Sedgwick, Marcus – Todeskuss, Der

Vampire, wo man nur hinsieht! Doch die Blutsauger treiben sich nicht nur an amerikanischen High Schools herum. Marcus Sedgwick verlegt seine Geschichte „Der Todeskuss“ nach Italien, genauer gesagt in das historische Venedig.

_Marko reist nach_ Venedig, denn dort ist vor Kurzem sein Vater verschwunden. Ein Brief von einem Unbekannten hat die Familie des Arztes darüber in Kenntnis gesetzt und um ein Treffen gebeten. Zu Markos Überraschung ist dieser Unbekannte ein junges Mädchen. Sorrel ist ihr Name und ihr Vater Simono ist mit Markos befreundet. Sorrel zeigt sich enttäuscht darüber, dass auf ihre Bitte nur ein Junge und kein Erwachsener gekommen ist. Zähneknirschend nimmt sie ihn mit in ihr Haus, wo er Bekanntschaft mit ihrem Vater macht. Der ist auf Grund einer Krankheit halb von Sinnen. Er kann nicht schlafen, was ihn zur Verzweiflung treibt.

Als sich Sorrel und Marko auf die Suche nach seinem Vater machen, bringt ihnen dies nicht nur Freunde. Als sie in der Glasbläserei von Simono ankommen, wo er und Markos Vater zuletzt gesehen worden sind, werden sie dort nicht besonders nett begrüßt. Simonos Krankheit hat dazu geführt, dass er weder den Lohn an seine Arbeiter zahlen noch bestellte Waren an seine Kunden ausliefern kann. Ein Hinweis des Vorarbeiters führt sie zu einem Kloster – wo sie nur knapp einem Mordanschlag entgehen. Hilfe erhalten sie von einem mysteriösen Fremden, der die Situation, in die ihre Väter geraten sind, wesentlich besser zu durchschauen scheint als sie …

_“Der Todeskuss“ ist_ ein gut erzähltes Jugendbuch, das vor allem auf Spannung setzt, vom Aufbau her aber nicht immer überzeugt. Die Geschichte ist zwar gut konstruiert, doch es fehlt an wirklich zündenden Ideen. Die Suche nach Markos Vater wirkt etwas ziellos und einige Zufälle sind etwas zu zufällig. Das Einbringen der Vampirproblematik wirkt gekünstelt, auch wenn die zu Grunde liegende Idee durchaus originell ist. Sie hätte allerdings etwas ausführlicher dargestellt werden können. Insgesamt wirkt die Handlung nicht besonders einheitlich und ist wenig komplex. Dadurch, dass „Der Todeskuss“ vordergründig ein Abenteuerroman ist, geht der Autor historisch nicht ganz so sehr in die Tiefe.

Marko ist ein netter Protagonist, doch auch ihm fehlt es an Vielschichtigkeit. Er wirkt etwas farblos. Seine Charaktereigenschaften werden nicht so trennscharf dargestellt, dass man sie im Nachhinein ohne Probleme wiedergeben könnte. Ähnliches gilt für Sorrel. Sie wird als düsteres, geheimnisvolles Mädchen eingeführt, doch dieses Versprechen kann sie nur am Anfang einlösen. Es wäre sicherlich geschickter gewesen, sie und ihre Geschichte sowie ihren kranken Vater noch länger zu verschleiern, um mehr Spannung aufzubauen.

Geschrieben ist das Buch in einem angenehm einfachen Stil. Sedgwick vermeidet historische Gestelztheit, sondern benutzt einen simplen, aber effektiven Wortschatz, um die Ereignisse zu beschreiben oder einen Einblick in die Hauptfigur zu geben. Gerade für Jüngere ist das Buch dadurch sehr verständlich und lässt sich schnell lesen.

_Mit „Der Todeskuss“_ ist Marcus Sedgwick nicht unbedingt der große Wurf gelungen. Das Buch wirkt etwas unausgegoren, die Charaktere sind sehr einfach, einzig der Schreibstil weiß wirklich zu gefallen.

|Broschiert: 283 Seiten
Originaltitel:|Kiss of Death|
Deutsch von Renate Weitbrecht
ISBN-13: 978-3423248075|
http://www.dtv.de

_Marcus Sedgwick auf |Buchwurm.info|:_
[„Das Buch der toten Tage“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1059

Larson, Reif – Karte meiner Träume, Die

_Der 12-jährige Tecumseh Sparrow Spivet_, von allen nur T.S. genannt, wohnt mit seiner Familie auf der Coppertop-Ranch in Divide, Montana. Sein Vater ist ein schweigsamer Cowboy durch und durch, seine Mutter eine Käferforscherin, die seit Jahren erfolglos nach dem Tigermönchskäfer forscht, den noch nie jemand gesehen hat. Seine Schwestern Gracie ist 16 Jahre alt und mitten in der Pubertät und sein Bruder Layton ist vor kurzem bei einem Gewehrunfall gestorben, für den sich T.S. die Schuld gibt.

Seit T.S. zeichnen kann, tut er kaum etwas anderes. Er fertigt von allem, was rund um ihn herum passiert, Karten, Diagramme und Zeichnungen an. Auch von seiner Schwester, wie sie Maiskolben schält und aussortiert. Er zeichnet Skizzen der Käfer seiner Mutter, und sogar die Art, wie sein Vater seinen Whiskey zu trinken pflegt, wird genauestens festgehalten. Ebenso kartographiert er das Land um sich herum. Seine Zeichnungen sind in farblich unterschiedlichen Notizbüchern ordentlich in seinem Zimmer untergebracht.

Seine Schaubilder werden schon in diversen wissenschaftlichen Zeitungen und sogar im Smithsonian Museum in Washington, DC, ausgestellt. Eines Tages bekommt er einen Anruf von Mr. G. H. Jibsen, dem Kurator für Illustration und Design am Smithsonian. Er teilt dem verdutzten T.S. mit, dass dieser, nach Empfehlung seines Mentors Terry Yorn, den begehrten Baid-Preis für die Illustration eines Bomberkäfers gewonnen hat. Er solle bitte in einer Woche dort erscheinen, eine Rede halten und den Preis entgegennehmen. Keiner dort am Smithsonian weiß um das Alter dieses Wunderkindes, denn er wird für einen erwachsenen Wissenschaftler gehalten.

Ohne es seiner Familie zu sagen, macht sich T.S. am nächsten Morgen, lediglich mit den wichtigsten Zeichensachen, seinen für ihn wichtigsten Geräten, etwas frischer Wäsche und einem gestohlenen Notizbuch seiner Mutter ausgestattet, auf die gut 2400 Kilometer lange Reise vom Westen in den Osten. Da er nicht sehr viel Geld besitzt, tritt er die Reise wie ein „Hobo“ an: Er will diese Strecke mit dem Güterzug bewältigen. In Divide besteigt er einen Güterzug, den er erst wieder in Chicago verlassen wird …

_Kritik_

Mit seinem Debüt-Roman „Die Karte meiner Träume“ hat Reif Larsen eine wunderbare Geschichte über das Wunderkind T.S. Spinet geschrieben. Aufgrund der leicht zu lesenden Sprache findet man sich schnell in die Geschichte ein und staunt dann über den großartigen Plot.

Die Geschichte spielt in der Gegenwart, auch wenn man anfangs fast das Gefühl hat, einen Roman zu lesen, der vielleicht Anfang des 20. Jahrhunderts spielt. Erst als |moderne| Wörter wie „iPod“ und „Computer“ fallen, merkt man, dass der Roman in der heutigen Zeit spielt.

Die Protagonisten sind allesamt überzeugend beschrieben. T.S. kann man nur mögen, so sympathisch ist dem Leser dieses Wunderkind. Seine Art, seine Geschichte zu erzählen, seine Familie zu beschreiben, die er trotz oder gerade wegen der Verrücktheit der einzelnen Mitglieder liebt, ist einzigartig. Die Art wie das Denken und Handeln der Hauptfigur beschrieben ist, ist beachtenswert.

Anfangs etwas gewöhnungsbedürftig erscheinen die Zeichnungen am Rand der Seiten. Mitten im Text führt ein Pfeil zu einer Skizze, die dann erklärt wird. Mit jeder weiteren Seite findet der Leser aber mehr und mehr in diese Eigenart hinein und ist schon fast enttäuscht, wenn da plötzlich mal eine Seite ohne diese liebevollen |Randbemerkungen| kommt. Diese machen „Die Karte meiner Träume“ zu etwas wirklich Besonderem.

_Fazit_

„Die Karte meiner Träume“ von Reif Larsen ist ein wunderbarer Roman, der den Leser spannend unterhält und auch zum Nachdenken anregt.

Ich kann diesen Roman ausdrücklich empfehlen – der Lesegenuss ist garantiert.

_Der Autor_

Reif Larsen wurde 1980 geboren und lebt in Brooklyn, New York. Er schreibt, dreht Dokumentarfilme und unterrichtet an der Columbia University. „Die Karte meiner Träume“ ist sein erster Roman, den er noch als Student schrieb und der nun in 30 Ländern erscheint.

|Gebundene Ausgabe: 435 Seiten
Originaltitel: The Selected Works of T.S. Spivet
Übersetzer: Manfred Allié, Gabriele Kempf-Allié
ISBN-13: 978-3100448118|
[www.fischerverlage.de]http://www.fischerverlage.de
[www.tsspivet.com]http://www.tsspivet.com

_Nadine Warnke_

Gordon, William C. – Gift (Samuel Hamilton 2)

_Die |Samuel-Hamilton|-Serie:_

„Der Tote im Smoking“ |(„The Chinese Jars“)| (2007)
„Gift“ |(„The King of the Bottom“)| (2008)
|“The Ugly Dwarf“| (2010) (noch kein dt. Titel)

_Das geschieht:_

Detective Lieutenant Bernardi vom Morddezernat des Richmond Police Departments übernimmt den Fall. Rasch schaltet sich Earl „Deadeye“ Graves ein. Der ehrgeizige Staatsanwalt will sich profilieren. Vier illegale mexikanische Arbeiter, die Hapogian gefeuert hatte, gelten aufgrund diverser Indizien als Hauptverdächtige. Für Graves stehen sie als Mörder fest, die er in die Gaskammer bringen will.

Doch Bernardi hält die ‚Beweise‘ für gefälscht. Während Graves ihm die Hände binden kann, stellen sich der idealistische Anwalt Janak Marachak und der Journalist Samuel Hamilton auf die Seite der Mexikaner. Sie recherchieren die Herkunftsgeschichte der Familie Hapogian, die nach dem Ersten Weltkrieg vor dem Völkermord der Türken und Kurden an den Armeniern flüchten mussten. Dabei finden sich Hinweise auf eine sorgfältig geheim gehaltene Geschichte von Verrat und Rache, der nun auch Joseph Hagopian, Armands Cousin, ähnlich grausig zum Opfer fällt.

Während Marachak den skrupellosen Graves mit Geschick und ein wenig List ausmanövrieren kann, bleiben die Morde ungeklärt, bis der Anwalt und der Journalist auch in dieser Sache weiterkommen und eine tragische Familienfehde aufdecken, die vor vielen Jahren und in einem fremden, fernen Land ihren Anfang nahm …

_Andere Zeiten, ähnliche (Un-) Sitten_

Zum zweiten Mal werden die ungleichen Freunde Janak Marachak und Samuel Hamilton im Großraum San Francisco der 1960er Jahre im Dienste der Gerechtigkeit aktiv. So lässt sich ihre Tätigkeit wohl am besten umschreiben, denn ‚richtige‘ Krimis bietet die 2007 vom William C. Gordon gestartete Reihe eigentlich nicht. Liegt es daran, dass der Verfasser daran scheitert, seine Geschichte/n glaubhaft in einer Vergangenheit zu verankern, deren naiven Geist er gleichzeitig (unfreiwillig) wiederauferstehen lässt?

Die hier anklingende Kritik richtet sich nicht gegen den Plot. Dieser ist nicht gerade raffiniert, was jedoch kein Nachteil sein muss. Allerdings tut Gordon des (nicht so) Guten deutlich zu viel: Er erzählt absolut eindimensional. Überrascht wird der Leser selten und höchstens, wenn die Story sich einer offenen Frage nähert, die ausführlich beantwortet wird, bevor es betulich weitergeht.

Stilistisch bleibt Gordon ebenfalls schlicht. Auch dies ist bis zu einem gewissen Grad kein Minus-Argument. Wäre „Gift“ ein Roman-Erstling, würde man dem Verfasser die eleganzfreie Handlungsstruktur, den unvollständigen Spannungsbogen und den hoch aber ungeschickt erhobenen Zeigefinger nachsehen. Doch dies ist Gordons zweites Werk. Er hätte es besser wissen und können müssen.

|Bilderbuch-Helden und -Bösewichte|

Die Vergangenheit wird dort, wo sich keine Kriege, Hungersnöte und andere menschgemachte Katastrophen orten lassen, gern als ‚unschuldigere‘ Zeit glorifiziert. Gordon schwelgt zwar in pädagogisch wertvollen Anklagen gegen Rassismus, Chauvinismus oder soziale Ungerechtigkeit, bleibt dabei jedoch erzählerisch einem Niveau verhaftet, das ihn als politisch korrekten Gutmenschen karikiert, der er sicherlich nicht sein möchte: Wenn ’nichtweiße Minderheiten‘ – Armenier, Mexikaner, Chinesen – auftreten, schließt sich garantiert ein humanitärer Vortrag an, dem unsere Helden beschämt folgen, denn irgendetwas ethnografisch Unkorrektes haben sie stellvertretend für die Leser bestimmt ausgefressen!

Dabei sind sie faktisch viel zu gut, um wahr zu sein. Egal ob Anwalt, Journalist oder Polizist, sie gehen in ihrem jeweiligen Job auf, zahlen notfalls für Dienstreisen u. a. im Dienste der Wahrheit erforderliche Spesen selbst, die vernagelte Vorgesetzte und Redakteure nicht übernehmen wollen, und arbeiten rund um die Uhr, um verängstigte Mexikaner dem Würgegriff des erbarmungslosen Systems zu entreißen. Privat sind Hamilton, Marachak und Bernardi sensible Familienmenschen und rührend schüchtern im Umgang mit der holden aber starken Weiblichkeit.

Entsprechend – also kindlich – grimmig überzeichnet Gordon die Bösen in seiner Geschichte. Primär Earl „Deadeye“ Graves gerinnt ihm zur Witzfigur, die der Leser keine Sekunde ernst nehmen kann. Er sieht aus wie ein Trottel, spricht wie ein Zeichentrick-Schurke, und als er vor Gericht endlich gefährlich werden könnte, nimmt ihn Marachak nach allen Regeln der Kunst auseinander. Graves ist nie Gegner, und als er, der bisher das Geschehen entscheidend mitbestimmt hat, sein Pulver verschossen hat, nimmt Gordon ihn sang- und klanglos aus der Handlung.

|“Und was nun?“| betitelt der Autor das neunte Kapitel, das der Gerichtsverhandlung folgt. Gute Frage, denn der tückische Staatsanwalt ist weg vom Fenster, die zu Unrecht angeklagten Arbeiter sind frei. Die Ereignisse stocken und nehmen dann einen gänzlich neuen Verlauf. Damit möchte Gordon offensichtlich Spannung generieren. Stattdessen verliert der Leser endgültig den Boden unter den Füßen.

In der ungeschickt angestückelter Auflösung der Hapogian-Morde zaubert der Autor die Täter förmlich aus dem Hut. Sie gehörten nie zu den Verdächtigen. Mit keiner Silbe fanden sie bisher Erwähnung. Folglich lassen ihre (zudem denkbar unspektakuläre) Entlarvung und die Erklärung für ihr mörderisches Tun kalt. Es kommt noch schlimmer: Nachträglich denunziert Gordon Armand Hapogian als kaltherzigen Sadisten, der sein Schicksal verdient hat. Auf diese Weise versucht er, Mitleid und Verständnis für die Täter zu wecken. Dies scheint ihm in letzter Sekunde eingefallen zu sein, und so wirkt dieses Ende auch: plump angeflanscht.

|Historienkrimi außerhalb der Zeit|

„Gift“ spielt 1961. Fände dieses Datum nicht mehrfach Erwähnung, würde es der Leser vergessen, denn Zeitkolorit geht dieser Geschichte völlig ab – eine Todsünde für einen Historienroman! Wieso geht Gordon in die Vergangenheit zurück, wenn er diese nie als handlungsimmanenten Faktor und nicht einmal als simple Kulisse einsetzt? Man benutzt keine Handys und recherchiert nicht per Internet. Ansonsten fallen dem Leser zwischen der Welt von 1961, wie Gordon sie beschreibt, und der Gegenwart keine besonderen Unterschiede auf.

Hin und wieder scheint der Verfasser selbst zu merken, dass er den Zeitpunkt des Geschehens markieren muss. Dann nennt er einige Preise von Gestern oder weist gleich mehrfach darauf hin, dass Fotografen Blitzlichtwürfel verwenden. Der Plot führt ebenfalls keine Wende herbei. Der Auslöser für die beschriebene Fehde liegt bereits 1961 so viele Jahre zurück, dass sie den beteiligten Familien, die längst erfolgreich auf den „American Way of Life“ eingebogen sind, herzlich gleichgültig geworden sein dürfte. So ergeht es auch dem Leser, der zu allem Überfluss letztlich feststellen muss, wie dämlich der umständlich eingefädelte Mordplan im Grunde ist, der hier für Krimispannung sorgen soll.

Wieso erscheint in Deutschland der nur wohlwollend als mittelmäßig zu klassifizierender Roman eines nur bedingt talentierten Verfassers in repräsentativer Klappenbroschur, während so viele wirklich gute Krimis nicht übersetzt werden oder unveröffentlicht bleiben? Darüber können nur Vermutungen angestellt werden. Fakt ist dagegen der begründbare Ärger über ein Buch, dessen unterhaltsamen Qualitäten zu wünschen übrig lassen. Gordon sieht dies naturgemäß anders. Er schreibt bereits am vierten Band seiner Serie …

_Autor_

William C. Gordon wurde 1937 in Südkalifornien geboren. Nach dem frühen Tod seines Vaters wuchs er im Osten von Los Angeles in einem überwiegend mexikanisch geprägten Umfeld auf; Spanisch ist deshalb quasi Gordons zweite Muttersprache.

An der University of California in Berkeley studierte Gordon Englische Literatur. Nach seiner Militärzeit begab er sich auf eine einjährige Weltreise Anschließend nahm er am Hastings College of Law in San Francisco ein Jurastudium auf. Nach seinem Abschluss ließ sich Gordon 1965 als Anwalt nieder. Er spezialisierte sich auf Arbeitsrecht, vertrat vor allem Klienten hispanischer Herkunft und praktizierte bis 2002.

Nach zwei gescheiterten Ehen lernte Gordon 1987 die chilenische Schriftstellerin Isabel Allende kennen. Im folgenden Jahr heiratete das Paar. Allende war es, die Gordon ermunterte, als dieser als Ruheständler selbst Ambitionen als Autor entwickelte. Ein „Coming of Age“-Roman blieb unveröffentlicht. Gordon versuchte sich an einem Krimi und stützte sich dabei auf seine frühen beruflichen Erfahrungen. „The Chinese Jars“ (dt. „Der Tote im Smoking“) erschien 2008 in spanischer Sprache als „Duelo en Chinatown“ und wurde zum ersten Teil einer Serie um den Journalisten Samuel Hamilton im San Francisco der 1960er Jahre.

|Taschenbuch: 304 Seiten
Originaltitel: The King of the Bottom
Erstveröffentlichung als: El rey de los bajos fondos (Barcelona : Ediciones El Anden 2008)
Übersetzung: Sepp Leeb
ISBN-13: 978-3-455-40148-6|
[www.hoffmann-und-campe.de]http://www.hoffmann-und-campe.de/
[www.williamcgordon.com]http://www.williamcgordon.com

Sonnleitner, Marco – Die drei ??? – Stadt der Vampire

Mittlerweile hat die bekannte Jugendserie des |Franckh-Kosmos|-Verlags die 150er Schallmauer locker durchbrochen. „Stadt der Vampire“ als Band 140 liegt von der Veröffentlichung her hingegen schon etwas zurück. Genauer gesagt datiert dieser Fall ins Jahr 2008, gehört aber somit ohne Frage zur „Neuen Ära“ unter komplett deutscher Federführung. Mystery-Spezialist Marco Sonnleitner zeichnet sich für die Geschichte verantwortlich und er scheucht das Jugend-Detektivtrio zur zünftigen Vampirjagd in die Rocky Mountains.

_Zur Story_

Justus, Peter und Bob haben sich zu einem Kurztrip ins Hinterland von Santa Monica aufgemacht. Sie wollen abseits von Schule und Detektivarbeit mal wieder ein wenig ausspannen und neue Kraft tanken. Ein bisschen Wandern und Campen in freier Natur, die Seele baumeln lassen halt. Zufällig entdecken sie von einem Hochplateau aus ein abgeschiedenes Dorf. „Yonderwood“ verrät Bobs Karte und man beschließt dort hin einen Abstecher zu unternehmen, vielleicht um einen Happen zu Essen oder wenigstens die eigenen Vorräte aufzustocken – zudem braut sich in den Rocky Mountains gerade eine mächtige Gewitterfront auf. Rechtzeitig mit Beginn des Unwetters erreichen sie die ersten Häuser der kleinen Siedlung.

Den drei Fragezeichen stehen selbige im Gesicht, als sich heraus stellt, dass diese alle verlassen sind. Erst in der Dorfkneipe treffen sie eine Hand voll Bewohner. Wie es scheint, so ziemlich der komplette Rest der Verbliebenen. Der Empfang ist äußerst frostig, der Wirt offenbar nicht sonderlich an Gästen interessiert und auch die Schankraumdekoration verdient mindestens das Prädikat „recht seltsam“: Lauter Kreuze und Knoblauchkränze. Griesgrämig verweist man die drei offensichtlich unerwünschten Besucher an das Drugstore gegenüber, als sie fast schon aus reiner Verlegenheit fragen, wo man hier denn noch etwas einkaufen könne. Dort ist man bzw. frau erfreulicherweise ungleich freundlicher.

Josi, die den Laden mit ihrer Großmutter zusammen betreibt, wirkt sehr aufgeschlossen und ist auf Anhieb sympathisch. Als sie vorsichtig nach haken was das ganze Brimborium soll und warum so viele Gebäude leer stehen, mauert auch sie zunächst. Erst nach einigem Bohren erfahren sie, dass seit einigen Monaten ein Vampir umgehen soll. Schon mehrere Menschen wachten morgens in einer Blutlache auf, können sich an rein gar nichts erinnern, weisen aber an ihren Hälsen die charakteristischen Male auf. Eine mannshohe Fledermausgestalt wurde unlängst des Nächtens gesichtet. Will sich der Stadtgründer nach 100 Jahren rächen? Der stammt aus einer berühmt-berüchtigten Gegend und benannte das Örtchen gleich nach seiner alten Heimat: „Yonderwood“ lässt sich treffend mit „Transylvanien“ übersetzen.

_Eindrücke_

Der Beginn ähnelt zunächst dem Fall „Nebelberg“. Ausgebrannte Junior-Detektive, Ausflug in die Rocky Mountains, plötzliche Wetterverschlechterung – der fing beinahe genauso an. Alsbald schlägt aber nicht nur die Witterung, sondern gleichwohl auch der Plot in eine etwas andere Richtung um. Er bleibt aber, der Titel legt darüber bereits beredt Zeugnis ab, satt im Bereich der Mystery. Wenn es um die übersinnlich-gruselig angehauchten Fälle der „neuen Ära“ geht, hat oft Marco Sonnleitner seine Finger im Spiel. Die liegen ihm offenbar besonders. Hier darf er sich mal wieder so richtig austoben und einen wahren Klassiker unter den Nachtmahren von der Kette – pardon: aus der vermeintlichen Totenkiste – lassen.

Vampire sind für gewöhnlich überaus (licht-)scheue Gesellen und vielleicht auch deswegen in der Serie recht seltene Gäste. Daher ist diese Thematik dann noch nicht so ausgelutscht, wie etwa Drachen oder Piraten, deren Auftreten ja als geradezu inflationär zu bezeichnen ist. Die temporeiche Geschichte ist durchweg spannend aufgezogen und die schlapp 128 Seiten im Nu durchgezogen. Erst bei genauerem Hinsehen fallen ein paar Kleinigkeiten auf, die man pedantischerweise bemäkeln könnte. Dabei sind es nicht einmal die üblichen Serien-Klischees und sattsam bekannten Elemente, die es bei einem Fall der drei ??? pflichtgemäß immer zu bedienen gibt. Das geschieht mit einem selbstironischen Unterton und auch ansonsten findet sich erfrischend viel Humor.

Es ist eher das Setup als solches, welches nicht vollkommen überzeugen kann. Nüchtern betrachtet ist nicht nachvollziehbar, warum der Übeltäter überhaupt einen solchen Zinnober veranstaltet. Die ganze Vampir-Inszenierung schadet ihm im Endeffekt eigentlich nur, da es (zwangsläufig) viel zu viel Aufmerksamkeit auf sich zieht. Er hätte mit seinem (exklusiven) Informationsstand bequem und ohne Zeitdruck im Verborgenen operieren können. Er wäre dadurch vielleicht etwas langsamer zum Ziel gekommen, jedoch ohne Gefahr, jemals aufzufliegen. Niemand hatte auch nur die geringste Ahnung, worum es ging. Nun ja, so ist es für den Leser natürlich wesentlich unterhaltsamer.

_Fazit_

Nach einigen in letzter Zeit eher mittelmäßigen Fällen aus der Feder Marco Sonnleitners, stimmt „Stadt der Vampire“ mehr als versöhnlich. Er kann es immer noch. Gute, spannende Geschichten schreiben nämlich. Dass einige Dinge nicht so ganz schlüssig sind, verzeiht man dem temporeichen und flotten Buch gerne. Die positiven Aspekte überwiegen deutlich. Klare Leseempfehlung auch für Neueinsteiger in die Serie.

_Die Buchdaten auf einen Blick:_
„Die drei ???: Stadt der Vampire“, Band 140
Basierend auf den Figuren von Robert Arthur
Erzählt von Marco Sonnleitner
http://www.kosmos.de
Redaktion: Martina Zierold
128 Seiten Hardcover
ISBN 978-3-440-11707-1

Scott, Elizabeth – Stealing Heaven

Traum oder Albtraum? Danielle, die Protagonistin in Elizabeth Scotts Jugendroman „Stealing Heaven“, muss weder zur Schule gehen noch muss sie abends zu festen Zeiten zu Hause sein. Stattdessen reist sie mit ihrer Mutter, einer professionellen Einbrecherin, durch die Staaten. Doch im Gegensatz zu ihrer Mutter macht sie das Leben „on the road“ nicht besonders glücklich …

_Danielle und ihre_ Mutter sind ein eingespieltes Team, wenn es um den Diebstahl von Silber geht. Zuerst kundschaften sie gemeinsam die Ortschaft aus, in die sie ihre Diebestour führt, dann schlagen sie zu und verschwinden. Das geht schon eine ganze Weile so, seit Danielles Vater im Gefängnis sitzt. Sie hat noch nie eine Schule von innen gesehen und Freunde hat sie auch keine. Sie hat niemanden – außer ihre junge, flippige, abenteuerlustige Mutter.

Das ändert sich, als die beiden sich in dem kleinen Örtchen Heaven einnisten. Ein paar Wochen wollen sie bleiben, um die Häuser auszuchecken, die sich für sie lohnen. Danielles Mutter treibt sich auf Partys herum, um etwas heraus zu finden, Danielle hingegen beginnt als Putzfrau zu arbeiten, um die teuren Villen von innen zu sehen. Außerdem freundet sie sich mit Allison, Tochter aus gutem Hause, an und lernt Greg kennen. Der attraktive, witzige junge Mann fasziniert sie sofort, doch obwohl ihre Mutter es gut findet, wenn sie etwas mit Männern anfängt, verbietet sich diese Liebschaft von selbst. Greg ist Polizist – und damit der natürliche Feind von Danielle und ihrer Mutter …

_“Stealing Heaven“ handelt_ prominente Jugendbuchthemen ab – Freundschaft und erste Liebe -, tut dies aber auf ungewöhnliche Art und Weise. Danielle ist nicht etwa deshalb eine Außenseiterin, weil es ihr schwer fällt, sich an ihrer Highschool einzufügen, sondern weil sie nie lange genug an einem Ort bleibt, um Menschen in ihrem Alter näher kennen zu lernen. Dieser besondere Hintergrund macht das Buch nicht nur interessant, sondern auch spannend. Man fragt sich ständig, für wen sich Danielle letztendlich entscheiden wird, was aus ihrer Mutter wird und weiteres – die Autorin legt eine Menge Spuren aus. Obwohl nicht explizit ein Krimi, entwickelt das Buch stellenweise eine entsprechende Atmosphäre. Trotzdem geht es vordergründig um Beziehungen, um Liebe, um Freundschaft. Mit sicherem Händchen und möglichst wenig Kitsch erzählt sie eine ansprechende Geschichte, die ans Herz geht.

Dass das Buch so gelungen ist, liegt mit an den Charakteren. Im Vordergrund stehen Danielle und ihre Mutter, die sehr gegensätzlich sind. Ihre Mutter ist attraktiv, gewinnt schnell die Herzen aller und legt auf Stabilität keinen Wert. Danielle hingegen ist ruhiger, fast schüchtern und sehnt sich nach einem festen Wohnsitz. Ihr fällt es schwer, sich gegen ihr Mutter durchzusetzen. Gleichzeitig wird ihre Sehnsucht nach Geborgenheit und Freundschaften immer stärker. Als sie sich schließlich in einen Polizisten verliebt, ist das Gefühlschaos komplett. Sie versucht sich mit allen Mitteln gegen dessen Avancen zu wehren. Scott erzählt aus Danielles Ich-Perspektive und legt sehr viel Wert auf ihre Gedanken und Gefühle. Diese stellt sie kitschfrei und sehr authentisch dar. Die Identifikation mit ihr fällt leicht, selbst wenn man älter ist, denn ihre Probleme sind jedem auf die eine oder andere Weise bekannt.

Geschrieben ist das Buch angenehm erwachsen. Scott verzichtet auf jugendlichen Slang und Kraftausdrücke, sondern schreibt ruhig und sicher. Anschauliche Sprachbilder unterstreichen ihren sauberen Stil und auch die ruhige Art ihrer Protagonistin.

_“Stealing Heaven“ ist_ ein tolles Jugendbuch, das völlig ohne Kitsch auskommt und eine interessante Geschichte erzählt. Dank des zeitlosen Schreibstils und der sympathischen Protagonistin ist der Roman auch für ältere Semester lesenswert.

|Taschenbuch: 283 Seiten
Originaltitel: Stealing Heaven
Deutsch von Ilse Rothfuß
ISBN-13: 978-3423714303|
http://www.dtv-dasjungebuch.de

Falko Löffler – Im Funkloch

Klassenfahrten sind für vieles bekannt, aber nicht dafür, dass sie besonders spannend sind. Falko Löffler ändert das. In „Im Funkloch“ beschreibt er eine Reise, die langweilig beginnt und beinahe tödlich endet …

Sammie, der in die zehnte Klasse einer Frankfurter Realschule geht, befürchtet das Schlimmste, als er zusammen mit seinen Mitschülern eine Woche im hessischen Örtchen Waldkappel verbringen muss. Einzig der Gedanke daran, dass Tina aus der Parallelklasse mitfährt, hält ihn am Leben. Er hofft, seinem Schwarm endlich näher zu kommen. Doch da gibt es noch ein kleines Problem: Lucas, der sich in der Klasse alles erlauben kann, ist ebenfalls mit von der Partie. Sammie, der erst vor Kurzem an die Schule gewechselt ist, hatte eine Weile mit ihm zu tun, bevor er sich von dem Klassenrowdy entfernt hat.

Falko Löffler – Im Funkloch weiterlesen

von Michalewsky, Nikolai (als Mark Brandis) – Mark Brandis: Verrat auf der Venus (Weltraumpartisanen – Band 2)

_Mark Brandis:_

Band 1: [Bordbuch Delta VII]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6535
Band 2: _Verrat auf der Venus_

Mit dem Namen Nikolai von Michalewsky (1931 – 2000) kann kaum ein Uneingeweihter etwas anfangen; bei dessen Pseudonym „Mark Brandis“ klingelts bei einigen dann doch. Zumindest wenn sie dereinst Science-Fiction-Infizierte waren. Zwischen 1970 und 1987 verfasste er 31 Bände Weltraumabenteuer mit der gleichnamigen Titelfigur. „Mark Brandis“ gilt damit neben dem Mammutprojekt „Perry Rhodan“ als eine der erfolgreichsten deutschen SciFi-Serien. Leider waren die |Herder|-Bücher lange Zeit nur noch im Antiquariat aufzutreiben und von einem halbherzigen Versuch bei |Bertelsmann| im Jahr 2000 einmal abgesehen, geriet die Serie in Vergessenheit. Bis der |Wurdack|-Verlag 2008 begann, den Schleier ernsthaft zu lichten und diese Klassiker Stück für Stück wieder zu veröffentlichen: Derzeit erscheinen zwei Bände pro Quartal in neuem Glanz.

_Zur Story_

Venus im Jahre 2070. Seit General Smith mit seiner fanatisierten Bewegung „Reinigende Flamme“ einen Staatsstreich durchzog und damit die Union der Kontinente Europa, Amerika und Afrika (kurz: EAAU) ursurpierte und sich selbst zum Regenten seines Militärregimes einsetzte, ist die Venus der letzte freiheitliche Zufluchtsort. Kurz nach seiner Machtübernahme rief sich die kleine Kolonie zur autonomen demokratischen Republik aus. Bislang hält die strategische Raumflotte unter dem Kommando Colonels Larriand die Invasionskräfte des Generals offensichtlich in Schach. Außer Drohungen und gelegentlicher Scheinangriffe passierte nichts. Noch nicht. Man ist sich sicher, dass der General irgendwann nach dem abtrünnigen Planeten der Widerständler greifen wird. Nur wann?

Nach einer beispiellosen Rettungsaktion schaffte es die Besatzung des Prototyps |Delta VII| den letzten rechtmäßigen Präsidenten Samuel Hirschmann aus einem Konzentrationslager der Geheimpolizei zu befreien (siehe: [„Mark Brandis: Bordbuch Delta VII“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6535 ). Dabei verlor man Commander Harris, und Pilot Mark Brandis führt seither das Kommando auf dem schnellsten Raumschiff der Menschheit. Dies gehört immer noch zur zivilen Venus-Erde Gesellschaft für Astronautik (VEGA), allerdings sagen er und seine Besatzung nicht Nein, als sie von der Venus-Regierung gebeten werden, zum Wohle der Freiheit einen Agenten zu einem konspirativen Treffen zu bringen. Die |Delta VII| ist eben das beste Pferd im Stall. Zuvor gilt es jedoch die Crew aufzustocken.

Da Brandis nach einem von ihm verursachten Unfall mit Todesfolge vor einigen Jahren degradiert wurde, freut es ihn nicht so hundertprozentig, seinen alten Rang als Commander wieder zu bekommen. Er ist immer noch traumatisiert. Die alte Wunde bricht vollends auf, als man ihm Captain Robert Monnier als neuen Piloten andient. Der wurde bei besagtem Vorfall schwer verletzt und entstellt. Zurecht gibt er Brandis dafür die Schuld. Die frühere Freundschaft der beiden ist offenbar erloschen und ständigem Gerangel gewichen. Aber: Monnier ist ein verdammt guter Pilot. Doch nicht nur seine, sondern die Fähigkeiten aller werden bald dringend benötigt. Beim angeblich geheimen Treffen auf der Rückseite des Mondes gerät die |Delta VII| in einen Hinterhalt und entkommt nur knapp. Die Hinweise erlauben nur einen Schluss: Verrat.

_Eindrücke_

Auch Band 2 ist in der Ich-Form und somit aus der Sicht von Commander Mark Brandis verfasst. Dementsprechend vertraut ist der Leser mit seiner oft widersprüchlichen Gefühlswelt – das schafft Nähe zur Hauptfigur und birgt, mehr noch als Beschreibungen aus der dritten Person heraus, deutlich erhöhtes Identifikationspotenzial. Das fällt ohnehin nicht schwer, die Figuren sind – wie die Geschichte selbst – leicht zugänglich, wenn auch die Kenntnis des ersten Bandes „Bordbuch Delta VII“ dringend anzuraten ist. Allein schon der Vollständigkeit halber, aber auch weil dort einfach eine gute, zeitlose Story erzählt wird, die hier ihre Fortsetzung findet. Dieser Abschnitt mit dem Konflikt zwischen den Partisanen und den Schergen des Generals legte den Grundstein für den späteren Erfolg – auch wenn die nachfolgenden Stories ab Band 6 eine etwas andere Richtung einschlagen sollten.

Die futuristische Technik ist bei „Mark Brandis“ durchgängig nur Kulisse und tritt gegenüber den handelnden Menschen eher in den Hintergrund. Sie ist lediglich Mittel zum Zweck. Beiwerk. Nicht mehr, nicht weniger. Technisch-überladene Wortungetüme oder dröge Beschreibungen wie irgendeine Gerätschaft funktioniert, sucht man vergeblich. Das gefürchtete „Kalte Licht“ etwa, das ab diesem Band bis zum Ende der Serie immer wieder auftauchen wird: Eine grausame, absolut tödliche Waffe. Physikalische Natur und exakte Funktionsweise bleiben unbekannt und irgendwie abstrakt. Es gibt sie. Sie ist geächtet. Punkt. Des Weiteren herrscht generell Minimalismus: Kein Überlichtflug, keine Energieschilde wie bei Star Trek, Perry Rhodan & Co.

Die Bühne ist das heimische Sol-System und die Raumschiffe sind vergleichsweise zerbrechlich. Sie sind wegen der begrenzten körperlichen Belastungsfähigkeit ihrer Crews auch nicht x-beliebig manövrierfähig. Vektoren sind das A und O. Das verleiht Raumgefechten etwas archaisches und ist dem Breitseitenaustausch segelbewährter Kriegsschiffe ähnlicher als dem modernen Luftkampf. Wiewohl neben Laserbatterien auch selbststeuernde Raketen Anwendung finden. Das Thema Technik ist ohnehin oft ein wenig paradox: Zum Einen muss der Navigator dem Piloten einen „Ausdruck“ für den Kurs reichen, statt ihm die Daten direkt auf seine Konsole zu übermitteln (wiewohl es der Kampfcomputer schafft, ein Gefecht nahezu selbstständig zu führen), zum Anderen ist man in der Lage ein menschliches Gehirn zu manipulieren, ja sogar zu transplantieren. Das passt irgendwie nicht zusammen.

Natürlich ist es vorherzusehen gewesen, dass die Dämonen der Vergangenheit Mark Brandis wieder einholen werden. Zu sehr und oft ist Michalewsky schon in Band 1 auf den Umständen der Degradierung herum geritten. Jetzt ist es schon soweit. Es überrascht dann auch nicht wirklich, dass der Verlauf der Zwistigkeiten zwischen Brandis und Monnier gegen Ende abflacht, die Feindseligkeiten fast zum Erliegen kommen und der gegenseitige Respekt voreinander wächst – immerhin gilt es, einen gemeinsamen Gegner zu bekämpfen bzw. aus einer lebensbedrohenden Gefahr zu entkommen. Das eint. Das Ganze ist nur ein Stück zu klischeehaft und vorhersehbar, des Weiteren geht der Versöhnungsprozess bei einem angeblich so tief sitzenden Groll, ja Hass seitens Monniers einen ganzen Tacken zu schnell. Frieden schließen die beiden aber erst später.

_Fazit_

Bei Band 2 überwiegt die Konsolidierung der Charaktere bei gleichzeitiger Verschärfung der Rahmenbedingungen. Eine überaus wichtige Funktion nicht nur für den weiteren Verlauf der Serie, was sich aber so richtig erst im nächsten Band entlädt. Die (kleine) Ruhe vor dem (nächsten) Sturm also. Über mangelnde Action und Spannung kann man sich dennoch nicht beklagen, vielleicht dafür mehr über die Plausibilitätslücken bei der Technologie und der etwas vorhersehbaren Figurenentwicklung bei gleichzeitig manchmal zu dick aufgetragenem Gutmenschentum. Offensichtlich kratzt der moderne Lesegeschmack doch hier und da ein bisschen am vierzigjährigen Lack des Klassikers – aber nicht soviel, um den Spaß daran zu verderben.

|ISBN: 978-3-938065-41-9
190 Seiten, Broschur|

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Galenorn, Yasmine – Hexenküsse (Schwestern des Mondes 4)

_|Schwestern des Mondes:|_

Band 1: [„Die Hexe“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6485
Band 2: „Die Katze“
Band 3:“ Die Vampirin“
Band 4: _“Hexenküsse“_
Band 5: „Katzenkrallen“
Band 6: „Vampirliebe“

_Nach den ersten drei Bänden_, in denen die Halbblut-Schwestern Camille, die Hexe, Delilah, die Gestaltenwandlerin, und Menolly, die Vampirin, vorgestellt wurden und sich bisher erfolgreich gegen den Dämon Schattenschwinge zur Wehr gesetzt haben, geht es nun mit dem vierten Teil weiter.

Als Camille eines Abends ihren Buchladen, den Indigo Crescent, schließen will, kommt sie aus dem Staunen nicht mehr hinaus, denn vor ihr steht ein Einhorn! Feddrah-Dahns, der Prinz der Einhörner, bietet ihr und ihren Schwestern seine Hilfe und ein magisches Artefakt gegen den Kampf mit Schattenschwinge an.

Allerdings haben auch die finsteren Mächte starkes Interesse an diesem Artefakt, dem Horn des schwarzen Einhorns, und so muss Camille erst einmal mit einem Goblin, einem Grottenschrat und einer Fee fertigwerden. Anschließend muss Camille das AETT (Anderwelt-Erdwelt-Teror-Team) auf den Plan rufen, um die Straße von den Spuren des Kampfes zu befreien.

Chase, der menschliche Leiter des AND (Anderwelt-Nachrichtendienst)-Teams berichtet Camille von noch mehreren ungewöhnlichen Meldungen über Kryptonen (mystische Geschöpfe).

Sie fahren schließlich zu Camille und ihren Schwestern nach Hause, um alles Weitere zu besprechen. Dort teilt Feddrah-Dahns ihnen mit, dass er das kostbare Artefakt seinem treu ergebenen Pixie „Mistelzweig“ übergeben hat. Dieser ist verschwunden, nachdem versucht wurde, ihm das Horn zu stehlen.

Langsam beginnt Camille die Situation über den Kopf zu wachsen. Sie muss Goblins und andere nicht erwünschte Dämonen, die neue Portale nutzen, in Schach halten, den Pixie und das dritte Geistsiegel finden, und noch andere diverse „Kleinigkeiten“.

Für Camille kommt noch ihr chaotisches Liebesleben erschwerend hinzu, und auch der Drache Smoky will eine Schuld bei ihr einfordern …

_Kritik_

In dem vierten Teil von „Schwestern des Mondes“ steht wieder Camille im Vordergrund der Handlung. Um diesen Roman zu verstehen, sollten auf jeden Fall vorher die drei Vorgänger „Die Hexe“, „Die Katze“ und „Die Vampirin“ gelesen worden sein. Es dürfte sonst schwerfallen, die Handlungen nachvollziehen zu können.

Die Autorin Yasmine Galenorn hat wieder einen spannenden, lustigen und vor Erotik knisternden Roman geschrieben. Der Spannungsbogen baut sich im Laufe des Romans kontinuierlich auf und findet zum Ende hin seinen Höhepunkt, wie es sein soll. Camilles chaotisches Liebesleben steuert einen guten Teil Erotik dazu bei und die Feuerproben, die sie, ihre Schwestern und ihre Freunde zu bestehen haben, lassen den Leser nicht so schnell los. Alle Handlungen greifen ineinander über und sind stimmig konzipiert. Der Stil und der Aufbau dieses Romans lässt ebenso wie bei den vorhergehenden Teilen nichts zu wünschen übrig.

Erzählt wird der Roman aus Camilles Perspektive. Ihre Art zu denken und zu fühlen, ihre Aufgaben und der Kampf gegen Schattenschwinge sind facettenreich geschildert. Sie bringt den Leser zum Lachen, Staunen und Mitfiebern. Auch die anderen Charaktere sind hervorragend ausgearbeitet und entwickeln sich auch im vierten Teil weiter, Eintönigkeit kommt überhaupt nicht auf. Die Beziehungen untereinander sind klar dargestellt, die Autorin verliert hier niemals ihren roten Faden.

_Fazit_

Wer schon die anderen Teile der „Schwestern des Mondes“ gelesen hat, wird sehr viel Vergnügen mit „Hexenküsse“ von Yasmine Galenorn haben. Wer diese nicht gelesen hat, sollte es unbedingt nachholen, denn die Bücher sind allesamt uneingeschränkt empfehlenswert.

Ich freue mich schon auf den nächsten Teil „Katzenkrallen“ und bin gespannt darauf, wie es mit den drei Schwestern und ihrem Team weitergeht.

_Autorin_

Yasmine Galenorn hatte sich in Amerika bereits mit einer Reihe von Romanen und Sachbüchern einen Namen gemacht, bevor ihr mit ihrer Serie um die „Schwestern des Mondes“ auch der internationale Durchbruch gelang. Sie lebt gemeinsam mit ihrem Mann Samwise und vier Katzen in Bellevue.

|Broschiert: 409 Seiten
Originaltitel: Dragon Wytch
Übersetzer: Katharina Volk
ISBN-13: 978-3426503430|
[www.knaur.de ]http://www.knaur.de
[www.schwestern-des-mondes.de]http://www.schwestern-des-mondes.de
[www.galenorn.com]http://www.galenorn.com

_Nadine Warnke_

Cross, Raven – BAT People

_Inhalt:_

Drei Romane in einem Band:

|BAT People|

Als Natassjas Bruder nach einem Fledermausbiss ins Koma fällt, wird er von den „Bat People“ verschleppt. Natassja muss ihn unbedingt befreien, bevor er in der schrecklichen Blutnacht geopfert wird. Tatsächlich kann sie ihn aus den Klauen der Vampirmenschen retten, doch dabei verliert sie ihre eigene Freiheit – und ihr Herz. Sie verliebt sich unsterblich in Anwar, den Anführer der „Bat People“ …

|BAT City|

Nachdem Anwar Natassja auf ihr Drängen hin zu einer „Bat Woman“ gebissen hat, steht ihrer Liebe nichts mehr im Wege. Doch dann geraten die Vampirmenschen in einen Hinterhalt der verfeindeten Coyoteros, die sie mit vergifteten Pfeilen ausrotten wollen. Anwar bricht schwer verletzt zusammen und unaufhaltsam entfaltet das Gift seine entsetzliche Wirkung …

|BAT Woman|

Vor Mitternacht noch umgebracht? Natassja und Anwar leben glücklich mit den „Bat People“ in der goldenen Stadt Cibola. Aber dann bewahrheitet sich die dunkle Prophezeiung: Die Coyoteros brechen ihr Ehrenwort und machen erneut Jagd auf die Fledermausmenschen …

_Handlungsüberblick:_

|In Teil 1 „Bat People“|

fährt Natassja Licedei (18 Jahre, kupferrote Haare) mit Joshua, ihrem Bruder (17 Jahre) in die Carlsbad Caverns (eine 487 Meter unter der Erdoberfläche liegende Kalksteinhöhle). Dort hängen in der Bat Cave ca. eine Million Fledermäuse. Trotzdem der Zutritt zur Höhle eigentlich verboten ist, mogeln sich die beiden Geschwister hinein – und Joshua wird prompt gebissen. Verwundert fällt ihnen auf, dass der Biss jedoch so groß ist, dass er eher von einem Menschen stammen könnte. Joshua weigert sich, zu einem Arzt zu gehen, fühlt sich aber sehr schnell immer schlechter – und stirbt.

Als Natassja ihren Bruder fortschaffen will, tauchen zwei schwarz gekleidete Männer und eine sehr erotisch wirkende Frau auf. Einer der Männer ist jung und sehr attraktiv. Sie nehmen Joshuas Leichnam mit sich. Bei den beiden Männern und der Frau handelt es sich um: Gylan (Hexe und Kriegerin, tückisch, hinterhältig und hochintelligent), Batur (vernarbter Kriegsherr) und Anwar (Schönling, jugendlicher Herrscher über Bat City). Und schon ist der Leser mittendrin in der Welt der Bat People.

Natassja gerät in Erklärungsnotstand darüber, wo ihr Bruder abgeblieben ist, und entscheidet sich für die Wahrheit. Was sich als Fehler herausstellen soll, denn Sheriff Mark Burke glaubt ihre Aussage natürlich nicht und sieht sich somit einem besonderen Fall gegenüber.

Einen Monat später: Natassja träumt jede Nacht von Joshua, der immer in Begleitung von Anwar ist, der wie ein Schatten über ihn wacht. Als sie eines Nachts das Familiengrab auf dem Friedhof aufsucht, taucht Joshua plötzlich auf – er ist Anwar, dem Anführer der Bat People (halb Menschen / halb Vampire), entwischt und erzählt seiner Schwester von dem unterirdischen Stadtreich „Bat City“, wo er gefangen gehalten wird. Durch den Biss trägt Joshua Bat-Zellen in sich, da er aber nicht in den Hals gebissen wurde, kann er noch zurück in seine Welt, und dafür benötigt er Natassjas Hilfe. Sie muss nach Bat City kommen, um ihn zu befreien, denn nur Joshuas Seele kann für kurze Zeit aus Bat City entfliehen und nur ein ihm nahestehender Mensch kann seinen Körper und Seele zurückholen. Joshua kann Natassja gerade noch verraten, wie sie in die geheimnisvolle Stadt gelangen kann, bevor Anwars Jäger auftauchen.

Also macht sich Natassja auf den Weg. Sie landet in einer riesigen, uralten Tropfsteinhöhle und einer Stadt, über der auf einem Hügel ein Palast aus purem Gold thront – Bat City, eine Stadt mit altmodischem Flair. Durch List und das Quäntchen Glück gelangt Natassja in den Palast. Dieser und die Kultur der Bat People faszinieren sie und sprechen ihren Sinn für Ästhetik an. Doch sie hat natürlich Wichtigeres im Kopf. Besonders, als sie erfährt, dass ihr Bruder auf dem bevorstehenden Fest der Blutnacht (zum Blue Moon = zweiter Vollmond) geopfert werden soll. Aber durch eine Unachtsamkeit der Wachen gelangt Natassja in Joshuas Verlies, sie fliehen beide, werden aber von Bat-Jägern entdeckt. Joshua entkommt, und nun wird Natassja festgenommen.

So steht sie in Cibola, der goldenen Stadt, Anwar gegenüber und merkt schnell, dass dieser an einer friedlichen Koexistenz mit den Menschen interessiert ist – im Gegensatz zu Batur und Gylan. Besonders Letztere tritt Natassja gegenüber sehr feindselig auf. Anwar hingegen fragt sie über die Menschen und ihre Welt, aber auch ihre Familie aus, um mehr über ihre Rasse zu erfahren. Im Gegenzug erzählt er Natassja viel über die Bat People. Anwar nennt sie schon bald liebevoll „Tassja“, und Natassja verspürt eine immer stärkere Faszination für den Fledermausmann, der bestimmt, dass sie als „Gast“ an dem Fest der Blutnacht teilnehmen und nicht anstelle ihres Bruders geopfert werden soll.

Aber Batur und Gylan, die mit Anwar die „Schwarze Dreifaltigkeit“ der Bat People bilden, überstimmen ihn und beschließen Natassjas Tod. Doch Anwar opfert einen anderen Menschen an ihrer Stelle, und Natassja verliebt sich in ihn, die Bat People und die Stadt. Sie wird jedoch von Anwar als Vermittlerin zurück in ihre Welt geschickt. Dort stößt sie auf Unverständnis, besonders bei Joshua, der völlig verändert ist und voller Hass gegen die Bat People. Auch Sheriff Burke bleibt ihr auf den Fersen. Er erinnert sich daran, dass ihm sein Großvater eine Geschichte von Indianern erzählte, die sich in Fledermäuse verwandeln können, und beschließt, dem nachzugehen. Natassja wittert die drohende Gefahr, flieht zurück zu Anwar, um ihn zu warnen, und gerät in Lebensgefahr ….

|Teil 2, „Bat City“,|

setzt ein Jahr später an, in der Baboquivari Wildnis (südl. Zipfel Arizonas). Natassja liebt und lebt (mit) Anwar bei den Bat People, denen sie sich mittlerweile zugehörig fühlt. Mehr noch, sie ist selbst eine Bat Woman geworden und kann nun auch fliegen, extrem gut bei Nacht sehen, verfügt über ein Radarsystem und besitzt ein Paar scharfer, spitzer Reißzähne. Nur am Trinken von Blut findet sie keinen Geschmack. Gylan, der Kriegerin und Hexe, ist Natassja immer noch ein Dorn im Auge, mehr noch, sie hasst sie. Anwar hingegen ist als Herrscher der Bat People mittlerweile hoch angesehen. Natassja vermisst Joshua, ihren Bruder, und ihre Famile, die sie für tot hält, sehr. Da sie trotz ihrer Transformation zur Vampirin überwiegend menschliche Gene in sich hat, kann sie sich rund um die Uhr im Freien bewegen.

Die neue Idylle der Bat People wird bedroht, als Reiter in Kettenhemden, mit Helm, Schild und Lanzen bewaffnet, auftauchen. Sie ähneln Fledermäusen, ihr Gesicht hat jedoch eine spitz zulaufende Hundeschnauze. Die Coyoteros hassen die Bat People, greifen das neue Bat City an und setzen es in Flammen. Zu allem Überfluss bricht die seuchenähnliche „Antoniusfeuer“-Krankheit aus – hervorgerufen durch die Lanzenstiche der Coyoteros, die mit einer tödlichen Substanz getränkt waren. Auch Anwar wird damit verletzt, doch seine Wunde infiziert sich nicht – noch nicht? Die Bat People kehren in die goldene Stadt Cibol zurück. Auf dem Weg dorthin sterben jedoch achthundert von ihnen – eine Katastrophe für das vom Aussterben bedrohte Volk.

Sheriff Mark Burke – in der Zwischenzeit Polizeichef geworden – steht vor den Trümmern seiner Karriere und sieht sich einem starken Gegenkandidaten bei der Neuwahl zum Polizeichef gegenüber. So überlegt er sich, die zurückliegende Geschichte über die Fledermausmenschen in die Medien zu bringen, und ärgert sich, dass er Anwar nicht gefangen genommen hat. Auch der Palast aus Gold in Bat City lässt ihn gedanklich nicht los. Im Internet liest er von den sieben goldenen Städten und der Schönsten davon – Cibola im Anasazi Mountain …

Natassja darf auf Anwars Geheiß keinen Kontakt zu ihrer Familie aufnehmen, doch sie verspürt immer größere Sehnsucht nach ihnen und kann schlussendlich der Versuchung nicht widerstehen, beobachtet ihre Eltern und Geschwister heimlich und trifft auf ihren Bruder, aber Joshua wirkt verändert, kalt und emotionslos. Bald wird Natassja klar, dass sie einen großen Fehler begangen hat, sich zu erkennen zu geben. Denn schon bald ist ihnen ihr Bruder auf den Fersen und Natassja sieht sich bei den Bat People ihrer Erzfeindin Gylan ausgeliefert, die „Stimmung“ gegen sie macht und behauptet, Natassja habe die Bat People verraten.

Joshua hat immer noch Probleme mit der alten Fledermausbisswunde. Anfälle, Visionen und seltsame Träume suchen ihn heim – und er sieht in die Zukunft. Auch Anwar verändert sich, seit er durch das Coyotero-Gift infiziert wurde, und greift sogar Natassja an. Dann nimmt Gylan Joshua gefangen, der gekommen ist, um die Bat People zu warnen – vor Sheriff Burke. Aber da gibt es noch einen Menschen, der ihnen auf der Spur ist: Floyd, Burkes Hilfssheriff. Die Lage spitzt sich immer mehr zu: Anwars Anfälle mehren sich. Er bestimmt, dass Natassja im Falle seiner geistigen Umnachtung oder seines Ablebens seinen Platz auf Cibolas Thron einnehmen soll. Danach wird er zur Sicherheit seines Volkes in ein Verlies gebracht.

Nun entfacht sich Gylans Feindseligkeit noch mehr, die natürlich von Natassja keine Befehle entgegennehmen will. Auch Batur fügt sich nur widerwillig. Zwischen Joshua und Gylan entwickelt sich eine Art Hassliebe, sie stehen in telepathischem Kontakt. Joshua warnt Gylan vor Burke und seinen Männern, die auf dem Weg zur Goldenen Stadt sind. Derweil mutiert Anwar immer mehr zu einer Schreckenskreatur und entkommt aus seinem Gefängnis …

|In Teil 3 „Bat Woman“|

ist Joshua mittlerweile ein sehr talentierter Seher (mit dem Potential, der beste aller Schamanen zu werden) und hat einen Traum: Ein Bote kommt aus dem Süden, aus Feuerland, und bringt sehr schlechte Nachrichten. Bol, ein brasilianischer Bat Man, berichtet davon, dass die Coyoteros einen heiligen Krieg weiterführen und Anwar und Natassja als Zukunftsträger der Bat People töten wollen. Somit ist der Anführer der Coyoteros Karanjai Bahul wortbrüchig Anwar gegenüber geworden, und es beginnt nach einem Jahr Frieden und Wiederaufbau von Cibola (Bat City) alles von vorn.

Joshua sieht in einer weiteren Vision, dass das Volk der Bat People zu den verbliebenen sechs goldenen Städten aufbricht, um unter denen die eine zu finden, die das endgültige Zuhause der Fledermausmenschen werden soll. Doch er hat noch mehr gesehen. Der Preis für ihre Flucht wird hoch sein, weil entweder er oder Natassja sie mit dem Leben bezahlen soll. Aber damit nicht genug, denn er und Natassja entpuppen sich als direkte Nachfahren der Anasazi. Und somit lädt Raven Cross die Leser in eine immer phantastischere und turbulente Geschichte rund um Anwar, Natassja, Joshua und die Bat People ein. Aber auch Natassjas Eltern und ihre restlichen Geschwister spielen in diesem Band eine wesentliche Rolle.

_Meine Meinung:_

Raven Cross schafft mit ihrer Bat-People-Trilogie eine kurzweilige Mischung aus Vampirstory, Romancehandlung und Spannung – eingewoben in einen Indianer-Plot. Somit unterscheidet sie sich wesentlich von den Vampir-Romance-Titeln, die den Markt seit Jahren überschwemmen. Die drei Romane, die zuerst einzeln bei |Cora| erschienen sind und nun bei Tochterverlag |Mira| noch einmal in einen Band zuammengefasst wurden, sind zwar vorrangig auf jugendliche Leser ausgerichtet, aber durchaus „all age“, wenn man diese Bezeichnung bemühen möchte, und somit für alle Altersklassen geeignet.

Der Stil der Autorin ist angenehm flüssig, der Plot teils romantisch – aber nicht schmalzig, dabei turbulent, auf gleichbleibendem Niveau und so packend, dass man nach der Trilogie gerne mehr über die Bat People lesen möchte.

Die Aufmachung des Titels ist, wie bei |Mira| üblich, ohne Fehl und Tadel: Handliches Format, Papier, Druck und Bindung sind ordentlich und das Covermotiv dankenswerterweise ohne das schon beinahe standardisierte Paar, sondern eher minimalistisch.

_Fazit:_

Stimmungsvoller, kurzweiliger und sehr unterhaltsamer Vampirband, in ein Indianer-Plot-Gewand eingebettet. Die Bat People sind eine erfrischende Abwechslung zu den derzeit typischen Vampir-Romance-Bänden. Absolut empfehlenswert.

|Taschenbuch: 432 Seiten
Titelillustration und Titelgestaltung von pecher und soiron, Köln
ISBN-13: 978-3899416466|
[www.mira-taschenbuch.de]http://www.mira-taschenbuch.de

Thomas Thiemeyer – Der Palast des Poseidon (Chroniken der Weltensucher 2)

Die „Chroniken der Weltensucher„:

Band 1: „Die Stadt der Regenfresser“
Band 2: „Palast des Poseidon“
Band 3: „Der gläserne Fluch“
Band 4: „Der Atem des Teufels“
Band 5: „Das Gesetz des Chronos

Als Hörbuch erschienen lediglich die ersten drei Bände.

Die Handlung:

Im Mittelmeer verschwinden plötzlich Schiffe auf unerklärliche Weise, angeblich sei ein Seeungeheuer dafür verantwortlich. Carl Friedrich von Humboldt, der nach seinem Abenteuer in Peru unter die Freelancer gegangen ist, wird von einer griechischen Reederei beauftragt, mit seinem Team heraus zu finden, was hinter der ganzen Sache steckt. Und so macht er sich mit dem Schiff „Calypso“ auf die Reise, um über und unter Wasser nach der Ursache zu suchen.

Mein Hör-Eindruck:

Das Hörerlebnis

Ohne Musik, ohne Geräusche, ohne Vorankündigung der Art „Sie hören …“ geht es direkt los mit der Geschichte. Und nach den ersten Minuten hatte ich den Eindruck, als würde Dietmar Wunder mit angezogener Handbremse lesen oder davon ausgehen, dass der Hörer nur eine begrenzte Anzahl an Wörtern pro Minute verarbeiten kann. Dieses Gefühl legte sich zum Glück recht schnell wieder, als der Sprecher anfing zu zeigen, was er kann, und das ist so einiges.

Er kann auf jeden Fall auch schneller lesen, wenn es spannend und dramatisch wird. Er kann seine Stimmfarbe modulieren oder einen Berliner Akzent auflegen, wenn die Leute des niederen Volkes reden, und er kann leicht aufgesetzt klingen, wenn Carl Friedrich von Humboldt spricht. Ganoven, Frauen und Ausländer weiß er gekonnt unterschiedlich zu sprechen und der Wiedererkennungswert der Charaktere ist die ganze Zeit über gegeben.

Schon nach den ersten turbulenten Szenen hatte ich vergessen, dass ich anfänglich ein wenig Untermalung vermisst hatte. Im Nachhinein gesehen, kommt das Hörbuch auch gut ohne aus, denn Dietmar Wunder macht seine Arbeit wirklich gut und es dem Hörer durch seine Erzählweise wirklich schwer, das Hörbuch zu stoppen, wenn es mittlerweile zu spät zum Weiterhören oder man auf der Arbeit angekommen ist.

Die von den Charakteren empfundenen Emotionen vermittelt Wunder von träumerisch bis gemein genauso souverän wie entspannte und angespannte Situationen durch Anpassung der Lesegeschwindigkeit und Änderung der Stimmlage.

Auch wenn das Hörbuch ohne Geräusche und Musik gut auskommt, wäre für eine Fortsetzung eine dauerhafte Untermalung perfekt. Ein paar Windgeräusche, ein Meeresrauschen, ein wenig sanfte Musik im Hintergrund, und das Hörerlebnis wäre auch noch perfektes Kopfkino. Die einzigen „Spezialeffekte“, die es zu hören gibt, sind Pseudo-Funkgeräte-Stimmen und ein wenig Hall. Die Kollegen im englischsprachigen Ausland machen das schon eine ganze Weile so und steigern dadurch das Erlebnis noch mal um einiges.

Der Sprecher

Dietmar Wunder ist die deutsche Stimme von Adam Sandler, Jamie Foxx, Robert Downey Jr. und Daniel Craig. Dass er auch auf verschiedenen Theaterbühnen gespielt hat, kommt ihm bei dieser Produktion zugute.

Das Case – Das Booklet

Die CDs saßen ziemlich fest im Jewelcase und ich hatte Angst, dass ich entweder die Halterung oder aber die CDs beim Herausnehmen beschädige. Aber das ist bei Jewelcase-Boxen, die für mehrere CDs bestimmt sind, leider schon immer so gewesen.

Wenn man die CD-Trays umklappt, kommt ein schöner, altertümlich gezeichneter Kartenausschnitt einer Weltkarte zum Vorschein, der Griechenland und die umliegenden Meere zeigt. Das Cover des Booklets ziert das wunderschön gestaltete und gezeichnete Bild, das auch schon die Vorderseite des Buches bildet. Im Booklet ist der Inhalt der sechs CDs aufgeführt und man kann anhand der Namen der einzelnen Tracks leicht gesuchte Stellen in der Geschichte wiederfinden.

Dann folgt eine Seite mit Infos zu Thomas Thiemeyer und Dietmar Wunder und im Anschluss eine „Encyclopedia Humboldtica“. Diese erklärt alphabetisch sortiert dreizehn Begriffe aus und zu der Geschichte. Enthalten sind unter anderem Wörter wie „Roboter“, „Atlantis“, „Eiffelturm“ oder „Tesla, Nikola“.

Danach gibt es noch ein paar Seiten mit Werbung für andere Hörbücher des Verlags.

Mein Fazit:

Ein tolles Abenteuer für Fans der klassischen Jules-Verne- und Steampunk-Abenteuer, gelesen von einem, der es kann. Diese Lesung war für mich wie ein spannendes Buch, von dem man wirklich nur noch schnell dieses eine Kapitel zu Ende lesen will und dann aber auch wirklich aufhört, ganz ehrlich, versprochen. Ich hatte Mühe, mich zurückzuhalten, das ganze Abenteuer auf einen Schlag zu hören. Ab und zu musste ich leider aus der Welt von Carl Friedrich von Humboldt in meine eigene zurück.

Gekürzte Lesung auf 6 Audio-CDs mit ca. 450 Minuten Spieldauer
ISBN-13: 978-3-8337-2612-5
www.jumboverlag.de
www.weltensucher-chroniken.de
www.thiemeyer.de

Der Autor vergibt: (5/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)

Forrest, V. K. – In den Armen des Vampirs (Eternal 2)

_Eternal:_
Band 1: [Die Vampire von Clare Point]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6470
Band 2: _In den Armen des Vampirs_

FBI-Agentin Fia Kahill hat zwar den Mörder gefasst, der zwei ihrer Verwandten in ihrer Heimatstadt Clare Point getötet hat, doch weitere Arbeit bleibt nicht aus. In „In den Armen des Vampirs“ verbindet die Autorin V. K. Forrest erneut einen Krimi mit einem vampirischen Hintergrund.

_Im Mittelpunkt dieses_ Romans steht allerdings nicht Fia. Arlan, ihr gelegentlicher Liebhaber und guter Freund, reist als Killer durch die Lande. Seine Opfer: Gewaltverbrecher, Mörder, Kinderschänder, die die menschliche Polizei nicht zu fassen bekommt. Als Kia erfolglos einem irren Serienmörder hinterher jagt, der immer wieder ganze Familien auslöscht, fragt sie Arlan um Hilfe. Die einzige Spur, die die beiden haben, ist Maggie. So nennt sich die Anruferin, die Fia immer wieder Tipps gibt, wo und wann der Täter zuschlägt. Mehr scheint sie nicht zu wissen. Jedenfalls rückt sie nicht damit heraus.

Ihre Rolle in der Mordserie gibt den beiden zu denken. Nach langem Hin und Her schafft Fia es endlich, die anonyme Mitwisserin zu einem Treffen zu bewegen. Doch ein familiärer Notfall kommt ihr dazwischen und Arlan geht alleine zu dem vereinbarten Treffpunkt. Doch aus der Befragung wird mehr. Maggie, die eigentlich Macy heißt, und Arlan verlieben sich. Als er nach Clare Point, seine Heimatstadt, zurückkehrt, folgt sie ihm. Dass sie Gefallen an Arlan gefunden hat, bleibt dem Mörder, der in seltsamer Bekanntschaft mit ihr steht, nicht verborgen …

_Der zweite Band_ der Reihe „Eternal“ hält einige Überraschungen parat. Das beginnt schon damit, dass Fia nicht mehr die Protagonistin ist. Statt dessen stehen Arlan und Macy im Vordergrund sowie deren sich langsam entwickelnde Beziehung. Die Autorin setzt also auch in diesem Band auf einen guten Schuss Romantik und Erotik – in den meisten Fällen jedenfalls. Eine Beziehung aus dem ersten Buch der Reihe geht nämlich in die Brüche, obwohl man eher das Gegenteil erwartet hätte. Die Ermittlungen von FBI-Agentin Fia bleiben erneut oberflächlich. Da sie aber nicht die Hauptrolle spielt, stört das nicht besonders. Erfreulich ist hingegen, dass die Autorin weitere Details über das Örtchen Clare Point und die dort wohnende Vampirpopulation preis gibt. Sie erklärt vor allem die Geschichte der Vampire und ihr Alltagsleben, was definitiv sehr interessant ist. Insgesamt wirkt dieser Roman etwas ausgewogener als der letzte, der stellenweise doch etwas zu sehr Frauenroman war, um auch Nicht-Fans dieses Genres zu gefallen.

Die Figuren in diesem Buch sind, ähnlich wie die aus dem ersten, symapthisch, aber nicht besonders originell. Sie erinnern häufig an Figuren aus anderen Büchern und haben meist nur wenig Interessantes zu bieten. Sie fügen sich zwar gut in die Geschichte ein, aber wirklich mitreißen können sie nicht.

Die wohl größte Überraschung ist Forrests Schreibstil. Dieser hat sich gesteigert. Sie weiß zwar weiterhin sicher und flüssig zu erzählen, zeigt aber deutlich mehr sprachliche Raffinesse. Mit unerwartet heiteren Einwürfen bringt sie Leben in die Geschichte, ohne dabei lächerlich zu wirken.

_“In den Armen_ des Vampirs“ ist ein Buch, das Krimi, Vampire und ziemlich viel Romantik miteinander verbindet. Das ist sicherlich nichts für jedermann. Erfreulich ist allerdings, dass die Autorin sich sprachlich verbessert hat. Ihre humorvollen Einwürfe kommen häufig unverhofft und lockern die Geschichte merklich auf.

|Taschenbuch: 391 Seiten
Originaltitel: Undying
Deutsch von Barbara Imgrund
ISBN-13: 978-3426504741|
http://www.knaur.de

von Michalewsky, Nikolai (als Mark Brandis) – Mark Brandis: Bordbuch Delta VII (Weltraumpartisanen – Band 1)

Mit dem Namen Nikolai von Michalewsky (1931 – 2000) kann kaum ein Uneingeweihter etwas anfangen; bei dessen Pseudonym „Mark Brandis“ klingelts bei einigen dann doch. Zumindest wenn sie dereinst Science-Fiction-Infizierte waren. Zwischen 1970 und 1987 verfasste er 31 Bände Weltraumabenteuer mit der gleichnamigen Titelfigur. „Mark Brandis“ gilt damit neben dem Mammutprojekt „Perry Rhodan“ als eine der erfolgreichsten deutschen SciFi-Serien. Leider waren die |Herder|-Bücher lange Zeit nur noch im Antiquariat aufzutreiben und von einem halbherzigen Versuch bei |Bertelsmann| im Jahr 2000 einmal abgesehen, geriet die Serie in Vergessenheit. Bis der |Wurdack|-Verlag 2008 begann, den Schleier ernsthaft zu lichten und diese Klassiker Stück für Stück wieder zu veröffentlichen: Derzeit erscheinen zwei Bände pro Quartal in neuem Glanz.

_Zur Story_

Anno 2069: Längst ist der Nahbereich des Weltalls besiedelt und wird dementsprechend bereist. Kleine Kolonien befinden sich etwa auf der Venus und dem Mars. Politisch ist der Mutterplanet Erde in zwei Machtblöcke gespalten. Auf der einen Seite die EAAU, die Union der Kontinente Europa, Afrika und Amerika, auf der anderen die VOR – Die Vereinigten Orientalischen Republiken. Man stand vor Kurzem noch am Rande eines globalen Krieges, welcher vom machtgierigen EAAU-General Bordon B. Smith beinahe vom Zaun gebrochen wurde. Das konnte soeben verhindert werden und man steckt ihn in die Verbannung, statt ihn der Gerichtsbarkeit der VOR auszuliefern. Ein folgenschwerer Fehler. Der General hat noch genügend Unterstützer, putscht sich an die Macht und errichtet seine totalitäre, faschistoide Herrschaft.

Von den düsteren Wolken am politischen Himmel bekommt die vierköpfige Besatzung des Prototyps „Delta VII“ während ihres zweimonatigen Testfluges nichts mit. Sie arbeiten für die Venus-Erde Gesellschaft für Astronautik (VEGA), einem großen Forschungs- und Rüstungskonzern der EAAU. Commander John Harris, Pilot Mark Brandis, Bordingenieur Antoine Ibaka sowie Navigator Iwan Stroganow werden unfreiwillig in den Strudel militärischer Gewalt gesogen. Sie sehen sich alsbald in der Hand der neuen Regierung und mit deren Auffassung von Rechtstaatlichkeit konfrontiert. Das Regime ist scharf auf die Geheimnisse des derzeit schnellsten und höchstentwickelten Raumschiffes und die Geheimpolizei schreckt dabei auch vor Folter nicht zurück. Durch ein Husarenstück gelingt die Flucht mit „Delta VII“ zur Venus, der letzten freiheitlichen Bastion im Sonnensystem.

_Eindrücke_

Mark Brandis erzählt die Geschichte zumeist in der Ich-Form, was eine größere Nähe zur Figur schafft als die Schilderung in der dritten Person. Gelegentlich werden Kapitel aber auch von anderen Handelnden erzählt. Aufgezogen ist das Ganze als ein Tatsachenbericht, bei welchem der damalige Mittdreißer seine turbulente Laufbahn als Raumpilot rekapituliert. Diese Retrospektive hat allerdings auch manchmal ihre Tücken, recht häufig nehmen Formulierungen wie „Es sollte das letzte Mal sein, dass…“ oder dergleichen ein wenig die Fahrt aus dem Plot, verraten sie doch mehr als einmal andeutungsweise zukünftige Ereignisse, die zum Spannungserhalt vielleicht besser noch im Dunkeln verblieben wären. Das ist allerdings Geschmacksache – so mancher mag solcherlei Teaser-Einschübe als eventuelle Motivationshilfe zum Weiterlesen mögen.

Nötig wäre es indes nicht. Die Story an sich besteht zwar aus klassischen Elementen und teils Klischees, wo ein zunächst halbwegs Unbeteiligter zum (Anti-)Helden aufsteigt. Das war schon in den Siebzigern nicht besonders neu und durchaus gängige Ausgangsbasis. Die Geschichte ist aber trotz ihrer nunmehr 40 Jahre auf dem Rücken interessant, zeitlos und streckenweise sogar immer noch topaktuell. Manches davon ist bereits eingetroffen, einige (besonders technische) Entwicklungen haben sie aber dafür auch längst überholt. „Tonbandaufzeichnungen“, weitgehend unvernetzte Computer, archaisch-hölzern anmutende Funkdialoge und dergleichen sorgen, zumindest bei heutigen Lesern, vermutlich für Schmunzeln, das offen zur Schau getragene Rauchen und der Alkoholgenuss dagegen wohl eher für Empörung.

Natürlich spiegelt die Geschichte den Zeitpunkt ihrer Entstehung wider. Deutlich merkt man Michalewsky an, dass er noch zur Weltkriegsgeneration gehört und sich der kalte Krieg in der heißen Phase befand. Das Thema Unterdrückung durch eine faschistische Militärdiktatur und Big-Brother-artige Überwachung der Bevölkerung ist allgegenwärtig. Was die Machtblöcke angeht bewies er ein gutes Näschen, denn in der Realität haben sich die asiatischen Staaten in der Tat zum stärksten Gegenpol der demokratisch-westlichen Welt gemausert. Eine Entwicklung, die man damals so sicherlich noch nicht absehen konnte. Allerdings pflegte man schon Jahre früher – im Rhodan-Universum – auch schon ein ganz ähnliches (Feind-)Bild.

Apropos: Brandis ist übrigens keine Konkurrenz zu Rhodan und absolut eigenständig. Das ganze Umfeld ist im Übrigen generell nicht so übertechnisiert – dementsprechend angenehm ist das fast vollständige Fehlen von unverständlichem Techno-Gefasel. Die Raumschiffe werden noch mit Flüssigtreibstoff (Ausnahme die |Delta VII| mit ihrem neuartigen Atomantrieb) befeuert, sind allesamt Vertikalstarter bzw. -lander. Ihre Bewaffnung besteht maximal aus Laser-Batterien sowie konventionellen Raketenwerfern. Energetische Schutzschilde und anderer hochgezüchteter Schnickschnack? Fehlanzeige. Sie schaffen nicht einmal annähernd Lichtgeschwindigkeit und bewegen sich ausnahmslos im heimatlichen Sol-System. Gleichwohl wird fälschlicherweise dafür wiederholt der Begriff „Galaxis“ verwendet.

Auffällig sind zudem einige offensichtliche Lieblingsphrasen des Autors, welche einem immer wieder begegnen: „samtene Schwärze“ (das Weltall), „5300 Tonnen“ (das Gewicht der Delta VII), „nach Schwachstellen tastende Lichtfinger“ (Laserbeschuss) oder auch „10500 Tonnen Schubkraft“ (das Beschleunigungsvermögen der Delta VII). Abgesehen davon, dass dort zwischenzeitlich durchaus abwechslungsreichere Begriffe und Formulierungen hätten gefunden werden können, und einem stets mitschwingenden, leicht moralisierenden Unterton, ist die Schreibe flott, flüssig und – wie man an diesen Beispielen sieht – sehr bildhaft. Nebenbei bemerkt handelt es sich bei der Neuauflage inhaltlich um die Originaltexte – somit folgt sie konsequenterweise auch noch der alten Rechtschreibung, was für manchen jüngeren Leser vielleicht zunächst ein wenig gewöhnungsbedürftig sein dürfte. Dem Lesespaß tut dies indes keinen Abbruch.

_Fazit_

Auch nach vier Jahrzehnten hat diese Perle deutscher SciFi-Literatur kaum etwas von ihrer Faszination verloren. Natürlich wirken manche Dinge heute grundlegend überholt, auch der Lesegeschmack und Anspruch der Leserschaft haben sich sicherlich gewandelt. Dass die Serie auch heute dennoch gut funktioniert, liegt zu einem Gutteil daran, dass die Story zwar vor einem futuristischen Hintergrund spielt, hauptsächlich aber von den Menschen handelt, die versuchen zu überleben und gegen einen Unrechtsstaat aufstehen. Die technologische Komponente ist zwar wichtig, aber nicht überbewertet. Da sieht man über kleine Macken gern hinweg. „Bordbuch Delta VII“ ist der Auftakt zu einem wahren Serien-Klassiker – Schön, dass er endlich wieder erhältlich ist.

|ISBN: 978-3-938065-39-6
190 Seiten, Broschur|

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Leacock, Matt – Im Wandel der Zeiten – Bronzezeit (Gesellschaftsspiel)

Es ist eine immer gängiger werdende Masche, erfolgreichen Brettspiel-Arrangements noch ein paar kleine Geschwister in Form von Karten- und Würfelspielen nachzureichen. Der Erfolg hierbei ist jedoch bislang vor allem bei den Würfeln nicht ganz so groß, ausgehend vom recht schwachen Pendant zu „Die Siedler von Catan“ bis hin zum ordentlichen, aber sicherlich nicht revolutionären Äquivalent zu „Der Palast von Alhambra“. Auch im Hause Pegasus hat man sich des Rezepts bedient und dem letztjährigen Erfolgstitel „Im Wandel der Zeiten“ nun einen Partner zur Seite gestellt. Und wie auch bei seinen Vorgängern gilt: Viele gute Ideen, aber in der finalen Umsetzung noch nicht ganz ausgereift!

_Spielidee:_

Weniger als eine Stunde reicht schon aus, um eine ganze Zivilisation zu entwickeln und ihr den basischen Grundstock zu verpassen – zumindest spielerisch. In „Im Wandel der Zeiten – Bronzezeit“ müssen Arbeiter engagiert werden, um Städte und Monumente zu errichten und somit auch das Prestige fortzuentwickeln. Gleichzeitig muss Nahrung herangeschafft werden, um die anwachsende Bevölkerung zu versorgen und Katastrophen aus dem Weg zu gehen. Wem es schließlich gelingt, die fortschrittlichste Zivilisation zu entwickeln und dabei die drohenden Gefahren zu umgehen, trägt am Ende den Sieg davon.

_Spielmaterial:_

24 Marker
7 Würfel
4 Steckbretter
4 Übersichtstafeln
1 Block mit Wertungsbögen

Beim Spielmaterial hat man sich wirklich Mühe gegeben; die Holztafeln, auf denen die einzelnen Leisten für Rohstoffe und Nahrung in Form eines Steckbretts angelegt sind, sind nicht nur übersichtlich, sondern auch in der Verarbeitung liebevoll gestaltet. Die Würfel wiederum kommen im schicken Design und gliedern sich hierbei den Wertungsbögen an, auf denen auch nochmal haarklein alle Details des Spielablaufs und mögliche Eventualitäten aufgeführt und erklärt sind. Schade ist vielleicht, dass kein Würfelbecher enthalten ist. Andererseits wäre dies aus praktischen Gründen – 7 Würfel in einem Becher sind wohl zu viel des Guten – auch verständlich!

_Spielvorbereitung:_

Jeder Spieler erhält zu Beginn einer Partie ein Steckbrett mit den jeweiligen Rohstoffmarkern und einen Wertungsbogen mit einer Übersichtstafel. Die Marker werden in den jeweiligen Leisten auf den Nullpunkt gesetzt. Einzige Ausnahme: Man besitzt zu Beginn bereits drei Nahrungseinheiten, damit man seine drei Städte in der ersten Runde auch versorgen kann. Nachdem der Startspielerposten markiert wurde und die Namen eingetragen sind, beginnt das Spiel.

_Ablauf:_

„Im Wandel der Zeiten – Bronzezeit“ gliedert sich insgesamt in acht kurze Spielphasen, die jedoch mehr oder weniger zusammenhängend ausgeführt werden. Zunächst einmal würfelt man mit drei Würfeln – einen für jede Stadt, die man besitzt. Baut man seine Zivilisation später aus, kommen noch weitere Städte hinzu, was aber auch bedeutet, dass pro Runde mehr Nahrung herangeschafft werden muss. Auf den Würfeln befinden sich nun Symbole für Nahrung, Rohstoffe und Arbeiter, das Katastrophensymbol sowie eine Auswahlmöglichkeit zwischen Nahrung und Arbeitern. Runde für Runde steckt man in dieser ersten Phase nun seine Prioritäten ab und überlegt, wie viel Nahrung man benötigt, inwiefern es Sinn macht, eine neue Stadt zu bauen, oder ob man doch auf Rohstoffe setzt, um diese später in wertvolle Errungenschaften zu investieren. Jeder Spieler darf nach Kniffel-Prinzip bis zu dreimal würfeln und seine Würfel beliebig liegen lassen bzw. wieder neu würfeln. Lediglich die Katastrophen-Symbole dürfen nicht mehr aufgenommen werden und kommen auf jeden Fall in die Wertung.

Im Anschluss an das Würfeln sortiert man seine Symbole und sammelt nach festgelegter Reihenfolge Waren und Nahrung ein und versorgt anschließend die Städte mit Futter. Sollten Katastrophen erwürfelt worden sein, werden diese nun ausgewertet. Bei einem Symbol geschieht noch nichts, ein zweites bringt bereits zwei Minuspunkte, ein drittes fügt lediglich dem Gegner Schaden zu, während weitere Symbole schließlich den absoluten Supergau bewirken. Das Risiko beim erneuten Würfel ist daher relativ groß, kann aber natürlich auch belohnt werden, da man einerseits doppelt Rohstoffe bekommt und womöglich auch dem Gegner schaden kann. Das „Kniffel“-Prinzip greift also hier auch in Sachen Risikobereitschaft.

Wer beim Würfeln auch Arbeiter erwirtschaftet hat, kann diese nun zum Bau von weiteren Städten und Monumenten einsetzen. Jede weitere Stadt ist in ihrem Baupreis natürlich teurer, Monumente hingegen variieren im Arbeitereinsatz nach ihrem späteren Wert. Hier entscheidet man sich schließlich für Sicherheit (Städte -> mehr Würfel) oder Risiko (Monumente -> Bonuspunkte bei der Siegpunktvergabe), wobei der aktuelle Spielstand hier eine Rolle spielt. Als Letztes hat man die Möglichkeit, seine Rohstoffe in Errungenschaften umzuwandeln. Dies bringt einerseits Siegpunkte, andererseits aber auch Zusatzeigenschaften wie ein Schutz vor Katastrophen, Bonus-Nahrung beim Würfeln, etc. Außerdem kann man das Spiel nach dem Erwerb der fünften Errungenschaft vorzeitig beenden – ebenfalls eine taktische Alternative. Nach seinem Zug muss man noch Waren quasi als Steuern zurückzahlen. Es ist erlaubt, bis zu sechs Waren zu besitzen, es sei denn man besitzt die entsprechende Errungenschaft, die dieses Limit aufhebt. Anschließend gibt man an den linken Nachbarn ab.

Das Spiel ist schließlich zu Ende, wenn a) fünf Errungenschaften an einen Spieler gegangen sind oder b) jeder Monumententyp einmal errichtet ist Anschließend folgt die Wertung, bei der Punkte für Städte, Errungenschaften und Monumente addiert bzw. Minuspunkte für die Katastrophen subtrahiert werden. Derjenige Spieler mit den meisten Punkten gewinnt das Spiel.

_Persönlicher Eindruck:_

„Im Wandel der Zeiten – Bronzezeit“ ist im Aufbau ein sehr gutes Würfelspiel mit vielen Optionen und vielen Analogien zum gleichnamigen Brettspiel, im Konzept aber dennoch eigenständig und mit diversen interessanten Ansätzen bestückt. Dies vorab zum positiven Eindruck dieses Spiels. Auf der anderen Seite sind manche Mechanismen nicht ganz ausgewogen umgesetzt, was die taktische Tiefe des Äquivalents maßgeblich beeinträchtigt. So ist es zum Beispiel absolut nicht ideal gelöst, ein Spiel bereits nach fünf Errungenschaften zu Ende bringen zu können. Plump gesagt: Das geht viel zu schnell! Sinnvoller wäre gewesen, den Preis für die Errungenschaften zu erhöhen oder dieses vorschnelle Ende nicht auf diesem Wege zu ermöglichen. Der Bau der Monumente bzw. der Ausbau des eigenen Städteimperiums avanciert dadurch nämlich zur Nebensache, die für das Spielkonzept und auch für die Wirkung nicht mehr wirklich relevant ist – mehr gibts nicht zu meckern, doch das alleine ist schon ausreichend, um die Gesamtwirkung von „Im Wandel der Zeiten – Bronzezeit“ herabzusetzen und den strategischen Anteil gleichsam zu schmälern.

Kurzum: Es wäre Einiges mehr drin gewesen, hätte man die Bedingungen, das Spiel zu beenden, vorab modifiziert. Dies kann man natürlich nachträglich manuell erledigen, doch das sollte nicht Sinn der Sache sein. Dennoch: Im Vergleich zu den meisten Titeln seiner Art hat „Im Wandel der Zeiten“ ganz klar die Nase vorn.

|Würfelspiel für 1-4 Spieler ab 8 Jahren
Spieldauer: 30-45 Minuten
ASIN: B002I61PKS|
[www.pegasus.de]http://www.pegasus.de

Meyer, Axel S. – Buch der Sünden, Das

_Inhalt_

Paris, 845: Die Normannen überfallen Paris und bringen unsägliches Leid über seine Bewohner. Einer der bitter Betroffenen ist der kleine Odo, dessen Vater getötet und dessen Mutter verschleppt wird. Nur knapp überlebt der kleine Junge die furchtbaren Tage, und danach soll ihn sein Trauma für immer verändern.

Odo wird in die Obhut der Kirche gegeben, und Jahre später fällt ihm, der vom Rachedurst und von der Sehnsucht nach seiner vielleicht noch lebenden Mutter getrieben ist, in der Bibliothek des Klosters St. Gallen eine geheime Schrift in die Hände, die seinen Weg vorzuzeichnen scheint: Er führt ihn in den Norden hinauf, in die unmittelbare Nähe seiner Feinde, nach Haithabu, dem Tor nach Dänemark. Hier beginnt er mit seiner Aufgabe, von der er glaubt, dass Gott selbst ihn dazu ausersehen habe.

In Haithabu lebt der junge Helgi, der Sohn eines Schmieds. Er selbst hat eigentlich gar keine Lust, ebenfalls Schmied zu werden, aber es scheint, als bliebe ihm nicht viel anderes übrig. Und dabei möchte er doch viel lieber Ausschau halten nach der hübschen, unglücklichen Sklavin seines Nachbarn, des hässlichen Widersachers seines Vaters! Allein, dem Jüngling ist es nicht vergönnt, seiner heimlichen Liebe nachzuschauen, denn urplötzlich gehen in Haithabu unheimliche Dinge vor sich, die sich niemand erklären kann. Und Helgi selbst ahnt nicht, dass er eine der Hauptrollen in einer höchst verwickelten und mystischen Angelegenheit spielen soll, die ihn weit von zu Hause fortführen wird. Als es schließlich soweit ist, bleibt dem jungen Mann nur, sich den Winden des Schicksals anzuvertrauen und bestmöglich zu meistern, was sich ihm in den Weg stellt …

_Kritik_

„Das Buch der Sünden“ ist der Gewinner des von Rowohlt veranstalteten Wettbewerbs „Historischer Roman des Jahres“. Er ist ziemlich gut recherchiert, wenn man bedenkt, wie wenige Aufzeichnungen aus dem 9. Jahrhundert eigentlich überliefert sind, und auch an Spannung mangelt es nicht: Man möchte zu jedem Zeitpunkt wissen, wie es weitergeht, und sobald der Wahn des Antagonisten erst deutlich zu Tage tritt, überraschen auch die krassen Situationen nicht mehr.

Was mich allerdings störte, war die Vielzahl von Klischees, mit denen die Lücken zwischen den geschichtlichen Fakten gefüllt wurden. Sehr zu Anfang, als die Normannen Paris überfallen, ist die Rede von einem 14jährigen Mädchen, hübsch, mit großem Busen. Da war dann schon klar, dass sie keine zwanzig Seiten mehr hat, bis sie vergewaltigt wird (damit verderbe ich niemandem die Geschichte; das Mädchen hat keine tragende Rolle). Überhaupt ist Vergewaltigung offenbar immer ein guter Zeitvertreib im Frühmittelalter, und die Wikinger nehmen mehr Eigenblut zu sich als die Freunde Siegfrieds in Etzels brennendem Saal. Außerdem trinken sie andauernd aus Hörnern, was ja jedem Mittelaltermarktbesucher das Herz aufgehen lassen mag, letztlich aber so nicht richtig ist: Natürlich wurden Trinkhörner bei diversen religiösen Ritualen eingesetzt, aber die Erfindung des Bechers ist keine Raketenwissenschaft, und dass man Flüssigkeit besser in etwas füllt, das nicht umfällt, war sogar wilden Wikingern im 9. Jahrhundert klar.

Natürlich weiß ich, dass diese Meinung subjektiv ist und viele Leser eher Vergnügen an den Punkten haben werden, die mir Verdruss bereiten; nicht umsonst wird ein Roman den Wettbewerb gewonnen haben, der so viele populäre Ansichten in sich vereinigt.

_Fazit_

Axel S. Meyer hat einen umfangreichen, spannenden historischen Roman verfasst, angesiedelt im gefährlichen Grenzgebiet zwischen frühem Christentum und heidnischer Religion, der mit einer quasi-mystischen Kriminalgeschichte kombiniert ist und diverse kriegerische Auseinandersetzungen der damaligen Zeit mit einer sehr persönlichen Liebes-, Lebens- und Leidensgeschichte verquickt.

Dass er mir aus oben genannten Gründen nicht gefällt, sollte niemanden von der Lektüre abhalten, der diese Ansichten nicht teilt, abgesehen davon ist „Das Buch der Sünden“ nämlich gut geschrieben.

|Taschenbuch: 784 Seiten
ISBN-13: 978-3499253805|
[www.rowohlt.de]http://www.rowohlt.de

Walden, Conny – Bernsteinhändlerin, Die

_Lübeck im Jahre 1447:_ Die Tochter des Rigaer Bernsteinkönigs Heinrich Heusenbrink, Barbara, soll die Ehe mit dem Lübecker Kaufmannssohn Matthias Isenbrandt eingehen. Mit ihrem Vater reist Barbara Heusenbrink von Riga nach Lübeck, um die Verlobung zu feiern. Am Hafen angekommen, werden Barbara und ihr Vater von dem Schreiber und Sekretär der Isenbrandts, Thomas Bartelsen, in Empfang genommen und zum Haus der Isenbrandts geleitet. Barbara macht ihrem Unmut darüber Luft, dass ihr zukünftiger Verlobter es nicht für nötig hält, sie in Lübeck zu begrüßen. Auch der Empfang in dem Patrizierhaus fällt sehr kalt aus, und Matthias geht Barbara offensichtlich aus dem Weg, während sein Vater auf eine schnelle Eheschließung drängt.

Zur gleichen Zeit trifft der Ritter Erich von Belden in Lübeck ein, um sich als Söldner in der Lübecker Stadtwache zu verdingen. Kurz nach seiner Anstellung muss er eine Giftmischerin in Gewahrsam nehmen und dem Henker übergeben. Unter der Folter und der anschließenden Gerichtsverhandlung berichtet die Giftmischerin – neben vielen bereits vollzogenen Morden – von einem von Matthias Isenbrandt geplanten Giftmord an seiner zukünftigen Frau.

Der vom Lübecker Rat eingesetzte Richter Richard Kührsen schließt mit dieser Aussage plötzlich das Verfahren und alle Anwesenden werden bestochen, Lübeck auf schnellstem Wege zu verlassen. Erich kann es allerdings mit seiner Ehre nicht vereinbaren, die junge Barbara in ihr Unglück laufen zu lassen, und sucht diese am Abend ihrer Verlobung auf, um sie zu warnen. Kurz darauf bekommt Erich Besuch von einem Meuchelmörder in seinem Mietzimmer. Erich kann sich wehren und tötet den Mörder im Kampf. Er nimmt eine Münze an sich, die der Mörder um den Hals trägt. Diese zeigt drei Kreuze auf goldenem Grund mit schwarzem Rand.

Drei Jahre später: Barbara ist für ihren Vater geschäftlich unterwegs und auf dem Landweg auf dem Heimweg nach Riga. Auf der kurischen Nehrung wird sie mit ihrem Gefolge überfallen und alle Männer werden getötet. Als sie schon keine Hoffnung mehr hat, taucht plötzlich Erich von Belden auf und rettet sie. Schnell wird klar, dass Barbara niemandem mehr trauen kann, und sie begibt sich unter den Schutz von Erich. Eine abenteuerliche Reise durch das Baltikum beginnt. Nicht nur einmal begegnen sie den drei Kreuzen, die schon in Lübeck beider Leben bedrohten und in Zusammenhang mit den Bernsteinschmugglern zu stehen scheinen.

_Kritik_

Mit „Die Bernsteinhändlerin“ hat Conny Walden – ein Pseudonym für das Autorenehepaar Alfred und Silke Bekker – einen eindrucksvollen historischen „Debütroman“ geschrieben. Das Autorenduo baut ab der ersten Seite einen Spannungsbogen auf, der sich bis zum Schluss stetig steigert. Der Sprachstil passt sich der Zeit verständlich an und ist flüssig zu lesen. Findig eingewobene Intrigen rund um den Bernsteinhandel dieser Zeit und einen Geheimbund, der nach Macht und dem Gold der Ostsee giert, entsprechen der Erwartungshaltung, die der Leser an historische Romane richtet.

Conny Walden beschreibt in ihrem Roman „Die Bernsteinhändlerin“ eindrucksvoll und glaubwürdig den Bernsteinhandel, der durch das Monopol des Deutschen Ordens Schmuggler und manch andere kriminelle Energie auf den Plan rief. Die Schauplätze der Handlung werden aussagekräftig und lebendig beschrieben und die Zeit um 1450 dem Leser so nahegebracht.

Ein kleiner Fehler des Autorenduos: Das in dem Roman vorkommende Holstentor wurde erst ca. 20 Jahre, nachdem Barbara Heusenbrink dieses durchschreitet, gebaut – zumindest jener Teil der Toranlage, der heute unter diesem Namen bekannt ist. Dies ist verzeihbar, schließlich gehört das Holstentor als Wahrzeichen und Symbol zu Lübeck.

Erzählt wird der Roman aus der Sicht eines Beobachters, der sich auf die Erlebnisse der Protagonisten Barbara Heusenbrink und Erich von Belden konzentriert. Die Protagonisten sind für ihre Zeit realitätsnah konzipiert, bleiben aber aufgrund mangelnder Beschreibung und Tiefe ein wenig im Schatten ihrer selbst. Hier hätte das Autorenduo auf mehr charakterlicher Tiefe und Detailreichtum in etwaigen Nebengeschichten setzen sollen. So wären die Figuren nachhaltiger in Erinnerung geblieben.

Die Protagonisten Barbara Heusenbrink und Erich von Belden sind sympathisch, werden aber aufgrund der fehlenden Lebendigkeit schnell in die Vergessenheit gedrängt. Dies wird allerdings durch die spannende Handlung und den schön zu lesenden, dem Mittelalter angepassten Stil wieder wettgemacht. Die Beziehungen der einzelnen Charaktere sind klar umrissen und nachvollziehbar dargestellt.

Trotz kleiner Schwächen ist dem Autorenduo Conny Walden ein fesselnder und lesenswerter Debütroman gelungen, der die Zielgruppe von Lesern historischer Romane ansprechen wird.

_Fazit_

Conny Waldens Erstlingswerk „Die Bernsteinhändlerin“ ist ein durchaus lesenswerter Roman, der durch seine Schauplätze und die spannende Handlung besticht. Der Roman ist leicht zu lesen und bietet verwirrende Intrigen, eine glaubhafte Romanze und jede Menge Spannung, die auch ihren Höhepunkt findet.

Mir hat dieser Roman gut gefallen, und Lesern historischer Romane kann ich dieses Werk mit ruhigem Gewissen als leichte Lektüre ans Herz legen.

_Autor_

Conny Walden ist das Pseudonym für das Autorenduo Alfred und Silke Bekker. Alfred Bekker schreibt Fantasy, historische Romane, Kinder- und Jugendbücher. Seine Frau Silke Bekker veröffentlicht vor allem Humoresken und Erzählungen. Unter dem Pseudonym Conny Walden schreiben sie gemeinsam historische Romane. Weitere historische Romane des Autorenduos sind bei |Goldmann| in Vorbereitung.

|Taschenbuch, Broschur: 448 Seiten
ISBN: 978-3-442-47123-2|
[www.alfredbekker.de]http://www.alfredbekker.de
[www.goldmann.de]http://www.randomhouse.de/goldmann/

_Nadine Warnke_

John C. Higgins – Ein Fisch geht ins Netz

Um ein erpresstes Lösegeld zurückzuerlangen, setzt das FBI den festgesetzten Kidnapper zu üblen Strolchen in die Gefängniszelle. Als den Insassen ein Ausbruch gelingt, scheint das Gesetz das Nachsehen zu haben … – Aber keine Sorge, denn in diesem systemkonservativen „Law-&-Order“-Krimi bekommt jeder Strolch, was ihm zusteht: eine Kugel in den Leib oder die Todesstrafe. Trotz (oder wegen?) der brutalen Schwarz-Weiß-Zeichnung schreibt Higgins spannend und schnell: ein Krimi als Erinnerung an einen sehr speziellen Zeitgeist.
John C. Higgins – Ein Fisch geht ins Netz weiterlesen

Gloge, Andreas / Sassenberg, Volker – Point Whitmark: Der Seelenkünder (1/2) (Folge 29) (Hörspiel)

Der Hörspielmarkt boomt wie selten zuvor; neue Serien schießen wie Pilze aus dem Boden, etablierte Reihen finden immer mehr Zulauf, und während man vor lauter Auswahl schon fast den Überblick verliert, sind die Produktionsteams in der Pflicht, ihren bisherigen Meisterstücken immer noch eins draufzusetzen. Im Zuge dieser Entwicklung hat sich in letzter Zeit allerdings auch eine Unsitte eingespielt, die in der Draufsicht sicherlich gar nicht mal so schlecht wirkt, bei näherer Betrachtung aber lediglich in den seltensten Fällen auch wirklich effektiv ist. Die Rede ist von Doppelfolgen, denen man zwar zutrauen darf, einen etwas komplexeren und breiteren Epos zuzulassen, die jedoch auch die Unart mit sich führen, phasenweise über echte Längen zu verfügen. Nach 28 straffen Episoden ist nun auch „Point Whitmark“ mit einem solchen Zweiteiler beehrt worden. Und siehe da: Einige der bekannten Probleme treffen auch auf „Der Seelenkünder“ zu!

_Story:_

Im benachbarten Hafenstädtchen Casa Vargas veranstalten Jay, Tom und Derek eine außergewöhnliche Radioshow in der direkten Nähe des Strands. Das Trio hat sich eine menschliche Nachahmung des einstigen Hofastronomen Ramiro Luiz del Santos geangelt, der das Publikum mit einigen Tricks und mystischen Darbietungen bei Laune halten soll. Doch während seines Auftritts geschieht etwas Unfassbares: Jay verschwindet plötzlich spurlos, während die Nebelmaschine ihren Betrieb beschleunigt. Und als die beiden Freunde ihn wiederentdecken, steht er immer noch unter Hypnose und verhält sich völlig eigenartig. Erst nach einiger Zeit kommen Tom und Derek wieder an ihn heran und nutzen die Trance zu ihrem Vorteil. Doch zu diesem Zeitpunkt ist ihnen bereits klar, dass ihr Pseudo-Astronom eine viel elementarere Rolle spielt als die des Entertainers. Stattdessen ist er auf der Suche nach dem schwarzen Okular, mit dessen macht man seine Mitmenschen angeblich beherrschen soll. Und offensichtlich hat das Artefakt seine Wirkung bei Jay bereits hinterlassen …

_Sprecher:_

Erzähler – Jürg LöwJay Lawrence – Sven Plate
Tom Cole – Kim Hasper
Derek Ashby – Gerrit Schmidt-Foss
Ramiro Luiz des Santos – Bodo Henkel
Inquisitor – Gerald Paradies
Arturo – Dominik Freiberger
Cesar Uria – Holger Michel
Nestor Benitez – Bert Stevens
Percy Briggs – Günter Burchert

Idee & Konzeption: Volker Sassenberg
Drehbuch: Andreas Gloge & Volker Sassenberg
Regie: Volker Sassenberg
Musik: Matthias Günthert, Volker Sassenberg, Markus Segschneider, Manuel Rösler
Ton & Schnitt: Volker Sassenberg & Marc Sander
Tonassistenz: Ramona Heinisch
Illustration: Ingo Masjoshusmann

_Persönlicher Eindruck:_

Nach dem mystischen, mittelalterlichen Intro steigen die Erwartungen an die neue „Point Whitmark“-Episode bereits exponentiell; der Querverweis in das Spanien des 17. Jahrhundert, dazu ein paar undurchdringliche Informationen, und schon ist die Grundlage für ein neues Abenteuer geschaffen. Allerdings hat Regisseur Volker Sassenberg diese Einleitung nur pro forma vorangeschoben, ohne im späteren Verlauf noch einmal näher darauf einzugehen – obschon ein gewisser Querverweis auf jene Ära in der Thematik der Handlung begründet ist. Stattdessen lässt er seine drei Helden Jay, Tom und Derek mit Vorliebe zum Zuge kommen und bereitet im Eiltempo die nächste Grundlage, auf der nun die tatsächliche, aktuelle Story fußt.

Und es geht in den nächsten Minuten enorm temporeich vorwärts; das Verschwinden von Jay, der Unfall bei der Radioshow, die nebulösen Bekanntschaften, die Tom und Derek innerhalb von wenigen Minuten machen und schließlich das eigenartige ‚Comeback‘ ddes Freundes, dessen Trance-Zustand schließlich den Ausschlag für die weiteren Ermittlungen der drei Hobbydetektive gibt. So weit, so gut. Jedoch ist das Problem mit den oben angeführten Längen trotz des ordentlichen Tempos relativ bald gegeben; die Handlung windet sich um ihren eigentlichen Kern und gibt zahlreiche Infos über das Okular und seine mögliche Herkunft, entwickelt sich aber auch mit durchgetretenem Gaspedal nicht so recht vorwärts. Immer wieder kehrt man zum Ausgangspunkt zurück, und auch wenn die Rollen der einzelnen Figuren mit wachsender Spieldauer klarer werden und auch der Background ein Stückweit gelüftet wird, hat man mehrfach das Gefühl, dass hier inhaltlich einiges gestreckt wurde, damit der Rahmen eines Zweiteilers auch nie gefährdet wird.

Der Plot hat indes genügend Potenzial, begründet durch die Thematik, schließlich aber auch durch die fantastische Performance der handelnden Akteure. Vor allem Sven Plate als verwirrter Jay Lawrence spielt seinen Part formidabel und glaubhaft und steht an der Spitze einer guten Teamleistung, die auch von Bodo Henkel und Dominik Freiberger in den Nebenrollen gut ausgekleidet wird. Nichtsdestotrotz könnte man einige Passagen womöglich kompakter ausfüllen und sich in der Breitenauslegung der Story ein wenig einschränken, damit der Fokus noch deutlicher herausgearbeitet wird. Dies macht sich vor allem dadurch bemerkbar, dass Erzähler Jürg Löw häufig ins Geschehen eingreift und mit einigen längeren Überleitungen das ausführt, was die Action alleine nicht mehr leisten kann. An der wirklich gut inszenierten Atmosphäre ändert dies Gott sei Dank nichts, wobei hier vor allem die jederzeit passend eingesetzten Effekte und die prima Soundkulisse eine bedeutsame Rolle spielen. Und trotzdem: Ohne das Projekt ‚Doppelfolge‘ als solches zu verurteilen, hat man im Gefühl, dass man hier in einigen Passagen direkter hätte agieren können.

Nichtsdestotrotz hat „Point Whitmark“ nun einmal einen Standard etabliert, den auch der erste Teil von „Der Seelenkünder“ problemlos halten kann. Womöglich wird die Fortsetzung, die nach einem nicht ganz so geschickt platzierten Cliffhanger angesetzt wird, auch die kleinen Schwierigkeiten der ersten Episode kaschieren können. Das Thema ist jedenfalls interessant, die Performer bestens aufgelegt und die atmosphärische Darstellung ebenfalls wieder stark. Fehlt nur noch ein wenig Zielstrebigkeit, damit die Kritik schnell wieder kaschiert werden kann!

|Audio-CD mit 64 Minuten Spieldauer
Empfohlen ab 8 Jahren
ISBN-13: 978-3-8291-2323-5|

_|Point Whitmark| bei |Buchwurm.info|:_
Folge 1: [„Die Bucht der 22 Schreie“ 5128
Folge 2: [„Die rote Hand des teufels“ 5256
Folge 22: [„Die blutenden Schlüssel“ 4793
Folge 23: [„Der Duft der Finsternis“ 5058
Folge 24: [„Am Tag der großen Flut“ 5410
Folge 25: [„Die fiebrigen Tränen“ 5551
Folge 26: [„Die Diener der Pest“ 5743
Folge 27: [„Eiland der Gespenster“ 5817
Folge 28: [„Der leere Raum“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6175

Fünf Freunde und das rätselhafte Sternbild (Folge 87)

_Story:_

Da Onkel Quentin sein Felsenhaus in diesem Sommer für sich beansprucht, verbringen die Fünf Freunde ihre Ferien ausnahmsweise bei Tante Fanny in Greenwich. Dort lernen sie alsbald Maxi, die Tochter eines Astronomen, kennen, die ihren neuen Freunden kurzerhand die wichtigste Errungenschaft ihres Städtchens, die berühmte Sternwarte, näher bringt. Doch der Besuch im Observatorium bringt einen skandalösen Fund: Eine der wichtigsten Sternkarten wurde anscheinend entwendet und durch eine spiegelverkehrte Kopie ausgetauscht. Maxi und die Feriengäste begeben sich rasch auf die Suche nach dem offensichtlich entwendenden Sternbild und reisen hierzu selbst zur berüchtigten Universität von Oxford, wo neue Spuren den Täterkreis einengen. Doch während die sechs Gefährten verdeckt ermitteln, kommt ihnen ständig die Aufseherin, Mrs. Harison, in die Quere. Ob sie womöglich ebenfalls in den Diebstahl involviert ist?

_Sprecher:_

Erzähler – Lutz Mackensy
Julian – Ivo Möller
Dick – Jannik Endemann
Anne – Theresa Underberg
George – Alexandra Garcia
Tante Fanny – Ursula Sieg
Loreena – Anja Topf
Maxi – Julia Fölster
Mr. lassell – Jürgen Holdorf
Mrs. Harison – Claudia Schermutzki
Sekretärin – Rhea Harder
Pförtner – Volker Bogdan
Guide – Wolfgang Kaven

Buch: Katrin Dorn
Redaktion: Hilla Fitzen, Wanda Osten
Produktion und Regie: Heikedine Körting
Effekte: André Minninger
Musik: Tonstudio EUROPA

_Persönlicher Eindruck:_

Man muss sich einfach wiederholen: Die „Fünf Freunde“ sind wohl derzeit die lebendigsten Seriendarsteller aus dem Hause Europa, zumindest was die klassischen Reihen aus der wohl wichtigsten Hörspiel-Schmiede der vergangenen Jahre betrifft. Mit der 87. Episode hat man kürzlich ein weiteres, richtig spannendes Schmankerl aufgelegt, welches sich thematisch auf „Fünf Freunde“-Neuland begibt, einige interessante neue Darsteller einführt, aber auch in Sachen Story-Arrangement absolut rund ist und selbst im durchschaubaren Mittelteil bzw. im vorhersehbaren Finale kaum Wünsche offen lässt. „Fünf Freunde und das rätselhafte Sternbild“, dies sei bereits vorweggenommen, wird keinen Liebhaber von Enyd Blytons berüchtigten Charakteren enttäuschen!

Die Geschichte um die Sternwarte zeichnet sich hierbei einmal mehr durch ein angenehm hohes Tempo und eine durchweg engagierte Leistung auf Seiten der Sprecher aus. Episode Nr. 87 bringt viele bekannte Sprachtalente auf den Plan, die ambitioniert, teilweise sogar schon fast übermotiviert an ihren Job herangehen, wie in diesem Falle Julia Fölster, die ihren Part als Maxi mit dem gleichen jugendlichen Hochmut ausfüllt, den man zuletzt noch bei den aktuellen Folgen von „TKKG“ kritisiert hatte – nur eben mit dem Unterschied, dass die Wirkung hier ungleich positiver ist.

Inhaltlich ist die Sache souverän über die Ziellinie gebracht, wobei man kritisch anmerken darf, dass der Plot relativ bald durchschaubar ist und man die Übeltäter ziemlich schnell entlarvt hat. Dies tut dem Spannungsaufbau aber keinen Abbruch, da „Fünf Freunde und das rätselhafte Sternbild“ nebenbei ein ganz ordentliches Infotainment bietet und vor allem das jüngere Publikum mit einem guten Mix aus spannendem Kriminal-Hörspiel, Abenteuerreise und Explorationsdurst füttert. Die wirklich sehr gut gelungenen Charakterzeichnungen sind zudem ein nennenswerter Bonus, der sich auch auf die Nebendarsteller ausweitet, wenngleich besagte Maxi mit ihrem besserwisserischen Gehabe vielleicht ein grenzwertiger Fall ist. Andererseits bringt ihr Part eine Menge Leben in die Story und in die allgemeine Inszenierung, so dass man an dieser Stelle von einer zu scharfen Kritik absehen sollte.

Erwähnenswert ist schließlich auch noch die gute Einbindung des Erzählers; Lutz Mackensy hält sich angenehm zurück, bringt entscheidende Hinweise, trägt die Last der Geschichte aber keineswegs zu deutlich auf seinen Schultern. Die Prioritäten sind gut auf die einzelnen Charaktere verteilt, was sich in sehr lebhaften Dialogen, einer generell sehr ausgewogenen Interaktion und einer, im Hinblick auf die Effekte, deutlichen Reduzierung von Nebengeräuschen.

Schlussendlich erhält man mit Folge 87 ein typisches „Fünf Freunde“-Hörspiel mit Wurzel-Charakter; denn auch wenn die Sprache angepasst wurde, ist „Fünf Freunde und das rätselhafte Sternbild“ ähnlich prickelnd wie die Sternstunden der Anfangszeit!

|Audio-CD mit 55 Minuten Spieldauer
Empfohlen ab 6 Jahren
ASIN: B003EADFPK|
[www.natuerlichvoneuropa.de]http://www.natuerlichvoneuropa.de

_Die |Fünf Freunde| bei |Buchwurm.info|:_
[„… verfolgen den Wilderer (Folge 74)“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4674
[„… und die verlorenen Blüten (Folge 86“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6365

Dave Duncan – Die Jägersschenke

Die „Omar„-Romane:

„Die Straße der Plünderer“
„Die Jägersschenke“

auch als Sammelband erschienen: „Omar, der Geschichtenerzähler“

Die Handlung:

Unglückliche Umstände verschlagen den Geschichtenerzähler Omar ziemlich durchgefroren in die „Jägersschenke“. Unglücklich deshalb, weil er hier im Sommer zuvor nicht nur die Zeche geprellt hat, nachdem er seine Speisen nicht bezahlen konnte, sondern auch noch den Hund des Wirts erschlagen.

Verständlicherweise möchte sich der Wirt nun rächen und Omar nackt zurück in den Winter schicken, da kommt Omar auf eine Idee. In einem Geschichtenwettbewerb will er im Wechsel gegen die anwesenden Gäste antreten und so lange seine Geschichten als die besseren anerkannt werden, darf er bleiben. Und so fängt Omar an, um sein Leben zu erzählen. (Veränderte Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Nachdem die 1992 und 1995 erschienen zwei „Omar“-Bücher bei uns bereits 2007 als Sammelband bei Otherworld veröffentlicht wurden, entschied sich Bastei Lübbe nun dazu, die beiden Romane „Die Straße der Plünderer“ und „Die Jägersschenke“ noch einmal separat als preiswerte Taschenbuchausgaben zu veröffentlichen. In beiden Büchern steht der Geschichtenerzähler Omar im Mittelpunkt und beide können auch einzeln gelesen werden, ohne die jeweils andere Geschichte zu kennen.

Die Gäste in der „Jägersschenke“, gegen die Omar antritt, sind vom Autor interessant gezeichnet und sehr unterschiedlich. Sechs Geschichten hat der Geschichtenerzähler zu erzählen und tritt dabei gegen einen Soldaten, eine Schauspielerin, einen Spielmann, einen Rechtspfleger, eine Zofe und einen Pferdehändler an.

Das klingt auf den ersten Blick nach einer Menge Abwechslung, allein auf Grund der unterschiedlichen Charaktere, aber leider erzählen sowohl die Gäste als auch Omar im Prinzip eine einzige große Geschichte um ein kriegerisches Königreich immer ein Stückchen weiter. Natürlich werden von Omar immer neue Details eingefügt und er schmückt seine Geschichten ein wenig mehr aus als seine Gegner … muss er ja auch, denn er will ja gewinnen und nicht nackt hinaus in die Kälte geschickt werden. Dennoch hätte ich von einem Geschichtenerzähler, der mit geschilderten Abenteuern handelt, nach dem Lesen des Klappentextes erwartet, dass er nicht einfach die Vorlage der anderen Gäste aufgreift und einfach nur weiter erzählt, sondern völlig eigenständige Geschichten zum Besten gibt. Hierfür fehlten dem Autor entweder die Ideen oder er sparte sie sich für andere Bücher auf.

Dennoch ist Omar ein Charakter, dem man als Leser (dem er ja nichts getan hat) nicht böse sein kann, wenn er wieder einmal die Wahrheit so hindreht, wie sie ihm zuträglich ist. Auch die Zeche hat er ja nie geprellt, er wollte ja bezahlen …

Interessant ist auch, dass der Roman keine einfache Sammlung von aneinandergereihten Geschichten ist, sondern sich auch in der Gruppe der Gäste mit zunehmender Zeit eine eigene Dynamik und Anspannung bildet. Natürlich ist Omar auch hieran nicht ganz unschuldig. Und so wird zwischen den Geschichten eifrig diskutiert.

Mein Fazit:

Der Roman über den liebenswerten Wahrheitsverdreher Omar lässt sich trotz der zum Genre passenden altertümlichen Sprache flüssig lesen. Sobald der Geschichtenerzähler in seinem Element war, stellte sich bei mir unweigerlich ein dauerhaftes Grinsen ein und ich wünschte ihm, dass er den Wettstreit gewinnen würde.

Ein Fantasy-Roman ohne Trolle, Oger, Elfen und Orks in den Hauptrollen, sondern ein Charakterroman, der seine Aufgabe erfüllt: er unterhält, und das gut. Der geneigte Leser kann anschließend wie schon erwähnt problemlos zum Vorgänger- oder Sammelband greifen.

Taschenbuch: 480 Seiten
Originaltitel: The Hunter’s Haunt (1995)
Aus dem Englischen von Michael Krug
ISBN-13: 978-3404206261
www.luebbe.de

Der Autor vergibt: (4/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)

 

Diechler, Gabriele – Glaub mir, es muss Liebe sein

_Inhalt_

Franziska ist etwa vierzig, als ihr mit einem Mal bewusst wird, was in den Schatten ihrer lieblosen Ehe lange gelauert hatte: So geht es nicht weiter. Du kannst nicht ewig und drei Tage darauf warten, dass dein Mann sich wieder für dich interessiert, nachdem ihr schon mehrere Jahre lang nebeneinanderher gelebt habt. Warum solltet ihr jetzt plötzlich wieder Themen findet, über die ihr sprechen könnt, warum solltet ihr jetzt die Nähe wieder finden, die es einst gab und die unmerklich verschwunden ist? Gerade jetzt, wo er seine Libido in fremde Hände gegeben hat?

Franziska macht einen klaren, schmerzlichen Schnitt und verlässt den fremdelnden Gatten zusammen mit ihrer zwölfjährigen Tochter Melanie. Bei einem alten Schulfreund Franziskas, der sich nach einem Burn-out an den Tegernsee zurückgezogen hatte, finden sie eine neue Bleibe. Maja, die Besitzerin eines kleinen Lokals vor Ort, entwickelt sich rasch zur Freundin. In einer hoffnungsfreudigen Stimmung macht sich die frisch gebackene Single-Mutter daran, ihr Leben neu zu ordnen: Sie schreibt Drehbücher und ist völlig aus dem Häuschen, als das erste wirklich angenommen wird.

Jetzt fehlt ja eigentlich nur noch ein passender Mann, denn so ganz ohne Liebe ist es doch sehr einsam und traurig. Nur wo soll man nach einem angenehmen Exemplar suchen? Franziskas Job führt sie zu Recherchezwecken oder Konferenzen an die verschiedensten Schauplätze, und dadurch – wie auch durch ihr Sozialleben – trifft sie auf die unterschiedlichsten Menschentypen. Und Franziska hat ein großes, freundliches Herz, das gern lieben möchte, es immer wieder versucht und häufig genug Bruchlandung erleidet …

_Kritik_

Wir hatten ein ausgesprochen ambivalentes Verhältnis zueinander, dieses Buch und ich. Gabriele Diechler hat mit ihrer Franziska eine Figur erschaffen, die dem Zeitgeist sehr gut entspricht: Vor einem halben Jahrhundert mag es noch nicht gang und gäbe gewesen sein, sich trotz Kindes aus einer unglücklichen Ehe zu befreien; heute dagegen ist es kaum noch verpönt. Glück wird gesucht, verfolgt, eingefordert – man glaubt, Anspruch darauf zu haben. Das hat alles seine guten und schlechten Seiten, und es ist richtig und notwendig, dass jemand über dieses Thema schreibt, denn es ist ein Eckpfeiler unserer sozialen Gesellschaft. Manchmal zuckte ich jedoch zusammen, wenn eine Situation mit zu billigen Platituden beschrieben wurde: „Das Einzige, was ich machen konnte, war leben!“ (S.9) Urks. Dann wiederum gab es sehr originelle Wortbilder, von denen einige schön und andere eher unpassend waren – wie auch immer, es fiel auf und zeigte einen sehr eigenen Stil.

Die Suche Franziskas nach Liebe und Mister Right wirkt ausgesprochen deprimierend. Fast alle beschriebenen Versuche hinterlassen einen schalen Nachgeschmack, und die Tatsache, dass die Tochter während der mütterlichen Selbstfindungstrips immer beim netten Schulfreund abgeladen wird, verstärkt für mich die Trostlosigkeit des Ganzen. Das ist jetzt keine schlechte Wertung: Diese Entwicklung ist sehr lebensnah beschrieben.

Bedauerlicherweise muss ich sagen, dass die banale Pointe mich verärgert hat – es ist ein ziemlicher Gemeinplatz, der nach der 270 Seiten langen Kontemplation über die Suche nach dem Glück als Antwort präsentiert wird. Den findet man auch in Frauenzeitschriften im Wartezimmer beim Arzt. Gut, vielleicht ist das die Andeutung, dass es nun einmal kein Patentrezept gibt, aber unter diesen Umständen hätte man auf diesen Schmalspurpsychologiespruch auch verzichten können.

_Fazit_

„Ein wunderbares Plädoyer für die Liebe“, schrieb laut Klappentext jemand über diesen Roman. Hm. Vielleicht hat dieser Jemand quergelesen oder war mit den Gedanken nicht bei der Sache: Ein Plädoyer für die Liebe ist „Glaub mir, es muss Liebe sein“ nicht. Es ist ein Plädoyer für die Möglichkeiten, die die Gesellschaft momentan bietet, für die stete Chance zu einem Neuanfang. Außerdem ist es eine Sozialstudie, die späterhin Menschen als Quelle für die Rolle der Frau in der heutigen Zeit dienen mag. Ob man das Buch gut findet oder nicht, muss jeder selbst entscheiden, denke ich. Es polarisiert nicht, es stückelt vielmehr die Ansichten. Aber uninteressant ist es nicht. Gucken Sie ruhig mal, ob Sie damit warmwerden können.

|Broschiert: 276 Seiten
ISBN-13: 978-3839211076|
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