Karl May – Der Schatz im Silbersee

Die Handlung:

Old Firehand ist auf der Reise zurück zum Silbersee, an dem er eine Silberader entdeckt hatte. Aber nicht nur er ist auf dem Weg dorthin, auch eine Gruppe von Tramps unter der Führung von Cornel Brinkley, der im Silbersee einen Schatz heben will.

Viele Kämpfe und Indianerüberfälle behindern die Reisenden, zu denen sich auch Winnetou und Old Shatterhand gesellen.

Mein Eindruck:

Eigentlich ist der Titel des Buches irreführend, denn eigentlich beschreibt der Großteil der Handlung den Kampf zwischen guten Cowboys (und teilweise auch Indianern) und bösen Tramps (und teilweise auch Indianern).

Immer wieder kommt es zu Konflikten und immer wieder werden neue Charaktere zum Handlungsstrang hinzugefügt. Das dient zum einen der Auflockerung, zum anderen fragt sich der Leser aber irgendwann, ob bei dem Roman der Weg das Ziel ist. Und auch die Namen der Protagonisten sind Karl-May-typisch lustig. Tante Droll, der gar keine Frau ist, sondern nur aufgrund seiner Kleidung so genannt wird, Hobble Frank, Der lange Davy, Der dicke Jemmy … allein schon beim Lesen der Namen formt sich ein schräges Bild im Kopf.

Die Charakterzeichnung ist sehr klar und strikt. Es gibt gute Menschen und schlechte Menschen. Bei Old Shatterhand und seinen Leuten bzw. der Gegenseite um Cornel Brinkley kann man leicht und schnell erkennen, wer hier gut und wer böse ist. Aber auch bei den Indianern gibt es nicht nur die Bösen, die überfallen, skalpieren und Ohren abschneiden, sondern auch die guten Timbabatschen. Die allerdings verraten die Guten und werden dann auch wieder böse.

Wer das Buch liest, weil er schnell herausfinden möchte, was es denn nun mit dem Schatz auf sich hat, der wird vielleicht etwas enttäuscht sein, weil er beim Lesen ständig von Kämpfen und Überfällen aufgehalten wird. Wer sich aber an die Seite von Old Shatterhand gesellt, den erwartet eine tolle und spannende Abenteuerreise mit jeder Menge Action. Allerdings ist die Action streckenweise sehr brutal beschrieben, denn die Indianer schneiden tatsächlich Ohren ab und lassen ihre Widersacher von Hunden zerfleischen.

Die Sprache – Die Rechtschreibung

„Der Text des vorliegenden Bandes folgt originalgetreu der ersten Buchausgabe von 1894“, steht noch vor der Inhaltsübersicht, und entsprechend ist die Rechtschreibung auch „alt“. Aufgelockert wird der Text durch immer wieder eingestreute englische Vokabeln wie „drink“ oder „behold“ oder auch „all devils“, was bei mir allerdings eher als eine Art „Guckt mal, das spielt wirklich im Wilden Westen … und alle reden auch wirklich Englisch!“ jedes Mal ein Grinsen hervorrief. Auch die Sprache des Romans ist dem Alter entsprechend authentisch.

Mein Fazit:

Ein zeitloser Klassiker, den man auch heute noch lesen kann. Denn ein Abenteuer bleibt ein Abenteuer, egal in welcher Zeit es spielt. Hauptsache es ist spannend erzählt. Und „Der Schatz im Silbersee“ ist eine spannende Erzählung.

Taschenbuch: 768 Seiten
Mit sämtlichen Illustrationen der ersten Buchausgabe von 1894,
einem Essay von Hans-Rüdiger Schwab zu dem Roman
und einer Zeittafel zu Leben und Werk von Karl May
ISBN-13: 978-3423138857
www.dtv.de

Dieses Buch gehört zur Reihe „Klassiker der Abenteuerliteratur“ von dtv:

Daniel Defoe: „Robinson Crusoe“
Jules Verne: „Reise zum Mittelpunkt der Erde“
Robert L. Stevenson: „Die Schatzinsel“
Karl May: „Der Schatz im Silbersee“
Jack London: „Lockruf des Goldes“ (Oktober 2010)

Der Autor vergibt: (4/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)

Safier, David – Plötzlich Shakespeare

David Safier hat sich im deutschen Sprachraum einen Namen mit leicht lesbaren Komödien gemacht, die auf fantastischen und vollkommen abtrusen Grundideen basieren. In seinem Erstling [„Mieses Karma“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3977 ging es um Kim, die von einem Waschbecken erschlagen und – wegen Ansammlung schlechten Karmas – nur als Ameise wiedergeboren wurde.

In [„Jesus liebt mich“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5337 traf Marie (!) auf Jesus, der (natürlich in seinem Erstjob als Zimmermann) den Dachstuhl ihres Vaters reparieren sollte. An abwegigen Ideen mangelt es Safier also nicht. Das beweist er erneut in „Plötzlich Shakespeare“, wo er eine weibliche Protagonistin in ein total verrücktes Abenteuer wirft.

_Es geht um_ Rosa. Diese ist ziemlich deprimiert, da ihre große Liebe Jan demnächst das Ehegelübde ablegen will – allerdings mit einer anderen Frau. Ihr Plan, Jan mit einer großen Szene zurückzugewinnen, geht gründlich schief und so sitzt sie auf ihrer heimischen Couch und bläst Trübsal. Einzig Holgi, Rosas schwuler Freund, hält ihr das Händchen und empfiehlt ihr als Therapie einen One-Night-Stand. Rosa hat zwar ihre Zweifel, trotzdem lässt sie sich mit dem Schürzenjäger Axel ein. Die beiden gehen in den Zirkus, wo die Nummer des Hypnotiseurs Prospero Rosas Aufmerksamkeit erregt. Vor Publikum führt er Rückführungen durch, um Menschen ihre eigentliche Bestimmung aufzuzeigen. Rosa, die bestimmungstechnisch gerade absolut in den Seilen hängt, fühlt sich angesprochen. Nach der Vorführung landet sie in Prosperos Wohnwagen und der schickt sie prompt in ein früheres Leben.

Und klar, Rosa war natürlich nicht irgendwer: Sie findet sich im Körper von William Shakespeare wieder, der gerade versucht, einem Duell aus dem Weg zu gehen, ein Liebesgedicht für den Geheimdienstchef von England zu schreiben und den Earl of Essex mit der Gräfin Maria zu verkuppeln (Dramatiker zu sein, ist eben auch kein einfacher Job). Rosa ist ziemlich überfordert: Sie findet sich nicht nur in einem anderen Jahrhundert, sondern auch in einem männlichen Körper wieder. Und darüber hinaus soll sie auch noch gute Reime schreiben. Zwar wollte sie als Kind immer Musicalautorin werden, doch hatte es dafür eben nicht gereicht – aus gutem Grund, wie sie bisher dachte.

Shakespeare – als körperlose Stimme in Rosas Kopf – und Rosa raufen sich schließlich zusammen und bestehen alle möglichen Abenteuer bis Rosa die von Prospero gestellte Aufgabe erfüllt und herausfindet, was die wahre Liebe ist. Und der Leser darf abwechselnd schmunzeln oder laut loslachen, wenn Rosa mal wieder in ein Fettnäppchen tritt.

_Safier bringt in_ seinem Roman gleich zwei Erfolg versprechende literarische Konzepte zum Einsatz: Zum Einen ist „Plötzlich Shakespeare“ eine Zeitreisegeschichte mit all den Fallstricken, die so etwas mit sich bringt. Rosa hat keine Ahnung vom England des 16. Jahrhunderts. Ständig eckt sie mit Modernismen an oder ist unfähig, der Queen den nötigen Respekt entgegen zu bringen. Der Clash von Moderne und Vergangenheit ist immer wieder faszinierend zu beobachten, wobei man anmerken muss, dass Safier sich nicht wirklich lange mit historischer Recherche aufgehalten hat. Es gibt auffallend wenige historische Details und kaum etwas, dass man nicht aus „Shakespeare in Love“ oder auch „The Tudors“ hätte lernen können. Dadurch bleibt die historische Kulisse eben nur das – eine Kulisse, die kaum mit Leben gefüllt wird. Daraus hätte man definitiv mehr machen und damit dem Zeitreiseaspekt mehr Würze geben können.

Zum Anderen ist „Plötzlich Shakespeare“ eine Genderswap-Geschichte, es geht also darum, dass ein Charakter das Geschlecht wechselt. Und auch hieraus erwächst natürlich Komik. Shakespeare der Schürzenjäger wird, nachdem Rosa quasi „in ihn gefahren ist“ plötzlich zum Mönch. Rosa mag ihren neuen Körper nicht nackt sehen, sie mag ihn weder waschen, geschweige denn in ihm Sex haben. Während Shakespeare von den Möglichkeiten schwer angetan ist (wäre das doch die Gelegenheit, mal herauszufinden, wie sich Sex aus der anderen Perspektive anfühlt), ist Rosa hauptsächlich peinlich berührt.

Leider ergeht sich Safier häufig in Klischees oder wenig überraschenden Handlungselementen. Daraus macht er auch keinen Hehl, schließlich startet der Roman mit den Worten: „Au Mann, ich war ja so etwas von einem Frauenklischee!“ Und ja, Rosa ist eine Figur, die man so schon hundertmal gesehen hat. Sie ist ein bisschen pummelig, unglücklich verliebt, hängt in einem unbefriedigenden Job fest und ihr bester Freund ist schwul und dick (Marke Dirk Bach – knuddelig, aber harmlos). Darum liest sich „Plötzlich Shakespeare“ auch wie eine bunte Mischung aus „Bridget Jones“ und „Shakespeare in Love“. Tiefgang braucht der Leser also nicht zu erwarten und auch sprachlich ist dieses Potpourrie reichlich anspruchslos. Rosas Text ist mit Lachern gewürzt und betont flapsig dahin geschrieben. Shakespeare allerdings ist weit weniger gelungen, schließlich fühlte sich Safier offensichtlich nicht bemüßigt, ihm wenigstens die Anmutung eines historischen Charakters zu geben. Zu allem Überfluss ist Safier als Lösung für das Genderswap-Problem nichts besseres eingefallen, als Rosas und Shakepeares Erzählung nebeneinander zu stellen – wobei Shakepeare durch kursiven Text gekennzeichnet ist. Das reißt den Text künstlich auseinander und unterbricht den Lesefluss – ständig muss man sich mitten in einer Szene mit einem Wechsel des Erzählers auseinandersetzen. Das macht keinen Spaß und wirkt irgendwie uninspiriert. Das Problem des Perspektivwechsels hätte man sicherlich auch eleganter lösen können.

_“Plötzlich Shakespeare“ ist_ ein Buch für alle, die leichte Kost mit Lachergarantie suchen und denen es auch nichts ausmacht, wenn ein Roman gegen Ende ins Süßliche abdriftet (gerade gegen Ende greift Safier mit Genuss in den Schmalztopf). Als Urlaubslektüre ist Safiers Roman durchaus geeignet – wer allerdings eine wirklich überzeugende Zeitreisegeschichte erwartet, wird enttäuscht.

Swann, Leonie – Garou

Die Schafe von Glennkill grasen wieder – dieses Mal auf einer französischen Weide. Denn nach dem Tod ihres Schäfers George sind sie mit ihrer neuen Schäferin Rebecca endlich ins ersehnte Europa gereist, von dem die neugierigen Schafe schon so viel gehört hatten. Am Fuße eines alten Schlosses versuchen sie, sich trotz des bevorstehenden Winters und des zu erwartenden Schnees in Frankreich einzuleben, wo die Menschen so komisch europäisch reden. Doch leider ist die Freude der Schafe über ihr neues Quartier nicht ganz ungetrübt: Auf der nachbarlichen Wiese hausen stinkende Ziegen und wilde Gerüchte über einen Werwolf machen die Runde. Tote Rehe liegen in den Wäldern und als dort auch noch ein Mensch erschossen aufgefunden wird, kommen die Männer mit den merkwürdigen Mützen – Polizisten nämlich -, um den Vorgängen im Wald auf die Spur zu kommen.

Die Schafe rund um die Chef-Ermittlerin Miss Maple entwickeln ihre eigenen Theorien über den sogenannten Garou, vor dem sich alle fürchten. Sie ermitteln auf eigene Faust, gehen dabei auf große Wanderschaft und setzen sich der Gefahr durch den Garou und seine Jäger aus. Denn auch der Garou hat Feinde, wie sich bald herausstellt. Und so fürchten sich die Schafe bald nicht nur vor dem Garou, sondern auch vor dessen Jägern, die offensichtlich einen Menschen auf dem Gewissen haben, der ihnen bei der Jagd in die Quere gekommen ist.

Merkwürdige Dinge gehen vor rund um die Schafswiese. Nur langsam kommt Miss Maple dem Garou und seinen Jägern auf die Spur, denn auch die mysteriösen Karten von Rebeccas Mutter, mit denen sie angeblich sehen kann, helfen den Schafen nicht weiter. Selbst dann nicht, als Mopple sich treuherzig daran macht, die Karten nach und nach zu verspeisen, um sehen zu können …

_Wollige Helden_

Schon im Vorgängerband „Glennkill“ habe ich die Schafherde rund um Miss Maple ins Herz geschlossen. Und auch im vorliegenden Roman „Garou“, den der Verlag etwas voreilig als Schaf-Thriller ausgewiesen hat, zeichnet die junge Autorin Leonie Swann herrlich wollige Charaktere. Jedes Schaf der Herde hat charakteristische Eigenschaften, so kann sich Mopple the Whale beispielsweise alles merken, Miss Maple zeichnet sich durch ihren messerscharfen Verstand aus, das Winterlamm ist immer noch auf der Suche nach seinem Namen und Lane ist das schnellste Schaf der Herde. Jedes Schaf hat seine Eigenarten, die bei den Ermittlungen natürlich eine wichtige Rolle spielen. Besonders liebenswert sind die Missverständnisse, die im täglichen Umgang mit den Schafen auftauchen, denn sie verstehen gerne Worte oder Bedeutungen ein wenig falsch, so glauben sie beispielsweise, der Schäferwagen würde von Ungeziefer wimmeln, als sie hören, dass er verwanzt sei – oder sie beweisen „Wollensstärke“, wenn sie etwas wollen. Und so ist Cloud das „wollensstärkste“ Schaf der Herde, weil sie am wolligsten ist. Diese wolligen Helden sind einfach nur genial gelungen. In der Umschreibung der Schafe beweist Leonie Swann erneut ihr großes Talent, Worte fehl zu deuten und in herrliche Sätze zu verpacken. Ihre Schreibe ist zwar einfach, aber herzerfrischend und mitunter auch recht komisch.

Dieses Mal kommen noch einige Ziegen und ein ungeschorenes Tier, das vermutlich eventuell ein Schaf sein könnte, hinzu. Und auch diese Tiere haben ihre besonderen Charakteristika, doch leider verblassen sie abgesehen von der kleinen schwarzen Ziege Madouc neben den Schafen, da sie eben doch nur eine Nebenrolle spielen. Madouc aber ist immer in der Nähe der Schafe, hilft ihnen bei ihren Ermittlungen und hat oft hilfreiche Tipps auf Lager.

Natürlich tauchen auch verschiedene Menschen auf, wie zum Beispiel Rebecca, die sich ständig mit ihrer Mutter in die Wolle kriegt, beispielsweise weil diese unachtsam ihre Zigarettenstummel in den Schnee wirft, wo die Schafe sie aufessen könnten (als ob die Schafe so etwas essen würden!) oder weil sie die Dorfbewohner in den Schäferwagen einlädt, um ihnen dort die Karten zu legen (was Rebecca für Humbug hält). Doch die Menschen sind gerade mal schmückendes Beiwerk in diesem Buch. Von den verschiedenen Dorfbewohnern erfahren wir meist nicht viel mehr als den Namen und ihren Beruf. Nur wenige Personen wie der durchgeknallte Zach oder der Häher, der das Schloss im Dorf bewohnt, lernen wir etwas besser kennen. Mich störte das allerdings nicht sonderlich, da die Schafe viel liebenswerter und für die Geschichte ja auch viel bedeutender sind. Doch fällt das Mitraten schwerer, weil wir von den handelnden Personen nicht so viel erfahren.

_Thriller oder nicht? Das ist hier die Frage_

Auf dem Buchcover prangt offensiv die Bezeichnung „Schaf-Thriller“, was mich von Anfang an etwas gewundert hat. Im Nachhinein kann ich auch keinen Thriller erkennen, denn zwar ermitteln die Schafe in einem mysteriösen Mordfall und es fließt auch durchaus einiges Blut, doch einen wirklichen Spannungsbogen konnte ich nicht ausmachen. So ist „Garou“ zwar eine liebenswerte Schaflektüre, allerdings bei Weitem kein Thriller. Das störte mich jedoch nicht weiter, denn mit einem Thriller hatte ich wie gesagt von Anfang an nicht gerechnet. Was mir aber negativ aufgefallen ist, ist die teilweise chaotische Handlung. Denn die Schafe teilen sich bei ihren Ermittlungen häufig auf. So entkommen einige Schafe mit dem großen Auto, mit dem sie auch nach Europa gereist sind, andere stromern durch den Wald oder suchen das Schloss auf, und die restlichen Schafe bevölkern weiterhin die Weide und machen sich dort breit, damit Rebecca nicht bemerkt, dass sich ihre Herde reduziert hat. An den meisten Schauplätzen taucht immer mal wieder die eine oder andere Ziege auf, sodass oftmals ziemliches Chaos herrscht. Manchmal konnte ich den verschiedenen Handlungssträngen nicht so recht folgen, zumal die Schafe ja meist auch ziemlich abstruse Ziele verfolgen. Und da Leonie Swann all diese schafigen Ideen parallel verfolgt, zerfasert dadurch die Handlung sehr stark, sodass man häufig den Überblick verliert. Das mag eventuell beabsichtigt sein, weil ja auch die Schafe nicht immer planvoll vorgehen, aus meiner Sicht störte das aber den Lesefluss erheblich.

_Mäh!_

Unter dem Strich gefiel mir „Garou“ zwar wieder recht gut, weil Leonie Swann ihre wolligen Romanhelden so liebenswürdig präsentiert und mit ihrem ganz eigenen und sympathischen Schreibstil punkten kann. Zwar konnte ich nicht wirklich einen Spannungsbogen ausmachen, doch fehlte dieser mir nicht sonderlich. Wer zu einem Schafkrimi greift, weiß sicherlich vorher, dass er keine packende Spannung oder Gesellschaftskritik à la Mankell erwarten kann. Negativ fällt allerdings die teils chaotische Handlung auf, die das Miträtseln erschwert. So reicht „Garou“ leider nicht an Swanns Erstlingsroman „Glennkill“ heran, macht aber dennoch neugierig auf den hoffentlich bald folgenden dritten Schaf-Krimi.

|Gebundene Ausgabe: 416 Seiten
ISBN-13: 978-3442312245|

_Schafe Bücher beim Buchwurm:_
[Glennkill]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1583

Neeb, Ursula – Madame empfängt

_Frankfurt, 1836: Das_ junge Dienstmädchen Gerlinde Dietz fällt einem grausamen Giftmord zum Opfer. Da die junge Mutter nebenbei heimlich als Dirne arbeitete, verfolgt die Polizei den Fall nur mit sehr mäßigem Interesse. Bald geschehen weitere Morde nach dem gleichen Schema. Hinweise von Augenzeugen deuten darauf hin, dass der Täter aus der gehobenen Gesellschaft entstammt, aber Behörden wie auch Presse verurteilen eher das verwerfliche Leben der Opfer.

Die Dichterin Sidonie Weiß, Anfang Fünfzig und unverheiratet, ist empört über die nachlässigen Ermittlungen und die Verurteilungen. Zusammen mit ihrem Jugendfreund, dem Lebemann Johann Konrad Friedrich, und dem befreundeten Leicheninspektor Heinrich Hoffmann stellt sie auf eigene Faust Nachforschungen an.

Sidonie lässt sich bei ihren Ermittlungen weder von Behörden noch von der feinen Gesellschaft abhalten. Allen Widrigkeiten zum Trotz versucht sie, den Giftmörder zu fassen, recherchiert in Frankfurts Halbwelt und gerät dabei immer weiter selbst in Gefahr …

_Die schönen und_ die düsteren Seiten des biedermeierlichen Frankfurt erleben Leser in diesem Historienkrimi, der vor allem durch gelungene Charakterzeichnung besticht.

Sidonie Weiß ist die fiktive Dichterin, die man schon bald nach dem Kennenlernen ins Herz geschlossen hat. Ein kluges Fräulein mit auffälligen roten Locken, das einerseits romantische Gedichte und andererseits schauerliche Romane schreibt, die in der Frankfurter Gesellschaft weggehen wie warme Semmeln. Sidonie hadert nicht damit, niemals eine Beziehung geführt zu haben, sondern begegnet ihrem Status mit selbstironischem Spott. Sie ist eine tapfere Frau, die sich der Gerechtigkeit verschrieben hat, großherzig und scharfsinnig zugleich, ohne dabei auf Standesunterschiede zu achten. Dass auch sie ihre melancholischen Seiten hat, wird angedeutet, als die Rede auf den Dichter Friedrich Hölderlin kommt – ein ehemaliger Geliebter ihrer vestorbenen Schwester, dem einst ihr Herz gehörte, was aber immer eine unausgesprochene Sehnsucht blieb. Ihr Jugendfreund Johann Konrad Friedrich, übrigens auch eine historische, wenngleich heute fast vergessene Figur, bildet die passende Ergänzung – ein charmanter Lebemann, der sich einst in der Armee hervor tat und Frauenherzen brach, ehe er sich nun auf seine alten Tage ein ruhiges Leben gönnt. Sidonies detektivischen Ermittlungen begegnet er anfangs eher mit leisem Spott, unterstützt seine Freundin dann aber, wobei es jedoch immer wieder zu Zwistigkeiten zwischen ihnen kommt – denn Sidonie geht viel zu gerne Risiken ein.

Realität und Fiktion mischen sich auch in der Gestalt des Arztes und Psychiaters Heinrich Hoffmann. Jener Dr. Hoffmann, der heute vor allem als Verfasser des „Struwwelpeters“ bekannt ist, erscheint hier als besonders liebenswerte Gestalt – ein Gelehrter, der seiner Zeit voraus ist und sich sehr für die bessere Behandlung der Geisteskranken einsetzt und zugleich seine Umwelt durch seltsamen Humor düpiert – einer seiner Spleens ist es, Vereinigungen für Freigeister wie seinesgleichen zu gründen, denen er absurde Namen gibt wie die „Tutti Frutti und ihre Bäder am Ganges“. Sein Kollege Dr. Varrentrapp erklärt dem barschen Oberinspektor Brand fröhlich, dass sich jedes Mitglied nach einer Frucht benennen muss, er selbst sei die Himbeere, Hoffmann die Mirabelle und er fragt den verdutzten Inspektor, ob er nicht auch Interesse daran habe. Weitere interessante Nebenfiguren sind der transsexuelle Fridolin Brack, der gerne als „Fräulein Rosalind“ leben würde, der Obergendarm Max Wilde, der deutlich vernünftiger und zugänglicher als sein Vorgesetzter agiert, die sechzehnjährige Prostituierte Thekla, der Sidonie gerne helfen möchte und nicht zuletzt die strenge „Miss“, die begehrte Domina aus Madam Zinks Bordell.

Immer wieder gewährt der Roman kleine Einblicke in die zeitgenössischen Umstände, angefangen von der Polizeiarbeit über die gesellschaftlichen Konventionen bis hin zur Krankenbehandlung. Besonders reizvoll ist das Spannungsverhältnis zwischen der teilweise versnobten Oberschicht und ihrer dunklen Geheimnisse, denen Sidonie auf den Grund geht. Bei all diesen Aspekten geht die Kriminalhandlung aber zeitweise ein wenig unter. Lange Zeit beschränken sich Sidonies Ermittlungen auf Befragungen und obwohl sie dem Täter auf die Schliche kommt, wird er schließlich ohne ihr Zutun endgültig überführt, was etwas enttäuschend ist nach all der Mühe. Etwas zwiespältig ist der Epilog: Bei den meisten Figuren ist es interessant, dass noch ein paar Sätze zu ihrem weiteren Lebensweg fallen, teilweise, auch bei Sidonie, sind es aber gravierende Ereignisse, die mehr Raum als diese paar Zeilen verdient hätten. Zudem nehmen sie wohl auch die Hoffnung auf eine Fortsetzung, was doppelt schade ist, denn von der eigensinnigen Sidonie würde man gerne noch mehr lesen.

_Als Fazit_ bleibt ein gelungener Historienkrimi mit sehr sympathischer Hauptfigur und interessanten Nebenfiguren. Die Geschichte ist atmosphärisch und gibt ein anschauliches Porträt der Biedermeierzeit wieder. Die Kriminalhandlung verläuft teilweise ein klein wenig schleppend und die Auflösung könnte noch besser konstruiert sein, was den Gesamteindruck aber nur wenig schmälert.

_Die Autorin_ Ursula Neeb, geboren 1957, studierte Kulturwissenschaften, Geschichte und Soziologie und lebte heute als freie Autorin und Archivarin. Sie verfasste einige Essays und ein Sachbuch, ehe 2006 ihr Debütroman „Die Siechenmagd“ erschien. Ihr nächstes Werk war „Der Wundermann“; „Madame empfängt“ ist ihr dritter Roman.

|Broschiert: 419 Seiten
Originalausgabe
ISBN-13: 978-3839210505|
http://www.gmeiner-verlag.de/

Jennifer Brown – Die Hassliste

Amokläufe an Schulen haben die Welt in den letzten Jahren immer wieder erschüttert. Jennifer Brown behandelt in ihrem Buch „Die Hassliste“ einen solchen Vorfall. Allerdings wählt sie eine ungewöhnliche Perspektive. Die Freundin des Amokläufers berichtet vom Leben danach – und von ihren eigenen Verwicklungen in die schreckliche Tat …

Valerie ist kein Kind von Fröhlichkeit. An ihrer Highschool ist sie eine Außenseiterin und wird „Todesschwester“ genannt, weil sie meistens schwarze Klamotten trägt. Zum Glück hat sie eine Clique von Leuten gefunden, die eine ähnliche Einstellung wie sie haben. Darunter ist auch Nick, ihr Freund.

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Johnson, Brian – Rock auf der Überholspur

_Ein Mann und sein Auto …_ Der Leitspruch von Hasselhoffs alter Zauberkiste könnte auf kaum eine Person so genau abgestimmt sein wie auf AC/DC-Frontröhre Brian Johnson. Der Mann mit der Batschkapp, der seinerzeit das schier immens große Erbe der nach bester Rock & Roll-Manier verschiedenen Skandalnudel Bon Scott antreten durfte, stand lange Jahre im Schatten seines Vorgängers und er beiden Young-Brüder, die ihn anno 1980 zu jenen geschichtsträchtigen Auditions einluden, die wiederum langfristig zu den Aufnahmen des Klassikers „Back In Black“ führten. Und dabei war Johnson von Beginn an ein nahezu vergleichbar signifikantes Aushängeschild wie der viel zitierte Angus, nur eben dass er sich bei der Pressearbeit weitestgehend zurückhielt und lieber seinen Kollegen die großen Worte überließ. Mit der Zeit hat sich dieser Status jedoch zunehmend zugunsten des einstigen Geordie-Sängers geändert – bis dieser schließlich selber die Muße fand, seine ganz persönliche Biografie zu verfassen.

„Rock auf der Überholspur“ ist in diesem Sinne aber alles andere als eine typische Retrospektive eines namhaften Musikers. Johnson lässt zwar in den unzähligen Kapiteln seines ersten Buches viele knappe Zitate zu den Ereignissen rund um die Starkstrom-Rocker los, beschreibt im Kern jedoch nicht seine persönliche Entwicklung bzw. die Chronologie der Dinge, die den Monster-Act in die heutzutage vielleicht erfolgreichste Live-Band überhaupt verwandelt hat. Stattdessen beschränkt sich der charmante Sympathieträger auf seine Vorliebe für fahrbare Untersätze jeglicher Art und verknüpft die wichtigsten Episoden seines Lebens mit bestimmten Pkws, kultigen Oldtimern, flotten Flitzern und seinen Erlebnissen im Rennsport-Metier, die gerade in den vergangenen beiden Dekaden zum zweiten zeitraubenden Hobby des Sängers geworden sind.

Und dieser Schritt macht gleich aus mehreren Gründen Sinn, denn a) ist die Geschichte von AC/DC in zahlreichen inoffiziellen Biografie-Werken schon bis zum Abwinken durchgekaut worden, b) ist die Reportage des Arbeiterklassekinds, welches plötzlich seine große Chance bekam, auch nichts mehr, was noch irgendeinen Fan des Quintetts aus der Reserve locken könnte, und c) weiß man über Johnson und seinen medienscheuen Charakter einfach unheimlich wenig, weil er sich nie wirklich um sein Außenbild gekümmert hat – wenigstens nicht bewusst. Was liegt da also näher, als von Eskapaden auf der Rückbank zu berichten, unflätige Banausen abzustrafen, die den wahren Schatz ihrer Feuerstühle nicht richtig einzuordnen wissen, und dabei genau das nach außen zu kehren, was Johnson von jeher am meisten beschäftigt: Pferdestärken, Gleichgesinnte und darüber hinaus auch ein wenig der Rock & Roll!

_Die Art und Weise_, wie sich der Mann dabei in Szene setzt, mag natürlich hin und wieder ein wenig abgedroschen sein, was womöglich aber auch an der sehr umgangssprachlichen Übersetzung liegt. Dass hier beispielsweise manche deutschen Sprichworte verwendet werden, erscheint komisch, sichert aber den lockeren Sprachgebrauch, der auf den gut 220 Seiten garantiert ist. Lesenswert ist in diesem Sinne allerdings, dass der Autor ständig irgendwelche ziemlich abstrakten Vergleiche herzieht, um Ungeschicke oder Peinliches sinnbildlich zu beschreiben. Es ist einerseits der raue Ton der Straße, der sich hier Schritt für Schritt manifestiert, andererseits aber auch ein Gespür für humorvolle Redewendungen, deren wahrer Sinngehalt definitiv für Johnsons kreative Phantasien spricht. Kreativ kann man ja schließlich auch sein, wenn man bestimmte Begebenheiten mit den eingequetschten Genitalien eines Affen vergleicht.

Zum Beispiel … Der hohe Unterhaltungswert resultiert aber dennoch aus den kurzweiligen Texten, die immer wieder kleine Episoden aus Johnsons Leben ans Tageslicht bringen, ohne dabei den Tiefgang zu suchen oder zwanghaft das Leben mit der Band vorne an zu stellen. Lediglich Basser Cliff bekommt mehrfach sein Fett weg, da er bei der Wahl seiner Karossen stets in die Tonne greift. Ach ja, und dass Angus keinen Führerschein besitzt, möchte der Sänger natürlich auch noch einmal betonen, da diese Vorstellung für ihn einfach so absurd scheint, dass ihm für eine derartige Verschwendung eigener Ressourcen jegliches Verständnis fehlt.

Und die Autos? Oh ja, sie stellen den Löwenanteil. Aston, Bentley, Rolls Royce, zwischendurch mal ein pannenbehafteter Lotus: Brian weiß nicht nur, wovon er spricht, er hat auch schon mit allerlei Motoren Freundschaft geschlossen und Hasslieben entwickelt, ohne dabei irgendwie wählerisch zu sein. Er ist schlichtweg fasziniert vom Rennsport und der Power, die sich hinter den einzelnen Kraftfahrzeugen verbirgt und lässt dieser Leidenschaft in jedem Kapitel von „Rock auf der Überholspur“ freien Lauf. Und mehr als dies gibt er dabei so viel über sich und seinen Charakter preis, dass man spätestens mit dem unsicheren Schlusswort weiß, dass man den Menschen Brian Johnson nie besser hätte kennen lernen können, als über diesen begeisterungstüchtigen Report auf vier Rädern bzw. zwanzig Dutzend Seiten. Und da die Anekdoten nicht zwangsweise AC/DC-Stoff sind und sich nicht bloß an deren Publikum richten, muss man auch dem Universaltalent hinter diesem Buch applaudieren. Wobei: Gerade Fans der australisch-schottischen Combo sollten hier zugreifen, weil zwischen den Zeilen weitaus mehr Persönliches steht als in allen zweitklassigen Lizenzwerken um Young, Young, Williams, Rudd und Johnson! Sowohl vom Entertainment-Gehalt als auch hinsichtlich des feinen Humors ist diese „automobile Biografie“ wärmstens zu empfehlen!

|Gebunden: 220 Seiten
Mit 31 Fotos und Illustrationen
Originaltitel: Rockers and Rollers (2009)
ISBN-13: 978-3931624644|
[www.ip-verlag.de]http://www.ip-verlag.de

Bessette, Alicia – Weiß der Himmel von dir

_Rose-Ellen Carmichael-Roy_, genannt Zell, ist seit einem Jahr und vier Monaten Witwe. Ihr Mann Nick Roy kam bei einem Unfall während eines Hilfseinsatzes in New Orleans ums Leben. Seitdem lebt Zell total zurückgezogen in dem gemeinsamen Haus in dem Städtchen Wippamunk. Sie redet allein mit ihrem Greyhound Captain Ahab, kein anderer vermag noch Zugang zu Zell zu bekommen.

Als Zell in einer Zeitschrift der Fernsehköchin Polly Pinch von einem Backwettbewerb liest, in dem es $20,000 zu gewinnen gibt – genau die Summe die Nick gerne in New Orleans gespendet hätte -, löst sie beim ersten Versuch einen Küchenbrand aus, da sie nicht wusste, dass im Ofen ein Geschenk von Nick liegt. Sie kann nämlich eigentlich weder Kochen noch Backen.

Durch diesen Brand lernt Zell ihre neuen Nachbarn, den alleinerziehenden Vater Garrett und seine 9-jährige Tochter Ingrid, kennen. Ingrid, die ihre Mutter nicht kennt und der festen Überzeugung ist, diese sei Polly Pinch, überredet Zell dazu, mit ihr an dem Wettbewerb gemeinsam teilzunehmen.

Durch den Kontakt zu Ingrid findet Zell langsam in ihr Leben zurück, auch wenn es immer mal wieder Rückschläge für sie gibt.

Im zweiten Erzählstrang wird von EJ erzählt. Er war bei dem Unfall dabei und macht sich schwere Vorwürfe, dass es Nick, und nicht ihn getroffen hat. Er befürchtet, dass Zell ihn infolgedessen hasst.

_Kritik_

Mit ihrem Erstlingswerk „Weiß der Himmel von dir“ hat Alicia Bessette einen liebenswerten Roman geschrieben. Im Vordergrund steht die junge Witwe Zell, die in der Trauerphase feststeckt und kaum aus dieser herauszufinden scheint. Die Autorin hat das Thema der Trauer und Hoffnung dabei sehr gefühlvoll umgesetzt. Sehr lebensnah und detailliert beschreibt sie das Leben in dem Städtchen Wippamunk und die Gefühle und Leben der einzelnen Charaktere.

Trotz dieses traurigen Themas hat die Autorin es geschafft, auch durchaus lustige Szenen in die Geschichte einfließen zu lassen, um nicht in unerträgliche Klischees abzugleiten. Die Handlung spielt hauptsächlich im Hier und Jetzt, allerdings werden auch Rückblenden in die Kindheit und Ehejahre von Zell und Nick eingespielt. Der Hauptplot wird aus der Perspektive von Zell erzählt, was dem Leser ihre Gefühle natürlich noch mal näherbringt. Auch EJ, Nicks Freund und sogar Nick selber – durch E-Mails, die er in der Zeit in New Orleans geschrieben hat – kommen in diesem Roman zu Wort, und man begreift schnell, wie sehr auch das Umfeld mitleidet. Alles in allem ist der Roman sehr ergreifend und dabei flüssig zu lesen, besonders anspruchsvoll ist er dabei allerdings nicht.

Die Protagonisten sind alle durchweg liebevoll und sehr sympathisch beschrieben. Zell, die teilweise wie ein alter Pirat redet, wirkt leicht verschroben und dabei sehr liebenswert. In ihrer Haut möchte man allerdings nicht stecken, hat sie doch einen der schlimmsten Verluste durchlitten, den man sich vorstellen kann. Die kleine Ingrid wurde sehr lebensnah und bezaubernd konzipiert, und so fliegen ihr die Herzen der Leserschaft schon bald zu. Mit EJ leidet man ebenfalls; er hat so viele Schuldgefühle und befürchtet, dass Zell ihn hasst, weil er noch lebt und Nick tot ist. Auch die Nebendarsteller, allen voran die alte „Küchenhexe“, sind in ihrer Art realistisch und sehr einnehmend ausgearbeitet.

Alles in allem ein gut umgesetzter, leichter Roman, der zwar manch einen Anfängerfehler beinhaltet, trotzdem aber durchaus lesenswert ist.

_Fazit_

„Weiß der Himmel von dir“ von Alicia Bessette ist ein ergreifender, aber trotzdem auch heiterer Roman, der sich nicht in der Trauer verliert, sondern auch die Chance auf ein Leben „danach“ zeigt. Mir hat dieser Roman sehr gut gefallen und ich würde ihn trotz einiger kleiner Schwächten auf jeden Fall weiterempfehlen.

Es würde mich auf jeden Fall freuen, noch mehr aus der Feder dieser Autorin zu lesen.

_Autor_

Alicia Bessette, geboren 1975, mag Kung-Fu-Filme, lehrt Yoga, ist Pianistin und Komponistin und hat mehrere CDs veröffentlicht. Sie arbeitet als Reporterin und Journalistin. Ihr Debütroman erschien in vielen Ländern gleichzeitig. Zusammen mit ihrem Mann, dem Schriftsteller Matthew Quick, und ihrer Greyhound-Hündin Stella B. Quick lebt Alicia Bessette in der Nähe von Philadelphia. (Verlagsinfo)

|Gebunden: 364 Seiten
Originaltitel: Simply from Scratch
Aus dem Amerikanischen von Andrea Fischer
ISBN-13: 978-3-8105-0265-0|
[www.fischerverlage.de/page/krueger]http://www.fischerverlage.de/page/krueger

_Nadine Warnke_

Sapkowski, Andrzej – Schwalbenturm, Der (Geralt-Saga 4. Roman)

_Die Geralt-Saga:_

Vorgeschichte: _1_ [Der letzte Wunsch 3939
Vorgeschichte: _2_ [Das Schwert der Vorsehung 5327

_Roman 1_: [Das Erbe der Elfen 5334
_Roman 2_: [Die Zeit der Verachtung 5751
_Roman 3_: [Feuertaufe]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5966
_Roman 4: Der Schwalbenturm_

Ciri hat sich, wie es scheint verlassen von aller Welt, einer Bande jugendlicher Krimineller angeschlossen. Aber letztlich kann auch ihre neue Identität als Falka und die Freundschaft der anderen Bandenmitglieder sie nicht vor den Scharen an Häschern schützen, die alle möglichen Leute auf sie angesetzt haben.

Geralt weiß, im Gegensatz zu anderen, immer noch nicht, wo Ciri eigentlich steckt. Auf seiner eher planlosen Suche muss er sich nicht nur mit diversen Heeren – freundlichen wie feindlichen – herum schlagen, es wartet auch ein Hinterhalt auf ihn. Wobei an diesem Hinterhalt wesentlich mehr dranhängt als nur eine persönliche Rechnung.

Yennefer schließlich hat sich geweigert, sich Philippa Eilharts Loge anzuschließen, und versucht, Ciri auf eigene Faust zu finden. Mit fatalen Folgen …

Leider spielt Philippas Loge in diesem Band eher eine Nebenrolle, weshalb die beiden nilfgaardischen Zauberinnen Assire und Fringilla kein einziges Mal auftauchen. Statt dessen gibt es zwei weitere Neuzugänge, auf die der Autor zumindest ein wenig genauer eingeht.

Vysogota ist ein alter Einsiedler. Der gelehrte Mann war einst Arzt und unterrichtete an der Universität von Oxenfurt, ehe er sich mit seinen philosophischen Ansichten sowohl im Norden als auch in Nilfgaard unbeliebt machte. Aber abgesehen von seinem medizinischen Wissen ist es vor allem seine Güte, die Ciri das Leben rettet. Trotz aller Unbill, die Vysogota widerfahren ist, ist er ein Menschenfreund und ein Verfechter humanitärer und ethischer Grundsätze.

Bonhart ist das genaue Gegenteil von Vysogota. Der Kopfgeldjäger scheint nur weniger Gefühle fähig zu sein, dazu gehören Zorn, Häme und Lust an der Gewalt. Abgesehen davon ist er nicht dumm. Dass er außerdem in der Lage ist, Ciri trotz ihrer Hexerausbildung im Zweikampf zu besiegen, macht ihn zu einem ausgesprochen gefährlichen Gegner. Und auch zu einem recht geheimnisvollen, denn wie kommt es, dass Bonhart |noch| schneller ist als Ciri?

Echte Charaktertiefe aber lässt sich diesen beiden wohl ebenso wenig bescheinigen wie Assire und Fringilla. Vysogota ist hauptsächlich damit beschäftigt, Ciri zuzuhören. Für ihn selbst blieb da nicht allzu viel Raum, so dass er über den gütigen, alten Retter nicht hinaus kommt. Bonhart dagegen hat schlicht nicht genug Charakter für so etwas wie Tiefe, abgesehen davon liegen seine Herkunft und seine Motive noch im Dunkeln, so dass er außer Grausamkeit und Hartnäckigkeit nur Fragen bietet.

Es mag allerdings auch daran liegen, dass das Gesamtgeschehen allmählich ziemlich ausufert. Tatsächlich haben sich die Handlungsfäden inzwischen derart weit aufgefächert, dass es einfach nicht mehr möglich ist, alle gleich stark zu gewichten. So hat zum Beispiel die bisher so geschlossen wirkende Gesellschaft der Nilfgaarder einen tief gehenden Riss bekommen. Außerdem mischt sich Vilgefortz, der nach den Ereignissen auf Thanned in der Versenkung verschwunden schien, wieder öfter ein. Und das Gewirr von Intrigen und Interessen wird dadurch, dass diverse Opportunisten lustig die Seiten wechseln, nicht gerade einfacher.

Endgültig kompliziert wird das alles durch die Art, wie Sapkowski erzählt: Mal in Rückblenden, mal in Echtzeit, und so gut wie niemals gleichzeitig. Die Szenen auf den Skellige Inseln gegen Ende des Buches zum Beispiel liegen zeitlich vor den Ereignissen um Geralt, um die es in der Mitte des Buches geht. Und der Zeitpunkt, zu dem die junge Häscherin namens Kenna vor Gericht aussagt, liegt fast ein Jahr |nach| dem Zeitpunkt der Echtzeit.

In diesem vierten Band hat der Autor seinen Lesern nichts geschenkt.

Betrachtet man hingegen das, was sich im Laufe des Buches tatsächlich ereignet hat, so ist das nicht allzu viel. Jedenfalls nicht, wenn man es auf die verschiedenen Handlungsstränge verteilt betrachtet. Ciri erzählt, wie sie von der Bande der Ratten zu Vysogota gekommen ist. Von diesem Zeitraum, der gerade mal zwei Wochen umfasst, werden nur Ausschnitte genauer geschildert. Der Handlungsstrang um Geralt umfasst teilweise eine Rückblende auf das Ende des Vorgängerbandes in Form von Rittersporns Erinnerungen, die er zu Papier bringt. Der Rest spielt zeitgleich dem Handlungsstrang um Ciri, umfasst aber ebenfalls nur Ausschnitte dieses Zeitraums und beschäftigt sich größtenteils mit dem Hinterhalt. Der Handlungsstrang um Yennefer ist der kürzeste und scheint eher als Cliffhanger zum nächsten Band zu dienen.

Aber obwohl sich die Handlung nicht allzu sehr weiterentwickelt, geht es doch recht heftig zur Sache. Der Strang um Geralt beinhaltet, neben einigen verbalen Geplänkeln, hauptsächlich das übliche Hauen und Stechen. Ciris Handlungstrang dagegen wartet diesmal mit ausgesprochen drastischer Brutalität auf, nicht nur, was spritzendes Blut und hervorquellende Gedärme angeht. Bonhart ist schon ein ganz besonders unangenehmer Bursche. Zusammen mit Vilgefortz liefert er sich ein heißes Rennen um den Titel der unbeliebtesten Figur im ganzen Zyklus. Diese geballte Ladung an Brutalität empfand ich als äußerst grenzwertig. Eigentlich schon darüber. Vor allem, weil sie in keiner Weise dazu beitrug, Spannung zu erzeugen.

Tatsächlich war Spannung in diesem Band eher spärlich gesät. Der Anfang zog sich ein wenig, es dauerte, bis ich mich so weit eingelesen hatte, dass ich wirklich in die Geschichte eintauchte. Das lag vor allem an den vielen unterschiedlichen Erzählzeiten, die nicht nur bei jedem neuen Handlungsstrang wechselten, sondern auch meist nicht parallel zum vorigen verliefen. Der Handlungsstrang um Geralt und den Hinterhalt beginnt auf Seite fünfundneunzig, und ganze einhundert Seiten später und nach drei kurzen und einer sehr langen Unterbrechung kommt die Angelegenheit allmählich in Fahrt – nachdem der Autor diesem Strang endlich mehrere zusammenhängende Seiten widmet. Kein Wunder, dass erst die Verfolgungsjagd auf den letzten vierzig Seiten echte Spannung bringt, und selbst die ist noch durch Rückblenden unterbrochen. So interessant die vielen Verwicklungen der einzelnen Stränge untereinander auch sind, der komplexe und zeitlich komplizierte Aufbau bremst den Fortschritt innerhalb der Handlung einfach zu sehr aus.

Dazu kommt, dass gelegentlich aus der Perspektive von Personen erzählt wird, die teilweise nicht einmal als Nebenfiguren bezeichnet werden können, so zum Beispiel Hotsporn, aber auch Kenna oder Rience. Diese Personen sind nur grob skizziert und bieten daher kaum Identifikationspotential. Wer fiebert schon mit einer völlig unwichtigen Randfigur mit?

Alles in allem hat mir dieser vierte Band nicht so gut gefallen wie seine Vorgänger. Eine Vielzahl an Handlungssträngen ist für mich kein Problem, aber die häufigen Wechsel zwischen ihnen, kombiniert mit verschiedenen Zeitebenen, machten das Lesen doch etwas mühsam. Und die Menge an brutalen Einzelheiten war kein Ersatz für das etwas zähe Fortschreiten der Handlung und die fehlende Spannung. Bleibt zu hoffen, dass die Fortsetzung zumindest ein paar interessante Antworten auf die vielen neuen Fragen aus diesem Band bietet. Wenn sich außerdem noch ein paar der vielen feinen Fäden wieder zu etwas dickeren, und dafür weniger Fäden zusammen fänden, täte das dem Erzähltempo und damit auch der Spannung wahrscheinlich nur gut. Und vielleicht fände sich dann auch noch etwas mehr Raum für ursprünglich interessant angelegte und dann etwas vernachlässigte Charaktere wie die beiden nilfgaardischen Zauberinnen.

Andrzej Sapkowski ist Literaturkritiker und Schriftsteller und nebenbei Polens bekanntester Fantasy-Autor. Der Hexer-Zyklus diente bereits als Grundlage für einen Kinofilm und eine Fernsehserie sowie für das polnische Rollenspiel „Wiedzmin“. Auch das Computerspiel „The Witcher“ stammt von Sapkowski, ebenso die Narrenturm-Trilogie um die Abenteuer des jungen Medicus Reinmar von Bielau.

|Taschenbuch: 543 Seiten
ISBN-13: 978-3423247863|
Originaltitel: |Wieza Jaskolki|
Aus dem Polnischen von Erik Simon
http://www.der-hexer.de

_Weitere Titel des Autors bei |Buchwurm.info|:_

[„Narrenturm“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1884
[„Gottesstreiter“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3367
[„Lux perpetua“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4568

Gehm, Franziska – Tränenengel

In der Reihe „dtv pocket crime“ veröffentlicht der |Deutsche Taschenbuchverlag| spannende Krimis und Thriller für jugendliche Leser von zumeist deutschen Autoren. Einer der neusten Bände ist „Tränenengel“ von Franziska Gehm.

Die sechzehnjährige Flora wird eines nachts verletzt auf der kleinen Insel im Badesee des Örtchens Telpen gefunden. Zahlreiche Schnittwunden übersäen ihren Körper. Doch wer hat ihr das angetan? Flora selbst hat keine Antwort darauf. Sie hat die Erinnerung an diese Nacht verloren.

Für die Anwohner ist der Fall schnell klar. Ein aus der nahen Justizanstalt entflohener Sexualverbrecher muss der Täter sein. Doch Polizeihauptmeister Leif Sälzer ist sich da nicht so sicher. Er kann sich nicht vorstellen, dass der Entflohene in der Gegend geblieben ist und auch sonst entdeckt er einige Ungereimtheiten. Doch dank Zeugenaussagen kommt er bald auf weitere Spuren. Ein verschmähter Verehrer Floras wurde am Abend der Tat in der Nähe des Sees gesehen …

„Tränenengel“ wird hauptsächlich aus drei Perspektiven erzählt. Flora, Leif Sälzer und Floras beste Freundin Trixie berichten nicht nur von den Ermittlungen, sondern auch davon, wie Flora mit dem Erlebnis zurecht kommt und wie ihr Umfeld sich damit arrangiert. Die einzelnen Perspektiven unterscheiden sich durch verschiedene Schriftarten und sind unterschiedlich geschrieben. Floras Worte wirken stets sehr introvertiert und stellen ihre Gedanken und Gefühle in den Vordergrund. Trixie und Leif Sälzer hingegen liefern einen breiten Blick auf das Geschehen. Ihr Innenleben wird zwar ebenfalls beleuchtet, doch sie beschreiben auch Situationen und Ereignisse. Zusätzlich werden immer wieder Zeugenbefragungen oder Zeitungsartikel eingestreut.

Der junge Leser muss also diverse Eindrücke verarbeiten. Gehm nimmt in dem Buch eine eher neutrale Position ein, indem sie sich nicht auf eine Perspektive oder eine bestimmte Spur zum Täter festlegt. Dadurch kann man als Leser mit raten – auch wenn die Geschichte am Ende anders ausgeht als erwartet. Der Ausgangspunkt der Handlung ist eher einfach gewählt. Die Autorin spinnt trotzdem eine Geschichte zusammen, die ihre Spannung weniger aus Action bezieht als vielmehr aus den unterschiedlichen Ermittlungsansätzen. Nach und nach deckt Sälzer immer mehr mögliche Verdächtige auf. Die meisten haben ein gutes Motiv – und zumeist auch etwas, das sie entlastet. Gehm schafft es, die Spannung bis zum Ende aufrecht zu halten und dort mit einer überraschenden Lösung auf zu warten.

Die Figuren in der Geschichte sind leicht zugänglich und wirken real. Obwohl „Tränenengel“ ein Jugendbuch ist, gibt es einen Protagonisten im Erwachsenenalter: Leif Sälzer. Er wird jedoch verständlich dargestellt und kommt ohne die komplizierten Gedankengänge von Erwachsenen aus. Trixie hingegen ist ein etwas rebellisches Mädchen, das um seine Freundin sehr besorgt ist. Sie ist gut ausgearbeitet und vielschichtig. Es macht Spaß, ihr zu folgen, da sie ein bisschen anders ist als gewöhnliche Jugendbuchcharaktere und auch als ihre Freundin Flora. Von Flora bekommt man eigentlich nicht besonders viel mit, da sich bei ihr alles um ihr Innenleben dreht und weniger um das, was um sie herum passiert. Das meiste, was man über sie erfährt, erfährt man von den anderen Figuren im Buch. Normalerweise ist es nicht unbedingt lobenswert, wenn die Person, um die sich die Geschichte eigentlich dreht, die am wenigsten durchleuchtete ist, doch in diesem Fall ist es ein wirklich geschickter Schachzug.

„Tränenengel“ macht der Reihe, in der es erscheint, alle Ehre. Franziska Gehm hat einen ansprechenden, unterhaltsamen Krimi geschrieben, der durch seine Originalität in Aufbau und Handlung besticht.

|Taschenbuch: 286 Seiten
ISBN-13: 978-3423782432|
http://www.dtv-pocket-crime.de

Perry Rhodan – Brennpunkt Andro-Beta (Silber Edition 25)

_Die Handlung:_

|Im Jahr 2402 steht die Entscheidung bevor: Die Terraner stoßen nach Andro-Beta vor, jene Kleingalaxis im Vorfeld der großen Galaxis Andromeda. Dort wollen Perry Rhodan und seine Begleiter jene Gefahr bannen, die der Milchstraße durch die Meister der Insel und ihre Angriffe droht.

Mit seinem Raumschiff, der |CREST II|, unternimmt Perry Rhodan erste Erkundungsflüge in den absolut fremden Raum. Sie stoßen auf einen Moby, ein riesiges Lebewesen, das in der Lage ist, im Leerraum zwischen den Sternen zu existieren. In seinem Innern leben die geheimnisvollen Twonoser – ein Volk mit vielen Facetten.

Während die Terraner noch die ersten Kontakte knüpfen, erkennen die Herrscher über Andromeda, dass Fremde ihren Herrschaftsbereich betreten haben. Sie reagieren sofort – und Perry Rhodan kommt in Kontakt zu einem alten Volk, das er bereits kennt und über dessen Ursprünge er in der Fremde mehr erfährt …|
(Verlagsinfo)

_Das Hörbuch:_

25 Lesungen der „Perry Rhodan“-Silberbände gibt es mittlerweile. Welcher Fan hätte 2002 mit dem Erscheinen von „Die Dritte Macht“ erwartet, dass die Hörbuchversion der Silberbände tatsächlich so lange durchhalten würde?

Dies ist nicht zuletzt der Verdienst von Josef Tratnik, denn Hörbücher und insbesondere Lesungen stehen und fallen mit dem Sprecher. Tratnik erzählt wie immer souverän und enthusiastisch eine spannende Geschichte und klingt dabei wie bei der ersten Silber Edition. Ich habe keine Ermüdungserscheinungen feststellen müssen, denn Tratnik ist immer noch mit dem gleichen Eifer bei der Sache wie schon vor acht Jahren, als die erste Lesung erschien, auch wenn es mir in diesem Silberband im Vergleich zu den Vorgängern zu viel Gerede um die und mit den Mobys und zu wenig Action gab. Aber dafür kann ja der Sprecher nichts.

Der Stammhörer, und davon gibt es offenbar sehr viele, hört an jeder von Tratnik aufgelegten Stimmfarbe sofort, welcher Charakter gerade spricht, noch bevor es die Story verrät. Allein den Telepathen John Marshall liest er exakt so wie Perry Rhodan selber. Autoritär, selbstbewusst, mit kräftiger Stimme und manchmal leicht hektisch. Das könnte zu Verwirrungen führen, aber wenn die beiden aufeinandertreffen, dann verändert Tratnik die Stimme von Marshall leicht.

Gucky verursacht nach wie vor jedem Hörer einen Tinitus, weil der Kermit-Akzent in den Ohren schmerzt, wenn das Hörbuch mit Kopfhörern gehört wird. Hier wäre ein Meter Abstand vom Mikro angenehmer gewesen. Das Gleiche gilt auch für die Vertonung der Umweltangepassten. Diese Charaktere werden von Tratnik wie immer ins Mikro geschrien.

Ansonsten erwartet den Hörer wieder das ganze Spektrum aller Akzente, derer Tratnik mächtig ist, und die gewohnt ruhige und Ich-spreche-jetzt-so-tief-wie-ich-kann-Stimme von Icho Tolot.

Mit Musik und Ambient-Sounds wird mir immer noch zu vorsichtig umgegangen. Zwar ist mittlerweile hörbar mehr Untermalung da (auch wenn es teilweise nur ein nervender Dauerton ist) als noch zu Zeiten der „Dritten Macht“, aber es ist noch reichlich Raum für mehr Beiwerk vorhanden. Hier wünsche ich mir weiterhin eine Angleichung an amerikanische Standards. Bei den Lesungen der neuen amerikanischen „Star Wars“-Hörbücher ist immer etwas zur Geschichte Passendes im Hintergrund zu hören, was das ganze Geschehen wesentlich lebendiger macht.

|Die Bonus-CD und der Bonus-Sprecher|

Da Josef Tratnik nicht den ganzen Tag nur für „Perry Rhodan“ lesen kann und die (zahlungswilligen) Fans nach mehr Hörnachschub drängten, wird die Jubiläums-Geschichte „Helden im Ruhestand“ von Andreas Laurenz Maier gelesen. Diese Novelle, die auf einer Bonus-CD enthalten ist, wurde von Marc. A. Herren geschrieben und soll mit einem Augenzwinkern auf den neuen Plan des Verlages rund um Perry Rhodan hinweisen.

Maier ist den Abonnenten der wöchentlichen Heftlesungen der Erstauflage von „Perry Rhodan“ bereits bekannt und wird ab September im Wechsel mit Tom Jacobs, der ebenfalls zum Stamm der Sprecher der Heftlesungen gehört, einen parallel erscheinenden Silberband-Zyklus vorlesen.

Auch Maiers Leistung als Sprecher ist rundum überzeugend. Im Gegensatz zu Tratnik macht er teilweise längere Sprachpausen und legt ein wenig mehr Schauspiel in seine Darbietung, was der Geschichte einen Hauch mehr Lebendigkeit verleiht als dem Vortrag Tratniks. Dadurch wirkt die Erzählung sehr stimmungsvoll und manchmal auch dramatisch, auch wenn es sich um eine Humoreske handelt.

Auf jeden Fall ist Maier als Sprecher ein Gewinn für das Franchise, und Fans, die ihn von den Heftlesungen noch nicht kennen, brauchen keinen Qualitätsabbruch zu befürchten, nur weil der neue Parallel-Zyklus nicht von Josef Tratnik gelesen wird.

|Die „neuen“ Silber Editionen|

„Das Konzil“ besteht aus sieben Silberbänden, die jeweils in vier Teilen in dreiwöchigem Abstand parallel zu den Tratnik-Lesungen erscheinen sollen. Außerdem wird es diese Lesungen nicht mehr als Audio-CD-Boxen geben, sondern als MP3-Download und, nach Erscheinen des vierten und letzten Teils eines Silberbandes, auch als MP3-CD.

Die künftigen Lesungen mit Josef Tratnik wird es nach wie vor auch als schicke Pappboxen geben, die nebeneinander im Regal ein nettes Bild zeigen, das sich aus den Rändern der einzelnen Schuber zusammensetzt.

_Das Fazit:_

Perry-Rhodan-Hörbuch-Fans greifen hier eh zu und müssen nicht erst überzeugt werden, denn sie wissen mittlerweile, was sie bei einer Tratnik-Lesung erwartet. Die einzige Enttäuschung ist die lange Stille zwischen dem Ende des letzten Tracks und dem ersten von Silber Edition 26, die in drei Monaten erscheint.

Auch die Idee des Verlages, eine Bonus-Geschichte in diese Jubiläumsbox zu packen, wird gut ankommen und dient zeitgleich dazu, Werbung für den im September startenden neuen Parallel-Zyklus zu machen.

Bleibt mir und den anderen Fans nur zu wünschen, dass auch dieser Zyklus mit den „neuen“ Sprechern so gut ankommt und so lange durchhält wie die bereits laufende Serie.

|13 CDs in Papp-Klappbox, einzeln in Papphüllen verpackt
Spieldauer: ca. 14,5 Stunden („Brennpunkt Andro-Beta“) + 1 Stunde („Helden im Ruhestand“)
Gelesen von Josef Tratnik, Bonus-CD gelesen von Andreas Laurenz Maier
Booklet mit Vorwort zum Jubiläum, Cover der Einzelromane und einer Risszeichnung eines Raumschiffs der Twonoser
ISBN-13: 978-3939648796|
[www.einsamedien.de]http://www.einsamedien.de/
[perry-rhodan.net]http://perry-rhodan.net

Frank Borsch – Die Stadt in der Mitte der Welt (Perry Rhodan 2553, Hörbuch)

|In der Milchstraße schreibt man das Jahr 1463 Neuer Galaktischer Zeitrechnung – das entspricht dem Jahr 5050 christlicher Zeitrechnung. Seit über hundert Jahren herrscht Frieden: Die Sternenreiche arbeiten daran, eine gemeinsame Zukunft zu schaffen. Als aber die Terraner auf die sogenannten Polyport-Höfe stoßen, Zeugnisse einer längst vergangenen Zeit, tritt die Frequenz-Monarchie auf den Plan: Sie beansprucht die Macht über jeden Polyport-Hof. Mit Raumschiffen aus Formenergie oder über die Transportkamine der Polyport-Höfe rücken die Vatrox vor, und anfangs scheinen sie kaum aufzuhalten zu sein. Dann aber entdeckt man ihre Achillesferse in ihrer stärksten Waffe: Die Vatrox verfügen mittels ihrer Hibernationswelten über die Möglichkeit der »Wiedergeburt«. Als die Terraner ihnen diese Welten nehmen und die freien Bewusstseine dieses Volkes einfangen, beenden sie die Herrschaft der Frequenz-Monarchie. Allerdings sind damit nicht alle Gefahren beseitigt: Noch immer gibt es Vatrox, darunter den gefährlichen Frequenzfolger Sinnafoch, und mindestens zwei rivalisierende Geisteswesen, die mit dieser fremden Zivilisation zusammenhängen. Sinnafoch hat es mit zwei Begleitern in einen unbekannten Raum und zu einer seltsamen Kultur verschlagen – es ist DIE STADT IN DER MITTE DER WELT …|
(Verlagsinfo)

_Das verkannte Genie_ der D’Tar, F’har, hilft seinen unbekannten Besuchern auf der Suche nach einem Weg, der sie von D’Tarka führen kann. Dabei überwindet er geistig die indoktrinierten Sperren seiner Gesellschaft und schmuggelt Kruuper und Philip in den innersten Kreis der Stadt, wo sie einen Transferkamin zu aktivieren hoffen – eine vergebliche Hoffnung, da er ausschließlich als Einbahnstraße funktioniert.

In seiner Todesmotivation (da von einem anderen Atemgemisch abhängig ist) unternimmt Kruuper im Folgenden einen Trial-and-Error-Marathon an dem Controller, den Sinnafoch in seiner Bewusstlosigkeit nicht bedienen kann. Und tatsächlich: Kruuper findet einen weiteren Transferkamin im Land D’Tarka, in einer Station am Rand der Welt. F’har erklärt sich bereit, die drei Flüchtlinge dorthin zu fahren, doch vor den Mauern der Stadt wartet eine undurchdringliche Barrikade aus den empörten Einwohnern und ihrer Zugmaschinen …

_Wieder liest Renier_ Baaken die Geschichte, der im zweiten Teilzyklus von |Stardust| mit dem Band 2550 den überzeugendsten Beitrag leistete. Auch in diesem zweiten Teil des Doppelromans von Frank Borsch erweist er sich souveräner als sein Vorgänger Michael-Che Koch, so ist zum Beispiel durch die Betonung sehr viel genauer zu hören, wie einzelne Namen gemeint sind. Was der Vorleser natürlich nicht ausgleichen kann, ist der Inhalt des Romans. Zwar liefert Borsch ein solides Stück Arbeit ab, doch die Spannung lässt leider auf sich warten. Zumindest was die Ebene der Gegenwart, das Geschehen um das Trio auf D’Tarka, betrifft.

Hier wird schnell im Hinblick auf die zweite Ebene, Sinnafochs erste Kampfeinsätze, Wiedergeburten und sein Werdegang zum Frequenzfolger, deutlich, dass die D’Tar den Ursprung der Darturka darstellen und Letztere als Zuchtform aus Ersteren hervorgegangen sind. Ein weiteres Verbrechen der Frequenzmonarchie, deren Vorgehensweise jetzt auch dem Neuleser (Hörer) deutlich gemacht wird und die auch an ihren eigenen Mitgliedern und Führerpersonen wie Sinnafoch selbst keine Grenzen kennt.

Zurück zur ersten Ebene: Es wiederholt sich der Wettkampf der beiden Kontrahenten mit ihren Zugmaschinen, wodurch nicht wirklich Spannung erzeugt werden kann. Das Eindringen in die Mitte der Welt hat ebenfalls keinen Erfolg gebracht, was nicht zu erstaunen weiß, da es sonst ein ziemlich kurzer Roman geworden wäre. Sinnafochs Rührseligkeit zum Ende des Romans ist der einzige Überraschungseffekt, denn scheinbar hat ihn die Bewusstlosigkeit der Kontrolle seines „Partners“, des implantierten Kontrolleurs im Gehirn, entrissen, was sicherlich irgendwann zu einem tragischen Tod dieses Antihelden führen wird. In einem Moment, wo er sich völlig von der Beeinflussung löst und der guten Seite anschließt. Reine Spekulation.

Die Vergangenheitsebene: Hier wird durchaus Spannung aufgebaut, da Sinnafoch scheinbar ein völlig anderer Charakter ist, voll Verantwortungsgefühl und nur durch Propaganda fehlgeleitet. Seine Erlebnisse mit Deliachlan sind tragisch geladen, da bereits die Konfrontation mit dem Frequenzfolger Okure und dessen nachwiedergeburtlichem Wandel den Weg andeutet, den diese Freundschaft gehen wird. Überraschend hingegen ist die Erkenntnis, dass dieser Wandel durch einen implantierten Chip oder Ähnliches hervorgerufen wird …

_Die Vergangenheitsebene bietet_ mehr, insgesamt gibt Borsch einen guten Einblick in Sinnafochs Entwicklung und deutet kommende moralische Konflikte an. Zumindest für gute Unterhaltung wird dies eine Basis sein können.

|MP3 Format, 235 Minuten
gelesen von Renier Baaken|
exklusiv erhältlich über den [Perry Rhodan Shop]http://www.perry-rhodan-shop.de/
[EinsAMedien]http://www.einsamedien.de/

Rober Feldhoff – Im Zentrum der Nacht

Im fünften Jahrhundert Neuer Galaktischer Zeitrechnung: Alaska Saedelaere, der Mann mit der Maske, ist mit der Galaktischen Flotte in einer weit entfernten Galaxis unterwegs. An Bord des Trägerraumschiffes BASIS erhält er einen Auftrag von kosmischer Bedeutung.

Die Superintelligenz ES schickt ihn in den Kugelsternhaufen Bormeen. Die dort lebenden Wesen werden von einer ungeheuren Macht bedroht: Unbezwingbare Raumschiffe greifen ihre Welten an und lösen diese buchstäblich auf.

Saedelaere gelingt es dank der Hilfsmittel der Superintelligenz, den Kampf gegen die mysteriöse Macht aufzunehmen. Doch er muss erkennen, dass seine Gegner ihre Pläne schon vor urdenklichen Zeiten geschmiedet haben …
(Verlagsinfo)

In der Galaxis Bormeen landen auf den Industriewelten der Bormeener zwiebelförmige Raumschiffe, die den betroffenen Planeten in einen undurchdringlichen höherdimensionalen Energieschirm hüllen und ihrerseits jegliche höherdimensionale Technik blockieren. Kontaktversuche seitens der Bormeener erwirken keine Reaktion, gewaltsam gibt es kein Mittel gegen diese Schiffe, deren Aggregate nach einer kurzen Frist den Planeten entstofflichen.

In dieser Situation taucht der Terraner Alaska Saedelaere mit dem unmissverständlichen Auftrag der Superintelligenz ES auf, das Problem zu lösen oder bei dieser Mission zu sterben. Alaska hat ES‘ Macht nichts entgegenzusetzen und kann sich der Aufgabe nicht entziehen. Sein einziges Hilfsmittel: Ein Übersetzungsgerät, das ihm die Superintelligenz mit auf den Weg gegeben hat …

Das ist natürlich typisch ES und darum immer wieder gern gewähltes Mittel, eine kleine Gruppe von Handlungsträgern an entlegene Orte zu verfrachten, um dort ohne Unterstützung ein existenzielles Problem zu bewältigen, zu dem die ansässigen Intelligenzen keinen Zugang finden. Meist trifft es Perry Rhodan selbst und kleine Gruppen ausgewählter Partner, oft genug aber auch Einzelgänger wie den einsamen, von Selbstzweifeln zerfressenen Alaska Saedelaere, dessen Name allein bereits eigentlich jeden Schriftsteller abstoßen sollte, Texte über ihn zu schreiben.

Die Planetenromane, deren ursprüngliche Erscheinungsform das Taschenbuch war und die derzeit in günstiger Produktion neu beauflagt werden, dienten den Autoren oftmals, eigene Ideen dem Perryversum hinzuzufügen oder lieb gewonnene Figuren weiter zu entwickeln. Robert Feldhoff, der bis zu seinem Tod zuletzt die Geschicke der Rhodan-Serie leitete, widmete sich im vorliegenden Band Alaska Saedelaere, einer Figur, die in der eigentlichen Serie nie so richtig glücklich ins Rampenlicht gerückt wird, ihre Höhenflüge aber in Planetenromanen und anderen Spin-Offs hat.

Der besprochene Roman ist inhaltlich nicht sehr aufwändig oder umfangreich, fügt dem kosmischen Geheimnis, das die Superintelligenz ES noch immer umgibt, aber ein weiteres Steinchen und Spekulationsgrund hinzu und widmet sich einer Spezies, den sogenannten Molekülverformern, die in der Rhodan-Historie eine immer wieder bedeutende Rolle spielen und für viele kosmische Ereignisse und Geheimnisse wichtig sind. Ob ihr Geheimnis irgendwo in diesem unüberblickbaren Kosmos über vierzigjähriger Geschichte der Serie gelüftet wurde, entzieht sich meiner Kenntnis, doch wirkt allein ihr Auftauchen in diesem Roman wie in jedweder anderen Geschichte allein als Magnet kosmischen Gefühls.

Saedelaere gewinnt eigentlich nicht an Profil, Feldhoff stellt nur erneut seine Unsicherheit, seine Selbstzweifel und seine Todessehnsucht heraus und hinterlässt ihn einmal mehr als tragische Figur, die endlich einen Weg in die persönliche Sicherheit und Geborgenheit hätte finden können, um im letzten Moment durch die grausamen Pläne ES‘ wieder in das ihm vorbestimmte Leben des Außenseiters zurückgerissen zu werden.

Trotz des geringen Umfangs schafft es Feldhoff, die Actionszenen zu dehnen, sich in Wiederholungen von saedelaereschen Überlegungen zu verlieren und im Endeffekt einen Roman abzuliefern, der kaum Handlung besitzt, trotzdem unterhält und mit kosmischem Sense of Wonder aufwartet.

Taschenheft, 161 Seiten
ASIN: B003WAKYWO

Der Autor vergibt: (3.5/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)

Kluver, Cayla – Alera – Geliebter Feind

_Inhalt:_

Das Sensations-Debüt aus den USA!

Während Misstrauen und Rivalität zwei Königreiche in einen Krieg treiben, muss sich Prinzessin Alera entscheiden – für ihr Land, für ihre Freiheit oder für ihren Feind.

Alera ist nicht nur die Thronfolgerin des Königreichs – sie hat auch ihren eigenen Kopf, und ihre Vorstellungen von Freiheit und Gerechtigkeit finden am traditionellen Hof nicht immer Anklang. Das Land blickt dunklen Zeiten entgegen. Die lange währende Feindschaft mit dem Nachbarreich droht in einen Krieg zu münden.

Und als eines Tages der junge Narian aus dem Feindesland an Aleras Hof auftaucht, ändert sich alles: Ist Narian ein Spion, ein Attentäter oder gar ein Freund? Alera erfährt mehr über das Volk, das sie für ihren erbitterten Gegner hielt. Sie erkennt, dass sie sich unweigerlich in Narian verliebt hat – und dass ihre Liebe nicht nur ihr Leben, sondern das Schicksal des ganzen Königreichs aufs Spiel setzt.
(Verlagsinfos)

„Alera geht ihren eigenen Weg – und jeder Leser wird ihrem Charme sofort erliegen.“ – |Booklist|

_Handlungsabriss:_

„Alera – Geliebter Feind“ ist der Auftaktband einer romantischen Fantasy-Trilogie der erst 17-jährigen US-Autorin Cayla Kluver, somit auch ihr Debütwerk und ein beachtliches und stimmungsvolles dazu.

Schauplatz der Saga sind zwei Königreiche, die sich im Krieg befinden: Cokyri und Hytancia. In Hytancia verschwanden vor knapp zwei Jahrzehnten 49 Kinder (Jungen), doch man fand nur 48 Leichen – ein Junge bleibt verschollen. Sein Schicksal ist seither ungewiss. Den Sagen nach hatte der erste König von Hytancia, um sein neues Reich zu schützen, seinen kleinen Sohn getötet und mit dessen Blut die Grenzen des Reiches benetzt.

Am Ende des Krieges zwischen den beiden Reichen kommt Alera, die Kronprinzessin Hytancias, zur Welt. Sie erzählt ihre Geschichte, die ihrer Welt und ihrer Liebe. Die Handlung beginnt in ihrem 16. und auf der Schwelle zu ihrem 17. Lebensjahr. Alera wächst gut behütet mit Miranna, ihrer 15-jährigen Schwester auf. Umsorgt von ihrem Vater, König Adrik, und ihrer Mutter, Lady Elissia, der Dienerschaft des Hofes und London, ihrem persönlichen Leibwächter (silberne Locken, indigofarbene Augen).

Einziger Wermutstropfen für Alera ist, ihr Vater möchte sie mit dem eitlen, selbstgefälligen, jungen Lord Steldor verheiraten, den er sich neben seiner Tochter auf dem Thron wünscht. Denn es ist Tradition, dass die Thronerbin mit 18 Jahren heiratet und ihr Mann der nächste König wird. Doch Steldor (20 Jahre, charmant, klug, gutaussehend, aber ein aufgeblasener Wichtigtuer) ist Alera unsympathisch, seine Gegenwart und Arroganz verursacht ihr Übelkeit, seine Annäherungsversuche Ekel.

Am 10. Mai, Aleras 17. Geburtstag, verlässt sie während der Feierlichkeit den Festsaal und stößt im Garten des Anwesens auf einen Eindringling – dem ersten Cokyrier, dem sie in ihrem Leben gegenübersteht. Eine weitere Person aus dem Feindesland wird in Gewahrsam genommen: Nantilam, die Hohepriesterin und Schwester des Königs von Cokyri, dem Overlord, der als schrecklicher, bösartiger Kriegsherr gilt.

Erstmals hört Alea, dass in Cokyri Frauen mehr gelten als Männer und das Reich führen. Nantilam (umwerfend schön, grünäugig, kinnlanges dunkelrotes Haar, goldfarbener Teint, schwarz gekleidet) wird von Aleras Vater in den Kerker gebracht. Alera bemerkt, dass London nachts nicht in seinem Bett liegt, und am nächsten Tag ist die gefangene Hohepriesterin aus dem Verlies verschwunden. Hat London ihr zur Flucht verholfen? Alera behält ihre Beobachtung und Zweifel für sich, trifft sich erneut mit Steldor, um diesen über den Ausbruch der Gefangenen auszuhorchen, und auch er vertritt die naheliegende Meinung, dass es einen Verräter am Hof geben muss.

Alera spricht danach mit ihrer Mutter und erfährt, dass London fast zehn Monate lang Gefangener der Cokyrier war und daher am meisten über sie weiß. Er ist auch der Einzige, der eine Gefangenschaft bei den Cokyriern überlebt hat, und hat lange gebraucht, das dort Erlebte zu verwinden. Alera fasst sich ein Herz und weiht ihren Vater darin ein, dass London in jener Nacht, als die Gefangene entkam, nicht in seinem Bett und auf seinem Posten (über ihre Sicherheit zu wachen) war.

London wird als möglicher Verräter vom Dienst suspendiert und vom Hofe verbannt – tief enttäuscht, dass Alera ihn verraten und nicht zuerst das Gespräch mit ihm gesucht hat und er überhaupt des Verrats verdächtigt wird. Alera plagt längst das schlechte Gewissen und sie vermisst ihren langjährigen Leibwächter, zu dem sie ein enges freundschaftliches Verhältnis pflegte.

Auf der Teeparty anlässlich des 16. Geburtstags von Miranna schwärmen alle Freundinnen der beiden Schwestern von Steldor, doch Alera nimmt erstaunt wahr, dass die Freundinnen der Ansicht sind, Steldor mache ihr nicht nur Avancen, weil er nach dem Thron schielt, sondern weil er auch an ihr Gefallen gefunden hat. Dann wird ein weiterer Cokyrier gefangen genommen – mit Londons Hilfe: Narian, über den sich die Gerüchte schnell mehren – vor allem, dass er sehr attraktiv sei.

Alera soll ihr erstes Fest selbst ausrichten, dabei will sie sich nach einem potentiellen Ehemann umsehen, um nicht Steldor heiraten zu müssen – und fortan begegnet ihr auch ständig Narian. Er lehrt Alera Selbstverteidigung und die beiden kommen sich näher, eifersüchtig von Steldor beäugt. Und es geschieht, was der Titel vermuten ließ; Alera verliebt sich in Narian, der sich als der eine von den Cokyriern entführte Junge, dessen Leiche nie gefunden wurde, entpuppt. So sehr sich Alera zu Narian hingezogen fühlt, so sehr stößt sie Steldors Verhalten und Gegenwart ab. Als ihr Vater auf eine Heirat mit Steldor drängt, gesteht ihm Alera, dass sie Narian liebt und ihn heiraten möchte – und stößt auf rigorose Ablehnung bei ihrem Vater.

Auch London warnt sie vor Narian und davor, dass er nicht der sei, der er zu sein vorgebe. Er erzählt ihr die Legende vom blutenden Mond, in der es heißt, dass Hytancia von einem seiner eigenen Söhne besiegt werden kann, der das Zeichen des blutenden Mondes trägt. London vermutet, dass es sich um Narian handelt. Doch Alera hat ein solches Zeichen auch an Steldors Arm entdeckt. Sie spricht Narian, darauf an, der ihr jedoch versichert nur nach Hytancia gekommen zu sein, um mehr über seine wahre Herkunft und Familie zu erfahren. Dann bittet die Hohepriestern von Cokyri um eine Audienz bei der königlichen Familie und verlangt die Auslieferung von Narian. Doch dieser verschwindet bei einem Überfall, bei dem London schwer verletzt wird …

Viele Fragen stellen sich nun:

Wird Alera Narian wiedersehen?
Hat die Liebe von Alera und Narian dank ihrer verfeindeten Völker eine Chance?
Was wird aus Steldor, der weiter um sie anhält, und der die Wahl von Aleras Vater ist, der Narian als neuen König des Landes ablehnt?
Auf welcher Seite steht Narian wirklich? Auf der seines Blutes, seiner Herkunft oder jener der Cokyrier, die er zu schätzen gelernt hat und von denen er großgezogen und ausgebildet wurde?
Wer ist in den Turbulenzen Freund, wer Feind?
Wird London den Überfall überleben?
Was hat es mit dem Silberring auf sich, den London trägt, und der einst dem Overlord gehört haben soll?

_Meine Meinung:_

Die junge Autorin schildert feinfühlig und intensiv das Leben und die Personen am Königshof, mit sehr viel Liebe zum Detail, jedoch ohne adjektivlastig zu sein. Die Handlung ist packend geschrieben, voller Emotionen – aber niemals kitschig oder schmalzig. Der Band erinnert vom Duktus her an die [„Tamír Triad“-Trilogie]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6106 von Lynn Flewelling (in Deutscher Erstveröffentlichung bei |Otherworld| erschienen). Cayla Kluver lässt damit mehr als nur Potential erkennen, der großen Kollegin nacheifern zu können.

Eines verbindet die beiden Autorinnen jetzt schon: die zarte Melancholie, die zwischen den Zeilen schwingt und den Leser seicht umschwebt, ohne dabei den oft schnellen Rhythmus des Lebens von Alera sprachlich zu vernachlässigen. Amüsant sind so zum Beispiel zu Anfang des Buches die fast koketten Wortwechsel und Szenen zwischen Alera und London. Überhaupt, ist das Buch so flüssig geschrieben, dass man die 553 Seiten in Rekordzeit liest, da man „Alera – Geliebter Feind“ nicht mehr aus der Hand legen möchte. Respekt an eine junge Autorin für einen solchen Debütroman!

Auch die Aufmachung des Werkes weiß zu überzeugen: edle Hardcoverausgabe mit ALERAs Antlitz auf dem Schutzumschlag, Papier und Satz sind erstklassig.

_Fazit:_

Für alle, die romantische Fantasy jenseits der Schmonzette lieben, und für jene, die der Schlachtgemetzel-Fantasy überdrüssig sind – aber auch generell für alle Liebhaber des feinen Lesegenusses absolut empfehlenswert. Grandioser Debütroman einer Jungautorin, von der man sicher (und hoffentlich) noch viel lesen wird.

|Gebunden: 560 Seiten
Originaltitel: Legacy (2009)
Aus dem Amerikanischen von Henriette Zeltner
Titelfoto von Melanie Delon/Repr. by Norma
Titelgestaltung von Guter Punkt, München
ISBN-13: 9783492702164|
[www.piper-fantasy.de]http://www.piper-fantasy.de
[www.caylakluver.com]http://www.caylakluver.com

Anthony Gilbert – Begegnung in der Nacht

Ein flüchtiger Sträfling gerät unter Mordverdacht. Nur sein Anwalt hält ihn für unschuldig. Seine Ermittlungen veranlassen den wahren Täter zu drastischen Vertuschungs-Maßnahmen … – Spätes und altmodisches aber klassisches Exemplar eines britischen „Whodunit“-Krimis; der Plot ist robust konstruiert und wird langsam aber logisch umgesetzt, die Figuren sind genretypisch profilstark, die Klischees unaufdringlich: solide Lektüre-Kost für die Freunde des Rätsel-Krimis. Anthony Gilbert – Begegnung in der Nacht weiterlesen

Ward, J. R. – Ankunft, Die (Fallen Angels 1)

_|Fallen Angels|:_
Band 1: „Die Ankunft“
Band 2: „Crave“ (erscheint auf Englisch am 05.10.2010, eine deutsche Übersetzung ist bislang nicht angekündigt)

_Es ist schon paradox_: Einerseits ist das Verlangen nach neuen Werken von Bestseller-Autorin J. R. Ward unheimlich groß, andererseits kann man sich kaum vorstellen, dass die gute Dame ihre mehrfach gekrönte „Black Dagger“-Reihe in irgendeiner Form überhaupt erreichen, geschweige denn übertreffen könnte. Ward alias Jessica Rowley Pell Bird hat das Experiment dennoch gewagt und mit „Fallen Angels“ eine neue Serie ins Leben gerufen, die sich ebenfalls mit der düsteren Fantasy beschäftigt und themenspezifisch nicht weit von ihrer Erfolgsreihe entfernt ist.

Darüber hinaus hat sich die Autorin dabei auch das Recht vorbehalten, einige Elemente aus „Black Dagger“ direkt zu übernehmen und diverse Quertendenzen transparent zu machen, um auch die Insider für ihr Durchhaltevermögen zu belohnen. „Fallen Angels“ deshalb aber lediglich als Nebenprodukt abzustufen, wäre fatal, da der neue Plot völlig eigenständig ist und auch die teils bekannten Nebendarsteller keinen größeren Einfluss auf den Verlauf der Handlung nehmen können. Doch kann „Fallen Angel“ seinem erfolgreichen Vorgänger überhaupt das Wasser reichen?

_Story:_

Jim Heron hat sein Leben mit Ach und Krach in den Griff bekommen; die finstere Vergangenheit ist überwunden und der solide Job an der Baustelle sein Basis-Standbein, welches ein erneutes Abrutschen in zwielichtige Gefilde verhindern soll. Als Heron jedoch eines Tages einen folgenschweren Unfall erleidet, scheint die neu gewonnene Hoffnung ein für allemal passé zu sein. Doch im Jenseits ereilt ihn das Schicksal zum ersten Mal von der positiven Seite.

Heron bekommt eine weitere Chance, jedoch zu einem beträchtlichen Preis. Es muss ihm gelingen, in kürzester Zeit sieben bestimmte Seelen zu retten und damit die Schlacht zwischen den himmlischen Mächten und denen des Jenseits als Lastenträger für die gute Seite zu entscheiden. Und es kommt noch dicker: Ausgerechnet sein zwielichtiger Boss Vin diPietro ist die erste Person, deren Seele für die Errettung infrage kommt.

Heron hegt nur wenig Hoffnung, dass sein Auftrag hier Erfolg haben kann, lernt diPietro dann jedoch von einer ganz anderen Seite kennen. Dessen ekstatischer Kampf für die Liebe seines Lebens und die Charakter-Qualitäten, die man dem schwerreichen Bauunternehmer absolut nicht zuschreiben würde, überzeugen Jim von seiner Aufgabe. Doch während er dem ersten Seelenpfand hinterherjagt, schmieden die Mächte der düsteren Seite bereits ihre intriganten Pläne. Und im Gegensatz zu Heron wissen sie ganz genau, mit welchen Mitteln sie an ihr finsteres Ziel kommen …

_Persönlicher Eindruck:_

Viele Parallelen, aber letzten Endes ein eigenständiger Plot. Der unvermeidbare Vergleich sollte von Beginn an für alle Ward-Fans zufriedenstellend ausfallen, da sich die Autorin kaum wiederholt, die Stärken des Vorgängers aber in vielen Passagen des neuen Auftaktbandes unterzubringen weiß. „Die Ankunft“ stützt sich auf den atmosphärischen Highlights aus „Black Dagger“, geht aber inhaltlich einen anderen, insgesamt weitaus straighteren Weg, was den Spannungsaufbau betrifft.

Statt nämlich über viele Episoden einen großen Komplex zu erstellen, legt sie die Karten in „Fallen Angels“ schon in der ersten Ausgabe auf den Tisch. Man durchschaut in groben Zügen, in welche Richtung sich der Plot entwickelt und welche Rolle die Protagonisten hierbei spielen können. Ward arbeitet schlichtweg mit mehr Transparenz und lässt dem Leser stets das Gefühl, den nächsten Schritt bereits erahnen zu können. Dennoch leidet die Spannung darunter selten, weil die entscheidenden Passagen immer noch jenes Überraschungsmoment aufweisen, welches man bereits aus besagtem Vorgängermodell kennt. Und genau damit reißt die Autorin auch heuer wieder ihr vertrautes Publikum mit.

Anderseits ist es schon erstaunlich, wie schwer sie sich gerade zu Beginn damit tut, die Story gebührend einzuführen und bei der Vorstellung ihrer Figuren auf den Punkt zu kommen. Ward inszeniert ein Verwirrspiel, dessen Ausmaß im Hinblick auf den gesamten Auftakt übertrieben wirkt und am Ende in dieser Form auch nicht mehr so recht nachzuvollziehen ist. Zwar erweckt die lang gestreckte Einleitung nicht das Gefühl, dass hier Prioritäten verschoben wurden bzw. Platz verschenkt wurde, der später fehlt, doch wünscht man sich ab und an eine kompaktere Vorgehensweise, mit deren Hilfe man schneller in die Handlung hineinkommen könnte. Diesen Vorzug gewährt Ward ihren Lesern indes nicht.

In der Gesamtübersicht ist dieser Umstand jedoch wieder zu vernachlässigen, weil die Geschichte, einmal in Fahrt gekommen, zu überzeugen weiß und auch Blickwinkel entwickelt, die in „Black Dagger“ nicht so deutlich hervorgehoben wurden. So zum Beispiel ist der Action-Anteil in der neuen Serie ungleich größer, das Tempo entsprechend höher, die Komplexität schließlich nicht ganz so stark ausgeprägt. Außerdem ist das vielzitierte Vampir-Thema nur ein Nebenschauplatz, welcher hier von der Engel-Thematik abgelöst wird, die der Story schließlich ihren Charakter verleiht und in der oberflächlichen Betrachtung das Handlungskonzept weitestgehend beschreibt. Und in diesem Zusammenhang ist die Umsetzung der Geschichte mit wachsender Dauer immer stärker, bis man sich zum Ende von „Die Ankunft“ endlich heimisch fühlt und in der vertrauten Umgebung, nämlich Wards Stilistik, die Überzeugung gewinnt, an der man nach den ersten Episoden dieses Debüts durchaus noch zweifelte.

„Fallen Angels“ mag zwar keine leichte Sache sein, im Gegenteil sogar eher eine Herausforderung, die an den erschwerten Vorbedingungen gemessen wird, aber schlussendlich doch ein lohnenswertes Werk, welches Wards Extravaganz zumindest schon einmal andeutet. Wenn auf die Pflicht nun in einer der noch folgenden Ausgaben auch die Kür folgt, wird man die Einstiegsprobleme sicher auch schnell wieder vergessen können. Bis dahin sei gesagt, dass „Der Ankunft“ ein lesenswerter, aber definitiv noch nicht überragender Fantasy-Roman mit bodenständigem Backing ist.

|Taschenbuch: 592 Seiten
Originaltitel: Covet (Fallen Angels 1) (2009)
ISBN-13: 978-3453266643|
[www.randomhouse.de/heyne]http://www.randomhouse.de/heyne

_Die |Black Dagger|-Reihe:_

(Die englischen Originale sind in jeweils zwei deutsche Bücher aufgeteilt worden.)

01 [„Nachtjagd (1/2)“ 5283
02 [„Blutopfer (2/2)“ 5301
03 [„Ewige Liebe (1/2)“ 5358
04 [„Bruderkrieg (2/2)“ 5565
05 [„Mondspur (1/2)“ 5582
06 „Dunkles Erwachen (2/2)“
07 „Menschenkind (1/2)“
08 „Vampirherz (2/2)“
09 „Seelenjäger(1/2)“
10 [„Todesfluch (2/2)“ 6376
11 [„Blutlinien (1/2)“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6381
12 [„Vampirträume (2/2)“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6380
13 „Die Bruderschaft der Black Dagger: Ein Führer durch die Welt von J.R. Ward’s BLACK DAGGER“
14 „Racheengel (1/2)“
15 „Blinder König (2/2)“ (August 2010)
16 „Vampirseele (1/2)“ (November 2010)
17 „Mondschwur (2/2)“ (Februar 2011)

Hurwitz, Gregg – Meute, Die

„Die Scharfrichter“, „Die Sekte“ und „Blackout“ von Gregg Hurwitz – alle erschienen im |Knaur|-Verlag – waren bereits erfolgreiche Spannungsgaranten. Nun legt der amerikanische Autor mit seinem dritten Band um US Marshal Tim Rackley nach.

In „Die Scharfrichter“ verloren Tim und seine Frau Dray Rackley durch einen Mord ihre erst sechsjährige Tochter. Um sich bei dem Mörder seiner Tochter zu rächen, riskierte der mustergültige Polizist fast alles, und seine Karriere drohte zu kollabieren, nachdem er auf unbestimmte Zeit suspendiert wurde. Einige Monate später wird Rackley in „Die Sekte“ eingeschleust, um eine prominente Tochter aus deren Fängen zu befreien. Es gelingt Rackley, und so gewinnt er seinen beruflichen Status als Marshal wieder und tritt wieder in Amt und Würden.

_Inhalt_

Timothy und Andrea Rackley haben die Stürme ihres Lebens überlebt und ordnen ihr Leben im Grunde neu. Dray ist schwanger, und natürlich freuen sich die Rackleys über den Familienzuwachs, der zwar die Lücke ihrer ermordeten Tochter nicht zu Gänze schließen kann, aber doch zum Mittelpunkt ihres Lebens werden soll.

Als bei einem Gefangenentransport die beiden Schwerverbrecher und führenden Angehörigen einer berüchtigten Motorradgang mit Waffengewalt befreit und zwei US Marshals brutal ermordet werden, übernimmt Tim Rackley diesen Fall und die Fahndung nach den beiden Flüchtenden.

Die Ermittlungen sind nicht einfach. Wie es oft der Fall ist, bilden die Mitglieder der Motorradgang eine in sich verschworene Gemeinschaft. Ein Verrat an einem ihrer „Brüder“ wäre gleichbedeutend mit einem Todesurteil, so dass Rackley jedenfalls auf diesem Wege in eine Sackgasse gerät.

Als Dray, die ebenfalls Polizistin ist, bei einer Verkehrskontrolle der Motrradgang gegenübertritt, eskaliert die Situation und die schwangere Frau wird durch den Schuss einer Schrotflinte lebensgefährlich verletzt.

Im Krankenhaus gelingt es den Ärzten zwar, die schwerverletze Dray zu stabilisieren, doch im Koma liegend, ist sie noch lange nicht gerettet. Ihr Mann eilt ins Krankenhaus und muss sich beherrschen, nicht erneut Selbstjustiz zu üben und die Täter einfach über den Haufen zu schießen. Doch der „Troubleshooter“, wie er nun auch genannt wird, hat sich im Griff und geht mit noch mehr Ehrgeiz an die Suche nach den Tätern. Persönlich involviert, wird Rackley zum größten Fluch der Gang, und auch wenn die Fahndung im Rahmen der Gesetzgebung bleiben soll – im Krieg und in der Liebe ist alles erlaubt …

Im Zuge der Ermittlungen wird Rackley klar, dass die kriminellen Geschäfte weit über die üblichen Geschäftszweige hinausgehen und der eigentliche Drahtzieher ganz woanders zu suchen ist als vermutet …

_Kritik_

„Die Meute“ von Gregg Hurwitz ist trotz der Spannung, die durchaus aufkommt, der schwächste Roman aus der bisherigen Reihe um Marshal Tim Rackley. Trotz eines verhältnismäßig konstanten Spannungsbogens gibt es hier keine Überraschungen oder Abwechslungen, die die Story inhaltlich vorantreiben.

Gregg Hurwitz Stil ist unverändert. Wie immer paart er das persönliche Schicksal Rackleys mit dem Verbrechen und schafft so den Plot für seine Story. Im ersten Roman „Die Scharfrichter“ war das noch absolut nachvollziehbar, und auch in „Die Sekte“ wurde das Leben der Rackleys sauber einarbeitet. Nun aber grenzt diese Überlappung ein wenig an Übertreibung. Auch wenn man mit dem Autor und seiner Rackley-Reihe noch nicht vertraut ist, so wird der Leser doch nach wenigen Kapiteln erkennen, welchen Weg die Protagonisten gehen werden.

Tim Rackley ist Kriegsveteran, ein erfolgreicher und erfahrener Polizist, ein liebender Familienvater und sensibler Ehemann. Sicherlich hat er in der Vergangenheit über die Stränge geschlagen, indem er das Gesetzt selbst in die Hand nahm, um Staatsanwalt, Richter und Vollstrecker in einer Person zu sein, doch hier trägt er wieder eine blütenweiße und gestärkte Weste. Versetzt man sich in seine Person, so ist diese trotz oder gerade wegen all der positiven Attribute sehr schwer greifbar. Rackley handelt wie ein komplexes Uhrwerk, auch wenn seine schwangere und angeschossene Frau im Koma liegt – nach all den Schicksalsschlägen vielleicht etwas an der Realität vorbei. Nun gut, es handelt sich ja auch nur um einen Roman …

Das Klischee, alle Motorradgangs wären kriminell, wird hier bestens bedient. Tendenziell mag es ja vielleicht so sein, aber auch hier übertreibt es der Autor mit seiner schriftstellerischen Freiheit. Ein gezielter Angriff auf die Polizei? Nun ja … damit macht man sich mächtige Feinde, und für das „Geschäft“ ist es mit hoher Wahrscheinlichkeit auch nicht verkaufsfördernd.

Es gibt nur wenige Nebenschauplätze, alles konzentriert sich voll und ganz auf die Biker. Damit fehlt dem Roman ein wenig die Atmosphäre, denn trotz der konstant plätschernden Spannung geschieht eigentlich nicht viel. Alles ist an seinem Platz, alles kommt, wie es kommen muss – nicht mehr, nicht weniger. Wie auch in den anderen Romanen des Autors, gibt es als Zugabe ein paar nette Schießereien, allerdings auch ein paar Momente des Grauens, denn zimperlich springen die Biker-Burschen mit ihren Opfern nicht unbedingt um.

Besonders enttäuschend empfand ich dann aber das Ende des Romans. Hier wäre ein negatives Ende für die Figur und die Entwicklung Tim Rackleys vorteilhafter gewesen, denn sicherlich geht es bald in die nächste Runde und ich bin durchaus gespannt darauf, wie Gregg Hurwitz dann das Schicksal seiner Hauptfigur in Szene setzt. Ein gebrochener, zutiefst verletzter Charakter wie Rackley mit seinen zugleich positiven Eigenschaften – das hätte großartiges Potenzial gehabt.

Völlig überflüssig ist das zugrunde liegende Motiv der Biker für ihre Untaten. Damit meine ich das Geschäft mit den eigentlichen Drahtziehern, die – wie kann es auch anders sein – übertrieben gut in die aktuelle politische Lage der USA hineinpassen.

_Fazit_

„Die Meute“ von Gregg Hurzwitz ist ein solider Thriller, der „Erstleser“ des Autors durchaus überzeugen wird. „Alte“ Leser, die die Rackleys schon aus den beiden vorhergehenden Teilen kennen, werden hingegen etwas ernüchtert sein. Das Tempo ist ein wenig gedrosselt, und ich hoffe doch sehr, dass der Autor in seinem nächsten Roman um US Marshal Tim Rackley wieder mehr an Fahrt gewinnt.

_Der Autor_

Gregg Hurwitz, geboren 1973, studierte Englisch und Psychologie an der Harvard University sowie in Oxford (GB). Mit seinen Thrillern um US Marshal Tim Rackley („Die Scharfrichter“, „Die Sekte“, „Die Meute“) sowie dem Stand-alone „Blackout“ gelang ihm in den USA und Großbritannien der Durchbruch als Spannungsautor. Er lebt in Los Angeles. (Verlagsinfo)

|Originaltitel: Troubleshooter
Übersetzung von Wibke Kuhn
473 Seiten, broschiert
ISBN-13: 978-3426636923|

Homepage


http://www.droemer-knaur.de

_Gregg Hurwitz auf |Buchwurm.info|:_

[„Die Scharfrichter“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3295
[„Die Sekte“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4403
[„Blackout“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5400

Clark, Simon – Vampyrrhic

_Das geschieht:_

Leppington ist eine kleine Hafenstadt im nördlichen Yorkshire. Sie ist im Niedergang begriffen, nur die gewaltigen Schlachthöfe sorgen noch für Arbeit – und viel Blut, das scheinbar direkt in die Kanalisation geleitet wird. Dies ist Leppingtons seltsamer Geschichte geschuldet, die Dr. David Leppington, ein Nachfahre des Stadtgründers, von seinem Großonkel George erfährt, als er, der den Ort schon als Kind verlassen hat, zurückkehrt, um sich eventuell als Arzt in ’seiner‘ Stadt niederzulassen.

Nach George Leppington schloss vor tausend Jahren der Donnergott Thor einen Pakt mit dem ersten Leppington. In jenen frühen Tagen des Christentums sah Thor den Untergang der nordischen Götter bereits vorher. Um Einhalt zu gebieten, schuf er eine Armee untoter, vampirischer Krieger, die in großen Höhlen und Kavernen unter der Stadt darauf warteten, von einem Leppington in den Kampf geführt zu werden. Doch der Pakt wurde einseitig aufgekündigt. Seither lauern die Vampire unter der später entstandenen Stadt, und die Leppingtons hüten sie, wobei schwere Gitter nützlich sind.

Ausgerechnet der alte George beschließt, Thors Forderung endlich zu erfüllen. Er lässt die Vampire frei, die in Leppington das oberirdische Blutsaugen üben, bevor sie später in die Welt hinausziehen. David versucht verzweifelt, den Kreaturen Einhalt zu gebieten. An seiner Seite stehen Electra Charmwood, Inhaberin eines alten Hotels, ihre Angestellte Bernice Mochardi und der Vagabund Jack Black – ein Quartett, das sich aus Wiedergeburten jener mittelalterlichen Männer und Frauen rekrutiert, die einst für das Ende des Paktes verantwortlich waren.

Während Leppingtons ahnungslose Bürgerschaft sich nach und nach in Untote verwandelt, versuchen diese vier Personen, die Ausbreitung der Vampir-Seuche zu stoppen. Doch wie bekämpft man Kreaturen, die einerseits nicht mehr sterben können, während sie andererseits die durch Buch und Film bekannten Methoden zur Vampir-Abwehr kaltlächelnd ignorieren …?

_Tod, Blut plus Sex = echte Vampire!_

Der erwachsene Freund zumal der klassischen Phantastik hat in den ersten Jahren des noch jungen 21. Jahrhunderts Grund zur Klage. So viele Archetypen zählt der Horror nicht, dass er auf eine prägende Gestalt wie den Vampir verzichten könnte. Aber den stolzen Blutsauger scheint es dahingerafft zu haben; er wurde nicht gepfählt, sondern meyerisiert. Ein grässliches Schicksal, denn ausgerechnet DAS klassische Symbol für wilden, aller Gesetze und Regeln enthobenen Sex wurde seines Beißtriebs beraubt (= kastriert) und zum platonischen Minne-Kasper für die Maid, die sich (noch) nicht traut, herabgewürdigt.

Diese horromantische Demütigung wird der Vampir hoffentlich bald überstanden haben und zur alten Form zurückkehren. Bis es soweit ist, müssen seine wahren Anhänger mit ihm in der Grusel-Diaspora schmachten oder sich mit unbekanntem Stoff aus besseren, alten Zeiten über die Dürre trösten. „Vampyrrhic“ erschien bereits 1998, als sowohl Edward als auch Bella sowie ihre doppelt untoten Klone noch so undenkbar waren wie die aktuelle Gesundheitsreform oder die Ölpest im Golf von Mexiko.

Simon Clark ging damals einen eigenen Weg; ’seine‘ Blutsauger sind keine vornehm in samtgefütterte Capes gewandete Aristokraten, sondern eine gänzlich unattraktive Mischung aus Vampir und Zombie. Sie benehmen sich so schlecht wie sie aussehen, und sie sind viel zu dumm, um sich Gedanken über ihr unerfülltes, untotes Dasein zu machen, sich deshalb zu grämen oder gar auf Erlösung zu hoffen.

In einem Punkt sind sie allerdings klassisch geblieben: Sie definieren sich über das Blut bzw. die Gier danach. Clarks Vampire können sich tarnen und quasi einen Liebeszauber über ihre Opfer werfen, der jedoch wie der Duft der Venusfliegenfalle oder die bunte Schönheit des Fliegenpilzes reines Mittel zum Zweck ist. Dahinter lauert die unkontrollierbare Gier, weshalb diese Vampire wie wilde Hunde hinter massiven Gittern und Türen eingesperrt wurden. Auf den Zeitpunkt ihrer Freilassung haben sie keinen Einfluss: Der Vampir degeneriert zum gelenkten Kollektiv, das als Waffe instrumentalisiert wird.

|Böse Meister und verdammte Helden|

Solche Blutsauger taugen nur als Scheusale, die einen grässlichen (aber vom Verfasser detailfroh ausgemalten) Tod bringen bzw. selbst ein scheußliches Ende finden. Damit sind sie ungeeignet als böse Widersacher, weshalb Clark eine Art Über-Vampir postuliert, der das Denken übernimmt. Logischerweise übernehmen jene Blutsauger diesen Job, die erst jüngst zu Untoten wurden. Sie sind im Gegensatz zu den im Untergrund von Leppington hausenden Dumm-Vampiren mit den Verhältnissen der Gegenwart vertraut und daher fähig, den doch reichlich angestaubten Plan zur Vernichtung des Christentums durch eine zwar ebenso menschenfeindliche aber zeitgemäße Schurkerei zu ersetzen.

Deshalb sind es primär diese ‚modernen‘ Vampire, die unseren menschlichen Helden die echten Probleme verursachen. Wie es sich gehört sowie die Spannung schürt, sind sie eigentlich hoffnungslos in der Minderzahl. Außerdem bilden sie einen bunten, zur Rettung der Welt faktisch untauglichen Haufen. Deshalb dauert es viele Seiten, bis sie ihre Mission begreifen, akzeptieren und in die Tat umsetzen. Diese Zeit ist auch deshalb erforderlich, weil sich die vier Kämpfer gegen das Böse erst einmal finden und zusammenraufen müssen.

Wie einst Abraham van Helsing stellt Clark einen Arzt in den Mittelpunkt des Geschehens. Allerdings ist Dr. David Leppington ein Mann der Gegenwart sowie Wissenschaftler und deshalb zunächst gänzlich unwillig, an Vampire zu glauben. Ihm wird deshalb ein echter Krieger zur Seite gestellt.

Mit Jack Black gelang Clark die sicherlich beste Figur dieses Romans. Bereits der Name ist ein gelungener Insider-Scherz: „Jack Black“ war ein Rattenfänger, der im London der 1850er Jahre nach Ungeziefer jagte. ‚Unser‘ Jack Black setzt die Vampire von Leppington mit Ratten gleich. Dass er einer der ‚Guten‘ ist, vermag Clark gut zu verbergen, denn er wird wie ein Bösewicht eingeführt. Erst allmählich und für den Leser überraschend schält sich seine wahre Rolle heraus.

Wesentlich prosaischer sind dagegen die beiden weiblichen Hauptrollen gezeichnet, obwohl Clark sich alle Mühe gab, Electra Charmwood und Bernice Mochardi ein wenig Normabweichung einzuhauchen. Letztlich beschränkt sich der Verfasser dabei auf Klischees. Electra ist allzu dramatisch, und Bernice wird zum Weibchen in Not, für das sich der zauderliche Leppington mannhaft den Blutsaugern stellt.

|Mancher Plan erledigt sich (von) selbst|

Sowie Götter als auch Untote haben ein gänzlich anderes Verständnis vom Wesen und dem Verstreichen der Zeit, weshalb für sie die Einleitung von Ragnarök weiterhin aktuell ist. Nur wenn man sich diese Tatsache vor Augen führt, ist es möglich, sich mit der Idee einer donnergöttlichen Vergeltungsmaßnahme durch Vampire wenigstens halbwegs anzufreunden. Die überzeugende Rekonstruktion einer Zeit, in der nordische Götter über die Erde wandelten, übersteigt Clarks Fähigkeit eindeutig. Als Leser kann man sich ein Grinsen nicht verkneifen, zumal die ‚Logik‘ in Thors Racheplan sich wohl nur seinem Schöpfer erschließt. Selbst im Mittelalter wäre dieses Heer der grenzdebilen Untoten mit der Vernichtung der Menschheit definitiv überfordert gewesen. Tausend Jahre später wirkt dieses Vorhaben erst recht lächerlich. Nicht grundlos beschloss Stephen King, ’seine‘ Vampire in „Salem’s Lot“ (dt. „Brennen muss Salem“) auf entsprechende Ambitionen verzichten zu lassen. Sie beschränkten sich darauf, ein Territorium zu schaffen, in dem sie unbemerkt von einer Menschenwelt ‚leben‘ konnten, die sie ansonsten problemlos vernichten könnte.

Genau dies würde den Vampiren blühen, sollten sie Leppington verlassen. Nur im Untergrund konnten sie überdauern. Dass sie sich plötzlich in apokalyptische Zerstörer verwandeln sollen, will man Clark beim besten Willen nicht abnehmen. In der Tat scheint ihm diese Drohung nur als spannungsförderlicher Vorwand zu dienen. Die Handlung verlässt Leppington niemals, und selbst dort bemerken die meisten Bürger nicht einmal, dass Blutsauger durch die Straßen gaukeln.

Diese vage Bedrohlichkeit spiegelt sich in der wenig stringenten Entwicklung der Handlung wider. „Vampyrrhic“ ist hervorragend in den ersten beiden Romandritteln. Clark geizt nicht mit blutigen Effekten, vermag aber dennoch eine sich steigernde Atmosphäre der Angst zu entfachen. Als die finale Konfrontation zwischen Gut und Böse ansteht, fällt ihm freilich nur ein, die Helden mit Kettensägen auszustatten, als sie den Vampiren in die Höhlen unter Leppington folgen. Dort wird gesäbelt und geschnetzelt, bis sich Vampire und Vampirjäger unter einer Schicht aus Schmutz, Blut- und Fleischfetzen nicht mehr unterscheiden lassen.

|Parforceritt statt Meisterwerk|

Die Auflösung der Handlung ist weder originell noch wirklich entschlossen; sie lässt Raum für ein Wiederauftauchen der Vampire, und tatsächlich kehrten sie 2003 und 2009 in zwei Fortsetzungen zurück. „Vampyrrhic“ ist kein Klassiker des Horrorgenres wie Bram Stokers „Dracula“ oder Kings „Brennen muss Salem“. Er war auch nie als solcher gedacht. „Vampyrrhic“ ist pure Unterhaltung mit harten Bandagen. Zur Gruselstimmung gehören hier drastische Ekel-Effekte. Weil „Vampyrrhic“ immer wieder durchscheinen lässt, dass mehr in diesem Roman stecken könnte, ist zumindest derjenige Leser leicht enttäuscht, der darauf wartet, dass Clark dieses Potenzial nutzt, wozu es nie kommt.

Langeweile wird sich deshalb freilich nicht einstellen. Clark kann schreiben und sich der einschlägigen Grusel-Effekte virtuos bedienen. Die Handlung schreitet rasch voran, und sie wird – klammert man den Ragnarök-Faktor (s. o.) aus – mit gelungenen Einfällen aufgewertet.

Auch die deutsche Ausgabe kann – abgesehen von der Tatsache ihrer bloßen Existenz – sowohl den Leser auch auch den Sammler erfreuen. Die Übersetzung ist gut, das Buch ein Paperback mit Klappenbroschur, solidem Papier und – dies ist heutzutage eine Extra-Erwähnung wert – einem gezeichneten Cover statt eines nichtssagenden Fotos, das lieblos einem Billig-Bildstock entnommen wurde.

_Autor_

Simon Clark wurde am 20. April 1958 in Wakefield im Westen der englischen Grafschaft Yorkshire geboren. Er stammt nach eigener Auskunft aus einer Familie von „Geschichtenerzählern“ und hat bereits in sehr jungen Jahren erste Kurzgeschichten geschrieben. Die Jahre zwischen Schule bzw. Ausbildung und einer vollzeitlichen Schriftsteller-Tätigkeit füllte Clark standesgemäß mit den üblichen langweiligen, exotischen oder verrückten Aushilfs- und Kurzzeit-Jobs.

Clark ist ein Genre-Autor, der sich auf Horror und Science-Fiction konzentriert. Er debütierte 1995 mit dem Roman „Nailed by the Heart“, dessen Titel er für seine Website übernommen hat. Für seine Romane und Kurzgeschichten wurde Clark mehrfach für Preise nominiert; gewonnen hat er zweimal den „British Fantasy Award“.

Mit seiner Familie lebt Simon Clark in Doncaster im Süden von Yorkshire. Über seine Aktivitäten informiert er (nicht sehr aktuell) auf [dieser Website]http://www.bbr-online.com/nailed .

|Kartoniert: 448 Seiten
Originaltitel: Vampyrrhic (London : Hodder & Stoughton 1998/Forest Hill, Maryland : Cemetery Dance Publications 1998)
Übersetzung: AZMO u. Ernst Wurdack
Cover: Jacek Kaczynski
ISBN-13: 978-3-938065-55-6|
[www.wurdackverlag.de]http://www.wurdackverlag.de

Schubert, Ulli (Autor) / Delling, Gerhard (Sprecher) – Leselöwen: Elfmetergeschichten (Lesung)

_Als Ergänzung zu_ den jeweiligen gebundenen Ausgaben scheint die Hörbuch-Reihe zum Lernspaß mit den „Leselöwen“ eine feine Sache, zumal die jeweiligen Geschichten auch bewusst in einem Tempo vorgetragen wird, welches sich für den Nachwuchs prima zum Mitlesen eignet. Dies gilt auch für die „Elfmetergeschichten“ von Ulli Schubert, die zwei Jahre nach der Erstveröffentlichung des Buches nun auch in der Audio-Nachlese erhältlich sind – und das mit niemand geringerem als Sportmoderator und Günter Netzer-Imtimus Gerhard Delling!

Allerdings scheint ausgerechnet jener Profi-Sprecher mit seiner Rolle als Vorleser ein klein wenig überfordert, da er viele Passagen schlichtweg zu nüchtern und emotionslos herüberbringt. Natürlich sollte in erster Linie der Fokus auf die Begleitung des lesenden Publikums liegen, sprich die klare Aussprache und eine nicht allzu lebendig gestaltete Ausprägung in der sprachlichen Performance. Allerdings ist die Darbietung in den „Elfmetergeschichten“ phasenweise so trocken und kalt, dass es Delling kaum gelingt, zumindest einen dezenten Spannungsbogen in die Erzählungen einzubauen. Und das nagt schlussendlich doch ein wenig an dieser Audio-Veröffentlichung.

_Die sechs Kurzgeschichten_ hingegen sollten vor allem das Fußball-begeisterte Publikum im Grundschulalter begeistern. Auf jeweils 4-5 Minuten verteilt geht es um kleine Helden, Moral, Freundschaft, Teamgeist und natürlich auch um den Sieg am runden Leder. Besonders witzig ist dabei die Auftaktgeschichtee „Fußballweisheiten“, die sich mit einigen Floskeln um besagtes Spielgerät hervortut, diese jedoch auch leicht verständlich und am Beispiel erklärt an den jungen Leser bzw. Zuhörer heranträgt. Dass der Gefoulte etwa nicht selber zum Elfmeter antreten sollte, weiß man nicht erst seit gestern. Schon ein wenig rasanter geht es in „Der Nörgler“ zu, in dem der Verfasser der Spielbericht für seine subjektiv ausgerichtete, nicht ganz faire Kritik an den letzten Spielen angeprangert wird. Und wer im Fußball auch etwas Phantastisches sieht, wird mit „Kapitän des Jahres“ belohnt, bei dem eine Piratengruppe an das Spiel herangeführt wird. Ebenfalls sehr witzig!

Die Erzählung, die sich schließlich in erster Linie an den Kameradschaftsgeist in einer Fußballmannschaft richtet, ist womöglich auch die Beste im Sechserverbund. Hier wittert einer der Stürmer seine große Chance, wird dann jedoch im Tor aufgestellt und muss akzeptieren, dass er damit eher der Mannschaft dient. In „Was tun?“ leistet sich Ulli Schubert kurz vor Schluss noch einen kleinen Fauxpas. Die Schule, deren Schüler hier eine Partie gegen das Lehrerkollegium ausrichten möchte, hat als Namensgeber ausgerechnet Lothar Matthäus – jenen Ex-Internationalen, der momentan nur mit Negativ-Schlagzeilen durch die Presse geistert. Keine wirklich glücklich Wahl, da dieser werte Herr seine Idolfunktion neben dem Platz nie mehr rechtfertigen konnte. Mit „Ein Herz und ein Elfmeter“ endet schließlich eine inhaltlich sehr gute, mit schönen Texten gefüllte CD, die zwar ihre Gesamtspielzeit kaum ausreizt, dabei aber auch einer Überforderung seitens der Zielgruppe vorbeugt. Aufgewertet wird das Ganze schließlich durch sieben Liedbeiträge, die der Sache schließlich mehr Leben einhauchen können als Dellings dröge Stimme – die letzten Endes auch der einzige Schwachpunkt einer ansonsten absolut lohnenswerten Veröffentlichung ist!

|Audio-CD mit 35 Minuten Spieldauer
ISBN 978-3-8337-2571-5|
[www.jumboverlag.de]http://www.jumboverlag.de

Nahrgang, Frauke – Teufelskicker 22 – Die Teufels-Kocher!

_Story:_

Die Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika wirft ihre Schatten voraus und lässt auch Moritz und seine Freunde nicht mehr los. Während die Jungs in der Schule ein Tippspiel organisieren, muss der junge Star-Kicker jedoch seiner Unkonzentriertheit Tribut zollen und eine Strafarbeit über den afrikanischen Staat schreiben. Durch einen Zufall lernt er hierbei Gloria kennen, die durch ihren Vater ein umfassendes Wissen über Südafrika gesammelt hat und Moritz aus der Patsche helfen kann. Doch nicht nur deswegen scheint ihm Gloria auf Anhieb sympathisch …

Derweil nimmt das Tippspiel immer größere Ausmaße an; die beiden Favoriten Brasilien und Deutschland sollen sogar in Kürze in einem vorgezogenen Freundschaftsspiel von den Teufelskickern aufeinandertreffen. Die Sponsoren sind schnell gefunden und stellen sogar einen Trikotsatz beider Mannschaften. Und damit auch die weiblichen Fußballbegeisterten auf ihre Kosten kommen, soll im Anschluss an das Spiel eine Koch-WM mit Spezialitäten der beteiligten Länder organisiert werden. Die Jungs sind hiervon zunächst nicht begeistert, entwickeln aber in Windeseile einen gesteigerten Ehrgeiz …

_Sprecher:_

Erzähler – Thomas Karallus
Mehmet – Flemming Stein
Pierre – Tammo Kaulbarsch
Elena – Alina Degener
Alex – Aaron Kaulbarsch
Anton – Max McMahon
Catrina – Julia Fölster
Serkan – Maximilian v. Stengel
Sergio – Valentin Pages
Olli – Alexander Kapp
Moritz – Anton Sprick
Enes – Lukas Sperber
Niko – Janekl Schächter
Horst Lichter – Horst Lichter
Catrinas Oma – Elga Schütz
Catrinas Mutter – Traudel Sperber
Nikos Vater – Miachael Bideller
Enes Mutter – Tina Eschmann
Norbert – Oliver Rohrbeck
Kommentator – Ulli Potofski

Vorlage: Frauke Nahrgang
Manuskript: Ully Arndt Studios
Regie: Thomas Karallus
Produktion: Christoph Guder
Aufnahme: Fährhauston, Hamburg
Titelsong/Musik: Michael Berg & Szina Pätzoldt
Geräuschemacher: Andreas Lück
Gestaltung: www.KBundB.de
Cover-Illustration: Ully Arndt Studios

_Persönlicher Eindruck:_

Kulinarisches und Fußball? Zwei Kontraste sind es, die in der neuen Ausgabe der „Teufelskicker“ aufeinandertreffen, hier aber ausgesprochen gut harmonieren, selbst wenn sich so manches Klischee einfach partout nicht ausblenden lässt. Dabei ist die Idee, ein potenzielles WM-Finale nachspielen zu lassen und dabei den internationalen Background mancher Beteiligten auszureizen, eigentlich recht weit hergeholt und dient lediglich als Aufhänger für die hier inszenierte dritte Halbzeit, die dann wiederum ziemlich lebendig aufbereitet wird und erst die eigentlichen, wirklich guten Ideen in den Fokus wirft. Eine Koch-WM im Rahmen einer Fußballfeier, und das auch noch kurz vor der bevorstehenden Kicker-Weltmeisterschaft? Ja, da bekommt man durchaus Appetit …

Die Geschichte ist jedenfalls ziemlich kreativ ausgearbeitet und bietet allerhand nette Ideen, die dem Plot ausreichend Leben verpassen, um auch außerhalb des Fußballplatzes zu glänzen. Der Running Gag, dass nahezu jeder Spieler sich darüber Gedanken macht, wie er sein Heimatland am besten vertreten kann, ist ein probates Mittel, um den Humorlevel anzukurbeln, und dass die coolen Jungs natürlich alles andere als begeistert sind, dass die emanzipatorischen Werte ihrer Freundinnen sich durchsetzen, bringt auch noch ein paar Lacher mit sich. In Sachen positive Ausstrahlung ist in „Die Teufels-Kocher!“ daher auch alles im grünen Bereich.

Doch auch sonst ist die Story sehr unterhaltsam und abwechslungsreich, obschon hier kein klarer Schwerpunkt gesetzt wird. Die übertriebenen Darstellungen (beispielsweise im ziemlich heroischen Radiokommentar während des Spiels) gehören dabei zum guten Ton und sind ein Element, welches das Zielpublikum nicht erst seit den „wilden Kerlen“ schätzt. Als Äquivalent zu den Filmen um die beiden Ochsenknecht-Jungs bleibt also auch die neueste Folge souverän, wenngleich das Leder als solches nicht ganz so stark im Mittelpunkt steht und bei den teuflischen Fußballern auch immer eher der Teamgedanke im Vordergrund steht. Aber, und das gilt auch für den kuriosen Kochwettbewerb aus Folge 22: Wer auf das Logo mit den gebleckten Zähnen steht und weitere feine Geschichten rund um die mittlerweile auch schon wieder beendete Fußball-WM hören mag, der ist am hier aufgebauten, provisorischen Herd sofort heimisch!

|Audio-CD mit 75 Minuten Spieldauer
Empfohlen ab 6 Jahren|
[www.natuerlichvoneuropa.de]http://www.natuerlichvoneuropa.de

_Die „Teufelskicker“-Hörspiele bei |Buchwurm.info|:_
[„Talent gesichtet“ 3523 (Teufelskicker 9)

Suzanne Collins – Tödliche Spiele (Die Tribute von Panem 1)

Im Auftaktband „Die Tribute von Panem. Tödliche Spiele“ erzählt Suzanne Collins von einem zerstörten Nordamerika in einer düsteren Zukunft. Kriege und Hungersnöte haben das Land zerstört, die überlebenden Menschen leben in Distrikten. Jeder der zwölf Distrikte hat etwas Besonders an sich und konzentriert sich auf seine produktive Stärke. Es gibt einen Distrikt, der sich auf Bergbau spezialisiert hat, ein anderer widmet sich ganz der Landwirtschaft, der nächste der technischen Produktion von elektronischen Gütern oder Waffen.

Panems 13. Distrikt wurde vom „Kapitol“, dem imperialen Machtzentrum, zerstört. In diesem Distrikt rebellierten die Einwohner gegen das Regime, und es rächte sich, indem der Distrikt ausgelöscht wurde. Das Exempel verfehlte seine Wirkung nicht, die anderen Distrikte verstanden die Warnung, dass Rebellion im Keim erstickt wird. Doch auch die verbliebenen Distrikte mussten von nun an ihren Tribut an das „Kapitol“ mit einem Blutzoll entrichten, denn kurz nach der Zerstörung des 13. Distrikts wurden die „Hungerspiele“ ins Leben gerufen.

Nun müssen Jahr für Jahr die zwölf Distrikte zwei „Tribute“ – Jugendliche im Alter zwischen zwölf und achtzehn Jahren – in einer großen Arena auf Leben und Tod gegeneinander kämpfen lassen. Den Überlebenden und dessen Familie erwartet dann ein erfülltes und sicheres Leben, kein Hunger, keine Angst – reich und berühmt für den Rest des Lebens. Auf die anderen warten nur der Tod und unglückliche Familien, die ihre Kinder in einer Unterhaltungsshow verloren haben. Die „Hungerspiele“ werden rund um die Uhr live im nationalen Fernsehen übertragen. Der Kampf, die Angst, die Verzweiflung und der grausame Tod werden den Zuschauern und natürlich auch den Angehörigen live vor Augen geführt.

Als Prim, die jüngere Schwester von Katniss, aus dem 12. Distrikt ausgelost wird, stellt sich Katniss vor ihre Schwester und nimmt ihren Platz als Freiwillige ein. Als männlicher Part des Distrikts wird Peeta, der Sohn des hiesigen Bäckers, ausgelost. Die anderen jugendlichen Tribute kennt das Duo nicht. Katniss, die immer für ihre Familie die Versorgung übernommen hat, indem sie Kleintiere jagte, rechnet sich keine großen Chancen auf einen Sieg aus.

In der Vorbereitungszeit gibt es Trainingseinheiten und die Chance für die Tribute, ihre Fähigkeiten auszubauen. Als Mentoren für die ausgelosten Tribute fungieren ehemalige Sieger der Hungerspiele. Es ist ein Medienspektakel, und genauso, wie sich Sponsoren für die kämpfenden Jugendlichen einfinden, werden hier auch Wetten darüber abgeschlossen, wie die diesjährigen Hungerspiele ausgehen werden. Interviews mit den Tributen und eine Zurschaustellung der Kombattanten dienen der Unterhaltung. Die Diktatur überlässt nichts dem Zufall, alles dient nur dazu, die Macht des Kapitols zu präsentieren. Ihre Spielmacher, die sich die Fallen in der Arena einfallen lassen, um das Publikum zu begeistern, verstehen ihr tödliches Handwerk.

Als die tödlichen Spiele beginnen, muss Katniss in der Arena entweder töten oder sie wird getötet …

Kritik

Auch wenn „Die Tribute von Panem. Tödliche Spiele“ ein Buch für Jugendliche ist und so vor allem die Zwölf- bis Sechzehnjährigen ansprechen soll, ist es doch mehr als eines unter vielen ähnlich gelagerten Jugendbüchern und schlägt eine deutlich andere Gangart an.

Die Thematik, die Suzanne Collins aufgreift, ist vielschichtig und spiegelt auch unsere Gesellschaft wider. Die Macht der Medien, Manipulation und Unterdrückung finden hier ebenso ihren Platz wie ethische und moralische Werte, Pflicht- und Mitgefühl gegenüber anderen, vor allem schwächeren und benachteiligen Personen. Der Roman erzählt primär die spannende und sehr ergreifende Geschichte von Katniss und Peeta, aber auch die durchaus zahlreichen Nebenfiguren haben ihren bemerkenswerten Auftritt und bleiben dem Leser auch nach dem literarischen Tod noch lange im Gedächtnis.

Die Story wird ausschließlich aus der Perspektive von Katniss geschildert. Der Leser hat nun die Möglichkeit, Katniss‘ Weg in die Arena mitzuerleben, so dass ihre Emotionen sehr greifbar und realistisch nachklingen, wenn sie von ihrer Angst und Verzweiflung erzählt, aber auch ihrer Wut freien Lauf lässt. Die Sympathie für ihre Figur entwickelt sich im Laufe der Handlung, und auch ihre persönliche Entfaltung ist nachvollziehbar, auch wenn Katniss oft unsicher und naiv wirkt. Peeta verhält sich zunächst zurückhaltend, aber seine Persönlichkeit birgt starkes Potenzial, und es dauert nicht lange, bis seine Fähigkeiten an die Oberfläche drängen. Er weiß, was er tut, und er spielt in der Arena nach seinen eigenen Regeln.

Spannung sowie viel Raum für Gesellschaftskritik und einen Ausblick in eine nicht allzu ferne Zukunft versprechen ein außergewöhnliches Lesevergnügen. Menschliche Abgründe und ein perverser Voyeurismus, aber auch bedingungslose Liebe sowie Verantwortung gegenüber anderen sind der Tenor des Romans. Die Hungerspiele sollen den Einwohnern der Distrikte aufzeigen, wo sie in einer totalitären Gesellschaft stehen. Einschüchterung, Angst und Brutalität sind die Noten dieser grausamen Melodie, aber auch in dieser Dunkelheit flammt am Ende ein Hoffnungsfunke auf, denn Katniss ist nicht gewillt, sich kontrollieren und manipulieren zu lassen. Doch ihre Entscheidung wird Folgen haben, die sie sich zunächst nicht ausmalen kann. Entscheidungen schlagen immer Wellen, und selbst wenn man vor den Konsequenzen davonläuft, werden sie einen immer wieder ein- und überholen.

„Brot und Spiele“ verlangen nach einer blutigen Show, doch die Autorin verzichtet auf detailreiche Beschreibungen der Tötungen. Zwar fließt hin und wieder Blut, doch die Autorin umschifft diese Klippe und konzentriert sich auf die Emotionen von Katniss und den anderen Tributen. Actionreich ist „Die Tribute von Panem“ nur phasenweise, doch auch die Vorbereitungen für den finalen Kampf in der Arena sind spannend und der Leser erhält einen Überblick über die Fähigkeit und Talente der anderen Kandidaten.

Suzanne Collins Erzählstil ist äußerst pragmatisch zu nennen. Der Aufbau ihrer Sätze ist zumeist kurz und anfangs gewöhnungsbedürftig. Ich hätte mir manchmal mehr Erklärungen zu einzelnen Situationen und Szenen gewünscht, oftmals mangelte es mir an Details, zu schnell wechseln die Szenen. Auch die Vergangenheit Panems, die Entwicklung der Distrikte, die Macht des Kapitols, die früheren Kriege in Nordamerika sowie die Erklärung der anderen Distrikte bleiben (noch) im Verborgenen. Zudem wäre es vorteilhaft gewesen, wenn der Roman nicht nur aus der Sicht von Katniss erzählt worden wäre, sondern vielleicht auch die Perspektive der Zuschauer, der Angehörigen der Kandidaten und zuletzt der Spielmacher berücksichtigt worden wäre. Diese eindimensionale Perspektive ist zwar spannend, aber nicht sonderlich informativ gewählt.

Fazit

„Die Tribute von Panem . Tödliche Spiele“ ist der erste Roman einer geplanten Trilogie von der Autorin Suzanne Collins. Selten habe ich einen Jugendroman gelesen, der sich so ernsthaft mit gesellschaftlichen Themen befasst und zugleich eine Spannung entwickelt, der man sich nur schwerlich entziehen kann. Suzanne Collins versteht ihr Handwerk, und nach Ende des ersten Teils wird man es nicht vermeiden können, gleich den zweiten Band zur Hand zu nehmen, in dem das Schicksal von Katniss fortgeführt wird.

Emotional und spannend, regt der Roman auch zum Nachdenken an. Zwischen den Zeilen wird so mancher Gedanke transportiert, und auch die bei Jugendlichen oft von hormongelenkten Emotionen durcheinandergewirbelte Welt lässt es zu, dass sich der junge Leser gut mit Katniss oder Peeta identifizieren kann. In „Die Tribute von Panem“ verschwimmen die Grenzen zwischen Gefühl und Verstand, und wie so oft liegt in der Liebe die Antwort zu allen Fragen.

Dieser Roman verdient in der Summe ein Platin-Prädikat und wird sich neben den Bestsellerlisten in so mancher Diskussion wiederfinden. Ein Jugendbuch, das Spannung verspricht und nicht damit enttäuscht, und zudem noch viel Potenzial für Diskussionen und eigene Gedanken einbringt – was will man mehr? Ganz klar: Mit Sicherheit den zweiten Teil lesen – „Die Tribute von Panem. Gefährliche Liebe“.

_Die Autorin_

Suzanne Collins (* 1962 in New Jersey) ist eine in Connecticut ansässige Autorin für Cartoons und Kinder- und Jugendliteratur. Collins schreibt seit 1991 sehr erfolgreich für das US-amerikanische Kinderfernsehen. Mit den Abenteuern von Gregor und seiner kleinen Schwester Boots veröffentlicht sie seit 2003 ihre ersten eigenen Kinderbücher, die in den USA schon bald auf Empfehlungslisten für Kinderliteratur erschienen und bereits in mehrere Sprachen übersetzt wurden. Collins wurde für „Die Tribute von Panem. Tödliche Spiele“ mit dem |Buxtehuder Bullen| 2009 ausgezeichnet und für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2010 nominiert.

Originaltitel: The Hunger Games 1. The Hunger Games
Aus dem Amerikanischen von Peter Klöss und Sylke Hachmeister
414 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag
Empfohlen ab 14 Jahren
ISBN-13: 978-3-7891-3218
https://www.oetinger.de/die-tribute-von-panem