Welsh, Louise – Alphabet der Knochen, Das

Drugs, Sex und Gedichte – so in etwa sah das Leben des jung verstorbenen Dichters Archie Lunan aus. Wie das häufig der Fall ist, sind die Umstände seines Todes merkwürdig. War es Selbstmord oder ein Unfall, als er während einem Segeltörn verunglückte? In dem Buch „Das Alphabet der Knochen“ von Louise Welsh versucht der Literaturwissenschaftler Murray Watson dieser Frage auf den Grund zu gehen.

_Murray Watson verwendet_ sein Forschungssemester auf Archie Lunan, einen nicht besonders bekannten und jung verstorbenen Dichter der 70er Jahre, der an seiner Universität in Glasgow studiert hat. Fasziniert von Lunans Poesie sucht er nach biografischen Eckdaten. Er befragt ehemalige Studienkollegen von ihm, doch das Bild, das sie von dem Dichter zeichnen, ist inkonsistent. Einige beschreiben ihn als Trunkenbold, andere als untalentiert.

Um den mysteriösen Umständen seines Todes nachzugehen, fährt Murray auf die Insel Lismore, wo das Unglück passierte. Auf der Insel wohnt auch Christie Graves, die Freundin von Lunan. Sie könnte Murray sicherlich viele Anhaltspunkte für sein Buch liefern, doch sie hat ihm über seinen Anwalt ausrichten lassen, dass sie nicht an einem Gespräch interessiert ist. Doch so eine Insel ist klein. Vielleicht zu klein …

_Was bei „Das_ Alphabet der Knochen“ sofort auffällt, ist Louise Welshs ungewöhnlicher Schreibstil. Sie schreibt auf der einen Seite nüchtern und sachlich, beinahe distanziert, so wie man es aus vielen Krimis kennt. Sie berichtet detailliert, sowohl über das Privatleben ihres Erzählers als auch über den „Fall“. Allerdings lockert sie die Geschichte immer wieder mit ungewöhnlichen Metaphern und Sprachbildern auf, dank derer das Buch wesentlich lebendiger wird. Welsh hat dadurch ihren ganz eigenen Schreibstil, der sie von anderen Autoren unterscheidet.

Doch ein guter Schreibstil macht nicht automatisch ein gutes Buch. Der Knackpunkt des Romans ist die Handlung. Es ist keine richtige Krimihandlung, keine ordentliche historische Geschichte und für bloße Belletristik ist ein bisschen zu viel von beidem dabei. Murray erforscht das Leben von Lunan, doch was er zu finden hofft, bleibt im Verborgenen. Sucht er nach Fakten für sein Buch oder möchte er den Unfall aufklären? Murrays Motivation ist für den Leser nicht immer nachvollziehbar. Nach und nach findet der Literaturwissenschaftler zwar Details heraus, indem er Leute befragt – wie in einem Krimi -, doch es fehlt an Spannung. Zusammenhänge, vielleicht Intrigen, offene Enden, Überraschungen sucht man umsonst. Das Buch kriecht zäh voran, am Ende steht kein richtiges Ergebnis.

Die langsame Handlung überschattet die Personen in der Geschichte. Erzählt wird in der dritten Person aus Murrays Perspektive. Sein Charakter ist wirklich gut ausgearbeitet. Er ist nicht besonders interessant, eher langweilig, so wie man sich einen Literaturwissenschaftler eben vorstellt. Allerdings hat auch er seine Momente, seine Schattenseiten, in denen er dann nicht wie ein trockener Akademiker wirkt. Er hat ein Verhältnis mit der Frau des Dekans seiner Fakultät, zerstreitet sich mit seinem Bruder, denkt ein bisschen zu oft an Sex. Dadurch wird er interessanter und überrascht den Leser an der einen oder anderen Stelle.

_Letztendlich hilft die_ halbwegs interessante Hauptfigur und der tolle Schreibstil nicht über die Schwächen in der Handlung hinweg. Bei über 400 Seiten ist das durchaus ein Ärgernis.

|Gebunden: 428 Seiten
Originaltitel: Naming the Bones
Deutsch von Wolfgang Müller
ISBN-13: 978-3888976766|
http://www.kunstmann.de
http://www.das-alphabet-der-knochen.de

_Louise Welsh beim Buchwurm:_
[Der Kugeltrick 2755

Endres, Christian – Saramee 10: Tanz der Bestien

_Die „Saramee“-Reihe:_

01 „Der vergessene Friedhof“ – Markus K. Korb
02 „Nachtleben“ – Martin Hoyer
03 „Das Dedra-Ne“ – Sylke Brandt
04 „Saramees Nache“ – Dirk Wonhöfer
05 „Schattenspiele“ – Michael Schmidt
06 „Der Dieb“ – Karl-Georg Müller
07 „Die Ankunft“ – Martin Hoyer & Markus K. Korb
08 „Die Grube“ – Christian Endres
09 „Himmelsstürmer“ – Michael Schmidt
10 _“Tanz der Bestien“_ – Christian Endres
11 „Kronns Rache“ – Markus K. Korb

_Inhalt:_

Während Ralec, Honorarkonsul des westlichen Imperiums, nach machtvollen Verbündeten in Saramee sucht, fahndet der Rest der Stadt fieberhaft nach einer mordlüsternen Kreatur, welche die Straßen Nacht für Nacht mit Blut tränkt. Bald stellt sich jedoch heraus, dass Saramee neuerdings voller Bestien ist …

_Meinung:_

Durch den „Was bisher geschah“-Opener wird offensichtlich, dass die Geschichte des Honorarkonsuls Ralec weitererzählt werden soll. Der Leser wird dadurch geschickt an die Handlung herangebracht. Ralec versucht immer mehr, sein „eigenes Süppchen“ zu kochen und die Portalwächter als Verbündete zu gewinnen, um ein Netz aus Spitzeln und Spionen zur Informationsbeschaffung und Machtstärkung zu bilden.

Die Schänke „Goldene Laute“ hat seit Band 8 den Besitzer gewechselt. Dort trifft der Leser auf zwei weitere bekannte Charaktere: Gwendis, die Schwertfrau, und ihre Gefährtin Lerii. Auch Ralec kehrt dort ein, um sich mit zwei Männern der Loge der Torwächter zu treffen, und sammelt danach eifrig Informationen über wichtige Personen der Stadt – so unter anderem auch über Bofacht – und zieht mit einer Handvoll Männer in den Dschungel los.

Das zentrale Thema ist die blutrünstige Mordserie der „Bestie“, die schon lange die Gemüter der Bewohner der Stadt erhitzt. Gwendis und Lerii werden von Bofacht, dem Alleshändler, zu sich „gebeten“. Er will, dass die beiden Frauen, die Bestie für ihn fangen. Die Schwertschwestern nehmen den „Auftrag“ an und machen sich Richtung Urwald auf. In diesem Handlungsstrang wird der Faden seit dem Plot um das Dedra-Ne weitergesponnen.

Argus Panoptes, ein Ermittler, ist ebenfalls hinter der Bestie her und sucht den Hirten Sheparo, auf um von ihm Informationen einzuholen, da es zu vermehrten Tierverlusten in den Herden gekommen ist. Alle Kadaver weisen die gleichen Merkmale auf – sie sind grässlich entstellt und Herz und Leber sind entnommen worden. Sheparo erzählt von einer Höhle im Dschungel, aus deren Tiefen ein schreckliches Kreischen erklang.

So findet der Knotenpunkt dieses Bandes in einer Ruine im Dschungel statt, unter der der Eingang in ein unterirdisches Höhenlabyrinth ist, in dem die Bestie ihr Versteck haben soll …

„Tanz der Bestien“ ist ein stilistisch ansprechender Band, in dem der Autor dicht und spannend erzählt und sehr atmosphärisch weitere Einblicke in Saramees Stadtleben gewährt. Einziges kleines Manko: Der Roman ist zu kurz. Man hätte mehr von dem Autor lesen wollen. Denn er hat gute Arbeit geleistet und einige Handlungsstränge weitergeführt. Auch die Charaktere werden dadurch immer vertrauter, bekommen immer mehr „Gesicht“.

Im Anschluss an den Romantext wird das „Karrial“ erklärt – mit einer Illustration versehen. Darüber hinaus werden Autor und Künstlerin in kurzen Vitae vorgestellt.

_Fazit:_

Atmosphärischer „Saramee“-Band, der einige Handlungsstränge weiterführt und wieder einmal Lust auf einen komplexen Serienroman weckt – absolut empfehlenswert.

|Taschenbuch: 72 Seiten
Titelillustration von Chris Schlicht
Innenillustrationen von Chris Schlicht
ISBN-13: 978-3936742725|
[www.atlantis-verlag.de]http://www.atlantis-verlag.de
[www.saramee.de]http://www.saramee.de
[www.dreamspiral.de]http://www.dreamspiral.de

_Mehr aus „Saramee“ bei |Buchwurm.info|:_
[„Das Glück Saramees“ 6368
[„Himmelsstürmer“ 6425

Schacht, Andrea – Nehmt Herrin diesen Kranz

_Die „Beginen“-Reihe:_
[„Der dunkle Spiegel“ 369
[„Das Werk der Teufelin“ 1764
[„Die Sünde aber gebiert den Tod“ 4197
„Die elfte Jungfrau“
„Das brennende Gewand“

_Die „Alyss“-Reihe:_
„Gebiete sanfte Herrin mir“
„Nehmt Herrin diesen Kranz“

_Köln im Herbst 1402_: Eisig geht es im Hause van Doorne zu: Um Alyss ihre Mitgift zurückzuzahlen, hat ihr Gatte Arndt ihren geliebten Weingarten verkauft, und auch sonst ist von trauten Eheglück nichts mehr zu spüren. Alyss ist froh, als Arndt sich endlich auf eine seiner langen Handelsreisen begibt. Ruhe kehrt dadurch allerdings nicht in das Hauswesen der van Doornes ein. Alyss nimmt für einen Monat den (B)Engel Killian Aldenhoven auf, der mit seinen vielen Streichen für viel Aufruhe und Unruhe sorgt.

Auch die Jungfern Leocadie, Lauryn und Hedwigs, die sich zur Erziehung im Hauswesen befinden, sorgen mit Herzschmerz und diversen Launen nicht gerade für Ruhe. Besonders Leocadie, die auf einen Antrag des Ritters Arbo von Bachem hofft, verzweifelt, als diesem unterstellt wird, Yskalt, dem Mörder Roberts, bei seiner Flucht geholfen zu haben. Statt sich zu verteidigen, schmollt der Ritter nun.

Sehr zu Alyss Freude kommt John of Lynne wieder nach Köln, um seinen Geschäften nachzugehen. Als Killian entführt wird und auch Alyss‘ wertvolle Brautkrone verschwindet, stehen ihr nicht nur John, sondern auch ihr Bruder Marian, die Handlesende Gislindis und die schon aus den „Beginen“-Romanen bekannte Trine treu zur Seite, um diesen Fall zu klären.

_Kritik:_

„Nehmt Herrin diesen Kranz“ von Andrea Schacht ist der zweite historische Roman um Alyss van Doorne, die Tochter der ehemaligen Begine Almut von Spiegel.

Die Ereignisse in diesem Roman überschlagen sich direkt von Beginn an und halten den Leser dadurch geradezu in Atem. Erzählt wird die Geschichte aus der Perspektive eines Beobachters, der sich diesmal aber hauptsächlich auf die Geschehnisse, weniger auf die Personen und die Orte der Handlung, konzentriert. Der Stil ist flüssig zu lesen und die Formulierungen der Zeit um 1400 machen den Leser fast glauben, sich in dieser interessanten Epoche zu befinden. Gerade wenn man schon die „Beginen“-Reihe und auch den ersten Teil um Alyss gelesen hat, hat man das mittelalterliche Köln direkt vor Augen. Sollte man mit „Nehmt Herrin diesen Kranz“ einsteigen, dürfte dies aber schwerer fallen.

Noch bevor der Roman beginnt, werden die Protagonisten in einem Personenregister grob erklärt und zugeordnet. Ist es sonst bei Andrea Schacht üblich, dass alle Personen liebevoll gezeichnet und im Detail beschrieben sind, kommt dieses Merkmal diesmal etwas zu kurz. Da man die Personen aber schon aus dem vorangegangenen Roman „Gebiete sanfte Herrin mir“ kennt, mag man das verzeihen. Die Protagonisten sind im Handeln sehr überzeugend und liebenswürdig, die Beziehungen untereinander sind klar definiert und lassen kaum Zweifel offen.

_Fazit:_

Wer schon die Bücher um die Begine Almut und den ersten Teil der „Alyss“-Reihe gelesen hat, sollte auf jeden Fall auch zu „Nehmt Herrin diesen Kranz“ greifen und sich in das mittelalterliche Köln entführen lassen. Die Geschichte lässt sich sehr flüssig lesen und die Spannung kommt nicht zu kurz. Auch die Beziehungen der Protagonisten bauen sich weiter auf und lassen auf den nächsten Teil um Alyss hoffen.

Mir als Fan beider Reihen hat dieser Roman sehr gut gefallen und ich habe das Buch nicht aus der Hand legen können.

_Autorin:_

Andrea Schacht arbeitete als Wirtschaftsingenieurin, bevor sie sich der Leidenschaft ihrer Jugend zuwandte: dem Schreiben. Ihre historischen Romane um die scharfzüngige Begine Almut eroberten die Leserherzen im Sturm. Die SPIEGEL-online-Bestsellerautorin lebt mit ihrem Mann und zwei Katzen in der Nähe von Bonn.

|Taschenbuch: 416 Seiten
ISBN-13: 978-3442371242|
[www.randomhouse.de/blanvalet]http://www.randomhouse.de/blanvalet
[www.andrea-schacht.de]http://www.andrea-schacht.de

_Nadine Warnke_

Dierssen, Oliver – Fledermausland

Es war einmal vor nicht allzu langer Zeit, dass der Heyne Verlag einen Schreibwettbewerb ins Leben rief: „Schreiben Sie einen magischen Bestseller“ hieß der Slogan und gesucht waren Manuskripte zu den Themen Fantasy, Mystery und Science Fiction. Mit über 1400 eingereichten Manuskripten wurde der Verlag praktisch erschlagen – und mehrere Büros sicher bis an die Schmerzgrenze zugemüllt. Doch nach heroischer Sichtung der Papierberge wurden fünf Finalisten ausgewählt. Oliver Dierssen mit seinem Roman „Fledermausland“ war einer davon.

Heyne hat nun eben diesen Roman mit einer putzig-trotteligen Fledermaus auf dem Cover (und fast schon in Großdruck – die Brillenträger der Republik bedanken sich herzlich) herausgebracht und bewirbt ihn als den „definitiven Vampirroman für die Generation Praktikum“. Das klingt zwar lustig, aber macht auch misstrauisch – schließlich führen die Superlative von Verlagswerbesprüchen in der Regel immer zu Enttäuschungen. Und tatsächlich stellt sich bei der Lektüre heraus, dass „Fledermausland“ nicht wirklich ein Vampirroman ist. Und ein Praktikum macht auch niemand.

_Stattdessen geht es_ um Basti. Man könnte ihn als sympathischen Loser bezeichnen, denn er hängt ein bisschen in den Seilen. Seinen Zivildienst hat er in einem Otterzentrum absolviert und eigentlich sollte er sich jetzt für einen Studienplatz bewerben. Doch so richtig bekommt er das nicht auf die Reihe, denn die Bewerbungen stauben in seiner Nachttischschublade einfach so vor sich hin. Immerhin wohnt er nicht mehr zu Hause, aber das auch nur, weil seine Eltern ihm monatlich Geld zukommen lassen, von dem er die Miete seiner bescheidenen Bleibe bestreiten kann. Ansonsten arbeitet er in einem Asiashop – Integration mal umgekehrt. In seiner Freizeit ist er in Kim verknallt, doch die hat sich gerade von Andi getrennt und ist dementsprechend spröde. Sie widersetzt sich Bastis tolpatschigen Annäherungsversuchen ein ums andere Mal, obwohl Basti praktisch seine ganzen Ersparnisse auf den Kopf haut, um sie wiederholt ins Kino ausführen zu können. Und zu allem Überfluss lebt er auch noch in Hannover. Hannover! Was soll da schon Spannendes passieren?

So einiges, wie Basti bald feststellen soll. Nachdem nämlich eines Nachts eine Fledermaus durch sein geöffnetes Schlafzimmerfenster fliegt und ihm Panikattacken beschert, nehmen die Dinge ihren Lauf. Als er einen Notruf absetzt („Hilfe! Fledermaus in meinem Zimmer!“) erscheint nicht das DRK, sondern der MAD. Einige Tage später ist plötzlich seine Wohnung blitzblank und ein russischer Hausgeist nistet sich unter der Spüle ein. Die GEZ in Form dreier Kampfzwerge verhört ihn wegen seinem Kontakt zu Kim (und natürlich wegen seiner unangemeldeten Rundfunkgeräte). Und ja, es gibt Vampire, Uno spielende Zombies und am Schluss ein Happy End.

Als dann aber Kim plötzlich verschwindet und klar wird, dass sie wegen Kontakts mit einem Hominiden vor Gericht gestellt wird, macht sich Basti auf, um seine Kim heldenhaft zurück zu gewinnen.

_Das klingt alles_ nach ziemlich viel Buch, gerade für einen Debutroman. Tatsächlich hat man auf den 500 Seiten jedoch kaum Gelegenheit, sich zu langweilen. Das liegt zum Einen am Ich-Erzähler Basti und den Gedanken und Beobachtungen, die Dierssen ihm in den Mund legt. Das liest sich alles flüssig, unglaublich kurzweilig und stellenweise flapsig. Kurzum: Dierssens Stil macht einfach Spaß, vor allem, weil er trotz des betont umgangssprachlichen Erzähltons präzise Beobachtungen und überraschende Details in seine Handlung einfließen lässt.

Und zum Anderen liegt es ganz einfach daran, dass Dierssen sich bei allerlei Mythen bedient und diese augenzwinkernd neuinterpretiert. Denn Basti lebt zunächst in unserer „ganz normalen“ Welt, bis Vampire, Zwerge und Dämonenkatzen in diese wohlbekannte Realität einbrechen. Er wehrt sich lange gegen die Erkenntnis, dass es solcherlei Dinge tatsächlich geben könnte und daraus erwächst die Komik des Romans. Klar, thematisch liegt das irgendwo zwischen [„American Gods“ 1396 und „Neverwhere“ (Dierssen lässt einen Charakter sogar „Willkommen in der Unterwelt“ sagen). Der Roman ist allerdings stark auf deutsche Befindlichkeiten zugeschnitten. Das geht bei der GEZ los und hört bei der Bielefeld-Verschwörung auf.

Für einen Erstlingsroman liest sich „Fledermausland“ erstaunlich flüssig. Sicher, ein paar Szenen hätten gekürzt (oder gelöscht) werden können – so führt beispielsweise der obligatorische Elternbesuch in Bastis Wohnung nirgendwohin. Doch lässt sich nicht leugnen, dass Dierssen ein begabter Erzähler ist, dem es gelingt, humorige Fantastik für den deutschen Sprachraum mit originellen oder gar kauzigen Charakteren auf die Beine zu stellen. Einzig Kim bleibt etwas blass und erscheint mehr und mehr wie ein ferner Schwarm und nicht wie die unsterblich Geliebte, für die Basti mehr schlecht als recht Kopf und Kragen riskiert (er ist eben kein geborener Held).

_Bleibt zu hoffen_, dass Dierssen auch in Zukunft mit so guten Romanideen gesegnet ist!

|Taschenbuch: 448 Seiten
ISBN-13: 978-3453266636|

Vollenbruch, Astrid – Die drei ??? – Geisterbucht

Schon wieder ein Jubiläum. Nach über 40 Jahren ihrer nicht immer unturbulenten Existenz feierte man beim |KOSMOS-Verlag| dieses Jahr den 150. Fall des Jugend-Detektivtrios. Wie es sich dort mittlerweile für einen solchen Festakt geziemt, wieder einmal mit einer besonders opulenten Story. Nach André Marx‘ „Toteninsel“ und „Feuermond“ durfte sich nun Astrid Vollenbruch im bislang dritten Dreierband in der Geschichte der drei ??? austoben. Wie schon bei seinen Vorgängern ergeben auch hier die drei Einzelcover, aus dem Schuber genommen und nebeneinander gelegt, ein größeres Gesamtbild. Ein so genanntes „Tryptichon“. Für das zeichnet sich – wie üblich und buchstäblich – Sylvia Christoph verantwortlich.

_Zur Story_

Justus, Peter und Bob gehen unter die Erben. Allerdings haben die drei Jungs keinen blassen Schimmer, warum Harry Shreber, ein jüngst verstorbener Pokerkumpan von Peters Opa, ausgerechnet die drei ??? in seinem Testament bedenkt. Scheinbar hat Grandpa von ihrer Vorliebe für Geheimnisse, ihre beeindruckenden Ermittlungserfolge und ihren untrüblichen Gerechtigkeitssinn geschwärmt. Anders ist es wohl nicht zu erklären, warum Mr Shreber ihnen ein knackiges Rätsel hinterlässt, dessen Lösung seine offensichtlich angeknackste Ehre wohl posthum zumindest partiell wiederherstellen soll. Was das sein könnte, weiß niemand so recht – auch Mr Mason, bis zuletzt sein privater Sekretär, nicht.

Die Spur führt 30 Jahre zurück in die Vergangenheit und die drei Jungs sind beileibe nicht die Einzigen, die sich plötzlich für den Nachlass des Sonderlings interessieren. Das vergammelte Flugzeug im verwilderten Garten des Ex-Navy-Fliegers scheint besonders wichtige Informationen zu bergen. Kurzerhand überredet Justus, unter dem Vorwand den Flieger für den Verkauf restaurieren zu wollen, seinen Onkel Titus, das gute Stück auf den Schrottplatz zu verfrachten. Dort ist es vor verdächtigem Gelichter vermeintlich sicherer als auf dem Grundstück Shrebers und kann zudem natürlich von den drei Detektiven viel bequemer untersucht werden. Sie finden tatsächlich erste Hinweise, die auf irgendwelche dunklen Ereignisse in seiner Militärzeit in Indien hindeuten.

Allerdings passen die unzähligen und teils widersprüchlichen Puzzleteile vorne und hinten nicht – und was hat Herman Mellvilles Roman „Moby Dick“ mit dem Ganzen zu tun? Begriffe und Namen daraus begegnen den drei ??? immer und immer wieder. Ebenso wie der (Deck-)Name „Rashura“. Ist dies eine Einzelperson oder eine ganze Organisation? Auf jeden Fall ist Rashura in der Wahl seiner Methoden nicht grade zimperlich. Einbrüche, Entführungen, Gift- und Brandananschläge sowie ganz offene, massive Drohungen sind ein Kaliber, welches den Jungs in solcher Konzentration und Rücksichtslosigkeit bislang nicht unterkamen. Mehr als einmal schlittern sie in lebensbedrohliche Situationen und können sich gelegentlich nur mit purem Glück herauswinden.

_Eindrücke_

Warum es ausgerechnet ein Dreierband sein musste statt einem einzelnen mit größerem (Seiten-)Umfang, sei der Weisheit der Marketingabteilung überlassen. Zumal die drei Bücher losgelöst voneinander keinerlei Sinn machen. Mal abgesehen von einem umfangreicheren Titelbild. Das kann sich allerdings sehen lassen und veranschaulicht treffend, worum es in der Geschichte – zumindest grob – geht. Das ist durchaus nicht immer so. Daran, dass der Buchtitel mit dem Inhalt eventuell nur sehr wenig zu tun haben muss, hat sich die Lesergemeinde mittlerweile sicherlich schon fast gewöhnt. Zwar kommt die Namen gebende „Geisterbucht“ tatsächlich vor, spielt aber eigentlich keine so zentrale Rolle. Sie ist nur einer von vielen Schauplätzen, auf denen sich der verzwickte und nicht ungefährliche Fall abspielt.

Der beginnt recht viel versprechend, wiewohl das Grundgerüst (Verblichene hinterlassen der Nachwelt willentlich ein durch Rätsel gesichertes Vermächtnis) innerhalb der Serie bereits sattsam bekannt ist. Man denke da, stellvertretend für eine ganze Reihe weiterer Fälle, exemplarisch an „Gefährliche Erbschaft“ oder „Fluch des Rubins“. Zu Letzterem hat „Geisterbucht“ sogar die deutlichsten Parallelen aufzuweisen und könnte schon fast als leicht alterierte, aufgebohrte Version dieses Klassikers durchgehen. Fast. Es gibt einen Edelstein, auf dem ein Fluch lasten soll und mehrere Gestalten verschiedener Fraktionen auf den Plan ruft, die aus offensichtlich ganz unterschiedlichen Gründen scharf darauf sind ihn in die Finger zu bekommen. Natürlich sind sowohl die grundlegende Thematik als auch der generelle Erzählstil wesentlich moderner, als auch die verwendeten Elemente anders. Dennoch ist der Plot recht ähnlich.

Es stecken auch einige Ungereimtheiten drin, seien sie physikalisch-technischer oder auch logischer Natur. Exemplarisch dafür etwa der – bei genauerem Hinsehen – ziemlich absurde Abschnitt mit dem Flugzeugträger. Diesen als künstliches Riff einzusetzen, ist dabei prinzipiell gar nicht abwegig. So etwas wird mit abgewrackten Schiffen tatsächlich gerne gemacht. Allerdings steht zu bezweifeln, dass „35 Meter“ Wassertiefe ausreichen, einen ausgewachsenen Carrier komplett unterzutauchen und erst recht nicht, wenn er angeblich aufrecht stehen soll. Bei der Versenkung „mit Sprengladungen“ ist ein Kentern übrigens viel wahrscheinlicher, was bedeutet, dass das Wrack entweder kopfüber oder seitlich auf dem Meeresgrund zu Liegen kommt.

Ganz zu schweigen davon, dass man ein solches Vorhaben wohl nicht in der Nähe dicht befahrener Küstengewässer durchführt. Erst recht nicht mit einem (Ex-)Kriegsschiff. Dass ihr bis dato undurchsichtiger Helfer dann auch noch genau weiß, dass eins der Sprenglöcher sich zufällig nahe der Stelle befindet, welche für die drei Jungs interessant ist, erweist sich als äußerst praktisch – nur leider wenig glaubhaft. Das überstürzte Tauchen ist überdies widersinnig, ihre Gegenspieler wissen nicht genau, as und vor allem wo es zu suchen ist, die drei Fragezeichen aber schon. Man könnte sich mit diesem Wissensvorsprung also durchaus einen geeigneteren Zeitpunkt aussuchen, zumal sie sich im Klaren sind, dass sie definitiv grade im Moment belauert werden. Da ist es kein Wunder, dass das Wrack beinahe zur Todesfalle wird.

Selbstverständlich werden auch sonst wieder einige sorgsam gepflegte Klischees der Reihe bedient: Der Schrottplatz bzw. Onkel Titus und Tante Mathilda, Morton, Inspector Cotta, sogar die Bibliothek – respektive Miss Bennett – wird mal wieder aktiviert, obwohl die Jungs inzwischen durchaus das Internet nutzen. Der erste Teil beginnt sowohl rasant als auch interessant und kann sowohl das Tempo als auch den Spannungsbogen bis zum Schluss gut halten. Einen so renitenten Gegner wie Rashura hatten die drei Fragezeichen bislang eher selten. Teil zwei knickt hingegen schon etwas ein und im dritten Buch flacht die Kurve zum ziemlich unplausiblen, lustlosen Hopplahopp-Ende hin soweit ab, dass nicht mal ein wirklicher Showdown zustande kommt. Schon gar kein packender.

_Fazit_

Vordergründig protzt dieser Fall mit Action und Spannung, allein schon deswegen, da der Gegner diesmal nicht sehr zimperlich vorgeht. Doch die Pace ist offensichtlich nicht über die volle Länge aufrecht zu erhalten, bis zum Schluss bedauerlicherweise endgültig die Luft ganz raus ist, sodass insbesondere das Finale vergleichsweise schludrig und unglaubwürdig ausfällt. Schade, das vermasselt einer grundsätzlich gar nicht mal so schlechten Geschichte dann die Tour in letzter Instanz ziemlich schmerzhaft. Unterhaltsam ist der Jubiläumsband über weite Strecken dennoch, wenngleich er den erneuten Beweis erbringt, dass Qualität nicht an die Quantität gekoppelt ist.

_Die Buchdaten auf einen Blick:_

|“Die drei ???: Geisterbucht“ – (Jubiläums-)Band 150
Teil 1 – „Rashuras Schatz“
Teil 2 – „Flammendes Wasser“
Teil 3 – „Der brennende Kristall“
Basierend auf den Figuren von Robert Arthur
Erzählt von Astrid Vollenbruch
Redaktion: Martina Dold, Martina Zierold
Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart, © 2010
3 Bände á 128 Seiten, Hardcover im Schuber
ISBN 978-3-440-12144-3|

Palmatier, Joshua – Kämpferin, Die (Der Geisterthron 3)

_Der Geisterthron_
Band 1: [Die Assassine 6031
Band 2: [Die Regentin 6132

_Amenkor hat die_ Chorl zurück geschlagen. Aber der Geisterthron ist geborsten, seine Macht verschwunden. Varis spürt den Verlust umso deutlicher, da sie inzwischen die Gründe für die Angriffe der Chorl kennt und weiß, dass sie erneut angreifen werden. Neben dem Bemühen um den Wiederaufbau der Stadtbefestigung und ihrer Sorge um Erick, der sich noch immer nicht von seiner Gefangenschaft bei den Chorl erholt hat, muss sie sich nun auch noch mit Gesandten aus Venitte herum schlagen, die ganz offensichtlich etwas zu verbergen haben …

_Im Hinblick auf_ die Charakterzeichnung hat sich nicht mehr viel getan. Varis wird sich lediglich ihrer Zuneigung zu William bewusst, was aber lediglich ein Detail am Rande bleibt. Ansonsten ist sie noch immer die undiplomatische, direkte und pragmatische Person wie bisher.

Die Neuzugänge bei den Figuren, die nahezu alle aus Venitte stammen, erreichen nicht mehr Tiefe als die altbekannten aus Amenkor. Das fand ich besonders im Hinblick auf Ottul, die junge Begabte der Chorl, ausgesprochen schade. Von ihr hatte ich mir tiefere Einblicke in die Kultur der Chorl erhofft, aber leider waren die Informationen aus dieser Richtung sehr bruchstückhaft.

Das Hauptgewicht lag diesmal auf Venitte. Der erste der drei Teile des Buches spielt noch in Amenkor, schildert den Zustand der Stadt nach der Schlacht und die Maßnahmen zum Wiederaufbau sowie Varis‘ Bemühungen um Erick, einige Details um die junge Ottul und die Benutzung des Flusses. Aber schon während dieses ersten Teils fließen in Gestalt der Gesandten Aspekte der Stadt Venitte mit in die Handlung ein. Venitte wird als Ort von Intrigen und Machtkämpfen beschrieben. Vorerst bleibt es allerdings bei angedeuteten Differenzen zwischen den beiden Gesandten, insgesamt also ziemlich ruhiges Fahrwasser.

Mit dem Aufbruch Varis‘ nach Süden jedoch rückt Venitte rasch in den Mittelpunkt des Geschehens. Venitte wird im Gegensatz zu Amenkor von einem Rat regiert, der sich natürlich nicht einmal dann einig wäre, wenn es in Venitte keine Verschwörer und Ränkeschmiede gäbe. Die gibt es aber und das Komplott, das sie schmieden, geht noch weiter als das, welches Alendor in Amenkor geschmiedet hatte. Varis muss also sozusagen an zwei Fronten kämpfen. Kein Wunder, dass ihre Gegner ihr immer ein Stück voraus sind.

Die Tatsache, dass Varis keine Beweise zu fassen bekommt, mit denen sie den Verrätern das Handwerk legen könnte, sorgt zum einen dafür, dass Varis nicht ins Klischee der Überheldin abrutscht, die alles mit einem lässigen Fingerschnipsen erledigt. Zum anderen dreht sie gehörig an der Spannungsschraube. Die Indizien sind absolut eindeutig, die betreffenden Entscheidungsträger aber ausgesprochen stur und Varis nicht in der Position, sie zur Einsicht zu zwingen. Und der Verräter bleibt natürlich nicht untätig sitzen, sondern arbeitet eifrig daran, Varis in Verruf zu bringen.

Der Showdown seinerseits hatte wiederum viel Ähnlichkeit mit der Schlacht um Amenkor. Jede Menge Blut, jede Menge Feuer und jede Menge Explosionen.Die entscheidende Auseinandersetzung konnte allerdings mit dem Duell zwischen Varis und der Ochea aus dem zweiten Band nicht ganz mithalten, was natürlich daran lag, dass Varis in die eigentliche Konfrontation gar nicht verwickelt war. Das ließ die Angelegenheit recht glatt und unkompliziert, ja fast nebensächlich wirken.

Den Schluss schließlich fand ich enttäuschend. Die Entscheidung Varis‘ im Hinblick auf die Chorl ist bestenfalls ein Provisorium, was auch dadurch nicht besser wird, dass Varis sich dessen bewusst ist. Zu diesem ungelösten Problem kommt noch, dass die Fragen im Hinblick auf das Weiße Feuer – seinen Ursprung und seiner Bewandtnis – überhaupt nicht beantwortet wurden.

Irritiert hat mich auch die Rivalität zwischen den beiden Gesandten aus Venitte, denn bei der Ankunft dort stellt sich heraus, dass beide eigentlich auf derselben Seite standen. Eine Erklärung dafür wurde nicht gegeben, was den Verdacht aufkommen lässt, dass ihre Reibereien in Amenkor lediglich der Dramaturgie dienten.

So blieb Band drei trotz des gelungenen Komplotts und der durchaus vorhandenen Spannung ein wenig hinter Band zwei zurück. Zumindest eine endgültige Bereinigung der Beziehungen zwischen Einheimischen und Invasoren hätte ich erwartet. Das offene Ende, das der Autor hier angeboten hat, ist schlicht unbefriedigend.

_Insgesamt ist die_ |Geisterthron|-Trilogie eine eher handfeste Angelegenheit geworden. Die Darstellung von Kampfhandlungen jeglicher Art sowie die Beschreibung körperlicher Empfindungen waren deutlich und intensiv, ebenso alles, was mit der Anwendung der Magie zu tun hatte. Charakterzeichnung, Gedanken und Gefühle der Figuren sowie Ausarbeitung von Kultur und Historie sind da weit schwächer geraten. Eindeutig liegen die Stärken des Autors mehr auf der Handlungs- als auf der Gedankenseite, mehr bei der Action als bei der Ausstattung. Abgesehen von dem enttäuschenden Schluss fand ich die Trilogie ganz in Ordnung. Wer es allerdings gern tiefgründig oder üppig mag oder wer Probleme mit fließendem oder spritzendem Blut hat, sollte besser zu einem anderen Buch greifen.

_Joshua Palmatier ist_ eigentlich Dozent für Mathematik an der Universität von Oneonta im Staat New York, schreibt aber schon, seit er in der Schule eine fantastische Kurzgeschichte aufbekam. „Die Assassine“ ist sein erster Roman und der Auftakt zur |Geisterthron|-Trilogie, die auf Englisch bereits komplett erschienen ist. Der Autor schreibt derweil am seinem nächsten Zyklus, dessen erster Band „Well of Sorrows“ bereits im Mai 2010 veröffentlicht wurde, allerdings unter dem Pseudonym Benjamin Tate.

|Broschiert: 571 Seiten
ISBN-13: 978-3-785-76029-1
Originaltitel: |The Vacant Throne|
Deutsch von Michael Krug|
http://www.luebbe.de
http://www.sff.net/people/jpalmatier/index.html

Kliesch, Vincent – Reinheit des Todes, Die

Von einem wie ihm hätte man eigentlich Anderes erwartet. Vincent Kliesch, Moderator und Komiker, hat nicht etwa ein Buch voller unterhaltsamer Witze geschrieben, sondern gleich einen Thriller – der mit Komödie eigentlich gar nichts zu tun hat. „Die Reinheit des Todes“ ist sein erstes Buch.

_Julius Kern ist_ Ermittler beim LKA Brandenburg. Nachdem er während seiner Zeit in Berlin einen sadistischen Massenmörder gestellt hat aber nicht hinter Gitter bringen konnte, ist er nicht mehr derselbe. Seine Frau hat sich von ihm getrennt und ist mit der kleinen Tochter ausgezogen, Kern kümmert sich nicht ordentlich um sich selbst. Trotzdem holt Quirin Meisner, Leiter der Berliner Mordkommission, ihn ins Boot, als ein Serienmörder in Berlin sein Unwesen treibt. Seine besonderen Kennzeichen: Er hinterlässt jeden Tatort klinisch rein. Alles ist gründlichst geputzt, die Leiche wird gewaschen und in einem weißen Hemd aufgebahrt.

Bislang hat die Polizei keine einzige verwertbare Spur – wie auch, wenn der Mörder, intern „der Putzteufel“ genannt, alles steril zurück lässt. Meisner hofft, dass Kern durch seine kreative Ermittlungsweise frischen Wind in die Mordkommission bringt. Tatsächlich hat er bald erste Erfolge. Indem er sich in den Täter hinein versetzt, kommt er ihm allmählich auf die Spur. Doch die Ermittlungen sind zäh. Obwohl sich die Persönlichkeit, die der Mörder haben muss, heraus kristallisiert, bleibt seine Identität weiterhin unbekannt. Die Zeit läuft, denn alles spricht dafür, dass er bereits ein neues Opfer ausgespäht hat …

_Zugegeben: Am Anfang_ macht Kliesch nicht gerade die beste Figur. Der Anfang der Geschichte wirkt etwas zerfahren, da neben dem aktuellen Handlungsstrang häufig Rückgriff auf die Ereignisse vor drei Jahren genommen wird, die Kern beinahe kaputt gemacht haben. Als Leser stellt man sich die Frage: Wo möchte der Autor eigentlich hin? Und wieso erzählt er zwei Fälle in einem Buch? Hinzu kommt, dass die ersten Kapitel den Eindruck erwecken, dass hier noch ein deutscher Möchtegernpsychokiller zu Gange ist, der sich an amerikanische Vorbilder anlehnt. Mit der Zeit gewinnt Kliesch jedoch nicht nur mehr Sicherheit, sondern baut auch vermehrt Spannung auf. Am Ende präsentiert sich ein ziemlich komplexer Fall, an dem viele beteiligt sind und der die gegenwärtigen Ereignisse und die vor drei Jahren geschickt verbindet. Zahlreiche Überraschungen und Wendungen sorgen dafür, dass man das Buch nicht mehr aus der Hand legen kann, so fesselnd ist es.

Auch der Möchtegernserienkiller entpuppt sich als durchaus nette Eigenkreation des Autors. Die Tätercharaktere sind nicht immer davor gefeit, an bestimmte Klischees zu erinnern, gewinnen mit der Zeit aber eine eigene Stimme und stechen dadurch hervor. Neben den Bösen steht natürlich Julius Kern im Mittelpunkt, ein eigensinniger Kommissar mit einer eigenen Ermittlungstaktik. Positiv an ihm ist, dass diese eigene Ermittlungstaktik tatsächlich deutlich wird. Es fällt auf, dass er die Fälle anders angeht, als man es erwartet und als es seine Kollegen tun. In vielen Büchern, in denen Ermittler angeblich eigene Methoden zur Fallaufklärung anwenden, wird deren Eigenständigkeit nie richtig deutlich. In „Die Reinheit des Todes“ schon. Allerdings kann man sich von Kern ansonsten kein besonders gutes Bild machen. Er wirkt etwas verschwommen, vor allem im privaten Bereich. Weil konkrete Anhaltspunkte fehlen, steckt man ihn als Leser in bekannte Ermittlerschubladen – in diesem Fall tendenziell in die des melancholischen skandinavischen Ermittlers. Das ist ein bisschen schade, lässt sich aber möglicherweise in Folgebänden, wenn es welche geben sollte, beheben.

Klieschs Schreibstil ist handwerklich gut, ausführlich und anschaulich. Er kann dem Buch zwar keine wirklich eigene Note verpassen, vermittelt die Geschichte aber sehr ansprechend und unterhaltsam.

_Kurzum: Was eher_ langweilig und banal beginnt, entwickelt sich zu einem spannenden Buch, das einiges an Potenzial aufweist, dieses aber gerade am Anfang nicht voll ausschöpft. „Die Reinheit des Todes“ macht jedoch Lust auf weitere Bücher mit Julius Kern und seiner ganz eigenen Ermittlungsweise.

|Broschiert: 313 Seiten
ISBN-13: 978-3442374922|
http://www.blanvalet.de

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Cyril Hare – Mit einer Nadel bloß

Hare Nadel Cover kleinDas geschieht:

In diesen Tagen des II. Weltkriegs möchte auch Anwalt Francis Pettigrew seinen Beitrag im Kampf gegen die Nazis leisten. Da er für den Frontdienst denkbar ungeeignet ist, versetzt man ihn in eine Behörde, die Herstellung und Verkauf eines äußerst kriegswichtigen Produktes kontrolliert: die britische Nadel.

Pettigrew wird nach Marsett Bay in einen abgelegenen Winkel der englischen Provinz versetzt, wo in dem ungemütlichen Schloss eines lange verstorbenen Landadligen eine Handvoll verschrobener Männer und Frauen der oben erwähnten Aufgabe nachgeht. Nach Feierabend trifft man sich in einer wenig gastlichen Pension wieder. Die Langeweile regiert, sodass die lebenslustige Witwe Hopkinson mit einem aufregend unanständigen Vorschlag aufwartet: Der Kollege Wood entpuppte sich als Verfasser leidlich bekannter Kriminalromane. Nun soll er eine Geschichte erfinden, in der seine Mitarbeiter als Opfer, Täter und Zeugen auftreten. Als Mörderin wird ausgerechnet die ältliche, psychisch labile Sekretärin Honoria Danville auserkoren. Cyril Hare – Mit einer Nadel bloß weiterlesen

Schmidt, Michael – Saramee 9: Himmelsstürmer

_Die „Saramee“-Reihe:_

01 „Der vergessene Friedhof“ – Markus K. Korb
02 „Nachtleben“ – Martin Hoyer
03 „Das Dedra-Ne“ – Sylke Brandt
04 „Saramees Nache“ – Dirk Wonhöfer
05 „Schattenspiele“ – Michael Schmidt
06 „Der Dieb“ – Karl-Georg Müller
07 „Die Ankunft“ – Martin Hoyer & Markus K. Korb
08 „Die Grube“ – Christian Endres
09 _“Himmelsstürmer“_ – Michael Schmidt
10 „Tanz der Bestien“ – Christian Endres
11 „Kronns Rache“ – Markus K. Korb

_Inhalt:_

Ein Licht erscheint zwischen Net und Gret, dem Zwillingspärchen am westlichen Himmelsbild, und die Himmelsstürmer werden aktiv. Die Ankunft ihres Gottes steht bevor. Gleichzeitig beginnt eine Mordserie. Naarson und Ragun machen sich auf, um die mysteriösen Hintergründe aufzuklären. Als sich der Fremde namens Rune Flock zu ihnen gesellt, überschlagen sich die Ereignisse.

_Meinung:_

Die „Himmelsstürmer“ sind eine Vereinigung, die glaubt, dass das Leben von den Sternen kam und dass ihr Schöpfer kommen wird, um nach seiner Schöpfung zu schauen.

Haran Belo verbringt mit seiner Liebsten Bera Bork ein Schäferstündchen und sieht einen sich bewegenden Stern am Himmel, der die Ankunft des Gottes der „Himmelsstürmer“ ankündigen soll. Barmer Org, heimliches Mitglied der „Himmelsstürmer“, erfährt durch Haran davon. Kurze Zeit später wird Haran ermordet.

Ragun – Naarson Gaads Freund – nimmt Naarson mit zu den Himmelsstürmern. Dort wird bei einer Versammlung das Nahen des Schöpfers angekündigt. Ragun und Naarsons sollen dem Mord an Haran Belo auf den Grund gehen. Als sie Honor Bahlung aufsuchen wollen, ist dieser ebenfalls ermordet worden und sie werden von der Stadtwache als Verdächtige verhaftet.

Geldwechsler Balduin Baal leidet unter gesundheitlichen Problemen (Erschöpfungszustände) und ist ebenfalls ein Mitglied der „Himmelsstürmer“. Er lässt vermehrt seine „rechte Hand“, Irrid, die Geschäfte führen, weil er seine Tochter Amata für nicht geeignet hält. Hauptmann Balesh Gaus verhört Ragun und Naarson. Er will sie als Sündenböcke abstempeln. Nur Balduin Baal, in dessen Auftrag sie losgezogen sind, kann sie noch retten. Doch der hat Anderes im Sinn. Er will die Schriften des Stadtvaters von Saramee, die sich mit der Erforschung des Himmelsfirmaments beschäftigen, an sich bringen und stößt auf dessen Tagebuch …

So stellen sich dem Leser einige Fragen: Kommen Ragun und Naarson wieder frei? Wird der Gott der „Himmelsstürmer“ wirklich von den Sternen kommen? Vor allem wird ER ihnen erscheinen? Und was wird dann geschehen?

Michael Schmidt lädt den Leser zu einer sechstägigen Reise nach Saramee ein. Doch nicht nur die bekannteren Charaktere der Serie agieren in diesem souverän geschriebenen Roman. Da ist z. B. noch Dom, der Schatten, der in der Stadt mordet. Und Rune, durch den der Leser auf Aqua trifft, dessen Partner durch Rune zu Tode kam. So wird wieder ein weiteres Mosaiksteinchen dem turbulenten Treiben der Stadt, die diese Serie ausmacht, zugefügt. Und der Leser aller bisheriger Bände, wird sich immer mehr als ein „Mitbewohner“ von Saramee fühlen, immer heimischer durch die Gassen wandeln und gerne wiederkehren …

An den Romantext schließt sich die Vita das Autors und der Künstlerin und ein Mini-Glossar an.

_Fazit:_

Souverän geschriebenes neues „Saramee“-Abenteuer, das Lust auf mehr und komplexe Romane macht.

|Taschenbuch: 72 Seiten
Titelillustration von Chris Schlicht
Innenillustrationen von Chris Schlicht
ISBN-13: 978-3936742718|
[www.atlantis-verlag.de]http://www.atlantis-verlag.de
[www.saramee.de]http://www.saramee.de
[www.dreamspiral.de]http://www.dreamspiral.de

_Mehr aus „Saramee“ bei |Buchwurm.info|:_
[„Das Glück Saramees“ 6368

Dietz, William C. – Resistance: Ein Sturm zieht auf

_Das geschieht:_

Außerirdische Invasoren haben diese (alternative) Erde 1908 angegriffen. Sie töten ihre Opfer nicht, sondern infizieren sie mit einem Virus und verschmelzen mit ihnen zu grausamen, schier unverwundbaren Kampfmaschinen. Auf diese Weise eroberten die „Schimären“ oder „Bestien“ zunächst die Sowjetunion und Asien. Anfang 1949 wurde Europa überrannt; nur England konnte die Aggressoren noch zurückhalten. Seit 1952 belagert der unheimliche Gegner die USA. Der Notstand wurde ausgerufen, viele Küstenstädte sind bereits gefallen, das Militär befindet sich auf dem Rückzug, der Präsident denkt laut über eine Kapitulation nach.

Jedes Mittel ist recht, um den Schimären Paroli zu bieten. Lieutenant Nathan Hale, der immun gegen das Virus ist, kann im November 1951 im Rahmen eines riskanten Kommandounternehmens Alien-Technik aus einem in Nebraska abgestürzten Shuttle des Gegners bergen. Diese enthält Hinweise auf die Lagerung spaltbaren Materials, dass die Armee zur Herstellung dringend benötigter Atomwaffen verwenden könnte. Unter Hales Leitung dringt eine Spezialeinheit in jenen Stützpunkt ein, in dem die Bestien besagtes Material horten. Tief unter der Erde entspinnt sich ein erbitterter Kampf.

Der Erfolg bleibt nicht aus: Zur ‚Belohnung‘ werden Hale und seine Leute – die „Sentinels“ – in die Ruinen der von den Bestien besetzten Stadt Chicago geschickt. Dort vermutet die Regierung ihren abgängigen Verteidigungsminister, der den Präsidenten als Verräter brandmarken und mit den „Freedom First“-Rebellen paktieren will. Doch die Schimären haben ihn erwischt, und wenn sie ihn dingfest machen wollen, müssen die Sentinels in eine wahre Bestien-Höhle vorstoßen …

_Vom Ballerspiel zum Buch_

„Resistance“-Fans sind wahrscheinlich nicht überrascht, dass der Roman zum Playstation-Game überraschend lesbar geraten ist: Obwohl vor allem auf Alien jeglicher Gestalt und Größe geballert wird, ruht die „Resistance“-Story doch auf einem recht detailreich ausgeführten ‚historischen‘ Fundament. Der Grundton ist düster, die Umsetzung konsequent. Vor allem ist der Plot gut für unendlich viele Geschichten aus einem solide gefügten Mythos: Der Kampf Mensch gegen Bestien kann praktisch unendlich fortgesetzt werden. Limitierender Faktor ist allein das Interesse der (zahlenden) Kunden.

Diese sollen nicht nur durch das (inzwischen fortgesetzte) Spiel, sondern auch durch allerlei Franchise-Artikel an das „Resistance“-Produkt gebunden werden. Da mit einem Film zum Spiel (noch) nicht zu rechnen ist, müssen Comics und Romane die Lücke schließen und womöglich jene mit ins Boot ziehen, die keine Lust haben, sich Tage & Nächte im Kampf gegen digitale „Wanzen“, „Wühler“, „Stahlköpfe“ u. a. außerirdische Ungetüme um die Ohren zu schlagen.

„Tie-in“-Romane sind Bestandteil der modernen Franchise-Geschäftspolitik. Sie beschränken sich in der Regel auf das schlicht und lieblos aufbereitete Recycling zentraler Elemente des Primär-Produkts, werden billig hergestellt und rasch auf den Markt geworfen. Autoren, die kein Problem mit Qualitätsansprüchen (bzw. deren Fehlen) haben sowie schnell und termingerecht schreiben (oder besser: produzieren) können, finden hier ihre Nische. Viele Autoren schreiben quasi exklusiv für die „tie-in“-Industrie, aber auch Verfasser, die sonst ‚richtige‘ Bücher mit selbst ausgedachten Handlungen schreiben, nehmen hin und wieder gern den schnellen Dollar mit.

|Zwischen Action und Waffen-Fetischismus|

William C. Dietz schwebt gewissermaßen zwischen beiden Welten. Das militärische Element bildet die gemeinsame Klammer. Die „Military-Science-Fiction“ wird gern als Variante des „Landser“-Romans geschmäht. Sehr oft trifft dieser Vorwurf zu, wobei der gewalttätige Aspekt durch die Verlagerung in ferne oder zukünftige Welten gemildert oder getarnt wird. Fakt bleibt jedoch, dass „Military SF“ in einem simpel gegliederten Mikrokosmos spielt, der von strengen Regeln und Hierarchien gekennzeichnet ist („Befehl ist Befehl“) und in dem Ordnung mit Waffengewalt hergestellt wird.

Auf die Handlungsstrukturen dieses Genres, vor allem aber auf seine Klischees muss der Leser sich einlassen. Auch „Ein Sturm zieht auf“ wimmelt von militärischen Abkürzungen. Feuerwaffen und Kriegsgeräte werden detailliert beschrieben. Noch liebevoller geraten die Schilderungen der Sach- und Körperschäden, die sie anrichten. Soldatischer Alltag wird ausgebreitet, US-typische „Sir, Jawoll, Sir“-Appell-Rituale mit lässiger Kameradschaft gekreuzt. Selbstverständlich gibt es einen bärenhaften Unteroffizier mit polnischem Nachnamen, der stets dort zu finden ist, wo es besonders heftig zugeht – also im Kampf und später in der Kneipe.

Mit „Ein Sturm zieht auf“ bedient Dietz die genannten Genrevorgaben, bietet daneben aber vor allem in den ersten beiden Roman-Dritteln gut getimte, spannende Action und überrascht mit einigen gegen den erwarteten Strich gekämmten Figur-Persönlichkeiten (was mit dem auf den letzten 100 Seiten zerfasernden roten Fadens einigermaßen versöhnt): Der US-Verteidigungsminister hält seinen Präsidenten für einen Verräter und geht in den Untergrund, besagter Präsident schickt ihm eine Todesschwadron hinterher. Die Staatsführung lebt privilegiert, während die flüchtenden Bürger in Zelt- und Hüttenslums getrieben sowie mit Stacheldraht und drakonischen Gesetzen in Schach gehalten werden. Das Recht auf freie Meinungsäußerung ist selbstverständlich außer Kraft gesetzt, wobei Dietz das darüber entstehende Unbehagen ausgerechnet in einem eisenharten Elitekämpfer aufkeimen lässt.

|Klischees und Klassiker|

Der ‚einfache Soldat‘ ist der per-se-Held jeder Geschichte, die im Militär-Milieu spielt. Hauptgegner ist nicht der jeweilige Feind, der im Feld bekämpft wird. Verständnis- und rücksichtslose Vorgesetzte sind eine der ständigen Plagen. In der Sicherheit der Etappe lauern außerdem tückisch Schurken, die mit herabgelassenem Visier und glitschig wie Aale den tapfereren Soldaten den Dolch hinterrücks in die Rücken stoßen: Politiker, Journalisten, Friedensaktivisten (in dieser Reihenfolge) wissen entweder den Einsatz jener Männer (und Frauen) nicht zu würdigen, die für sie in den Kampf ziehen, oder versuchen sie zu instrumentalisieren und auszunutzen: Der Soldat an der Front wird verheizt und rechnet auch damit. An seinem Pflichtbewusstsein ändert dies nichts, denn im Hintergrund ragt über aller Korruption das patriotisch-hehre (und glücklicherweise verschwommene) Ideal freier Vereinigter Staaten auf.

Dietz mag auf diese vor allem in konservativen Kreisen beliebte Konstellation nicht verzichten. Wenigstens zeitweilig verwischt er die Grenzen zwischen ‚Weiß‘ und ‚Schwarz‘: Wer in der bestialischen US-Welt dieses 20. Jahrhunderts Dissident oder Rebell, desillusionierter Realist oder Verräter, Kollaborateur oder ethikfreier Taktiker ist, bleibt lange offen. Dietz zeigt Menschen, die das Beste wollen, ohne sich über den Weg dorthin einig zu sein, zumal es womöglich nur einen Weg gar nicht gibt.

Wer sich nun sorgen sollte, dass „Ein Sturm zieht auf“ den Tatbestand literarisch wertvoller Mehrdeutigkeit erfüllen könnte, sei beruhigt: Im Vordergrund steht stets die Unterhaltung. Von Uncle Sams Geist beseelt, sichert Nathan Hale mit dem Instinkt des Individuums die sowohl richtige als auch ehrenvolle Fortsetzung des ‚gerechten‘ Kampfes gegen die Bestien. Dietz gebührt Dank und Anerkennung dafür, dass er seinen Job auf einem soliden erzählhandwerklichen Niveau erledigt – und selbstverständlich gilt: Fortsetzung folgt.

_Autor_

William Corey Dietz wurde 1945 nahe Seattle in den USA geboren. Er studierte an der Universität von Washington Medizin und diente als Arzt im US-Navy- und Marine-Korps. Im Rahmen seiner Tätigkeit reiste Dietz durch die ganze Welt.

In den 1980er Jahren begann Dietz zu schreiben. Er spezialisierte sich auf das Subgenre der „Military-Science-Fiction“ und konnte sich auf seine einschlägigen Kenntnisse und Erfahrung stützen. Als Autor produziert Dietz Lesefutter der literarisch wertfreien aber unterhaltsamen Art.

Aufgrund seines enormen Arbeitstempos wird Dietz gern für Romane zu Filmen oder Computerspielen angeheuert. So ist es kein Wunder, dass er ebenso Mitglied der „Science Fiction and Fantasy Writers of America“ als auch der „International Association of Media Tie-in Writers“ ist.

Über sein Werk informiert Dietz auf [seiner Website.]http://www.williamcdietz.com

Über das Computerspiel „Resistance – The Fall of Man“, das gleichzeitig Aufschluss über die Vorgeschichte des Romans „Ein Sturm zieht auf“ gibt, kann sich der Leser hier informieren: [Verlagshomepage]http://www.resistancefallofman.com

|Taschenbuch: 363 Seiten
Originaltitel: Resistance – A Gathering Storm (New York : The Ballantine Publishing Group 2009)
Übersetzung: Cora Hartwig
ISBN-13: 978-3-8332-1934-4|
[www.paninicomics.de]http://www.paninicomics.de

Hilbert, Jörg – Ritter Rost: Im Weltraum (Folge 10) (Hörspiel)

_Story:_

Graf Zitzewitz verfolgt einen waghalsigen Plan: Er will mit einer Rakete von seiner Burg aus ins Weltall fliegen und sich zur Umsetzung seines Vorhabens niemand geringeren als Ritter Rost. Dieser soll von der Erde aus die Rakete steuern und dafür sorgen, dass der ideenreiche Graf ans Ziel kommt. Doch hinter der Aktion steckt noch ein weiterer Gedanke. Rosts Pferd Feuerstuhl wurden von Außerirdischen entführt. Und Burgfräulein Bö und Drache Koks sollen an Bord des Raumschiffs dafür sorgen, dass der stolze Hengst alsbald wieder auf die Erde zurückkehrt. Wäre der Ritter nur nicht so ein schlechter Navigator …

_Persönlicher Eindruck:_

Das zehnte Hörspielabenteuer des chaotisch-tollpatschigen Ritters Rost wartet einmal mehr mit skurrilem Humor und einigen moralverhafteten Weisen auf, weiß derweil aber auch prima zu unterhalten. Dabei muss man schon klar differenzieren, dass die Serie zwar auf das kleinste Publikum abzielt, so mancher Scherz aber dann doch eher auf eine ältere Zielgruppe fixiert ist, gerade was das Fachjargon in manchen technischen Beschreibungen anbelangt. Hier könnte der eigene vierjährige Sohn, der ja de facto ebenfalls zur anvisierten Hörerschaft gehört, schon einmal leicht überfordert sein. Davon abgesehen ist aber auch „Ritter Rost im Weltraum“ insbesondere für die ganz Kleinen ein richtig nettes Hörspiel geworden, das mit viel jugendlichem Witz, einer Menge Charme und vorzüglich aufgelegten Sprechern begeistert.

Im Mittelpunkt steht einmal mehr der Namensgeber, der sich in seiner Rolle als externer Steuermann alles andere als glücklich schlägt und seine Gefährten mit seiner fehlenden Orientierung beinahe ins Verderben jagt. Die Ratschläge, die er gibt, sind eher hilflos, sein Wissen um Maschinen jeglicher Art peinlich – womit der Grundstein für den teils sicherlich auch albernen Humor der Geschichte schon gelegt wäre.

Doch auch sonst sind die eigensinnigen Inhalte immer wieder für ein kurzes Schmunzeln gut; die Beschreibung der Außerirdischen ist wirklich witzig, die Verwechslung von Pferd und Mensch der Running Gag schlechthin. Und da der Ritter selber auch immer Mal wieder für einen kurzen Kalauer sorgt und hierbei selbst rechts und links verwechselt, macht die Sache nur noch sympathischer und beschreibt charakteristisch den hohen Unterhaltungswert dieser kurzweiligen Inszenierung.

Der Rahmen von „Im Weltraum“ lässt zuletzt auch keine Wünsche übrig; in den Erzählstrang werden ab und zu ein paar Lieder zum Thema ‚Kometen und Planeten‘ bzw. ‚Computer‘ eingefügt, die das Ganze weiter lockern und auch den Sprechern Zeit geben, sich noch einmal besonders in Szene zu setzen. Obschon dies eigentlich gar nicht nötig wäre, denn die Leistung der Leute hinterm Mikro ist absolut makellos, vor allem vor dem Hintergrund, dass die Herrschaften teilweise gleich mehreren Charakteren ihre Stimme leihen, ohne dabei die Individualität ihrer Figur aufs Spiel zu setzen.

Die genannten Gründe lassen daher auch nur ein Fazit zu: „Im Weltraum“ ist ein durchweg tolles Hörspiel, das man Kids im Grundschul- und gehobenen Kindergartenalter bedenkenlos zum Geschenk machen kann!

_Sprecher:_

Erzähler – Fritz Stavenhagen
Ritter Rost – Björn Dömkes
Koks der Drache – Felix Janosa
Bö – Patricia Prawit
Graf Zitzewitz – Martin Baltscheit
Drei Roboter – Uli Wewelsiep, Patricia Prawit, Björn Dömkes
Asteroid – Uli Wewelsiep

Buch: Jörg Hilbert
Regie und Produktion: Felix Janosa
Illustration: Jörg Hilbert

|Audio-CD mit ca. 45 Minuten Spielzeit
ISBN-13: 978-3-89835-182-9|
[www.natuerlichvoneuropa.de]http://www.natuerlichvoneuropa.de
[www.ritter-rost.de]http://www.ritter-rost.de

Stephen R. Donaldson – Die wahre Geschichte. Der Schritt in den Konflikt (Amnion 1)

Cliffhanger par excellence – Suchtgefahr

Stephen R. Donaldson ist einer der berühmten, aber merkwürdigen Autoren, merkwürdig in dem Sinne, dass alle seine Werke, die nur in großen Abständen erscheinen, von Charakteren erfüllt sind, die irgendeine Art von seelischem Defekt besitzen: sei es ein Leprakranker wie Thomas Covenant der Zweifler, sei es eine depressive einsame Frau wie Terisa Morgan in „Der Spiegel ihrer Träume“ und ihr Freund, Prinz Geraden – oder wie die Weltraumpolizistin Morn Hyland im neueren Amnion-Zyklus.

Unfreiwillig löst diese neueste „Heldin“ eine Katastrophe aus, in der ihre Familie stirbt, als sie ein Opfer des Hyperspatium-Syndroms wird, das darin besteht, dass sie bei Hochschwerkraft von dem unstillbaren Verlangen erfüllt wird, den Selbstzerstörungsmechanismus ihres Raumschiffs zu aktivieren.

Alle diese Romangestalten wirft Donaldson in eine kritische Situation, so etwa in einer andersartigen Realität, um sie dort einem Verhaltensexperiment auszusetzen – das bis zur Zerstörung ihrer bislang bekannten Realität führen kann. Donaldson ist bekannt für seine extremen Personenkonstellationen und Gefühlslagen – genau das macht den Reiz der meisten seiner Bücher aus. Im Amnion-Zyklus führt er seine Kunst – und die Leser – zu einem neuen Extrem.

Band 1 von 5: „Die wahre Geschichte“

„Die wahre Geschichte“ ist, obwohl in ihrer Kürze untypisch für den Zyklus, ein vielversprechender Auftakt. In einer Dreiecksgeschichte um Morn Hyland, die junge Raumpiratenpolizistin, wechseln die Figuren ihre Rollen: vom Opfer zum Retter, vom Retter zum Bösewicht zum Opfer usw. In diesem „Kammerspiel“ im Weltraum sucht der Außenstehende vergeblich, die „wahre Geschichte“ zu ergründen – diese Spannung bleibt bis Band 5 erhalten!

Der Erzähler/Autor enthüllt sie in Teilen dem gespannten Leser, als würde er die Schichten einer Zwiebel abschälen, um von der Sensationsstory, die den Voyeur anmacht, über die Geschichte der flüchtigen Bekannten des Trios zur eigentlichen Wahrheit vorzudringen, die in keiner Weise zur Befriedigung von Sensationslust geeignet ist: Hier warten Grauen, Leiden und Schmerz, wie man sie in dieser Häufung und Intensität selten in der Literatur findet, allenfalls in einem Thriller von Andrew Vachss. Zartfühlende Gemüter sollten sich auf das Schlimmste gefasst machen.

Angus Thermopyle ist als skrupelloser Raumpirat im Humankosmos gefürchtet. Bei seiner Verfolgung zerstört Morn Hyland unter dem Einfluss des Hyperspatium-Syndroms, das bei hoher Beschleunigung auftritt, ihr eigenes Schiff, wobei sie vor der völligen Vernichtung nur durch ihren Vater bewahrt wird. Thermopyle betritt das Schiffswrack, erschießt Morns Vater und nimmt Morn, die einzige Überlebende, gefangen. Als er von ihrer Krankheit erfährt, setzt er ihr eine verbotene Gehirnelektrode – das sog. Zonenimplantat – ein, mit der er sie komplett fernsteuern kann – teils um sich zu schützen, teils um seine sadistischen Gelüste zu befriedigen. Morn ist ihm willenlos ausgeliefert.

Als sie zu einer Raumstation des Bergwerkkonzerns VMK zurückkehren, dessen Polizei VMKP Morn angehört, erregt ihre Schönheit die Aufmerksamkeit eines anderen Raumpiraten, Nick Succorso (vielleicht von ital. soccorso: Hilfe, Rettung), der als Doppelagent für die VMK und für die Amnion-Aliens arbeitet. Ihr Schicksal hängt davon ab, ob sie die beiden Rivalen gegeneinander ausspielen kann. In einem furiosen Finale besiegt Succorso Thermopyle, und mit Hilfe eines Komplotts zwischen Succorso und einem korrupten Mitarbeiter der Stationssicherheit gelingt es, Thermopyle zu verhaften.

Zum Erstaunen der Polizisten hat er allerdings zu diesem Zeitpunkt das Kontrollgerät für Morns Implantat nicht mehr bei sich. Dadurch, dass sie das Gerät an sich nimmt, versteckt und eisern schweigt, rettet Morn ihrem Peiniger das Leben – und verrät ihren Ehrenkodex als Polizistin. Angus aber wird der VMK übergeben.

Unterm Strich

Donaldsons Amnion-Zyklus (im Original heißt die Serie der Gap-Zyklus, weil „das Gap“ das Hyperspatium ist, das Morn in die Katastrophe geführt hat) ist zweifelsohne ein weiterer Höhepunkt in seinem Schaffen, aber auch für das Genre – darin sind sich fast alle Kritiker einig. Hier hat der Autor nicht nur hohes Drama verwirklicht, sondern auch die niedrigsten wie auch besten Kräfte im Menschen in Extremsituationen sichtbar und erlebbar gemacht. Dieser Stoff macht süchtig!

Hinweis: Später hat der Autor Band 1 und 2 zusammengelegt. Ergibt Sinn!

Taschenbuch: 237 Seiten
O-Titel: The Gap into Conflict: The Real Story, 1991
ISBN-13: 9783453109384

www.heyne.de

Dorison, Xavier (Autor) / Lauffrey, Mathieu (Zeichner) – Prophet 2: Infernum in Terra

_Die „Prophet“-Reihe:_

1 [„Ante Genesem“
2 _“Infernum in Terra“_
3 [„Pater Tenebrarum“
4 – nur angekündigt –

_Story:_

Auf der Suche nach Antworten begibt sich Jack Stanton durch die seltsame Landschaft, die einst die Erde gewesen sein soll. Alsbald findet er heraus, dass seine Rückkehr in die vermeintliche Heimat eine Illusion ist, denn in seiner kurzen Abwesenheit sind dort 30 Jahre vergangen, in denen die Landschaft nahezu gänzlich verwüstet wurde. Alles was geblieben ist, ist eine mutierte Rasse weniger auserlesener Menschen, die ihn sofort aufgreift und in ihm den gesuchten Propheten wähnt.

Jack landet auf einem Luftschiff und wird dort mit der jüngsten Menschheitsgeschichte konfrontiert, die für ihn absolut unwirklich und unglaubwürdig erscheint. Der Kapitän vermutet den Kalayeni in ihm, den Menschen, der laut der Prophezeiung die Erde retten wird und die diabolischen Kräfte vertreiben kann. Allerdings wehrt sich Stanton händeringend gegen diese Verantwortung – bis er mitsamt dem Luftschiff an jene Stelle gelangt, an der einst das religiöse Artefakt entdeckt wurde. Stanton stellt sich seiner vermeintlichen Berufung und plant die Rückkehr nach New York – denn dort erwartet ihn seit drei Dekaden ein Videoband des Mormonenpriesters Isaiah Inglemann …

_Persönlicher Eindruck:_

In der zweiten Episode seiner Gewaltsaga „Prophet“ lenkt Autor Xavier Dorison bereits ein wenig ein und öffnet von Beginn an mehrere Hintergründe zum kniffligen Komplex um den Wissenschaftler Jack Stanton und seine Odyssee durch die vermeintlich unwirkliche Welt. Die Gründe hierfür liegen natürlich auf der Hand: Die Serie, so viel weiß man nun, ist als Vierteiler konzipiert, und nachdem man in der ersten Episode bereits so weit ausgeholt hatte und es schwierig gewesen ist, noch ein größeres Fass zu öffnen, sind gewisse Fakten erst einmal notwendig, um die Handlung auf den nächsten Level zu bringen.

Hierbei geht das kreative Duo Dorison/Lauffray ähnlich elegant vor wie kürzlich beim Debüt, wagt derweil aber einen ziemlich heftigen Schritt in den Fantasybereich. In „Infernum In Terra“ wird ein recht umfassender, phantastischer Mythos erschaffen, der sich unmittelbar auf die Suggestionen im Serientitel bezieht, aber dennoch in seiner Ausstaffierung riskant und gewagt scheint. Inhalte wie angedeuteter religiöser Fanatismus schlummern ebenso im Background wie okkulte Themen und ein eigenwilliges Selbstportrait der Apokalypse, und all dies füttert einen Komplex, der eigenartig, manchmal schwer zugänglich, in seiner Ausarbeitung aber absolut genial ist.

Dabei ist es gar nicht so leicht, den Kern der Geschichte in der Gesamtbetrachtung zu fixieren. Natürlich ist es Stantons übertriebener Ehrgeiz, der hier als Ursache für die seltsamen Entwicklungen im modernen New York verantwortlich gemacht werden kann. Doch insgeheim steckt so viel mehr dahinter, sei es nun die Verbindung zu biblischen Themen, das Judgement-Day-Flair, die bedrückte Atmosphäre oder aber auch die rasante Action, die sich auch im zweiten Band dem sehr schnellen Erzähltempo anpasst – nur dass eben diesmal alles ein bisschen übersichtlicher gestaltet ist und die vormalige Hektik nahezu komplett verschwunden ist. Ein Lob gebührt in diesem Zusammenhang auch den perfekten, erneut ziemlich düster gehaltenen Illustrationen, die das Stimmungsbild beeindruckend wiederspiegeln und den Punkt auf das I setzen.
„Infernum In Terra“ bestätigt daher auch erwartungsgemäß die fabelhaften, wenn auch damals noch polarisierenden Eindrücke des Debüts und setzt einen Serienkomplex fort, den Fantasy-Comic-Liebhaber auf keinen Fall verpassen sollten!

|Graphic Novel: 56 Seiten
ISBN-13: 978-3868690637|
[www.splitter-verlag.eu]http://www.splitter-verlag.eu

Dorison, Xavier (Autor) / Lauffrey, Mathieu (Zeichner) – Prophet 3: Pater Tenebrarum

_Die „Prophet“-Reihe:_

1 [„Ante Genesem“ 6411
2 [„Infernum in Terra“ 6412
3 _“Pater Tenebrarum“_
4 – nur angekündigt –

_Story:_

Die Zeit drängt, und das Chaos droht, Überhand zu nehmen. Als sich Jack Stanton mit seinen neuen Gefährten Jahir und Athenais durch die Ruinen von New York schlägt, wird ihm schmerzlich bewusst, welche Verantwortung auf ihm, dem scheinbar auserwählten Propheten, dem Kalayeni, lastet. Doch Stanton stellt sich dem Kampf und überlebt nur mit viel Glück die Begegnung mit dem Heuler, dem stärksten Widersacher, der das Chaos verteidigt und die Welt an den Boden bringt. Aber dem einstigen Professor, der durch seine schriftlichen Offenbarungen erst den Sturz herbeiführte, bleibt keine andere Wahl, denn Stanton hat in der schweigsamen Athenais etwas entdeckt, das ihm neuen Lebensmut gibt, und das ihn antreibt, nicht aufzugeben. Athenais steht kurz vor der Mutation, und nur der Fund der sagenumwobenen Stele, die die Gottheit Mahata benannt hat, kann sie noch retten. Doch just in dem Moment, in dem Jack allen Mut zusammennehmen möchte, um sich dem Heuler ein weiteres Mal zu stellen, wird er vor Jahir als der Urheber des Unglücks entlarvt – und steht plötzlich allein in dieser befremdlichen neuen Welt!

_Persönlicher Eindruck:_

Die Situation spitzt sich zu, und die Brisanz wächst: Im dritten von insgesamt vier Bändern der Fantasy-Reihe „Prophet“, wird das Tempo noch einmal angezogen und die Dramaturgie der Handlung verschärft. Gleichermaßen kommt es zu einem raschen Wachstum der Action-Anteile, da Stanton und Co. sich ständig irgendwelchen Rangeleien und beinahe tödlichen Kämpfen in der Umgebung gegenüber sehen, die seinerzeit das moderne New York darstellte. Diese Entwicklung wiederum nimmt deutlichen Einfluss auf das äußere Erscheinungsbild des Comics. Die Illustrationen werden Schritt für Schritt abstrakter, die Stimmung dadurch immer düsterer, und nach und nach verschwimmen Realität, Fiktion und die Scheinrealität der Handlung immer deutlicher miteinander, bis man schließlich nur noch sehr schwer erfassen kann, welchen Weg der Plot nun final einzuschlagen gedenkt. Bis dann auf den letzten Seiten eine sehr unangenehme Klarheit den inhaltlichen Teil übermannt …

Die Geschichte nimmt in „Pater Tenebrarum“ eine ziemlich klare Linie an, auch wenn der eigentliche Komplex noch um viele weitere Nuancen angereichert wird. Und dennoch steht man vor dem letzten Abschnitt der gesamten Reihe und kann sich noch so viele Optionen ausmalen, welchen Weg der vermeintliche Prophet einschlagen wird, wie das Ganze endet, inwiefern überhaupt Hoffnung berechtigt ist, was zwischen Athenais und Jack geschehen wird, wie das Ganze mit den bisherigen Ereignissen (und den klug integrierten Flashbacks) verwurzelt ist, und welche Rolle Stantons Begleiter und die noch hinzugestoßenen Charaktere (rückwirkend auch seine einstige Lebensgefährtin Loreen, von der wir hier noch ein ganz besonderes Geheimnis erfahren) einnehmen werden. Die dritte Ausgabe reißt viele Themenabschnitte an, sorgt aber letzten Endes doch für eine inhaltliche Homogenität, die zuletzt aber von einer steten Unberechenbarkeit gezeichnet ist, mit der die Spannung kurz vor dem großen Finale an den Siedepunkt herangeführt wird. Analog zum Serientitel kann man für das noch folgende „De Profundis“ Großes prophezeit werden. So wie in „Pater Tenebrarum“ machen komplex verwinkelte, mystisch-phantastische Comic-Stories nämlich richtig Spaß!

|Graphic Novel: 56 Seiten
ISBN-13: 978-3868690644|
[www.splitter-verlag.eu]http://www.splitter-verlag.eu

Greg / Hermann – Comanche 1: Red Dust

_|Comanche|:_

Band 1: [„Red Dust“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6410]
Band 2: [„Krieg ohne Hoffnung“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7189
Band 3: [„Die Wölfe von Wyoming“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7190
Band 4: [„Roter Himmel über Laramie“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7191
Band 5: [„Das Tal ohne Licht“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7193
Band 6: [„Rote Rebellen“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7196
Band 7: [„Der Mann mit dem Teufelsfinger“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7197
Band 8: [„Die Sheriffs“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7198
Band 9: [„Die Feuerteufel von Wyoming“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7199
Band 10: [„Das Geheimnis um Algernon Brown“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7200
Band 11: [„Die Wilden“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7201

_Zeit für Legendäres_: Neben franko-belgischen Fantasy-Panels und philosphisch-komplexer Science-Fiction hat der Splitter Verlag jüngst mit „Juan Solo“ bereits einen kurzen Ausflug ins Western-Genre gewagt – jedoch im modernen Stil. Doch das Genre bzw. das Interesse für die Wildwest-Thematik sind haften geblieben, und es schien in der tat nur eine Frage der Zeit, bis die Sparte mit weiteren Beiträgen bedient wurde. Mit „Comanche“ folgt nun allerdings eine Serie, die regelrecht geschichtsträchtig ist und die Szene vor allem in den Siebzigern revolutionierte. Abgesehen von „Blueberry“ gilt die von Greg und Hermann erschaffene Reihe als die bis dato einflussreichste Western-Comic-Serie überhaupt. Kein Wunder also, dass die Vorankündigung bereits große Wellen schlug und die Veröffentlichung gerade von Fans der schwer erhältlichen Originale sehnlichst erwartet wurde!

_Story:_

Als der irische Cowboy Red Dust sich in das verschlagene Wildwest-Städtchen Greenstone Falls durchschlägt, staunt er nicht schlecht über die korrupten Machenschaften, die sich im Büro des Sheriffs und seiner Gefährten abspielen. Der stets betrunkene Sternträger und der hinterlistige Mr. Cathrell dulden absolut keinen Widerstand bei ihren intriganten Geschäften, und mit dem Kauf der Triple-Six-Ranch stehen sie schon vor dem nächsten Coup. Red Dust erfährt von den widerwärtigen Methoden und legt sich bereits bei seiner Ankunft mit Cathrell und seinen Leuten an. Kurz darauf heuert er bei Comanche, der Besitzerin der Ranch, an und bringt das Gut wieder auf Vordermann, muss aber auch mit ansehen, wie die korrupten Mühlen ihm nun endgültig Gegenwind ins Gesicht blasen. Doch Red Dust und sein schneller Revolver bleiben standhaft. Und während die Ranch stetig erweitert wird, plant Cathrell bereits den finalen Showdown, mit dem er Red Dust ins Grab und Comanche von der Ranch zu jagen gedenkt …

_Persönlicher Eindruck:_

Es braucht nicht sonderlich viel Zeit, bis man realisiert, dass diese erste Collector’s Edition etwas ganz, ganz Großes darstellt und einen weiteren historischen Punkt in der Laufbahn des Splitter Verlags markiert. „Comanche“ ist nicht nur inhaltlich einer der interessantesten und realitätsnächsten Western-Comics, sondern auch einer der wenigen Beiträge, bei denen die Klischees, die hier sicherlich zuhauf aufgefahren werden, nicht dauerhaft nerven. Im Gegenteil: Revolverhelden und Cowboys wie Red Dust, dem auch gleich der erste Titel gebührt, braucht das (Comic-)Land – zumal es solch starke Identifikationsfiguren und absolute Rundum-Helden bereits seit einiger Zeit nicht mehr gibt. Zumnindest außerhalb des Superhelden-Sektors …

Episode Nr. 1 bietet schließlich all das, was man von einer gesunden Western-Story erwartet: Der Kampf zwischen Nobodys gegen korrupte Obrigkeiten, Schmierereien, das klassische Ranchleben, Revolverduelle, flotte Sprüche, eine ordentliche Coolness auf Seiten der Hauptcharaktere und natürlich diese ganz bestimmten Happy Endings, wie man sie ebenfalls auch nur aus dieser Sparte kennt.

Mit Red Dust hat Chefdenker Greg unterdessen die Blaupause eines westlichen Action-Helden geschaffen. Eiskalt, gerechtigkeitsfanatisch, ideenreich und souverän in der Ausübung seines Jobs. Ihm gegenüber steht mit Comanche eine ebenso bestimmende Persönlichkeit und somit auch eine Figur, welche die feminine Seite im Western auf geradezu revolutionäre Art und Weise prägt, da sie letzten Endes den Part übernimmt, der sonst fast ausschließlich maskulin besetzt ist – und auch diese Darstellung ist dem Autor wirklich prima gelungen.

Bleibt noch die inhaltliche Ebene, und die ist nicht weniger souverän ausgeschmückt. Die einzelnen Kapitel bieten eine spannungsgeladene, actionreiche Gesamtstory, die schrittweise aufeinander aufbaut und im letzten Abschnitt auch einen würdigen Abschluss findet. Zusätzlich gibt es als Bonus noch die Kurzgeschichte ‚Erinnerst du dich, Kentucky?‘, die eine Art Prolog zu bestimmten Ereignissen in „Red Dust“ präsentiert und die Anfänge dokumentiert. Hiervon wird es in der Folge weitere Episoden geben, die an die Collector’s Edition als Extra-Schmankerl angehängt werden.

Quantität und Qualität sind also summa summarum mehr als befriedigend. Und gerade weil die Serie, deren Kern zwischen 1969 und 1982 geschrieben wurde, so lange abstinent war, aber doch so entscheidend für das gesamte Genre war, darf man auf „Comanche“ in der nun aufgebotenen Neuauflage nicht verzichten. Zumindest nicht, wenn man auf rauchende Colts und galante Cowboy-Action steht!

|Graphic Novel: 71 Seiten
ISBN-13: 978-3868690521|
[www.splitter-verlag.eu]http://www.splitter-verlag.eu

Dorison, Xavier (Autor) / Lauffrey, Mathieu (Zeichner) – Prophet 1: Ante Genesem

_Die „Prophet“-Reihe:_

1 _“Ante Genesem“_
2 [„Infernum in Terra“ 6412
3 [„Pater Tenebrarum“ 6413
4 – nur angekündigt –

_Story:_

Als Jack Stanton gemeinsam mit dem renommierten Kollegen Alexander Kandel in den Gipfelregionen des Himalayas auf ein außergewöhnliches Relikt stößt, wird dem ehrgeizigen Wissenschaftler schnell bewusst, dass es sich hierbei um einen Fund von enormer historischer Tragweite handelt. Kandel, der die Entdeckung des monströsen Reliefs nicht überlebt, bittet Stanton in seinem letzten Atemzug, diesen Fund niemals publik zu machen. Doch der wesentlich jüngere Kollege missachtet diesen letzten Willen in seiner Erfolgsgier und veröffentlicht ein Buch zu diesem brisanten, nach außen hin unglaubwürdigen Thema – und schon bricht die Hölle über ihn hinein.

Kurz nach dem ersten Radiointerview zu seinem neuen Buch verübt ein Mormonenpriester einen Mordanschlag auf ihn, den Stanton aber ebenso überlebt wie das gewaltige Erdbeben, welches New York infolge eines gestrandeten Öltankers heimsucht. Als er schließlich mit seinem Auto von der Brooklyn Bridge stürzt und sich plötzlich in einer neuen Welt wiederfindet, muss Jack jedoch endgültig den Preis für seinen kompromisslosen Wissensdurst zahlen. Plötzlich holen ihn seine Dämonen wieder ein und verändern die Welt für ihn offenbar für immer …

_Persönlicher Eindruck:_

„Prophet“ gehört, so viel darf man ruhig schon einmal vorwegnehmen, zu den komplexeren Serien französischer Herkunft und gleichermaßen zu den Comics, deren philosophische Tragweite nur sehr, sehr schwer greifbar ist. Ein sehr spezieller Themenkreis wird hier angeschnitten, abstrakt transferiert und mit Mitteln bedient, die selbst für ein solches Projekt kaum unkonventioneller sein könnten – und schon haben Xavier Dorison und Mathieu Lauffray als Urheber der Geschichte sich in die unliebsame Schublade derjenigen Outputs gesetzt, die definitiv einen polarisierenden Effekt haben.
Die Geschichte und ihre tragenden Charaktere wirken im ersten Band „Ante Genesem“ bereits sehr befremdlich und eigenartig abstrahiert. Stanton als offenkundiger Protagonist beispielsweise ist absolut unscheinbar, als Mensch aber auch kaum zugänglich.

Er ist weder abstoßend in seinem karriereverrückten Handeln, noch ein Sympathieträger, dem man wünscht, heil durch die verschiedenen Zonen zu navigieren, die dieses erste Kapitel schon für ihn bereithält. Die Personen und Persönlichkeiten in „Ante Genesem“ wirken bei Weitem noch nicht so wichtig wie die Handlung selber, nicht zuletzt weil das angeschlagene Tempo vergleichsweise sehr hoch ist. Dorison wechselt beinahe im Sekundentakt die Szenarien und Schauplätze und sorgt für sich ständig überschlagene Ereignisse und Landschaftsbilder. Die Herausforderung an den Leser, der seinen Antihelden auf wenigen Seiten vom Himalaya durch die schillernde Welt New Yorks in die seltsame Hölle begleitet, in die das Schicksal Stanton führt, ist entsprechend groß. Zumal manche Passagen in der ersten Ausgabe – die Story erfordert es einfach – einer gewissen Hektik unterliegen.

Man durchschaut den Background nur marginal, und selbst wenn der Autor in der angefügten Nachlese ein paar Fakten preisgibt, was genau hinter Stantons außergewöhnlichen Odyssee steckt, ist alles noch schwer fassbar und begreiflich.
Dem gegenüber steht jedoch ein sehr actionreicher, unheimlich spannender Plot, der nicht nur mit einer gewaltigen Tiefe aufwartet, sondern eine Unberechenbarkeit ausstrahlt, die selbst für den experimentellen Bereich im Splitter-Katalog sehr ungewöhnlich ist. Damit mausert sich „Ante Genesem“ einerseits zu den interessantesten Debüts im Verlagsprogramm, nimmt aber andererseits auch die Stellung eines Projektes ein, an dem man sich locker die Zähne ausbeißen kann. Doch das darf man, bei allen polarisierenden Inhalten, auch gerne als Qualitätsmerkmal auffassen! Empfehlenswert, keine Frage!

|Graphic Novel: 56 Seiten
ISBN-13: 978-3868690620|
[www.splitter-verlag.eu]http://www.splitter-verlag.eu

Michael Marcus Thurner – Die Welt der 20.000 Welten (Perry Rhodan 2550, Lesung)

|In der Milchstraße schreibt man das Jahr 1463 Neuer Galaktischer Zeitrechnung – das entspricht dem Jahr 5050 christlicher Zeitrechnung. Seit über hundert Jahren herrscht Frieden: Die Sternenreiche arbeiten daran, eine gemeinsame Zukunft zu schaffen. Als die Terraner die Transport-Technologie sogenannter Polyport-Höfe, Zeugnisse einer längst vergangenen Zeit, zu entschlüsseln beginnen, tritt die Frequenz-Monarchie auf den Plan: Sie beansprucht die Macht über jeden Polyport-Hof.

Mit Raumschiffen aus Formenergie oder über die Transportkamine der Polyport-Höfe rücken die Vatrox vor, und anfangs scheinen sie kaum aufzuhalten zu sein. Dann aber entdeckt man ihre Achillesferse ausgerechnet in ihrer stärksten Waffe: Die Vatrox verfügen mittels ihrer „Hibernationswelten“ über die Möglichkeit der Wiedergeburt. Als die Terraner ihnen diese Welten nehmen und die freien Bewusstseine dieses Volkes einfangen, beenden sie damit die Herrschaft der Frequenz-Monarchie.

Allerdings sind damit nicht alle Gefahren beseitigt: Noch immer gibt es Vatrox, darunter den gefährlichen Frequenzfolger Sinnafoch, und mindestens zwei rivalisierende Geisteswesen, die mit dieser fremden Kultur zusammenhängen. Und zwei Drittel des Raumschiffs JULES VERNE mit Perry Rhodan an Bord wurden am Ende der entscheidenden Schlacht vom Handelsstern FATICO wegtransportiert – in DIE WELT DER 20.000 WELTEN …

(Verlagsinfo)|

_Inhalt_

Zwei Drittel des Hantelschiffes JULES VERNE werden durch einen Polyport-Hof des Handelssterns FATICO nach Anthuresta verschlagen und gelangen an einen uralten Handelsstern, der in eine Psimateriewolke gehüllt ist, die alle höherdimensionalen Vorgänge stört. Das Schiff strandet, die Mannschaft sieht sich mit „Psifolien“ konfrontiert – durch Psimaterie Form gewordene Erinnerungen -, während ein ungreifbarer Einfluss die Geiste und Körper der Menschen schwächt. Perry Rhodan ist an einer schnellen Übernahme des Handelssterns interessiert, um die Initiative zurückzugewinnen und die Gefahren von seiner Mannschaft abzuwenden. Auch um die rätselhafte Herkunft des Handelssterns zu erforschen und Antworten auf die durch ES aufgeworfenen Fragen zu finden, dringt er mit einer kleinen Gefolgschaft in den Handelsstern ein, der wahrhaft gigantische Ausmaße hat und so die Aussicht auf Erfolg mehr als unwahrscheinlich wirken lässt.

Als er endlich doch an eine Datenquelle kommt, erwartet ihn eine Überraschung der besonderen Art: Der Stern scheint umringt von einer Hohlkugel aus 20000 halbkugligen Welten, die jede ein Abbild WANDERERs zu sein scheinen – ES‘ Finger sind lang …

_Kritik_

Wenn man nach 2550 Folgen in eine Serie einsteigt, kann es durchaus zu unverständlichen Anspielungen und Verwirrungen kommen. Wenn dann auch noch der MP3-Player die einzelnen Tracks willkürlich abspielt, ist das Chaos perfekt. Nachdem ich diesen Fehler behoben hatte, kam ich in den Genuss eines Hörheftes mit einigen überraschenden Eigenschaften:

Der Umfang der Romanhefte beträgt ungefähr 59 Seiten, das Hörheft umfasst je nach Sprecher etwa 180-220 Minuten, was dem Hörer erstaunlich lang vorkommt. Der wöchentliche Erscheinungsrhythmus erfordert eine hohe Disziplin an die produzierende Firma der Hörheftadaption, der Sprecher liefert eine anspruchsvolle Leistung ab und verleiht dem Roman durch den Charakter seiner Stimme zusätzlich Niveau.

Was im Moment des Selbstlesens stärker offenbar wird, verschluckt die gut zusammenhängende Erzählweise des Vorlesers zum Vorteil der Geschichte: Mehrfache Wiederholungen von kleinen Details, wiederholte Gedankengänge der Protagonisten, selbst wenn es im Zusammenhang dieses einen Romans steht und sich nicht auf die Serien- oder Zyklusvergangenheit bezieht.

Die Charaktere erhalten erstaunliches Profil, ein Geschehen, das den Romanen der letzten Jahre oft abging. Gerade an Unsterblichen und speziell an Rhodan schreiben sich die Autoren oft die Zähne aus. Aber gerade Rhodan, dem das Exposé eine persönliche Veränderung prophezeiht, wird durch Thurner schön positioniert, wodurch dieser runde Roman deutlich Pluspunkte sammelt.

Sonst ist noch Chucan Tica erwähnenswert, der für den polternden, lockeren Part des Romans zuständig ist. Die Handlung selbst projiziert einen Ausblick kosmischer Tragweite auf die kommenden Serienabschnitte, und wenn das Exposé hält, was Thurner in diesem Roman an Veränderungen ankündigt, wird auf die Serienfiguren wie auf die Leserschaft noch umfangreiches Überraschungsmaterial zukommen.

|MP3-Hörbuch mit 229 Minuten Spielzeit
Gelesen von Renier Baaken
Exklusiv über den [Perry-Rhodan-Shop]http://www.perryrhodanshop.de erhältlich|
[www.EinsAMedien.de]http://www.einsamedien.de
[www.perry-rhodan.net]http://perry-rhodan.net

Lueg, Lars Peter – Jack Slaughter 07: Dr. Jekyll & Mrs. Hyde

_|Jack Slaughter|:_

Folge 1: [„Tochter des Lichts“ 5532
Folge 2: [„Professor Dooms Erwachen“ 5552
Folge 3: „Das Tor zur Hölle“
Folge 4: [„Virus in Jacksonville“ 6065
Folge 5: [„Am Ende der Welt“ 6079
Folge 6: [„Im Land der Vampire“ 6082
Folge 7: „Dr. Jekyll und Mrs. Hyde“
Folge 8: „Das Herr der Finsternis“
Folge 9: „Die Wurzel des Bösen“
Folge 10: [„Werwolf im Schafspelz“ 6386

_Story:_

Erst kürzlich ist Ruhe im Heim des Freizeit-Dämonenjägers Jack Slaughter eingekehrt, als er von seiner Grandma Abigail erfährt, dass Kim Novak sich aus unerfindlichen Gründen auf Abwegen befindet und sich dem Einfluss der mächtigen Toten entzogen hat. Slaughter, die Tochter des Lichts, macht sich alsbald auf die Suche nach Kim und entdeckt sie tatsächlich in der Nähe des Surfer-Machos Rick Silver, den sowohl Slaughter als auch Novak aufs Äußerste verachten. Doch Kims Zunge kreuzt sich in diesem Moment mit der von Silver, und darüber hinaus nennt sich Kim plötzlich Madison. Die Wesensveränderung bringt Slaughter zur Weißglut, ebenso Madisons ungewohnte Naivität und ihre gesteigerte sexuelle Lust. Also führt er die Doktorin der Parapsychologie ins Dojo ihres kampfeslustigen Bruders Chuck, der ebenfalls kaum fassen kann, was seine Augen sehen. Welches Biest hat sich in Kims Hirn eingenistet? Und welche Rolle spielt das obskure Erfrischungsgetränk Lemonade hierbei?

_Persönlicher Eindruck:_

Nachdem die Fortentwicklung des Dämonen-Klamauks um die Tochter des Lichts in den letzten Episoden durchaus positiv war, muss man mit der Veröffentlichung der siebten Folge nun wieder ein Stück weit Stagnation attestieren. Das Grundthema des vergangenen Kapitels wird im Grunde genommen übernommen und nun neu auf Dr. Kim Novak projiziert. War es zuletzt Slaughter, der seinen manipulierten Gelüsten unterlag, ist es nun sein weiblicher Sidekick, dem sämtliche Intelligenz geraubt wird und im Rahmen einer völlig klischeebefangenen Story auch ein entscheidender Part – denn wenn man der Serie irgendetwas nicht so recht abkaufen will, dann, dass sie sich (wie hier) von ihrer albernen Seite völlig überrennen lässt. Obwohl es anfangs schon deutliche Tendenzen diesbezüglich gab …

Wie auch immer, die Klischees haben ganz klar die Oberhand und bestimmen den Verlauf der Geschichte, so dass der Plot an sich gerade in den ersten Kapiteln total erstickt wird. Es sind einmal mehr Silvers Mix-Tapes, die hier auf den Tisch kommen, als Running Gag aber inzwischen fast ebenso ausgelutscht sind wie der ewige Kampf zwischen dem dümmlichen Surfer und den Protagonisten Nowak, Bishop und Slaughter. Klar, wiederkehrende Komik mag zwar ein Grundbestandteil von „Jack Slaughter“ sein, aber wenn sich hierbei nahezu der gesamte Content auf Rezitierungen und penetrante Wiederholungen stützt, verliert das Ganze irgendwann seinen Reiz – und das ist in „Dr. Jekyll & Mrs. Hyde“ schließlich der Fall.

Zumindest erfährt die Handlung im letzten Drittel noch eine entscheidende Aufwertung, da die Auflösung der Story nicht nur amüsant ist, sondern auch ein bisschen mehr Action und Tempo in die Sache hineinbringt. Es geschieht endlich mal was, und die Regie ist nicht mehr bloß versucht, sich hinter dem Klamauk zu verstecken, der hier phasenweise viel zu dominant inszeniert wird. Selbstredend wird es sicherlich Die-Hard-Anhänger der Serie geben, die gerade das an der Tochter des Lichts schätzen. Doch ganz objektiv betrachtet, hätte in diesem Fall weniger mehr sein können – einfach nur zugunsten der Handlung!

Seis drum: „Jack Slaughter“ ist als polarisierende Reihe auf den Markt gekommen,hat sich zwar diesbezüglich kurz rehabilitieren können, steht nun aber wieder zur Diskussion. Immerhin sind auch in „Dr. Jekyll & Mrs. Hyde“ einige starke Gags vertreten (Wie etwa die Interaktion zwischen Flopper, Basil Creeper und Dr. Doom), die einen mittlerweile eigentlich überraschenden Absturz zu verhindern wissen. Aber inhaltlich sollte künftig wieder mehr passieren, damit sich die Serie nicht irgendwann selbst überlebt!

_Sprecher:_

Erzähler – Till Hagen
Tony Bishop – David Nathan
Jack Slaughter – Simon Jäger
Dr. Kim Novak – Arianne Borbach
Rick Silver – Dennis Schmidt-Foss
Bob – Andy Matern
Basil Creeper – Rainer Fritzsche
Professor Doom – H. Dieter Klebsch
Flopper – Delphin Mitzi
Sunset River – Schaukja Könning
Tracy Santiago – Christin Marquitan
Dr. William Murphy – Stefan Staudinger
Grandma Abigail – Gisela Fritsch
Chuck Novak – Tobias Kluckert
Reverend Black – Hasso Zorn
Victorie Osborne – Marianne Groß
Frank Stoner – Jan Spitzer
Frogi Oaktree – Santiago Ziesmer
Mr. Ming – Fang Yu

|Audio-CD: ca. 65 Minuten Spielzeit
ISBN-13: 978-3-8291-2296-2
ASIN: B002MEW7ZI|
[www.jack-slaughter.de]http://www.jack-slaughter.de
[www.lpl.de]http://www.lpl.de
[Myspace-Website]http://www.myspace.com/jackslaughtertochterdeslichts
[www.folgenreich.de]http://www.folgenreich.de
[www.universal-music.de]http://www.universal-music.de

Philip Sington – Das Einstein-Mädchen

Die Handlung:

Berlin 1932. Eine junge Frau wird im Wald bei Caputh bewusstlos, verletzt und halb nackt aufgefunden und in die psychiatrische Abteilung der Charité eingeliefert. Als sie aus dem Koma erwacht, kann sie sich an nichts erinnern, nicht einmal an ihren Namen. Bei ihr findet man nur einen Programmzettel von einem Vortrag Albert Einsteins.

Martin Kirsch, der zuständige Psychiater, ist fasziniert von diesem ungewöhnlichen Fall und entwickelt Gefühle für seine Patientin. Wer ist diese Frau? Gibt es eine Verbindung zu Einstein? Seine Nachforschungen führen ihn nach Zürich und bis nach Serbien. Währenddessen ergreifen in Deutschland die Nazis die Macht … (abgewandelte Verlagsinfo)

Philip Sington – Das Einstein-Mädchen weiterlesen

Robert Louis Stevenson – Die Schatzinsel

Die Handlung:

Der junge Jim Hawkins gerät an eine Schatzkarte und bildet mit seinen Freunden Dr. Livesey und Squire Trelawney sofort ein Expeditionsteam, um den verborgenen Schatz des Piratenkapitäns Flint zu finden, den er auf einer Insel vergraben hat. Doch die frühere Piratenmannschaft Flints ist ebenfalls hinter dem Gold her und heuert unerkannt auf dem Expeditionsschiff an. Auf der Insel angekommen, beginnt der Kampf der Piraten gegen den Rest der Besatzung um den begehrten Schatz. (veränderte Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Und wieder hat sich der Verlag ein tolles Buch ausgesucht, um es im Rahmen der „Abenteuerklassiker“-Reihe neu aufzulegen. Auf jeder Seite spürt man die Begeisterung des Autors für das Reisen und für Abenteuer. Diese überträgt sich nahtlos auf den Leser, der schnell von der Geschichte gefesselt ist.

Der Autor hält sich und den Leser nicht lange und schon gar nicht langweilig mit ausschweifenden Erklärungen auf, sondern beginnt direkt geheimnisvoll mit den Umständen, durch die Jim in den Besitz der Schatzkarte gerät.

Einzig der Kampf zwischen den Piraten und der Schiffsführung auf der Insel treibt zum schnelleren Lesen an. Schließlich will der Leser ja erfahren, ob es tatsächlich einen Schatz gibt. Wie und wo, und vor allem von wem er tatsächlich gefunden wird, ist interessant gelöst und spannend erzählt. Und das Ganze ohne Vampire, Werwölfe, Drachen und Zauberer. Ob das allerdings ein Verkaufsargument für die jüngere Zielgruppe ist …

Die Rechtschreibung

Leider hat der Verlag auch in diesem Teil seiner „Abenteuer“-Reihe wieder auf eine alte Übersetzung und entsprechend alte und mittlerweile falsche Rechtschreibung zurückgegriffen. Und selbst das Nachwort ist nicht neu, sondern stammt aus dem Jahr 2000.

Aus diesem Grund allein schon eignet sich auch dieser Teil nicht für den Schulunterricht.

Die Fortsetzung

Unter dem Titel „Jim Hawkins und der Fluch der Schatzinsel“ ist übrigens 2005 eine „Fortsetzung“ erschienen. Francis Bryan beschreibt hier, wie Jim Hawkins sich doch noch einmal auf den Weg in die Südsee macht.

Mein Fazit:

Eine spannende Geschichte, die um eine simple Grundidee gestrickt ist, aber einfach Spaß macht. Ein zeitloses Abenteuer für Leser jeden Alters.

Taschenbuch: 256 Seiten
Originaltitel: Treasure Island (1883)
Aus dem Amerikanischen von Richard Mummendey (1962)
Mit einem Nachwort von Uwe Böker (2000) und einer Zeittafel zu Leben und Werk des Autors
ISBN-13: 978-3423138840
www.dtv.de

Dieses Buch gehört zur Reihe „Klassiker der Abenteuerliteratur“ von dtv:

Daniel Defoe: „Robinson Crusoe“
Jules Verne: „Reise zum Mittelpunkt der Erde“
Mark Twain: „Tom Sawyers Abenteuer“
Robert L. Stevenson: „Die Schatzinsel“
Karl May: „Der Schatz im Silbersee“ (September 2010)
Jack London: „Lockruf des Goldes“ (Oktober 2010)

Der Autor vergibt: (4/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)