Schweikert, Ulrike – Dracas (Die Erben der Nacht 4)

_|Die Erben der Nacht|:_

01 – [„Nosferas“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5084
02 – [„Lycana“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5359
03 – „Pyras“
04 – _“Dracas“_

_Das vierte Jahr der Akadermie_ der Vampire hat für Alisa vom Clan der Vamila, Leo vom Clan der Dracas, Ivy vom Clan der Lycaner und Luciano vom Clan der Nosferas begonnen. Diesmal geht es für die jungen Vampire nach Wien, zum Clan der Dracas. Hier sollen sie die Kunst des Gedankenlesens lernen, die die Dracas perfektioniert haben.

Vorerst stehen aber mehr Tanzen und Fechten auf dem Lehrplan, was die Jungvampire nicht besonders aufregend finden. Der Clan der Dracas setzt alles daran, die Jungvampire in das öffentliche Leben in Wien einzuführen. Neben dem Tanzen und Fechten stehen auch Theater und Opernbesuche sowie Bälle und andere Abendveranstaltungen auf dem Programm. Während eines Besuchs im Burgtheater lernt Luciano die menschliche Clarissa von Todesco kennen und verliebt sich. Dies ist nicht unproblematisch, da Luciano sich kaum mehr im Griff hat und nicht selten den Unterricht schwänzt, um sich heimlich mit Clarissa zu treffen. Es scheint nur eine Frage der Zeit zu sein, bis diese verbotene Beziehung auffliegt.

Als sich auch nach einiger Zeit am Unterrichtsplan der Dracas nichts verändert, macht sich Ungeduld breit. Alisa kann Leo überreden, zumindest ihr und Luciano diese Kunst näherzubringen. Einzig Ivy braucht diese Unterrichtsstunden nicht, da sie das Gedankenlesen mindestens genauso gut beherrscht wie die Dracas. Ivy macht sich immer mehr Sorgen darum, dass ihr Geheimnis bald auffliegen könnte, da sie als Einzige nicht zu altern scheint und immer noch blutjung aussieht. Zusätzlich macht sie sich Sorgen, da ihr immer öfter Raben auffallen, die die Erben zu verfolgen scheinen. Mit diesem Verdacht steht sie allerdings alleine da, weil ihre Freunde dies als Spinnerei ab tun.

Ein dunkler Schatten kommt immer näher, und als Ivy dann entführt wird, machen ihre Freunde sich auf nach Siebenbürgen, um sie zu retten.

Sind sie den dort lauernden Gefahren schon gewachsen?

_Kritik_

Mit „Dracas“ hat Ulrike Schweikert den vierten Teil der |Erben der Nacht|-Serie geschrieben. Wie schon in den drei vorangegangenen Bänden „Nosferas“, „Lycana“ und „Pyras“ versteht es die Autorin, ihre Geschichte in die historischen Ereignisse des 19. Jahrhunderts einzubauen und so Abenteuer und Fantasy mit der Geschichte und Kultur der jeweiligen Schauplätze zu verbinden. Der Schreibstil von Ulrike Schweikert ist einem Jugendbuch angemessen und daher leicht zu lesen. Sie schafft es dabei, auch die Sprache der Zeit des endenden 19. Jahrhunderts anzupassen.

Ein sich aufbauender und in einem dramatischen Finale endender Spannungsbogen macht es dem Leser schwer, das Buch zur Seite zu legen. Durch das stetige Tempo gelingt es der Autorin, den Leser zu fesseln und in die Geschichte eintauchen zu lassen.

Dem originellen Plot, den Ulrike Schweikert seit dem ersten Band gesponnen hat, bleibt sie treu, und dieser zieht sich wie ein roter Faden auch durch diesen Roman. Langsam scheint sich zu klären, wer der dunkle Schatten ist, der seit dem ersten Akademiejahr Jagd auf die Jungvampire macht, und auch die Gründe dafür sind stimmig und nachvollziehbar. Das Ende ist für diesen Roman abschließend, hält dabei aber die Spannung auf den nächsten Teil der Reihe aufrecht.

Die Umgebung beschreibt die Autorin detailliert und schafft eine passende, in Wien prunkvolle und in Transsylvanien düstere Grundstimmung. Erzählt wird die Geschichte um die Jungvampire aus der Perspektive eines Beobachters, der sich zwar hauptsächlich auf die vier Freunde Alisa, Leo, Ivy und Luciano konzentriert, dabei weitere Charaktere aber keinesfalls aus den Augen verliert und auch die tragenden Charaktereigenschaften betont.

Die Protagonisten entwickeln sich realistisch weiter. Mit ihren typischen Charaktereigenschaften werden die Jungvampire langsam erwachsen, und neben der Freundschaft kommt bei manchen auch die erste Verliebtheit zum Tragen. Die vier Freunde Alisa, Ivy, Leo und Luciano tragen in dieser Reihe die Hauptrollen, dennoch haucht die Autorin auch den Nebenfiguren Leben ein und beschreibt sie detailliert, sodass der Leser jede Einzelne vermissen würde, sollte diese die Bühne verlassen. Jeder Protagonist ist für sich einzigartig und lebensnah konzipiert und hält sich über Jahre der Erzählzeit selbst die Treue, ohne dabei in der Entwicklung stehen zu bleiben. Historische Personen wie Bram Stoker oder Oscar Wilde sowie literarische wie van Helsing oder Dracula höchstpersönlich, aber auch solche Besonderheiten wie die Fledermäuse der Peterskirche sind Teil dieser Geschichte und tragen zur Einzigartigkeit bei.

Die Aufmachung des Buches passt sich in der Gestaltung der Reihe perfekt an, ohne gleich zu wirken. Im Innenteil ist eine Karte von Wien abgedruckt und am Ende des Buches eine Übersicht von Transsilvanien. Ein Glossar erklärt historische Begriffe, und auch die neuen Gaststars werden vorgestellt und deren Leben kurz beschrieben.

_Die Autorin_

Ulrike Schweikert wurde am 28. November 1966 in Schwäbisch Hall geboren. Sie hat eine jüngere und eine ältere Schwester. Bereits als Kind liebte sie es zu tanzen und betreibt immer noch aktiv Ballett- und Tangounterricht. Nach ihrer Schulzeit, die sie auch in Schwäbisch Hall verbrachte, machte sie einen Banklehre in Stuttgart. Nachdem sie sechs Jahre lang als Wertpapierhändlerin gearbeitet hatte, studierte sie Geologie und Journalismus. Zu dieser Zeit entstanden erste Manuskripte.

Während ihres Studiums recherchierte sie viel über ihre Stadt, was die Grundlage für ihren ersten Roman war: 2000 veröffentlichte sie „Die Tochter des Salzsiedlers“. Allerdings gelang ihr der Durchbruch erst mit ihrem zweiten Roman „Die Hexe und die Heilige“, der es ihr ermöglichte, das Schreiben zu ihrem Beruf zu machen. Für „Das Jahr der Verschwörer“ erhielt sie 2004 von der „Autorengruppe deutschsprachige Kriminalliteratur – Das Syndikat“ den Hansjörg-Martin-Preis.

Heute lebt sie in Pforzheim. Sie liebt Vulkane, vor allem Island und Hawaii haben es ihr angetan, und sie ist eine begeisterte Taucherin. Unter dem Namen Rike Speemann schrieb sie zwei Fantasyromane. Sie schrieb unter einem Pseudonym, um nicht in eine Schublade für historische Romane gesteckt zu werden. (Verlagsinfo)

_Fazit_

Mit „Die Erben der Nacht – Dracas“ hat Ulrike Schweikert wieder einmal bewiesen, dass sie es schafft, Fantasy großartig und glaubwürdig mit der Historie zu verbinden und ein spannendes und einfach zu verstehendes Werk zu schaffen, das durch absoluten Lesespaß überzeugt. Die jugendliche Zielgruppe wird dabei ebenso erreicht wie auch der erwachsene Leser fantastischer Literatur.

|Taschenbuch: 512 Seiten
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3570306567|
[www.randomhouse.de/cbt]http://www.randomhouse.de/cbt
[www.ulrike-schweikert.de]http://www.ulrike-schweikert.de

_Nadine Warnke_

_Ulrike Schweikert bei |Buchwurm.info|:_
Interview: [»Die Abwechslung ist das Reizvolle«]http://buchwurm.info/artikel/anzeigen.php?id=93
[„Der Duft des Blutes“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4858
[„Das Herz der Nacht“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6020
[„Die Dirne und der Bischof“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5548
[„Die Seele der Nacht“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1232

Gloge, Andreas / Sassenberg, Volker – Gabriel Burns – Ich weiß, was Angst ist (Folge 34) (Hörspiel)

_Story:_

Bakermans Team ist bei den jüngsten Ermittlungen ein ganzes Stück vorangekommen. Mit dem Stein von Akilesh in Besitz reist die Truppe zu einer weiteren Expedition nach Indien. Im sagenumwobenen Jangal Mandir soll die Quelle der Unsterblichkeit liegen, in der der Strom der Seelen einst verschwand. Neben dem Bakerman-Trupp sind jedoch noch weitere mehr oder weniger ungebetene Gäste in Südasien: Steward Carradine und seine Tochter April hat es ebenfalls nach Jangal Mandir verschlagen – und in ihrem Schlepptau befindet sich niemand geringerer als Steven Burns, der von weiteren Rachegelüsten getrieben wird. Doch nicht nur Gabriel gerät eerneut in seinen Fokus; auch der Dämon rRakasha feiert ein unvorhergesehenes Comeback und stellt die gesamte Expedition auf eine risikoreiche Probe …

_Sprecher:_

Erzähler – Jürgen Kluckert
Introerzähler – Hans Paetsch
Steven Burns – Bernd Vollbrecht
Bakerman – Ernst Meincke
Joyce Kramer – Bianca Krahl
Larry Newman – Björn Schalla
Julien Cardieux- Mario von Jascheroff
Schmidt – Andreas Ksienzyk
Chappu – Norman Matt
Mahesh – Karl Schulz
April Carradine – Silke Super
Steward Carradine – Stefan Müller-Ruppert
Bettlerin – Daniela Thuar

Idee & Konzeption: Decision Products
Regie: Volker Sassenberg
Musik: Matthias Günthert & Volker Sassenberg
Drehbuch: Andreas Gloge & Volker Sassenberg
Tontechnik und Schnitt: Volker Sassenberg & Marc Sander
Tonassistenz: Kay Müller
Illustrationen: Ingo Masjoshusmann
Grafik: Marion Mühlberg

_Persönlicher Eindruck:_

„Gabriel Burns“-Fans haben mit der Veröffentlichung der insgesamt bereits 34. Episode endlich das Ende einer längeren Durststrecke überwunden. Schon öfter wurde debattiert, dass die Abstände zwischen den einzelnen Folgen für den Zusammenhalt des immensen Komplexes kontraproduktiv sind, aber dennoch haben Volker Sassenberg und sein Team die Hörerschaft einer längeren Geduldsprobe unterzogen, die mit „Ich weiß, was Angst ist“ ein vorläufiges Ende hat. Und dennoch: Es ist schon schade, dass die Story bzw. das, was hiervon überhaupt noch greifbar ist, immer wieder aus den Fugen genommen wird, weil nicht zeitnah nachgelegt wird. Aber verschieben wir das Gemecker auf die nächste Wartepause …

Mit „Ich weiß, was Angst ist“ können die Macher der erfolgreichen Mystyery/Horror-Serie wenigstens wieder bei den treuen Fans von „Gabriel Burns“ punkten – denn niemand anderes als der eigentliche Titelheld Steven kehrt nach einer drei Episoden währenden Abstinenz zurück, zwar noch nicht als vollwertiger Protagonist, jedoch als Teilhaber eines weiteren sehr rasanten, abwechslungsreichen Hörspiels. Die Nr. 34 überzeugt derweil erneut mit einem sehr überraschenden Stimmungswechsel, der zu großen Teilen auf das veränderte Setting zurückzuführen ist. Den teils sehr heftigen Action-Auswüchsen in „Schmerz“ folgt nun eine harmonische Schein-Atmosphäre, die in der Inszenierung mit vielen kleinen Tücken angereichert wird und in ihrer heimeligen Wirkung immer mehr verschwimmt. Schon nach kurzer Zeit lauern die ersten beängstigend beklemmenden Einsprengsel, bevor sich das Ganze langsam steigert und einen ähnlichen Action-Ansatz verfolgt – der aber im Endeffekt irgendwie doch ganz anders ist.

Derweil sind die Charakterentwicklungen mal wieder beeindruckend. Das Bakerman-Team verändert sich beispielsweise im Laufe der knappen Stunde mehrfach, aber auch der geschätzte Steven Burns ist noch nicht der Alte bzw. gibt ein verblüffend modifiziertes Bild ab. Und hier sind wir schließlich wieder bei den Ursprüngen der Reihe, bei der eigentlichen Intention, ein Hörspiel-Konstrukt zu schaffen, das in sich so wandelbar und undurchdringlich ist, hier und dort sehr klare Linien verfolgt, abgeschlossene Kapitel anbietet und auch immer wieder Klarheit schafft, sich die Unberechenbarkeit aber als höchstes Gut bewahrt hat. Der grundlegende Charakter der Serie manifestiert sich damit nicht nur in dieser aktuellen Episode, sondern wird selten so freizügig, andererseits aber auch kompakt und geschlossen ausgelebt wie in „Ich weiß, was Angst ist“ – und dazu muss man noch nicht einmal die Handlung näher zitieren!

Letztere ist im Übrigen zunächst noch ein wenig behäbig im Tempoaufbau, lässt sich jedoch auch nicht grundlos zügeln, sondern nimmt im weiteren Verlauf schließlich immer mehr Fahrt auf. Der Cliffhanger zum Schluss ist zwar wieder tödlich, doch da inzwischen auch die Fortsetzung auf dem Markt ist, kann man die gemeine Endsequenz so gerade noch hinnehmen. Ansonsten bleibt nur zu konstatieren, dass „Ich weiß, was Angst ist“ ein brillantes Hörspiel mit einer fantastischen Atmosphäre und einer erneut absolut packenden Story ist. „Gabriel Burns“-Fans brauchen dementsprechend nicht lange zu zögern!

|Audio-CD mit 61 Minuten Spieldauer
ISBN-13: 978-3829122771|
[www.gabriel-burns.net]http://www.gabriel-burns.net
[www.folgenreich.de/gabrielburns]http://www.folgenreich.de/gabrielburns
[www.myspace.com/gabrielburns]http://www.myspace.com/gabrielburns
[www.experiment-stille.de]http://www.experiment-stille.de

_Gabriel Burns bei |Buchwurm.info|:_
[„Die Grauen Engel“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3892
[„Verehrung“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3960
[„Bereit (Folge 23)“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4015
[„Der Erste der Zehn (Folge 24)“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4038
[„… dem Winter folge der Herbst (Folge 25)“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4051
[„R. (Folge 26)“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4055
[„Zwielicht (Folge 27)“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4246
[„Im Kreis des Vertrauens (Folge 28)“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4711
[„Zwei Horizonte (Folge 29)“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4889
[„Weiß (Folge 30)“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5308
[„Rand der Gezeiten (Folge 31)“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6616
[„Die, die nicht bluten (Folge 32)“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6619

Felsing, Kathy – Seelenhüter (Club der Verdammten 1)

_|Club der Verdammten|:_

Band 1: „Seelenhüter“
Band 2: „Liebesseele“ (Februar 2011)
Band 3: „Blutsvermächtnis“ (März 2011)

_Um sich abzulenken_ und Leidenschaft zu erleben, bucht die todkranke Paula Landon einen Callboy, der sie auf ihrem Landsitz treffen soll. Von ihrer Ehe mit dem Staatsanwalt Owen ist sie bitter enttäuscht und will die Scheidung von ihm.

Nervös blickt sie nun dem Treffen mit dem Callboy entgegen und ist angenehm überrascht, als sie dem gepflegten und sehr attraktiven Luka Canvey die Tür öffnet. Nicht ahnend zu welcher Leidenschaft sie fähig ist, genießt sie die Stunden mit Luka, als plötzlich Owen in ihrem Schlafzimmer auftaucht und Luka kaltblütig erschießt. In seinem Wahn fesselt er Paula an die Leiche und versenkt beide in einem nahegelengen See.

Das Letzte, was Paula spürt, bevor ihr schwarz vor Augen wird, ist ein Biss in ihren Hals.

Paula erwacht als Vampir, strahlend schön und wieder gesund. Sie trifft wieder auf Luka, der es nicht beabsichtigt hatte, sie zu verwandeln, sein ursprünglicher Plan war Paula ebenfalls zu ermorden, da er eine offene Rechnung mit ihrem Mann Owen hat und ihm das Liebste nehmen wollte. Trotzdem schließen sich die beiden zusammen, und mit dem Club der Verdammten, Lukas Freunden, bewohnen sie nun den Landsitz von Paula. Paula verspürt einen für sie ungewöhnlichen Hass auf Owen und ist auf Rache aus. Auch verliebt sie sich in Luka, der leidenschaftliche Nächte mit ihr verbringt, sie aber andererseits kalt von sich stößt.

Währenddessen sucht Owen mit seiner Komplizin die Leiche Paulas und wird immer nervöser. Der Club der Verdammten bekommt dann noch ein neues Problem: Der tot geglaubte Cangoon taucht wieder auf, er ist hasserfüllt und will die prophezeite Vereinigung der Liebesseele verhindern, auch sein Ziel heißt Paula …

_Kritik_

Mit |Club der Verdammten – Seelenhüter| hat Kathy Felsing den ersten Teil ihrer auf drei Teile angelegten Trilogie um die „Schattenseelen“ geschrieben. Die Autorin vereint in ihrem Roman Spannung, prickelnde Erotik und eine neue menschliche Sicht auf Vampire. Mit einem leicht zu lesenden Schreibstil fesselt die Autorin von Anfang an und baut in ihre erotische Geschichte gekonnt einen Spannungsbogen ein. Der Plot um die Schattenseelen bietet einiges Neues in diesem Genre, leider geht der Roman aber nicht so sehr in die Tiefe, um diese dem Leser endgültig nahezubringen, da wäre noch genug Potenzial vorhanden.

Die erotischen Szenen beschränken sich auf die Protagonisten Paula und Luka und sind sehr prickelnd und bleiben geschmackvoll. Erzählt wird der Plot aus der Perspektive eines Beobachters, der sich hauptsächlich auf die Protagonistin Paula konzentriert, die übrigen Charaktere aber auch zu Wort kommen lässt.

Die Protagonisten sind liebenswert konzipiert, teilweise fehlt es allerdings an Tiefe. Trotzdem ist das Handeln der einzelnen Charaktere schlüssig aufgebaut und sie haben ihre eigenen Geschichten. Paula kommt etwas naiv und gutgläubig daher, entwickelt sich aber im Laufe des Romans positiv weiter. Die Schattenseelen, allen voran Luka, bieten einiges an Potenzial und sind sehr sympathisch. Die Beziehungen untereinander sind klar dargestellt und plausibel.

Das ungewöhnliche Format dieses Buches fällt auf, und die 180 Seiten entsprechen ca. 250 Seiten eines normalen Taschenbuchs. Alles in allem ein ansprechender erotischer Roman, der dabei aber mehr Tiefe vertragen könnte.

_Autorin_

Kathy Felsing wurde 1964 in Nordrhein-Westfalen geboren. Nach der Fachoberschulreife arbeitete sie zunächst für zwei Jahre als Redaktionsassistentin bei einer Wochenzeitung. Später machte sie eine Ausbildung als Datenverarbeitungskauffrau und arbeitete viele Jahre als Programmiererin, Werbekauffrau und Web-Designerin. Bevor sie mit dem Schreiben anfing, war sie zuletzt in leitender Stellung als Ausbilderin für Fachinformatiker tätig. Ende 2006 wanderte sie mit ihrer Familie in die Republik Zypern aus. Während ihr Berufsweg das Schreiben von Zeitungsartikeln aller Art, das Verfassen von Anleitungen und Dokumentationen bis hin zu Werbeprospekten und kompletten Reisekatalogen gefordert hatte, fand sie in ihrer neuen Heimat die Muße, sich mit dem Schreiben von Belletristik zu befassen.

Seit 2009 ersinnt Felsing paranormale Liebesgeschichten mit einer gehörigen Portion Erotik. Ihr Erstlingswerk „Club der Verdammten – Seelenhüter“ erschien im Juni 2010 im Sieben-Verlag. Felsings nächstes Werk wird eine Fortsetzung sein, die Reihe soll voraussichtlich drei Bände umfassen. Nach ihren Angaben sollen weitere Werke im Bereich Paranormal-Romance folgen. (Quelle: pluspedia)

_Fazit_

|Club der Verdammten – Seelenhüter| von Kathy Felsing ist ein erotischer Roman, der seine Zielgruppe zufriedenstellen wird. Ansprechende erotische Szenen werden hier geschickt in einen spannenden Plot eingebaut und die menschlich gebliebenen Vampire sind glaubhaft dargestellt.

Leserinnen der erotischen Fantasy dürften in diesem Roman viel Stoff für Träume finden.

|Broschiert: 180 Seiten
ISBN-13: 978-3941547094|
[www.sieben-verlag.de]http://www.sieben-verlag.de
[www.kathy-felsing.com]http://www.kathy-felsing.com

_Nadine Warnke_

Eric Shepherd – Mord im Nonnenkloster

shepherd-mord-nonnenkloster-cover-1984-kleinAls sich in einer Klosterkirche ein Mord ereignet, muss sich ein Inspektor von Scotland Yard nicht nur mit der Spurensuche, sondern auch mit der exotischen Realität einer geistlichen Einrichtung auseinandersetzen … – Aus heutiger Sicht zwar ein wenig (zu) fromm aber immerhin in Kenntnis sowohl der beschriebenen Verhältnisse als auch des Krimi-Genres, weiß der Verfasser Spannung mit (schwarzem) Humor zu mischen: ein nostalgisch verstaubter Klassiker der Genres.
Eric Shepherd – Mord im Nonnenkloster weiterlesen

Alyson Noël – Evermore – Das Schattenland (Die Unsterblichen 3)

Die Unsterblichen:

01 „Evermore – Die Unsterblichen“
02 [„Evermore – Der blaue Mond“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6342
03 _“Evermore – Das Schattenland“_
04 „Evermore – Das dunkle Feuer“ (erscheint am 15.11.2010)
05 „Night Star“ (deutsches Erscheinungsdatum unbekannt)
06 „Riley – Das Mädchen im Licht“ (erscheint im Februar 2011)

Alyson Noël – Evermore – Das Schattenland (Die Unsterblichen 3) weiterlesen

Bertram, Gerit – Goldspinnerin, Die

_Lübeck, 1396. Die junge Cristin Bremer_ führt zusammen mit ihrem Mann Lukas eine erfolgreiche Werkstatt in der Hansestadt Lübeck. Das Ehepaar ist allseits beliebt und Cristin ist schwanger mit Lukas‘ erstem Kind. Mit der Geburt der gemeinsamen Tochter ist das Glück der beiden perfekt. Doch plötzlich ändert sich alles, denn nach einer Feier im Hause Bremer wird Lukas schwer krank, und gerade als Cristin meint, er erhole sich, stirbt Lukas unter fragwürdigen Umständen.

Als die trauernde Witwe kurz darauf auf dem Markt einkaufen geht, wird sie gefangen genommen. Keiner sagt ihr, was sie verbrochen haben soll, und sie hat eine schwere Zeit in der Fronerei. Als es dann endlich zum Prozess kommt, mag sie die Vorwürfe kaum glauben: Sie soll ihren geliebten Lukas getötet haben und eine Hexe sein. Sogar ihr Schwager und seine Frau belasten Cristin schwer. Das Urteil lautet schließlich, dass sie bei lebendigem Leibe begraben werden soll, und Cristin bleibt keine Hoffnung mehr.

Der Henkerssohn Baldo verliebt sich indes in die junge Frau und befreit Cristin nachts heimlich aus ihrem Grab. Zusammen fliehen die beiden nach Hamburg. Cristin hat nur ein Zie:, den wahren Mörder ihres Mannes zu überführen und ihre Tochter zurückzubekommen.

Auf dem Weg nach Hamburg wird Baldo im Wald von einem Wildschwein angegriffen und ist dem Tode näher als dem Leben. Cristin tut ihr Bestes, um sein Leben zu retten. Hilfesuchend wendet sie sich an eine alte Frau, die aus Lübeck kommt. Diese erzählt ihr von dem Bader Ludewig, der ebenfalls auf der Reise nach Hamburg ist und den Weg bald entlangkommen müsste. Auch warnt sie Cristin, deren Flucht in der Hansestadt nicht unbemerkt geblieben ist.

Endlich kommt der Bader des Weges und ist bereit, Cristin und Baldo zu helfen. Um nicht verraten zu werden, gibt Cristin sich fortan als Agnes aus und Baldo wird zu ihrem Bruder Adam.

Der Bader Ludewig nimmt Cristin und Baldo mit nach Hamburg. Um für die Pflege Baldos und ihre Unterkunft bei dem Bader aufzukommen, geht Cristin Ludewig zur bei der Arbeit zur Hand. Baldo erholt sich in dieser Zeit, ist aber nicht begeistert von den Lügen, mit denen sich Cristin umgibt. Cristin ist eines Tages auf dem Markt in Hamburg, um einige Besorgungen für Ludewig zu machen, als sie sich beobachtet fühlt. Zwei Büttel sind auf sie aufmerksam geworden und beginnen Cristin zu folgen. Cristin flüchtet, und wieder in Ludewigs Haus angekommen, bereiten sie und Baldo ihre Flucht vor.

Unterwegs schließen sie sich einer Trupper Gaukler an, und die Reise geht wieder in Richtung der Hansestadt Lübeck und weiter in das heutige Polen. Wird es Cristin gelingen, dem Mörder ihres Mannes auf die Schliche zu kommen und sich ein neues freies Leben aufzubauen?

_Kritik_

„Die Goldspinnerin“ ist der Debütroman der Autorin Gerit Bertram. Von Anfang an bleibt der Leser gefesselt. Spannend und temporeich entwickelt sich ab der ersten Seite ein Spannungsbogen, der zu immer neuen Höhen findet. Es gibt zwar kaum überraschende Wendungen, und gerade bei dem Mord an Cristins Ehemann kommt oft nur der Zufall zu Hilfe, trotzdem gelingt es Gerit Bertram, die Aufmerksamkeit des Lesers zu binden.

Der packende, lebendige und detailreiche Schreibstil der Autorin vermag es, den Leser in die damalige Zeit eintauchen zu lassen. Auch werden die historischen Begebenheiten kurz, aber exakt erklärt, und so entsteht ein rundes Bild in „Die Goldspinnerin“.

Der Roman ist in drei Teile untergliedert, die jeweils eine große Etappe der Protagonisten Baldo und Cristin beschreiben. Der erste Teil bezieht sich auf das Leben der Protagonisten in Lübeck, bis zum Zeitpunkt, an dem sie auf den Bader Ludewig treffen. Im zweiten Teil werden das Leben in Hamburg und die erneute Flucht und das Versteckspiel von Cristin und Baldo in Lübeck beschrieben. Dann endlich im dritten Teil kommen Cristin und Baldo dem Mörder Lukas auf die Spur und unternehmen eine Reise, die erst an den polnischen Königshof führt und schließlich wieder nach Lübeck.

Geschichtlich ist der Roman zweckdienlich recherchiert und auch der Sprachstil passt sich der damaligen Zeit an, ohne unverständlich zu werden. Erzählt wird der Roman aus der Sicht eines Beobachters, der sich hauptsächlich auf Cristin fixiert. Dadurch wird dieser Charakter am besten präsentiert, aber auch die weiteren Figuren kommen nicht zu kurz.

Die Protagonisten sind sympathisch, wenn auch nicht grundsätzlich glaubhaft konzipiert. Sehr lebendig und vielschichtig beschrieben, bieten die einzelnen Charaktere eine Fülle von Charaktereigenschaften. Lediglich die Beziehungen untereinander sind nicht grundsätzlich für die damalige Zeit glaubhaft, denn eine Liebesbeziehung eines Henkerssohnes zu einer Kauffrau war doch durch gesellschaftliche Stellung eher unwahrscheinlich.

Cristin muss viel durchmachen, lässt sich aber dennoch niemals unterkriegen und verfolgt trotz der vielen Schwierigkeiten ihr Ziel, den Mord an ihrem Mann aufzuklären und ihre Tochter zurückzugewinnen. Sehr glaubwürdig ist auch der Henkerssohn Baldo, der trotz seiner Liebe zu Cristin nicht immer mit ihrem Vorgehen einverstanden ist und dieses auch kundtut. Die übrigen Charaktere bestechen ebenfalls durch Lebendigkeit und sind sehr menschlich und sympathisch gezeichnet.

Die Autorin Gerit Bertram hat einen farbenfrohen und mitreißenden historischen Roman geschrieben, der dem interessierten Leser einiges zu bieten hat. Auch das Cover wirkt sehr ansprechend und die goldene Prägeschrift fällt ins Auge. Im Innenteil ist zu Anfang eine Karte Lübecks abgedruckt, und zum Schluss die Reiseroute von Cristin und Baldo aufgezeichnet. Ein Glossar erklärt historische und nicht jedem bekannte Begriffe.

_Autor_

Gerit Bertram ist das Pseudonym eines Autorenpaares, das sich 2007 durch ein Internet-Schreibforum kennenlernte. Schnell entdeckten sie ihre gemeinsame Liebe zum historischen Roman. Seitdem schreiben sie erfolgreich zusammen. Iris Klockmann ist gelernte Arzthelferin und lebt mit ihrer Familie in ihrer Geburtsstadt Lübeck. Peter Hoeft war fast dreißig Jahre lang in der stationären Altenpflege tätig und wohnt mit seiner Frau und seinem Sohn in Bad Oeynhausen. (Verlagsinfo)

_Fazit_

„Die Goldspinnerin“ von Gerit Bertram hat mich überzeugen können. Die spannende und farbenprächtige Unterhaltung wird auch dem geschichtlich interessierten Leser einiges bieten können. Ich kann diesen Roman allen Lesern des historischen Genres klar empfehlen.

|Broschiert: 512 Seiten
ISBN-13: 978-3764503710|
[www.randomhouse.de/blanvalet]http://www.randomhouse.de/blanvalet

_Nadine Warnke_

Melzer, Brigitte – Jägerin, Die (Vampyr 2)

_Die |Vampyr|-Reihe:_

Band 1: [„Vampyr“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5459]
Band 2: [„Die Jägerin“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5499]
Band 3: „Die Wiedergeburt“

_Edinburgh 1733: Fünf Jahre ist es her,_ dass Catherine Bayne ihren Geliebten Daeron ap Fealan in einen Vampyr verwandelt hat, und die Gewissensbisse, die sie aufgrund dessen hat, plagen sie sehr. Kurz nach der Verwandlung hat Catherine Daeron verlassen, weil sie der Meinung ist, Daeron müsse sie wegen der Verwandlung hassen. Von schweren Schulgefühlen geplagt, forscht sie nach einem Artefakt, von dem es heißt, es könne den Unendlichen vernichten und somit alle seine Kreaturen erlösen.

Die Forschungen bringen sie nach Edinburgh, wo sie ihre Tage in der Bibliothek verbringt, um das Versteck des Artefakts in Erfahrung zu bringen. In letzter Zeit wird sie von Albträumen geplagt, in denen sie Menschen umbringt und diese Jagd sogar in vollen Zügen genießt. Sie verzweifelt fast, da sie keinesfalls den Menschen schaden will. Daher nimmt sie auch sehr unregelmäßig nur kleine Mahlzeiten zu sich, was sie deutlich schwächt.

Seit Catherine ihn verlassen hat, ist Daeron auf der Suche nach ihr. Kurz bevor er sie findet, ist ihre Spur allerdings erkaltet. In Edinburgh endlich spürt er sie auf – gerade rechtzeitig, bevor Vampyrjäger sie töten können. Er bringt Catherine in das von ihm gemietete Haus. Aufgrund ihrer Schuldgefühle schafft Catherine es kaum, Daeron in die Augen zu schauen. Irgendwann gelingt es Daeron, sie davon zu überzeugen, dass er keinesfalls böse auf sie ist, und er erzählt ihr, wie er es schafft, sich lediglich von Tierblut zu ernähren. Glücklich darüber, dass er ihr nichts nachträgt, erzählt Catherine ihm von ihrem Plan, den Unendlichen zu vernichten, um den Fluch zu bannen.

Als Alexandra Boroi im zarten Alter von 13 Jahren ihre komplette Familie bei einem Vampyrüberfall verliert, schwört sie sich, Rache zu nehmen und alle Vampyre zu vernichten. Sie schließt sich den Vampyrjägern Vladimir, Gavril und Mihail an und zusammen jagen und töten sie im Laufe von zehn Jahren einige der bösartigen Kreaturen.

Auch die Vampyrjäger verschlägt es auf der Suche nach dem Unendlichen in das schottische Edinburgh, und bald lernt Alexandra Catherine und Daeron kennen. Die Art der beiden zu leben verwirrt Alexandra und macht sie misstrauisch. Daeron versucht Alexandra davon zu überzeugen, ihm und Catherine bei der Jagd nach dem Artefakt und der Vernichtung des Unendlichen zu helfen.

Werden die drei trotz des mangelnden Vertrauens gegen einen so mächtigen Gegenspieler bestehen, und was genau führt der Zwilling des Unendlichen Lucian im Schilde?

_Kritik_

„Vampyr – Die Jägerin“ ist der zweite Teil der Trilogie um die Vampyre von Brigitte Melzer. Mit einem flüssigen und der Zeit angepassten Schreibstil fesselt die Autorin den Leser an das Geschehen. In einer komplexen Handlung werden gekonnt die einzelnen Schicksale der Protagonisten miteinander verwoben und zum Ende hin entsteht ein logisches Gesamtbild. Aufgeteilt in anfangs drei Erzählstränge verbinden sich diese im Laufe des Geschehens, und auch dadurch wird ein immer neue Höhen findender Spannungsbogen aufgebaut, der in einem schlüssigen Finale endet.

Auch versteht es die Autorin, zarte Romantik in die düstere Geschichte einfließen zu lassen. Diese passt hervorragend zum Plot des Romans und wirkt nicht kitschig. Damit hebt sich dieser Vampyr-Roman von der breiten Masse ab und ist „klassisch“ zu nennen. Detailliert werden die einzelnen Handlungsorte beschrieben und erhalten eine düstere Gesamtstimmung, die in das Edinburgh des 18. Jahrhunderts passt. Brigitte Melzer versteht es, die Umgebung für den Leser greifbar zu machen.

Erzählt wird die Geschichte aus der Perspektive eines Beobachters, wodurch man hier zu jedem Charakter Zugang bekommt. Die Protagonisten sind lebendig und vielschichtig konzipiert und wirken zumeist sympathisch. Eine klare Aufteilung zwischen Gut und Böse lässt zwar wenig Spiel für Rätselhaftes bei den Protagonisten, dies tut der Spannung aber keinen Abbruch. Alexandra, Catherine und Daeron sind klar konzipiert, wirken dabei sehr greifbar, realistisch im Denken und Handeln, und durch einige Schwächen und besondere Stärken zudem facettenreich. Auch die übrigen Charaktere erhalten genug Raum, um sich zu entfalten und eine eigene Persönlichkeit zu entwickeln. In „Vampyr – Die Jägerin“ werden neue Verbindungen geknüpft und die Beziehungen entwickeln sich authentisch weiter.

_Fazit_

„Vampyr – Die Jägerin“ von Brigitte Melzer ist eine würdige Fortsetzung des ersten Bandes „Vampyr“. Die Geschichte um die Vampyre entwickelt sich glaubhaft weiter und der Lesespaß ist für Liebhaber klassischer Vampirromane garantiert. Ein Übriges schafft die düstere Stimmung eines mystischen Landes und die Zeit, in der „Vampyr – Die Jägerin“ spielt.

Für mich ein reizvolles Buch, das sich zu lesen lohnt. Für diesen Band ist es kein Muss, den ersten Teil „Vampyr“ zu kennen, allerdings sollte man auch diesen lesen, da dort die Geschichte von Catherine und Daeron ihren Anfang findet.

_Autorin_

Brigitte Melzer (* 8. August 1971) ist eine deutsche Autorin. Sie schreibt vorrangig Jugendbücher, die dem Fantasy-Genre zuzuordnen sind. Melzer ist Bank-Fachwirtin. Sie lebt und arbeitet zurzeit in München. Sie verwendet die Pseudonyme Morgan Grey für historische Fantasy-Geschichten, die in Schottland spielen, und Kate Logan für Grusel-/Horror-Romane, die in der Jetztzeit in Amerika spielen. (Quelle: Wikipedia)

|Taschenbuch: 320 Seiten
ISBN-13: 978-3551358271|
[www.carlsen.de]http://www.carlsen.de

_Nadine Warnke_

Mack, David – Star Trek – Destiny 1: Götter der Nacht

_Das geschieht:_

Im Jahr 2381 steht die Föderation vor einem neuen Krieg mit den Borg, die nicht mehr bestrebt sind, ihre Gegner in das Kollektiv aufzunehmen, sondern sie erbarmungslos vernichten wollen. Die ohnehin überlegene Borg-Technik hat weitere Fortschritte gemacht, sodass die Verteidigung gegen ihre Kampfschiffe einen gewaltigen Blutzoll fordert. An einen Gegenangriff ist überhaupt nicht zu denken.

In dieser Situation erinnert sich Trill-Symbiont Ezri Dax an eine Expedition, die ihn – damals noch im Leib der später im Dominion-Krieg gefallenen Jadzia – auf einen öden, namenlosen Planeten des Gamma-Quadranten geführt hatte. Dort lag das Wrack des Föderations-Raumschiffes Columbia, das vor mehr als zwei Jahrhunderten verschwunden war. Technisch war das alte Schiff außer Stande, diesen Planeten zu erreichen. Ließe sich feststellen, wie die Columbia dorthin kam, hat man womöglich eine Waffe gefunden, mit denen den Borg Paroli geboten werden kann. An Bord des Forschungsschiffes Aventine stößt Ezri erneut zum Wrack vor, um das Logbuch zu bergen. Doch die Besucher wecken dabei eine unsichtbare Macht, die sich an Bord der Aventine schleicht und die Besatzung zu massakrieren beginnt …

Im Alpha-Quadranten kann mit vereinten Föderations-Kräften ein Vorstoß der Borg aufgehalten werden. Die Verluste sind erneut schrecklich, aber die Klingonen und andere Verbündete haben den Ernst der Lage endgültig erfasst. Sie ziehen mit in einen Krieg, in dem Captain Jean-Luc Picard und die Enterprise an vorderster Front stehen werden …

Viele Lichtjahre entfernt stößt das Forschungsschiff Titan unter Captain Will Riker auf eine seltsame, fremddimensionale und offensichtlich künstliche Struktur, die exakt auf die zentralen Welten der Föderations-Völker zielt. Die Raumfahrer fürchten eine Geheimwaffe der Borg und machen sich daran, dem Phänomen auf den Grund zu gehen …

_“Star Trek“ von der Leine_

Neue Besen kehren gut. Dies gilt auch für das „Star-Trek“-Franchise. In den ersten Jahren des 21. Jahrhunderts sah es noch so aus, als sei die „ST“-Chronik unter dem Gewicht der in vier Jahrzehnten allzu oft erzählten Geschichten zusammengebrochen, aber dann gelang J. J. Abrams mit „Star Trek“, dem elften Kinofilm, ein erfolgreicher Neubeginn, der mit einem Befreiungsschlag einherging: Nach einer Reise in die Vergangenheit entsteht ein neuer Zeitstrang, und ein juveniler Captain Kirk und seine ebenso verjüngte Mannschaft dürfen neue Abenteuer erleben, ohne sich um die besagte Chronik kümmern zu müssen. Picard, Sisko, Janeway & Co. wurden abgekoppelt und auf ein temporales Nebengleis abgeschoben. Zumindest das für die „Star-Trek“-Filme zuständige Segment des Franchises hat kein Interesse mehr an ihnen.

Ist dieser Neubeginn gut? Ist er schlecht? Darüber mögen sich die Hardcore-Trekkies die Köpfe zerbrechen. Es ist jedenfalls geschehen. Zumindest in Buch und Comic gibt es aber reichlich Nachschub an Abenteuern sämtlicher bekannter und beliebter „ST“-Haudegen. Dabei lässt sich feststellen, dass die Grenzen zwischen den Serien aufgehoben sind. Früher mussten sie nach dem Willen des Franchises recht strikt gewahrt bleiben, um den aus Film und Fernsehen bekannten Kanon nicht zu verwirren. Dies ist nun gleichgültig geworden, weshalb die Autoren der neuen Romane die Figuren des alten „Star-Trek“-Universums munter mischen. In „Götter der Nacht“ treten deshalb gemeinsam auf: Jean-Luc Picard (Enterprise-E), Tom Paris (Voyager) und Ezri Dax (Deep Space Nine) – und dies ist nur eine kleine Auswahl!

Auch sonst ist erlaubt, was Leser anlockt und die Verkaufszahlen in die Höhe treibt. Papier ist billig, sodass gewaltige Raumschlachten und der Sprung von Quadrant zu Quadrant und Schauplatz zu Schauplatz bereits Stilmittel der neuen „ST“-Romane geworden sind. Heilige Kühe dürfen geschlachtet werden (auch wenn dieser Vergleich hier etwas doppeldeutig wirkt …), weshalb Cathryn Janeway inzwischen einen Heldentod gestorben ist.

|Das Pferd von Kopf und Schwanz her aufzäumen|

Zumindest für den Leser ist das „Star-Trek“-Universum keineswegs übersichtlicher geworden. Die neuen Abenteuer kommen als Trilogien und Mini-Serien daher, doch die Ereignisse bleiben deutlich enger verzahnt als früher. Doppelungen werden dabei in Kauf genommen. So dürfen wir Picards Seelenqualen in Erinnerung an seine Zeit als Borg-Drohne Locutus sowohl in der neuen „Next-Generation“-Serie als auch im „Destiny“-Dreiteiler mitfühlen. Wie Serien, Mehrteiler und Einzelbände zusammengehören, belegt eine Timeline, die im vorliegenden Roman auf den Seiten 420/21 zu finden ist. Demnach füllen die Ereignisse nur dreier Jahren bereits 16 volumenstarke Bände, und ein Ende ist keinesfalls abzusehen.

Durch stetige Perspektivenwechsel versuchen die Autoren, Dynamik in die Handlung/en zu bringen. David Mack springt in „Götter der Nacht“ zusätzlich in die Zeit zurück. Die Borg sind plötzlich wutschnaubende Mordmaschinen, die Föderation und ihre Verbündeten reiben sich in politischen Querelen auf, Planeten bersten und Dr. Crusher bekommt ein Kind von Picard, während eine Galaxis weiter den Imzadis Riker und Troi genau dies nicht gelingen will.

Große und private Dramen: So war und ist „Star Trek“. Neben das Abenteuer der Zukunft soll gleichberechtigt der Mensch mit seinen Alltagsproblemen treten. Dies ist einer der alten Roddenberry-Zöpfe, die noch nicht abgeschnitten wurden – leider, muss man sagen, denn während Mack sehr spannend erzählt, wenn wirklich etwas geschieht, tritt er seifenschaumig auf der Stelle, wenn sich unsere Helden die Herzen ausschütten oder über Vergangenes reflektieren, was sie gern und seitenlang tun.

|Die Macht der Gewohnheit|

Überhaupt hat sich eines nicht geändert: „Star Trek“ will mehr denn je kontextstark die Probleme der realen Gegenwart vor dem Hintergrund einer spannend gezeichneten Zukunft durchspielen. Die dabei beanspruchte Relevanz bleibt jedoch Behauptung; „Star Trek“ ist Trivial-Science-Fiction, die ungeachtet des Neubeginns ausgetretenen Mustern verhaftet ist. Trennt man die (eher hektisch als kunstvoll) verflochtenen Handlungsstränge voneinander, bieten sie konventionelle „ST“-Kost.

Was dort in Ordnung geht, wo diese Strukturen zuverlässig wirken. So ist ein Monster im isolierten Raumschiff immer unterhaltsam. Auch das kunstvoll hergerichtete Weltraum-Rätsel sorgt für Spannung. Dagegen beginnt sich die Borg-Krise bereits in die Länge zu ziehen. Die Menschmaschinen müssen bereits zum dritten Mal als Nemesis herhalten. Dass sie sich nunmehr als Killer gebärden, macht sie nicht interessanter: Aus den Borg wurde herausgequetscht, was an ihnen ursprünglich faszinierte. Sie sind wie rauflustige Klingonen oder hinterlistige Romulaner zum „ST“-Klischee herabgesunken.

Für die etwas langatmig gestartete „Destiny“-Story ist außerdem die Trilogie-Vorgabe verantwortlich. Mack muss mit seinem Pulver haushalten, denn es hat für zwei weitere 400-Seiter auszureichen. Die vielen Fäden werden sich erst in Band 2 und vor allem 3 allmählich schürzen – und sogleich wieder verwirren, um weitere Fortsetzungen und Parallel-Geschehnisse einzuleiten. Dieses In-die-Breite- statt In-die-Tiefe-gehen ist ein riskantes Spiel mit dem Publikum, das sich mit immer neuen Andeutungen und Rätseln anfüttern lässt – bis ihm womöglich eines Tages der Geduldsfaden reißt, weil der an sich wohlschmeckende Quark allzu breitgetreten wird.

_Autor_

David Alan Mack, geboren in New York City, besuchte ab 1987 die Tisch School of the Arts (auch bekannt als NYU Film School) der University of New York. Nach seinem Abschluss übernahm er die Herausgeberschaft diverser Magazine und schrieb selbst Artikel. Mitte der 1990er Jahre kam er in Kontakt mit John J. Ordover, der für das „Star-Trek“-Fanchise arbeitete. Das Duo schrieb ein Drehbuch („Starship Down“, dt. „Das Wagnis“, Staffel 4, Ep. 79) und lieferte eine Drehbuchvorlage („It’s Only a Papermoom“, dt. „Leben in der Holosuite“, Staffel 7, Ep. 160) zur TV-Serie „Deep Space Nine“. Mack hatte seinen Fuß in der Tür und dehnte seine Aktivitäten für das Franchise aus. Er stellte Datenblätter für die „Star Trek“-Autoren zusammen, kreierte mit Ordover das Comic-Crossover DS9/Next Generation „Divided We Fall“ und arbeitete an „Star Trek“-Computerspielen wie „Starship Creator“, „The Fallen“ und „Dominion Wars“ mit.

Auch für das Marvel-Franchise ist Mack tätig; er schrieb einen Roman zur „Wolverine“-Serie (skriptete aber weder für die „Kabuki“- noch die „Daredevil“-Comic-Reihe – für diese zeichnet der Zeichner David W. Mack verantwortlich, mit dem David A. ständig verwechselt wird). In den 1990er Jahren drehte Mack diverse Kurzfilme. Ab 2000 schrieb er selbst „Star Trek“-Romane und ist inzwischen Vollzeit-Autor. David Mack ist verheiratet; er lebt und arbeitet in New York City. Über seine Arbeit informiert er auf [dieser Website]http://www.infinitydog.com .

Die Trilogie „Star Trek – Destiny“ von David Mack erscheint im Cross Cult Verlag:

(2008) Götter der Nacht |(„Gods of Night“)|
(2008) Gewöhnliche Sterbliche |(„Mere Mortals“)|
(2008) Verlorene Seelen |(„Lost Souls“)|

|Taschenbuch: 421 Seiten
Originaltitel: Star Trek – Destiny: Gods of Night (New York : Pocket Books 2008)
Übersetzung: Stephanie Pannen
ISBN-13: 978-3-941248-83-0|
[www.cross-cult.de]http://www.cross-cult.de
[www.startrekromane.de]http://www.startrekromane.de

_“Star Trek“ bei |Buchwurm.info|:_
[„Sternendämmerung“ (Star Trek) 673
[„Sternennacht“ (Star Trek) 688
[„Star Trek Voyager – Das offizielle Logbuch“ 826
[„Star Trek V – Am Rande des Universums“ 1169
[„Jenseits von Star Trek“ 1643
[„40 Jahre STAR TREK – Dies sind die Abenteuer …“ 3025
[„Star Trek Deep Space Nine: Neuer Ärger mit den Tribbles“ 4171
[„Star Trek Voyager: Endspiel 4441
[„Star Trek – Vanguard 1: Der Vorbote“ 4867
[„Star Trek – Titan 1: Eine neue Ära“ 5483
[„Star Trek – Next Generation: Tod im Winter“ 6051
[„Star Trek – Next Generation: Widerstand“ 6141
[„Star Trek – Next Generation: Quintessenz“ 6199
[„Star Trek: Deep Space Nine – Sektion 31 – Der Abgrund“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6378

Thomas Thiemeyer – Korona

Die Handlung:

Mit dem Eintreffen eines neuen Teammitglieds in Uganda beginnt für die Gorillaforscherin Imelda Walker ein Abenteuer, das ihre kühnsten Träume übersteigt. Bei einer Expedition ins Hochgebirge stößt ihr Team auf die Ruinen einer versunkenen Hochkultur, die die Forscher vor unerklärliche Phänomene stellt. Bald kann sich die Biologin der Wahrheit nicht länger verschließen: Ihr Team hat das Portal zu einer fremden Dimension durchschritten. Und für die Rückkehr ist es längst zu spät … (Verlagsinfo)

Meine Meinung:

Ich habe wirklich versucht, die Geschichte zu mögen, wirklich, es hat nicht geklappt. Die Verlagsinfo versprach mir eine Abenteuergeschichte mit Gorillas im Dschungel und Sciencefiction mit „Stargate“-Dimensionsportalen. Empfänglich bin ich für solche Geschichten allemal. Bekommen habe ich Mosaikteile, die sich einfach nicht zu einem Ganzen zusammensetzen ließen.

Dschungelabenteuer mit intelligenten Menschenaffen sind nicht neu, aber als dann noch erwähnt wurde, dass in besonders heißen Sommern etwas kommt und die Menschen umbringt, da musste ich lachen und an „Predator“ denken. Die Intelligenz der Affen hat es dann auch nicht auf das Niveau vom „Planet der Affen“ geschafft und die fliegenden Schiffe, die später noch auftauchen, passen so gar nicht ins Bild, weil sie mich eher an Jule Vernes Werke erinnerten oder an japanische Zeichentrickserien.

Pflanzenmonster, die den Menschen den Kopf abbeißen und sich mit Gewehrkugeln nicht aufhalten lassen, passen prima in die Horror-Ecke. Und die toughe Anführerin, die erst tough, dann weinendes Mädchen und plötzlich wieder tough ist, gesellt sich zu dem „Verräter“, der erst von der Gruppe verachtet wird, um dann auf einmal als Anführer dazustehen und mit der ehemaligen Anführerin in ihrer Mädchen-Phase zu kuscheln.

Das alles passt und fügt sich so überhaupt nicht zusammen. Die ganze Gruppendynamik der Beteiligten fühlt sich künstlich und gezwungen an. Die Dialoge klingen oftmals gestellt und unnatürlich.

Und als mich der Sprecher des Hörbuchs nach vielen Stunden des Wartens auf etwas wirklich Interessantes in den Sciencefiction-Anteil mitnahm, zu den fliegenden Inseln und Schiffen, mit mehr-als-halbintelligenten Menschenaffen, da hatte der Roman dann endgültig für mich verloren.

Dass die letzten Stunden des Hörbuchs nur noch aus B-Movie-Horror bestanden, bestätigte meinen Eindruck erneut. Hier sind auch die Stellen zu finden, in denen der Sprecher extra gruselig klingen will und ich mich jedes Mal extrem zusammenreißen musste, damit ich nicht loslache.

Das Ende ist dann auch passend melodramatisch und kitschig.

Das Hörerlebnis – Der Sprecher

Ohne Musik und ohne Effekte geht es nach einem einleitenden Satz direkt mit der Geschichte los. Hier zeigt Dietmar Wunder, dass er als deutsche Stimme von Adam Sandler, Jamie Foxx, Robert Downey Jr. und Daniel Craig vor dem Mikro auch schauspielern kann. Dass er auch auf verschiedenen Theaterbühnen gespielt hat, kommt ihm auch bei dieser Produktion zugute.

Er moduliert seine Stimme zwar nicht so extrem, wie es einige seiner Kollegen tun, dennoch sind die in den verschiedenen Szenen agierenden Charaktere gut zu unterscheiden. Und wenn er eines der Teammitglieder liest, das vorsichtig auf einen Gorilla einredet, dann überträgt er die Spannung gekonnt auf den Hörer.

Verschiedene Sprachen und Akzente bringt er gut ins Ohr, ohne aufgesetzt oder nervig zu klingen. Allein den „Botschafter“ spricht er wie eine Kreuzung zwischen einer schlechten Persiflage auf Helmut Kohl und Boris Becker. Seiner Leistung allein ist es zu verdanken, dass die zu sehr konstruierte Geschichte, die einfach zu viele Genres bedienen will und das zwangsweise bei keinem richtig schafft, noch interessant bleibt. Denn Wunder erzählt sie wirklich gut und mitreißend.

Das Case – Das Booklet

Die CDs ließen sich leicht aus den Trays des Jewelcase‘ lösen, was heutzutage eine Seltenheit ist. Zum Roman selber gibt es keinerlei Infos in der Hülle. Auch ein Booklet sucht der Hörer vergebens. Stattdessen gibt es ein Büchlein mit dem Gesamtverzeichnis des Verlages.

Lediglich die Namen der an der Produktion beteiligten Personen werden genannt, sowie die Spieldauer und Trackanzahl der sechs enthaltenen CDs.

Mein Fazit:

Eine Story, die zu viele Genres bedienen will, scheitert an dem Versuch, es allen recht machen zu wollen. Thomas Thiemeyer hat mir mit seinen anderen Büchern wesentlich besser gefallen. Dietmar Wunder hingegen macht seinen Job gewohnt gut.

6 Audio-CDs mit 477 Minuten Spieldauer
Gesprochen von Dietmar Wunder
ISBN-13: 978-3839810538
www.argon-verlag.de

Der Autor vergibt: (2.5/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)

Reichs, Kathy – Blut vergisst nicht

_Die |Temperance Brennan|-Serie:_

Band 01: „Tote lügen nicht“
Band 02: [„Knochenarbeit“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1229
Band 03: [„Lasst Knochen sprechen“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1479
Band 04: „Durch Mark und Bein“
Band 05: „Knochenlese“
Band 06: „Mit Haut und Haar“
Band 07: [„Totenmontag“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=937
Band 08: [„Totgeglaubte leben länger“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=2083
Band 09: [„Hals über Kopf“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4806
Band 10: „Knochen zu Asche“
Band 11: „Der Tod kommt wie gerufen“
Band 12: „Das Grab ist erst der Anfang“
Band 13: _“Blut vergisst nicht“_

[„Bones – Die Knochenjägerin: Tief begraben“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3355

Die verflixte 13 – man mag den Aberglauben nicht zu stark heraufbeschwören, doch angesichts der jüngsten Entwicklungen in den „Tempe Brennan“-Romanen von Kathy Reichs ist es nicht ganz abwegig, dass die insgesamt bereits 13. Ausgabe um die forensische Anthropologin eine Schlüsselrolle in der einst so erfolgsverwöhnten Karriere der Bestseller-Autorin einnehmen wird. Denn gerade in den letzten beiden Episoden musste man Reichs einen gewissen Hang zum Infotainment, nicht jedoch zur überzeugenden Thriller-Kunst attestieren. Und genau diesen Schritt gedenkt Reichs in ihrem aktuellen Roman zu intensivieren – weshalb „Blut vergisst nicht“ nicht ganz zu Unrecht wieder ins Kreuzfeuer der Kritik gerät.

_Story:_

Ein sechzigjähriger Taucher kommt bei einem Unfall unter Wasser auf tragische Art und Weise ums Leben. Kein ungewöhnlicher Fall für die Anthropologin Tempe Brennan, die lediglich Ungeschick und Unglück beim Verlust des Schnorchels als Grund für den unerwarteten Tod des betagten Mannes vermutet. Als die das Team der Spurensuche bei einer Routineuntersuchung jedoch herausfindet, dass es sich bei dem Verstorbenen um James ‚Spider‘ Lowry handeln soll, nimmt der Fall eine unverhofft komplexe Wendung an. Lowry wurde nämlich Ende der Sechziger als Opfer eines Hubschrauberabsturzes schon einmal als tot beklagt, sodass die Genanalyse des verstorbenen Tauchers für die beteiligten Beamten ein undurchschaubares Rätsel ist. Brennan setzt sich mit der Behörde zur Auffindung vermisster Kriegsopfer auf Hawaii in Verbindung und erreicht hierbei die Exhumierung eines weiteren Absturzopfers von 1968. Doch statt einer Klärung des Sachverhalts kommt es zu weiteren verschachtelten Aussagen, die den Widerspruch des zweifachen Todes immer weiter forcieren. Hinzu kommen merkwürdige Verbindungen in die lokale Drogenszene, die Brennans Ausflug in das Inselparadies alsbald zu einer gefährlichen Angelegenheit machen – die nicht gerade dadurch erleichtert wird, dass ihre beziehungsgestresste Tochter sowie ihr Ex-Liebhaber Ryan ebenfalls aufkreuzen und auch das private Umfeld der Anthropologin zu einem echten Pulverfass machen …

_Persönlicher Eindruck:_

Nehmen wir die positiven Fakten vorweg: Die Story fußt auf einigen brillanten Ideen, ist in ihrem Grundstock auch wirklich schön ausgearbeitet und hat auf der Spannungsebene ein Potenzial, welches problemlos mit den bisherigen Highlights aus dem Reichs/Brennan-Katalog mithalten kann. Hinzu kommen viele geschickte Wendungen, die den Leser auf immer neue Fährten führen und zudem auch den Handlungskomplex um viele Nuancen erweitern, von denen der Plot schlussendlich auch profitieren kann. So weit, so gut also. Allerdings ist die eigentliche Aufarbeitung der Story, analog zu den Entwicklungen der vorherigen Romane, nunmehr noch hektischer und inzwischen darauf fokussiert, Brennans Fachwissen bzw. generell die Arbeiten der Gerichtsmedizin und unzähliger anderer Organisationen näher darzustellen und dies als Basis des Romans zu nutzen. Dem entgegen ist der Ansatz, eine Geschichte zu erzählen, in die man schließlich besagte Facheinrichtungen einführt und deren Bedeutung im Rahmen der Spannungsaufbaus klärt, scheinbar nur noch ein Relikt älterer, berechtigt erfolgreicherer Tage.

Reichs genießt offenkundig ihre eigene Recherchearbeit und streckt die Beschreibungen von Örtlichkeiten, Begebenheiten und Institutionen weit über jenes Maß hinaus, welches man von einem temporeichen Thriller erwartet – und ertragen möchte. Dass die Handlung schließlich immer suspektere Züge annimmt und in vielen Passagen überhaupt nicht mehr authentisch wirkt, ja Reichs nicht nur einmal bereit ist, die Fäden aus der Hand zu geben, damit ihre Abhandlungen über den Vietnamkrieg oder die Organisation zur Identifikation von Kriegsopfern auch genügend Raum bekommen, ist stellenweise erschreckend, da schlicht und einfach nicht mehr viel von der Klasse übrig bleibt, die seinerzeit Werke wie „Knochenarbeit“ oder „Durch Mark und Bein“ auszeichneten. Wo sind die inhaltliche Tiefe, die prickelnden Momentaufnahmen und vor allem diese subtile Spannung hin? Diese Frage keimt im Verlauf des Buchs mehr als nur einmal auf.

Doch statt die Sache wieder ins Lot oder vor allem die durcheinander gewürfelten Elemente wieder in Reihe zu bringen, wird die Autorin immer mehr zum Opfer ihrer eigenen Hektik. Plötzlich drängen weitere Nebenspielwiesen in die Story, die zwar den losen Zusammenhang zu den vorherigen Büchern herstellen – nämlich die Techtelmechtel mit Ryan bzw. ihre eigene Familiengeschichte – die aber bei der Überfrachtung der Erzählung alles andere als produktiv sind. So ist zum Beispiel die Liebelei von Brennans Tochter völlig belanglos und unnötig in den Plot eingebunden und bekommt hierbei Freiheiten, die man lieber für den eigentlichen Fall hätte nutzen sollen. Ähnlich gestaltet es sich bei den sehr faktischen Darstellungen diverser Behörden, die zwar als Randnotizen relativ interessant sind, aber die Geschichte auch nicht derart auf Trab bringen, wie der schlichte, kompaktere Ansatz.

Die Schwerpunktverschiebung ist schließlich auch das größte Dilemma in „Blut vergisst nicht“. Kathy Reichs berichtet stellenweise mehr, als dass sie erzählt und scheint sich selber nicht so ganz sicher, ob sie nun herausforderndes Entertainment oder nüchternes Infotainment betreiben möchte. Beide Sparten werden in diesem Roman abgedeckt, doch da weder die Prioritäten ersichtlich sind, noch ein konkreter roter Faden im Spannungsaufbau bestätigt werden kann, verrennt sich die einstige Garantin literarischer Gourmetware wieder einmal in den vielen Facetten, die ihr Buch abdeckt. Kompakter hätten wir es gerne gesehen, den Fokus mehr auf das gerichtet, was den Kern des Inhalts ausmacht. Denn dann hätte „Blut vergisst nicht“ jene überragende Erzählung werden können, die in der objektiven Inhaltsangabe suggeriert wird. Aber mit derartigen Hypothesen kann und will man sich eben nicht zufriedengeben – nicht einmal als nicht ganz so kritischer Liebhaber der bis dato zwölf veröffentlichten „Brennan“-Romane!

|Hardcover: 384 Seiten
Originaltitel: Spider Bones
ISBN-13: 978-3896673244|
[www.randomhouse.de/blessing]http://www.randomhouse.de/blessing]

Kampusch, Natascha – 3096 Tage

_Trauriges Resultat einer unfairen Hetzjagd_

Die Bilder sind noch lebhaft in Erinnerung: Die ersten Kontakte in den Medien, die triviale, manchmal gar grotesk-ambivalente Berichterstattung und diese unsichere junge Frau, die um ihre Würde bemüht war, der man aber zunächst nicht mehr zugestand als die Opferrolle bzw. den Part des großen Kuchens, von dem plötzlich jeder ein Stück für sich beanspruchte. Als Natascha Kampusch an jenem 23. August 2006 nach mehr als 8 Jahren ihrer Gefangenschaft entfliehen konnte, war die junge Österreicherin auf vieles gefasst. Bereits zuvor hatte sie kurze Ausflüge an der Seite ihres Entführers Wolfgang Priklopil genehmigt bekommen, hatte ein kleines Bild dessen erhaschen dürfen, was sich für Frau Kampusch zusehends als Scheinrealität darstellte und ihre Tagträumereien an diese kurzen Ausschnitte anpassen müssen.

Dennoch hätte sie geglaubt, dass nicht nur das Medienecho, sondern generell das Interesse an ihrer Person andere Züge angenommen hätte als diejenigen, die das traurige Schauspiel schließlich genommen hat. Sogar die Unterstellung, Kampusch habe potenzielle Komplizen Priklopils gedeckt, kursierte über viele Monate durch den Blätterwald und auch durch die Fahndungsbücher der Gendarmerie. Und so hat man am Ende eigentlich genau dort angesetzt – diese freie Wertung sei an dieser Stelle erlaubt – wo der Entführer kurz nach Natascha Kampuschs zehntem Geburtstag begonnen hatte: Aus dem jungen Mädchen wurde ein Opfer, und das direkt nach ihrer Zeit als Opfer eines der schlimmsten Verbrechen der letzten Jahrzehnte.

_Kämpferisch – mehr als 3096 Tage_

Dass sich die junge Dame ihren Stolz dennoch bewahrt hat, ja sogar noch die Kraft aufbringen konnte, sich gegen die Anschuldigungen zu wehren, während sie langsam aber sicher versuchte, im noch möglichen Rahmen Normalität in ihr Leben zu bringen, verdient Respekt. Größten Respekt. Doch Natascha Kampusch hat gleichzeitig auch einen therapeutischen Weg gefunden, der wohl noch viel beachtlicher ist als die bloße Tatsache ihrer Entführung bzw. der Selbstbefreiung: Sie hat ihre Erfahrungen zu Papier gebracht, ihr Grauen ein weiteres Mal durchlebt und sich letzten Endes gezwungen, all die schrecklichen Momente in Priklopils Verlies zu vertiefen, um sich einerseits mitzuteilen und nach Verständnis zu suchen (als wenn dies überhaupt nötig wäre …), andererseits aber auch soweit mit dieser Geschichte abzuschließen, wie das nach der psychischen und physischen Belastung jener 3096 Tage im Wiener Nebenbezirk Strassfeld überhaupt möglich ist.

Die Biografie ihres ganz persönlichen Schicksals soll nun endgültig dazu beitragen, Natascha Kampusch als den Menschen zu betrachten, der mit Sensationslust ebenso wenig gemein hat wie mit all den übrigen Verschmähungen, die man ihr infolge ihrer TV-Auftritte und Interviews nachgerufen hat. Und vor allem soll das Buch noch einmal ganz klar vergegenwärtigen, dass es sich hierbei um ein kleines Mädchen handelt, dessen Jugend nicht nur beraubt und verblendet wurde, sondern welches trotz der schier ausweglosen Situation ein für ihr Alter unglaubliches Durchhaltevermögen gezeigt hat und von der Gewalt und dem Psychoterror ihres Entführers nie ganz gebrochen wurde.

_Erschütternde Fakten – nicht mehr, nicht weniger_

Dementsprechend schwierig ist daher auch die Analyse des knapp 300 Seiten starken Werkes, welches sich vorrangig mit den prägnanten Erlebnissen in Priklopils Haus beschäftigen und einen Einblick in Geschehnisse liefern, bei dem man manchmal selbst nach der Kraft sucht, diese Fakten als gegeben zu betrachten – zumal Kampusch all dies oftmals mit einer paralysierenden Nüchternheit dokumentiert, die fast schon erschreckender ist als die Taten selber. Zu sehr ins Detail zu gehen, würde die Grenzen sprengen. Festzuhalten bleibt allerdings, dass vor allem die Gewaltauswüchse und die ständigen Drohungen Frau Kampusch derart eingeschüchtert haben, dass sie selbst in den sehr seltenen Momenten von Fremdkontakten nie daran gedacht hat, einen ersten Schritt in die Freiheit zu wagen. Und dennoch konnte sie sich Priklopil immer wieder widersetzen, dies zwar oftmals mit dem Preis von Tritten und Faustschlägen, doch mit einer Würde, die in dieser Situation naiv wirkt, ihr aber schließlich die Kraft gegeben hat, durchzuhalten.

So erfährt man von verschenkten Weihnachtsfesten, dauerhaft präsenten Sehnsüchten, der minutiösen Abkapselung von der Außenwelt, einem schimmligen Kellerraum, einem krankhaft-zwanghaften Verbrecher und einer Täter-Opfer-Beziehung, die einerseits abstrakt scheint, aber schließlich auch ein Arrangement wurde, welches für das Überleben der seinerzeit Jugendlichen Kampusch immens wichtig wurde. Und immer wieder stößt man auf die gleichen unglaublichen Sätze, das personifizierte Ekel, die monströsen Szenarien, beklemmend und in ihrer manchmal sehr objektiven Betrachtung auch intensiv – aber, damit wäre etwas Entscheidendes gesagt, niemals mit dem Hang zur Selbstdarstellung. Denn auch das schwebt aus unerfindlichen Gründen über dem Namen Kampusch und der Person, deren mediale Unsicherheit ihr oftmals als Arroganz ausgelegt wird. Dabei ist es lediglich das Bedürfnis, einen Ballast abzuladen, der so schwer wiegt, dass er nie ganz verschwinden wird, zu verarbeiten und mitzuteilen, was über mehr als acht Jahre nicht mitgeteilt werden konnte – und das ist ihr nicht nur zu gönnen, sondern darüber hinaus auch noch sehr lesenswert, vielleicht auch auf eine makabere Art und Weise.

_Ein trauriges Vermächtnis_

Dabei sollte zuletzt erwähnt werden, dass hinter diesem Buch auch eine bestimmte Erwartungshaltung steckt, die „3096 Tage“ voll und ganz erfüllt. Man bekommt die bislang versteckten Details, erfährt viel Persönliches, hört von Einstellungen und Motiven und erhält schließlich eine grobe Übersicht über all das, was Kampusch in ihrer Gefangenschaft erleben musste. Dass die Dokumentation dieses Lebensabschnitts zudem sehr spannend ist, liegt in der Natur der Sache, dass das Einfühlungsvermögen zum, ja man muss es so nennen, Mitfiebern animiert und man der jungen Natsacha, wie sie gebeugt mit Untergewicht und keinem Haar auf dem Kopf in ihrem grausamen Dilemma gefangen ist, einfach nur wünscht, endlich das letzte Bisschen Kraft zu schöpfen, um sich selber einen Ausweg zu bereiten.

Was währenddessen geschieht, sollte man in den eigenen Worten der Autorin in Erfahrung bringen, die es ferner schafft, wirklich alle oberflächlich effektreichen Inhalte auszuradieren und womöglich sogar bewusst das unterdrückt, was die Boulevardpresse in „3096 Tage“ am liebsten lesen würde. Genau das nennt man schließlich, es sei einmal mehr betont, Würde – und mit eben jener neigt der Rezensent sein Haupt vor einem aufwühlenden Zeitdokument einer außerordentlich tapferen, bewundernswerten Persönlichkeit und ihrem eigenartigen literarischen Lebenswerk.

|Hardcover: 288 Seiten
ISBN-13: 978-3471350409|
[www.ullsteinbuchverlage.de/listhc]http://www.ullsteinbuchverlage.de/listhc

Gloge, Andreas / Sassenberg, Volker – Gabriel Burns – Die, die nicht bluten (Folge 32) (Hörspiel)

_Story:_

Immer noch suchen Joyce Kramer und ihr Kollege Larry Newman in der ruinenartigen Fassade von Vancouver nach den zwei Horizonten, als sie ein Anruf von Steven Burns‘ Verleger Sonny Heseltine erreicht. Dieser verlangt nach dem gesuchten Schriftsteller, dessen Namen immer wieder über die Lippen seiner komatösen Tochter Jana geht, und von dem er sich eine Veränderung von Janas Zustand erhofft. Widerwillig begleitet Joyce Larry an den Lake Louise, um der Sache auf den Grund zu gehen. Doch schon bei ihrer Ankunft muss sich das zerstrittene Duo wundern: Heseltine sieht der Sache gelassener entgegen, als es die Situation eigentlich zulassen sollte. Er stützt sich darauf, dass die übrigen Gäste des Hotels, in denen er und seine Familie untergebracht sind, ebenfalls wieder aus dem Koma erwacht sind. Doch eben diese Leute verhalten sich merkwürdig und scheinen die Gegenwart ihrer Mitmenschen gar nicht richtig zu registrieren. Tamara Green, eine mysteriöse Ermittlerin, die im Zuge dessen ebenfalls auf den Plan kommt, scheint die Lösung parat zu haben. Ihrer Meinung nach handelt es sich beim Verhalten der Hotelgäste um eine Konsequenz aus Nahtoderfahrungen, die mit den Ereignissen in der direkten Umgebung in Verbindung stehen. Und schneller als erhofft werden Larry und Joyce selber mit diesen Begebenheiten konfrontiert …

_Sprecher:_

Erzähler – Jürgen Kluckert
Introerzähler – Hans Paetsch
Sonny Heseltine – Engelbert von Nordhausen
Kumar – Peter Köhler
Larry Newman – Björn Schalla
Joyce Kramer – Bianca Krahl
Jana Heseltine – Andrea Aust
Steven Burns – Bernd Vollbrecht
Mr. Frandan – Dirk Müller
Tamara Green – Kerstin Sanders-Dornseif
Nicolas Skelton – Tobias Kluckert
Bakerman – Ernst Meincke
Schmidt – Andreas Ksienzyk

Idee & Konzeption: Decision Products
Regie: Volker Sassenberg
Musik: Matthias Günthert & Volker Sassenberg
Drehbuch: Andreas Gloge & Decision Products
Tontechnik und Schnitt: Volker Sassenberg & Marc Sander
Illustration: Ingo Masjoshusmann
Grafik: Marion Mühlberg

_Persönlicher Eindruck:_

Es ist schon unglaublich, wie ähnlich und doch so verschieden zwei aufeinanderfolgende Episoden einer Hörspielserie sein können. War „Rand der Gezeiten“ als Quasi-Neuanfang noch ein sehr stiller, Dialog-lastiger Vortrag, der sich zudem dadurch auszeichnete, dass sein Gewicht auf den Schultern anderer Protagonisten getragen wurde, greift die blutige Action in „die, die nicht bluten“ massiver und erschreckender als bislang gewohnt um sich. Zwar wird die Story in erster Linie von ihrer sehr bedrückten Atmosphäre getragen, die sich in diesem Fall zu einem sehr großen Teil auf der beeindruckenden Performance von Erzähler Jürgen Kluckert gründet, doch gerade in der zweiten Hälfte der Haupthandlung werden diverse auditive Splatter-Szenen vorgeführt, die im Hinblick auf die eher stillen Ereignisse der vorherigen Episode irgendwie völlig realitätsfremd wirken – aber eben auch zu „Gabriel Burns“ gehören wie die Butter zum Brot.

Allerdings macht man nicht den Fehler, die Action aus der Hand zu geben und Folge Nr. 32 zu einem einzigen Blutrausch verkommen zu lassen. Dezent und subtil bauen Andreas Gloge und Volker Sassenberg in ihrer stimmungsreichen Inszenierung die Spannung auf, kreieren erschreckende Bilder und ein durch und durch beängstigendes Szenario, welches schließlich über eine kleine Eruption und mehrere Folgebeben zu jenem Grauen führt, welches die Serie nach und nach mit sich trägt, welches gleichzeitig aber selten so stark ausgeprägt war wie in „Die, die nicht bluten“.

Eine weitere Ursache für die Reduzierung der blutigen Action ist indes die Souveränität der beiden Hauptdarsteller, die auch abseits des eigentlichen Protagonisten einen prima Job abliefern, sich mit dieser Position offenbar sogar noch besser arrangieren als kurz zuvor. Vor allem Björn Schalla aka Larry Newman tritt unheimlich selbstbewusst auf und füllt seine Rolle mit jenem rebellischen Charakterzug aus, der in der gegebenen Situation angebracht scheint. Bianca Krahl als Joyce Kramer steht in Nichts nach und bestätigt die wiederholt überzeugende Leistung des gesamten Sprecherteams.

Zu Sound und Effekten braucht man schließlich wohl kaum mehr was zu sagen; das Folgenreich-Team hat die Zügel fest in der Hand und garantiert einmal mehr für ein packendes Hörspiel-Erlebnis vor einem teils recht bombastischen Hintergrund. Neben den Mitarbeitern des LAUSCH-Verlags gibt es derzeit wohl keine Produktionsfirma, die moderne Fantasy/Horror-Storys so mitreißend unterlegt wie diese Damen und Herren. Und da ist „Die, die nicht bluten“ ein weiteres, sehr gutes Beispiel.

Unterm Strich bleibt also eine weitere lohnenswerte Geschichte in der Neverending Story namens „Gabriel Burns“. Zwar wird der Zusammenhang zum vertrackten Hauptstrang nur marginal angerissen, doch gerade in den komplexesten Phasen der Serie freut man sich immer mal wwieder über einen straighteren Beitrag, der mit seinem kompakten Setting Zeit zum Verschnaufen gewährt. Und genau das geschieht in Folge 32, dem nächsten Schmuckstück der ewigen Reihe!

|Audio-CD mit 63 Minuten Spieldauer
ISBN-13: 978-3829122757|
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_Gabriel Burns bei |Buchwurm.info|:_
[„Die Grauen Engel“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3892
[„Verehrung“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3960
[„Bereit (Folge 23)“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4015
[„Der Erste der Zehn (Folge 24)“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4038
[„… dem Winter folge der Herbst (Folge 25)“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4051
[„R. (Folge 26)“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4055
[„Zwielicht (Folge 27)“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4246
[„Im Kreis des Vertrauens (Folge 28)“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4711
[„Zwei Horizonte (Folge 29)“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4889
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Gloge, Andreas / Sassenberg, Volker – Gabriel Burns – Rand der Gezeiten (Folge 31) (Hörspiel)

_Story:_

Vancouver gehört offenkundig ebenfalls zu jenen zehn Städten, in denen die Grenzen zwischen Leben und Tod verschwimmen. Auf Befehl Bakermans begeben sich auch Larry Newman und Jocye Kramer in die kanadische Metropole, deren Leblosigkeit die beiden aus der Fassung bringt. Als sie an den Docks auf Bakermans Kollegen Schmidt treffen, nimmt ihr Besuch immer groteskere Züge an. Schmidt begleitet das Duo auf ein Schiff, von wo aus man auf den plötzlich wiederentdeckten Dampfer ‚Anchorage‘ trifft, der seit 1915 als verschollen gilt. Neugierig erkunden Newman, Kramer und Schmidt das Schiff – und werden Zeugen einiger merkwürdigen, beängstigenden Begebenheiten …

_Sprecher:_

Erzähler – Jürgen Kluckert
Introerzähler – Hans Paetsch
Schmidt – Andreas Ksienzyk
Bakerman – Ernst Meincke
Larry Newman – Björn Schalla
Joyce Kramer – Bianca Krahl
Maureen – Esther Münch
Everett Staunton – Gerald Paradies
weitere: Marei Hofmann & Jaqueline Bretländer

Idee & Konzeption: Decision Products
Regie: Volker Sassenberg
Musik: Matthias Günthert und Volker Sassenbeerg
Drehbuch: Andreas Gloge & Decision Products
Tontechnik und Schnitt: Volker Sassenberg & Marc Sander
Illustration: Ingo Masjoshusmann
Grafik: Marion Mühlberg

_Persönlicher Eindruck:_

Es ergibt eigentlich nicht viel Sinn, in eine solch komplexe Reihe wie die „Gabriel Burns“-Serie einzusteigen, nachdem die Rahmenhandlung bereits derart ausgeufert ist wie in den inzwischen schon 30 veröffentlichten Episoden. Dennoch gibt es ab und an die Möglichkeit, das Pferd von hinten aufzuzäumen und doch noch einen Einstieg zu finden, auch wenn er selbstredend nicht mehr allumfassend sein kann. Folge Nr. 31 gehört zu jenen raren Exemplaren, die quasi als Neuanfang innerhalb des verschachtelten Handlungsstrangs funktioniert, ohne dabei den Anspruch zu erheben, den gesamten Background schon zu kennen. Und auch wenn es letzten Endes empfehlenswert ist, „Gabriel Burns“ von der ersten Sekunde zu verfolgen: Nachzügler haben hier eine neue Chance!

Die Story in „Rand der Gezeiten“ ist derweil relativ zielstrebig aufgebaut, vertieft zwar hin und wieder mit einigen Randnotizen den Gesamtzusammenhang, kann aber inhaltlich durchaus für sich alleine stehen. Entscheidend hierfür ist unter anderem, dass Steven Burns als Hauptakteur gar nicht erst auftaucht und das Spielfeld seinen beiden Kollegen Kramer und Newman überlässt. Dies bedeutet für den eingefleischten Anhänger genügend Zeit, um kurz zu verschnaufen und die übergeordneten Stränge auf sich wirken zu lassen, aber eben auch eine kleine Stütze, um die neuen Handlungseinheiten logisch in den Hauptstrang einzufügen.

Die eigentliche Geschichte dieser Folge ist unterdessen mal wieder ein echtes Highlight, das nicht nur dank seiner gewaltigen Inszenierung hervorsticht. „Rand der Gezeiten“ hat unzählige überraschende Wendepunkte und gefällt mit drei waghalsigen Charakterzeichnungen, die an sich bereits spektakulär genug sind, die Folge zu den nennenswerten innerhalb der Serie zu erklären. Was dann an Bord der Schiffe passiert, unterstreicht gleich mehrere entscheidende Aspekte dieser Reihe: Die Mystery-Fraktion wird beispielsweise mit haufenweise frischem Futter versorgt, die Horror-Begeisterten dürfen sich indes über ein paar krasse Einschnitte freuen, und diejenigen, die einfach den Komplex mögen und ihnen gerne mit weiteren Schmankerln gefüttert sehen, dürfen sich über viele Querverweise freuen, die aber erst zu einem späteren Zeitpunkt an Bedeutung gewinnen werden. Zuletzt überzeugt aber vor allem die Atmosphäre, geschürt natürlich von den starken Effekten, der manchmal klaustrophobischen Gesamtstimmung und natürlich dem wiederholt packenden Soundtrack. Letztlich kommt die Spannung hinzu, die nicht nur innerhalb der Story dauerhaft präsent ist, sondern auch über den Cliffhanger in die Serienzukunft weist. Das ist Prickeln pur, minimalistisch erzählt, aber effektreich verkauft. Insofern wird „Gabriel Burns“ auch weiterhin nicht vorrangig diejenigen begeistern, denen die pure Action am bedeutsamsten ist. Vielmehr ist die Tiefe entscheidend, mit der die Serie vorgetragen wird – und das auch uneingeschränkt in dieser starken 31. Episode!

|Audio-CD mit 55 Minuten Spieldauer
ASIN: B001UNPQLO|
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_Gabriel Burns bei |Buchwurm.info|:_
[„Die Grauen Engel“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3892
[„Verehrung“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3960
[„Bereit (Folge 23)“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4015
[„Der Erste der Zehn (Folge 24)“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4038
[„… dem Winter folge der Herbst (Folge 25)“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4051
[„R. (Folge 26)“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4055
[„Zwielicht (Folge 27)“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4246
[„Im Kreis des Vertrauens (Folge 28)“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4711
[„Zwei Horizonte (Folge 29)“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4889
[„Weiß (Folge 30)“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5308

McDermid, Val – Lied der Sirenen, Das

_Fesselnd: der verhängnisvolle Gesang der Sirene_

Vier Männer werden in Bradfield tot aufgefunden, alle vor ihrer Ermordung auf das Grausamste gefoltert und verstümmelt. Als der Profiler Tony Hill zum Ermittlungsteam von DCI Carol Jordan hinzugezogen wird, gerät er plötzlich selbst ins Visier des Wahnsinnigen und muss ein ganzes psychologisches Können aufbieten, um sein Leben zu retten.

Der Krimi gewann den Gold Dagger Award für den besten Kriminalroman des Jahres 1995.

_Die Autorin_

Die 1955 geborene Val McDermid wuchs in Kirkcaldy, einem schottischen Bergbaugebiet nahe St. Andrews, auf und studierte dann Englisch in Oxford. Nach Jahren als Literaturdozentin und als Journalistin bei namhaften englischen Zeitungen lebt sie heute als freie Schriftstellerin in Manchester und an der Nordseeküste. Sie gilt als eine der interessantesten neuen britischen Autorinnen im Spannungsgenre – und ist außerdem Krimikritikerin. Ihre Bücher erscheinen weltweit in 20 Sprachen. Für „Das Lied der Sirenen“ erhielt sie 1995 den Gold Dagger Award der britischen Crime Writers‘ Association.

„Tony Hill & Carol Jordan“-Reihe:
1) [„Das Lied der Sirenen“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1498
2) „Schlussblende“
3) „Ein kalter Strom“
4) „Tödliche Worte“

Weitere Romane:

5) [„Echo einer Winternacht“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=703
6) [„Die Erfinder des Todes“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=2602
7) [„Das Moor des Vergessens“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6607
8) „Ein Ort für die Ewigkeit“
9) [„Nacht unter Tag“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6201

_Handlung_

Detective Inspector Carol Jordan steht neben Detective Sergeant Don Merrick im Regen und starrt auf die grausam verstümmelte Leiche eines Kollegen: Sie weiß es noch nicht, aber es handelt sich um Damian Connolly. Dies ist schon die vierte derart verstümmelte Männerleiche in Bradfield, und immer am Montag taucht alle acht Wochen so eine auf. Connolly wurde zwischen Müllcontainern hinter der Schwulenbar „Queen of Hearts“ gefunden. Gegenüber liegen Künstlerateliers. Hat keiner was gesehen?

Jordans Ermittlergruppe wird zum Versuchskaninchen für die Anwendung der Theorien von Profiler Tony Hill gemacht. Das schmeckt nicht jedem, aber Jordan ist bereit, es mit Hills Serientätertheorien zu versuchen. Vielleicht kommen sie ja damit weiter. Tom Cross hingegen hält nichts von Hills Methode, und das wird zu tragischen Konsequenzen führen.

Während Jordan und Hill die vier Fälle durchgehen, kommen sie einander näher, denn beide sind ledig. Als sie ihn einmal besucht, und eine Frau mit einer verführerischen Stimme auf seinen Anrufbeantworter spricht, ist sie peinlich berührt und will gehen, weil sie nicht in sein Privatleben eindringen will. Er wehrt ab, denn bei der Frau, mit der er Telefonsex hat, handle es sich um ein wissenschaftliches Projekt. Er sagt nicht, dass es für ihn auch eine Therapie seiner Erektionsprobleme darstellt. Das sagt er ihr erst, als alles vorüber ist.

Als Don Merrick in einer Sadomaso-Bar einen Typen ablehnt und von einem anderen angesprochen wird, wird dies zu einem Durchbruch. Fitnessstudiobetreiber Stevie behauptet, er habe alle vier Opfer gekannt; da sie alle nicht schwul waren, halte er die Morde für „Betriebsunfälle“. Na, so was. Ist er vielleicht der Schwulenkiller, den die Sensationspresse „Handy Andy“ getauft hat? Kaum hat Don mit Stevie das Lokal verlassen, um ihn aufs Revier zu nehmen, wird er jedoch von hinten niedergeschlagen.

Zum Glück sind Kollegen ganz in der Nähe, die sowohl den Angreifer als auch Stevie festnehmen. In der Vernehmung sieht es immer schlechter aus für Stevie, und die Durchsuchung seiner Wohnung fördert noch mehr belastendes Material zutage. Dabei wollte er der Polizei doch bloß helfen. Assistant Chief Constable Brandon lässt ihn frei, weil die Beweise nicht ausreichen.

Tom Cross ist schwer frustiert und wird sogar suspendiert. Er ist sicher, „Handy Andy“ erwischt zu haben und sagt dies auch gegenüber einer Sensationsreporterin: Eine Herausforderung an den wahren Killer, falls es ihn gibt. Nach einem Fluchtversuch kommt Stevie in U-Haft und wird dort vergewaltigt.

Eine fünfte Leiche taucht auf, die sich als Werk eines Trittbrettfahrers erweist. Die Lage in Bradfield gerät offenbar außer Kontrolle. Unterdessen sieht Stevie McConnell nur noch einen Ausweg, Jordan erzielt einen Durchbruch und Tony Hill erhält überraschenden Besuch von der verführerischen Frau am Telefon: Angelica will jetzt mehr als nur mit ihm reden …

_Mein Eindruck_

In diesem Krimi führt die bekannte britische Autorin das Gespann Carol Jordan und Tony Hill erstmals zusammen. Und die beiden erweisen sich als äußerst effektiv in ihrer Zusammenarbeit. Zudem kommen sie sich auch privat recht nahe, doch Tony Hill ist kein einfacher Charakter, er verbirgt etwas vor ihr. Nicht nur wird er als empfindsamer Mensch (wie wir alle) dargestellt, sondern auch noch mit einer verhängnisvollen Neigung: Telefonsex. Er ist keineswegs süchtig, doch was die Dame Angelica ihm bietet, ist zu gut, um es ablehnen zu können. Dass er bereits auf ihr „Lied der Sirenen“ hereingefallen ist, bemerkt er leider zu spät. Mehr darf nicht verraten werden.

Carol hat von ihm den Tipp bekommen, dass der wahre Täter – und nicht etwa Stevie McConnell – etwas mit Computern und Kommunikationselektronik zu tun haben könnte. Zum Glück ist Carols Bruder Michael einschlägig vorbelastet und vermittelt entsprechende Kontakte. Es geht um ein interessantes Spiel namens 3D-Discovery, bei dem der Spieler die Köpfe der Figuren durch Fotos von realen Personen ersetzen kann. Cool, nicht wahr? Doch wenn diese Personen bereits getötete Opfer sind, erhält das Spiel seinen ganz eigenen, makaberen Charakter.

Die Autorin zeichnet sich durch ein besonders tiefes Verständnis für die Polizeiarbeit aus, wie sie schon mehrfach bewiesen hat. Diesmal zeigt sie, wie sich bestimmte Polizisten so in eine falsche Annahme verrennen und auf einen falschen Verdächtigen festlegen können, dass nicht nur die Arbeit der Cops behindert wird, sondern auch ein Unschuldiger zu Tode kommt. Die (sehr realistisch dargestellten) Schreie des vergewaltigten Stevie McConnell hätten verhindert werden können, wenn gewisse Cops nicht so stur gewesen wären – oder wenn der Druck der Öffentlichkeit geringer wäre.

Hier spielen die Medien eine ganz besondere Rolle. In ihrer Jagd nach einer heißen Story übt die Reporterin Penny Burgess nicht nur Druck auf die Polizeiführung aus, sondern interviewt auch die Leute mit der falschen Meinung. Sie scheut sich auch nicht, mit Cops ins Bett zu gehen. Dabei erfährt sie dann auch noch, wie die Polizeiführung die Presse an der Nase herumführt. Prächtig! Dass Penny Burgess davon nicht entzückt ist, kann man sich denken. Leider ist ihre Arbeit alles andere als konstruktiv bei der Auffindung des wahren Täters. Ja, perfiderweise gibt sie auch noch einem Trittbrettfahrer den nötigen Vorwand, um einen Mord einem anderen in die Schuhe zu schieben.

Die Handlung gipfelt in einer packenden Szene, in der Tony Hill alle seine kunstvolle Psychologie aufbieten muss, um seinen Hals zu retten. Denn Angelica ist eine Sirene, die wie in Homers Odyssee auf einer Insel lebt, die mit Knochen bedeckt ist …

_Unterm Strich_

Die Handlungsbeschreibung klingt nicht so, als ginge es hier um etwas Weltbewegendes, doch der Eindruck täuscht. Es geht um eine Art Justizirrtum, dem ein Unschuldiger zum Opfer fällt. Die Ermittlungen in der Randgruppe der Homosexuellen und Sadomasos fordert die Cops ganz besonders heraus, auch im physischen Einsatz. Mit einem sehr ungewöhnlichen Täter führt die Autorin nicht nur die Cops lange an der Nase herum.

Und in diesem Krimi führt die Autorin erstmals das erfolgreiche Ermittlergespann Tony Hill, seines Zeichens Profiler, und Carol Jordan, die taffe und aufstrebende Polizistin zusammen, nicht nur beruflich, sondern auch privat. Wenn ich mich nicht täusche, bekam „Tony Hill“ im britischen Fernsehen mit „Die Methode Hill“ eine eigene Fernsehserie, die auch bei uns erfolgreich im ZDF lief.

|Taschenbuch: 479 Seiten
Originaltitel: The Mermaids Singing (1995)
Aus dem Englischen von Manes H. Grünwald
ISBN-13: 978-3426624296|
[www.droemer-knaur.de]http://www.droemer-knaur.de

Marten, Helena – Porzellanmalerin, Die

_Inhalt_

Meißen, 1750: Die Eltern der 20-jährigen Friederike eröffnen ihrer Tochter, dass sie einen wohlhabenden Kaufmann heiraten soll, um die verschuldete Familie aus der Misere zu retten. Das klingt ja alles soweit ganz logisch, aber das Mädchen mag den Mann nicht und findet es unfair, dass ihre Eltern, die sich selbst eine Liebesheirat erlaubt hatten, sie zu einem solchen Schritt zwingen wollen.

Außerdem könnte sie, wäre sie erst einmal verheiratet, wohl kaum mehr ihrer heimlichen Leidenschaft nachgehen, der Porzellanmalerei. Ihr Bruder Georg ist Porzellanmaler, verbringt seine Zeit aber lieber auf angenehmere Art und Weise als mit feinen Pinseln und Figuren, darum hat er nichts dagegen, wenn seine Schwester ihm heimlich die Arbeit abnimmt. Er bekommt das Lob, sie die Erfahrung, und damit sind beide zufrieden. Das ginge natürlich in der arrangierten Ehe nicht mehr, und auch mit ihrer heimlichen Schwärmerei für einen Freund des Bruders, Caspar Ebersberg, wäre es dann vorbei.

Mit einem Mal aber ist es nicht nur die drohende Ehe, die Friederike bedrückt: Georg benimmt sich zunehmend seltsam, ihre beste Freundin behauptet, auf einmal in ihn verliebt zu sein, und plötzlich sieht Friederike sich völlig isoliert. Statt sich aber in ihr Schicksal und in die arrangierte Ehe zu fügen, tauscht sie ihre Röcke gegen Hosen und die Identität der Friederike gegen die des Friedrich Christian Rütgers. Als Mann verkleidet macht sie sich auf nach Höchst, um bei der Konkurrenz Arbeit zu finden – die Manufaktur hier ist jünger als die in Meißen, und erfahrene Porzellanmaler werden immer gesucht.

Allein der Weg ist jedoch schon abenteuerlich, und Friederike geht schmerzlich auf, dass sie trotz Hosen noch immer eine Frau ist. Um ihr das vor Augen zu führen, braucht es nur einen mysteriösen Italiener und einen hilfsbereiten Fremden. In Höchst schließlich holt sie die Vergangenheit ein, auf eine Art und Weise, die sie sich in ihren Träumen nicht hat ausmalen können, und dann fordert ihre wahre Natur unerbittlich einen Tribut für die lange Zeit der Unterdrückung …

_Kritk_

Die Beschreibungen des Berufs eines Porzellanmalers, der Feinheiten der Farbgewinnung und der Schwierigkeiten, das richtige Verfahren für die Nutzung von Brennöfen zu finden, sind interessant zu lesen und gut gelungen. Hier haben die beiden Autorinnen, die sich hinter dem Pseudonym Helena Marten verbergen, bei der Recherche sorgfältige Arbeit geleistet.

Stilistisch ist „Die Porzellanmalerin“ kein Wunderwerk, aber man eckt auch nicht gedanklich an, während man sich durch die Geschichte einer schönen jungen Frau liest, die in Männerkleidern vor einer arrangierten Heirat flieht, sich in ihrem Beruf behauptet und verschiedene historische Persönlichkeiten trifft.

Habt ihr das Gefühl, dass ihr die Handlung kennt? Bei mir läutete da so etwas. Natürlich muss man zu derartigen Unkonventionalitäten Zugriff nehmen, wenn man eine Protagonistin haben möchte, während man doch über eine Zeit schreibt, in der den wenigsten Frauen etwas Beschreibenswertes geschah. Nur wenn man schon auf so ausgetretenen Pfaden wandelt, dann muss der Rest des Werks schon sehr überzeugen, um den Gesamteindruck zu retten, und das tut er leider nicht. Zu viele Klischees sammeln sich hier zwischen den Buchdeckeln: Die jahrelang als Mann überzeugende Heldin ist in ihrer Frauenrolle natürlich eine total feminine Schönheit, harte Schicksalsschläge wechseln sich ab mit wilden Leidenschaften, die Bösewichte sind wirklich total niederträchtig und schurkisch, die bösen Weiber schrecklich lasterhaft, während es selbstredend auf der anderen Seite die beste Freundin der Welt gibt und die einzig wahre große Liebe. Und einen sehr schlecht erzogenen König, ja, den auch. Von großer Stringenz in der Charakterbildung der Heroine kann leider ebenfalls keine Rede sein.

_Fazit_

„Die Porzellanmalerin“ ist ein Buch, an das man achselzuckend zurückdenkt, vielleicht mit dem Gedanken: „ganz nett“. Aber es ist wirklich nur etwas für seichte Stunden, zum Abschalten, vielleicht wenn man verkatert ist oder so, denn wenn man mit dem Anspruch herangeht, überzeugende Charaktere vor einer informativen historischen Kulisse kennenzulernen, wird man hier doch zuverlässig enttäuscht.

|Gebundene Ausgabe: 624 Seiten
ISBN-13: 978-3453290617|
[www.randomhouse.de/diana]http://www.randomhouse.de/diana

Lossau, Jens / Schumacher, Jens – Orksammler, Der

_Inhalt_

Meister Hippolit und der Troll Jorge sind alles andere als begeistert: Nachdem sie eben erst ihren wohlverdienten Urlaub angetreten haben, werden sie schon wieder zum nächsten Fall abkommandiert. Diesmal geht es in ein Grenzgebiet des Reiches Sdoom, in dem ein Heerlager auf Verstärkung wartet. Die hier versammelten Teile der Gesamtarmee sind bunt gemischt; dass das nicht ohne Reibereien abgeht, versteht sich von selbst. Aber die systematische Dezimierung, die das orkische Berufsheer gerade erfährt, lässt sich aller Wahrscheinlichkeit nach nicht auf rassische Differenzen zurückführen: Beinahe Nacht für Nacht verschwindet einer der Soldaten, um später mit geöffnetem Brustkorb und fehlendem Herzen aufgefunden zu werden.

Die Angst schleicht durch die Reihen des Heeres, Gerüchte werden laut: Nur ein magisches Wesen kann derart kampfgestählte Krieger reihenweise hinwegraffen. Ob der mysteriöse Orksammler sich erhoben hat? War das nicht eigentlich nur eine Sagengestalt, mit der Orkmütter ihrem ungezogenen Nachwuchs Angst einjagten? Aber was könnte es sonst sein?

Ehe totale Panik im Heerlager ausbrechen und den anstehenden Krieg gefährden kann, reagiert die Regierung in Nophelet und schickt das beste Ermittlerteam des |Instituts für angewandte investigative Thaumaturgie| an den Tatort. Und so landen Hippolit und Jorge in der Steinwüste vor Torrlem, der düsteren Totenstadt des sdoomschen Reiches. Und hier, zwischen zahllosen Leichen und panischen Noch-Lebenden, zwischen Drohung, Lockung und neuen Freunden, entfaltet sich langsam ein Fall von Archaik, Verblendung und totaler Gewissenlosigkeit, der die beiden Ermittler auf eine harte Probe stellt und sie in eine Gefahr bringt, mit der sie beim besten Willen nicht haben rechnen können und auf die sie so nicht vorbereitet waren …

_Kritik_

Das |duo congeniale| der neuen deutschen Fantasy ist zurück. Das ist schon mal schön. Schöner aber ist noch, dass „Der Orksammler“ den „Elbenschlächter“ noch einmal toppt: Während man sich im ersten Band erstmal ein wenig tastend in der neuen Welt voranbewegte, findet man sich in Band Zwei bedeutend schneller zurecht, auch, wenn der Schauplatz ein anderer ist; statt mit der wimmelnden Metropole Nophelet muss man sich hier mit der Friedhofsstadt Torrlem vertraut machen. Das fällt aber leicht: Die Beschreibungen der Wüste von Torr und vor allem der düsteren Totenstadt sind eingängig und beeindruckend bedrückend gelungen, und wie gehabt lassen die beiden Autoren sich keine Chance entgehen, um alltägliche Ekelhaftigkeiten zu schildern. In Verbindung mit der sorgfältig ausgearbeiteten alternativen Realität Sdooms (historisch, geographisch, biologisch, politisch) entsteht dadurch ein facettenreiches Hintergrundbild aus düster-bunten Farben, vor dem die beiden Protagonisten agieren. Das Zusammenspiel des feingeistig-nervösen Hippolit, der immerzu mit den Beeinträchtigungen durch seinen schmächtigen Albinokörper zu kämpfen hat, und des meist gutgelaunten, versoffenen Haudraufs mit dem goldenen Herzen Jorge ist ganz besonders gelungen und bereitet zuverlässig Vergnügen. Dass die beiden als Kollegen quasi eine Symbiose eingehen müssen und sich trotz aller himmelweiter Unterschiede doch zugetan sind, lässt für die nächsten Bände das Beste hoffen.

Mit der noch jungen Reihe der Kriminalfantasy um Hippolit und Jorge vom IAIT haben Lossau und Schumacher sich kein geringeres Ziel gesetzt, als die Möglichkeiten, die ein so regelloses Gebiet wie die Fantasy bietet, tiefer auszuschöpfen, als das bisher geschehen ist. Hinter diesen Punkt auf der To-do-Liste können sie schon mal einen Haken setzen: Die ersten beiden Fälle des Ermittlerduos pusten schon kräftig den Staub aus den Fantasyregalen, brechen starre Traditionen auf und zwingen den Leser, altbekannte „Wirklichkeiten“ (was ja im Bereich der Fantasy eigentlich Quatsch ist, bei Licht betrachtet), aus neuen Blickwinkeln in Augenschein zu nehmen. Und das ist nicht nur eine philosophische Herangehensweise, sondern auch ganz schön interessant und gut gemacht.

_Fazit_

Dem gibt es nur mehr wenig hinzuzufügen. „Der Orksammler“ bekommt einen Doppeldaumen und ihr von mir den Tipp: Lesen, lachen, weiterverfolgen. Es lohnt sich, ehrlich!

|Broschiert: 360 Seiten
ISBN-13: 978-3802582585|
[www.egmont-lyx.de]http://www.egmont-lyx.de
[www.jenslossau.de]http://www.jenslossau.de
[www.jensschumacher.eu]http://www.jensschumacher.eu

_Jens Schumacher & Jens Lossau bei |Buchwurm.info|:_
[„Das Mahnkopff-Prinzip (Magic Edition, Band 4)“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1957
[„Der Elbenschlächter“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6361

Clifford D. Simak – Planet zu verkaufen

simak-planet-cover-tt-113-kleinDiese außerirdische Invasion ist besonders tückisch, weil sie sich einer US-amerikanischen Ur-Tugend – der Gier nach dem schnellen Geld – bedient: Die Aliens kaufen den Planeten Erde und seine Bewohner buchstäblich auf. Als ihnen ein Journalist auf die Spur kommt, reagieren sie ungemütlich … – SF-Großmeister Simak variiert die bekannte Geschichte von der Invasion aus dem All ebenso einfallsreich wie witzig; sympathische Figuren und eine nostalgisch verklärte Handlungs-‚Gegenwart‘ runden diese gewaltarme und trotzdem spannende Geschichte unterhaltsam ab.
Clifford D. Simak – Planet zu verkaufen weiterlesen

Margie Orford – Todestanz

Inhalt

Dr. Clare Hart geht einem schwierigen Beruf nach: Sie sucht vermisste Kinder. Häufig genug findet sie sie, und fast immer sind sie bereits tot. Ihr Job hinterlässt seine Spuren, aufhören kann sie indes nicht: Südafrika ist ein hartes Pflaster, und nachdem sie weiß, was tagtäglich geschieht, kann sie die Augen vor dem Elend nicht mehr verschließen.

Ein anderer, der das Elend kennt, ist Riedwaan Faizal, Polizist und Ermittler in einer Eliteeinheit, die sich dem Kampf gegen die Bandenkriminalität verschrieben hat. Diesem Kampf ist seine Ehe zum Opfer gefallen – seine Frau hat sich von ihm scheiden lassen, und als sie ihm eines Tages verweigerte, seine Tochter Yasmin zu sehen, hat er das Mädchen aus Verzweiflung entführt. Wie dumm das tatsächlich war, stellt sich heraus, als Yasmin eines Abends nach dem Ballettunterricht spurlos verschwindet: Niemand glaubt daran, dass Riedwaan seine Tochter nicht irgendwo versteckt hat, um ihren bevorstehenden Umzug mit der Mutter nach Kanada zu verhindern.

Margie Orford – Todestanz weiterlesen

McDermid, Val – Erfinder des Todes, Die

_Der Autorenkiller: eine makabre Art von Literaturkritik?_

Eine Mordserie rafft einen bekannten Krimiautor Englands nach dem anderen dahin, pikanterweise nach genau jener Methode, die die Betroffenen zuvor in ihren Büchern so eloquent geschildert haben. Verwechselt der Täter etwa Dichtung und Wahrheit?
Profilerin Fiona Cameron bangt zunehmend um ihren Lebensgefährten, den Thrillerautor Kit Martin. Schon bald bewahrheiten sich ihre schlimmsten Alpträume. Und die Polizei ist natürlich wieder mal auf dem Holzweg …

_Die Autorin_

Die 1955 geborene Val McDermid wuchs in Kirkcaldy, einem schottischen Bergbaugebiet nahe St. Andrews, auf und studierte dann Englisch in Oxford. Nach Jahren als Literaturdozentin und als Journalistin bei namhaften englischen Zeitungen lebt sie heute als freie Schriftstellerin in Manchester und an der Nordseeküste. Sie gilt als eine der interessantesten neuen britischen Autorinnen im Spannungsgenre – und ist außerdem Krimikritikerin. Ihre Bücher erscheinen weltweit in 20 Sprachen. Für „Das Lied der Sirenen“ erhielt sie 1995 den Gold Dagger Award der britischen Crime Writers‘ Association.

„Tony Hill & Carol Jordan“-Reihe:
1) [„Das Lied der Sirenen“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1498
2) „Schlussblende“
3) „Ein kalter Strom“
4) „Tödliche Worte“

Weitere Romane:

5) [„Echo einer Winternacht“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=703
6) [„Die Erfinder des Todes“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=2602
7) [„Das Moor des Vergessens“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6607
8) „Ein Ort für die Ewigkeit“
9) [„Nacht unter Tag“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6201

_Handlung_

Fiona Cameron ist Profilerin und hat als Täterpsychologin mit ihren Tipps der Metropolitan Police schon so manchen Serientäter finden helfen. Seit ihr kleine Schwester Leslie vor Jahren ermordet wurde, ohne dass man den Täter aufspüren konnte, lastet ein dunkler Schatten – ihre Dämonen – auf Fionas Seele. Die Tätigkeit als Profilerin verschafft ihr Erlösung. Bislang hat sie hervorragend mit Steve Preston zusammengearbeitet, doch seit dem letzten Fall gehen sie getrennte Wege.

Als der „Hampstead-Heath-Mörder“ soll Francis Blake in diesem Londoner Park Susan Blanchett, Mutter von Zwillingen, vergewaltigt und ermordet haben. Allerdings wird Blake vor dem Gericht Old Bailey freigesprochen. Der Grund: Die Polizei, also Preston, habe unlautere Ermittlungsmethoden eingesetzt. Blake, der acht Monate lang in Haft war, fordert Entschädigung für die Zerstörung seines Lebens. Kann man ihm nicht verdenken, deshalb wird er überwacht. Er wird später noch wichtig.

Während Steve Preston also immer noch den wahren Mörder Susan Blanchetts und anderer Vergewaltigungsopfer sucht, beunruhigt Fiona Cameron eine andere Serie von Morden. In Edinburgh wurde der schwule Krimiautor Drew Shand ermordet aufgefunden. Seltsamer folgte der Tathergang fast genau jenem Szenario, das Shand in seinem Serienkiller-Roman „Copycat“ gezeichnet hatte – die Morde Jack the Rippers. Dieser Mord erschüttert Fionas Lebensgefährten: Kit Martin ist selbst Krimiautor und war Shands Kumpel. Erst Fionas Besorgnis um ihn führt ihm die Möglichkeit vor Augen, selbst zum Ziel des Killers zu werden.

Als sowohl er als auch seine Kollegin Georgia lester einen Drohbrief erhalten, ist Fiona verständlicherweise alarmiert. Angeblich sollen die beiden Arbeiten kopiert haben – Blödsinn. Im Internet findet sie die Site „Murder behind the headlines“ (Mord hinter den Schlagzeilen) und stößt auf weitere Informationen. Weniger später wird die Autorin Jane Elias tot aufgefunden – ermordet nach einem Schema aus ihrem Roman „Death on arrival“.

Als auch Georgia vermisst wird, schaltet Fiona Chefinspektorin Duvall von der Metropolitan Police ein. Doch die springt auf einen Typen an, der ihre Pressekonferenz massiv stört, indem er sich als Urheber der Mordserie an Krimiautoren denunziert. Dieser Charles Radford lenkt die Duvall derartig ab, dass sie wichtige Hinweise in andere Richtung missachtet. Steve Preston ist es mit Hilfe einer von Fiona empfohlenen Profilerin, Terry Fowler, gelungen, einen Verdächtigen, einzukreisen: Gerard Coyle könnte der wahre „Hampstead-Heath-Mörder“ sein.

Die Lage spitzt sich dramatisch zu, als Fiona in Edinburgh weilt: Ihr Geliebter Kit Martin wird entführt und soll nach dem Schema aus seinem Roman „The blood painter“ in einem Ferienhaus sterben: Der Täter will ihm das Blut so lange abnehmen und damit die Wände bemalen, bis das Opfer stirbt. Als Fiona die Gefahr erkennt, in der Kit schwebt, ist es schon fast zu spät.

Kann sie noch rechtzeitig zu Kit gelangen, um seinen Tod zu verhindern? Und wer verbirgt sich hinter seinem Entführer?

_Mein Eindruck_

„Die Erfinder des Todes“ ist ein wirklich ausgefuchst clever konstruierter Thriller, der aber einem bekannten Strickmuster folgt. Man führe den Leser auf eine Fährte, die sich zunächst als Irrweg erweist. Dann stelle man eine zweite, scheinbar separate Serie von Taten in den Vordergrund, der von Fährte Nummer 1 ablenkt. Irgendwann werden sich die beiden Handlungsstränge derartig negativ stören, dass der Leser wirklich mit der Hauptfigur – in diesem Fall Fiona – zu zweifeln beginnt, ob das alles noch gut ausgehen kann. An diesem Punkt lasse man der Action sämtliche Zügel schießen, bis es einen oder besser noch zwei Showdowns geben kann.

Val McDermid folgt dem vielfach erprobten Strickmuster auf sehr erfolgreiche Weise. Allerdings ist ihr Anliegen ein ganz anderes, als irgendwelche blutigen Morde bis ins Detail zu schildern, zu sezieren und aufzuklären, wie das etwa Thomas Harris („Das Schweigen der Lämmer“) gemacht hat.

Denn diesmal geraten die Krimiautoren als „Erfinder des Todes“ selbst in die Schusslinie. Und die letzten Absätze, in denen Fiona Resümee zieht, machen klar, warum der Täter die Autoren auf dem Kieker hat. Sie machen die Profiler zu allmächtigen Halbgöttern, die zu allem fähig sind. Und wenn sie dann bizarrste Serienmorde aufklären, glauben die Leser – und später die Kino- und TV-Zuschauer der Verfilmungen – sogar noch, dass die Morde nicht so schlimm sein können: Es gibt ja Leute, die sie aufklären und die Täter der Gerechtigkeit zuführen können.

Der Autorenkiller übt eine makabre Art von Literaturkritik: Er demonstriert den Autoren am eigenen Leibe, wie es sich anfühlt, selbst à la livre ermordet zu werden. Das hat einen gewissen ironischen Charme. Aber es verdeckt das ernsthafte Anliegen der Autorin, die Leser aufzurütteln, zwischen erfundenen und realen Morden und Polizisten bzw. Profilern zu unterscheiden. Man kann ihr zum Vorwurf machen, sie setze selbst die kritisierten Methoden ein. Das haut aber nicht hin, denn weder schildert sie die Greueltaten noch werden diese schon verfilmt.

_Unterm Strich_

„Die Erfinder des Todes“ ist ein ungewöhnlich spannendes Krimiwerk. Geschrieben von einer Kennerin sowohl der Polizeiarbeit wie auch der Krimischreibergemeinde, weiß das Buch sowohl zu unterhalten als auch aufzuklären. Und der actionreiche Showdown in den schottischen Bergen schadet auch nicht. Ich kann das Buch jedem Krimi- und natürlich jedem McDermid-Fan wärmstens empfehlen.

|Taschenbuch: 540 Seiten
Originaltitel: Killing the Shadows (2000)
Aus dem US-Englischen von Doris Styron
ISBN-13: 978-3426622476|
[www.droemer-knaur.de]http://www.droemer-knaur.de

McDermid, Val – Schlussblende

_Die Methode Hill: vorhersehbar, aber spannend & beklemmend_

Es gibt nichts Schrecklicheres, als die Wahrheit zu kennen, und niemand hört zu. Die junge Polizistin Shaz Bowman ist Mitglied eines Elite-Polizeiteams, das das Verschwinden von 30 Mädchen aufklären soll. Als sie einen berühmten TV-Star verdächtigt, wird sie ausgelacht – und wenig später ermordet. Für den Profiler Tony Hill beginnt ein persönlicher Rachefeldzug, bei dem nicht klar ist, wer Jäger und wer Gejagter ist.

_Die Autorin_

Die 1955 geborene Val McDermid wuchs in Kirkcaldy, einem schottischen Bergbaugebiet nahe St. Andrews, auf und studierte dann Englisch in Oxford. Nach Jahren als Literaturdozentin und als Journalistin bei namhaften englischen Zeitungen lebt sie heute als freie Schriftstellerin in Manchester und an der Nordseeküste. Sie gilt als eine der interessantesten neuen britischen Autorinnen im Spannungsgenre – und ist außerdem Krimikritikerin. Ihre Bücher erscheinen weltweit in 20 Sprachen. Für „Das Lied der Sirenen“ erhielt sie 1995 den Gold Dagger Award der britischen Crime Writers‘ Association.

„Tony Hill & Carol Jordan“-Reihe:
1) [„Das Lied der Sirenen“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1498
2) _“Schlussblende“_
3) „Ein kalter Strom“
4) „Tödliche Worte“

Weitere Romane:

5) [„Echo einer Winternacht“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=703
6) [„Die Erfinder des Todes“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=2602
7) [„Das Moor des Vergessens“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6607
8) „Ein Ort für die Ewigkeit“
9) [„Nacht unter Tag“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6201

_Handlung_

Die Polizistin Carol Jordan und ihr Exfreund, der Profiler Tony Hill, gehen wieder getrennte Wege. Carol leitet eine Polizeidienststelle im ländlichen Seaford, West Yorkshire, als dort eine Serie von Brandstiftungen erfolgt und „die Neue“ ganz schlecht dastehen lässt. Sie wird sowieso von ihren Kollegen kritisch beäugt. Ihr Förderer und Mentor, Polizeichef John Brandon, empfiehlt ihr, einen Profiler hinzuzuziehen, doch beim Gedanken an eine Wiederbegegnung mit Tony sträubt sich alles in ihr. Sie setzt vorerst auf Überwachung und Beschattung, doch als dabei eine Polizistin vom Brandstifter getötet wird, regt sich ihr Gewissen, und sie gibt sich selbst die Schuld.

|Der Profiler|

Unterdessen kommt Tony Hill mit seinem Lehrkurs „Profiling von Serientätern“ ganz gut voran. Er ist jetzt einer Sondereinheit zugeteilt. Die Polizisten in seinem Kurs sind jung und ehrgeizig, jedenfalls die meisten. Er ahnt nicht, dass Sharon „Shaz“ Bowman in ihn verliebt ist und herausgefunden hat, dass er in Bradfield selbst zum Opfer eines Sexualmörders geworden ist (siehe „Das Lied der Sirenen“). Er gibt den Kursteilnehmern eine knifflige Aufgabe aus dem echten Leben.

Carols Besuch überrascht ihn positiv, doch er lädt sie gleich dazu ein, als kompetente Frau vom Fach an dem Kurs teilzunehmen und die Leistungen zu beurteilen. Leon Jackson, einer der Teilnehmer, liefert keine besonders überzeugende Analyse ab, doch Shaz Bowman tritt mit einer überzeugenden Analyse auf: Sieben Teenagermädchen wurden in den letzten sechs Jahren ermordet, die alle Ähnlichkeiten aufweisen, so etwa in ihrem sozialen Umfeld und in ihrem Aussehen. Hinzukommt ein bemerkenswerter externer Faktor: Sie alle besuchten kurz zuvor eine der Wohltätigkeitsveranstaltungen des ehemaligen Spitzensportlers Jacko Vance.

Leon und Co. finden diesen Verdacht absurd. Seine Frau hätte doch was merken müssen oder? Na, also. Vergessen wir’s. Aber Shaz vergisst nicht. Vielmehr ruft sie Chris Devine an, eine Freundin, die schon mal mit Jacko Vance zu tun hatte und dessen Sekretärin Betsy kennt: Chris und Betsy sind lesbisch. Als Shaz die Telefonnummer von Vance erbittet, warnt Chris sie vor möglichen Folgen.

Am Montag darauf will Simon McNeal, Shaz‘ Freund, Tony Hill sprechen: Er sorgt sich um Shaz. Sie ist nicht zu vereinbarten Dates gekommen. Sie fahren zusammen zu Shaz‘ Wohnung und entdecken eine grausam zugerichtete Leiche. Der toten Shaz fehlen die Augen und die Ohren. Auf ihrem Bauch liegt ein Computerausdruck: Er zeigt die drei weisen Affen, die nicht sehen, nichts hören und nichts sagen. Eine deutliche Warnung!

|Die Gefangene|

Unterdessen hockt Donna Doyle, eine junge Schülerin aus Northumberland, wimmernd vor Angst in einer finsteren Zelle. Sie tadelt sich selbst, dass sie ins Auto dieses Mannes gestiegen ist, angetan mit ihrem besten Kleid. Aber was er dann in seiner Werkstatt mit ihr getan hat … Ihr zerquetschter Unterarm beginnt sich zu entzünden. Sie hat Hunger und Durst. Wird sie jemand rechtzeitig finden?

_Mein Eindruck_

Der Fall führt Tony Hill und seine Schüler auf die Spur eines Serienmörders, der sich hinter seiner Fassade eines prominenten TV-Stars und Exspitzensportlers verschanzt. Kein Wunder, dass sich unterbelichtete Superintendents wie der Schotte McCormack – wunderbar borniert dargestellt von Detelf Bierstedt – nicht an den Promi rantraut, und wenn überhaupt, lässt er sich gleich einwickeln. Er hat vielmehr die Klasse von Tony Hill auf dem Kieker, und nur weil er Hill nichts anhaben kann – Hill ist kein Cop – lässt er ihn (vorerst) laufen. Stattdessen gibt er eine Fahndung nach Shaz Bowmans Freund Simon raus. McCormick ist ein typischer Aktionist: Solange es so aussieht, als täte er was, ist alles in Ordnung, auch wenn es das Falsche ist.

Der Fall führt aber auch Tony Hill und Carol Jordan erneut zusammen, und das auf eine unerwartet romantische Weise. Sie stellen erstaunt fest, dass sie nicht nur einiges füreinander übrighaben, sondern dass sie sich gegenseitig in der Bewältigung der Arbeit helfen können. Schließlich führt dann die letzte heiße Spur zum Versteck des Mörders, und dieses liegt, wie es der Zufall und die Autorin wollen, beinahe im Zuständigkeitsbereich von Carol Jordan.

Die Spannung steigt bis zum Finale, denn nicht nur fragt sich der Leser, ob die Hilfe für Donna Doyle noch rechtzeitig eintrifft, sondern auch, ob die drei Jungprofiler Simon, Leon und Kaye vom Mörder überrascht werden, als sie dessen Versteck betreten, um Donna zu suchen!

_Unterm Strich_

Diese Story, die vor 13 Jahren veröffentlicht wurde, ist sicher eine prima Vorlage für eine Folge in der „Tony Hill“-TV-Serie und funktioniert hinsichtlich aller Abläufe ziemlich glaubwürdig und glatt. Das Problem ist nur, dass der Ausgang schon lange vorher feststeht: Der Mörder, dem wir seine Lügen nicht abnehmen, wird gefasst, soviel ist klar.

Natürlich müssen alle Beteiligten erhebliche Widerstände, mitunter auch aus den eigenen Reihen (McCormack), überwinden, um zum Ziel zu gelangen. Doch dieses Ziel steht von vornherein fest und wird meiner Ansicht nach auch allzu rasch erreicht. Doch wer spannende Unterhaltung sucht und denkt: „In der Kürze liegt die Würze“, der wird mit „Schlussblende“ ausgezeichnet bedient.

|Taschenbuch: 480 Seiten
Originaltitel: The Wire in the Blood (1997)
Aus dem Englischen von Klaus Fröba
ISBN-13: 978-3426502488|
[www.droemer-knaur.de]http://www.droemer-knaur.de