Döring, Oliver – Don Harris, Psycho-Cop – Das Killer-Kommando (Folge 5) (Hörspiel)

_|Don Harris – Psycho Cop|:_

Folge 1: [„Das dritte Auge“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3907
Folge 2: [„Der Club der Höllensöhne“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3922
Folge 3: [„Das schwarze Amulett“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6690
Folge 4: „Das Erbe der Wächter“
Folge 5: [„Das Killer-Kommando“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6701
Folge 6: [„Das Glastonbury-Rätsel“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6709
Folge 7: [„Drei Gräber in Sibirien“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6711
Folge 8: „Triaden-Terror“ (erscheint am 10.12.2010)

_Story:_

Die Luft für Elektra und Harris wird im Zuge der jüngsten Intrigen immer dünner; vor allem Elektra wird zur Zielscheibe der Höllensöhne, die ein Killer-Kommando ausgesandt haben, um die offenkundig unsterbliche Partnerin des Psycho-Cops endgültig unschädlich zu machen. Doch Harris ahnt das bevorstehende Attentat bereits im Vorfeld und überrumpelt den ausgesandten Killer. Doch die Höllensöhne, die durch den Fund des Amuletts mehr denn je um ihre Existenz fürchten, setzen nach und schicken ihre Häscher nach Glastonbury, wo Harris mit dem Vollzug der Bestattung seines Vaters zu sein scheint. Glastonbury scheint sicher – doch die Höllensöhne fühlen sich bereits jetzt gezwungen, alles auf eine Karte zu setzen, und lasse nichts unversucht …

_Sprecher:_

Erzähler – Douglas Welbat
Don Harris – Dietmar Wunder
Elektra – Claudia Urbschat-Mingues
Jack O’Donnell – Bernd Rumpf
Terry Sheridan – Gerrit Schmidt-Foß
Pablo – Björn Schalla
Terence Kyle – F.-G. Beckhaus
Ethan Sloane – Jörg Döring
Frank – Matthias Haase
George – Bernd Vollbrecht
Marty – Nicolas Böll

Buch und Regie:: Oliver Döring
Produktion: Alex Stelkens
Realisation: Pe Simons
Illustration: Vladimir Bondar
Grafik: Friedemann Weise
Product Management: dp

_Persönlicher Eindruck:_

Tempo, Spannung, leider aber auch ein rasanter Anstieg der handlungseigenen Brutalität – die fünfte Episode der „Don Harris“-Hörspielserie entlarvt typische Elemente nebst einer erschreckenden Wendung, was den inhaltlichen Härtegrad betrifft. Zwar ist man gewohnt, dass die Akteure auf dem schmalen Grat zwischen Leben und Tod wandern, doch die Erpressungsmethoden bzw. deren auditive Umsetzung haben in manchen Szenen nicht meehr wirklich jugendfreies Niveau. Die Szene, in der Harris beispielsweise seinem Jäger Ethan Sloane die Informationen mit den Fäusten herausprügelt, ist definitiv grenzwertig und nähert sich dem Niveau von Reihen wie „Caine“ an – wobei dies nun nichts Qualitatives aussagt, aber eben den Umstand beschreibt, dass diesbezüglich eine spürbare Entwicklung zu verzeichnen ist.

Inhaltlich hingegen setzt der Plot genau dort an, wo „Das Erbe der Wächter“ nach einem kurzen Einschnitt endete. Die Story wird konsequent ausgedehnt, in diesem Falle aber nicht weiter vertieft. Stattdessen konzentriert sich die fünfte Episode vorläufig darauf, einzig und alleine die Jagd der Höllensöhne aufzuarbeiten und die Erzählgeschwindigkeit auch vorwiegend darauf auszurichten. Gleich mehrmals kommt es zu einigen actiongeladenen Begegnungen, und während Harris und Elektra in erster Linie darauf bedacht sind, die Flucht nach vorne anzutreten, entwickeln sich im Club des bösartigen Ordens neue Pläne zur endgültigen Vernichtung der neuen Besitzer des Amuletts.

Insgesamt ist die Story diesmal allerdings arg vorhersehbar, was sich auch auf den Spannungsaufbau auswirkt. Zwar wechseln die Standorte und Szenen mit erhöhter Taktung, aber in vielen Sequenzen kündigt sich bereits an, in welche Richtung die Handlung pendeln wird, was vor allem in der ersten Hälfte von „Das Killer-Kommando“ zu einer minimalen Reduktion des Unterhaltungswerts führt. Gott sei Dank gelingt es Döring wenigstens, das Tempo auf einem konstanten Level zu halten und somit über Umwege auch für die kleinen Durststrecken zu entschädigen. Doch insgeheim wünscht man sich an dieser Stelle wieder etwas mehr Mystik als Ausgleich zum bisweilen hektischen Vorgehen in dieser fünften Episode.

Meckern will man letzten Endes aber nicht, weil „Don Harris“ auch mit „Das Killer-Kommando“ einen gewissen Standard hält und als Interludium zwischen zwei besseren Folgen ebenfalls funktioniert. Jede Serie hat eben auch mal einen Moment, der nicht ganz so herausragend ist wie das Gros der anderen Episoden. Und diesen Punkt hat „Don Harris“ an dieser Stelle erreicht – ohne dass deswegen die Empfehlung ausbliebe!.

|Audio-CD mit 55 Minuten Spieldauer
Empfohlen ab 12 Jahren
ISBN-13: 978-3-8291-2257-3|
[www.universal-music.de]http://www.universal-music.de
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Döring, Oliver – Don Harris, Psycho-Cop – Das Glastonbury-Rätsel (Folge 6) (Hörspiel)

_|Don Harris – Psycho Cop|:_

Folge 1: [„Das dritte Auge“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3907
Folge 2: [„Der Club der Höllensöhne“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3922
Folge 3: [„Das schwarze Amulett“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6690
Folge 4: „Das Erbe der Wächter“
Folge 5: [„Das Killer-Kommando“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6701
Folge 6: [„Das Glastonbury-Rätsel“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6709
Folge 7: [„Drei Gräber in Sibirien“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6711
Folge 8: „Triaden-Terror“ (erscheint am 10.12.2010)

_Story:_

Bei der ESI geht ein verzweifelter Hilferuf aus Ägypten ein, dessen Spur direkt nach Glastonbury führt. Ein unbekannter Bewohner des britischen Städtchens hat die Entschlüsselung eines offenbar sehr wertvollen antiken Dokuments angeordnet, seine drei Informanten vor Ort jedoch an eine geheime Organisation verloren, die das Trio kurzerhand ermordet hat. Aber auch die Kontaktperson der ESI findet noch während der Übermittlung weitere Informationen einen raschen Tod und stellt den Geheimdienst vor ein großes Rätsel.

Harris und Elektra nehmen sich der Sache an und begeben sich auf die Suche nach jenem rätselhaften Schriftstück – und staunen nicht schlecht, als sie in Erfahrung bringen, dass es sich hierbei um eine Abschrift handelt, die mehr über die tatsächliche Identität Jesu Christi preisgibt. Ein Missbrauch wäre für die ESI der Supergau, doch allem Anschein nach sind es dieses Mal nicht die Höllensöhne, die den beiden Agenten das Leben schwer maachen. Eine Organisation namens „Schwert des Zion“ jagt nach dem Dokument und agiert hierbei noch skrupelloser als Harris‘ bisheriger Erzfeind …

_Sprecher:_

Erzähler – Douglas Welbat
Don Harris – Dietmar Wunder
Elektra – Claudia Urbschat-Mingues
Jack O’Donnell – Bernd Rumpf
Terry Sheridan – Gerrit Schmidt-Foss
Ahmet Corelli – Philipp MoogAnwer Corelli – Reiner Schöne
Ethan Sloane – Jörg Döring
Hassan Hurst – Bodo Wolf
Alan Bradley – Thomas Vogt
Chaim – Roland Hemmo
Chef – Jürgen Kluckert
Geist – Raimund Krone
Hotelier – Ingolf Gorges

Buch und Regie: Oliver Döring
Produktion: Alex Stelkens
Realisation: Pe Simon
Illustration: Vladimir Bondar
Grafik: Friedemann Weise
Product Management: dp

_Persönlicher Eindruck:_

Auf den jüngsten kreativen Stillstand in der Mystery-Action-Reihe um den Psycho-Cop folgt in „Das Glastonbury-Rätsel“ wieder eine enorme Tempoverschärfung, die nicht nur eine enorme Wendung in den Plot bringt, sondern ein völlig neues Kapitel in der inzwischen in einer kleinen Sackgasse gelandeten Handlung. Eine neue Organisation mischt sich in die Story und stellt die bisherigen Stränge gewaltig auf den Kopf – und bevor man sich schließlich versieht, hat „Don Harris“ wieder jenes Niveau erreicht, welches in der vorherigen Folge aufgrund der sehr deutlichen Action-Tendenzen ein wenig abhandengekommen war.

Dabei spart auch „Das Glastonbury-Rätsel“ nicht mit Action und teils sehr rasanten Wendungen. Die Geschichte startet quasi im Nichts, mündet dann jedoch relativ früh in einer sehr erfrischenden Inszenierung mit einigen neuen Charakteren und eröffnet letztlich einen Fall, der durchaus wieder das Potenzial hat, gleich mehrere Kapitel abzudecken, gleichermaßen aber auch einige Flashbacks zum bisher Geschehenen zu erlauben. Insofern nimmt die sechste Episode sicherlich eine vorzeitige Schlüsselrolle innerhalb der Serie ein, da sie gewissermaßen einen Neustart ermöglicht, der jedoch in weiten Zügen auf der Basis dessen beruht, was sich in den bis dato veröffentlichten Hörspielen ereignet hat.

Die Story ist unterdessen ein echter Schmaus, mal wieder mit einer hohen Erzählgeschwindigkeit staffiert, aber auch wieder von einer angenehmen inhaltlichen Tiefe, deren religiöser Background eine neue Facette im übergreifenden Plot öffnet. Zwar trifft man hier oftmals auf relativ bekannte Quertendenzen, doch im Hinblick auf den historischen Ursprung der Serie geht dies völlig in Ordnung. Denn im Prinzip war es ja Harris, der mit mancherlei Idee zuerst dort war – und dementsprechend erfrischend ist auch der Transfer von Themen und Theorien, die sich um die Handlung in „Das Glastonbury-Rätsel“ ranken.

Schade ist lediglich, dass man das Ganze nicht ähnlich effektreich über die Ziellinie bringt. Die plötzliche Auflösung der Ereignisse folgt relativ abrupt und verschenkt ein bisschen von dem, was sich die Story bis hierhin in eleganten Schritten erarbeitet hat. Doch immerhin zählt hier die klare Steigerung gegenüber dem Vorgänger, sowohl in der Inszenierung als auch im Bereich des Plots, der sich wieder vielschichtiger gestaltet.
Die übrigen Faktoren sind schließlich gewohntermaßen stark: Bombastische Effekte sind ein gängiger Standard, fantastisch aufgelegte Sprecher – Harris-Mime Dietmar Wunder tritt so überzeugend wie nie zuvor auf – die erwartete Ergänzung. Und da dieses Mal auch die Story wieder durchweg überzeugt, mag man den minimalen Durchhänger aus „Das Killer-Kommando“ auch ganz flott wieder vergessen. Gott bzw. in diesem Fall Oliver Döring sei Dank!

|Audio-CD mit 59 Minuten Spieldauer
Empfohlen ab 12 Jahren
ISBN-13: 978-3-8291-2258-0|
[www.universal-music.de]http://www.universal-music.de
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Schneider, Bernward – Spittelmarkt

_Story_

Berlin im Herbst 1932: Der renommierte Rechtsanwalt Eugen Goltz steht kurz vor der Abreise nach New York, als er von einem Schlägertrupp überrascht und übel zugerichtet wird. Die Gründe für den Überfall sind nicht ersichtlich und beschäftigen ihn zunächst auch nicht weiter, da ein weitaus bedeutsamerer Auftrag an ihn herangetragen wurde. Er soll im Auftrag des einst befreundeten Bankiers Philipp Arnheim die Scheidung mit dessen Gattin Florence besiegeln und hierzu ein Dokument beschaffen, über dessen Inhalt Goltz jedoch nichts weiß.

An Bord der „Bremen“ realisiert der Anwalt schließlich, dass seine Reise von Beginn an unter keinem guten Stern steht. Der Mord an einen Professor sowie die eigenartigen Gestalten, die sich in seinem Umfeld bewegen, machen ihn stutzig. Als Florence jedoch kurz nach seiner Ankunft tot aufgefunden wird und eine Schönheit, die sich als Filmdarstellerin vorstellt, ihn mit erotischen Phantasien umgarnt, wird ihm bewusst, dass er schnell nach Berlin flüchten muss, um nicht weiter in den Fall hineingezogen zu werden.
Dort angelangt beginnt für Goltz aber erst der Spießrutenlauf; die Spuren des Attentats auf Florence Arnheim führen in die Gesellschaft der Brüder und Schwester, denen auch Eugens Schwester Doris angehört, und die auch ihn endgültig für sich gewinnen will. Goltz ist jedoch fest entschlossen, dem okkulten Zirkel fernzubleiben, lässt sich aber dennoch darauf ein, einer ihrer Sitzungen beizuwohnen – bis ihm schließlich bewusst wird, welche Ziele dieser Orden tatsächlich verfolgt. Doch als ihr spirituelles Oberhaupt Adolf Hitler in einer Hauruck-Aktion den Posten des Reichskanzlers übernimmt, ist es für eine Offenbarung des Gesehenen zu spät. Und für eine Flucht offenbar ebenfalls …

_Persönlicher Eindruck_

Keine leichte Kost, die sich Bernward Schneider für seinen aktuellen Roman ausgesucht hat – so viel steht bereits nach wenigen Seiten seiner Geschichtsreise in die frühen 30er statt. Der Autor versucht im Rahmen einer historischen Aufarbeitung prägnanter Ereignisse der deutschen Politik eine Kriminalgeschichte zu etablieren, die solch pikante Themen wie Hitlers Machtergreifung als Basis nutzt und die okkulten Vorlieben einiger NSDAP-Gerätschaften ebenso einflechtet. Überdies aber auch Charaktere einfügt, die trotz ihres fiktiven Fundaments einen ähnlichen Stellenwert gewinnen sollen – und damit ist die Handlung insbesondere im zweiten Abschnitt massiv überfordert.

Dabei tritt Schneider zunächst recht anständig in Szene. Die Überfahrt nach New York sowie die merkwürdigen Ereignisse in der US-amerikanischen Metropole bieten reichlich Futter für eine verzwickte Kriminalhandlung, zumal sich der Autor zu diesem Zeitpunkt auch noch nicht in die Karten schauen lässt, wie sich die eigentliche Motivation des Plots konstituiert. Erst die Rückkehr nach Deutschland, bei der die eigentliche Aufklärungsarbeit beginnt, führt ein undurchsichtiges Verwirrspiel an, welches sich alsbald als chaotische Faktensammlung mit völlig spannungsarmen Sequenzen und einer müden, inhaltlich stellenweise stark ausgelatschten Story entpuppt. Goltz beginnt eher widerwillig damit, erste Nachforschungen anzustellen und vor allem seine fleischlichen Gelüste nach der hübschen Irene Varo zu befriedigen, deren einziges Aufeinandertreffen in New York jedoch bis auf Weiteres ihre letzte Zusammenkunft sein soll. Er interviewt selbst seine Schwester, mit der er selbst vor einigen Jahren ein sexuelles Verhältnis hatte, ist jedoch schnell wieder abgestoßen von deren esoterisch-beklemmenden Weltbild, das jedoch genau mit jener Ansehung übereinkommt, die seine offensichtlichen Gegenspieler ebenfalls angenommen haben. Also widmet sich Eugen Goltz nichtsdestotrotz dem eigenartigen, anscheinend jedoch inzwischen sehr mächtigen Orden, lässt sich verführen, nutzt aber auch die Schwelle zur Mitgliedschaft dazu, sich letzte Informationen zu verschaffen. Doch der plötzliche Aufstieg der Partei zerstört nicht nur für ihn alles, wofür er in den letzten Tagen eingetreten ist – und macht ein sicheres Leben in seiner Kanzlei am Berliner Spittelmarkt künftig unmöglich.

Es sind vor allem Fakten, die diese Erzählung umrahmen und ihr gelegentlich auch die Atmosphäre rauben. Die Story hat ein paar gute Ansätze, die jedoch nicht vertieft werden können, da man gelegentlich an den Rand der historischen Gegebenheiten gedrängt wird und dementsprechend zur Wahrung der Tatsachen intervenieren muss. Dass selbst reale Personen wie Hitler Gastauftritte in „Spittelmarkt“ haben, macht die Sache für den Autor nicht einfacher, was schließlich auch dazu führt, dass seine Herangehensweise Stück für Stück verkrampfter wirkt. Der Fortschritt einiger Stränge, gerade zum Ende hin, wirkt stellenweise arg erzwungen, infolge dessen auch zunehmend unglaubwürdiger, wenngleich zumindest das Tempo in dieser letzten Phase zu nimmt. Doch bis dorthin ist das Kind bereits in den Brunnen gefallen und die vielen bisweilen würzigen Themen nicht mehr bereit, zu der Symbiose zu verschmelzen, die Schneider ihnen zugedacht hat. Inzest, okkulte Magie, Erotik und ein Kriminalfall von höherem Rang – das hört sich in der Summe interessanter an, als es in „Spittelmarkt“ geschildert wird. Und somit verschwimmt sowohl der historische Wert der Geschichte, als auch die Bedeutsamkeit der größtenteils lahmen, wenn auch interessant endenden Kriminalstory.

|Broschiert: 372 Seiten
ISBN-13: 978-3839210994|
[www.gmeiner-verlag.de]http://www.gmeiner-verlag.de

Bourgeon, Francois – Handel mit schwarzer Ware (Reisende im Wind 3)

_|Reisende im Wind|:_

Band 1: [„Blinde Passagiere“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6679
Band 2: [„Das Gefangenenschiff“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6680
Band 3: _“Handel mit schwarzer Ware“_
Band 4: „Die Stunde der Schlange“
Band 5: „Gefährliche Fracht“
Band 6.1: „Das Mädchen von Bois-Caiman“ Teil 1/2
Band 6.2: „Das Mädchen von Bois-Caiman“ Teil 2/2

_Story:_

An Bord des Sklavenschiffes ‚Marie Caroline‘ steuern Hoel, Isabeau, Mary, ihr Gatte John und das frisch geborene Kind den afrikanischen Kontinent an, um dort vorläufig Frieden zu finden. Doch die Schiffspassage entpuppt sich als grausames Schicksal, da die Reisenden zunächst nicht wissen, welchen Zweck der große Segler tatsächlich verfolgt. Als das Schiff schließlich in Quidah an Land geht, wird vor allem Isabeau das schreckliche Ausmaß des Sklavenhandels bewusst. Im Saint-Louis de Grégoy macht die Gesellschaft Bekanntschaft mit Oliver de Montaguére, der bereits von den desertierten Damen und ihren Anhängen gehört hat. Doch es ist in erster Linie sein Buchhalter Estienne de Viaroux, der ein Auge auf die beiden Frauen geworfen hat und sogar eine folgenschwere Wette eingeht, sie eines Tages zum Opfer seiner fleischlichen Gelüste machen zu können. Von diesem Wunsch und der Furcht vor dem Verlust des finanzträchtigen Wetteinsatzes getrieben, lässt er kein Mittel aus, endlich einen Vorteil herauszuschlagen. Und als John immer weiter dem Alkohol verfällt und Hoel von einer unbekannten Krasnkheit befallen wird, scheint er alle Zügel fest in seinen Händen zu halten. Doch die verzweifelte Mary und die unverwüstliche Isabeau lassen sich nicht erpressen …

_Persönlicher Eindruck:_

Mit jedem weiteren Handlungsabschnitt offeriert Francois Bourgeon wieder neue Facetten seiner Story und insbesondere ihrer führenden Charaktere. Bereits in der letzten Episode nahm die Geschichte ein unglaublich hohes Tempo an und raste von Handlungsebene zu Handlungsebene, während die Charaktere teilweise einen sehr krassen Wandel durchliefen, der jedoch jederzeit glaubwürdig und für die gesamte Story sehr förderlich war. Und diesen Weg führt der Autor von „Reisende im Wind“ nun auch im dritten Kapitel seines Epos‘ fort, vielleicht sogar noch eine Spur beeindruckender als in den ersten beiden Bänden.

Die Geschichte nimmt bereits im Anschluss an den Cliffhanger von „Das Gefangenenschiff“ eine weitere Wendung und steuert analog zur eigentlichen Reise in einige parallel stattfindende Abenteuer. Dieses Mal sind es jedoch nicht nur die äußeren Umstände, denen ein besonderes Gewicht beigemessen wird. Erstmals kommt es auch zu internen Konflikten, ausgelöst zunächst durch diverse Eifersüchteleien, dann aber auch durch den Werdegang der beiden Männer an Bord bedingt, die sich immer weiter von ihren Geliebten zu distanzieren scheinen. Ständig steht die unmoralische Offerte von Monsieur Viaroux über den Geschehnissen, und auch wenn die Damen es problemlos schaffen, standhaft zu bleiben, drängen sich die Ereignisse um dessen Ungeduld und Fleischeslust. Dies hat zunächst einen raschen Anstieg des intriganten Teils der Handlung als Folge, dadurch auch einer weitere Tempoforcierung und schließlich auch als Konsequenz ein sehr kontrastreiches Programm aus schwarzem Humor, Action und sehr schön ausstaffierter Dramaturgie – oder zusammengefasst: Erneut spitzt sich die Szenerie in einem sehr weitläufigen Plot zu.

Unterdessen nehmen die Charaktere immer individuellere Eigenschaften an, sind gleichsam aber auch nicht mehr ganz durchschaubar. Einer lebenslustigen, nun aber verzweifelten Persönlichkeit wie Mary ist für die nächsten Episoden wirklich alles zuzutrauen. Hoel hingegen verändert sich nicht nur im Rahmen seiner plötzlichen Krankheit, und die eigentliche Protagonistin Isabeau springt ständig zwischen allen erdenklichen Charakterzügen, was der Erzählung ganz nebenbei die entsprechende Würze verleiht – mal ganz davon abgesehen, dass die eigentliche Inszenierung trotz ihrer vergleichsweise schlichten Züge noch viel intensiver wird.

Zum Schluss bleibt daher mal wieder eine Menge Begeisterung und ein Höchstmaß an Spannung ob des nächsten, fiesen Cliffhangers. „Reisende im Wind“ bestätigt einmal mehr seinen Anspruch, ein echter Comic-Klassiker zu sein, und entwirft mit „Handel mit schwarzer Ware“ eine weitere, absolut lesenswerte Episode!

|Graphic Novel: 56 Seiten
Originaltitel: Les passagers due vent – Le comptoir de Juda (1981)
ISBN-13: 978-3-86869-076-7|
[www.splitter-verlag.eu]http://www.splitter-verlag.eu

Choi, Angela S. – Hello Kitty muss sterben

_Inhalt_

Fiona Yu hat es nicht leicht: Sie ist achtundzwanzig Jahre alt, gut bezahlte Anwältin in San Francisco, steht sicher auf eigenen Füßen respektive Zehn-Zentimeter-Absätzen – aber ihren Eltern, traditionsbewussten Chinesen, hat sie nichts entgegenzusetzen. Da kann sie hundertmal in Yale gewesen sein: Es wird jetzt allerhöchste Zeit zum Heiraten. Und da kommt natürlich nur ein Chinese in Frage. Fiona wird also von einem entsetzlichen, zermürbenden Date zum anderen geschickt, immer die Stimme des Vaters im Ohr, die ihr wie ein Mantra vorbetet: „Trag Lippenstift.“ „|Hai|, Daddy“, denkt Fiona sich. |Hai| bedeutet auf Kantonesisch je nach Tonlage „Ja“ oder „Fotze“.

Fiona steht etwas ratlos vor den sich häufenden Dates mit peinlichen Verlierern und der drohenden Heirat mit irgendjemandem, aber glücklicherweise trifft sie Sean wieder. Sean, der ihr auf der Schule gezeigt hat, dass man Gewalt am besten mit unverhältnismäßiger Gegengewalt begegnet. Er war immer schon faszinierend und beängstigend, und er hat sich in der Zwischenzeit noch weiterentwickelt. Inzwischen ist er betuchter Chirurg, der sich auf Wiederherstellung von Hymen spezialisiert hat und in seiner Freizeit seine Mitmenschen von unangenehmen Mitmenschen erlöst.

Fiona, die befürchtet hatte, dass sie als brave chinesische Ehefrau und Mutter als „Hello Kitty“ enden würde (ohne Krallen, ohne Zähne, ja, ohne Mund, selbst ohne Augenbrauen, um mal wütend zu gucken), wittert in Seans Nähe Morgenluft. Seine Unkompliziertheit, was den serienmäßig herbeigeführten Tod irgendwelcher Unsympathen angeht, wirkt befreiend auf sie. Schnell erweist sie sich als gelehrige Schülerin, doch noch während ihre Dates den Schrecken verlieren, zieht eine neue Gefahr am Horizont auf: Sean wird unmäßig in seinem Drang – und unvorsichtig. Wird er Fiona in die Abwärtsspirale mit hineinreißen, in der er selbst ins Bodenlose trudelt?

_Kritik_

Die ersten paar Seiten dieses Romans sind eine Winzigkeit gewöhnungsbedürftig, dann aber erledigt sich jede Form von Zweifel von selbst. Fiona hat als Gefangene zwischen der oberflächlichen amerikanischen Schicht der Besserverdienenden und dem starren Korsett des chinesischen Traditionalismus jedes Recht, so durchgeknallt zu sein, wie sie nur möchte. Es sind zwei Lebensstile voller Extreme, die hier aufeinanderprallen, und beide sind auf ihre Art abartig und indiskutabel, so wie Angela S. Choi das Ganze schildert: Fiona hat ungefähr die Wahlmöglichkeit zwischen Hölle und Fegefeuer, wie es scheint.

Zwar sind die Morde hier nicht wie etwa bei Ingrid Noll von zwingender Notwendigkeit und die Motive für alle nachvollziehbar, aber man versteht auf jeden Fall den Wunsch Fionas, sich aus ihrer ekelhaften Situation zu befreien, und als Sean-der-Serienkiller auftaucht, freut man sich fast ein bisschen für sie: Man kann sich halt nicht dauernd mit moralischen Zweifeln belasten, wenn man einen Alltag durchlebt, der einen ständig an die Grenzen der Belastbarkeit treibt.

Choi bedient sich einer bewunderungswürdigen Stilmischung: Gemäß dem Bildungsstandard ihrer Protagonistin, zeigt sich in den Sätzen der Ich-Erzählerin ein beachtlicher Wortschatz und ein breites Allgemeinwissen, gemäß ihrem Geisteszustand jedoch ist das Ganze durchsetzt mit einer derartig schnoddrigen Rotzigkeit, dass man hin und wieder schlucken muss, ehe man sich daran gewöhnt hat. „|Hai|, Daddy“ …

Das Buch springt dem Leser förmlich ins Gesicht: vorm Aufschlagen bereits durch das aufdringlich-grelle Pink, und beim Lesen erst recht durch die bitterböse, ironische, moralisch indiskutable und doch so verständliche Abrechnung mit all den Widerlichkeiten und Widrigkeit des Alltags der Fiona Yu.

_Fazit_

„Hello Kitty muss sterben“ ist rabenschwarz und mit Abstand der zynischste Erstling, der mir je untergekommen ist, trotz all des Pinks. Nach kurzer Gewöhnung fühlt man mit der Protagonistin und lacht sich atemlos durch die rasanten Kapitel, die an Absurdität ihresgleichen suchen. Ich warte gespannt auf weitere Werke der Autorin, auch wenn ich zwischendurch wieder etwas anderes lesen muss, um mich meiner Werte zu vergewissern. Lesen!

|Gebundene Ausgabe: 288 Seiten
Originaltitel: Hello Kitty Must Die
Aus dem Amerikanischen von Ute Brammertz
ISBN-13: 978-3630873398|
[www.luchterhand-verlag.de]http://www.luchterhand-verlag.de
[www.angelaschoi.com]http://www.angelaschoi.com

Eric Nylund – Gemini – Der goldene Apfel (Mortal Coils 1)

Die Mortal Coils-Serie:

Band 1: „Gemini – Der goldene Apfel“
Band 2: „All That Lives Must Die“ (noch ohne dt. Titel)

Die Zwillinge Eliot und Fiona sind nahezu völlig von der Welt abgeschottet aufgewachsen. Erst seit zwei Jahren verlassen sie überhaupt das Haus, und das auch nur, um in einem Restaurant einige Straßen weiter als Bedienung und als Tellerwäscher zu arbeiten. Doch eines Tages bekommt ihre kleine, abgeschlossene Welt Risse: Fremde tauchen vor ihrer Wohnung auf. Einer davon behauptet gar, ihr Onkel zu sein. Und plötzlich ist die Welt nicht nur viel größer, als die Zwillinge gedacht hatten, sie ist auch viel verwirrender, viel magischer und vor allem … viel gefährlicher!

Eric Nylund – Gemini – Der goldene Apfel (Mortal Coils 1) weiterlesen

Pratchett, Terry – Club der unsichtbaren Gelehrten, Der

_Inhalt_

Nutt hat einen ordentlichen Beruf. Oder – na ja, er hat einen Beruf. So in der Art. Er arbeitet jedenfalls in den Kellergewölben der Unsichtbaren Universität und tropft dort die Kerzen vor. Das muss gemacht werden; wer will denn schon in großen alten Leuchtern Kerzen sehen, die nagelneu wirken?

Nutts Kollegen sind überwiegend Geschöpfe, bei denen es für den Rest der Welt besser ist, wenn sie den Großteil ihrer Tage in irgendwelchen Kellergewölben verbringen. Und Nutt selbst …? Er weiß nur, dass er sich als nützlich erweisen muss. Und er muss zuvorkommend sein und höflich. Das hat ihm die Lady gesagt, und die Lady ist gut zu ihm gewesen.

Dann jedoch führt Nutts Weg über Trevor hinauf ins Tageslicht. Trevor ist sein Chef und er findet Gefallen an dem fleißigen kleinen … Kerl. Nutt lernt die Köchin Glenda kennen, und plötzlich überstürzen sich die Ereignisse, vermischen sich die streng getrennten Welten von Dienerschaft und Professoren der Unsichtbaren Universität. Fußball mischt sich (wie überall) plötzlich auch hier ins beschauliche Leben und fordert Aufmerksamkeit, und zwar in besonders unangenehmer Form: Wenn die Zauberer nicht schnell eine Mannschaft ins Leben rufen, verlieren sie den Anspruch auf eine großzügige regelmäßige Zuwendung. Und da das bedeutete, dass die Mahlzeiten weniger üppig ausfielen, sind die zerstreuten Herren alle mit von der Partie.

Trevor kennt sich aus mit Fußball, sein Vater war eine Art Lokalheld und hat auf dem Feld sein Leben gelassen. Trevor kennt sich allerdings auch super damit aus, sich um Arbeit herumzudrücken, während Nutt sich besonders gut mit eigentlich fast allem auskennt und obendrein Organisationstalent besitzt. Glenda kennt sich speziell in ihrer Küche gut aus, nutzt aber den Rest ihrer Talente, um andauernd für andere einzutreten und jemandem gründlich die Meinung zu sagen. Ohne es zu wissen, steuern sie alle gemeinsam eine Geschichte an, die größer ist als alles, was sie sich je erträumen konnten.

_Kritik_

Pratchett ist wieder da! Alle seine Fans laufen also wieder tagelang kichernd mit dem Buch durch die Gegend und zitieren andauernd daraus. Eine schöne Zeit, außer für jene, die nicht schnell genug weglaufen können.

Aber im Ernst: „Der Club der Unsichtbaren Gelehrten“ ist wie gehabt großartig. Pratchett bereichert seine schon sehr detaillierte Scheibenwelt um ein weiteres Fragment, indem er die Seite der Dienerschaft in der Unsichtbaren Universität schildert, die bisher noch nie vorkam. Die pragmatische, mütterliche Glenda erinnert vom Wesen her ein bisschen an Sam Mumm, und in die Fußballgeschichte mischt sich mittels zweier junger Menschen zwischen den verfeindeten Fan-Fronten ein Hauch von Romeo und Julia.

Wie genau die Zauberer beim Fußballspielen wirken, kann man Leuten, die Pratchett noch nicht kennen, keinesfalls erklären. Und jene, die Pratchett kennen, haben zwar eine ungefähre Vorstellung, möchten aber mit Sicherheit selbst lesen, was geschieht, von daher an dieser Stelle nur der Vermerk, dass die Unterzeichnete herzlich gelacht hat. Das Geheimnis um die Existenz von Nutt zieht sich quasikriminalistisch durch den ganzen Roman und verleiht der Geschichte einen unheimlichen Touch.

Eine ganze Reihe altbekannter Figuren bekommt in diesem Roman erstmals mehr Tiefe verliehen; Lord Vetinari werden einige Facetten hinzuaddiert, Erzkanzler Ridcully läuft zu voller Form auf und Ponder Stibbons erhält bedeutend mehr Tiefe.

Über Stil muss man wohl kaum noch ein Wort verlieren: Pratchett ist einfach ein Meister der mehrfachen Verneinung und der subtilen Neuverortung altbekannter Worte bzw. Silben; wie bei „Boggle“ schüttelt er einen Würfel voller Buchstaben und erschafft daraus etwas, auf das man schrecklich gern selbst gekommen wäre. Ein Wort noch zur deutschen Ausgabe: Der neue Übersetzer hat insgesamt einen guten Job gemacht. Etwas, das so derartig voller Wortwitz und Neologismen steckt, ohne Verluste von einer Sprache in die andere zu transportieren, ist eine heikle Angelegenheit. Im Ganzen ist das sehr gut gelungen; dass sich jetzt aber Ridcully und Vetinari auf einmal siezen, ist ein schmerzhafter Bruch mit den Regeln und hätte nicht sein müssen.

_Fazit_

Lesen. Unbedingt lesen. Pratchett ist einer der einfallsreichsten Autoren der Gegenwart, und das Leben ist ohne seine Werke ärmer.

|Broschiert: 512 Seiten
Originaltitel: Unseen Academicals
Aus dem Englischen von Gerald Jung
ISBN-13: 9783442546732|
[www.randomhouse.de/manhattan]http://www.randomhouse.de/manhattan
[www.terrypratchett.co.uk]http://www.terrypratchett.co.uk

_Terry Pratchett bei |Buchwurm.info|:_
[„Heiße Hüpfer“ (Lesung) 6295
[„Das Licht der Phantasie“]http://www.buchwurm.info/book/anzeigen.php?id___book=208
[„Das Erbe des Zauberers“]http://www.buchwurm.info/book/anzeigen.php?id___book=218
[„Maurice, der Kater“]http://www.buchwurm.info/book/anzeigen.php?id___book=219
[„MacBest“]http://www.buchwurm.info/book/anzeigen.php?id___book=236
[„Gevatter Tod“]http://www.buchwurm.info/book/anzeigen.php?id___book=237
[„Eric“]http://www.buchwurm.info/book/anzeigen.php?id___book=239
[„Schweinsgalopp“]http://www.buchwurm.info/book/anzeigen.php?id___book=241
[„Wahre Helden“ 247
[„Wachen! Wachen!“ 253
[„Wachen! Wachen!“ (Hörbuch) 787
[„Rincewind, der Zauberer“ 259
[„Kleine Freie Männer. Ein Märchen von der Scheibenwelt“ 1034
[„Kleine freie Männer“ (Hörbuch) 2310
[„A Hat Full of Sky“ 1842
[„Ab die Post“ 2122
[„Pyramiden“ (Hörbuch) 2615
[„Trucker“ (Nomen 1, Hörbuch) 2998
[„Wühler“ (Nomen 2, Hörbuch) 3906
[„Lords und Ladies“ (Hörbuch) 3160
[„Gefährliche Possen und andere Erzählungen“ (Hörbuch) 3406
[„Schweinsgalopp. Das illustrierte Buch zum großen Film“ 4614
[„Ruhig Blut!“ (inszenierte Lesung von der Scheibenwelt)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6428

Vyleta, Dan – Pavel & ich

_Das geschieht:_

Nach dem Untergang des „Dritten Reiches“ ist die deutsche Hauptstadt Berlin in vier Sektoren geteilt. Die US-Amerikaner, die Sowjetrussen, die Briten und die Franzosen üben die militärische Oberherrschaft in der durch Bomben und Brände fast völlig zerstörten Stadt aus. Da die Alliierten der gewaltigen Aufgabe, die Einwohner Berlins zu versorgen, nicht Herr werden können, sind Hunger und Seuchen im Dezember des Jahres 1946 an der Tagesordnung; zudem ist dieser zweite Nachkriegs-Winter der härteste seit Menschengedenken. Auf dem Schwarzmarkt verkaufen verzweifelte Menschen geretteten Besitz gegen Nahrung, warme Kleidung und Medikamente. Die Prostitution blüht, verwilderte Kinderbanden streifen durch die Trümmerlandschaft.

Inmitten dieses Chaos‘ haust Pavel Richter, geboren in den USA und vormals Dolmetscher im Dienst der US-Armee. Seit Kriegsende ist er Zivilist, blieb aber in Berlin, wo er wie die Einheimischen um sein Überleben kämpft. Dennoch ist er bereit, seinem besten Freund Boyd White zu helfen, der ebenfalls Zivilist geworden, aber als Zuhälter und Schieber zu Geld gekommen ist. White hat in der Nacht den Gangster Söldmann überfahren. Richter soll die Leiche verschwinden lassen. Dabei erregt er die Aufmerksamkeit des britischen Colonels Stuart Fosko, der in allerhand zwielichtige Aktivitäten verstrickt ist und einen Mikrofilm mit brisanten Geheim-Informationen an sich zu bringen sucht, den Söldmann bei sich trug.

Als White entführt, gefoltert und ermordet wird, will Richter seinen Mörder stellen. Die einzige Spur führt zur Prostituierten Sonja, die sich als Foskos Geliebte entpuppt. Der Colonel lässt Richter überwachen, und auch die Russen sind auf ihn aufmerksam geworden. Richter muss erkennen, dass ihn der letzte Dienst für den Freund in Lebensgefahr bringt, denn jeder ist käuflich im Berlin dieser kalten Tage …

_|“Nun ward der Winter unseres Missvergnügens …“|_

Der Winter 1946 auf 1947 zählte in Mitteleuropa zu den kältesten des 20. Jahrhunderts. Er fiel ausgerechnet in eine Zeit, in der die meisten Menschen ihm hilflos ausgeliefert waren. Vor allem in den ausgebombten Großstädten des ehemaligen „Dritten Reiches“ herrschte Not. Es fehlte an winterfesten Wohnungen, Heizmaterial, Kleidung und Vorräten. Wer diese schier endlosen Monate überlebte, erinnerte sich sein ganzes Leben daran.

Den Nachgeborenen blieben solche Erfahrungen erspart. Ihnen fällt schwer wirklich zu begreifen, welche Entbehrungen und Schrecken dieser Winter brachte, der seinerseits den generellen Ausnahmezustand nur verschärfte. Die Lebensrealität in der besetzten und geteilten Stadt Berlin war erst recht bizarr. Dan Vyleta ist nicht nur Schriftsteller, sondern auch Historiker. Er hat sich mit den historischen Fakten so vertraut gemacht, wie dies nachträglich möglich ist. In „Pavel & ich“ errichtet er aus ihnen die Kulissen für eine wiederum zeitgebundene Handlung.

|Gefühle als riskanter Luxus|

Zigarettenwährung, Schwarzhandel, Trümmer, Fraternisierung mit den „Frolleins“: Viele Historienkrimis, die ebenfalls in der (deutschen) Nachkriegsära spielen, bedienen sich der Zeitumstände nur als Klischees. Vyletas Blick auf die Vergangenheit ist filterfrei. Er schildert die Kälte als unwiderstehliche Macht. Mit beachtlichem Wortschatz und einem Gespür für Ausdrucksstärke – die der deutsche Übersetzer zu bewahren wusste – findet er immer neue, prägnante Bilder für ihre grausame Allgegenwart. Oft sind es Details, die dem Leser den Schwebezustand zwischen Leben und Tod deutlich machen.

Die Kälte des Winters spiegelt zwischenmenschliche Kälte wider: Zwar lieben nicht nur die Literaten unter den Schriftstellern das Symbol, aber sie scheinen eine besondere Vorliebe für das Bildhafte zu haben. „Pavel & ich“ wimmelt von solchen Spiegelungen, denn im Inneren der Protagonisten geht es emotional hoch her. Diese innere Kälte weiß Vyleta zu differenzieren. Der Kampf ums Überleben hat nicht nur die Gesetze, sondern auch die gesellschaftlichen Regeln stärker beeinträchtigt als der verlorene Krieg. Der findet höchstens im Untergrund als Planspiel einiger Unverbesserlicher statt. Die Mehrheit hat Besseres zu tun.

Zuerst erwischt es die Schwachen – die Kranken, Alten und Kinder. Nur der ständige Regelbruch kann sie retten. Paulchens Bande ist die Konsequenz: Eine Generation von den Nazis ‚erzogener‘ und die erlernten Grundsätze ahnungslos konservierender Kinder lebt wie ein Wolfsrudel in der Trümmerwüste. Sie helfen sich selbst, weil ihnen sonst niemand hilft.

|Verrat als notwendige Selbstverständlichkeit|

Die Not hinterlässt überall ihre Spuren. Sonja ist keine ‚richtige‘ Prostituierte, sondern eine weitere Überlebende, die lernen musste, dass es besser ist, ihren Körper zu verkaufen, weil sie sich auf diese Weise wenigstens theoretisch eine gewisse Entscheidungsfreiheit bewahrt, wen sie in ihr Bett lässt, und sich ein Dach über dem Kopf und einen vollen Magen leisten kann: Noch im Vorjahr haben sich die Sieger gewaltsam genommen, was sie als ihr Vorrecht betrachteten.

Auf der Seite dieser Sieger herrscht das Chaos. Sie schaffen es nicht, das vollständig am Boden liegende Deutschland zu verwalten. So mancher Alliierte sabotiert sogar die entsprechenden Bemühungen: Der Sieg über die Nazis wurde nicht von Heiligen errungen. Kriegsgewinnler gibt es auf beiden Seiten. Boyd White und Colonel Fosko gehören zu denen, die ihre Schäfchen ins Trockene bringen wollen. Da sie das Recht formal vertreten, können sie es besonders leicht mit Füßen treten.

Pavel Richter scheint die einsame Ausnahme zu sein – ein Mann, der sich nicht korrumpieren lässt und auf diese Weise einer verlorenen Kriegswaise zum Vaterersatz, einer verzweifelten Frau zum aufrichtig Geliebten und einem brutalen Schläger zum Seelengefährten wird. Wer Richter wirklich ist, enthüllt Vyleta (ansatzweise) in einem Finale, das überrascht und es in sich hat!

|Inhalt mit Stil – und umgekehrt|

Dass dieser Knalleffekt selbst bei Lektüre-Veteranen zündet, verdankt „Pavel & ich“ der schon erwähnten Fabulierkunst des Verfassers, die über das Setzen wohlüberlegter Worte weit hinausgeht. Obwohl er mit diesen nie geizt, hält uns Vyleta kurz, was grundsätzliche Informationen angeht. Sie werden geschickt in den Text integriert bzw. dort versteckt. Vyleta verwischt Spuren zusätzlich durch Perspektivenwechsel. Meist schildert Peterson, der einäugige Handlager des Colonels, die Ereignisse, aber immer wieder übernimmt Vyleta, der der unsichtbar aber allwissend über der Handlung schwebt – und dies oft buchstäblich.

Auch den Zeitfluss manipuliert der Verfasser, wie es seiner Geschichte am besten zuträglich ist. Er springt im Zeitraum 18. Dezember 1946 bis 4. Januar 1947 hin und her, vergrößert das ohnehin allgegenwärtige Gefühl der Unsicherheit, mit dem auch die Protagonisten ihre Gegenwart verbinden, während sie die Vergangenheit verdrängt oder vergessen haben und an eine – bessere – Zukunft nicht glauben können. Wie der Epilog zeigt, der 1964 spielt, liegen sie damit in gewisser Weise richtig.

Aufgrund (oder trotz?) dieser harmonisch die Geschichte stützenden, nie übertriebenen stilistischen Kunstfertigkeit (die ‚literarisch zu nennen ich mich weigere, weil dieser Begriff eher Wertung als Definition geworden ist) zieht ‚Pavel & ich“ den Leser in jenen Bann, der das echte Lese-Erlebnis von der Alltags-Lektüre trennt. Kein durch die Bestsellerlisten tobender Psychopath kann vor dem Hintergrund dieser einfachen aber bedrückend überzeugenden Geschichte bestehen, die selbst im notwehrbedingt teflonbeschichteten Hirn eines Patterson/Johansen/Cornwell-geschädigten Lesers haften bleiben wird!

_Autor_

Dan Vyleta wurde 1974 in Gelsenkirchen geboren. In den 1960er Jahren waren seine regimefeindlichen Eltern durch den „Eisernen Vorhang“ in die Bundesrepublik Deutschland geflohen. Hier wuchs Vyleta auf, verließ aber das Land, um in England Geschichte zu studieren. Seinen Doktorgrad erwarb er am King’s College in Cambridge. Anschließend lektorierte er wissenschaftliche Veröffentlichungen. Er kehrte nach Deutschland zurück, wo er in Berlin lebte.

2008 veröffentlichte Vyleta, der nun im kanadischen Edmonton lebt und arbeitet, seinen ersten Roman. „Pavel & ich“ wurde von der Kritik freundlich aufgenommen. Vyleta blieb dem Historien-Roman – den er mit Elementen des Krimis erzählt – auch in seinem zweiten Werk treu, das im Wien des Jahres 1939 spielt; ein Umfeld, in dem der Verfasser sich durch seine historische Forschungsarbeit – seine Doktorarbeit trägt den Titel „Crimes, News, and Jews, Vienna 1895-1914“ – ausgezeichnet auskennt.

|Gebunden: 414 Seiten
Originalausgabe: Pavel & I (New York : Bloomsbury 2008)
Übersetzung: Werner Löcher-Lawrence
ISBN-13: 978-3-8270-0814-5|
[www.berlinverlage.de]http://www.berlinverlage.de
[danvyleta.com]http://danvyleta.com

del Toro, Guilermo / Hogan, Chuck – Blut, Das

_Die „The Strain“-Trilogie:_

Band 1: [„Die Saat“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5905
Band 2: _“Das Blut“_
Band 3: „Eternal Night“ (erscheint im Original am 15.03.2011, noch ohne dt. Titel)

Schon in „Die Saat“, dem ersten Teil dieser auf drei Bände angelegten Trilogie, setzte das Autorenduo del Toro und Hogan auf altbewährte, stilistische Ideen. Dass man sich in einen Vampir durch einen Biss verwandelt und dadurch ein Virus übertragen wird, ist nicht neu, und doch haben die Autoren auf originelle Art ihre Geschichte um die Invasion der Vampire auf dem amerikanischen Kontinent weiterentwickelt.

_Inhalt_

Mit dem Flugzeug, das auf dem JFK-Airport gelandet ist, kam der Tod. Ein alter Meister-Vampir verbündet sich auf dem amerikanischen Kontinent mit einem, dem Tode geweihten Milliardär und Geschäftsmann, der hofft, den Tod zu betrügen und seine Macht weiter auszubauen. Seit den frühesten Kindheitstagen steckt sein wacher und intelligenter Geist in einem kränklichen, schwachen Körper, und die Gelegenheit, sich mit einem „Dämon“ zu verbünden, schlägt er nicht aus. Zu groß ist die Verlockung, sich über den Tod zu erheben.

Die Seuche, der Vampirismus breitet sich einem Flächenbrand gleich über New York aus. Auf den Straßen regiert die Angst und der Tod, nach Sonnenuntergang hallen durch die Straßenschluchten die verzweifelten Schreie von Opfern, die unvorsichtig und nachlässig genug waren, die Gefahr zu ignorieren.

Ephraim Goodweather – Arzt und Experte der Seuchenprävention in New York und Professor Abraham Setrakian, der schon seit Jahrzehnten von der Existenz der Vampire weiß und diese mit allen Mitteln jagt, kämpfen zusammen mit dem Schädlingsbekämpfer Vasiliy gegen die Ausbreitung der Seuche.

Doch konnten sie die Gefahr nicht weiter eindämmen. Die Nachrichten zeigen, dass sich auch in den Großstädten der europäischen Länder, wie auch in Asien, das Virus und damit die blutrünstigen Vampire weiter ausbreiten.

Zwar konnten sie den Meister-Vampir kurzzeitig stellen, doch nicht besiegen. Er verfügt über größere Macht, als sie vermuteten. Doch es gibt keine Chance. Seit Jahrhunderten existiert ein geheimnisvolles Buch, das Hinweise birgt, wie er und die anderen Meister-Vampire vernichtet werden können. „Die Alten“, wie sie genannt werden, verstecken sich, aber im Laufe der Zeit haben sie die Menschheit gelenkt wie Marionetten an einem Faden Doch nun ist ihr Einfluss gefährdet und sie möchten die Ausbreitung der „Seuche“ nach Möglichkeit weiter verhindern. Dabei bedienen sie sich ebenfalls der Menschen, statten diese mit Waffen aus und schicken sie auf eine blutige Mission.

Für das Trio findet der Krieg also an mehreren Fronten statt und neben der Suche nach dem geheimnisvollen, in Silber eingefassten Buch, wird die Zeit immer knapper -..

_Kritik_

„Das Blut“ ist mit Sicherheit spannender und vielseitiger als „Die Saat“. Zwar sind die Charaktere inhaltlich keinen Entwicklungsschritt weitergegangen, mit Ausnahme vielleicht von Vasily, der als Vampirjäger, quasi seine Bestimmung gefunden hat, doch ansonsten gilt das gleiche Muster wie schon im ersten Teil. Auch wenn das ungleiche Trio einen gemeinsamen Feind hat, so sind ihre Beweggründe ganz unterschiedlich. Besonders Setrakian zeigt sich als Egoist, denn so ganz teilt er sein Wissen nicht mit seinen Waffenbrüdern.

Die Story ist wie schon erwähnt spannender. Der Leser erfährt viel mehr über das Wesen und die Beweggründe der „Alten“ und vor allem ihre Macht, auch wenn sie im Schatten der Menschheit existieren.

Deutlich negativ und absolut überzogen zeigen sich die „Bösen“ von ihrer ganz schlechten Seite und dabei bedienen sich die Autoren der klassischen und sehr klischeehaften Idee, dass das „Böse“ in persönlicher und nun untoter Form von Nazis aus Deutschland auf Amerikas Straßen wandelt. Eine etwas „moderne“ nicht so ganz einseitige Idee wäre vorteilhaft gewesen. Manche Vorurteile werden halt so über die Generationen immer weitergegeben. Aktuell verarbeiten die Autoren auch die Macht der Medien über die Bevölkerung und auch die Finanzkrise bekommt im Roman „Das Blut“ einen kurzen Part.

Die atmosphärische dunkle Stimmung im Roman ist nicht zu verleugnen und so nimmt das Böse seinen Lauf. Der Vorsprung des Bösen ist auch im zweiten Teil nicht mehr einzuholen, das ist selbst für einen Blinden deutlich zu sehen und damit ist das Ende schnell vorhersehbar, auch wenn es die Spannung im Grunde nicht mindert.

Das Tempo im Roman hat deutlich angezogen, der Szenenwechsel – bzw. die Nebengeschichten, die zumal auch dem Leser wieder ermöglichen, einen intensiven Blick in die Vergangenheit einzelner Protagonisten zu werfen, sind schnell erzählt.

_Fazit_

Es geht manchmal recht oberflächlich zu, doch es ist auch eine willkommene Steigerung, die einige inhaltliche Lücken schließen kann, aber auch gleich Ideen und Anreize schafft, um auch den dritten Teil zur Hand zu nehmen. Man sagt ja oft, dass der zweite Teil einer Trilogie der intensivste ist, und so verhält es sich bei „Das Blut“ auch nicht anders.

In jedem Fall ist es nicht zu empfehlen, das Buch zu lesen, ohne vorher den ersten Teil zu kennen, dafür ist die Handlung des ersten viel zu eng mit dem vorliegenden Teil verzahnt.

Für mich ist der Roman „Das Blut“ eindeutig zu empfehlen. Dies ist keine romantisch, verklärte Vampirgeschichte, in der der Blutsauger mit guten Manieren und schmachtendem Blick und feinen Manieren überzeugt. Nein, hier fließt das Blut und das meist auch nicht zu wenig. Ich bin gespannt auf den letzten Teil der Trilogie die nächstes Jahr unter dem Titel: „Eternal Night“ erscheint. Ein deutscher Titel, steht zurzeit noch nicht fest.

|Gebundene Ausgabe: 400 Seiten
Originaltitel: The Fall
ISBN-13: 978-3453266490|
[www.heyne.de]http://www.heyne.de

Hill, Joe – Teufelszeug

Joe Hill trägt ein schweres Erbe mit sich, schließlich ist er der Sohn von Altmeister und Kultautor Stephen King. Damit ist die Erwartungshaltung an seinen zweiten Roman „Teufelszeug“ nicht niedrig, denn auch sein erster Roman „Blind“ war ein relativ eindrucksvoller Erfolg.

Seine Idee in diesem vorliegenden Roman ist recht originell und er setzt seiner Hauptfigur im wahrsten Sinne des Wortes gleich die Hörner auf.

_Inhalt_

Ig Perrish ist ein verwöhnter, privilegierter junger Mann. Durch sein Elternhaus geprägt und umsorgt, fehlt es ihm an nichts Materiellem und eigentlich könnte er glücklich und zufrieden in den Tag hinein leben.

In wenigen Tagen soll er einige Zeit in London leben und studieren und damit seine langjährige und erste Liebe in den Staaten lassen. Merrin ist seine Freundin, wohlgemerkt seine erste und wirklich große Liebe, sein wirklicher Freund, der ihn blind versteht. Sie sind ein Traumpaar, doch Merrin ist sich bewusst, dass die zeitliche Trennung ihrer beider Leben völlig neu orientieren wird. Sie möchte Ig freigeben, um ihm so eine neue Perspektive in Englands Hauptstadt zu ermöglichen. Er soll sich ruhig neu verlieben, neue Erfahrung mit anderen Frauen sammeln. Was sein wird, wenn er wieder zurückkommt, werden sie dann gemeinsam sehen – vielleicht bleibt eine tiefe und innige Freundschaft oder ihre Liebe zu- und füreinander wird noch tiefer sein.

Doch dazu kommt es nicht. Nach einem Streit in einem Restaurant wird Merrin bestialisch vergewaltigt und ermordet. Der Mordfall bleibt ungeklärt und als Täter kommt bislang nur ihr Freund Ig infrage. Doch der Verdacht erhärtet sich nicht und aus Mangel an Beweisen wird Ig freigesprochen. In der Kleinstadt zählt das allerdings nichts. Ig ist in den Augen der Bewohner und erst recht in den Augen von Merrins Eltern der Täter.

Ig, der nach dem Streit mit Merrin nicht mehr die Gelegenheit hatte, sich für seine Worte zu entschuldigen, verliert die Lebensfreude und damit sich selbst. Seine Tage ziehen sinnlos dahin, er beginnt zu trinken und verliert sich in Selbstmitleid. Nach einer wilden Nacht wacht er am nächsten Morgen völlig verkatert auf und stellt fest, dass ihm plötzlich Hörner aus den Schläfen wachsen. Geschockt und völlig von Sinnen, sucht er nach einer Erklärung, und mehr und mehr wird ihm klar, dass die Hörner keine Einbildung und sie gerade im Begriff sind, sich zu entwickeln.

Selbst ein Arzt findet keine logische Erklärung, kann aber auch nur bestätigen, dass es sich nicht um Einbildung handelt, denn die Hörner sind genauso ein natürlicher Bestandteil seines Körpers wie Knochen, Zähne usw. Seine „Teufelshörner“ sind nicht mehr zu leugnen und wahrscheinlich nur schwer operativ zu entfernen.

Viel Interessanter dagegen wird es, als Ig merkt, dass er neben seinen sich neu entwickelten Hörnern nun die unheimliche Gabe besitzt, die dunkelsten Wünsche und Geheimnisse seiner Mitmenschen zu kennen. Nichts bleibt ihm nach einer kurzen Berührung verborgen, alle Gelüste liegen wie ein offenes Buch vor ihm. Ein Fluch wie auch ein Segen für Ig. Denn nun erfährt er auch, was seine Mitmenschen und selbst seine eigenen Eltern und sein Bruder von ihm denken, und es ist viel weniger Positives, als sie es ihm vermittelt haben.

Geläutert und schmerzhaft auf dem Boden der Tatsachen aufgeschlagen, findet sich Ig mit seinen „Teufelshörnern“ und seiner neuen, unheimlichen Gabe ab. Im Grunde hat er nichts mehr zu verlieren, und da ihm nun die Gedanken, Wünsche, die dunkelsten Träume und Gelüste seiner Mitmenschen offenbar sind, will er den wahren Mörder aufspüren.

Alles Gute, alles an das er geglaubt und in das er investiert hat, war nichts wert. Kein Beten bringt ihm seine Merrin zurück. Was bleibt, ist die Überlegung, mit dem Teufel zu paktieren, um grausame Rache zu nehmen, wenn er den oder die Täter gefunden hat …

_Kritik_

Der Roman fängt spannend an: Alleine schon die Idee mit den Hörnern war sehr originell und es bleibt nicht das einzige Teufelssymbol, das dem Leser auf den rund 540 Seiten begegnen wird. Die Andeutungen sind gut in die Handlungen eingebaut und diese Symbolik wirkt durchaus traditionell.

Die Idee, sich mit dem „Bösen“ zu verbinden, wenn einem das „Gute“ nicht unbedingt als Partner zur Seite stand, ist nicht neu, aber sie birgt durchaus Potenzial für mehr. Leider verliert Joe Hill das Ziel völlig aus den Augen. Die Rückblenden in die Vergangenheit von Ig und den weiteren Charakteren behindern die Entwicklung und bieten nicht die gewisse explosive Spannung, die es schafft, die Geschichte auf den richtigen Kurs zu bringen. Stattdessen verfängt sich der Roman in Ereignissen, die nicht mehr zu ändern sind und dadurch wenig später den Täter quasi auf einem Silbertablett präsentieren. Keine stimmige, in sich fortlaufende Struktur, die es schafft, den Leser davon zu überzeugen, das Buch zwingend weiterlesen zu müssen.

Zu früh, spätestens aber in der Mitte des Romans fragt man sich, ob man das Buch nicht einfach weglegen sollte, um eventuell ein Buch ein zweites Mal zu lesen, von dem man überzeugt war. Die Grundidee war klasse, die Umsetzung zwischen mangelhaft und ungenügend.

Die Protagonisten sind allesamt überzogen, alleine schon Ig wirkt lächerlich, sein Auftreten unglaubwürdig und es gelingt ihm nicht, sich bei den anderen durchzusetzen. Klingt also insgesamt wirklich so, als würde die Kernbotschaft lauten, dass das „Gutsein“ mit allen anschließenden hohen moralischen und ethischen Beweggründen nicht wirklich bis zum Ziel führen kann.

Soll das also heißen, dass uns nur unsere bitterbösen Seiten zu erfolgreichen Menschen machen können, die egoistisch durchs Leben rennen und dabei nicht nach rechts oder links schauen? Der Roman „Teufelszeug“ will uns, so argumentiert wahrscheinlich der Autor Joe Hill selbst, genau das glauben machen.

_Fazit_

Der Stil von Joe Hill lässt keine oder wenig Ähnlichkeiten zu seinem berühmten Vater Stephen King erkennen. Joe Hill schreibt eindimensional und es wirkt so billig, dass ich den Roman keinesfalls empfehlen kann.

Hätte es der Autor geschafft, seine Geschichte mehr in der Gegenwart spielen zu lassen, um seine Figur mehr ins Rampenlicht zu führen, wäre dies noch ein guter, solider Roman gewesen. Ich hätte gerne mehr darüber erfahren, wie sich die Gabe und die Hörner entwickeln und nicht, in welchem Zusammenhang die Protagonisten in der Vergangenheit miteinander zu tun hatten. Als Nebenschauplatz wäre das von Vorteil gewesen, aber nicht als unabdingbarer Schlüsselpunkt in der gesamten Handlung.

Es ist kein Buch, das unsere uralten, manifestierten Ängste weckt oder uns vor Augen führt. Selbst die spannenden und manchmal blutigen Szenen treiben ins Lächerliche ab, und es bleibt nichts weiter als ein fader Nachgeschmack.

„Teufelszeug“ von Joe Hill ist mit einer der schlechtesten Romane, die ich dieses Jahr gelesen habe, und garantiert wird mir kein weiterer Titel des Autors in die Hände oder gar vor die Augen kommen. Kristallklar nicht zu empfehlen, und wer ihn dennoch lesen sollte, wird froh sein, wenn der Alptraum endlich ein Ende gefunden hat.

|Hardcover: 544 Seiten
Originaltitel: Horns
ISBN-13: 978-3453265615|
[www.heyne.de]http://www.heyne.de

_Joe Hill bei |Buchwurm.info|:_
[„Blind“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3842
[„Black Box“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4539

Alan Bradley – Mord ist kein Kinderspiel (Flavia de Luce 2)

Flavia de Luce:

01 „Mord im Gurkenbeet“
02 „Mord ist kein Kinderspiel“

Im Leben der 11-jährigen Flavia de Luce kehrt auch nach ihrem ersten aufgeklärten Fall keine Ruhe ein. Sie verbringt tagträumend einen schönen Nachmittag auf dem Friedhof, als sie plötzlich ein Schluchzen vernimmt. Sie schaut nach und sieht eine junge rothaarige Frau auf einem Grabstein liegend und weinend. Flavia geht zu der Frau, namens Nialla, um ihr zu helfen. Sie erzählt Flavia, dass sie die Gehilfin des berühmten Puppenspielers Rupert Porsons sei und beide mit ihrem Wagen in der Nähe liegen geblieben wären und der Puppenspieler sei auf dem Weg, um Hilfe zu holen. Da kommt auch schon der Vikar Denwyn Richardson zu der kleinen Gruppe und bietet ebenfalls seine Hilfe an.

Alan Bradley – Mord ist kein Kinderspiel (Flavia de Luce 2) weiterlesen

Döring, Oliver / Dark, Jason – Don Harris, Psycho-Cop – Das schwarze Amulett (Folge 3) (Hörspiel)

_|Don Harris – Psycho Cop|:_

Folge 1: [„Das dritte Auge“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3907
Folge 2: [„Der Club der Höllensöhne“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3922
Folge 3: [„Das schwarze Amulett“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6690
Folge 4: „Das Erbe der Wächter“
Folge 5: [„Das Killer-Kommando“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6701
Folge 6: [„Das Glastonbury-Rätsel“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6709
Folge 7: [„Drei Gräber in Sibirien“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6711
Folge 8: „Triaden-Terror“ (erscheint am 10.12.2010)

_Story_

Immer noch ist Don Harris mit sich und seiner Vergangenheit nicht im Reinen und kann sich auch keinen Reim darauf machen, wer und was genau hinter seiner Person steckt. Als er in einer Vision einen Aufruf Elektras empfängt, verschlägt es den ESI-Agenten nach Barcelona. Doch Harris ist gewarnt, da die Ermittlungsergebnisse des Geheimdienstes viele brisante Fakten beinhalten, die er vor seiner Abreise komplett zerstört.

In Barcelona angekommen, wartet bereits ein Empfangskomitee, das Prinz Ali Ben Racman für den Agenten zusammengestellt hat – und welches Harris offenkundig an die Wäsche will. Unter der Leitung Azucenas setzt die Truppe den Reisenden gehörig unter Druck und lässt auch Elektra keine Ruhe. Erst als die beiden aufeinandertreffen und Elektra die Lücken der Vergangenheit schließen kann, scheint Harris endlich aus seinem persönlichen Dilemma entrinnen zu können. Doch mit der neuen Verantwortung und der völlig veränderten Situation beginnt für den ESI-Cop erst recht ein neues Leben – ein Leben, dessen enorme Tragweite er bis dato noch nicht einmal erahnen konnte …

_Sprecher:_

Erzähler – Douglas Welbat
Don Harris – Dietmar Wunder
Elektra – Claudia Urbschat-Mingues
Mac ‚Silver‘ Sterling – Frank Glaubrecht
Azucena – Katrin Fröhlich
Alain Berger – Oliver Feld
Jack O’Donnell – Bernd Rumpf
Fahrer – Martin Kessler
Suleika – Berenice Weichert
Pablo – Björn Schalla
Rosita – Elisabeth Günther
Ali Ben Rachman – Jörg Hengstler
Jakeem – Dennis Schmidt-Foss
Anfüher – Lutz Mackensy
Ziegler – Kaspar Eichel

Buch und Regie: Oliver Döring
Produktions: Alex Stelkens
Realisation: Pe Simon
Illustration: Vladimir Bondar
Grafik: Friedemann Weise
Product Management: dp

_Persönlicher Eindruck:_

In der dritten Episode der „Don Harris“-Hörspielserie sorgen die Macher des actionreichen Mystery-Plots langsam aber sicher für Klarheit. Die ziemlich breit ausgelegte Einleitung ist abgeschlossen, die nennenswerten Akteure längst Teil der Geschichte und Letztgenannte insoweit durchsichtig, als dass die eigentliche Erzählung mit all ihren Nebensträngen für einige Fortschritte endgültig bereit ist. Allerdings muss man in diesem Zusammenhang auch bedenken, dass die ersten beiden Episoden die Zusammenfassung des Debütromans waren und somit als gekoppelter Einstieg betrachtet werden mussten. Daher folgt eine Forcierung des Erzähltempos wohl auch erst jetzt.

Döring lässt sich dementsprechend auch nicht lange bitten und schickt seinen Helden auf Reisen und ein vorerst letztes Mal in die finsteren Verliese seiner persönlichen Vergangenheit. Harris erfährt einige enorm wichtige Details über seine Eltern und deren Beziehung zu Elektra. Doch je mehr der Protagonist in Erfahrung bringt, desto gefährlicher werden die Begleitumstände seiner Reise. Neue Feinde, neue Geheimnisse und dazu jenes Amulett, welches den Kern der Handlung darstellt, und um das herum die Story schleppend aber mit gesteigerter Intensität aufgebaut wird – es tut sich etwas im „Don Harris“-Audiokosmos!

Parallel hierzu finden sich auch die Sprecher immer besser in ihren Rollen zurecht. Harris selber agiert schon als bestens vertrauter Hauptakteur, ebenso Elektra, deren steter Wechsel zwischen emotionaler Berichterstattung und nüchterner Interaktion von Claudia Urbschat-Mingues prima interpretiert wird. Und auch ‚Geisterjäger‘ Frank Glaubrecht, an dessen zweite Rolle man sich hier erst einmal gewöhnen muss, leistet in seinen kurzen Auftritten mal wieder Applaudierenswertes und steht seinem Kollegen Douglas Welbat in Situationen, in denen er ein wenig übermotiviert wird, immer als Ausgleich zur Seite. Man hat schließlich den Eindruck, dass die Mannschaft final integriert ist und ihr der Plot in Fleisch und Blut übergegangen ist, so dass auch hier die letzten kritischen Bemerkungen ausbleiben dürfen.

Inhaltlich entwickelt das Ganze derweil einen „Sinclair“ vergleichbaren Charme, wenngleich Dörings legendäre Parallel-Inszenierung noch ein Stück weit bombastischer aufgebaut ist, gerade was die klangliche Untermalung mit Sounds und Effekten anbetrifft. Zwar hat auch „Das schwarze Amulett“ diesbezüglich einige nette Sequenzen, allerdings wird die Story selten mit Nebengeschichten aufgebläht oder in einem Maß vollgepumpt, das von der Erzählung ablenken würde. Recht so! Dass der Plot unterdessen gerade im Sinne der modernen Fantasy-Unterhaltung einige hölzerne Fragmente aufweist, macht die Sache schließlich noch ein ganzes Stück sympathischer. Man darf eben auch nie vergessen, dass der Ursprung von „Don Harris“ bereits drei Dekaden zurückliegt, und diese Basis einzufangen, die Story aber dennoch passend in die Jetztzeit zu bringen, ist eine Kunst, die Döring im dritten Teil seiner Serie besser denn je hinbekommen hat. Und sie erfährt in „Das schwarze Amulett“ nun auch endlich die entsprechende Wertschätzung. Von nun an ist „Don Harris“ nämlich ebenfalls eine Hausnummer im Folgenreich-Katalog!

|Audio-CD mit 60 Minuten Spieldauer
Empfohlen ab 12 Jahren
ISBN-13: 978-3-8291-2255-9|
[www.universal-music.de]http://www.universal-music.de
[www.folgenreich.de/donharris]http://www.folgenreich.de/donharris

Cornwell, Bernard – brennende Land, Das

Wenn man sich durch das umfangreiche (und immer weiter wachsende) Werk von Bernard Cornwell arbeitet, dann ist anzunehmen, dass man nach erfolgter Lektüre viel schlauer ist als zuvor. Zumindest, was englische Geschichte, Politik und Kriegshandwerk angeht, denn dies sind Cornwells Leidenschaften, die in seinen Romanen immer wieder das Grundgerüst bilden.

In „Das brennende Land“ entführt Cornwell seine Leser in das England des 9. Jahrhunderts, wobei es jedoch vermessen wäre, hier schon von „England“ zu sprechen. Stattdessen bedecken die Länder Wessex, Northumbrien und Mercien große Teile der Landschaft, die wir heute als England kennen. Held (im wahrsten Sinne) der Geschichte ist Uthred, ein Kriegsherr, dessen Eid ihn an König Alfred von Wessex bindet. Damit ist er jedoch weniger glücklich, denn Alfred ist ein Christ und umgibt sich mit einer stattlichen Anzahl von Mönchen, die auf den Heiden Uhtred herab blicken. Dieser wiederum hält das Christentum für eine lächerliche Religion, lässt es sich jedoch nicht nehmen, in brenzligen Situationen nicht nur zu seinen eigenen Göttern, sondern auch zu diesem ans Kreuz genagelten Christus zu beten. Man kann schließlich nie wissen …

Alfreds Hofstaat provoziert einen Eklat, der Uthred dazu bringt, seinen Eid auf Alfred zu brechen und stattdessen nach Norden zu gehen. Eigentlich will er mit Wessex auch gar nichts zu tun haben. Viel lieber würde er Bebbanburg, seine Heimat im Norden, wieder einnehmen. Doch dazu braucht er Gold und Männer – in dieser Reihenfolge. Also plant er, Skirnir zu überfallen, da er erfahren hat, dort solle sich ein Schatz befinden. Der Überfall gelingt zwar, doch fällt die Beute weit weniger reichlich aus als erhofft, und so steht Uthred immer noch am Anfang seines Plans. Bevor dieser jedoch weiter gedeihen kann, ruft ein anderer Eid ihn über Umwege zurück an Alfreds Seite und er muss ein weiteres Mal dessen Reich vor einfallenden Feinden schützen.

Bei „Das brennende Land“ handelt es sich um den fünften Band in Cornwells |Uthred|-Serie. Zwar kann man sich auch ohne Vorkenntnisse auf den Roman einlassen, doch wird man mehr aus der Lektüre mitnehmen, wenn man auch die Vorgängerbände kennt. So sind die politischen Verwicklungen, die Cornwell beschreibt, durchaus kompliziert und bei den unzähligen fremdartigen Namen wird es ohne Vorkenntnisse noch schwerer, den Überblick zu behalten, wer mit wem verbandelt, verfeindet oder verbündet ist. Eine kleine Hilfestellung bei der Orientierung bieten eine Karte, eine Liste mit Ortsnamen (und ihrer zugehörigen englischen Entsprechung) und ein Stammbaum der Wessex’schen Königsfamilie. Gerade die Liste der Ortsnamen ist eine echte Hilfe, da man ohne sie kaum erraten würde, wo man sich geographisch gerade befindet: Dass Cent der alte Name für die Stadt Kent ist, ist noch naheliegend. Aber wer käme schon darauf, hinter der Ortsbezeichnung Eoferwic das heutige York zu vermuten?

Den Großteil der auftauchenden Personennamen muss man sich jedoch selbst merken, wobei nur eine Handvoll davon wirklich wichtig ist. Cornwell konzentriert sich hauptsächlich auf seinen Protagonisten (darum ist der Roman wohl auch in der Ich-Form geschrieben) und arbeitet Nebencharaktere eher uninspiriert ab. Die Krieger in Uthreds Diensten bleiben, bis auf ein oder zwei Ausnahmen, durchweg farblos, und selbst der großen Gegenspielerin des Romans, der ambitionierten Skade, vermag er kaum Profil zu verleihen. Als machthungrige Schönheit hängt sie sich jeweils an den Mann, der den meisten Erfolg verspricht, und lässt ihn in dem Moment fallen, in dem ein besseres Exemplar vorbeireitet. Sie ist kaltherzig, berechnend und grausam. Doch mehr als pure Machtlust um ihrer selbst willen mag Cornwell ihr als Motivation nicht zugestehen. Es ist ein wenig schade, dass ein Charakter, der so viel Profil vermuten lässt, im Roman dann fast nichts davon einlöst.

Was Cornwell jedoch bei seinen Nebencharakteren einspart, das verwendet er samt und sonders auf Uthred, der als schillernder Kriegsheld gezeichnet wird und doch nicht eindimensional bleibt. Er ist ein echter Macher, ein Pläneschmieder und furchteinflößender Kämpfer. Kurzum, er ist ein echter Mann, der andere Männer nur dann schätzt, wenn sie mit seiner Kraft und Potenz mithalten können (darum wohl auch seine Abneigung gegen das Christentum, da ihm alle Christen als verweichlicht erscheinen). Er ist großspurig und neigt etwas zum Protzen, doch selbst diese Eigenschaften machen ihn nicht unsympathisch, sicherlich, weil der Leser realisiert, dass Uthred genügend Grund zur Eitelkeit hat. Und doch: Selbst er findet sich wiederholt als Opfer verschiedener Ränkespiele wieder und muss sich in Situationen ergeben, die sich seiner Einflussnahme entziehen. So findet er sich gänzlich gegen seinen Willen auf Alfreds Seite wieder, hat aber keine andere Möglichkeit, als zu versuchen, in der Situation etwas Positives zu finden. Ihr entfliehen kann er ohnehin nicht.

Ebenso interessant wie Uthred ist Cornwells Beschreibung des Konflikts zwischen dem aufkommenden Christentum und den alten Göttern. Uthred hängt dem nordischen Götterkreis an und wird am christlichen Hof Alfreds eigentlich nur noch geduldet, weil er so ein erfolgreicher Heerführer ist. Dass der Kampf der Religionen durchaus blutig geschlagen wurde, während andererseits in vielen Fällen auch ein friedliches Nebeneinander möglich war, das will Cornwell beschreiben. Und es gelingt ihm eindrücklich.

„Das brennende Land“ ist ein Roman für alle, die an der frühen Geschichte Englands interessiert sind und die sich – lesend, selbstverständlich – auch gern ein wenig ins Schlachtengetümmel werfen. Denn eins ist klar: Ohne eine ordentliche Schlacht lässt Cornwell keinen seiner Romane enden!

|512 Seiten, broschiert
ISBN-13: 978-3499254147
Originaltitel:| The Burning Land|
Übersetzung: Karolina Fell|
http://www.rowohlt.de
http://www.bernardcornwell.net

_Bernard Cornwell auf |Buchwurm.info|:_
[„Stonehenge“ 113
[„Die Galgenfrist“ 277
[„Der Bogenschütze“ (Auf der Suche nach dem Heiligen Gral 1) 3606
[„Der Wanderer“ (Auf der Suche nach dem Heiligen Gral 2)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3617
[„Der Erzfeind“ (Auf der Suche nach dem Heiligen Gral 3) 3619
[„Sharpes Feuerprobe. 1799: Richard Sharpe und die Belagerung von Seringapatam“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5208
[„Sharpes Sieg. 1803: Richard Sharpe und die Schlacht von Assaye“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5829
[„Das Zeichen des Sieges“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6223

Hohlbein, Rebecca – Himmelwärts

Bei diesem Nachnamen erwartet man viel: Rebecca Hohlbein ist die Tochter des wohl bekanntesten Autors Deutschlands. Zusammen mit ihrem Vater Wolfgang hat sie bereits einige Romane verfasst, nun veröffentlicht sie mit „Himmelwärts“ ihr erstes ganz eigenes Buch.

Das kleine Örtchen Oberfrankenburg in Franken ist nicht so beschaulich wie es aussieht. Zwei Vampire leben auf Burg Werthersweide, der neue Prophet lebt unerkannt in der Stadt und wird von Alvaro, seinem Schutzengel, davor bewahrt, in Gefahr zu geraten, bevor er seine eigentliche Aufgabe erfüllt hat. Und dann ist da noch die Mafia, die die Ereignisse ins Rollen bringt.

Bei einer Schießerei in einer Kneipe trifft ein Querschläger Lennart, den neuen Propheten, der daraufhin stirbt. Dies ist eine Tragödie für Alvaro, denn sein Auftrag ist damit gescheitert. Um Ärger mit seinem Vorgesetzten, dem Engel Tamino, zu vermeiden, reist er zur Erde, um Lennart wiederzubeleben. Doch auch das geht schief. In Oberfrankenburgs pathologischem Institut findet er den toten Lennart nicht, da dessen Leiche entführt worden ist. Statt dessen verharrt er bei der Leiche einer jungen Frau – die plötzlich die Augen aufschlägt und ihn in den Hals beißt.

Tabea, seit einiger Zeit untot, hat von einem Menschen genascht, der Drogen im Blut hatte, was ihr nicht besonders gut bekommen ist. Alvaro ist da aber auch nicht besser. Nachdem sie ihn gebissen hat, verliert sie vorübergehend ihre Fähigkeit, sich in eine Fledermaus zu verwandeln, Alvaro wird zu einem Normalsterblichen degradiert. Doch dadurch taucht Lennarts Leiche auch nicht wieder auf. Gemeinsam mit Tabea, die sich nicht sicher ist, ob sie den ehemaligen Engel mögen oder hassen soll, begibt Alvaro sich auf die Suche nach dem neuen Propheten. Doch so einfach ist das nicht, denn oberste Mächte sind gegen die beiden …

Was erwartet man, wenn man den Namen Hohlbein auf dem Cover eines Buches liest? Vermutlich nicht das, was man in „Himmelwärts“ bekommt. Rebecca Hohlbein schreibt sehr versiert mit eigener Stimme. Diverse Wortspielereien, eine satte Portion Humor und schlagfertige Dialoge bestimmen die Geschichte. Dabei gelingt es der Autorin, diesen Stil von der ersten bis zur letzten Seite durchzuziehen. Das ist sehr löblich, doch nicht jedem wird diese Erzählweise gefallen. Tatsächlich ist es an der einen oder anderen Stelle etwas zuviel des Guten. Gerade die längeren Sätze wirken manchmal zu verschachtelt und anstrengend.

Ähnlich humorvoll wie der Schreibstil ist die gesamte Geschichte. Hohlbein reiht ein skurriles Ereignis an das andere. Die Handlung ist manchmal geradezu aberwitzig und spielt gewieft mit diversen Klischees. Dabei vergisst sie aber nicht, auch mal ruhige Töne anzuschlagen, zum Beispiel, wenn Tabea entdeckt, dass Alvaro mehr ist als ein durchgeknallter Flattermann. Dessen Versuche, sich in der Menschenwelt zurecht zu finden, werden durch seine naive, durch bedingungslose Nächstenliebe geprägte Sichtweise bestimmt. Die ist teilweise überaus amüsant, teilweise wird dem Leser aber auch ein Spiegel vorgehalten. Dies täuscht aber nicht darüber hinweg, dass die Handlung selbst nicht immer überzeugt. Die Geschichte verfranst sich, weil diverse Nebenereignisse miteinbezogen werden. Dadurch geht die Spannung etwas verloren, die unterschiedlichen Motive der Beteiligten erschweren das Verständnis.

Ähnlich humorvoll wie die Handlung sind auch die Charaktere der Geschichte. Tabea und Alvaro geben ein ziemlich ungleiches Paar ab, die freche Vampirin auf der einen, der naive Engel auf der anderen Seite. Beide sind überzeichnet, doch gerade bei Tabea gibt es immer wieder besonnenere Momente. Alvaro hingegen wird meistens ziemlich naiv dargestellt. Daraus resultieren einige lustige Situationen, wenn er versucht, sich in der Menschenwelt zurechtzufinden. Insgesamt fügen sich die beiden, genau wie die übrigen Figuren, nahtlos in die Geschichte ein: Sie sind zumeist sehr amüsant, manchmal zu extrem, dann aber auch an einigen Stellen durchaus tiefgründig.

Mit „Himmelwärts“ zeigt Rebecca Hohlbein, dass sie nicht von ihrem berühmten Nachnamen abhängig ist, um erfolgreich zu sein. Ihr Debütroman ist ein heiteres Stück Literatur, dass mit viel Schwung geschrieben ist. An einigen Ecken ist es sicherlich verbesserungswürdig – die Handlung ist beispielsweise etwas zu ungeordnet -, insgesamt hinterlässt die Autorin aber einen guten Eindruck. Vor allem ihr origineller Schreibstil gefällt.

|Gebunden: 618 Seiten
ISBN-13: 978-3453266889|
http://www.heyne.de

Hallaway, Tate – Vampir sein ist alles (Garnet Lacey 3)

_Die „Garnet Lacey“-Reihe:_

01 [„Nicht schon wieder ein Vampir“ 6402
02 [„Beiß noch einmal mit Gefühl“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6403
03 _“Vampir sein ist alles“_
04 „Biss in alle Ewigkeit“ (Dezember 2010)

_Nachdem das FBI_ die Akten um den Vorfall mit den ermordeten Vatikan-Agenten geschlossen hat, sollten für Garnet Lacey eigentlich ruhigere Zeiten anbrechen. Sie ist dabei, mit Sebastian von Traum einen neuen Hexenzirkel ins Leben zu rufen. Dazu hat Sebastian ihr einen Heiratsantrag gemacht, was Garnet neben dem Glück aber auch viele Gedanken bereitet. Dann taucht der sonst so verlässliche Sebastian bei einem Termin nicht auf und Garnet beginnt, sich Sorgen zu machen. Als er auch am nächsten Tag nichts von sich hören lässt, wird sie deutlich nervös und wendet sich an Sebastians Sohn Màtyas.

In Sebastians Haus finden sie dessen schwarzes Buch, in dem er die Adressen und Telefonnummern seiner Blutspenderinnen notiert hat, und Màtyas schlägt Garnet vor, sich einmal an diese zu wenden. Garnet ist zunächst dagegen, denn sie ist so schon sehr kritisch und auch eifersüchtig gegenüber den Blutspenderinnen.

Beim nächsten Zirkeltreffen, das nun ohne Sebastian stattfindet, taucht ein Garnet nicht bekannter Gast auf, der sich als Micah vorstellt und im Laufe des Abends Garnet das verlockende Angebot macht: Er will sie von der Göttin Lilith befreien. Garnet bittet erst einmal um Bedenkzeit, da sie sich doch bereits an Lilith gewöhnt hat.

Garnet nimmt Kontakt zu einer der Blutspenderinnen, Alison, auf, die dann auch direkt auf Sebastian und seine zukünftige Frau wettert. Alison ist sehr eifersüchtig, da Sebastian mit ihr und auch seinen anderen Blutspenderinnen Schluss gemacht hat. Als dann auch noch Garnets Leben mehrfach in Gefahr gerät und auch von Sebastian weiter kein Lebenszeichen kommt, läuft die Zeit allmählich ab.

Wird Garnet mit Hilfe von Màtyas Sebastian aufspüren und den stellen, der ihr nach dem Leben trachtet?

_Kritik_

„Vampir sein ist alles“ ist der dritte Teil der Reihe um Garnet Lacey von Tate Hallaway. Wieder ist es der Autorin gelungen, einen unterhaltsamen Roman zu schreiben, der Spannung und Witz gekonnt und stimmig verbindet. Lediglich die Romantik kommt in diesem Buch teilweise etwas zu kurz, was aber zu der Geschichte passt und diese glaubhaft macht. Der Fokus liegt hier eindeutig auf der Suche nach Sebastian und den unheimlichen Vorfällen in Garnets Leben.

Der Spannungsbogen baut sich beständig auf, sodass der Leser richtiggehend mit den Charakteren fiebern kann. Zwar kommt es ab und an zu Längen in diesem Roman, diese sind aber meist wichtig für den weiteren Verlauf der Geschichte und somit gerne zu verzeihen.

Tate Hallaway gelingt es, sich über ihre Romane hinweg an ihren Plot zu halten und dabei interessant und unterhaltsam zu bleiben. Präsentiert wird die Geschichte aus der Perspektive Garnets, dabei verliert die Autorin aber auch die weiteren Charaktere nicht aus den Augen und schafft es, auch diese dem Leser nahezubringen.

Die Protagonisten sind vielschichtig und detailliert konzipiert und haben sich in diesem Roman glaubwürdig weiterentwickelt. Garnet bleibt sich selber treu und ist mit ihrer schrulligen Art sehr sympathisch und authentisch entworfen. Auch ihre Angst durch den Verlust Liliths ihre Hexenkräfte nicht mehr wie gewohnt nutzen zu können, ist sehr einleuchtend und nachvollziehbar.

Sehr viel näher wird dem Leser in diesem Roman der Sohn Sebastians, Màtyas, gebracht. Dieser Charakter birgt viel Potenzial, dem die Autorin ausreichend Raum gibt, sich zu entwickeln. In den vergangenen Romanen war er meist der Antagonist, der sich Sebastian und auch Garnet in den Weg gestellt hat und beiden gerne das Leben schwermachte. Trotzdem ist es der Autorin gelungen, diesem Charakter überzeugend einen neuen Weg zu weisen, ohne die Persönlichkeit zu verfälschen.

Auch die Nebendarsteller, bereits liebgewonnene Bekannte wie auch neu dazugekommene, kamen nicht zu kurz. Kein Charakter ist überflüssig, sondern vielmehr wichtig für diesen Roman.

Das Cover und der Innenteil sind ansprechend und zu der Reihe passend gestaltet. Die Kapitelüberschriften sind wieder in astrologische Häuser unterteilt und mit Schlüsselwörtern beschrieben.

_Fazit_

Mit dem dritten Teil der Reihe um Garnet Lacey, „Vampir sein ist alles“, konnte die Autorin mich wieder überzeugen. Mit ihrem gewohnt locker-leichten Schreibstil versteht die Autorin es, den Leser unterhaltsam an die Geschichte zu fesseln.

Ich für meinen Teil kann da nur sagen: „Bitte mehr davon“, und mein Wunsch wird im Dezember mit dem vierten Teil „Biss in alle Ewigkeit“ erfüllt werden.

_Autorin_

Tate Hallaway ist Amateur-Astrologin, praktizierende Hexe und Vampir-Fan, seit sie in der Highschool die Horror-Romane von Poppy Z. Brite gelesen hat. Sie lebt heute mit drei schwarzen Katzen in Minnesota. (Verlagsinfo)

|Broschiert: 316 Seiten
Originaltitel: Romancing the Dead
ISBN-13: 978-3802582868|
[www.egmont-lyx.de]http://www.egmont-lyx.de

_Nadine Warnke_

Pearce, Jackson – Drei Wünsche hast du frei

_Lange Zeit waren sie_ ein Paar, Viola und Lawrence – bis Lawrence sein Coming-out hat und für Viola eine Welt zusammenbricht. Viola ist tieftraurig, sehr verletzt und fühlt sich unendlich einsam und zu niemandem gehörig. Da war sie über Jahre die Freundin eines der coolsten Typen, und nun steht sie alleine da. Viola hat das Gefühl, nicht mehr vollständig zu sein, als fehlte ein wichtiges Stück ihrer selbst.

Lediglich ihr Hobby, das Malen, scheint ihr geblieben. Aber auch da macht sich Unzufriedenheit breit, sehen doch die Bilder der anderen so viel besser und einzigartiger aus. Ihre Eigenen dagegen empfindet Viola als gewöhnlich und unbedeutend.

In dem tiefen Wunsch, wieder „ganz“ zu sein und dazuzugehören, beschwört Viola dann versehentlich einen Dschinn. In der Shakespeare-Stunde traut sie ihren Augen kaum, denn auf dem Tisch neben ihr sitzt plötzlich ein wunderschöner Junge mit golden schimmernder Haut. Niemand außer ihr scheint ihn zu bemerken, und nachdem der Fremde sie lange angeschaut hat, verschwindet er ebenso plötzlich.

Nachdem sich der Junge noch mehrmals zeigt, offenbart er sich ihr, reichlich genervt von den Menschen, Frauen/Mädchen insbesondere, und bittet sie, die drei Wünsche doch möglichst schnell zu äußern. Doch da ist er bei Viola an die Falsche geraten, denn ihrem Kummer durch Wünsche zu entkommen, erscheint ihr mehr als nur falsch. Wie soll sie dann noch wissen, was wahr ist? Ihr Leben will sie so nicht gestalten und dem Kummer lieber durch eigene Kraft entkommen.

Dschinn ist darüber nicht sehr glücklich. In dieser Welt altert er und will daher so schnell wie nur irgend möglich zurück in seine Heimat Caliban. Viola wird ihn dann vergessen und er kann sein gewohntes Leben weiterführen. Dazu gezwungen, nun Zeit mit Viola zu verbringen, bricht Dschinn alle Gesetze der Ältesten im Umgang mit den Menschen. Langsam entsteht eine tiefe Freundschaft, die Grenzen zwischen Dschinn und Herrin lösen sich zunehmend auf und zarte Bande der Freundschaft und Liebe binden Dschinn mehr und mehr an Viola.

Dies ruft einen Ifrit, einen Gesetzeshüter der Dschinn, auf den Plan, der Dschinn an seine Aufgabe erinnert. Dschinn, der sich von Viola noch nicht trennen mag, kann den Ifrit beschwichtigen und schindet noch mehr Zeit, bevor Viola gezwungen wird, ihre Wünsche zu äußern.

_Kritik_

Mit „Drei Wünsche hast du frei“ hat die junge Autorin Jackson Pearce ihren geschmackvoll romantischen Debütroman geschrieben. Dieser besticht durch eine wunderschön zarte Liebesgeschichte, die sich den jugendlichen Protagonisten authentisch anpasst.

Die Autorin bedient sich eines jugendlichen Schreibstils, der nichts an Lebendigkeit vermissen lässt. Auch ihre Art, sich in Metaphern auszudrücken, wirkt vorwiegend sehr romantisch und lässt wunderbare Bilder im Kopf des Lesers entstehen. Die Umgebung beschreibt die Autorin sehr detailreich. Flüssig zu lesen, macht der Roman so schon jede Menge Spaß und eignet sich hervorragend für einen verregneten Sonntagnachmittag. Lediglich das bei der Übersetzung ausgelassene „Yeah“ passt nicht in den sonstigen Stil und nervt nach einiger Zeit.

Mit ihrer fein konzipierten Liebesgeschichte fesselt Jackson Pearce den Leser förmlich an das Geschehen und die Atmosphäre tut ihr Übrigens dazu. Zeitweise liest sich der Roman zwar etwas langatmig, aber dies nie lange, und die Geschichte entwickelt sich sogleich interessant weiter. Auch die Idee der Autorin, wie sie Dschinn und seine magische Welt darstellt, ist außergewöhnlich und hebt sich von der breiten Masse deutlich ab.

Besonders gut transportiert die Autorin auch die wahren Werte, die nicht durch Geld, Beliebtheit und eine künstlich erzeugte Liebe ersetzt werden können, sondern selber erarbeitet erden müssen. Erzählt wird die Geschichte abwechselnd aus den Perspektiven von Viola und Dschinn, was dazu beiträgt, dass der Leser beide Charaktere kennenlernt und ihre Entscheidungen nachvollziehen und verstehen kann.

Die Protagonisten sind allesamt sympathisch und glaubwürdig entwickelt. Dabei hat die Autorin ihr Hauptaugenmerk auf die Hauptfiguren gelegt, die über eine Fülle von Charaktereigenschaften verfügen. Viola wird anfangs zerrissen dargestellt, besitzt trotzdem aber hohe Werte, die sie nicht durch pures Wünschen erreichen will, sondern sich nicht scheut, für ihre Wünsche einiges zu tun. Da verzeiht man ihr fast ihren ab und an auftauchenden Egoismus und das Selbstmitleid, in dem sie gelegentlich versinkt. Dschinn, anfangs mehr als genervt, hat sie mit Sprüchen ausstaffiert, die den Leser zum Schmunzeln bringen. Er entwickelt sich durch Viola weiter und merkt bald, dass nicht alles Gold ist, was glänzt. Auch Lawrence ist facettenreich dargestellt. Lediglich die Nebendarsteller lassen Detailreichtum vermissen und wirken recht blass und oberflächlich neben den Handlungsträgern.

Die Gestaltung des Covers lädt zum Träumen ein, in hellen Blau-Weiß-Tönen gehalten und mit wunderschönen Ranken, die teilweise durch Spotlack in Szene gesetzt werden. Diese Ranken finden sich zu Beginn jedes Kapitels wieder. Auch das Softcover, das an ein gebundenes Buch erinnert und trotzdem die Leichtigkeit eines Taschenbuchs aufweist, ist eine gelungene Idee des Verlages.

_Fazit_

Mit „Drei Wünsche hast du frei“ hat Jackson Pearce einen zauberhaften, zum Träumen einladenden Roman vorgelegt. Ein wundervolles Märchen, das Jung und Alt gleichermaßen zu bezaubern weiß. Ich hoffe, von dieser Autorin noch viel zu lesen.

_Autorin_

Jackson Pearce wurde 1984 in North Carolina geboren. Sie liebt süßen Eistee, Popmusik und die Vormittagsvorstellung im Kino, wenn sie den Saal fast für sich alleine hat. Jackson Pearce lebt mit einer schielenden Katze und einem leicht außerirdisch aussehenden Hund in Atlanta, Bundesstaat Georgia. (Verlagsinfo)

|Gebundene Ausgabe: 285 Seiten
ISBN-13: 978-3426283363
Originaltitel: As You Wish|
[www.jacksonpearce.com]http://www.jacksonpearce.com
[www.pan-verlag.de]http://www.pan-verlag.de

_Nadine Warnke_

Dirk Hack – Reifkalte Nächte durchwacht

_Erste Gehversuche auf schwierigem Terrain_

Lyrik rezensieren – Als ich das schmale Büchlein „Reifkalte Nächte durchwacht“ von Dirk Hack in den Händen halte, wird mir die Schwierigkeit meines Unterfanges sofort bewusst. Schon aus den ersten Versen sprechen der Erfahrungshorizont und das handwerkliche Vermögen eines Schreibenden, der noch am Anfang seines Lebens und seiner schriftstellerischen Laufbahn steht. Ich fühle mich an meine eigenen lyrischen Versuche erinnert und daran, dass sich ein Autor mit Lyrik mehr als mit jeder anderen literarischen Form entblößt und seine Leser tief in das eigene Empfinden vordringen lässt.

So windet sich auch Dirk Hack im Weltschmerz der Jugend, der klagt, anklagt, aber keine Lösungen, sondern nur das beklemmendes Gefühl bieten kann, dass der Klagende irgendwie Recht hat und dem wunden Punkt ziemlich nahe kommt, ihn aber dennoch nicht trifft und deshalb in seinem Verlangen, die Welt zu verstehen und zu verändern, erfolglos bleibt, wie der „unweise Mann“ aus der „Edda“, der zwar die Nächte durchwacht und sich um alles sorgt, jedoch an den Gegebenheiten nichts ändert. Auch über die Edda hinaus kennt Hack sich mit den Standardwerken der Literatur und den Großen der Branche aus. Sein Prolog aus einer Gleichsetzung von „nichts Sinnvollem“ mit dem Menschen „auf dem Höhepunkt seines Schaffens“ verrät eine Affinität zu Nietzsche. Den Romantikern wie dem zitierten Eichendorff gleich hängt er der Melancholie des Herbstes („Herbstlandschaft“) und von Vollmondnächten („Wolkenverhangener Vollmond“) nach. Er beschwört die „Nächtliche Einsamkeit“, betrauert den Verlust der Kindheit („Später Nachmittag“) und der ursprünglichen, als wahrhaftig empfundenen Natur, die der modernen Lebenswelt gewichen ist („Vertrocknetes Laub, verdorrter Hain“). Er scheut sich auch nicht, sich der Schwermut hinzugeben („Tränenregen“). Immer wieder werden Motive aus der nordischen Mythologie verwendet. So stehen beispielsweise die dramatisch wirkenden Götter und mythischen Momente gleichberechtigt neben vom Minnesang des hohen Mittelalters inspirierter empfindsamer Lyrik.

Der Autor probiert sich auch in Form und Wortwahl aus. Gedichte in freien Reimen wechseln mit streng gereimten. So manches Mal holpert der Rhythmus und einige Reime klingen bemüht. Auch die Verwendung altertümlicher Ausdrücke mutet etwas befremdlich an, als müsse Hack noch zu sich selbst und einer eigenen Sprache finden, zumal modernere Wortformen den Versen an einigen Stellen viel besser stehen und sie mehr in der Gegenwart verankern würden. So steht in „Nachruf“ die Verwendung von „jetzo“ störend neben sonst aktueller Wortwahl und dem gelungenen Bild „will das Hirn dem Herz entrennen“.

Neben Gedichten finden sich kurze Prosastücke wie das Gleichnis „Vom Muttermord“, welches als Vision von der Zerstörung der Erde durch ihre gierigen Menschenkinder, die sich schließlich gegenseitig umbringen, gelesen werden kann. Man fragt sich nur, wer noch übrig geblieben ist, um sich viele Jahrhunderte später noch den Namen der Mutter zuzuraunen.

Selbstverständlich orientiert sich jeder Schriftsteller an den Sujets der Literaturgeschichte, und es dürfte Weniges geben, über das noch nicht geschrieben wurde. Daher kann man zwar an den Texten eines jungen Autors vieles kritisieren. Man kann dem jungen Menschen jedoch auch für sein bisher Erreichtes auf die Schulter klopfen und etwas auf den Weg geben: weiterzuschreiben, dabei am Bilderreichtum zu arbeiten, über die Vorbilder hinauszuwachsen und mit ihnen zu spielen, um Originalität zu erreichen. Aus dieser Perspektive bildet „Reifkalte Nächte durchwacht“ den ersten Schritt auf einem langen Weg. Jugendliche Leser dürften sich in den Themen wiedererkennen. Erfahrenen Lesern wird das liebevoll aufgemachte Bändchen aus dem |Mischwesen|-Verlag nicht viel Neues bringen, außer der beruhigenden Gewissheit, dass sich die Jugend auch heute noch mit Lyrik beschäftigt und sie nicht aussterben lässt.

http://www.mischwesen-av.de

Perry Rhodan – Konzil der Sieben (Silber Edition 74, Teil 3)

_|Konzil der Sieben (Silber Edition 74)|:_

[Teil 1: 216 MB, 3:52 h]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6560
[Teil 2: 205 MB, 3:40 h]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6614
_Teil 3: 240 MB, 4:18 h_
Teil 4: – erscheint am 9. November 2010 –

_Die Handlung:_

Es beginnt Anfang des Jahres 3459. Perry Rhodans Gehirn ist in seinen Körper zurückgekehrt, und die Galaxis wartet voller Spannung auf die Konsequenzen, die sich aus dem „Kosmischen Schachspiel“ ergeben könnten. Als dann aber die Sterne erlöschen, kommt alles anders als erhofft.

Eine fremde Macht, die Laren, landet im Auftrag des „Konzils der Sieben“ auf der Erde und stellt unmissverständliche Forderungen. Hotrenor-Taak, ihr Sprecher und Anführer, bestimmt Perry Rhodan kurzerhand zum „Ersten Hetran der Milchstraße“. Der Terraner soll im Auftrag des Konzils diktatorisch über die Völker der Galaxis herrschen.

Perry Rhodan bleibt nichts anderes übrig, als zum Schein auf die Forderung der Fremden einzugehen und im Untergrund gegen das Konzil der Sieben zu kämpfen. Dabei darf er nicht einmal davor zurückschrecken, zum Schein seinen Freund Atlan zum Tode zu verurteilen – ein Spiel, aus dem tödlicher Ernst wird … (Verlagsinfo für den kompletten Silberband)

|Dieser Teil:|

Nachdem sich Perry Rhodan einen Überblick über die aktuelle Lage in der Milchstraße verschafft hat, fingiert er mit Hilfe der Rebellen seine „Befreiung“ aus seiner „Gefangenschaft“ und kehrt zurück in den Einzugsbereich des Konzils. Die Laren glauben ihm die Geschichte und bringen ihn wieder zurück in die Milchstraße, wo er von ihnen zum Ersten Hetran der Milchstraße ernannt wird. Was das bedeutet, ist den meisten nicht klar. Auch Rhodan verhält sich abwartend. Als Rhodan und Atlan sich darüber streiten, ob die Speicher von NATHAN, dem lunaren Großrechner und Hauptrechner der Menschheit, vorsorglich gelöscht werden sollten, startet Atlan das Unternehmen „Datakill“. Das ist dann auch der Cliffhanger zum letzten Teil.

_Mein Hör-Eindruck:_

Nach einem Einleitungssatz, der Titel und Teil der |Silber Edition| angibt, geht es direkt mit Kapitel 15 los. Und wieder findet sich der Hörer in einer Diskussion wieder, wie schon vor drei Wochen. Auch auch hier stellt sich der gleiche Effekt ein: Der Hörer ist schnell wieder „im Thema“ und kann der Handlung problemlos folgen.

Die letzte Teil-Lesung hörte mit dem ersten enttarnten HI, dem Hetos-Inspektor und Spion des Konzils, auf, und mit diesem Thema geht es hier auch direkt weiter, sodass der Einstieg in diesen dritten Teil nicht schwerfällt.

|Der erste neue Sprecher|

Tom Jacobs liest auch diesen Teil wie erwartet überzeugend. Wenn es spannend wird, nimmt er Fahrt auf, und wenn es die Geschichte erfordert, liest er langsamer. Allerdings fällt störend auf, dass er Galbraith Deighton, der den Angriff der Solaren Abwehr und des Mutantenkorps gegen die Hetos-Inspekteure leitet, mit einem amerikanischen Nuschelakzent liest. Dieser fügt sich so nicht wirklich gut zu den anderen von ihm in Szene gesetzten Charakteren. Das fällt in diesem Teil der Lesung stärker auf als beim letzten Mal, da Deighton mehr „Sprechzeit“ bekommt.

Auch der Mutant Merkosh klingt ein wenig seltsam. Seine Stimme erinnerte mich spontan an alte Schwarz-Weiß-Filme, in denen als Frauen auftretende Männer versuchen, eine „Frauenstimme“ zu imitieren. Und wo ich grad bei „Frauen“ bin: Der Egosektor der Schiffspositronik der VISION, „Angel“, soll erotisch klingen. Entweder ist Tom Jacobs bei dieser Aufgabe unwohl oder ihm liegen strenge und autoritäre Charaktere einfach mehr.

|Die Effekte – Der Hintergrund|

Auch der dritte Teil unterscheidet sich in Sachen Hintergrundgestaltung nicht vom Vorgänger. Hier und da gibt es ein paar Ambientsounds zu hören oder eine leichte Melodie.

Da ich davon ausgehe, dass die |Silber Edition 74| schon komplett produziert auf die Verteilung wartet, würde ich mir bei der Untermalung für die folgende |Silber Edition| ein wenig mehr Mut zum Abmischen wünschen.

|Die MP3s|

Mit 49 Tracks gibt es diesmal nicht nur 35 MB mehr zum Downloaden als vor drei Wochen, auch ist diese Teil-Lesung um 20 Minuten länger als die vorherige und somit die längste der bisher veröffentlichten Teile. Die Lesung wird auch als One-Track-Version zum Download angeboten.

Die MP3s liegen wie gehabt in der Qualität 128kbps, 41,1kHz und in Joint Stereo vor. Die ID3-Tags sind sauber gesetzt und jede Datei enthält neben den Angaben zu Titel und Autor auch das Cover der |Silber Edition|, was sich bei MP3-Playern der iPod-Touch-Fraktion immer nett im Display macht.

Schön ist auch, dass der Verlag weiterhin das Cover bei jedem Teil der |Silber Edition| austauscht. Dieses Mal ist die Front von Band 653 „Der Terraner und der Rebell“ an der Reihe. Das Bild liegt dem Hörbuch zusätzlich als JPG- und als PDF-Datei in der Auflösung 1448 x 1444 bei.

_Mein Fazit:_

Der Versuch, eine |Silber Edition| zu zerstückeln und in vier Teilen zu veröffentlichen, scheint zu funktionieren. Die einzelnen Teile gehören zwar zu einem Ganzen, lassen sich aber auch gut in Drei-Wochen-Häppchen konsumieren. Schließlich ist eine |Silber Edition| ja auch „nur“ ein Sammelband von einzelnen Heften. Der große Vorteil an der Idee ist ganz klar die verkürzte Wartezeit zwischen den Teilen. Jetzt gibt es alle drei Wochen etwas zu hören und nicht erst alle zwölf.

Eine etwa 7,5 Minuten lange Hörprobe bietet der Verlag [hier]http://www.einsamedien.de/MP3/hoerprobe__se74.mp3 an.

|MP3-Download mit ca. 240 MB Größe
Spieldauer der Lesung: 4:18 h
Sprecher: Tom Jacobs
ISBN-13: 978-3939648819|
[perry-rhodan-shop.de]https://perry-rhodan-shop.de
[perry-rhodan.net]http://www.perry-rhodan.net

Hinweis: Die MP3-Fassung erscheint im November auch auf 2 CDs im Handel.

Rick Yancey – Der Monstrumologe

Die Handlung:

New Jerusalem, 1888: Der Waisenjunge Will Henry arbeitet als Assistent des kauzigen Dr. Warthrop, der sich auf ein ganz besonderes Gebiet spezialisiert hat: Er ist Monstrumologe, das heißt, er studiert Monster und macht notfalls Jagd auf sie. Eines Tages macht ein Grabräuber einen schrecklichen Fund: eine Leiche, in die sich ein zahnbewehrtes Monster verbissen hat. Der Doktor weiß, diese Monsterart ist äußerst gefährlich, da sie Menschen tötet und sich rasend schnell vermehrt … (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Beim Thema „Jugend-Horror“ bin ich immer sehr vorsichtig. Darren Shan hat mit seiner gleichnamigen Vampir-Reihe bewiesen, dass es durchaus gruselige Jugendbücher geben kann, die nicht zu brutal sind. Mit seiner „Demonata“-Serie allerdings griff er für meinen Geschmack zu sehr in den Splatter-Topf. Und das, obwohl auch diese Bücher auf Kinder und Jugendliche abzielen.

Wie hoch ist also der „Splatter-Faktor“ im „Monstrumologen“? Sehr hoch! Zu hoch! Auch wenn der Roman den „Michael L. Printz Award“ für „Excellence in young adult literature“ gewonnen hat, würde ich diese Geschichte keinem angehenden Teenager guten Gewissens empfehlen. Vielleicht bin ich aber auch nicht abgestumpft genug, weil ich die „Saw“-Filme widerlich finde. Der Verlag empfiehlt das Buch Lesern ab 14 Jahren, ich würde noch ein paar Jahre draufpacken, auch wenn einer der Protagonisten noch ein Junge ist.

Die Monster, auf die hier Jagd gemacht wird, sind kopflos, haben jede Menge Zähne (auf Bauchhöhe) und Augen in den Schultern. Diese „Anthropophagen“ stammen ursprünglich aus Afrika und sind keineswegs Zombies, sondern ziehen sogar ihre eigenen Kinder groß. Und wenn sie nicht die Bewohner der näheren Umgebung abschlachten würden, dann würde der Hörer direkt Mitleid für diese Kreaturen empfinden, die hier gejagt und getötet werden. Denn eigentlich wollen sie auch nur leben, genau wie die Menschen, die auf sie Jagd machen.

Schade ist, dass sich die gesamte Geschichte auch mehr oder weniger nur um die Jagd auf eine einzige Monsterart dreht, aber vielleicht gibt es pro Band der Serie jeweils eine neue Gattung, die es zu töten gilt.

Am bedauerlichsten ist allerdings, dass der Autor oftmals zu sehr auf Schock setzt, anstatt dem Hörer eine spannende Geschichte zu servieren. So beschreibt er immer wieder viel zu detailliert, wo ein Hinweis ausgereicht hätte, um das Kopfkino des Publikums in Gang zu setzen. Das wird schon am Anfang deutlich, als der Monstrumologe die Autopsie an einer jungen Frau durchführt, in die sich ein Monster verbissen hat. Absolut kein Stoff für ein Jugendbuch.

Das Hörerlebnis:

Außer der Einführungsmusik, während welcher der Sprecher vorgestellt wird, gibt es keinerlei Hintergrunduntermalung. Relativ zügig fängt der Sprecher an, die widerliche Autopsie an der jungen Frau zu beschreiben. Und als wäre die Szene noch nicht abstoßend genug, liest Christoph Wortberg immer abwechselnd in furiosem Stakkato und leiser Zurückhaltung, sodass es beim Hörer ein zusätzlich unangenehmes Gefühl hinterlässt.

Die Charaktere des Buches sind nicht einnehmend beschreiben. Es baut sich keine Beziehung zu ihnen auf, nicht einmal zu dem bedauernswerten Will Henry, der einfach nur ein armes Kind ist. Diesen liest Wortberg zwar passend, sehr schüchtern und leise, um dann im nächsten Moment dem Hörer aber als Monstrumologe ins Ohr zu brüllen. Teilweise überträgt er die Manie des Monstrumologen auch auf die Stellen, in denen nicht gesprochen wird, sodass die Trennung zwischen wörtlicher Rede und Szenenbeschreibung nicht immer leichtfällt.

Außerdem stellt der Sprecher die einzelnen Charaktere fast ausschließlich durch verschiedene Lautstärken dar, weniger durch das Verstellen der Stimme. Das macht die Unterscheidung der verschiedenen Charaktere nicht so leicht wie bei anderen Sprechern.

Der Sprecher:

Christoph Wortberg erlangte erste Bekanntheit in der Rolle des Frank Dressler in der ARD-Serie „Lindenstraße“. Seither wirkte er in zahlreichen Theater- und TV-Produktionen mit. Er lebt als Schauspieler und Autor in Köln und schreibt Drehbücher und Romane.(Verlagsinfo)

Die Ausstattung:

Die Aufmachung dieser Lesung ist |Lübbe|-typisch ansprechend gestaltet: eine aufklappbare Pappbox mit Einschüben, in denen die sechs CDs stecken, alles komplett in schwarz gehalten.

Auf den Einschubtaschen gibt es Informationen zu Autor und Sprecher sowie eine weiße Zeichnung einer halben Wirbelsäule. Auch auf den CDs sind unterschiedliche gezeichnete Motive in weißer Farbe zu finden. Eine Knochenschere, ein Stethoskop, eine Knochensäge und weitere medizinische Werkzeuge sind hier zu sehen.

Das Cover ziert das gezeichnete Motiv, das auch auf dem Buch zu finden ist. Der einzige Farbklecks befindet sich auf einem Tisch … es ist ein Blutfleck, was nicht verwundert. Sowohl das Titelmotiv als auch der Klappentext suggerieren, dass es sich hier zwar um eine gruselige Geschichte handelt, die aber doch für angehende Jugendliche passend ist.

Aufgrund der aufgedruckten Infos vermisst man hier auch das Booklet nicht. Die Tracks auf den CDs sind zwischen drei und sieben Minuten lang, was eine angenehme Dauer ist, wenn man mal zwischendurch aufhören möchte oder muss. So findet der Hörer wieder schnell an die verlassene Stelle zurück.

Die Serie:

Der zweite Teil der „Monstrumologist“-Serie erschien am 12. Oktober 2010 unter dem Titel „The Curse of the Wendigo“ als englische Originalausgabe. Wann und ob dieser Teil auch auf Deutsch veröffentlicht wird, hängt wohl vom Erfolg und den Verkaufszahlen des „Monstrumologen“ ab. (Nachtrag vom 24.06.2015: Die Folgebände sind tatsächlich auf Deutsch als Buch erschienen, ein weiteres Hörbuch gabs allerdings nicht.)

Mein Fazit:

Nichts für schwache Nerven und nichts für Kinder! Wer das Risiko von Alpträumen nicht scheut, der kann mit dem Monstrumologen auf Monsterjagd gehen. Wer aber wenig für Splatter übrig hat, der sollte diese Geschichte besser meiden. Der Sprecher passt mit seiner Interpretation der Charaktere zum Buch, was nicht wirklich ein Kompliment ist, sondern eine konstante Unruhe bei mir auslöste, die nichts mit der Geschichte selber zu tun hatte.

Gekürzte Lesung auf 6 Audio-CDs
Gesamtspielzeit: 457 Minuten, aufgeteilt auf 81 Tracks
Originaltitel: The Monstrumologist (2009)
ISBN-13: 978-3785743980
www.luebbe-audio.de

Der Autor vergibt: (3/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)

Scott Westerfeld – Die geheime Mission (Leviathan 1)

Die Handlung:

Europa am Vorabend des Ersten Weltkriegs auf einer alternativen Erde. Prinz Aleksandar, der Sohn des gerade in Sarajevo ermordeten Erzherzogs Franz Ferdinand, wird von seinen eigenen Leuten gejagt. Er flieht in einem „Stormwalker“. Das ist eine Art Jules-Verne-Ausgabe eines Kampfläufers aus „Star Wars“.

In den Schweizer Alpen trifft Alek auf das lebende britische Luftschiff „Leviathan“, das eigens für die britische Armee erbaut und gezüchtet wurde. Die „Leviathan“ befindet sich auf geheimer Mission ins Osmanische Reich. Mit an Bord ist Deryn, die sich als Junge verkleidet in die Armee der britischen Darwinisten eingeschmuggelt hat. Alek rettet sich an Bord der „Leviathan“ und muss mit Deryn gemeinsame Sache machen … (stark abgeänderte Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Ich mag Steampunk. Ich mag Jules Verne. Und ich mag Jugendbücher, weil sie meist nicht so düster und gewaltverherrlichend sind wie Romane für abgestumpfte Erwachsene, denen „Saw“ nicht blutig und menschenverachtend genug ist.

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