Paulo Lins – Seit der Samba Samba ist

Liebe, Leidenschaft, Samba

Der Roman „Seit der Samba Samba ist“ des brasilianischen Schriftstellers Paulo Lins führt seine Leser auf den Spuren des jungen, schwarzen Zuhälters Brancura in das Armen- und Hurenviertel von Rio de Janeiro. Hier sind Gewalt und Verbrechen an der Tagesordnung. Der Stärkste regiert und notfalls auch der, der am schnellsten mit der Waffe ist.

Obwohl er im Milieu sehr erfolgreich agiert und durchaus mit seinem Leben zufrieden ist, sieht Brancura in der nicht ganz unfreiwilligen Heirat mit Ivete eine Möglichkeit, ein angesehenes Leben mit einer Familie, einer Arbeitsstelle und einer Wohnung außerhalb des Hurenviertels zu beginnen. Doch der halbherzige Versuch misslingt – nicht zuletzt, weil er nicht von Valdirene lassen kann. Diese hat sich jedoch mit seinem ehemaligen Freund Sodre bereits einen anderen Mann gesucht, der, auch wenn Valdirene ihn zugunsten von Brancura wieder verlässt, sein persönlicher Feind und Rivale im Bett von Valdirene bleibt. Auch seinen Plan, sich dem Komponieren von Samba zu widmen, verfolgt er nicht mit Leidenschaft, obwohl er mit seinen Freunden bis in die Morgenstunden in der „Bar do Apolo“ diskutiert, trinkt, tanzt, singt und sich die notwendige Inspiration holen könnte.

Daher ist es schließlich der homosexuelle Aussenseiter Silva, der nicht nur mit Talent gesegnet ist, sondern auch beständig an Texten und Melodien feilt, dem es letztlich gelingt, einen Exklusivschreibvertrag mit einem berühmten Sänger zu schließen. Motiviert durch diesen Erfolg und zu neuem Selbstbewusstsein gelangt, beschließt die Gruppe aus der „Bar do Apolo“ dann auch, endlich ihre Idee von der Gründung eines Sambablockes, der den von ihnen entwickelten Samba mit einem neuen Rhythmus tanzen wird. Der Tanz und der Gesang vereinen schließlich die von Leidenschaft, Liebe, Eifersucht und Erotik ganz unterschiedlich geleiteten Charaktere des Buches, indem sie „dem Leben Farbe geben und dem Rassismus und der Intoleranz Einhalt gebieten, all dem grundlosen Hass, der nichts anderes als Feigheit ist.“

Bereits das Einganszitat von Ismalel Silva deutet darauf hin, dass die Protagonisten in diesem Roman nicht leicht zu mögen sein könnten und man ihnen daher offen und ohne Groll gegenübertreten sollte, weil sie durchaus Unüberlegtes tun, es jedoch nicht böse meinen. So sind die Charaktere des Romans auch allesamt Menschen vom Rande der Gesellschaft: Huren, arme Wäscherinnen, Kriminelle einfache Menschen, ohne Schulbildung, die sich auf ihre Art durch das Leben schlagen und Rat und Hilfe nicht bei anderen Menschen, sondern in ihrer Religion Umbanda suchen, in der sich die verschiedensten Religionen der Einwanderer und Ureinwohner Brasiliens vermischen: „die Heiligen aus den asiatischen Religionen und aus der katholischen Kirche, die Orixas aus dem Candomble, der Geist von Indianern, Exu, den Kindern, den Gaunern, den Pombagiras, den Zigeunern, den Seeleuten, von Vovo und Vovo“. Auf diese Weise erzählt der Roman nicht nur von der Entstehung des Sambas, sondern bietet in einfacher Sprache und ohne Zurückhaltung zugleich einen Einblick in ein schwieriges Leben und in eine faszinierende Kultur, deren Magie und Leidenschaft im von ihr erschaffenen Tanz deutlich wird.

Hardcover: 352 Seiten
Originaltitel: Desde que o Sambe é Samba
Ins Deutsche übertragen von Barbara Mesquita und Nocolai von Schweder-Schreiner
ISBN 978-3426199688

www.droemer-knaur.de

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