Per Meurling – Münchhausens erotische Abenteuer

Die Schlacht im Boudoir und andere kuriose Anekdoten

Baron Karl Friedrich Hieronymus von Münchhausen hat viele Abenteuer erlebt, über die es auch ausführliche Berichte gibt. Über seine großartigen Liebesabenteuer, die seinen mannigfaltigen anderen Erlebnissen in nichts nachstehen, wurde jedoch bisher kaum geredet. Diese bedauerliche Lücke schließt das vorliegende Buch, in dem die zahlreichen erotischen Begegnungen, die der liebenswerte Baron im Laufe seines langen Lebens hatte, wahrheitsgemäß geschildert werden.

Hier berichtet der Lügenbaron ausführlich, was bisher noch niemand von ihm wusste. Er beschreibt die „Wölfin“ von Petersburg, verrät, was er bei seinem Flug mit der Kanonenkugel wirklich sah, wie es ihm beim Sultan in Wahrheit erging und wie er sich mit der „Frau mit den Eisenkugeln“ vergnügte.

Der Autor

Von dem Schweden Per Meurling stammen auch „Gullivers neue Abenteuer“.

Die Erzählungen

1 Die großen Ahnen meines großen Geschlechts

Das Haus derer von Münchhausen zu Bodenwerder stammt direkt von Karl dem Großen ab. Der hieß ja auch so, weil er so einen Großen hatte, und damit beglückte er die Urahnin Rosamunde in einem Rübenfeld. Fortan waren alle Mit-Glieder des Geschlechts ebenso außerordentlich ausgestattet, und 40 Zentimeter Länge gehörte zur Norm des Hauses. Aus dem Quickie im Rübenfeld ging ja eine ganze Generation hervor. Mit dem wertvollen Geschenk des Kaisers, einem goldenen Medaillon, wurde der Grundstein des Wohl- und Adelstands der Münchhausens gelegt. Schier ohne Zahl sind die Groß-Taten der männlichen Mit-Glieder, aber das würde zu weit führen.

2 Warum ich diese neuen Memoiren schreibe

Man würde es nicht erwarten, aber die Frau des Barons, die liebenswerte Baronesse Eleonore von Hochstapel, ist zwar im Bett eine Kanone, aber außerhalb des Schlafzimmer das prüdeste Frauenzimmer, das man sich vorstellen kann. Die unteren Regionen dürfen nie erwähnt werden – natürlich auch nicht in der Erstausgabe von „Münchhausens Abenteuern“! Deswegen wimmelt es dort von kryptischen Formulierungen, die auf die Verschlüsselung zurückgehen. Da ist von Wölfen die Rede, die das Inbild der Schönheit gewesen seien, und dergleichen Unsinn mehr.

Während er eines Tages mit seiner trauten Familie (1 Weib, 6 Kiddies) gemütlich auf dem Donnerbalken des Außenklos sitzt, fällt es dem Baron wie Schuppen von den Augen, was wirklich notwendig ist: die Wahrheit zur erzählen, die lautere Wahrheit. Es ist eine Aufgabe, die unter höchster Geheimhaltung erledigt werden muss. Das Ergebnis darf natürlich erst NACH dem Ableben der lieben Eleonore veröffentlicht werden…

3 Die Wölfin von Petersburg

Zu den ersten, unverschlüsselt erzählten Abenteuern gehört Münchhausens Zähmung der berühmten Kokotte Vera Popowa, genannt, die „Wölfin von Petersburg“. Ein kleiner sprachlicher Exkurs ins alte Pompeji erklärt den Begriff „Wölfin“: So wurden die Huren in den antiken Bordellen genannt, wenn sie einen Freier nach Ablauf der bezahlten Zeit – es gab ja schon Sanduhren – hinauswarfen.

Auch die Popowa war so eingestellt. Alle Gardisten scharwenzelten vergeblich um sie herum; sie wollte nur ihr Gold. Doch Münchhausen trifft gewisse Vorbereitungen in seinem Schlafgemach, bindet sie an ihrem langen goldenen Haar fest und beginnt, sie mit einer Rute zu traktieren, erst mit einer echten, dann mit der in seiner Hose. Erst nachdem er sie dergestalt kirre gemacht hat, erlaubt er ihr, ihm nachzulaufen, und manchmal erhört er sogar ihr Flehen.

4 Der Hengst und die jungen Damen

Der Freiherr ist häufig in Litauen bei Freunden zu Gast, denn es liegt ja auf halbem Weg zwischen Hannover und St. Petersburg. Er ist vier Tage auf der Jagd gewesen und nach Frauenfreuden völlig ausgehungert. Ihm wird ganz blümerant zumute, als er zehn junge Damen auf dem Gut seines Freundes vorfindet – und sie nackt im nahen See baden sehen muss. Die Tantalusqualen sind kaum auszuhalten, und ihm kommt der Gedanke an Selbstverstümmelung oder, schlimmer noch, O-na-nie! Die wohlerzogenen Mademoisellen wagen nicht, ihn irgendwie zu ermutigen.

Der Zufall hilft ihm aus der Klemme. Sein Freund und Gastgeber will einen ungebärdigen Hengst zähmen, doch alle scheitern. Karl Friedrich Hieronymus sieht sich geradezu eingeladen, seine Reiterkünste unter Beweis zu stellen. Er bezwingt den wilden Hengst und galoppiert mit ihm geradewegs durchs Fenster des Schlosses auf einen Tisch, an dem die zehn Dämchen gerade beim Tee sitzen. Die Aufregung ist groß. Sie wird noch größer, als der Hengst die dargebotenen Dekolletés der Damen zu schätzen weiß und seinen mächtigen Schwengel aufrichtet. Nur die vorwitzige Henriette wagt diese Einladung zur Liebkosung anzunehmen. Doch dabei bleibt es nicht, denn sie braucht einen Partner mit eher menschlichen Maßen…

5 Der vielfüßige Hase

Gretchen Hase, das rothaarige Töchterchen eines Landwirts, entdeckt in den Blaubeerbüschen des nahen Waldes von Müllerheim die Freuden der Liebe. Der erste Glückliche ist Ephraim, ein Pfarrerssohn, der sie auf der Eichhörnchenjagd entdeckt und alsbald mit der Kanone in seiner Hose erlegt.

Ihre Mutter wundert sich über die blauen Flecken auf Gretchens Hinterteil (niemand außer dem Adel trug zu dieser Zeit Unterwäsche, denn sie war zu teuer), aber sie ahnt nicht, dass es bereits zu spät ist, sich um Gretchens Tugend zu sorgen. Warum nennt der Baron sie nun den vielfüßigen Hasen? Ganz einfach: War Gretchen unten, hatte sie vier Beine, aber genauso gut gefiel es ihr, oben zu sein, und den fliegenden Wechsel beherrschte sie auf dem Effeff.

Nach drei Jahren dieser erfrischenden Aktivitäten willigt Gretchen ein, die Frau von Pfarrer Matthias zu werden. An den Hochzeitstag und seine verwirrenden Rätsel sollen sich die Leute von Müllerheim noch lange erinnern. Denn als Gretchen vor dem Traualtar steht, erblickt sie in der Hose von Traupfarrer Dieter eine solch vielversprechende Wölbung, dass sie sofort auf einem fliegenden Wechsel (s.o.) der besonderen Art besteht. Nach kurzem Streit wird die Trauung von Matthias vollzogen, und in der Hochzeitskutsche sitzt ein glückliches Gretchen, das sich über eine vielversprechende Entdeckung in Dieters Hose freut…

6 Was ich von der Kanonenkugel aus sah

Im Verlauf des 18. Jahrhundert geraten sich die Russen und Türken derart in die Haare, dass sie einander den Krieg erklären. Münchhausen ist gerade für die Russen in Georgien, als er mit der schönen Katinka endlich mit einem Abschuss zum Abschluss kommt – leider vorzeitig! In der Hoffnung auf eine zweite Chance nimmt er von ihr Abschied, doch der Kriegsausbruch zerstört diese Hoffnung. Stattdessen kommt es zu seinem legendären Flug auf der Kanonenkugel. Wie es dazu kam, ist in seinen „Abenteuern“ nachzulesen.

Was bekommt er während seines Fluges nicht alles im türkischen Heerlager zu sehen! Die türkischen Kavalleristen treiben es mit ihren Pferden. Das dürfte bei den Hengsten etwas schwierig sein, überlegt der Baron, und tatsächlich liegt die Erklärung nahe: Die Türken sind Hinterlader, bei Männlein wie Weiblein. Doch wesentlich erfreulicher ist der Anblick, den die Dächer der Häuser in der Stadt bieten: Die Ehemänner kommen bei Sonnenaufgang ihren Pflichten nach und beglücken ihre Frauen, dass denen Hören und Sehen vergeht.

Eine solche Stadt ZUM PASSENDEN ZEITPUNKT (wie Jack Sparrow sagen würde) zu erobern, ist jetzt nur noch ein Kinderspiel. Und der Baron lässt es sich nicht nehmen, die süße Suleika auf eine Weise zu beglücken, an der ihr Ehemann fortan gehindert ist, Verblüfft konstatiert er, welchen Durst Suleika auf seine männlichen Ergüsse an den Tag legt. Andere Länder, andere Sitten.

7 Die magischen Kirschbaumzweige (Zimski 01)

Der Freiherr und seine russische Einheit liegen bereits unweit von Konstantinopel, als er ein unerwartetes Angebot erhält. Ein Offizier namens Zimski, der sich Philosoph schimpft und Revoluzzer nennt, behauptet nämlich, seine türkische Freundin Mira würde sich mit Kirschbaumzweigen befriedigen. Jawoll, und wäre das nicht genug, so sprössen an besagten Zweigen nach der Benutzung sowohl grüne Blätter als auch süße rote Früchte. Man sieht, der Mann kann dem Baron in Sachen Hochstapelei durchaus das Wasser reichen. Ungläubig will Münchhausen dieses Mirakel selbst in Augenschein nehmen.

Gesagt, getan. Zimski führt seinen Kollegen durch verborgene Gassen in geheime Winkel, bis er endlich an eine Tür gelangt, die von einem sprechenden Papagei und einem Diener mit einem Ziegenbockgesicht bewacht wird. Beide lassen die Besucher zu der Dame der Wunder vor. Diese hat zwei Bitten: Sie dürfen sie nur durch einen Spiegel ansehen und zweitens sollen sie von dem lieblichen Kraut in den Pfeifen, die sie ihnen reicht, schmauchen. Der Rauch muss von Opium oder Haschisch stammen, denn schon bald wird dem Freiherr recht schwummrig zumute.

Doch da beginnt Mira schon mit ihrer Vorstellung. Sie hat nicht weniger als sechs Kirschbaumzweige parat und jeder sieht in der Tat wie ein steifer Penis aus. Die Show beginnt…

8 In türkischer Gefangenschaft

Es war so leicht, sie alle gefangenzunehmen, stöhnt der Freiherr innerlich. Er und seine Kameraden saßen gerade mit übelstem Durchfall auf dem Donnerbalken der Feldlatrine, als türkische Janitscharen sie umzingelten. Immerhin durften sie noch ihre Notdurft zu Ende führen, doch dann ging’s ab auf die Galeere nach Konstantinopel. Nun kniet unserer wackerer Chronist nackt auf der Plattform für die Sklavenauktion und hat die zudringlichen Griffe der Interessenten zu erdulden. Bei jeder Aufmüpfigkeit hagelt es Peitschenhiebe. Auf einmal wird es still vor der Bühne.

Eine tief verschleierte Frau nähert sich der Bühne, und alle verbeugen sich ehrerbietig vor ihr. Sie muss mit dem Sultan verwandt sein, denkt der Freiherr. Sie unterzieht die Gefangenen einer einfachen Prüfung. Vor ihren weiblichen Reizen werden alle Penisse steif – und wieder schlaff, bis auf den unseres Helden. Gekauft!

Wenig später findet er sich in den schwerbewachten Gemächern der türkischen Schönheit wieder und wird einem Härte-Test unterzogen. Sein vorzeitiger Erguss erfreut die Prinzessin nicht gerade, aber sie gibt ihm eine zweite Chance, mehr Selbstbeherrschung zu zeigen. Diese Prüfung besteht er mehrmals mit Bravour, aber die Ritte mit der Schönen – sie oben, er unten – sind etwas gewöhnungsbedürftig.

Zumindest bis sie ihm die Handfesseln abnimmt und ihn mit in den Garten nimmt. Dort bricht er beim Anblick einer simplen Tanne in Tränen aus, ist sie doch in seiner nordischen Heimat der häufigste Baum. Nun darf er ihren Dienst verlassen und als Berater in die Dienste des Sultans, ihres Erzeugers, treten.

9 Im Dienst des Sultans

Der Freiherr steigt zum Diplomaten auf und nach einer erfolgreichen Mission in Kairo (siehe unten) belohnt ihn der sehr zufriedene Sultan mit drei Frauen aus seinem persönlichen Harem. Sie heißen Aischa, Myrna und Fatima. Der berauschende Duft ihrer Vulven lässt selbst den Penis des Esels erigieren, der ihren verdeckten Karren zieht. Flugs werden sie in das Gemach unseres Helden gebracht, wo sie sich ausziehen müssen. Als er seinen Großen präsentiert, geht das Ausziehen sehr viel schneller. Was für Grazien! Und wie ausgehungert! Da der Harem des Sultans so ungeheuer groß ist, hat der Herrscher nur einmal im Jahr Gelegenheit, einer seiner Frauen beizuwohnen. Diese Mädels sind so scharf, dass sie wie Hyänen ÜBEREINANDER herfallen, weil sie streiten, welche als erste beglückt werden soll: „Ich zuerst! Nein, ich!“

Unser Held erkennt die kommende Gefahr und flüchtet vor die Tür. Als der Kampfeslärm verstummt ist, lugt er durchs Schlüsselloch. Alles ruhig. Der Staub der Schlacht hat sich gelegt, ebenso die erschöpften Mädels. Er bestimmt, dass das Los entscheiden soll, welche zuerst das Glück hat, seinen Großmast zwischen ihren Schenkeln zu spüren, damit er im Hafen der Liebe vor Anker gehen kann. Aischa gewinnt und stürzt sich auf ihren neuen Herrn. Und so geht es die ganze Nacht…

Der Sultan hat sehr seltsame Gefangene gemacht: einen schottischen Prediger und seine nicht weniger hochverhüllte Ehefrau. Er hat rotes Haar und sehr blaue Augen sowie einen Mund, der ständig zu predigen scheint – und im Arm natürlich eine schwarze Bibel. Er sieht insgesamt aus wie eine schwarze Vogelscheuche, seine Frau nicht minder. Aber das lässt sich ändern, rät Münchhausen. „Gebt dem Mann in einem Privatgemach eine knuddelige Haremsdame und Ihr werdet schon sehen, wie die Steifheit aus dem Kopf in ganz andere Regionen wechselt!“ Gegen den lautstarken Protest seiner Frau, die Besitzansprüche erhebt, wird der Mann den Freuden der Liebe zugeführt – und kann den ganzen Tag nicht mehr davon lassen…

10 Ein Wiedersehen mit Zimski (Zimski 02)

Der Freiherr hat um die Entlassung aus den Sultansdiensten gebeten und sie erhalten. Nun trifft er in St. Petersburg seinen Freund Zimski wieder, den fatalen Philosophen. Doch wie sieht Zimski aus! Er liegt ausgestopft in einer Vitrine des Naturkundemuseums, flankiert von Adlern und Geiern. Sein Schnurrbart ist ebenso meterlang wie sein Haupthaar. Am verblüffendsten: Aus seinem offenen Hosenschlitz ragt sein erigierter Penis empor. Auf der Vitrine steht: „Ein Kriegsheld“. Auf Nachfrage erfährt der erschütterte Freiherr die erstaunliche Vorgeschichte. Danach regt er die Umbenennung an: „Ein aufrechter Kriegsheld“.

11 Mit dem Onkel meiner Frau auf Reisen

Die Gattin Eleonore freut sich zwar über das Wiedersehen mit ihrem Gatten, legt aber im Bett enttäuschend geringes Feuer an den Tag. Hieronymus geht also lieber auf die Jagd auf Rebhühner.Dabei wird er bei der Begegnung mit dem „Kajüten-Fritz“, Eleonores Onkel, erstaunt Zeuge, wie dieser Flachlandtiroler sowohl einen Reichsgrafen wie einen Hannoverschen Kaufmann ins Jenseits befördert. Erschüttert ob dieser „Heldentaten“ lässt er sich vom Admiral i.R. eine Geschichte erzählen.

Fritz lebte vor Jahren in Bombay, Indien, und verlobte sich mit einer schönen Engländerin. Die Lady führte das exklusivste Bordell der dortigen britischen Kolonie. Er machte ihr eines Abends am idyllischen Strand einen Heiratsantrag und steckte ihr seinen Verlobungsring mit ihrer beider Namen an den Finger. Mit der Absicht, es sich zu überlegen, ging sie im Meer schwimmen – kehrte jedoch nie zurück, was ihn sehr betrübte. Erst Jahre später erlegten er und der Freiherr ein riesiges Krokodil von 14 Metern Länge, in dessen Magen sich eben jener Ring fand: Die Identität wurde durch die beiden eingravierten Namen bestätigt.

12 Im Leib des Walfisches

Aus Frust über Eleonores anhaltende Lustlosigkeit bucht Hieronymus eine Schiffsreise in die Neue Welt. Das Segelschiff trägt den traditionsreichen Namen „Mayflower“. Doch er segelt nicht allein, sondern mit der schönsten Frau in ganz Hannover: Liselotte, eine von 300 Freiern angebetete Lebedame. Alsbald kommt auf der wochenlangen Überfahrt im gemeinsamen Bett eine gewisse Langeweile auf – bis zu jenem Tag, an dem das Schiff zu hüpfen anfängt.

Da er und seine Liebe gerade im Bett einer alten Gewohnheit frönen, kommt es zu einigen heftigen Stößen mit Tiefenwirkung. Hoppala, denken die beiden, und das Feuer der Lust fährt ihnen in die Glieder. Das Wetter ist ausgezeichnet, woher also kommen diese Hüpfer? Wie sie herausfinden, ist es ein riesiger Walfisch, der dem Schiff zusetzt, bis ihn eine Jagdmannschaft durch einen Augenschuss vertreibt.

In den USA trennen sich die Wege des Paares, doch Jahre später führen die Wege sie in Paris wieder zusammen – im Inneren jenes besagten Walfisches, in dem Liselotte ein exklusives Bordell eingerichtet hat – was sonst?

13 Die Frau mit den Eisenkugeln

Auf seine alten Tage empfängt der Freiherr auf Gut Bodenwerder alte Freunde. Darunter sind auch Kasim und Reshid, zwei Ägypter, mit denen er in Kairo ein ganz spezielles Abenteuer bestand. Er war im Auftrag des Sultans in die Nilmetropole gereist (siehe oben) und nach errungenem Erfolg wollte er sich ein wenig Entspannung gönnen…

Er geht gerade durch eine Gasse in der Altstadt, als eine Alte ihn am Arm zupft. Ihre junge schöne Herrin wolle ihn sprechen, aber heimlich und allein. In einem verborgenen Garten sitzt tatsächlich eine junge Schönheit, deren Anblick am Freiherrn einen prächtigen Ständer hervorzaubert. Doch ach, sie ist angekettet! Wie soll da ein trautes Liebesspiel zustandekommen, fragt er sich. Ihr eifersüchtiger Ehemann, ein Goldschmied, hat seine junge Frau an zwei riesige Eisenkugeln angekettet, um sie am Davonlaufen zu hindern.

Da kommt unserem Helden eine geniale Idee: Er ruft die beiden Gewichtheber Kasim und Reshid zu Hilfe, die in der Nachbarschaft wohnen. Glücklicherweise sind sie in der Lage, die schweren Eisenkugeln zu heben, so dass dem Liebesspiel nichts mehr im Wege steht. Und sie beschweren sich erst nach einer Stunde…

Nachwort

Wie segnete nun der edle Freiherr das Zeitliche? Auskunft erteilt darüber sein Land- und Förstermeister Kasimir Huss. Sein Dienstherr, so berichtet er, hatte bereits das 82. Lebensjahr erreicht, als ihn der Schlag traf. Er vergnügte sich mit einer Hannoverschen Hure namens Kathrine, als die ihn in seiner Ehre kränkte. Daraufhin befahl er Kasimir Huss, auch die beiden Schwestern der Hure zu holen, damit er seinen Großmast in ihnen versenken könne. Dabei spielten allerdings 60 Flaschen Wein allerdings eine verhängnisvolle Rolle. Huss vernachlässigte seine Pflicht, und für den Freiherrn kam jede Hilfe zu spät. Die drei „Damen“ jedoch waren für eine ganze Weile bewusstlos.

Die Übersetzung

Der stilistisch überragende Text ist bemerkenswerterweise frei von jeglichen Druckfehlern, was ich auf den ausgezeichneten Korrektor des Gala Verlags zurückführe. Der Gala Verlag hat Heyne die Lizenz für das Taschenbuch erteilt.

Es gibt eine sprachliche Besonderheit, die vielleicht ganz interessant ist. Wenn die Rede von „Titten“ ist, so sind damit keineswegs Brüste gemeint, sondern deren Nippel. Die Bezeichnung „Titten“ für Brüste hat sich erst durch den Einfluss des US-Englischen hierzulande eingebürgert, ist aber falsch: Titten sind Zitzen.

Unterm Strich

Die erotischen Memoiren des Lügenbarons sind stilvoll und amüsant erzählt. Es gibt viele einfallsreiche Umschreibungen sowohl für den Akt als auch die menschliche Anatomie. Ich fühlte mich nicht nur bestens unterhalten, sondern zudem mit überraschenden Informationen versorgt. Dazu gehören beispielsweise die Gewohnheiten der türkischen Männer, was die Benutzung der weiblichen Hintertür anbelangt. Diese Information wird von Sonia Rossi in ihrem Buch „Fucking Berlin“ bestätigt. Die Erklärung ist simpel: Analer Sex verhindert ungewollte Schwangerschaft, ohne die (männliche) Lust zu mindern.

Die Frauenfiguren

Die Bandbreite der hier vorgestellten Frauen ist erstaunlich groß, sie reicht von hannöverschen und russischen Kurtisanen bis zu Haremsdamen und Prinzessinnen bis zu diversen Ehefrauen. Die meisten sind bemerkenswert aktiv, so etwa die Dame in Kairo, Gretchen Hase und Liselotte, die Hure. Die drei Grazien aus dem Serail prügeln sich sogar, wenn es um die Vergnügungen der Liebe geht. In diesem Reigen zeigt Gretchen Hase die größte Eigeninitiative und sie bewegt sogar ihren Bräutigam, hinter den Mann ihrer Wahl zurückzutreten. Nicht nur, weil Münchhausen in dieser Anekdote fehlt, sticht sie unter den Beiträgen heraus. Gut möglich, dass der schwedische Auto eine Anekdote aus seiner schwedischen Heimat hier eingeschmuggelt hat, die auf Tatsachen beruht.

Tiere und Mumien

Nicht wenige Tiere kommen vor, darunter auch der fabulöse vielfüßige Hase. Natürlich darf der Leser die Geschichten nur cum grano salis goutieren. Da müssen mitunter mehr als zwei Augen zugedrückt werden, so etwa bei der Mumie des wackeren und sehr aufrechten Zimski – die Parodie auf die Verherrlichung des männlichen Gliedes. Aber was wäre das Leben ohne ein paar zünftige Anekdoten? Man denke nur an Lemuel Gulliver und Marco „Millione“ Polo. Der Mensch will unterhalten werden. Die Italiener sagen: „Und wenn es auch nicht wahr ist, so ist es doch gut erfunden.“

HINWEIS: Dieser Band wurde am 27.8.1982 (Banz.-Nr.158) von der Bundesprüfstelle indiziert. Man kann dies im Rückblich als eine Art Ritterschlag auffassen.

Taschenbuch: 128 Seiten
Originaltitel: Münchhausens erotiska äventyr
ISBN-13: 9783453501041

www.heyne.de

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