in dem sich ganze 2,4 Millionen US-Dollar verbergen. Doch der Anschein täuscht, denn in der Umgebung jenes Koffers befinden sich neun Leichen, eine zerstörte Heroin-Ladung, mehrere von Kugeln durchsiebte Wagen und eine Blutspur ins Nirgendwo. Dennoch beschließt Moss den Koffer an sich zu nehmen und das Risiko einzugehen, plötzlich zwischen die Fronten eines Drogenkrieges zu geraten. Als ihm die Gefahr bewusst wird, kehrt er zum Schauplatz des Verbrechens zurück, um seine Spuren zu verwischen – ein Fehler, denn vor Ort wartet bereits der skrupellose Killer Anton Chigurh, der sofort nach Moss‘ Leben trachtet und fortan alles daran setzt, den unbeteiligten Nutznießer um die Ecke zu bringen. Mit letzter Kraft gelingt Moss die erneute Flucht. Doch von nun an ist er an keinem Ort mehr sicher; nicht nur Chigurh schwört Rache, sondern auch die am gescheiterten Deal beteiligten Oberhäupter der Drogenmafia geben keine Ruhe mehr, bis Moss endgültig der Lebensatem ausgehaucht wird. Sheriff Bell, der seit Längerem mit der Verbrechensrate in seiner Provinz überfordert ist, beschreibt schließlich, wie sich das Leben im Wilden Westen verändert hat – und wie die Gewalt in der Nähe zur mexikanischen grenze ein Maß angenommen hat, welches jeglichen menschlichen Charakterzug aus den Augen verliert.

_Persönlicher Eindruck:_

Grundsätzlich ist „Kein Land für alte Männer“ ein sehr verstörendes Werk, da es sich immer wieder freizügig über die Grenzen der Genres hinwegsetzt, welchen es rein inhaltlich prinzipiell angehören könnte, darüber hinaus aber auch mit so vielen Kontrasten die Prioritäten verschiebt, dass man zwischenzeitlich nie so recht weiß, was man nun von McCarthys Geschichte halten mag.

Wie gehabt beginnt alles sehr spektakulär: Hauptakteur Moss macht den Fund seines Lebens und schaufelt sich durch seine zeitweilige Gier sein eigenes Grab. Doch es ist nicht nur dieser spannungsgeladene, selbstsüchtige Trip, den der Protagonist einschlägt, es ist vor allem das Szenario, in welches er hier eintaucht, das schließlich so einprägsam und erschreckend ist. Der Autor beschreibt sehr ausführlich, welche Spuren der Bandenkrieg hinterlassen hat, in den Moss hier unfreiwillig eintaucht. Kleinste Details sind maßgeblich, schaffen somit aber auch diese sehr spezielle Atmosphäre, die auch im Film zu spüren ist, die jedoch an dieser Stelle oftmals noch über die eigene Vorstellungskraft hinausgeht. Insofern ist es sicher schade, dass man immer wieder die Bilder der Kinoproduktion vor Augen hat – denn McCarthy spielt hier sehr deutlich mit den düsteren Fantasien und lässt die Gewalt auf eine zunächst banal-oberflächlich anmutende Art und Weise, dann aber mit eben jenen verstörenden Ambitionen aufflammen, die sich im Laufe des Buches immer wieder zu Wort melden.

Insofern hat der Autor von der ersten Seite an die Zügel fest in der Hand und eröffnet sich selber das Potenzial, die Story in alle erdenklichen Richtungen zu lenken: Wilde Verfolgungsjagden, brutale Schießereien, ein klassisches Road Movie, ein moderner Western: „Kein Land für alte Männer“ bedient sich sehr gierig in den einzelnen Segmenten, nutzt sie jedoch letzten Endes nur zur Ausschmückung des sehr pessimistischen Dramas, welches schließlich aus der Perspektive des ortsansässigen Sheriffs erzählt wird. Während Moss auf der Flucht die Hölle durchlebt und seine Häscher sich die Action auf sehr aggressive Art und Weise gegenseitig zuspielen, berichtet der prinzipientreue Beamte vom gesellschaftlichen Wandel, von der Macht des Kartells, von den grausamen Verbrechen, die zur Normalität geworden sind und schließlich auch von Unterdrückung, Erpressung und Intrigen, die nicht nur seine Provinz, sondern auf weite Sicht die ganze Menschheit spalten. Es sind philosophische Aspekte, die hier herangezogen werden und die auch sehr konkret zum Nachdenken anregen, auf diesem Weg aber schließlich auch über das hinausgehen, was der Film in seiner eher temporeichen Präsentation offenbaren konnte. Dass die Vorlage und die Adaption deswegen weit auseinanderliegen, bleibt jedoch ein Trugschluss – es ist lediglich so, dass hier noch viel mehr zwischen den Zeilen steht, die generelle Ausrichtung deswegen auch ein wenig auseinanderdriftet und der Tiefgang, jenes letzte Bisschen, hier noch besser herausgearbeitet werden kann, als es im dialogreichen, aber letzten Endes doch etwas stärker auf die Action ausgerichteten Kinostreifen.

Damit wäre die eingangs angeregte Diskussion über die Notwendigkeit, dieses Buch alsn Zusatzlektüre anzuschaffen, ebenfalls geklärt. „Kein Land für alte Männer“ betont zusätzliche Aspekte, legt den Schwerpunkt ein wenig anders und nimmt sich ein wenig mehr Zeit für die Charaktere, vor allem aber für die Person des Sheriffs. Die Wechsel zwischen der Hetzjagd auf Moss und den persönlichen Geschichten von Bell wirken hier noch nachhaltiger und lassen dem Buch daher im direkten Vergleich auch die Nase vorne behalten. Und eine solche Aussage zu einem Streifen zu treffen, der völlig zu Recht vier Oscars einfahren konnte, spricht wohl Bände im Bezug darauf, wie brillant McCarthys literarische Arbeit tatsächlich ist. Denn ganz unabhängig vom Erfolg von „No Country For Old Men“ – diese Geschichte sollte man unbedingt gelesen haben!

|Gebundene Ausgabe: 288 Seiten
Originaltitel: No Country For Old Men
ISBN-13: 978-3498045029|

_Cormac McCarthy bei |Buchwurm.info|:_
[„Die Straße“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3648
[„Die Abendröte im Westen“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4349

Kate Kacvinsky – Die Rebellion der Maddie Freeman

_|Maddie Freeman|:_

Band 1: _“Die Rebellion der Maddie Freeman“_
Band 2: „Middle Ground“ (noch ohne Erscheinungstermin)

_Die Handlung:_

Eine Stadt in den USA, wenige Jahre in der Zukunft: Maddie, 17, lebt wie alle um sie herum ein digitales Leben. Schule und Verabredungen – das alles findet im Netz statt. Doch dann verliebt sie sich in Justin – für den nur das wahre Leben offline zählt.

Gemeinsam mit seinen Freunden kämpft Justin gegen die Welt der sozialen Netzwerke, in der alles künstlich ist. Dieser Kampf richtet sich gegen die ganz oben – und damit auch gegen Maddies Vater, der das System der Digital School gesetzlich verankert hat. Maddie wird für die Bewegung zu einer Schlüsselfigur. Und sie muss sich entscheiden: Auf welcher Seite will sie stehen? (Verlagsinfo)

_Mein Eindruck:_

Das Jahr 2060, das Katie Kacvinsky in ihrem Roman beschreibt, unterscheidet sich gar nicht allzu sehr von unserer Zeit. Für den einen ist es eine Utopie, für den anderen eine Dystopie. Der Staat weiß im „Big Brother“-Stil über jeden Schritt seiner Bürger Bescheid und eine echte Privatsphäre gibt es nicht mehr.

Offenes Feuer und selbst der Schulunterricht, wie wir ihn kennen, ist verboten und die Schüler besuchen alle die „Digital School“ … von zu Hause aus … als Avatar. Auch sonst spielt sich das komplette Sozialleben aller Menschen in den eigenen vier Wänden vor großen Displays ab. Niemand braucht mehr wirklich das Haus zu verlassen, und niemand will das, weil der Staat zusätzlich zu den tatsächlich stattgefundenen schrecklichen Ereignissen, Fehlinformationen und „Gruselgeschichten“ unters junge Volk streut, sodass alle Kinder glauben, sie wären tatsächlich zu Hause am besten aufgehoben und draußen würden nur böse Dinge lauern und passieren.

Nicht erst seitdem Maddie online (wo auch sonst) Justin kennengelernt hat, rebelliert sie innerlich gegen das System, das ausgerechnet ihr Vater erfunden hat und vorantreibt. Alles zum Wohle der Bürger natürlich. Totale Überwachung als Preis für angebliche totale Sicherheit.

Durch Justin erfährt die zuerst unsichere Maddie zum ersten Mal, wie es ist, außerhalb des Hauses echte Menschen kennenzulernen, Freundschaften von Angesicht zu Angesicht zu schließen, mit Leuten, die sich nicht hinter Fantasie-Avataren verstecken.

Mehr und mehr fühlt sie, dass es die Welt von Justin ist, die sie will und dass es Justin selbst ist, zu dem sie sich hingezogen fühlt. Das bemerken auch ihre Eltern, die davon gar nicht begeistert sind und sie in ein Umerziehungslager schicken wollen. Justin verhilft ihr zur Flucht und Maddie lernt noch mehr das „echte Leben“ kennen, abseits der virtuellen und staatlich überwachten Netzwerke.

Bis hierher ist der Roman auch wirklich interessant und jeder, der gern (zu viel) Zeit bei Facebook verbringt, wird sich schnell in Maddie wiedererkennen. Wie einfach ist es doch, sich hinter einem Avatar zu verstecken und „heile Welt“ zu spielen.

Nach ihrer Flucht aus dem System, das ihr Vater aufgebaut hat, wird die Geschichte erst kurz zum Roadmovie und dann immer mehr zur Love-Story. Immer weniger Handlung, immer mehr Beziehungsproblematik, und es passiert eigentlich bis kurz vor Schluss wenig bis gar nichts mehr, was sehr schade ist.

Wir erfahren zwar jetzt, warum Maddies Welt so geworden ist, wie sie jetzt ist und schauen ihr dabei über die Schulter, wie sie versucht, Justins harten Herzenspanzer zu knacken, aber das wars dann leider auch schon im Großen und Ganzen. Erst am Ende gibts noch mal ein wenig Aufregung.

Bleibt zu hoffen, dass im Folgeroman „Middle Ground“ die echte Rebellion der Maddie Freeman losgetreten wird, denn Veränderungen passieren in diesem Roman nicht. Alles Wichtige und die Gesellschaft grundlegend Verändernde war bereits in der Vergangenheit passiert.

Und da Maddie ihre eigene „Rebellion“ schon seit Jahren in sich trägt, verändert auch sie sich nicht wirklich, sie macht lediglich ein paar neue Erfahrungen. Eine gesellschaftskritische Einstellung hatte sie schon vor Beginn der Handlung des Romans. Der original Titel „Awaken“ passt hier einfach besser als der deutsche. Maddie wacht in dieser Geschichte langsam auf aus ihrem staatlich verordneten Digitalschlaf und muss nun lernen, sich in dieser für sie fremden Welt zurechtzufinden.

_Das Hörerlebnis:_

Marie Bierstedt macht einen tollen Job. Perfekt transportiert sie die Stimmungen von Maddie ins Ohr des Hörers. Ob verzweifelt, unsicher, sauer, wütend, erfreut oder verliebt … Bierstedt weiß ihre Stimme genau richtig einzusetzen, um dem Hörer das Gefühl zu geben, dass Maddie uns grad selbst ihre eigene Geschichte erzählt.

Sie legt keine albernen Akzente auf und sie verändert auch nicht unnatürlich ihre Stimmhöhe oder -farbe, wenn sie männliche Charaktere spricht, da wird Bierstedt dann einfach nur energischer. Jeder klingt authentisch und glaubwürdig und auch der beschreibende Text wirkt lebendig und erzählt und nicht abgelesen.

Am Anfang und am Ende jeder CD gibt es ein paar Takte Home-Shopping-Kanal-Hintergrundmusik zu hören.

Die vier CDs gingen viel zu schnell zu Ende und nun muss ich warten, was Maddie wohl als Nächstes macht und ob es zum Showdown mit dem digitalen System kommen wird.

|Die Sprecherin:|

Marie Bierstedt ist die deutsche Stimme von Alyson Hannigan in BUFFY, synchronisiert Kirsten Dunst (SPIDERMAN und Disneys CINDERELLA), Reese Witherspoon (EISKALTE ENGEL), Kristin Kreuk (SMALLVILLE), Kate Hudson und viele andere. Marie Bierstedt ist auch als Hörbuchsprecherin sehr beliebt. (Verlagsinfo)

_Die Ausstattung:_

In zielgruppenfreundlichen Rosa- und Pinktönen ist die aufklappbare Pappbox gehalten. Die CDs, die in Einschubschlitzen stecken, sind farblich passend bedruckt, sodass ein harmonischer Gesamteindruck entsteht.

Im Inneren sehen wir Bilder der Autorin und der Sprecherin, zusammen mit ein paar Infos über sie. Außerdem gibt es noch ein wenig Eigenwerbung zu weiteren Hörbüchern aus dem Verlagsprogramm zu lesen.

_Mein Fazit:_

Jeder Facebook-User kann nachvollziehen, in welcher Welt Maddie wohnt, auch wenn sie 50 Jahre in der Zukunft lebt. Und jedes Mädchen möchte einen geheimnisvollen Typen wie Justin kennenlernen, mit dem sie ihre eigene Rebellion starten kann.

Lebendig und gefühlsbetont gelesen, fesselt Marie Bierstedt den Hörer an „Die Rebellion der Maddie Freeman“, die nicht ganz so spektakulär ist, wie es der Titel vermuten lässt, aber dennoch ein interessantes Kopfkino bietet.

Unterm Strich wird jeder Power-Onliner darüber nachgrübeln, vielleicht doch mal wieder im „echten Leben“ vorbeizuschauen.

|4 Audio-CDs
Spieldauer: 277 Min.
Gelesen von Marie Bierstedt
Originaltitel: Awaken
Aus dem Amerikanischen von Ulrike Nolte
ISBN: 978-3-7857-4556-4|
[www.luebbe.de]http://www.luebbe.de

Guy Cullingford – Der Zauberer von Soho

cullingford-zauberer-coverDie Empfangsdame eines maroden Hotels in London verdächtigt einen Gast des Frauenmordes. Damit steht sie allein, zumal der mutmaßliche Mörder ein fähiger Bühnenmagier ist, der sich mit diversen Tricks aus der Affäre zu ziehen versucht … – Ein Krimi aus der „guten, alten Zeit“, betulich geschrieben und fast zu komplex geplottet, aber unwiderstehlich nostalgisch mit trockenem Witz und exzentrischen Figuren: ein Klassiker eben, der mühelos die Zeitläufe übersteht.
Guy Cullingford – Der Zauberer von Soho weiterlesen

Kearney, Susan – Bann des Zeitreisenden, Der (Pendragon 2)

_|Pendragon|:_

Band 1: [„Die Geliebte des Zeitreisenden“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6961
Band 2: _“Der Bann des Zeitreisenden“_
Band 3: „Der Kuss des Zeitreisenden“

_Lucans Schwester Marisa_ hat eine schwere Scheidung hinter sich. Das Vertrauen in Beziehungen hat sie daher komplett verloren. Kurz vor dem Ende ihrer Ehe hat sie sich, um auch wieder Kinder bekommen zu können, Drachenblut geben lassen. So ist auch Marisa nun eine Drachenwandlerin, allerdings hat sie die Gabe, mit telepathischen Fähigkeiten auf neue Drachenwandler, die erst mit der neuen Situation leben lernen müssen, beruhigend einzuwirken. Diese Gabe möchte der Weltraumreisende Rion, der zusammen mit Lucan auf die Erde gekommen ist, um Hilfe für sein Volk zu suchen, gerne für die Rettung seines Heimatplaneten nutzen.

Rions Heimatplanet Ehro ist in die Hände der Unari gefallen. Die Unari haben das Volk der Ehronier versklavt und beuten die Drachenwandler auf Ehro unter schlimmster Folter aus. Rion hat Visionen, in denen ihm gezeigt wird, wie schlimm es um den Planeten steht. Als diese Visionen entsetzliche Qualen zeigen und er mit seinen Verhandlungen auf der Erde nicht weiterkommt, entführt Rion kurzerhand Marisa, um mithilfe ihrer Gabe sein Volk zu befreien.

Marisa ist außer sich vor Wut und ihr Vertrauen wieder einmal maßlos erschüttert. Nicht nur, dass Rion ihr Leben riskiert, auch war sie wider jede Vernunft dabei, sich in Rion zu verlieben. Doch schnell begreift sie, dass nicht nur Rions Volk in Gefahr ist, sondern auch die Menschen der Erde. Kann Marisa mit ihrer Gabe und der heiß entfachen Leidenschaft zwischen ihr und dem Ehronier Rion den Planeten Ehro retten?

_Kritik_

In dem zweiten Band der „Pendragon“-Trilogie „Der Bann des Zeitreisenden“ besetzt Susan Kearney die Hauptrollen diesmal mit der menschlichen Marisa und dem Ehronier Rion. Den Anfang nimmt die Geschichte auf der Erde, bevor eine abenteuerliche Reise bis nach Ehro beginnt.

Die Autorin bedient sich einem leicht verständlichen wie auch ausführlichen Erzählstil. Leicht kann dem Geschehen gefolgt werden und dank der eingehenden Beschreibungen fällt es leicht, das Kopfkino am Laufen zu halten. Interessant ist auch wieder die Mischung aus spannender Fantasy, Sciencefiction und knisternder Erotik. Wobei der Erotikanteil in dem zweiten Band der „Pendragon“-Reihe deutlich im Vordergrund steht. Hier wurden Erotikszenen an Stellen eingebaut, wo sie zwar zum Plot passten, trotzdem aber fragwürdig wirkten. Ob Leidenschaft eine Welt retten kann, sei mal dahingestellt, wie die Autorin dieses aber gelöst hat, ist auch wieder sehr ansprechend. Interessant ist, dass die verschiedenen Welten gar nicht so unterschiedlich sind, wie man meinen könnte. Ob auf der Erde oder Ehro, ob auf Pendragon oder auch Tor, viel unterscheidet die Welten nicht. Auch die Bewohner sind grundsätzlich menschlich, lediglich die Bewohner Tors sind nicht in der Lage, die Gestalt eines Drachen anzunehmen. So fällt es leicht, sich die verschiedenen Handlungsorte und deren Bewohner vorzustellen. Kein glückliches Händchen hat der Verlag allerdings wieder bei dem Titel des Romans bewiesen, Zeitreisende sucht der Leser hier weiterhin vergeblich. Hier hätte der Originaltitel deutlich besser zugesagt.

Der Mythos um den heiligen Gral wird auch in „Der Bann des Zeitreisenden“ kurz angeschnitten, hat aber kaum Gewicht in der Geschichte. Ihr Augenmerk legt die Autorin auf den Kampf gegen die Unari und die unwürdige Behandlung und auch die Rettung des Volks der Ehronier. Langsam wird ein Spannungsbogen aufgebaut, der sich bis zum Ende ebenmäßig weiterentwickelt. Nach einem fesselnden Showdown klingt die Erzählung ruhig aus und wirkt damit in sich abgeschlossen, wobei dennoch die Neugier auf den dritten Band geschürt wird.

Rückblickend wird die Geschichte aus der Perspektive einer dritten Person erzählt. Diese hat den Fokus deutlich auf Marisa gerichtet, sodass der Leser schnell nachempfinden kann, wie diese Figur denkt und auch fühlt.

Die Darstellung und Entfaltung der beiden Hauptdarsteller ist der Autorin hervorragend gelungen. Anziehend, lebendig und authentisch werden die Figuren beschrieben und die Entwicklung infolge der Ereignisse passt zu den einzelnen Protagonisten. Die Neben- und Randfiguren bleiben allerdings etwas blass und so bleiben diese trotz einigen Potenzials nicht lange in Erinnerung.

Die Beziehung zwischen Marisa und Rion ist voll knisternder Erotik, und der Leser darf sich hier auf einige sehr prickelnde Szenen freuen.

Das Cover ist sehr ansprechend gestaltet und harmoniert sehr gut mit dem Inhalt. Die Gestaltung der einzelnen Kapitel ist wie schon im ersten Band aufschlussreich gestaltet. Diese beginnen immer mit einem Zitat verschiedener Persönlichkeiten, wie zum Beispiel Merlin oder auch der Herrin vom See, und diese Zitate passen immer zum Ablauf der Geschichte.

_Autorin_

Susan Kearney schreibt prickelnde Romanzen mit futuristischem Setting. Sie hält sich an die alte Regel, über das zu schreiben, was man kennt – deshalb schreibt sie über die Zukunft. Und als Taucherin, Expertin in Kampfkunst, Seglerin, Eiskunstläuferin, Immobilienmaklerin, ehemalige Besitzerin eines Tauschgeschäfts, eines Fitnessstudios für Frauen sowie eines Friseursalons, hat sie genug Stoff für den Rest ihres Lebens gesammelt.

_Fazit_

Mit „Der Bann des Zeitreisenden“ hat die Autorin Susan Kearney auf jeden Fall bewiesen, dass sie ein Händchen für erotische Szenen hat. In einen fesselnden und futuristischen Plot hat Susan Kearney eine vor Erotik prickelnde Romanze eingebaut, die zwar nicht immer glaubwürdig erscheint, aber dennoch zu dem Plot passt.

Leserinnen, die erotische Geschichten vor futuristischem Hintergrund bevorzugen, sind hier auf jeden Fall richtig.

|Taschenbuch: 400 Seiten
ISBN-13: 978-3492267663
Originaltitel: Rion. The Pendragon Legacy|

Die drei ??? – Grusel auf Campbell Castle (Folge 147)

Die EUROPA-Studios holen bei der Vertonung der berühmten Jugendserie gegenüber den „???“-Büchern aus dem |Kosmos|-Verlag stetig auf. Mit der Audio-Fassung des 147. Falles der drei Detektive im Juli 2011 verringert sich der Abstand auf nunmehr knapp zehn Bände. Das Original zu „Grusel auf Campbell Castle“ stammt von Marco Sonnleitner und datiert zurück auf das Jahr 2009. Es musste also demnach ganz schön lange auf seine Adaption warten, wie auch die anderen Fälle welche in diesem Jahr auf die treue, nach weiteren Geschichten lechzende Hörerschaft losgelassen wurden. Derzeit schaffen durchschnittlich zwei bis drei Storys im Quartal diesen Sprung, womit ihre Veröffentlichungsfrequenz im Moment etwas über der der Bücher liegt. Die kürzlich erschienenen und erscheinenden Sondereditionen sind dabei noch nicht einmal mit gerechnet.

_Zur Story_

Bob, der einen Artikel über das unweit von Rocky Beach gelegene Campbell Castle verfasst, wird vom Hausherren Adam Campbell eingeladen, an einer von ihm veranstalteten Séance teilzunehmen. Dort gelingt ihm ein Mitschnitt einer Geisterstimme, welche sich an Adam wendet und ihm ein Vermächtnis in Aussicht stellt – wenn er ein Rätsel löst. Zum Schluss gibt sich der angebliche Geist als sein verstorbener Vater Samuel zu erkennen, was Adam verständlicherweise sehr irritiert. Seine Eltern starben von 15 Jahren bei einem tragischen Brand im Schloss und er versucht eher schlecht als recht den Unterhalt für den Familienbesitz aufzubringen, weswegen er die inszenierten Geisterbeschwörungen zusammen mit dem treuen Butler Edward veranstaltet, um mit diesen Events etwas Geld in die bedrohlich klamme Kasse zu bekommen. Edward ist auch derjenige, der für die ganzen Special Effects des gefakten Spukprogramms zuständig ist.

Doch dieser war am fraglichen Abend mit einer Autopanne liegen geblieben und somit gar nicht im Schloss, um seine Aufgabe als vermeintlicher (und gut informierter) Geist wahrzunehmen. Die Stimme richtet sich normalerweise immer an einen der Gäste, über welche man zuvor gründliche Auskünfte einzog. Dass diesmal allerdings Adam selbst Ziel des Hokuspokus wurde und Edward definitiv als Quelle ausfällt, beunruhigt ihn. Das ruft die drei ??? auf den Plan, die alarmiert von Bob heraus finden möchten, wer dahinter steckt und warum. Als wäre das alles nicht geheimnisvoll genug, ist Edward tags darauf spurlos verschwunden und sein Zimmer durchwühlt. Zeit das Rätsel zu dechiffrieren und Klarheit in die Sache zu bringen. Und was für ein Vermächtnis beherbergt das alte Gemäuer – bedeutet es vielleicht sogar das Ende der finanziellen Sorgen Campbells? Ein windiger Immobilienmakler kreist schon wie ein Geier um das Schloss und würde gern einen Vergnügungspark daraus machen.

_Eindrücke_

Die Grundidee ist sicherlich alles andere als neu und mehr als einmal fühlt sich der Hörer um etliche Jahre in die Vergangenheit versetzt, in selige Zeiten des Klassikers „Gefährliche Erbschaft“ nämlich. Hier hat Marco Sonnleitner als Verfasser der Buchvorlage offenbar ganz kräftig gewildert und den Fall mit einigen weiteren Standard-Serienelementen aufgedonnert sowie modernisiert. Die rätselbefeuerte Schnitzeljagd ist ein Beispiel dafür und innerhalb der Serie eine sehr, sehr alte Bekannte wie Konstante. Eine leichte Spur „Gespensterschloss“ (sogar Erzfeind Skinny Norris taucht hüben wie drüben auf) kann diese Folge ebenfalls nicht verhehlen. Eine gewisse Langatmigkeit auch nicht. Dabei fällt das Gesamtkonzept aber noch gelungen aus. Motive und „Täter“ sind vielschichtig und die tatsächliche Faktenlage – was zumindest für das Miträtseln beim erstmaligen Kontakt mit der Story besonders positiv ist – trotz aller altbekannten stilistischen Kniffe und Versatzstücke, bis zuletzt unklar. Auch der recht unerwartete Finaltwist wertet die Geschichte ein Stück weiter auf.

Die Umsetzung zum Hörspiel oblag selbstverständlich wieder André Minninger, der ebenso selbstverständlich das Skript gegenüber dem Buch um einige Passagen kürzen musste. Weh getan hat es der Geschichte nicht, straff und gradlinig geht es voran und auch grobe Löcher in der Logik sind kaum anzutreffen – sieht man einmal davon ab, dass u. a. vier Personen sich, trotz offensichtlicher Gegenwehr bzw. hörbarem Gerangel, von einem einzigen Einbrecher/Räuber (Gastrolle: Patrick Bach) überrumpeln und ihn mit einer Schriftrolle entkommen lassen. Apropos: Gastsprecher. Anders als der vorgenannte Schauspieler, der nicht zum ersten Mal dabei ist, leiht Santiago Ziesmer (Adam Campbell) sonst Film- und TV-Figuren seine charakteristische, leicht quäkige Stimme, die aber wundersamerweise hier gar nicht mal so störend auswirkt, obwohl man irgendwie ständig „Spongebob“ in Ohr und Hinterkopf hat. Erschreckend gealtert ist die Stimme von Andreas von der Meden, der als Skinny Norris langsam nicht mehr so recht passt.

_Fazit_

Dem „Star Trek“ erprobten Rezensenten springt ein „Where ‚Gefährliche Erbschaft‘ has gone before“ spontan vors geistige Auge, doch das wäre zu platt und würde der Story nicht ganz gerecht. Aber: Wie viele alte Schlösser und Spukhäuser gibt’s in Kalifornien eigentlich noch? Na ja, es werden schon ein paar sein und die drei ??? somit nicht von der Arbeitslosigkeit bedroht sein. Alles in allem ist die Geschichte also nicht wirklich originell, doch insgesamt stimmig und gut umgesetzt. Sprecher und Geräusche sind auf gewohnt hohem Niveau. Sicher ein Fall, der so für zwischendurch wohl auch mal häufiger gehört werden wird.

_Die Produktion_

Buch und Effekte: André Minninger
Redaktion und Geräusche: Wanda Osten
Regie und Produktion: Heikedine Körting
Musik: Hagitte & Bertling (STIL), Morgenstern, George, Conrad

_Sprecher und Figuren_

Oliver Rohrbeck (Justus Jonas), Jens Wawrczeck (Peter Shaw), Andreas Fröhlich (Bob Andrews), Thomas Fritsch (Erzähler), Santiago Ziesmer (Adam Campbell), Christian Rudolf (Henry Campbell), Holger Umbreit (John Taylor), Ben Hecker (Edward Crockett), Katja Brügger (Mrs. Harkort), Stefan Kaminski (Mr. Prescott), Andreas von der Meden (Skinny Norris), Volker Bogdan (Jack Leech), Holger Mahlich (Inspector Cotta), André Minninger (Godween), Patrick Bach (Einbrecher), Tommaso Cacciapuoti (Max)

Audio-CD mit einer Laufzeit von ca. 65 Minuten
Story von Marco Sonnleitner nach Figuren von Robert Arthur
EAN: 886978014726
www.natuerlichvoneuropa.de

Lorentz, Iny – Juliregen

_Die |Trettin|-Trilogie:_

Band 1: „Dezembersturm“
Band 2: „Aprilwetter“
Band 3: _“Juliregen“_

_Die Ostpreußen-Saga_

Nach dem Erfolg der „Wanderhure“-Serie wagte sich das Münchener Autorenpaar Iny Klocke und Elmar Wohlrath anno 2009 an eine weitere zusammenhängende Story, die über mehrere Romane verteilt werden sollte. Die sogenannte „Trettin-Trilogie“ beschreibt die Geschichte von Lore und Fridolin, die in den harten Zeiten des gesellschaftlichen Umbruchs im späten 19. Jahrhundert zueinander gefunden und schließlich auch geheiratet haben. Diese Ereignisse werden in den beiden Bänden „Dezembersturm“ und „Aprilgewitter“ geschildert und landeten jeweils auf den einschlägigen Bestseller-Listen. Mit „Juliregen“ folgt nun das Ende der Geschichte und gleichzeitig eines der besseren Bücher von Iny Lorentz – ganz gleich, dass der legendäre Vierteiler, der dieser Trilogie vorausgegangen ist, erwartungsgemäß unerreicht bleibt.

_Story:_

Nach allen Querelen und Hindernissen, die Fridolin und Lore in ihrer jungen Partnerschaft bereits bewältigt haben, scheint das frisch vermählte Paar nun endgültig seinen Frieden gefunden zu haben. Gemeinsam mit ihren beiden Kindern beziehen sie in Berlin ein neues Herrenhaus, um dort die Leidenschaft ihrer Ehe zu genießen. Doch der Schein trügt, und neue Umstände beeinflussen die Harmonie, die sich die beiden über viele Jahre geschaffen haben. Fridolin geht als Teilhaber einer Bank pleite, als sie einem Betrüger auf den Leim geht. Den Trettins bleibt lediglich die Flucht nach vorne: Der Bankier sieht sich gezwungen, das Gut des Gauners zu übernehmen und mit seiner Familie aufs Land zu ziehen, um den Schaden auszugleichen und die Verluste möglichst gering zu halten. Außerdem winkt ihnen auf diesem Weg wieder ein engerer Kontakt zu Lores Freundin Nathalia, deren Anwesen ganz in der Nähe liegt, und von der sich die junge Familie in den schweren Zeiten Unterstützung erhofft.

Die jüngsten Machenschaften bringen den hinterlistigen Ottwald von Trettin auf den Plan, der sich einen Teil des großen Kuchens erhofft und den finanziellen Schaden der Familie für sich nutzen möchte. Doch Friodlin durchschaut seine Pläne und verwehrt ihm jedwede Zusage. Dies will der gewiefte Ottwald nicht auf sich sitzen lassen. Im Verbund mit seiner kreativen Mutter Malwine schmiedet er einige finstere Pläne, um den Trettins endgültig den Ruin zu bringen und Lore und Nathalia ein für allemal ins Unglück zu stürzen …

_Persönlicher Eindruck:_

Obschon „Juliregen“ im Grunde genommen Teil einer größeren Saga ist, gewährt das Lorentz-Pärchen seinen Lesern im Abschluss des dreiteiligen Epos sofortigen Zugang zur Story und schafft direkt die notwendige Unabhängigkeit, die den Roman auch als eigenständiges Werk funktionieren lässt. Zwar ist es hilfreich, den steinigen Weg von Fridolin und Lore miterlebt zu haben und ihre individuellen Schicksale im Hinterkopf zu haben, doch zum näheren Verständnis der Ereignisse in „Juliregen“ trägt dieses Vorwissen nur insofern bei, dass man die kurzen Rückblicke in die Vergangenheit der Eheleute schneller deuten kann. Diese Überlegung ist durchaus unterstützenswert, da sie zu einer sehr konzentrierten, fokussierten Arbeit führt und Lorentz nicht den Blick fürs Wesentliche verlieren lässt – und das Wesentliche ist in diesem Fall die Fehde zwischen Ottwald und Fridolin auf der einen sowie die ungesunde finanzielle Situation der Familie auf der anderen Seite.

Die Autoren greifen hierbei vor allem die gesellschaftlichen Verhältnisse des späten 19. Jahrhunderts punktgenau auf und beschreiben den Umschwung, in dem sich Wirtschaft und Industrie in dieser Zeit befinden. Die Zeit des Fortschritts hat auch die ländlichen Gutssitze eingeholt und zwingen die Protagonisten zum ständigen Umdenken, um ihren Stand und ihre Position auch weiterhin aufrechterhalten zu können. Und die Gefahr, diese Unabhängigkeit aufgeben zu müssen, den Luxus und die Lebensqualität aufs Spiel zu setzen, und dies wohlgemerkt auch noch aus einer Ungerechtigkeit heraus, dies ist das zentrale Thema des Buches und wird von den zwischenmenschlichen Elementen, einer Menge Verzweiflung und einer dezent angedeuteten Kriminalstory noch übergreifend weitergeführt.

Schade ist allerdings, dass die beiden Autoren diese guten Ansätze nicht mehr so konsequent wie noch zuvor auf die Charakterzeichnungen übertragen. Sieht man mal von der sehr lebhaften, für die damalige Zeit schon fast revolutionär auftretenden Nathalia ab, bleiben die tragenden Säulen des Romans zumeist blass. Fridolin, der zwischen gesunder Aggression, Zweckoptimismus und der nimmer endenden Hoffnung angetrieben wird, mag zwar ebenfalls etwas Positives ausstrahlen, bleibt im Grunde genommen aber in seiner Präsentation zu durchschnittlich und allerweltstauglich, als dass hier Akzente gesetzt werden könnten – und gerade von seiner Person, die in „Juliregen“ der Aktivposten der Story ist, muss man einfach mehr erwarten können. Doch letzten Endes steht er sich hier mit seiner Gattin leich, die im Prinzip nur eine untergeordnete Rolle spielt, auch wenn sie die entscheidenden Situationen der Handlung sehr intensiv erlebt und vor allem in den Schlusssequenzen imminent bedeutsam ist.

Dieser nicht mehr ganz so kleine Makel überträgt sich dann auch auf die Erzählatmosphäre; die Ansätze und der Grundstock der Erzählung sind lobenswert, die Umsetzung der einzelnen Entwicklungsschritte ebenfalls. Doch zu häufig gerät man an den Punkt, wo die Figuren ebenso austauschbar werden wie die inhaltlichen Fortschritte – und genau hier verliert „Juliregen“ dann einen Teil jenes Reizes, der vor allem in den ersten Kapiteln noch so schwerwiegend ist.

Als historischer Roman ist der Abschluss der Trilogie sicherlich den Genuss wert, vor allem wegen der feinen Verschmelzung von fiktiven und realen Elementen. Doch bei einer Autorenvereinigung wie dieser, von der man eben schon so manchen großen Moment vors Auge bekommen hat, erwartet man irgendwie ein bisschen mehr als eine Geschichte, die leicht über dem Durchschnitt liegt. Doch diesem Anspruch wird „Juliregen“ letzten Endes nur stellenweise gerecht!

|Broschiert: 704 Seiten
ISBN-13: 978-3426504154|
[www.droemer-knaur.de]http://www.droemer-knaur.de

_Iny Lorentz bei |Buchwurm.info|:_
[„Die Kastratin“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=980
[„Die Ketzerbraut“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7226
[„Die Reliquie“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3766

Smith, Lisa J. – dunkle Gabe, Die (Visionen der Nacht 1)

_|Visionen der Nacht|:_

Band 1: _“Die dunkle Gabe“_
Band 2: „Der geheime Bund“
Band 3: „Der tödliche Bann“

_Kaitlyn, genannt Kait,_ hat es in der Kleinstadt Thoroughfare nicht leicht. Sie ist eine Außenseiterin, die von ihren Mitschülern und den anderen Bewohnern als Dorfhexe bezeichnet wird. Schuld daran ist ihre Gabe, Bilder aus der Zukunft zu sehen. Ihr größter Wunsch ist, aus der Kleinstadt zu entkommen und noch einmal völlig von vorne anzufangen. Die Gelegenheit erhält sie kurz darauf, als sie zur Schuldirektorin gerufen wird.

Hier erwartet sie die Forscherin Joyce, die Kait bei einem angeblichen Schultest untersucht hat. Sie erhält das Angebot, für ein Jahr nach Kalifornien zu gehen, um dort an einem Forschungsprojekt teilzunehmen.

Hierbei lernt sie die gleichaltrigen Teenager Anna, Rob, Lewis und Gabriel kennen, mit denen sie zusammen im parapsychologischen Institut lebt und zur Schule geht. Schnell freunden sie sich untereinander an, nur Gabriel schottet sich von der Gruppe ab und will für sich sein.

Kait lebt sich in ihrer neuen Umgebung schnell ein, merkt aber auch, dass hier etwas nicht stimmt. Zusammen mit ihren Freunden versucht sie herauszufinden, was es mit dem Institut wirklich auf sich hat. Doch die Entdeckung, die sie dabei machen, ist noch viel schrecklicher, als sie jemals ahnen konnten …

_Nachdem Lisa J. Smith_ zuletzt mit den letzten Bänden der „Vampire Diaries“-Reihe enttäuscht hat, war ich hier zunächst skeptisch. Allerdings wurden meine Zweifel schnell in Luft aufgelöst, denn die Autorin kehrt hier zu ihrer gewohnt guten Leistung zurück.

„Die dunkle Gabe“ ist der Auftakt der „Visionen der Nacht“-Trilogie, die sich mit den paranormalen Fähigkeiten von Kait und ihren Freunden Rob, Anna, Lewis und Gabriel beschäftigt.

Im Prinzip ist die Idee mit den paranormalen Fähigkeiten nicht neu, da die Ideen jedoch allesamt gut umgesetzt wurden, wird hier ein kurzlebiger Lesespaß garantiert.

Der Schreibstil weiß hier zu gefallen. Obwohl die Geschichte bereits 1994 im Original veröffentlicht wurde, wirkt sie dennoch sehr modern und kann mit ihren Charakteren und einer guten Handlung überzeugen. Die Geschichte liest sich flüssig und durch die mittelgroße Schrift fliegt man nur so durch die Seiten. Die Geschichte strahlt eine düstere Stimmung aus und kann die nötige Spannung erzeugen. Neben dem nötigen Spannungsbogen, werden Fantasyelemente gut und an den richtigen Stellen eingebaut. Auch eine zaghafte Liebesgeschichte ist hier zu finden, die besonders Teenagerherzen höher schlagen lässt.

Vor allem die Charaktere stechen hier besonders heraus. Obwohl man einige Protagonisten nur oberflächlich kennenlernt, wissen sie zu überzeugen. Alle sind durch ihre Gabe in ihrem normalen Umfeld zu Außenseitern geworden und konnten nur schwer bis gar nicht mit ihren paranormalen Fähigkeiten umgehen.

Besonders auffällig sind hierbei Gabriel und Kait, die ihre Gabe zwar anerkennen, aber sehr unkontrolliert damit umgehen können. Während Gabriel sich selbst als „energieraubenden Vampir“ bezeichnet, kann Kait bestimmte Bilder von Ereignissen in ihrem Kopf hervorrufen, die noch nicht geschehen sind. Allerdings weiß sie nicht, wann die Ereignisse eintreten. Ihre Bilder zeichnet sie detailliert auf. Hier kommt auch ihre Liebe zur Malerei gut zur Geltung.

Andere Charaktere, wie die Teenager Anna, Lewis und Rob sowie die Institutsmitarbeiter Joyce, Mr, Zete und Marisol kommen hier ein wenig zu kurz und man lernt sie nur wenig kennen. Da es sich hier aber wie bereits genannt um eine Trilogie handelt, erwarte ich hier noch eine Weiterentwicklung aller Protagonisten.

Sehr verwirrend ist hier jedoch das Cover, aus dem man nicht wirklich schlau wird. Zwar schafft es das Bild, die düstere Stimmung der Geschichte widerzuspiegeln, allerdings ist mir nicht klar, wer die Person auf dem Bild überhaupt sein soll. Wenn man sich die Kurzbeschreibung durchliest und sich dann das Cover anschaut, geht man spontan davon aus, dass hier Kait abgebildet ist. Da Kait jedoch graue Augen und rötliche Haare hat, fällt auch sie als Vorlage weg. Kein Protagonist passt zu dem Covermädchen, sodass hier unnötiges Potenzial verschenkt wurde.

_Fazit:_

Mit dem Trilogie-Auftakt „Die dunkle Gabe“ ist Lisa J. Smith zu ihrer alten Form zurückgekehrt und begeistert mit einer guten Handlung und tollen Charakteren, die für die nötige Stimmung sorgen und tolle Lesestunden versprechen.

|Taschenbuch: 304 Seiten
Originaltitel: Dark Visions #1 – The Strange Power
Ins Deutsche übertragen von Anne Emmert
ISBN 978-3570380000|
[www.randomhouse.de/cbt]http://www.randomhouse.de/cbt/
[www.ljanesmith.net]http://www.ljanesmith.net/www/

_Sabrina Reithmacher_

_Lisa J. Smith bei |Buchwurm.info|:_
|Night World|:
Band 1: [„Engel der Verdammnis“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6012
Band 2: [„Prinz des Schattenreichs“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6013
Band 3: [„Jägerin der Dunkelheit“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6014

|The Vampire Diaries|:
Band 1: [„Im Zwielicht (Hörbuch)“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6739

Beckett, Simon – Voyeur

Eine ähnliche Einleitung hat es kürzlich bereits zu Simon Becketts eher durchschnittlichem Frühwerk „Tiere“ gegeben, hier sei sie noch einmal in Kurzform wiederholt: Der Bestseller-Autor, der mit seiner „David Hunter“-Serie zuletzt für mächtig Furore sorgte, hat auch einige schattige Kapitel in seiner literarischen Biografie zu verzeichnen. Hierunter fallen neben dem noch ganz ordentlichen, aber letzten Endes ebenso unspektakulären „Flammenbrut“ auch Titel wie „Obsession“ und das hier vorliegende „Voyeur“. Wer also mit Beckett via „Kalte Asche“ respektive „Die Chemie des Todes“ Bekanntschaft gemacht hat, sollte gewarnt sein: Die Klasse dieser Bücher konnte der seinerzeit stellenweise noch unbeholfen anmutende Autor in seiner ersten Phase als Schreiber nicht einmal im Ansatz erreichen.

_Story:_

Der kunstinteressierte Galerist Donald Ramsey hat eine ganz bizarre Vorstellung von Erotik. Das Liebesspiel als solches bewegt ihn nicht, Sex ist ihm sogar ein Gräuel, weshalb er hier auch sehr enthaltsam lebt. Lediglich die Beobachtung sexueller Handlungen erregt ihn vergleichbar mit seiner Begeisterung für die erotische Kunst. Doch Ramseys Ansichten ändern sich, als er seine Assistentin Anna dabei beobachtet, wie diese sich in den Räumlichkeiten der Galerie an- und auskleidet und sich für ein Treffen mit ihrem Lebensgefährten Marty vorbereitet. In diesem Moment entwickelt Ramsey nicht nur ein Verlangen für diese Frau, sondern steigert sich gleichermaßen in sehr obsessive Gefühle, die er aufgrund von Annas Lebenssituation jedoch nicht bedingungslos ausleben kann.

Als Donald schließlich erfährt, dass seine Partnerin und Marty sich dazu entschlossen haben, in die USA zurückzukehren, fasst Ramsey einen folgenschweren Entschluss: Er muss Marty aus dem Weg räumen und diese Entscheidung beeinflussen – und dazu ist ihm jedes Mittel recht. Sofort kommt ihm sein alter Gefährte Zeppo in den Sinn, der für jegliches Motiv über Leichen geht. Tatsächlich fehlt von Marty bald jede Spur – doch die Ermittler haben schon eine sehr diskrete Ahnung, wen sie dafür verantwortlich machen müssen …

_Persönlicher Eindruck:_

Rein inhaltlich wirft „Voyeur“ erst einmal keine besonderen Argumente auf, die das Buch mit allzu viel Kritik belasten könnten. Die Idee ist vielleicht nicht originell, aber immer noch gut genug, um der Thriller-Konkurrenz standzuhalten, und auch die Charaktere werden sehr anschaulich und ausführlich gezeichnet, sodass ein flotter, angenehmer Einstieg in die Story von der ersten Seite an gewährleistet ist. Und so verfolgt man Donalds emotionalen Wandel und schaut zu, wie aus einem ohnehin schon sehr eigenwilligen, eigenartigen Menschen ein regelrecht wahnhafter Typus wird, der von dem Wunsch, seine Assistentin zu besitzen und seine Fantasien mit ihr zu erproben, absolut besessen ist. So weit, so gut.

Was dem Roman jedoch im Zuge der sicher sehr feinen Persönlichkeitsstrukturen abgeht, ist ein Hauch von Spannung, eine vergleichbare Obsession, wie sie der Leser in den „Hunter“-Storys durchlebt. Die Handlung ist von Beginn an völlig durchschaubar und schafft es daher nicht wirklich, dieses Gefühl für Spannung zu kreieren, welches man aus Becketts jüngeren Werken kennen und lieben gelernt hat. Jeder Schritt kündigt sich bereits weit vorher an, und sein Vollzug ist lediglich eine Anekdote, die der Autor schon beschrieben hat, bevor sie dann die erwartete Umsetzung erfährt. Man weiß, dass Donald und Anna in irgendeiner Form Kontakt haben werden, man kann sich über Zeppos Erfolg sicher sein, aber auch der Umstand, dass das kriminelle Duo mit ihrer Masche in die Sackgasse läuft, wird hinlänglich vorbereitet und nimmt der Geschichte jedwedes Überraschungsmoment.

Selbst in der Schlussphase, in der sicherlich noch Spielraum für die eine oder andere halsbrecherische Wendung gewesen wäre, nimmt Beckett nicht den Mut auf, sich gegen das Konventionelle zu stellen und einer Art erotischem Erfahrungsbericht mit Thriller-Anleihen das Mindestmaß an Würze und Eigenständigkeit zu verpassen. Stattdessen rennt er jederzeit zielstrebig ins Offensichtliche und raubt sich selber das Potenzial zu jenem Nervenkitzel, den er im Vorwort noch beschreibt und der auch in „Voyeur“ Verwendung finden soll, am Ende aber wie ein völlig entfremdeter Begriff aufgenommen wird – denn wirklich herauskitzeln kann der Autor bei seinem Publikum weder Emotionen, noch das gewisse Prickeln, welches man an Seiten des aufregenden David Hunter auf jeder Seite verspürte.

„Voyeur“ hätte womöglich zur Kurzgeschichte getaugt, da der Kern der Story schnell erzählt ist und die Spielräume für etwas mehr freie Interpretation ausgelassen werden. Letztgenannten füllt Beckett stattdessen mit viel Geplänkel, langatmigen Dialogen, einem exorbitant ausgereizten, spannungsarmen Mittelteil und zum Schluss auch mit einer unerwarteten Unglaubwürdigkeit, die dem Plot das letzte bisschen Farbe rauben. Im Gegensatz zu „Tiere“ hat Beckett in seinem 92er-Debüt zwar wenigstens eine plausible Geschichte zu erzählen. Doch auch wenn „Voyeur“ nicht sein schlechtester Roman sein mag, so liegt es doch sehr ferne, den Erstling weiterzuempfehlen. Dafür ist man einerseits vom Autor selber weitaus Besseres gewohnt, kann sich andererseits aber auch bei der viel überzeugenderen Konkurrenz bedienen.

|Broschiert: 384 Seiten
Originaltitel: Fine Lines
ISBN-13: 978-3499249174|
[www.rowohlt.de]http://www.rowohlt.de

_Simon Beckett bei |Buchwurm.info|:_
[„Die Chemie des Todes“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=2355
[„Kalte Asche“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4205
[„Leichenblässe“ (Hörbuch)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5625
[„Obsession“ (Hörbuch)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5853
[„Tiere“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id_book=7202
[„Verwesung“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6978

Werner, C. L. – Angriff der Orcs (Der letzte Jäger 1)

_|Der letzte Jäger|:_

01 _“Angriff der Orcs“_
02 „Labyrinth der Goblins“
03 „Drachenjagd“

_Story:_

Er ist eiskalt, skrupellos und bleibt für seine Feinde unberechenbar: Sobald Brunner sich in den Kopf gesetzt hat, jemanden zu töten, sei es für das nächste Kopfgeld, oder auch aus rein persönlicher Motivation, kann sich sein Gegner darauf gefasst machen, nicht mehr mit dem Leben davon zu kommen. Brunner jagt, wird gejagt, bleibt jedoch stets der Sieger in seinem gefährlichen Spiel. Doch seine Taten hinterlassen Spuren und führen ihn in manches, gemeine, hinterhältige Schicksal. Denn dort wo er am meisten verletzlich ist, dort treffen ihn seine Feinde – und opfern seine Freunde, um sich an ihm zu rächen. Doch der Kopfgeldjäger findet immer seine Genugtuung. Wenn es nicht der Sold ist, der ihn antreibt, dann der Rachedurst, der ihn zur meist gefürchteten Kampfmaschine unter der Sonne macht …

_Persönlicher Eindruck:_

Als „Warhammer“-Kunde ist man ein gewisses Schwarz-Weiß-Denken inzwischen gewohnt – denn so gut und spannend manche Zyklen auch starten und fortgesetzt werden, so schwach und ideenarm sind manchmal die Kontraste, sobald die Franchise-Kriegsmaschinerie es mal wieder mit der Darstellung von Schlachten und brutalen Gefechten übertreibt und wichtige Merkmale wie Persönlichkeits-Charakterisitika oder eine zündende Story außen vor lässt.

C. L. Werner schützt sich vor dieser Gefahr ganz clever, indem er seinen Helden durch mehrere Kurzgeschichten treibt, die zwar schon aufeinander aufbauen, in ihrer episodischen Präsentation aber vorrangig dazu dienen, das Profil des Protagonisten zu schärfen und sein teils hasserfülltes, teils auch martialisches Vorgehen in irgendeiner Form zu rechtfertigen – doch gerade hier fehlen dem Autor oft genug die schlagkräftigen Argumente.

Brunner, der unnahbare Held der Geschichte(n), ist eine am Reißbrett entworfene Kriegsmaschine, die ihren Heil im Mord an unliebsamen Figuren sucht und sich dafür individuell auch noch fürstlich entlohnen lässt. Der Kopfgeldjäger geht keine Kompromisse ein und positioniert sich als eiskalter Killer dort ein, wo schon so viele „Warhammer“-Persönlichkeiten ihren Platz gefunden haben. Der Unterschied besteht lediglich darin, dass Werner ihm sehr viel Freiräume lässt und sehr um eine punktgenaue Darstellung seines Charakters bemüht ist, dabei den Inhalt seiner Einzelmissionen aber gelegentlich zu kurz kommen lässt. Es ist zwar stets die Jagd, die in allen widerlichen und misanthropischen Zügen auf den Punkt kommt, doch letzten Endes geht es vorrangig darum, den Menschen als stählernes, gefühlsarmes Etwas in den Fokus zu rücken, welches lediglich dann Emotionen zeigt, wenn man sein Umfeld gefährdet. Doch auch dann reagiert er mit der einzigen Konfliktlösungsstrategie, die ihm übrig bleibt: Morden und seinem Job nachgehen – denn mehr als ein Job ist das, was Brunner hier durchzieht, nicht.

Unterm Strich kehrt daher auch relativ bald Langeweile ein, weil die etwas unbeholfene Motivsuche sehr schnell an ihre Grenzen stößt und vom anspruchsvolleren Leser bald nicht mehr als hinreichend zufriedenstellend angenommen wird. Werner will die finsteren Gedanken seiner Leitfigur zwar in irgendeiner Form auf die Atmosphäre übertragen, verliert sich hierbei aber allzu schnell in Zweckoptimismus, der von der Handlung nicht mehr getragen werden kann. Denn irgendwann ist jedes Kapitel durchschaubar, jeder Ansatz von Spannung zunichte und jede Aufbruchsstimmung dahin – nur eben, dass dies bei „Angriff der Orcs“ recht schnell der Fall ist.

Insofern kann man jemandem nicht verübeln, dass er/sie bei „Warhammer“-Geschichten nur in zwei Kategorien denkt. Es gibt die wirklich guten Storys, und es gibt den unteren Durchschnitt. Und zu den Letztgenanntem muss man leider auch den ersten Band von „Der letzte Jäger“ zählen!

|Broschiert: 384 Seiten
Originaltitel: Blood Money
ISBN-13: 978-3492291491|
[www.piper-verlag.de]http://www.piper-verlag.de/fantasy

Ahlers, Jörgpeter – Wunder von Björn, Das (Hörspiel)

_Das runde Leder_

Neben allerlei Fantasy- und Science-Fiction-Geschichten hat ein zentrales Thema den jugendlichen Hörspiel-Markt in den vergangenen Monaten übermäßig stark bevölkert: der Fußball. Nicht erst im Zuge der vergangenen Weltmeisterschaften ist das Interesse an der Nationalmannschaft, aktuelle auch an ihrem weiblichen Pendant unglaublich gestiegen und zieht sich bis hin zu den kleinsten Kickern. Dementsprechend scheint der Markt für Geschichten um das runde Leder derzeit sehr lukrativ.

Jörgpeter Ahlers hat dieses Potenzial erkannt und vor geraumer Zeit im Verbund mit dem NDR eine Geschichte erstellt, die sich ein wenig von den klassischen Heldengeschichten im Sport abgrenzt. Seine Titelfigur ist ein typischer Verlierer – und damit eben nicht die verehrenswerte Persönlichkeit, die bei reißerischen Franchises wie „Die wilden Kerle“ die Gunst des Nachwuchses sicher hat. Doch gerade dieser Umstand macht die Sache gleich viel sympathischer.

_Story:_

Der junge Björn ist schier verzweifelt: Seit Jahren versucht er bereits, in seiner Jugendmannschaft Anschluss zu finden, wird dabei aber immer wieder mit der traurigen Tatsache konfrontiert, dass er mit seinen Mitspielern nicht mithalten kann. Die Talentfreiheit wird ihm auch gerade wieder zum Verhängnis, als die wichtigsten Spiele der Meisterschaft anstehen und Björn nicht mal für den Kader nominiert wird. Platzwart Sparwasser erkennt die Traurigkeit des Jungen und will ihm mit außergewöhnlichen Mitteln zum Erfolg und zu mehr Zugehörigkeit in der Mannschaft verhelfen. Er schenkt Björn die sagenumwobenen Krakenhandschuhe, deren Träger sicher sein kann, jeden Ball zu halten. Beim ersten Training erweisen sich die Handschuhe tatsächlich als Wunderwaffe – und machen Björn zuversichtlich, endlich die Akzeptanz, die er sich so lange gewünscht hat, zu erfahren. Als das wichtige Spiel gegen die Jugendabteilung vom FC Bayern München ansteht, scheint sich das Schicksal jedoch erneut gegen den tapferen Björn zu wenden; die Handschuhe wurden in der vorherigen Nacht gestohlen. Nun muss der Fußballbegeisterte beweisen, dass er auch mit den üblichen Mitteln zum Wunderknaben taugt …

_Persönlicher Eindruck:_

Die Geschichte um den kleinen Björn ist eine allzu typische Erfahrung, die viele Jungs in ihrer ‚Laufbahn‘ als Fußballer durchleben müssen: Talentfreiheit als großes Problem, fehlende Akzeptanz als Folge – Kinder können in diesem Fall grausam sein, ohne sich dabei Gedanken darüber zu machen, wie es dem vermeintlichen Loser-Kandidaten eigentlich bei der Sache geht. Dieser Umstand wird von Hörspiel-Autor Jörgpeter Ahlers jedoch nicht allzu weit in den Vordergrund gestellt. Häme und Spott fallen im Gegensatz zu manch vergleichbarer Geschichte also komplett unter den Tisch, was dem Hörspiel auch einen sehr sympathischen, leichter zugänglichen Charakter verpasst.

Stattdessen geht es vielmehr darum, einem verzweifelten Jungen auf die Sprünge zu helfen und darzustellen, dass es sich immer lohnt, die Hoffnung nicht aufzugeben. Und dies geschieht im Rahmen der ca. 50-minütigen Inszenierung auch nicht. Björn ist sich seiner mangelnden Qualitäten bewusst, steckt den Kopf jedoch nicht in den Sand, sondern drängt sich beim Trainer auf, endlich seine Chance zu bekommen. Die Wendung mit den Wunderhandschuhen trägt zwar nicht gerade dazu bei, dass sich die Story realistisch weiterentwickelt, bringt aber ein wenig Humor in die ganze Sache, welcher schließlich auch noch von der erfinderischen Person des Platzwarts getragen wird. Ahlers beweist hier Kreativität, lehnt sich aber nicht zu weit aus dem Fenster, sodass der Kern der Handlung nie aus den Augen verloren wird – denn schließlich muss Björn sich am Ende auch ohne seine außergewöhnlichen Hilfsmittel beweisen.

Während die Geschichte sich wirklich sehr schön gestaltet und im angenehmen Fluss für Unterhaltung sorgt, ist die Inszenierung gelegentlich ein bisschen hektisch. Zwar sind die einzelnen Figuren klar herausgehoben und individuell identifizierbar, doch gerade in den Spielreportagen schwenkt man teilweise zu sehr zwischen den einzelnen Schauplätzen und sorgt ab und an für ein bisschen Verwirrung. Der Strang bleibt aber nichtsdestotrotz sehr linear und verstrickt sich nicht in Nebengeschichten, die dem Hauptplot in irgendeiner Form nicht mehr zuträglich wären. Insofern sind die hier genannten Kritikpunkte nicht von großer Tragweite und können schlussendlich auch gerne vernachlässigt werden.

Wem die „Wilden Kerle“ also zu arrogant und die „Teufelskicker“ zu heroisch sind, der darf sich gerne bei dieser netten Alternative bedienen – vielleicht auch gerade weil die Geschichte in sich abgeschlossen ist und nicht noch dutzende Male neu aufgekocht werden muss!

|CD-Spielzeit: 53:22 Minuten
ISBN-13: 978-3833725371|
[www.jumboverlag.de]http://www.jumboverlag.de

King, Stephen – dunkle Turm, Der (Graphic Novel – Band 1)

Stephen Kings monumentale Western-Endzeit-Saga „Der dunkle Turm“ ist nicht nur das ambitionierteste Werk des renommierten Horror-Autors, sondern auch eines der umfangreichsten Epen, die der moderne Fantasy-Markt je zu Gesicht bekommen hat. Ganze 34 Jahre verbrachte King damit, die sieben Bände fertigzustellen und die sehr komplexe Story reifen und gedeihen zu lassen. Mit dem Abschluss der Serie im Jahr 2004 schien er schließlich eine Jahrhundertaufgabe bewältigt zu haben, von der in der Folge noch oftmals die Rede sein sollte.

Das Potenzial von „Der dunkle Turm“ schien damit jedoch noch lange nicht erschöpft: unter anderem maachte sich auch der Comic-Markt an der Saga zu schaffen und versuchte aus dem Grundstock der Story noch mehr herauszuholen. Gemeinsam mit Peter David, Robin Furth, Jae Lee und Richard Isanove erarbeitete King schließlich eine Art Prolog zu seinem Meisterstück, der schlicht und einfach unter dem Hauptbanner „Der dunkle Turm“ veröffentlicht wird.

_Story:_

Das Schicksal von Roland Deschain ist in jenem Moment besiegelt, als er sich dazu entschließt, seinen Ausbilder herauszufordern und den Werdegang zum Revolvermann zu beschleunigen. Mit Geschick und Cleverness überlistet die junge Kämpfernatur den Nahkampfspezialisten und befreit damit auch seine engsten Freunde Cuthbert und Alain, mit denen er fortan durch die Baronie Majis reist, um für Recht und Ordnung zu sorgen.
Mit dem Segen seines Vaters begibt er sich auf die Suche nach den Gegenspielern des Bundes, die im Auftrag des intriganten Farson eine neue Revolte anzetteln wollen. Doch der angeblich gute Mann ist heimtückisch und schlecht und greift kompromisslos durch, wenn es um die bevorstehende Invasion seiner Kriegsmaschinerie geht. Derweil wird auch Roland von der Liebe geschwächt; als er eines Tages eher zufällig die hübsche Susan Delgado trifft, ist es um ihn geschehen. Doch das Mädchen ist dem Bürgermeister versprochen und soll in einer der nächsten Mondnächte von ihm entjungfert werden. Als Roland und seine Begleiter die Sache untersuchen, machen sie sich zu Feinden der Sheriffs und landen auf der Fahndungsliste an oberster Stelle. Doch Roland kennt keine Furcht: Ungeachtet der Hetzjagd, die um ihn und seine Freunde betrieben wird, kämpft er für seine Liebe und schwört, die verschwörerischen Pläne von Farson und dessen rechter Hand Martin, der einst seine Mutter verführte, zu durchkreuzen und ihrem Leben ein Ende zu bereiten …

_Persönlicher Eindruck:_

Einen Comic zu einer so komplexen Story, wie sie „Der dunkle Turm“ nun mal bietet, zu erstellen, ist mitunter ein riskantes Unterfangen: Setzt man nun voraus, dass der Freund der illustrierten Kunst Kings Original bereits kennt? Oder kann man völlig unvoreingenommen in die Welt von Roland Deschain eintauchen und dennoch uneingeschränkt genießen, was die Comic-Variante als Alternative zu den sieben Episoden des Kultwerkes bietet?

Die Wahrheit liegt wohl irgendwo dazwischen, da es zweifelsohne einfacher ist, die Zusammenhänge zu verstehen, wenn man die Romanserie bereits verschlungen hat. Gerade dem Setting und den einzelnen Hintergründen zu Figuren wie Farson und auch Roland kann man definitiv besser folgen, wenn die Zuständigkeiten und Positionen geklärt sind, bevor man sich an die vermeintliche Vorgeschichte heranwagt. Andererseits wird man nicht zu tief ins kalte Wasser geschmissen, wenn man ohne Vorerfahrung in die Geschichte stürzt. Das Autorenteam gibt dem Leser genügend Zeit, sich mit der Umgebung und den wichtigsten Figuren vertraut zu machen, steigert schließlich das Tempo, verirrt sich aber niemals in Teilabschnitten, die einer näheren Erklärung bedürften – selbst wenn vor allem die Kapitel vier und fünf (von insgesamt sieben) etwas verzwickt sind und stellenweise auch von einer schwer vermeidbaren Hektik überlagert werden.

Die Story selber bleibt indes geheimnisvoll und wird von einer schwer greifbaren Spannung angetrieben. Es ist stellenweise kaum möglich, den Kern zu greifen, da sich die Geschichte immer wieder zu neuen Schwerpunkten verlagert und der übergeordnete Kampf zwischen Roland und Co. auf der einen und Farson und seinen Gefährten auf der anderen Seite immer wieder zugunsten der Abhandlung sehr fokussiert abgearbeiteter Nebenschauplätze weichen muss. Zudem erscheinen immer neue Figuren auf dem Tablett, werden hier eiskalt serviert, können aber über ihren Abgang noch nicht viel aussagen. Man kann lediglich ihre Motive abschätzen, jedoch nicht genau festlegen, welche Rolle sie in der weiteren Handlung noch einnehmen werden. Kings Comic-Team springt sehr häufig zwischen den Szenarien, lässt den Leser im Dunkeln tappen, gibt ihm aber dennoch das Gefühl, die absolute Kontrolle über den Plot zu gewinnen. Und genau mit diesem Wissen blättert man von Seite zu Seite, wartet auf neue Mysterien, wird stetig von unverhofften Entwicklungen überrascht, lernt aber erst auf den letzten Seiten, wie und wo man alles einzuordnen und zu sortieren hat.

Insofern steht die Comic-Ausgabe dem Original in gar nichts nach, selbst wenn die Komplexität hier nicht ganz so dominant auf die Story übergreift wie in der Romanvorlage. Doch was Spannung, Darstellung und Präsentation betrifft – wo zum Beispiel hat man sonst schon einmal einen so ironischen Erzähler erlebt – wird die Einzigartigkeit von „Der dunkle Turm“ auch in der illustrierten Fassung adaptiert und die Faszination bewahrt, die das teils verstörende Epos im Original auszeichnet. Zwar sei empfohlen, die sieben Bücher zunächst zu lesen, bevor man sich an die Nachwehen begibt. Doch auch als Einzelband und unabhängige Story ist das hier besprochene Werk dringend zu empfehlen – wenn nicht zuletzt in umgekehrter Form als Appetizer für das große Ganze!

|Softcover: 240 Seiten
Originaltitel: Dark Tower: The Gunslinger Born
Text: Robin Furth, Peter David
Zeichnungen: Jae Lee, Richard Isanove
ISBN-13: 978-3453265783|
[www.heyne.de]http://www.heyne.de

Über 40 weitere Rezensionen zu Büchern und Hörbüchern von Stephen King findet ihr in [unserer Datenbank]http://buchwurm.info/book .

Rauchhaus, Susanne – Messertänzerin, Die

_Divya ist eine Dienerin_ und gehört damit zur untersten Kaste in der Stadt Pandrea. Die Leiterin der Höheren Töchterschule ist ihre Herrin und zeigt Divya deutlich, wo ihr Platz ist. Divya aber ist nicht bereit, sich damit abzufinden. Heimlich belauscht sie den Unterricht der anderen Mädchen und lernt so, was sie lernen. Sie bringt sogar einen jungen Offizier der Wache dazu, ihr Unterricht im Nahkampf zu erteilen, weil sein Können sie fasziniert. Damit zieht sie jedoch unerwünschte Aufmerksamkeit auf sich, und ehe sie sichs versieht, ist sie in politische Ränke erster Güte verwickelt …

_Klingt eigentlich_ recht vielversprechend. Leider hat das Buch nicht gehalten, was es versprach.

Divya ist nicht unsympathisch. Ihr hervorstechendster Charakterzug ist, dass sie alles hinterfragt, nichts für selbstverständlich nimmt. Und sie vertraut auf ihre eigenen Erfahrungen, die oft genug dem widersprechen, was man sie glauben machen will.

Ganz im Gegensatz zu Tajan, dem Jungen, der ihr das Kämpfen beibringt. Er hat vorbehaltlos alles akzeptiert, was er im Laufe seines Lebens gelernt hat. Der Bursche, der im Klappentext als düster beschrieben wird, ist eigentlich nicht mehr als ein naiver, gutgläubiger junger Spund.

Jolissa wiederum hat nicht vor, sich an sämtliche Regeln zu halten, die für junge Mädchen höheren Standes gelten. Im Gegensatz zu Divya stellt sie die Gültigkeit dieser Regeln aber nicht grundsätzlich in Frage, sondern lebt einfach nur den Übermut und die Neugierde einer eingesperrten, gelangweilten Jugendlichen aus.

Mehr gibt es zu den Charakteren eigentlich nicht zu sagen. Vor allem Tajan ist blass und farblos geblieben, aber auch die beiden Mädchen kommen dem Leser nicht so nahe, dass er ihretwegen feuchte Hände bekäme oder gar Tränen vergießen würde.

Dasselbe kann man eigentlich auch von allen anderen Aspekten der Geschichte behaupten. Alles wird nur gestreift, nichts vertieft. Pure Nachvollziehbarkeit ist die absolute Obergrenze. Offenbar gibt es in dieser Welt Magie, im Zusammenhang mit den Magiern wird allerdings hauptsächlich von Erfindungen gesprochen wie Augengläsern und Ähnlichem, was ja nun gar nichts mit Magie zu tun hat. Das Einzige, was zumindest ein wenig magisch klingt, sind die |Lichter|, von denen allerdings nur gesagt wird, dass sie den Menschen bei ihrem Tun helfen, wenn man sie mit Zuckerwasser belohnt. Auch über die Tassari erfährt der Leser im Grunde gar nichts: nicht, woher sie kommen, nichts über ihre offenbar besondere Beziehung zu den |Lichtern|. Und was genau ist nun eigentlich ein Sujim?

Die Handlung gibt leider auch nicht allzu viel her. Susanne Rauchhaus verwendet denselben Kniff wie Christoph Marzi in seinen Uralten Metropolen: Sie steigt an einer Stelle mitten in der Geschichte ein, um dann zunächst die Entwicklung bis dahin zu erzählen, ehe sie die Erzählung weiterführt. Leider ist es ihr im Gegensatz zu ihrem Kollegen nicht gelungen, das Niveau des ersten Kapitels zu halten. Macht die merkwürdige Anfangssituation den Leser zunächst noch neugierig darauf, wie es dazu kam, verpufft diese Neugierde nur zu bald wieder, weil in der abgeschotteten Schule im Grunde nichts passiert, außer, dass die Autorin ihre Heldin mit Jolissa und Tajan zusammenführt.

Aber auch, als der Leser die Stelle erreicht, an der er ganz zu Beginn des Buches schon einmal stand, nimmt die Handlung nicht wirklich Fahrt auf. Alles entwickelt sich viel zu leicht, läuft viel zu glatt, plätschert geradezu dahin. Die Stadtwache agiert so unfähig, dass es schon unglaubwürdig ist, und stellenweise regelrecht lächerlich! Warum um Himmels Willen sollte sollte eine Patrouille, die eine Handvoll Stadtbewohner festnimmt, dabei brüllen, als stürmte sie in eine Schlacht? Ich konnte nur den Kopf schütteln.

Dazu kommen logische Fehler, die die Glaubwürdigkeit nicht gerade verbesserten. Auswärtige Händler werden nicht in die Stadt gelassen, statt dessen zwingt man sie, ihre Waren für ein Almosen herzugeben, verkauft dieselben Waren dann teuer in der Stadt und steckt den Gewinn in die eigene Tasche? Und das seit fünfundzwanzig Jahren? Wie dämlich sind diese auswärtigen Händler, dass sie überhaupt noch nach Pandrea kommen?? Es gibt doch genug andere Städte, wo man Handel treiben kann!
Und wie kommt es, dass einige Menschen empfänglich für geistige Beeinflussung sind und andere nicht? Vielleicht sind die Magier immun dagegen, weil sie Magier sind, die Tassari, weil sie Tassari sind. Aber warum Jolissa?

Und wie kann ein Magier, der offenbar in der Lage ist, das kollektive Bewusstsein der |Lichter| zu nutzen, sich so leicht belügen lassen? Kann so jemand wirklich die ungeheuerlichen Aussagen eines einzigen Mannes akzeptieren, ohne auch nur zu versuchen, sie zu überprüfen? Es wäre doch so leicht gewesen, die |Lichter| zu fragen!

_Bleibt zu sagen_, dass der Klappentext wieder einmal totale Irreführung war. Ein düsterer Wächter? Tajan? Ein Witz! Und das, was Divya von den Lichtern gehört hat, kann man kaum eine Prophezeiung nennen!

Schade, aber ich habe selten erlebt, dass gute Ideen so wenig ausgeschöpft und so blass umgesetzt wurden. Der erste Teil des Buches kommt nicht über Belanglosigkeit hinaus, da die Charaktere zu blass sind, um der Freundschaft zwischen Divya und Jolissa oder auch den entstehenden Romanzen Intensität zu verleihen. Die Handlung verläuft – abgesehen von dem Kniff am Anfang – völlig linear und einfach, und dass die Wache so unfähig ist, nimmt der Handlung jegliche Spannung, weil die Heldin zu keiner Zeit wirklich unter Druck gerät. Der Showdown schließlich wirkt hölzern und unrealistisch, denn die Rebellen sind im Grunde genauso unfähig wie die Wachen. Vieles – wie Divyas Herkunft – ist zudem völlig vorhersehbar. Die Tassari und alles, was mit der Magie und den |Lichtern| zu tun hat, wird derart stiefmütterlich behandelt, als hätte die Autorin die Entwicklung von Stimmung oder gar Flair unbedingt verhindern wollen. Das ganze Buch wirkt unbeholfen und trocken wie Stroh. Dabei hätte man aus all den Ideen so viel machen können.

_Susanne Rauchhaus_ arbeitete nach einer Ausbildung zur Fremdsprachensekretärin zunächst in einer Werbeagentur und in der Redaktion einer Fachzeitschrift. Ihr erster Roman „Der Hexenspiegel“ erschien 2008, seither hat sie drei weitere Romane geschrieben, außerdem erschien ihre Kurzgeschichte „Verdammter Schnee“ in der Anthologie „Fantastische Weihnachten“. Die Autorin lebt und arbeitet in Stuttgart.

|Gebundene Ausgabe: 367 Seiten
ISBN-13: 978-3800056033|
[www.ueberreuter.at]http://www.ueberreuter.at
[www.susanne-rauchhaus.de]http://www.susanne-rauchhaus.de/index.html

_Susanne Rauchhaus auf |Buchwurm.info|:_
[„Die Übersinnlichen“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6015
[„Schattenwesen“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6217

Rose, Karen – Todesstoß

Karen Rose hat mit ihrer „Vartanian“-Trilogie großartigen Erfolg gehabt. „Todesschrei“, [„Todesbräute“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5694 und auch [„Todesspiele“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6343 waren hochspannende und gut durchdachte Thriller. Erst gegen Ende des dritten Teils konnten alle Fragen abschließend geklärt werden, sodass der Leser geradezu gezwungen wurde, nach Band 1 gleich zu den beiden Fortsetzungen zu greifen. Aber gelohnt hat sich das in jedem Fall.

In ihren Thrillern kombiniert die Autorin die klassische Liebelei und Romantik mit harten Gewalt- und abwechslungsreichen, spannenden Actionszenen. Im Vordergrund stehen hier die Ermittlungsarbeiten, und äußerst interessant wird es, wenn die Autorin auch den Serienmörder zu Wort kommen lässt. Zwar wird hier der Täter eindeutig identifiziert, sodass der Leser nicht selbst ermitteln muss, aber dem Weg der Ermittler zu folgen, kann ebenso spannend sein.

Nun hat Karen Rose mit „Todesstoß“ einen neuen Thriller veröffentlicht. Die Aufmachung des Covers bewirkt mit Sicherheit ein gewolltes Wiedererkennen und orientiert sich an der schon bekannten Trilogie. Kann dieser Roman den Erfolg der Autorin weiterführen?

_Inhalt_

Eve Wilson ist gezeichnet. Eine tiefe Narbe zerrüttet ihr eine Gesichtshälfte und ihre Seele. Vor Jahren wurde sie Opfer eines Gewaltverbrechens und verlor dabei fast ihr Leben. Noch immer ist die junge und ehemals attraktive Frau traumatisiert, ihr fällt es schwer am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen und lebt eher still und zurückgezogen. Vor Jahren flüchtete sich die junge Frau in die anonymen Welten des Internets und lebte ihr virtuelles Leben in „Shadowland“, einer digitalisierten Welt. Mit ihrem „Avatar“ konnte sie ihr Selbstbewusstsein fördern und sich von der Realität so gut es eben ging abkapseln. Schlicht und ergreifend war sie dort jemand, der sie hätte im realen Leben sein wollen.

Nun studiert sie Psychologie und jobbt in einer Bar, in der zumeist Polizisten verkehren. An der Universität leitet sie ein Forschungsprojekt über das Suchtverhalten ihrer Testpersonen in einer abgeschlossen, virtuellen Welt. Das soziale Verhalten und die Aufenthaltsdauer ihrer Probandinnen soll Rückschluss auf deren Verhalten geben, inwieweit sich diese entwickeln und ggf. ihr Selbstbewusstsein trainieren können. Als nach und nach ihre Versuchspersonen grausam ermordet werden, wird Eve schnell klar, dass sich der Täter in ihrem Umkreis bewegt und gezielt in „Shadowland“ seine Opfer aussucht. Da sie durch die Bar, in der sie arbeitet, viele Ermittler kennt, wendet sie sich Hilfe suchend an Detective Noah Webster. Seit Monaten beobachten sie einander, aber bisher haben sie sich aufgrund ihrer inneren Dämonen nicht dazu entschließen können, den ersten Schritt aufeinander zuzugehen. Noah hat bei einem Autounfall Frau und Kind verloren und ertrank sein Selbstmitleid im Alkohol. Er ist ein brillanter Ermittler, aber genau wie Eve ein spröder, eiskalter Einzelgänger geworden.

Eve kann Noah davon überzeugen, dass sich der Serienmörder, der sich an den tiefsten Ängsten seiner Opfer bestätigt fühlt, mit „Shadowland“ irgendwie zu tun haben muss. So wird der Kreis der Verdächtigen stark eingeschränkt. Der Täter muss agieren und die gefährlichste Person für ihn eliminieren und damit wird Eve zur Zielscheibe …

_Kritik_

Am Ende des Romans fragt sich der Leser bestimmt: Waren die knapp 650 Seiten des Romans „Todesstoß“ von Karen Rose ein Thriller oder eine vollkommene Liebesgeschichte? In der Literatur gibt es ja unzählige Formen von dramatischen Liebesgeschichten und diese werden gerne in einem komplexen Umfeld oder einer geschichtlichen Epoche erzählt. Das Prinzip allerdings bleibt immer ein und dasselbe. Der (Anti)Held, meist stark, attraktiv, aber umgeben von manchmal mehr als nur einem dunklen Geheimnis, lässt sich von seinem weiblichen Gegenpart retten und ganz nebenbei überführt er den Täter, rettet die Welt vorm Abgrund und vielleicht auch gleich die ganze Menschheit.

Seine Liebesangst kompensiert er also mit der Notwendigkeit seines Berufsstandes und sieht sich als unersetzlich und einzigartig. Hingegen zeigt sich seine Angebetete eher schwach und verletzlich. Zumal sie oft Spuren von Grausamkeit, psychischer oder physischer Natur zeigt und sie förmlich darum bettelt, „gerettet“ zu werden. Hier ist also das Märchen vom holden Burgfräulein und dem stolzen, ritterlichen Retter mit großem Schwert und noch größerem Pferd.

Doch genug der Klischees! In „Todesstoß“ spielen leider alle diese aufgezeigten Klischees eine tragende Rolle. Der Cop Noah ist wie schon beschrieben ein trockener Alkoholiker, der sich in seiner Freizeit gerne in einer Bar (!) aufhält und Eve beobachtet, gleich einer Katze, die eine Maus im Radar hat. Tja, und Eve träumt von einem einfachen Leben und belügt sich regelmäßig selbst.

Die Autorin webt ein feines familiäres Netz um ihre Protagonisten. Sie beschreibt das „private“ Leben ihrer Figuren so plastisch und lässt nur wenige Details im Lebenslauf aus. Wahrscheinlich möchte sie so etwas wie Normalität widerspiegeln.

Als Minuspol dient hier der böse Serienmörder, der intelligent und durchtrieben seine Morde plant und ausführt und noch einfallsreich dabei sein möchte. Karen Rose lässt auch diesen seine Morde aus dessen Perspektive erzählen, doch ideenreich oder gar originell sind sie nicht.

Die Spannung in diesem Thriller ist zwar da, aber fehlt es offensichtlich schlicht und einfach an dramatischen Elementen. Primär geht es hier nur um den Balztanz der Protagonisten, die sich minutiös um das Pro und Kontra einer Liebesbeziehung schwertun.

Dennoch wird diese Handlung seinen Reiz ausüben, schon alleine die weibliche Leserschaft wird sich in diesem Thriller wiederfinden. Karen Rose spielt augenzwinkernd gerne mit den Hoffnungen und romantischen Gefühlen. Allerdings übertreibt sie dies in „Todesstoß“ ins Unermessliche und schockiert dabei sicherlich die Leser, die von der „Vartanian“-Trilogie begeistert waren.

In diesem Roman gibt es nur entweder „das Böse“ oder „das Gute“. Alle Charaktere haben eine blütenweiße, gestärkte Weste und haben keine moralischen Schwächen, hingegen scheint der Killer das Böse in Person zu sein.

Anders als in den bisherigen veröffentlichten Romanen kann hier der Leser in die Rolle des Ermittlers schlüpfen, doch der aufmerksame Leser wird spätestens nach den ersten dreihundert Seiten wissen, wer der Mörder ist. Karen Rose gibt zu viel an Details preis, wenn der Killer seine nächsten Schritte plant und per Ausschlussverfahren, dann gibt es nicht mehr viele Alternativen.

_Fazit_

„Todesstoß“ von Karen Rose ist prädestiniert für die weibliche Leserschaft und diese wird den Thriller nicht aus der Hand legen können. Ob nun, weil der Roman so spannend ist oder die Liebesgeschichte so romantisch verklärt erzählt wird, möchte ich an dieser Stelle besser nicht beantworten.

„Todesstoß“ ist anders als die „Todestrilogie“, der sich um die Vartanians drehte, und damit ein in sich abgeschlossener Roman. Ich bin gespannt, welchen Weg die Autorin in ihrem nächsten Werk gehen wird. Schließlich hat sie sich entschlossen, sich immer mal wieder andere Figuren aus ihren Romanen zu Hilfe zu holen. Bleibt also zu hoffen, dass die Familie Vartanian ein Comeback hat.

Für alle Fans ihrer Romane gibt es am Ende des Buchs ein aufschlussreiches Interview mit der Autorin und eine kurze prägnante Auflistung ihrer Romane. Und wer schon mal den Überblick über die Charaktere verloren hat, dem wird sicherlich das Verzeichnis der auftretenden Figuren in den Romanen von Karen Rose weiterhelfen.

_Autorin_

Als Karen Rose in ihrer Fantasie immer öfter mörderische Geschichten entspann, die ihre Gedanken zunehmend beherrschten, machte die gelernte Lebensmittel-Ingenieurin das Schreiben zu ihrem Hobby – und dann sogar zum Beruf. 2003 verfasste sie ihren ersten Thriller „Eiskalt ist die Zärtlichkeit“. Es folgten weitere, darunter „Das Lächeln deines Mörders“, „Todesschrei“ und „Todesbräute“, einige wurden mit begehrten Preisen wie dem „RITA Award“ ausgezeichnet oder zumindest für sie nominiert. Der Leser kann sich darauf verlassen, dass Roses Geschichten gut ausgehen, denn bei all den schrecklichen Geschehnissen taucht immer eine helfende Hand auf. Im wirklichen Leben bietet Rose auf ihrer Website Menschen in Not Hilfe an. Sie lebt mit ihrer Familie in Florida. (Verlagsinfo)

|Taschenbuch: 656 Seiten
ISBN-13: 978-3426663578
Originaltitel: I Can See You|

_Karen Rose bei |Buchwurm.info|:_
[„Todesbräute“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5694
[„Todesspiele“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6343

Schacht, Andrea – Sünde Lohn, Der

_Die „|Alyss|“-Romane:_

Band 1: „Gebiete sanfte Herrin mir“
Band 2: [„Nehmt Herrin diesen Kranz“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6435
Band 3: _“Der Sünde Lohn“_

_Köln in der Osterzeit 1403._ Schlimme Nachrichten erreichen Alyss. Auf der Überfahrt von England nach Deutschland wurden ihr Neffe Tilo und der Freund des Hauses John of Lynne von den berüchtigten Vitalienbrüdern entführt.

Aber nicht nur dies bringt das Hauswesen um Alyss in Aufruhr. Alyss steht vor den Trümmern ihrer Ehe, und nachdem ihr Ehemann Arndt van Dorne handgreiflich wird, diesmal unter Zeugen, greift nun ihr Vater Ivo vom Spiegel ein. Sein Urteil ist vernichtend und Arndts Leben nicht mehr einen Pfifferling wert.

Als wäre das nicht genug, geht wieder ein Mörder in Köln um, diesmal getarnt unter einer Wolfsmaske. Angst und Schrecken gehen in Köln um, denn das letzte Wort, das die Sterbenden sagen, ist „Ketzer“! Wird Alyss auch diesen Fall mithilfe ihrer unterschiedlichen Freunde lösen können?

_Kritik_

Mit „Der Sünde Lohn“ hat die für ihre farbenprächtigen Romane bekannte Autorin Andrea Schacht den dritten Teil der Alyss-van-Doorne-Serie veröffentlicht. Die Autorin lässt das mittelalterliche Köln wieder einmal farbenprächtig aufleben und ihre Figuren haben allerlei zu tun, nicht nur um die familiären Probleme in den Griff zu bekommen.

Äußerst lebendig und fesselnd schildert die Autorin das bunte Leben im Hauswesen der van Doornes. Dank des zeitgemäßen Sprachstils fühlt der Leser sich direkt in die damalige Zeit versetzt. So manche Flüche der Gänsehirtin Lore sorgen dazu noch für das eine oder andere Schmunzeln beim Lesen. Trotz der in die Zeit passenden Ausdrucksweise ist die Geschichte flüssig zu lesen und leicht verständlich. Wie schon in den Vorgängerromanen wird die Geschichte um Alyss, ihrem reizenden Hauswesen, der vielzähligen Freunde und ihrer treu zu ihr stehenden Verwandtschaft aus der Perspektive eines Beobachters erzählt. Auch wenn das Augenmerk auf Alyss liegt, werden auch die Abenteuer der weiteren Darsteller zumindest angerissen.

Der Fokus der Autorin liegt in „Der Sünde Lohn“ auf Alyss und ihrem Schicksal. Daneben sind allerlei kleinere Nebenhandlungen wie die Entführung von John of Lynne und seinem Schützling Tilo, der geheimnisvolle Mörder der, Köln in Angst und Schrecken versetzt und auch die Sorgen und Nöte der Jungfern in Alyss‘ Hauswesen eingeflochten, die für einen gewissen Grad an Spannung sorgen. Nach und nach fügen sich die einzelnen Handlungen zu einem stimmigen Gesamtbild zusammen und am Ende sind alle Fäden überzeugend miteinander verknüpft. Da im Gegensatz zu den bisher erschienenen Bänden der Alyss-Serie, oder auch der Beginen-Reihe, hier nicht die Lösung der Morde an vorderer Stelle steht, plätschert die Geschichte an manchen Stellen nur so dahin, nervenaufreibende Spannung kann daher kaum erwartet werden. Hier wäre es so manches Mal wünschenswert gewesen, doch mehr auf diese Ereignisse einzugehen. Im Gegenzug erfährt der Leser allerdings viel mehr über die Figuren selber und das aufregende und zum Teil herrlich chaotische Leben rund um die liebenswerten Charaktere.

Den Protagonisten und deren Beziehungen untereinander wird viel Raum gegeben. Die meisten sind den Lesern der Alyss-van-Doorne-Serie bereits bekannt. Daher empfiehlt es sich hier auch die anderen Bände der Serie zu lesen, da die Figuren nicht jedes Mal komplett neu definiert werden. Jedoch werden für Neueinsteiger, aber auch für die Kenner der Serie, gleich zu Beginn des Romans die „Dramatis Personae“ und deren Beziehungen untereinander grob erklärt. Die handelnden Personen in „Der Sünde Lohn“ entwickeln sich allesamt passend zur damaligen Zeit und den gestellten Anforderungen, die ihren das Leben stellt, glaubwürdig weiter. Besonders sei hier dann noch auf das Vieh im Hause van Doorne hinzuweisen, auch dieses entwickelt so manches Mal ein munteres (Eigen)Leben und sorgt so für einen guten Anteil Humor.

Passend zu den weiteren Romanen wurde das Cover gestaltet. Warum sich unsere schwarzhaarige Hauptdarstellerin hier allerdings mit roten Haaren zeigt, dürfte ein Rätsel bleiben. Auf den Umschlaginnenseiten zeigt sich ein gezeichneter Stadtplan Kölns.

_Fazit_

„Der Sünde Lohn“ ist der dritte Band um die junge Kölner Wein und Pelzhändlerin Alyss van Doorne aus der Feder von Andrea Schacht. Mit ihren liebenswürdigen Figuren und den verschiedenen Abenteuern, die diese erleben, weiß die Autorin ihre Leserschaft in den Bann zu ziehen. Die Autorin schafft es, mit einer Menge Wortwitz, zeitgemäßen Beschreibungen und einer lebendigen Handlung das mittelalterliche Köln farbenprächtig wiederauferstehen zu lassen.

Zur Zielgruppe gehören hier die weiblichen Leserinnen, die angenehme Unterhaltung vor historischem Hintergrund suchen und genau das finden.

Bleibt zu hoffen, dass Andrea Schacht ihre sympathischen Charaktere noch manches spannende Abenteuer erleben lässt und so noch weitere Teile der Alyss-van-Doorne-Serie erscheinen.

_Autorin_

Andrea Schacht war lange Jahre als Wirtschaftsingenieurin und Unternehmensberaterin tätig, hat dann jedoch ihren seit Jugendtagen gehegten Traum verwirklicht, Schriftstellerin zu werden. Ihre historischen Romane um die scharfzüngige Kölner Begine Almut Bossart gewannen auf Anhieb die Herzen von Lesern und Buchhändlern. Mit „Die elfte Jungfrau“ kletterte Andrea Schacht erstmals auf die SPIEGEL-Bestsellerliste, die sie seither mit schöner Regelmäßigkeit immer neu erobert. Nun lässt sie die Almuts Tochter Alyss in deren Fußstapfen treten.

Andrea Schacht lebt mit ihrem Mann und zwei anspruchsvollen Katzen in der Nähe von Bonn.

|Taschenbuch: 448 Seiten
ISBN-13: 978-3442376698|
[www.randomhouse.de/blanvalet]http://www.randomhouse.de/blanvalet
[www.andrea-schacht.de]http://www.andrea-schacht.de

_Andrea Schacht bei |Buchwurm.info|:_
|Begine Almut:|
[„Der dunkle Spiegel“ 369
[„Das Werk der Teufelin“ 1764
[„Die Sünde aber gebiert den Tod“ 4197

Ludwig, Manfred – Diego Drachenzahn (Gesellschaftsspiel)

_Begehrter Preis_

Die Auszeichnung für das „Kinderspiel des Jahres“ ist inzwischen mindestens genauso bedeutend wie die analog stattfindende Preisverleihung für den gleichnamigen Familienpreis. „Diego Drachenzahn“ konnte die heiß begehrte Trophäe im vergangenen Jahr erhaschen und mit seinem ausgewogenen Mix aus feinmotorischer Förderung und der Schulung der Beobachtungsgabe ein überzeugtes Statement auf Seiten der Jury erlangen.

_Spielinhalt:_

Verfaucht noch mal, denkt sich der ritterliche Drache Diego: Schon wieder hat er beim Feuerspucken sein Ziel verfehlt, damit aber womöglich auch sein Publikum auf die falsche Fährte geführt. Dabei sollte er eigentlich eines der fünf Ziele, welches ihm vorher ganz geheim anvertraut wurde, mit seinen drei Feuerkugeln treffen – andererseits geht er in der laufenden Runde leer aus.

In „Diego Drachenzahn“ stehen sich 2-4 Spieler gegenüber und wetteifern um den schnellen Zieleinmarsch. Jener kann nur dann erreicht werden, wenn man seine Murmeln geschickt in einem der fünf Zielfelder unterbringt, gleichzeitig aber auch im Zug der Mitspieler errät, wohin diese ihr Feuer gespuckt haben. Beides wird mit Punkten honoriert, wobei man gleichzeitig darauf achten sollte, seinen Mitspielern keinen zu heißen Tipp zu geben, welches Ziel man eigentlich treffen wollte. Wer schließlich geschickt zielt und rät und damit am schnellsten die Punkte für den Zieleinlauf sammelt, kann sich hier zum Ritter schlagen lassen.

_Spielmaterial:_

* 1 Drachenstadion
* 4 Drachen
* 3 Feuerkugeln
* 24 Karten
* 24 Plättchen
* 1 Spielanleitung

Das Spielmaterial gehört bereits zu den ganz besonderen Qualitäten von „Diego Drachenzahn“. Im Gegensatz zu vielen anderen Titeln wird hier die Schachtel direkt mit ins Geschehen einbezogen, was allerdings auch die Gefahr birgt, dass das Spiel nach langfristigem Gebrauch und ersten Verschleißerscheinungen ggf. nicht mehr bespielbar ist. Allerdings sind die Kartoneinlagen relativ stabil aufbereitet, so dass man hier lange brauchen wird, bis sich die einzelnen Teile wirklich abnutzen.

Davon abgesehen ist das Material relativ zweckdienlich, dafür aber leicht verständlich gehalten. Die Karten und Plättchen sind leicht verständlich illustriert, die Spielarena dementsprechend prima hierauf abgestimmt. Lediglich die Einkerbungen für die Feuerkugeln sind relativ schmal, so dass beim Spielaufbau immer mal wieder Geduld gefragt ist, bis alle Kugeln positioniert sind. Dafür ist die Gestaltung der vier Drachen-Holzfiguren wirklich sehr schön gelungen und ein weiteres Highlight des HABA-typischen, verlässlich starken Spielmaterials.

_Vorbereitung:_

Vor jeder Runde werden die Plättchen gut gemischt und zu einem oder mehreren Nachziehstapeln bereitgelegt. Jeder Spieler erhält anschließend einen Drachen und die sechs Karten in der zugehörigen Farbe. Der Drache wandert auf das Startfeld am Rand der Spielschachtel. Sobald ein Startspieler bestimmt ist, werden die drei Feuerkugeln bereitgelegt und das Spiel begonnen.

_Spielablauf:_

„Diego Drachenzahn“ wird in insgesamt drei Durchgängen gespielt, die allesamt gleich aufgebaut sind. Der jeweils aktive Spieler zieht hierbei ein Plättchen, prägt sich den Gegenstand ein, der dort abgebildet ist, und versucht nun, die drei Kugeln in das Feld zu ’schieben‘, welches genau jenes Symbol zeigt, welches auf dem Plättchen dargestellt ist. Die Kugeln werden dabei lediglich kurz angeschoben und müssen nun durch das Gefälle in der Spielarena in das richtige Feld rutschen. Gelingt dies, bekommt man für jeden ‚Treffer‘ genau einen Punkt. Nachdem dieser Part beendet ist, sind die übrigen Mitspieler an der Reihe. Sie müssen nun geheim raten, welches Feld der Spieler treffen wollte und hierzu die passende Karte verdeckt ablegen. Haben alle Spieler eine Karte ausgelegt, wird das Ergebnis gewertet. Eine Übereinstimmung bringt nun einen Punkt für die tippenden Spieler. Nachdem die entsprechenden Punkte auf der Zählleiste markiert worden sind, geht es im Uhrzeigersinn weiter bis schließlich drei Runden gespielt wurden. Gewonnen hat danach derjenige Spieler, der auf der Zählleiste die vorderste Position erreicht. Bei Gleichstand gibt es mehrere Gewinner.

_Persönlicher Eindruck:_

Die Spielidee hinter „Diego Drachenzahn“ ist wirklich toll, nicht zuletzt, weil das Spielmaterial sehr kreativ gestaltet wurde und darüber hinaus auch ein bisschen Action geboten wird. Man muss genau hinschauen, welches Feld der Drachenzahn-Spieler treffen wollte, in der eigenen Aktion aber auch möglichst viele Treffer erzielen, da man nur hier mehr als ein Feld weiterziehen darf. Insofern ist die Mechanik des Spiels sehr ausgewogen und bringt alleine schon aufgrund der witzigen Handlungsmöglichkeiten eine Menge Spaß.

Andererseits lohnt „Diego Drachenzahn“ erst wirklich, wenn mit voller Spielerzahl gespielt wird, da das Hin und Her ansonsten zu leicht durchschaubar wirkt und das Potenzial des Spiels (beispielsweise das verdeckte Tippen) nicht vollständig ausgeschöpft wird. Oder anders gesagt: Der Spielspaß ist bei vier Teilnehmern einfach viel größer. Kritisch angemerkt werden sollte noch, dass sich das System auf Dauer ein bisschen verbraucht, da man bei wachsender Übung immer leichter zielt und es daher auch sehr leicht zu erraten ist, welches Ziel der aktive Spieler treffen wollte. Selbst die Kleinsten entwickeln sehr schnell ein Gespür für die richtige Technik, sodass auf diesem Gebiet ein gewisser Verschleiß zu vermerken ist. Dennoch bleibt „Diego Drachenzahn“ ein sehr schönes, witziges und vor allem lebendiges Spiel – ob es deswegen aber „Kinderspiel des Jahres“ werden musste, sei mal dahingestellt. Unterm Strich entdeckt man nämlich bei genauerer Betrachtung doch einige Kritikpunkte, die leider auch nicht entschärft werden können. Für den vergleichsweise geringen Preis, für den der Verlag das Spiel in den Handel stellt, ist die Anschaffung aber zweifelsohne lohnenswert und wird das Spiel noch oft genug auf den Tisch bringen!

|Spielidee: Manfred Ludwig
Illustration: Peter Braun
Spieldauer: ca. 15 Minuten
Spielerzahl: 2-4 Spieler|
[www.haba.de]http://www.haba.de

Erlhoff, Kari – Die drei ??? und der Meister des Todes (Band 155)

In letzter Zeit jettete man in einer von Deutschlands wohl beliebtesten, bekanntesten und dienstältesten Jugendserien von einem Jubiläum zum anderen. Und immer noch reißt der Strom an Neuveröffentlichungen nicht ab, wobei sich die „Die drei ???“ seit 1993 bekanntlich fest in deutscher Hand befinden. Zwei bis drei frische Bände erscheinen in der Regel pro Quartal. Die Zusammensetzung der Autoren bei |Kosmos| wechselte – vor allem in jüngster Geschichte – zwar immer wieder, Kari Erlhoff gehört jedoch seit ihrem Debüt „Tödliches Eis“ von 2008 inzwischen zum festen Stamm der aktiven Geschichtenschreiber. Der Fall „…und der Meister des Todes“ von August 2010 ist (neben ihrer Beteiligung an der Anthologie “ … und die Geisterlampe“) ihr 6. Beitrag zur Serie und insgesamt schon der 155. der berühmten Juniorschnüffler aus Rocky Beach.

_Zur Story_

Derzeit sind Filme als Schulprojekte angesagt, und da Justus, Peter und Bob sicher bei keiner Schnulze und auch keinem Pferdefilm mitwirken wollen, landen sie im Horror-Genre. Immerhin stimmt das thematisch mit ihren sonstigen Interessen als ambitionierte Junior-Detektive halbwegs überein. Wobei so ganz glücklich ist insbesondere Justus nicht über die Rolle des übergewichtigen Serienkillers. Er gibt aber sein Bestes. Peter ist schon besser dran, denn er ist selbstverständlich für die Tricks zuständig, schließlich arbeitet sein Dad ja in einer Special-Effects-Abteilung Hollywoods. Eigentlich sollte auch seine Freundin Kelly mitmachen, doch die fiel wegen Magen-Darm kurzfristig aus. Dafür meldete sich die als schräg geltende Latona als Ersatz. Bob hat eher kleinere Szenen und einen recht lauen Job, ebenso wie der zurückhaltende Frank. Komplettiert wird die Gruppe durch die etwas weinerliche Mary-Ann, die passenderweise die weibliche Opferrolle besetzt. Zuguterletzt ist da noch Zack, er hat das Drehbuch geschrieben und führt auch Regie.

Leider ist die Schule als Location nicht grade ideal und so kommt es, dass der Horror-AG durch Zufall ein altes, abseits an der Küste gelegenes Haus als Drehort angeboten wird. Dort können sie praktischerweise auch gleich übernachten. Es ist ein geheimnisvolles Fleckchen mit einer sehr bewegten wie düsteren Geschichte, wie die Besitzerin Mrs. Sciutto zu berichten weiß. Ihr Mann war passionierter Puppenspieler, eine Tradition, welche die Familie aus ihrer ursprünglichen Heimat Venedig mitbrachte. Er wurde „Der Meister des Todes“ genannt, denn angeblich starben die Sciutto-Puppenspieler niemals sondern verschwanden irgendwann einfach. Auf der anderen Seite gab es in ihrem Umfeld auch immer wieder rätselhafte Unglücksfälle, so als wolle der überlistete Gevatter Tod sich sozusagen zum Ausgleich anderweitig Kundschaft besorgen. Inzwischen steht das Haus schon lange leer, seit der letzte „Meister“ verschwand – doch seine Puppen hängen immer noch dort und erwarten die Jugendlichen als stummes Spalier. Darunter auch der Sensenmann.

_Eindrücke_

Kari Erlhoff hat sich inzwischen als feste Größe bei den neuen ???-Büchern etabliert, wobei bei ihr immer gern die „klassischen“ Serienelemente und Figuren besondere Beachtung finden. Hier ist es „nur“ Ersteres, und mal nicht ein Revival von Figuren wie Skinny Norris („Der unsichtbare Gegner“) oder Jamie Allison („Feurige Flut“). Das Line-Up besteht – abgesehen von den Hauptprotagonisten, natürlich – aus in der Serie bislang vollkommen unbekannten Mitschülern der drei Fragezeichen, denen wie in einem beliebigen, neuzeitlichen Teenie-Slasher, ganz bestimmte Funktionen zukommen. Da gibt es die panische Mary-Ann, den coolen Zack, die etwas abseitige Latona, den zurückhaltenden Frank und natürlich die allseits bekannten Charaktere der drei ???. Das alles passt ganz gut zur Thematik, denn in der Tat drehen die Jugendlichen ja einen Horrorfilm, wobei die schön spukige Kulisse wiederum Anleihen an den Achtzigerjahre Mystery-Streifen „Joey“ vermuten, und das Leitmotiv an den (Nicht-???-)Film „Das Geisterschloss“, denken lässt.

Selbstverständlich läuft das Ganze auf eine rationale Erklärung hinaus und geht ganz ohne Übersinnliches über die Bühne. Ehrensache. Obwohl mit dieser Karte – Pardon: Marionette – kräftig gespielt wird und natürlich auch wieder mit dem einen oder anderen liebgewonnenen Serienklischee. Auch das ist Ehrensache. Dass dabei aber auch so manch witziger Moment herumkommt, ist schon etwas mehr als nur Dienst nach Vorschrift und soll hier auch ruhig einmal anerkennend erwähnt werden. Genauso, dass die Geschichte sowohl gut durchdacht, als auch die Auflösung plausibel ausfällt, ist bei Weitem (leider) nicht (mehr) so selbstverständlich in letzter Zeit. Insgesamt zeigt sich „Der Meister des Todes“ als sauber inszenierter Fall alter Schule mit Witz und Charme gleichermaßen. Insbesondere der Epilog, oder nennen wir es „zweiter Showdown“, nämlich die Aufführung des fertigen Filmes in der Highschool, hat noch ein paar Schmunzler in petto. Soviel darf hier verraten werden.

Ein paar kleine Haare in der Suppe trüben das Bild nicht wirklich – man kann schließlich nicht alles wissen, dafür ist die Redaktion und Lektorat ja da – oder ein klugscheißerischer Rezensent. So wird die marode Hausinstallation als „Elektronik“ bezeichnet, „Elektrik“ ist jedoch der korrekte Ausdruck (S. 33). Dann spielt man „Tat oder Wahrheit“, was irgendwie seltsam klingt, wobei „Wahrheit oder Pflicht“ der weitaus geläufigere Begriff für das beliebte Party-Spiel wäre (S. 34). Auf Seite 100 (und später noch einmal) wird ein „Revolver entsichert“. Das klingt schön dramatisch, was ja wohl auch beabsichtigt und vollkommen OK ist. Die Kombination der beiden Worte jedoch sorgt bei jedem, der sich waffentechnisch ein wenig auskennt (etwa klugscheißerische Rezensenten mit solider militärischer Ausbildung), eher für ein schiefes Grinsen. Revolver entsichert man nämlich nicht, allenfalls „spannt man den Hahn“. Und selbst das brauchts heute im Prinzip nicht mal mehr. „Entsichert“ werden lediglich (semi-)automatische Waffen.

_Fazit_

Eine der gelungensten Veröffentlichungen der jüngeren Zeit und somit nicht nur für eingefleischte Fans empfehlenswert. Wohldosierte Old-School-Serienelemente treffen auf eine atmosphärisch dichte und bodenständige Story, deren stimmige Grundgeschichte mal nicht schon mehrfach wiedergekäut wurde. Natürlich ist sie auch keine Neuerfindung des Rades, aber immerhin originell genug, um aus der sonst dieser Tage leider viel zu oft präsentierten Massenware der Serie herauszustechen. Augenzwinkernde Figurenzeichnung, Witz und Nachvollziehbarkeit runden den „Meister des Todes“ ab und verleihen ihm obendrauf das Zeug vielleicht irgendwann mal zum Neo-Klassiker ernannt zu werden. Da hätte man gerne mehr davon.

|Hardcover: 128 Seiten
Erzählt von Kari Erlhoff nach Figuren von Robert Arthur
Redaktion: Martina Dold, Martina Zierold
ISBN 978-3-440-118467|
[www.kosmos.de]http://www.kosmos.de

Mehr als 80 weitere Rezensionen zu den „Drei ???“ findet ihr in unserer [Datenbank]http://buchwurm.info/book .

May, Brian / Moore, Patrick / Lintott, Chris – Bang! – Die ganze Geschichte des Universums

Die Entstehung des Universums leicht gemacht? Kein Problem: „Bang!“ soll es möglich machen, zumindest wenn es nach Patrick Moore, Chris Lintott und Brian May geht. Nanu, Brian May? Der Mann, der hinter einer der wichtigsten Rockbands aller Zeiten steht und den Sound von Queen über mehr als drei Dekaden zu einer wahrhaftig einzigartigen Erscheinung in der Musiklandschaft erkoren hat? Ja, richtig! May, seines Zeichens nicht bloß Gitarrist und Studiomensch, sondern nach seiner Laufbahn auch wieder als Wissenschaftler aktiv ließ sich von seinen beiden Gefährten dazu inspirieren, einen fundierten, aber auch für jedermann leicht nachvollziehbaren Bericht über die Historie des Weltalls zu erstellen, indem der promovierte Astrophysiker sein Wissen mit jenem von Lintott und Moore vereinen konnte. Herausgekommen ist eines der besten, sehr gründlich recherchierten Werke zu jenem Themenbereich und dazu ein Buch, welches den Urknall ebenso formelfrei definiert und erklärt als wäre es das kleine Einmaleins. Ein Kinderbuch also? Mitnichten …

May und seine Kollegen von der BBC („The Sky At Night“) starten ihre Dokumentation sinngemäß mit dem Urknall vor 13,7 Milliarden Jahren und geben bereits hier einen sehr ausführlichen, aber auch ausgewogen dargestellten Einblick in die Ereignisse, die zur Entstehung des Lebens und des natürlichen Wachstums führten. Das Trio bemüht sich dabei von Anfang an, mit wissenschaftlich vereinfachter Sprache die Grundlagen nahezubringen, physikalische Einheiten in diesem Zusammenhang zu erklären, entscheidende Entwicklungen darzulegen und überdies mit vielen Skizzen, Bildern und illustrierten Erläuterungen das Basiswissen aufzustellen, auf dem die insgesamt sieben Kapitel von „Bang!“ schließlich aufbauen können. In der Folge begibt man sich auf eine sehr informative Zeitreise, die den Beginn des Lebens, geografische Eigenheiten, astronomische Phänomene, spezifische Eigenheiten der Milchstraße und ihrer möglichen Nachbargalaxien und schließlich auch die konzentrierte Erweckung unserer Erde in den Mittelpunkt rückt und dies alles in einer bemerkenswert aufgearbeiteten Chronologie wiedergibt. Die drei Autoren visualisieren dabei nicht nur Essenzielles, sondern gehen vor allem in der frühen Entstehungsgeschichte etwas mehr in die Tiefe und verfolgend diesbezüglich den kontinuierlichen Ansatz der permanenten Versinnbildlichung. Schwierig verständliche Besonderheiten werden in Relation zu zeitgemäßen Ereignissen gestellt, und vor allem die physikalisch zunächst nur sehr speziell erklärbaren Tatsachen erfahren durch ihren Bezug zur weltlichen Realität eine Anschaulichkeit, die man in vielen ähnlich gelagerten Büchern schmerzlich vermisst.

Natürlich darf man auf der anderen Seite nicht erwarten, dass „Bang!“ die Quintessenz zu dieser so umfangreichen Thematik ist. Hierzu fehlt es den drei Initiatoren nicht nur an Zeit und Raum in ihrer Darstellung, sondern folgerichtig auch an Tiefgang bei vielen Einzelheiten. Dies bedeutet keinesfalls, dass May, Moore und Lintott lediglich an der Oberfläche kratzen, doch da die Motivation hinter „Bang!“ vorrangig darin besteht, eine Summe aus Basiswissen und zusammengefassten wissenschaftlichen Thesen zu erstellen und diese universell nachvollziehbar zu machen, muss man sich natürlich auf das Wesentliche konzentrieren. Allerdings ist genau jener Ansatz das lobenswerte Element dieser Veröffentlichung, da es den womöglich bedeutsamsten Teil der Weltgeschichte bündelt, ihn zugänglich macht und ihn nicht als abschreckendes, ausschließlich für die Forschung relevantes Konstrukt zurücklässt. Dafür steckt nicht nur zu viel Detailliebe und Herzblut in der umfangreichen Präsentation (man beachte schließlich mal die reiche Bebilderung dieses Bandes), sondern auch eine Masse an Inhalt und fundierter Recherche, die für eine solche ‚Familienausgabe‘ absolut einzigartig ist – und wahrscheinlich auch erst einmal bleibt. „Bang!“ schließt ein (schwarzes) Loch im themenspezifischen Sachbuch-Segment mit hochtrabenden Ambitionen und einer absolut souveränen Verbundarbeit, die als Wissensgrundlage eigentlich einen angestammten Platz in jedem Haushalt finden sollte.

Dass „Die ganze Geschichte des Universums“ im KOSMOS-Verlag erscheint, bringt zuletzt noch ein kleines Schmunzeln – besser hätte es letztendlich ja gar nicht passen können. Doch dies nur als Anekdote zum Schluss …

Weitere Infos gibt es im Übrigen bei [www.bangubiverse.com]http://www.banguniverse.com .

|Gebundene Ausgabe: 192 Seiten
ISBN-13: 978-3440111253|
[www.kosmos.de]http://www.kosmos.de