Thomas Muir – Kabine B 55

muir-kabine-b-55-cover-kleinAuf einem schwimmenden Truppentransporter wird ein Mann umgebracht. Die Ermittlungen sind schwierig, da das Schiff völlig überbelegt ist. Hartnäckig bleibt ein ehemaliger Biologe dem Täter auf der Spur, zumal dieser mit dem Morden nicht aufhört … – „Whodunit“ in ungewöhnlicher Kulisse. Der eigentlich überschaubare Tatort wird durch 4000 Verdächtige quasi überflutet, was der Fahndung eine reizvoll unerwartete Wendung gibt: kein klassischer, sondern nur ein alter aber lesenswerter Krimi. Thomas Muir – Kabine B 55 weiterlesen

Alan Campbell – Devil’s Night (Kettenwelt-Chroniken 2)

Nach dem Tod des Gottes Ulcis drängen die Horden der Hölle an die Oberfläche der Kettenwelt. Verzweifelt aber keineswegs einig versuchen Menschen und Götter sie zurückzudrängen und dem Untergang Einhalt zu gebieten … – Der zweite Band des „Deepgate Codex“ weist nicht mehr die Dichte und Intensität des Vorgängers auf, nimmt aber im zweiten Drittel Fahrt auf, sprüht vor bizarren Einfällen und lässt das Gros der modernen Einheits-Fantasy erneut weit hinter sich.
Alan Campbell – Devil’s Night (Kettenwelt-Chroniken 2) weiterlesen

Ward, J. R. – Mondspur (Black Dagger, Band 5)

Band 1: [„Nachtjagd“ 5283
Band 2: [„Blutopfer“ 5301
Band 3: [„Ewige Liebe“ 5358
Band 4: [„Bruderkrieg“ 5565

_Überblick:_

|Düster, erotisch, unwiderstehlich – die letzten Vampire kämpfen um das Schicksal der Welt.|

Sie sind eine der geheimnisvollsten Bruderschaften, die je gegründet wurden: die Gemeinschaft der |Black Dagger|. Und sie schweben in tödlicher Gefahr: Denn die |Black Dagger| sind die letzten Vampire auf Erden, und nach jahrhundertelanger Jagd sind ihnen ihre Feinde gefährlich nahe gekommen. Doch Wrath, der ruhelose und maßlos attraktive Anführer der |Black Dagger|, weiß sich mit allen Mitteln zu wehren. Die Schlacht beginnt!

Band 5: Einst hat Phury seinen Zwillingsbruder Zsadist aus grausamer Gefangenschaft befreit. Doch obwohl seitdem mehr als ein Jahrhundert vergangen ist, heilen Zs Wunden nicht. Gezeichnet an Körper und Seele, ist er wohl der düsterste und unheimlichste Krieger der Bruderschaft der |Black Dagger|. Erst als er die schöne Aristokratin Bella trifft, die sich zu ihm hingezogen fühlt, erwacht in Zsadist plötzlich wieder ein Gefühl, das er längst für begraben hielt: Hoffnung.

Doch auch sein Zwilling Phury, der in einem selbstauferlegten Zölibat lebt, zeigt Interesse an Bella. Als die junge Vampirin von der Gesellschaft der Lesser entführt wird, müssen die beiden Brüder ihre Schwierigkeiten überwinden und gemeinsam alles daransetzen, die Frau zu retten, die sie lieben … (Verlagsinfos)

_Handlungsverlauf:_

Wie jeder BD-Band beginnt auch dieser mit dem Glossar der Begriffe und Eigennamen. Und schon taucht man erneut in die Welt der |Black Dagger| und ihrer Feinde ein – mit einem weiteren interessanten Paar.

Bella, die schöne Vampirin und Freundin von Mary, wurde vor sechs Wochen von Lessern entführt. Zsadist (Z), der eine ungewohnte Faszination für Bella verspürt, die offenes Interesse an ihm bekundet hat und ihn dadurch in große Verwirrung stürzte, Phury, sein Zwilling, und Vishous verfolgen drei Lesser bis an den Rand von Caldwell. Z tötet sie – ohne in Erfahrung zu bringen, ob Bella noch lebt und wo sie sich befindet. Z und Vishous fühlen sich beide auf ihre Weise zu Bella hingezogen, doch sie zeigte nur Interesse für den (vermeintlich) kalten, brutalen und von Frauenhass zerfressenen Z.

Bei den Lessern geht es auch turbulent zu. Mr. O (O), stellvertretender Befehlshaber nach dem Haupt-Lesser Mr. X, hat diesem gegenüber verschwiegen, dass er Bella gefangen hält, die er als seine „Frau“ ansieht und nur für sich haben will. X kommt ihm jedoch auf die Schliche und warnt O, nicht zu verweichlichen, doch dieser ist schon in kranker Leidenschaft für die schöne Vampirin entbrannt.

Bella hingegen nutzt – trotzdem er sie gefangen hält – die Macht über O und spielt mit seinen Gefühlen, weil sie ihn hasst und er sie anekelt. Während ihrer Gefangenschaft wird sie von Erinnerungen an ihr altes Leben und ihre Familie (Mutter, Bruder) heimgesucht. Bellas Bruder Rehvenge (Rehv), ein hochgradig aggressiver Vampir, fühlte sich immer für seine Schwester verantwortlich. Doch Bella denkt auch an Z.

Ein weiterer Charakter, von dem man schnell vermutet, was „in“ ihm steckt, nimmt ebenfalls immer mehr Gestalt an – John Matthew, der bei Tohrment und seiner Frau Wellsie lebt. John wird von seltsamen Träumen gequält, wird das erste Mal von Tohrment auf das Anwesen der |Black Dagger| gebracht und begegnet dort erstmalig Wrath, dem König und seiner Frau Beth, aber auch Wellsies Cousine Sarelle, zu der er sich hingezogen fühlt.

Dr. Havers stellt bei einer Blutuntersuchung fest, dass John ein reinrassiger Krieger ist – und dass er in Darius von Marklons Abstammungslinie steht. So nah, dass John eigentlich Darius‘ Sohn sein müsste (die Leser der bisherigen Bände ahnen aber längst anderes). Tohr klärt John auf, wer Darius war und dass Beth dessen Tochter und somit Johns Schwester sei.

Z zieht es immer wieder in die Nähe von Bellas Haus, das er von allen Spuren des Überfalls der Lesser reinigt. Je häufiger er dorthin geht, desto heimischer fühlt er sich. So sehr, dass er sogar mit dem Gedanken spielt, es zu kaufen, sollte Bella nicht zurückkehren -wohl um eine Art Verbindung zu ihr zu behalten.

Die Leser erfahren in diesem Band – durch Zs Erinnerungen – wieder mehr über ihn, aus der Zeit (1802), als er als Blut- und Sexsklave seiner Herrin gequält und missbraucht wurde. Seither erträgt er es nicht mehr, berührt zu werden. Z stellt für mich immer mehr den interessantesten Charakter der bisherigen Serienbände dar.

Auch Butch, der Ex-Cop, der jetzt als einziger Mensch in der Bruderschaft der |Black Dagger| lebt, hat dankenswerterweise wieder einen Auftritt. Er vermisst nach wie vor die schöne Vampirin Marissa, die er liebt, die aber nichts von ihm wissen will. Den Grund dafür verwehrt die Autorin den Lesern aber bisher leider. Hoffentlich nur, um die Spannung zu halten bzw. zu forcieren – denn es wäre schade, wenn dieser Strang ungeklärt im Sande verliefe.

O beschafft für Bella einen Vampir, der ihr als Nahrungsquelle dienen soll. Doch dieser kann entfliehen, und Butch, Phury und Vishous erfahren von dem Entflohenen, dass Bella noch lebt. Daraufhin ist Z natürlich nicht mehr zu halten, und er und seine dunklen BD-Brüder machen sich auf in das Lesserzentrum, um Bella zu befreien. Danach legen sie das Zentrum in Schutt und Asche. Z kümmert sich rührend um die verletzte und entkräftete Vampirin, und zwischen ihm und seinem Zwillingsbruder entwickelt sich eine immer stärkere Rivalität um Bellas Gunst. Und während Z an Bellas Bett wacht, wird er erneut von Erinnerungen an seine Sklavenzeit heimgesucht – und er erhält für den Leser immer mehr charakterliche Tiefe.

Als es Bella wieder besser geht, sucht sie nach wie vor Zs Nähe, findet seinen asketischen, aber vernarbten Körper wunderschön, sie nährt sich von ihm, denn für sie ist Z der ‚Einzige‘. Doch er stößt sie immer wieder schroff von sich, weil er sich aufgrund seiner Vergangenheit für unrein hält, dabei verzehrt er sich nach ihr.

Der Leser erfährt in diesem Zusammenhang auch Rückblicke auf die Zeit, in der Phury seinen Zwillingsbruder Z suchte, dessen Herrin Catronia den Hof machte, schließlich Z befreite und dabei sein eigenes Bein opferte. Als Z, Butch und Phury Bella auf ihren Wunsch nachts zu ihrem Haus bringen, sieht sie Z im Kampf mit einem Lesser, erkennt, wie brutal er dabei vorgeht – und steht unter Schock (was für eine Vampirin recht menschlich wirkt).

O verfolgt derweil bei den Lessern eigene Pläne, um an die Macht zu kommen und X seiner Position zu berauben. Als ihm das gelungen ist, kennt er nur noch ein Ziel: Er will Bella zurück in seine Gewalt bekommen und Z, der sie befreit hat, töten.

Bellas Bruder jedoch wartet ungeduldig auf Bellas Rückkehr in ihrem Haus. Er ist nicht gut auf die |Black Dagger| zu sprechen, die er für rücksichtslos Frauen gegenüber hält. Rehvenge will Bella fortan durch eine „Bannung“ schützen … Wird Z sie jemals wiedersehen – oder sie durch die Bannung auf ewig verlieren?

_Meine Meinung:_

Nun könnte man meinen, bei „Black Dagger“ liefe alles nach Schema F ab und es ginge nur um die einzelnen Liebesgeschichten. Flüchtig betrachtet ist das vielleicht so, aber im Gesamten bietet die Serie erheblich mehr. Denn da ist ja neben dem |Black Dagger|-Strang noch die Handlungsebene der Lesser, die ebenfalls immer mehr Gestalt annimmt. Aber auch innerhalb der Bruderschaft der |Black Dagger| brilliert jeder Charakter durch eine eigene, starke und teils sehr eigenwillige Persönlichkeit – und das Vampir-Universum, das die Autorin erschafft, wird immer komplexer und dichter, und das auf eine leicht erzählte Weise. Somit ist „Black Dagger“ flotte vampirische Unterhaltung, in der auch die Action und Erotik nicht zu kurz kommen, dies aber auf einem guten Niveau und in einer guten Ausgewogenheit.

Die Aufmachung ist wie immer ansprechend, die Covermotive verströmen alle die gleiche Atmosphäre, und insgesamt betrachtet sollte diese Serie bei keinem Vampirliteraturliebhaber fehlen.

_Fazit:_ J. R. Ward webt ein immer dichteres Vampirserien-Netz rund um die |Black Dagger|-Bruderschaft und ihre Pro- und Antagonisten. Wer sich flott und spannend – mit einer Prise Erotik – unterhalten lassen will, ist hier an der richtigen Adresse.

_Die Autorin:_

Jessica Rowley Pell Bird (geboren 1969 in Massachusetts, New England) ist sowohl unter ihrem Geburtsnamen Jessica Bird als auch unter ihrem Pseudonym J. R. Ward schriftstellerisch tätig. Sie ist die Tochter eines Bankvorstandes und einer Architekturzeichnerin und hält ein Diplom in Rechtswissenschaften. Sie ist seit 2001 mit dem Unternehmensberater Neville Blakemore verheiratet und lebt mit ihm mittlerweile in Louisville, Kentucky.

Ihren ersten Roman „Leaping Hearts“ veröffentlichte sie 2002 und erhielt 2007 den |Romantic Times Reviewer’s Choice Award| für „Lover Awakened“ („Mondspur“ & „Dunkles Erwachen“) aus der |Black Dagger|-Serie sowie im gleichen Jahr den |RITA Award| des Schriftstellerverbands „Romance Writers of America“ für ihr Buch „From the First“. Für beide Awards war sie darüber hinaus bereits vielfach nominiert.

|Die Black-Dagger-Serie:|

Dark Lover (September 2005) – „Nachtjagd“ (Part 1) und „Blutopfer“ (Part 2)
Lover Eternal (März 2006) – „Ewige Liebe“ (Part 1) und „Bruderkrieg“ (Part 2)
Lover Awakened (September 2006) – „Mondspur“ (Part 1) und „Dunkles Erwachen“ (Part 2)
Lover Revealed (März 2007) – „Menschenkind“ (Part 1) und „Vampirherz“ (Part 2)
Lover Unbound (September 2007) – „Seelenjäger“ (Part 1, deutsch im März 2009)
Lover Enshrined (Juni 2008)

|Originaltitel: Lover Awakened (Part 1)
Aus dem Amerikanischen von Astrid Finke
Broschur, 320 Seiten
Titelfoto von Dirk Schulz / Titelgestaltung von Animagic Bielefeld
ISBN-13: 978-3-453-56511-1|
http://www.jrward.com
http://www.heyne.de

AnimagiC 2024

Doyle, Arthur Conan / Wakonigg, Daniela – Sherlock Holmes Collectors Edition VI

_Von Baskerville Hall über Birmingham nach Reigate_

Auch im Jahr 2008 haben die Macher der |Maritim|-Hörspielserie um Sir Arthur Conan Doyles Meisterdetektiv Sherlock Holmes weiter an der Adaption der kompletten Sammlung von Kurzgeschichten und Erzählungen gearbeitet. Daher versammeln sie erneut drei spannende Fälle auf den vier CDs ihrer sechsten „Sherlock Holmes Collectors Edition“.

Mit der durch zahlreiche Buchausgaben und Verfilmungen wohl bekanntesten Sherlock-Holmes-Geschichte „Der Hund der Baskervilles“ („The Hound of the Baskervilles“, 1901) wagt man sich erneut an die Adaption einer längeren Erzählung Doyles, welche von 1901 bis 1902 als Fortsetzungsroman in Doyles Stammblatt |The Strand| erschien und noch vor dessen Abschluss in der Zeitung als Buchformat herausgegeben wurde, damit neugierige Leser nicht länger auf die Auflösung des Falles um den fluchbelasteten Erben Henry Baskerville warten mussten. Wenn Holmes und Watson scherzen, dass sie in jüngster Zeit ein Fall um den anderen in die Region Dartmoor treibt, verweist die Hörspielserie bereits auf sich selbst, denn erst in der zuletzt erschienen Bearbeitung der Kurzgeschichte „Silberpfeil“ („The Adventure of Silver Blaze“, 1892) auf der „Collectors Edition V“ hatten der Detektiv und sein Kompagnon das Verschwinden eines Rennpferdes und den Tod dessen Trainers im Dartmoor aufzuklären, und auch in „Die Internatsschule“ („The Adventure of the Priory School“) waren sie auf den Spuren eines Kidnappers im Moor unterwegs.

Der „Hund der Baskervilles“ hingegen illustriert auf hervorragende Weise das Vertrauen des jungen Doyle in die Rückführbarkeit aller mysteriöser Vorgänge auf eine erklärbare und rationale Ursache. Das Moor, welches den Landsitz der Familie umgibt, ist durch seine Unzugänglichkeit bereits geheimnisumwittert, so dass es für die Einheimischen naheliegt, dass der Höllenhund zurückgekehrt sein und auch den letzten Herrn auf Baskerville getötet haben muss – zumal die Fußspuren eines Hundes in der Nähe des Leichnams gefunden wurden. Da man nun um das Leben des vermeintlich einzigen Erben Sir Henry fürchtet, ruft man Sherlock Holmes zur Hilfe. So wird der angebliche Höllenhund – mit dem die Baskervilles geschlagen sein sollen, seit ein Vorfahre zur Strafe für die Jagd auf ein Mädchen, das ihm nicht zu Willen sein wollte, von einem Hund zerfleischt wurde – als eine mit Phosphor zum leuchten gebrachte Kreuzung aus Bluthund und Dogge enttarnt. Natürlich steht außer Frage, dass der Detektiv nicht nur das Rätsel um den Höllenhund, sondern auch das um den aus dem Gefängnis entflohenen Mörder lösen wird, der sich im Dartmoor versteckt hält und als falsche Fährte für den kriminalisierenden Leser eingeführt wurde.

Mit dem Schauspieler und Synchronsprecher Walter von Hauff (Sir Henry Baskerville) und alten Bekannten wie Melanie Manstein (u. a. Lady Hilde Hope aus „Der zweite Fleck“) oder Volker Brandt, der in den anderen beiden Geschichten „Der Angestellte des Börsenmaklers“ („The Adventure of the Stockbroker’s Clerk“,1893) und „Der Landadel von Reigate“ („The Adventure of the Reigate Squires“, 1893, gelegentlich auch „The Reigate Puzzle“ genannt) erneut als Stimme des Scotland-Yard-Inspektors Lastrade auftritt, haben die Herausgeber den Hauptsprechern Christian Rode (Holmes) und Peter Groeger (Watson) wie immer sehr überzeugende Sprecher zur Seite gestellt. Aus der Arbeitsprobe, die man am Schluss des Abenteuers um Hall Pycroft erhält, wird auf amüsante Weise deutlich, dass es nicht immer einfach ist, die englischen Namen auszusprechen, ohne sich zu verhaspeln. Und obwohl die Sprecher sich tatsächlich nicht so recht entscheiden zu können scheinen, ob Hall Pycroft nun „Hall“ (wie von Holmes und Pycroft selbst) oder „Hell“ (wie von Dr. Watson und Mr. Pinner) ausgesprochen wird, ist das Hörspiel von den Machern auch im aktuellen Diskurs um die Bankenkrise und Börsenspekulationen aktualisiert und mit witzigen Seitenhieben auf die Branche ausgestattet worden: „Ob man den Leuten auf der Straße oder an der Börse das Geld aus der Tasche zieht, macht eigentlich keinen großen Unterschied, oder?“ „Immer nur die Kurse studieren, ein Händchen für Zahlen und Geld, ein bisschen Talent – und schon kann das jeder Dummkopf.“ Allerdings geht man für diese Späßchen und das väterliche Verhältnis zwischen Holmes und Pycroft relativ frei mit dem Holmes-Universum um, denn Doyle gibt keinen Hinweis darauf, dass Pycroft in seinen Kinderjahren Mitglied der Baker-Street-Bande war und sein Berufsstand eigentlich als logische Fortführung seines Lebens auf der Straße gewertet wird.

In „Der Landadel von Reigate“ wird wieder einmal besonders deutlich, dass die Hörspielmacher Holmes‘ und Watsons Verhältnis wie das eines alten Ehepaares darstellen möchten, das durch Watsons Überbesorgnis hinsichtlich des Gesundheitszustandes seines Freundes Holmes sowie Holmes‘ Lamentieren über dessen Besorgnis charakterisiert wird. Man meint, den Schalk in den Augen der Sprecher sehen zu können, wenn sie sich gegenseitig mit kleinen Sticheleien zu übertölpeln suchen. Abgesehen davon illustriert die Geschichte der Cunninghams, die in einem Rechtsstreit mit ihrem Nachbarn Mr. Acton um ein beträchtliches Stück Land stehen, einmal mehr, wie Doyle neuste Erkenntnisse aus der Kriminalistik seiner Zeit für seine Kurzgeschichten verwendet hat, denn Sherlock Holmes überführt die Mörder nicht nur durch gekonnte schauspielerische Einlagen, sondern vor allem mit Hilfe der Untersuchung ihrer Handschriften.

Klanglich stehen die Hörspiele dieses Teils der „Collectors Edition“ den Vorgängern in nichts nach. Man hat sich des Öfteren sogar für Violinenklang statt Jazztrompeten als Zwischenspiele entschieden, was gut mit Holmes‘ Leidenschaft für das Geigenspiel korrespondiert. Alles in allem merkt man trotz Handlungsumstellungen, Kürzungen und kleinen Veränderungen den Hörspielen die Begeisterung der Mitwirkenden für die klassischen Detektivgeschichten Sir Arthur Conan Doyles an, so dass die „Collectors Edition VI“ einmal mehr 268 Minuten Hörvergnügen bedeutet.

_Besetzung:_

|CD1+CD2: Der Hund der Baskervilles|

Sherlock Holmes: Christian Rode (Christopher Plummer, Leonard ‚Spock‘ Nimoy, Telly ‚Kojak‘ Savalas)
Dr. Watson: Peter Groeger (Armin ‚Quark‘ Shimerman)
Sir Henry Baskerville: Walter von Hauff (Michael Moore, Chow Yun-Fat)
Dr. James Mortimer: Crock Krumbiegel (Connor Trinneer, Kevin Bacon)
Mr. Alfred Stapleton: Thomas Karallus (Kevin James in „King of Queens“)
Miss/Mrs. Beryl Stapleton: Melanie Manstein (Linda Park, ‚Fantaghiro‘)
Mr. John Barrymore: Christian Mey
Mrs. Eliza Barrymore: Roswitha Benda
Mr. Frankland: Michael Schernthaner (Woody Harrelson)
Mrs. Laura Lyons: Jo Kern
Rezeptionist: Norbert Gastell (Robert ‚Cornelius Fudge‘ Hardy, ‚Homer Simpson‘)
Kutscher (Clayton): Michael Habeck (Oliver Hardy, ‚Barney Geröllheimer‘, ‚Ernie‘, Danny DeVito)
Postmeister: Andreas Borcherding (Dan Shea)
Richard Selden: Gerhard Acktun (‚Smithers‘ in „Die Simpsons“)

Siehe ergänzend hierzu auch unsere [Rezension 1896 der Romanvorlage.

|CD3: Der Angestellte des Börsenmaklers|

Sherlock Holmes: Christian Rode
Dr. Watson: Peter Groeger
Lestrade: Volker Brandt (Michael Douglas)
Mr. Hall Pycroft: Ole Pfennig (Will Arnett)
Mr. Arthur / Harry Pinner: Udo Schenk (Ray Liotta, Kevin Bacon, Ralph Fiennes)
Mr. Mawson: Helmut Krauss (Marlon Brando, James Earl Jones)
Mrs. Haricot: Daniela Hoffmann (Julia Roberts)
Postbote: Gerhard Acktun
Gerichtsmediziner: Ernst Meincke (Patrick Stewart)
Zeitungsjunge: Wolfgang Bahro (Steve Burton)

|CD4: Der Landadel von Reigate|

Sherlock Holmes: Christian Rode
Dr. Watson: Peter Groeger
Inspektor Forester: Norbert Langer (Burt Reynolds, Tom Selleck)
Colonel Hayter: Crock Krumbiegel
Mr. Cunningham senior: Ernst Meincke
Mr. Alec Cunnigham, sein Sohn: Philipp Brammer (Giovanni Ribisi, Jason Priestley)
Mrs. Kirwan: Roswitha Benda
Benson: Fritz von Hardenberg (Tim Allen)
Polizist: Thomas Kästner (William ‚Krebskandidat‘ Davis)
Kutscher: Norbert Gastell (Robert ‚Cornelius Fudge‘ Hardy, ‚Homer Simpson‘)

|268 Minuten auf 4 CDs
ISBN-13: 978-3-86714-100-0|
http://www.maritim-produktionen.de

_Ergänzend dazu:_

[„Sherlock Holmes Collectors Edition I“ 1950
[„Sherlock Holmes Collectors Edition II“ 2130
[„Sherlock Holmes Collectors Edition III“ 5375
[„Sherlock Holmes Collectors Edition IV“ 5530
[„Sherlock Holmes Collectors Edition V“ 5549

Wallace, Edgar / Reinl, Harald / Bartsch, Joachim / Denger, Fred / Schnitzler, Wolfgang / Kai, Joh. – Edgar Wallace Filmedition III

_Inhalt_

|Die Bande des Schreckens|

Regie: Dr. Harald Reinl
Buch: Joachim Bartsch, Wolfgang Schnitzler nach einer Romanvorlage von Edgar Wallace
Musik: Heinz Funk
Produzent: Preben Philipsen

Nora Sanders: Karin Dor
Chefinspektor Long: Joachim Fuchsberger
Sir Archibald: Ernst-Fritz Fürbringer
Edwards: Eddi Arent
Mrs. Revelstoke: Elisabeth Flickenschildt
Sir Godley Long: Fritz Rasp
Crayley: Dieter Eppler
Rechtsanwalt Henry: Ulrich Beiger
Erzähler: Fritz von Hardenberg

Endlich ist es Inspektor Long und seinen Mannen von Scotland Yard gelungen, den Scheckfälscher Shelton zu stellen und dessen Bande auszuhebeln. Doch noch auf dem Henkerstuhl gelobt der zum Tode verurteilte Gangster Rache: All diejenigen, die unmittelbar mit seiner Festnahme in Verbindung stehen, sollen ihm nach seinem Tod ins Grab folgen – und tatsächlich beginnt wenige Tage später eine mysteriöse Mordserie, die nach einem solchen Muster gestrickt zu sein scheint. Chefinspektor Long erhöht die Sicherheitsmaßnahmen der potenziellen Opfer, kann aber auch die nächsten Morde nicht vermeiden. Als es ihm selber an den Kragen gehen soll, hat Long endlich eine heiße Spur. Doch was ist mit Shelton geschehen? Ist er womöglich seiner Hinrichtung entkommen?

|Der Fälscher von London|

Regie: Dr. Harald Reinl
Buch: Johannes Kai nach einem Roman von Edgar Wallace
Musik: Martin Böttcher
Produzenten: Horst Wendlandt, Preben Philipsen

Jane Leith-Clifton: Karin Dor
Peter Clifton: Hellmut Lange
Oberinspektor Bourke: Siegfried Lowitz
Dr. Wells: Victor de Kowa
Mrs. Wells: Mady Rahl
Mr. Stone: Eddi Arent
John Leith: Walter Rilla
Basil Hale: Robert Graf
Inspektor Rouper: Ulrich Beiger
Erzähler: Fritz von Hardenberg

Als millionenschwerer Erbe ist Peter Clifton eine gute Partie für die junge Jane Leith, deren Onkel John sich für die Vollwaise freut, als sie dem reichen Clifton das Jawort gibt. Doch schon die Hochzeitsreise steht unter keinem guten Stern, da das junge Ehepaar ständig vom jungen Playboy Basil Hale belästigt wird, der ebenfalls ein Auge auf Jane geworfen hat. Außerdem steht der Herrensitz Longford Manor, auf dem die beiden ihre Flitterwochen verbringen, unter keinem guten Ruf. Angeblich soll das Anwesen der Standort einer Geldfälscherbande sein, was sich zu bestätigen scheint, als Jane ihren Gemahl dabei entdeckt, wie er eines Nachts selber an einer Presse sitzt.

Als kurze Zeit später auch noch der tote Hale im Garten der Residenz entdeckt wird, scheint die Sache klar. Oberinspektor Bourke traut dem Braten allerdings nicht, zumal er weiß, dass Clifton seit jeher als schizophren gilt und auch sehr unter seiner Krankheit leidet. Es scheint so, als würden sich die Gangster diesen Umstand zunutzel machen, um ihre Machenschaften im Schatten des millionenschweren Peter zu treiben und ihn als Sündenbock vorzuschieben. Oder ist Clifton etwa doch nicht die gespaltene Persönlichkeit, die er zu sein vorgibt?

|Der unheimliche Mönch|

Regie: Dr. Harald Reinl
Buch: Joachim Bartsch, Fred Denger nach einem Roman von Edgar Wallace
Musik: Peter Thomas
Produzenten: Horst Wendlandt, Preben Philipsen

Gwendolin: Karin Dor
Inspektor Bratt: Harald Leipnitz
Sir Richard: Siegfried Lowitz
Lady Patricia: Ilse Steppat
Smithy: Eddi Arent
Sir John: Siegfried Schürenberg
Lola: Uta Levka
Sir William: Dieter Eppler
Erzähler: Fritz von Hardenberg

Als der Schlossherr von Darkwood auf dem Sterbebett sein Testament signiert, sieht er die Zukunft seines Vermögens in guten Händen. Doch der Notar wird noch auf dem Heimweg Opfer eines Attentats, und das einzige Duplikat des Schreibens wird von Sir Richard, einem der drei Söhne des Verstorbenen, als Druckmittel eingesetzt, um seinen persönlichen Anteil zu steigern. Der Schlossherr jedoch hat nur seine Enkelin und seine Tochter Patricia für das Erbe vorgesehen, die von ihrem Glück jedoch vorerst nichts erfahren.

Patricia betreibt derzeit ein Mädcheninternat auf Darkwood, welches nun auch wieder von ihrer Nichte Gwendolin heimgesucht wird, der unwissenden Haupterbin. Doch schon mit ihrem Eintreffen häufen sich die merkwürdigen Ereignisse. Das Verschwinden mehrerer Mädchen sorgt für Aufregung, und als schließlich ein maskierter Mönch einen Kriminalinspektor mit seiner Peitsche erdrosselt, wartet ein neuer Fall für Scotland Yard auf Chefermittler Bratt. Schnell durchschaut der Inspektor, dass es offenbar einen Zusammenhang zwischen der Familie des Schlossherren und dem Treiben des Mönches gibt. Doch bevor Bratt sich versieht, tappt er selber in die Falle der Täter …

_Persönlicher Eindruck_

In der dritten Sammelbox der „Edgar Wallace Filmedition“ publiziert der |Maritim|-Verlag drei weitere Klassiker des britischen Autors als Hörspiel-Adaption. Die Vorlage für die jeweils knapp 80 Minuten andauernden Erzählungen bieten in diesem Fall wieder die Filmproduktionen aus dem Hause |Rialto|, die in diesem Fall aus den Jahren 1960-65 stammen und von Wallace-Ikonen wie Joachim Fuchsberger und Karin Dor getragen werden. Eine gewisse Qualitätsgarantie scheint also erneut -, zumal es sich bei den hier vertonten Storys um drei von Wallaces bekanntesten Stücken handelt.

Allerdings beginnt die neue Dreierrunde relativ enttäuschend und über weite Strecken auch langweilig, da die erste Geschichte im Bunde, „Die Bande des Schreckens“, eine unheimlich lange Anlaufzeit benötigt, bevor sie mal in die Gänge kommt. Die gesamte Vorgeschichte, die eigentlich ausschlaggebend für die späteren Ereignisse ist, wird mehr oder weniger im Schnelldurchlauf von Erzähler Fritz von Hardenberg durchgekaut, der vom Gangster Shelton, dessen Hinrichtung und der späteren Mordserie redet, als seien dies lediglich Fakten, die auch in hektisch zusammengefasster Form auf den Tisch gelegt werden können. Von Spannungsaufbau oder wirklicher Begeisterung ist hier noch nichts zu spüren, wobei anzumerken ist, dass die Verschmelzung von Hörspiel-Erzählstrang und TV-Ausschnitten hier eher gezwungen herüberkommt.

Glücklicherweise schlägt das Ganze nach dem ersten Drittel um und entwickelt sich überraschenderweise doch noch zu einem richtig packenden Krimi, der dem Status seines Ideengebers durchaus gerecht wird, vor allem weil die Interaktion in den weiteren Passagen immer lebendiger wird und man such dieses künstliche Gefühl der Kombination aus TV-Inhalten und Hörspiel-Nachbearbeitung über Bord werfen kann. Nach ersten Startschwierigkeiten schafft es „Die Bande des Schreckens“ daher doch noch zu einem richtig starken Hörspiel.

Mit „Der Fälscher von London“ ist dann noch ein richtiger Klassiker in dieser Box gelandet, der sich in seiner auditiven Nachlese weder vor der Romanvorlage noch vor den Verfilmungen dieses Stoffes verstecken muss. Die Darstellung von Peter Clifton, die eigentliche Problematik in dieser Story, ist den Machern fabelhaft gelungen, unter anderem begünstigt durch die sehr raschen Szenenwechsel, die von der ersten Sekunde an richtiges Krimi-Feeling aufkommen lassen. Weiterhin nimmt man sich hier auch von Beginn an genügend Zeit, um die Charakter wirken zu lassen und ihre Eigenheiten herauszuarbeiten. Zwar greift man hier auch nur auf das Material von |Rialto Film| zurück, jedoch ist die Präsentation im Verbund mit der Erzählung von Fritz von Hardenberg derart gelungen, dass man sich von diesem Hörspielerlebnis sehr schnell mitreißen lässt. Karin Dor, Hellmut Lange und Siegfried Lowitz spielen ihre Rollen darüber hinaus brillant und garantieren schließlich eines der besten von Wallace inspirierten Hörspiele!

„Der unheimliche Mönch“ hat im Finale die Ehre, mit einer nicht minder rasant inszenierten Story, erneut fabelhaften Charakteren und einer noch bösartigeren Atmosphäre die Box zu beschließen. Erneut ist es dabei Hauptdarstellerin Dor, die mit ihrer Performance begeistert, jedoch ist die erzählerische Vorgabe bereits so gut, dass es kaum noch großartiger schauspielerischer Leistungen bedurfte, um das Puzzle um den Mönch und die manipulierte Erbschaft fesselnd darzustellen.

Daher kann man am Ende auch geteilter Meinung sein, ob das letzte Stück auch gleichzeitig das beste dieser Trilogie ist, oder ob es gegen „Der Fälscher von London“ doch nicht ganz ankommt. Allerdings spielt ein solcher Vergleich im Endeffekt wirklich nur eine völlig untergeordnete Rolle. Wichtig ist hingegen, dass die „Edgar Wallace Filmedition III“ den ehrwürdigen britischen Autor mit drei spannenden Geschichten und trotz ihres Alters nahezu brillanten Inszenierungen beehrt. Das Fazit ist daher auch eindeutig: Diese Geschichten sollte man gehört haben!

|224 Minuten auf 3 CDs
ISBN-13: 978-3-86714-177-2|
http://www.maritim-produktionen.de/

Schlunze, Robert / Mignola, Mike / Merlau, Günter – Hellboy: Der Teufel erwacht 2 (Folge 4)

Folge 1: [„Saat der Zerstörung 1“ 5393
Folge 2: [„Saat der Zerstörung 2“ 5413
Folge 3: [„Der Teufel erwacht 1“ 5531

_Handlung:_

Giurescu ist zu neuem Leben erwacht und liefert sich einen erbarmungslosen Kampf mit Hellboy. Der rote Riese ahnt noch nicht, dass er bald demjenigen gegenüberstehen wird, der ihn einst aus der Hölle heraufbeschwor: Rasputin.

Doch die Gefahr lauert nicht nur in den Gewölben einer finsteren Burg. Hellboys Kameraden werden in teuflische Fallen gelockt und der Reihe nach ausgeschaltet. Jemand hat die Operation infiltriert und schickt sich an, der „Behörde zur Untersuchung und Abwehr paranormaler Phänomene“ den Todesstoß zu versetzen …

_Meine Meinung:_

Teil zwei von „Der Teufel erwacht“ kann den hohen Standard des ersten Parts vollkommen halten. Auch hier wird auf ein langes Vorgeplänkel und ein Resümee der Vorgängerfolge verzichtet. Der Hörer befindet sich mit den Protagonisten sogleich im Geschehen, nachdem Hellboy sein typisches Intro zum Besten gegeben hat.

Rasputin, unvergleichlich gesprochen von Michael Prelle, entpuppt sich als skrupelloser Widersacher, der auch über die Leichen seiner Untergebenen geht. Die Schauspieler zeigen sich alle von ihrer besten Seite, auch wenn die Stimmverzerrung der Hekate die wunderbare Leistung von Elga Schütz eher mindert als den bedrohlichen Charakter der Göttin zu unterstreichen. Als Gaststar ist einmal mehr der Comedian Hennes Bender dabei, der dieses Mal einen Kopf im Goldfischglas verkörpert. Bei den Hörspielen von |Lausch| gibt es kaum eine Serie, die nicht die passende Rolle für den hörspielbegeisterten Entertainer hat. Marco Reinbold als neuer B.U.A.P.-Agent Leach mimt den Neuling zunächst etwas zu enthusiastisch, findet sich in seiner Rolle aber schnell zurecht. Erwähnt werden sollte unbedingt noch Dorothea Hagena, die als Baba Jaga zwar nur relativ kurz am Ende des Hörspiels auftaucht, aber die russische Hexe sehr eindringlich verkörpert.

Das Hamburger Hörspielorchester spielte die Musik von Günter Merlau gekonnt ein, und so bildet diese CD einen gelungen Abschluss der ersten |Hellboy|-Staffel, der Appetit auf die nächsten Titel macht. Das Cover der vierten Episode besticht abermals mit einer kunstvollen Illustration vom Erfinder der |Hellboy|-Comics, Mike Mignola. Leider konnte auch zu diesem Hörspiel kein eingehender Blick ins 14-seitige Booklet geworfen werden, doch kann der Leser versichert sein, dass die Macher von |Lausch| den Kunden nicht mit einer Besetzungsliste und den bisher erschienenen Folgen abspeisen.

_Fazit:_

„Der Teufel erwacht“ ist erneut eine fulminante Hörspieladaption eines Kultcomics. Die kraftvolle Stimme von Tilo Schmitz kommt im Hörspiel noch viel besser zur Geltung als im Film. |Lausch| brennt ein Actionfeuerwerk für die Ohren ab, das sich durchweg auf einem hohem Niveau bewegt.

_Besetzung:_

Spielbuch: Robert Schlunze nach den Comics von Mike Mignola
Regie und Produktion: Günter Merlau
Musik: Günter Merlau, eingespielt vom Hamburger Hörspiel-Orchester
Postproduktion und Sounddesign: Frieder Schölpple, Jens Pfeifer, Frederik Bolte

|Sprecher:|

Hellboy – Tilo Schmitz (Ron Perlman, Ving Rhames, Michael Clarke Duncan, Djimon Hounsou)
Krönen – Peter Woy
Abe Sapien: Joachim Tennstedt (Doug ‚Abe Sapien‘ Jones, John Malkovich, Mickey Rourke, Michael Keaton …)
Helmut Kurtz – Helmut Gentsch
Liz Sherman – Ranja Bonalana (Renée Zellweger, Selma Blair, Julia Stiles)
Tonbandstimme – Wolfgang Berger
Prof. Corrigan -Simone Ritscher
Koku – Peter Tabatt
Rasputin – Michael Prelle
I. Hauptstein – Katinka Springborn
Waller – Jürgen Holdorf
Von Klempt – Hennes Bender
Dr. Manning – Klaus Dittmann
Teufel -Klaus Robra
Nicholas – Günter Kütemeyer
Clark – Stefan Brentle
Baba Jaga – Dorothea Hagena
Llyod – Wolfgang Berger
Priester – Kurt Glockzin
Giurescu – Wolf Frass
Hekate – Elga Schütz

In weiteren Rollen: Bernd Hölscher, Wolfgang Berger, Frieder Schölpple, Janet Ivana Sunjic, Gerd Samariter, Nadja Grotefendt, Martin Schleiss, Roland Floegel und Martin Wolf

|66 Minuten auf 1 CD
Empfohlen ab 14 Jahren
ISBN-13: 978-3-939600-50-3|
http://www.merlausch.de
http://www.hellboymovie.com
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_Florian Hilleberg_

Schweikert, Ulrike – Dirne und der Bischof, Die

Die soziale Rolle der Frau im frühen wie auch im späten Mittelalter ist schwierig einzuordnen. Geherrscht und regiert haben in den Adels- und Königshäuser zumeist die Männer, nur selten hat eine selbstbewusste Frau das Zepter der staatlichen Souveränität und der Macht schwingen dürfen. Und vergessen wir auch nicht das tausendfache Sterben europäischer Frauen, die als Hexen angeklagt den Tod auf einem Scheiterhaufen fanden. Oftmals der puren Gier und Willkür der Männer ausgesetzt, hatten es gerade die sozial schwächer gestellten Frauen schwer, ihre Position in der Gesellschaft zu finden und dann auch erfolgreich zu verteidigen.

Noch schwieriger verhält es sich mit Prostituierten, den Dirnen, die im Mittelalter in Frauenhäusern lebten und arbeiteten, ganz offiziell und vom Rat der Stadt geduldet. Dies waren die ersten Bordelle der Neuzeit, die offiziell eingerichtet, finanziell subventioniert und kontrolliert wurden, und dies nach durchaus strengen Regeln. Diese Kontrollaufgaben oblagen zumeist den städtischen Henkern und Scharfrichtern.

Die Frauen, die als Dirnen im Frauenhaus lebten, hatten ein relativ ruhiges und für ihre Zeit vergleichsweise gutes Leben. Was blieb solch gescheiterten Frauen aber sonst auch übrig? Geflohen aus kriegsverwüsteten Regionen, verstoßen oder straffällig geworden, blieb ihnen nichts anderes, als vielleicht in einer anderen Stadt unter dem Schutz einer gewissen Anonymität einen Neuanfang zu wagen. Als Dirnen waren sie zwar in gesellschaftlichen Kreisen akzeptiert und genossen durch den Rat einen gewissen Schutz, doch sozial waren sie öffentlich stigmatisiert und mussten außerhalb des Frauenhauses gekennzeichnete Kleidung tragen – ein gefärbtes Band oder der Saum ihres Kleides.

Dem Schicksal ein Schnippchen zu schlagen und gegebenenfalls aus dem Frauenhaus auszubrechen, um irgendwo neu anzufangen, war fast unmöglich und dementsprechend eher selten. Doch es gab, wie bereits angedeutet, schlimmere Schicksale. Hatten es die Frauen auf den Feldern, die täglich um Nahrung und Leben kämpfen und Entbehrungen auf sich nehmen mussten, weniger hart getroffen? Der Tod war auch bei ihnen allgegenwärtig, Krankheiten, Kriege und Verbrechen machten den Alltag jeden Tag aufs Neue zu einem gefahrenreichen Spiel.

Ulrike Schweikert hat in ihrem letzten historischen Roman „Die Dirne und der Bischof“ das Leben und das Schicksal eines solchen Freudenmädchens im ausgehenden Mittelalter thematisiert.

_Inhalt_

Würzburg im Jahre des Herren 1430. Zwei Männer entledigen sich in der Nacht ihrer unhandlichen Fracht. Im Schutze der Dunkelheit und des Nebels am Main, der den Marienberg einhüllt, suchen sie nach einem Ort, um die vermeintliche Leiche der jungen Frau verschwinden zu lassen. In der Nähe des alten Judenfriedhofs wird diese schließlich in die Kürnach geworfen.

Nur wenig später wird die junge, nackte Frau von zwei Betrunkenen in einem Wassergraben gefunden. Dem Tode näher als dem Leben, wird die schwerverletze Frau in das naheliegende Frauenhaus gebracht. Else Eberlein, die Meisterin des Frauenhauses, auch die Eselswirtin genannt, nimmt sich der verletzten Frau an. Weder sie noch die anderen Dirnen wissen, wer die unbekannte Frau mit der Kopfverletzung ist.

In den nächsten Tagen pflegt Else die schöne Unbekannte. Als sie aufwacht, kann sie sich an nichts erinnern: Wer sie ist, woher sie kommt – alles ist wie ausradiert, nur bruchstückhafte Gedanken blitzen manches Mal zusammenhangslos vor ihr auf. Die Dirnen im Frauenhaus schlagen ihr verschiedene Namen vor und sie entscheidet sich schließlich für den Namen Elisabeth, an den sie sich irgendwie zu erinnern vermag. Die Eselswirtin fordert für Pflege und Medizin, dass Elisabeth für sie als Dirne arbeitet. Hier soll sie Freiern zu Diensten sein.

Elisabeth, die scheinbar aus sehr gutem Hause stammt, da sie rechnen und lesen kann, ziert sich, doch die Meisterin zwingt sie hartnäckig, durch Hurerei ihre Schulden abzuarbeiten. Noch nach knapp einen Jahr weiß Elisabeth nichts über ihre Vergangenheit, und doch glaubt sie, dass sie von manchen Personen wiedererkannt wird. Die Frau eines Ratsherrn fällt in Ohnmacht, als sie Elisabeth in der Stadt erblickt, und alles Fragen und Bitten der jungen Frau nach ihrem früheren Leben wird abgeschmettert.

Inzwischen wird es aber in Würzburg unruhig. Das verschwenderische Leben des Bischofs Johann von Brunn erhitzt die Gemüter der Bürger, denn nun wird Würzburg von einem Heer belagert, das sein Geld vom Bischof oder der Stadt einfordert. Doch der Landesherr gibt nicht auf und spielt ein falsches Spiel mit den Bürgern der Stadt. Seinen Vorsitz über die Stadt und vor allem sein lasterhaftes Leben möchte er um keinen Fall aufgeben.

Als Elisabeth eines Tages eher durch Zufall zwei Männern des Bischofs begegnet, erkennt sie die Stimmen wieder … Können sie Elisabeth dabei helfen, die Vergangenheit aufzuarbeiten und ihr Gedächtnis zu reaktivieren, damit sie endlich nach Hause kommen kann? Und wer wollte sie aus welchem Grund umbringen und damit zum Schweigen bringen?

_Kritik_

Frauenschicksalen in historischen Romanen wird auf dem Büchermarkt der letzten Jahr viel Platz eingeräumt, und das ’schwache Geschlecht‘ gibt sich in diesen manchmal recht fantasievoll erzählten Geschichten sehr stark. Dass dabei oftmals ganze historische Elemente kippen und der erzählerischen Freiheit mehr als Genüge getan wird, ist oftmals zwar der Spannung halber wichtig, aber es kann der Geschichte auch die atmosphärische Dichte nehmen.

Historisch korrekt und sauber recherchiert zu erzählen, ist nämlich noch einmal eine ganz andere Liga. Ulrike Schweikert, die schon in anderen historischen Romanen ihr Können bewiesen hat, beschreibt in ihrem neuen Roman „Die Dirne und der Bischof“ das Schicksal einer Dirne wider Willen, die verzweifelt, aber nicht aussichtslos um ihr Leben und ihre Vergangenheit kämpft.

In einem Bordell, denn nichts anderes war ein Frauenhaus vor knapp 600 Jahren, ging es den Umständen entsprechend nicht gerade unmenschlich zu. In sozial und moralisch niedrig angesiedelter Rangordnung eingestuft, waren die Dirnen stigmatisiert und unrein, doch ihr Dienst an der Gesellschaft wurde im Widerspruch dazu geachtet und respektiert. Immerhin überlebten die Prostituierten auf diese Weise und hatten ein Dach über dem Kopf und Essen, was in Kriegs- oder Seuchenzeiten durchaus nicht alltäglich war.

Ulrike Schweikert beschönigt das Leben der Dirnen nicht, sie beschreibt es aber auch nicht zu dramatisch. Den Quellen nach zu urteilen, könnte es so zugegangen sein, wie hier beschrieben. Allerdings hat sich die Autorin bei ihrer Protagonistin Elisabeth einige erzählerische Freiheiten genommen. Dass eine junge Frau mit solchem Umfang an Wissen, Bildung und Selbstbewusstsein nicht intensiver ihre Vergangenheit erforscht, gerade bei dem Rat der Stadt, bei offiziellen Anlässen und Behörden, der Kirche usw., widerspricht eigentlich der inneren Logik. Auch dass nicht von anderer Seite mit allen Mitteln gesucht wird, dass kaum jemand sie trotz ihrer vormaligen Stellung erkennt, fällt dem Leser irritierend auf.

„Die Dirne und der Bischof“ ist davon unabhängig aber spannend geschrieben, und fast bis zum Schluss bleibt die Wahrheit über die Rolle der anonymen Elisabeth ein Rätsel. Rasant, nur von wenigen Lücken durchsetzt, schreitet die Handlung gleichmäßig voran, wenngleich es nicht gerade viele Höhepunkte und Abwechslungen dabei gibt. Elisabeth ist der Nabel der Erzählwelt, und beispielsweise vom Bischof und seinem wollüstigen Leben und seiner Politik erfährt man nur dann etwas, wenn es gerade Bezug zum Geschehen hat, aber nicht unbedingt, was diese ganze Situation nun eigentlich ausgelöst hat.

Die Autorin hat die Rahmenbedingungen ihrer Geschichte gut recherchiert. Viele Personen sind historisch verbürgt, auch der Streit des Bischofs mit der Stadt Würzburg ist dokumentiert, ebenso die fast verbrecherischen Anweisungen des Kirchenmannes, die nahezu zum wirtschaftlichen Ruin der Stadt geführt hätten. Weitere Erzählfiguren gibt es zwar reichlich, aber sie kommen nur spärlich zur Geltung. Elisabeths Kolleginnen werden namentlich genannt und kommen auch in einigen Nebenhandlungen vor, doch auch sie stehen nur im Schatten der tragisch-traurigen Hauptperson.

Ich hätte es begrüßt, wenn die Autorin uns die Gelegenheit gegeben hätte, noch mehr über die Politik der Stadt und der beschöflichen Macht in Würzburg zu erfahren. Am Ende steht der Leser nämlich eher hilflos da und kann nur begrenzt erahnen, wie es weitergehen könnte, ganz gleich, ob es nun Elisabeth oder den Bischof betrifft. Elisabeth ist am Ende loyal, macht eine emotionale Kehrtwendung und wirft damit die Verwirrung darüber auf, wie ehrlich und selbstlos sie doch zuvor als Dirne gehandelt hat – und nun nicht mehr. Vergisst sie jegliche Moral und den Anstand, wenn sie wieder den gesellschaftlichen Platz einnimmt, den sie sich nicht erarbeitet hat, sondern in den sie hineingeboren wurde?

Über die Vergangenheit der beiden in Titel genannten Personen erfährt der Leser nicht viel. Alle Schilderungen, die weiter ausgreifen, sind nur schwach umrissene Momentaufnahmen, die zur wirklichen Befriedigung des Lesers eine Fortsetzung verlangen.

_Fazit_

„Die Dirne und der Bischof“ ist spannend und unterhaltsam geschrieben, und gerade weibliche Leser wird der Roman in seinem Stil ansprechen. Wer sensibel ist, wird Verständnis für Elisabeth aufbringen und über einige erzählerische Lücken und logische Fehler hinwegsehen. Die Geschichte der angerissenen Konflikte zwischen Kirche und Bürgertum, zwischen Arm und Reich, Politik und Gesetz ist interessant und sauber recherchiert, bekommt aber leider zu wenig Platz eingeräumt. Gesellschaftliche Werte und Normen sind zeitgemäß eingebunden, Detailfragen werden am Ende des Romans im Nachtrag „Dichtung und Wahrheit“ erklärt. Ein konzentriertes Glossar und ein Personenregister runden das Gesamtbild ab.

„Die Dirne und der Bischof“ wird sich gut einreihen in die Vielzahl historischer Frauenschicksale, die sich derzeit erfolgreich verkaufen. Es könnte eine Fortsetzung der Geschichte um die Dirne geben, denn auch wenn der Leser jetzt weiß, was passiert ist, so erahnt er am Ende des Romans nicht, wie Elisabeths Geschichte weitergehen wird.

_Die Autorin:_

Ulrike Schweikert arbeitete nach einer Banklehre als Wertpapierhändlerin, studierte Geologie und Journalismus. Seit ihrem fulminanten Romandebüt „Die Tochter des Salzsieders“ ist sie eine der erfolgreichsten deutschen Autorinnen historischer Romane. Ihr Markenzeichen: faszinierende, lebensnahe Heldinnen. Standen bisher Figuren und Ereignisse rund um ihre Heimatstadt Schwäbisch Hall im Mittelpunkt ihrer Bücher, so betritt sie mit der Heldin ihres neuen Romans souverän das Parkett großer, europäischer Geschichte. Nach ihren beiden großen Jugendbuch-Erfolgen „Das Jahr der Verschwörer“ und „Die Maske der Verräter“ hat die vielseitige Autorin nun ihren erste Fantasy-Saga für Jugendliche verfasst: „Die Erben der Nacht“. Ulrike Schweikert lebt und schreibt in der Nähe von Stuttgart. (Verlagsinfo)

|Gebundenes Buch mit Schutzumschlag, 448 Seiten
ISBN-13: 978-3-7645-0200-3|

Liebe Besucher meiner Internetseite,


http://www.blanvalet-verlag.de/

_Mehr von Ulrike Schweikert auf |Buchwurm.info|:_

[„Nosferas. Die Erben der Nacht“ 5084
[„Lycana. Die Erben der Nacht“ 5359
[„Der Duft des Blutes“ 4858
[„Die Seele der Nacht“ 1232 (Die Legenden von Phantásien)

Ward, J. R. – Bruderkrieg (Black Dagger, Band 4)

Band 1: [„Nachtjagd“ 5283
Band 2: [„Blutopfer“ 5301
Band 3: [„Ewige Liebe“ 5358

_Überblick:_

|Düster, erotisch, unwiderstehlich – die letzten Vampire kämpfen um das Schicksal der Welt.|

Sie sind eine der geheimnisvollsten Bruderschaften, die je gegründet wurden: die Gemeinschaft der |Black Dagger|. Und sie schweben in tödlicher Gefahr: Denn die |Black Dagger| sind die letzten Vampire auf Erden, und nach jahrhundertelanger Jagd sind ihnen ihre Feinde gefährlich nahe gekommen. Doch Wrath, der ruhelose und maßlos attraktive Anführer der |Black Dagger|, weiß sich mit allen Mitteln zu wehren. Die Schlacht beginnt!

Band 4: Rhage, der schönste und tödlichste Krieger der |Black Dagger|, hat, ohne es zu wollen, große Gefahr über die Bruderschaft gebracht: Die Gesellschaft der Lesser plant seine Vernichtung, und die Jungfrau der Schrift will seinen Verstoß gegen ihre Gebote bestraft sehen – denn Rhage hat sich in eine menschliche Frau verliebt, die todkranke Mary Luce. Obwohl Wrath, der König der Vampire, seinen Bruder beschützen will, muss er sich dem Willen der Jungfrau beugen.

Um Mary zu retten, lässt sich Rhage auf ein gefährliches Spiel ein: Nur wenn es ihm gelingt, den entsetzlichen Fluch zu überwinden, der seit einem Jahrhundert auf ihm lastet, hat er eine Chance gegen die übermächtige Bedrohung. Und während er sich seinen Feinden entgegenstellt, muss Mary ihren ganz eigenen Kampf aufnehmen …

_Handlungsverlauf:_

Wie in jedem Black-Dagger-Band beginnt auch dieser mit dem Glossar der Begriffe und Eigennamen. Und dann ist man wieder drin – in der Welt der |Black Dagger| – und alles scheint in „innerem Aufruhr“ zu sein.

Mary wurde von Rhage auf das Anwesen der |Black Dagger| gebracht und kämpft aussichtslos gegen ihre Gefühle für ihn, und Rhage wiederum mit dem Ungeheuer in sich. Mary spürt und weiß, dass Rhage mit anderen Frauen Sex hat, um seine Emotionen zu bekämpfen und somit das Ungeheuer in sich. Mary will das Anwesen verlassen, weil sie die Eifersucht nicht erträgt, die sie zerfrisst, weil sie ihn gedanklich immer mit anderen Frauen sieht. Doch Rhage will sie nicht gehen lassen und erzählt Mary endlich, warum er das tun muss und nicht mit ihr schlafen kann, verspricht ihr aber, das Untier in sich künftig anders zu stoppen. Er gesteht Mary, dass er sie liebt.

Rhage besitzt für Mary die Schönheit eines gefallenen Engels, und sie lieben sich das erste Mal. Nun könnte alles gut werden, doch Mary ist durch ihre Leukämieerkrankung immer geschwächter und gleitet mehr und mehr in die Krankheit ab. Da Rhage für Mary die Regeln gebrochen hat, keinen Menschen in die Bruderschaft zu bringen, muss er sich einem harten Bestrafungsritual durch alle |Black Dagger| unterziehen.

Mary und Rhage haben einen Streit, nachdem Mary zurück in ihre Wohnung will. Sie ruft die Vampirin Bella, ihre Nachbarin und Freundin, an. Die erkundigt sich auffällig nach Zsadist, einem |Black Dagger|, dem sie einmal kurz auf dem Anwesen begegnet ist, als sie und Mary John zu den |Black Daggern| brachten. Zsadist hat einen bleibenden Eindruck in ihr hinterlassen.

Mary kehrt nach Hause zurück – doch Rhage taucht dort auf, um sie zurückzuholen. Aber Mary steht vor einer neuen Chemotherapie, von der sie weiß, dass diese sie körperlich verändern wird, und sie will, dass Rhage sie so, wie sie jetzt ist, in Erinnerung behält. Doch er nimmt sie und ihr Hab und Gut mit zurück auf das Anwesen der Bruderschaft. Mary lässt ihr altes Leben hinter sich.

Rhage veranstaltet für sie eine kleine Feier, zu der auch Bella eingeladen wird. Die hält die ganze Zeit Ausschau nach Zsadist – und die Leser ahnen schon, dass sich hier das nächste Paar anbahnt. Was Bella über Zsadist hört, ist abschreckend, aber nicht für sie. Doch als sie ihm Avancen macht, reagiert er brüsk und abweisend, verlässt die Feier, aber Bella folgt ihm.

Auch Zsadist fühlt sich von ihr angezogen, doch sie ruft auch Erinnerungen in ihm wach – an seine Zeit als in Ketten gelegter Blutsklave, als seine Herrin ihn vergewaltigte und sein Blut trank, und er fühlt Scham vor Bella wegen seiner Narben und Hässlichkeit und seinem schwarzen, bösartigen Wesen. Es verunsichert ihn, dass sie erkennen lässt, dass sie ihn wirklich will. Er ist damit völlig überfordert.

Die Lesser bauen weiter an ihrem neuen Zentrum unter Mr. Os Leitung. Dieser denkt an seine ehemalige Liebe Jennifer zurück. Er hält einen Vampir gefangen und foltert ihn, um mehr über die |Black Dagger| zu erfahren – und bekommt heraus, dass sich einige von ihnen gelegentlich in einer Kneipe namens „One Eye“ aufhalten, wo er ihnen auflauern will.

John Matthew ringt mit sich und Tohrments Angebot, in die Gemeinschaft der |Black Dagger| zu kommen. Dann merkt er, dass ihm ein Lesser auf der Spur ist und ihm Gefahr droht. So ruft er Tohr zu Hilfe. Er beschließt, zu den |Black Daggern| zu ziehen, und Tohr sowie dessen Frau Wellsie nehmen ihn bei sich auf. Tohr offenbart John, dass auch er bald ein Vampir werden wird. Was ihn jedoch beschäftigt, ist Johns Narbe, denn diese erhalten die |Black Dagger| erst später und werden nicht damit geboren. Also woher hat John sie jetzt schon vor seiner Tansition?

Dann bricht in Rhage die Bestie aus – auch sie will Mary. Und endlich erzählt Rhage ihr von dem Fluch und der Bedeutung das Drachentattoos auf seinem Rücken – und dass die Bestie auch Mary will, was er nicht zulassen kann. Aber sie erwidert: Dann soll sie mich haben – und alles scheint sich zu fügen. Doch da ereilt Mary die Diagnose, dass der Krebs in ihr unheilbar ist … Zu allem Überfluss wird auch noch Bella entführt …

_Meine Meinung:_

Eines kann man J. R. Ward nicht vorwerfen: dass ihre Texte langweilig wären. Und schwafelig sind sie auch nicht – dankenswerterweise. Das ist flott erzählt, atmosphärisch, ausgewogen und hin und wieder blutig – alles wohl dosiert. Vielleicht mag dem ein oder anderen Leser zu viel Liebestaumel der verschiedenen Paare in den Bänden vorkommen – doch für mein Dafürhalten ist es genau die Mischung, die J. R. Wards „Black Dagger“ so reizvoll macht.

Mittlerweile sind auch genug Fährten gelegt, die man weiterverfolgen möchte. Was wird aus Bella? Was aus ihr und Zsadist? Wie wird es mit Rhage und Mary weitergehen? Oder mit Wrath und Beth? Und vor allem, erhält auch Butch bei Marissa doch noch seine Chance? Was wird aus John? Und, und, und … und das sind nur die Fäden, die in der Bruderschaft zusammenlaufen. Denn da sind ja noch die Lesser, deren Geschichten es zu durchleuchten gilt, und es bleibt nach den ersten vier Bänden zu vermuten, dass die Autorin noch den ein oder anderen interessanten Charakter aus dem Ärmel zaubert, wenngleich die bisherigen den Leser auch schon in Atem gehalten haben und hoffentlich weiterhin werden.

Es gibt also Fragen über Fragen, die beantwortet werden wollen – hoffentlich in noch vielen Black-Dagger-Bänden!

_Fazit:_ Rasant, erotisch, düster – J. R.Ward schafft ihre eigene Welt, in die sie den Leser entführt.

_Die Autorin:_

Jessica Rowley Pell Bird (geboren 1969 in Massachusetts, New England) ist sowohl unter ihrem Geburtsnamen Jessica Bird als auch unter ihrem Pseudonym J. R. Ward schriftstellerisch tätig. Sie ist die Tochter eines Bankvorstandes und einer Architekturzeichnerin und hält ein Diplom in Rechtswissenschaften. Sie ist seit 2001 mit dem Unternehmensberater Neville Blakemore verheiratet und lebt mit ihm mittlerweile in Louisville, Kentucky.

Ihren ersten Roman „Leaping Hearts“ veröffentlichte sie 2002 und erhielt 2007 den |Romantic Times Reviewer’s Choice Award| für „Lover Awakened“ aus der |Black Dagger|-Serie sowie im gleichen Jahr den |RITA Award| des Schriftstellerverbands „Romance Writers of America“ für ihr Buch „From the First“. Für beide Awards war sie darüber hinaus bereits vielfach nominiert.

|Die Black-Dagger-Serie:|

Dark Lover (September 2005) – „Nachtjagd“ (Part 1) und „Blutopfer“ (Part 2)
Lover Eternal (März 2006) – „Ewige Liebe“ (Part 1) und „Bruderkrieg“ (Part 2)
Lover Awakened (September 2006) – „Mondspur“ (Part 1) und „Dunkles Erwachen“ (Part 2)
Lover Revealed (März 2007) – „Menschenkind“ (Part 1) und „Vampirherz“ (Part 2)
Lover Unbound (September 2007) – „Seelenjäger“ (Part 1, deutsch im März 2009)
Lover Enshrined (Juni 2008)

|Originaltitel: Lover Eternal (Part 2)
Aus dem Amerikanischen von Astrid Finke
Taschenbuch, Broschur, 304 Seiten
Titelfoto von Dirk Schulz / Titelgestaltung von Animagic Bielefeld
ISBN-13: 978-3-453-56510-4|
http://www.jrward.com
http://www.heyne.de

AnimagiC 2024

Meyer, Stephenie – Bis(s) zum Ende der Nacht (Bella und Edward 4)

Band 1: [„Bis(s) zum Morgengrauen“ 4600
Band 2: [„Bis(s) zur Mittagsstunde“ 4647
Band 3: [„Bis(s) zum Abendrot“ 5456

Der Abschlussband der vierteiligen Saga um Edward und Bella wurde von den Fans sehnsüchtig erwartet, versprach er doch endlich das Happy-End unserer beiden Hauptdarsteller, aber natürlich mischen sich wieder einmal Vampire ein, die das junge Glück zerstören wollen. Schauen wir uns an, wie Stephenie Meyer der Abschluss ihrer Tetralogie gelungen ist …

_Ja, ich will_

Endlich rückt der Tag der Hochzeit zwischen Bella und Edward näher. Alice ist fieberhaft mit Planungen befasst, und Bella fügt sich geduldig in ihr Schicksal, weil die Hochzeit endlich die Ewigkeit mit ihrem Geliebten verspricht. Und so feiern die beiden eine sagenumwobene Hochzeit, auf der sich neben den Menschen auch die Werwölfe und genügend Vampire tummeln. Doch da es sich ausschließlich um vegetarische Vampire handelt, befindet sich natürlich kein Mensch in Gefahr.

Von der Feier aus geht es direkt in die Flitterwochen, von denen sich Bella ihr „erstes Mal“ erhofft, denn mit ihren 18 Jahren ist sie jungfräulich in die Ehe gestartet. Das Ziel der Reise ist ihr noch fremd, und so überrascht sie Edward schließlich mit dem Besuch der „Insel Esme“, auf der ein einsames Häuschen auf die beiden wartet. Zunächst aber ziert Edward sich ein wenig, hat er doch Angst, seiner Bella wehzutun. Und so bestätigt das erste Mal, von dem Bella im Eifer des Gefechts einige blaue Flecken davonträgt, Edwards sämtliche Befürchtungen, sodass er sich von seiner Ehefrau zurückzieht. Aber schließlich kann Bella ihren Geliebten dennoch mit einigen typisch weiblichen Tricks (Alice hatte ihr genügend Reizwäsche eingepackt …) verführen. Dabei werden zwar einige Möbelstücke in Mitleidenschaft gezogen, aber Bella übersteht den Akt ohne Blessuren. Die beiden schwelgen in Liebesglück, bis Bella plötzlich von Übelkeit geplagt wird – sie ist schwanger!

Edward sieht, wie schnell die Schwangerschaft voranschreitet, und ist entsetzt. Schnellstmöglich bringt er seine Geliebte zurück nach Forks, wo Carlisle sich um seine sichtlich hochschwangere Schwiegertochter kümmern kann. Das Baby nämlich ist schon im Bauch besonders anspruchsvoll, tritt Bella immer wieder und bricht ihr schließlich auch einige Rippen. Erst als Bella Blut zu trinken bekommt, ist das Baby besänftigt und lässt die werdende Mutter etwas in Ruhe. Doch eins ist klar: Die Geburt wird Bella als Mensch nicht überstehen; und so kommt es, wie es kommen muss: Als sich die Tochter Renesmee (eine verwegene Kombination der beiden Oma-Namen Renée und Esme) ihren Weg in die Freiheit erkämpft, bricht sie Bella sogar das Rückgrat, und Edward muss schleunigst tätig werden, um Bella die Heilung zu ermöglichen. So wird sie zu einer Vampirin, und zwar zur außergewöhnlichsten, die die Familie Cullen je gesehen hat …

_Das erste Mal_

Lange haben die Fans der Serie auf die Hochzeit von Bella und Edward gewartet – auf den romantischen Höhepunkt der gesamten Reihe. Anschließend steigert Stephenie Meyer ihren Romantikfaktor noch, indem sie die beiden Verliebten auf eine verlassene Insel schickt, wo sie ihre Flitterwochen genießen dürfen. Als es dann aber zum ersten Mal kommt, erleben wir sie nur vor verschlossenen Türen mit, denn Meyer hüllt den Mantel des Schweigens über den Akt und berichtet hinterher lediglich von Bellas Blessuren, die sie dank ihrer äußersten Verzückung (wie hätte es anders sein können?) gar nicht spürt.

Da haben die Leser nun so lange auf diesen Moment gewartet, und aus anderen Vampirbüchern kennt man ja auch das teils ausschweifende Liebesleben der Blutsauger, doch Meyer traut sich nicht, die blütenweißen Westen ihrer Hauptcharaktere mit irgendwelchen Flecken zu versehen, und zieht sich daher schüchtern zurück. In dem Moment habe ich mich schon gefragt, an welche Altersgruppe sie sich mit ihrer Reihe wendet … Auch später, als Bella zur Vampirin geworden ist und die beiden sich Nacht für Nacht im Bett verausgaben (denn Vampire brauchen keinen Schlaf), gibt sich Stephenie Meyer mit winzigsten Andeutungen zufrieden. Insgesamt passt das zwar zu ihren sterilen Figuren, aber nicht zu ihrem ansonsten mehr als ausschweifenden Schreibstil, in dem praktisch jede Fliege an der Wand mit einem Absatz Erwähnung findet …

So kommt es auch, dass bis zur Geburt der Tochter nahezu das halbe Buch – also rund 400 Seiten – vergangen ist, obwohl außer Hochzeit, Flitterwochen und stark verkürzter Schwangerschaft nichts passierte. Hier schwafelt Stephenie Meyer definitiv zu viel und ich fühlte mich von ihren Ausschweifungen mehr als einmal regelrecht genervt, insbesondere, da der zweite Teil des Buches auch noch aus Jacobs Sicht geschrieben ist, denn seine Gedanken interessierten mich herzlich wenig.

Wie auch schon in den Büchern zuvor, ist sich Stephenie Meyer nie zu schade, Edwards Perfektion in den blühendsten Worten zu beschreiben, dabei hat selbst der langsamste Leser spätestens am Ende von Band eins begriffen, dass Edwards Haut perfekt ist, seine Augen so tief, als könnte man darin versinken, sein Körper gottgleich und makellos und sein Wesen das reinste, das der |Weiße Riese| nur zaubern kann. Als er sich erstmals vor Bella entblößt, bleibt ihr folglich die Sprache weg, doch auch das tollpatschige Mädchen, für das bislang einzig Edward Augen hatte, erstrahlt als Vampirin zu ganz neuer Blüte und wird fortan mit einem Model verwechselt. Ecken und Kanten sucht man in sämtlichen Charakteren nun vergebens.

Stephenie Meyer trennt ihre Charaktere ganz klar in Gut und Böse auf, und dass am Ende selbstverständlich keinem Guten auch nur ein Haar gekrümmt wird, dürfte wohl kaum einen Leser noch überraschen …

_Charakterliche Veränderungen_

Bella verwandelt sich in diesem Buch nicht als Einzige: Da sie zur Vampirin wird, ist es nur stimmig, dass sich auch ihr Wesen verändert, doch erstrahlt sie in so hellem Licht, dass mir praktisch schlecht wurde von ihrer neuen Perfektion. So ist Bella vom ersten Tag als Vampirin an gefeit vor Menschenblut und versucht nicht einmal, einen Menschen anzugreifen. Bislang ist das noch nie passiert, aber es tauchen auch noch andere ungewöhnliche Fähigkeiten auf, die nicht wirklich authentisch wirken.

Auch Jacob macht einige Veränderungen durch. Natürlich trottelt er Bella weiterhin treudoof hinterher, unterstützt die Cullens, wo es nur geht, und gibt schließlich auch sein Einverständnis, dass Edward seine Bella ungestraft zur Vampirin machen darf. Eigentlich verstößt ein solches Handeln gegen den Pakt zwischen Vampiren und Werwölfen, doch könnte Jacob es natürlich nicht ertragen, Bella ein Haar zu krümmen. Alles wird aber anders mit der Geburt der ganz besonderen Tochter mit dem selten doofen Namen Renesmee, die Jacob sogleich als die Richtige für sich erkennt. Von nun an ist Bella bei ihm abgemeldet und der Werwolf weicht nicht von Renesmees Seite, auch wenn sie ihn immer mal wieder ein bisschen „ansaugt“, weil sie Blut schmecken möchte.

Nun steht der Freundschaft zwischen Bella und Jacob nichts mehr im Wege, was auch Edward sogleich bemerkt, der zu Jacobs bestem Freund aufsteigt. Endlich herrscht bei den dreien Friede, Freude, Eierkuchen.

Fand ich die ewige, unvergleichlich große Liebe zwischen Bella und Edward im ersten Band lediglich weichgespült, so glänzt sie hier dermaßen strahlend, dass mir die Worte fehlen. Die beiden stört das wenig: Sie verstehen sich auch ohne Worte, lieben sich so sehr, dass sie die Ewigkeit miteinander verbringen möchten, und nichts trübt ihre Liebe. Es gibt keine Missverständnisse, keinen Streit, keinen Zwist, nichts! Selbst die Streitereien wegen Jacob entfallen, was den Charakteren nun sämtliche Glaubwürdigkeit raubt.

Auch Bellas Eltern spielen kleine Rollen in dieser Posse; so ist Charlie zwar der Einzige, der leichte Bedenken anmeldet, als seine gerade mal 18-jährige Tochter heiraten möchte, während Renée sich gleich freudestrahlend in die Hochzeitsvorbereitungen stürzt und mit der Familie Cullen anfreundet, weil sie merkt, dass Bella ihre ganz große Liebe getroffen hat (welches Mädchen dachte das nicht, als es seinen ersten Freund hatte?). Später schaltet selbst Charlie sein Hirn ab, als er einfach akzeptiert, dass Jacob ein Werwolf ist und auch Bella sich verändert hat. Mehr will Charlie nicht wissen, auch wenn er ahnen muss, dass hier einiges mehr als ungewöhnlich ist. Welcher Vater würde sich so verhalten? Wohl keiner.

_Zäh wie Kaugummi_

So sehr ich mich auf den Schlussband gefreut hatte, so enttäuscht war ich schließlich. Wieder einmal hat der Lektor vergessen, mit dem Rotstift großzügig durch das Buch zu gehen und alles Überflüssige wegzulektorieren. Aber damit nicht genug, quält uns Stephenie Meyer nun mit noch strahlenderen Figuren, mit noch perfekteren Charakteren (und dabei dachte ich, dass man perfekt gar nicht mehr steigern kann …) und schließlich natürlich mit dem Sieg der Guten über die Bösen (hier verrate ich nicht zu viel, mit diesem Ende musste sicher jeder rechnen). Unter dem Strich ist das Buch somit gerade einmal für einen Kindergeburtstag geeignet, was auch dazu passt, dass Stephenie Meyer ganz verschämt sämtliche Informationen aus dem Liebesleben der Vampire auslässt.

Ich hätte das Buch gerne für gut befunden, doch leider schwächelt es nicht nur handwerklich, sondern vor allem inhaltlich. Zu wenig passiert auf der Handlungsebene, was einen mehr als 800-seitigen Schinken gerechtfertigt hätte, zudem entwickeln sich die Charaktere in eine äußerst abstruse Richtung, und leider hat es Stephenie Meyer nicht übers Herz gebracht, mal einen ihrer Guten zu opfern, um ihrer Geschichte einen Hauch an Glaubwürdigkeit zu verleihen. Und somit bin ich nun schlussendlich froh, dass die Bis(s)-Saga ein Ende gefunden hat und ich mich anderer Lektüre widmen kann – schade!

|Originaltitel: Breaking Dawn
Übersetzt von Sylke Hachmeister
860 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag
Empfohlen ab 14 Jahren
ISBN-13: 978-3-551-58199-0|

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Außerdem von Stephenie Meyer auf |Buchwurm.info|:

[„Seelen“ 5363

Sara Douglass – Tochter des Krieges (Das dunkle Jahrhundert 2)

Thomas Neville ist sehr zu seinem Verdruss in Chauvigny hängengeblieben. Der schwarze Prinz will ihn nicht nach England schicken, ehe er nicht herausgefunden hat, was Thomas vor ihm verbirgt. Aber erst nach einem ausgesprochen unheimlichen Ereignis setzt er den Dominikaner so unter Druck, dass dieser ihm die Wahrheit erzählt. So kommt es, dass Thomas sich zusammen mit dem Duke of Lancaster, der den gefangen genommenen französischen König nach England bringt, auf dem Weg nach La Rochelle wiederfindet. Und noch jemand reist mit dieser Gruppe: Lady Margaret, die geheimnisvolle Frau, die Thomas in einer Vision begegnet ist, und die Thomas für eine Hexe hält. Und für seine persönliche Versuchung …

Die Charakterzeichnung hat sich spürbar vertieft. Das gilt vor allem für einige der Nebencharaktere, allen voran Lady Margaret.

Margaret hat vor Kurzem ihren Mann verloren. Nun sitzt sie ohne Beschützer in einem fremden Land, und natürlich findet sich auch ein Mann, der ihre Situation ausnutzt. Dann wird sie auch noch schwanger, was ihre Lage weiter verkompliziert. Und als wäre all das nicht schon schwierig genug, verliebt sie sich auch noch in Thomas Neville, der sie für eine Hure und außerdem für eine Dämonin hält. Aber hat er mit Letzterem so unrecht?

Thomas entwickelt allmählich fast so etwas wie eine Paranoia, was die Dämonen angeht. Schon die geringste Kritik an der Kirche oder den gesellschaftlichen Zuständen lässt ihn den jeweiligen Sprecher für einen Dämonen halten. Offenbar kann er niemandem mehr trauen, nicht einmal seinen früheren Freunden, was die Situation für ihn besonders schwierig macht. Auf der anderen Seite hat er immer öfter Anflüge von Menschlichkeit, vor allem, wenn es um Margarets Kind geht, was ihn wesentlich erträglicher macht.

Ein besonders undurchsichtiger Charakter ist Thomas‘ Jugendfreund Hal Bolingbroke, der Sohn des Duke of Lancaster. Ganz offensichtlich kennt er Margaret besser, als man annehmen sollte. Etwas verbindet sie mit ihm, denn sie haben offensichtlich gemeinsame Pläne. Gleichzeitig aber unterstützt er Thomas bei seiner Suche nach dem magischen Buch Wynkyn de Wordes. Zumindest sieht es so aus … oder?

Immerhin weiß der Leser zumindest von Richard, dem Sohn des schwarzen Prinzen und Hals Vetter, was er von ihm zu halten hat: Richard ist ehrgeizig, eitel, rücksichtslos und gerissen. Kein Wunder, dass Thomas ihn für den Kern der Dämonenverschwörung hält. Dumm nur, dass Richard nach dem Tod seines Vaters der Thronerbe ist.

Die zusätzlichen Charaktere und die Intensivierung von Thomas und Margaret haben dem Buch ausgesprochen gutgetan. Nicht nur, weil durch Thomas‘ Entwicklung viel von dem weggefallen ist, was mich zuvor so an ihm gestört hat, sondern vor allem, weil Margaret durch ihren inneren Zwiespalt der Geschichte eine gute Portion Menschlichkeit hinzugefügt hat.

Auch Hal war ein großer Gewinn, nicht unbedingt die Persönlichkeit als solche, aber ihre Funktion innerhalb der Handlung. Noch mehr als Margaret sorgt er dafür, dass die Sache undurchsichtig bleibt. Der Leser wird immer wieder aufs Neue aufs Glatteis geführt. Mal entsteht der Eindruck, dass Hal tatsächlich auf Thomas‘ Seite steht und ihm hilft. Dann wieder kommt eine Szene, die diesem Eindruck zu widersprechen scheint und so die Figur zurück in die Grauzone führt.

Manchmal sieht es sogar so aus, als sei Hal damit gar nicht allein. Von dem Zeitpunkt an, als Thomas in Lancasters Gefolge nach England aufbricht, entfernt er sich immer weiter von seinem Leben als Mönch, und seltsamerweise gibt Lancaster mehrmals den Anstoß für den nächsten Schritt in dieser Entwicklung. Zufall?

Tatsache ist, dass Thomas sich lenken lässt, und zwar nicht unbedingt von demjenigen, den er sich dafür ausgesucht hat, dem Erzengel Michael. Vor sich selbst kann er das allerdings nicht zugeben, stattdessen beschönigt er sein Verhalten vor sich selbst. Erstaunlich, dass er dadurch nur sympathischer wird.

Natürlich stellt sich der Leser angesichts der Entwicklung die erwartete Frage: Wer sind hier eigentlich die Guten und wer die Bösen? Diese Frage wird dadurch umso verzwickter, dass der Leser nicht sicher weiß, wer jetzt tatsächlich ein Dämon ist und wer nicht. Und dass er, wenn er den Andeutungen folgt, vor einem Problem steht: nämlich dass Gut und Böse sich nicht mit Mensch und Dämon deckt!

Von dieser Zwickmühle lebt das gesamte Buch. Sara Douglass hat es hervorragend verstanden, alles in der Schwebe zu halten. Selbst wenn sie Teile des Geheimnisses aufzudecken scheint, kommt der Leser dem Kern des Rätsels nicht näher, er pendelt immer nur hin und her, als säße er auf einer Schaukel. Und obwohl sich an äußerer Handlung nicht viel tut, kann man das Buch kaum aus der Hand legen. Die Tatsache, dass die Geschichte vor einem historischen Hintergrund spielt und zu einem inzwischen nicht unerheblichen Teil von historischen Figuren getragen wird, wie dem Duke of Lancaster oder Richard II., verleiht dem Ganzen zusätzliche Würze.

_Um es kurz zu machen:_ Der zweite Band des Zyklus hat sich verglichen mit dem ersten massiv gesteigert. Obwohl man das so eigentlich nicht sagen kann, denn der Anfang des Buches knüpfte so unmittelbar an das Ende seines Vorgängers an, dass ich den Verdacht hegte, hier wäre wieder einmal ein Buch in zwei Teile gehackt worden. Ein Verdacht, der sich leider bestätigt hat. Insofern wäre es zutreffender zu sagen, dass das Buch ein wenig Warmlaufzeit benötigt, da sich die Autorin zunächst hauptsächlich ihrem Hauptprotagonisten und ihrem Hintergrund gewidmet, aber ab der zweiten Hälfte ihr Augenmerk vermehrt auf ihren Plot gerichtet hat und ab da die Sache an Komplexität und Intensität gewinnt. Es lohnt sich also, ein wenig Geduld aufzubringen. Als Belohnung winkt ein fesselndes Rätsel, das zu lösen spannender ist als jeder Thriller. Zumindest für mich.

_Sara Douglass_ arbeitete zuerst als Krankenschwester, bevor sie ein Studium in historischen Wissenschaften begann. Sie promovierte und arbeitete in den folgenden Jahren als Dozentin für mittelalterliche Geschichte. Das Schreiben fing sie nebenbei an, als Ausgleich zum Stress. Nach dem Erfolg ihres |Weltenbaumzyklus| stieg sie aus ihrem Beruf aus und konzentrierte sich aufs Schreiben und ihren Garten. Außer dem |Weltenbaumzyklus| und dem |Sternenzyklus| schrieb sie diverse Romane und Kurzgeschichten. Zurzeit schreibt die Autorin an ihrer neuen Trilogie |Darkglass Mountains|. Die nächste Veröffentlichung auf Deutsch kommt im März dieses Jahres unter dem Titel „Gesandter des Teufels“ in die Buchläden.

|Originaltitel: The Nameless Day. The Crucicle
Aus dem australischen Englisch von Sara Riffel
403 Seiten, gebunden
ISBN-13: 978-3-492-70163-1|

My Сreative


http://www.piper-verlag.de

_Sara Douglass bei |Buchwurm.info|:_

[Hüter der Macht 4812 (Das dunkle Jahrhundert 1)
[Die Sternenbraut 577 (Unter dem Weltenbaum 1)
[Sternenströmers Lied 580 (Unter dem Weltenbaum 2)
[Tanz der Sterne 585 (Unter dem Weltenbaum 3)
[Der Sternenhüter 590 (Unter dem Weltenbaum 4)
[Das Vermächtnis der Sternenbraut 599 (Unter dem Weltenbaum 5)
[Die Göttin des Sternentanzes 604 (Unter dem Weltenbaum 6)
[Der Herr des Traumreichs 1037
[Die Glaszauberin 1811 (Die Macht der Pyramide 1)
[Der Steinwandler 2639 (Die Macht der Pyramide 2)
[Die sterblichen Götter Tencendors 2653 (Im Zeichen der Sterne 1)
[Die Wächter der Zeiten 2947 (Im Zeichen der Sterne 2)
[Die letzte Schlacht um Tencendor 3608 (Im Zeichen der Sterne 3)

Rankin, Ian – Kinder des Todes, Die

_Inspektor Rebus: Der Elefant im Porzellanladen_

Ein Mann erschießt zwei Schulkinder, verletzt ein drittes schwer und tötet sich anschließend selbst. Alles an diesem Amoklauf erinnert die Bewohner des Städtchens South Queensferry an das Massaker von Dunblane. Sie fragen sich: Was hat den ehemaligen Elitesoldaten Lee Herdman nur zu dieser Tat getrieben? Inspector John Rebus von der Kripo Edinburgh ahnt beim Auftauchen von zwei Militärermittlern, dass der Fall noch weitere Rätsel birgt. Die Suche nach den Hintergründen führt ihn nicht nur zu den kriminellen Jugendlichen der kleinen Stadt, sondern in die eigene Vergangenheit beim Militär. Aber je näher er der Wahrheit kommt, desto dunkler wird der Abgrund, in den er blickt. (abgewandelte Verlagsinfo)

_Der Autor_

Sir Ian Rankin gehört zu den wichtigsten Kriminalschriftstellern der britischen Insel. Sein Inspektor Rebus macht die schottische Hauptstadt Edinburgh nun schon in zahlreichen Abenteuern sicherer – soweit man ihn lässt! Für „Die Kinder des Todes“ wurde Rankin mit dem Deutschen Krimipreis 2005 ausgezeichnet. Die englische Königin verlieh ihm für seine Verdienste um die Literatur den „Order of the British Empire“. Der Autor lebt mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen in Edinburgh.

Ian Rankin auf |Buchwurm.info|:

[„Verborgene Muster“ 956
[„Das zweite Zeichen“ 1442
[„Wolfsmale“ 1943
[„Ehrensache“ 1894
[„Ein eisiger Tod“ 575
[„Das Souvenir des Mördern“ 1526
[„Die Sünden der Väter“ 2234
[„Puppenspiel“ 2153
[„Die Tore der Finsternis“ 1450
[„So soll er sterben“ 1919
[„Im Namen der Toten“ 4583
[„Eindeutig Mord“ 5063
[„Der diskrete Mr. Flint“ 3315
[„Ein Rest von Schuld“ 5454

_Handlung_

Detective Sergeant (DS) Siobhan Clarke wundert sich über ihren Vorgesetzten Detective Inspector John Rebus: Seine Hände sind verbrüht. Oder verbrannt? Er lässt sich immer neue Erklärungen einfallen, was sie nicht gerade beruhigend findet. Ebenso wenig wie der Umstand, dass er denjenigen Mann besucht, der sie, Siobhan, seit Wochen piesackte – und der nun verbrannt in seiner Wohnung aufgefunden wird. Wenige Stunden, nachdem Rebus ihn verließ. Hat Rebus etwas mit dem Brand zu tun? Das fragen sich auch seine Vorgesetzten und suspendieren ihn nach wenigen Tagen vom Dienst. Die Sache ist ein gefundenes Fressen für die Sensationsreporter wie Steve Holly, der sich an die Fersen der Bullen geheftet hat. Ebenso wie Holly liebt es auch der Politiker Jack Bell, die Polizei als unfähig hinzustellen.

Und jetzt wird schon wieder ein grausiger Fall von Waffenmissbrauch entdeckt. Ein Amokläufer ist in die Schule des Städtchens South Queensferry eingedrungen, hat zwei der Schüler mit Kopfschüssen exekutiert und einen dritten – den Sohn von Jack Bell – schwer verletzt, bevor er sich selbst richtete. Alle halten Lee Herdman, den Täter, für durchgeknallt, aber Rebus ist insgeheim anderer Ansicht. Hätte ein Irrer derart präzise Kopfschüsse abfeuern können? Andererseits war Herdman ein ehemaliger Elitesoldat, der beim Special Air Service (SAS) diente, was dem Pendant zur deutschen GSG9 entspricht. Rebus wollte selbst vor Jahren mal in diese Truppe aufgenommen werden, bestand aber die unmenschliche psychologische Prüfung nicht.

Rebus ist auch durch eines der Opfer in den Fall verwickelt: Derek Renshaw war der Sohn seines Cousins Allan, mit dem er in seiner Kindheit spielte. Dereks Schwester Kate setzt sich nun gegen Waffenmissbrauch ein und unterstützt die Kampagne von Jack Bell. Rebus warnt sie als gutmeinender Onkel, doch sie hört nicht auf ihn. Das zweite Opfer war der Sohn eines Richters, doch dieser Vater bewahrt nach wie vor Haltung. Als Rebus herausfindet, dass an der Schule Waffen gelagert wurden und die älteren Schüler wie Derek regelmäßig Kadettenübungen durchführten, taucht eine engere Verbindung zu Herdman auf. Die Schüler trafen den Wasserskilehrer und Exsoldaten regelmäßig auf Partys. Sind Drogen und Sex im Spiel?, fragt sich Rebus.

Das Militär hat zwei Ermittler geschickt. Whiteread ist eine eiserne Lady mit Haaren auf den Zähnen, doch ihr junger Begleiter Simms ist unbedachter und lässt sich zu gehässigen Bemerkungen über Rebus‘ Erfolglosigkeit und Suspendierung hinreißen. Das macht Rebus überhaupt nichts aus: Sein Kollege Bobby Hogan hat ihn lediglich als „Berater“ angefordert, nicht als offiziellen Ermittler. Er kann also tun, was ihm beliebt. Und so besorgt er sich mit Hilfe von Siobhan Clarke die Militärakte von Herdman, die unverschlossen in Simms‘ Hotelzimmer liegt. Na, na, wie leichtsinnig. Denkt’s und kopiert sie klammheimlich. Ein Blatt wurde „auf Anweisung entnommen“. Der SAS hat also etwas zu verbergen, wie es aussieht.

In der Personalakte ist von Herdmans Einsatz bei einem Rettungstrupp auf der schottischen Insel Jura die Rede. Der Reporter Steve Holly tut ihm einen Gefallen und recherchiert kurz mal bei Google (Rebus steht mit Computern auf Kriegsfuß). 1995 stürzte ein Helikopter des Militärs, der mit ranghohen Offizieren an Bord Richtung Nordirland flog, auf Jura ab. Dem Piloten wurde die Schuld gegeben, und Soldaten suchten in den Inselbergen die sterbliche Überreste und Hubschrauberwrackteile. Was fand Herdman, das nicht verraten werden darf? War es etwas, womit er seine Boote bezahlte?

Zusammen mit Siobhan lässt sich Rebus von einem Bekannten Herdmans zur Insel Jura fliegen …

_Mein Eindruck_

Dieser Krimi von Ian Rankin macht mal wieder deutlich, warum er so erfolgreich ist: seine Kombination aus Wagemut, Anteilnahme und kriminalistischer Kleinarbeit. Dafür steht Inspektor John Rebus, und der Originaltitel weist schon darauf hin: „A Question of Blood“ – eine Frage des Blutes.

Dass Blut dicker ist als Wasser, weiß jeder, der sich mal für ein Geschwister oder die Verwandten eingesetzt hat. Und so ergeht es nun auch Rebus, der sich um den verlorenen Neffen Derek Renshaw und dessen Schwester Kate sorgt, aber auch um ihren Vater Allan, der sich auf einmal wieder mit Kinderspielsachen seine Zeit vertreibt. Es ist Rebus ein Herzensanliegen, den Tod von Derek aufzuklären. Dafür steigt er nicht nur hinab in die Niederungen der Jugendkultur, inklusive Spanner-Websites, sondern spannt auch die moderne Simulationstechnik ein.

Die Blutspuren am Tatort, so ergibt die Simulation, stimmen in keiner Weise mit den Aussagen von James Bell überein, dem überlebenden Opfer von Herdmans Amoklauf. Und es gibt noch weitere Widersprüche. Aber Rebus wird zunehmend klar, dass es eine Eifersuchtsaffäre ist, die das Blut des Todesschützen derart in Wallung gebracht hat, dass er zur Waffe griff. Um diese Zusammenhänge zu begreifen, stützt sich Rebus auf seine einzigartige Fähigkeit: kriminalistische Intuition und Kombinationsgabe. Und sobald er diese Einsicht erhalten hat, schreckt er vor nichts zurück, um seiner Überzeugung gemäß zu handeln – auch nicht beim Vorgehen bei Parlamentsabgeordneten. Nichts ist Rebus heilig (außer vielleicht der Produktionsweise von gutem Whisky). Für den Leser ist es stets ein Fest, wenn heilige Kühe geschlachtet werden.

Zu solchen heiligen Kühen gehört zweifellos auch der Special Air Service, der auf der Insel wie hierzulande die GSG9 verehrt wird, jene Elitetruppe, die das entführte Flugzeug in Mogadischu stürmte und befreite. Der SAS ist gleichbedeutend mit dem Militär, und dessen abgesandte Ermittler erweisen sich als abgebrüht und nicht zimperlich beim Einsatz brutaler Methoden. Rebus bemüht sich nicht um Fairplay ihnen gegenüber, und so dauert es nicht lange, bis sie auf seinen Köder anbeißen, geradezu verzweifelt, wie es ihm erscheint. Zum Glück hat er einen Zeugen dabei, so dass Schlimmeres als eine Prellung verhütet wird.

Der Autor führt uns Rebus zu Anfang als eine Art Clown und Tolpatsch vor: zwei umwickelte Hände, die ihn hilflos machen. Doch der Schein trügt: Sobald Rebus wieder Herr der Lage ist, kann er immensen Schaden anrichten – oder Nutzen, je nachdem, auf welcher Seite des Gesetzes man steht. Das wissen leider auch seine Vorgesetzten, allen voran Gillian Templer, ebenfalls eine eiserne Lady, und deren Vorgesetzte. Einen Cop unter Mordverdacht ziehen sie sofort aus dem Verkehr, aber das ficht Rebus nicht an: Er arbeitet einfach ehrenamtlich weiter, für seinen guten Freund Bobby Hogan nämlich. Der ist zufällig ebenfalls Ermittler.

Rebus und seine Chauffeuse DS Siobhan Clarke (ausgesprochen [schiwå:n], weshalb jeder kumpelhaft „Shiv“ zu ihr sagt) verbinden zwar keine Blutsbande, aber dafür etwas ebenso Starkes: Loyalität unter Kollegen, wenn nicht sogar menschliche Zuneigung, die sie aber unter einem Mantel von ruppigen Umgangsformen und Frotzeleien zu verbergen wissen. Zu mehr kommt es nicht, obwohl beide Single sind und sich abends auch mal bei Rebus treffen. Aber zwischen ihnen liegt auch die Kluft unterschiedlicher Generationen. Er mag die Band |Hawkwind| aus den Siebzigern, sie mag |Mogwai| aus den Achtzigern und Neunzigern. Und beide trennt die Kluft zur neuesten Generation.

Diese moderne Generation soll das eigentliche Thema des Krimis sein, suggeriert der deutsche Titel. Doch wir erfahren relativ wenig über sie. Das liegt aber nur am Ermittler, der mit Goths, Jazzfreunden, Waffenfetischisten und Dealern wenig mehr anzufangen weiß, als sie eines Verbrechens zu überführen – oder sie dazu zu benutzen, andere eines Verbrechens zu überführen. Hier liegt meines Erachtens ein Schwachpunkt des Romans. Der Autor hat oder gewährt (vielleicht aus Platzgründen) zu wenig Einsicht in die Jugendkultur Edinburghs. Das hätte wohl nur mit einer Schilderung aus subjektiver Sicht behoben werden können. Das aber hätte die Erfindung einer entsprechenden Hauptfigur erfordert, und so etwas wäre für einen Rebus-Krimi sehr ungewöhnlich gewesen.

Am Schluss gibt es ein spannendes Finale, wie sich das gehört. Wir bangen mit Rebus um die tapfere und unerschrockene Siobhan Clarke, die sich womöglich an Bord eines Flugzeugs befindet, das ein krimineller Selbstmörder steuert. Mehr soll nicht verraten werden.

|Die Übersetzung|

Claus Varrelmann macht seine Sache recht gut. Besonders bei sämtlichen Realien wie Ortsnamen, Whisky- und Bierbezeichnungen ist er makellos. Probleme hatte ich nur, wenn er mir unbekannte DEUTSCHE Wendungen verwendete. Dazu gehört der Ausdruck „auf Zuwachs gekauft“. Nein, das ist kein neues dubioses Finanzmarktprodukt, sondern bedeutet lediglich, dass der Träger eines Kleidungsstücks noch in dieses hineinwachsen muss. Und was bitte ist eine „Victor-Meldrews-Stimmung“ (S. 196)? Manchmal wäre eine kleine Fußnote angebracht gewesen, um solche Details zu erläutern.

Des Weiteren gibt es ein paar Druckfehlerchen. Statt „Grampains“ (S. 332) sind die „Grampians“ gemeint, die Berge von Schottland. Statt „Barcadi-Cola“ (S. 346) sollte es wohl richtiger „Bacardi-Cola“ heißen, also Cola mit Rum.

Diese Angaben beziehen sich auf die Hardcoverausgabe von |Manhattan|. Vielleicht wurde die neuere Taschenbuchausgabe von |Goldmann| in dieser Hinsicht nachgebessert.

_Unterm Strich_

Man kann sich fragen, warum der Autor für die Lösung eines Falles fast 550 Seiten braucht. Die Antwort lautet, dass es nicht nur um einen Fall geht, nämlich den Amoklauf an der Schule, sondern um nicht weniger als vier Fälle, die alle gleichzeitig recherchiert werden. Sie hängen alle miteinander zusammen, wie Rebus und Clarke mit der Zeit feststellen. Das Leben ist eben kein Bühnenstück, für das ein einziger roter Faden ausreicht, sondern voller Zufälle und Unwägbarkeiten.

Aber Rebus ist eh nicht der Typ des One-track-minds, des Mannes mit Scheuklappen, der wie ein Rennpferd nur einer vorgegebenen Bahn folgt, um möglichst schnell ans Ziel zu gelangen. Hat er in seinem Alter (Mitte fünfzig) gar nicht nötig. Seine Interessen sind vielfältig. Manchmal ermittelt er breit gestreut in alle Richtungen und stößt so auf unvermutete Zusammenhänge. Manchmal, wie in [„Ehrensache“, 1894 schnüffelt er nur so aus Neugier – und stößt unweigerlich auf Leichen, die niemand finden soll.

Auch nicht bei der Polizei, wie der Krimi [„Die Tore der Finsternis“ 1450 zeigte. Darin wird ein korrupter Bulle gejagt, der daher den Spieß umdreht und Rebus & Clarke bedroht. Hier, in „Die Kinder des Todes“, stellt der Autor die karrieregeilen Inspektoren vom Drogendezernat DMC als Volltrottel dar. Im Augenblick ihres vermeintlich größten Triumphes arbeitet Rebus gerade an der Aufklärung ihres Falles, in einer völlig anderen Richtung allerdings.

Ansonsten wundert sich der Leser nur noch darüber, dass der Autor so viel Schleichwerbung für schottische und britische Musikgruppen macht. Von |Led Zeppelin| dürft so mancher gehört haben, vielleicht sogar von |Hawkwind| (der SF-Autor Michael Moorcock wirkte bei ihnen mit), aber auch von |Mogwai|? Vielleicht wird Ian Rankin ja vom schottischen Tourismusministerium gesponsert. Nicht umsonst ist das jährliche |Edinburgh Music Festival| ja weltbekannt.

|Originaltitel: A Question of Blood, 2003
Aus dem Englischen übersetzt von Claus Varrelmann

Hardcover-Ausgabe bei |Manhattan| 2004:
543 Seiten, gebunden
ISBN-13: 978-3-442-54550-6

Taschenbuch-Ausgabe bei |Goldmann| 2006:
544 Seiten, Broschur
ISBN-13: 978-3-442-46314-5|

http://www.ian-rankin.de
http://www.goldmann-verlag.de
http://www.manhattan-verlag.de

Auster, Paul – Mann im Dunkel

Dies ist keine Buchbesprechung, sondern eine Huldigung. Wem das missfällt, der sollte sofort die Lektüre einstellen. Wer die nicht existente, durch äußeren Anstrich verdeckte Grenze zwischen Literatur und Kult nicht erkennt oder einfach eine andere Art der Literaturkritik erwartet, muss unabwendbar enttäuscht werden. Dies ist ein Tanz auf dieser Grenze.

Wir huldigen keinem Schöpfer, auch wenn ich innerlich mit mir streite, es vielleicht doch zu tun. Auch wollen wir kein Buch ins Zentrum unseres Kultes erheben. Stattdessen soll einer Idee, einem Thema gehuldigt werden. Das mag recht absichtsvoll klingen, doch fällt es mir schwer, einen passenden Begriff für das Sujet zu finden, das wir hier verehren wollen. Fest steht, dass unser Sujet das Thema von Paul Austers neuem Buch „Mann im Dunkel“ ist. Es ist ein rätselhaftes Buch, vielleicht Austers rätselhaftestes. Austers Thema entbehrt eben eines eindeutigen Begriffes. Ich kann nicht benennen, ich muss beschreiben:

Ein alter Mann erinnert sich, macht sich Gedanken über sein Leben, seine Familie und seine Fehler. Er versetzt sich an besondere Orte innerhalb seiner Gedanken, die allesamt von demselben Zustand berichten: von der Zerrissenheit zwischen Welt und Selbst. Hier haben wir unser Sujet.

In eben diesem Gedankenspiel entstehen unterschiedliche Parallelwelten: Die „wunderliche Welt“, die ganz Poesie ist. Die „große kaputte Welt“, in die es gilt hinauszuziehen, um zu entdecken, „wie es sich anfühlt, ein Teil ihrer Geschichte zu sein.“ (S. 212). Und dann die „unsichtbare Welt“, die scheinbar nicht existiert und doch schmerzhaft ihre Spuren im Leben hinterlässt. Alle diese Welten werden in der Zerrissenheit des Subjektes erst deutlich, die Weltgeschichte verläuft keinesfalls parallel, sie verändert sich je nach Erinnerung, Einbildung und Gedanke. Gewiss gibt es eine kollektive Instanz, ein Alltagsmuster, das rügt und mahnt, dass es nur eine kollektive Geschichte gäbe. Das erfährt auch Austers Mann im Dunkel, doch kollektive Instanzen können sich irren, und dann fügt sich am Ende doch alles zusammen: Subjekt wird Welt und Welt wird Subjekt. „Das Reale und die Einbildungen sind eins.“ (S. 216)

Paul Austers „Mann im Dunkel“ beschreibt keine herkömmlichen Reflexionen eines Menschen im letzten Lebensabschnitt. Es geht um mehr. Um Möglichkeitsräume, um Realitätsmodelle und die huldigungswürdige Idee, dass sich der Mensch von Alltagsmustern befreien kann, um nicht wie Austers Romanfiguren Brick und Flora „in ihrem ehelichen Nichts“ (S. 120) nur dahinzutreiben, um das „kleine Leben“ eines Menschen zu leben, der dem Irrtum auferlegen ist, „dass es nur diese eine Welt gibt und das alltägliche Einerlei“ (S. 120). „Mann im Dunkel“ ist auch ein nachdenkliches Buch. Ein poetisches. Und in eben dieser Poesie, die beschreibt, nicht benennt (keinen exakten Begriff findet), legt Auster seine Geschichte an, lässt den Mann im Dunkel wachliegen, nachdenken, erinnern und resümierend erkennen: „Gedanken sind real, selbst Gedanken an nicht reale Dinge.“ (S. 216) Und dem wollen wir huldigen.

|Originaltitel: The Man in the Dark
Deutsch von Werner Schmitz
219 Seiten, gebunden
ISBN-13: 978-3-498-00080-6|
http://www.rowohlt.de

Marazano, Richard / Ponzio, Jean-Michel – Schimpansenkomplex, Der – Band 1: Paradoxon

_Story_

Helen Freeman ist seit Jahren die vielleicht beste und wichtigste Astronautin der NASA. Nach längerer Vorbereitungszeit steht sie nun endlich davor, ihren großen Traum von der ersten Marsreise zu realisieren, als der Institution von Seiten der Regierung das Budget gekürzt wird. Ihre Tochter Sofia sieht in dieser dramatischen Entscheidung jedoch endlich eine gemeinsame Zukunft an der Seite ihrer Mama, die in ihrer Position kaum noch Zeit für ihr Familienleben aufbringen kann. Doch ihre Hoffnung ist nur von kurzer Dauer …

Als im Indischen Ozean eine Raumkapsel abstürzt, wird Helen mehr oder weniger unfreiwillig in eine neue Mission hineingezogen, die sie in Verbindung mit den beiden Überlebenden dieses Absturzes bringt. Diese behaupten allen Ernstes, sie würden der ersten Mondexpedition angehören und auf die Namen Neil Armstrong und Buzz Aldrin hören. Fassungslos realisieren sie zudem, dass mittlerweile 66 Jahre ins Land gestrichen sind, seit sie zuletzt die Erde betreten haben. Während die Abgeordneten der Geheimoperation noch glauben, zwei geistig verwirrte Menschen vor sich zu haben, scheinen sich die Fakten bei den DNA-Analysen zu bestätigen. Doch als sie am nächsten Tag erneut Kontakt aufnehmen wollen, finden Helen und Co. nur noch die Leichen der beiden Männer. Kein Weg geht von nun an daran vorbei, zügig eine Raumexpedition zu starten und den Spuren der elften Apollo-Reise zu folgen – ganz zum Leidwesen von Sofia Freeman, die immer mehr befürchtet, dass das Band zwischen ihrer Mutter und ihr endgültig zerschnitten ist …

_Persönlicher Eindruck_

Bereits die recht ausführliche Einleitung zum neuen |Splitter|-Ereignis „Der Schimpansenkomplex“ weckt Hoffnungen auf einen echten Monster-Event im Verlagsprogramm und somit auf die erste wirkli ernsthafte SciFi-Konkurrenz zum eigenen Branchenführer [„Universal War One“. 4969 Allerdings entpuppt sich das neue Gedankenkonstrukt von Richard Marazano entgegen allen Erwartungen als eine durchaus realistischere Geschichte, die aufgrund ihrer außerordentlich authentischen Präsentation zugleich bedrohlicher, ja, auch gewaltiger wirkt. Zwar ist das Fundament des hier eröffneten Plots weiterhin rein fiktiv. Aber wenn man mal etwas tiefer in die Welt von „Der Schimpansenkomplex“ abtaucht und sich von der Handlung gefangen nehmen lässt – was aufgrund ihrer Brisanz ein echtes Kinderspiel ist – entdeckt man irgendwie doch immer wieder ein verstecktes Stückchen Wahrheit, das sich dieser oberflächlichen Betrachtung entzieht.

Die Story ist in diesem Fall mal wieder sehr gewagt, in diesem Sinne aber erst einmal sehr theoretisch. Marazano stellt in seiner Grundaussage infrage, dass die Mondlandung Armstrongs tatsächlich in der Form abgelaufen ist, die damals von den Medien publiziert wurde, und macht mit dieser riskanten These ein richtig großes Fass auf. Als wäre dieser Ansatz nicht schon umfangreich genug, führt der Autor diese Angelegenheit nur als einen der unterschiedlichen Ausgangspunkte seiner Geschichte auf, die abseits der Science-Fiction-Inhalte auch auf die menschliche Tragödie zwischen Helen und Sofia zugeschnitten ist. Die Diskrepanz zwischen dem Lebenstraum der Mutter und dem Versagen in ihrer Erzieherrolle wird von Marazano ähnlich leidenschaftlich inszeniert wie das Drama um die beiden abgestürzten Astronauten. Als dann auch noch das Dilemma der unplanmäßigen Missionen bzw. den plötzlichen Tod der vermeintlich ersten Mondbesucher in den Plot einsickert, entwickelt sich dieser zu einer tickenden Zeitbombe – und in diesem Fall zu einem explosiven Gemisch, das in der Folge fast von Seite zu Seite neue Sprengkraft findet.

An dieser Stelle soll über die inhaltliche Entwicklung noch nicht zu viel verraten werden, bis vielleicht auf die Tatsache, dass die fortwährende Veränderung in den Zeichnungen der Charaktere ein echtes Paradestück dieser neuen Serie ist. Ausgehend vom ersten Kapitel „Paradoxon“ (welch treffender Titel!) hat Marazano mit seinem illustrierenden Sidekick Jean-Michel Ponzio hier wahre Vorzeigefiguren entworfen, die ihre Menschlichkeit auch in diesem stellenweise sehr düsteren Zukunftsszenario nicht geopfert haben. Gerade diese sehr lebensnahe Seite, die das ganze fiktive Drumherum gekonnt unterwandert, ist eines der beeindruckendsten Elemente in „Der Schimpansenkomplex“ und bereits hier sehr gut herausgearbeitet.

Für „Paradoxon“ bleibt noch zu sagen, dass die Einführung in den tatsächlich recht komplexen Handlungsstrang durch die Bank gelungen ist, da sich das zeichnende/schreibende Team einerseits geschlossen homogen präsentiert, dem Leser aber dennoch auf jeder Seite neue Überraschungen bietet. Man kommt in vielen Passagen aus dem Staunen nicht mehr heraus und muss gelegentlich auch kräftig schlucken, weil das Thema so unheimlich, ja, all-umfassend ist. Deshalb braucht es auch bei der Auswahl der Zielgruppe keine Konkretisierungen: „Der Schimpansenkomplex“ ist auf jeden Fall ein Muss für alle Liebhaber anspruchsvoller, innovativer Science-Fiction im Comic-Format!

|Originaltitel: Le complexe du chimpanze – Paradoxe
56 Seiten, farbig
ISBN-13: 978-3-940864-28-4|
http://www.splitter-verlag.de

Gaiman, Neil – Messerkönigin, Die (Hörbuch)

_Dass Neil Gaiman_ heutzutage einer der fantasievollsten und vielseitigsten Autoren ist, stellt keine große Neuigkeit dar. Auch seine Kurzgeschichtensammlung „Die Messerkönigin“ ist nicht mehr wirklich neu und hat mittlerweile schon etwa acht Jahre auf dem Buckel. Für seine |Lauscherlounge| hat nun Oliver Rohrbeck Gaimans skurrile Geschichten noch einmal eingelesen. Herausgekommen ist ein kurzweiliger Hörgenuss, der liebevoll inszeniert ist – ganz wie eine Hommage an den Autor höchstselbst.

Vereint werden auf insgesamt drei CDs sechs Geschichten, von der jede ihren ganz eigenen Reiz besitzt. Jede Kurzgeschichte wird von einem anderen Komponisten begleitet, von denen jeder zu ganz unterschiedlichen musikalischen Mitteln greift. So hat jede Geschichte, maßgeblich von der musikalischen Begleitung beeinflusst, ihren ganz eigenen Charakter.

_Die Geschichten_, die Neil Gaiman in „Die Messerkönigin“ zusammenträgt, sind ähnlich unterschiedlich und vielseitig wie die Musik der Hörbuchfassung. Teils lustig, fast immer schräg, teils melancholisch, teils düster – Gaimans Erzählungen sind ein Kaleidoskop unterschiedlicher Stimmungen, die er wunderbar pointiert einfängt.

In „Ohne Furcht und Tadel“ lässt Gaiman die betagte Mrs. Whittaker in einem Oxfam-Laden zwischen lauter Plunder den Heiligen Gral finden. Fortan bekommt sie deswegen Besuch von Galahad, seines Zeichens Ritter der Tafelrunde, der nichts unversucht lässt, Mrs. Whittaker per Tauschgeschäft den Heiligen Gral abzukaufen. Doch Mrs. Whittaker entpuppt sich als harte Nuss, die sich nicht so leicht um den Finger wickeln lässt …

In „Der Preis“ erzählt Gaiman die Geschichte eines Katers, der sich immer wieder des Nachts in mysteriöse Kämpfe verstrickt. Jeden Morgen finden seine Besitzer ihn mit neuen Verletzungen, bis sein Herrchen sich eines Nachts daranmacht herauszufinden, mit wem sich der Kater jede Nacht anlegt …

„Die Trollbrücke“ erzählt die Geschichte eines folgenschweren Paktes, den ein Junge aus der Not heraus mit einem Troll eingeht – in der Hoffnung, dass der Troll im Laufe der Jahre schon vergessen würde, seinen Preis einzufordern. Doch der Troll vergisst das Geschäft nicht so einfach …

„Charlotte“ dreht sich um eine mysteriöse Frau, über deren Bilder ein Fotograf seit seiner Jugend immer wieder stolpert. Die Frau – Charlotte – lässt ihn nicht mehr los, und er versucht immer wieder ihre Spur aufzunehmen – bis sie eines Tages vor ihm steht.

„Shoggoth’s Old Peculiar“ ist eine kleine Hommage an H. P. Lovecraft. Ein amerikanischer Rucksacktourist reist die britische Küste entlang und landet eines Tages in [Innsmouth, 424 wo er die Bekanntschaft einiger äußerst sonderbarer Gestalten macht …

„Der Goldfischteich und andere Geschichten“ dreht sich um die Traumfabrik Hollywood. Eine schöne, melancholische Geschichte um eine vergessene Stummfilmdiva, die ein britischer Autor aufstöbert, als er gerade in Hollywood verweilt, um seinen Roman in ein Drehbuch umzuwandeln.

_Gaimans Geschichten_ entpuppen sich auch dank der besonders gelungenen Inszenierung als wahre Kleinode der fantastischen Literatur. Oliver Rohrbeck liest die Geschichten ganz ausgezeichnet und erweckt sie dadurch so schön zum Leben, dass man das Hörbuch gerne auch noch ein zweites oder drittes Mal hören mag. Er greift die unterschiedlichen Stimmungen der Geschichten gut auf, liest gewitzt und bringt auch die einzelnen Charaktere der Geschichten sehr schön zur Geltung. Lesung und Musik sind vortrefflich aufeinander abgestimmt und kehren die Eigenarten der einzelnen Geschichten sehr schön heraus.

Gaiman selbst stellt mit „Die Messerkönigin“ ein weiteres Mal seine Vielseitigkeit unter Beweis. Egal welche Darstellungsform er wählt, ob Comic, Roman oder Kurzgeschichte, er brilliert in jeder Disziplin. Auch wenn ich mich häufig mit Kurzgeschichten schwertue und nicht so recht Zugang finde, bereitete mir „Die Messerkönigin“ größten Hörgenuss. Die Geschichten sind pointiert, hochgradig unterhaltsam und dabei durchaus spannend erzählt. Wer bislang noch gar nichts von Neil Gaiman kennt, für den dürfte „Die Messerkönigin“ ein sehr geeigneter Einstieg sein.

_Bleibt unterm Strich_ ein sehr positiver Eindruck festzuhalten. Gaimans Geschichten überzeugen wie üblich. Sie sind gleichermaßen schräg, düster und gewitzt. Die Hörbuchproduktion kehrt diese Vorzüge durch ihr gekonntes Zusammenspiel von Lesung und Musik wunderbar heraus. „Die Messerkönigin“ sei daher jedem Hörbuch-Freund ans Herz gelegt, ganz besonders auch denen, die bislang noch nichts von Neil Gaiman kennen und mit diesem Hörbuch einen wunderbar unterhaltsamen Einstiegspunkt finden.

|3 Audio-CDs
ISBN-13: 978-3-7857-3746-0|

lauscher news


http://www.luebbe-audio.de

_Neil Gaiman auf |Buchwurm.info|:_

[„Mr. Punch“ 3976
[„Sandman: Ewige Nächte“ 3498
[„Sandman 1 – Präludien & Notturni“ 3852
[„Stardust – Der Sternwanderer“ 4336
[„Sternwanderer“ 3495
[„American Gods“ 1396
[„Anansi Boys“ 3754
[„Coraline – Gefangen hinter dem Spiegel“ 1581
[„Die Bücher der Magie 5 – Verlassene Stätten“ 2522
[„Die Bücher der Magie 6″ – Abrechnungen“ 2607
[„Die Messerkönigin“ 1146
[„Die Wölfe in den Wänden“ 1756
[„Keine Panik! – Mit Douglas Adams per Anhalter durch die Galaxis“ 1363

Téhy / Lalie – Engel und der Drache, Der – Buch 1: Und der Tod wird nur ein Versprechen sein

_Story_

An den Grenzen des Heidelands tobten einst die brutalsten Schlachten, geführt von Männern, die den Frieden in ihrer Heimat schützen wollten und die zerstörerischen Kräfte von Plünderern und vermeintlichen Eroberern vernichten mussten. Doch wider Erwarten kehrten die Männer alsbald zurück, unter ihnen auch Licomte, einer der tapfersten Kämpfer, den seine große Liebe Hana-Rose sehnsüchtig erwartet hat.

Doch die leidenschaftliche Zweisamkeit soll nur von kurzer Dauer sein. In den Gemächern seines Anwesens analysiert Licomte die letzten verbliebenen Spuren der Drachen. Seine Obsession für die verschollene Brut soll ihm bei einem seiner Tauchgänge nämlich bald zum Verhängnis werden. Ein Erdrutsch kostet ihn das Leben und stürzt seine Geliebte in Trauer und wachsenden Wahnsinn. In ihrer Verzweiflung sucht sie die gespenstische Alte auf, hinter der Hana-Rose eine Hexe vermutet. Ohne Erwartungen und Hoffnungen sucht sie hier nach einem Rettungsanker für ihr grausames Schicksal …

_Persönlicher Eindruck_

„Der Engel & der Drache“ – ein geradezu poetischer Titel, der überraschenderweise auch im Rahmen einer düster-romantischen Inszenierung einen gewissen Halt findet. Ausgerechnet Téhy, bei |Splitter| bereits bekannt für sein Endzeit-Kommando [„Yiu“, 5485 versucht sich hier an einer philosophisch angehauchten Story, in deren Zentrum weniger das effektreiche Drumherum steht, sondern vielmehr die wenigen, dafür aber umso intensiver angeführten Charaktere.

Allerdings begibt sich der Autor erneut auf sehr dünnes Eis, da er es geradezu vermeidet, seiner neuen Geschichte einen echten Spannungsbogen zu verpassen und den Aufbau der Erzählung etwas überraschender zu gestalten. Einmal mehr wählt er stattdessen eine Art Berichtsform und stellt den Leser größtenteils vor vollendete Tatsachen, die es hinzunehmen gilt. Raum für spontane Improvisationen oder rasche Story-Breaks? Platz für etwas mehr Freiheit, was die Entwicklung des Plots betrifft? Nein, Téhy hat mal wieder an den wesentlichen Fronten gespart und sein Konzept mitunter zu steif durchgearbeitet.

Dabei startet dieser erste Band noch regelrecht Eindruck erweckend: Ein majestätisch gestalteter, in fesselnden Grafiken festgehaltener Prolog eröffnet die gerade visuell wirklich hervorragende Episode und leitet nahtlos über in das Liebesdrama der beiden Protagonisten – zweifelsfrei ein guter, wenn auch sehr ausladend und pathetisch formulierter Start. Doch schon danach machen sich die ersten, bereits bekannten Schwächen bemerkbar, die sich einmal mehr auf die Strukturierung der Geschichte beziehen und wieder verhindern, dass der Funke problemlos überspringt.

Es sind alleine die Bilder, die große Worte sprechen und in ihren Bann zu ziehen vermögen, insbesondere die fabelhaft präsentierte Kulisse der Heimat der beiden Hauptdarsteller. Doch was den Schicksalsschlag, die Hintergründe und das Potenzial für die weitere Entwicklung angeht, scheint alles zu abgehackt und zu unflexibel. Die Texte sind eh recht spärlich ausgearbeitet, was grundsätzlich zu vertreten wäre, würden die Worte eine ähnliche Gewalt besitzen wie ihre optische Umgebung. Doch gerade im zweiten Abschnitt verschwimmt die oberflächliche Poesie viel zu deutlich und kann sich nicht als elegantes Mittelding aus philosophischer, animierter Literatur und anspruchsvoller Novelle etablieren. Dafür fehlt der entscheidende Tiefgang, vor allem aber der letzte Funke Leidenschaft in der Konzeption der Handlung.

Zum grafischen Konzept sei noch gesagt, dass Téhys Sidekick Lalie mit digitaler Technik gearbeitet und die Tusche gegen den modernen Laser eingetauscht hat. Das mag in gewisser Weise abschrecken, ist aber kein Grund zur Skepsis, da die Atmosphäre der Story dadurch nicht beeinträchtigt wird. Und da die Bilder stellenweise wirklich einzigartig sind, ist diese Vorgehensweise sogar zu begrüßen.

„Der Engel & der Drache“ bietet einen bittersüßen Kontrast aus einem nicht bis ins letzte Detail ausgearbeitetem Storyboard und gewaltigen Grafiken. Das mag für denjenigen, der epische Fantasy-Themen im Comic begrüßt, einerseits enttäuschend, für den Optik-Ästheten aber durchaus ein Grund sein, sich diesen visuell recht lohnenswerten ersten Band zuzulegen. Oder anders gesagt: Téhys neuer Comic bietet eine bekannte Diskrepanz. Man weiß, was man hat – aber auch, was man nicht hat!

|Originaltitel: L’ange & le dragon – Et la mort ne sera que promesse
48 Farbseiten
ISBN-13: 978-3-939823-26-1|
http://www.splitter-verlag.de/

Téhy / Vax / Vee, J. M. – Yiu 5 – Operation Geisha

Band 1: [„Die Armee des Neo-Mülls“ 4289
Band 2: [„Die Auferstehung des Unreinen“ 4290
Band 3: [„Die Kaiserin der Tränen“ 4920
Band 4: [„Der Schwur der Söhne“ 5114

_Story_

Sein Name ist Nero-Empurio-Dai-A; er ist ein vollkommener Psychopath, einer der brutalsten Gangster in der gesamten Geschichte, und alles, was seinem Leben noch bleibt, sind die 19 Minuten bis zur tödlichen Injektion, die sein Henker für ihn vorbereitet hat. Umzingelt von den 4000 Elitesoldaten der chinesischen Streitkräfte, repräsentiert er die Zukunft des freien Tibet – denn sein Nachfahre soll der künftige Dalai Lama sein, und nur in ihm ist das Wissen über die Geisha gespeichert, die seiner Vergewaltigung erlag und nun den Embryo in sich trägt.

Im Auftrag des Klerus begibt sich Yiu nun auf eine weitere suizidale Mission: Sie soll Nero vor dem Tod retten, die Geisha aufspüren und den heiligen Embryo nach Jerusalem bringen. Doch gegen eine Armee aus 4000 entschlossenen Kriegern scheinen selbst sie und ihre tapferen Begleiter machtlos …

_Persönlicher Eindruck_

Nach dem ständigen Auf und Ab der wohl actionreichsten und auch brutalsten Serie im Programm des |Splitter|-Verlags scheint „Yiu“ mit der fünften Episode endlich in die Spur zu kommen. Das aktuelle Kapitel bietet nach dem zuletzt veröffentlichten Zweiteiler wieder einen abgeschlossenen Plot, der erneut relativ heftige Kampfszenen bietet, dafür aber auch zum ersten Mal den ersehnten Tiefgang in der Story – auch wenn man das auf Anhieb noch nicht erkennen sollte.

Allerdings darf man zu Beginn schon über den Background staunen, den Téhy innerhalb der knallharten Auftaktaktion aufbaut. Schritt für Schritt erfährt man ein wenig mehr über Yius Auftrag und die Personen, die unsere Top-Agentin lokalisieren soll, wird aber gleichzeitig Zeuge, wie die Titelheldin in ein grausames Inferno hineinsteuert und einmal mehr am Rande der puren Apokalypse agiert. Explosionen, fliegende Körper, Leichen am Fließband – der Bodycount ist zum wiederholten Male enorm hoch und würde auch ein Verbot der Jugendfreigabe für diesen Comic rechtfertigen, jedoch bekommt man dieses Mal nicht den Eindruck, der schockierende Effekt der Bilder müsste die zahlreichen Schönheitsfehler in der Handlung kaschieren. Letztere bleiben in „Operation Geisha“ nämlich von Beginn an außen vor!

Stattdessen integriert Téhy in der fünften Folge seiner Serie erstmals gesellschaftspolitische Inhalte von aktueller Bedeutung, wenn auch versteckt hinter einem rasanten Science-Fiction-Spektakel. Der Konflikt in Fernost und die geistige Unabhängigkeit Tibets rücken in den Fokus und werden auch im futuristischen Szenario des Agenten-Infernos noch als zentrales Thema der asiatischen Außen- und Innenpolitik eingefügt, was der ganzen Angelegenheit eine zusätzliche Brisanz beschert. Zwar ist die Geschichte in ihrer Natur völlig fiktiv und in gewisser Weise auch ohne authentischen Realitätsbezug, doch es lässt sich nicht verleugnen, dass das Schicksal des Dalai Lama durchaus emotional stimmt, was wiederum bei einer anderen Themenwahl nicht in diesem Maße hätte geschehen können. Man kann zwar nun mutmaßen, dass der Autor hier ein bestimmtes Kalkül in seine Konzeption einbezogen hat, doch geschadet hat es der Story auch mit diesem Wissen definitiv nicht.

Davon mal ganz abgesehen, ist die allgemeine Strukturierung dieses Mal weitaus weniger hektisch als noch in den beiden ersten Einteilern der Serie, deren Spannungsaufbau schon abgeschlossen war, bevor der Kern der Story herausgeschält werden konnte. Zwar ist das Tempo mal wieder unverschämt hoch und gewährt dem Leser gerade in den actionreichen Szenen zu Beginn und im Finale keine Verschnaufpause, allerdings wirkt die Zusammenstellung ruhiger und kontrollierter. Die einzelnen Fragmente greifen ineinander und das Fundament des Plots droht zu keiner Zeit aus den Fugen zu geraten. Außerdem wurden erstmals einige völlig überraschende Wendungen eingeschoben, die in einer verheerenden Pointe kulminieren und den Aha-Effekt erzielen, den man über bislang vier Bände mehr oder weniger vergeblich suchte.

Daher darf man es am Schluss auch betont kurz machen: „Operation Geisha“ stellt die teils überfrachteten Vorgänger-Kapitel deutlich in den Schatten und ist mit Abstand das Highlight aus fünf Bänden brutaler Sci-Fi-Action.

|Originaltitel: Yiu, premieres missions – Exfiltration Geisha
44 Farbseiten
ISBN-13: 978-3-939823-69-8|
http://www.splitter-verlag.de

Campbell, Alan – Devil\’s Night (Kettenwelt-Chroniken 2)

Ulcis, der Gott der zerstörten Kettenstadt Deepgate, wurde besiegt, und nun befindet sich dort ein Tor zur Hölle, wodurch Dämonen und Geister mehr oder weniger ungehindert in die obere Welt gelangen können. König Menoa, der die längste Zeit sein Dasein in der Unterwelt gefristet hat, will seine Chance nutzen und erschafft mächtige Archoniten, mit deren Hilfe er die richtige Welt zerstören will.

Der Archon Dill, dem sein kurzer Aufenthalt in der Hölle noch immer schwer zu schaffen macht, und die Spine Rachel müssen nun vor der Tempelarmee flüchten. Sie finden für kurze Zeit in einem Gasthaus in Sandport Unterschlupf, doch auch dort können sie sich nicht allzu lange vor ihren Feinden verstecken. Schon bald werden sie entdeckt und zurück nach Deepgate gebracht, wo sie gehärtet werden sollen, um sich daraufhin der Tempelarmee anzuschließen.

Doch dazu soll es nicht kommen. In der Nacht, bevor die Härtung an Dill und Rachel vollzogen werden soll, ergreift der Geist eines Tempelarchons direkt aus der Hölle Besitz von Dills Körper und schickt dessen Seele zurück ins Labyrinth, in die Hölle. Ungefähr zur selben Zeit gelingt Rachel die Flucht aus ihrem Gefängnis und sie nimmt Dills Körper, der nun von dem Tempelarchon Trench behaust wird, mit sich. Sie versucht, Dills Körper so gut wie möglich zu schützen, denn nur wenn es Trench gelingt, die Botschaft zu übermitteln, derentwegen er Dills Körper gestohlen hat, wird Dill seinen Körper zurückerlangen. Doch dies setzt voraus, dass Dills Seele im Labyrinth überlebt …

_Eindrücke:_

Der erste Teil der Kettenwelt-Chroniken, [„Scar Night“, 4484 hat mir relativ gut gefallen und somit hatte ich auch dementsprechend hohe Erwartungen an den Folgeband. Ob diese letztendlich erfüllt wurden, fällt mir allerdings recht schwer zu sagen. Denn einerseits gab es einige Aspekte in „Devil’s Night“, die mich ebenso fasziniert haben wie bei „Scar Night“, andererseits gab es auch wieder Elemente in diesem Folgeband, welche die guten Aspekte in einem großen Teil zunichte machten und mich einfach nur enttäuschten.

Einmal wäre da zum Beispiel die irritierende Inhaltsangabe auf der Rückseite des Buches, die beim Leser völlig falsche Erwartungen auslöst. Dort wird nämlich eine ganz andere Geschichte beschrieben als die, welche letztendlich im Buch erzählt wird. Der Klappentext behauptet, dass Dill nach Sandport flüchte und sich dort als Bettler durchschlagen müsse, was schon mal Unsinn ist, da Dill die meiste Zeit in der Hölle verbringt. Möglicherweise hätte damit auch Trench gemeint sein können, der lange Zeit im Besitz von Dills Körper ist, doch dieser geht ebenfalls nicht nach Sandport und wird erst recht zu keinem Bettler. Dazu kommt noch, dass behauptet wird, die Tempelarmee hätte Dills Flügel gestohlen – ebenfalls Quatsch. Dill bzw. Trench verliert zwar seine Flügel, doch sicher nicht durch die Hände der Spine. Zuletzt ist noch von magischen Pennys die Rede, mit welchen Dill einen bösen Teufel beschwören soll, was aber schon mal gar nicht funktioniert, weil diese Pennys in dem Buch ebenfalls nicht existieren. Daher kann mit ihnen auch kein namenloser Teufel beschworen werden. Die Story im Klappentext ist somit von vorn bis hinten völlig falsch und irreführend wiedergegeben, und ich frage mich, wie solch eine Inhaltsangabe zustande kommen und den Weg auf die Rückseite eines Buches finden kann. Dass es sich hierbei um die Inhaltsangabe des dritten Bandes handeln könnte, bezweifle ich ebenfalls stark, denn diese Beschreibung würde als Folgeband von „Devil’s Night“ ebenfalls nicht passen.

Was mir an der tatsächlichen Geschichte von „Devil’s Night“ sehr gefallen hat, waren diese irren und wahnsinnigen Ideen, die Alan Campbell zur Genüge eingebaut hat und die man teilweise schon aus „Scar Night“ kennt. Alan Campbell verfügt über einen großen Ideenreichtum, der sich bei seinen Kettenwelt-Chroniken allerdings stark auf verrückte, gewalttätige und ziemlich düstere Ideen beschränkt, die alle ein wenig dem Wahnsinn anheimgefallen sind. Da wäre zum Beispiel die Figur John Anchor, bei der es sich um einen Riesen handelt, der das Luftschiff des Gottes Cospinol an einem langen Seil hinter sich her zieht und für seinen Herrn Seelenperlen einsammelt. Die Vorstellung an sich ist schon ein wenig irre, doch wie Alan Campbell den Charakter von John Anchor gestaltet hat, toppt das alles noch einmal. John Anchor wirkt nicht unbedingt böse oder mächtig, sondern eher ein bisschen einfältig, eigenartig und naiv – sehr zum Leidwesen des Gauners Caukler, der das genaue Gegenteil ist und dennoch mit John Anchor reisen muss, da er in dessen Schuld steht.

Ebenso gut gefallen hat mir die Darstellung der Hölle bzw. die des Labyrinths von Iril. Das Labyrinth wird auf eine sehr seltsame und kaum vorstellbare Weise beschrieben. Jeder, der in der Hölle lebt, besitzt einen eigenen Raum, der seine Seele darstellen soll und sich demnach stets dem Zustand des Bewohners anpasst. Die Räume drumherum gehören anderen Seelen und befinden sich ebenfalls ständig im Wandel.

Etwas, das mich allerdings schon am ersten Band ein wenig störte, sind die zwei Protagonisten des Buches. Dill wirkt noch sehr jugendlich, naiv und erscheint mir, ebenso wie Rachel, einfach zu blass für einen Hauptcharakter. Ich konnte mich weder in Dill noch in Rachel hineinversetzen oder mit ihnen mitfühlen, da mir Dill ein wenig zu blöd und naiv ist und Rachel in ihrer Persönlichkeit einfach ein wenig zu langweilig und oberflächlich. Schade eigentlich, denn hätte sich Alan Campbell neben seinen grandiosen Ideen auch ein bisschen mehr den einzelnen Charakteren gewidmet, wäre das Buch sicherlich noch mal ein ganzes Stück besser gewesen. So fehlt für mich einfach ein stimmiger Protagonist, und das Buch wirkt letztlich ein wenig unausgereift.

Was ich allerdings am ärgerlichsten fand, war der Schreibstil. Wäre der Erzählstil nicht so ausführlich und dermaßen in die Länge gestreckt gewesen, wäre man nicht ständig versucht, einige Seiten zu überfliegen, statt sie aufmerksam zu lesen. Doch so war der Geschichte in der Summe trotz der guten Ideen an vielen Stellen einfach nur langweilig erzählt. Das macht letztendlich alles mehr oder weniger zunichte.

Das Ende von „Devil’s Night“ ist ein offenes. Es endet praktisch mitten in einer Handlungswende und bietet somit eine Menge Stoff für einen dritten Teil. Ob ich diesen allerdings noch lesen werde, steht noch in den Sternen, da ich von „Devil’s Night“ eher frustriert war.

_Fazit:_

Letztendlich war ich von „Devil’s Night“ eher enttäuscht. Alan Campbell hat eine Menge toller Ideen in seine Geschichte eingebaut, doch die Protagonisten sind zu blass und der Schreibstil zieht die Geschichte so sehr in die Länge, dass sie an vielen Stellen einfach nur langweilig ist.

_Der Autor:_

Alan Campbell, der an der Universität von Edinburgh studierte, hat sich bereits einen Namen gemacht und eine große Fangemeinde als Schöpfer des weltweit erfolgreichen Computerspiels „Grand Theft Auto“ gewonnen. „Scar Night“, der erste Band seiner Kettenwelt-Trilogie, ist Campbells literarisches Debüt. Heute lebt der Autor im Süden Lanarkshires und arbeitet an weiteren Romanen der Kettenwelt-Chroniken, deren weitere Bände ebenso im |Goldmann|-Verlag erscheinen werden. (ergänzte Verlagsinfo)

|Die Kettenwelt-Chroniken:|

(2006) [Scar Night 4484 („Scar Night“)
(2008) „Lye Street – A Novella of the Deepgate Codex“ (noch kein dt. Titel)
(2008) Devil’s Night („Penny Devil“ [UK-Ausgabe] / „Iron Angel“ [US-Ausgabe])

|Originaltitel: Iron Angel
Originalverlag: Macmillan
Aus dem Englischen von Roberto de Hollanda
Paperback, Broschur, 512 Seiten, 13,5 x 20,6 cm
ISBN-13: 978-3-442-46269-8|
http://www.goldmann-verlag.de
http://www.alanmcampbell.co.uk

Doyle, Arthur Conan / Wakonigg, Daniela – Sherlock Holmes Collectors Edition V

_Weitere spannende Abenteuer mit hervorragenden Sprechern_

Auf der fünften Zusammenstellung von Hörspielen der |Maritim|-Einzelreihe nach den Sherlock-Holmes-Geschichten Sir Arthur Conan Doyle findet der Hörer erneut knifflige Fälle aus der Feder von Dr. Watson, welcher die Abenteuer des Meisterdetektivs festgehalten hat. Da wäre die Geschichte um das verschwundene Pferd „Silberpfeil“ („The Adventure of Silver Blaze“, 1892), bei der |Maritim| von der häufigeren Übersetzung des Titels als „Silberstern“ abgewichen ist. Diese Änderung scheint nachvollziehbar, weil sich bei der Übersetzung von „Blaze“ mit „Pfeil“ die Verbindung zur Schnelligkeit des Rennpferdes förmlich aufdrängt. Die „Edition V“ versammelt neben dieser Geschichte auch eine Bearbeitung des Abenteuers „Der zweite Fleck“ („The Adventure of the Second Stain“, 1904) sowie „Die Internatsschule“ („The Adventure of the Priory School“, 1904) in der wie üblich rot gehaltenen Editionshülle mit einem Filmfotoaufdruck, der einen grüblerischen Sherlock Holmes zeigt. Bei der Übersetzung des Ausdrucks „Priory School“ wich man möglicherweise des moderneren Sprachgebrauchs wegen von der gebräuchlichen Übersetzung als „Abtei-Schule“ ab.

Im Entführungsfall des Sohns des Herzogs von Holdernesse aus der besagten Internatsschule sind die Sprecher Christian Rode (Sherlock Holmes) und Peter Groeger (Dr. Watson) wieder in Hochform. Man fragt sich, wie Holmes es eigentlich so lange Zeit seines Lebens ohne seinen dienstbeflissenen Sidekick Watson ausgehalten hat, der gelegentlich eher wie ein Butler dargestellt wird denn als gleichwertiger Partner. Besondere Heiterkeit löst bei treuen Hörern inzwischen nicht nur Watsons „Aber Holmes!“, sondern auch dessen komische Verzweiflung angesichts der sprunghaften Launen des Meisterdetektivs aus. Doch wie immer sind in diesen Hörspielen der „Collectors Edition“ zahlreiche weitere bekannte Stimmen vereint. Mit dem Schauspieler Michael Habeck (u. a. „Der Name der Rose“, „Alarm für Cobra 11“), der als Schulleiter Dr. Huxtable überzeugt, hat man Holmes und Watson die deutsche Stimme von Danny deVito zur Seite gestellt. Auch Hans Georg Panczak, die Stimme des unehelichen Sohns des Herzogs, ist dem deutschen Publikum als ‚John Boy‘ oder ‚Luke Skywalker‘ bekannt.

Herausragend ist ebenfalls die Arbeit der Theater- und Filmschauspielerin Melanie Manstein, die bereits verschiedenen Serienstars ihre Stimme lieh und in „Der zweite Fleck“ die verzweifelte, jedoch kluge Lady Hilda spricht, die dem Detektiv mit ihrer scheinbar unmotivierten Handlungsweise und dem ihm suspekten weiblichen Wesen einige Rätsel aufgibt. So wird der berühmte Detektiv zu einem Fall hinzugezogen, der so delikat ist, dass die Veröffentlichung eines streng geheimgehaltenen und nun verschwundenen Schmähbriefes durchaus in einem europaweiten Krieg gipfeln könnte. Der Autor legte seinem Sprachrohr Dr. Watson eigentlich zu Beginn dieser Mischung aus Liebesdrama und Spionagegeschichte die Bemerkung in den Mund, dass Holmes sich bei der Veröffentlichung des Falles bereits aus dem aktiven Leben zurückgezogen hätte, um in Sussex Bienen zu züchten. Diese für Holmes-Freunde und seine „Biografen“ elementare Bemerkung ist leider den unvermeidlichen Kürzungen und Umstellungen für das Hörspiel zum Opfer gefallen.

Der aus den Serien „Tatort“ oder „Traumschiff“ sowie als Sprecher der Hörspielserie „Die drei ???“ und Stimme von Michael Douglas bekannte Schauspieler Volker Brandt gibt in „Der zweite Fleck“ und in „Silberpfeil“ einmal mehr einen engagierten, leicht überheblichen Inspektor Lestrade, der jedoch komplexe Zusammenhänge selbst in langen Textpassagen lebendig und überschaubar wiedergeben kann. Seine enge Zusammenarbeit mit Sherlock Holmes hat bereits Spuren hinterlassen. So erinnert seine Untersuchung des Teppichs, auf dem der ermordete Mr. Lucas aufgefunden wurde, stark an die Vorgehensweise des Detektivs. Tatsächlich hält der Urheber der Geschichten Lestrade für den hoffnungsvollsten und fähigsten aller Scotland-Yard-Inspektoren, als der er in der Hörspielserie nur selten dargestellt wird.

Wie üblich ist die Geräuschunterstützung eher sparsam gehalten. Kurze jazzige Einleitungen stimmen auf die Geschichten ein. Sie sind ebenso charakteristisch für Übergänge und den Ausklang. Abgesehen davon werden geheimnisvolle Stimmungen durch Windgeheul, Donner, Schritte und Türgeräusche heraufbeschworen. Das Pferderennen im Dartmoor wird demgegenüber jedoch mit einer lauten, pfeifenden und klatschenden Menschenmenge sowie Hufegetrappel unterlegt, das ruhig etwas deutlicher hätte hervortreten können. Im Moor in „Die Internatsschule“ wartet der Hörer aber vergeblich auf den einsetzenden Regen nach einem sich schier endlos hinziehenden Gewittergrummeln. Ein besonderes Schmankerl der Kollektion verbirgt sich aber unter Track 16 der CD „Silberpfeil“, auf dem man den Sprechern für ein paar Minuten bei der Arbeit zuhören kann und den Eindruck bestätigt findet, dass diese jede Menge Spaß dabei haben, der sich definitiv auf die Hörer überträgt.

Auf der fünften Zusammenstellung von Hörspielen der erfolgreichen Sherlock Holmes Einzelausgabe für die „Collectors Edition“ haben die Macher von |Maritim| sich für nur drei CDs entschieden, da die folgende Episode „Der Hund der Baskervilles“ („The Hound of the Baskervilles, 1901) auf zwei CDs erschienen ist und daher erst auf der Teil VI der Edition Platz gefunden hat. Der Preis ist dennoch mit 14,95 Euro für die Box gleich geblieben, was nicht völlig nachvollziehbar ist. Erneut vermisst man ein kleines Booklet. Von der Erscheinungsweise in relativ sperrigen Doppel-CD-Boxen wird der Verlag leider der Kontinuität der Sammlung zuliebe nicht mehr abweichen, auch wenn die komplette Edition aller Kurzgeschichten in Hörspielform, die sich die Macher als Ziel gesetzt haben, dann sehr viel Raum im CD-Regal beanspruchen wird. Daher heißt es „Platz schaffen“, denn wem die Serie bis hierhin gefallen hat, der wird die kommenden Boxen auch nicht missen wollen.

_Besetzung:_

|CD 1: Die Internatsschule|

Sherlock Holmes: Christian Rode (Christopher Plummer, Leonard ‚Spock‘ Nimoy, Telly ‚Kojak‘ Savalas)
Dr. Watson: Peter Groeger (Armin ‚Quark‘ Shimerman)
Dr. Huxtable: Michael Habeck (Oliver Hardy, ‚Barney Geröllheimer‘, ‚Ernie‘, Danny DeVito)
Mr. James Wilder: Hans-Georg Panczak (Mark ‚Luke Skywalker‘ Hamill)
Herzog: Norbert Gastell (Robert ‚Cornelius Fudge‘ Hardy, ‚Homer Simpson‘)
Miss Molly: Susanne Meikl
Mr. Hayes: Torsten Münchow (Brendan Fraser, Antonia Banderas)
Mr. Baines: Andreas Borcherding (Dan Shea)
Constable Bankkirk: Fritz von Hardenberg (Tim Allen)

|CD 2: Der zweite Fleck|

Sherlock Holmes: Christian Rode (Christopher Plummer, Leonard ‚Spock‘ Nimoy, Telly ‚Kojak‘ Savalas)
Dr. Watson: Peter Groeger (Armin ‚Quark‘ Shimerman)
Lady Hilda Hope: Melanie Manstein (Linda Park, ‚Fantaghiro‘)
Lord Bellinger: Michael Mendl
Lord Trelawney Hope: Michael Brennicke (Chevy Chase)
Contable McPherson: Tobias Lelle (Woody Harrelson)
Butler: Mogens von Gadow (Joe Pesci, Bob Hoskins, Sir Ian Holm)
Zeitungsjunge: Philipp Brammer (Giovanni Ribisi, Jason Priestley)
Sergeant: Manfred Erdmann (Mr. T)

|CD 3: Silberpfeil|

Sherlock Holmes: Christian Rode (Christopher Plummer, Leonard ‚Spock‘ Nimoy, Telly ‚Kojak‘ Savalas)
Dr. Watson: Peter Groeger (Armin ‚Quark‘ Shimerman)
Lestrade: Volker Brandt (Michael Douglas)
Colonel Ross: Christian Mey
Edith Baxter: Sabine Bohlmann (‚Maulende Myrte‘, ‚Maggie Simpson‘)
Ned Hunter: Gerhard Acktun (‚Smithers‘ in „Die Simpsons“)
Fitzroy Simpson: Fritz von Hardenberg (Tim Allen)
Silas Brown: Andreas Borcherding (Dan Shea)
Mr. John Straker: Michael Schernthaner (Woody Harrelson)
Mrs. Straker: Sabine Gutberlet
Constable McGregor: Norbert Gastell (Robert ‚Cornelius Fudge‘ Hardy, ‚Homer Simpson‘)
Stallbursche: Phillipp Brammer (Giovanni Ribisi, Jason Priestley)

|ISBN-13: 978-3-86714-052-2|
http://www.maritim-produktionen.de

_Ergänzend dazu:_

[„Sherlock Holmes Collectors Edition I“ 1950
[„Sherlock Holmes Collectors Edition II“ 2130
[„Sherlock Holmes Collectors Edition III“ 5375
[„Sherlock Holmes Collectors Edition IV“ 5530

F. Paul Wilson – Handyman Jack. Erzählungen

Inhalt:

Elf Geschichten aus der Welt auf ihrem Weg in den Untergang: Sechsmal geht Handyman Jack, gesetzloser aber moralischer Retter der Unterprivilegierten, gegen Mörder, Wahnsinnige und Ungeheuer vor; fünf weitere Storys erzählen vom Einbruch des Phantastischen in die Realität, was in der Regel katastrophal endet:

– Zwischenspiel im Drugstore (Interlude at Duane‘s, 2006), S. 7-22: Ausgerechnet an einem Tag, als er waffenlos unterwegs ist, gerät Jack in einen Raubüberfall. Der Tatort – ein Supermarkt – bietet indes viele Möglichkeiten für einen improvisationsfreudigen Mann.

– Ein ganz gewöhnlicher Tag (A Day in the Life, 1989), S. 23-68: Eine Schutzgeld-Mafia soll er ausschalten, und ein rachsüchtiger Killer sitzt ihm im Nacken, doch Jack findet eine Möglichkeit, den Job mit der Gegenwehr zu kombinieren. F. Paul Wilson – Handyman Jack. Erzählungen weiterlesen

Arentzen, Gunter / Tippner, Thomas – Fluch, Der (Die Schatzjägerin, Folge 1)

_Handlung:_

Jaqueline Berger ist passionierte Schatzjägerin und soll einen verfluchten Skarabäus wiederfinden. Gemeinsam mit ihrer besten Freundin Joyce La Fayette und ihrem Partner Bob Andrews begibt sie sich auf eine abenteuerliche Mission in Ägypten. Dort werden sie auch dank der umfassenden Recherchen Bobs schnell fündig, müssen sich aber gegen eine allzu eifrige Polizei zur Wehr setzen, denn ihre Aktionen sind alles andere als legal.

Doch die Ernüchterung folgt auf dem Fuß, denn es gibt keinen Skarabäus. Die Italiener, die Jaqueline engagierten, wollten die Schatzjägerin nur testen und auf einen wirklich großen Coup vorbereiten, den die ehrgeizige Archäologin auch sofort annimmt. Eine mörderische Suche nimmt ihren Anfang …

_Meine Meinung:_

Mit „Die Schatzjägerin“ betritt die |Romantruhe| relativ unbekanntes Terrain im Bereich des Erwachsenenhörspiels, denn das Genre „Abenteuer“ wird bislang kaum angeboten. Ob es der Markt überhaupt verlangt, werden die kommenden Wochen und Monate zeigen. Wünschenswert wäre es, denn zumindest „Die Schatzjägerin“ besitzt ein unbestrittenes Potenzial, das zu vergeuden wirklich schade wäre. Geschrieben werden die Romanvorlagen von Gunter Arentzen, der sich eines handlungsbetonten, leicht verständlichen Schreibstils bedient.

Für die Hörspielumsetzung zeigt sich Thomas Tippner verantwortlich, der Jaquelines Gefährten Joyce und Bob ein wenig aus ihrem Schattendasein befreit, das sie in den Romanen Arentzens zum Teil fristen müssen. Die Story besitzt deutliche Parallelen zu „Tomb Raider“ und „Indiana Jones“, was den besonderen Reiz dieser Hörspielserie ausmacht. Allerdings wird mit diesem Hörspiel das vor einigen Monaten erschienene Hörbuch „Wie alles begann …“, gelesen von der Hauptdarstellerin Marion von Stengel, ad absurdum geführt. Dort wird der Beginn der Karriere von Jaqueline Berger als Schatzjägerin geschildert, aber bis auf die Anfangsszene bietet die inszenierte Lesung lediglich dieselben Szenen, die im vorliegenden Hörspiel detaillierter und ausführlicher als Spielszenen vorliegen. Für Käufer, die erst mit dieser Folge die Abenteuerserie kennenlernen, stellt sich die berechtigte Frage, ob sich die Anschaffung des Hörbuches dann noch lohnt. Das dürfte lediglich für eingefleischte Fans, Komplettisten oder Hörbuchfreaks der Fall sein, alle anderen erhalten mit dem Hörspiel eine weitaus unterhaltsamere Version, die nur unwesentlich teurer ist.

Marion von Stengel, unter anderem die deutsche Stimme von Angelina Jolie in „Tomb Raider“ und „Mr. & Mrs. Smith“, war die optimale Wahl für die Rolle der Serienheldin und spricht ihren Part mit viel Coolness. Bob Andrews, Jaquelines Partner, wird von Mario Hassert gespielt, der bisweilen ein wenig überagiert, aber unterm Strich einen sehr überzeugenden Schatzjäger abgibt, ebenso wie Gabriele Wienand als Joyce La Fayette. Hörspielikonen wie Katja Brügger, Eckard Dux, Lutz Mackensy und Reent Reins machen das Hörvergnügen komplett.

So kann man getrost über einige Längen in der Handlung hinwegsehen. Jaquelines Befreiungsaktion in Hongkong indes erweist sich als unnötig und soll vermutlich nur den Slogan „Spannend … exotisch … erotisch …“ rechtfertigen. Gerade die Erotik soll verkaufsfördernd wirken, wobei sich die Frage stellt, wie viele Käufer auf Sex in Hörspielen Wert legen? Hinzu kommen einige kleine Fehler im Text, denn Jaqueline spricht die wissenschaftliche Bezeichnung für Buche „sylvatica“ falsch aus und ihre botanikerfahrene Freundin behauptet sogar, dass sie für Rotbuche im Speziellen steht. Allerdings besteht ein vollständiger wissenschaftlicher Name immer aus zwei Begriffen: Dem Gattungs- und dem Artnamen. So lautet die korrekte Bezeichnung für Rotbuche „Fagus sylvatica“. Gewiss, eine kleine Haarspalterei, aber wenn man in einem solchen Hörspiel den Schein von Authentizität erweckt, sollte man sorgfältig mit derlei Informationen umgehen.

Wirklich gelungen ist die abenteuerliche Musik von Nils Jeners, die das richtige Indiana-Jones-Feeling weckt. Ein wenig ungünstig ist die Trackeinteilung ausgefallen, denn manchmal beginnt ein Track mitten im Satz, so dass sich ein Quereinstieg etwas erschwert. Das Cover zeigt die Originalillustration des Romans, gezeichnet von Urgucan Yüce. Das Layout passt hervorragend zur Serie und zeigt dem Hörer auch äußerlich, dass ihn hier etwas Neuartiges auf dem Hörspielmarkt erwartet.

_Fazit:_

„Der Fluch“ ist ein solide produziertes Abenteuer-Hörspiel mit hervorragend aufgelegten Sprechern und einem tollen Soundtrack. Leider besitzt die Story einige Längen und Ungereimtheiten, die den Hörspaß ein wenig trüben.

|64 Minuten auf 1 CD
ISBN-13: 978-3-940812-14-8|
Titelillustration von Urgucan Yüce|
http://www.romantruhe.de
http://www.g-arentzen.de

_Florian Hilleberg_