Patricia Briggs – Rialla, die Sklavin (Sianim 1)

Sianim-Reihe

Band 1: „Rialla, die Sklavin“
Band 2: „Shamera, die Diebin“

Rialla ist Pferdeausbilderin im Söldnerstadtstaat Sianim. Das war sie allerdings nicht immer. Ehe ihr die Flucht gelang, war sie eine Tänzerin. Und eine Sklavin. Da lässt sie der Meisterspion der Söldner zu sich rufen. Er braucht jemanden, der für ihn nach Darran geht und herausfindet, wer hinter den Mordanschlägen auf Lord Karsten verantwortlich ist. Dafür hat er sich ausgerechnet Rialla ausgesucht. Aber will Rialla wirklich zurück an den Ort, der ihr noch immer Alpträume beschert?

Es ist schon eine Weile her, dass ich etwas aus Patricia Briggs‘ Feder gelesen habe. Damals gefielen mir ihre Bücher wirklich gut. Deshalb hat mich die Lektüre dieses Buches ziemlich überrascht.

Rialla ist mutig, zäh und manchmal auch listig. Letzteres vor allem, wenn sie „Drachenraub“ spielt, eine Art Schach.

Leider ist das schon so ziemlich alles, was es über sie zu sagen gibt. Und noch schlimmer ist es bei den Nebenfiguren wie dem Heiler Tris, Riallas Freund Laeth oder dessen Cousin Terran. Da gibt es im Grunde nur zu sagen, dass Terrans Charakterzeichnung für mich nicht stimmig ist. Sein Verhalten im Wald passt nicht zu dem, was er kurz zuvor noch in der Burg getan hat, nachdem er Rialla tanzen gesehen hat.

Auch der Entwurf der Welt hat mich nicht sonderlich begeistert. Am besten gefiel mir noch Tris‘ grüne Magie, die sich nicht allein mit der Heilkunst befasst. Auch was Rialla mit ihrer Fähigkeit der Empathie zustande bringt, ist interessant und neu.

Alles andere ist lediglich rudimentär ausgearbeitet. Über die Götter, die offenbar schlafen, erfährt man allein aus Terrans Tagebuch etwas. So etwas wie eine Vergangenheit scheint diese Welt überhaupt nicht zu haben. Und auch kulturelle Eigenarten der einzelnen Völker sind bestenfalls angedeutet.

Bleibt die Handlung. Und die gibt leider auch nicht allzu viel her. Tatsächlich fand ich eine einzige Szene wirklich gut, und das war Riannas Duell mit dem Schlingpflanzengeschöpf. Dieses Duell war immerhin inhaltlich interessant und von der Schilderung her gelungen, wenn auch nicht unbedingt spannend.

Der Rest der Handlung wirkte wie grob aus einem Holzklotz herausgehauen. Feinheiten fehlen völlig, alles entwickelt sich ziemlich rasch und dabei ruckartig. Die Erzählung fließt nicht, sie holpert. Außerdem ging mir vieles einfach zu glatt und zu leicht, vor allem die diversen Ausbrüche.

Dazu kommen logische Ungereimtheiten: wie kann es sein, dass zwei Leute sich auf der Burgmauer duellieren, ohne dass jemand etwas davon mitbekommt? Schwertergeklirr ist eigentlich ziemlich laut! Und sollte das nicht ausreichen, würde ich als Wache brüllen, so laut ich kann, um den Rest der Burg zu alarmieren! Der Wächter im Buch dagegen ist ausgesprochen schweigsam. Und ein unabhängiger Söldnerstaat mit einem mächtigen Geheimdienstchef verfügt tatsächlich über keinerlei Spione, die Darranisch sprechen, sodass der Chef auf eine Pferdetrainerin zurückgreifen muß?

Zu guter Letzt bin ich auch noch immer wieder über Formulierungen gestolpert, die in mir die Vermutung aufkommen ließen, dass der Text von jemandem übersetzt wurde, dessen Muttersprache nicht Deutsch ist. Anders kann ich mir die schlechte Wortwahl an manchen Stellen nicht erklären.

Kurz und gut: ich war ziemlich enttäuscht von diesem Buch, sowohl sprachlich als auch inhaltlich. Die Dialoge klangen teilweise gekünstelt, was zum Teil der schwachen Charakterzeichnung lag, zum Teil daran, dass gewisse notwendige Erläuterungen in wörtliche Rede gepackt waren. Die Handlung lief großteils nicht rund, und der Welt fehlt es an Flair. Letzteres bessert sich vielleicht im nächsten Band, der noch Gelegenheit zu weiterem Ausbau bietet. Und vielleicht gerät dann auch die Charakterzeichnung wieder weniger oberflächlich. Ich bin mir aber noch nicht sicher, ob mein Optimismus diesbezüglich groß genug ist, um die Fortsetzung tatsächlich zu lesen.

Patricia Briggs schreibt bereits über zwanzig Jahren, einige ihrer Bücher sind schon wieder out of print. Neben der Sianim-Reihe schrieb sie die Zweiteiler „Drachenzauber“ und „Rabenzauber“ und wirkte in Anthologien mit. Außerdem stammen aus ihrer Feder die Serien Alpha und Omega – für Frühjahr 2015 ist Band fünf mit dem Titel „Dead Heat“ angekündigt – sowie Mercy Thompson – Band acht dieser Reihe erscheint im Januar 2015 unter dem Titel „Night Broken“.

Taschenbuch 368 Seiten
Originaltitel: „Steal the Dragon“
Deutsch von Christina Neuhaus
ISBN-13: 978-3404207701

www.patriciabriggs.com
www.luebbe.de

Der Autor vergibt: (2.0/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (1 Stimmen, Durchschnitt: 5,00 von 5)