Johns / Morrison / Rucka / Giffen / Bennet – 52 – Sonderband 2

[„52 – Sonderband 1“ 3423

_Story_

Die Folgen der |Infinite Crisis| sind überall auf der Welt noch deutlich spürbar. Vor allem in Gotham City herrscht noch großes Chaos, weil die Welt der Superhelden nach wie vor schwer erschüttert scheint und die einst so großen Helden spurlos von der Bildfläche verschwunden sind.

Unterdessen verfolgt Clark Kent die Entwicklung neuer Superhelden wie Booster Gold und Supernova aus nächster Nähe. Zwischen diesen beiden kommt es alsbald zum Konflikt, als Booster Golds kalkulierte Maßnahmen zur Verbrechensbekämpfung auffliegen und der gefeierte Supernova seinem Kollegen mit heroischen Taten den Rang abläuft. In einer letzten Verzweiflungstat versucht Booster Gold, seine Stellung wieder zurückzuerlangen – und findet den sicheren Tod.

Black Adam verweilt derweil wieder in Kahndaq, wo er Adrianna Tomaz zu seiner neuen Lebensgefährtin macht und sie mit Hilfe der Magie des Tempels in Isis verwandelt. Die beiden kündigen ihre Hochzeit an und bereiten auch schon die Feier vor. Kurz vor der Eheschließung tauchen jedoch dann plötzlich Renee Montoya und ihr Partner Charlie auf und verhindern ein Bombenattentat am Schauplatz des Festes. Als Retter gefeiert, heißt Adam sie willkommen; doch Renee kann den sich bietenden Obsessionen nicht widerstehen und schürt so den Hass der Herrschers von Kahndaq erneut.

Auch Ralph Dibny ist nicht untätig. In der verzweifelten Hoffnung, seine Frau könne von den Toten zurückkehren, lässt er sich von Wonder Girl auf die Spur einer Sekte bringen, welche die Wiederkehr Superboys herbeibetet. Gemeinsam mit Green Lantern und einigen Verbündeten besucht er eine Sitzung des Ordens und entlarvt ihn als Fälschung. Dann jedoch ergeben sich plötzlich doch einige Spuren aus dem übersinnlichen Bereich, die Dibny daran zweifeln lassen, ob Sektenführer Devem nicht doch über Möglichkeiten verfügte, mit den Verblichenen zu kommunizieren …

_Meine Meinung_

Im zweiten Sammelband der in Amerika wöchentlich erscheinenden Heftreihe „52“ geht es weitaus kontrollierter zu als noch im Debüt der Reihe, die im unmittelbaren Anschluss an die |Infinite Crisis| veröffentlicht wurde und die dortigen Ereignisse bzw. die sich daraus ergebenden Folgen verarbeitet.

Der Fokus liegt dabei auf insgesamt vier parallel verlaufenden Handlungsabschnitten, die im Laufe der Story mehr und mehr aufeinander zulaufen und auch in vielerlei Hinsicht einander bedingen, hier aber noch zu eng mit dem Schicksal der einzelnen Charaktere verknüpft sind. Die Story beginnt mit einer Auseinandersetzung zwischen Black Adam und der verwaisten Adrianna, die sich letztlich doch noch auf die Seite der Herrschers von Kahndaq schlägt, sich von ihm verführen lässt und durch magische Kräfte den Rang einer Königin erhält, wie ihn einst Kleopatra innehatte. In der Rolle der Isis strahlt sie plötzlich Seite an Seite von Adam große Macht aus und stimmt seinem Heiratsangebot bedingungslos zu. Doch insgeheim wird dem Leser schon in diesem Band klar, dass dieser abhängige Bund für die gemeinsame Zukunft der beiden nichts Gutes verheißt. Dafür nämlich sind ihre Ansichten zu unterschiedlich.

Renee Montoya und Charlie begeben sich indes ebenfalls nach Khandaq, um mehr über die Pläne von Black Adam in Erfahrung zu bringen. Kurz zuvor trafen sie bereits auf eine neue Schurkin im Fledermauskostüm, die mit ihren Monstern Gotham City unsicher macht: Batwoman. Mit viel Glück überleben sie deren Attentat und reisen nach Afrika. Doch Montoya verfolgt gleich mehrere Ziele; ihr Hauptanliegen besteht darin, die beruflichen Versäumnisse und den Verlust der Polizeimarke zu verdrängen. Aber auch die Vergangenheit und ihre Beziehungen zum gleichen Geschlecht hat sie nicht verarbeitet, so dass der drohende Eklat vorherbestimmt ist.

Einem solchen wohnt der ehemalige Elastoman Ralph Dibny bei der Sitzung einer merkwürdigen Sekte bei. In der letzten Hoffnung auf eine Rückkehr seiner verstorbenen Frau lässt er sich auf die Versammlung ein, zerschlägt sie aber dann kurzerhand mit seinen Freunden. Doch die Erkenntnis, dass der Draht zum Übersinnlichen so dünn gar nicht sein muss, verführt ihn dazu, in dieser Sache weiterzuforschen. Allerdings hat er keine Ahnung, was er mit der Berufung des Shadowpact auslöst.

Im letzten Strang kommt schließlich der Fall von Booster Gold zur Sprache. Aufgrund seines Wissens über die Zukunft konnte er Verbrechen stets vorhersehen und sie rechtzeitig entschärfen. Der Betrug flog auf, und der Ruf war ruiniert. Als plötzlich ein neuer Superheld namens Supernova auftaucht, kann Gold dies nicht akzeptieren; er sucht nach Mitteln und Wegen, um den Kollegen in die Schranken zu weisen, ist jedoch meist zur richtigen Zeit am falschen Ort. In einer direkten Konfrontation verliert Booster Gold schließlich die Kontrolle über sich und sein Handeln. Eine letzte Probe soll beweisen, dass er der Superheld Nr. 1 ist; doch der Tod kommt ihm zuvor.

„52“ hält in der Fortsetzung des Auftaktbandes, was die umfangreiche Storyline bereits vorab versprochen hat. Das DC-Autoren-Team hält die Geschichte schön bunt und vielschichtig, konzentriert sich angenehmerweise mal fast ausschließlich aus die Helden aus der zweiten Reihe und lotet diesbezüglich auch inhaltlich neue Grenzen aus. Interessant ist in diesem Sinne auch der Zugewinn neuer, prägender Gestalten wie zum Beispiel Batwoman oder der hinterlistige Mörder Lobo, der hier einen prächtigen Einstieg in die DC-Comic-Landschaft erfährt.

Weiterhin sehr lobenswert ist der Spannungsaufbau in diesem zweiten Sammelalbum. Die Autoren wechseln stets am Höhepunkt die Szenarien und warten dabei auch reihenweise mit Überraschungen auf. So tauchen am Ende plötzlich wieder Schurken wie Devilance auf, die im Vorgängerband noch eine elementare Rolle spielten, dann aber außen vor blieben. Oder es wird der schmerzlich vermisste Lex Luthor beim sich anbahnenden Ende mit einem Mal wieder einbezogen, während man sich schon die ganze Zeit fragte, welche Rolle ihm nun wohl zukommt. Greifbar ist auch die spannende Frage, wann Batman und Superman wieder aktiv ins Geschehen eingreifen. Letzterer erhält zwar in Form von Clark Kent einige kurze Gastauftritte, hält sich aber noch bewusst aus dem Geschehen raus. Mal sehen, ob diese Figuren erst im Finale eingesetzt werden. Zeichen ihrer Rückkehr bzw. zumindest derer Supermans tauchen in Band 2 jedenfalls zuhauf auf.

Wie wird es nun weitergehen? Eine Frage, die man sich natürlich in jeder stringent fortgeführten Reihe stellt, die aber in diesem Fall kaum zu beantworten ist. So viele Verstrickungen schmücken bereits jetzt die Handlung, enorm viele weitere Komplexe bahnen sich schon für die Zukunft an. Wo hingegen ein Schwerpunkt der folgenden Ausgabe liegen könnte, kann beim besten Willen nicht vorhergesagt werden, weil die ständigen Überraschungen im Verlauf der bisherigen Geschichte jegliche Prognose verbieten. Dies zeichnet „52“ schlussendlich aber aus, dieses Gefühl von ‚alles ist möglich, nichts ist sicher‘, welches sich unablässig durch Teil 2 zieht und die Serie zu dem eleganten Crossover macht, den man sich davon erhofft hatte. Wie bereits zuletzt resümiert: Die Welt von |DC| gerät derzeit in euphorischen Aufruhr ob der hier geschilderten Ereignisse. Und das mit Sicherheit völlig zu Recht!

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Steffans, Karrine – Inside HipHop. Bekenntnisse eines Videogirls

Autos, Diamanten, Frauen – schaltet man heutzutage einen Musiksender an, dauert es nicht lange und man wird mit dem Luxuslebensstil konfrontiert, den amerikanische, aber auch deutsche Rapper propagieren. Es geht um Status, ums Angeben, die Vormachtstellung in diesem männerdominierten Genre, in dem Frauen zumeist nur eine Nebenrolle spielen, nämlich die der halbnackten Tänzerinnen in den teuren Musikvideos von |50 Cent|, |Jay-Z|, |Eminem| und Co.

Karrine Steffans, heute 29 Jahre alt, war bis vor wenigen Jahren auch eines dieser Mädchen, die alles mit sich machen lassen. Sie musste dabei entdecken, wie hart dieses Business ist. Körperlicher und seelischer Missbrauch, Alkohol- und Drogenabhängigkeit, Armut, Obdachlosigkeit. Steffans ist die Leiter des Erfolgs jahrelang auf und ab geklettert, bis sie schließlich den Mut fand, aus dem Teufelskreis, in dem sich die Videomädchen befinden, auszusteigen.

Doch bis dorthin ist es ein langer Weg, der auf der Insel St. Thomas in der Karibik beginnt. Steffans ist die älteste von drei Schwestern und muss schon früh unter ihrer jähzornigen und gewalttätigen Mutter leiden. Nach dem Umzug nach Florida beginnt sie bereits im Teenageralter von zu Hause abzuhauen und gewinnt schnell an Ruhm als Stripperin. Dadurch wird der Rapper Kool G Rap auf sie aufmerksam, der sie zu seiner Frau kürt.

Doch die Beziehung mit Kool G Rap ist durch Gewalt und Missbrauch geprägt. Karrine Steffans gerät in eine Hölle, aus der sie schwerlich wieder herauskommt. Als sie letztendlich mit ihrem kleinen Sohn einen Neuanfang in Los Angeles wagt, rutscht sie schnell wieder ab in den Sumpf des Hiphop, hat Affären mit berühmten Rappern wie Ja Rule und P. Diddy und Sportlergrößen wie Shaq O’Neill, lebt auf der Straße, doch letztendlich schafft sie den Absprung.

„Sex sells“ ist das Motto der Hiphopszene, und Steffans scheint dieses Prinzip verinnerlicht zu haben. Ihre Lebensgeschichte in Buchform, das einen Bilderteil mit nicht gerade prüden Fotos enthält, dreht sich ab einem gewissen Zeitpunkt nur noch um Männer, Affären und Sex. Alles andere, wie Steffans Drogensucht oder sogar ihr kleiner Sohn, spielen nur eine Nebenrolle, genau wie der Hiphop. Obwohl der Titel des Buches „Inside Hiphop“ eigentlich anderes erwarten lässt, gewährt die Biografie nur wenig Einblick hinter die Kulissen. Es beschreibt zwar das Benehmen und die kleinen Skandälchen einiger Hochkaräter der Szene, doch was die Musikrichtung ausmacht, was sie wirklich darstellt, wird so gut wie ausgeblendet.

Gleiches gilt für den „Job“ des Videogirls. Nur wenige Seiten, die nicht wirklich mit Informationen gefüllt sind, widmen sich Steffans‘ langjähriger Beschäftigung. Insgesamt erzählt Steffans‘ erstes Buch also hauptsächlich aus ihrem Sexleben und von den verschiedenen Exzessen, die sie durchlebt. Richtig tiefgründig wird es selten, und die Distanz, welche die Autorin zwischen die Ich-Erzählerin und die Handlung bringt, trägt nicht dazu bei, dass ihre Biografie fesselt. Im Gegenteil. Ihr literarisches Pendant wirkt beliebig, nicht sehr ausgefeilt und an manchen Stellen geradezu tot. Was die Autorin durchlebt hat, war sicherlich kein Zuckerschlecken, doch die flache Darstellung tut das Ihrige, um die Handlung langsam und belanglos dahintröpfeln zu lassen.

Erschwerend kommen einige Missgeschicke im Handlungsaufbau hinzu. Durch die fehlende Tiefgründigkeit und das rasende Tempo, in dem die Autorin erzählt, bleiben die Beweggründe für bestimmte Ereignisse oft unklar. Auf Seite 71 schildert sie zum Beispiel ihren Wunsch, ein Kind zu haben während ihrer destruktiven Beziehung mit Kool G Rap, und begründet dies mit:

|“Ich wusste, dass ein Kind mich wieder gesund machen und mir die Stärke geben würde, ohne G zu leben.“| (Seite 71)

Diesen Satz lässt sie mehr oder weniger unkommentiert im Raum stehen, obwohl er eigentlich einige psychologische Interpretationen zulässt. Doch die wirklichen Gefühle von Steffans bleiben dem Leser verschlossen – genau wie die Folgen ihres Kinderwunsches. Das ehemalige Videogirl erzählt zwar immer wieder von Söhnchen Naiim, doch wer er eigentlich ist, was für eine Persönlichkeit, lässt sie völlig außen vor, genau wie bei anderen Charakteren in diesem Buch.

Ein weiteres Ärgernis im Handlungsaufbau ist die fehlende Logik, die an manchen Stellen zutage tritt. Im Großen und Ganzen geht Karrine Steffans bei ihrer Biografie chronologisch vor, doch an einigen Stellen greift sie vor oder erzählt im Nachhinein. Leider schafft sie es aber nicht, diese Verschiebungen entsprechend abzugrenzen. Geschehnisse, die vor einem Ereignis passiert sind und dieses nachhaltig beeinflussen, werden zum Beispiel erst während des eigentlichen Ereignisses kurz angerissen, so dass sich hier wieder die Frage nach den Beweggründen stellt.

Was im Verlaufe der Rezension bereits mehrmals bekrittelt wurde, findet im Schreibstil seine Entsprechung. Auch dieser enthält wenig Leben, wenig Tiefe und wenig, das man lobend hervorheben möchte. Karrine Steffans gibt sich Mühe, sich gewählt aber verständlich auszudrücken, was in einer sterilen Kunstsprache endet. Ihr Satzbau ist klar und erhält durch die Ich-Perspektive eine persönliche Note, doch trotzdem schreibt sie steif und gekünstelt. Der geringe Einsatz von rhetorischen Mitteln fällt entweder gar nicht auf oder negativ, weil sie in schmalzig-poetische Schwelgereien abgleitet. Das passiert Steffans zumeist dann, wenn sie die Begegnung mit einem Mann plastisch darstellen möchte.

|“Für einen Moment war ich in dem Meer gefangen, das seine Augen bildeten. Sie waren kristallblau, durchbohrten mich richtiggehend und brachten mich dazu, ihn zu begehren. Ich konnte die Macht riechen, die er ausströmte, und ich war so angetörnt, dass mir klar war, dass ich eine kalte Dusche nach dieser Begegnung brauchen würde.“| (Seite 103, Steffans trifft auf den Frontmann der Rockgruppe Limp-Bizkit Fred Durst)

„Inside Hiphop“ ist schlussendlich ein halbherziger Versuch, dem Leser die „Bekenntnisse eines Videogirls“ näherzubringen, die sich als einseitige Biografie von Karrine Steffans entpuppen. Handlung, Personen und Schreibstil sind eher mittelmäßig in der Präsentation und auch die Frage, was Frau Steffans denn jetzt so besonders macht, dass sie ein Buch darüber schreiben muss, bleibt unbeantwortet. Zugegeben, es ist ein schönes Buch. |Schwarzkopf & Schwarzkopf| geben sich erneut große Mühe mit Hochglanzseiten und Fototeil, aber viel retten können sie dadurch nicht. Es fehlt an Substanz. Einzig Fans des Genres Hiphop werden Vergnügen an diesem Buch haben, denn es gewährt einen anderen, vielleicht echteren Einblick in das Leben ihrer Stars als CDs und Videoclips.

Trotzdem: Man hätte mehr aus diesem Thema machen können, zumindest was das Handwerkliche angeht. Wie sich das bei Steffans‘ Vergangenheit verhält, bleibt fraglich. Vielleicht ist diese einfach nicht interessant genug, um sie zwischen zwei Buchdeckel pressen zu müssen.

http://www.schwarzkopf-schwarzkopf.de

Kurt Singer (Hg.) – Horror 4: Klassische und moderne Geschichten aus dem Reich der Dämonen

singer horror 4 cover kleinFünf angejahrte aber bis auf eine Ausnahme nicht klassische, sondern eher derbe Gruselgeschichten, die einfach nur unterhalten wollen, verfasst von Haudegen der Pulp-Ära und einer großen alten Dame der (phantastischen) Literatur. Kurt Singer (Hg.) – Horror 4: Klassische und moderne Geschichten aus dem Reich der Dämonen weiterlesen

Bollhöfener, Klaus (Red.) / Havemann, Achim (Hrsg.) – phantastisch! 26

_Inhalt:_

|Interviews|

Thomas Harbach: Interview mit Greg Bear
Michael Schmidt: Interview mit Brian Keene
Joachim Körber: Interview mit Nick Mamatas
Carsten Kuhr: Interview mit Samit Basu

|Bücher, Autoren und mehr|

Andreas Eschbach: Die Kunst der Perspektive – Werkstattnotizen Teil 11
Bartholomäus Figatowski: Schule ohne Zukunft?
Kurt S. Denkena: Der Tantalus-Zyklus
Achim Schnurrer: Klassiker der phantastischen Literatur : William Beckford Teil 1
Ulrich Blode: Die Hardboiled-Science-Fiction des Richard Morgan
Ulrich Blode: Die ewige Bibliothek: Die phantastische Bilbliothek Wetzlar
Klaus N. Frick: Der doppelte „Zamorra“
Heiko Langhans: Ein Kind des Wundersamen – Jack Williamson 1908-2006

|Phantastisches Update|

Phantastische Nachrichten zusammengestellt von Horst Illmer

|Rezensionen|

Horst Illmer: Adam Roberts: „Sternennebel“
Regnier Le Dykt: Mike Ashley & Eric Brown: „Rückkehr zum Mittelpunkt der Erde“
Ulrich Blode: José Carlos Somoza: „Das Einstein-Projekt“
Helmuth W. Mommers: Fabian Vogt: „Die erste Ölung“
Andreas Wolf: Stephen King: „Love“
Andreas Wolf: Koontz, anderson, Gorman: „Frankenstein – Teil 1: Das Gesicht / Teil 2: Die Kreatur“
Carsten Kuhr: Kai Meyer: „Lanze und Licht“
Horst Illmer: Howard Phillips Lovecraft: „Das schleichende Chaos“
Andreas Wolf: Thomas Harris: „Hannibal Rising“
Andreas Wolf: David Morrell: „Creepers“
Regnier Le Dyckt: William Kotzwinkle: „Das Amphora-Projekt“
Taboranagah Singh: Nessun Saprà: „Lexikon der deutschen Science Fichtion und Fantasy 1919-1932“

|Comic|

Klaus N. Frick: Geheimnisse im ländlichen Frankreich – Comic-Trilogie „Extra Muros“

|Story|

Gunnar Kunz: „Die Mirokosmos-Maschine“
Anneliese Wipperling: „Der Gedankendieb“

_Rezension_

|phantastisch! 26| bietet dem Leser wieder einmal „Neues aus anderen Welten“ – und das gewohnt abwechslungsreich. Schon im Vorwort des Chefredakteurs Klaus Bollhöfener wird dem Leser der neuen Ausgabe ein besonderes Schmankerl angekündigt: Samit Basu, der erste indische Fantasy-Autor, der auch internationalen Erfolg feiert, wird vorgestellt.

Doch es geht wie immer mit dem UPDATE los, in dem Horst Illmer „Nachrichten & Neuerscheinungen“ bietet. Das sind „Nachrufe“ (z. B. auf den überraschend verstorbenen Harald Evers), „Gedenktage“, „Neue (und alte) Bücher“ (z. B. über „Das Ende der Welt“ von Camille Flammarion; ein Titel, der nach mehr als hundert Jahren nach erstem Erscheinen nun wieder über Dieter von Reeken erhältlich ist oder die von Ulrike Jonack herausgegebene Anthologie „Entdeckungen“), „SF & Fantasy in den Medien“ und endet mit der Frage „Wer ist eigentlich Adam Roberts???“ und stellt somit – kurz und informativ – den 1965 in London geborenen Autor vor, der sich in den letzten Jahren zu einem der interessantesten und vielfältigsten Schriftstellern des phantastischen Genres entwickelt hat.

Es folgen die Werkstattnotizen – Teil 11 von Andreas Eschbach – über die „Kunst der Perspektive“. Auch diese wie bisher gewohnt informativ.

Thomas Harbach interviewte _Greg Bear_, den in Kalifornien geborenen Autor, dessen mehr als dreißig Romane inzwischen in fünfzehn Sprachen übersetzt wurden und der bereits im Alter von neun Jahren zu schreiben begann.

Michael Schmidt hingegen befragte den amerikanischen Autor _Brian Keene_, den Gewinner des „Bram Stoker Award 2003“, dessen Kurzgeschichtensammlung „Angst vor dem Sturz“ in dem Kleinverlag |Eloy Edictions| erschien.

_Nick Mamatas_, der in Boston lebende Autor, der neben Storys zahlreiche Essays und Kritiken für Underground- und Musik-Magazine und politische Zeitschriften verfasste und mit seinem Romandebüt „Move Under Ground“, das auf intelligente Weise das Leben der Beat-Dichter Jack Kerouac, Neal Cassady und Allen Ginsberg mit der von H. P. Lovecraft geschaffenen Cthulhu-Mythologie verbindet, Aufsehen errang, stand im Gespräch mit Joachim Körber.

Hauptaugenmerk ist das im Vorwort angekündigte Interview von Carsten Kuhr mit dem indischen Autor _Samit Basu_, der mit seinem Debütroman „Der letzte Held“ bei |Piper| brillierte und die Lachmuskeln der teutonischen Leser reizte.

Auch im Rezensionsbereich hält |phantastisch! 26| wieder Interessantes bereit. So zum Beispiel über die Titel „Die erste Ölung“ von Fabian Vogt, |Brendow|, (Helmuth W. Mommers: Endlich wieder eine Autoren-Erstsammlung, die zu Recht ihren Weg in den Buchmarkt gefunden hat.“), „LOVE“ von Stephen King, |Heyne| (Andreas Wolf: Der „Bärtige aus Main“ scheint müde geworden zu sein; vielleicht sollte er eine kreative Pause einlegen …) , „Das schleichende Gift“ von H. P. Lovecraft und viele mehr.

B. Figatowski bietet mit „Schule ohne Zukunft?“ einen anschaulichen Bericht über das Thema „Warum die Science-Fiction in den Unterricht gehört, aber dort noch so selten ist …“ und unterbreitet sogleich Vorschläge zur Vermittlung der SF in den Lehranstalten.

In „Klassiker der phantastischen Literatur“ stellt Achim Schnurrer _William Beckford_ vor.

Klaus N. Fricks „Der doppelte Zamorra“ handelt von der Serie „Professor Zamorra“ und den Hardcovern des |Zaubermond|-Verlages .

Ulrich Blode stellt in seiner Dokumentation die „Phantastische Bibliothek Wetzlar“ vor, die Werke phantastischer Richtungen und Genres sammelt und den Besuchern dieser öffentlichen und wissenschaftlichen Einrichtung anbietet.

Interessant ist auch das Essay über Jack Williamson (1908-2006) von Heiko Langhans, der den in Bisbee geborenen und am 10. November 2006 im Alter von 98 Jahren verstorbenen Autor, der nahezu seit den Anfängen der SF-Ära eine zentrale Figur ausmachte, vorstellt.

Klaus Bollhöfener beendet die Ausgabe mit „Intern“em und kündigt unter anderem an, dass sich Gabriele Scharf mit dieser Ausgabe als Storyredakteurin, Illustratorin und Gestalterin von vier Titelbildern verabschiedet, um zu anderen Welten aufzubrechen.

_Fazit:_ Alles in allem ist |phantastisch! 26| wieder einmal höchst informativ und vor allem abwechslungsreich. Es gibt bisher keine Ausgabe, die enttäuschte, und das will etwas heißen!
Kaufen!

|PHANTASTISCH! 26
Vierfarbcover, 68 Seiten
ISSN 1616-8437
April 2007
Cover: Gabriele Scharf|
http://www.phantastisch.net

Kastner, Jörg – wahre Kreuz, Das

Viele Spekulationen und Mythen umranken die Person Jesu Christi und geben immer wieder Anlass zu Romanen, die ein neues Licht auf einige dieser Mutmaßungen werfen wollen. So wissen wir spätestens seit Dan Brown, was sich hinter dem berühmten Heiligen Gral verbergen soll, doch auch Jörg Kastner greift sich für sein aktuelles Werk „Das wahre Kreuz“ eine berühmte Reliquie, nämlich das Kreuz, an dem Jesus einst gekreuzigt worden sein soll, und zieht daran seinen Plot auf. So befasst sich Kastners neuer Thriller mit dem wahren Kreuz oder zumindest doch einem kleinen Splitter davon.

Zunächst versetzt uns Jörg Kastner in das ausklingende 18. Jahrhundert, in eine Zeit, in der Napoleon Teile Ägyptens erobert und sich in Kairo breitgemacht hat. Wir lernen den Zeichner Bastien Topart kennen, aus dessen Perspektive die gesamte Geschichte geschrieben ist. Bastien nämlich reist zusammen mit seinem Onkel Jean nach Kairo, um dort eine mysteriöse Ausgrabungsstätte zu finden. Als die beiden zusammen mit ihrem Gefolge und ihrem Führer Abul den geheimen Tempel betreten, finden sie dort eine verängstigte und überaus hübsche Frau vor, die zum Menschenopfer für eine Schar Kreuzritter werden soll. Schnell werden die Franzosen von den Kreuzrittern angegriffen, die zwar noch mit altmodischen Waffen kämpfen, die Franzosen aber dennoch fast besiegen können. Doch Bastien und seine Begleiter können die Unbekannte und sich selbst aus dem Tempel befreien. Schnell entdeckt Bastien seine Zuneigung zu der schönen Frau, die den treffenden Namen Ourida trägt – zu Deutsch: Rose -, aber die gegenüber ihren Rettern stumm bleibt.

Nach der unliebsamen Begegnung kehren die Franzosen nach Kairo zurück, um dort den verschwundenen Abul nach dem Tempel zu befragen. Als sie jedoch Abul aufsuchen, finden sie diesen ermordet vor, und Bastien wird fast selbst noch Opfer des Attentäters, kann diesen allerdings gerade noch rechtzeitig überwältigen. Anschließend stellt er fest, dass der Dolch des Mörders das gleiche Kreuzzeichen trägt wie die Gewänder der Ritter aus dem Tempel. Kurz darauf versuchen Unbekannte, Ourida aus Jeans Haus zu entführen. Wer hat bloß ein Interesse daran, Ourida zu entführen und wer verbirgt sich hinter den mysteriösen Kreuzrittern?

Als Bonaparte Wind von den Vorkommnissen bekommt, möchte er Ourida höchstpersönlich kennen lernen und lädt sie gemeinsam mit Jean und Bastien zu sich in den Palast ein. Bonaparte ist sofort fasziniert von der schönen Unbekannten und beauftragt Bastien, Ourida zum Sprechen zu bringen und sie in der französischen Sprache zu unterrichten. Während des Unterrichts kommen sich Bastien und Ourida schnell näher und es bedarf nur einer Berührung, um Bastien in eine längst vergessene Zeit zu versetzen, in der er in den Kreuzzügen gekämpft und das wahre Kreuz bewahrt hat. Schon damals war er mit Ourida zusammen, doch was hat er gemeinsam mit dem Tempelritter Roland de Giraud?

Zu schnell erfährt Napoleons Plan eine Änderung; er holt Ourida zu sich in den Palast und schickt Bastien zurück in die Wüste, um das Geheimnis des Tempels zu ergründen. Dort angekommen, entdeckt Bastien schon bald eine im Tempel versteckte Bibliothek voller Bücher, die in unbekannten Schriftzeichen verfasst sind. Als Bastien nach Kairo zurückkehren will, um einen Experten zu holen, der die Schriftzeichen entschlüsseln kann, gerät er mit seiner Gefolgschaft in einen tödlichen Wüstensturm, in welchem die Franzosen von den Kreuzrittern angegriffen und besiegt werden. Nur Bastien wird wie durch ein Wunder von einem Beduinenstamm gerettet, welcher Bastien eine wahrlich sonderbare Geschichte erzählt, die ihn erneut zurück in die Zeit der Kreuzzüge versetzt, in der das Geheimnis um das wahre Kreuz verborgen liegt …

Jörg Kastner erzählt eine Geschichte, die in zwei verschiedenen Zeiten spielt. Zunächst werden wir in das ausklingende 18. Jahrhundert versetzt und begeben uns nach Ägypten, wo wir zwei der Schlüsselfiguren kennen lernen, nämlich Bastien und Ourida. Die beiden verbindet von Anfang an eine unwiderstehliche Anziehungskraft, die aber weit in die Vergangenheit zurückreicht. Als Ourida Bastien nämlich berührt, erinnert er sich wie in Trance daran, wie er als Tempelritter Roland in den Kreuzzügen auf der Seite des Königs Guido von Lusignon von Jerusalem gekämpft hat. Dieser wiederum war in Besitz des wahren Kreuzes, das seinen Kreuzrittern auch in den ausweglosesten Situationen immer wieder Mut gemacht und neue Hoffnung gegeben hat. Als das islamische Heer unter Führung von Saladin allerdings kurz vor dem Sieg steht, lässt Guido den Holzsplitter aus dem wahren Kreuz in Sicherheit bringen. Roland de Giraud ist einer der Tempelritter, denen das Kreuz anvertraut wird. Auf der gefährlichen Reise zurück nach Jerusalem treffen die Tempelritter schließlich auch auf die „damalige Ourida“ und ihr Volk. Diese Begegnung wird nicht nur das Schicksal Rolands für immer entscheidend verändern, sondern auch die Zukunft des wahren Kreuzes.

Natürlich vergisst Kastner auch nicht, in beide Geschichten, also in beide Zeiten, die erwartete Liebesgeschichte einzubauen. So verlieben sich Ourida und Roland im späten 12. Jahrhundert, deren Liebe wieder aufblüht, als sie sich fast 600 Jahre später in neuen Körpern wiedertreffen. Anders als mit Seelenwanderung ist diese Merkwürdigkeit wohl nicht zu erklären. Und hier beginnt auch schon die Abstrusität des Romans, denn man muss sich auf diese gedanklichen Zeitreisen in eine längst vergessene Vergangenheit schon einlassen, um sich mit dem Roman anfreunden zu können. Bastien stellt fest, dass er als Roland de Giraud bereits einmal gelebt hat und diese Zeit nun wieder rekonstruieren kann. Ich persönlich fand diese Zeitsprünge in der präsentierten Form ehrlich gesagt ziemlich merkwürdig und konnte mich nicht so recht mit dieser Entwicklung anfreunden, aber manch einem mag das gefallen.

Auch die Geschichte, die Kastner zu erzählen hat, fand ich nicht sonderlich innovativ. Langsam sollte es eigentlich genügend Romane geben, die sich Tempelritterthemen, heiligen Reliquien oder der Figur Jesu widmen. Wenn „das wahre Kreuz“ wenigstens spannend gewesen wäre, hätte man Kastner diesen aufgewärmten Plot noch verzeihen mögen, doch leider lässt das vorliegende Buch einen Spannungsbogen vermissen. Zu Beginn ist ziemlich unklar, worum es eigentlich gehen soll. Lange braucht Kastner, um zum Kern der Geschichte vorzudringen und das Geheimnis des wahren Kreuzes zu präsentieren. Unterdessen erleben wir die aufgefrischte Liebe zwischen Bastien und Ourida mit, erfahren, unter welchen Bedingungen die Ägypter unter Bonapartes Fuchtel zu leben hatten und lernen alle möglichen Figuren kennen, die im weiteren Verlauf der Geschichte leider kaum eine Rolle spielen. So schmückt Kastner seinen Roman mit allerlei Beiwerk aus, das kaum notwendig ist. Hinzu kommt der eher nüchterne Schreibstil, der an einen Reisebericht erinnern mag und wohl auch einer sein soll. Bastien schreibt uns seine unglaubliche Geschichte auf, vermag uns damit aber nicht so recht mitzureißen. Die Handlung lässt den Leser ziemlich kalt und entführt so rein gar nicht in die geheimnisvolle Vergangenheit, in der ein Beduinenvolk gegen die Kreuzritter kämpft.

Zugute halten muss man Jörg Kastner allerdings, dass er die verschiedenen Handlungsfäden am Ende sinnvoll zusammenführt; irgendwo ergibt alles seinen Sinn und ist auch gut durchkonstruiert; selbst die Zeitsprünge und die doppelte Identität Bastiens/Rolands ergeben schließlich Sinn, auch wenn sie wie gesagt gewöhnungsbedürftig anmuten. Insgesamt bleibt aber dennoch ein eher durchschnittlicher Eindruck zurück. „Das wahre Kreuz“ hat mich nicht sonderlich gut unterhalten können, der Plot war mir zu einfallslos, die Figurenzeichnung ist relativ farblos, der Schreibstil zu nüchtern. Meiner Meinung nach hat Jörg Kastner, insbesondere mit dem „Engelspapst“, schon deutlich bessere Lektüre abgeliefert.

http://www.knaur.de

|Siehe ergänzend dazu:|

[„Engelsfluch“ 808
[„Engelsfürst“ 2467
[„Die Farbe Blau“ 974

Straczynski / David / McKone / Calero – Civil War 1 (Marvel Monster Edition 19)

Story

In der Nähe von Atlanta schlägt ein mysteriöser Meteor ein und hält die Staaten in Atem. Die Fantastischen Vier reisen zum Ort des Geschehens und machen eine merkwürdige Entdeckung. Thors Hammer ist in den Boden eingeschlagen und mit ihm der in die Hölle verbannte Viktor von Doom mit einer ganzen Riege seiner Doombots. Sofort zieht der Hammer die Umgebung in seinen Bann, und beim Versuch, in aus dem Boden zu ziehen, kommt es zu kurzen Gefechten, bei denen Johnny schwer verletzt wird. Noch im Krankenhaus diskutiert das verbliebene Trio über die jüngsten Ereignisse und das bevorstehende Gesetz zur Registrierung der Superhelden. Während sich seine Kollegen einig sind, widerstrebt es dem Ding, Partei für eine Seite zu ergreifen. Erst als er mit ansehen muss, wie ein Verfechter der alten Superhelden bei einer Revolte der Befürworter des Gesetzes ums Leben kommt, ist er dazu in der Lage, einen folgenschweren Entschluss zu fassen.

Auch She-Hulk wird ständig mit dem neuen Gesetzesentwurf konfrontiert. Als eine Internet-Seite die Aufdeckung verschiedener Heldenmasken zu einem Spiel umformt, sieht sie sich gezwungen, einzugreifen und ihren Standpunkt zu überdenken. Die Befürchtung, der begonnene Krieg könne noch weitere Todesopfer fordern, hilft auch ihr schließlich bei der Meinungsbildung.

Währenddessen sucht Tony Stark nach immer abstruseren Mitteln, um weitere Helden für seine Sache und das Gesetz zu gewinnen. Schließlich rekrutiert er die Thunderbolts und deren Anführer Zemo, um selbst Schurken auf seine Seite zu ziehen. Der gerissene Zemo jedoch geht ohne Starks Wissen seinen eigenen Weg und nähert sich auch Captain America und dem Stamm derjenigen an, die der Registrierung nicht zustimmen wollen. Während Iron Man und der Captain überzeugt davon sind, Zemo und die mächtiger werdenden Thunderbolts glaubten, einen starken Verbündeten gefunden zu haben, plant dieser im Hintergrund ganz andere Dinge. Und auch im Lager der X-Men geht es heiß her. Quicksilver taucht nach längerer Abstinenz wieder auf – und sagt Stark und Co. ganz leise den Kampf an.

_Meine Meinung_

Nun findet der „Civil War“ auch im neuen Sonderband der „Marvel Monster Edition“ statt und bringt neben zwei größeren Hauptplots einige Tie-ins und Hintergrundstorys zur Geschichte über die Superheldenregistrierung. Im Mittelpunkt des Interesses steht zunächst das Team der Fantastischen Vier, die in der vierteiligen Mini-Geschichte „The Hammer Falls“ noch die Zeit vor der Ankündigung des verheerenden Gesetzesentwurfs erleben. Schreckliche Dinge ereignen sich derweil in den Staaten und künden von einer ungeahnten Bedrohung.

Symbolisch hierfür sind auch die ersten Reden von Tony Stark alias Iron Man, der den tagtäglich wachsenden Zwist zwischen den Fraktionen aller Superhelden schürt und so auch für Szenen sorgt, die man im |Marvel|-Universum selten zuvor erlebt hat. Vertreter der guten Seite stehen sich plötzlich gegenüber und versuchen mit aller Gewalt, den jeweils anderen ihre Meinung aufzuzwingen. Stark auf der einen und Captain America auf der anderen Seite führen die Fronten an und scheuen kaum davor zurück, sich mit ihren neuen Gegnern öffentlich zu messen. Das Ding betrachtet diese Dinge aus der Ferne und scheint vorerst das Zünglein an der Waage zu sein. Doch weil Ben Grimm sich nicht dazu berufen fühlt, in diesem neuen Konflikt zwischen richtig und falsch zu unterscheiden, schließt er sich keiner Seite an – bis schließlich ein neu gewonnener Freund bei einer eskalierenden Auseinandersetzung mit dem Leben bezahlen muss.

In dieser Geschichte wird wohl der moralische Konflikt am besten beschrieben. Die Meinungen klaffen unheimlich weit auseinander, doch die Überzeugung aller ist ungebrochen und kaum beeinflussbar. Die Fantastischen Vier waren bisher außen vor bei der Meinungsmache, sind als unmittelbar Betroffene nun aber auch in der kniffligen Situation einer schnell erforderten Entscheidungsfindung. Doch auch intern sind die Lager gespalten; man ist sich nicht mehr ganz grün und beschreibt damit die Atmosphäre, die in der Welt der |Marvel|-Actionhelden herrscht. Eine greifbare Spannung liegt in der Luft, und während die bekannten Stars sich bekriegen und eine Gruppe Verzweifelter versucht, Thors Hammer aus dem Boden zu ziehen, bereitet Doom seinen nächsten Schlag vor.

Die zweite große Geschichte handelt von denjenigen, die den Civil War nutzen, um ihre eigenen Forderungen langfristig durchzubringen. Die Gruppe der Thunderbolts und ganz besonders ihr verwegener Anführer Zemo biedern sich beiden Parteien unabhängig voneinander an, sind aber weder von der einen noch von der anderen sonderlich angetan. Doch Zemo verfügt über genügend Überzeugungskraft, um seine Ansprechpartner Iron Man und Captain America zu täuschen. Beide sind skeptisch, doch keiner von ihnen hat auch nur die leiseste Ahnung von Zemos unbändiger Entschlossenheit.

„Taking Civil Liberties“ ist vom Spannungsaufbau sicherlich die beste Story in diesem mit 200 Seiten sehr üppigen Sonderband und aufgrund der großen Masse auftretender Charaktere sicherlich auch einer Monster Edition würdig. Problematisch wird dies jedoch an den Stellen, wo die unendliche Liste der mitwirkenden Helden zu einem echten Overkill avanciert und man mehr damit beschäftigt ist, die Namen in sich aufzusaugen, als die Handlung weiterzuverfolgen. Hier verliert man das Wesentliche aus den Augen und blendet den Leser mit vielen Namen, die sicherlich auch alle ihre Daseinsberechtigung haben, aber zu sehr vom eigentlichen Geschehen ablenken. Wobei dies wiederum recht unsinnig ist, denn „Taking Civil Liberties“ ist, wie bereits festgehalten, eine sehr gute Geschichte mit Potenzial für eine noch bessere Fortsetzung.

Die verbleibenden beiden Storys haben indes den Charakter eines klassischen Tie-ins, also einer Nebenhandlung zum Hauptstrang, wobei der Plot um She-Hulk eher ein Lückenfüller mit kurzer unspektakulärer Stellungnahme ist, der jedoch mal eine Heldin hervorbringt, die hierzulande eher ein Mauerblümchendasein fristet. Dennoch: Wirklich lesenswert ist „Civil Union“ nicht.

Die Story um die Rückkehr Quicksilver ist hingegen die wohl verworrenste, aber auch die finsterste. Seltsame Dinge gehen in der Welt der X-Men vor, und auch Spider-Man wird genötigt, einzugreifen, als Wolverine und Co. sich über ihre Meinung zur Registrierung austauschen. Wichtig ist allerdings zum Ende nur eins: Quicksilver ist wieder zurück und wird den „Civil War“ zweifelsohne noch deutlich prägen.

In der aktuellen Ausgabe der „Marvel Monster Edition“ wird der „Civil War“ aus ziemlich vielen unterschiedlichen Perspektiven betrachtet und dabei vermehrten Wert darauf gelegt, dass auch die zweite Riege der Superhelden, unter anderem das Team von Thunderbolt, in den Plot einbezogen wird. Dies hat zwar zur Folge, dass die vier verschiedenen Erzählungen vielmehr eine Standort- bzw. Momentaufnahme zur aktuellen Lage im Bürgerkrieg der Superhelden sind, soll aber nicht heißen, dass die Spannung darunter wesentlich leiden würde. Anders gesagt: Die Geschichten haben nicht ganz den Unterhaltungswert der regulären Heftserien zu diesem Crossover, sind aber eine kaum verzichtbare Ergänzung, um den gewaltigen Komplex noch besser überschauen zu können. Und hält man sich mal allgemein vor Augen, wie selten die Monster-Editionen bislang Elementares aufgeboten haben, muss man von dieser Warte her sowieso ein Lob sprechen. Statt massiver Quantität glänzt Ausgabe 19 nämlich auch größtenteils mit gutklassiger Qualität.

Comic: 236 Seiten
www.paninicomics.de

Joachim Körber (Hg.) – Das dritte Buch des Horrors

Zehn Kurzgeschichten aus der großen Zeit der klassischen Gespenstergeschichte:

_W. W. Jacobs: „Die Affenpfote“_ (The Monkey’s Paw, 1902), S. 11-24 – Drei Wünsche erfüllt sie dir, die verzauberte Affenpfote aus dem Morgenland, aber bedenke, dass der Teufel noch jeden ausgetrickst hat, der ihn versuchte …

_Hanns Heinz Ewers: „Die Topharbraut“_ (1903), S. 25-58: Ein Schriftsteller lernt einen mysteriösen Privatgelehrten kennen, der sich als waschechter „mad scientist“ mit ausgeprägtem Pharaonenwahn entpuppt …

_William Hope Hodgson: „Tropischer Horror“_ (A Tropical Horror, 1905), S. 59-72: Aus den Tiefen des Meeres schwingt sich der personifizierte Horror an Bord des kleinen Schiffes, um dort ein Tod bringendes Schreckensregiment zu errichten …

_Algernon Blackwood: „Die Weiden“_ (The Willows, 1907), S. 73-144: Zwei Abenteurer verschlägt es auf ihrer Kanufahrt die Donau hinab auf eine einsame Insel, die eine Art Relaisstation zwischen dieser und einer anderen, recht feindseligen Welt darstellt …

_Georg von der Gabelentz: „Der gelbe Schädel“_ (1909), S. 145-200: Aus einer verfallenen Gruft nimmt ein junger Mann das Haupt des Magiers Cagliostro als makaberes Souvenir mit nach Haus, was die zu erwartenden Folgen zeitigt …

_M. R. James: „Das Chorgestühl zu Barchester“_ (The Stalls of Barchester Cathedral, 1911), S. 201-224: Gar nicht fromm hat der Dechant seinen allzu langlebigen Amtsvorgänger aus dem Weg geräumt, doch was in dieser Welt womöglich unbemerkt bleibt, setzt in der nächsten einige unangenehme Rachegeister in Marsch …

_E. F. Benson: „Wie die Angst aus der langen Galerie verschwand“_ (How Fear departed from the Long Gallery, 1912), S. 225-244: Grausam sicherte sich einst ein verschlagener Landjunker das Familienerbe, aber die gemeuchelte Konkurrenz rächte sich noch aus dem Grab und verschont auch die Nachfahren nicht …

_Karl Heinz Strobl: „Das Grabmal auf dem Père Lachaise“_ (1914), S. 245-278: Die exzentrische, vor einiger Zeit verstorbene Gräfin vermacht dem ein Vermögen, der ein Jahr in ihrem Mausoleum haust. Ein armer Gelehrter schlägt ein und hat bald die Gelegenheit, seine Gönnerin persönlich kennen zu lernen …

_Gustav Meyrink: „Meister Leonard“_ (1916): Der Nachfahre eines gotteslästerlichen Geschlechts von Tempelrittern wehrt sich erbittert gegen den Familienfluch, der ihn immer wieder einholt …

_Sax Rohmer: „Die flüsternde Mumie“_ (The Whispering Mummy, 1918): In Kairo lasse die Finger von Frauen, deren Verlobte als mächtige Zaubermeister bekannt und gefürchtet sind …

Teil 3 einer auf vier Bände angelegten „Geschichte der unheimlichen Literatur“, die Anfang der 90er Jahres des vergangenen Jahrhunderts unter der Herausgeberschaft von Joachim Körber erschien. Den ehrgeizigen Obertitel sollte man am besten gleich wieder vergessen, da er den Anschein eines gewissen literaturwissenschaftlichen Anspruches erwecken könnte, der sich – dem Genre wohl angemessen – im hellen Licht der Kritikersonne rasch in Nichts auflöst. Aus den kargen Körberschen Vorworten lernt der Wissbegierige jedenfalls herzlich wenig über das Wesen des geschriebenen Horrors. Aber das sollte man dem Herausgeber nachsehen, denn sein Plan ist es ohnehin, besagte Geschichte „in meisterhaften Erzählungen“ nachzuzeichnen – und das gelingt auf jeden Fall!

Dieser Band versammelt Erzählungen aus dem Zeitraum 1900 bis 1920 – eine scheinbar recht willkürliche Einteilung, die jedoch durch historische Realitäten gestützt werden kann: Der Tod der Königin Victoria 1901 leitete in der Tat das Ende einer Ära ein, und dieser Prozess war mit dem Ende des I. Weltkriegs 1918 quasi abgeschlossen. In Europa verschwanden die seit Jahrhunderten prägenden Monarchien oder verloren ihre reale Macht, die alten Gesellschaftsordnungen zerbrachen. Die Naturwissenschaften feierten Triumphe, die Lösung noch der letzten Rätsel schien zum Greifen nahe. Das menschliche Gehirn wurde entschlüsselt, die Wunder der Psyche wurden gedeutet.

Diese hier nur skizzierten historischen Prozesse lassen sich – mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung – im „Dritten Buch des Horrors“ nachvollziehen. William Wymark Jacobs (1863-1943) markiert mit „Die Affenpfote“ den Auftakt. Die viktorianische Gespenstergeschichte, die wie kaum eine andere Epoche die unheimliche Literatur prägte, zeigt sich mit ihm noch auf ihrem Höhepunkt. Systemkonformität und Schicksalsergebenheit sind das Gebot der Stunde; Verstöße gegen die göttliche Ordnung werden umgehend mit schrecklichen Strafen geahndet. Diese Haltung ist typisch und wird es bleiben; noch heute erscheint es dem Gruselfreund völlig richtig, dass Michael Myers die allzu lebenslustigen Teenies schlachtet und die Langweiler verschont. Ungeachtet dessen ist „Die Affenpfote“ zu Recht ein Klassiker des Genres, der meisterhaft eine Atmosphäre des stetig wachsenden Grauens beschwört.

Montague Rhodes James (1862-1936) scheint mit „Das Chorgestühl zu Barchester“ zunächst in dasselbe Horn zu stoßen. Tatsächlich ist er der Erzähler klassischer englischer Gespenstergeschichten par excellence; vielleicht sogar ihr König. James‘ Gespenster sind immer schlecht gelaunt und bösartig, und ihr Zorn trifft jeden, der ihn herausfordert. Eine persönliche Schuld, wie sie der allzu ehrgeizige Dechant dieser Geschichte auf sich geladen hat, ist dabei nicht zwangsläufig der Auslöser. Das erklärt den Erfolg der James-Geschichten, deren ungeheuerliche Popularität im Heimatland des Verfassers bis heute ungebrochen andauert: Sie sind nicht verankert in ihrer Entstehungszeit, sondern Kunst-Werke im eigentlichen Sinn. James hat sie zum Zeitvertreib und unter Anwendung handwerklicher Regeln und Nutzung seines immensen historischen Fachwissens geschrieben. So spiegeln sie nur bedingt den Zeitgeist wider, sondern sind zeitlos, ohne echtes Herz vielleicht, wie die James-Kritiker schimpfen, aber vergoldet durch Nostalgie und erschreckend unterhaltsam.

Auch Edward Frederic Benson (1867-1940) haut zunächst in dieselbe Kerbe. „Wie die Angst aus der langen Galerie verschwand“ ist viktorianischer Grusel als Maßarbeit. Noch meisterlicher als James präsentiert ihn Benson dabei im Verbund mit knochentrockenem, britischem, schwarzem Humor und erinnert damit daran, dass Schreien und Lachen sich nicht so fremd sind, wie man gemeinhin annimmt. Aber Benson ist auch barmherziger als James: Das Grauen der langen Galerie wird gütlich und ohne weitere Opfer beendet – und siehe da: Es funktioniert!

William Hope Hodgson (1877-1918) ist der (hierzulande kaum bekannte) Meister der Seespuk-Geschichte. Die Amok laufende, vor geiler Fruchtbarkeit berstende, Schleim und Schimmel über ihre unglücklichen oder allzu neugierigen Besucher ergießende, aber nie willentlich bösartige Natur, die den Gentech-Horror des späten 20. Jahrhunderts bereits vorwegnimmt, ist Hodgsons Passion. „Tropischer Horror“ ist keine seiner besten Geschichten, weil zwar sehr effizient, aber ein wenig grobschlächtig und ganz sicher nicht raffiniert.

Ganz anders dagegen Algernon Blackwood (1869-1951) mit „Die Weiden“, einer der besten unheimlichen Novellen aller Zeiten. Bei aller Hingabe an die Moderne war das frühe 20. Jahrhundert auch eine Hochzeit okkulter Moden. Wenn sich die sichtbare Welt durch Naturgesetze erklären und bannen ließ, dann vielleicht auch die bisher unsichtbare, weil jenseitige oder x-dimensionale. Blackwood mag nicht an eine quasi unbelebte, starren Regeln gehorchende Natur glauben. Er bevölkert sie mit Geistwesen, die seit Urzeiten neben der Menschenwelt existieren. Kontakte erfolgen eher zufällig und enden in der Regel katastrophal, aber sie haben ihren Platz in der natürlichen Ordnung der Dinge, die sich eben doch nicht immer rational erfassen lassen. H. P. Lovecraft hat Blackwood aufmerksam gelesen und wird ihn zitieren, wenn er seinen „Cthulhu“-Zyklus schöpft.

Erfreulicherweise nimmt Körber auch vier deutschsprachige Gruselgeschichten auf. Im Zeitalter des Jason-Dark- und Hohlbein-Dumpfhorrors ist es in Vergessenheit geraten, aber bis die Nazis ihr 1933 ein Ende machten, gab es eine deutsche Phantastik, die sich vor der angelsächsischen nicht verstecken musste. Hanns Heinz Ewers (1871-1943) liefert mit „Die Topharbraut“ eine grundsolide Schauermär ab. Georg von der Gabelentz (1868-1940) kann da mit „Der gelbe Schädel“ nicht mithalten – der Horror wird hier eher behauptet als beschworen, und das mit ziemlich angestaubten literarischen Tricks. Karl Heinz Strobl (1877-1946) glänzt mit „Das Grabmal auf dem Père Lachaise“,  einer straff komponierten, effektvollen Vampir-Story, und Gustav Meyrink (1868-1932) beeindruckt durch „Meister Leonard“. Obwohl die phantastischen Elemente aufgesetzt wirken, kann die meisterhafte Darstellung der manischen Mutter wirklich erschrecken.

Sax Rohmer (eigentlich Arthur Henry Ward, 1883-1959) ist der geistige Vater des diabolischen Dr. Fu-Manchu. Dieser stellt seinen Schöpfer inzwischen als moderner Mythos längst in den Schatten und lässt dadurch vergessen, dass Rohmer kein wirklich guter Schriftsteller war. „Die flüsternde Mumie“ ist daher nicht nur des Themas wegen ziemlich angestaubt und keine glückliche Wahl als Ausklang dieser Sammlung – es sei denn, Körber wollte eine Überleitung finden zum sich nun schon abzeichnenden Zeitalter der „Pulp“-Magazine, die in den 1920er Jahren ihren Siegeszug antraten.

Broschiert : 348 Seiten
www.heyne.de

Mooney, Chris – Victim

Mit seinem Debütroman ist Chris Mooney in den Bestsellerlisten eingeschlagen wie eine Bombe, selbst einen Kinospot zum Buch gab es zu sehen, der „Victim“ als den spannendsten Thriller des Sommers angekündigt und verdächtige Ähnlichkeit mit dem packenden (und genial konstruierten) Thriller „Saw“ hat. Meine Erwartungen waren also entsprechend hoch angesetzt …

Die Geschichte nimmt im Jahre 1984 ihren Anfang, als Darby McCormick mit ihren beiden Schulfreundinnen Mel und Stacey beobachtet, wie ein unbekannter Mann im Wald eine junge Frau bedroht. Während Darby noch darüber nachdenkt, Hilfe zu holen, flüchten Stacey und Mel bereits in Panik. Als Darby sich ihnen anschließt, verliert sie bei der Flucht allerdings ihren Rucksack. Als die drei Mädchen zusammen mit der Polizei in den Wald zurückkehren, sind der Mann und die ängstliche Frau verschwunden und aus Darbys Portemonnaie wurden Geld und Ausweise entwendet.

Einige Zeit spät hört Darby abends ein merkwürdiges Geräusch im Haus und glaubt, dass ihre Mutter früher Feierabend gemacht hat. Doch es ist der Mann aus dem Wald, der Stacey erstochen hat und nun Mel mit einem Messer bedroht, um Darby aus ihrem Versteck zu locken. Mels bittende Worte werden Darby noch lange in Erinnerung bleiben, denn Darby kann fliehen, aber ihre Freundin Melanie bleibt von diesem Tag an verschwunden. Es dauert nicht lange, bis der Fall scheinbar gelöst werden kann, doch hat sich wirklich der richtige Täter das Leben genommen?

Im Jahr 2007 setzt sich die Geschichte fort. Darby arbeitet nun selbst bei der Polizei und muss einen Fall aufklären, der dem vor 23 Jahren verdächtig ähnelt. Wieder verschwinden eines Sommers viele junge Frauen und bleiben fortan verschwunden. Als die junge Carol entführt wird und man ihren Freund ermordet auffindet, greift Darby in der Nähe des Tatorts eine völlig verwahrloste und halb verhungerte Frau auf, die offensichtlich ihrem Peiniger entkommen konnte.

Einige Zeit braucht es, bis die Polizei die junge Frau als Rachel Swanson identifizieren kann, die vor fast fünf Jahren als vermisst gemeldet wurde. Rachel liegt schwer krank und traumatisiert im Krankenhaus und vertraut sich nur Darby an, in der sie eine Frau aus dem Verschlag wiederzuerkennen meint, die mit ihr gefangen gehalten wurde. Rachel zeichnet mysteriöse Zeichen auf ihren Arm, kann der Polizei aber keinen konkreten Hinweis auf ihren Entführer geben. Darby tappt also weiterhin im Dunkeln und muss fürchten, dass die verschwundene Carol in der Zwischenzeit ermordet wird. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt. Was die Polizei aber noch nicht ahnt: Der Mörder hat einen gefährlichen Komplizen …

Chris Mooneys packender Thriller schlägt von Beginn an ein hohes Tempo an und lässt sich rasend schnell lesen. Schon nach wenigen Seiten war ich vollkommen in der Geschichte versunken und habe zwischendurch nur kurz überprüft, ob ich auch wirklich die Haustür abgeschlossen hatte, denn beim Lesen lief mir ein Schauder nach dem anderen über den Rücken, weil Mooney eine wahrlich grausame Geschichte zu schreiben weiß.

Zunächst begibt er sich in das Jahr 1984, in welchem er seinen Mörder das erste Mal auf den Plan treten lässt. Der Leser ahnt natürlich von Anfang an, dass die Vermisstenserie von 2007 mit dem früheren Fall zusammenhängt und wahrscheinlich der gleiche Täter dahintersteckt. Als Mooney uns schließlich mit Daniel Boyle bekannt macht, der für die Entführung der Frauen verantwortlich ist, eröffnet er damit einen zweiten Handlungsstrang, der seinem Thriller noch mehr Tempo verleiht. Dieser Handlungsstrang um Daniel Boyle verdeutlicht nämlich sehr schnell, dass Boyle einen ernst zu nehmenden Komplizen hat. Wir lernen den Mörder immer besser kennen und verfolgen ihn bei all seinen Schritten. So wissen wir schon früh, dass er Darby von früher wiedererkannt hat und ihr nun auf der Spur ist, um das zu Ende zu bringen, was ihm 1984 nicht gelang.

Mooney erzählt eine erschreckende Geschichte, ohne aber allzu sehr in die Details zu gehen. Da Rachel nicht ansprechbar ist, können wir meist nur ahnen, was genau ihr in den fünf Jahren Gefangenschaft widerfahren sein kann. Auch Boyles Erinnerungen tragen dazu bei, den drohenden Schrecken noch greifbarer zu machen, doch sind wir nur selten dabei, wenn er wirklich in den Keller geht, um dort die gefangenen Frauen zu quälen. Das aber ist auch gar nicht nötig, um „Victim“ noch spannender zu machen; der wirkliche Horror versteckt sich meist zwischen den Zeilen und macht die Geschichte dadurch nur umso grausamer, zumal die Phantasie des Lesers dadurch angeregt wird, die bekanntlich grenzenlos sein kann …

Die Polizei und allen voran Darby McCormick tappen lange Zeit im Dunkeln, der Täter hat nur wenige Spuren hinterlassen, die nun zu deuten sind. Die Polizei weiß aber noch nicht, dass diese Spuren sie auf eine falsch gelegte Fährte führen werden. Darby wird nicht schlau aus Rachels Worten, sodass sie immer mehr fürchten muss, dass die Zeit für die entführte Carol knapp wird. Außerdem plagen sie immer wieder Gewissensbisse, weil sie sich in ihrer Jugend nicht dem Mann aus dem Wald gestellt hat, um vielleicht ihre Freundin Mel damit zu retten. Niemals hat sie sich verziehen, ihre Freundin im Stich gelassen zu haben, und immer wieder malt Darby sich aus, wie es hätte werden können, wenn sie ’84 anders gehandelt hätte. Hinzu kommen ihre Sorgen um die schwerkranke Mutter, die unheilbar an Krebs erkrankt ist und nun auf den Tod wartet. Viele Sorgen quälen Darby, sodass sie gar nicht merkt, wie nah der Mörder ihr in der Zwischenzeit gekommen ist.

Mooneys Geschichte ist über weite Strecken packend wie kaum eine andere, doch hakt sie leider an manch einer Stelle. Früh stellt uns Mooney den Mörder vor und macht klar, dass Boyle einen Komplizen hat, den wir als Richard kennen lernen. Einige Hinweise, die Mooney uns an die Hand gibt, lassen uns früh ahnen, um wen es sich bei Boyles Helfer handeln könnte. Als Daniel Boyles Mittäter sich am Ende outet, muss man leider feststellen, dass Mooney uns hier auf keine falsche Fährte gelockt hat, sondern dass wir von Anfang an den richtigen Riecher hatten. Leider geht dadurch am Ende das Überraschungsmoment verloren. Im Übrigen plätschert die Geschichte auf den letzten 40 Seiten ziemlich lahm aus, weil die Schuldigen gefunden sind und die Polizei nun lediglich die Details zu rekonstruieren versucht. Spannender wäre es gewesen, derlei Details in die eigentliche Geschichte einzufügen. Mooney hätte in den Passagen, in denen wir uns bei Daniel Boyle befinden, die Möglichkeit gehabt, die meisten Fragen schon vorher zu klären.

Auch einige logische Unstimmigkeiten haben sich eingeschlichen: Nachdem Darby und ihre Freundinnen den Mann im Wald aufgeschreckt haben, verschwinden Geld und Ausweise aus Darbys Rucksack. Es ist also klar, dass der Mörder weiß, wer ihn beobachtet hat und wo er diese Zeugin finden kann. Wieso hat die Polizei nicht besondere Schutzmaßnahmen ergriffen? Das hätte Stacey retten und den Mörder schon damals dingfest machen können. Wäre es nicht logisch gewesen, Darby unter Personenschutz zu stellen, wenn der Mörder ihre Identität und ihre Adresse kennt? Mich zumindest hat es doch sehr gewundert, dass dies nicht passiert ist.

Unter dem Strich ist „Victim“ aber in der Tat ein höchst spannender und lesenswerter Thriller, der seine Leser vollkommen gefangen nimmt und in eine schreckliche Welt entführt. Der vorliegende Thriller ist leider nicht bis ins letzte Detail durchdacht und wird dem Vergleich mit „Saw“ auch nicht gerecht, der in der Kinowerbung doch so offensichtlich war, aber über manche Unstimmigkeiten sieht man trotzdem gern hinweg.

http://www.rowohlt.de

Alsanea, Rajaa – Girls von Riad, Die

Die fünfundzwanzigjährige Saudi-Araberin Rajaa Alsanea hat mit ihrem Debütroman „Die Girls von Riad“ eine Welle der Empörung in ihrer konservativen Heimat losgetreten. Dort wurde das Buch zuerst verboten, weil es die alten Traditionen in Frage stellt. Für den westlichen Leser ist die Aufregung vermutlich nicht wirklich verständlich. Alsanea hat keinen reißerischen, pornografischen Roman geschrieben, sondern ein leichtfüßiges Buch, das aus dem Leben von vier Freundinnen in Riad, der Hauptstadt Saudi-Arabiens, berichtet.

Dabei geht es weniger darum, eine stringente Handlung auf die Beine zu stellen oder einen umfassenden Einblick in die Sitten und die Gesellschaft Saudi-Arabiens zu geben. Stattdessen erzählt die Autorin in kurzen, abgeschlossenen Episoden aus dem Leben der jungen Frauen, beschränkt sich aber hauptsächlich auf deren Liebesleben. Da wäre zum Beispiel Kamra, die mit einem ihr unbekannten Mann verlobt wird und mit ihm nach Amerika zieht. Sie findet heraus, dass er dort eine Geliebte hat, und als sie die Geliebte zur Rede stellen will, reicht er die Scheidung ein. Kamra kehrt nach Riad zurück, schwanger, geschieden und damit so gut wie wertlos auf dem Heiratsmarkt.

Den anderen Protagonistinnen ergeht es ähnlich. Auch sie haben mit Zwangsverheiratung zu kämpfen. In manchen Fällen werden sie selbst zwangsvermählt, in anderen, wie zum Beispiel im Fall der recht frei denkenden Michelle, deren Mutter Amerikanerin ist, ist es der Geliebte, der plötzlich mit einem anderen Mädchen verheiratet wird und sie verlässt.

Auf knapp 330 Seiten erzählt Alsanea von den Versuchen der Freundinnen, das große Liebeslos zu ziehen. Die Betonung liegt auf „Versuchen“, denn viel Einfluss haben sie nicht darauf. Die Freundinnen haben Geld, sind gebildet, studieren Medizin und Informatik und können trotzdem ihr Leben nicht selbst bestimmen. Alsanea, selbst überzeugte Kopftuchträgerin, hält sich mit Kritik in ihrem Buch vornehm zurück. An der einen oder anderen Stelle blitzt diese zwar zart durch, doch letztendlich zeigt die Autorin lediglich auf und lässt ihre Romanfiguren für sich selbst sprechen.

Der Aufbau des Buches ist dabei ungewöhnlich. Den vier Freundinnen ist eine Ich-Erzählerin vorangestellt, die in Newsgroup-E-Mails von den Girls von Riad erzählt. Die Kapitel sind dabei immer gleich aufgebaut. Nach einem einleitenden Sprichwort oder Gedicht wendet sich die Erzählerin kurz an den Leser, um auf aktuelles Geschehen und die Reaktionen auf ihre E-Mails einzugehen. Danach folgt eine Episode aus dem Leben der Mädchen, in die sich die Erzählerin nicht mehr einklinkt.

Stattdessen berichtet sie in einem leicht oberflächlichen, dokumentarisch wirkenden Schreibstil, der eine simple, manchmal poetisch angehauchte Sprache benutzt. Romantische Begriffe tauchen immer wieder auf und bringen etwas Pathos in die Geschichte, der es aufgrund des berichtenden Stils an Lebendigkeit mangelt. Insgesamt wirkt das Buch sehr „mädchenhaft“, und gelegentlich hat man das Gefühl, Zeuge eines Von-Freundin-zu-Freundin-Gesprächs zu sein.

Wer kein Fan von Mädchengesprächen ist, wird deshalb vermutlich seine Probleme haben, mit „Die Girls von Riad“ warm zu werden. Der Roman dreht sich nun mal hauptsächlich um die Liebeswirren der Mädchen und stellt den Schreibstil sowie auch die Charaktere etwas in den Hintergrund. Der Berichtstil tut das Seinige, um Tiefgang in Bezug auf die Protagonistinnen zu verhindern, so dass das Buch an einigen stellen etwas an Oberflächlichkeit kränkelt.

Trotzdem hinterlässt „Die Girls von Riad“ einen positiven Gesamteindruck. Der Einblick in die saudische Gesellschaft beschränkt sich zwar auf einen sehr kleinen, unscharf umrissenen Ausschnitt, aber Rajaa Alsaneas lieblicher Schreibstil, der leichtfüßig aus dem Leben der Mädchen berichtet, bereitet Freude und sorgt für gute Unterhaltung.

http://www.pendo.de

Wallace, Edgar / Herwald, Hans-Joachim – Edgar Wallace – Der Unheimliche (Folge 3) (Hörspiel)

Folge 01: [„Das Gesicht im Dunkeln“ 2051
Folge 02: [„Bei den drei Eichen“ 2094
Folge 04: [„Der Banknotenfälscher“ 3229

_Besetzung_

Chronist/Erzähler – Eckart Dux
Major Paul Amery – Robert Missler
Elsa Marlowe – Eva Michaelis
Dr. Ralf Hallam – Michael Bideller
Luise Trene Hallam – Traudl Sperber
Inspektor William Bickerson – Mark Bremer
Bankier Tupperwill – Marco Sand
Jessie Tame – Christine Pappert
Papa Tame – Kai Henrik Möller
Maurice Tarn – Wolf Frass

Regie: Jans-Joachim Herwald

_Story_

Elsa Marlowe arbeitet bei „Amery & Amery“ seit Jahren als Sekretärin, ist jedoch in letzter Zeit immer unzufriedener mit ihrem Job. Ihr jüngst aus Indien zurückgekehrter Vorgesetzter, Major Paul Amery, verhält sich seit einiger Zeit sehr seltsam, besonders nachdem die Gattin des anrüchigen Ralf Hallam ihm einen Besuch abgestattet hat. Diesem wird nachgesagt, Mitglied einer Rauschgiftbande zu sein, doch Hallam erwehrt sich beständig der üblen Nachrede und steigert somit auch die Spannungen zwischen sich und dem seltsamen Amery.

Als schließlich Hallams guter Freund und offensichtlicher Kumpan Maurice Tarn tot aufgefunden wird, geraten die Dinge ins Rollen. Wer steckt hinter dem Anschlag auf Tarn? Welche Rolle spielt der bislang verdeckt arbeitende Soyoka? Wie tief stecken Amery und Hallam in den zweifelhaften Machenschaften mit drin? Was ist mit Bankier Tupperville, der mehr zu wissen scheint, als er verrät? Und was soll nun mit Elsa Marlowe geschehen, die unschuldig in ein Kreuzfeuer aus Ungerechtigkeiten und Intrigen hineingeraten ist?

_Persönlicher Eindruck_

|Maritim| bauen ihr Programm mit „Der Unheimliche“ um einen weiteren Titel aus der Feder von Edgar Wallace aus, haben sich dabei jedoch an eine eher unbekanntere Story des britischen Altmeisters herangewagt. Die unter der Regie von Hans-Joachim Herwald entstandene Adaption ist allerdings auch nicht wirklich die beste Erzählung des Kriminal-Asses, selbst wenn die Sprecher gemeinsam mit dem Regisseur das Beste aus der ordentlichen, aber leider nicht herausragenden Vorlage herausgeholt haben.

Allerdings ist „Der Unheimliche“ nichtsdestotrotz ziemlich verwirrend aufgebaut. Gleich zu Beginn macht man Bekanntschaft mit unheimlich vielen verschiedenen Charakteren und ist wegen des rasanten Erzähltempos sogar manchmal überfordert, die Personen ihrer Position und Rolle entsprechend richtig zuzuteilen. Dies wird noch dadurch erschwert, dass sowohl die männlichen Protagonisten Hallam und Amery als auch die weibliche Besetzung (Luise und Elsa) mit sehr ähnlich klingenden Stimmen vertreten sind, was eine genaue Differenzierung erst nach kurzer Eingewöhnung erlaubt. Da beide jedoch von der ersten Szene an in der Story präsent sind, bleiben Startschwierigkeiten vorprogrammiert.

Auch der Aufbau der Handlung ist nicht jederzeit stringent. Herwald begeht recht viele Sprünge und wechselt die Szenarien meist plötzlich. Viele Fragen bleiben ungeklärt, was für eine Kriminalgeschichte ja eigentlich nur förderlich ist, hier jedoch partielle Verständnisprobleme auslöst. So ist der Zuhörer noch damit beschäftigt, die möglichen Drahtzieher des Mordes an Maurice Tarn in eine nähere Auswahl zu nehmen, als auch schon die Rede auf die große Unbekannte namens Soyoka kommt. Wer oder was sich hinter dieser Gestalt verbirgt und was er beabsichtigt, ist der Ermittlungsauftrag an das Publikum des Hörspiels, während die Polizei unter Leitung von Inspektor William Bickerson sich darum bemüht, die untergetauchte Bande, den Rauschgiftdeal und die korrupten Machenschaften, die sich im Hintergrund vollziehen, aufzudecken. Nach und nach begeben sich beide Seiten – Ermittler sowie Amery und Hallam – jedoch in Widersprüche und verzetteln sich an entscheidenden Stellen. Und dennoch lässt sich bis zum Schluss niemand in die Karten schauen, was schließlich die Spannung antreibt und nach entschlüsselter Verwirrung zu einem mehr als akzeptablen Finale führt.

Problematisch bleibt indes die verspätete Hinzunahme elementarer Figuren. So tauchen zum Beispiel Jessie Tame und ihr Vater recht spät in die Handlung ein, wobei Letzterer nach seinem kurzen Gastauftritt sogar wieder das Weite sucht bzw. stirbt. Und auch der gerissene Bankier Tupperill, bei dem sich der Verdacht erhärtet, er sei in diverse illegale Machenschaften verwickelt, kommt im Laufe des Plots nur selten zum Zuge, weil die Handlung sehr stark auf Amery und Elsa Marlowe ausgerichtet ist. Nicht zu vergessen der scheinheilige Inspektor, von dem man bis zum Schluss nicht weiß, was man von ihm halten soll.

Letztendlich führen all diese Aspekte zu unnötigen Ungereimtheiten während des Hauptstrangs, die das Geschehen zwar insgesamt komplex halten, Entscheidendes aber verbergen. Es spricht für die gute Besetzung, dass sie derartige Schwächen mit einer tollen Performance locker ausgleicht, aber auf den Inhalt und phasenweise auch auf die Spannung bezogen, verhindern solche Tatsachen, dass das volle Potenzial der Story genutzt wird.

Egal jedoch, wie man es nun auslegen will: „Der Unheimliche“ kommt inhaltlich sowie in der etwas unvorteilhaft strukturierten Hörspielfassung nicht an die echten Wallace-Klassiker an. Trotz der genannten Schönheitsfehler bleibt es aber dennoch ein gutes Hörspiel, das man sich nicht bloß zur Vervollständigung, sondern sicherlich auch zur Aufwertung seiner auditiven Kriminalsammlung beschaffen sollte.

http://www.maritim-produktionen.de/

Delaney, Joseph – Spook 2 – Der Fluch des Geisterjägers

Nachdem der junge Geisterjäger-Azubi Tom Ward sein erstes Abenteuer in [„Spook – Der Schüler des Geisterjägers“ 2303 wohlbehalten überstanden hat, läutet Autor Joseph Delaney mit „Spook – Der Fluch des Geisterjägers“ nun die zweite Runde der Geisterjagd und Dämonenbannung ein.

Tom Ward ist mittlerweile seit einem guten halben Jahr bei dem alten Spook in der Lehre und hat schon eine Menge gelernt. Wenn notwendig, lässt Mr. Gregory seinen Schüler sogar schon alleine losziehen, um einen Dämon zu bannen, und der Junge macht seine Sache durchaus gut. Vor ihrer größten Herausforderung stehen die beiden aber schon bald gemeinsam. Sie reisen nach Priestown, um einen Dämon zu besiegen, vor dem einst selbst der alte Spook kapitulieren musste.

In den Katakomben unterhalb der Kathedrale von Priestown treibt der Bane sein Unwesen. Dort hockt er zwar in einer Art Verbannung, da er aber zunehmend mächtiger wird und er die Fähigkeit besitzt, sich in die Gedanken der Menschen einzuschleichen und sie sich gefügig zu machen, ist für den Spook die Zeit gekommen, zu Ende zu führen, was ihm einst versagt bliebt: Den Bane endgültig zu besiegen.

Doch der Bane ist nicht die einzige Sorge des Spooks in der Stadt. Der Inquisitor ist in Priestown eingetroffen, um Hexen und Zauberern auf dem Scheiterhaufen den Garaus zu machen. Der Spook ist für ihn ein besonders prächtiges Opfer, pflegt er doch ganz offensichtlich stetigen Kontakt mit den Mächten der Dunkelheit. Und so kommt es, wie der Leser befürchten müssen: Der Inquisitor verhaftet den Spook und verurteilt ihn zum Tode durch Verbrennen. Nun steht Tom mit seiner Freundin Alice ganz alleine da und muss gleich zwei dringliche Probleme lösen: Den Spook befreien und sich mit dem Bane befassen, und das ist alles andere als einfach …

Schon rein äußerlich steht „Der Fluch des Geisterjägers“ dem Vorgängerroman in keiner Weise nach. Ein schöner Schutzumschlag in der Optik abgegriffenen Leders – das sieht vergleichsweise edel aus und ist eine hübsche Entsprechung zur ohnehin schon sehr liebevoll grafisch aufgepeppten Aufmachung des Innenlebens. „Spook“ ist also schon allein von der Art der Präsentation her ein Leckerbissen.

Erfreulich ist auch, dass der Verlag hier nicht nach dem Schema „außen hui, innen pfui“ verfahren ist, denn der Inhalt steht den Äußerlichkeiten in kaum einer Hinsicht nach. Schon der Auftaktroman war eine schaurig-schöne Geschichte mit einer ordentlichen Prise Fantasy, einem Spritzer historisch angehauchtem Roman und einer wohldosierten Portion Grusel. Aus der Vielzahl an Jugend-Fantasyromanen sticht „Spook“ gerade auch wegen des Gruselfaktors heraus, und das lässt sich auch auf den Nachfolgeband „Der Fluch des Geisterjägers“ beziehen.

Delaney lässt hier wieder die im ersten Roman vertraut gewordenen Figuren agieren: Den alten Mr. Gregory, in dessen Diensten Tom Ward steht, Tom Ward selbst, seine Freundin Alice, die der Leser auch schon aus dem ersten Band kennt, und nicht zuletzt Toms Familie. Insgesamt fasst Delaney den Horizont diesmal etwas weiter. Es geht nach Priestown, in eine Stadt, die Tom vorher noch nie gesehen hat und in der vieles anders ist, als er es kennt.

Gerade für ihn als Schüler eines Geisterjägers ist Priestown ein gefährliches Pflaster. Ein Spook ist hier nicht nur ungern gesehen, sondern lebt in ständiger Angst vor Entdeckung durch die Inquisition, die hier durch die Allgegenwart der vielen Priester der Stadt (der Name kommt schließlich nicht von ungefähr) zahlreiche wachsame Augen hat. Tom und Mr. Gregory gehen ein enormes Risiko mit ihrem Besuch der Stadt ein, und das sorgt für zahlreiche Spannungsmomente.

Überhaupt ist die Spannung sehr zum Greifen. Delaney dreht gleich von Anfang an mächtig an der Spannungsschraube und fesselt dadurch den Leser an die Seiten. Man steckt sofort wieder drin in der Welt des Tom Ward, und wird durch den aufregenden Plot gleich mitgerissen. Die Spannung wird noch greifbarer als im ersten Band, weshalb man das Buch kaum aus der Hand legen möchte – und das dürfte gleichermaßen für Kinder wie für erwachsene Leser gelten.

Der Plot ist zwar größtenteils recht einfach gestrickt, also auch für Kinder bzw. Jugendliche gut zu begreifen, aber das kann den erwachsenen Leser bei all den schönen, schaurig-spannenden Momenten der Geschichte höchstens marginal stören. Delaney lässt zu keinem Moment Langeweile aufkommen und hält das Tempo der Erzählung auf einem gleichmäßig hohen Niveau.

Besonders schön für den Leser ist auch, dass er zu verschiedenen Figuren, vor allem Mr. Gregory und Toms Mutter, einige Hintergrundinformationen bekommt. Die werden sicherlich auch noch für den nächsten Band „Das Geheimnis des Geisterjägers“, der für August 2007 angekündigt ist, von Bedeutung sein.

Bleibt abschließend festzuhalten, dass Joseph Delaney seine „Spook“-Reihe mit dem zweiten Band wunderbar fortgesetzt hat. Die Geschichte ist noch spannender und atmosphärisch dichter als die des ersten Teils, und das stets hohe Erzähltempo fesselt den Leser förmlich an die Seiten.

Insgesamt betrachtet, ist der zweite Band noch düsterer und schauriger als der erste. Wer das Buch also Kindern zur Lektüre geben will, sollte sicherstellen, dass das hier nicht zu harter Tobak ist. „Der Fluch des Geisterjägers“ macht auf jeden Fall Lust darauf, bei „Spook“ am Ball zu bleiben. Wie schön, dass man auf den nächsten Band nicht mehr lange warten muss …

|Originaltitel: The Wardstone Chronicles – The Spook’s Curse, 2005
ca. 350 Seiten
Aus dem Englischen von Tanja Ohlsen
Illustriert von Patrick Arrasmith|
http://www.randomhouse.de/cbjugendbuch/

Dabb, Andrew / Kurth, Steven / Raffaele, Stefano / Weis, Margaret / Hickmann, Tracy – Drachenzwielicht II (Die Chronik der Drachenlanze)

[„Drachenzwielicht I“ 3499

_Story_

Nachdem sich Goldmond bereitwillig für ihre Gefährten geopfert hat, schwört ihr Freund Flusswind Rache für ihr fürchterliches Schicksal. Ein für allemal wollen er und seine Begleiter, die Zwerge, Elfen und Menschen den finsteren Magier Verminaard, die Drakonier und die Drachen besiegen und die Tyrannei über Krynn zerschlagen. Gemeinsam reisen sie nach Qualinost, wo das Volk sich in Aufbruchstimmung befindet. Die einst so prunkvolle Stadt sucht Schutz vor dem bevorstehenden Angriff der finsteren Krieger.

Doch die Gefährten wollen nicht mit ansehen, wie das Land von den bösen Kräften Verminaards überrannt und seine Menschen von ihm versklavt werden. Bei einem Bankett in Qualinost beschließen sie, selber in die Offensive zu gehen und sich in der Festung Pax Tharkas den Urhebern der Tyrannei zu stellen.

Dort angekommen, finden sie ein Bild des Schreckens vor. Die Krieger des Landes leben in Sklaverei und werden durch die Gefangenschaft ihrer Familien in Schach gehalten. Flussmond und seine Leute sehen rot und stürmen die Festung – doch ihren Gegnern hat bislang noch niemand standgehalten.

_Meine Meinung_

„Drachenzwielicht II“ hatte von Beginn an einen sehr schweren Stand und den erheblichen Nachteil, dass der zweite Band der Comic-Adaption zur „Chronik der Drachenlanze“ aufgrund der schwachen ersten Folge in erster Linie Wiedergutmachung für die enttäuschen Eindrücke des Auftakt-Sammelbandes leisten musste. Insofern wurde die Fortsetzung des von Margaret Weis und Tracy Hickman recht finster gehaltenen Epos von der ersten Seite an besonders kritisch beäugt und speziell darauf geachtet, inwiefern es doch noch bewältigt werden könne, die allzu sprunghaften Szenarien ein wenig zu entzerren, ohne dabei das Tempo herauszunehmen. Doch obwohl der zweite Teil mit den Kapiteln 5-8 der Original-Serie diesbezüglich sicherlich einige Fortschritte aufbietet, ist „Drachenzwielicht II“ nur unwesentlich gelungener als der eher durchschnittliche Anfangsband.

Erneut versucht das Autorenteam, eine erhebliche Masse an Handlung auf gerade einmal einhundert Seiten zu platzieren und raubt der Story somit schon einmal jede Gelegenheit, überhaupt ein bisschen Spannung aufzubauen. Vielmehr gleicht das Ganze einer phantastischen Berichterstattung, bei der es mehr darum geht, Fakten zu veräußern als wirklich stimmungsvoll zu erzählen. So schreiten unsere Gefährten von Schauplatz zu Schauplatz, erleben dort über die Folge von ganz wenigen Bildern spektakuläre Ereignisse, ziehen dann aber auch schon wieder fort, ohne dass man einen Eindruck davon bekommen konnte, von welcher Bedeutung die jüngste Begebenheit für die Gesamthandlung sein könnte. Insbesondere die ersten beiden Kapitel, in denen Flussmond, Tanis und die übrigen Gefährten von Landstrich zu Stadt zu Landstrich zu Festung etc. ziehen, besteht aus einem unverhältnismäßigen Kontrast aus erhöhtem Erzähltempo, lediglich dokumentarischer Erlebniskonstruktion und eher plastisch, aber eben nicht sphärisch aufgebauter Spannung.

Dies führt wiederum zu der bereits beim ersten Band vermeldeten Kritik, dass sich die Autoren weder Raum noch Zeit gelassen haben, die detailreichen Events und Highlights der Geschichte hervorzuheben bzw. ihren teils folgenschweren Effekt für den weiteren Verlauf des Plots zu fokussieren. Manche entscheidenden Kämpfe werden zum Beispiel wegen dieser Knappheit gar nicht erst ausgetragen und stattdessen nur als Ergebnis festgehalten.

Spätestens an diesen Stellen nimmt man der Geschichte innerhalb dieser Comic-Adaption ihre Glaubwürdigkeit, denn wenn schon elementare Handlungspunkte außen vor bleiben, warum bemüht man sich dann überhaupt, eine solch fantastische Serie in illustrierter Form aufzuarbeiten? Es ist jedenfalls schwer vorstellbar, dass die Möglichkeit zu einer erheblicheren Ausweitung mitsamt der damit einhergehenden Detailverliebtheit nicht gegeben war. Schließlich hätte sich jeder Anhänger des „Dungeons & Dragons“-Universums riesig darüber gefreut, ein qualitativ adäquates Pendant zu einer der zweifellos besten Storys der „Drachenlanze“-Serie zu entdecken. Doch diesem Anspruch wird auch das zweite Sammelalbum von „Drachenzwielicht“, trotz deutlicher Verbesserungen im Vergleich zum Vorgänger, zu keiner Zeit gerecht. Leider!

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Indriðason, Arnaldur – Engelsstimme

Der isländische Schriftsteller Arnaldur Indriðason hat geschafft, wovon andere Krimiautoren nur träumen können: Zweimal wurden seine Bücher mit dem „Nordic Crime Novel’s Award“ ausgezeichnet – eine Ehre, die bislang keinem anderen Autor zuteil wurde. Und gerade in Zeiten, wo sich der allseits verehrte Henning Mankell aus dem Krimigenre zurückgezogen zu haben scheint, ist Platz für andere Talente wie eben Indriðason. In „Engelsstimme“ beweist er, dass sein Krimiheld Erlendur nicht nur weit zurückliegende Mordfälle lösen kann, sondern auch aktuelle, wenngleich sie ebenfalls fest in der Vergangenheit verwurzelt sind.

In einem Hotel in Reykjavík wird kurz vor Weihnachten die als Weihnachtsmann verkleidete Leiche des Portiers Guðlaugur in seiner kleinen Kellerkammer tot aufgefunden. Guðlaugurs Hosen sind noch heruntergelassen und ein Kondom ziert seinen Leichnam. Erlendur und seine Kollegen sind schockiert und machen sich auf die Spurensuche.

Doch zunächst tappen sie im Dunkeln, denn im Hotel scheint niemand Kontakt gehabt zu haben zu dem mysteriösen Portier, der im Hotel das Mädchen für alles war und seit vielen Jahren in einer kleinen Kammer im Keller hauste und dort vom Hotelmanager geduldet wurde. Der hat jetzt allerdings eher Sorge, dass in seiner Hauptsaison zu Weihnachten und Silvester das Hotel geschlossen werden muss oder dass Gäste fernbleiben, wenn sie von dem Mord hören. Als die Polizisten schließlich von allen Hotelangestellten und Gästen Speichelproben nehmen, weil das Kondom Speichelreste aufweist, ist die Panik im Hotel groß. Doch ein kleiner Notizzettel in Guðlaugurs Zimmer ist es, der für eine erste Spur sorgt, denn laut diesem war Guðlaugur an einem Abend mit einem gewissen Henry verabredet.

Henry stellt sich schließlich als Schallplattensammler aus England heraus, der sich auf Chorknaben spezialisiert hat. Und wie Erlendur dann herausfinden muss, war Guðlaugur in seiner Kindheit einer der besten Chorknaben, der allerdings mitten in einem wichtigen Konzert in den Stimmbruch kam, woraufhin seine Engelsstimme verloren war. Da der Stimmbruch sehr früh kam, sind Guðlaugurs Plattenaufnahmen inzwischen viel Geld wert. Henry wiederum möchte die restliche Auflage kaufen, damit seine eigenen Platten noch mehr an Wert gewinnen.

Um der Lösung des Falles auf die Spur zu kommen, quartiert Erlendur sich kurzerhand im Hotel ein, damit er gleich vor Ort ist und um der einsamen Stille zu Hause zu entfliehen. Doch kann er im Hotel nicht seiner Tochter Eva Lind entkommen, die ihn praktisch jeden Abend besucht und ihn dabei teilweise in verhängnisvollen Situationen antrifft. Aber das soll nicht Erlendurs einzige Sorge sein, denn vor allem Guðlaugurs Schwester und der querschnittsgelähmte Vater geben ihm Rätsel auf: Als sie vom Tod Guðlaugurs erfahren, zeigen sie keinerlei Trauer. Was ist in dieser geheimnisvollen Familie vorgefallen? Erlendur wird es herausfinden und dabei wieder weit in die Vergangenheit zurückgehen …

Arnaldur Indriðason beweist erneut auf seine unvergleichliche Weise, dass er sich seinen Platz in den internationalen Bestsellerlisten vollauf verdient hat, und er zeigt eindrucksvoll, dass sein Held Erlendur nicht nur längst vergangene Mordfälle lösen kann, sondern sich auch neuen Mordopfern mit Leidenschaft widmet. Doch dieser Roman wäre kein echter Indriðason, wenn die Vergangenheit nicht eine große Rolle spielen würde, und so liegt auch die Lösung für diesen Todesfall in der Vergangenheit begraben. Denn das Mordopfer war noch ein kleiner Junge, als sein Leben eine schreckliche Wende nahm: Bei seinem wichtigsten Auftritt vor zahlreichen Zuschauern versagt ihm die Stimme und der junge Guðlaugur wird öffentlich ausgelacht. Sein strenger Vater kann ihm den frühen Stimmbruch und das verfrühte Ende seiner Karriere nicht verzeihen, doch was ist noch vorgefallen in dieser Familie?

Auch der mysteriöse Plattensammler Henry hat einiges zu verbergen und verstrickt sich immer wieder in Lügengeschichten. Als sich der Kreis langsam um ihn schließt, versucht er zu fliehen, doch natürlich hat er die Rechnung ohne Erlendur gemacht, der ihn wieder aufspüren kann und auch einige dunkle Geheimnisse aus Henrys Leben ans Tageslicht bringt. Guðlaugurs Schwester steht Henry in nichts nach, nur häppchenweise macht sie Zugeständnisse. Zunächst will sie gar nichts mit der Polizei zu tun haben, da sie der Mord an ihrem Bruder nichts anzugehen scheint. Als sich die Ermittlungen jedoch immer mehr um sie drehen, kommt sie langsam mit der Wahrheit heraus, verrät aber immer noch nur so viel, wie unbedingt notwendig scheint. Und dann wären da noch einige Hotelangestellte, die sich quer stellen und Erlendur bei seiner Ermittlung behindern wollen. Nicht jeder stimmt dem Speicheltest zu und niemand will gesehen haben, dass Guðlaugur Besuch bekommen hat, der vielleicht der gesuchte Mörder hätte sein können. Viele Verdächtige tauchen also auf, und als Leser tappt man gemeinsam mit Erlendur im Dunkeln und ist dem Krimihelden niemals einen Schritt voraus.

Wieder einmal schickt Indriðason seinen Ermittler los, um einen mysteriösen Mordfall zu lösen. Wieder einmal werden ihm viele Steine in den Weg gelegt, und auch privat läuft es alles andere als gut. Weihnachten steht vor der Tür und Erlendur möchte diesem Familienfest am liebsten entfliehen, denn seine Tochter Eva Lind hat den Verlust ihres Babys immer noch nicht verwunden und Erlendur sucht noch immer die Frau seines Lebens. Ein Rendezvous bringt er immerhin zustande, doch auch dieses findet kein glückliches Ende. Krimihelden müssen einfach tragisch sein, auch Indriðason unterstreicht dies in jedem seiner Romane. Auch Erlendurs verschollener Bruder lässt ihn immer noch nicht los, obwohl das schreckliche Schneegestöber, aus dem Erlendurs Bruder nicht gerettet werden konnte, inzwischen viele Jahre zurück liegt. Mit jedem Roman lernen wir Erlendur näher kennen, Indriðason zeichnet seinen Krimihelden mit viel Liebe und fügt seinem Bild mit jeder Geschichte eine neue Facette hinzu, sodass uns Erlendur immer sympathischer wird, auch wenn er manchmal ein komischer Kauz sein kann.

Doch nicht nur in Sachen Charakterzeichnung punktet Indriðason, auch sein Kriminalfall hat es in sich und weiß vollauf zu überzeugen. Zwar packt Indriðason keine politischen Probleme an wie manche seiner Kollegen, und er kommt auch mit wenigen Leichen und wenig Blutgemetzel aus, doch seine Fälle sind nicht minder spannend. Indriðasons Geschichten sind etwas leiser und stiller als die Krimifälle, die in Schweden oder auch Norwegen zu lösen sind, dafür sind seine Kriminalromane meist sehr ausgefeilt und gut choreografiert. Indriðason hat einfach alles, was das Krimiherz beglückt, und so weiß er auch mit „Engelsstimme“ wieder einmal zu überzeugen. Selbst seine finale Wendung, die am Ende noch einmal alles über den Haufen wirft, ist glaubwürdig in die Geschichte eingebaut, sodass man das Buch zufrieden zuklappen und sich auf den nächsten Indriðason freuen kann!

http://www.bastei-luebbe.de

Agatha Christie – Tod in den Wolken

Hoch in der Luft wird eine unbeliebte Dame ins Jenseits befördert. Mit an Bord des Fliegers: Detektiv Hercule Poirot, der auf bewährte Weise seine kleinen grauen Zellen strapaziert, um die scheinbar unmögliche Tat aufzuklären … – Agatha Christies Variation des klassischen „Whodunit“ versammelt erneut eine überschaubare Schar von Verdächtigen in einem verschlossenen Raum. Keiner kann’s, doch einer muss es gewesen sein, und gemeinsam mit Poirot ermittelt der Leser bis zum überraschenden Finale: Krimi Vergnügen der sowohl altmodischen als auch zeitlosen Art.
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Arakawa, Hiromu – Fullmetal Alchemist 4

[Band 1 2885
[Band 2 3147
[Band 3 3425

_Story_

Nach einer Explosion im fünften Forschungsinstitut geraten Alphonse und Edward in arge Bedrängnis. Letzterer muss sich gegen die gerissene Envy behaupten und trägt schwerwiegende Verletzungen davon. Mit Winrys Unterstützung kommt er rasch wieder auf die Beine, muss sich nun aber vor den Kollegen in der Armee rechtfertigen, die den heimlichen Vorstoß der beiden Elric-Brüder nicht gutheißen können.

Das zerbrochene Vertrauen innerhalb des Militärs überträgt sich jedoch auch auf Alphonse und Edward, nachdem Al sich mittlerweile immer stärker mit dem Gedanken auseinandersetzen muss, dass in Wirklichkeit lediglich die Erinnerung an Alphonse Elric hinter seiner metallenen Rüstung steckt, nicht jedoch die lebendige Person. Dennoch ist der gemeinsame Wille, den Stein der Weisen zu entdecken und das Schicksal herauszufordern, ungebrochen. Als Oberleutnant Hughes dann jedoch plötzlich heimtückisch ermordet wird, werden ihre Pläne vorerst auf Eis gelegt. Was steckt hinter diesem eigenartigen Komplott, der dieses Opfer forderte?

_Meine Meinung_

Im vierten Band um die Elric-Brüder führt Hiromu Arakawa zum ersten Mal im Laufe der Serie den Strang konsequent fort. Das Aufeinandertreffen von Alphonse und Edward auf der einen und Lust und Envy auf der anderen Seite entwickelt sich zu einem erbitterten Kampf, der beinahe in einer Katastrophe endet. Keiner der beiden Brüder kommt ungeschoren davon, wobei der Schmerz, den Al erleiden muss, eher seelischer Natur ist. Ed hingegen erhält eine Ganzkörperbandage und er bedarf der mentalen und physischen Unterstützung Winrys, um schnell wieder auf die Beine zu kommen. Doch unterdessen muss er die Schelte seiner Kollegen in der Armee fürchten. Dort holt er sich zwar eine geladene Watsche ab, realisiert dann jedoch, dass er als Fullmetal Alchemist über den Dingen stehen sollte und sich nicht als untergebener Soldat behandeln lassen muss. Dies stimmt ihn jedoch auch kaum besser, als er von den Befürchtungen seines Bruders erfährt. Gemeinsam resümieren sie die gemeinsamen letzten Wochen und Ereignisse und kommen zu dem Schluss, dass Alphonse realistisch betrachtet die reale Inkarnation von Alphonse ist. Ob dies aber auch tatsächlich der Fall ist, bleibt unerwiesen.

Während die Elric-Brüder über Moral und persönliche Hintergründe diskutieren, taucht der harmoniebedürftige Oberleutnant Hughes ins Szenario ein und nervt seine Soldaten mit dem ständigen Gerede über seine Familie zu Tode. Doch hinter seinem penetranten Getue scheint sich mehr zu verbergen, als man zunächst erahnen mag. Als Hughes dann auf zwielichtige Art und Weise um die Ecke gebracht wird, eröffnet dies viele Freiräume zur Spekulation. Die Geschichte dokumentiert den Vorfall zwar aus nächster Nähe und zeigt auch ganz offen den Attentäter, doch kann man sich fürs Erste gar keinen Reim auf diesen Akt machen. Die Geschichte wird komplexer, sowohl für den Leser als auch für die Protagonisten, deren Suche nach dem Stein der Wesen nach wie vor höchste Priorität hat. Doch weder Lust und Envy noch die neue unbekannte Kraft schlafen diesbezüglich und setzen dem Brüderpaar ständig neue Hindernisse in den Weg. Und außerdem wäre da noch der untergetauchte Scar, der im Hintergrund bereits die nächsten Missetaten vorbereitet und die Serie weiter spannend hält.

Band 4 der preisgekrönten Serie bietet einmal mehr witzige, aber auch ziemlich spannende Unterhaltung, begleitet durch einen emotionalen Strang um die Geschichte Alphonses. Die Handlung entwickelt in der jüngsten Ausgabe eine neuerliche, aber schließlich nur dezente Komplexität und fügt währenddessen geschickt neue tragende Charaktere und Ideen in die Story ein. So geht es temporeich und fließend weiter, wenngleich große Überraschungen im aktuellen Band ausbleiben. Macht jedoch im Grunde genommen nichts, denn „Fullmetal Alchemist 4“ verfügt über die gewohnt überzeugenden Qualitäten früherer Ausgaben und ist dementsprechend auch eine gelungene Fortsetzung der tollen, mittlerweile auch auf DVD erhältlichen Reihe.

[Verlagsseite zur Reihe]http://www.paninicomics.de/?s=gruppen&gs__gruppe=10426

Verlagsspezial: http://www.paninicomics.de/fma/

Jonathan Rabb – Die Eisenreich-Verschwörung

Rabb Eisenreich Cover TB 2004 kleinDas geschieht:

In Washington wurde vor einiger Zeit eine streng geheime Untersuchung beschlossen. Diverse ultra-reaktionäre und rechtsradikale Gruppen sollen darauf überprüft werden, ob sie dem Staat gefährlich werden könnten und aus dem stets verdächtigen Ausland Unterstützung erfahren. Dahinter steckt der „Aufsichtsausschuss“, eine der Öffentlichkeit nicht bekannte Abteilung des US-Außenministeriums, die einst gegründet wurde, um jenseits der lästigen Knechtschaft durch niedergeschriebene Gesetze die Bösen dieser Welt zu strafen und auszuschalten.

Agentin Janet Trent taucht hinab in den Sumpf selbst ernannter Tugendwächter und fanatischer Seelenretter, in dem es seit einiger Zeit gefährlich brodelt: Eine Welle äußerst brutaler, dabei militärisch präzise organisierter Terroranschläge erschüttert die USA. Der Aufsichtsausschuss rätselt, ob es der fundamentalistische TV-Demagoge Jonas Tieg ist, der Furcht und Schrecken säen lässt, um die USA innenpolitisch zu destabilisieren und so die Herrschaft an sich zu reißen. Jonathan Rabb – Die Eisenreich-Verschwörung weiterlesen

Bargen, Ascan von – Legenden des Abendsterns, Die

Der |Ubooks|-Verlag ist bekannt für sein ausgefallenes Programm, und dementsprechend passt „Die Legenden des Abendsterns“ von Ascan von Bargen perfekt zu dem kleinen Verlag in der Nähe von Augsburg.

Seltsame Dinge ereignen sich in der Umgebung von London im 17. Jahrhundert. Tote werden gefunden, deren Körper auf grausame Art und Weise entstellt und mit Tätowierungen übersät sind. Als ob das noch nicht genug wäre, erstehen einige der Toten wieder auf.

Grund dafür ist „die Hurentochter“, eine tote Göttin, die einst von einer Gruppe junger Männer zum Leben erweckt wurde und sich nun ihrer Macht besinnt. Die meisten Männer des magischen Zirkels sind bereits verstorben. Einzig Dunclan Claireborne, Sohn des Mannes, der damals den Schaden anrichtete, hält die Waffe gegen die Göttin in der Hand: der Brief seines Vaters. Schafft er es, rechtzeitig die darin enthaltene Botschaft zu enträtseln?

Ascan von Bargen hat es sich zur Aufgabe gemacht, in seinem Buch das England des 17. Jahrhunderts wieder aufleben zu lassen, und das ist ihm sehr gut gelungen. Der Barock hatte zu dieser Zeit seinen Höhepunkt und dementsprechend prunkvoll sind die Menschen gekleidet und gestalten ihren Lebensstil teilweise sehr ausschweifend.

Von Bargen lässt seinen Blick allerdings nur kurz auf dem Prunkgehabe ruhen. Er nutzt den Hintergrund des Barock, um eine sehr finstere Geschichte voll zwielichtiger Gestalten, Degenkämpfe und schlechter Sitten zu stricken, ohne dabei zu sehr die Sex-and-Crime-Schiene zu fahren. Im Gegenteil schafft er es, einen düsteren, aber nicht überzogenen Schauplatz zu kreieren, der einen sehr authentischen Hintergrund für die gruselige Handlung bietet.

Selbige ist nicht wirklich stringent und scheint ab und zu ins Leere zu verlaufen, fängt sich aber auch immer wieder. Leider bleiben die Personen und ihre Motive dem Leser so gut wie verschlossen, weshalb der Zugang zu diesem Buch schwer fällt. Trotzdem kommt man nicht umhin, von Bargens Sorgfalt und Detailgenauigkeit zu loben, auch wenn er diese manchmal so übertreibt, dass das eigentliche Ereignis darin verloren zu gehen scheint.

Die Personen fügen sich gut in dieses Schema ein. Auch sie sind sehr detailreich und scharf umrissen, der Epoche entsprechend. Leider wirken sie etwas steif und es fällt schwer, sich in sie hineinzuversetzen. Erneut stolpert der Autor hier über seinen sehr stark ausschmückenden Stil. Es fällt schwer, zwischen all den Beschreibungen die Person durchschimmern zu sehen, die der Leser sich gerne mit seiner Fantasie selbst zu einem originellen Charakter zusammengesetzt hätte. Ausführliche Beschreibungen sind keine Schande. Wenn sie jedoch geradezu diktatorisch jede Wolke, jeden Stein und jedes noch so kleine Wesensmerkmal wiederzugeben versuchen, engen sie sehr stark ein.

Schuld an dieser Kleinteiligkeit ist sicherlich auch von Bargens Schreibstil, an dem rein technisch nichts auszusetzen ist. Er schreibt sicher, wählt seine Worte treffend und weiß, wie man einen abwechslungsreichen Satzbau schafft. Er passt seine Schreibe ein wenig der Epoche in seinem Buch an, ohne den Leser jedoch zu überfordern. Er unterfordert ihn aber auch nicht. Es ist Konzentration vonnöten, sich durch die dichten Sätze zu kämpfen, was allerdings nicht negativ ist.

Was dagegen viel mehr Probleme bereitet, ist van Bargens bereits erwähnte Art, so umfassend wie möglich zu schreiben. Bei Handlung und Personen fällt das zwar auf, stört aber nicht wirklich. Im Schreibfluss dagegen ist die Anzahl von erklärenden Sätzen und vor allem von ergänzenden Adjektiven – stellenweise befindet sich vor jedem Nomen eines – manchmal irritierend. Hier wäre etwas weniger mehr gewesen, denn diese Fülle von Informationen erfordert manchmal enervierend viel Konzentration.

In der Summe hat Ascan von Bargen eine interessante, nostalgische Horrorgeschichte geschaffen, die mit einigen Struktur- und Schreibproblemen zu kämpfen hat. Trotzdem kann man von „Die Legenden des Abendsterns“ nicht behaupten, dass es nicht gelungen wäre. Dafür ist der Inhalt zu qualitativ hochwertig und der Schreibstil, trotz der Überfülltheit, zu geschliffen.

http://www.ubooks.de
http://www.ubooksshop.de

_Ascan von Bargen bei |Buchwurm.info|:_
[„Annwyn – Die Tore zur Anderwelt“ 1825
[„Annwyn 2“ 2266

Körber, Joachim (Hg.) – zweite Buch des Horrors, Das

Zehn Kurzgeschichten aus den Jahren zwischen 1920 und 1940, in denen aus der klassischen Gespenstergeschichte das „kosmische Grauen“ des [H. P. Lovecraft 345 und seiner diffusen, aber gemeingefährlichen „anderen Wesen“ aus Zeit und Raum entsprang:

_Stefan Grabinski: Der Blick_ („Spojrzeme“, 1922), S. 11-28 – Wenn gewisse Philosophen Recht haben und diese Welt nur eine Illusion ist – wie sieht dann die Realität aus? Grauenhaft, wie Dr. Odonicz weiß, aber er kann es uns sicher nicht mehr mitteilen …

_Jean Ray: Die weiße Bestie_ („La bete blanche“, 1925), S. 29-38 – Ein Einsiedler entdeckt in den Wäldern der Ardennen eine tiefe Höhle, darin eine Goldader – und einen missgestimmten Überlebenden aus der Urzeit …

_Seabury Quinn: Der Poltergeist_ („The Poltergeist“, 1927), S. 39-72 – Jules de Grandin, französischer Meisterdetektiv des Okkulten, rettet eine schöne Maid aus den Klauen eines geilen Gespenstes …

_Howard Phillips Lovecraft: Cthulhus Ruf_ („The Call of Cthulhu“, 1928), S. 73-120 – Des alten Forschers Großneffe und Erbe entdeckt im Vermächtnis Spuren, die auf die Existenz eines Äonen alten Kultes hinweisen, der sich zum Ziel setzt, recht unangenehme „Gottheiten“ auf die Welt zu bringen …

_Frank Belknap Long: Die Dämonen von Tindalos_ („The Hounds of Tindalos“, 1929), S. 121-144 – Allzu neugierig ist ein Forscher, der mit Hilfe einer Droge in die Zeit zurückreist und herausfindet, wer tatsächlich hinter dem biblischen Sündenfall steckt …

_Lady Cynthia Asquith: Gebe Gott, dass sie in Frieden ruht_ („God Grante That She Lye Still“, 1931), S. 145-196 – Ein Unfall riss die junge Frau einst aus ihrem Leben, das sie mehr liebte als ihr Seelenheil. Nun drängt sie zurück ins Diesseits und liefert sich mit einer Nachfahrin einen Kampf auf Leben und Tod um deren Körper …

_David H. Keller: Das Ding im Keller_ („The Thing in the Cellar“, 1932), S. 197-208 – Der kleine Junge fürchtet sich vor dem dunklen Keller. Die beschämten Eltern beschließen, ihn durch eine Schocktherapie zu „heilen“; die spektakulären Folgen dürften zumindest den Leser nicht überraschen …

_Clark Ashton Smith: Teichlandschaft mit Erlen und Weide_ („Genius Loci“, 1933), S. 209-240 – Ein böser Geist nistet an einem verwunschenen Ort, wo er auf unvorsichtige Besucher lauert, um sie ins Verderben zu locken …

_Robert Bloch: Das Grauen von den Sternen_ („The Shambler from the Stars“, 1935), S. 241-258 – Wissen ist Macht; dieses alte Sprichwort bewahrheitet sich für einen Amateur des Okkulten, dem der Zufallsfund eines Zauberbuches ersehnte Gewissheiten und einen grausigen Besucher bringt …

_August Derleth: Jenseits der Schwelle_ („Beyond the Threshold“, 1941), S. 259-302 – In den finsteren Wäldern Neuenglands öffnet ein fanatischer Forscher das Tor zu einer Welt, die von abgrundtief bösen, nur halb stofflichen, aber übermächtigen Kreaturen aus der Urzeit des Universums bevölkert wird …

Die 20er Jahre des 19. Jahrhunderts waren eine Zeit des Umbruchs. Der I. Weltkrieg hatte in Europa die politische Landkarte verändert und gewaltige soziale Umbrüche in Gang gesetzt. Gleichzeitig machten die Naturwissenschaften enorme Fortschritte. Besonders die Physiker drangen in Sphären vor, die sich von den meisten Menschen nur noch ansatzweise erfassen ließen.

Kunst und Literatur blieben von diesen Entwicklungen nicht unberührt. Im phantastischen Genre ging die Ära der klassischen Gespenstergeschichte zu Ende. Natürlich verschwand sie weder abrupt noch vollständig. In dieser Sammlung treffen wir sie bei Seabury Quinn (1889-1969), Lady Cynthia Asquith (1887-1960), David Henry Keller (1880-1966) und Clark Ashton Smith (1893-1961), wobei sie das gesamte Spektrum von trivial (Quinn) über psychologisch (Asquith) bis atmosphärisch (Smith) abdeckt.

Eindrucksvoll ragt aus diesem Quartett die Story von Keller heraus. Dieser recht unbekannte, nicht besonders produktive Autor legt hier eine Geschichte vor, die ihrer Zeit weit voraus ist. Fast dokumentarisch und mit knochentrockenem Humor erzählt er eine bitterböse Gespenstergeschichte, deren Gespenst wie kein einziges Mal zu sehen bekommen. Jeder Satz, jedes Wort steht im Dienst der Geschichte – die Wirkung ist beispielhaft für das Genre!

Jean Ray (d. i. Raymond Jean Marie de Kremer, 1887-1964) baut zumindest in dieser Kollektion eine Brücke zwischen dem „alten“ und dem „neuen“ Horror. Seine „Weiße Bestie“ ist kein übernatürlicher Spuk, sondern ein der Forschung bisher fremdes, aber sehr lebendiges Wesen, das dort, wohin der kluge Zeitgenosse seine Nase nicht stecken sollte, auf allzu Neugierige nicht einmal lauert, sondern einfach nur sein Territorium gegen Fremdlinge verteidigt.

Dieses Konzept wurde Ende der 1920er Jahre von Howard Phillips Lovecraft (1890-1937) weiter entwickelt und zur Vollendung gebracht. „Cthulhus Ruf“ steht am Anfang einer neuen Ära. Lovecrafts böse Geißeln leben in einer Art Parallelwelt, aber auch sie sind und waren durchaus lebendig. Damit verbinden die Cthulhu-Geschichten die Genres Horror und Science-Fiction.

Die SF gab es zwar schon, aber auch sie hatte just einen neuen Entwicklungsschub bekommen: Mitte der 1920er Jahre fand sie einen reichen Nährboden in den „Pulps“, auf billiges, holzhaltiges Papier gedruckte Magazine. Sie wurden gern gekauft und prägten die Szene etwa ein Vierteljahrhundert. Der Bedarf an Geschichten war gewaltig, die Leser jung, der Gegenwart verhaftet und von der Zukunft fasziniert. Grusel aus der guten, alten Zeit stand nicht mehr hoch im Kurs. Schneller und härter – oft genug auch flacher – wurde die Gangart. Bewährte Ideen wurden gern kopiert oder variiert.

Frank Belknap Long (1903-1994), ein Vollprofi der Pulp-Epoche, beweist es mit „Die Dämonen von Tindalos“. Eine spannende, aber routinierte und kaum originelle Geschichte, die Lovecraft indes nicht gefallen haben dürfte, weil Long etwas tut, das der Einsiedler aus Providence stets vermieden hat: Er verquickt den Cthulhu-Kosmos mit der christlichen Mythologie und weist dem tintenfischköpfigen Unhold und seinen nicht minder unfreundlichen Genossen die Rolle schnöder Bibel-Dämonen zu.

Robert Bloch (1917-1994) macht es mit „Das Grauen von den Sternen“ besser. Trotz seiner Jugend – er war 1935 gerade 18 Jahre alt – kopiert er Lovecraft (der den jungen Kollegen schätzte und förderte) nicht einfach, sondern bringt eigene Ideen in den Cthulhu-Mythos ein. Dazu gehört vor allem „De Vermis Mysteriis“, das fiktive Zauberbuch des Erzmagiers Ludvig Prinn, das der Cthulhu-Jünger heute ebenso häufig zitiert wie Lovecrafts „Necronomicon“.

Lovecraft tritt übrigens persönlich in Blochs Geschichte auf. Der Schriftsteller, der ein ereignisarmes Leben führte, wird hier durch ein Ende geadelt, wie es einem Sucher nach der Realität des Grauens zukommt: Er stirbt in den Klauen einer wirklich fiesen Kreatur, was wiederum ein Insider-Gag ist, da es Abdul Alhazred, den Verfasser des „Necronomicons“, genauso erwischt hatte.

August Derleth (1909-1971) gilt als Lovecrafts treuester Jünger, Diener, Nachfolger und Retter. Unermüdlich hat er nach 1937 dessen Werk an die Öffentlichkeit gebracht. Dass Lovecraft den Ruhm der Gegenwart genießt, verdankt er vor allem Derleth. Gleichzeitig hat sich Derleth Freiheiten herausgenommen, die sein Meister kaum gutgeheißen hätte. Dies betrifft Derleths Drang, das kosmische Grauen Lovecrafts zu „ordnen“, d. h. Cthulhu und die Seinen in eine Art dunklen Götterhimmel einzupassen. Doch für Lovecraft gehört das Chaos mit zum Konzept. Verstehen heißt auch: die Furcht verlieren. Das kann kaum im Sinne einer Gruselgeschichte sein.

Fleißig bastelte Derleth an seiner „verbesserten“ Lovecraft-Vision. Lücken im Konzept werden mit eigenen Kreationen gefüllt. Cthulhu wird dabei zu einer Art Elementargeist unter vielen anderen, deren Namen schwierig zu merken sind. Dass man das noch weiter treiben kann, bewies Derleth 1945 mit „The Lurker at the Threshold“, ein Roman, der unzweifelhaft eine Erweiterung von „Jenseits der Schwelle“ darstellt, und in dem sich die bösen Götter aus dem All quasi gegenseitig auf die Füße treten.

Eine hochinteressante Fußnote stellt Stefan Grabinskis (1887-1936) „Der Blick“ dar. Diese Geschichte belegt, dass Lovecraft weder der erste noch der einzige war, der das Konzept des „kosmischen Horrors“ fand. Grabinski bedient sich seiner bereits 1922 völlig unabhängig von der US-amerikanischen Pulp-Szene und mit einer Souveränität, die belegt, dass diese Veränderung offensichtlich in der Luft lag.

Volkers, Mara (Lorentz, Iny) – Reliquie, Die

Mara Volkers ist das Pseudonym von Iny Lorentz. Iny Lorenz ist wiederum das Pseudonym eines Autorenehepaars namens Iny und Elmar. Lorenz hieß Elmars Vater, daher der Nachname Lorentz. Mara stammt vom Namen Elmar ab und Volker hieß Inys Vater, deswegen Mara Volkers. Auch eine Methode, um an ein Pseudonym zu kommen.

„Die Reliquie“ ist bisher das einzige Buch, das unter dem Namen Mara Volkers erschien, während als Iny Lorentz zahlreiche historische Romane wie z. B. [„Die Kastratin“, 980 „Die Wanderhure“, „Die Kastellanin“ oder „Die Tatarin“ erfolgreich veröffentlicht wurden.

_Die Story:_

Im Jahre des Herrn 1268: Der Graf Walther von Eisenstein regiert sein Land brutal und gewissenlos, denn er ist sich seines Einzuges ins Paradies gewiss. Dank eines Holzsplitters vom Kreuze Jesu Christus, den einst einer seiner Vorfahren im Kampf um das Heilige Land mit nach Hause brachte, sind die Seelen seiner Sippe auf alle Ewigkeit gerettet. Für ihn ein Grund, nach Lust und Laune zu morden, zu vergewaltigen und zu rauben. Dabei hat er es vor allem auf das Land seiner Nachbarn und Freibauern abgesehen.

So kommt es eines Tages, dass er den Freibauernhof von Otto und Anna überfällt, den Bauern zusammenschlagen und die Frau mehrfach vergewaltigen lässt. Er lässt die beiden als Hörige in eine Kate bringen und beschlagnahmt sowohl das Land als auch die Tochter Elisabeth, die er als Geliebte mit auf seine Burg nimmt. Die jüngere Tochter Bärbel wird ebenfalls eingesackt, allerdings als hörige Arbeitskraft im Stall, in der Küche oder wo man sie sonst brauchen kann.

Derweil kümmert sich der Meister Ardani um die Kräuterfrau Usch, die von Rache an dem Grafen träumt. Der Zauberer ist sich Bärbels Wert sehr bewusst, durch ihre Verwandtschaft dritten Grades mit dem Grafen ist sie die Einzige, die die Reliquie an sich bringen und damit den Segen von dem Tyrannen nehmen kann. Also befiehlt er der Kräuterfrau, das Mädchen unter ihre Fittiche zu nehmen, dafür zu sorgen, dass das Kind rein und unschuldig bleibt. Usch verwandelt daraufhin die Kleine in einen sogenannten Waldschrat, ein schmutziges, unförmiges Ding, das alle anderen für verrückt halten. Und es wirkt, Bärbels Unschuld bleibt unberührt …

Bleibt also nur noch, die Reliquie zu entwenden und allem Bösen den Garaus zu machen …

_Meine Meinung:_

Dieses Buch beinhaltet historischen Roman, Fantasy-Story und Märchen in einem. Zauberer, Geister, Dämonen und Engel bestimmen die Handlung genauso konsequent wie Grafen, Hörige, Mönche und Eremiten. Hier findet der Leser alles: Krieg und Liebe, Gewalt und Romanze, Intrigen und Verbündungen, Habgier und Freundschaft.

Die Charaktere sind sehr gut ausgearbeitet und verströmen eine gewisse Lebendigkeit, die die Seiten schnell vorbeifliegen lässt. Insbesondere der Graf Walther besticht durch eine eiskalte Intelligenz und Bösartigkeit, zieht mordend und plündernd durch sein Land, und was er nicht mit Gewalt erreicht, besorgt er sich mit hinterhältiger Betrügerei.

Dem gegenüber steht das Kind Bärbel, das durch den Zauberer auf sein Erbe erst hingewiesen werden muss und damit nicht wirklich umzugehen weiß. Sie verlässt sich auf ihre Freundin Usch, die allerdings wiederum unter dem Einfluss des Meisters steht, und auf ihre Intuition, die ihr doch immer wieder aus unangenehmen Situationen helfen kann.

Ihre Schwester ist das Betthupferl des Grafen und trägt alsbald dessen Kind unter ihrer Brust. In der Hoffnung, ihr Sohn werde der nächste Graf, lässt Elisabeth ihr Schwesternding gnadenlos fallen und widmet sich nur noch ihrer neuen Karriere. Auch Bärbels Eltern nehmen im Anblick einer neuen Aufstiegsmöglichkeit Abschied von ihrem zweiten Kind, wollen eigentlich nur noch Nachrichten über die „richtige“ Tochter erfahren. Bärbel steht ziemlich allein, bis ein alter Eremit auf der Burg auftaucht und ihr ebenfalls den Auftrag gibt, den Kreuzessplitter zu stehlen.

Selbst die Nebencharaktere sind dicht konstruiert, soll heißen, füllen ihre Rollen mit Realitätssinn und eigenem Stil voll und ganz aus. So ist z. B. des Grafen Haushaltsvorsteherin in diesen verliebt und geifert nach der Ehre, in seinem Bett liegen zu dürfen. In einem Anfall von Wahnsinn will sie ihn mit Hexentrunk verführen und zeigt dabei ihr wahres Gesicht: Durch jahrelangem Verzicht ist sie gelb vor Neid und gemein gegenüber allen weiblichen Wesen in Gegenwart des Grafen. Kurzerhand lässt der Graf sie von allen verfügbaren Knappen und Knechten vergewaltigen.

Der Roman besticht nicht nur durch eine gute Geschichte, sondern ebenfalls durch einen flüssigen und schönen Schreibstil. Häufiger Szenenwechsel hält die Spannung aufrecht und die Detailbeschreibungen sind meiner Meinung nach im richtigen Maß: nicht zu viel, dass es langweilte, und nicht zu wenig, dass man sich nichts vorstellen könnte. Es ist natürlich Unterhaltungsliteratur und dementsprechend gibt es keinerlei Leseschwierigkeiten im Schreibstil. Angenehm und sehr fließend gleiten die Wörter dahin und lassen die passenden Bilder vor dem geistigen Auge entstehen. Allerdings sind die Gewaltszenen doch schon recht deutlich geschildert, und was fehlt, entsteht im Kopf des Lesers sowieso noch dazu. Das ergibt zwischendurch immer mal wieder leichtes Entsetzen, zeigt aber auch sehr nüchtern, wie grausam das Leben in der damaligen Zeit halt war.

Was mich inhaltlich etwas irritierte, war der deutliche Anstieg der fantastischen Elemente zum Schluss des Buches. Auf einmal wimmelte es nur so von Geistern, Engeln und Dämonen. So hatte ich das nicht erwartet, als ich den Roman zu lesen begann. Doch irgendwie passt diese Entwicklung ins Gesamtbild hinein, und deshalb habe ich das Buch bis hin zum Happy-End-Finale auch weiter verschlungen!

Im Großen und Ganzen kann ich diesen Roman allen empfehlen, die Mittelalter-, Fantasy- oder Märchen-Vorlieben besitzen. Es ist sehr gut und leicht zu lesen und die Story unterhält von Anfang bis Ende!

Für den November 2007 ist bei |Bastei Lübbe| der Roman „Die Braut des Magiers“ unter dem Pseudonym Mara Volkers angekündigt.

Homepage von Iny Lorentz: http://www.iny-lorentz.de
http://www.bastei-luebbe.de

Garfield, Richard – Magic: The Gathering – Blick in die Zukunft – Themendeck »Rebellenvereinigung«

_Rebellion in der Zukunft_

In diesem Themendeck hat sich eine stattliche Anzahl mächtiger Rebellen zu einem Team zusammengerauft, welches sowohl aus rauflustigen Kämpfern als auch völlig destruktiven Charakteren besteht. Doch eines ist ihnen gemein: Sie kämpfen für die gute Sache. Geliebte Fähigkeiten wie Regenerieren sind einem nicht zu unterschätzenden Teil der Kreaturen eigen, so dass fast am laufenden Band bereits geopferte Kreaturen wieder aus dem Friedhof hervorgeholt werden können. Gleichzeitig gibt es immer wieder Möglichkeiten, nach dem Versorgungssegment zusätzliche Rebellen ins Spiel und die eigene Einheit damit schnell in eine Überzahlsituation zu bringen. Effektive Zauber wie der „Hexennebel“ oder „Zu Staub zurückkehren“ sollten dem Gegner schließlich den Rest geben und seinen Kartenstamm aufs Minimum reduzieren – wenn dies nicht schon der „Magus der Unterwelt“ erledigt hat. Eins scheint schon mal deutlich: Diese Rebellen haben es in sich!

_Karteninhalt_

Länder:
• 12x Ebene
• 10x Sumpf
• 2x Immerändernde Weite (common)

Kreaturen:
• 2x Samitischer Weihrauchträger (common)
• 1x Amrou-Späher (common)
• 3x Säbel des sechsten Rudels (common)
• 2x Herumziehender Schwarzseher (common)
• 1x Ritter des Heiligenscheins (uncommon)
• 3x Amrou-Sucher (common)
• 1x Avior-Rissbeobachter (common)
• 1x Trotzende Vorhut (zeitverschoben)
• 1x Eiferer il-Vec (common)
• 2x Vorreiter en-Kor (uncommon)
• 1x Zeitspalten-Ritter (uncommon)
• 2x Ramoischer Erweckungsprediger (uncommon)
• 1x Engel der Errettung (rare)
• 1x Fäulnisverheißer (common)
• 2x Verwesender Zyklop (common)
• 1x Riesenwildjäger (uncommon)
• 1x Magus der Unterwelt (rare)

Andere:
• 2x Amulett der Dämmerung (common)
• 3x Feld aus Leuchtfäden (common)
• 2x Durch Stille gefesselt (uncommon)
• 2x Zu Staub zurückkehren (uncommon)
• 1x Hexennebel (uncommon)

_So spielt man das Deck_

Wie natürlich in jeder „Magic“-Partie, so ist es auch hier erst einmal elementar, einen gesunden Stamm an Standardländern aufzubauen, die in diesem Fall aus Ebenen und Sümpfen bestehen. Allerdings erlauben die meisten Zauber und Kreaturen bereits einen raschen Einsatz, weil ihre Manakosten auffällig niedrig sind, so dass schnelle Angriffe sowie die Nutzung der Spezialfähigkeiten bereits in einem der ersten Züge möglich sind. Demenstprechend sind jedoch die basischen Angriffs- und Widerstandswerte der meisten Karte nicht in übermäßigem Maße ausgeprägt, weshalb man in der „Rebellenvereinigung“ viele Schritte über die Zauber und eben die Sonderfertigkeiten der Kreaturen herausholen muss, was jedoch wiederum dank der vielfältigen Möglichkeiten, dem Gegner direkten Schaden zuzufügen, gar nicht mal so schwierig ist. Zudem arbeiten viele Kreaturen aus einer sicheren Deckung heraus; manche sind vor bestimmten Manafarben geschützt, andere hingegen übertragen den eigenen Schaden auf den Gegner – und wer zunächst einmal gar nicht geschützt wird, kann eine Karte mit dem Kreaturenzauber „Durch Stille gefesselt“ belegen und somit eine andere Kreatur komplett stilllegen.

Die Vorgehensweise sieht letztendlich so aus, dass man versucht, zu Beginn der Partie schnellstmöglich eine stattliche Zahl Rebellen ins spiel zu bringen und sich somit einen starken Offensiv- und Verteidigungswall aufzubauen und schließlich mit mächtigen Kreaturen wie dem „Riesenwildjäger“ zuzuschlagen. Letzterer ist zum Beispiel besonders effektiv, weil er für einen vergleichsweise geringen Kostenaufwand (und zusätzliche Wahnsinnskosten) eingesetzt werden kann und dabei jedes Mal eine Kreatur von Stärke 4 und höher vollkommen zerstört. Sollten derartige Kreaturen indes nicht sofort ins Spiel kommen, gibt es in diesem Deck zahlreiche Möglichkeiten, die eigene Bibliothek zu durchforsten und sich entsprechend zu versorgen und auch die erforderlichen Standardländer herauszusuchen.

Während die Angriffstaktik recht eindeutig ist, ist für eine geschützte Defensive ebenfalls gesorgt. Der „Engel der Errettung“ beispielsweise schützt vor den nächsten fünf Schadenspunkten, bedarf jedoch dafür auch eines hohen Mana-Einsatzes. Die „Trotzende Vorhut“ zerstört währenddessen alle geblockten Kreaturen, muss daraufhin aber auch selbst geopfert werden. Aber natürlich kann sie später vom „Ramosischen Erweckungsprediger“ wiederbelebt werden. Und mit dem „Amulett der Dämmerung“ schützt man sich sogar spontan vor allem einfallenden Schaden, so dass es schon beinahe mit unrechten Dingen zugehen müsste, falls diese entschlossene Vereinigung besiegt würde.

_Fazit_

„Rebellenvereinigung“ eröffnet die letzte Erweiterung der „Zeitspirale“, den „Blick in die Zukunft“ mit einem rundum überzeugenden, sehr stark besetzten Deck, welches dank der ausgewogenen Mischung aus regenerativen Defensiv-Systemen und effizienten Angriffsstrategien (meist aus der Überzahl heraus) in seiner Effizienz zweifelsohne zu den besten Themendecks überhaupt gehört. Durch die geringe Kostenverteilung ist es zudem sehr leicht, dieses Set zu beherrschen und mit ihm zu experimentieren, weil man sich nicht von Beginn an auf eine bestimmte Taktik versteifen muss. Und weil man durch die sehr gut aufeinander abgestimmten Karten selbst leichte Rückschläge gut verkraften und immer noch aus der Bedrängnis heraus agieren kann, verfügt man insgesamt doch über ein sehr vielseitiges, dennoch kompaktes Deck, welches sowohl für Einsteiger als auch für Profis bestens geeignet scheint. Drei Partien ohne Niederlage und jeglichen Stress ob einer drohenden Einengung sprechen, so denke ich, fürs Erste für sich. Diese homogene Konstellation kann bedingungslos empfohlen werden.

http://www.magicthegathering.de/
http://www.universal-cards.com
http://www.wizards.com/

|Siehe ergänzend dazu:|

[Magic: The Gathering 9. Edition – Schnelleinstieg 3335
[Magic: The Gathering – Haupt-Set – Themendeck »Armee der Gerechtigkeit« 3337
[Magic: The Gathering – Haupt-Set – Themendeck »Schon wieder tot« 3370
[Magic: The Gathering – Haupt-Set – Themendeck »Luftige Höhen« 3591
[Magic: The Gathering – Haupt-Set – Themendeck »Welt in Flammen« 3592
[Magic: The Gathering – Zeitspirale – Themendeck »Remasuri-Entwicklung« 3371
[Magic: The Gathering – Zeitspirale – Themendeck »Kreuzritter der Hoffnung« 3372
[Magic: The Gathering – Zeitspirale – Themendeck »Pelzige Pilzwesen« 3667
[Magic: The Gathering – Zeitspirale – Themendeck »Realitätsbruch« 3670
[Magic: The Gathering – Weltenchaos – Themendeck »Endloser Marsch« 3731
[Magic: The Gathering – Weltenchaos – Themendeck »Verwirrtes Hirn« 3734
[Magic: The Gathering – Weltenchaos – Themendeck »Ixidors Vermächtnis« 3741
[Magic: The Gathering – Weltenchaos – Themendeck »Rituale der Wiedergeburt« 3746

[Magic: The Gathering – Zeitspirale-Zyklus Band 1 3720
[Outlaw 1864 (The Gathering: Kamigawa-Zyklus, Band 1)
[Der Ketzer 2645 (The Gathering: Kamigawa-Zyklus, Band 2)
[Die Hüterin 3207 (The Gathering: Kamigawa-Zyklus, Band 3)
[Die Monde von Mirrodin 2937 (Magic: The Gathering – Mirrodin #1)