Eh klar: Der Präsident ist ein Alien
Schon seit langem wird die US-Politik von insektoiden Aliens bestimmt, die aussehen wie Termiten. Nur hatte die Weltöffentlichkeit keine Ahnung davon. Die Präsidenten sind lediglich ihre Marionetten. Doch die Aliens sind eine aussterbende Rasse, die sich nur dadurch eine Zukunft sichern kann, das sie menschliche Gene in ihr eigenes Erbgut einschleust. Die ersten „Mischlingskinder“ geben zu Hoffnung Anlass. Bald wird man ein Virus auf die Menschheit loslassen, um die Erdbewohner vollends auszulöschen.
Die Autorin
Patricia Anthony, 1947 in den USA geboren (nicht zu verwechseln mit Piers Anthony!), veröffentlichte bei Heyne „Kalte Verbündete“, „Bruder Termite“ und „Gottes Feuer“. Sie ist vielseitig begabt, kann reiten und schießen, unterrichtete Englisch in Brasilien und seit 1991 lehrt sie Kreatives Schreiben an der Southern Methodist University in Dallas, Texas. Dort lebt sie heute auch. Anthonys Dauerthema sind die Aliens und wie wir Menschlein sie in unseren Alltag integrieren – ob im Weißen Haus („Bruder Termite“) , in der Heeresführung („Kalte Verbündete“) oder als Polizisten an der Ecke („Happy Policeman“).
Handlung
Schon seit Menschengedenken wird die US-Politik von insektenähnlichen Aliens bestimmt. Nur hatte die Weltöffentlichkeit keine Ahnung davon. Die Präsidenten sind lediglich Marionetten der Fremden. Wenn einer nicht mitspielt, wird er beiseite geräumt wie einst John F. Kennedy. (Klingt nach Heinlein? Nee, weit besser!)
Die Aliens sind eine aussterbende Rasse, die sich nur dadurch eine Zukunft sichern kann, dass sie menschliche Gene in ihr eigenes Erbgut einschleust. Die ersten „Mischlingskinder“ geben zu großen Hoffnungen Anlass. Bald wird man ein Virus auf die Menschheit loslassen, um die Erdbewohner endgültig zu beseitigen.
Die Aliens haben jedoch zunehmend Schwierigkeiten, die sich in der immer komplizierter werdenden amerikanischen Politik zurechtzufinden, deren chaotische Natur und deren Unwägbarkeiten ihrer streng rationalen insektoiden Gruppenmentalität zuwiderlaufen.
Und noch mehr lehrt sie Marian Cole das Fürchten, eine der unfreiwilligen Zuchtmütter, die ihnen Mischlingskinder „ausbrütet“. Marian hat sich vorgenommen, den Menschen die Insektenplage vom Hals schaffen will. Zum Glück für die Erdlinge findet Marian bei ihrem riskanten Vorhaben nicht nur Feinde, sondern auch Freunde unter den Aliens. Dieser Alien-Freund wird natürlich von den „normalen“ Aliens als Verräter betrachtet und lebt infolgedessen sehr gefährlich…
Mein Eindruck
Die Autorin erzählt mit satirischem Biss – die CIA-Agenten werden beispielsweise durch Aliens ersetzt. Treffsicher setzt sie ihre Gesellschaftskritik an den richtigen Punkten an. Doch bei den satirischen Seitenhieben bleibt es zum Glück nicht. Es muss auch eine emotional ansprechende Seite der Geschichte geben.
Anthony schildert daher die Freundschaft zwischen Marian Cole und ihrem Alien-Freund auf einfühlsame und komplexe Weise. Bei ihr sind die Gefühle zwischen Menschen und Aliens nie einfach. Hinzukommt noch, dass es ein Komplott gegen das Weiße Haus gibt, das Cole aufdeckt – und das sie weiter in den Zwiespalt ihrer geteilten Loyalität stürzt.
Dennoch fällt es dem Leser nie schwer, sich in der Handlung zurechtzufinden. Die Sätze der Erzählerin sind einfach bis zur Unscheinbarkeit, und doch vermag sie damit routiniert tiefe Wahrheiten auszudrücken. Dies ist große Erzählkunst. Daher bleibt letzten Endes nicht die Satire im Gedächtnis, sondern die menschliche Dimension der Geschichte, die, so viel darf verraten werden, in einer Tragödie endet.
Taschenbuch: 317 Seiten
Originaltitel: Brother Termite, 1993
Aus dem Englischen von Ingrid Herrmann
ISBN-13: 9783453094277
www.heyne.de
Der Autor vergibt: