François Lelord – Hectors Reise oder die Suche nach dem Glück

Handlung

Hector hat auf den ersten Blick keinen Grund, unglücklich zu sein: Er hat als Psychiater einen festen Kundenstamm, eine gut funktionierende Beziehung mit seiner Freundin Clara und muss nicht am Hungertuch knabbern. Was seinen Beruf angeht, so ist er ein richtig guter Psychiater, denn er besitzt eine Gabe, die ihn von anderen Vertretern seiner Zunft unterscheidet: Er interessiert sich für seine Patienten.

Zwar meinte seine Mutter, dass er ruhig mehr für eine Sitzung verlangen könnte, aber die Leute kommen gerne zu ihm (oder vielleicht gerade deshalb). Doch komischerweise ist er mit sich selbst unzufrieden, denn er konnte seine Patienten nie glücklich machen. Zwar fehlt es den meisten materiell an nichts und sie haben auch alle durch die Bank weg einen guten Job, doch trotzdem (oder gerade deswegen) haben sie alle eines gemeinsam: Sie sind nicht glücklich.

François Lelord – Hectors Reise oder die Suche nach dem Glück weiterlesen

Lew Wallace – Ben Hur (Europa-Originale 3)

Die Besetzung:

Der Chronist – Joachim Rake
Drusus – Renè Genesis
Messala – Peter von Schultz
Centurio – Wilko Ley
Judah Ben Hur – Rudolf H. Herget
Tirzah – Herma Koehn
Rachel – Erna Nitter
Simonides – Horst Beck
Esther – Ingeborg – Kallweit
Arrius – Edgar Maschmann
Offizier – Konrad Halver
Tiberius – Kurt Blachy
Pilatus – Charles Regnier
Amrah – Katharina Brauren

Regie: Konrad Halver

Story

Lew Wallace – Ben Hur (Europa-Originale 3) weiterlesen

Kellerman, Jonathan – Exit

Bei „Exit“ handelt es sich um einen Thriller mit Kellermans Serienhelden Alex Delaware, der selbstständiger Psychologe in New York ist, aber zusammen mit seinem Freund Milos Sturgis, einem Polizisten, der es nicht immer so genau nimmt, schon den einen oder anderen Fall gelöst hat.

Dieses Mal wird Alex von seiner ehemaligen Arbeitskollegin Stephanie Eves, die auf der Kinderstation des Western Pediatric Medical Centers arbeitet, zu Rate gezogen. Die knapp zwei Jahre alte Cassie Jones wird immer wieder ins Krankenhaus eingeliefert, weil sie mysteriöse Anfälle erleidet, ohne dass die Ärzte eine Diagnose stellen können. Die Mutter des Kindes ist verunsichert. Nachdem ihr erster Sohn dem plötzlichen Kindstod erlegen ist, kümmert sie sich beinahe schon übertrieben um ihre Tochter und sehr schnell kommt Alex der Verdacht, dass sie am Münchhausensyndrom leiden könnte. Bei der erweiterten Form dieser Störung täuschen Eltern, zumeist die Mütter, Krankheiten an ihrem Nachwuchs vor, um Aufmerksamkeit zu bekommen oder eigene Traumata auf das Kind zu projizieren. Die Fakten in Cassies Fall sind erdrückend. Die Mutter hat einen Kindstod durchgemacht, was sehr oft bei Münchhausens vorkommt, und die Vergangenheit der Ehefrau eines angesehenen Uniprofessors, der zudem der Sohn des Krankenhausvorstands ist, ist auch nicht ganz sauber. Dabei macht die Familie Jones eigentlich einen sehr netten Eindruck. Delawares Neugierde ist geweckt; er macht sich auf die Suche nach dem Schuldigen und muss dabei gegen die Zeit kämpfen. Als ein Arzt des Krankenhauses, der Cassie ebenfalls untersucht hatte, im Parkhaus des Krankenhauses getötet wird, eröffnen sich ganz neue Dimensionen …

Zuerst einmal die schlechte Nachricht: Jonathan Kellerman produziert amerikanische Durchschnittsliteratur. Solche, die vielleicht irgendwann mal Oberklasse war, aber aufgrund der inflationären Anzahl von Büchern im ähnlichen Stil zum Durchschnitt wurde. Ein nüchterner Schreibstil, frei von Eigenheiten, und glatt gebürstete Protagonisten, ein solider Spannungsaufbau – das ist es, worüber wir hier reden.

Trotzdem kann Kellerman mit ein paar Überaschungen punkten. Vielleicht nicht gerade mit seinem stilistisch einwandfreien, aber nicht besonders aufregenden Schreibstil, der mit viel Wissen gespickt ist, das in transusige Dialoge gepackt wurde. Und vielleicht auch nicht gerade mit dem Angestelltengeseufze über weggefallene Arbeitsplätze und immer schlechter werdende Arbeitsbedingungen, denn das ist ja beinahe schon obligatorisch in jedem Krimi – sei es jetzt bei der Polizei oder in der Medizin. Blasse Charaktere mit wenig Tiefgang sind ebenso nicht besonders schicklich. Auch Kellermans leichter Hang zu übertriebener Detailbeschreibung (zum Beispiel die ausführliche Darstellung der Ohrringe von Alex‘ Freundin) trägt nicht gerade zum Genuss bei, hält sich aber im Vergleich mit einigen Kollegen noch in einem gewissen Rahmen.

Dagegen nimmt Kellerman in anderen Bereichen eine Vorbildfunktion ein. Er belästigt den Leser nur wenig mit dem Seelenleben seines Protagonisten, sondern konzentriert sich hauptsächlich auf den Fall, der trotz wenig Action mit der Zeit an Fahrt und Spannung gewinnt. Letztere bezieht er hauptsächlich daraus, dass Delaware mit der Zeit ein Netz von möglichen Tätern präsentiert, ohne sich wirklich festzulegen. Der Leser kann wunderbar mitraten und wird am Schluss doch noch überrascht. Allerdings muss er davor einige Längen hinnehmen und die Tatsache, dass die Handlung von der eigentlichen Geschichte, nämlich Cassies Leiden, etwas zu sehr abrückt und wirr wird.

In der Summe handelt es sich bei „Exit“ trotzdem um einen der besseren Thriller. Kellerman lässt das Privatleben seines Protagonisten zum größten Teil außen vor und konzentriert sich stattdessen darauf, einen auf weiten Strecken überzeugenden Plot zu basteln. Schreibstil und Längen in der Handlung verhindern ein besseres Ergebnis, aber trotzdem kann Kellerman auf einem Teil der Lesestrecke überzeugen.

Tamora Pierce – Lia – Die Prophezeiung der Königin

Tamora Pierce ist zurück! Die Mutter der Romanzyklen um Alanna, die Löwin und erste Ritterin im Reich von Tortall seit sehr langer Zeit, und Dhana, das Mädchen, das mit den Tieren reden kann, hat dieses Jahr einen neuen Roman in der Welt von Alanna und Dhana veröffentlicht: „Lia – Die Prophezeihung der Königin“.

Wir treffen darin auf viele alte Bekannte, denn Lia ist niemand Geringeres als die sechzehnjährige Tochter von Alanna und George Cooper, dem Meisterdieb. Um zu verhindern, dass der Leser nach zwei Romanzyklen den Überblick verliert, sind im Anhang des Buches ein Personenverzeichnis und ein Glossar beigefügt, die Neueinsteigern das Lesen erleichtern.

Tamora Pierce – Lia – Die Prophezeiung der Königin weiterlesen

Shocker, Dan – Konga (Macabros, Band 2)

_Attacke der Untoten_

Der amerikanische Ort Carbon Hill lebt von der Landwirtschaft, ist etwas rückständig und entsprechend auch anfällig für diverse Spukgeschichten. Man fürchtet sich in erster Linie vor dem Bewohner des unheimlichen Hauses auf dem nahe gelegenen Hügel – einem gewissen Howard Rox.

Die Gerüchte werden umso mehr genährt, als Jenifer, die Urlaub auf der Farm ihres Großvaters Francis Henderson macht, eines Nachts spurlos verschwindet.

Verzweifelt stattet Henderson dem seltsamen Howard Rox einen Besuch ab und macht eine schreckliche Entdeckung. Rox ist durch die dämonische Magie seiner verstorbenen Mutter Merilla zu einer Art Hexer geworden und hat sich eine Armee weiblicher Vampire erschaffen, auch Jenifer gehört bereits dazu. Francis kann sein Wissen nur leider niemandem mehr mitteilen, denn er selbst ist zu einem Dasein als Blutsauger verdammt. Jedoch hat Howard Rox nur Verwendung für weibliche Bestien, so dass der alte Mann letztendlich im Licht der Morgensonne verenden muss.

Die Hexe Merilla vertraut ihrem Sohn noch ein weiteres Geheimnis an. Sie informiert ihn über einen gewissen Professor Dr. Bert Merthus, der Howard und seinen Plänen gefährlich werden könnte.

Tatsächlich hat Björn Hellmark zu diesem Professor Merthus Kontakt aufgenommen. Da dieser eine Koryphäe auf dem Gebiet der altertümlichen Sprachen ist, bittet Björn ihn, dass gefundene Buch der Gesetze für ihn zu übersetzen.

Howard Rox will eben diese Zusammenkunft mit allen Mitteln verhindern und hetzt seine Vampirwesen auf Björn Hellmark, der nur mit der Hilfe seines Ätherkörpers dem sicheren Tod entkommen kann. Nach mehreren Auseinandersetzungen, auch mit der örtlichen Polizei, und einigen ausschlaggebenden Informationen von Al Naafur kann Hellmark Rox’ Hütte in Carbon Hill ausfindig machen. Hier kommt es zur letzten und entscheidenden Auseinandersetzung mit dem Hexenmeister, nur dass sich Björn auch noch gegen eine Hundertschaft Vampire behaupten muss …

Eine Vampirgeschichte der ganz besonderen Art, die uns hier von Dan Shocker präsentiert wird. Die Micky-Mouse-ähnlichen Damen mögen im ersten Moment etwas lächerlich wirken, wenn man sie sich mal vor Augen führt, dennoch strahlen sie in der Geschichte dann doch eine gewisse Gefährlichkeit aus, die dieses gewöhnungsbedürftige Antlitz wieder wettmacht.

Howard Rox ist ebenfalls ein eiskalter und skrupelloser Gegner, der nicht zu unterschätzen ist, auch wenn dieser dämonische Ödipus am Ende dann doch recht fix von der Erde geputzt wird.
Ein wenig schmunzeln musste ich bei der Szene in dem Neubau, als Björn sage und schreibe über eine Stunde an seinen Armen in einem Fahrstuhlschacht hängt. Alle Achtung! Na, das ist schon ein klein wenig jenseits der dichterischen Freiheit.

Dennoch ist dieses innovative Blutsauger-Abenteuer spannend und ohne Längen geschrieben, es bietet eine vernünftige Portion Grusel sowie ein dramatisches Finale …

_Konga, der Menschenfrosch_

Das einsame Moorgebiet in der Wingst rund um den Teufelsteich bietet eine fabelhafte Kulisse für ein anständiges Schauermärchen, aber es ist auch der ideale Platz für Jörg Maruschka, um seinen wissenschaftlichen Experimenten an allerlei Kleintieren nachzugehen, wie zum Beispiel dem Sezieren von Fröschen. Seine Forschungen nehmen jedoch ein jähes und schreckliches Ende, als er eines Abends Besuch von einem gigantischen Frosch bekommt, der sich selbst Konga nennt.

Nicht weit von Maruschkas Hütte entfernt liegt das Schützenhaus, in dem sich Claudia und Peter Lickert einquartiert haben, um hier ihre Flitterwochen zu feiern. Bei einem Streifzug mit ihrem frischgebackenen Ehemann durch das Moor verschwindet Claudia und kehrt am darauf folgenden Tag völlig verstört in den Gasthof zurück. Was ihr Mann und der Wirt nicht wissen, ist, dass die junge Dame in der angeblich verlassenen Mühle am Teufelsteich auf ein geheimes Labor gestoßen ist. Hier konnte sie den dämonischen Riesenfrosch bei seinen brutalen Experimenten an Jörg Maruschka beobachten, bevor das Monster sie entdeckte und bis zum Moor verfolgte.

Ein weiterer Gast ist Kommissar Stetter aus Cuxhaven, der inkognito dem Verschwinden einiger Leute in der Gegend um den Teufelsteich nachgehen will. Er macht sich umgehend auf den Weg zu der ominösen Mühle, wird aber auf dem Weg dorthin von einer Hundertschaft Frösche angefallen und letztendlich auf qualvolle Weise getötet.

Doch eine andere Person ist auf die Wingst und die idyllische Moorlandschaft aufmerksam geworden. Durch einen seltsamen Traum und die Übersetzungen der ersten Seiten aus dem Buch der Gesetze, welche Professor Merthus für Björn Hellmark angefertigt hat, ahnt Björn, dass die Sumpfgegend eine neue Spur für ihn bereithält. Nach einer kurzen Auseinandersetzung mit einer Verbrecherbande, die seine wahre Identität aus dem Rennen in Südfrankreich zu kennen glaubt und ihn erfolglos zu erpressen versucht, landet Björn in dem Schützenhaus. Seine Nachforschungen ergeben, dass ein gewisser Dietrich Tössfeld in der alten Mühle lebt. Dessen Vater Dirk hatte zu seinen Lebzeiten eine Dämonenmaske angefertigt, die ihn gegen die dunklen Mächte schützen sollte. Bevor er sie jedoch einsetzen konnte, wurde Dirk Tössfeld getötet.

Genau diese Maske soll laut dem Buch der Gesetze zu einem neuen Utensil in Hellmarks Sammlung werden, nur muss dieser sich erst mit dem riesigen Konga auseinander setzen, was ziemlich aussichtslos erscheint …

Konga, den dämonischen Riesenfrosch, kann man in der Welt von Dan Shocker ja mittlerweile schon als einen Klassiker bezeichnen. Eine Glanzleistung ist es vor allem, wie DS es geschafft hat, einen übergroßen Laubfrosch, der sich auch noch hüpfend durch die Gegend bewegt, zu einem bedrohlichen Monster werden zu lassen, vor dem man sich tatsächlich gruselt. Anfänglich muss doch sicherlich jeder Nichtsahnende grinsen, denn so ein Riesenfrosch ist ehrlich gesagt auch erst einmal eher lächerlich; doch gedeiht dieses Wesen zu einem furchterregenden und unheimlichen Monstrum.

Die gespenstische Stimmung wird zusätzlich noch durch die fabelhaft gewählte Kulisse der Moorgegend in Norddeutschland unterstrichen. Die präzisen Beschreibungen vermitteln eine leise Idylle, eine romantische Gegend, die sich langsam zu einem nebelgeschwängerten und gruseligen Schauplatz wandelt, in dem sich die dunklen Mächte einfach wohl fühlen müssen.

Die Szenerie mit der Verbrecherbande, die Björn kurzweilig entführt, war in der Tat absolut unnötig und hat eigentlich nur die beständige Atmosphäre etwas gestört.

Ansonsten gehört diese Geschichte zu den absoluten Highlights in der |Macabros|-Serie …

Der zweite Macabros-Band wartet mit zwei klassischen Gruselgeschichten aus der Serie auf, weniger Fantasy, dafür umso mehr Schauerlichkeiten.

Wir werden mit Vampiren und einem monströsen Dämonenfrosch konfrontiert. Doch auch in dem Macabros-Universum tut sich wieder einiges: Wir lernen Professor Merthus kennen, finden die Dämonenmaske, die ersten Seiten aus dem Buch der Gesetze werden übersetzt und bieten erste Einblicke in die Welt um die Priester von Xantilon bzw. um Kaphoon, den Namenlosen.

Und wieder mal gibt der BLITZ-Verlag seine eigene Würze dazu, ohne das klassische Gericht von Dan Shocker zu versalzen. Pat Hachfelds Illustration zur ersten Geschichte stellt die Vampirfrauen wesentlich bedrohlicher da, als sie auf dem Original-Cover von Lonati umgesetzt wurden – dort sehen sie doch wirklich einer gewissen Catwoman oder Micky Mouse zu ähnlich. Bei der Hachfeld-Illu zu „Konga, der Menschenfrosch“ hingegen – das entsprechende Lonati-Bild ist auch auf dem Bucheinband zu finden – herrscht weniger diese klare Düsternis vor, sondern sie wirkt fast schon verstörend. Diese zynisch grinsende Froschfratze und das angstverzerrte Gesicht des Opfers, dazu die dümmlich blickenden Visagen der aufgespießten Amphibien bilden schon einen sehr gespenstischen Reigen, was man erst einmal verdauen muss.

Dann auch wieder der lobenswerte Glossar mit allen wichtigen Protagonisten und Ereignissen aus den jeweiligen Storys – das macht das Bild komplett.
Wie ich schon erwähnte: Wer sich für die Welt von |Macabros| interessiert, hat hier die Chance, ganz vom Anfang an mit dabei zu sein …

http://www.BLITZ-Verlag.de

Die drei ??? und der magische Kreis (Band 27)

Die mittlerweile rund 130 Bände umfassende ???-Reihe groß vorzustellen, erübrigt sich eigentlich, denn fast jeder Jugendliche bis Enddreißiger dürfte damit irgendwie, irgendwann und irgendwo in Kontakt gekommen sein. Sei es in Buchform oder aber der hierzulande wesentlich erfolgreicheren Hörspielserie von EUROPA. Der „Magische Kreis“ stammt aus dem Jahre 1978 und wurde erst drei Jahre später auf den deutschen Markt gebracht. Es ist noch ein Buch der ersten Generation, vor dem großen Umbruch. Neue Bücher kommen seit Jahren ausnahmslos aus Deutschland, da die Serie in den USA nach dem 56. Band abgesetzt wurde.

Die drei ??? und der magische Kreis (Band 27) weiterlesen

Busiek, Kurt (Autor) / Nord, Cary (Zeichner) – Conan 1 – Die Tochter des Frostriesen und andere Geschichten

Die einst von Robert E. Howard erfundene Fantasy-Figur |Conan| gilt als eine der ersten Heldengestalten des so genannten „Sword & Sorcery“-Genres und war gleichzeitig eine der wichtigsten Figuren, die der 1936 nach tragischem Suizid verstorbene Kultautor zu Lebzeiten etabliert hat. Während die meisten mit Conan sicherlich erst einmal die Filme mit Arnold Schwarzenegger assoziieren (und dabei hoffentlich auch an den genialen Soundtrack von Basil Poledouris denken), werden Comic-Freunde sich auch der längst etablierten illustrierten Geschichten und legendären Bücher um den Cimmerier entsinnen.

Vor ungefähr drei Jahren entstand in Amerika eine weitere Comic-Reihe um den barbarischen Kämpfer, dieses Mal gezeichnet von Cary Nord und geschrieben von Kurt Busiek, der unter anderem auch schon für |Marvel| Comic-Storys zu „Green Lantern“ oder „Power Man“ schrieb, also seit einiger Zeit kein Unbekannter mehr in diesem Genre ist. Hierzulande musste man sich hingegen, wie so oft im Bereich der Comic-Zunft, eine ganze Weile gedulden, bekommt aber via |Panini| direkt in einem Rutsch die absolute Vollbedienung. Im Juli ist der erste Sammelband der ’neuen‘ „Conan“-Comics erschienen, im November erscheint bereits die Fortsetzung. Kein Grund zum Meckern also, trotz sehnsüchtigen Abwartens!

_Story_

Bei ihrer Reise treffen ein orientalischer Prinz und sein Gefolge auf eine rätselhafte Statue – die Statue des legendären Barbaren Conan, dessen Geschichte der Hoheit im Folögenden erzählt wird.

Einst ritt Conan aus seiner Heimat aus, um das sagenumwobene Land Hyperborea kennen zu lernen. Tagein, tagaus ritt er vorwärts gen Norden und traf alsbald auf das Volk der Aesir, die mitten im Krieg gegen die befeindeten Vanir eine weitere bittere Niederlage haben einstecken müssen. Frauen und Kinder fielen dem heimtückischen Angriff zum Opfer, und selbst Conan konnte die Schreckenstat nicht mehr abwenden. Statt ihm Dank für seinen Einsatz zu zollen, greifen ihn die Aesir jedoch an, sind sich aber schnell darüber im Klaren, dass sie in diesem mächtigen Kämpfer einen wertvollen Verbündeten gefunden haben.

Conan zieht mit den Aesir fortan in die Schlacht, wenngleich er sein Ziel Hyperborea nie aus den Augen verliert. Allerdings ist er bei seinen neuen Freunden nicht überall gerne gesehen. Man neidet ihm seine Ausstrahlung und seinen Einfluss und spinnt im Hintergrund bereits eine Intrige, die ihn das Leben kosten soll. Doch statt Conans Tod müssen viele Leute des eigenen Heers ihr Leben lassen, und statt Frieden, den sich Conan auch zwischenzeitlich bei seiner Begegnung mit der mysteriösen Tochter des Frostriesen versprochen hatte, geraten alle Überlebenden nach dem überraschenden Angriff der Soldaten aus Hyperborea in die Sklaverei.

Nach und nach stellt Conan fest, dass seine Vorstellung des paradiesischen Ortes ein Trugbild war; zwar sind die Einheimischen unsterblich und leben genau das Leben, das Conan sich einst ersehnte, doch besteht der Preis dafür in zahlreichen unschuldigen Menschenleben, die den Hyperboreern geopfert werden. Der Barbar wehrt sich vehement gegen die auferlegte Fessel und stößt alsbald auf die hübsche Sklavin Iasmini, die ihm nach einer kurzen Liebelei ein Gegenmittel gegen die magischen Drogen des hyperboreeschen Volkes beschafft. Insgeheim plant Conan die Befreiung seiner Gefährten und eine letzte blutige Schlacht. Doch trotz gründlicher Beobachtung hat er die Kraft seiner übermenschlichen Gegner unterschätzt …

_Meine Meinung_

Diese Serie ist die erste Zusammenarbeit des Teams Busiek/Nord, brachte dem Autor der wiederbelebten Serie aber auf Anhieb den |Eisner Award| für die beste Kurzgeschichte ein. Zu Recht, wie ich nach dem Genuss dieses gigantischen Auftaktepos berichten kann, denn was vor allem Busiek hier entworfen hat, ist in kreativer Hinsicht eine absolute Wucht und verdient selbst unter Kritikern, die dem Neustart der Reihe eher skeptisch gegenüber stehen, den größten Respekt.

Mal abgesehen vom unnötigen Prolog um den orientalischen Prinzen, dem die eigentliche Geschichte erzählt wird, glänzt dieser insgesamt siebenteilige Sammelband (im Original zwischen November 2003 und August 2004 veröffentlicht) durch einen ungeheuer spannungsvollen Aufbau, dessen Ausmaß sich erst im Laufe der Handlung offenbart. Vermutet man anfangs nicht mehr als eine ’normale‘ Abenteuerreise, wird dem Leser schon beim ersten Aufeinandertreffen von Conan und den Aesir bewusst, wie umfassend und spektakulär Busiek seine Geschichte aufgezogen hat. Wichtig ist hierbei, dass es ihm von Abschnitt zu Abschnitt von Neuem gelingt, Überraschungen zu platzieren, sei es nun die Finte der beiden intriganten Betrüger, die Liebschaft zu Iasmini, das ständige Hin und Her im Lande Hyperborea, oder, oder, oder …

Dabei schreckt der Autor auch nie davor zurück, sich genreübergreifender Stilmittel zu bedienen. Die Begegnung mit der Riesentochter beispielsweise hat schon fast etwas Horrormäßiges, mit den magischen Formeln der hyperboreeschen Zauberer driftet Busiek gar in die düstersten Bereiche der Fantasy ab, während die gesamte Reise des Cimmeriers ohnehin einem einzigen, historisch inspirierten Mythos gleicht, das gleich mehrere geschichtliche Generationen inhaltich abdeckt. Was die Story betrifft, ist „Die Tochter des Frostriesen und andere Geschichten“ ein vollkommen stimmiges, gar überragendes Werk und selbst über das vorzeitige Ende hinaus noch immer unheimlich spannend.

Hinsichtlich der Illustrationen kann man dies im weitesten Sinne ebenfalls behaupten, wobei man jedoch nicht verleugnen darf, dass der ureigene Stil von Cary Nord gerade zu Beginn ein wenig gewöhnungsbedürftig ist. Der Mann verfolgt einen recht groben Stil, der besonders in den Winterlandschaften des Frostriesen, aber auch in den dunklen Höhlen Hyperboreas in einigen recht schwammigen Hintergrundbildern gipfelt. Dies sind allerdings auch die einzigen negativen Aspekte seiner Zeichnungen, die ansonsten sehr schön der Stimmung der Handlung angepasst sind und gerade bei den Darstellungen der finsteren Szenarien zu überzeugen wissen. Ebenfalls sehr gelungen sind die Momentaufnahmen der Kampfszenen, insbesondere diejenigen, die Conan beim Töten seiner Gegner zeigen. Hier wird, speziell zum Schluss, die gesamte gebündelte Wut und anschließend eben auch der Hass auf das ungerechte Leben bzw. das unmenschliche Ungleichgewicht in Hyperborea in fesselnden Bildern zusammengefasst, in denen einem dann doch die Gewissheit kommt, dass Cary Nord nach anfänglichen Bedenken ob seiner eigensinnigen Skizzen genau der richtige Mann für diese Arbeit gewesen ist.

Am Ende gibt es dann neben einigen graphischen Leckerbissen auch noch ein kurzes Interview mit dem Zeichner, der hier in wenigen Sätzen über seine Beziehung zum Vermächtnis von Original-Autor Howard und die Zusammenarbeit mit dem als Eigenbrödler bekannten, komplizierten Kurz Busiek berichtet. Eine schöne Ergänzung, die diesen genialen Sammelband würdig abschließt.

_Fazit_

Ohne große Worte: „Conan“ ist wieder zurück, und dies so eindrucksvoll wie eh und je. Dieser edel aufgemachte Comic ist eine der Top-Ausgaben der gesamten Saison.

http://www.paninicomics.de

McMullen, Sean – Seelen in der großen Maschine (Greatwinter 1)

_Handlung_

Fast 2000 Jahre sind nach dem nukleare Winter vergangen, und in Australien hat sich inzwischen wieder fast normales Leben breitgemacht. Das Einzige, was das Leben wie in der Zeit vor dem nuklearen Umsturz verhindert, sind Satelliten im Weltraum, die sämtliche elektronischen Geräte überladen und somit unmöglich machen. Auch der mysteriöse |Ruf|, der ums Land zieht und Menschen in ihr Verderben treibt, macht das Leben schwer. Deswegen kommt die Hoheliber Zarvora, Oberste Bibliothekarin der Stadt Rochester, die vom |Ruf| verschont bleibt, auf die Idee, einen Computer zu bauen, der von Menschenkraft angetrieben wird, um die Bedrohung eines weiteren großen Winters zu verhindern.

_Schreibstil_

Auf jeden Fall positiv ist die Tatsache, dass die Welt nach dem nuklearen Winter nicht großartig beschrieben wird, so dass sich jeder ein postnukleares Australien vorstellen darf, wie er will. Dass allerdings auch Personen und Umgebungen kaum beschrieben werden, kann man zunächst negativ auffassen, würde allerdings im Gesamtbild des Buches unpassend wirken, denn vom Schreibstil her bewegt sich die Story geradlinig voran, ohne irgendwo länger zu verweilen.

Leider ist das aber auch einer der ersten Kritikpunkte. Egal ob wichtiges Ereignis, Spannungshöhepunkt oder langwierige Reisebeschreibung, das Erzähltempo ist immer gleichbleibend, was dem Ganzen den Eindruck eines nüchternen Berichtes verleiht. Generell wird nicht viel von Spannung gehalten; so gibt es in den ganzen 600 Seiten grade einmal vier für die Protagonisten lebensbedrohliche Situationen, die allerdings auch innerhalb einer Seite abgehandelt werden.

Den größten Kritikpunkt stellen allerdings die Charaktere selbst dar, die geradezu erschreckend planlos wirken. Jeder der Protagonisten oder Nebenfiguren verändert seinen Charakter in der Story plötzlich und kaum nachvollziehbar. Aus einer edlen und leicht verrückten Herrscherin wird ein gackerndes Schulmädchen, eine Nebenfigur wird ohne Nennung eines Motivs zum Verräter, und auch innerhalb kurzer Gespräche wechseln die Personen ihre Eigenschaften, um Sätze zu äußern, die überhaupt nicht zu ihnen passen. Besonders seltsam muten Handlungen an, die überhaupt nicht der Situation entsprechen. Da wird in wichtigen Gesprächen mit dem Spazierstock balanciert, schwer Verwundete erhalten einen Honigkeks und Torwächter beginnen ein sinnloses Streitgespräch wie in einem Terry-Pratchett-Roman.

Genauso wie die Charaktere lässt auch die Story einen roten Faden vermissen. Geht es am Anfang noch um den Aufbau des menschlichen Computers, auch Kalkulator genannt, beginnt nach dessen Aufbau ein Krieg um mehr Gebiete, kurz darauf erfährt der Leser, dass man den großen Winter verhindern möchte, und wieder kurze Zeit später beginnt einer der Protagonisten einen weiteren Krieg, dessen Ziel innerhalb der ersten Seiten erfüllt ist, aber um des Krieges willen einfach mal weitergeführt wird. Erst gegen Ende wird uns wieder ins Gedächtnis gerufen, dass der große Winter naht, also wird er innerhalb von zehn Seiten verhindert.

Generell tauchen Probleme nur auf, um innerhalb kürzester Zeit beseitigt zu werden, was den Eindruck einer schnell und lieblos ausgedachten Story vermittelt. Auch Jahrtausende alte Probleme, wie die oben erwähnte Schwierigkeiten, elektronische Gerätschaften zu bauen, werden, sobald sie nicht mehr der Story dienen, einfach beseitigt, als ob sie nie ein wirklicher Störfaktor gewesen wären.

Um dem Ganzen noch die Krone aufzusetzen, hat sich der Autor in den Kopf gesetzt, Soap-Elemente einzustreuen. Die gehen allerdings zu keiner einzigen Sekunde über das klassische Rein-raus-Spiel hinaus, und so hat jeder Charakter alle zehn oder zwanzig Seiten mal mit jemandem geschlafen, woran sich auch irgendwie niemand stört, und anschließend nimmt die zusammenhanglose Handlung wieder ihren Lauf.

_Fazit_

Im Klappentext als Großmeister der australischen Fantastik angekündigt, lässt Sean McMullen in mir einzig und allein den Wunsch aufkommen, nie wieder Fantasy aus Australien zu lesen. Sollte dieser lieblos zusammengezimmerte Roman das Beste sein, was Australien zu bieten hat, muss alles andere einfach grauenhaft sein. Gute Ideen und Vorstellungsfreiheit sind leider das Einzige, was man hier positiv herausnehmen könnte. Leider werden die Ideen entweder in kurzer Zeit wieder unwichtig oder werden schlecht aufgelöst, und die mangelnden Beschreibungen könnte man auch als Faulheit des Autors interpretieren, da einfach kein Umstand mehr als eine Zeile Erklärung bekommt. Die Story ist sehr wechselhaft und verläuft ohne roten Faden, geschweige denn Spannungsbogen, die Protagonisten tun ständig irgend etwas, das ihrem Charakter nicht treu bleibt, und auch sprachlich wird uns hier nichts geboten, das dieses Buch attraktiv machen würde.

Letztendlich wirkt es so, als wolle Sean McMullen seine Idee der von Menschen angetriebenen Computer und Satelliten im Weltraum nach der nuklearen Apokalypse einfach nur niederschreiben, und dem Ganzen, damit es jemand liest, noch eine Alibistory verpassen. Sobald er alles dazu gesagt hat, lässt er seine Idee wieder verschwinden und widmet sich einer neuen. Ich könnte noch zehn weitere Seiten dazu ins Detail gehen, belasse es aber bei der Meinung, dass ein Buch, das weder einen guten Schreibstil noch gute Handlung oder Personen hat, besser gemieden werden sollte.

http://www.hobbitpresse.de/

Brubaker, Ed (Autor) / Hairsine, Trevor & Woods, Pete (Zeichner) – X-Men – Tödliches Erwachen (Marvel Exklusiv 63)

Noch immer stehen die Mutanten nach den Ereignissen des M-Days unter Schock, erhoffen sich jedoch schnellstens Rehabilitation. Doch hierfür benötigen sie die Unterstützung des nach wie vor vermissten, schon tot geglaubten Charles Xavier. Die X-Men, allen voran Logan und Hank, begeben sich erneut auf die Suche nach ihrem Anführer und stoßen dabei auf eine geheime Botschaft von dessen Gefährtin Moira Mactaggert, die neben einer Spur des Professors auch noch einige seltsame Geschehnisse aus der Vergangenheit Xaviers offenbart und seine Ehre gewaltig in Frage stellt. Wie sich später herausstellt, hat das glatzköpfige Oberhaupt vor einiger Zeit vier Jugendliche rekrutiert und sie auf eine Mission ausgesandt. Doch die Mission geriet außer Kontrolle, und die Fähigkeiten dieser vier Schüler wurden auf den einzigen Überlebenden übertragen, der seine neue Macht schließlich gebrauchten, um sich an Xavier zu rächen. Werden die X-Men ihren Anführer vor der neuen Bedrohung beschützen können? Oder bleibt er für ewig verschollen?

Außerdem: Die außergewöhnliche Vergangenheit der vier neuen X-Men Petra, Sway, Darwin und Gabriel. Was bewog sie dazu, sich Charles Xavier anzuvertrauen, und welche Perspektiven versprach er ihnen, um ihre düstere Kindheit vergessen zu können?

_Meine Meinung_

Das „House Of M“ ist Geschichte, seine Nachwirkungen sind aber immer noch überdeutlich präsent. Vor allem der neue Status der Helden, die plötzlich nicht mehr Mutanten, sondern normalsterbliche Menschen sind, verändert die momentane Situation im Universum der X-Men aufs Äußerste und hemmt auch ihre übermenschlichen Kräfte. Nur ein Mann kann ihnen aus ihrer Misere heraushelfen, doch dieser ist nicht auffindbar.

Seit dem Aufstieg Magnetos ist Charles Xavier vom Erdboden verschluckt, und da er selbst durch mentale Mächte nicht mehr aufzuspüren ist, liegt nahe, dass er sein Leben gelassen hat. Doch weder die X-Men noch ihre Verbündeten, aber auch Xaviers Gegner wollen sich mit dieser Tatsache nicht abfinden und suchen weiterhin an allen Winkeln der Erde nach dem berühmten Wissenschaftler. Doch die Motivation wird getrübt, als Hank eine Botschaft entschlüsselt, die eine andere, negative Seite des Anführers zeigt. Xavier hat nämlich vor gar nicht langer Zeit gegen jegliche Moral und auch gegen den Willen seiner Gefährtin Moira verstoßen und dabei Helden erschaffen, die ihrer Rolle eigentlich noch gar nicht gewachsen sind. Zudem ist das Abenteuer, in das er seine neuen Untergebenen schickt, zweifelhaft und beinahe aussichtslos, was die X-Men auch zu Bedenken führt, ob Charles Xavier seine Mutanten für höhere Zwecke opfern würde.

Doch bevor sie sich näher damit auseinander setzen können, bekommen sie die direkte Auswirkung seines vermeintlichen Fehlers zu spüren, denn Gabriel, der die Mission als Einziger überlebt hat, schwört Rache und fordert Genugtuung, was nicht nur in mehreren tödlichen Anschlägen gipfelt, sondern die Suche nach Xavier auch zu einem Wettlauf mit der Zeit macht. Denn sollte Gabriel ihn eher finden als die X-Men, dann ist zu befürchten, dass Xavier ebenso brutal ermordet wird wie Gabriels bisherige Gegenspieler. Und angetrieben davon finden die ehemaligen Mutanten dann endlich auch das, was sie so lange gesucht haben – jedoch nicht in der Form, wie sie es sich gewünscht hätten.

Es ist schwer, diesen Comic zu rezensieren, ohne dabei zu nahe auf die Entwicklung der Geschichte einzugehen, zu viel zu verraten und somit auch einen Teil der Spannung zu nehmen. Nur so viel: „X-Men – Tödliches Erwachen“ ist gespickt mit zahlreichen Überraschungen, unvorhergesehenen Wendungen und unheimlich vielen, irreführenden Szenen, sodass man definitiv von einer vollkommen atemberaubenden Fortführung der „House Of M“-Saga sprechen darf. Vielleicht sogar noch von einer gewaltigeren.

Der nunmehr 63. Band aus der Reihe „Marvel Exklusiv“ knüpft unmittelbar an den Untergang von Magnetos Regentschaft an und wirft im selben Zuge auch schon die nächste bedrohliche Situation auf, wenngleich die Sache dieses Mal nicht ganz so weit reichend zu sein scheint. Zwar wird das Ganze zu Beginn noch recht komplex dargestellt, doch weil man im Nachhinein immer schnell die Erklärungen für das bisher Geschehene nachgereicht bekommt, fällt es etwas leichter, den Durchblick zu behalten. Zumal die Suche nach Charles Xavier den roten Faden der Story beschreibt.

Erfrischend wirkt das Ganze vor allem wegen der neuen Charaktere sowie die neuen Eigenschaften der bekannten Protagonisten. Deutlich geschwächt treten sie einem übermächtigen Gegner gegenüber und lösen sich somit erstmal gehörig von den bekannten Strukturen. Es hat den Anschein, als würde der Sprung in eine neue Generation unmittelbar bevorstehen, und wo „House Of M“ schon revolutionär schien, ist es die mit „Decimation M“ untertitelte Serie nun tatsächlich. Nichts, aber auch wirklich nichts anderes würde mir deshalb in den Sinn kommen, als diesen immerhin 192 Seiten starken Band dringend weiterzuempfehlen!

http://www.paninicomics.de

Shocker, Dan – Todestreppe, Die (Larry Brent, Band 3)

_Nachts, wenn die Toten kommen_

Der Privatdetektiv George Hunter wohnt in dem amerikanischen Ort Pickens einer spiritistischen Sitzung bei, deren Teilnehmer in erster Linie gut betuchte Mitglieder der Gesellschaft sind. Angeblich bekommen die Herren und Damen bei den Seancen die Gelegenheit, mit verstorbenen Verwandten zu kommunizieren.

Hunter will diese Sitzungen als Schwindel entlarven und schleust sich in die seltsame Gesellschaft ein.
Doch tatsächlich wird der Geist des ermordeten Maklers Mike Boddingham beschworen, der sich vor den Anwesenden manifestiert. Der Detektiv findet den Tod, als er sich auf das Geistwesen stürzen will.

Die unheimlichen Seancen ziehen noch ganz andere Schicksalsschläge nach sich:

Der Geist Boddinghams erscheint auch seinem eigenen Sohn Frankie und treibt ihn in einen folgenschweren Autounfall.

Der Millionär Donald Ritchner findet abends seine Frau, die ebenfalls ohne sein Wissen an den Sitzungen teilgenommen hat, tot in der gemeinsamen Wohnung. Als die Polizei eintrifft, ist die Leiche jedoch verschwunden. Ritchner, der das Geheimnis dieser Totenbeschwörungen lüften will und plötzlich auch noch die Stimme seiner toten Frau zu hören glaubt, lebt ebenfalls nicht mehr lange.

Durch diese Umstände wird Larry Brent auf die Vorgänge in Pickens aufmerksam, denn Hunter stand mit ihm bereits in Verbindung. Der PSA-Agent beginnt umgehend seine Nachforschungen, und auch er hat unter anderem eine Begegnung mit einem leibhaftigen Skelett.

Die vielen Spuren führen alle zu einer Burgruine, und hier findet Larry auch die unglaubliche Lösung …

Geisterbeschwörungen, leuchtende Skelette und unheimliche Begegnungen mit diversen Verstorbenen, dazu gesellen sich einige seltsame Todesfälle – Dan Shocker bastelt eine schön schaurige Atmosphäre zusammen, vor deren Hintergrund sich ein nettes, gruseliges Verwirrspiel mit viel Rätselraten aufbaut.

Und wieder mal greift er in seine innovative Trickkiste, um die anfänglich äußerst mysteriösen Phänomene mit einer pseudo-wissenschaftlichen Erklärung aufzulösen. Was als Geistergeschichte beginnt, entpuppt sich letztendlich als düsterer Krimi mit einem logischen Motiv hinter dem angeblichen Spuk.

Natürlich schmunzelt man hier und da über die eine oder andere Auflösung, vor allem über die mobilen Röntgengeräte, aber gerade diese Einfälle machen die Serie so liebenswert.

Es ist mal wieder faszinierend, wie viel Handlung und Stoff Shocker auf diesen paar Seiten zusammenträgt und die Geschichte am Ende zu einem ausgereiften Abschluss bringt.

Das große Highlight dieser Story ist natürlich auch das erste Auftreten von Morna Ulbrandson alias X-GIRL-C, die erste Agentin der PSA …

_Die Treppe ins Jenseits_

Das Testament des Millionärs Edward Baynes, welcher angeblich auf dem Weg zu seiner Geliebten einen tödlichen Autounfall erlitten haben soll, zieht einige unheimliche Ereignisse nach sich. Allein der Ort der Testamentsverlesung ist gespenstisch gewählt. Baynes hat seinen Anwalt Thomas Mylan gebeten, alle Erbberechtigten in sein Landhaus in den Kreidefelsen – ganz in der Nähe von Dover – einzuladen.

Um dieses Haus ranken sich einige schaurige Legenden, speziell um die steile Treppe am Meer mit ihren 172 Stufen. Auf der vierzehnten Stufe soll das Unheil lauern, und eben auf jener Stufe hat Baynes’ Tochter Eve vor einigen Jahren einen schrecklichen Unfall erleiden müssen. Seitdem sitzt das Mädchen im Rollstuhl und quält sich mit immer wiederkehrenden Alpträumen.

Tatsächlich scheinen sich die Spukgeschichten zu bewahrheiten. Eve glaubt, in der Nacht dem Geist ihres Vaters begegnet zu sein, Onkel Orwin stürzt aus unerfindlichen Gründen die verwunschene Treppe hinab, und auch sonst geht es in dem seltsamen Felsenhaus nicht mit rechten Dingen zu. Irgendjemand hat ein ernsthaftes Interesse daran, die Erbberechtigten zu dezimieren.

Larry Brent, der sich als Chauffeur von Eve Baynes ausgibt, will nun klären, ob denn hier in der Tat übernatürliche Kräfte am Werk sind oder ob ein eiskalter Verbrecher sein übles Spiel mit den Erben treibt. Der PSA-Agent nimmt die Gäste und den taubstummen Gärtner Allen Carter in dem Anwesen an der Steilküste ebenso unter die Lupe wie die eigenartige Vergangenheit des Verstorbenen.

Doch plötzlich sieht sich Larry Brent auf der Todestreppe einem leibhaftigen Geist gegenüber …

Gleich zu Anfang möchte ich die packende Atmosphäre erwähnen, die dieser fabelhafte Psycho-Thriller innehat. Der Handlungsort ist mal wieder ein absolutes Highlight: ein gespenstisches Landhaus auf einigen kargen Kreidefelsen, stets begleitet vom Rauschen der Brandung, darin verpackt eine leise Spukgeschichte, die sich Stück für Stück in die bestehende Handlung einschleicht.

Dann blättert sich ein Erbschafts-Krimi à la Agatha Christie mit vielen undurchsichtigen Protagonisten vor dem Leser auf, welcher wiederum durch einige paranormale Phänomene in die Irre geführt wird. Shocker greift noch zu einigen weiteren Elementen, um dem Leser eine zusätzliche Gänsehaut über den Rücken zu jagen, wie z. B. die lebensechten Puppen der Baynes-Töchter, die sich der verstorbene Millionär von seinem Gärtner hat anfertigen lassen.

Insgesamt verbreitet dieser ausgereifte Thriller ein ruhiges, aber auch zugleich beklemmendes Flair – die ideale Geschichte, um sich einen entsprechenden Herbstabend in den eigenen vier Wänden zu versüßen …

Zwei klassische Psycho-Thriller aus den Anfangszeiten des PSA-Agenten, und auch diesmal hat sich Pat Hachfeld der Illustration angenommen. Das Bild zur ersten Geschichte wirkt wie eine kleine Collage, man sieht die erwähnte Ruine, Mauerwerk und eine Holztür, aus der sich eine geisterhafte Erscheinung herausschlängelt.

Diesen symbolischen Charakter setzt Pat auch bei dem zweiten Mystery-Thriller um. Hier sehen wir die todbringende vierzehnte Stufe mit dem schwarzen Kreuz und darüber thront ein weinendes Auge, welches die Dramatik unterstreicht, die mit dieser verfluchten Treppe verbunden ist.

Das Original-Bild zu „Die Treppe ins Jenseits“ von Lonati finden wir auf dem Cover. Eine kleine Kritik muss ich aber diesmal zu dem vorliegenden Glossar loswerden, obwohl ich es sehr schätze, nur haben sich diesmal ein paar kleine inhaltliche Schnitzer eingeschlichen, die dem aufmerksamen Leser direkt nach der Lektüre der Geschichte ins Auge springen.

Dies tut jedoch dem positiven Gesamtbild dieses Buches keinen Abbruch. Es bleibt ein Muss in jeder gut sortierten Shocker-Sammlung …

http://www.BLITZ-Verlag.de

Redaktionsteam – Multi-Mania 10

Der Airbus MM 10 hebt mit dem Vorwort von Mikis Wesensbitter ab, der die Ferien- und Jubiläumsausgabe in neuem, modernerem Layout einläutet, dem sich wieder kleine persönliche „Offenbarungen“ des MM-Teams anschließen, gefolgt von KINO & DVD NEWS und KOLUMNEN zum Remake „The Blob“ und dem sehenswerten „Das Lächeln der Tiefseefische“, ein |Die erste Liebe ist die Liebe, die man nie vergisst, weil irgendwann alles so schön und so traurig wurde|-Film.

Die COVERSTORY beschäftigt sich mit der Kino-Sensation des Jahres „Snakes On A Plane“, |dem| diesjährigen Anwärter auf den heiß begehrten Blockbuster-Thron, in dem sich der FBI-Agent, der einen wichtigen Zeugen in einem Mordprozess in die Staaten eskortieren soll, fünfhundert todbringenden Schlangen gegenübersieht, die der mutmaßliche Mörder, in das Flugzeug geschmuggelt hat, um den Zeugen auszuschalten. Vom Plot her hört sich das eher dünn an, aber die Dreharbeiten wurden von PR-trächtigen Titelrechtskämpfen begleitet. Eine bessere Promotion konnte es nicht geben! Ob der Film das Zeug hat zu begeistern, kann ein jeder seit September selbst entscheiden.

Sven Siemens bedankt sich in „Zehnmal MULTIMANIA – Zehnmal Danke an alle“ bei allen Beteiligten, die zu dem Erfolg von Multimania beigetragen haben. Von der ersten Ausgabe, die dem Metal-Magazin LEGACY beilag, bis zur aktuellen Ausgabe 10 in neuem Layout. Er spricht auch von künftigen Plänen und verrückten Ideen, die das Redaktionsteam hat, und endet mit den Worten des französischen Dichters Victor Hugo: |“Nichts trägt im gleichen Maß wie der Traum dazu bei, die Zukunft zu gestalten. Heute Utopia, morgen Fleisch und Blut.“|

Bei den DVDs werden „The Ride of your Life“, „Gefangen“ (C.S.I.), und „Tödliche Schatten“ ausführlicher besprochen; in KINO „Superman Returns“ (ohne den man gut ausgekommen wäre), „The Fast and the Furious: Tokio Drift“, „Born to Fight“ (nur absoluten Action-Puristen zu empfehlen) und „Das Mädchen aus dem Wasser“.

Die DVD-REVIEWS sind gewohnt umfangreich (sechs Seiten) und informativ, aber hier muss ich den einzigen dicken, fetten Kritikpunkt loswerden, was das neue Layout betrifft. Die Reviews sind in derart kleiner Schriftgröße gesetzt, da macht das Lesen echt keinen Spaß mehr und ich habe mir das Gros gespart, was nicht im Sinne eines solchen Magazines ist und sicher etlichen Lesern ebenso gehen wird.

Die NEWS SERIEN berichten über „The Lost Room“ (Mini-Serie), „Witch Doctor“ (Mischung aus Medizin, Übernatürlichem und Comedy), „Stoner“ und „Outpost“ (SF-Abenteuerserie). Robert Vogel führte abschließend ein Interview mit dem |Stargate|-Erfinder Peter De Luise.

Martin Lips stellt in REVIEW PC „Paradise“ (Jäger des Dschungels) vor, zu dessen Verkaufsstart MM und dtp drei Fanpakete verlost. Darüber hinaus findet man „Undercover“ (Mystische Kriegskost) und „Sword of the Stars“ (Revolutonäre Raumschlachten) vor. Christopher Wulf outet sich als „Bad Day L.A.“-Fan, das für ihn einfach Kultstatus erreichen muss. Wer auf Zombies, die eine Stadt angreifen, steht, Terroristen, die ihr Unwesen treiben, Erdbeben und damit verbundene Verwüstungen, wird das ähnlich sehen. Der dritte Teil des PC-Rollenspieles „Gothic“ läutet den Angriff auf den Rollenspiel-Thron ein

In REVIEW KONSOLE (vier Seiten) bietet z. B. „Forbidden Sirene 2“ ein Schatzkästchen für jeden Horror-Fan.

In den NEWS HÖRSPIELE gibt es Wissenswertes über das kleine feine Hörspiel-Label „Foned“, die „Hörfabrik“, die noch junge Website „Hörgruselspiele“, „Hörplanet“ (z. B. „Genotype“), und „Hörspiele Welt“, die u. a. MACABROS anbieten, mit Simon Gosejohann als Sprecher von Björn Hellmark. Simon Goesjohann stellte unlängst „Der Monstermacher“ u. a. bei TV-Total in PRO 7 vor. Als Bücher werden die Macabros-Abenteuer neu überarbeitet und illustriert im [BLITZ-Verlag]http://www.BLITZ-Verlag.de angeboten und können dort als Serie auch abonniert werden. Olaf Brinkmann führte abschließend ein Interview mit Dan Shocker (Jürgen Grasmück), dem Autor der Macabros-Heftserie

Die REVIEWS HÖRSPIELE können sich auf drei Seiten ebenfalls sehen lassen. Ob nun „John Sinclair: Die Eisvampire“, „20.000 Meilen unter dem Meer“, „Das magische Amulett: Die schwarze Witwe, Folge 2“, „Der Fluch von Loch Ness“ …

Markus Mirschel bietet einen kleinen Einblick in die Vorschau der Literatur-Neuerscheinungen 2006-2007, Michael Strehlau führte ein Interview mit Frank Festa und die REVIEWS LITERATUR erwähnen Titel von Andreas Eschbach, Jan Off & Antje Herden und mehr. Da wünsche ich mir immer noch ein wenig mehr Infos.

Darüber hinaus hat die aktuelle Multimania natürlich auch wieder viel mehr zu bieten:
FSK O Multimania für Eltern mit Tipps, was man den Kleinen so Schönes an DVDs, CDs etc. kaufen kann; es gibt wieder eine umfangreiche Verlosung, die NEWS GAMES, HARDWARE (GP2X bringt frischen Wind in die Konsolenwelt und Gamepads), NEWS ROLLENSPIELE, NEWS MANGA & ANIME, COMICS („Hellboy“: Nazys, Monster und Pfannkuchen und „Tarot“: Ein magisch-erotisches Comic-Meisterwerk), MUSIK (u. a. über die Musikerlegende Meatloaf und dessen neues Album „Bat Out Of Hell 3“), und in der Mitte des Heftes gibt es wieder Poster

Die Ausgabe 10 kommt bis auf den einen Kritikpunkt mit einem modern-neuen Layout daher und bietet wie immer eine vollends gelungene Mischung. Da ist für |jeden| etwas dabei. Kaufen oder abonnieren!!!

Die neue Ausgabe soll laut Vorschau schon ab dem 19. Oktober erhältlich sein.

_MULTIA MANIA_
Kino/DVD/Games/Hörspiele/Rollenspiele/Anime/Comic
Einzelausgabe: 3 €
Abo (6 Hefte): 15 € (Inland)
Probeabo (3 Hefte): 6 €

_Abos und Nachbestellungen:_
Devil Inc Presseverlag
Richard-Wagner-Str. 64
66111 Saarbrücken
Fax: 0681/3907661
mailto: abo@legacy.de

_Chefredakteur:_
Sven Siemen, mailto: sven@multi-mania.net

_Redaktionsleitung / Marketing / Vertrieb:_
Alexander „eRTI“ Ertner, mailto: erti@multi-mania.net

_Lektorat:_ Diana Glöckner

_Produktionsleitung:_ Jörg Mathieu, Alexander Ertner, Sven Siemen

_Redaktionelle Mitarbeiter: _
Elina Lydia Müller (ELM), Jens Riediger (JR), Mikis Wesensbitter (MW), Ulf Imwiehe (UI), Daniel Harnoß (DH), Yazid Benfeghul (YB), Simon Dümpelmann (SD), Sebastian Hirschmann (SH), Rouven Dorn (RD), Philipp von dem Knesebeck (PVK), Michael Fangmann (MF), Björn Backes (BB), Michael Hempel (MH), Andreas Peter (AP), David Ivanov (DI), Jörg Mathieu (JM), Martin Kreischer (MK), Sven Siemen (SVS), Olaf Brinkmann (OB), Alexander Ertner (AE), Florian „Zosse“ Zastrau (ZOS), Oliver „Zappo“ Stichweh (ZAP), Martin Lips (MAL), Kai-Uwe Sander (KUS), Henri Kramer (HK), Patric Knittel (PK), Ruben Heim (RH), Björn Thorsten Jaschinski (BTJ), Julia Stichweh (JST), Jan Stetter (JS), Jan „Karli“ Schaarschmidt (Karli), Christian Bartsch (CB), Dorothea Gallien (DOG); Diana Glöckner (DG), Daniel Pereé (DP), Dennis Pelzer (DEP), Holger Bals (HB), Christian Hubert (CH), Michael Kulüke (MIK), Dorothea Gallien (DOG)

_Design:_ Jörg Mathieu, mailto: layout-devil@legacy.de

_Anzeigenleitung_
Mario Vojvoda
Tel. 0178/8745473
Fax. 0681/3907660
mailto: anzeigen@multi-mania.net

Markus Heitz – Die Zwerge

_Trailer_

|Sie sind die schlagkräftigsten Helden aus Tolkiens »Herr der Ringe«: Zwerge sind klein, bärtig, und das Axtschwingen scheint ihnen in die Wiege gelegt. Doch wie lebt, denkt und kämpft ein Zwerg wirklich? Dies ist die rasante Geschichte des tapferen Tungdil, der im Kampf gegen Orks, Oger und dunkle Elfen beweist, daß auch die Kleinen Großes leisten können …

Nach Stan Nicholls »Die Orks« ist dies der sensationelle Bestseller über ihre ärgsten Feinde – diese Raufbolde sollte man nie zum Spaß reizen!|

_Rezension_

Als Erstes fiel mir ein Zitat auf, mit dem „Die Zwerge“ u. a. beginnt und das mir aus mehrfacher Sicht – gerade in der heutigen Gesellschaft – aus der Seele spricht, weil es nicht nur auf Makus Heitz‘ Zwerge hinzielen sollte, sondern auf alle, die Menschen und Wesen in Schubladen pressen und sie ihren optischen Regeln unterwerfen wollen:

|“Äußerlichkeiten sind dazu da, um darüber hinwegzusehen,
denn im kleinsten und seltsamsten Wesen
kann das größte Herz schlagen.
Wer die Augen aus Überheblichkeit verschließt,
wird dieses höchste Gut nicht entdecken.
Weder in sich noch in anderen.“|

Markus Heitz entführt den Leser in die phantastische Welt des Zwerges Tungdil und lässt ihn an dessen Kämpfen gegen tückische Gegner, wie die Orks, aber auch Dunkelelfen und andere Fantasywesen teilhaben. Der Autor legt dabei sein Augenmerk auf zwei Dinge: Detailtreue und Kampfszenen.

Besonders diese Detailtreue zeichnet Markus Heitz‘ Schreibstil aus – ohne dabei wortverliebt zu wirken. Darüber hinaus merkt man ihm die Freude am Schreiben und Be-Schreiben an. Da werden 636 Seiten handwerklich solide mit |Inhalten| gefüllt. Ein jeder Leser möge selbst entscheiden, ob ihn diese ansprechen oder nicht. Aber er wäre schlecht beraten, sich von der Seitenstärke und dem leider (gerade bei längerem Lesen) recht unhandlich großen Werk abschrecken zu lassen. Belohnt wird er allemal mit dem Buch eines Autors, in dessen Texten auch das verbale „Augenzwinkern“ nicht fehlt und der zu unterhalten weiß.

Das Volk der „Zwerge“ besteht aus fünf Stämmen, die wiederum meist aus mehr als einem Clan bestehen (am Anfang des Buches in „Dramatis Personae“ vorgestellt). Vraccas – ihr Gott – hat ihnen auferlegt, das Geborgene Land gegen alle Ungeheuer aus der Welt des Bösen zu verteidigen. Allen voran die Orks und Albae, denen es zu Anfang des Romanes beinahe spielerisch gelingt, in das Geborgene Land einzufallen. Wie sich herausstellt und was nicht verwundert, nicht völlig ohne Zauberkräfte.

Tundil, der Protagonist des Romans, der bei seinem Ziehvater Lot-Ionan – einem der sechs Magier des Geborgenen Landes – als Zwerg unter Menschen aufwächst, soll auf dessen Wunsch zum zweiten Zwergenstamm wandern. Damit fängt Tundils großes Abenteuer an. Auf Order des Rates der Zwerge soll er, der ein Meister darin ist, den Schmiedehammer tanzen zu lassen, gegen den König des vierten Stammes in einem Wettbewerb um das Amt des Großkönigs der Zwerge antreten.

Wer als Erster die sagenumwobene und magische |Feuerklinge| schmiedet, soll der neue Großkönig werden. Denn gemäß einer Prophezeiung soll diese Waffe die mächtigste im Kampf gegen die feindlichen Eindringlinge sein. Wird es Tundil gelingen, mit dieser die Feinde zu besiegen?

Bis der Leser die Antwort darauf erhält (oder auch nicht), muss er mit Tundil und dessen Freunden (einem ulkigen Zwergen-Zwillingspärchen, einem feigen und einem einäugigen Zwerg, einem Frauenheld, einem Schauspieler samt undurchsichtiger Freundin, einer dubiosen Zauberin und ihren unheimlichen Begleiter), die alle, wie in jedem klassischen Fantasy-Roman, spezielle Fähigkeiten besitzen, eine Unmenge gefahrvoller Abenteuer bestehen, Verräter entlarven und Feinde eliminieren. Ebenso entwickelt sich Tundel – nach bewährtem Fantasy-Muster – von einem anfangs unsicheren Jüngling zum Held des Romans.

Die Handlung, die im Wesentlichen aus zwei Strängen besteht, ist flüssig und spannend erzählt und vermag es, den Leser an die „Zwerge“ zu fesseln. Was Markus Heitz ebenfalls gelingt, ist der gekonnte Tempowechsel, der zu einem guten Buch und zu einem ordentlichen Spannungsbogen gehört.

Neugierig geworden? Dann lesen Sie selbst!

Doch kommen wir noch zur Aufmachung des Titels. Das minimalistische Covermotiv weiß auf jeden Fall zu überzeugen (weniger ist immer mehr!), auch Papier und Satz sind erstklassig und das Preis-Leistungverhältnis „erste Sahne“. Doch handlich ist der Titel nicht, den man dank seiner Seitenstärke ja so schnell nicht aus der Hand legt. Das Buch ist ein wahrer Klotz (man möge mir die Bezeichnung verzeihen). Das ist aber in der Tat der einzige Kritikpunkt an dem Werk, sieht man über den ein oder anderen Lektoratsfehler hinweg.

_Fazit_: Ein klassischer, solider Fantasy-Roman, der deutlich macht, dass sich wahre Größe nicht in Zentimetern bemessen lässt!

|Ergänzend:|
[Interview mit Markus Heitz]http://www.buchwurm.info/artikel/anzeigen.php?id=56

Shocker, Dan – Monster-Macher, Der (Macabros, Band 1)

_Der Monster-Macher_

In Südfrankreich soll der Grand Prix stattfinden, doch der deutsche Rennfahrer Ferdi Walter ist kurzfristig erkrankt. Aus diesem Grund übernimmt ein gewisser Bernd Hellmer seinen Part. Dieser mysteriöse Hellmer ist kein anderer als Björn Hellmark, der Sohn des deutschen Großindustriellen Alfred Hellmark und ein begnadeter Hobby-Fahrer.

Die direkte Konkurrenz, der japanische Taykushi-Konzern, ist jedoch bereit, mit allen Mitteln den Sieg dieses Rennens nach Hause zu tragen. Der Manager Tonka Hamado manipuliert mit seinen Technikern den Wagen des Deutschen, so dass sich noch innerhalb der ersten Runde des Rennens das Vorderrad seines Marchs löst und es zu einem katastrophalen Unfall kommt.

Hellmark wird so schwer verletzt, dass die Ärzte, seine brasilianische Freundin Carminia Brado und Björns Vater wenig Hoffnung auf ein Überleben des Verunglückten haben.

Es kommt aber alles ganz anders: In Björns Komazustand nimmt ein gewisser Al Nafuur mentalen Kontakt mit ihm auf. Die Person bezeichnet sich als ein weißer Priester von der versunkenen Insel Xantilon. Hellmark selbst scheint in einer gewissen Beziehung zu dieser Insel zu stehen, bestimmte Aufgaben sollen auf ihn zukommen; zusätzlich entwickelt Hellmark die Fähigkeit der Exteriorisation – er kann einen zweiten Körper bilden, der unabhängig von seinem eigentlichen Körper agiert. Björn vermag ab diesem Moment, an zwei Orten gleichzeitig zu sein!

Sein neuer Ätherkörper erscheint Carminia und seinem Vater. Beide werden über die seltsamen Pläne Al Nafuurs und ihre nun folgende Aufgabe informiert
Kurz darauf fahren Hellmarks Körperfunktionen auf ein Minimum herunter, so dass in kurzer Zeit die Öffentlichkeit über den Tod des Rennfahrers informiert wird. In Wahrheit erwacht Björn wieder aus seinem tiefen Koma und beginnt zusammen mit Carminia ein neues und luxuriöses Leben in einer Villa in Genf.

Doch die Ruhe währt nicht lange, denn Björn will unbedingt seine „Mörder“ entlarven. Hierzu fliegt er umgehend nach Tokio, um Tonka Hamado und dessen stummen Fahrer Onio Yamahoki ausfindig zu machen. Der Deutsche ahnt noch nicht, welches schreckliche Geheimnis hinter dem japanischen Konzern steckt. Hamado ist in Wirklichkeit der Handlanger des größenwahnsinnigen Wissenschaftlers Dr. Yasujiro Konaki. Yamahoki ist eines von Konakis Geschöpfen, ein menschenähnliches Wesen, welches unter seiner Kopfattrappe eine Art Kapsel trägt, worin sich nur der kleine Rest eines Gehirns befindet.

Dr. Konaki hat sich den dunklen Mächten verschrieben, er entführt regelmäßig die Koryphäen der verschiedensten Fachgebiete, um mit ihren Gehirnen eine Art Super-Computer zu füttern.

Björn Hellmark stößt nach einigen Nachforschungen in Tokio auf das geheime Labor des Monster-Machers, in dem es zum letzten dramatischen Showdown kommt …

„Der Monster-Macher“ ist der Pilot-Roman zu dem bizarren Fantasy-Epos um den ehemaligen Rennfahrer Björn Hellmark und seinen Äther-Körper Macabros.

In dieser wirklich umfangreichen und packenden Erzählung wird beschrieben, wie es dazu gekommen ist. Das, was in den EUROPA-Hörspielen als kurzes Intro zusammengefasst wurde, ist in Wirklichkeit eine großartige Einstiegsgeschichte, die deutlich macht, dass man die MACABROS-Serie doch nach Möglichkeit chronologisch lesen sollte. In dem vorliegenden Band werden dem Leser die ersten Grundlagen serviert, verpackt in einen fantastischen und auch trashigen Thriller um einen wirklich abartig veranlagten Wissenschaftler.

Die Rolle des Dr. Konaki ist in der Tat die eines Bösewichtes von erster Güte, bei dessen Charakter und seiner Maschinerie sich der Vergleich mit einigen Gegnern des altehrwürdigen James Bond aufdrängt.

Mit seinem Debüt wird für Hellmark ein brachialer Startschuss abgefeuert, der sich gewaschen hat. Die Reise kann beginnen …

_Fluch der Druidin_

Im Januar des Jahres 1569 kommt es auf der irischen Insel Inishkere zu einigen dramatischen Ereignissen.

Seit langer Zeit verdächtigen die Bewohner der Insel die Einsiedlerin Kiuna Macgullygosh, junge Mädchen in ihr Haus zu locken und deren Blut zu trinken. Als eines Tages der Hexenjäger Jonathan Thuerlaen in dem kleinen Dorf ankommt, beauftragen ihn die ängstlichen Menschen, dem Treiben der verhassten Druidin ein Ende zu bereiten. Noch am selben Abend suchen Thuerlaen und sein Begleiter Knickery die heruntergekommene Steinhütte der angeblichen Hexe auf und malträtieren sie mit dem Hexenstecher.

Bevor sie ihr Leben aushaucht, verflucht Kiuna den Hexenjäger sowie alle Nachkommen von Inishkere. Tatsächlich ereilt Thurlaen und Knickery am nächsten Tag auf unerklärliche Weise der Tod.

Mehr als vier Jahrhunderte später kommen wieder Fremde nach Inishkere. Diesmal sind es mehrere Engländer, die aufgrund der testamentarischen Verfügung des reichen Antiquitätenhändlers Lawrence Clearwater in die heruntergekommene Einsiedlerhütte von Kiuna Macgullygosh einfallen. Sie sollen eine Nacht im Haus der Druidin verbringen, bevor sie das Erbe antreten können.

In der nun folgenden Nacht verfällt eine der Beteiligten, die junge Nyreen Matobish, einem seltsamen Bann. Sie ist die Reinkarnation der Macgullygosh. In einer verborgenen Nische stößt sie auf das vermoderte Skelett der Druidin, welches zu einem neuen grauenvollen Leben erwacht und umgehend eine blutige Jagd auf die restlichen Anwesenden in ihrem Haus veranstaltet.

Zur gleichen Zeit befindet sich Björn Hellmark mit Carminia und dem Griechen Sophokles auf seiner Jacht Seejungfrau im Atlantik vor der irischen Westküste. Al Nafuur hat ihn gebeten, die Untersuchungen des dort vor Anker liegenden Forschungsschiffes Delphin zu unterbinden, da sich die Gefahr andeutet, dass die Taucher auf die Nordspitze von Xantilon stoßen könnten. Die Folgen dieser Entdeckung wären verheerend.

Leider landet Björn mitten in einer Meuterei und kann nur mithilfe von Macabros einen ersten Gang in die Tiefe wagen. Tatsächlich entdeckt er ein Teilstück von Xantilon, welches von einem gigantischen Quallenwesen bewacht wird. Dennoch gelangt er unbehelligt in diese faszinierende Unterwasserwelt, wo er seine erste Bekanntschaft mit den Schwarzen Priestern macht. Er findet ein Schwert und das legendäre Buch der Gesetze, welches ihm einige wichtige Dienste bei seinen weiteren Aufgaben leisten soll.

Letztendlich landet Björn in einer unbekannten Parallelwelt, die von echsenartigen Wesen bewohnt wird. Er selbst scheint sich langsam in ein solches Wesen zu verwandeln …

Das Schicksal will es, dass an der Oberfläche ein gewaltiger Sturm aufzieht und die Seejungfrau mit Carminia und Sophokles auf der Insel Inishkere strandet. Sie geraten mitten in das schaurige Treiben der rachsüchtigen Druidin, die es nun auch auf die beiden Neuankömmlinge abgesehen hat …

Eigentlich haben wir hier zwei unabhängige Geschichten vorliegen, die letztendlich durch den wohl bekannten Zufall zu einem Finale zusammenschmelzen.

Da ist einmal die klassische Gruselgeschichte um die Rückkehr der Druidin Kiuna Macgullygosh, die von einer entsprechend schaurigen Atmosphäre lebt. Anfänglich ist dieser Plot nichts Neues – Gespenstermären wie die vorliegende Rachegeschichte finden sich zahlreiche, doch Dan Shocker gibt dieser noch seine ganz eigene Würze. Speziell die wahren Beweggründe des Lawrence Clearwater lassen die Ereignisse in dem unheimlichen Einsiedlerbau in einem ganz anderen Licht erscheinen.

Mehr abenteuerlich und fantastisch geht es im Atlantik zur Sache. Björn bekommt seinen ersten persönlichen Kontakt mit dem legendären Xantilon, er erfährt seinen xantilonischen Namen Kaphoon und ergattert die ersten Utensilien für seinen Kampf gegen die dunklen Mächte.

Insgesamt ist auch diese Geschichte ein neuer Meilenstein, die uns wieder ein Stück tiefer in die Welt um Macabros einführt und zusätzlich eine Menge Unterhaltung bietet …

|Startschuss für Dan Shockers großes Fantasy-Epos !|

Mit diesen beiden Geschichten wird der Leser schrittweise in die Welt von Macabros eingeführt – und dem Autor ist dieser Anfang glänzend gelungen. Man sollte die Geschichte um Björn Hellmark definitiv chronologisch verfolgen, sonst könnte es passieren, dass man von den vielen Einzelheiten und seltsamen Namen, den vielen Utensilien und Protagonisten überrollt wird. Mit diesem ersten Band lernt man den ehemaligen Rennfahrer und sein Leben vor seiner Verdopplung kennen, begegnet seinen ersten Gegnern und erlebt in der zweiten Geschichte auch Hellmarks Erstkontakt mit dem sagenhaften Xantilon.

Nach der Lektüre der ersten Abenteuer begreift man auch, wieso sich Shocker entschieden hat, eine weitere Serie ins Leben zu rufen. Die Wesen und das Umfeld um Macabros entspringen zwar auch dem Grusel-Genre, doch wird es hier noch mit dem gewissen Quäntchen Fantasy gewürzt, was dieser Serie ihren ganz speziellen Reiz gibt und sich letztendlich gravierend von „Larry Brent“ unterscheidet.

Das Cover-Artwork von Mark Freier atmet ebenfalls diesen Geist; in einem feinen lederfarbenen Braun gehalten, versehen mit einigen altertümlichen Schnörkeln und zwei versteinerten Totenschädeln, ruft es Erinnerungen an Indiana Jones oder Quartermain wach – in jene Richtung würde ich unseren guten Macabros auch schieben. Auf dem Cover finden wir das Lonati-Bild zu dem Macabros-Erstling „Der Monster-Macher“, während Pat Hachfeld im Buch selbst zu beiden Storys noch mal sein eigenes Werk zum Besten gibt.

Einmal finden wir eines der gespenstischen Wesen von Dr. Konaki, wobei Hachfeld die Kapsel auf dem Rumpf etwas größer als „faustgroß“ umgesetzt hat, wie dies im Buch beschrieben wird – dafür wirkt das Monster bedrohlicher als Lonatis Darstellung. Die zweite Illustration zeigt Kiunas Angriff auf die junge Isabell Flaherty zum Anfang der Geschichte.

Und auch bei Macabros dürfen wir uns über ein entsprechendes Glossar freuen, das sogar die verschiedenen fantastischen Orte, denen wir begegnen, aufgreift und die Besonderheiten zusammenfasst. Man kann sich somit zum Ende jeder Geschichte noch einmal über das vergangene Geschehen informieren.

Wer also nie in den Genuss kam, die sagenhafte Reise mit Björn Hellmark von Anfang an mitzuerleben, der sollte sich schleunigst diesen Band zulegen …

http://www.BLITZ-Verlag.de

McGough, Scott – Ketzer, Der (The Gathering: Kamigawa-Zyklus, Band 2)

Seit den Ereignissen des [ersten Bandes 1864 ist einige Zeit vergangen. Prinzessin Michiko wird von ihrem Vater, Daimyo Konda, in seiner Festung Eiganyo gefangen gehalten, Lady Perlenohr und die anderen Fuchsmenschen wurden aus Towabara verbannt und Toshi Umezawa hat sich mittlerweile dem Myojin des Griffs der Nacht verschrieben, wodurch er seine ohnehin schon machtvolle Kanji-Magie um eine gefährliche Facette erweitern konnte. Und er braucht auch sein ganzes magisches Können als Uramon, seine – wie er irrtümlich meinte – ehemalige Herrin, ihn mit Hilfe der Zauberin Kiku zwingen will, ein Gemetzel unter den Mondmenschen, den Soratami, anzurichten. Toshi kann Uramon entkommen und flüchtet – verfolgt von Kiku, dem Rattenmenschen Marknager und dessen Bande – in die Berge, wo es ihm gelingt, seine Verfolger zu überlisten. Doch damit finden Toshis Probleme kein Ende: Michiko kann ihm eine Kanji-Botschaft übermitteln, in der sie ihn bittet, sie aus der Festung des Daimyos zu befreien. Dank seiner neuen Kräfte gelingt dieses Unterfangen und so brechen schließlich der Dieb, Michiko, Lady Perlenohr und ihre Verbündeten zur Magieakademie von Minamo auf, wo sie sich vom Leiter der Schule, Hisoka, Aufklärung über die Hintergründe des Geisterkrieges und das Geheimnis um Michikos Geburt erhoffen.

Währenddessen treibt der Trollschamane und Toshis Hyozan-Eidbruder Hidetsugu, welcher ein treuer Anhänger des alles verzehrenden Oni des Chaos ist, seine grausame, umfassende Rache für seinen ermordeten Schüler Kobo voran, indem er alle diejenigen bestialisch auslöscht, die er als verantwortlich ansieht; bedauerlicherweise steht der Leiter der Akademie ganz oben auf seiner To-Kill-Liste. In Minamo kommt es zum Aufeinandertreffen zwischen ihm, seinen versklavten Kampfmagiern, den Yamabushi und Toshis Gruppe, und nur Toshi selbst ist durch den Eid geschützt.

Derweil erweist sich die Lage des Königreichs Towabara im Krieg gegen Geisterwelt als zunehmend aussichtslos: Während O-Kagachi, die große Alte Schlange – ein mächtiger, uralter Geisterdrache -, Eiganjo attackiert und sowohl die Welt der Geister als auch die Welt der Menschen zu vernichten droht, bedrängen Banditenstämme unter Führung ihres „Königs“ Godo die Grenzen Towabaras, wobei ihnen eine unkontrollierbare Naturgewalt, die Yuki-Onna, das Frostherz, welches allen Lebewesen den Kältetod bringt, zur Seite steht.

Nachdem der erste Band der Kamigawa-Trilogie, „Outlaw (Meister von Kamigawa)“, schon ungewöhnliche und fesselnde Fantasy bot, sattelt „Der Ketzer“ in Hinblick auf Exotik und Rasanz noch einmal ein Stück drauf. Die Protagonisten wurden eingeführt, nun kann der Kampf um Kamigawa beginnen! Monströsere Geister, seltsamere Magie und nicht zuletzt auch ein höherer Gore-Faktor kennzeichnen eine Geschichte, die mehr als der erste Band einer One-Man-Show gleicht. Der zentrale Charakter, derjenige, um den alles und alle kreisen, ist Toshi Umezawa, auch wenn der Rest des Ensembles – angefangen beim Trollschamanen Hidetsugu, endend bei der Zauberin Kiku und ihren tödlichen Blumen – nach wie vor ein bunter, schillernder Haufen mit viel Unterhaltungswert ist.

Etwas verstörend – weil unerklärt – wirkt zunächst Toshis Konvertierung in einen gläubigen Anhänger des Myojin des Griffs der Nacht und man befürchtet ob seines Machtzuwachses schon den magischen Overkill, eine gepflegte Super-Helden-Langweile, aber … hey … der Kerl legt sich mit Göttern oder wenigstens gottähnlichen Wesen an; da bedarf es schon einer robusten, belastbaren Basis. Kurz und gut: Es wird schnell klar, dass mehr Power allein fürs Überleben in Zeiten tödlicher Gefahr nicht ausreicht, sondern Köpfchen und Geschick mindestens ebenso wichtig sind – den Magic-Spielern innerhalb der Leserschaft wird diese Erkenntnis nicht neu sein. Und so ist es weniger seine Kampfkraft als vielmehr seine kleinen Tricks, die Unbeugsamkeit, der Pragmatismus und nicht zuletzt sein Mundwerk, die Toshi zu einem Sympathieträger per excellence machen.

Zart besaitete Gemüter seien allerdings gewarnt: Im Vergleich zum ersten Band bietet „Der Ketzer“ deutlich mehr Grausamkeit und Brutalität, was jedoch insofern angemessen ist, als dadurch Hidetsugu zu einem wahrhaft monströsen, unberechenbaren Charakter ausgebaut wird, der Toshi im dritten Band der Trilogie noch einiges Kopfzerbrechen bereiten dürfte.

Exotische Fantasy, rasant und fesselnd inszeniert. Einer der unterhaltsamsten Romane der letzten Jahre – und das, obwohl er im Magic-Multiversum angesiedelt ist. Bleibt zu hoffen, dass McGough auch im dritten Teil dieses Niveau halten kann.

© _Frank Drehmel_
|Diese Rezension wurde mit freundlicher Genehmigung unseres Partnermagazins [X-Zine]http://www.x-zine.de/ veröffentlicht.|

Ambrosio, Stefano / Rigano, Giovanni (Zeichner) – Fluch der Karibik 2: Der Comic zum Film

_Story_

Jack Sparrow hat ein Problem; vor einiger Zeit hat er sich dem Fliegenden Holländer verpflichtet, weil er so zu Kapitänsehren gekommen ist, doch damit hat er sich selber an sein Schiff gebunden und kann seine Suche nach dem großen Schatz nicht weiter fortsetzen. Als sein alter Weggefährte Will Turner ihn aufsucht und nach seinem berüchtigten Kompass verlangt, sieht Jack die Chance, sich dem Gehorsam des Fliegenden Holländers zu entziehen und wieder auf Schatzsuche zu gehen. Sparrow nutzt seine Chance, macht einen Deal mit Turner und sticht in See. Doch so leicht, wie der raffinierte Jack sich sein neuestes Abenteuer vorgestellt hat, ist es weder für ihn noch für Turner. Denn sowohl für ihn als auch für Will steht viel auf dem Spiel; Letzterer bangt sogar noch um seine Verlobte Elizabeth, die nach ihrer Gefangenschaft nun nach Turner sucht.

_Meine Meinung_

Mittlerweile dürfte es wohl kaum noch jemanden geben, der das aktuelle Abenteuer von Captain Sparrow und Co. nicht in den Kinos gesehen hat. Bereits jetzt gehört der zweite Teil von „Pirates Of The Caribbean“ zu den zehn erfolgreichsten Produktionen aller Zeiten, und wer sich des spannenden Endes samt gemeinem Cliffhanger bewusst ist, der wird sicherlich auch wissen, dass sich dies mit dem dritten und letzten Teil der Saga kaum ändern wird.

Weniger erfolgsversprechend ist hingegen die lyrische Adaption des großen Piratenspektakels. Der kürzlich veröffentlichte Roman zum Film war ein echter Flop, der selbst Fantasy-Koryphäe Wolfgang Hohlbein in ein ziemlich düsteres Licht gerückt hat. Dass es allerdings auch anders geht, beweisen nun die Mailänder Disneystudios bzw. die dort tätigen Zeichentrick-Beauftragten Stefano Ambrosio und Giovanni Rigano, die dem Kinostreifen einige bislang unentdeckte Seiten abgewinnen können und trotz der – im Vergleich zum Film – knapp bemessenen Dauer mehr herausholen als eine plumpe Nacherzählung.

Allerdings ist der Comic zum Film anfangs auch recht komplex aufgebaut und erfordert schon eine gewisse Vorkenntnis. Ich würde mal behaupten, eine Verinnerlichung der Inhaltsangabe des Kinodebüts ist Pflicht, um dem Lauf der Dinge auf Anhieb folgen zu können. Und sicher ist es auch nicht von Nachteil, die beteiligten Gesichter zu kennen, denn die sind den realen Schauspielern originalgetreu nachempfunden.

Und dennoch ist die Adaption alles andere als eine normale Zusammenfassung des Films. Die Zeichnungen sind wirklich sehr erfrischend und humorvoll, eben ganz im Disney-Stil gehalten, und machen den Comic zum einen insgesamt sehr eigenständigen Unterfangen. Vor allem was die Mimik der betroffenen Protagonisten anbelangt, holt Zeichner Giovanni Rigano noch einmal eine ganze Menge heraus und sorgt selbst an Stellen, die inhaltlich nicht sonderlich witzig sind, für den ein oder anderen (bewussten?) Lacher. Vergleichbar ist das Ganze irgendwie auch mit dem Stil des französischen Comics, lediglich mit dem Unterschied, dass die Gesichter runder sind. Doch die feine Hochglanzästhetik und die größtenteils lustige Bildersprache scheinen von dort aus inspiriert und mit den typischen Elementen der Disney-Comicschmiede kombiniert worden zu sein.

Zuletzt noch einmal zum Inhalt: Auch hier setzt der Comic andere Schwerpunkte und konzentriert sich fast ausschließlich auf die Hauptfigur Jack Sparrow. Die Vorgeschichte, die im Kinostreifen noch weitaus intensiver beleuchtet wird, lässt man hier zugunsten eines schnellen Spanungsaufbaus fallen, wenngleich es sich der Autor nicht nehmen lässt, blitzschnell zwischen den Szenarien zu springen und allen wichtigen Eckpunkten der Story gerecht zu werden. Beim Ende agiert er sogar noch ein ganzes Stück geschickter als der Regisseur der Kinovorgabe, indem er die Geschichte nicht abrupt abbrechen lässt und so dieses knapp 50-seitige Vergnügen zu einem runden, allerdings ebenfalls offenen Schluss bringt. Somit wurde selbst der einzige gewichtige Kritikpunkt raffiniert umschifft.

Graphisch ein Leckerbissen, inhaltlich eine Wucht und zudem noch sehr humorvoll illustriert und inszeniert – „Fluch der Karibik 2“ ist mehr als der sinnbildliche Comic zum Film und eine der ganz wenigen Ausnahmen derartiger Projekte, bei denen die Begeisterung für beide Genres auf gleichem Niveau ist. Ganz gleich, ob man sich in den Lichtspielhäusern bereits mit dem Inhalt vertraut gemacht hat – diese tolle Zeichentrick-Geschichte sollte man sich als Fan der Piraten-Saga keineswegs entgehen lassen.

http://www.ehapa-comic-collection.de/

Emily Maguire – Zähme mich!

Auf jeder Schule gibt es sie: Die Schülerinnen, die heimlich für diesen einen niedlichen Referendar oder Lehrer schwärmen. Diese Konstellation hat die Australierin Emily Maguire genutzt, um daraus ein ganzes Buch zu entwickeln. Allerdings geht sie in „Zähme mich!“ einen ganzen Schritt weiter …

Sarah Clark ist vierzehn, als ihre erotische Beziehung zu Mr. Carr beginnt. Er ist ihr Englischlehrer und verheirateter Vater, sie ist eine kleines Mädchen, das sich schwer in seinen Lehrer verliebt und von Sex nicht genug kriegen kann. Zwei Jahre lang treffen sie sich jeden Nachmittag und Sarah erlebt die Wonnen der Liebe, während sie gleichzeitig eine Menge über Shakespeare lernt.

Emily Maguire – Zähme mich! weiterlesen

Manon Spierenburg – Soap Fabrik

Die niederländische Autorin Manon Spierenburg kennt sich aus in der Welt der Daily Soaps. Einst gehörte Spierenburg zur Projektleitung der niederländischen Ausgabe von „Gute Zeiten schlechte Zeiten“ (kurz: GZSZ – Abkürzungen sind nämlich „in“), nun schreibt sie einen spritzigen Roman über ihre Erfahrungen im Daily-Soap-Business.

Unser Romanheld ist Job Duivenkater, der stark auf die dreißig zugeht und eigentlich lieber einen richtigen Roman schreiben will. Doch um sein Leben zu finanzieren, verdingt er sich als Soap-Autor und schreibt Szenen für die erfolgreichste niederländische Daily Soap – „Die Welt dreht sich weiter“-, die liebevoll kurz DWDSW genannt wird und etwas weniger liebevoll DWDD für „Die Welt dreht durch“. Die Arbeitsatmosphäre bei DWDD ist kurz gesagt katastrophal, hier will sich jeder profilieren, und wer einmal in die Projektleitung aufgestiegen ist, der tritt ordentlich nach unten und zeigt seinen einfachen Szenenschreiberlingen, wer hier der Chef ist.

Manon Spierenburg – Soap Fabrik weiterlesen

Graute, Oliver / Hoffmann, Oliver / Meyer, Kai / J., Ole – De Bello Britannico (Engel-RPG)

_Inhalt_

Wie die Geschichte beim „Engel“-Rollenspiel weitergeht, war nach den beiden Romanen der „Der Schwur des Sommerkönigs“-Reihe schon klar: Die Angelitische Kirche versucht, die ungläubigen der britischen Inseln zu bekehren oder zu töten. Damit nun die Ereignisse rund um die Eroberung der britischen Inseln auch in der heimischen „Engel“-Runde gespielt werden können, ist mit „De Bello Britannico“ der dazugehörige Quellenband erschienen.

Das Hauptaugenmerk dieses Quellenbandes ist sicherlich darauf gelegt, dem Spielleiter die Kultur der Briten und deren Gesellschaftsordnung näher zu bringen, um sie später glaubhaft darstellen zu können, denn diese ist nicht gerade einfach. Die kirchliche Macht liegt in der Hand der Dru, die den Kontakt und die Besänftigung der Geisterwelt (Traumsaat) übernehmen. Denen gegenüber stehen die Thanes, die die weltliche Herrschaft unter sich aufteilen. Insgesamt unterscheidet sich die Gesellschaftsordnung so extrem von der schon bekannten auf dem angelitischen Festland, dass eine Darstellung ohne diesen Quellenband kaum möglich scheint.

Selbstverständlich sind auch hier wieder die Geheimnisse, die hinter der Fassade stecken, das wirklich Interessante, und daher ist dieser Band abermals weniger für Spieler geeignet, da diese sich wohl selber den Spaß nehmen würden, wie übrigens bei fast jedem Band des „Engel“-Rollenspiels. Ich persönlich fände in diesem Zusammenhang eine Art „Spieler-Handbuch“ recht praktisch, aber ich schweife ab.

Der nächst wichtige Teil des Buches ist dem britannischen Krieg gewidmet (wen wundert’s, bei dem Titel). Hier wird nicht nur der gesamte Verlauf des Krieges chronologisch erzählt, sondern auch die verschiedenen Taktiken der Kontrahenten relativ detailliert beschrieben. Hieraus ergibt sich eine Fülle an verschiedenen Abenteuerideen und Plots für verschiedene Kampagnen rund um den Eroberungsfeldzug oder auch nach dessen Ende. Ergänzend hierzu ist natürlich auch wieder ein ausführliches „Dramatis Personae“ enthalten, das speziell für Freunde der Romane ein besonderes Schmankerl darstellt, da einige Personen der Romanreihe (z. B. der Sarielit Joel) darin vorkommen.

Des Weiteren werden nun auch die Sarieliten, die himmlischen Chöre, endlich näher vorgestellt und sind somit auch als Spielercharaktere verfügbar. Dass die flügellosen Engel jetzt aber nicht mehr nur für die musikalische Unterhaltung von Pontifex Maximus Petrus Secundus zuständig sind, sondern mittlerweile einem angelitischen Geheimdienst gleichen, macht die Sache im Kontext des Krieges zusätzlich interessant. Die Vorstellung des Ordens ist zwar nicht so ausführlich wie in den Ordensbüchern der anderen Engelsorden, aber trotzdem durchaus ausreichend, denn neben den verschiedenen Mächten (und die sind nicht ganz ohne!) werden auch die Strukturen (Fraktionen, Politik, Geheimnisse etc.) innerhalb des Ordens sehr plastisch erläutert, was auch eine tiefer gehende Spielweise ermöglicht.

_Mein Eindruck_

Mit „De Bello Britannico“ ist dem |Feder & Schwert|-Team wieder einmal eine interessante Erweiterung des „Engel“-Universums gelungen. Die Aufmachung des Bandes ist wie gewohnt sehr ansprechend, auch wenn er anders als die „Mater Ecclesia“ nur einen Softcover-Einband hat. Besonders hilfreich sind hier die sehr gelungenen Bilder der Dru, der Thanes und des mystischen Sommerkönigs, die die Vorstellung und die Darstellung derselben doch erheblich erleichtern.

Die wichtigste Frage ist natürlich: Wie wichtig und nützlich ist dieser Quellenband für eine „Engel“-Runde? Diese Frage ist sehr einfach zu beantworten: Wer den britannischen Krieg spielleiten möchte, für den ist dieser Band essenziell. Wer damit nichts zu tun haben möchte, kann sich die Anschaffung eigentlich sparen, allerdings muss er dann auch auf die Regeln für den Orden der Sarieliten verzichten, die aber momentan sowieso hauptsächlich in Britannien zum Einsatz kommen.

Der Krieg wird chronologisch aufgearbeitet, was es dem Spielleiter ermöglicht, selber zu entscheiden, in welcher Phase er seine Schar involvieren möchte. Dies könnte schon beim Bau des Superschlachtschiffes „Terra Nova“ sein, in der alles entscheidenden Schlacht, oder in einem Gefangenenlager für festgenommene Britonen. Auch rein gesellschaftliche Abenteuer, etwa zu Propagandazwecken, sind durchaus denkbar.

Selbstverständlich können auch menschliche Charaktere bei allerlei verschiedenen Einsätzen verkörpert werden, zum Beispiel in Begleitung eines sarielitischen Spiones. Hier gibt es noch unzählige Variationsmöglichkeiten mehr als bei einer gewöhnlichen Engelsschar, die ja aufgrund ihrer Flügel relativ limitiert ist. Natürlich wäre auch das Spielen eines britonischen Soldaten oder Freischärlers denkbar und durchaus sehr fordernd, sowohl für den Spielleiter als auch für die Spieler. Eine sehr schöne weitere Variante im „Engel“-Rollenspiel ergibt sich durch die Möglichkeit, einen Sarieliten zu spielen, da die „normalen“ Engel schon sehr festgelegt sind und natürlich leicht erkannt werden, was Geheimmissionen und Räuber-und-Gendarm-Abenteuer schon sehr schwer macht. Daher sind nun neue Variationsmöglichkeiten gegeben.

Die Geheimnisse, die hinter den Dru und dem Sommerkönig stecken, sind zudem sehr interessant gewählt und bilden so in etwa das Gegenstück zur angelitischen Kirche, auch wenn die Möglichkeiten natürlich um einiges beschränkter sind.

_Fazit_

„De Bello Britannico“ ist eine sehr gelungene Erweiterung der „Engel“-Reihe und für Spielleiter, die die Invasion der britannischen Inseln nacherzählen wollen, ein absoluter Pflichtkauf. Wer sich dafür nicht interessiert, braucht den Quellenband nicht unbedingt, wird aber trotzdem seine Freude an dem Orden der Sarieliten haben.

http://www.feder-und-schwert.com/

Ergänzend:

[Engel-Grundregelwerk 2.0 1876
[Mater Ecclesia 2046
[Terra Nova: Der Schwur des Sommerkönigs 1 1533
[Terra Incognita: Der Schwur des Sommerkönigs 2 2283

Rees, Celia – Sommer im Haus der Wünsche

Amerika in den Siebzigern: Wie jedes Jahr verbringt der fünfzehnjährige Richard den Sommerurlaub mit seinen Eltern an einem kleinen Küstenort. Hier lebt auch sein Freund Dylan, dessen Vater der Campingplatz gehört. Früher durchstreiften sie gemeinsam die Wälder, doch jetzt muss der sechzehnjährige Dylan seinem Vater bei der Arbeit helfen. Richard macht seine Spaziergänge alleine. Dabei stellt er überrascht fest, dass einer ihrer Stammplätze, das verlassene „Wunschaus“, inzwischen wieder bewohnt ist. Hier lebt die exzentrische Künstlerfamilie Dalton, über die im Dorf die wildeste Gerüchte kursieren. Mutter Lucia ist eine rassige, attraktive Frau, die sich unbekümmert beim nackten Sonnenbaden zeigt und den verlegenen Richard sofort ins Haus einläd. Mir rauchiger Stimme verleiht sie dem Jungen den Spitznamen „Ricardo“. Vater Jay ist ein Maler, der sich nicht um die sexuelle Freizügigkeit seiner Frau kümmert. Der hagere Mann lebt nur für seine Kunst und ist stets auf der Suche nach neuen Objekten. Der jugendliche Sohn Joe teilt sich wie selbstverständlich einen Joint mit seiner Mutter und die bildschöne Clio, ein Mädchen in Richards Alter, begegnet ihm mit Abweisung. Richard ist verwirrt über das hippihafte Leben der Familie, die sich so ganz anders benimmt, als er es aus seinem Elternhaus kennt.

Bald drauf trifft er Clio in seinem Geheimversteck im Wald. Entgegen ihrer ersten Begegnung benimmt sie sich viel freundlicher, nähert sich ihm an, macht Avancen. Sie verabreden sich für den nächsten Abend und verbringen gemeinsam die Nacht. Der unerfahrene Richard ist fasziniert von der verführerischen Clio, gleichzeitig aber auch immer wieder verunsichert durch ihr Verhalten. Fast jeden Tag des Sommers verbringt er bei den Daltons, streift mit Clio durch die Wälder, nimmt an den ausgelassenen Partys teil und sitzt Jay Modell. Es ist der Beginn des aufregendsten Sommers seines Lebens, der die Schwelle zwischen Jugend und Erwachsensein bildet. Die Liebe zu Clio und die Bekanntschaft mit der Familie Dalton konfrontiert Richard mit neuen Erfahrungen, mit Sex, tiefen Gefühlen, Drogen und dem Tod.

Sechs Jahre später erhält Richard eine Einladung von Clio zu einer Vernissage. Das Wiedersehen und der Besuch der Ausstellung werden für ihn zu einer Reise in die Vergangenheit. Beim Betrachten der Bilder steigen schmerzhafte Erinnerungen in ihm auf, die sich nicht mehr verdrängen lassen …

Das Ende der Kindheit ist ein beliebtes Thema, das die Autorin hier aufgreift. Der letzte unbeschwerte Sommer, die erste Konfrontation mit dem Ernst des Lebens, der erste große Schmerz – all das sind die Facetten, die dieser Roman thematisiert und miteinander verwebt.

|Stärken und Schwächen der Charaktere|

Fast jeder Leser wird sich in den Erfahrungen des jungen Protagonisten wiederfinden. Richard ist ein typischer Fünfzehnjähriger, der zum ersten Mal im Leben nicht wirklich weiß, wo er sich einordnen soll, der in der Schwebe hängt zwischen Kindheit und Erwachsenendasein. Der Sommerurlaub mit seinen Eltern hat an Reiz verloren. Richard fühlt sich zu alt, um mit seinen Eltern Fernsehabende zu verbringen, und ist froh um jede Minute, die er außerhalb ihrer Reichtweite zubringen kann. Er entflieht der häuslichen Überwachung, die ihm in diesem Sommer bewusster ist als je zuvor.

Gleichzeitig aber macht er die schmerzhafte Erfahrung, dass er für seinen Freund Dylan zu jung ist. Dylan ist zwar nur ein gutes Jahr älter, doch der Sechzehnjährige ist in den vergangenen Monaten zu einem jungen Mann herangereift, der seinem Vater regelmäßig bei der Arbeit auf dem Campingplatz zur Hand geht und keine Zeit und keinen Sinn mehr für die Spiele mit Richard hat. Den Abend lässt er mit Freunden im Pub ausklingen, wo Richard wiederum noch nicht zugelassen ist. Obwohl sich die beiden immer noch gut verstehen, ist ein Bruch in ihre Freundschaft getreten. Die Interessen liegen zu weit auseinander, die Lebensumstände haben sich zu weit voneinander entfernt, als dass mehr als unverbindliches Plaudern möglich ist.

Das wilde Leben der Daltons bietet für Richard daher einen starken Reiz, eine neue Erfahrung, der er sich nicht entziehen kann. Jedes Familienmitglied übt auf seine Weise eine Faszination auf Richard aus, der sich mit einer völlig neuen Lebensweise konfrontiert sieht. Fast lächerlich scheint der Vergleich zwischen dem Künstler Jay, seiner frivolen Ex-Muse Lucia und auf der anderen Seite Richards spießigen Eltern. Vor allem die rassige Schönheit Lucia wird überzeugend und anschaulich geschildert. Ihre unverschämt roten Haare, so rot, dass sie „nie und nimmer echt“ sein können, ihre unbefangene Nacktheit und ihre herzlich-frivole Art, mit Richard umzugehen, lassen das unbeschwerte Leben der Hippies lebendig werden. Der wortkarge Jay ist nicht weniger interessant und noch erheblich mysteriöser für Richard. Bereitwillig sitzt er ihm stundenlang Modell, ist aber auch jedesmal froh, wenn die Sitzung beendet ist und er sich von Jay verabschieden kann. Für den Teenager ist unverständlich, dass Jay keine Eifersucht über die Affären seiner Frau zeigt, seine zeitweiligen Wutausbrüche verstören ihn.

Schwächer ist dagegen die Darstellung der zweiten Hauptperson, Clio. Bei der ersten Begegnung verhält sie sich abweisend und mürrisch, sagt Richard beim Abschied sogar direkt ins Gesicht, dass er sich in Zukunft von ihrer Familie fernhalten soll. Ganz anders dagegen ihr Auftritt bei ihrer Begegnung im Wald. Sie umgarnt Richard, unterhält sich begeistert mit ihm über Abenteuerromane und besteht darauf, die nächste Nacht gemeinsam in ihrem versteckten Lager zu verbringen. Für ihre radikale Haltungsänderung führt sie keinen plausiblen Grund an und Richard gibt sich mit den nichts sagenden Antworten zufrieden. Unbefriedigend ist auch seine Reaktion, als Dylan ihm gegenüber behauptet, er habe gleichfalls eine Affäre mit Clio. Zwar ist Richard im ersten Moment geschockt, doch es gelingt ihm, seine verletzten Gefühle vor Dylan zu verbergen und gute Miene zum bösen Spiel zu machen, besser, als es angesichts seiner Lage realistisch wäre.

|Licht und Schatten im Aufbau|

Positiv ist die Spannung, die den Roman von Beginn bis Ende durchzieht. Sie entsteht hauptsächlich durch die Vorankündigungen aus der Gegenwart. Der Leser erfährt, dass Clios Vater Jay, dessen Werke auf der Vernissage ausgestellt werden, verstorben ist, dass es sich um einen „bizzaren Tod“ handelte, der unmittelbar nach der Bekanntschaft mit Richard eingetreten sein muss und der wilde Schlagzeilen in den Zeitungen hervorrief. Erst ganz allmählich rollt sich die Vergangenheit auf, so dass am Ende die Fäden zusammengeführt werden und man kurz vor Schluss erfährt, was es mit Jays Tod auf sich hat und welche Rolle Richard dabei spielt.

Bis dahin verfolgt man interessiert vor allem Richards Begegnungen mit Jay; automatisch stellt man Mutmaßungen an, wie der merkwürdige Künstler enden mag. Sind Drogen im Spiel, ist es Selbstmord, ein Unfall oder gar Mord? Alles scheint möglich bei diesem undurchschaubaren Menschen, den man im gesamten Roman nie wirklich einzuschätzen vermag; die Andeutungen, die man zu Beginn erfährt, sind nur vage. Ebenso undurchsichtig ist zunächst das Verhältnis von Richard zu Clio, da man nicht erahnen kann, welchen Verlauf ihre Beziehung bis zum Ende des Sommers genommen haben wird.

Auch Richards Gefühle sind sichtlich gespalten; die Aussicht auf ein Wiedersehen mit seiner einstigen Geliebten erfreut und verwirrt ihn zugleich. Er fragt sich, warum sie darauf verfallen ist, ihn einzuladen nach all der Zeit; in die Aufregung mischt sich auch Angst vor der Konfrontation mit der Vergangenheit, vor möglichen Begegnungen mit Lucia oder Clios Bruder Joe, mit den Menschen aus jenem Sommer, der sein Leben so sehr verändert hat. Im Geist hört er Jays Stimme, die ihn davor warnt, die Einladung anzunehmen, doch der Drang, Clio wiederzusehen, und seine Neugierde sind stärker.

So spannend die Umstände um Jays Tod gestaltet sind, so schwach ist dagegen die Einbettung eines weiteren Konfliktes, der erst kurz vor Schluss Erwähnung findet und dessen Wirkung verpufft. Durch Zufall macht Richard eine schockierende Entdeckung, die für ihn nur eine entsetzliche Interpretation zulässt. Seine spontane Reaktion sorgt dafür, dass er sich mitschuldig an Jays Tod führt. Auch der Grund, weshalb Jay vom ersten Moment an so fasziniert von Richard ist und ihn unbedingt als Modell nutzen will, klärt sich erst sehr spät und kommt recht überraschend, so dass diese Wendungen ihre volle Wirkung so knapp vor Schluss nicht mehr voll entfalten können.

Mankos liegen auch in der Geschwindigkeit, in der sich die Handlung entwickelt. Zunächst ist Richard befremdet über die vielen Besucher der Familie Dalton, mit denen er Clio teilen muss; befreundete Studenten, Jays Ex-Frau mit ihren Kindern, weitere Künstler und Hippiegenossen bevölkern abends die Umgebung des „Wunschhauses“ und verwirren den scheuen Jungen. In wenigen Sätzen wird jedoch abgehandelt, dass sich Richard immer mehr an diese Gesellschaft gewöhnt und bereitwillig seine Kleidung zum Nacktbaden ablegt. Zu hastig, zu gedrängt und zu komprimiert liest sich diese rasche Entwicklung, bei der man sich wünscht, die Autorn hätte etwas länger an diesen Stellen verweilt, um Richards gewandelte Einstellung plastischer darzustellen.

Der Roman wartet zudem mit der originellen Idee auf, die Gemälde der Ausstellung in die Handlung miteinzubauen. Jedem Kapitel ist ein Auszug aus Beschreibung und Interpretation des jeweiligen Werkes vorangestellt, mit den offiziellen Angaben zum Bild und passend zum entsprechenden Handlungsabschnitt. Leider funktioniert es nur bedingt, die Bilder zum Leser zu transportieren, der seine ganze Phantasie bemühen muss, um eine ungefähre Vorstellung zu erhalten, wie sie wohl aussehen mögen – und selbst das ist im Endeffekt unbefriedigend. Zu abstrakt und oberflächlich sind halbseitige Beschreibungen, etwa wenn Märchenwälder oder pflanzenreiche Gärten das Thema bilden. Ideal wäre gewesen, wenn echte Bilder beigesteuert wären, was vermutlich aber einen zu großen Aufwand bedeutet hätte.

_Unterm Strich_ bleibt ein durchaus lesenswerter, aber in keiner Hinsicht überdurchschnittlicher Roman über Jugend, erste Liebe, erste Leidenschaft und das Ende der unschuldigen Kindheit. Nicht nur Erwachsenen, sondern vor allem jungen Lesern ab etwa fünfzehn Jahren bietet das Buch Raum zur Identifikation mit dem Protagonisten, mit seinen Problemen mit seinen Wünschen. Die Charaktere sind interessant, handeln aber teilweise zu unrealistisch. Der Spannungsaufbau ist gelungen, einige Stellen werden jedoch deutlich zu hastig erzählt. Die Sprache ist unkompliziert und weitestgehend schnörkellos, so dass sich der Roman, auch dank des geringen Umfangs, schnell lesen lässt.

_Die Autorin_ Celia Rees wurde 1949 in England geboren. Sie unterrichtete zunächst jahrelang an einer Schule, bis sie selber zum Schreiben kam. Ihr Fokus liegt auf Jugendromanen, oft angereichert mit mystischen Elementen. Zu ihren weiteren Werken gehören u.a. „Hexenschwestern“, „Piraten!“, „Hexenkind“ und „Das goldene Labyrinth“.

http://www.arena-verlag.de/

Domínguez, Carlos María – Papierhaus, Das

Die Liebe zu Büchern hat schon so manche Buchseite gefüllt. Immer wieder manifestieren Autoren ihre eigene Leseleidenschaft in einem Roman, der quasi als Huldigung an die Literatur zu verstehen ist. Manchmal werden richtige Schmöker daraus, wie [„Der Schatten des Windes“ 2184 von Carlos Ruiz Zafón.

Andere Autoren packen das Thema wiederum gänzlich anders an und erschaffen humoristische Fantasy, wie es Walter Moers mit [„Die Stadt der träumenden Bücher“ 2486 gelungen ist. Und wieder andere erschaffen auf weniger als hundert Seiten eine so schöne Hommage an das Lesen, dass man es bedauert, dass die Lektüre nicht länger als für einen verregneten Sonntagnachmittag reicht – so geschehen im Fall von Carlos María Domínguez und seiner Novelle „Das Papierhaus“.

Schon der Einstieg in die Geschichte ist gleichermaßen skurril wie liebenswürdig. Die Literaturdozentin Bluma Lennon kauft in einem Buchladen in London eine Ausgabe der Gedichte von Emily Dickinson und ist an der ersten Straßenecke bereits so vertieft in die neue Lektüre, dass sie prompt von einem Auto überfahren wird und stirbt. Ihren Platz an der Uni nimmt fortan ihr Kollege ein. Der staunt nicht schlecht, als ihn nach einigen Tagen ein Päckchen erreicht, das an Bluma adressiert ist und eine von Zementstaub verunstaltete Ausgabe von Joseph Conrads Roman „Schattenlinie“ enthält.

Auf der ersten Seite des Romans offenbart eine Widmung von Bluma, dass sie das Buch einem gewissen Carlos geschenkt hat. Das weckt die Neugier des namenlosen Ich-Erzählers. Er macht sich auf die Suche nach Carlos und will herausfinden, welche Geschichte hinter dem Buch steckt.

Eine Spur führt ihn nach Buenos Aires, wo er den Buchliebhaber Delgado trifft, der Carlos früher kannte. Der erzählt ihm die Geschichte eines geradezu fanatischen Bücherfreundes. Carlos‘ Haus ist ein grandioses Bücherrefugium – immens in seinem Umfang und verzwickt in seiner Katalogisierung. Als der Katalog bei einem Brand in Flammen aufgeht, fasst Carlos einen merkwürdigen Entschluss …

„Das Papierhaus“ ist eine wunderschöne, geradezu poetische Huldigung an das Lesen. Alle Figuren in Domínguez‘ Geschichte haben eines gemeinsam – sie lieben Bücher, teils auf eine gar besessene, fanatische Art. Für alle Figuren ist diese Leidenschaft lebensbestimmend. Sie durchdringt alles und ist der eine Punkt, um den in der Lebensausrichtung alles kreist – bei den einen mehr, bei den anderen weniger.

Blumas kurzer Auftritt wird so schnell beendet, wie er begonnen hat. Aber auch für die übrigen Figuren dreht sich alles um Bücher. Für den Ich-Erzähler, weil es sein Beruf ist, für Delgado, weil es seine ganz private Leidenschaft ist. Delgado hat sich eine separate Bücherwohnung eingerichtet, in der er sich verkriecht, um sich ganz dem Schmökern hinzugeben.

Doch verglichen mit Carlos‘ Buchleidenschaft wirk Delgados Verhältnis zu Büchern fast noch gesund und normal. Carlos ist ein richtiger Bücherjunkie. Er geht keinem Beruf nach, hat sein ganzes Leben dem Lesen gewidmet, um tagein, tagaus nichts anderes zu tun als Bücher zu kaufen, zu katalogisieren und zu lesen. Als bekennender Bücherwurm mag man bei der Lektüre ein wenig neidisch auf Carlos‘ bibliophil so ausschweifenden Lebensstil sein, aber mit dem Neid ist es schnell vorbei, wenn man sieht, zu welch einem Menschen Carlos seine Leidenschaft gemacht hat – mysteriös, einsam und wunderlich.

Jemand, der wie ich Bücher auch stets schneller kauft, als er sie gelesen bekommt, kann sich Carlos‘ ausufernde Leidenschaft sehr schön als mahnendes Beispiel vor Augen führen, um seine ungezügelte Buchleidenschaft ein wenig zu bremsen und in vernünftigen Bahnen zu halten. Als mahnender Zeigefinger wird „Das Papierhaus“ somit definitiv einen besonderen Platz in meinem Bücherregal finden und mich hoffentlich vor den Folgen maßlosen Bücherkonsums behüten.

„Das Papierhaus“ ist |das| Buch für alle, die gerade wieder einmal über die Anschaffung eines neuen Bücherregals nachdenken oder wiederholt die Buchrücken absuchen, nach Titeln, die in die zweite Regalreihe verbannt werden können, um Platz für die letzten Neuanschaffungen zu machen. Wer gerne liest und Bücher liebt, der wird sich in irgendeiner der Figuren dieser Novelle ganz bestimmt wiederfinden.

Was die Lektüre obendrein liebenswert macht, ist Domínguez‘ Erzählstil. Leichtfüßig, aber auch mit einer gewissen Poesie in den Worten, erzählt er seine Geschichte, die sich mal tragisch entwickelt, mal ironisch. Schnell wickelt er den Leser um den kleinen Finger, zieht ihn tief in seine kleine Geschichte hinein und lässt ihn erst wieder los, wenn es nichts mehr zu sagen gibt. Domínguez weiß auf eine ganz unscheinbare Art zu fesseln, und spätestens wenn der Ich-Erzähler sich in Buenos Aires auf Spurensuche begibt und von einem Buchhändler allerhand sonderbare Auskünfte erhält, mag man das Buch nicht mehr beiseite legen.

Kurzum, mit „Das Papierhaus“ ist Carlos María Domínguez ein liebenswerter kleiner Schmöker geglückt, der die Liebe zu Büchern in eine schöne Geschichte kleidet. Hinreißend erzählt und mit einem Sinn fürs Skurrile, ist „Das Papierhaus“ fantastische Lektüre für jeden, der eine Leidenschaft fürs Lesen hegt.

|Ergänzend dazu: Unsere [Rezension 1555 der Hörbuchfassung.|