Saintcrow, Lilith – Blutige Vergeltung (Jill Kismet 3)

_|Jill Kismet|:_

Band 1: [„Dämonenmal“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6337
Band 2: [„Schattenjagd“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6789
Band 3: _“Blutige Vergeltung“_
Band 4: „Totenzirkus“ (08.09.2011)
Band 5: „Heaven’s Spite“ (noch ohne dt. Titel)
Band 6: „Angel Town“ (01.11.2011, noch ohne dt. Titel)

Lilith Saintcrows erfolgreiche Reihe um die Dämonenjägerin Dante Valentine mag beendet sein, doch mit der Jägerin Jill Kismet hat die Autorin eine Dante würdige Nachfolgerin geschaffen. „Blutige Vergeltung“ ist bereits der dritte Band der Serie.

Als Jägerin ist Jill Kismet dafür zuständig, Santa Luz von gefährlichem Übersinnlichem freizuhalten. Doch dieses Mal bittet ihr Vorgesetzter Monty sie, in menschlichen Angelegenheiten zu ermitteln. Mehrere Polizisten werden in der Stadt tot aufgefunden, einer davon war Montys Partner und er kann sich dessen Tod nicht erklären. Als Jill sich damit beschäftigt, ist es, als ob sie in ein Wespennest tritt. Plötzlich hat sie keine ruhige Minute mehr. Man schießt auf sie, sprengt ihr geliebtes Auto in die Luft – als ob sie nicht schon genug Ärger mit der Schattenwelt hätte!

Dort nämlich hält eine Scurf-Epidemie sie und die Werwesen der Stadt in Atem. Das Scurf-Virus verwandelt Menschen in blutsaugende, lichtscheue Wesen, die an und für sich selten in Santa Luz zu finden sind. Auf einmal gibt es jedoch regelrechte Nester von ihnen – und sie scheinen mit den Dämonen zusammenzuarbeiten. Jill ahnt, dass ihrer Stadt etwas sehr Großes und sehr Unangenehmes bevorsteht und sie beschließt, zu kämpfen …

_Wem „Twilight“ zu weich_ und zu romantisch ist, der sollte sich einmal mit Saintcrows Büchern auseinandersetzen. Die „Jill Kismet“-Serie vereint Übersinnliches mit Kriminalfällen und einer Menge Action. Die Fälle sind dabei glücklicherweise nicht einfach gestrickt, sondern, im Gegenteil, sehr ausgeklügelt, mit vielen Finten und Überraschungen. An der einen oder anderen Stelle ist es zwar auch zu viel des Guten, doch da die Autorin sich trotzdem darauf versteht, die Geschichte flüssig und zügig zu erzählen, kann man darüber hinwegsehen. Stets hat man den Eindruck, dass Saintcrow mit ganzem Herzen dabei ist und sehr gut recherchiert hat. Die Kampfszenen sind authentisch und es wirkt so, als ob die Autorin genau wüsste, worüber sie schreibt, wenn sie Jill mit Waffen oder Händen kämpfen lässt.

Jill Kismet ist, genau wie Dante Valentine, eine unglaublich gut ausgearbeitete, komplexe Figur, die jede Buchreihe interessant machen würde. Jill zeichnet sich vor allem durch ihren Mut, ihre Intelligenz und ihre nüchterne Art aus. Obwohl sie durchaus Humor hat, wirkt sie niemals albern oder mädchenhaft, wie andere Protagonistinnen des Genres. Durch die Ich-Perspektive ist man nah bei ihren Gedanken und Handlungen und wird bereits nach wenigen Seiten in die Geschichte gezogen.

Saintcrows souveräner Schreibstil ist letztendlich nur die Kirsche auf der Sahnetorte. Die Autorin erzählt ähnlich unaufgeregt wie der Charakter ihrer Protagonistin. Sie besitzt einen großen Wortschatz und hat ein sehr gutes Händchen für die Beschreibung der emotionalen Situation von Jill. Mit wenigen, aber sehr treffsicheren Worten schafft sie eine düstere, manchmal sogar hoffnungslose Atmosphäre, die den manchmal aussichtslosen Kampf gegen das Böse gut transportiert.

_“Blutige Vergeltung“ ist ein_ weiteres, actionbepacktes Buch der Serie, das vor allem dank der Hauptfigur glänzt. Die Handlung, die sich erfreulicherweise stark von den anderen Mystery-Büchern abhebt, besticht durch viel Action und einen nicht einfach zu lösenden Fall. Dieser allerdings ist manchmal fast ein bisschen zu kompliziert, was man dank der anderen Pluspunkte aber schnell vergisst.

|Broschiert: 373 Seiten
Originaltitel: Redemption Alley
Deutsch von Nadine Mannchen
ISBN-13: 978-3802583087|
[www.egmont-lyx.de]http://www.egmont-lyx.de
[www.lilithsaintcrow.com]http://www.lilithsaintcrow.com

_Weitere Bücher von Lilith Saintcrow bei |Buchwurm.info|:_
[„Teufelsbraut“ (Dante Valentine – Dämonenjägerin 1)“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5288
[„Höllenritt“ (Dante Valentine – Dämonenjägerin 2)“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5957
[„Feuertaufe“ (Dante Valentine – Dämonenjägerin 3)“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6150
[„Sündenpfuhl“ (Dante Valentine – Dämonenjägerin 4)“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6353
[„Höllenschlund“ (Dante Valentine – Dämonenjägerin 5)“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6476

Erlhoff, Kari – Die drei ??? – Tödliches Eis (Band 142)

Kari Erlhoff gehört inzwischen zu den etablierten ???-Autoren der Neuzeit. Und das nicht von ungefähr, denn ihre Geschichten zeichnen sich für gewöhnlich durch den positiven Einsatz klassischer Serienelemente und Figuren ebenso aus wie auch durch moderne Einschläge. Der 142. Fall der berühmten Jugenddetektei aus Rocky Beach datiert auf das Jahr 2008, und somit auf ihre literarischen Anfänge bei den drei ???, zurück. Damals, so hat man den Eindruck, gab es beim |Kosmos|-Verlag sogar noch Buchtitel, die ganz gut zum Inhalt des jeweiligen Werkes passen. „Tödliches Eis“ ist ein solcher Kandidat, der ohne das, sonst von der Marketingabteilung so gern vorgenommene (und oft unnötig), überzogene Tuning des Titels auskommt.

_Zur Story_

Mal kein Fall in den Ferien? So ganz glücklich scheint Justus damit nicht zu sein, doch das Angebot von Kamerafrau und Journalistin Carol Ford sie bei Alaskas härtestem Schlittenhunderennen „Nordic Wilderness Race“ zu begleiten, ist auch verlockend. So kommt es, dass das Detektiv-Trio als Ersatz für Carols kurzfristig ausgefallenes Reporter-Team einspringt. Ihre Mitarbeiter hat es nach Genuss von Erdnusskeksen mit Magenproblemen niedergestreckt. Das ist nicht der einzige sonderbare Vorfall während der Vorbereitungen zum Rennen. Tatsächlich scheinen sich derzeit Sabotageakte zu häufen und Carol hat die drei Fragezeichen nicht ohne Grund aus dem sonnigen Rocky Beach ins eiskalte Dawson gerufen. Das sagt sie ihnen aber erst, nachdem die drei selbst Zeugen eines augenscheinlich absichtlich gelegten Feuers werden.

Dass das recht glimpflich abläuft, und nicht die Ausrüstung der sympathischen Musherin Francis Studstill in Brand setzt, ist Peters Verdienst. Sie ist schon das zweite Mal Beinahe-Opfer eines Anschlags geworden. Die offenbar präparierten Kekse, die zum Ausfall von Carols naschsüchtigen Kollegen geführt haben, waren wohl eigentlich für sie gedacht gewesen. Carol schärft den Jungs ein, auf dem kompletten Trail, welcher erst in Fairbanks endet, die Augen und Ohren offen zu halten. Diese Umstände machen es Justus etwas leichter sich von einem weiteren potenziellen Fall zu trennen: In Dawson wurde erst kürzlich unter mysteriösen Umständen das hiesige Museum ausgeraubt. Einige wertvolle Exponate – ein Original Rucksack von Jack London sowie ein stattlicher Goldklumpen – blieben bislang ebenso spurlos verschwunden, wie der oder die Täter.

_Eindrücke_

Kari Erlhoff bedient sich diesmal einer alten Bekannten der drei ???: Carol Ford. Die Journalistin kennt mancher Leser sicher noch vom Fall „Meuterei auf hoher See“ (Band 83). Diesmal treibt es die Vier allerdings ins frostig kalte Alaska, von dem behauptet wird, dass im fraglichen Gebiet zwischen -30 und -40° C herrschen sollen. Das ist mächtig übertrieben, die höchsten gemessenen Temperaturen im Januar – dem kältesten Monat – liegen allesamt satt unterhalb dieser Marke. Die in der Realität tatsächlich erreichten 15 – 20 Grad Minus (Quelle: Wikipedia u.a.) klingen aber auch wesentlich weniger spektakulär. Allerdings würden diese der Geschichte einen wesentlichen Punkt bei der Glaubhaftigkeit bringen: Als bei der Überquerung des Yukon angeblich das Eis knackt, ist das bei -40° ziemlicher Unfug, da frieren selbst fließende Gewässer innerhalb kürzester Zeit zu.

Ansonsten ist der Geschichte selbst eigentlich nichts anzulasten. Wohl aber dem Korrektorat des Verlags, dem gleich mehrere vermeidbare Rechtschreibfehler (fehlende bzw. zusätzliche Buchstaben – etwa auf S. 26, 41 und 43) sowie kleinere stilistische Patzer, kurz hintereinander durch die Lappen ging. Beispiele gefällig? In den USA heißen die Pommes Frites (noch dazu falsch geschrieben – wiederum S. 26) korrekterweise ‚French Fries‘ – es wäre also wesentlich stilechter diese amerikanische Bezeichnung auch zu benutzen. Ok, das ist Auslegungssache.

Genug gelästert. Der Fall an sich gehört nämlich zu den überdurchschnittlich Guten. Im Prinzip sind es ja zwei Fälle, denn wie sich jeder denken kann, überschneiden sich Museumsdiebstahl und die Sabotageakte letztendlich. Doch bis zum doppelten Showdown ist es ein langer, kalter und spannender Weg. Allein schon deshalb, weil er endlich mal wieder außerhalb Rocky Beachs stattfindet und zudem ein interessantes Thema verfolgt: Schlittenhunderennen. Das hatten wir noch nicht und ist dementsprechend noch nicht so ausgelatscht, wie Erbschaften, Piraten und Ähnliches aus der reichhaltigen ???-Klamottenkiste. Einen erwähnenswerten Gastauftritt gibt’s auch noch: Jelena Charkova. Der Leser erfährt so nebenher einiges rund um das strenge Reglement, welchem sich die Musher unterwerfen müssen und auch über Alaskas Goldgräbergeschichte.

_Fazit_

Von ein paar nicht ganz authentischen Passagen abgesehen, die man der Geschichte allerdings nicht übel nimmt, hat Kari Erlhoff mit „Tödliches Eis“ einen spannenden, thematisch originellen wie vergleichsweise außergewöhnlichen Fall erschaffen, bei dem endlich auch wieder einmal das Teamwork hoch im Kurs steht. Die kleinen Stilbrüche, was die äußeren Umstände angeht, sind da wirklich marginal. Ob die Rechtschreibung gegenüber der Erstauflage inzwischen verbessert wurde, ist nicht bekannt – es täte aber dringend Not. Insbesondere ein Jugendroman (Stichwort: Vorbildfunktion) sollte möglichst frei von solch vermeidbaren Fehlern sein, zumindest in dieser Häufung.

|Hardcover: 126 Seiten
Basierend auf Figuren von Robert Arthur
Erzählt von Kari Erlhoff
Redaktion: Martina Dold, Martina Zierold
ISBN-13: 978-3440-11568-8|
[www.kosmos.de]http://www.kosmos.de

Fast 80 weitere Rezensionen zu den „Drei Fragezeichen“ gibt es in unserer [Datenbank]http://buchwurm.info/book zu entdecken.

Kathy Reichs – Tote können nicht reden (Virals 1)

Virals:

Band 1: „Tote können nicht reden“
Band 2: „Nur die Toten kennen die Wahrheit“
Band 3: „Jeder Tote hütet ein Geheimnis“
Band 4: „Exposure“ (ohne dt. Titel)

Als deutsches Hörbuch ist leider nur der erste Teil der Reihe erschienen.

Die Handlung:

Tory Brennan ist die Nichte der berühmten forensischen Anthropologin Tempe Brennan. Mit ihr teilt sie zwei Dinge: Den Instinkt für Verbrechen – und den unbedingten Willen, diese aufzuklären … Auf einer einsamen Insel findet Tory die vergrabenen Knochen eines vor etwa 30 Jahren verstorbenen jungen Mädchens. Torys Versuch, gemeinsam mit ihren Freunden die Identität des Mädchens zu lüften, erweist sich als gefährlicher als erwartet: Bei der Toten handelt es sich um die damals sechzehnjährige Katherine Heaton, deren Verschwinden nie aufgeklärt wurde. Die Spuren des Verbrechens reichen bis in die Gegenwart, bis in ein Labor, in dem wissenschaftliche Experimente mit dem gefährlichen Parvovirus vorgenommen werden. Tory und ihre Freunde infizieren sich mit dem Virus – und erlangen dadurch eine erhöhte Wahrnehmungsfähigkeit, die ihnen bei ihren Recherchen zugutekommt. Denn der Mörder von Katherine Heaton tut alles dafür, dass das Verbrechen nicht ans Tageslicht gebracht wird … (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Ob Kathy Reichs gehört hat, dass John Grisham in seinem letzten Buch einen 13-Jährigen ermitteln ließ? Man weiß es nicht. Auf jeden Fall hat jetzt auch Kathy Reichs ein Jugendbuch geschrieben und auch auf dem Terrain, auf dem sie sich auskennt. Ihre allseits bekannte und beliebte forensische Anthropologin Tempe Brennan konnte sie nicht verjüngen, aber eine Nichte konnte sie erfinden. Und so gibt es jetzt nach 13 Büchern, die immer wieder gern das Wort „Bones“ im Namen trugen, das erste Abenteuer, das ein jüngeres Publikum ansprechen soll.

Und das tut es auch. Mit einer Story, die auch ohne komplizierte und eklig genaue Schilderungen von Leichenverwesungen auskommt. Fast fühlte ich mich an die „Fünf Freunde“ erinnert, nur, dass es hier nur vier sind. Tory und drei Jungs. Alles intelligente Kinder von Wissenschaftlern, die zusammen auf einer Insel vor Carolina leben. Hier gehen sie gemeinsam auf Erforschungstouren in Gebiete, die verboten sind. Wohin auch sonst? Macht ja anderswo keinen Spaß.

Nachdem die Jugendlichen einen Hund, der getötet werden soll, aus einem Labor befreien und sich dadurch mit einem Virus anstecken, fügt Kathy Reichs ihrer Geschichte ein neues Element hinzu, das man nicht aus ihren vorangegangen Büchern kennt: Mystery. Denn ab jetzt haben die Teenager hundeähnliche Eigenschaften und schärfere Sinne. Und diese neuen Fähigkeiten helfen ihnen bei der Aufklärung eines jahrzehntealten Vermisstenfalls.

Sowohl die Sprache als auch das Verhalten der Teenager ist dem Alter angemessen und Reichs‘ Charaktere wirken sympathisch, sodass man gern mit ihnen auf Abenteuerjagd geht … wie mit den „Fünf Freunden“ auch … auf Kirren Island. Und auch junggebliebene Erwachsene haben hier viel Spaß und werden gut unterhalten, selbst wenn mir persönlich zu viel Werbung für Apple-Produkte gemacht wird und es ein wenig dauert, bis die Handlung Fahrt aufnimmt.

Wann das nächste Buch mit den vier Jugendlichen auf Deutsch erscheint, ist leider noch nicht bekannt, aber, „VIRALS – Töte können nicht mehr reden“ ist der Anfang einer Jugend-Serie, die einen guten Start hingelegt hat.

Das Hörerlebnis:

Anna Thalbach macht einen super Job. Gleich zu Anfang kann sie beweisen, dass sie spannend erzählen kann, um im Anschluss während einer Rückschau die Freunde vorzustellen. Das tut sie dann in einer Art und Weise, die den Hörer fesselt, obwohl eigentlich noch gar nicht allzu viel passiert. Und es dauert auch eine ganze Weile bis das Abenteuer in Schwung kommt.

Was das Skript hergibt, wird von Thalbach umgesetzt. Ihre Ausdrucksweise und Stimme passt sie den Umständen und Charakteren an. Gefühle und Spannung vermittelt sie hervorragend, und wenn sich Tory mit den Jungs unterhält, dann klingt es wirklich lebendig, authentisch und nicht platt vorgelesen. Hier erkennt man ihre schauspielerischen Fähigkeiten, die sie gekonnt einzusetzen weiß.

Alles in allem hat der Hörer die ganze Zeit das Gefühl, als würde Tory selbst die Geschichte erzählen.

Die Sprecherin:

Anna Thalbach, geboren 1973, liest so eindrucksvoll, dass die Geschichten beim Hören geradezu bildlich werden. 2008 hat sie den Deutschen Hörbuchpreis erhalten. Anna Thalbach lebt und arbeitet in Berlin. (Verlagsinfo)

Die Ausstattung:

Die sechs dem Cover entsprechenden und schlicht bedruckten CDs stecken in einem Jewel-Case. Das Booklet ist ein schwarzes Faltblatt, in dem ein paar Infos zu Autorin und Sprecherin zu finden sind.

Mein Fazit:

Der erste Jugendroman von Kathy Reichs bleibt hoffentlich nicht ihr letzter, denn der Versuch, eine neue Zielgruppe anzusprechen, hat prima geklappt. Spannend, jugendlich, clever und kurzweilig ist das Abenteuer der vier Freunde.

Anna Thalbach liefert hervorragend ab und fesselt den Hörer durch ihr schauspielerisches Können vor dem Mikrofon. Absolut zu empfehlen, nicht nur für die vom Verlag angepeilte Zielgruppe, auch erwachsene Freunde von Jugendliteratur hören hier gerne zu.

Gekürzte Lesung auf 6 Audio-CDs
Gesamtspielzeit: ca. 6:50 h
Originaltitel: Virals
Aus dem Englischen von Knut Krüger
Vom Verlag empfohlenes Hör-Alter: 13 – 15 Jahre
ISBN-13: 978-3837107753
www.randomhouse.de/cbjaudio

Der Autor vergibt: (5/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)

Campbell, Jack – Fluchtpunkt Ixion. Die verschollene Flotte 3

_|Die verschollene Flotte|:_

Band 1: [„Furchtlos“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6124
Band 2: „Black Jack“
Band 3: _“Fluchtpunkt Ixion“_
Band 4: „Gearys Ehre“ (erscheint am 24.06.2011)

_Actionreich und spannend: Black Jack in der _Falle?

Seit hundert Jahren kämpft die Allianz verzweifelt gegen die Syndikatswelten, und die erschöpfte Flotte ist in Feindgebiet gelandet. Ihre einzige Hoffnung: Captain John Geary. Seit seinem heldenhaften letzten Gefecht hält man ihn für tot. Doch wie durch ein Wunder hat er im Kälteschlaf überlebt. Nun soll er als dienstältester Offizier das Kommando über die Flotte übernehmen, um sie sicher nach Hause zu bringen. In einem Krieg, der nur in einem Fiasko enden kann …

Zu Band 3: Unzählige Feinde warten auf dem Weg nach Haus, und bis jetzt hat Captain John „Black Jack“ Geary immer ein Rezept dafür gehabt. Doch dann scheint er in eine Falle zu laufen. Aber wer hat sie ihm gestellt?

_Der Autor_

Hinter dem Pseudonym „Jack Campbell“ verbirgt sich der ehemalige U.S. Navy-Offizier John G. Hemry. In seinem aktiven Dienst bei der Marine sammelte er viel Erfahrung, die er in seine SF-Romane einfließen ließ. Campbell lebt mit seiner Frau und seinen drei Kindern in Maryland, unweit Washington, D.C.

Der Zyklus „Die verschollene Flotte“:

1) „Furchtlos“ („Dauntless“, 2006)
2) „Black Jack“ („Fearless“, 2007)
3) „Fluchtpunkt Ixion“ („Courageous“, 2007)
4)“ Gearys Ehre“ („Valiant“, 2008)
5)“ The Lost Fleet: Relentless“ (2009)
6) „The Lost Fleet: Victorious“ (2010)
7) „The Lost Fleet: Beyond the Frontier“ (04/2011)

Zyklus „Stark’s War“

1. „Stark’s War“ (April 2000)
2. „Stark’s Command“ (April 2001)
3. „Stark’s Crusade“ (März 2002)

Zyklus „Paul Sinclair“

1. „A Just Determination“ (May 2003)
2. „Burden of Proof“ (März 2004)
3. „Rule of Evidence“ (März 2005)
4. „Against All Enemies“ (März 2006)

_Vorgeschichte_

Captain John „Black Jack“ Geary ist ein Kriegsheld aus jenen Tagen vor hundert Jahren, als der Krieg der Allianz mit den Syndikatswelten begann. Damals rettete er sich an Bord einer Rettungskapsel, die ihn im Kälteschlaf hielt, und wurde hundert Jahre später aufgefischt. Jetzt hat ihn die Flotte wieder aufgetaut, weil ein Notfall eingetreten ist: Die Allianz-Flotte ist im Feindgebiet umzingelt, nachdem sie verraten wurde. Ihr bleibt nur die Wahl zwischen bedingungsloser Kapitulation und völliger Vernichtung durch die zahlenmäßig überlegene Syndic-Flotte.

Geary verlässt seine Kabine an Bord des Flaggschiffs „Dauntless“ (= Furchtlos) und geht zur Brücke. Dort übergibt ihm Admiral Bloch als dem dienstältesten Offizier das Kommando über die Flotte und verrät ihm ein ungemein wichtiges Geheimnis: Die „Dauntless“ darf um keinen Preis in die Hand des Feindes fallen, sonst ist die Allianz verloren. Dann fliegt Bloch mit einer Fähre zum Flaggschiff des Gegners, um zu verhandeln. Hilflos muss Geary auf dem Bildschirm die Videoübertragung mit ansehen, wie der Vorstandsvorsitzende (CEO) des Syndikats Bloch und seine Adjutanten kaltblütig abknallen lässt. Es gibt keine Verhandlungen, sondern ein Ultimatum: eine Stunde bis zu Kapitulation oder Vernichtung.

Eine Stunde kann eine Menge Zeit sein, wenn es drauf ankommt, denkt Geary. Nach einer Rücksprache mit Captain Desjani, der Kommandantin der „Dauntless“, über das Geheimnis lässt er eine Videokonferenz der anderen Kapitäne einberufen. Er bringt trotz des Widerstands einiger Offiziere – wer traut schon einem Aufgetauten? – alle auf seine Linie und lässt einen Rückzugsplan ausarbeiten: Operation Ouvertüre. In einem Vier-Augen-Gespräch mit der Ko-Präsidentin zweier verbündeter Flotten muss er zu seinem Missvergnügen feststellen, dass auch sie das Geheimnis der Flotte kennt – oder zumindest gut geraten hat. Immerhin ist Ko-Präsidentin Victoria Rione abschließend bereit, den Gegner hinzuhalten.

Während sich die Flotte umformiert, um den Massensprungpunkt anzuvisieren, der sie aus dem feindlichen System herauskatapultiert, führt Geary ein Gespräch mit dem CEO des Gegners. Der ist zunächst verständlicherweise ungläubig, dass ein vor hundert Jahren gestorbener Offizier nun das Kommando über die Allianz-Flotte übernommen haben will. Das soll wohl ein Trick oder schlechter Scherz sein? Geary pflegt nicht zu scherzen, aber es gibt ihm Gelegenheit, den CEO eine weitere halbe Stunde aufzuhalten. Bis dieser die Verbindung entnervt unterbricht, um Gearys Offiziere einzeln zur Aufgabe zu überreden. Geary unterbindet diesen Versuch energisch.

Mit einem verlustreichen Rückzugsgefecht gelingt es Geary, seine Flotte fast komplett aus dem Feindsystem springen zu lassen. Doch er verliert dabei seinen Großneffen, der sich für die Flotte opfert und in Gefangenschaft geht. Geary verspricht ihm, ihn rauszuholen und Michaels Schwester zu kontaktieren, die auf einer der Allianzwelten lebt.

Doch jenseits des Zielpunktes nach dem Sprung muss Geary feststellen, dass hundert Jahre Krieg ihre Spuren hinterlassen haben, nicht nur auf den Welten, sondern vor allem in Gearys eigener Flotte …

_Handlung_

Captain John Geary hat es geschafft, die ramponierte Allianz-Flotte vor der sicheren Vernichtung durch die Syndik-Flotten zu bewahren und – unter persönlichen Opfern – in die relative Sicherheit eines anderen Sternsystems zu manövrieren.. Indem er das Hypernet der Syndiks vermeidet, das viel größere Sprünge erlauben würde, kann er ihrer Überwachung entgehen. Doch dafür kommt er langsamer voran, indem er von Sternsystem zu Sternsystem springt. Die Flotte will nach Hause, in den Allianz-Raum, also wieso macht er dann Umwege? Einige selbstbewusste Offiziere haben ihrem Zweifel und Unmut darüber bereits Luft gemacht. Es soll noch schlimmer für Jack „Black Jack“ Geary, den wiedererweckten Kriegshelden, kommen.

In Band 2 schlägt er eine Rebellion der Offiziere nieder, doch kommt er zu spät, um die Szession des egozentrischen Captain Falco zu unterbinden. Dieser läuft in eine Falle der Syndiks und seine Flotte wird bei Vidha fast völlig aufgerieben. Reumütig kehren die von Falco verführten Offiziere mit den überlebenden Schiffen zu Geary zurück. Falco hat ebenfalls überlebt und wird eingesperrt. Wer weiß, wozu er noch gut ist. Außerdem kann ihn nur die Allianz selbst aburteilen. Und die ist noch weit entfernt.

Nachdem er das System Sancere ausgeplündert hat, um seine Vorräte aufzufrischen, düst die Flotte weiter nach Baldur, wo sich keinerlei Widerstand zeigt. Sie nutzt die Gelegenheit, um wertvolle Erze zu rauben. Zum Glück erfolgt seitens der Syndiks keinerlei Gegenwehr. Danach springt die Flotte nach Daiquon, doch hier zeigt sich erstmals, dass die Syndiks ihnen auf der Spur sind. Mit knapper Not können sie verhindern, dass der Sprungpunkt, den sie nach Ixion benötigen durch Minen unpassierbar gemacht wird. Schon in Ixion ist ihnen eine größere Syndik-Flotte auf den Fersen, um ihnen den Weg zur Allianz-Grenze zu verlegen.

Co-Präsidentin Victoria Rione ist glücklicherweise wieder menschlich zugänglich geworden. Sie hat zu ihrer Bestürzung und Scham herausgefunden, dass ihr geliebter Gatte noch als Gefangener der Syndiks am Leben ist – und sie vergnügte sich derweil im Bett eines anderen! Sollte diese Entdeckung je die Runde machen, dann wäre sie als Liebchen des Flottenkommandanten abgestempelt. Und die opponierenden Offiziere würden nicht zögern, diesen Eindruck gegen Geary zu verwenden. Also ist höchste Diskretion angebracht.

Welchen Kurs soll er nun als nächsten einschlagen, fragt sich Geary. Die Syndiks werden erwarten, dass er weiter Richtung Grenze vordringt und haben deshalb bestimmt das naheliegendste Ziel, T’negu, vermint. Welcher würde sie überrumpeln, fragt Geary nicht nur sich, sondern auch den wahnsinnigen Captain Falco. Die Antwort ist einfach: Lakota. Ein reiches System mit einem Hypernet-Portal. Dort ist bestimmt mit Widerstand zu rechnen. Aber auch mit reichen Ressourcen.

Doch mit dem, was dann im Lakota-System geschieht, hat auch Geary in seinen finstersten Phantasien nicht gerechnet …

_Mein Eindruck_

Ich habe diesen actionreichen Roman in nur drei Tagen gelesen. Er lässt sich in drei große Teile strukturieren. Im ersten Viertel kümmert sich die Flotte um ihre innere Stärkung, indem sie die Erze abbaut und in Waffen und Brennstoffzellen umwandelt. Auf diese Weise wird sie wieder gefechtsbereit für eine längere Strecke.

Gleich nach der Festlegung des neuen Kurses muss sich Geary im nächsten Viertel mit Victoria Rione auseinandersetzen – und zugleich mit Captain Tanya Desjani einigen, welche mit Rione praktisch um Gearys Gunst buhlt – aber auf beruflicher Ebene. Diese scheinbare Dreiecks- und Bettgeschichte, die ein gewisses humorvolles Element zur Handlung beiträgt, überzeugt die opponierenden Offiziere vollends davon, dass der Flottenkommandant unter der Fuchtel von unqualifizierten Frauen steht und für das Kommando nichts taugt.

Weit gefehlt! Im Ixion-System zeigt er den Offizieren, was eine Harke ist. Schwieriger wird es dann schon im Lakota-System, wo gleich zwei Flotten bereit zu sein scheinen, Gearys Flotte das Leben schwerzumachen. Todesmutig, wie sie es in alten Allianz-Tagen gelernt haben, stürzt sich eine der Offizierinnen in ein Duell mit dem Feind. In Gearys Augen der Gipfel der Unvernunft. Aber er weiß, woher diese falsch verstandene Tapferkeit stammt. Er hat sich bemüht, die Offiziere davon zu überzeugen, dass das Überleben der ganzen Flotte wichtiger ist als eine Tapferkeitsmedaille eines Einzelnen. Captain Desjani hat diese Lektion ebenso gelernt wie etliche andere Offiziere. Nun jedoch ist die Flotte einen Schlachtkreuzer ärmer.

Der letzte und wichtigste Teil des Romans ist wie üblich eine Raumschlacht mit allen Schikanen. Sie lässt das Herz eines jeden Fans solcher Action höherschlagen. Man muss nicht „Hornblower“ gelesen oder „Master and Commander“ gesehen zu haben, um Gearys Gefechtsmanöver geradezu genial zu finden. Er ist immer für eine Überraschung gut.

Im Nachklapp gibt es eine weitere Überraschung, die den Leser gespannt auf die Fortsetzung warten lässt: Die Aliens, von denen bereits in Band 2 die Rede war, haben das von ihnen geschaffene Hypernet so manipuliert, dass sich eine Syndik-Flotte verflogen hat – ausgerechnet nach Lakota. Diese Manipulation eines wichtigen Verkehrsweges ist eine laute Botschaft. Doch wofür?

_Die Übersetzung _

Wie schon im Vorgängerband ist Ralph Sanders Übersetzung bemerkenswert frei von Druckfehlern. Lediglich auf Seite 393 fand ich ein dicken Fehler: “ …um die überlegene Syndik-Streitmacht in Empfang zu nehmen, die Ixion früher oder später [nach Ixion] erreichen musste.“ Die zwei Wörter in Klammern sind sicherlich überflüssig.

Stilistisch ist der Text auf einer sehr beachtlichen Höhe, sodass man zu keinem Zeitpunkt merkt, dass es sich im Grunde um relativ simple Vorgänge in der Geschichte handelt. Nur für die betroffenen Figuren geht es dabei um Leben und Tod.

_Unterm Strich_

„Fluchtpunkt Ixion“ führt die Bände „Furchtlos“ und „Black Jack“ konsequent weiter. Ich habe den flott und einfach erzählten Roman in nur zwei Tagen gelesen. Die militärische Aktion spielt sich diesmal in vier Systemen ab, und an Flottenaktivitäten und Kämpfen herrscht durchaus kein Mangel. Ich hätte mir ein bisschen mehr Detektivermittlung gewünscht und weniger das Herunterbeten von Kampfhandlungen, und seien sie noch so einfallsreich.

Aber wenigstens kommt ganz am Schluss die Ermittlung ein klein wenig voran, als Jack Geary seiner besseren Hälfte, der Ko-Präsidentin Victoria Rione, weitere Indizien für seinen Verdacht mitteilt: Die Menschen sind keineswegs allein im Universum und die Aliens, die wohl jenseits des Syndikraums existieren, haben etwas mit dem von ihnen geschaffenen Hypernet vor. Aber was?

Ansonsten kann der Roman mit den üblichen Unterhaltungswerten eines Military-SF-Romans dienen: mehrere Raumgefechte, diverse Abwehrkämpfe, die Auseinandersetzung mit einem unerbittlichen und zahlenmäßig überlegenen Gegner und schließlich offene Rätsel, die es im nächsten Band „Die Verschollene Flotte 4: Gearys Ehre“ zu lösen gilt. Er erscheint am 24. Juni 2011.

|Taschenbuch: 397 Seiten
Originaltitel: The Lost Fleet: Courageous (2008)
Aus dem US-Englischen von Ralph Sander
ISBN-13: 978-3404233519|
[www.luebbe.de]http://www.luebbe.de

Garth Nix – Listiger Freitag (Die Schlüssel zum Königreich 5) (Hörbuch)

Die Schlüssel zum Königreich:

„Schwarzer Montag“ (Die Schlüssel zum Königreich 1)
„Grimmiger Dienstag“ (Die Schlüssel zum Königreich 2)
„Kalter Mittwoch“ (Die Schlüssel zum Königreich 3)
„Rauer Donnerstag“ (Die Schlüssel zum Königreich 4)
„Listiger Freitag“ (Die Schlüssel zum Königreich 5)
„Mächtiger Samstag“ (Die Schlüssel zum Königreich 6)
„Goldener Sonntag“ (Die Schlüssel zum Königreich 7)

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Paul Ott (Hg.) – Sterbenslust. Erotische Kriminalgeschichten

Sex sells

Sex und Verbrechen sind zwei anziehende Themen, die scheinbar nie langweilig werden. Das wird schnell offensichtlich, wenn man die Vielzahl der Krimis und Liebesromane betrachtet, die Jahr für Jahr auf den literarischen Markt geworfen werden. Da liegt es nahe, beide Themen zu verbinden – so geschehen von 21 namhaften Autoren und Autorinnen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, deren erotische Kriminalgeschichten Paul Ott in dem vorliegenden Sammelband „Sterbenslust“ aus dem |Gmeiner|-Verlag zusammengetragen hat.

Paul Ott (Hg.) – Sterbenslust. Erotische Kriminalgeschichten weiterlesen

Brian Keene – Die Verschollenen

Auf einer pazifischen Tropeninsel treiben Teilnehmer einer billigen TV-Reality-Show ihre dümmlichen Spielchen, bis die heimlichen Herrscher des Eilands zornig, hungrig und geil über sie kommen … – Trash-Horror der besonders grobgestrickten Art, dessen Verfasser zwei entscheidende Fehler begeht: Die Story ist trotz aller Drastik nicht nur langweilig, sondern wird auch noch überraschungslos erzählt.
Brian Keene – Die Verschollenen weiterlesen

Andrews, Ilona – Magisches Blut (Stadt der Finsternis 4)

_|Stadt der Finsternis|:_

Band 1: [„Die Nacht der Magie“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5963
Band 2: [„Die dunkle Flut“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6134
Band 3: [„Duell der Schatten“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6289
Band 4: _“Magisches Blut“_
Band 5: „Magic Slays“ (noch ohne dt. Titel)

Das Autorenduo Ilona Andrews steht seit nun mehr drei Bänden „Stadt der Finsternis“ für Action, eine wirklich toughe Heldin und jede Menge düsterer Figuren. In Band 4, „Magisches Blut“, kommt noch eine weitere dunkle Gestalt hinzu. Eine, mit der Kate Daniels nicht gerechnet hat …

Die mutige Ordensritterin steht vor einem großen Rätsel. Eine Bar, in der sowohl Gestaltwandler als auch Menschen verkehren, wurde von einem mysteriösen Unbekannten angegriffen, der anschließend einen der Gestaltwandler mit einer höchst ansteckenden Krankheit infizierte. Nachdem es ihr mit Mühe und Not gelungen ist, den sehr lebendigen Krankheitserreger in die Ecke zu drängen, muss Kate feststellen, dass niemand den Unbekannten identifizieren kann. Allerdings scheint es, als ob er sein Unwesen nicht nur in Atlanta, sondern in ganz Amerika treibt.

Es gilt also, diesen Übeltäter zu stoppen. Dabei macht Kate einige höchst beunruhigende Entdeckungen. So unbekannt ist der Unbekannte nämlich gar nicht. Jedenfalls ihr nicht. Doch das ist selbstverständlich nicht Kates einziges Problem. Curran, der Herr der Gestaltwandler, und sie pflegen eine etwas ruppige, auf vielen Missverständnissen basierende Beziehung. Doch dieses Mal hilft der Ordensritterin weder Witz noch Streit. Sie steht vor einer schwierigen Entscheidung…

_Es ist beinahe_ schon beängstigend, wie Ilona Andrews kontinuierlich herausragende Bücher schreiben. Auch der vierte Band von „Stadt der Finsternis“ überzeugt auf ganzer Linie. Die rasante, actionreiche Handlung lässt keine Wünsche offen. Kate Daniels stolpert von einem Tatort zum nächsten und kämpft gegen diverse Widersacher. Dabei rücken ihre eigene Vergangenheit und ihre mysteriöse Herkunft einmal mehr in den Vordergrund. Während diese in den ersten Bänden häufig nur nebenbei erwähnt wurden, zeichnet sich nun ab, dass ihre Abstammung noch reichlich Potenzial für weitere spannende Bücher bietet. Darüber hinaus gibt es auch etwas fürs Herz – allerdings auf die raue und kitschfreie Kate-Daniels-Art.

Überhaupt Kate Daniels. Sie tritt erneut als überaus sympathische, mitreißende Hauptfigur auf. Ihr Charakter vertieft sich weiter, da noch mehr Details über ihre Herkunft ans Tageslicht kommen. Ihre erfrischend freche Art und ihr Mut sowie ihr neuer Gefährte, der Kampfpudel, sorgen für weitere Höhepunkte in der Geschichte. Schön ist, dass auch andere Nebenfiguren sich weiter entwickeln und stärker in den Fokus rücken. Die Autoren nutzen diese Gelegenheit, um anhand dieser Personen das Wesen und die Traditionen der Gestaltwandler besser zu erklären. Ihre Ideen haben dabei stets Hand und Fuß. Die düstere Welt, in der die Geschichte spielt, ist überaus gelungen und überrascht auch dieses Mal mit einigen Innovationen.

Der Schreibstil ist, wie jedes Mal, perfekt auf die Ich-Erzählerin Kate zugeschnitten. Frech, humorvoll und vor allem nie langatmig bringen die Autoren den Leser durch die Geschichte. Sie verzichten dabei zwar nicht auf detaillierte Beschreibungen, halten diese aber angenehm kurz. Der schnörkellose Stil und die gute Wortwahl sorgen ebenfalls dafür, dass sich die Geschichte flott und mühelos lesen lässt.

_Mit „Magisches Blut“_ haben Ilona Andrews den mittlerweile vierten Band ihrer Serie „Stadt der Finsternis“ vorgelegt und überzeugen erneut durch eine starke Leistung. Die Handlung, die Figuren und der Schreibstil passen wie die Faust aufs Auge. Dank der Rahmenhandlung, Kates Herkunft, die in jedem Buch ein wenig mehr Beachtung findet, bleibt es auch weiterhin spannend.

|Broschiert: 409 Seiten
Originaltitel: Magic Bleeds
Deutsch von Bernhard Kempen
ISBN-13: 978-3802583421|
[www.egmont-lyx.de]http://www.egmont-lyx.de
[www.ilona-andrews.com]http://www.ilona-andrews.com

_Ilona Andrews bei |Buchwurm.info|:_
[„Magische Begegnung“ (Land der Schatten 1)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6772

Erlhoff, Kari; Sonnleitner, Marco; Buchna Hendrik – Die drei ??? und die Geisterlampe – 12 Kurzgeschichten (Sonderband)

Das letzte Jubiläum einer der beliebtesten Jugendserien überhaupt, liegt noch gar nicht so lange zurück. Erst im Jahr 2010 feierte man bei |Kosmos| die Veröffentlichung von Band 150. Trotzdem geht die Erfolgsgeschichte unvermindert weiter. Derzeit befinden sich vier aktive Autoren „im Dienst“, drei von ihnen geben sich im vorliegenden 159. Band ein Stelldichein. Dieser ist eine kleine Neuerung in der inzwischen fast genau 50-jährigen Geschichte der Reihe: Kurzgeschichten der drei ??? hatten wir bislang noch nicht. Gleich zwölf Stück davon sind hier vertreten:

_“Der verschwundene Superstar“ – Kari Erlhoff_

„Blacky“, seit Jahren fester Bestandteil und Maskottchen der drei Fragezeichen, plappert plötzlich Passagen aus Shakespeares „Hamlet“ – genauer gesagt die Textzeilen der weiblichen Hauptrolle Ophelia. Eine kurze Untersuchung des bekannt sprachbegabten, schwarzen Vogels bestätigt den Verdacht, dass es sich hier nicht um Blackbeard, sondern um einen anderen Mynah handelt. Jemand muss Blacky entführt haben!

|Eindruck|

Die Geschichte ist eine schöne Hommage an den Fall „Super-Papagei“ und somit an einen der berühmtesten Fälle des Trios. Kari Erlhoff hat ohnehin ein Faible für die klassischen Elemente und Figuren, gerne auch aus den ganz frühen Tagen der Serie. Erst jüngst erweckte sie Jamie Allison („Feurige Flut“), Jelena Charkova („Tödliches Eis“) und Skinny Norris („Namenloser Gegner“) zu neuem Leben. Wiewohl die Grundidee dieses Falles durchaus originell ist, wirkt die Auflösung etwas holprig und in letzter Instanz nicht besonders plausibel.

_“SOS“ – Marco Sonnleitner_

Nach einem spannenden Kinoabend am Strand, bemerken die drei Fragezeichen ein SOS-Blinksignal aus einem alten, vermeintlich leerstehenden Anwesen mit dem – vor allem für Hasenfuß Peter – höchst verheißungsvollen Namen ‚Gloomy Hollow‘ (dt.: Düstere Senke). Diese stammen von einem von Einbrechern eingesperrten, zehnjährigen Jungen, der kürzlich mit seinen Eltern hier einzog. Diese sind allerdings aushäusig, stattdessen machen sich die ungebetenen Gäste grade an Daddys Tresor zu schaffen …

|Eindruck|

Auch Marco Sonnleitner bedient sich ebenfalls gerne mal erprobter Stilelemente und würzt diese dann vorzugsweise noch mit einem Schuss Mystery. Diesmal langt es, vielleicht wegen der Begrenzung der Länge auf zwölf Seiten pro Story, augenscheinlich nicht für einen ausgewachsenen Fluch, sodass es hier fast ausschließlich das alte Piraten-Thema im Alleingang richten muss, das Kennern der Serie sattsam bekannt ist. Wenig Knobelei, viel Action – lautet die Devise des Plots, der alles in allem recht ordentlich zu unterhalten weiß.

_“Das Rätsel der schwarzen Nadel“ – Hendrik Buchna_

Die drei Jungs sollen einen recht heiklen Überwachungsjob ausführen. Ihr Klient Mr Logan muss eine Schachtel, mit einer ominösen schwarzen Nadel, auf einer alten Industriebrache an einen Unbekannten aushändigen bzw. dort deponieren – zu den üblichen Bedingungen: Allein und natürlich keine Polizei. Die diesbezügliche Drohung ist recht unverhohlen. Noch während der Vorbereitung der Observation müssen die drei zum Arbeitseinsatz für Tante Mathilda antreten – die Gelegenheit nutzt jemand, um sich Zutritt zur Zentrale zu verschaffen.

|Eindruck|

Newcomer Hendrik Buchna („Im Zeichen der Schlangen“) pflegt zunächst lieb gewonnene Klischees, wie den Frondienst für Tante Mathilda und Onkel Titus. Noch während der Leser sich innerlich auf die nächtliche Beschattung vor düsterer Werkshallenkulisse vorbereitet, löst sich der Fall quasi im Vorbeigehen. Und vor allem schneller als gedacht. Eben noch mit Bob gefiebert, der mit dem Einbrecher in der Zentrale konfrontiert wird, und schon einer recht unerwartete Erklärung/Auflösung des Falles.

_“Entführt“ – Marco Sonnleitner_

Peter erhält eine alarmierende E-Mail, in welcher ihm die Entführung seiner Freundin Kelly mitgeteilt wird – nebst einem Rätsel, wo er sie wieder finden kann. Unterzeichnet hat ein gewisser „S.N.“ Natürlich kann es sich dabei nur um Dauerwidersacher und Erzfeind Skinny Norris handeln, denken auch Justus und Bob, als er sie in der Zentrale davon informiert. Das gesetzte Ultimatum ist fast verstrichen und somit der enge Zeitrahmen die kniffligen Denksportaufgaben zu lösen. Kann der recht beschränkte Skinny sich so etwas Subtiles tatsächlich ausgedacht haben?

|Eindruck|

Peters Freundin Kelly Madigan hatten wir die letzten paar Jahre schon (fast) vergessen. Nun erinnert Marco Sonnleitner sich (und uns) wieder an sie. Die Geschichte kommt, für ihn recht untypisch, vollkommen ohne mysteriösen Einschlag aus. Dafür gibt’s ein fast schon traditionell zu nennendes Rätsel im besten Sinne. Der pfiffige Final-Twist rundet diese flotte Geschichte zusätzlich ab.

_“Das Lehrstück“ – Kari Erlhoff_

Mrs Floyd ruft die drei Fragezeichen zur Hilfe, da sie eine Erbschaft vermisst. Zumindest vermutet sie, dass ihre kürzlich verstorbene Mutter einen nicht unerheblichen Betrag gebunkert hat. Die alte Dame war Musiklehrerin – auch die Peters – und hat ihrer Tochter als einzigen Hinweis ein Musikstück hinterlassen, welches diese ganz folgerichtig als versteckte Botschaft auffasst. Wer sie dechiffriert, findet sicher auch das irgendwo im Haus versteckte Ersparte der schrulligen Verstorbenen.

|Eindruck|

Es fällt schwer sich ausgerechnet Peter Shaw als ehemaligen Klavierschüler vorzustellen – aber warum auch nicht? Ansonsten kommt einem bei dieser Story eigentlich nur noch ein einziges Wort in den Sinn: Vorhersehbar.

_“Verschwörung auf der Eagle Ranch“ – Hendrik Buchna_

Mitschüler Miguel bittet die drei ??? um Hilfe. Sein Vater Alejandro ist Besitzer der Highwayraststätte „Eagle Ranch“ und wurde erst vor zwei Jahren amerikanischer Staatsbürger. Irgendjemand hat wohl eine Aversion gegen ihn und veranstaltet – bisher – kleinere Sabotageakte, wobei in rätselhaften Drohschriften auf seinen Migrationshintergrund angespielt wird.

|Eindruck|

Diese Geschichte lebt in nicht unerheblichen Umfang von der Art, wie sie aufgezogen wurde. Bob verfasst einen retrospektiven Bericht für Inspector Cotta auf seiner klapprigen Schreibmaschine, wobei so mancher Tippfehler für Heiterkeit, sprich Auflockerung sorgt. Die Idee ist nicht neu. Diesen stilistischen Kniff kennt man schon vom Fall „Nebelberg“: Bobs Reisetagebuch. Der Fall ist durchaus spannend, gut durchdacht und hat eine unerwartete Auflösung.

_“Der graue Dämon“ – Hendrik Buchna_

Als Peter nach dem Sport noch zum Baumarkt muss, rasselt er dort mit einem monströsen Wesen zusammen. Panikartig ergreift der Ober-Hasenfuß des Trios die Flucht. Per pedes jagt ihn der graue Unhold quer durch Rocky Beach, bis Peter auf einer alten Mülldeponie Zuflucht sucht und sich endlich in Sicherheit wähnt.

|Eindruck|

Run for Fun, hätte man diese Kurzgeschichte ebenfalls nennen können. Eine spannende, rasante Verfolgungsjagd, die auch durch die Erwähnung verschiedener, grade zur jeweiligen Situation passender, Songtitel ihren subtilen Witz bezieht. Am Ende ist natürlich wieder einmal alles anders, als es scheint. Spaßig.

_“Dunkle Vergangenheit“ – Marco Sonnleitner_

Die drei ??? sind mit Bobs Käfer unterwegs, als ihnen ein waschechter Westmann vors Auto läuft. Nur Bobs schneller Reaktion ist es zu verdanken, dass er den Revolverhelden nicht über den Haufen fährt. Einen solchen richtet er nämlich auf die drei und zwingt sie ihm zur Flucht zu verhelfen. Er hat grade eine Bank ausgeraubt – Schlimmer noch: Bei dem Outlaw handelt es sich um einen von Justus‘ Vorfahren.

|Eindruck|

Zeitmaschine und Western? „Jemand zuhause McFly, Du irische Mistfliege?“ Den cineastisch vorbelasteten Leser beschleicht ein Déjà vu, nur dass Bobs Foffi eben kein DeLorean ist und Marty McFly und Doc Brown auch nicht vorkommen. Marco Sonnleitner begibt sich hier vom Setting her auf sehr dünnes, experimentelles Eis. Praktizierte Ahnenforschung einmal anders. Strange.

_“Jagd auf den Weihnachtsmann“ – Hendrik Buchna_

Es ist kurz vor Weihnachten und noch dazu einer der schlimmsten Winter, welche Rocky Beach je erlebt hat. Polizei und Feuerwehr haben alle Hände voll zu tun und sind kürzlich Opfer von Sabotageakten geworden. Umso härter trifft das kleine Städtchen eine dreiste Einbruchserie, die laut übereinstimmender Zeugenaussagen von einem Weihnachtsmann verübt wird.

|Eindruck|

Eine Weihnachtsgeschichte mit dem Nikolaus aus der Hölle – Satan Klaus, sozusagen. Selbstverständlich ist hinterher kaum noch etwas, wie es am Anfang schien und erhält zum Schluss sogar eine aktuelle, sozialkritische Komponente. Die Geschichte ist nicht immer ganz plausibel, vor allem was den Selbstbau-Schneepflug vor Onkel Titus’ Truck angeht. Alles in allem aber eine spannende, wie originelle Story.

_“Manches verlernt man nie“ – Marco Sonnleitner_

Die greisen drei ???, die berühmtesten Emporkömmlinge von Rocky Beach, sollen heute für ihr Lebenswerk geehrt werden. Der Bürgermeister schließt grade die Laudatio ab und will zur Verleihung von mit Edelsteinen geschmückten Fragezeichen übergehen, als plötzlich das Licht ausfällt. Im entstandenen Tumult sind hernach zwei der drei Edelsteine verschwunden. Der Dieb muss sich aber noch im Saal befinden.

|Eindruck|

Eben noch in der dunklen Vergangenheit, gehts mit Marco Sonnleitner nun tatsächlich quasi zurück in die Zukunft: Die drei ??? inzwischen in Ehren ergraut, etwas zänkisch wie ein altes Ehepaar – pardon: Trio – aber immer noch mopsfidel. Beklauen lassen sie sich schon mal gar nicht. Diese nette, kleine Persiflage liest sich fluffig und spielt selbstironisch-humorig mit so manchem Serien-Klischee.

_“Psychomoon“ – Kari Erlhoff_

Kellys Tante wird erpresst und ist Willens zum Schein auf die Lösegeldforderung des Erpressers – mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ihr Gärtner – einzugehen. Kelly soll zusammen mit Peter die Geldübergabe vornehmen, Inspector Cotta lauert bereits am Treffpunkt. Im „Gates Motel“, wo die beiden die Honeymoon-Suite beziehen, soll der Zugriff erfolgen. Allerdings geht in der Nacht so einiges schief.

|Eindruck|

Erst entschwindet Kelly ziemlich sang- und klanglos aus der Serie, dann ist sie in einem Buch gleich zwei Mal vertreten. Dabei ist diese Geschichte eine offensichtliche Verneigung vor dem Altmeister Alfred Hitchcock, der den Büchern damals seinen zugkräftigen Namen lieh. Unvergessen sein Film „Psycho“, der bekanntlich im „Bates Motel“ spielt. Kari Erlhoff ließ es sich nicht nehmen, die legendäre Dusch-Szene daraus ebenfalls einzubauen. Natürlich wird hier niemand gemeuchelt …

_“Die drei ??? und die Geisterlampe“ – Kari Erlhoff_

Filmschauspieler Vancura hat einen regelrechten Orient-Spleen und jetzt ist ihm doch glatt sein Dschinn abhandengekommen. Das ist jetzt keine versteckte, anzügliche Sauerrei. Der Mime behauptet steif und fest, einen wahrhaftigen Flaschengeist aus einer kürzlich ersteigerten Öllampe befreit zu haben. Doch obwohl der – nach zwei bereits erfüllten Wünschen – versprach, pünktlich zum dritten wieder da zu sein, ist er seither nicht wieder zum Dienst erschienen.

|Eindruck|

Wie man unschwer erkennen kann, handelt es sich hierbei um die Titel gebende Story des Bandes. Der Plot ist straff, straight und schnörkellos auf den Punkt gebracht. Leider auch ziemlich überraschungsfrei, doch für viel Trara bleibt auf den wenigen, zur Verfügung stehenden, Seiten auch kein Raum. Unter anderen Umständen hätte man aus dieser Grundidee bestimmt einen interessanten Full-Size-Fall mit einem Hauch von „Flüsternde Mumie“ basteln können.

_Fazit_

Eine Anthologie der drei ??? gabs bislang noch nicht – zumindest keine offizielle. Durch die Bank sind die Kurzgeschichten unterhaltsam, einige hätten auch das Rüstzeug für Größeres mitgebracht, mindestens eine ist – für ???-Verhältnisse jedenfalls – sehr gewagt und extrem weit hergeholt. Eine bis zwei sind eher schwach, da zu vorhersehbar – zumindest in dieser kurzen Form. Bemerkenswert, dass Newcomer Hendrik Buchna die durchweg besseren, weil (subjektiv empfunden) originelleren, Storys in dieser Sammlung aus dem Ärmel zieht und seinen beiden etablierten Kollegen in nichts nachsteht.

|Hardcover: 128 Seiten
12 Kurzgeschichten
Basierend auf den Figuren von Robert Arthur
Erzählt von Kari Erlhoff, Marco Sonnleitner und Hendrik Buchna
Redaktion: Martina Zierold, Martina Dold
ISBN 978-3-440-12328-7|
[www.kosmos.de]http://www.kosmos.de

Fast 80 weitere Rezensionen zu den „Drei Fragezeichen“ gibt es in unserer [Datenbank]http://buchwurm.info/book zu entdecken.

Hannes Nygaard – TATORT: Erntedank

Begeisterte die TATORT-Serie über Jahrzehnte hinweg ein Millionenpublikum vor dem Fernseher, läutete der Emons-Verlag eine neue Ära ein: Die beliebteste deutsche Krimiserie schaffte im Herbst 2009 auch den Sprung in die Literatur. Basierend auf Drehbüchern bereits gesendeter Folgen, werden seither eine ganze Reihe Fälle ausgewählter und beliebter Ermittler auch als Roman angeboten. Erfolgreich. Der ersten Welle von Veröffentlichungen folgten unlängst weitere. Mittlerweile hat sich lediglich das Cover Design etwas geändert. „Erntedank“ (Der Buchtitel wurde gegenüber der TV-Fassung um das angehängte ‚e. V.‘ gekürzt) gehört zur zweiten Tranche des Frühjahrs 2010 und präsentiert einen Fall mit Charlotte Lindholm, vom LKA Hannover, in Romanform.

Zur Story

Hannes Nygaard – TATORT: Erntedank weiterlesen

Hayder, Mo – Ritualmord (Lesung)

_|Jack Caffrey|:_

Band 1: [„Der Vogelmann“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1632
Band 2: [„Die Behandlung“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1635
Band 3: [„Ritualmord“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5800
Band 4: „Haut“
Band 5: „Verderbnis“

Mit der Figur des Detective Inspector Jack Caffery hat sich Schriftstellerin Mo Hayder einen Namen gemacht. Ihre ersten beiden packenden Thriller rund um diese Figur fesselten rund um den Globus etliche Thrillerfans – was neben dem innerlich zerrissenen Jack Caffery vor allem Mo Hayders Talent für spannende und grausige Plots zu verdanken ist. Lange hat sie sich Zeit gelassen, bis sie mit „Ritualmord“ diese erfolgreiche Reihe fortgesetzt hat.

Noch immer hat Jack Caffery nicht mit einem dunklen Kapitel aus seiner Vergangenheit abgeschlossen. Obwohl Kinderschänder Ivan Penderecki im zweiten Band der „Caffery“-Reihe sein Leben lassen musste, macht Jack sich nach wie vor Vorwürfe, dass er einst vor 30 Jahren seinen Bruder nicht vor dem Kinderschänder hat retten können. Gleichzeitig beschäftigt ihn ein neuer Fall: Im Hafenbecken in Bristol wurde eine Hand entdeckt. Doch Polizeitaucherin Flea Marley kann keine zugehörige Leiche entdecken. Nach intensiver Suche wird allerdings eine zweite abgetrennte Hand gefunden – unter der Eingangstür eines Restaurants am Hafen.

Während ein Junkie in eine prekäre Lage gerät und um sein Leben fürchten muss, finden Caffery und Marley heraus, aus welchem Grund jemand eine abgetrennte Hand unter der Eingangstür zu seinem Restaurant vergräbt: Nach dem afrikanischen Muti-Zauber soll diese nämlich Gäste in das Restaurant hinein locken. Die Spur führt in die afrikanische Gemeinde, in der die Angst vor einem Dämon umgeht – der ideale Nährboden für jemanden, der Schutzzauber unters Volk bringen möchte, auch wenn andere Menschen dafür ihr Leben lassen müssen …

_Caffery zum Dritten_

Lange haben wir auf die Fortsetzung der „Caffery“-Reihe warten müssen. Doch hing die Messlatte nach den zwei nahezu perfekten Thrillern „Der Vogelmann“ und „Die Behandlung“ sehr hoch. Und leider schafft Mo Hayder es in keinster Weise, an dem Erfolg der beiden Vorgänger anzuknüpfen. Ihr „Ritualmord“ scheitert in nahezu jeder Hinsicht: Dass Jack Caffery nun immer noch nicht damit abgeschlossen hat, dass sein Bruder Ewan vor 30 Jahren spurlos verschwunden und einem Kinderschänder zum Opfer gefallen ist, wärmt Mo Hayder nun erneut auf, obwohl sie in ihrem Vorgängerband eigentlich einen halbwegs zufrieden stellenden Abschluss dieser Episode gefunden hatte. Doch Caffery leidet immer noch unter Schuldgefühlen, sucht wöchentlich den Straßenstrich auf, ohne dort aber die gewünschte Erlösung zu finden. Stattdessen trifft er sich mit dem sogenannten Walking Man, der ihm bei dieser Vergangenheitsbewältigung helfen soll. In diesem Handlungsstrang taucht Jack Caffery fast häufiger auf als in der eigentlichen Ermittlung. Doch so langsam mag man doch nichts mehr über den verschwundenen Ewan hören, sondern hofft darauf, dass Jack Caffery anfängt, nach vorne zu blicken und neu anzufangen.

Aber auch sein weiblicher Gegenpart ist mehr mit ihrem eigenen verkorksten Leben beschäftigt als mit der abgetrennten Hand. Vor zwei Jahren nämlich hat Flea ihre Eltern bei einem Tauchunfall verloren. Im sagenumwobenen Bushman’s Hole sind ihre Eltern versunken, und Fleas Bruder konnte nur hilflos zusehen, wie seine Eltern in den Tod gegangen sind. Kurioserweise konnten die Leichen ihrer Eltern allerdings nie geborgen werden. Aus diesem Grund schluckt Flea Marley nun auf Rat des besten Freundes ihres Vaters ein Mittelchen, um dadurch mit ihrer toten Mutter zu kommunizieren. Und tatsächlich trifft Flea auf ihrem Trip ihre Mutter, die ihr die Botschaft zukommen lässt, dass ihre Leichen bald gefunden würden, dass Flea aber verhindern soll, dass diese geborgen werden. Flea ist verstört, versteht sie doch den Wunsch ihrer Mutter nicht. Kurz darauf liest sie in einem Taucherforum von einem Ereignis in Bushman’s Hole, das genau zu der Vision aus ihrem Trip passt.

Eine gestörte Existenz als Hauptfigur in einem Spannungsroman ist der Thrillerfreund ja aus diversen Krimireihen bereits bestens gewöhnt, doch zwei nebeneinander gehen einem doch irgendwann gehörig auf die Nerven. Zudem haben beide Vergangenheitsbewältigungstraumata rein gar nichts mit dem eigentlichen Fall zu tun. Und leider entwickeln beide Handlungsstränge Null Spannung, sondern lenken nur von den eigentlichen Ermittlungen ab.

Apropos Ermittlungen: Da waren ja schließlich noch die beiden abgetrennten Hände, die Teil eines afrikanischen Muti-Zaubers sind. Und dieser Zauber ist besonders mächtig, wenn die Körperteile von einem lebenden Menschen stammen. Also muss irgendwo noch jemand sein, dem zwei Hände fehlen. Und der Hörer weiß auch bereits, um wen es sich dabei handelt. Denn wir haben bereits den Junkie begleitet, dem erst ein wenig Blut abgezapft wurde und der schließlich vor der Wahl steht, jemand anderes ans Messer zu liefern oder selbst beide Hände zu verlieren. Eigentlich doch der perfekte Ausgangspunkt für einen packenden Plot, oder? Doch schafft Mo Hayder es leider überhaupt nicht, ihre eigentliche Geschichte so zu konstruieren, dass sie den Zuhörer fesseln könnte. Stattdessen verirrt sich Hayder in Nebenplots und führt nur lieblos den eigentlichen Handlungsstrang rund um die abgetrennten Hände zu Ende.

Man sollte eigentlich meinen, Jack Caffery und Flea Marley müssten sich ein wenig beeilen, da ihnen klar sein dürfte, dass sie den Handlosen eventuell noch retten können, doch sind beide mit ihrem eigenen Leben und ihren zahlreichen Problemen genügend beschäftigt. Immerhin kreisen sie dann schließlich doch den Schuldigen immer weiter ein. Leider nur nebenbei kommen sie irgendwann auf die richtige Spur und wissen dann, wo sie den Handlosen finden können. Hier kommt es immerhin noch zu einer Art Showdown, der für einige Minuten ein wenig Spannung produziert. Spannung, die bis einige Minuten vor Ende des Hörbuchs leider Fehlanzeige war.

Zwar versucht Mo Hayder krampfhaft, Gruseleffekte einzustreuen, indem sie einem lebenden Jungen beide Hände abschneiden lässt, doch ist dies kein Vergleich zu der Spannung, die sie in den ersten beiden „Caffery“-Thrillern erzeugt hat. Auch die Tatsache, dass der Hörer den Junkie in sein düsteres Verlies begleitet und weiß, dass er noch lebt, als Caffery seine Ermittlungen beginnt, sorgt nicht dafür, dass man mit dem Junkie mitfiebert und auf eine Art „Happy End“ hofft. Stattdessen verfolgt man relativ gleichgültig die Ermittlungen und lässt sich am Ende einfach überraschen, ob Caffery denn noch rechtzeitig im Verlies ankommen wird.

_Schade_

Dietmar Bär versucht mit seiner tiefen, brummigen Stimme ein wenig Atmosphäre in dieses dünne Kriminalstück zu bringen. Doch steht er dabei natürlich auf verlorenem Posten. Immerhin spricht er die männlichen Rollen recht überzeugend, nur bei Flea Marley gefiel er mir nicht ganz so gut, aber er hat eben auch nicht die richtige Stimmlage, um eine Frau zu sprechen.

Eigentlich hatte ich mich auf ein paar Stunden Hochspannung mit Jack Caffery gefreut, doch wurde ich bereits nach kurzer Zeit bitter enttäuscht. Der präsentierte Fall hat mich an keiner Stelle gepackt und auch Caffery als Hauptfigur entwickelt längst nicht mehr die gleiche Faszination wie noch in den ersten beiden Bänden. Da bleibt nur zu hoffen, dass Mo Hayder im vierten „Caffery“-Thriller die Kurve wieder bekommen hat …

|Download-Version mit 7:02 h Spieldauer|
[www.audible.de]http://www.audible.de

auch erschienen als:

|6 Audio-CDs mit 426 Minuten Spieldauer
Sprecher: Dietmar Bär
Originaltitel: Ritual
ISBN-13: 978-3-86604-913-0|
[www.randomhouse.de/randomhouseaudio]http://www.randomhouse.de/randomhouseaudio/index.jsp

_Mo Hayder bei |Buchwurm.info|:_
[„Der Vogelmann“ (Lesung)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=2114
[„Die Behandlung“ (Lesung)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=2118
[„Tokio“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=2075
[„Tokio“ (Lesung)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=2194
[„Pig Island“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=2567
[„Die Sekte“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3553
[„Die Sekte“ (Lesung)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3636

Hartung, Alexander – Rache des Inquisitors, Die

_Handlung_

Klara Ulner wohnt im kleinen Dorf Reheim im Taunus bei ihrem Onkel Markus. Das Leben dort ist unbeschwert und glücklich. Ihre Freunde sind der liebenswerte Schürzenjäger Peter und die Heilerin und Kräuterfrau Agnes, die auch ihre Lehrerin ist. Doch die Idylle währt nicht lange, denn als Pater Baselius, Prior des Klosters St. Bonifaz in Mainz nach Reheim kommt, weil es dort angeblich einen Fall von Ketzerei gegeben hat, herrscht schnell große Angst und Verunsicherung unter den Einwohnern.

Der Prior, sein Skriptor und einige Soldaten beginnen sofort mit den Ermittlungen und es dauert nicht lange, bis die vermeintliche Hexe Agnes auf dem Scheiterhaufen landet. Schnell schlägt die Stimmung in dem Dörfchen, in dem jeder jeden kennt, um und es breiten sich Misstrauen und Panik in der Bevölkerung aus. Als Nächstes ist Peters Vater an der Reihe, der ebenfalls der Teufelsanbetung bezichtigt wird. In beiden Fällen ist Klara von der Unschuld der Angeklagten überzeugt und so beginnt sie, Nachforschungen anzustellen. Als dann plötzlich auch Peter im Gefängnis der Inquisition landet, scheint ihre ganze kleine Welt in den Feuern der Inquisition zu enden.
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Grebe, Camilla & Träff, Åsa – Therapeutin, Die

„Nr. 1-Bestseller aus Schweden“ klebt sichtbar auf dem Buchcover des Debütromans „Die Therapeutin“ der beiden Schwestern Camilla Grebe und Åsa Träff. Mit neuen Spannungsromanen aus Skandinavien wird man ja seit Henning Mankell praktisch überversorgt, doch nicht jedes Mal versteckt sich hinter diesem Label tatsächlich der versprochene packende Bestseller. Aus diesem Grund lese ich derart titulierte Bücher inzwischen mit einer gewissen Portion Skepsis – so auch bei der „Therapeutin“ – dem Auftakt zur neuen spektakulären Krimiserie aus Schweden, wie es auf dem Buchrücken versprochen wird. Doch so viel kann ich vorweg verraten: In diesem Fall war die Skepsis absolut nicht angebracht, denn dieses Debüt hebt sich ausgesprochen positiv vom Einheitsbrei ab und verdient es, in sämtliche Bücherregale eines jeden Thriller-Fans aufgenommen zu werden.

_Therapeutin im Visier_

Siri Bergman lebt seit dem Tod ihres Mannes Stefan zurückgezogen in einer kleinen Hütte. Freunde hat sie eigentlich keine. Nur ihre Kollegin Aina besucht sie ab und an und steht für Frauengespräche zur Verfügung. So bekämpft Siri ihre Einsamkeit allzu oft mit einem Gläschen Wein oder vielmehr einem Gläschen Wein zu viel … Siri hat schreckliche Angst vor der Dunkelheit. Aus diesem Grund schläft sie grundsätzlich in einem hell erleuchteten Haus. Doch eines Nachts erwacht sie und alles ist dunkel. Erschrocken greift sie nach der Taschenlampe unter ihrem Bett – doch kann sie diese dort nicht finden. So geht Siri zum Sicherungskasten und stolpert dabei über ihre Taschenlampe, die nicht angehen will. Wie ist die Lampe dorthin gekommen und wieso funktioniert sie nicht? Und ist da tatsächlich eine Fußspur unter dem Sicherungskasten? Eigentlich hätte Siri dies spanisch vorkommen müssen, doch verdrängt sie dieses Vorkommnis.

Bald darauf erhält sie einen mysteriösen Brief. Außerdem fühlt sie sich in ihrem Haus beobachtet. Eines Tages verschwindet ihr Kater spurlos. Erst als sich die mysteriösen Ereignisse weiter häufen, vertraut Siri sich ihrer Kollegin Aina an, die sprachlos ist, dass Siri dies bislang verschwiegen hat. Auch die Polizei geht von einer echten Bedrohung aus. Kurz darauf findet Siri auf ihrer täglichen Schwimmrunde die Leiche einer ihrer Patientinnen. Schnell wird klar, dass jemand es nicht auf Siris Patienten abgesehen hat, sondern auf die Therapeutin selbst. Doch wer könnte das sein?

Ein Freund Siris analysiert das Verhalten des Täters und ist sich sicher, dass jemand sich von Siri ungerecht behandelt fühlt. So geht Siri in sich und überlegt fieberhaft, wen sie eventuell dermaßen verletzt haben könnte, dass er nun ihr Leben zerstören will. Doch niemand fällt ihr ein. Der Mörder jedoch kommt ihr immer näher, die Bedrohung wird immer akuter, sodass Siri eines Tages schließlich in eine kleine Wohnung fliehen muss, weil sie in ihrem Haus nicht mehr sicher ist. Aber ihr Widersacher hat noch ein Ass im Ärmel, mit dem er sie schlussendlich doch wieder in die Einsamkeit ihres Hauses locken will …

_Einbildung oder echte Bedrohung?_

Zunächst beginnt die Geschichte ganz gemächlich: Camilla Grebe und Åsa Träff stellen uns ihre Protagonistin Siri Bergman vor, die mit zwei Kollegen eine kleine Praxis führt und sich regelmäßig mit ihren Patienten trifft. Nach und nach geschehen immer mehr mysteriöse Dinge in Siris Leben. Sie fühlt sich beobachtet und bemerkt kleine Veränderungen in ihrem Haus. Doch nie kommt sie auf die Idee, dass tatsächlich jemand in ihr beschauliches Heim eingedrungen sein könnte. Erst als es fast zu spät ist, nimmt sie die Bedrohung ernst und informiert Aina und die Polizei. Die beiden schwedischen Autorinnen bauen die Spannung nach und nach auf – erst ist sie nur als kleines Kribbeln zu spüren, doch bald wird die Geschichte so packend, dass es einem beim Lesen kalt den Rücken runter läuft und man abends das Licht am liebsten auch nicht mehr ausschalten möchte. Die Spannung schleicht sich beim Lesen von hinten an, bis sie einen gepackt hat und nicht mehr loslässt.

Besonders gut gelungen ist auch der Perspektivwechsel, der der Geschichte noch mehr Tempo gibt. So sind die meisten Kapitel aus Siris Sicht in der Ich-Perspektive geschrieben, doch immer wieder streuen die beiden Autorinnen kleine Exkurse ein, in denen wir in das Gehirn des Mörders eintauchen und mehr über seine Pläne erfahren können. So wissen wir manchmal schon, was er mit Siri und ihren Patienten vorhat und dass er auch ganz am Ende noch ein wichtiges Ass im Ärmel hat – und das zu einem Zeitpunkt, an dem Siri sich bereits in Sicherheit wiegt. Dieser stete Wechsel macht die Geschichte noch bedeutend spannender als sie ohnehin schon ist.

Weitere Spannung bauen Camilla Grebe und Åsa Träff dadurch auf, dass sie uns nur häppchenweise Informationen aus Siris Vergangenheit präsentieren. So dauert es lange, bis wir erfahren, was mit ihrem Mann geschehen ist und wie er ums Leben gekommen ist.

Als schließlich klar ist, dass jemand Siris Leben zerstören möchte, geht die Suche nach dem Motiv und dem Täter (oder der Täterin?) los. Plötzlich wird praktisch jeder verdächtig, auch wenn es noch so unwahrscheinlich klingt, dass ausgerechnet dieser jemand zu einem Mord fähig wäre. Nicht nur Siri überlegt fieberhaft, wer ihr etwas Böses antun möchte, natürlich gehen auch dem Leser diese Gedanken durch den Kopf. Man selbst denkt genauso intensiv darüber nach, wer denn als Täter infrage kommt. All dies zusammen sorgt für einen absolut perfekten Spannungsbogen!

_Therapeutin mit Leichen im Keller_

Siri Bergman als Hauptfigur einer neuen Krimiserie überzeugt auf ganzer Linie. Siri arbeitet als Therapeutin, und doch hat man als Leser mehr als einmal das Gefühl, als täte ihr selbst eine Therapie auch ganz gut. Denn sie hat schreckliche Angst vor der Dunkelheit, verkriecht sich in einem einsamen Häuschen und lässt niemanden an sich heran. Sie hat den Tod ihres Mannes noch nicht wirklich verkraftet und greift daher zu häufig zur Flasche Wein. Siri ist alles andere als perfekt und genau das macht sie glaubhaft. Sie kennt die Abgründe der menschlichen Seele und doch verschließt sie oftmals den Blick vor ihren eigenen Problemen. Sie ist verletzlich und einsam und wünscht sich doch nichts sehnlicher als jemanden an ihrer Seite. Der Polizist Markus möchte diesen Platz gerne einnehmen und doch stößt Siri ihn immer wieder von sich. Sie bietet mit all ihren Eigenarten, Fehlern und ihrer Vergangenheit genügend Angriffsfläche, um auch noch in weiteren Romanen für Spannung zu sorgen. Und im Übrigen ist Siri dabei auch noch ausgesprochen sympathisch, sodass man gerne mehr von ihr lesen möchte.

Alle anderen Figuren verblassen etwas. Über sie erfahren wir oftmals nur Kleinigkeiten, sei es zum Beispiel das ausschweifende Liebesleben ihrer Kollegin Aina oder die Tatsache, dass Siris Kollege Sven mit einer Feministin verheiratet ist. Möglicherweise lernen wir sie in weiteren Büchern besser kennen, da werde ich mich überraschen lassen.

_Gelungener Auftakt_

Wie immer bin ich mit einer gewissen Portion Skepsis an die Lektüre dieses als neuer „Krimi-Hit“ angepriesenen Buches herangegangen. Doch glücklicherweise wurde ich schnell eines Besseren belehrt. Schnell hatten die beiden Autorinnen mich gefesselt, sodass ich völlig in der Geschichte versunken bin. Selten habe ich so schnell weiterlesen wollen, wie es hier der Fall war. Dazu die sympathische Hauptfigur, die hier ins Kreuzfeuer eines wahnsinnigen Mörders geraten ist, das sind die Komponenten eines wahrlich spannenden und gelungenen Auftakts zu einer neuen Krimiserie. Zwar bin ich mir unsicher, wie Grebe und Träff ihre Serie fortsetzen wollen, aber selbstverständlich werde ich auch zu ihrem zweiten Werk greifen, auf das ich bereits jetzt sehr gespannt bin. Hut ab – „Die Therapeutin“ ist endlich wieder einmal ein gelungener Thriller aus Skandinavien, der sich deutlich vom Einheitsbrei abhebt!

|Taschenbuch: 432 Seiten
Originaltitel: Någon sorts frid
ISBN-13: 978-3442741830|
[www.randomhouse.de/btb]http://www.randomhouse.de/btb/index.jsp

Beckett, Simon – Verwesung

_|David Hunter|:_

01 [„Die Chemie des Todes“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=2355
02 [„Kalte Asche“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4205
03 [„Leichenblässe“ (Lesung)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5625
04 _“Verwesung“_

Der forensische Anthropologe Dr. David Hunter ist Thrillerfreunden längst ein Begriff. In Simon Becketts packenden Romanen „Die Chemie des Todes“, „Kalte Asche“ und „Leichenblässe“ hat er seinen Hauptprotagonisten bereits mehrfach in spannende Fälle verwickelt und ihn mehr als einmal in echte Lebensgefahr geraten lassen. Sein vierter Fall „Verwesung“ führt ihn zunächst in die Sümpfe von Dartmoor, wo eine Frauenleiche gefunden worden ist. Der Serienmörder Jerome Monk hat einst gestanden, vier junge Frauen ermordet zu haben, doch von dreien fehlt bislang jede Spur. David Hunter wird von seinem Bekannten Terry Connors zu dem Fall hinzugerufen. Ein kleines Team, zu dem auch die psychologische Beraterin Sophie Keller zählt, soll die bislang unentdeckten Gräber aufspüren. Überraschenderweise hat der inhaftierte Mörder Monk angeboten, den Polizisten die versteckten Gräber zu zeigen. Doch die Suche nach den Gräbern endet fast in einer Katastrophe – nur um Haaresbreite kann Connors verhindern, dass Monk ins Moor flüchtet. Kurz nach dem Ausflug ins Dartmoor zerbricht David Hunters bisheriges Leben bei einem schrecklichen Unfall.

Acht Jahre später erfährt Hunter, dass Jerome Monk aus dem Hochsicherheitsgefängnis fliehen konnte. Terry Connors warnt ihn, dass Monk es eventuell auf all diejenigen abgesehen haben könnte, die damals im Dartmoor bei seinem Fluchtversuch dabei gewesen sind. Zu diesem Zeitpunkt meldet sich auch Sophie bei David, die ihren alten Job bei der Polizei aufgegeben und sich in ein kleines Dörfchen ins Dartmoor zurückgezogen hat, um dort zu töpfern. Was ist in ihrem Leben vorgefallen, dass sie diese Richtung eingeschlagen hat? Als David Hunter zu dem Treffen mit Sophie fährt, erscheint diese nicht, denn ein Unbekannter hat sie überfallen und ihr Haus auf den Kopf gestellt. War es Monk? Kurz darauf kommt jemand ums Leben, der acht Jahre zuvor Jerome Monk beleidigt hat. Monks Rachefeldzug scheint begonnen zu haben.

Sophie liegt mit einer schweren Gehirnerschütterung im Krankenhaus, entlässt sich aber selbst auf eigene Gefahr, um in ihr kleines Häuschen im beschaulichen Padbury zurückzukehren. Obwohl ihr Gefahr droht, lehnt sie es strikt ab, sich vor Monk zu verkriechen. David Hunter zieht daraufhin zu ihr, damit Sophie nicht allein ist. Doch geheuer ist ihm ihr Verhalten nicht. Was ist mit Sophie geschehen, dass sie sich so verändert hat? Was verbirgt sie vor David? Als die beiden im Dartmoor erneut versuchen wollen, die versteckten Gräber zu finden, werden sie beinahe von Monk überrumpelt. Nur knapp können sie vor dem gefährlichen Mörder fliehen. Sophie wird unter Polizeischutz gestellt, doch eines Nachts kommt Monk, um sich Sophie zu schnappen …

_Gar nicht verwest_

Nach langer Wartezeit beglückt uns Simon Beckett nun endlich mit David Hunters viertem Fall. Zunächst entführt uns Beckett dazu in die Vergangenheit, in der Hunter noch glücklich verheiratet ist und eine süße Tochter hat. Er wird zu einem Fall hinzugezogen, bei dem es darum geht, eine gefundene Frauenleiche zu obduzieren und die Gräber dreier junger Mädchen zu finden, die einst Jerome Monk zum Opfer gefallen sind. Damit beginnt „Verwesung“ zunächst recht ungewöhnlich, denn es geht nicht um eine aktuelle Mordserie. So kommt es, dass die ersten Kapitel noch recht gemächlich vor sich hin plätschern. Zwar ahnt der Leser, dass Jerome Monk die Polizisten nicht aus reiner Nächstenliebe zu den Gräbern führen will, doch gerade dadurch überrascht sein Fluchtversuch nicht sonderlich. Erst als Beckett acht Jahre weiter springt, wo Monk aus dem Gefängnis geflüchtet ist, Sophie Keller aus unerfindlichen Gründen Kontakt zu David Hunter aufnimmt und Terry Connors eine entscheidende Kleinigkeit vor Hunter verbirgt, zieht der Spannungsbogen deutlich an. An dieser Stelle geschehen so viele Dinge auf einmal, dass man unweigerlich mitgerissen wird. Simon Beckett erhöht hier immer weiter das Erzähltempo, denn seine Hauptprotagonisten geraten immer mehr in akute Gefahr, da Monk ihnen immer näher kommt. Zudem bleibt es völlig unklar, was Monk im Schilde führt und was die anderen Charaktere zu verbergen haben. David Hunter durchschaut genauso wenig, was Sophie Keller in die Einöde des Dartmoors getrieben hat, wie der Leser es versteht. Auch Terry Connors ist einem nicht geheuer, denn er verschweigt Hunter, dass er vom Dienst suspendiert wurde. Simon Beckett macht immer nur winzige Andeutungen, sodass der Leser zwar kapiert, dass es hier nicht mit rechten Dingen zugeht, aber man tappt völlig im Dunkeln und weiß nicht, welche Ziele die einzelnen Personen verfolgen und was hier überhaupt gespielt wird.

Irgendwann wird klar, dass im Dartmoor ungeheuerliche Dinge geschehen sind und nichts so ist, wie es scheint. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich eine bestimmte Person längst in Verdacht. Dieser Verdacht bestätigte sich zum Ende hin zwar, dennoch hatte ich nicht mit dieser Auflösung gerechnet, die uns Beckett schließlich präsentiert. Er klärt alles schlüssig auf und überzeugt dadurch auf ganzer Linie. Besonders die letzten Zeilen im Buch machen wieder neugierig auf den hoffentlich bald folgenden fünften Band der David-Hunter-Reihe, denn Beckett endet mit einem kleinen Cliffhanger, der direkt zum nächsten Fall überleiten dürfte.

_Vergangenes_

In „Verwesung“ lernen wir nun David Hunters Familie kennen, die bei einem schrecklichen Unfall ums Leben kommt. Bislang waren wir ihm nur in seiner Trauerphase begegnet, doch hier treffen wir ihn noch zu glücklichen Zeiten. Diese Vorgeschichte kennen zu lernen, fand ich ausgesprochen interessant, auch wenn das Buch gerade in diesem Rückblick noch nicht sonderlich spannend geraten ist. Doch fügt diese Rückblende ein weiteres Puzzleteil zu David Hunters Leben hinzu. Wir lernen ihn dadurch von einer ganz anderen – nicht minder interessanten – Seite kennen, außerdem ist gerade dieser Schicksalsschlag ja wesentlich, um die Persönlichkeit Hunters durchschauen zu können. Insofern auf jeden Fall eine interessante Idee von Simon Beckett, uns in die Vergangenheit zu schicken.

Die anderen Figuren neben David Hunter verblassen zwar etwas, doch gerade Sophie birgt einiges Spannungspotenzial, da wir ihre Handlungen nicht nachvollziehen können und man sich immer wieder fragen muss, was sie wohl zu verbergen hat, dass sie nun so zurückgezogen lebt und in vielerlei Hinsicht so eigen ist. So undurchschaubar Sophie ist, so verwaschen sind auch die Grenzen ihrer Beziehung zu David. Die beiden kennen sich kaum, dennoch wird David Hunter zu Sophies Rettungsanker, und immer wieder taucht diese Spannung zwischen beiden auf, sodass man sich fragen muss, ob sich wohl mehr zwischen den beiden entwickeln wird.

Ganz wesentlich für die erzählte Geschichte ist natürlich auch die Figur des Jerome Monk. Der Koloss hat schier unmenschliche Kräfte und vier Menschenleben auf dem Gewissen. Doch drei seiner Opfer sind nie wieder aufgetaucht, sodass diese Vermisstenfälle nie ganz ad acta gelegt werden konnten, auch wenn Monk die Morde gestanden hat. Simon Beckett schildert Jerome Monk immer wieder als unberechenbares Monster. Auf seinem Fluchtversuch bricht er mit nur einem kleinen Handgriff einem Hund das Genick, und vor allem sein Äußeres lässt einem das Blut in den Adern gefrieren, denn seine Stirn ist dermaßen eingedellt, als hätte jemand seinen Daumen hineingedrückt. Monk ist sicherlich niemand, dem man alleine im Dunkeln begegnen möchte, doch verbirgt sich hinter dieser Persönlichkeit noch mehr, als auf den ersten Blick anzunehmen wäre. Simon Beckett überrascht uns gegen Ende mit ziemlich überraschenden Fakten über Jerome Monk, die nochmal alles auf den Kopf stellen.

Insgesamt gefielen mir die handelnden Charaktere ausgesprochen gut, von David Hunter möchte man ja ohnehin immer mehr lesen, aber dieses Mal hat er auch einige sehr interessante Partner an seiner Seite.

_Zum Vierten_

„Verwesung“ setzt zwar genau dort an, wo „Leichenblässe“ geendet hat, zudem schließt der vorliegende Band über David Hunter eine wichtige Lücke aus dessen Vergangenheit. Alleine schon aus diesem Grund ist „Verwesung“ wieder einmal ausgesprochen lesenswert. Besonders gelungen ist der Spannungsbogen, der etwa ab der Hälfte des Buches einsetzt und einen nicht mehr loslässt. „Verwesung“ fügt sich gut in die Reihe um den sympathischen forensischen Anthropologen ein, ist allerdings aufgrund des eher gemächlichen Beginns nicht das stärkste Buch. Nichtsdestotrotz erfüllt Simon Beckett wieder einmal alle Erwartungen, die die David-Hunter-Fans in ihn gesetzt haben und wieder einmal macht er mehr als neugierig auf das hoffentlich bald folgende Buch über David Hunter!

|Hardcover: 448 Seiten
Originaltitel: The Calling of the Grave
ISBN-13: 978-3805208673|
[Verlagshomepage]http://www.rowohlt.de/sixcms/list.php?page=ro_fl_verlagsseiten&sv[title]=Wunderlich

_Simon Beckett bei |Buchwurm.info|:_
[„Obsession“ (Lesung)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5853

Briggs, Patricia – Zeichen des Silbers (Mercy Thompson 5)

_Mercy-Thompson-Serie:_

Band 1: [„Ruf des Mondes“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4490
Band 2: [„Bann des Blutes“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5091
Band 3: „Spur der Nacht“
Band 4: [„Zeit der Jäger“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6250
Band 5: _“Zeichen des Silbers“_
Band 6: „Siegel der Nacht“ (erscheint am 12.09.2011)

Patricia Briggs‘ Mercedes-Thompson-Reihe hebt sich von anderen Mysteryserien angenehm durch ihre Ernsthaftigkeit ab. Hauptfigur Mercy ist kein verhuschtes Mädchen mit einem Hang zu Romantik, sondern eine ziemlich robuste Automechanikerin, die sich in einen Kojoten verwandeln kann und sich kein X für ein U vormachen lässt. Und das ist auch gut so, denn dass sie mit Adam, dem Anführer eines Werwolfrudels zusammen ist, sieht dessen Gefolge nicht besonders gerne. Doch nicht nur bei den Wölfen hat Mercy Feinde …

Der Buchhändler Phin, der Feenblut in sich hat, gibt Mercy ein wertvolles Feenbuch, auf das sie aufpassen soll. Das ist einfacher gesagt als getan, denn eines Tages verschwindet Phin, nachdem seine Buchhandlung verwüstet worden ist, und Mercy wird von einem Feenwesen bedroht. Wenig später fliegt auch noch ihr Wohnwagen in die Luft und ihr Geliebter Adam wird schwer verletzt, als er in das brennende Domizil rennt, weil er sie darin wähnt. Mercy beschließt, etwas zu unternehmen, damit die Feen nicht noch mehr Unheil in ihr Leben bringen, doch sie weiß nicht, mit wem sie sich einlässt …

_“Zeichen des Silbers“_ gefällt durch eine geradlinige, spannende Handlung, die sich nicht in unwichtigen Nebenschauplätzen verläuft. Der fünfte Band reiht sich gut in die Gesamtreihe ein, bringt aber nichts essentiell Neues. Spannend ist neben der Auseinandersetzung mit dem Feenvolk die Entwicklung von Adams Rudel. Mercy ist nach wie vor dort nicht richtig akzeptiert, obwohl sie die Gefährtin des Alphawolfs ist. Diese Tatsache nutzt die Autorin, um interessantes Wissen über Werwölfe einzuflechten. Ihre Interpretation dieses Themas beeindruckt dabei vor allem durch die Einfachheit und Natürlichkeit. Das Verhalten der Werwölfe entspricht in etwa dem, das man als Laie auch von normalen Wölfen erwartet, nur eben auf Menschen übertragen.

Mit Mercy hat Briggs eine der sympathischsten Figuren des Genres geschaffen. Wie eingangs erwähnt gefällt die Gestaltenwandlerin vor allem durch ihre herbe Persönlichkeit, die mit den Bellas dieser Welt nur wenig zu tun hat. Ihr trockener Humor trägt ebenfalls dazu bei, dass einem die Kojotin sympathisch wird. Auch die übrigen Charaktere zeichnen sich dadurch aus, dass sie leicht zugänglich sind und jeder etwas Spezielles hat. Zee beispielsweise, ein Freund Mercys und Mitglied des Feenvolks, ist meistens schlecht gelaunt und flucht gerne auf Deutsch, was gerade für die deutschen Leser interessant ist.

Der lockere Tonfall von Briggs bietet einen sehr angenehmen Hintergrund für die Geschichte. Durch die Ich-Erzählerin bekommt das Buch eine sehr persönliche Note und ihre humorvolle Persönlichkeit lockert den Erzählfluss zusätzlich auf. Die Autorin macht allerdings nicht den Fehler, dass jeder zweite Satz einen Witz enthält. Stattdessen wägt sie die humorvollen Bemerkungen und die nüchternen Beschreibungen gut gegeneinander ab, sodass eine feine Mischung entsteht.

_Mit „Zeichen des Silbers“_ ist Patricia Briggs ein weiterer, sehr guter Roman ihrer Reihe um die Automechanikerin Mercy Thompson gelungen, vermutlich sogar einer der besten. Kompakte Handlung, toller Schreibstil, interessante Personen – hier passt alles!

|Taschenbuch, 396 Seiten
Originaltitel: Silver Bourne
Deutsch von Vanessa Lamatsch
ISBN-13: 978-3453527522|
[www.heyne.de]http://www.heyne.de
[www.patriciabriggs.com]http://www.patriciabriggs.com

_Weitere Bücher von Patricia Briggs bei |Buchwurm.info|:_
[„Drachenzauber“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3933
[„Rabenzauber“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4943
[„Schatten des Wolfes“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5926
[„Spiel der Wölfe“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6851

Anonymus – Buch ohne Staben, Das

Wenn der Autor Anonymus heißt und der Roman „Das Buch ohne Staben“ und noch dazu der Nachfolger von „Das Buch ohne Namen“ ist, dann sollte man nicht unbedingt allzu viel Ernst erwarten.

Der Bourbon Kid ist in Mondega wohlbekannt und gefürchtet, hat er sich doch in den letzten 18 Jahren einen Ruf als grausamen Massenmörder erarbeitet. Seine Spezialität sind Massaker, bei denen niemand überlebt, doch damit macht man sich nicht unbedingt nur Freunde. Als der Bourbon Kid beschließt in Rente zu gehen, hat er eine lange Liste von Feinden angesammelt, die ihn gerne tot sehen würden, darunter drei Vampirpolizisten und ein Mönch.

An und für sich juckt ihn das wenig, doch dann vergreifen sich die drei Vampirpolizisten an seinem kleinen Bruder – und sollen das bitter bereuen …

_“Das Buch ohne Staben“_ ist definitiv kein Buch für jedermann. Der eine wird es für puren Klamauk halten, ein anderer wird es gerade für seine Skurrilität lieben. Vergleiche mit Douglas Adams oder Quentin Tarantino kommen nicht von irgendwoher. Der Autor erzählt nicht unbedingt die schönste Handlung, dafür aber eine ziemlich bunte. Dutzende Figuren mit zwielichtiger Vergangenheit und noch zwielichtigeren Absichten tummeln sich an den seltsamsten Schauplätzen, vorzugsweise düstere Bars mit exzentrischen Barkeepern. Es wird geschossen, gemetzelt und gewitzelt. Die Spannung bleibt dabei auf der Strecke. Lange passiert nicht wirklich etwas, dann passiert auf einmal etwas völlig anderes. Es fehlt an Struktur und Ordnung und die Kreativität von Anonymus kann dies nicht immer wettmachen.

Die Protagonisten sind zahlreich und entsprechen zumeist typischen amerikanischen Klischees, die der Autor leicht überspitzt. Das ist durchaus amüsant, erinnert aber häufig an schon Dagewesenes. Anonymus kann den Stereotypen nicht immer Neues hinzufügen, nur wenige Figuren stechen wirklich heraus. Der Bourbon Kid gehört nicht dazu. Er tritt erst relativ spät in Erscheinung und bleibt dabei schemenhaft. Andere Charaktere kommen über Stereotype nicht hinaus. Gelungen ist allerdings Sanchez, ein etwas eigenwilliger Barkeeper, der ungeahnten Anklang mit seinem „selbstgebrannten“ Whiskey findet. Sein Charakter wirkt wesentlich unverbrauchter als einige andere Figuren im Buch.

Geschrieben ist „Das Buch ohne Staben“ witzig, aber nicht mitreißend witzig. Stellenweise wirkt es bemüht, die wirklich guten Gags fehlen. Dennoch schafft der Autor es, seine Geschichte gut darzustellen und verirrt sich nicht in langen, verschwurbelten Beschreibungen. Er schreibt wenig kunstvoll, sondern sehr geradlinig – nur das mit dem Humor haut nicht immer hin.

_“Das Buch ohne Staben“_ von Anonymus ist gut geschrieben, überzeugt ansonsten aber nicht wirklich. Die Handlung ist etwas zu chaotisch, die Figuren stechen nicht wirklich hervor und der Humor ist auch nicht immer witzig.

|Broschiert, 441 Seiten
Originaltitel: The Eye of the Moon
Deutsch von Alex Merz
ISBN-13: 978-3785760314|
[www.luebbe.de]http://www.luebbe.de
[www.bourbonkid.de]http://www.bourbonkid.de

_Anonymus bei |Buchwurm.info|:_
[„Das Buch ohne Namen“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5855

Ralf Husmann – Vorsicht vor Leuten

Lorenz Brahmkamp wurde gerade von seiner Frau Katrin verlassen, und auch im Job läuft es nicht rund. Zu einem wichtigen dienstlichen Termin bei Neumillionär Alexander Schönleben kommt er mit riesiger Verspätung und vergeht sich dann auch noch vor dessen Haustür an den Blumen – ohne zu ahnen, dass Schönleben das live an den Überwachungskameras verfolgt hat. Doch Schönleben überspielt diesen Fauxpas Brahmkamps und empfängt den Gast mit offenen Armen. Im beschaulichen Osthofen möchte er einen Megapark eröffnen, und Brahmkamp, der bei der Stadt arbeitet, soll sich nun beim Joggen – Brahmkamp und Sport? Nie im Leben! – Schönlebens Pläne anhören und sich anschließend um die Baugenehmigung kümmern.

Wieder zurück in Schönlebens Villa will Lorenz Brahmkamp sich im Badezimmer frisch machen, wird dort aber von der attraktiven Frau Schönlebens in seiner uralten Schlangenunterhose erwischt. Wie peinlich. Doch Brahmkamp hat bereits anderes im Sinn: Von Haus aus selbst ein notorischer Lügner, wittert er hinter Schönlebens perfekter Fassade ebenfalls eine Täuschung. Da ist es Wasser auf seine Mühlen, als er in der Zeitung lesen muss, dass einer von Schönlebens angeblichen Investoren für den Megapark in Wahrheit pleite ist. Mithilfe des Internets deckt er weitere Lügen Schönlebens auf.

Was steckt hinter Schönlebens Millionen? Brahmkamp will es herausfinden und erkennt dabei die Chance, sein eigenes Leben wieder in erfolgreichere Bahnen zu lenken, indem er auf Schönlebens (überaus erfolgreichen) Zug aufspringt.

_Das kenn ich doch schon?!_

Lorenz Brahmkamp ist der geborene Verlierer. Er lügt sich durchs Leben, was schließlich auch Ehefrau Katrin dazu bewegt hat, ihren verlogenen Gatten eines Tages sitzen zu lassen. Im Job ist er unbeliebt und nicht gerade eine sehr zuverlässige Größe. Alle Menschen stößt er mit seinen Lügen vor den Kopf. Und das Einzige, das er seit der Trennung von Katrin hinzugewonnen hat, sind zehn überflüssige Kilos. Nicht gerade etwas, mit dem er Katrin zurückgewinnen kann. Diesen Typ Mann kennt man doch irgendwie, oder? Genau, nämlich aus sämtlichen Romanen von Tommy Jaud. Denn auch der greift sich grundsätzlich die eigentlich ganz sympathischen Verlierertypen heraus, die versuchen, sich irgendwie durch ihr chaotisches Leben hindurch zu wurschteln und nie um eine Notlüge verlegen sind. Brahmkamp ist ein Chaot, wie er im Buche steht, und durch seine ewige Lügerei und seine stete Unzuverlässigkeit müsste er einem auch total unsympathisch sein, dennoch wächst er einem irgendwie ans Herz. Man wünscht ihm, dass er endlich sein Leben in den Griff bekommen und Katrin zurückgewinnen möge.

Auch die Geschichte könnte durchaus aus Tommy Jauds Feder stammen, da sie absolut kurios und abgefahren ist. Brahmkamp wird nur durch einen Zufall – sein Chef ist an einer schweren Grippe erkrankt – zum neureichen Alexander Brahmkamp geschickt. Und genau in diesem erkennt Brahmkamp einen Seelenverwandten, denn schnell hat er durchschaut, dass auch Schönleben es mit der Wahrheit nicht ganz so genau nimmt. Schönleben wird aber zu Brahmkamps Chance, sein Leben wieder in die rechten Bahnen zu lenken. Doch natürlich ist auch dieser Weg gespickt von allerlei Stolpersteinen – sei es beispielsweise die zu eng gewordene Hose, an der dringend ein Knopf versetzt werden muss, sei es der Golfball, der Lorenz‘ Weg kreuzt, oder sei es ein gefährliches Wettschwimmen auf Mallorca, das Lorenz fast das Leben kostet. Die Geschichte ist alles andere als geradlinig, und das ist auch gut so, denn geradlinig wäre ja schließlich auch langweilig.

Die Witzdichte nimmt allerdings im Verlauf des Hörbuchs immer mehr ab. Zwischendurch streut Husmann zwar immer mal wieder ein paar witzige Anekdötchen ein, doch flacht die Geschichte immer mehr ab, bis man am Ende auf Mallorca eigentlich nicht mehr so recht mit Lorenz Brahmkamp mitfühlen mag. Das Ende plätschert dann schließlich ohne eine wirklich zündende Schlusspointe aus – schade, denn anfangs hat „Vorsicht vor Leuten“ sehr viel Potenzial und mit Lorenz Brahmkamp auch eine hervorragende zentrale Figur.

_Vortrag gelungen_

Dass Ralf Husmann immer wieder mit Tommy Jaud verglichen wird, liegt sicher auch daran, dass Christoph Maria Herbst beiden Autoren für deren Hörbücher seine Stimme leiht (mal abgesehen von Jauds neuestem Werk, das dieser selbst vorgelesen hat). Herbst ist für die chaotischen Charaktere beider Autoren genau der richtige Vortragende. Überzeugend und absolut authentisch liest er alle noch so abstrusen Szenen vor und erlaubt es uns, mit den Charakteren mitzufühlen, auch wenn deren Gedanken noch so abgefahren sind. Christoph Maria Herbst hat mich schon auf ganzer Linie überzeugt als Sprecher der Jaudschen Geschichten, und nun macht er auch bei Ralf Husmann einen perfekten Job. Weitere Effekte als Herbsts Stimme gibt es nicht, was aber auch nicht erforderlich ist, da der Sprecher mit seiner Stimme und Akzentuierung alleine vollkommen überzeugt.

_Vorsicht vor diesem Hörbuch?_

Insgesamt gefiel mir „Vorsicht vor Leuten“ durchaus gut. Der Beginn der Geschichte ist sehr viel versprechend, und insbesondere mit der Figur des Lorenz Brahmkamp kann Ralf Husmann punkten und einige abstruse Szenen abliefern. Doch leider plätschert die Geschichte im weiteren Verlauf des Hörbuchs ein wenig vor sich hin und endet dann recht unspektakulär. Christoph Maria Herbst weiß dagegen wie üblich durchweg zu überzeugen und verleiht Lorenz Brahmkamp seine angenehme Stimme, die einen gekonnt durch das gesamte Hörbuch trägt. Das vorliegende Hörbuch dürfte insbesondere etwas für Fans von Tommy Jaud sein, die die Wartezeit bis zu Jauds nächstem Werk überbrücken möchten, denn genau in diese Richtung schlägt auch Ralf Husmann, der mir bislang lediglich als Kolumnist für KulturSPIEGEL bekannt war. Sicherlich werde ich mir aber in nicht allzu ferner Zeit auch noch sein Debüt „Nicht mein Tag“, vorgelesen von Christoph Maria Herbst, zu Gemüte führen.

4 Audio-CDs mit 309 Minuten Spieldauer
Gelesen von Christoph Maria Herbst
ISBN-13: 978-3839810347
www.argon-verlag.de

Dennis, Patrick – Darling, ich bin deine Tante Mame!

Patrick Dennis war einer der meistgelesensten Autoren in den 50ern und 60ern des 20. Jahrhunderts. Einer seiner bekanntesten Romane ist „Darling, ich bin deine Tante Mame!“, der auf die Theater- und Musicalbühne übertragen und außerdem verfilmt wurde. Das Besondere an der Geschichte ist nicht nur die exzentrische Tante Mame, sondern auch die Machart des Buches. Es liest sich wie eine Autobiografie des Autors, es handelt sich dabei aber um pure Fiktion. Der Manhattan-Verlag legt die Geschichte nun neu auf.

Der zehnjährige Patrick zieht nach dem Tod seines Vaters zu seiner umtriebigen Tante Mame, die eine der Stars der New Yorker Bohème ist. Sie liebt das Feiern und das Geldausgeben und hat ein paar sehr spezielle Ansichten zum Thema Kindererziehung. Seine ersten schulischen Erfahrungen macht Patrick beispielsweise auf einer FKK-Schule und sein Vokabular entspricht auch nicht dem eines Zehnjährigen, da seine Tante Mame sehr viel Wert darauf legt, dass er jedes Fremdwort, das sie benutzt, aufschreibt und lernt.

Das Leben mit Tante Mame ist zwar manchmal nervenaufreibend, aber langweilig wird einem nie. Sie hat den Drang, sich ständig selbst zu erfinden, schlüpft in neue Rollen und probiert diverse Jobs aus. Selbst als Patrick älter wird, kann er sich dem Einfluss seiner Tante nicht entziehen. Sie hat nämlich die dumme Angewohnheit, sich mit freundlichen Absichten in sein Leben einzumischen, um es dann in ein totales Chaos zu stürzen …

_“Darling, ich bin deine Tante Mame!“_ ist hochamüsante Lektüre mit einer unglaublich charmanten Hauptperson. Tante Mame ist genau so, wie man sich eine alleinstehende, etwas verrückte New Yorkerin in den 30ern und 40ern des 20. Jahrhunderts vorstellt- chaotisch, unkonventionell und trotz allem liebenswert. Sie umgibt sich gerne mit Künstlern und Prominenz, und auch wenn sie ihren Ziehsohn darüber manchmal vergisst, macht sie es danach wieder wett. Doch während Patrick in seiner Kindheit und Jugend zu Mame aufsieht, erweist sie sich mit dem Älterwerden als eher lästig. Sie nimmt ihren Neffen immer noch für sich ein und möchte sein Leben kontrollieren, seine Freunde und vor allem seine Freundinnen. Als Leser versteht man zwar, dass sie dies nur aus Liebe macht, doch gleichzeitig wirkt sie auch etwas seltsam dabei. Patrick Dennis porträtiert seine Protagonistin also durchaus kritisch, ohne sie dabei zu verurteilen.

Die Handlung selbst setzt sich aus elf Kapiteln zusammen, die nur lose miteinander zusammenhängen und jeweils eigene kleine Episoden aus dem Leben mit Tante Mame darstellen. Sie sind wie einzelne Puzzleteile, die nach und nach ein Gesamtbild von Patricks Tante ergeben. Dennis redet dabei nie um den heißen Brei, sondern kommt flott zum Höhepunkt des Abschnitts. Er greift dabei amüsante Ereignisse heraus, die er aber nie zuspitzt, sondern im Gegenteil sehr neutral, aber dennoch mit Humor erzählt. So ist es am Leser, selbst darüber zu entscheiden, was er von Mames Querelen hält.

_Dank des beschwingten Schreibstils_ und der tollen Hauptfigur ist „Darling, ich bin deine Tante Mame!“ ein kurzweiliges Lesevergnügen, das noch dazu Einblick in eine andere historische Zeit bietet!

|Hardcover, 416 Seiten
Originaltitel: Auntie Mame – An Irreverant Escapade
Deutsch von Thomas Stegers
ISBN-13: 978-3-442-54684-8|
[www.manhattan-verlag.de]http://www.manhattan-verlag.de

von Michalewsky, Nikolai (als Mark Brandis) – Mark Brandis: Die lautlose Bombe (Weltraumpartisanen – Band 15)

_Mark Brandis:_

Band 01: [Bordbuch Delta VII]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6535
Band 02: [Verrat auf der Venus]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6539
Band 03: [Unternehmen Delphin]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6536
Band 04: [Aufstand der Roboter]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6618
Band 05: [Vorstoß zum Uranus]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6630
Band 06: [Die Vollstrecker]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6636
Band 07: [Testakte Kolibri]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6723
Band 08: [Raumsonde Epsilon]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6781
Band 09: [Salomon 76]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6723
Band 10: [Aktenzeichen: Illegal]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6801
Band 11: [Operation Sonnenfracht]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6802
Band 12: [Alarm für die Erde]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6882
Band 13: [Countdown für die Erde]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6908
Band 14: [Kurier zum Mars]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6938
_Band 15: Die lautlose Bombe_

Es war eine der erfolgreichsten deutschen SciFi-Serien der Siebziger- und Achtzigerjahre. Nikolai von Michalewsky (1931 – 2000) alias „Mark Brandis“ schuf mit dem gleichnamigen Titelhelden, welcher quasi seine Memoiren in der Ich-Form präsentiert, einen wahren Klassiker. Zwischen 1970 und 1987 brachte er es immerhin auf 31 Bände, wobei die originalen Hardcover des |Herder|-Verlages nur noch antiquarisch, und – zumindest die Erstauflage – zu teils horrenden Preisen, zu bekommen waren bzw. sind. |Bertelsmann| scheiterte beim Versuch, sie als doppelbändige Taschenbuchausgaben über den hauseigenen Buchclub wieder zu etablieren. Bis zum Jahr 2000 senkte sich allmählich immer mehr Vergessen über die „Weltraumpartisanen“.

Ausgerechnet in seinem Todesjahr startete NvM den letzten Versuch der Wiederbelebung und Neuausrichtung seiner Figur, kam aber über einen einzigen – wenig beachteten und noch weniger geliebten – Band („Ambivalente Zone“) nicht mehr hinaus. Erst weitere acht Jahre später nahm sich der |Wurdack|-Verlag der Original-Serie noch einmal, mit der ihr gebührendem Ernsthaftigkeit, an und legte sie komplett neu auf: Jedes Quartal erscheinen seither zwei Bände als broschierte Sammlerausgaben für je 12 Euro. Dabei wurde der Inhalt (sogar die alte Rechtschreibung) unangetastet gelassen, das äußere Erscheinungsbild jedoch deutlich modernisiert und gelegentlich einige Randbeiträge eingebaut.

_Vorgeschichte_

Der Weltraum unseres Sol-Systems wird bereist und die nächsten Himmelskörper sind auch bereits kolonisiert. Die Zeiten einzelner Nationalstaaten sind lange vorbei. Nur zwei große Machtblöcke belauern sich auf dem Mutterplaneten Erde noch: Die Union Europas, Afrikas und Amerikas (EAAU) und die Vereinigten Orientalischen Republiken (VOR). Commander Mark Brandis, unfreiwilliger Bürgerkriegsheld (Band 1 – 4) und – seit dessen Ende – endlich wieder in der zivilen Institution VEGA (Venus-Erde Gesellschaft für Astronautik) tätig, hat in den Folgejahren schon so manchen heiklen Job im Dienste der Erde übernommen. Dabei ficht der deutschstämmige Kosmopolit und -pilot vehement für Humanität, Gerechtigkeit, Demokratie und gegen Militar- sowie Rassismus. Kurzum: Eine bessere und friedlichere Welt.

_Zur Story_

Nach Niederschlagung des MOB-Aufstands im Sommer 2078 ist Commander Mark Brandis schwer abgerutscht. Der Grund dafür ist die Entführung seiner Frau Ruth O’Hara als Druckmittel gegen ihn (vgl. Band 14 „Kurier zum Mars“) – Ihre Spur verliert sich in Spanien, welches dank der atomaren Katastrophe am Kilimanjaro (vgl. Band 10 „Operation Sonnenfracht“) als relativ heiße Todeszone gilt. Seither ist sie nicht wieder aufgetaucht, obwohl er den halben Planeten umgegraben hat. In der Folge tat er so ziemlich alles dafür, sich mittels Alkohol selbst zu vernichten. Jetzt im Frühjahr 2079 ist er kaum noch mehr als ein seelisches wie körperliches Wrack. VEGA-Chef John Harris lässt ihn dennoch aus der Gosse fischen. Freilich nicht ganz uneigennützig, denn Brandis‘ Halbbruder Dr. Jonathan „Nat“ West bereitet der VEGA Probleme. Und nicht nur dieser.

Der clevere Biochemiker arbeitete zusammen Professor Goodman im Weltraumlabor |Aeskulab| an einem Heilmittel für das mysteriöse Weltraumfieber, welches viele Raumfahrer von Zeit zu Zeit befällt. Dabei lief etwas kolossal schief. Statt eines Medikaments erzeugte man unfreiwillig einen todbringenden Erreger – fürderhin ‚Goodman-Bazillus‘ getauft. Dieser wird bei einem Unfall freigesetzt und tötet die gesamte Forschungsmannschaft der Raumstation. Nur Nat West scheint immun, überlebt äußerlich unversehrt, erleidet jedoch einen Hirnschaden. Mit anderen Worten: Weiterhin hoch intelligent – aber eben halt Plemplem. Er verlangt die Abkehr von der Technik und Rückschritt in mittelalterliche Strukturen. Sechs Wochen habe man Zeit seine Forderung zu erfüllen, sonst wird er den potenten Erreger freisetzen und damit die Erde entvölkern.

Bislang ist davon noch nichts nach Außen gedrungen und somit (noch) eine interne VEGA-Angelegenheit. Harris baut darauf, dass Brandis trotz seines desolaten Zustands kooperiert und Anhaltspunkte liefert, wo man den flüchtigen Dr. West und den Zylinder mit dem brisanten Inhalt, den er mit sich führt, auftreiben könnte. Brandis zeigt sich aber bockig und befürchtet, zurecht, dass der Sicherheitsdienst dann nicht lange zaudert und seinen „kleinen Bruder“ kurzerhand eliminiert. Er begibt sich daher lieber selbst auf die Suche, um Nat eventuell doch noch zur Vernunft bringen zu können. Mit Generalvollmachten ausgestattet und seinem Freund Grischa Romen an seiner Seite, setzt er sich auf die tödliche Spur, welche sein perfider Halbbruder hinterlassen hat.

_Eindrücke – Warnung: Enthält Spoiler!_

Nikolai von Michalewsky gönnt sich (und somit auch seinem Alter-Ego und Hauptfigur Mark Brandis) mal wieder eine kleine Auszeit vom Abenteuer Weltraum. Stattdessen muss die Erde nun für eine planetenweite Schnitzeljagd herhalten. ‚Wieder einmal‘ sollte man sagen. Ein ganz ähnliches Konstrukt hatten wir ja bereits bei „Aktenzeichen: Illegal“ – die Atmosphäre hüben wie drüben gleicht sich, was nicht verwundert. Allerdings hat „Die lautlose Bombe“ dem gelungenen Band 10 gegenüber aber mindestens einen gravierenden Nachteil. Das recht überspannte und unglaubwürdige Setting nämlich. Leider kommt NvMs Achillesferse hier erneut voll zum Tragen: Er war weder ein ‚richtiger‘ SciFi-Autor noch ein Wissenschaftler, bzw. gab sich nie sonderlich Mühe seine Storys diesbezüglich halbwegs plausibel zu gestalten.

In diesem Fall stolpert er unter anderem über die Medizin. Ein ‚Bazillus‘ der in solch geringen Mengen (Dr. West transportiert die gefährliche Fracht in einer Art Laborzylinder – quasi also als ‚Kleines Handgepäck‘) innerhalb kürzester Zeit verheerende Auswirkungen auf den gesamten Planeten haben soll? Hmmmm. In der Sciencefiction ist fraglos eine Menge möglich, auch solcherlei kann man sicher irgendwie versuchen irgendwie schlüssig zu erklären, wenn man ausreichend recherchiert. Abwegig ist die Vorstellung eines synthetischen Killer-Virus ja nicht grade – glaubt man den Verschwörungstheoretikern, entstammen solche Plagen wie AIDS und „Ebola“ mitnichten der freien Natur, sondern der genetischen Manipulation in der Giftküche der der CIA. So gesehen ist der Roman aus dem Jahre 1977 schon recht weitsichtig.

‚Virus‘ wäre ein (geringfügig) glaubhafterer Ansatz gewesen. Ein Bazillus, oder Bakterium, hat andere Überlebensbedingungen. Es überträgt sich auch anders als ein Virus. Kurzum: Kein Bazillus und/oder Virus kann das, was NvM ihm hier andichtet. Zudem füllt Dr. West offenbar auch fleißig Phiolen damit ab (Wie und Wo?), um damit unliebsame Zeugen und Feinde zu meucheln. Wenn jedoch der Erreger dermaßen aggressiv ist, dass ein paar Liter davon ausreichen die Erde zu entvölkern, warum reicht dann nicht der bloße Aufenthalt in der Nähe der aufgefundenen Opfer, um Brandis und Romen zu töten? Das kommt schließlich während der gesamten Hetzjagd immer wieder vor. Einmal hat NvM sich das wohl selbst gefragt und dafür halbherzig die „Windrichtung“ bemüht. Na ja. Insgesamt ist der ganze Grundaufbau, was den Erreger angeht, nicht gründlich genug durchdacht und somit entsprechend unglaubhaft.

Nachvollziehbarer und menschlicher ist da schon die Reaktion von Brandis auf das Verschwinden seiner geliebten Ruth. Der Suff ist (obwohl die Figuren gerne mal einen heben und gelegentlich sogar – Zigaretten, Pfeife oder Zigarren – rauchen) auch bei NvM keine wirkliche Alternative und das (be-)schreibt er höchst treffend. So baute Brandis während seiner Alkoholexzesse mental wie körperlich ab und benötigt bestimmt die Hälfte des Buches, um sich zu erholen – und sich zu resozialisieren. Der Mensch braucht eine Aufgabe, möglichst eine sinnvolle, so lautet die Message, die wir aus dieser Geschichte mitbekommen. Allerdings torpediert NvM seine ach-so-trauernde Hauptfigur, indem er Brandis an einer jungen, knackigen Asiatin knuspern lässt. Wie weit er dabei ging, wird offen gelassen, doch selbst der zugestandene Kuss will partout nicht zum, bis dato über 15 Bände aufgebauten, preußisch-disziplinierten Image von MB passen.

Es treiben sich eine ganze Reihe Figuren aus der Vergangenheit in der Story herum. Ein ehemaliger VOR-Schiffbrüchiger, den Brandis seinerzeit vor Colonel Chemnitzers Übergriffen rettete, einige „Fliegende Löwen“ („Operation Sonnenfracht“) und wieder einmal hilfreiche Zigeuner (an denen hat NvM nachweislich einen Narren gefressen). Kapitän Hildebrandt und seine |Poseidon| kennt man schon aus „Unternehmen Delphin“ – Hier wird auch der Showdown ausgetragen, der aber beklagenswert unlogisch und herbei gedichtet erscheint. Man kommt erst ganz zum Schluss auf die einleuchtende Idee Dr. West in seiner Kabine zu isolieren – das hätte sich schon viel früher angeboten. Die Selbstzerstörung des atomaren Antriebs des U-Bootes in allen Ehren, beschrieben wird allerdings eine Antimaterie- oder Fusionsreaktoren-Annihilation und keine ‚konventionelle‘ Kernschmelze. Die fraglichen Technologien stehen bei MB auch gar nicht zur Verfügung.

_Fazit_

Vordergründig eine temporeiche Verfolgungsjagd quer über die Erde und durch die Vergangenheit von Mark Brandis – gespickt mit einigen interessanten Einblicken in die Figuren und ungewöhnlichen Schauplätzen. Kratzt man die dünne Patina aber ab, bleiben unüberwindbare Ungereimtheiten übrig. Das Setup allein stellt schon große Herausforderungen an das Logikverständnis des (modernen) Lesers. Im Jahr 1977 mag man die vielen Plausibilitätslücken bis hin zum zurechtgebogenen Finale vielleicht etwas unkritischer gesehen haben, heute zieht so etwas die ganze Geschichte runter. Selbst wenn diese fraglos auch ihre guten, spannenden Momente hat, ist dieser Band ein eher unterdurchschnittlicher Vertreter der Reihe.

|Taschenbuch: 170 Seiten
ISBN-13: 978-3-938065-59-4|
[www.wurdack-verlag.de]http://www.wurdack-verlag.de

_|Mark Brandis| als Hörspiel bei |Buchwurm.info|:_
01 [„Bordbuch Delta VII“ (Hörspiel) 4995
02 [„Verrat auf der Venus“ (Hörspiel) 5013
03 [„Unternehmen Delphin“ (Hörspiel) 5524
04 [„Aufstand der Roboter“ (Hörspiel) 5986
05 [„Testakte Kolibri 1“ (Hörspiel) 5984
06 [„Testakte Kolibri 2“ (Hörspiel) 5985
07 [„Vorstoß zum Uranus 1“ (Hörspiel) 6245
08 [„Vorstoß zum Uranus 2“ (Hörspiel) 6246
09 [„Raumsonde Epsilon 1 (Hörspiel)“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6467
10 [„Raumsonde Epsilon 2 (Hörspiel)“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6468

Die drei ??? – Im Zeichen der Schlangen (Band 157)

Seit sich die beliebte Jugendserie fest in deutscher Hand befindet, wächst die Zahl der Autoren, welche sich in ihre Annalen einschreiben darf, langsam aber stetig weiter. Newcomer Hendrik Buchna gehört mit seinem Debüt nun auch dazu und ergänzt die Riege der derzeit aktiven Schreiber. Band 157 ist sein (vollwertiger) Erstling für die drei Fragezeichen, der sozusagen über die volle Distanz von 128 Seiten geht. Mitgewirkt hat er allerdings schon im jüngst veröffentlichten Kurzgeschichten-Band „Die drei ??? und die Geisterlampe“ (Februar 2011) sowie der EUROPA Dreier-Hörspiel-Sonderfolge „Die drei ??? und der DreiTag“ im Dezember 2010. Das Buch mit dem werbewirksamen aber – wieder einmal – nicht wirklich zur Story passenden Titel „Im Zeichen der Schlangen“ erscheint als Hardcover im Kosmos-Verlag. Wie üblich.

_Zur Story_

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